"Schatz - ich geh mal zwei Stündchen fischen" - so verabschiedete ich mich gestern gegen 16 Uhr von meiner Frau. Ich hatte mir fest vorgenommen, gegen 20 Uhr auch wieder zu Hause zu sein, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Gegen 17 Uhr traf ich mich mit Angelkollege Rene, Spinnfischen mit dicken Gummilatschen und schwerem Gerät war angesagt. Schließlich haben die Zander ja Schonzeit und irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben. Um mögliche Zanderfänge nahezu auszuschließen, fischten wir die dicksten Gummis, die die Angeltasche hergab, montiert an einem 60 Gramm-Kopf deutete sich "Schwerarbeit" an.
Nach 15 Minuten Fußmarsch trafen wir am anvisierten Angelplatz an, nach dem ersten Wurf fragte mich Rene im Spaß "Geht was" und meine Antwort war "noch nicht ein Biss - das wird nix". Der nächste Wurf - nix.
Beim dritten Wurf kam der gewohnt harte Biss,gefolgt von ebenso hartem Anhieb und ein Drill begann. Ich rief zum Kollegen, dass er bitte mal rüberkommen soll um den vermeintlich guten Zander im Wasser abzuhaken, doch der gute Zander entpuppte sich als den erhofften Zielfisch - ein Küchenwaller von knapp über 90 cm.
Was war die Freude groß und beim Gedanken an das Essen lief mir das Wasser im Munde zusammen. Wir befischten die Stelle anschließend noch ca eine halbe Stunde, doch da nichts mehr geschah, wechselten wir auf einen anderen Platz.
Auch hier tat sich erstmal nix - nach ca. 10 Wurf kam wieder der harte Schlag in die Rute, was dann begann, hatte ich bis dato noch nicht erlebt in heimischen Gewässern. Ich konnte nach dem Biss noch nicht mal einen Anhieb setzen, da der Fisch sofort abzog, Biss und Flucht waren eine einzige Bewegung des Fisches. Zum Glück bin ich bei der Schnur auf Nummer sicher gegangen und hatte ein 40 Kilo tragendes Geflecht auf der 4000er Sargus, so konnte ich dem Fisch ordentlich meine zwei Meter und geschätzte 110 Kilo entgegen setzen, nach ca 15 Minuten war der Fisch dann bereit zur Landung. Rene-ein Mannsbild von 165cm und 57 Kilo Gewicht packte souverän zu und landete den Fisch mit beidhändigem Wallergriff. Geil - neue PB war mein erster Gedanke, den Fisch schätzte ich spontan auf 170 cm.
Hier ist ein Bild von ihm :
Dann kamen die "Probleme" - was tun mit dem Fisch ?
Ein Zurücksetzen war nicht möglich, der Fisch war völlig ausgepowert, die Strömung trotz des Niedrigwassers knüppelhart. Der Fisch wäre von der Strömung erfasst und abgetrieben worden. Zum Auto tragen oder schleifen ? Das ist über ein Kilometer Wegstrecke.
Also fand folgendes Telefonat statt:
-Mahlzeit Gerhard, Du fährst doch nen Ford Galaxy ?
-Ja
-Du hast doch ne Schubkarre ?
-Ja
-Du hast doch sicher gerade Zeit ?
-Ja
-Dann mach Dich auf den Weg und hol Fisch ab !
-Willst Du mich verarschen ?
-Nein !
-OK, bin schon unterwegs
Nach ca 30 Minuten traf Gerhard am Angelplatz ein, bei dem schönen sonnigen Wetter und vielen Spaziergängern musste er sich einiges anhören, wieso er denn mit ner leeren Schubkarre am Rhein spazieren geht.
Wir luden den Fisch auf und fuhren in an unser Vereinsheim. Dort konnten wir ihn genau vermessen - er hatte eine Länge von 182 cm - neue PB
Nun schlummern 14 Kilo leckeres Welsfilet im Gefrierschrank und warten darauf, in Kürze vom Angelverein verspeist zu werden.
Das ich nicht um 20 Uhr zu Hause war, sollte nicht unerwähnt bleiben
