23.8. 2025; East Sooke
Wahnsinn! Wirklich Wahnsinn, wieviele Lachse hier die letzten 2 Wochen an der Suedinsel vorbeiziehen! Sowas habe ich in den 23 Jahren hier noch nicht erlebt. Das gibt einem mal eine Idee wie das noch for 40 oder 50 Jahren hier normalerweise gewesen sein muss. Und selbst da war es schon nur noch ein Schatten im Vergleich zu den Vor-Kontakt Zeiten (so nennt man hier die Zeit vor der Ankuft der Weissen). Mein aelterer Angelfreund Gary erzaehlt mir manchmal Geschichten wie er in den 60ger Jahren als junger Spund mit seinem Vater hier Lachsangeln war. Das klang fuer mich immer wie Maerchen aus einer anderen Welt. Bis zu diesem Sommer. 27 Millionen Pinks, 15 Millionen Sockeye plus mehrere hundert tausend Chinooks und nochmal soviele Cohos. Spaeter kommen noch mehrere Millionen Chum. Irre.
Und der Wind spielte die letzen zwei Wochen hier auch mit – letztes Wochenende war Kaiserwetter. Und daher musste ich Samstag auf’s Wasser. Leider sagte erst mein eingeplanter Freund ab und dann auch noch kurzfristig mein Arbeitskollege Shawn. Und so machte ich mal wieder eine Solotour. Mir war nur vor dem Slippen bange. Kein Wind, Lachs-Bonanza, Ferien und Wochenende – es wuerde Grosskampftag an den Bootsrampen sein. Um alleine dort kein Stress zu haben, beschloss ich ganz frueh zeitig schon auf dem Wasser zu sein. Notfalls wuerde ich am Dock noch etwas auf genuegend Tageslicht warten.
Ich fuhr 4:30 zur Sooke Rampe am Prestige Hotel und muss sagen, dass ich keine Viertelstunde spaeter haette kommen sollen denn als ich den Anhaenger einparkte, kam ein Boot nach dem anderen zur Einfahrt herein. Es war um 5:20 Uhr gerade hell genug um langsam aus dem Hafen herauszutuckern. Als ich um dem schmalen Eingang zum Sooke Inlet kam und gerade Gas geben wollte, sah ich in der orangen Daemmerung ploetzlich Flossen auftauchen. Orcas! Ein Pod der Transient Orcas, der Robbenfresser, kam ganz dicht vorbei und schwamm dann dicht am Ufer entlang ostwaerts. Ich wartete mit abgeschaltetem Motor bis die 6 oder 7 Tiere vorbei waren und gab dann Gas. Ich wollte heute frueh an der Trap Shack fischen denn diese Bucht hielt bei Ebbe immer wartende Lachse, die dann bei Flut weiter Richtung Fraser River oder Puget Sound zogen.
Die Bucht empfing mich mit einer magischen Lichtstimmung, mit der wilden, felsigen und bewaldeten Kueste am East Sooke Park auf der einen Seite und dem gewaltigen Olympic Gebirge auf der anderen Seite der Juan de Fuca Strait. Ich wollte gerade die Ruten einsetzen, da hoerte ich ein Haffen und Schnaufen. Hier kamen die Orcas wieder und diesmal direkt auf mich zu. Ich liess die Ruten ersteinmal liegen und schaut mir das Schauspiel an. Die Wale zogen gemaechlich direkt neben dem Boot vorbei. Ein grosser Bulle mit dem senkrechten Schwert war dabei und der kam so dicht ans Boot, dass ich ihn mit meiner Angelrute haette anstubsen koennen. Im Gegensatz zu den Buckel- oder Grauwalen sind die Orcas aber ganz umsichtig und verursachen eigentlich nie Zusammenstoesse oder Unfaelle mit Booten. Und so konnte ich diese nahe Begegnung ohne irgendwelche Sorgen geniessen. Toll!
Man wuerde meinen, dass nachdem die Orcas durch eine Stelle durchgezogen waren, die Angelei fuer eine Weile futsch waere. Ist auch so wenn es die lachsfressenden Resident Orcas sind. Aber trotz des identischen Aussehens, koennen Lachse irgendwie unterscheiden was die Robbenfresser oder die Lachsfresser sind. Und so sprangen die Lachse heute froehlich weiter waehrend die Orcas durchzogen. Da ich viel Oberflaechenaktivitaet um mein Boot herum sah, holte ich mir ersteinmal die Spinnrute vom Dach und montierte einen pinken Pilker. Schon beim ersten Runterlassen sprang ein untermassiger Chinook dran. Beim dritten Wurf ein Pink. Machte Spass diese Lachspilkerei. Aber ich wollte heute nochmal ein oder zwei Grosschinooks drillen – zum Spass, und hoffte hauptsaechlich auf ein paar fette mittelgrosse Lachse fuer die Raeuchertonne. Grosse Pinks, Sockeye, Cohos oder mittlere Chinooks waeren perfekt.
Was dann losging, als ich die Schleppruten im Wasser hatte, spottet jeder Beschreibung. Ich war non-stop auf den Beinen, von einer Rute zur anderen, Lachse drillen, abhaken oder einpacken. Manchmal biss es an beiden Ruten gleichzeitig und ich schaetzte ab, an welcher der groessere Fisch war und liess die andere Rute wuppen und Schnur nehmen. Es war herrlich und anstrengend zugleich. Zuerst waren wir nur 3 oder 4 Boote in der Bucht und man hatte Platz beim Drillen und Schleppen. Aber schnell kamen mehr Boote und eine Stunde spaeter waren schon vielleicht 40 Boote in der Gegend. Als Soloangler musste man nun nicht nur auf die Ruten und Fische achten, sondern auch immer das Steuerrad in Greifweite haben wenn man an den Ruten beschaeftigt war. Hier waren meine zweite Steuerstation am Heck und die Fernsteuerung des Schleppmotors Gold wert!
Ein anderer Angler, der solo auf seinem Boot fischte, angelte nur noch mit einer Rute um den Stress zu lindern. Es war Wahnsinn, alle Boot fingen, ueberall High Fives, Kescher im Wasser, Ruten krumm oder Angler die vom Sitz aufsprangen. Ich behielt zuerst einen fetten Pink. Etliche weitere Pinks und kleine Chinooks liess ich wieder frei. Ich fischte mittlerweile eine Rute mit einem Riesenwobbler um die Pinks und kleineren Lachse auszusortieren und die Bissrate etwas zu reduzieren. Gelang auch, aber es kamen trotzdem hin und wieder Bisse am Wobbler, aber dann war es was Groesseres. Der erste Fisch an diesem Wobbler riss schon etwas Schnur von der Rolle und schraubte sich dann voll aus dem Wasser. Das musste ein Coho sein, die bekannt fuer ihre Akrobatik waren. War es auch und ein richtig Fetter mit Ansatz eines Laichhakens. Ich konnte gar nicht glauben, dass er sogar markiert war und so konnte ich ihn sogar behalten. Der naechste Biss war subtiler aber als ich den Haken setzte, ging die Post ab. Aha, Chinook!
Der Fisch raste los und ich war etwas besorgt wegen der vielen Boote um mich herum. Ich war gerade voll im Zentrum der Bucht und hatte Boote in allen Richtungen um mich herum. Gluecklicherweise waren heute wohl groesstenteils kompetente Bootsfuehrer am Start denn alle machten freundlich einen Bogen um mein Boot. Ich drillte eine Weile und brachte dann einen feinen 17-18 Pfuender neben das Boot. Ich wollte den wieder freilassen – der war heute zu gross fuer mich. Als ich mich nach der Zange bueckte, schlug er sich auch schon vom Haken frei. Gut so. Dann hatte ich einen Biss an der Blinkerrute und drillte einen feisten Fisch. Als der neben dem Boot war, sah ich die blaeuliche Faerbung und die grossen Augen. Das war doch nicht etwa ein Sockeye? Ein kurzer Griff in das Maul – jupp, glatte Zunge. Schnell griff ich nach dem Kescher um ihn nicht noch jetzt zu verlieren und schaufelte ihn hinein. Der Haken kam im selben Moment frei. Brrr, Schwein gehabt! Ein wunderschoenes Tier, lang aber schlank. Schnell auf das Eis.
Es ging weiter Schlag auf Schlag. Immer wieder Pinks, dann wieder einen schoenen Coho am Wobbler der auch wieder markiert war aber den ich diesmal wieder freiliess weil ich auf mehr Sockeyes hoffte. Aber von denen kam nichts mehr. Dann hatte ich mal wieder einen Chinook kurz dran der aber wieder austieg bevor ich ihn sehen konnte. Dann biss noch ein feister Chinook und ich drillte ihn aus. War ein Superspass. Der war so 13 Pfund und ich ueberlegte schon ihn mitzunehmen aber der Haken sass so perfekt im Maulwinkel so dass ich ihn unbeschadet freilassen konnte. Vielleicht kam doch noch ein Sockeye auf meine letzte freie Lizenzstelle. Nach 2,5h liess die Beisrate nun nach. Ich sah meinen Boss mit seinem Boot und er holte sich Tipps fuer heute ein. Ich machte noch eine Runde in der nun rappelvollen Bucht. Ich fing noch 2 Pinks und einen Shaker. Dann beschloss ich etwas weiter draussen vielleicht noch eine Sockeye Schule aufzutreiben. Dafuer machte ich nun Dummy Flasher an beide Downrigger und montierte ein kleines pinkes Shrimpimitat an einer der Ruten. Dann zog ich in 150 m tiefes Wasser. Fing hier und da noch einen Pink aber Sockeyes sollte ich keine mehr finden. Eine Stunde spaeter war ich hinter Secretary Island an einer Stelle an der ich normalerweise bei Flut immer gut fing. Es war jetzt erst das Ende der Ebbstroemung aber Lachse waren da. Leider auch viel Kraut und Treibgut was einen Solotroller das Leben richtig schwer machen kann. Aber hier kamen wieder viele Bisse und auf dem Echo konnte man ganze Trupps durchziehen sehen. Einige Pinks und ich vermute noch einen Chinook ganz kurz der aber den Haken ganz schnell wieder abschuettelte. Dann hatte ich ploetzlich einen richtigen Kaempfer am Band. Er konnte nicht sehr gross sein aber wollte partout nicht zum Boot. Als ich ihn endlich bezwungen hatte – schon wieder ein schoener, markierter Coho. Im Anbetracht, das es schon Richtung Mittag ging und ich ja schon fast 6h auf dem Wasser war und die Rampe bestimmt bald wieder voll wurde, nahm ich diesen Coho mit und machte dann auch Schluss. Es war auch etwas windig geworden. Ein guter Zeitpunkt zum Abbrechen.
Und tatsaechlich war die Rampe schon rappelvoll und ich hatte etwa 10 Boote vor mir. Auch die Schlachttische waren voll belegt. Ich nahm die Fische gleich ganz mit nach Hause und filetierte sie dort in aller Ruhe. Eine feine Rutsche Lachs heute. Und auch wenn ich keinen Chinook behalten hatte, gefangen hatte ich sie und dadurch wieder einen Salmon Grand Slam! Mal sehen wer hier gut aufgepasst hat und die Lachse unten im Foto unterscheiden kann! Von oben nach unten. Die Filetstuecke sind in der gleichen Ordnung ausgelegt. Mal sehen ob das einer hinkriegt! 😊









