Die "Mannigfaltigkeit" der deutschen Angelei

  • Mich überrascht das auch nicht, denn ich war ebenfalls einmal dem Glauben an FC aufgesessen. Und ich sollte noch dazu sagen: Es handelte sich nicht etwa um relativ dünnes 0,65er FC, sondern um solches von mehr als 1mm Durchmesser.


    Das ging eine Weile gut, und mir ist im Nachhinein auch klar geworden, warum es gutging: Weil die Viecher in der überwiegenden Mehrheit aller Fälle den Bait gar nicht voll genommen hatten; das Vorfach hatte daher gar keinen Kontakt mit den Zähnen. Denn ich hatte fast ohne Ausnahme nur mit großen Swimbaits aus Hartplastik in der 28cm-Klasse gefischt.


    Es ging also eine Weile gut bis zu jenem Tag, wo ein größeres Exemplar den Bait, einen Regular Bull Dawg, voll nahm. Das Vorfach war im Bruchteil einer Sekunde durch im Moment des Anschlags, gerade so sauber in der Mitte durchrasiert, wie oben auf dem Bild zu sehen. Und ich glaube kaum, dass das Viech diesen "Unfall" überlebt haben wird, denn zu dieser Zeit fischte ich so was noch mit zwei Drillingen plus nicht abgekniffenem Einerhaken auf dem Rücken. (Das mache ich heute nicht mehr.)


    Und nein, es lag nicht daran, dass das Vorfach etwa schon beschädigt gewesen wäre. Denn ich bin pingelig und kontrolliere das nach jedem Biss oder Hänger. Fazit aus diesem unangenehmen kleinen "Ereignis" - unangenehm vor allem für den Fisch: Never ever again, FC kommt mir als Vorfach nie wieder an die Angel. Und wenn es noch so oft geschrieben wird: Dieses Zeug ist definitiv nicht hechtsicher.


    Besagtes 0,65er Material habe ich übrigens auch, und ich verwende es relativ häufig. Allerdings nicht als Vorfach, sondern als abriebfeste Schlagschnur beim Fischen auf Hecht in Heavy Cover. Dafür ist es wirklich prima geeignet, zumal es sich gerade noch knoten lässt (verbesserter Albright-Knoten und Uni-Knoten mit vier Schlägen). Aber nur dafür, und davor sitzt immer das, was dorthin gehört: Ein Titanvorfach. Oder eines aus Stahl.

  • Sag mal, Heiner, mir ist aufgefallen, dass du Fische immer als "Viecher" betitelst... Hat das einen bestimmten Grund ? Irgendwie hört sich Viech so abwertend an...

  • Nein, das ist nicht abwertend gemeint. Hunde heißen bei mir auch Viecher. Ich wechsle einfach gern mal die Begriffe, denn immer nur "der Fisch" oder "der Hecht" zu schreiben in jedem zweiten Satz, finde ich nervig.


    Außerdem hat das noch eine rhetorische Funktion: Wenn ich zum Beispiel schreibe, dass ich bestimmte Baits nicht mehr mit zwei Drillingen fische, verwende ich auch gern den Begriff Viecher


    Um nämlich vorzubeugen per Begriffswahl, dass gleich wieder einer kommt, der glaubt, ich machte das aus kitschiger Sentimentalität.

  • Zitat von achimx

    Sag mal, Heiner, mir ist aufgefallen, dass du Fische immer als "Viecher" betitelst... Hat das einen bestimmten Grund ? Irgendwie hört sich Viech so abwertend an...


    Bei Facebook würdeste von mir ein "like" bekommen
    Hier gibts dafür :clap:


    Auch ich finde es echt gruselig wenn man Tiere als Viecher bezeichnet :bindagegen:

  • Na nun schweift mal bitte nicht vom Thema ab! ;)


    Ich bin natürlich auch schon vorher relativ sicher gewesen, dass FC in Stärken um 0,5 oder 0,6 mm nicht bissfest ist, aber das gerade dieses besonders als "hechtsicher" angepriesene FC Material so schnell versagt, hätte ich dann doch nicht erwartet. Vor allem, wenn man im Hinterkopf hat, das ja bereits "hunderte" Hechte damit gefangen wurden, ohne Probleme.


    Natürlich ist das Thema für mich nun noch mehr durch, als es das vorher schon war.

  • Na ja, so weit ab von Thema war das doppelte rhetorische Manöverchen keineswegs. Denn das war sonnenklar, dass derlei Nachricht über FC beileibe nicht jedem schmecken würde. Aber man kann's ja mal so versuchen, nicht wahr? Geschenkt, der bauernschlaue Ablenkungsversuch, büschen allzu durchsichtig.


    Ich hatte extra starkes FC gewählt, weil ich zuvor eine gleichartige Erfahrung mit "garantiert hechtsicherem" Hardmono gemacht hatte. Ich hätte also gewarnt sein müssen. Aber wie das eben so ist: Man lässt sich gern einlullen von allerlei redseligen Werbetextern - besonders dann, wenn ein ökonomischer Vorteil dahinter winkt. Trotzdem - oder vielmehr: gerade deshalb - war das dumm von mir und eigentlich nicht verzeihbar. Jener unnötig verangelte Hecht geht daher allein auf meine Kappe, da gibt es keine faule Ausrede.


    Denn dass weder Hardmono noch FC härter sein können als ein Hechtzahn, hätte mir eigentlich schon der viel beschworene gesunde Menschenverstand sagen müssen. Aber spätestens nach dem ersten Malheur mit besagtem "Hardmono" - schon die Bezeichnung ist bewusst inszenierter Beschiss - gab es keine vernünftige Rechtfertigung mehr, es noch einmal auf ganz ähnliche Weise zu probieren.


    Das ist ein Grund, um sich aufzuregen, nicht ein Wort. Auf solche vorgeschobenen Pseudo-Empfindlichkeiten pfeife ich, wenn an Stellen, wo es wirklich zählt, auf jegliche Empfindlichkeit gepfiffen wird aus erheblich weniger edlen Motiven. Denn die Gründe, warum einige Zeitgenossen mit FC fischen, sind allesamt klar offensichtlich und jedem hier bestens bekannt. Altruistische Motive stecken jedenfalls nicht gerade dahinter, um es recht höflich auszudrücken.


    Sondern dies: Billig, bequem, "mein Suspender läuft nicht schön mit Stahl", oder die "Sichtigkeit", was bloß ein Synonym ist für die eigene heilige Fangquote um jeden Preis. Wenn ich also sehr bitten darf: Vom Pferdchen muss mir hier keiner was erzählen, dazu bin ich zu lange dabei.


    Ach und: Woher ich all die kleinen, neunmalklugen Winkelzüglein so kenne? - Na, nichts einfacher als das: Von mir selbst natürlich. Denn durch diesen Schuttberg muss man sich erst einmal selbst gefressen haben, und das macht man nicht mal eben en passant oder von heut auf morgen. Denn das ist eine anstrengende und keineswegs immer angenehme Arbeit in progress, mit der man nie ganz fertig wird. Deswegen versucht man ja, es zu vermeiden mit allen Mitteln, solang es irgend geht.


    Aber nichts von dem, was ich moniere, habe ich nicht selbst irgendwann verzapft. Es gibt buchstäblich keinen einzigen Bockmist, den ich ausgelassen hätte - und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich da ganz bestimmt nicht der Einzige bin. Wesentlich daran ist nur, dass man irgendwann aufhört, sich selbst (und anderen) dazu was in die Tasche zu lügen. Das heißt Veränderung zum Besseren, und nicht irgendwelche kinderleichten, widerspruchs- und konfliktfreien Instant-Karma-Erleuchtungen über Nacht, die es nicht gibt. Denn dies hier ist ja keineswegs der erste Bericht über von Hechtzähnen einfach durchgesäbeltes FC, es gab eine ganze Reihe zuvor, ebenfalls mit aussagekräftigen Bildern unterlegt. Genutzt hat das bislang leider nicht viel.


    Wahrscheinlicher ist stattdessen, dass dieses Zeug als Vorfachmaterial schlicht und einfach verboten werden muss und wird, anders wird es auch hier bedauerlicher Weise wohl wieder nicht abgehen, wenn man es illusionslos sieht. Denn hier geht es gegen zwei ziemlich starke egoistische Motive: Kohle und Fangquote - ob zu Recht oder nicht, ist völlig wurscht, es genügt allein die Vorstellung in den Köpfen. Dagegen sind gut gemeinte Worte ziemlich zwecklos. Aber ich behaupte: Dass sich solche Vorstellungen wie "Sichtigkeit" - in trüben Gewässern mit Sichtweiten unter 20cm nicht einmal mehr ein schlechter Witz - überhaupt werbetechnisch implementieren ließen in den Köpfen auf überraschend simple Weise, ist vorrangig den vielerorts heillos überfischten Gewässern geschuldet. Denn wo sich kaum mehr was fangen lässt, fängt man an, die Flöhe husten zu hören. Besser wird es dadurch allerdings nicht, und in dem hier in Frage stehenden Falle bloß noch schlechter á la longue. Ich möchte jedenfalls lieber nicht wissen, wie viele versaute Hechte bislang auf das Konto von FC und Hardmono gingen. Es werden nicht wenige sein, und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht.


    Aber damit das nicht missverstanden wird: Das ist beileibe nicht der einzige Grund für die Misere und ganz sicher auch nicht der wichtigste. Nur ist es leider so im wirklichen Leben: Viele kleine und für sich allein genommen vollkommen bedeutungslose Scheißhaufen ergeben mit der Zeit und in der Summe einen gewaltig großen.

  • Zitat von Heiner Hanenkamp

    Na ja, so weit ab von Thema war das doppelte rhetorische Manöverchen keineswegs.
    Denn das war sonnenklar, dass derlei Nachricht über FC beileibe nicht jedem schmecken würde.
    Aber man kann's ja mal so versuchen, nicht wahr?
    Geschenkt, der bauernschlaue Ablenkungsversuch, büschen allzu durchsichtig.


    Sorry Heiner ... aber Du raffst es nicht - wa ...? Das war Kritik an Deiner Ausdrucksweise gegenüber Tieren ... mehr auch nicht
    Keine Ahnung auf was für einer Welle Du schwimmst



    Dann mal in einzelnen Punkten damit vielleicht auch Du es kapierst (was ich beinahe bezweifle):


    1.) Ich habe noch nie mit FC-Vorfach auf Hecht geangelt weil ich der Überzeugung war und bin, dass nur Metall waidgerecht ist


    2.) Ich würde nie mit jemandem Angeln, der zu Tieren Viecher sagt und das sogar noch normal empfindet.


    3.) Ich würde Dir nicht raten, im realen Leben, zu meiner Hündin Viech zu sagen



    ... und nun gerne wieder komplett zurück zum Thema (Punkt 1 war ja themenbezogen)

  • Mich juckt es unglaublich in den Fingern, jetzt sofort was zu schreiben. Aber ich glaube, ich warte doch noch etwas zu. Kommt besser! 8)

  • Heiner, irgendwie weiss ich nicht so recht, was ich dazu schreiben soll... Wenn ich deinen Beitrag so lese, müsste man ja meinen, dass ich ein Anhänger des FC bin... Und damit unterstellst du mir etwas, wozu du eigentlich gar nicht berechtigt bist, weil du weder meine Angelweise noch mich in Person kennst...


    Ich fische seit jeher mit Stahlvorfächern....


    Taxler hat das für seinen Teil ja schon kommentiert, und das habe ich hiermit auch getan... Und ich folge ihm in weiten Teilen seines Postings...


    Also unterlasse bitte in Zukunft Unterstellungen solcher Art, ok... Danke..


    "bauernschlanker Ablenkungsversuch".... echt mal...


  • Welche Wortwahl ich benutze, musst Du mir schon überlassen, "Viech" ist keineswegs bloß negativ besetzt. Und ich glaube kaum, dass aus meinen Beiträgen abzulesen ist, dass ich die Viecher nicht respektiere.


    Wenn ihr noch nie mit FC gefischt habt, auch nicht "auf Zander" oder "auf Barsch": Prima, dann nehme ich meine Unterstellung zurück.


    Aber Du dann bitte auch Deine.

  • Ich mache das auch so, meine Titanvorfächer sind allesamt von höherer Tragkraft als die Hauptschnur. Grund: Die Quetschungen haben nicht die Tragkraft, wie sie vom Hersteller für das Material spezifiziert sind.


    Generell baue ich überhaupt keine "Sollbruchstelle" in meinen Montagen ein, sondern lege sie so aus, dass die Abrissfrage sich gar nicht erst stellt. Allerdings sollte ich dazu sagen: Ich fische fast ausschließlich nur mit schwerem Gerät und auf Hecht, und da ist alles so dimensioniert, dass kein Viech in meinen Breitengraden irgendetwas zerreißen kann.


    Snaps und Wirbel lege ich auf mindestens doppelte Schnurtragkraft aus, eher mehr, denn das sind die kritischen Verschleißteile. Dito Sprengringe und Haken so, dass nichts aufbiegen kann selbst bei härtestem Drill. Was ein "harter Drill" ist, bestimmt die Rute und deren Schnurspezifikationen. Davon hängt dann auch die Bremseinstellung der Rolle ab. Bei meinen schweren Ruten ist sie fast vollständig "zugeknallt", denn die maximale Bremskraft der verwendeten Multis liegt weit unterhalb der Belastungsgrenze der restlichen Montage. Das ist dann sozusagen die "Sollbruchstelle".


    Beispiel: Eine Multi, die ich verwende (Daiwa Ryoga 2020L), hat eine maximale Bremskraft von 5kg. Rute, Schnur und Restmontage vertragen erheblich mehr, mindestens das Dreifache (bei der Rute ablesbar an den Schnurspezifikationen, die gute Hersteller angeben). Folglich kann nichts überlastet werden selbst bei vollständig zugeknallter Bremse und einem 1,20m-Viech am anderen Ende, außer es wäre was beschädigt an der Schnur oder am Vorfach. Natürlich muss dann die Bremse sauber und ruckfrei funktionieren, aber das tut sie bei modernen Multis von guter Qualität.


    Wesentlich ist dann nur noch, dass genügend Flexibilität im System ist, um keine Ausschlitzer zu provozieren. Das geht entweder über eine hinreichend nachgiebige Rute oder, bei Verwendung von Ruten mit fast Taper und wenig Flexibilität, über eine Schlagschnur aus Mono. Damit lassen sich auch große Viecher in sehr kurzer Zeit ausdrillen, ohne viel Schnur zu geben und ohne dass man dabei irgendetwas riskiert - man kann ganz einfach kompromisslos gegenhalten, wenn der Fisch abziehen will, denn es wird nichts reißen. Und ein möglichst kurzer Drill ist angesagt, wenn man zurücksetzt.


    Denn je länger der Drill (und die Abhakprozedur) dauert, desto mehr Stress muss das Viech verkraften und desto größer wird die Chance, dass es das Zurücksetzen nicht überleben wird. C & R passt nicht zusammen mit Leichtgerät, wenn man gezielt auf Hecht fischt und auch große Exemplare im Gewässer sind. "Drillspaß" ist dann überhaupt kein Kriterium von Belang, sondern bloß ein möglichst kurzer Drill und eine schnelle Abhakprozedur - am besten im Wasser, Verzicht auf Fangphotos inklusive. Denn wie ein Hecht so ausschaut, weiß man ja irgendwann, und den Rest des Universums interessiert das eh nicht. Aber einem selbst sollte was daran liegen im eigenen Interesse, dass auch übermorgen noch was drin sein wird im See.


    Und auch hier wieder: Es gibt nicht die eine "große Lösung", die alles in Wohlgefallen auflöst wie durch Zauberhand. C & R als bloße Modeerscheinung ändert gar nichts. Die wirkliche Lösung besteht aus einer ganzen Reihe scheinbar nebensächlicher Maßnahmen, die erst in der Summe eine signifikante Verbesserung ergeben können. Doch dazu sind gewisse, zum Teil gar nicht so einfache Veränderungen der eigenen Denkweise und des eigenen Verhaltens nötig. FC-Vorfächer sind da bloß ein Thema neben etlichen anderen. Denn gleich hinter der "FC-Frage" steht eine ganz bestimmte, weit verbreitete und in Jahrzehnten eingeschliffene, fest betonierte Vorstellungswelt, die zuerst fallen und gegen etwas anderes ersetzt werden muss. Bloß an den Symptomen derselben herumzudoktern in endloser Sisyphusarbeit, bringt nix. Und wer da glaubt, dass das stets in trauter Harmonie und konfliktfrei vonstatten gehen könne, der irrt.

  • Zitat von rhinefisher

    Aber Heiner - woran soll die Welt denn nun genesen?
    Nur raus damit wenn Du die Frage zu 42 hast...!


    Da bin ich ja gespannt, was uns der Herr Prof. Dr. dipl. wobl. offenbaren wird! :lol:

  • Zitat von rhinefisher

    Aber Heiner - woran soll die Welt denn nun genesen?
    Nur raus damit wenn Du die Frage zu 42 hast...!


    Die Welt soll nicht nicht genesen, sondern bloß die vielen kaputten Gewässer hierzulande. Wie, dazu steht da doch einiges. Oder schreibe ich vielleicht Chinesisch?


    Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht, aber es wird langsam Zeit, sich überhaupt erst einmal damit zu beschäftigen, dass das nicht vom Himmel fiel, sondern dass wir selbst dafür verantwortlich sind.

  • Zitat von Heiner Hanenkamp

    Oder schreibe ich vielleicht Chinesisch?


    Durchaus nicht, lässt man das von dir gerne zelebrierte Fachchinesisch außer acht. Es nimmt dir auch keiner das Recht, deine Meinung kund zu tun. Nur wenn du dann, gar nicht so selten, in einen, na sagen wir mal leicht herablassenden und gelegentlich sogar feindseeligen Ton verfällst, dann darfst du es uns auch nicht übel nehmen, wenn wir kontern und sich die Zahl deiner Bewunderer hier im Forum eher in übersichtlichen Grenzen hält.

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