Hat sich das Angeln verändert ?

  • Hallo Kollegen.


    In den letzten Jahren ist mir beim angeln aufgefallen, das es nicht mehr ist wie früher. Zumindest kommt es mir so vor.
    Wenn man sich mal die (Angel-)Zeit vor etwa 10-15 Jahren in den Kopf zurückruft. Mensch waren das noch Angeltage.
    Man konnte an den See fahren, mit der Stippe ein paar Köderfische fangen. Konnte eigentlich drauf gehen, zumindest einen Biss darauf zu bekommen.
    Es waren die Zeiten, an denen man noch mit etwas Teig oder Kartoffeln (die richtigen Karpfenfischer wissen was ich meine) auf Karpfen gehen, und mußte nicht Jahre lang und für Unmengen von Geld mit irgendwelchen Klon-Gen-Boilies anfüttern.
    Mit ein paar Tauwürmern bewaffnet ging es Nachts raus auf Aale und ging mit fünf,sechs "Schlangen" nach Hause.


    Es war einfach etwas anderes als heute.


    Wann seid ihr das letzte mal am Wasser gesessen, und habt schon beim kleinsten Zupfen an der Rotaugenangel einen Adrenalin-Stoß bekommen?
    Wann habt ihr das letzte mal ein paar Kollegen am Wasser getroffen, die so richtig Spaß am Angeln hatten, und beim Vorzeigen der Beute glasige Augen bekommen haben?
    Irgendwie ist uns ein Stück Angelqualität verloren gegangen, meiner Meinung nach. Zwar haben sich die Methoden im Laufe der Zeit stark verbessert, aber was nützt es uns, wenn trotzdem irgend etwas fehlt.


    Ich glaube das Angeln als Solches, wie es früher einmal war, haben die meisten aus den Augen verloren.
    Der Streß des Alltags, immer mehr und immer einfacher und besser zu fangen hat Einzug in unseren Sport gehalten.


    Ich appeliere an die letzten "waren" Angler unter uns, die alten Tugenden nicht zu vergessen, und auch mal die allzu ergeizigen unter uns (s.o.) einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Laßt euch aber bitte nicht auch noch von diesem Tempo anstecken.


    Vielleicht täusche ich mich aber, und das ganze liegt nur an den


    FISCHEN... :?:

  • Naja,
    das mit den "tollen Angeltagen" früher, ist wahrscheinlich genauso Einbildung wie bei dem Satz, den die Großeltern jedes Jahr an Weihnachten von sich gaben: "Früher gab`s (fast) immer weisse Weihnachten! Man erinnert sich einfach am liebsten an die schöneren Tage.


    ohhhhh, war der Rhein vor 15 Jahren aber sauber, oder die Elbe. ;)
    Da schmeckten die Fische wenigstens noch.


    Und wenn ich jetzt wieder höre: "Ich hab` die Fische damals immer gegessen, und lebe immernoch!", kann ich nur sagen:"Ja, noch." :D

  • ich denke, weder das angeln noch die fische haben sich verändert, sondern eher die einstellung mancher angler...heute trifft man desöfteren ziemlich verbissene kollegen. wenn jemand unbedingt ein vermögen ausgeben muss, um einen karpfen von über 40 pfd. zu fangen...seine sache! und wenn er schlecht drauf ist, weils nicht klappt...desgleichen.
    persönlich ziehe ich es vor, ne schöne zeit mit freunden am wasser zu verbringen...und fange auch ab und zu was!

  • Der Zeitgeist verschont auch das Angeln nicht: Immer der Erste sein, der Beste, der Schnellste, der Reichste, der Klügste usw.
    Was früher Sportsgeist war, ist heute vielerorts zum alltäglichen, unerbittlichen Kampf jeder gegen jeden ausgeartet. Die Ansicht "Nur der Sieg zählt - der Zweite ist der erste Verlierer..." ist uramerikanisch und hat leider auf der ganzen Welt (per Hollywood???) das Denken restlos verseucht.
    Wir Angeljournalisten sind nicht schuldlos daran, dass die Maßstäbe vollkommen verzerrt wurden: ein Kapitaler macht sich auf dem Foto eben besser als ein Durchschnittsfisch. Und eine Strecke sieht imposanter aus als ein oder zwei Fische.
    Aber uns ist das Problem bewusst geworden, und wir haben schon oft darüber diskutiert. Die Schwierigkeit dabei ist: Artikel darüber zu schreiben/zu bekommen, wie man mehr und größere Fische fängt, ist wesentlich einfacher als einen guten und interessanten Beitrag über die Schönheit des Angelns und den Spaß am Angeln zu schreiben :cry:
    Dieses Talent ist leider sehr selten...
    Michael/Blinker

  • Und schliesslich müssen die Zeitschriften auch verkauft werden, das geht leichter mit nem Kapitalen auf dem Titelbild als mit einem noch so zufriedenen Angler mit einem 250 Gramm - Rotauge.
    Und auch die Angelgeräteindustrie muss ja immer Neuheiten bringen, was neue Methoden/Taktiken bringt, über die dann Journalisten auch berichten müssen.
    Leider (in meinen Augen)ist es aber so, dass bei vielen Zeitschriften dann (Argumente siehe bei Szameit) zwangsläufig eher Berichte über Top - Gewässer, neue Methoden, Montagen und Taktiken zum Fang von noch mehr und noch grösseren Fischen im Vordergrund stehen.


    Aber es gibt ja auch das Internet, vielleicht kann man auf diesem Wege den Verlagen und Redaktionen klarmachen, dass es auch anders gehen könnte.
    Das liegt aber vor allem an den Lesern der Zeitschriften, denn bevor diese Themen nicht entsprechend nachgefragt werden, werden weder Verlage noch die Redaktionen diesen Weg einschlagen.

  • @ szameit:


    Das sollte einem Journalisten doch ein Anreiz sein, genau diesem Mainstream gegenzusteuern und das Ungewöhnliche zu versuchen. Es muss ja nicht gleich ein ganzes Heft voller philosophischer Betrachtungen rund um's Angeln sein, aber für einen Anfang könnte man doch sicher einen Platz schaffen!?


    Denkbar wäre doch auch ein Autorenwettbewerb. Die Redaktion gibt ein Thema und den geplanten Umfang vor. Den "Rest" erledigen die Leser.


    Eine ganz bewußt vom üblichen Schema abweichende Reihe von kleineren Artikeln. Versuch macht kluch!

  • "Den Rest erledigen die Leser" ist gut.
    In der Praxis wird das so aussehen, dass evtl. eine ganze Menge Zuschriften kommt, diese dann alle erst von den Redakteuren gelesen und dann noch redigiert werden müssen. Das wäre ein ganz schöner "Kostenfaktor" (die Zeit muss ja bezahlt werden) für einen "Versuch".
    Wäre sicher einen Versuch wert, ob und wie das in Praxis funtkionieren kann, da wird wohl szameit am besten Bescheid wissen.
    Ich persönlich glaube, solange da keine entsprechende Vorgabe vom Verlag kommt weil die Leser das in grosser Zahl nachfragen, solange wird sich das kaum wirtschaftlich rechnen und darum auch verständlicherweise nicht geschehen können.

  • Hallo!
    Eins vorweg: Natürlich freue ich mich ungemein über einen guten Fisch (das muss noch kein eigentlich Kapitaler sein - in der BLINKER-Hitparade wäre ich höchstens am Anfang des Jahres in der Kategorie Aland und/ oder Barsch kurzzeitig vertreten).
    Aber ein Angeltag ist dann ein Erfolg, wenn er Spaß gemacht hat. Und den Spaß diktieren nicht die Fische im Kescher, sondern die ganze Palette von möglichen Erlebnissen.
    Meine schönsten Angteltage habe ich Schweden erlebt, mit kleinen, manchmal winzigen Forellen, mittelprächtigen Barschen und "Normal-Hechten". Die Atmosphäre hats gemacht, nicht die Größe der Fische. Und in Südnorwegen schaue ich auch nicht zuerst auf die "Ergebnisse" eines Fjordes, sondern auf seine landschaftliche Schönheit. Genug fürs Abendessen gibt es dort sowieso. Zuhause in Lübeck steht mir mit der Wakenitz ein wunderschönes Gewässer zur Verfügung. Im Hamburger Hafen sind sicher die kapitaleren Fische, dennoch ziehe ich die Wakenitz vor.
    Insofern hat sich das Angeln in den letzten 20 Jahren für mich nicht verändert.


    Von dieser Haltung ausgehend, finde ich es absolut klasse, wenn sich hier Angler melden, die den anglerischen Erfolg ebenfalls nicht in Pfund und Zentimetern messen und kritisch über eine Mitverantwortung der Angelzeitschriften für den "Erfolgsdruck" schreiben. Aber eine Berichterstattung, die Methoden und Köder in den Mittelpunkt stellt (was wir beim BLINKER sicherlich tun), führt noch nicht zwangsläufig zu einem "Konkurrenzkampf" unter Anglern. Denn Erfolg kann man teilen; wenn zwei fangen, können sich beide freuen, müssen sich aber noch nicht neidvoll vergleichen. Genau das wird aber oft gemacht. Denn Konkurrenz wird in der gesamten Gesellschaft (die BLINKER-Hitparade spielt da meiner Meinung nach die geringste Rolle) vorgemacht und als etwas positives verklärt.


    Das hat noch eine andere Facette, die mich ganz persönlich nervt: Ich werde manchmal am Wasser, meist von Jungendlichen, als BLINKER-Redakteur erkannt und dann sehr, sehr aufmerksam beobachtet. Leider mit der Erwartungshaltung, dass ich in den nächsten Minuten irgendeinen Giganten drille. Oder mindestens mit 10.000-Euro-Gerät und einer wahnsinnig geheimen Super-Spezial-Methode angle. Ich habe vor meiner BLINKER-Zeit an der Trave mit einer 30 Euro-Teleskop-Rute, Pose und Tauwurm Barsche gefangen und sehe bislang keinen Grund, daran etwas grundsätzliches zu ändern (zugegeben, die Rolle ist jetzt von einer anderen Firma, die Rute ist eine Match-Steckrute und meine Gummistiefel sind jetzt wärmer...). Und damals wie heute muss ich damit leben, dass die Barsche manchmal einfach nicht wollen. Auch wenn (oder gerade?) ich noch so viele Zuschauer habe...
    Es ist nicht ganz einfach, den Kids klarzumachen, dass ich nicht beim BLINKER bin, weil ich Fische an den Haken zaubern kann sondern unsere Arbeit viel stärker aus dem journalistischen Aspekt besteht. Und es gibt Tage, da möchte ich auch einfach mal meine Ruhe am Wasser haben und habe (sorry, das mag mir jetzt als schlechter "Leserservice" ausgelegt werden... :roll: ) dazu auch einfach keine Lust. Ich mache mir selten selber Erfolgsdruck und will dann auch keinen von außen zu spüren bekommen.


    Mehr (gute!) Beiträge über das Angeln abseits der Praxis und der Kapitalenjagd - das hat Michael schon geschrieben - wünschen wir uns in der Redaktion. Und macht euch keine Sorge um das Redigieren und unsere Arbeitszeit - dafür (und nicht für die eigenen Fänge) werden wir hier bezahlt. Schreibt, Leute, schreibt!
    Beste Grüße


    Holger

  • Finde ich gut wenn die Redaktion solche Artikel wünscht und neben der "Tagesarbeit" auch Zeit und Lust hat, diese entsprechend zu bearbeiten.
    Dann hat ja das Internet schon was gebracht :D und wir werden vielleicht bald mehr Artikel dieser Art im Blinker lesen können.

  • Ja so ist das Anglerleben, zum Glück gibt es diese Unterschiede bei den Menschen. Ich habe kein Problem einen Schönwetterangler, Naturbeobachter, oder Rukie neben mir am Wasser zu akzeptieren. Jeder so wie er will, ich stelle mir bloß immer vor wenn ich einen kapitalen Fisch drille und die neidischen Blicke meiner Angelnachbarn sehe, gut das nicht alle so gut fangen, dann wäre weniger Fisch für mich vorhanden. Ob der Gegenüber auch damit leben kann?
    Es liegt doch in der Natur der meisten Menschen Beute zu machen, ob Geld im Beruf, bei der Jagd oder beim Angeln.
    Ich gönne jedem den Erfolg und damit den Fisch seines Lebens. Für den einen ist dies halt ein Fisch Art und Größe sind egal, für den nächsten halt am besten ein 3 Meter Waller.
    Die Ziele setzt sich jeder etwas anders. Die Verbissenheit beim Umsetzen dieser großen Ziele legen doch eh meist Rukies an den Tag. Der Erfolgsangler genießt innerlich und lebt das Hobby aus.
    Meine Meinung ist also, seit nicht neidisch wenn ihr nur die Natur sehen, oder in der Sonne liegen wollt, lernt und sprecht ruhig mal mit eurem Angelnachbarn.
    PS. Damit ihr auch einen Kapitalen > 20 Jahre fangt pro C&R.
    Angeln ist nicht Anders geworden, es gibt nur mehr Spezies und bessere Technik.


    Petri Heil
    Sniper

  • Moin,


    Zitat

    Der Streß des Alltags, immer mehr und immer einfacher und besser zu fangen hat Einzug in unseren Sport gehalten.


    Bei mir ist inzwischen genau das Gegenteil eingetreten seit ich mit der Brandungsangelei begonnen habe.
    Für mich gibt es nichts Schöneres, als (egal bei welchem Wetter) in meinem BB am Strand zu hocken und in die Sterne (incl. meiner Knicklichter) zu schauen. Dort geht mir niemand auf den Nerv, ich habe viel Wasser und Strand ganz für mich alleine und kann mal so richtig meinen Gedanken nachhängen.
    Gemeinschaftsangeln mache ich auch mit, denn dabei trifft man of viele bekannte Gesichter, das hat nämlich auch was für sich.
    Ich ärgere mich aber selten über wenig Fisch, denn im Vordergrung steht bei mir der Erholungseffekt, gerade nach dem Streß im Alltag.


    Gruß Angelheini

  • @ andal:

    Zitat

    Das sollte einem Journalisten doch ein Anreiz sein, genau diesem Mainstream gegenzusteuern und das Ungewöhnliche zu versuchen.


    Darauf kann ich mit gutem Gewissen antworten, dass ich zu denen gehöre, die das versuchen. Zwar komme ich kaum noch zum (Selbst-)Schreiben, aber in meinen Beiträgen steht der Angelspaß im Mittelpunkt der Geschichte. Deshalb habe ich auch eine Reihe von satirischen Geschichten verzapft ("Siggi"), die übrigens alle auf tatsächlichen Erlebnissen basieren und nur ein wenig ( ;) ) übertrieben wurden...
    Michael/Blinker

  • Super Beitrag,da wird endlich mal ein wahres Wort gesprochen! Da pilgert der "Neuzeitangler" zum Gewässer,mit einem Sack voller Lockmittel und dann geht&s(so wünscht er sich&s) den Fischen an den Kragen! Da wird gefüttert was das Zeug hält,aber gefangen wird "nichts"! Den "ganzen" Tag (kommt um 9:00 ans Wasser,am frühen Nachmittag gehts wieder heim weil ja eh nichts beisst) verbringt er dann mit fluchen warum die Biester nicht beissen,man hat doch schon so viel gefüttert......anstatt die Ruhe zu geniessen und einen schöne Zeit am Wasser zu verbringen! Mir kommen fast die Tränen wenn ich von dem "schönen" Wettbewerb lese der jetzt in Västervik stattfindet!!! Da werden drei Tage auf Hecht gefischt und natürlich wieder zurückgesetzt und der Gewinner bekommt ein Motorboot! Also Leute,langsam hört&s auf...! Geht Angeln...und ein wenig Respekt vor dieser Passion wäre auch nicht zu verachten! Viel Petri Heil denjenigen die noch Achtung davor haben!!!
    WÛRDE MICH SEHR INTERRESSIEREN WIE "IHR" DARÜBER DENKT!!!
    Auf diesem Wege wünsche ich euch eine schöne Zeit am Wasser!!!
    Gruss Micha!!!

  • So lange der nötige Respekt gegenüber der Natur vorhanden ist und Fische nicht als Mittel zum Zweck der Selbstdarstellung mißbraucht werden, soll doch jeder nach seiner Facon glücklich werden.

  • also ich weiss nicht was ihr habt vieleicht liegt das daran das ich diese "zeiten" sach ich jetzt nicht miterlebt habe aber für mich ist es garnicht so wichtig das ich was fange also ich gehe angeln weil es mir spass macht und aus keinem anderen grund wenn ich an den see gehe und nichts fange aber dafür ein besonderes erlebnis hatte weil ich vieleicht nen dicken hecht gesehen habe reicht mir das schon also ich muss nicht unbedingt was fangen. das ist meine meihnung und die kann und wil ich auch garnicht ändern.



    MFg

  • Die Welt steht im Konsum Wahn und es betrifft Jeden Bereich im Leben ob es die Frauen Das geld die Macht oder die Fähigkeiten sind alle wollen über sich hinauswachsen und besonders sein. Ich finde beim Fischen sieht man es in den zeitschriften videos usw...
    was ich allerdings super finde sind leute wie ihr die über diese dinge nachdenken und dass tuen viele fischer denen ich am wasser begegne ich persönlich freue mich über einen schönen fisch der auch noch gut schmeckt als über nen riesen der zum essen nichts taugt und nur stark aussieht.
    und viele andere haben auch freude am fischen und nicht nur am fang und das begeistert mich ehrlich gesagt. Viele geerdete Kollegen in den Fischerkreisen bin positiv überrascht worden. :dance:

    Wer Lust hat gemeinsam ans Wasser zu gehen....dafür bin ich immer zu haben du willst mal in rgbg fischen ? kein Problem ich spiel gern den Guide ....LG Ben

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