Temperaturen um die dreißig Grad Celsius. Schwüles Wetter und drückende Luft. Der Spätsommer zeigt sich nochmal von seiner besten Seite und die letzten Tage herrschte wirklich schönes, warmes Wetter. Klar, dass jetzt noch mit guten Aalfängen zu rechnen ist. Denn auch die Wassertemperaturen sind angenehm und die „Schlängler“ schlagen sich noch einmal ordentlich den Bauch voll. Vor allem mit weichen Krabben. Der Stoffwechsel der Wollhandkrabben arbeitet zu dieser Jahreszeit besonders stark und sie wachsen rasant. In ihrem Panzer wird es ihnen dann aber schnell zu eng und sie müssen sich häuten. Für diesen Vorgang verstecken sie sich unter Steinen, bis der Prozess abgeschlossen ist. Genau hier kann man sie jetzt suchen und auch finden. In den Steinpackungen der Gezeitenflüsse bei Niedrigwasser.
Bild: W. Krause
Eine stabile Seitenarmmontage fliegt tüddelfrei und hakt jeden Aal, der Aberdeen-Haken hat dabei die ideale Form für das Maul.
Ganz weich müssen Krabben für Aal sein
Zugegeben – einfach ist es nicht, diese Köder zu besorgen. Aber es lohnt sich! Viele meiner größten Aale konnte ich auf diesen Köder fangen. Die Krabben sollten bei der Verwendung als Hakenköder unbedingt weich sein. Das bedeutet, dass der Panzer noch nicht wieder ausgehärtet ist. Somit ist die Krabbe einfacher an den Haken zubekommen und das Fleisch kann spielend leicht von den Aalen gefressen werden. Harte Wollhandkrabben haben sich bei mir als nicht erfolgreich herausgestellt. Ich verwende ein Stück, das in etwa so groß ist wie mein kleiner Finger. Das Stück der Krabben wird vom Aal gerne genommen. Bei größeren Stücken gibt es häufiger Fehlbisse und bei kleineren Stücken ärgert man sich manchmal mit Fehlbissen von Weißfischen wie Brassen, die auch eine weiche Wollhandkrabbe zum Fressen gerne haben. Die Krabbe wird dann zusätzlich noch mit Bait Elastic-Garn umwickelt. Somit kann man manchmal gleich mehrere Aale mit dem Superköder fangen. Das ist besonders praktisch, wenn man nicht so viele davon verfügbar hat. Ein, zwei kleine Beinchen auf dem Haken fixieren zusätzlich die Krabbe und der Aal hat etwas „Crunchiges“ zum Kauen. Die Aale, die sich damit fangen lassen, sind oftmals Breitköpfe und deutlich größer als die wurmfressende Fraktion.
Bild: W. Krause
So groß muss das Stück Fleisch der Krabben für den Aal sein: Groß genug, um Brassenbeifänge zu vermeiden, aber klein genug für das Aalmaul.
Bild: W. Krause
Die weiche Wollhandkrabbe ist ein Topköder für Aal. Schwer zu bekommen, doch wer sie hat, hat einen echten Trumpf. Sie wird mit der Schere zerschnitten.
Bild: W. Krause
Krabbenstücke zum Aalfang: Diese Streifen sind ideale Hakenköder.
Würmer am Aberdeen, keine Fehlbisse mehr
Aber nicht nur Krabben fangen Aal. Es gibt wohl deutschlandweit keinen Köder, der mehr Aale gefangen hat, als der gute, alte Tauwurm. Doch auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Köder anzubieten. Ich setze persönlich gerne auf eine eher ungewöhnliche Art und Weise, den Wurm zu beködern. In Tidengewässern verwende ich meist einen langschenkligen Haken in Aberdeen-Form. Dieser ist vielen Anglern unter dem Namen „Butthaken“ bekannt. Butts (Plattfische) haben, genau wie Aale, aber auch wie Hornhechte, ein extrem kleines Maul. Diese Erkenntnis können wir Angler sehr gut technisch ausnutzen.
Durch das kleine Maul können sie den langschenkligen Haken nicht quer ins Maul aufnehmen. Dadurch wird ihnen beim Biss vorgegeben, wie sie den Köder zu schlucken haben. Quer geht es nicht und auf der anderen Seite ist die Vorfachschnur. Somit bleibt also nur die Möglichkeit, den Haken auf der Seite mit dem Hakenbogen, also richtig herum zu schlucken – also bekommen wir nur sehr wenige Fehlbisse.
Bild: W. Krause
Würmer fangen ebenso gut wie Krabben und sind etwas besser zu bekommen. Der Autor sucht seine Würmer jedoch am liebsten selbst, weil sie viel agiler als die gekauften sind.
Der Biss zeigt die Größe des Aals
Ich ziehe den Wurm circa zu einem Drittel auf den Haken auf. Zwei Drittel des Köders können sich weiter bewegen und machen den Fisch durch ihr Gekrabbel aufmerksam. Ein Wurm, der einfach stumpf aufgezogen wird, bewegt sich nicht mehr. Allerdings haben ich die Erfahrung gemacht, dass ein frischer, sich bewegender Köder deutlich mehr Bisse produziert und am Ende des Tages auch mehr Fische im Eimer landen. Wichtig ist bei dieser Beköderung den richtigen Moment für den Anhieb zu wissen. Wenn der Aal den Köder gewittert hat, fängt er im Regelfall an, ihn von hinten (unten) zu fressen. Das geben schon die Strömungsverhältnisse in einem Tidengewässer vor. Der Aal frisst immer weiter, und an der Rutenspitze macht sich das als stetiges Wippen bemerkbar. Hat der Aal den Hakenbogen erreicht, greift der Haken automatisch im Fischmaul. Die Rutenspitze geht dann krumm und der Aal sitzt. Nun kann die Montage eingeholt und der Fisch gelandet werden. Oftmals kann man sogar schon am Biss erkennen, wie groß tatsächlich der Aal ist, der gerade beißt – und ich wünsche Ihnen natürlich nur die größten Aale!