Beiträge von cohosalmon
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25.7. – 27.7. 2025; East Sooke
Letztes verlaengertes Wochenende war ein dreitaegiger Angelmarathon im Heimatgewaesser! Hatte eine befreundete Familie aus Minnesota hier. Am Donnerstag war es viel zu windig zum Angeln und so sind wir nach Chemainus zum Sightseeing und zur Raptor Show nach Duncan. Die Flugshow der Raubvoegel ist wirklich klasse – kann ich jedem empfehlen, der mal hier auf der Insel Urlaub macht. Ist nur so eine Stunde aber man kriegt mal Adler, Eulen und Geier richtig nah zu sehen und die lassen die Voegel regelrecht knapp ueber die Koepfe der Zuschauer fliegen. Schon als meine Jungs klein waren, sind wir fast jedes Jahr mal zu dieser Show hingefahren. Die machen den ganzen Sommer durch 3 Flugshows pro Tag.
Tag 1
Am Freitag nahm ich dann die ganze 4 koepfige Familie mit auf’s Boot. Mein Freund Ryan hat mit mir schon vor 35 Jahren in den Praerieseen und Fluessen im mittleren Westen der USA geangelt. In Minnesota angelt jeder irgendwie – wenn auch nicht alle so verrueckt wie wir hier alle. Und im vorherigen Winter war ich mit Ryan und seinem Sohn Andy Eisangeln in Minnesota. Aber vom Lachstrolling hatten alle keine Ahnung. So hatte ich alle Haende voll zu tun das ganze Geraet zu bedienen, bis sich die Truppe nach und nach eingefuchst hatte. Ich hoffte die Pinkschwaerme waren schon vor unserer Kueste – eigentlich kommt der Pink Zug (Buckellachse) schon ab Mitte Juli hier durch. Dieses Jahr schienen die Kerle 2 Wochen spaet zu sein.
Der Wind sollte immer noch frisch blasen und ab Mittag richtig Gas geben. Also hatten wir nur den Vormittag. Aber als wir um 8 Uhr auf dem Wasser waren, waren schon innerhalb der Beecher Bay ordentliche Wellen und vor der Bucht so weit man sehen konnte Schaumkronen. Mit 5 Leuten an Bord mussten wir nun sehr organisiert sein um bei dem Herumgeschaukele nicht Chaos zu veranstalten. Auch wenn es den Morgen durch ebbte, waren gluecklicherweise Lachse tief in der Bucht. Aber keine Pinks wie wir feststellten!
Wir sahen eine Menge Futter auf dem Echo und ich drehte Kreise um die grossen Futterwolken. Die ersten zwei Bisse verpassten wir weil die Gaeste zu langsam an die Ruten kamen. Erin, die Familienmutter, wollte nicht unbedingt an die Ruten aber war ein scharfer Beobachter der Rutenspitzen und alarmierte uns immer sofort wenn es ein Bisszeichen gab. Das half mir ungemein denn zwischen dem Bootsteuern inmitten dutzender Boote, die sich alle in der halbgeschuetzen Bucht vor dem Wind versteckten, und dem Herumgeschaukel war es schwierig noch die Rutenspitzen genau zu beobachten. Da ruckte ploetzlich die Steuerbordrute los und loeste auch gleich aus. Ryan war der Schnellste an der Rute und kaempfte bald mit etwas Sportlichem. Ziemlich kompromislos brachte er einen 10 pfuendigen Chinook an den Kescher heran. Leider ein unmarkierter und so schwamm er nach einem kurzem Foto bald wieder ab. Aber Ryan war stolz auf seinen ersten Chinookfang. King Salmon, wie die Amis sagen.
Nach einigen Shakern und auch einigen kleineren Felsenbarschen hatte dann Andy ploetzlich einen besseren Fisch am Band. Diesmal einen etwa 8 pfuendiger Chinook. Wieder unmarkiert. Was um diese Jahreszeit nicht ungewoehnlich ist – im Winter und Herbst haben wir hier fast ausschliesslich erbruetete Chinooks aus den US Hatcheries vor der Suedkueste. Die wurden alle markiert. Im Sommer sind dagegen mehr wilde lokale oder Fraser River und Puget Sound Chinooks vor Ort. Dann schnappte sich wieder Andy eine sich wild biegende Rute und das war wohl ein richtiger Brocken. Der riss schonmal ein Stueck Schnur ab und blieb tief. Andy machte das gut und drillte den Fisch vielleicht 3 Minuten bis ploetzlich der Haken herauskam. Schade, den haette ich auch gerne mal gesehen! Und dann wieder kleine, untermassige Lachse (Shaker) bis es dann auch in der Bucht richtig kachelte und wir gegen 11 Uhr abbrechen mussten. Leider keinen Pink oder irgendeinen anderen behaltbaren Lachs zum Mitnehmen. Da wollten wir morgen, am Samstag, nochmal angreifen.
Tag 2
Der Windbericht sah ein bisschen besser als gestern aus; aber auch nicht viel besser. Ab Mittag sollte es wieder wichtig ungemuetlich werden. Ich hoffte, dass wir wenigsten die ersten 1 oder 2h mal weiter aus der Bucht herauskommen koennten. Bei Ebbe sind die Pink etwas weiter draussen unterwegs; bei Flut mitunter dicht unter Land. Wieder kam die ganze Familie mit. Sie hatten trotz der Schaukelei alle Spass gehabt gestern. Und tatsaechlich war das Meer heute gnaediger und wir begannen vor dem Buchteingang. Und es dauerte nicht lange bis wir eine Pinkschule fanden und die Ruten zu rucken anfingen. Ryan war besonders effektiv und hatte schnell 2 durchschnittliche Pinks gelandet. Allie, die Tochter, war begeistert von dem Bonker, dem rosa Fischknueppel, und wartete schon ungeduldig auf den naechsten Kandidat. Andy verlor erst noch eine Menge Lachse bis auch er endlich mal einen besonders Fetten landen konnte. Erin versuchte sich auch mal aber verlor ihren Gegner. Das Viererlimit machte dann wieder Papa Ryan voll. Damit waren wir fertig mit Lachs und es war erst 10 Uhr. Weil das Meer noch sehr anstaendig aussah, fuhr ich uns zur Trap Shack um vielleicht noch einen grossen Chinook zum C&R aufzustoebern. Jeder sollte mindestens einmal im Leben einen grossen Chinook gedrillt haben!
Aber in der Trap Shack Bucht war tote Hose. So fuhren wir wieder tief in die Beecher Bay zurueck und schleppten dort noch ein paar Runden in der Hoffnung auf einen Grosslachs. Ausser etlichen Shakern war da aber auch nichts zu machen. Dafuer hatte sich eine brauchbare Krabbe in die Falle verirrt und Andy konnte spaeter zuhause auch mal frisches Krabbenfleisch probieren. Und 2 der Pinks kamen direkt auf den Grill zum Abendbrot. Ein Genuss!
Tag 3
Am Sonntag wurde das Pink Salmon Festival veranstaltet. Loyale Leser hier koennen sich sicher erinnern das dieses Event fuer unterpriviligierte Kinder organisiert wird. Es findet alle zwei Jahre zur Hauptsaison des Pinkruns statt und freiwillige Skipper nehmen dann ein paar Kinder mit Begleitung zum Angeln auf Pinks mit. Ich mache da schon mindestens seit 15 Jahren – eher mehr – mit und habe immer wieder Spass daran Kinder an das Angeln heranzufuehren. Ich wuerde das am liebsten jedes Jahr machen. Als Skipper bekommt man sogar ein Tshirt und eine Kappe plus ein Sponsor-Ueberraschungspaeckchen – normalerweise mit paar Koedern und anderem kleineren Angelzeug. Und nach dem Angeln gibt es Hot Dogs und Burger und Drinks umsonst.
Ich bekam diesmal nur ein Kind, Ryker, mit seinem Onkel Jordan. Die beiden hatten schon ein paar Mal an den lokalen Seen das Angeln vom Steg probiert, aber nicht wirklich viel gefangen. Ryker war total aufgeregt und konnte gar nicht aufhoeren zu quasseln. Er war vielleicht 11? Es war leider wieder sehr windig heute aber ich hoffte auf ein paar schnelle Pinkfaenge wie gestern. Zwei kleine pinke Shrimpimitate und dann ab auf Tiefe. Und nach paar Minuten ging es rund! Ryker und Jordan hatten alle Haende voll zu tun um die vielen Bisse zu verarbeiten. Aber sie waren eben Anfaenger am Geraet und mit der Methode und so gingen aber auch wirklich die ersten 10 oder 12 Fische verloren. Einige nur Zentimeter vor dem Kescher. Es war frustrierend. Das Geschaukel half natuerlich nicht. Auch blieben schon viele Bisse auf der Strecke weil es einfach zu lange dauerte bis die beiden die Rute aus dem Halter raushatten und die Schnur straff kriegten. Jordan hatte den Trick dann als Erster raus und landete einen Pink. Gott sei Dank. Dann sah ich wieder einen guten Biss an der Rute vor Ryker und diesmal sprang ich zuerst hin, schnappte mir die Rute, schlug an und nahm Kontakt zum Fisch auf. Dran! Dann drueckte ich Ryker die Rute in die Hand und tatsaechlich brachte er diesmal einen fetten Pink in den Kescher! Jawoll! Wir klatschten uns alle ab und Jordan und ich grinsten uns zufrieden an.
Wir verloren noch ein paar Fische aber dann war ploetzlich Ruhe. Eine halbe Stunde ging nichts mehr und Ryker schlug das lange Starren auf die Rutenspitze auf den Magen. Wir zogen uns in die ruhigere Bucht zurueck und hatten dort noch ein paar Bisse von kleinen Chinooks. Ryker brachte ein paar davon ans Boot. Einer davon war ein bisschen groesser und fast 50 cm und markiert und durfte somit mit. Er freute sich sehr darueber. Aber man sah ihm das Leiden im Gesicht an und so brachen wir eine halbe Stunde frueher als geplant ab. Ich wollte ihm nicht das ganze Erlebnis verderben wenn er sich nicht mehr gut fuehlte. Ich weiss ja wie schlimm sich Seekrankheit anfuehlt. Und so kam er noch guter Dinge an Land und ich filetierte den beiden ihre 3 Fische und Ryker konnte mit den Resten die wartenden Robben gluecklich machen. Dann machten die beiden sich zum Festplatz an der Pedder Bay Marina auf. Da wir etwas frueh fertig waren, dueste ich nochmal schnell alleine vor die Beecher Bay und fing ruckzuck 4 fette Pinks fuer mich selber. Geht doch ganz einfach! 😊Das sagte ich den beiden aber nicht als ich sie kurz darauf spaeter auf dem Abschlussfest wiedertraf! Ryker war gluecklich und quasselte wieder ununterbrochen von seinen neuen kuehnen Plaenen zum Angeln. Das ist alles was zaehlt!
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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 5
Der letzte Morgen sollte nun tatsaechlich der Windigste von allen werden. Daher beschlossen wir gar nicht erst bis Beano Creek zu fahren sondern lieber die Stellen um den Leuchtturm herum abzuschleppen. Und wenn auf Lachs gar nichts ging, nochmal zu den Pilkstellen zu fahren.
Gesagt getan. Ich fuhr uns in die sandige Bucht hinter dem Leuchtturm und die Maenner setzten ihre Lachskoeder ziemlich flach am Downrigger ein. So zog ich zwei Schleifen dicht unter Land. Aber es war kaum Futter hier zu sehen und nach einer halben Stunde ohne Fischkontakt verliessen wir die Bucht schon wieder. Schade. An der 30 m Scharkante parallel zur Kueste gesellten wir uns zu zwei oder drei anderen Booten und ein Koeder ging bis zum Grund hinunter. Wir kreuzten einige Gezeitenlinien und hatten zu tun die Schnuere von Treibgut freizuhalten. Action an den Koedern gab es sonst aber nicht. Auch kein Butt wollte abgeschleppt werden. Sehr seltsam und anders als ich das von dieser Stelle kannte. Dann legte der Wind schon zu und wir beschlossen die Mission Lachs abzubrechen und lieber noch 1 oder 2 Stunden zu pilken. Tobias hatte ja noch eine Rechnung mit einem Butt offen. Wir hatten doch tatsaechlich den gleichen Riesentwister in dem gut sortierten Angelshop bei der Resortrezeption gefunden – den Tobias gestern mit dem Fisch verloren hatte, war der Einzige dieser Art in meiner Koederbox gewesen. Und so wartete Tobias mit dem exakt gleichen Geraet auf seine Revenge – nur diesmal mit einer sorgfaeltig eingestellten Rollenbremse.
Und so fuhren wir bald wieder auf die andere Fjordseite und stoppten an der kleinen Untiefe. Reinhard und ich nahmen Pilker und alle garnierten ihre Koeder mit einem Stueck Lachsfetzen. Heute herrschte ziemlich schnelle Drift und die Wellen pilkten die Koeder im Prinzip alleine. Die erste Drift brachte diesmal keinen Fisch. Ich setzte neu an und als wir gerade auf etwa 40 m Tiefe abgerutscht waren und Reinhard schon Schwierigkeiten hatte mit seinem relativ leichten Pilker Grund zu halten, bekam er ploetzlich einen harten Biss und die Rute war krumm. Und richtig krumm. Er bekam erst ein paar Pumphebungen Schnur auf die Rolle aber dann haemmerte der Fisch los und zog einiges an Schnur ab. Reinhards Bremse war perfekt eingestellt und er parierte die Flucht gekonnt. Die haemmernden Schlaege in der Rute liessen uns klar wissen was da dranhing – ein guter Butt. Hoffentlich nicht zu gut, dachte ich, wir durften maximal 102 cm mitnehmen.
Der Drill zog sich einige Zeit hin. Wir waren mittlerweile in etwa 70m tiefes Wasser abgedriftet und der Fisch ging zweimal von halb hoch bis fast wieder runter. Reinhard drillte den Fisch ziemlich vorsichtig aber es schien nun Wirkung zu haben denn der Fisch kam nun stetig hoch. Tobias und ich sahen den Fisch auf dem Echolot. Noch 10m, noch 5m und dann tauchte er auf – ein schoener Butt! Aber war er 102 cm? Nur Tobias meinte das koennte knapp werden, Reinhard und ich meinten nicht. Bei dem Wellengang waere eine Vermessung neben dem Boot Unfug gewesen und so beschloss ich den Butt zu gaffen und auf unter 102 cm zu hoffen. Der Butt lag ruhig etwa 1,5 m neben dem Boot. Ich lehnte mich weit ueber Bord und konnte mit dem Gaff gerade den Kopf erreichen. Das reicht, dachte ich. Ich wuerde dem Butt das Eisen in den Kopf nageln und ihn dann an Bord zu hieven. Ich holte aus und schlug zu. Im selben Moment bekam der Butt seinen zweiten Wind und schuettelte seinen Kopf. Das Gaffeisen traf aber nicht so weit hinten im Kopf wie ich angepeilt hatte sondern hinter der Oberlippe. Egal, er hing und ich zog ihn ans Boot und hob an. Jetzt fing der Butt an zu toben und als ich ihn voll aus dem Wasser hatte und ihn gerade ueber die Borrdwand biegen wollte, riss die Lippe aus und der Butt fiel zurueck ins Meer. Und nun rastete er total aus und zog wieder tief nach unten. Ob er volle 70 m runterging weiss ich nicht aber es war tief.
Ich schaute erschrocken auf Reinhards Rute – der Butt hing noch dran. Gott sei Dank hatte der Pilker in der Unterlippe gehangen sonst haette ich den Drilling glatt mir der Oberlippe ausgerissen. Das nenne ich mal Schwein gehabt. Reinhard schaute mich strafend an, er hatte nun den Butt nochmals nach oben zu drillen. Gluecklicherweise war der Fisch auch kaputt und kam ziemlich anstandslos wieder nach oben. Diesmal liess ich Reinhard den Butt dichter ans Boot ziehen und schlug das Gaff fest und solide in den Schaedel und zerrte den Butt endlich an Bord. Geschafft! Gewonnen. Wir jubelten und klatschten Reinhard ab. Was fuer ein toller Fisch zum Abschluss! Reinhard musste sich erstmal hinsetzen. Ihm war von der Schaukelei nicht ganz wohl aber das Adrenalin rettete ihn noch. Ich knueppelte den Butt erstmal gefuegig und dann waren wir auf die Vermessung gespannt. Er war ueber einen Meter – vielleicht sogar ein paar Millimeter ueber 102 cm aber innerhalb der Toleranzzone die einem wohl jeder Fischereiaufseher goennen musste beim Buttangeln. Die Maximallaenge der Filets (78 cm von Schwanz bis Brustflosse) passte dann absolut exakt. Also ein absoluter Volltreffer! Reinhards neue PB, und eine volle Truhe fuer meine Familie. Klasse!
Das war nicht zu toppen und da ich jetzt auch noch eine Filetiersession einplanen musste, machten wir jetzt auch Schluss; auf dem Hoehepunkt sozusagen. Haette man im Skript nicht besser schreiben koennen. Tobias haette den Butt sicher gerne an seiner Rute gehabt, als Wiedergutmachung fuer seinen Oops gestern, aber Reinhard war nun mal der unbestrittene Pilkerkoenig auf diesem Trip. Bald hatten wir im Resort unser Zeug wieder auf das Boot geladen, die Kuehltruhe, nun leer an Lebensmitteln, war jetzt voll mit Fisch und Eis und puenklich um 11 Uhr legten wir ab und verabschiedeten wir uns von Critter Cove. Dann duesten wir eine Stunde lang bis nach Gold River zurueck. Das Muchalat Inlet – die letzten 10 km – waren wieder ziemlich rauh – aber wir fuhren nun mit den Wellen was es viel angenehmer machte. An der Rampe war Hochbetrieb mit Booten die einliessen und anderen die rausholten, aber letztendlich entknotete sich das Durcheinander und alle gingen ihres Weges.
Wir machten in Campbell River noch einen Mittagessenstopp um dann die letzte Etappe nach Nanaimo zu nehmen, wo ich die beiden am Faehrhafen aussetzte. Es war eine herrliche Tour nach Nootka gewesen. Und wenn die Angelei nicht gerade On Fire gewesen war und wir uns die Fische wirklich erarbeiteten mussten, muss man doch sagen, das die Faenge gut gewesen waren. Wir hatten wirklich alle typsichen BC Meeresfischarten gefangen und in guten Groessen. Keine Monster, aber vorzeigbare Groessen. Artenvielfalt und Qualitaet ueber Quantitaet und so waren wir alle sehr zufrieden. Die herrliche Umgebung des Nootka Sounds, die vielen Tiere, das Wetterglueck und die tolle Gesellschaft haben den Trip als vollen Erfolg in meiner Erinnerung abgespeichert. Ein Trip an den ich mich immer gerne zurueckerinnern werde.
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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 4
Wieder hofften wir auf frische Lachse ueber Nacht. Am Abend vorher hatten wir noch mit anderen Anglern im Resort gesprochen und der Tenor war der gleiche – momentan kaum Lachs da, allerdings waren doch ein paar auf der Innenseite des Fjordeingangs am Leuchtturm gefangen worden. Sieh einer an! Dort waere man auch beim ueblichen nachmittaglichen Nordwestwind geschuetzt. Diese Option wollten wir unbedingt mal ausprobieren. Aber zuerst donnerten wir wieder zum Beano Creek. Bei all dem Futter wuerden frische, neue Lachse unbedingt dort einen Stopp einlegen. So die Theorie. Heute waren nur ganz wenig Boote hier am Lachsschleppen. Wahrscheinlich hatten die mauen Berichte viele umdisponieren lassen und sie fuhren lieber zu Bodenfischstellen weiter draussen an, solange es noch windstill war. Es sollte wieder ein ruhiger Morgen werden und dann gegen Mittag zu blasen anfangen. Wir schleppten wieder die ueblichen Runden am Beano Creek. Ploetzlich loeste die eine Rute aus – war aber nichts mehr dran. Hm, war da was? Ich sagte noch laut: “Beisst doch mal richtig an, ihr Lachse, ich lass’ Euch auch wieder frei, versprochen!” Kurze Zeit spaeter ruckte es zweimal an Tobias’ Rute und dann loeste die Schnur sofort aus. Tobias hieb an und endlich, endlich blieb was ordentliches haengen. Der Fisch bockte heftig und sprintete mal hierhin und dahin aber nahm nie so richtig viel Schnur. Am Boot blieb er tief und wollte keineswegs naeher kommen. Wir sahen ihn dann gut – kein Riese aber vielleicht 12 – 13 Pfund. Dann hatte Tobias ihn endlich muede gedrillt und ich sackte ihn im Kescher ein. Na also! Tobias strahlte von Ohr zu Ohr. Stolz hielt er ihn vor die Kamera und dann setzten wir ihn wie versprochen wieder frei. Eine richtige Erloesung nach so langer Lachs-Leerzeit. Man musste den Lachsen eben nur die Freiheit versprechen.
Wir verbuchten noch zwei gute Bisse von denen einer danebenging weil Tobias nach dem Biss aus Versehen rueckwaerts kurbelte und damit die Schnurspannung verlor. Schade. Aber heute ging mehr als gestern! Als der Wind dann schon frueher aufkam, schleppten wir die meiste Strecke bis zum Leuchtturm zurueck. Ich zog uns an der bekannten Scharkante entlang die mir schon so viele schoene Lachse und auch Butte beschert hatte, aber diesmal nicht. Auch in den Wash Rock Klippen fand sich kein hungriger Lachs. Also zogen wir uns zu der windgeschuetzten Seite des Leuchtturms zurueck und schleppten dort ueber ziemlich tiefen Wasser. Da ruckte ploetzlich Reinhard’s Rute los und loeste aus. Er war im Nu dran und machte Druck. Jawoll! Das war ein guter Fisch – die Rute bog sich tief und ich ermutigte Reinhard lieber etwas haerter als zu nachgiebig zu drillen. Ein paar Mal bockte der Fisch und wollte losziehen aber machte das dann doch nicht. Und dann wurde die Schnur schlaff. Neeeiiiin! Gibt’s doch nicht – ich rief “kurbeln!”, Reinhard gab sich schon geschlagen aber ich sah das der Flasher kurz unter der Oberflaeche nicht rotierte – da war noch Gewicht dran! Der Fisch schwamm nur auf das Boot zu. “Kuuuurbellln!”, rief ich und dann hatte Reinhard wieder Kontakt. Gott sei Dank!
Jetzt tobte der Fisch neben dem Boot und ich sah wie er mit aufgerissenem Rachen den Kopf hin und herschlug. Das ist oft das drillendende Manoever weil mal nicht viel dagegen machen kann. Zieht man so hart, das der Lachs den Kopf nicht mehr schuetteln kann, laeuft man Gefahr den Haken eventuell herauszureissen. Laesst man locker, flog der Haken fast sicher raus. Gluecklicherweise sass der Haken hier fest genug und Reinhard fand das richtige Druckmass und letztendlich konnte er den Lachs zum Kescher zerren. Geschafft! Wir jubelten alle laut auf und klopften Reinhard auf die Schultern. Sein erster Grosslachs. Zwar auch kein Riese aber ein bei diesen Verhaeltnissen hier ein feiner Fisch. Reichlich 13 Pfund hatte er spaeter an der Resortwaage. Der ging naemlich mit! Frohgemut das nun jeder wenigstens mal einen Grossen gefangen hatte, schleppten wir noch ein wenig weiter die Runde. Und schwupps war nun auch Tobias wieder dran und hatte einen sportlichen kleineren Lachs am Haken. Als er ans Boot kam konnte man schon die blaeulichen Schimmer sehen – anders als ein Chinook – das hier war ein Coho. Vielleicht 6 oder 7 Pfund. Nicht schlecht! Wieder eine neue Art fuer die beiden. Und dann durfte der wieder schwimmen. Na also. Am Leuchtturm ging was, am letzten vollen Tag unseres Trips! Nach einer Weile machten wir dann aber Schluss.
Wir fuhren nochmals zur Untiefe auf der anderen Fjordseite, die Reinhards ersten kleinen Butt geliefert hatte. Schon bei der ersten Drift hatte Reinhard bald wieder gewichtigen Kontakt und drillte aufmerksam wie immer. Ob das wieder ein kleiner Butt war? Nein, ein feiner Lingcod kam hoch, das zaehnestarrende Maul weit aufgerissen. Der war der groesste Ling unseres Trips bisher und schon ueber 80 cm. Nach einem Foto durfte der Bursche wieder schwimmen. Der Reinhard kann’s einfach mit dem kleinen Pilker! Dann sah ich Tobias’ Rute ploetzlich stark krumm gehen. Der Fisch stand kurz still – allerdings sah ich schon an den ziemlich heftigen Kopfstoessen, dass das ein guter Fisch sein musste. Und dann ploetzlich brach er aus und stuermte davon. Tobias fingerte verzweifelt an seiner Rolle dessen Bremse zu hart eingestellt war aber er war zu spaet. Ein haesslicher Ton, als die duenne Geflochtene zerriss. Ich war mir sicher, das war ein guter Butt gewesen. Tobias war wuetend auf sich selbst und konnte sich kaum beruhigen. Das wird eine Weile an ihm nagen. Aber auch wirklich bloed gelaufen. Er dachte der Fisch waere auch ohne grossartig Schnurgeben zu baendigen gewesen. Aber meines Erachtens ist eine 8 Kg Schnur auch zu wenig zum Buttangeln. Nicht nur weil da immer auch ein 50 Kg Scheunentor einsteigen kann, sondern weil bei einem Buttdrill immer mal was Unerwartetes eintreten kann bei dem man etwas extra Reserve benoetigt. Klar, wenn alles passt und kein Hindernis im Wege ist dann kann man auch einen groesseren Butt an 8 Kg Schnur langsam ausdrillen. Aber wann hat man schon mal alle Bedingungen auf seiner Seite!
Natuerlich waren wir jetzt angestachelt und machten die Drift noch ein paar Mal. Aber wie schon die letzten Male, kamen waehrend der anschliessenden Driften keine weitere nennenswerte Bisse. Reinhard fing noch ein paar kleinere Schollen aber sonst blieb es ruhig. Also zogen wir bald weiter und stoppten noch kurz an der tieferen Pilkstelle auf dem Heimweg. Reinhard und Tobias fingen beide noch mittlere Lings und ein paar Red Snapper (eigentlich Yelloweye Rockfish). Mit ihrer grell-orangen Faerbung sahen sie dem Rotbarsch sehr aehnlich. Sie wuchsen auch zu enormen Groessen – bis zu 1m – bei ueber 100 Jahren Alter. Sind momentan aber geschuetzt und mussten wieder zurueck. Und weil sie sehr anfaellig fuer das Barotrauma waren, war es eine richtige Muehe die Kerle wieder runterzulassen. Ich fing den Groessten und fuer den brauchten wir 2 kg Blei um den Auftrieb zu ueberwinden. Aber schon coole Fische und wieder eine neue Spezie fuer die beiden zu sehen. Dann war Schluss fuer heute.
Beim Nachmittagsessen gab es heute speckumwickelten Felsenbarsch und Ling. Dazu noch Bratwuerstchen und Salat. Was fuer ein Festmahl! Abends sind wir nochmal kurz zum Coopte Point rausgefahren aber dort war nun ploetzlich die Futterbonanza verschwunden und mit der auch die vorherigen Winter Chinookschwaerme. Am San Carlos Leuchtturm auf der anderen Fjordseite fanden wir dagegen einen Schwarm kleiner Chinooks. Beim anschliessenden Pilken wollten dann aber keine Lings anbeissen obwohl ich dort schon mal einen kapitalen gefangen hatte und wo einer ist, sind meistens mehr. Einmal Lingrevier – immer Lingrevier! Etwas wehmuetig packten wir abends schon alles zusammen damit wir morgens nochmal angeln fahren konnten. Die Kabinen mussten 9 Uhr leer sein aber wir durften unseren Krempel noch bis Mittag vor den Kabinen auf der Terasse stehenlassen.
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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 3
Wieder frueh raus und wieder eine schoene Fahrt ueber den morgendlichen Fjord mit Sonnenaufgang hinter uns ueber den Bergen. Auch am Leuchtturm und bei Maquinna Point lag die See heute morgen ruhig und so fuhren wir gleich weiter bis zum Beano Creek. Wir hofften alle, dass ein neuer Schwall frischer Lachse ueber Nacht angekommen war und wir waren nicht die Einzigen die das hofften. Das ruhige Meer lockte auch alle Kleinstboote bis weit raus – wir sahen sogar kleine Schlauchboote hier soweit vor der offenen Kueste. Und so schleppten wir hoffnungsfroh los. Es war wieder unheimlich viel Futterfisch in dieser Bucht – alle Zutaten zu einer anglerischen Sternstunde. Denkste! Wieder zogen wir Runde um Runde ohne Lachsbiss. Ein paar kleine Lings hielten uns wenigstens vom Einschlafen ab! Nach zwei Stunden brach’ ich ab; auch von unseren Bootsnachbarn hatten die Allerwenigsten etwas vorzuzeigen. Weil die See so ruhig war, beschlossen wir mal die Nase etwas weiter vor die Kueste zu stecken und an den ersten Offshorehuegeln vielleicht ein paar groessere Lings und Butte zu erwischen. Auch wenn es total windstill war, es herrschte ein paar Kilometer vor der Kueste doch eine kurzfrequentige Duenung von vielleicht 1.5 m Hoehe. Ganz egal war das meinem Magen auch nicht. Ich fand uns eine felsige Untiefe mit 30 m Tiefe und dort drifteten wir mit unseren Pilkern in Aktion drueber. Wir fingen gute Felsenbarsche – ich hatte gleich zwei schoene Schwarze Felsenbarsche – wieder eine neue Art fuer die beiden. Auch einige richtig gute Quillback Barsche kamen kurz hoch – gingen aber alle wieder zurueck. Keine Spur von Ling oder Butt. Aber Reinhard fuehlte sich bald nicht mehr ganz fangfrisch und so brachen wir ab.
Wir wollten lieber nochmal zu der sandigen Stelle wo Tobias gestern einen vermeintlichen Butt verloren hatte und Reinhard den guten Ling gefangen hatte. Unterwegs sahen wir einen Buckelwal der weiter draussen offensichtlich verrueckt geworden war. Erst truemmerte er mit der Schwanzflosse viele Male auf das Wasser das es nur so knallte, dann wedelte er mit seinen Flossen umher und dann setzte er zu einer unnachahmlichen Sprungserie an bei der er etliche Male voll aus dem Wasser geschossen kam. Also was den geritten hat? Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Tobias waere gerne naeher rangefahren aber gegen die Duenung haette das lange gedauert und Reinhard’s Zustand nicht geholfen. Und ausserdem wollte ich gar nicht so nahe an diesen verruecktgewordenen Wal heran! Tobias hatte auch immer sein Schnorchelzeug im Boot dabei und wollte schon bei einer vorherigen Walsichtung direkt ins Meer springen und hinschwimmen. Ich konnte es ihm gerade noch ausreden – vielleicht besser wenn wir einem Wal im ruhigen Fjord begegneten – nicht hier draussen.
Als wir an unserer Stelle ankamen, war es dort wesentlich ruhiger. Und so pilkten wir los – besser gesagt die beiden, ich machte eine Naturkoederrute fertig. Tobias verzeichnete die ersten Bisse auf seine Gummikoeder aber den ersten Fisch hakte Reinhard. Und der sah gut aus! Die Rute krumm und hin und wieder musste die Rolle Schnur geben. Ich tippte auf kleinen Butt – koennte aber auch ein guter Ling sein! Reinhard machte das ganz cool und liess sich beim Drillen Zeit. Tobias war da aufgeregter und filmte das Ganze und meinte das koennte Reinhard’s erster Heilbutt ueberhaupt werden. Nur kein Druck! Und tatsaechlich brachte er einen kleinen Butt an das Boot und ich griff ihn mir mit dem Gaff. Super! Cool! Wir freuten uns alle. Das war aber auch Zeit - mal wieder ein Erfolgserlebnis! Und da die beiden bei ihrer Weiterreise keine Fische mitnehmen konnten, wuerde dieser Butt meine Familie ernaehren. Bis auf ein Stueck – Tobias plante schon ein Eat-Off – Heilbutt gegen Lingcod gegen Felsenbarsch im Bierteig. Wir hatten alle Zutaten. Hm, lecker, ich wurde schon hungrig! Wir drifteten noch einige Male ueber die Stelle aber wieder wie gestern, nur die erste Drift blieb erfolgreich. Nur noch kleine Schollen und Flundern die unsere kleinen Fetzenkoeder am Pilker haben wollten.
Dann kam doch wieder ordentlich Wind auf. Wir pilkten noch an den beiden Stellen die auf dem Weg nach Hause lagen und Tobias und Reinhard fingen noch zwei schoene Lings. Ich hatte auch mal einen dran der ordentlich Alarm an der Rute machte aber auf halber Hoehe wieder ausstieg. Dann fuhren wir rein und Tobias legte sich ins Zeug und praesentierte dutzende Fischstueckchen im Bierteig. Dazu Kartoffelsalat den Reinhard hergezaubert hatte – Mensch, keine 4 Sterne Lodge hatte so feines Essen. Reinhard und ich wussten nicht welcher Fisch uns in welcher Reihenfolge aufgetischt wurde und wir mussten bewerten. Es stellte sich heraus, dass Heilbutt knapp vor Felsenbarsch und wiederrum knapp vor Ling gewann. Alle 3 Arten waren super lecker aber der Butt hatte eben doch die Nase vorn. Ich hatte vorher auf den Barsch getippt.
Waehrend ich das Boot betankte und saeuberte, rief Tobias ploetzlich das da was am Ufer im Gestruepp herumkriechen wuerden. Er meinte ein Baer. Wirklich, einmal konnte man ihn im Ufergestruepp kurz erkennen. Tobias und ich machten das Boot los und wir fuhren ganz langsam und leise dicht am Ufer entlang. In einer kleinen Bucht gab es ein paar kiesige Straende und da kam der Teddy dann auch raus und liess sich von uns ueberhaupt nicht stoeren. Er stoeberte unter Steinen herum, frass Gras und schlurfte friedlich das Ufer entlang. Wir konnten ihn 15 oder 20 Minuten lang schoen beobachten. Sehr schoene Begegnung!
Abends fuhren wir dann noch ein paar Klippen und Riffe im Fjord an und pilkten dort. Ausser ein paar kleineren Felsenbarschen bissen heute aber nur die Seegurken! Und Reinhard war deren Meister. Eine nach der Anderen holte er hoch – ich versuchte mitzuhalten und hatte auch ne Menge aber ich kam auf keinen Fall an den Gurkenmeister ran. Angeblich kann man davon auch Teile gut essen aber das hatte ich noch nicht probiert und wollte es heute auch nicht. Gelohnt haette es sich aber schon! Das war es fuer den Samstag.
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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 2
Um 4:20 Uhr riss mich der Wecker aus dem Schlaf. Es war noch dunkel aber ich hoerte schon eifriges Treiben im Resort. Viele wollten wie wir die angesagten windruhigen Morgenstunden zum Angeln vor der offenen Kueste nutzen. Einige groessere Boote hatten sicher auch Offshoretouren zu den Bodenfischgruenden vor. Da gab es bekannte Offshorebaenke bis 50 km weit draussen zu denen einige der Boote und auch Guideboote unterwegs sein wuerden. Nichts fuer uns, Reinhard war nicht allzu seefest und ich auch nicht. Nach einem kurzem Fruehstueck machte Tobias noch die Snackbox fertig und dann legten wir gegen 5 Uhr ab. Es war nun schon hell genug um sicher durch den Fjord donnern zu koennen. Hinter uns brach die Morgenroete durch die Berggipfel. Eine magische Stimmung. Ein Buckelwal im Fjord und einige super niedliche Seeotter liessen uns aber nochmal hier und da anhalten und so war es schon nach 5:30 Uhr als wir am Fjordeingang beim Friendly Cove Leuchtturm ankamen. Direkt dahinter liegt eine flache, sandige Bucht von felsigen Klippen eingerahmt. Dort hatte ich schon einige schoene Lachse herausgeholt und wollte heute da anfangen. Wir stellten die Downrigger ziemlich flach auf jeweils 15 m und 10 m und dann drehte ich zwei Runden durch die Bucht bis dicht unter Land. Aber an den Ruten passierte nichts. So schleppten wir weiter zu den Wash Rock Felseninseln. Auch hier waren auf meinem Plotter schon eine Menge gespeicherte Fangstellen. Heute war hier nichts! Auch kaum Futter im Wasser. Und nach dem Motto, “finde die Futterschwaerme und Du wirst die Lachse finden”, zogen wir weiter.
Wir schleppten nun an der Scharkante wo die Tiefe schnell von 30 auf 70 m abfiel. Hier zogen wir ein Squidimitat direkt am Grund lang. So koennte auch gut mal ein Heilbutt einsteigen. Aber die Ruten blieben still. Nichtmal ein Kleinlachs; das war schon seltsam. Am Maquinna Point war es wie immer sehr rauh; dort kam das Wasser praktisch von Japan und tuermte sich am hochkommenden Grund auf und wurde an den vielen Unterwasserriffen und Ueberwasserfelsklippen in alle Richtungen umgelenkt, hochgedrueckt und hin- und hergeworfen. Waschmaschine. Aber dadurch wird auch oft Futter angesammelt und da sind die Raeuber normalerweise nicht weit. Normalerweise; heute nicht. Als weiterhin nichts passierte, zogen wir ein und fuhren weiter nordwestlich zur Beano Creek Bucht, die etwas geschuetzt liegt und oft Futter und Lachs hielt. Ein paar andere Boote hatten sich diese bekannte Stelle auch schon auserkoren. Wir drehten die ueblichen Schleifen durch diese Stelle und sahen eine Unmenge Futter am Echolot. Hier war definitiv Leben im Wasser und hier musste was gehen!
Wir sahen auch schon hier und da mal Action auf anderen Booten aber wir mussten uns noch weiter gedulden. Gegen 9 Uhr war es dann endlich soweit. Die Rute mit der Flashfly als Koeder ruckte kurz an und loeste dann gleich aus. Tobias war gleich dran und parierte auch schon die erste Flucht. Das war ein guter Fisch; das konnte man gleich an der vollgespannte Rute erkennen und wie der Fisch auch mal Schnur von der Rolle zog. Allerdings ging der Fisch nicht auf eine lange Flucht sondern legte immer mal kurze Sprints weg vom Boot hin, um dann gleich wieder auf’s Boot zugeschossen zu kommen. Tobias hatte alle Haende voll zu tun mit dem Fisch mitzuhalten und ja nicht die Schnur schlaff werden zu lassen. Klasse machte er das und das gestrige Training an den kleinen Lachsen zahlte sich jetzt aus. Ich raeumte das Deck frei von der zweiten Ruten und holte beide Downriggergewichte heraus um kein Hindernis am Boot zu haben. Der musste gelandet werden. Reinhard filmte Tobias’ Drill – wie sich hinterher heraustellte allerdings ohne den Startknopf gedrueckt zu haben!
Ich hielt uns von den anderen Booten weg und drehte dann die Drehzahl zurueck um es Tobias zu erleichtern den Fisch heranzubringen. Aber der kam noch voller Energie zum Boot weil er immer noch keine richtig lange und erschoepfende Flucht gemacht hatte. Eine brenzliche Situation und jetzt wollte er auch noch unser Boot ueberholen und dabei unter dem Boot durchschwimmen. Ich half mit dem Motor etwas nach und drehte bei. Immer wieder buechste der Lachs aus und zog noch mal tief runter. Aber dann sah ich endlich eine Gelegenheit und schob fluggs den Kescher unter den Fisch. Geschafft! Gewonnen! Wilkommen in Nootka! Und ich hob einen schoenen und kraeftigen Chinook ins Boot. Wir freuten uns alle und klatschten uns ab. Na endlich! Wir schossen noch ein paar Fotos mit dem etwa 17 pfuendigen Lachs und packten ihn dann schnell auf Eis. Jetzt wollten wir mehr! Da muessen doch noch mehr da unten sein.
Tatsaechlich verbuchten wir schnell noch zwei gute Bisse die aber irgendwie nicht haengen blieben. Die Lachse bissen spitz heute. Dann riss es wieder einmal an einer Rute und Reinhard schnappte sich die Rute und diesmal ging gleich die Post ab und der Fisch setzte zu einer Flucht an. Aber ein ploetzlicher Ruck in der Rute und der Kontakt war schon wieder weg. Mist! Reinhard meinte nur das waere ein Grosser gewesen. Und dann war der Spuk auch schon wieder vorbei. Wir sahen noch ein oder zwei Lachsdrills auf anderen Booten aber dann war wieder Beissflaute. Ein paar kleine Lingcods oder Felsenbarsche schnappten sich unsere Koeder sobald die mal in Grundnaehe kamen. Aber von Lachs keine Spur mehr. Gegen Mittag packten wir dann die Lachsruten erstmal zusammen und ich fuhr uns zu ein paar felsigen Barschbergen wo wir uns an den Bodenfischen mit Pilker oder Gummifisch versuchten. Tobias hatte einen Gummiaal aus Norwegen dabei und fing Fisch auf Fisch damit. Aber auch Reinhard am klassischen Pilker machte Strecke.
Die beiden fingen 4 oder 5 verschiedene Felsenbarscharten in allerlei Groessen. Einmal zog es ordentlich an Reinhards Rute und er musste sogar ein bisschen Schnur abgeben. Das musste ein besserer Lingcod sein, dachte ich aber Reinhard brachte zum Erstaunen einen grossen Cabezon herauf. Wie ein riessiger Seeskorpion (zu deren Familie er auch gehoert). Der hatte sicher 7-8 Pfund und Tobias haette ihn gerne mal inspiziert und ein Foto gemacht aber er fiel leider direkt neben dem Boot vom Haken. Sind auch lecker diese haesslichen Biester. Zwei grosse Kupferbarsche nahmen wir fuer Ceviche und andere Leckereien mit. Das war eine kurzweilige Angelei die den beiden sichtlich Spass machte. Ich liess einige der Barsche, die an Barotrauma litten, wieder zum Riff hinunter. Das war ja jetzt Pflicht wenn man auf Bodenfische angelt. Ein paar kleinere Lingcods kamen auch mal mit nach oben, aber noch keine massigen. Die suchten wir dann in den Felsklippen um den Wash Rock herum und tatsaechlich brachte Reinhard ploetzlich einen 70ger Lingcod hoch. Auch der durfte mit – Tobias traeumte schon von einem Geschmacksvergleich zwischen Lingcod, Felsenbarsch und Heilbutt. Und weil dazu noch der Heilbutt fehlte, fuhr ich uns zu meiner schon vielmal erfolgreichen Driftangelstrecke auf der anderen Seite des Fjordeinganges. Dort hatten wir an einem kleinen Berg in der Vergangenheit schon einige kleinere Butte aber auch Lingcods und Rochen beim Pilken oder Naturkoederangeln erwischt. Mal seheh ob die Stelle heute wieder abliefern wuerde.
Es war mittlerweile schon ganz schoen Wind aufgekommen und die Drift war schnell. Aber ploetzlich war Tobias’ Rute krumm und etwas kraeftiges hatte sich seinen schon zerfledderten Gummiaal reingezogen. Das sah vielversprechend aus. Leider stieg der Fisch wieder aus bevor wir ihn zu sehen bekamen. Reinhard, mit einem kleineren Pilker, hatte auch schnell Fischkontakt und brachte wieder einen besseren Lingcod von etwa 75 cm hoch. Der durfte wieder zurueck. Wir wiederholten die Drift noch mehrere Male aber es kamen keine weiteren Bisse. Der Wind legte weiter zu und wir brachen hier ab. Praktisch schon auf dem Nachhauseweg stoppten wir noch an zwei mir bekannten Ling und auch Buttstellen aber Wind und Welle liessen keine ordentliche Drift und Angelei mehr zu. So machten wir dann Schluss und duesten zurueck zum Resort. Wir hatten trotz schwierigen Bedingungen ein paar gute Fische gefangen, besonders die Felsenbarschvielfalt war klasse gewesen.
Im Resort hoerten wir von den Nachbarn aehnliche Stories; es schienen wenige Lachse vor Ort und nur wenige wurden gefangen. Lingcods schien gut zu gehen denn wir sahen einige zu dem Schlachttisch kommen. Viele davon waren auf den Offshorebanks gefangen worden. Am Leuchtturm sollten einige Cohos gefangen worden sein. Wir entspannten den Nachmittag durch. Es war richtig heiss auf der Terasse vor unseren Kabinen. Wir machten ein feines Ceviche mit einem Felsenbarsch und Tobias und Reinhard grillten noch Steak und machten Bratkartoffeln. Wir lebten wie die Koenige!
Gegen Abend war es im Hauptfjord und draussen vor der Kueste immer noch windig und so fuhren wir nochmal zum Coopte Point wo wir wieder den Schwarm Winter Chinooks antrafen. Es waren aber leider keine groesseren Lachse dabei. Als es duster wurde, fuhren wir wieder zurueck und suchten am Ufer entlang noch nach Baeren. Diesmal nicht. Dann ging es bald in die Kojen – morgen sollte der windstillste Morgen werden und der Wind erst am Nachmittag aufkommen. Das koennte unser bester Tag werden!
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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 1
Es war wieder Zeit fuer eine Nootka-Tour gewesen und ich hatte diesmal deutsche Begleitung. Tobias war schon mal vor 10 Jahren als junger Spund hiergewesen und jetzt hatte es endlich mal mit einem Wiedersehen geklappt. Dieses Mal brachte er seinen Vater Reinhard mit, der auch mal die Pazifikkueste kennenlernen und befischen wollte. Und dabei war BC nur ein Teil ihrer gemeinsamen Reise. Momentan sind die beiden noch in Alaska; natuerlich auch zum Fischen!
Aber welch ein besserer Platz um die Schoenheit und Fischvielfalt von Vancouver Island zu erkunden als am Nootka Sound, einer meiner Happy Places. Ich war ja nun schon etliche Male da und Ihr habt ja die Berichte hier schwarz auf weiss gelesen; mit seinem tiefreichenden und verzweigten Fjorden, den hohen Bergen im Hintergrund und der wilden offenen Kueste davor, ist der Nootka Sound eines der schoensten Ziele der Meeresangler hier. Es ist noch relativ gut zu erreichen – daher zur Hauptsaison auch gut besucht und befischt aber schon weit genug weg von den Staedten um noch Wildnischarakter zu haben und praktisch die volle Palette an Fisch-und Tierwelt zu bieten. Er ist leider nicht mehr unberuehrt, wie Tobias gleich feststellte; es gibt eine Anzahl an (norwegischen!) Lachsfarmen, die ihren Dreck und invasive Atlantische Lachse hinterlassen und die Holzwirtschaft geht systemmatisch durch die dichtbewaldeten Berge durch. Aber noch sind das kleinere Schandflecken, die man im Gesamten uebersehen kann wenn man regelmaessig Wale, Delfine, Seeotter, Adler und Baeren beobachten kann, und natuerlich der gesamten nordpazifischen Fischpalette nachjagen kann.
Als wir die Tour im Winter planten und bei Anfang Juli landeten, machte ich Tobias klar, das die Tour um diese Jahreszeit mit dem Risiko verbunden war, windbedingte Ausfalltage zu beinhalten. Die grossen Lachse, auf dem Heimweg zum Laichfluss, wuerden noch nicht in die Fjorde hineingezogen sein, sondern wuerden sich noch vor der offenen Kueste vollfressen und auch vorbeiziehen. Die Nootka-heimischen Lachse kaemen erst Ende Juli tief in die Fjorde wo man sie dann auch an windigen Tagen mit einem Kleinboot befischen kann. Jetzt, Anfang Juli muss man fuer die grossen Lachse nach draussen. Im Fjord wuerden sich hoechsten kleinere bis mittlere Fresslachse (Winter Chinooks) aufhalten. Und der eine oder andere gute Lingcod und kleinere Felsenbarsche. Deswegen hies es auf windarmes Wetter hoffen!
Die beiden kamen am kanadischen Nationalfeiertag bei uns in Victoria an. Dieses Jahr war das Land besonders gut beflaggt, hat doch der orange Clown im Sueden den kanadischen Nationalstolz ordentlich angefacht. Am ersten Tag erkundeten die beiden Victoria und wir erstiegen unseren Hausberg vor der Tuere. Dann hiess es packen und das Gespann fertigmachen. Am 3.7. ging es sehr frueh los denn ich wollte vor Mittag auf dem Wasser sein um die typischen Nachmittagswinde im langen Fjord vor Gold River zu vermeiden. Wir hatten eine etwa 45 minuetige Bootsfahrt vom Ende der Asphaltstrassen und der Bootrampe zum schwimmenden Critter Cove Resort. Aber diese 45 Minuten koennen leicht zu einer 2h wirbelschadenverursachende Horrorfahrt werden wenn man sich gegen Wind und Welle durchkaempfen muss. Ob es nun am Grosseinkauf im Supermarkt oder beim extra Tankstopp oder beim Besuch des Angelshops in Campbell River gelegen hat, keine Ahnung, aber wir kamen spaet in Gold River an und bis wir auf dem Wasser waren, kachelte es schon ganz gut. Reinhard war wohl nicht ganz seefest, wie mir Tobias mitteilte, aber Gott sei Dank hielt er diese erste Probe schon mal gut durch. Durchgeschuettelt aber aufgeregt kamen wir am Resort an und bezogen unsere 2 Kabinen. Das Resort war noch lange nicht gefuellt – die Hauptsaison fing ja erst 2 Wochen nach uns an – und so war es ruhig und wir hatten viel Platz fuer unser Boot direkt vor der Huette. Ich war erst etwas bestuerzt, dass das Resort das freie WLAN abgeschafft hatte und man jetzt nur noch an der Rezeption und Restaurant fuer 25 cent pro Minute WLAN kriegen kann. Das habe ich die ganzen Tage auch nur zur Wind-und Wettervorhersage genutzt. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich diese Abgeschnittenheit eigentlich sehr genossen. Befreiend wenn man mal nicht erreichbar ist und von den weltlichen Katastrophen mal nichts mitkriegt.
Aber natuerlich wollten wir dann schon bald fuer eine erste Testtour los. Ich beschloss fuer den Abend nicht mehr vor die offene Kueste zu fahren, was ungefaehr 20 Minuten Bootsfahrt von Critter Cove ist, sondern lieber im Fjord erstmal den beiden das Trolling beizubringen. Wir hoerten von Hausnachbarn das sich bei Hoiss und auch Coopte Point Schwaerme von Winter Chinooks herumtreiben sollten. Das sollte zur Uebung an den Downriggern und Schleppruten genuegen und mit etwas Glueck koennen die Winter Chinooks auch schon mal an die 10 Pfundmarke klopfen. Tobias wollte unbedingt einen Lachs fuer seine Lachs-Pasta fangen. Der Hauptfjord war noch etwas wellig aber als wir um den Hoiss Point zum Eingang des Tahsis Inlets einlenkten, war es schoen geschuetzt und ruhig. Es schleppten schon zwei andere Boote dort und wir gesellten uns dazu. Waehrend ich die zwei Schleppruten fertig machte, erklaerte ich den beiden das Geraet und die Hilfsmittel. Als ich die zweite Rute gerade auf Tiefe gebracht hatte und an der Rute simulierte wie ein Biss aussehen wuerde, ruckte die Rute ploetzlich an und loeste sofort aus. Ich riss sie sofort aus dem Halter, kurbelte straff und schlug an; guter Widerstand! Gibt’s ja nicht! So schnell geht das hier! Und damit drueckte ich die Rute gleich Reinhard in die Hand.
Der war etwas verdutzt und brauchte paar Sekunden um sich zu besinnen aber das war zu lange und der Fisch war dann schon wieder weg. Schade, aber eine gute Lektion um zu verstehen wie wichtig schnelle Kontaktaufnahme und stetiger Druck auf der Schnur ist beim Trolling. Besonders mit Einzel-Schonhaken. Das Echolot war voll mit Futterwolken und auch einzelnen Fischsicheln, Gute Platzwahl, dachte ich! Und das Beissen ging munter weiter. Erst kamen wir durch einen Schwarm kleiner Felsenbarsche. Dann auf der anderen Uferseite fanden wir eine hungrige Schule Winter Chinooks. Tobias und Reinhard fingen jeder sicher 4 oder 5 kleinere Chinooks, etliche gingen verloren, aber das war die perfekte Praxis am Geraet. Und ploetzlich hatte Reinhard auch etwas staerkeren Widerstand. Der schraubte sich trotz Flasher einen Meter aus dem Wasser und gab Reinhard was zu tun. Nach und nach brachte er einen gut 5 pfuendigen Chinook ans Boot. Die perfekte Essgroesse fuer uns drei und so nahmen wir diesen Fisch mit. Dann machten wir irgendwann Schluss und fuhren zurueck. Ich filetierte schnell den Lachs und dann zauberten die beiden eine koestliche Lachspasta auf den Tisch vor Ihrer Kabine. Bei einem kalten Bier liessen wir den langen Tag dann ausklingen und wir freuten uns schon auf den naechste Tag an dem es frueh losgehen sollte.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 5 cont.
Beim naechtlichen Lagerfeuer musste ich nun die Mones Cup Entscheidung bekannt geben. Es war alles eng geworden. Alex rechnete mir mehrfach vor: Alex - groesste Forelle - 1 Pkt, Ricardo - groesster Zander und groesster Flussbarsch – 2 Pkt, Alec – groesster Stoer, Bass und Sonnenbarsch – 3 Pkt. Aber die babygrossen Bass und Sonnenbarsche aergerten mich. Also verkuendete ich: Alec’s Bass und Sonnenbarsche wurden disqualifiziert wegen mangelnder Groesse. Alle ausser Alec lachten. Ricardo’s Flussbarsch wurde auch disqualifiziert weil ich ihn nicht zu essen bekommen hatte trotz Aufforderung. Ein grossen Grinsen und Lachen in der Runde. Damit blieb ein 3 seitiges Unentschieden 1:1:1 und Alec gewann den Cup mit dem Tie-breaker – dem groessten Fisch insgesamt, dem metrigen Stoer. Alec jubelte, Ricardo verdrehte lachend die Augen und Alex nickte mir anerkennend zu. Ich glaube das war halbwegs fair.
Auf dem Heimweg mussten Ricardo und Alec in ihren SUV bitter leiden – zwischen Osoyoos und Princeton im Okanagan Valley war es 38 Grad und die Jungs hatten keine Klimaanlage im Auto. Sogar ihre Handys schalteten wegen Ueberhitzung ab. Wir erwischten noch locker die 21 Uhr Faehre zurueck zur Insel und bekamen noch eine spektakulaere Sunset-Faehrfahrt nach Hause geboten. Eine tolle Tour die mir ewig in Erinnerung bleiben wird und hoffentlich den Jungs auch im Herzen bleibt.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 5
Der letzte Tag stand an und den wollten wir wieder komplett auf dem Columbia verbringen. Den fruehen Nachmittag an der Zander/Stoerstelle mit unseren beiden Booten und dann den finalen Abend am Waterloo Eddy nur mit dem Driftboot und rotierender Crew. Hoffentlich nochmal eine Sternstunde zum Abschluss und vielleicht kam noch ein Ausnahmefisch! Am Vormittag fuhren wir mal in den Ort Castlegar um Fliegennachschub zu holen. Alec wollte sich auch noch eine stabilere Spinnrute fuer eventuellen Stoerkontakt kaufen. Im Angelgeschaeft bekam er ein feines gebrauchtes Ruten/Rollenkombo zum kleinen Preis angeboten, was er natuerlich auch annahm. Das konnte er auch zuhause fuer andere Fischarten benutzen. In Castlegar war gerade ein mehrtaegiges Sommerfest im Gange und wir kamen garade noch aus dem Ort wieder heraus bevor etliche Strassen fuer eine Parade gesperrt wurden. Nach einem Resteverwertung Mittagessen ging es dann bald los.
An der Betonrampe am Columbia war viel los – eine ganze Touri-Truppe machte sich zu einer Paddleboardtour bereit. Wir bauten wieder Shirley zusammen und liessen beide Boote ins Wasser. Ich drehte nochmal eine Kontrollrunde mit Shirley um sicher zu gehen das der Motor einwandfrei lief bevor Ricardo und Alec sich damit dem Fluss auszulieferten. Die grosse Frage war ob der 6 PS Motor genug Antrieb hatte um die beiden von der Zanderstelle wieder zurueck zur Rampe zu bringen. Da waren zwei Brueckenstellen und die Forellenlaichstelle an denen es flott floss. Falls das nicht funktionierte, mussten sie irgendwo im Dickicht an Land gehen, zurueck zum Auto laufen und dann irgendwie Shirley wieder auf das Dach den Volvo’s kriegen. Als wir durch die erste Bruecke durchfuhren, probierte Ricardo gleichmal ob er da wieder zurueckkam und es sah gut aus. Damit ging es nun die vielleicht 2 km zur Zanderstelle runter.
Etwas war aber deutlich anders heute: vielleicht hatten die Betreiber den Stausee etwas abgelassen oder irgendwas Aehnliches denn die grosse Kehrstroemung an der Zanderstelle war voll mit Baumstaemmen und kleinerem Treibgut. So schlimm, dass man gar nicht richtig angeln konnte. Bei Ricardo und Alec gab es noch ein anderes Problem; der Motor fuhr selbst im Standgas noch zu schnell um das Grundgeschirr am Boden zu halten. Es war hier sicher um die 7m tief. Da machten die beiden die zwei Notruder unter den Sitzbaenken klar und das war das erste Mal das jemand Shirley ernsthaft ruderte. Und Ricardo berichtete dass das gar nicht so schlecht funktionierte. Ich dachte immer das Faltboot waere nichts zum Rudern aber offensichtlich war das eine Fehleinschaetzung. Gut zu wissen. Aber die Verhaeltnisse an unserer Stelle und die ausbleibende Beisslust der Fische war schon enttaeschend. Wir hatten schon noch heimlich auf einen Stoerkontakt gehofft oder auch ein paar leckere Zander die ich auch gerne mit nach Hause genommen haette. Wir versuchten es 2-3h aber es war schwierig und nur Alec konnte dann noch einen Fisch haken. Und der war wohl ziemlich sportlich fuer einen Zander und entpuppte sich dann als eine typische Columbia Rainbow. Mit Wurm am Grund. Dann beschlossen wir etwas frueher zum zweiten Teil des Flusstages ueberzugehen. Die Jungs in Shirley duesten hoch und ich beobachtete sie mit dem Fernglas. An der einen Brueckenstelle ging es wohl nur sehr muehsam gegen die Stroemung vorwaerts und ich sah Ricardo seitlich der Hauptstroemung ausweichen und etwas weiter am Ufer zu versuchen. Das war dann auch erfolgreich und wir waren erleichtert denn die erste Bruecke hatten sie ja schon vorher probiert. Sie kamen dann wohlbehalten an der Rampe an und zerlegten Shirley. Nachher sagte dann Ricardo das der Motor kein PS weniger haette haben duerfen. Das waere knapp gewesen.
Alex und ich drifteten nun stetig aber faul den Fluss hinunter. Die anderen beiden wuerden mindestens eine Stunde brauchen um am Waterloo Eddy anzukommen. Die untere Highwaybruecke nahm ich diesmal wie Graham empfohlen hatte - auf der linken Uferseite. Vor der Kehrstroemung hatte ich nun Respekt aber mit Konzentration und Anstrengung kamen wir beim ersten Mal gut durch. Danach liess ich Alex mal wieder rudern und warf meine Fliege hierhin und dahin – leider umsonst. Gegen 18 Uhr kamen wir bei Waterloo an und waren wieder nicht die Ersten. Alex und ich drehten schon mal ein paar Runden und Alex hatte bald einen schoenen Fisch dran und brachte ihn auch in den Kescher. Na klasse, ein schoener Anfang vom Ende!. Dann kamen die Jungs an und wir luden zuerst Ricardo dazu. Ich versuchte wieder den Totpunkt der Stroemung zu finden aber heute war eindeutig etwas anders. Auch hier drehten einige grosse und kleine Baumstaemme ihre Runden und die Sogloecher schienen heute mehr und noch agressiver. Aber ich schaffte es hin und wieder mal ein paar Wuerfe mitzumachen. Ricardo war der Naechste der zuschlug. Seine Pose ruckte ein paar Mal und er wollte gerade herausziehen um neu einzuwerfen als die Post abging. Na also! Ein schoener Drill und eine schoene, uebliche Forelle. Wir pumpten dieser Forelle den Mageninhalt und das kleine Reagenzglas war voll von kleinen Fliegenlarven. Kaum eine groesser als 5mm lang. Kein Wunder das groessere Fliegenmuster einfach keine Beachtung fanden! Bei einer laengeren Drift nahe dem Ufer entlang erwischte er noch eine. Der Junge machte es uns vor! Und ploetzlich hakte Alex einen Fisch direkt an einem der grossen Strudel. Ich konnte den Drill gar nicht weiter verfolgen denn ich musste mich in die Riemen legen und konzentrieren. Es war Chaos im Boot denn Alex’ Fisch ging mehrfach unter dem Boot durch und das Boot drehte sich ausserdem. Irgendwie bekamen die beiden den Fisch aber endlich in den Kescher und Alex hielt diesen kraeftigen Brocken fuer Alec am Land hoch. Ich hielt mal kurz das Massband daneben aber der Fisch war keine 50 cm sondern mehr kraeftig als lang.
Dann wechselten Alex und Alec. Und wieder, je spaeter die Stunde, desto aktiver wurden die Fische. Ich hatte einen Monsterbiss und beim Anhieb brach schon wieder das Vorfach. So ein Mist! Dagegen holte Ricardo nun schon seine dritte Forelle heute Abend ans Boot. Waehrend wir all mit einer Klasse 7 Rute fischten, verwendete er eine Klasse 5. Die war zwar beim Drill ganz schoen ueberlastet bei diesen gewichtigen und wuchtigen Forellen, und seine Drills dauerten entsprechend etwas laenger, aber die weichere Rute federte wohl besser ab und er verzeichnete deutlich weniger Schnurbrueche als wir drei. Was zum Nachdenken! Alec hatte heute kein Glueck und hakte und verlor 3 Fische in Folge. Dann war es Zeit fuer den letzten Crewwechsel und Ricardo stieg zum letzten Mal aus und schaute uns vom Ufer aus zu. Im Daemmerlicht zogen wir unsere Kreise. Wieder bescherte uns die einsetzende Dunkelheit einen heftigen Fliegenschlupf und ein anderes noch verbliebenes Boot mit zwei alten und lokalen Fuechsen fingen Fisch auf Fisch auf Trockenfliege. Wieder war Alec am Ueberlegen ob er umbauen sollte aber liess es letztendlich sein. Er verlor noch einen Fisch und gab schon fast auf. Ich kuendigte schon die letzte Runde an und die Jungs warfen ihre Fliegen eifrig zu den ueberall steigenden Fischen. Ob da noch was geht?
Alex kaempfte mit Schnurfitz und seine Pose war schon dicht am Boot als sie ploetzlich runtergerissen wurde. Fish On! Alex war verbluefft und konnte gar nicht so schnell reagieren. Er musste nur aufpassen, dass die im Boot liegende Fliegenschnur sich nicht irgendwo verhang wenn er Schnur geben musste. Und das musste er einige Male. Dann sprang der Fisch und es war ein richtiger Brocken. Den jetzt bloss nicht verlieren. Alec angelte inzwischen noch weiter und verpasste noch weitere Bisse. Alex’ Fisch blieb jetzt tief und wuchtete ordentlich mit dem Kopf wie man an der Rute sehen konnte. Ich ruderte in die ruhigste Stelle die ich finden konnte. Da plaerrte ploetzlich das Funkgeraet los; Ricardo spielte vom Handy “Hier kommt Alex” von den Toten Hosen und wir lachten alle laut dazu. Das war eine tolle Einlage und das obwohl es Ricardo war der bangen musste ob Alex ihm in letzter Sekunde noch die Forellenkrone wegnahm. Dann kam der Fisch das erste Mal in Sicht – Mann, die war gross und hatte einen tiefroten Streifen – noch von der Laichfaerbung. Ein herrlicher Fisch. Alex bangte und war voll konzentriert. Und nach schier unendlicher Zeit konnte Alec den Fisch endlich keschern. Wir jubelten los und Ricardo winkte uns zu – er wusste wohl was los war. Nachdem wir 3 den Fisch im Kescher bestaunt hatten, nahm ich das Massband und gab mir beste Muehe – war sicher nicht total exakt aber ich wollte dem Fisch auch keine Strapaze zumuten. Ich setzte fest: 20.5 inches was etwa 52 cm ausmachte. Alec stimmte zu, das war sehr wahrscheinlich die groesste Forelle der Tour auch wenn wir es nicht so exakt genommen hatten mit dem Messen. Und ausserdem war die hier die Schoenste mit ihrer tollen Faerbung. Und damit schnappte sich Alex im letzten Moment noch die Topforelle!
Wir fuhren dann im Dunkeln zum Strand und holten das Boot zum letzten Mal heraus. Dann verabschiedeten wir uns wehmuetig von dieser komplizierten aber wunderbaren Stelle. Waterloo Eddy. Auf dem Heimweg spielte Alex “Waterloo” von Abba; “Waterloo, couldn’t escape if I wanted to…” Klasse! Und als ob es noch einen kroenenderen Abschluss dieser Tour bedurfte, als wir an Castlegar vorbeifuhren, setzte dort gerade das Feuerwerk zum Ende ihres Sommerfestes ein. Wir hielten an der Seite des Highways an und schauten 20 Minuten lang zu. Die konnten Feuerwerk ganz gut. Toller Abschied.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 4
So, den ersten Tag auf uns alleine gestellt! Nach dem Fruehstueck packten wir alles fuer die See-Tour zusammen; damit sollte auf dieser Tour das erste Mal das Faltboot “Shirley” zum Einsatz kommen. Ein guter Test ob alles funktioniert bevor wir es morgen auf dem maechtigen Columbia River verwenden wollten. Ricardo hatte die Wegbeschreibung zum See und so fuhren die beiden mit ihren Auto vorneweg. Nach 30 Minuten sahen wir den kleinen, schoenen See direkt neben dem Gebirgshighway auftauchen. Die Stelle zum Boote einlassen fanden wir auch schnell – das war einfach eine kleine sandige Bucht mit einer kleinen gerodeten Flaeche auf der man rangieren konnte. In 20 Minuten hatten wir Shirley zusammengebaut und auch das Driftboot gewaessert. Diesmal fuhr Alec bei mir mit und die beiden Brueder blieben zusammen auf dem Driftboot. Im Angler-Atlas App konnte ich nochmal bestaetigen, das dieser kleine See erstaunlich viele (invasive) Fischarten beinhaltete: da waren die natuerlichen Regenbogenforellen, dann aber auch Bachsaibling, Schwarzbarsch, Flussbarsch und auch Sonnenbarsch. Und weil wir zum Mones Cup Wettbewerb gesagt hatten, der groesste Fisch einer Art verdient einen Wertungspunkt, war hier die Moeglichkeit neue Akzente zu setzen. Bis jetzt fuehrte Ricardo mit dem groessten Zander und der groessten Forelle, waehrend Alec den Stoerpunkt besass und mit dem groessten Stoer wahrscheinlich auch den Tie-Breakerpunkt fuer den groessten Fisch ueberhaupt auf seiner Seite hatte. Alec, als der Rekord-Mones Cup Champion und als der wettbewerbseifrigste Teilnehmer war sofort Feuer und Flamme und entschlossen hier die Weichen zum Gesamtsieg zu stellen. Er kam gut vorbeitet fuer die Barschangelei und hatte vom Zanderangeln sogar die restlichen Wuermer mitgebracht.
Alexander ruderte mit Ricardo auf die Mitte des Sees und die beiden begannen Fliegen an der Sinkschnur langsam zu schleppen. Ich legte mir Chatterbait und Wobbler fuer meine Spinnrute zurecht waehrend Alec tatsaechlich eine Posenmontage mit Wurm vorbereitete. Dann fuhren wir an den Seerosenrand und begannen die Barschangelei. Ruckzuck bekam Alec Bisse und brachte bald kleine Schwarzbarsche und wunderschoen aussehende Sonnenbarsche ans Boot. War aber alles nur Kleinzeug. Aber der Tournierangler bestand auf die Wertung da ich keine Mindestmasse vorgegeben hatte. An meinen Spinnkoedern gab es keinerlei Action, abgesehen davon das die Barsch-Kinderstube die auch versuchte zu attackieren aber der Haken zu gross war. Ueber Funk berichteten Ricardo und Alex von einigen vorsichtigen Anfassern an der Fliege aber nichts blieb haengen.
Wir erkundeten schnell die befahrbare Haelfte des Sees der in der Mitte etwa 15m tief war. Die noerdliche Haelfte war nur ein sehr flaches verkrautetes Sumpfland das man hoechstens mit einem Kanu oder Kayak befahren konnte. Zum Angeln wahrscheinlich auch uninteressant aber sicher eine gute Stelle um abends Elche zu beobachtem. Das Wasser war klar und ueber einigen flachen Krautbaenken konnten wir Unmengen von halbstarken Bass und auch Flussbarschen (Perch) umherhuschen sehen. Interessant das hier so viele Perch vorkamen. Wenn man da noch ein paar gute Exemplare erwischen koennte, dann wuerde ich die gleich noch zu dem heute Mittag angedachten Zandermahl dazutun. Ich sagte das ueber Funk auch Ricardo und Alex. Aber einen Bachsaibling zu fangen waere auch super cool – die sind nur in ganz wenigen BC Gewaessern eingeschleppt und etabliert. So versuchten wir es auch mit verschiedenen Fliegentypen und Angeltechniken. Aber die ansteigende Tageshitze und pralle Sonne waren keine besonders guten Forellenbedingungen. Ploetzlich meinte Alec Aufregung auf dem anderen Boot zu sehen. Tatsaechlich kam dort der Kescher zum Einsatz und dann sahen wir Ricardo fuer Fotos posieren. Ueber Funk kam dann die Erklaerung; zwei gute Perch. Groesster 30cm. Wow, das war fuer BC ein feiner Flussbarsch – hollaendische Barschbrocken von 50 plus gibt es hier nicht. Als ich fragte ob sie die Barsche behalten haetten, kam ein Nein. Hatten in der Aufregung vergessen dass ich die gerne noch mitverwertet haette. Tssss….
Alec versuchte nun auch nochmal seine Barschkoeder aber es stellte sich nachher heraus, dass Ricardo die Perch auf geschleppte Fliege gefangen hatte. Da schau einer an! Jedenfalls blieb es bei dieser doch etwas mageren Ausbeute auf diesem schoenen See. Sicher kann man hier mit etwas Erfahrung und zur richtigen Zeit auch richtig grosse Fische fangen. Das bei einem spontanen one-time visit zu erwarten, waere ein bisschen viel verlangt gewesen. Aber ein 30ger Barsch in BC war schon eine Hausnummer. Dann packten wir in der vollen Mittagshitze zusammen und fuhren zurueck zum Camp. Dort frittierte ich die Zanderfiletstuecke und mit allerlei Beilagen wurde das unser Festessen des Urlaubs. Zander ist schon was Feines! Und es kam mit dem Gefuehl mit der Entnahme dieser Zander was Gutes fuer den Columbia River getan zu haben.
Danach war etwas Siesta und die Jungs gingen an den Pass Creek baden. Als es gegen Abend ging, machten wir uns fuer eine weitere Waterloo Eddy- Ziehung fertig. Die Jungs hatten schon ihre Schichten auf dem Boot ausgelost und dann ging es los, zum erstem Mal ohne Guide auf dem Columbia. Wir waren nicht die Einzigen mit dieser Idee und so waren schon etwa 3 oder 4 Boote im Wasser die die typische Kreiselrunde an dieser Stelle drehten. Alex sass zuerst aus und Ricardo und Alec waren zum ersten Mal mit mir auf dem Boot an dieser Stelle. Mit nun schon etwas Erfahrung hielt ich uns dicht an der starken Aussenstroemung um den Jungs die Moeglichkeit zu geben, dort ihre Fliegen anzubieten. Dort konzentrierten sich auch die anderen Boote. Es fing aber wieder ziemlich ruhig an. Ein paar verpasste Bisse und dann hakte Ricardo die erste Forelle des Tages. Leider verlor er sie direkt neben dem Boot. Dann schlug Alec zu und seine Forelle schraubte sich wieder akrobatisch aus dem Wasser. Wir konnten den wieder sehr tiefen und breiten Fisch landen – hohe 40ger, aber kein neuer Rekord. Dann wechselten Alex und Alec und mit fortschreitender Zeit wurden die Fische immer aktiver. Ein grosser Stoerkopf tauchte ploetzlich in der Naehe auf. Und mehr und mehr Forellen schnappten an der Oberflaeche. Ich fand das Auge der Kehrstroemung und es stellte sich heraus, dass man da mit ein bisschen Glueck auch mal locker 10 oder sogar 15 Minuten auf der Stelle bleiben konnte. Das gab sogar mir einmal die Moeglichkeit ausgiebig meine Fliege anzubieten. Die Jungs waren zwar erst etwas skeptisch ob in diesem Totpunkt auch die Fische beissen wuerden da die anderen Boote alle den Stroemungsrand befischten und dort auch Action hatten. Aber ich wollte das mal probieren.
Und ich konnte den Jungs auch gleich beweisen, dass auch diese Taktik Erfolg versprach: meine Pose ruckte einmal und ich setzte einen hoffnungsvollen Anschlag – rumms, gleich ging meine Rute in die Knie und meine lose Flugschnur rauschte nur so durch die Ringe. Dann schraubte sich auch meine Forelle hoch aus dem Wasser. Die Jungs freuten sich mit mir am Drill. Nach einer Weile hatte ich meinen Gegner muede gedrillt und Ricardo sackte ihn ein. Wieder so eine typische 45cm 1kg Columbiaforelle. Herrlich! Ricardo erwischte auch noch eine und dann wechselten wir Ricardo fuer Alec aus. Das war die letzte Schicht bei nun schon einsetzender Dunkelheit. Jetzt kamen die Forellen in einen regelrechten Fressrausch und die Insekten schluepften zu hunderten. Ein anderes Boot fing einige gute Forellen mit der Trockenfliege – aber wir machten mit den Nymphen weiter. Keiner wollte auch nur eine Minute der besten Angelzeit des Abends mit Geraetumbau vertun. Alex bekam einen maechtigen Biss und dieser Fisch schien noch staerker als die ueblichen. Leider hielt das Vorfach der Belastung nicht stand. Aber er legte gleich nach und fing in kurzer Folge noch zwei. Alec fing auch noch eine fette Forelle und auch ich konnte in letzter Sekunde vor Dunkelheit noch eine Forelle landen nachdem auch ich ein Vorfach an einer weiteren Forelle gesprengt hatte. Also die letzte Viertelstunde war mit Abstand die beste Angelzeit im Moment. Wenn das doch nur den ganzen Tag lang so gehen koennte! Morgen mussten wir neue Fliegen kaufen – der Vorrat mit dem faengige Typ ging zur Neige. Ein herrlicher Tag mit meinen Jungs ging zu Ende und wir waren schon gespannt auf den letzten Tag.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 3 continued
Jetzt waren wir natuerlich motiviert das Ufer weiterso abzufischen. Aber leider schnappte nichts mehr nach unseren gedrifteten Fliegen. Nach der Brueckendurchquerung, die ich diesmal in der Strommitte vornahm und auch einwandfrei meisterte (obwohl ich jetzt auch weiss warum Graham von dieser Line abgeraten hatten – super starke Kehrstroemungen auf beiden Seiten!) liess ich Alex mal an die Ruder um selber auch mal ein bisschen zu angeln. Aber bis zur Waterloo Stelle passierte nichts mehr. Graham und die Jungs kamen dann ungefaehr zu selben Zeit dort an und sie hatten nichts mehr unterwegs gefangen. Aber jetzt ging es gegen Abend zu und im Waterloo Eddy sollte es heute klingeln. Aber auch hier mussten wir uns die Bisse erarbeiten. Aber ich wurde nun sicherer mit dieser Stelle und wusste nun wie man das Boot am Rand der harten Kehrstroemung halten musste. Dort bildeten sich regelmaessig tiefe Sogstrudel, richtige Loecher – manchmal ueber einen Meter tief. Kam man da rein dann schleuderte es das Boot im Nu mehrfach um die eigene Achse. Da musste man sich heraushalten, allerdings kamen auch die meisten Bisse tatsaechlich genau an den Raendern solcher Sog-Strudel. Dort sahen wir auch die meisten Insekten aufsteigen. Die Bisse kamen brutal hart – die Pose wurde oft ohne Vorwarnung einfach postwendend in die Tiefe gerissen. Ein Anschlag war trotzdem noetig – ein paar Bisse wurden nicht verwertet weil die Jungs zu lange gewartet hatten. Einige Fischkontakte waren auch ruckzuck nach einer harten Flucht oder einem Sprung wieder vorbei. Alec schien immer die Akrobaten zu erwischen und er drillte manchmal mehr in der Luft als im Wasser. Es war total aufregend wie kampfstark diese Fische hier waren. Und mit den winzigen Nymph-Fliegen war es eben schwierig die Fische auch am Schonhaken zu halten. Alex fing noch zwei schoene Forellen an dem Abend. Alec noch eine und Ricardo 3 oder sogar 4. Der Junge war on fire!
Und selbst ich fand ein paar Momente wo ich mir traute die Ruder abzulegen und meine Fliege auswurf. Und dann passierte es, die Pose war ploetzlich weg und ploetzlich riss es hart an meiner Rute. Der Fisch zog gleichmal 10 oder 20m Schnur ab. Und dann kam die Schnur flacher und ein Silbertorpedo schraubte sich bestimmt einen Meter hoch aus dem Wasser. Die Jungs yahooten mir anerkennend zu und feuerten mich an. Ein paar Mal hatte ich den Fisch schon in Bootsnaehe und Alex war mit dem Kescher bereit aber immer wieder zog der Fisch rasant ab. Unglaublich was solche wilden Flussforellen fuer eine Kraft und Ausdauer haben. Und dabei war die hier noch nicht mal die Groesste – vielleicht so um die 45cm lang; aber gebaut wie ein Football. Aber dann schaute ich etwas bange auf unsere Position und kommende Weiterdrift. Entweder musste ich jetzt das Ende des Drills forcieren und wieder rudern oder musste Alex an den Rudern vertrauen. Ich waehlte ersteres aber bei einem weiteren Sprung dicht am Boot verlor ich die Forelle. Egal, die zaehlt als so gut wie gefangen. Ich hatte auch meine erste Columbia Forelle!
Alle unsere Forellen waren zwischen 40 und 50 cm lang und kraeftig gebaut. Keine war weniger als ein Kilo schwer. Einige wahrscheinlich noch groessere Forellen sprengten unsere 3kg Vorfaecher. Die winzigen Nymphen konnte man nicht mit dickerer Schnur fischen. Das war keine einfache Angelei; finesse aber dann auch brutal. Als Alex und ich dann unser Boot herausholten, hoerten wir draussen noch Alec’s Freudenrufe. Ueber Funk kam dann: “Doppelfang – zwei Forellen im Kescher”! Ricardo’s war glatt 50 cm. Wow. Er baute damit in der Forellenkategorie minimal seinen Vorsprung aus. Ob wir noch eine Groessere erwischen wuerden? Geben tut es die auf jeden Fall – wir hatten die Brocken beim Laichen gesehen. Und Graham bestaetigte das hier jedes Jahr 10 und manchmal sogar 15 Pfuender gefangen werden. Aber solche Faenge waren schon die Ausnahme und auch super kompliziert zu landen, am Fliegengeraet unter solchen Stroemungsbedingungen.
Ich fragte Ricardo ob die Ziege sich denn benommen haette. Sie waere absolut still gewesen und haette nur mal alle 20 Minuten oder so seine Knie geleckt oder gestubbst um mal gekrault zu werden. So was Verruecktes! Dann verabschiedeten wir uns herzlich von Graham und wir dankten ihm das er uns so kompetent in sein kleines Angelparadies hier eingefuehrt hatte. Er wuenschte uns noch viel Glueck fuer die folgenden zwei Tage. Er hatte den Jungs noch ein paar Tipps gegeben. Jetzt mussten wir entscheiden was wir die noch zwei verbliebenen Tage machen wollten. Watangeln an einem Columbianebenfluss fiel wegen der Schonzeit aus. Mein Faltboot war fuer den Columbia hoechstens oberhalb der kritischen Autobahnbruecke brauchbar. Aber da musste es sich erst herausstellen ob der 6PS Motor auch gegen die Stroemung wieder zur Rampe zurueckkam. Graham hatte den Jungs noch von einem relativ nahen See erzaehlt, der eine Vielfalt von Fischarten hatte. Und dann war natuerlich noch dieser Columbia den wir ja erst angefangen hatten zu entdecken. Da im Columbia ja momentan ueber Tag nicht so viel lief, entschieden wir morgen frueh mal zu dem besagten See zu fahren und dann abends einfach nur zum Waterloo Eddy mit dem Driftboot zu fahren und dort wuerden die Jungs sich abwechseln und immer einer fuer 20 min am Ufer bleiben. Ich musste natuerlich immer rudern. Am letzten Tag wollten wir dann mit beiden Booten bis zur Zander/Stoerstelle treiben und dort paar Stunden verbringen und waehrend dann Ricardo und Alec versuchen wuerden mit dem Faltboot gegen die Stroemung wieder zur Einlassrampe zurueckzukommen, wuerden Alex und ich runter zum Waterloo Eddy driften und wir uns dort alle dann dort zum Abend wiedertreffen.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 3
Wieder liess uns Graham ausschlafen – diesmal wollten wir uns sogar erst um 14 Uhr an der Rampe treffen. Dafuer wollten wir bis zur Dunkelheit angeln. Zwar gab Graham auf seiner Webseite an, dass ein 6h Trip mit ihm $600 Dollar kosten wuerde, aber so genau nahm er das wohl nicht - gestern hatten wir locker 9h auf dem Wasser verbracht und auch heute wuerden es wohl wieder mindestens 7h werden. Als wir uns am Telefon verabredeten, fragte er mich noch ob es ok waere wenn er seine Ziege mit auf’s Boot bringen wuerde. Erst dachte ich ich haette ihn falsch verstanden, dann vermutete ich er machte irgendeinen komischen Kootenay-Witz den ich nicht verstehen konnte und letztlich war ich mir sicher er hatte was geraucht oder getrunken. Als ich den Jungs davon erzaehlte, wuchs die Spannung auf morgen noch mehr. Puenktlich um 2 waren wir alle an der Rampe – und wirklich, eine Ziege sprang aus seinem Pickup und sofort ins Boot und machte es sich in einem Fach vor dem Vordersitz bequehm. Gibt’s ja nicht! Wir staunten alle Baukloetze und konnten es nicht glauben. Graham erzaehlte das die Ziege zuhause alleine schon oefters Schaden gemacht hat oder weggelaufen war, wenn sie alleine war. Dann hatte er sie einmal notgedrungen zum Angeln mitgenommen und sie liebte es. Seither ist sie ein regelmaessiger Angelbegleiter fuer ihn und seine Gaeste. Daher auch der Name seines Geschaeftes – Chill-Billy (Billy ist der englische Spitzname fuer Ziege). Und ich dachte das kaeme vielleicht von einer altmodischen Bartwuchsvorliebe oder seiner Stimme oder wasauchimmer. Sachen gibt’s! Und er war sich sicher, sie wuerde ueber Stunden still und fromm in ihrem Fach liegenbleiben und niemanden stoeren. Und ich dachte ich haette schon alles gesehen. Die Jungs waren auch aus dem Haeuschen und machten eine Unmenge Fotos mit dem seltenen Angelkumpel.
Dann ging es los. Wieder ueber die Laichstrecke wo heute scheinbar noch mehr Grossforellen umherhuschten. Dann hielten wir in einer riesigen ruhigen Gumpe an und Graham erklaerte uns hier die Zanderstrategie: Wir wuerden mit einem Geschirr aehnlich einem Tiroler Hoelzl mit einem langen mit Spinner und Wurm bestueckten Vorfach ueber die kiesig-steinig bis sandige Stelle treiben oder minimal leicht anschleppen um den Koeder in Bewegung zu halten. Ich hatte zwei Barsch/Zander typische Spinnruten mit – das sollte prima gehen. Graham hatte ziemlich stabiles Geschirr mit Multirollen. Das schien mir etwas ueberdimensioniert aber er meinte es koenne gut sein, dass bei dieser Methode mal ein Stoer zuschnappt. Na klar – hoffentlich, grinsten wir. Er klaerte uns aber auf, das das gezielte Stoerangeln hier am Columbia nicht erlaubt ist und man Aerger gekommen kann wenn man mit zu starkem Geraet anrueckt. Machte fuer uns keinen Sinn. Catch & Release – na klar, das war am Fraser River auch so aber dort darf man gezielt auf Stoer angeln und es gibt sogar etliche spezialisierte Charter Guides. Dort verangelt man die Stoere wenigstens nicht mit unterbemessenem Geraet und ausserdem werden gefangene Fraser Stoere mit Kennzeichen versehen welche wichtige Information fuer die Wissenschaft bringen. Das verpasste man hier mit solchen kurzsichtigen Regeln; insbesonders weil man Angler hier ermutigt auf Zander zu angeln um soviel wie moeglich davon zu entnehmen und nunmal die Zanderangelmethoden auch auf Stoer faengig sind. Naja, da war sie mal wieder – die manchmal widersinnige Buerokratie!
Jedenfalls begannen wir unsere Zanderangelei und ich folgte Graham dicht am Heck. Alec vor uns hatte den ersten Biss; vermasselt. Dann hing was und er brachte einen kleineren Zander hoch. Fein gemacht, ging gleich auf Eis das Graham in einer Kuehlbox mitgebracht hatte. Er wusste, dass wir morgen Zander essen wollten. Nach zwei drei Runden war Ricardo’s Rute krumm und er brachte einen wirklich guten Flusszander ans Licht. Der war schon so um die 45 cm lang. Graham meinte zwar es gaebe hier zur Hauptzandersaison im Sommer regelmaessig mal Faenge von 3-5 kg Zander aber Ricardo’s Zander war guter Durchschnitt. Alex und ich konnten wieder keine Bisse verzeichnen obwohl wir doch alles perfekt nachmachten. Dann war ploetzlich Aufregung auf Graham’s Boot. Ricardo stand mit vollgebogener Rute am Bug. Fisch oder Haenger? “Grosser Stoer!” kam zurueck. Oh wow, hat er Bengel doch tatsaechlich wieder das Exotische gehakt! Der Junge kann sich nie an das normale Programm halten und muss immer das Aussergewoehnliche beim Angeln finden! Wir ruderten jetzt kleine Kreise um Graham’s Boot um Ricardo im Drill anzufeuern. Der bekam kaum ein paar Meter auf die Rolle um dann bei einer laessigen Flucht gleich wieder alles zu verlieren. Graham hatte zwar eine 25kg Hauptschnur aber nur 12 kg Vorfach. So konnte Ricardo nicht mit voller Kraft ziehen. Zweimal schien es der Fisch wuerde hochkommen und aufgeben – wir wollten ja nur mal sehen wie gross er war! Und Ricardo natuerlich den Mones Cup sicher machen. Graham meinte der Fisch waere bestimmt an die 2m lang, so wie der kaempfte. Ich kenne Stoere am Fraser als sehr sprungfreudige Fische aber der hier blieb einfach tief. Vielleicht hatte er noch nichtmal richtig gemerkt was los war.
Nach fast 40 Minuten Drill schnappte ploetzlich die Rute zurueck – ausgestiegen. Ah, sehr sehr schade! Aber wenigstens behielt der Stoer kein abgerissenes Geraet im Maul. Wir versuchten uns wieder auf die Zander zu fokusieren denn fuer ein ordentliches Mahl fuer uns vier sollte wenigstens noch ein Zander in die Kiste. Und diesmal kam Alex durch – ich sah seine Rutenspitze ploetzlich nach unten reissen und rief “Fish On!” bevor er selber ueberhaupt begriff was Sache war. Selbst beim Drillen war sich Alex nicht so sicher dass das ein Fisch war. Ich war mir sicher! Und dann kam ein brauchbarer 40 cm Zander hoch und ich sackte ihn ein. Klasse! Wir klatschten uns lautstark ab – unser erster Columbia Fisch! Wir brachten den Zander dann gleich zu Graham’s Fangtruhe. Waehrend wir wieder abrueckten war Alec ploetzlich am drillen. Und das konnte wieder nur ein Stoer sein denn seine Rute war bis ins Wasser gekruemmt. Unglaublich! Aber der hier schien kleiner und beherrschbarer zu sein. Ein paar Mal hoerten wir die Rolle singen und Alecs live-Kommentare dazu waren preislos. Nach 10 Minuten hatte er den Stoer neben das Boot gebracht und er hielt ihn kurz hoch fuer ein Foto. Das sind solche coolen Tiere – richtige Dinosaurier! Er war knapp einen Meter lang und eine gute Wertung fuer den Mones Cup. Eine Weile spaeter sprang Ricardo wieder auf und ruckte heftig an seiner vollgespannten Rute. Schon wieder Stoer? Erst schien es so aber es stellte sich heraus das es nur ein Haenger war und das abtreibende Boot fuer die Verwirrung sorgte. Zugetraut haette ich es dem Bengel! Dann brachen wir ab und machten uns auf den Weg flussabwaerts. Finales Ziel war wieder das Waterloo Eddy an der Bootslandestelle. Dort wollten wir den ganzen Abend verbringen.
Graham zog es wieder in den Kootenay River rein waehrend Alex und ich auf eigene Erkundung gingen. Wir probierten dieses und jenes aber mit den Forellen wollte es einfach nicht klappen. Wir fanden eine herrliche Uferstrecke an der man ohne Anstrengung langsam entlang driften konnte und viele vielversprechende Stellen dabei abangeln konnte. Und ploetzlich war es soweit; Alex’ Rute wurde hart nach unten gerissen und die Schnur vor seinen Fuessen flog nur so aus dem Boot. Whoaa! Alex parierte den Biss, der fast direkt neben dem Boot kam, gut und drillte jetzt einen sehr sportlichen Fisch an der Rolle. Ich hielt das Boot von der Hauptstroemung weg und drehte es wie Alex es brauchte denn der Fisch war ueber all und vorallem mochte er unter dem Boot durchrasen. Mensch, hatten diese Forellen Kraft! Wir waren beide angespannt, wollten wir doch endlich unsere erste Columbia Forelle landen! Hoffentlich springt sie nicht, dachte ich immer wieder und Alex gestand mir spaeter das er das auch dachte. Aber nach einem harten und beherzten Drill konnte ich die schoene Forelle endlich keschern. Wir jubelten laut und dann ruderte ich zum Ufer um dort Zeit fuer ein paar Fotos zu haben. Alex war gluecklich und bestaunte seine schoengezeichnete Forelle. Makelos, ein tiefrotes Band und so tief und hoch. Was fuer ein Muskelpaket. In der Columbiastroemung durchtrainiert! 49 cm lang und damit ein Haar kuerzer als Ricardo’s bisher beste Forelle. Dann schoss die Schoene wieder in die Tiefe.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 2 cont.
Da ich ziemlich kaputt war und die naechste Flusstrecke einfach aussah, uebergab ich die Ruder mal an Alex. Der war vielleicht schoen staerker als ich aber hatte keine Rudererfahrung. Aber er machte das auf der ruhigen Strecke gut und ich gab ihm ein kleine Einweisung in die Driftbootsteuerkunst. Und dann konnte ich auch mal etwas angeln. Wir sahen hin und wieder eine Forelle an der Oberflaeche schnappen obwohl wir keinen richtigen Schlupf ausmachen konnten. Aber ich montierte mal eine Trockenfliege und war sie auf blauen Dunst hierhin und dahin – vielleicht hatte ich ja Glueck. Aber es tat sich nichts. Graham und die Jungs waren schon viel weiter und verschwanden regelmaessig um die naechste Flusskurve. Irgendwie trieb sein leichtes Glasfiberboot schneller oder er nutzte einfach die Stroemungen geschickter aus. Bald mussten wir zu Herausholstelle kommen und die durften wir auf keinen Fall verpassen! Aber ich wuerde das schon rechtzeitig an den Landmarkierungen erkennen. Und dann sahen wir auch schon Graham und ein paar andere Boote an dieser markanten Kehrstroemung kreiseln und eifrig fischen. Hier mussten wir jetzt den Tag noch herausreissen denn bis jetzt war es ziemlich mau – besonders bei uns; Alex und ich hatten noch keinen Biss gehabt!
Alec funkte uns dass er und Ricardo schon ein paar Biss gehabt hatten – wieder auf kleine Nymphe aber viel flacher – nur 1-1,5m unter der kleinen Pose. Ich bastelte gerade um und verlor etwas die Orientierung da Alex in ein paar wilde Wasserstrudel gezogen wurde und schwer zu tun hatte. Als ich wieder mal aufsah waren wir schon am aeussersten unteren Ende der Kehrstroemung und Alex versuchte das Boot von einem nahen Strudel fernzuhalten. Ich rief ihm erschreckt zu dass wir unbedingt in der Kehrstroemung drinnenbleiben muessten sonst kaemen wir nie mehr zur Bootsrampe. Er hing sich in die Riemen aber es schien schon zu spaet. Ich uebernahm blitzschnell aber konnte uns hoechstens zum relative Stillstand bringen. Wir waren schon in der Ausstroemung unterhalb des riesigen Kolks. Ich zog mehr zur Flussmitte in dem Versuch vielleicht eine ruhigere Stelle weg vom Gleithang zu erwischen. Nutzlos. Ueber Funk kam der ernuechternte Spruch von Graham “You guys are f….. Next take out is 45 min downstream”. Wir beschlossen zum Ufer zu rudern und dort dass Boot per Handleine Gegen die Stroemung zurueck in die Kehrstroemung zu ziehen. Das war keine leichte Aufgabe und fuer diese 200m brauchten wir bestimmt fast eine Stunde. Aber wir schafften es und gesellten uns dann wieder zu den vielleicht 4 oder 5 anderen Angelbooten die ausser Graham alle mit potenten Motoren ausgestattet waren.
Waehrend ich nun die Stroemung genau beobachtete und vorsichtig ausprobierte, wie weit ich in alle Richtungen gehen konnte ohne wieder abzutreiben, konzentrierte sich Alex auf das Angeln. Wir beobachteten Alec im Drill und feuerten ihn an. Die Mitte 40ger Forelle sprang ungelogen zweimal Ueberkopfhoehe aus dem Wasser – und das will was heissen, wir sind alle an die 2m gross! Nach einiger Zeit konnte er die herrliche Regenbogenforelle landen. Ricardo drillte anschliessend gleich mehrfach. Die hatten den Trick heraus und gaben uns Tipps ueber Funk. Ploetzlich riss es Alex’ Pose runter und er hatte kurz harten Kontakt der aber leider sofort wieder weg war. Es war heute einfach nicht unser Tag. Es wurde schon langsam duster und ich wollte die ziemlich wilde Bootslandestelle nicht in aller Dunkelheit das erste Mal ausprobieren. Und so war unser erster Columbia Tag zu Ende. Graham und die Jungs blieben noch 20 Minuten auf dem Wasser und Ricardo landete wohl noch 2 Prachtforellen bis Ende 40 cm. Natuerlich war wiedermal der Mones Cup fuer den groessten Fisch pro Spezie und den groessten ueberhaupt im Spiel. Ricardo war nach dem ersten Tag in Fuehrung. Alex und ich hatten reichlich Lehrgeld gezahlt aber hatten trotzdem einen schoenen und erlebnisreichen Tag gehabt. Aber wir waren uns alle einig: einfach war es definitiv nicht im Columbia die grossen Fische zu fangen. Wir waren froh das wir Graham noch fuer einen zweiten Tag dabei hatten. Morgen sollte es auch mal auf Zander gehen – ich hatte ein feines Fischessen versprochen!
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 2
Nach einem reichhaltigen Mittagessen im Camp, machten wir uns auf den Weg zur nahem Bootsrampe am Columbia. Dort wartete schon Graham mit seinem Driftboot auf uns. Nach einer lustigen Vorstellung liessen wir ruckzuck die beiden Boote ins Wasser und Ricardo und Alex passten auf sie auf waehrend Graham, Alec und ich die Autos und Anhaenger 12 Flusskilometer flussabwaerts zur Ausstiegsstelle brachten. Direkt vor dieser Bootslandestelle lag eine riesige Kehrstroemung im Fluss und dort waere heute Abend eine der heissesten Angelstellen, meinte Graham. Best for last! Dann fuhren wir mit Alecs Auto wieder hoch zu den Booten. Dann ging es schnell auf’s Wasser. Graham mit Alec und Ricardo im Boot voran und ueber eine schnellfliessende Kiesstrecke. Wir sahen Alec und Ricardo im Boot stehend aufgeregt ins Wasser unter sich zeigen. Ueber Funk kam der Hinweis; grosse laichende Forellen und ein Stoer! Ich musste rudern oder besser steuern und konnte nicht so gut sehen aber Alex im stehen sah was los war; Gruppen von riesigen Forellen tummelten sich hier an dieser Stelle – das war genau wo der Pass Creek von unserem Campingplatz in den Columbia muendete. Hier war Laichgebiet und wir sahen Forellen in der 5 bis 7 Kiloklasse. Solche Klopper gab’s hier! Und ploetzlich rief Alex auf und zeigte direkt unter unser Boot – da zog in vielleicht 1,5m Tiefe ein Stoer von weit ueber einem Meter Laenge durch. Stoere sind bekannte Laichraeuber und so war es keine Ueberraschung das hier welche den laichenden Forellen auf den Fersen waren. Aber warum ankerten wir hier nicht und angelten? Na klar, diese bekannte Laichstelle war natuerlich um diese Zeit Schongebiet. Erst hinter der Autobahnbruecke von Castlegar durfte man mit dem Angeln beginnen. Graham fuhr in einen kleineren Seitenarm und ankerte das erste Mal an einer Kante wo es von einer flachen Rieselstrecke in eine tiefe Gumpe abfiel. Wir ankerten gleich daneben und liesen uns von Graham ein paar Fliegentypen zeigen die funktionieren sollten. Alles kleine Nymphen-Nassfliegen, unter einer kleinen Pose in 3-4 m Tiefe angeboten.
Nach 2h hatte nur Ricardo ein paar Bisse gehabt und eine Forelle kurz gedrillt die dann aber nach einem spektakulaeren Sprung doch noch den Haken abgeschuettelt hatte. Als wir schon weiter wollten, fing Ricardo doch noch eine schoene 40 cm Regenbogner. Na also! Dann drifteten wir weiter; Graham immer vorneweg. Schoene kleine Buchten mit Kehrstroemungen oder an kleinen Inseln oder Untiefen vorbei – aber von Fischen keine Spur. Ich sah einmal einen halbwuechsigen Stoer den Kopf ueber Wasser stecken – wie um nach uns Ausschau zu halten. Schon coole Tiere! Dann kamen wir an die Muendung des ebenso grossen Kootenay River. Wir bogen in diesen Nebenfluss ein und ruderten einen halben Kilometer hoch und ankerten wieder. Wieder machten wir hunderte Wuerfe – immer an den Stoemungssaum wo die langsamere Uferstroemung in die Hauptstroemung ueberging. Das ist in einem offenen Fluss, wenn man nicht gerade an Strukturen fischt, immer die fischreichste Stelle. Fische stehen so gerade noch im ruhigeren Wasser und muessen dort nicht viel Energie aufbringen aber koennen von da blitzschnell nach allem was die Hauptstroemung vorbeitreibt schnappen. An diesen Stroemungssaeumen steigen auch die meisten Fliegennymphen auf und schluepfen dann an der Oberflaeche. Aber heute war hier wohl tote Hose. Alex und ich machten nach einer halben Stunde Snackpause und danach bastelte ich mir eine Dropshotrute zusammen – vielleicht wollten ja die Zander. Die erste Montage war nach sage und schreibe einer Sekunde fest am Boden und sofort abgerissen. Scharfe Steine am Grund. Also laengeres Monovorfach und neu zusammenstellen. Die naechste Montage hielt laenger, brachte aber auch keine Bisse.
So liessen wir uns dann bald weitertreiben, wieder in den Columbia zurueck und weiter runter. An einer Flusskurve kamen wir dicht am Ufer vorbei wo ploetzlich ein Uferangler auftauchte. Der sass wohl da mit einer Grundangelmontage. Ich zog einen Bogen um ihn nicht zu stoeren und waehrend wir vorbeischwammen, hatte der Angler einen Biss und zog doch tatsaechlich einen ordentlichen Fisch heraus. Vom Ufer! Vor uns! Und Alex und ich hatten noch nichtmal einen Biss gehabt! Weiter ging es durch eine etwas schnellere Strecke – fast eine Stromschnelle – aber bisher war da noch keine Stelle gewesen, die ich mir nicht auch mit meinem Porta Bote Faltboot zugetraut haette. Der Fluss war halt nur verdammt gross und hatte Kraft. Das wurde uns auch bald noch eindrucksvoll demonstriert. Ein paar weitere Kilometer flussab kamen wir an eine weitere Autobahnbruecke mit grossen Betonpfeilern im Strom. Der Fluss donnerte mit voller Wucht auf diese Pfeiler und das Wasser staute sich etwa einen Meter hoch auf der Prallseite der Pfeiler. Wir angelten noch nahe am Westufer hinter ein paar im Fluss liegenden Felsbrocken. Als es weitergehen sollte, gab mir Graham noch den Rat zwischen Ufer und erstem Brueckenpfeiler durchzudriften aber dann hinter der Bruecke die Stroemung gut zu lesen und die grosse Kehrstroemung zu vermeiden.
Ich beobachtete wie er zuerst durchfuhr. Sah einfach aus; also hinterher. Von weitem sah da nichts wirklich brenzlich aus – keine stehenden Wellen mit Schaumkronen oder so, wie wir das schon von kleineren Fluessen kannten und gemeistert hatten. Aber als ich nun so sorglos durch die Bruecke schwamm, sah ich ploetzlich diese starke Kehrstroemung. Ich versuchte uns herauszuhalten aber wir waren schon zu dicht heran und sie erfasste uns. Egal, kann man ja wieder herausrudern dachte ich immer noch ruhig und legte mich in die Riemen. Mittlerweile rauschte uns die Stroemung sehr flott in einem Kreis von vielleicht 30 m Durchmesser. Eine volle Runde, am Ende gab ich Gas – nix da, wir setzten zur zweiten Runde an, war ja noch lustig, als wir die zweite volle Runde beendet hatten und ich es wieder nicht schaffte den Stroemungsrand zu durchbrechen, mussten wir die dritte Runde angehen. Alex hatte bis jetzt noch geangelt weil ich noch so ruhig war und das Boot auch gut in der Stroemung lag. Aber jetzt sah er wohl ein bisschen Nervositaet in meinen Augen und legte die Rute weg und setzte sich hin. Wir beendeten gerade die dritte Runde und ich gab Vollgas an den Rudern. Nee, nichts zu machen, wir gingen in Runde 4. “Wie kommen wir hier je wieder heraus?” Ich sagte Alex wir wuerden hier Runden drehen bis wir verhungerten oder die uns mit einem Helikopter heraushievten. Ich hoerte erstmal ganz auf zu rudern und studierte genau die Stroemung und markerte mir die ruhigste Stelle am untersten Ende der Kehrstroemung. Dort musste ich durchbrechen, koste es was es wolle. Ich steuerte das Boot so dass wir am auessersten Rand der Kehrstroemung trieben und perfekt orientiert drifteten. Als wir die gedanklich markierte Stelle erreichten, legte ich einen Orkan von Ruderschlaegen hin – alles was ich in mir hatte und schwupps waren wir ploetzlich frei und es ging weiter. Pfffff….. das war schon heftig gewesen. Sah so harmlos aus aber durch diese gewaltigen Wassermassen hatten solche Stroemungen ein solches Drehmoment – kein Vergleich zu den kleineren Fluessen die vielleicht agiler und wilder erschienen und das Boot mehr durchschuettelten, aber solche Sogstroemungen hatte ich noch nicht berudert. Und keine Chance das wir hier mit dem Faltboot durchfahren wuerden. Das waere Selbstmord. Damit schrumpften unsere Optionen fuer die zwei letzten Tage.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 1
Ihr kennt das ja nur zu genau; da freut man sich den ganzen Winter und bereitet sich auf die erste Sommer-Angeltour vor und denkt und bedauert; ach, ist ja noch lange hin, und dann ist es ploetzlich da! Ich hatte mit meinen beiden Soehnen und unserem gemeinsamen Angelfreund Alec im Winter ausgemacht eine Tour mit dem Driftboot in die Rocky Mountains zu machen. Diesmal wllten wir den maechtigen Columbia River bezwingen und beangeln. Einige Youtube Shows hatten uns darauf gut vorbereitet. So fand ich eine Angelshow mit einem Guide der auch Driftboottouren anbot, waehrend die meisten mit motorisierten Booten auf dem Fluss unterwegs sind. Nach ein paar persoenlichen Empfehlungen buchte ich uns Graham von Chill-Billy Charters fuer die zwei ersten Tage um unsere Lernkurve deutlich zu verkuerzen. Ich buchte uns auch einen Platz auf dem Pass Creek Campgound am Rande von Castlegar, einem der groesseren Orte in der Kootenay Region am Westhang der Rocky Mountains, direkt am Columbia River. Der Fluss kam dort aus dem immensen Upper Arrow Lake Stausee heraus und war damit reguliert und relativ hochwassersicher. Es ist beim Fliegenangeln ein grosser Vorteil wenn man sich nicht wegen rapid wechselnden Wasserstaenden und truebem Wasser staendig Gedanken machen muss. Denn normalerweise ist Anfang Juni bis in den Juli hinein Schneeschmelzsaison in den hiessigen Hochgebirgen.
Wir hatten uns die Tour so gedacht; am 3.6. ganztaegige Hinfahrt und Camp aufbauen. 4.6. und 5.6. Guide Trip mit Alec und Ricardo im Guideboot und Alex und ich in unserem Driftboot. Da sollten wir die sicheren Strecken und faengigen Stellen kennenlernen. Zielfische; grosse Regenbogner, Zander und vielleicht mal einen Stoer. Je nachdem wie die zwei Guidetage liefen haetten wir dann noch 2 Tage fuer uns um entweder das Gleiche noch 2 Tage lang zu wiederholen oder vielleicht auf eigene Faust andere Gewaesser in der Naehe zu befischen. Der Guide sollte uns dafuer mal beraten. Die knifflige Sache fuer die letzten beiden Tage war, dass wir nur ein Driftboot selber hatten und es in der Umgebung auch keine Bootsverleihe gab. Wir nahmen also noch mein Porta-Bote Faltboot als zweites Boot mit aber ob das fuer den grossen Columbia- Strom geeignet war, musste sich erst herausstellen.
Es stellte sich leider schnell heraus, das unsere Optionen ausserhalb des Columbia Rivers zur gefragten Zeit sehr eingeschraenkt waren weil alle Nebenfluesse/baeche wegen Forellenlaichzeit geschlossen waren. Und Seen gab es in der naeheren Umgebung von Castlegar nicht sehr viele. Nun ja. Wir waren aber durch die Uniabschlussfeiern auf diese eine Woche angewiesen. Wir hatten ja jetzt einen fertigen Meeresbiologen (Alec) und fertigen Biochemiker (Ricardo) dabei!
Ich nahm mir schon den Montag frei und packte die Boote und das Campingzeug zusammen. Ricardo und Alec wollten einen zweiten SUV vollgepackt mitnehmen; auch das wir so mit 2 Autos zwischen Bootseinlass- und herausholstelle pendeln konnten. Die Jungs wollten zelten und sich die Muehe und Faehrkost mit dem Pop-up Zeltanhaenger sparen. Als ich sie am Vorabend erinnerte, das wir ins Grizzlybaergebiet fuhren, wurden ihre Augen groesser. Ich schlief im Heck meines Volvo XC90 – mir war das egal. Aber schon lustig zu sehen wie den Jungs jetzt ploetzlich die Muffe ging! Am naechsten Morgen waren wir auf der 7:00 Uhr Faehre – mit Reservierung, versteht sich. Ohne Reservierung kann man sich bei BCFerries auf gar nichts mehr verlassen. Es war ein herrlicher, sonniger Sommertag und unsere Laune war praechtig. Wir hielten nochmal beim BassPro im Fraser Valley an und holten noch das eine oder andere. Was genau am Columbia lief, musste uns der Guide vor Ort erzaehlen und dann wuerden wir nochmal die dortigen Angelgeschaefte reich machen.
Dann ging’s erst am Fraser River entlang und dann ins Kuestengebirge. An herrlichen Baechen und Fluessen vorbei. Hier muesste man auch nochmal zum Watangeln hinfahren! Im Okanagan Valley war es ueber 30 Grad und ein Eiscremestop war angesagt. Dann ging es wieder ins Gebirge – diesmal in die Rockies. Wieder herrliche Fluesse und Seen. Das war jetzt schon alles Einzugsgebiet des Columbia Rivers, der im Gegensatz zum unverbauten Fraser River eine Vielzahl von Staudaemmen auf kanadischer aber vorallem amerikanischer Seite ueber sich hat ergehen lassen muessen und daher bei Castlegar, unserem Ziel, kein Lachsfluss mehr war. Auch die einheimischen weissen Stoere konnten nicht mehr ihre natuerlichen Wander- und laichrouten benutzen und waren nur durch kuenstliche Fortpflanzung noch im Fluss. Dafuer waren invasive Zander aus den Stauseen in den Fluss gewandert. Angeblich auch einige Hechte die man noch versucht wieder loszuwerden. Die Zander sind schon fest etabliert aber man kann praktisch soviele entnehmen wie man will als Angler – macht aber keine Delle in die Zanderbestaende.
Etwa 20 Uhr kamen wir kaputt am Campingplatz an und bauten unser Camp auf. War nicht viel los auf der Anlage obwohl ein grosses Stadtfest die naechsten Tage in Castlegar stattfinden sollte. Ich nahm noch kurz Kontakt mit Graham, unseren Guide, auf und zu unserem Erstaunen sollten wir uns erst um Mittag treffen. Er meinte, die Fische wuerden erst mit der waermenden Sonne wach werden da durch das Schmelzwasser die Wassertemperaturen noch sehr niedrig waeren. Wir merkten das an dem herrlichen Bach am Campingplatz der bei 30 Grad zum Baden einlud aber arschkalt war. Aber so konnten wir erstmal ausschlafen und sogar noch was Mittagessen kochen.
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24.5. 2025; Victoria
Nachdem die Woche so buttig angefangen hatte und die Gezeiten am Wochenende immer noch gut fuer die Buttjagd sein sollten, wollte ich Samstag nochmal nachlegen. Mein Grosser, Ricardo, war nach meinen Berichten und Erfolgen auch heiss mal wieder mitzukommen. Wenn wir da jeder einen Heilbutt erwischen koennte, waere die Truhe fuer’s Jahr schon fast voll!
Es sollte wieder eine ruhige Stroemung am Mudhole herrschen und so fuhren wir bei ruhiger See dorthin. Wir waren nicht besonders frueh aber die beste Stroemungszeit sollte auch erst 9 Uhr anfangen. Daher war ich etwas erstaunt, dass schon eine Menge Boote vor Anker sassen. Gluecklicherweise nicht direkt an meiner angepeilten Stelle aber in der ungefaehren Naehe. So suchten wir uns die bequehmste Stelle und im Nu war der Anker unten. Wir waren erstaunt wie stark die Ankerboje unter Wasser gezogen wurde. Es stroemte noch wie ein Fluss obwohl es schon auf 9 Uhr zuging. Naja, bis wir die Ruten und Koeder fertig hatten wuerde es nachlassen. Auf die Murray’s Stroemungstabellen kann man sich eigentlich gut verlassen.
Aber es kam anders, und ich kann mir immer noch nicht erklaeren warum die Tabellen dieses Mal so daneben lagen. Mit einem Kiloblei hielten wir kaum Grund und ich haengte noch ein zusaetzliches Slipgewicht dran was unsere Koeder wenigstens in Bodennaehe brachte; wenn auch gefuehlte Kilometer weit weg vom Boot. So war unsere Hoffnung auf Erfolg sehr gering – aber wir hofften auf baldige Besserung. Woanders hinfahren hatte jetzt auch keinen Sinn mehr. Waehrend wir so sassen und erzaehlten und die herrliche Bergsicht genossen, sahen wir ploetzlich hunderte Segel am Horizont. Da erinnerte ich mich; dieses Wochenende war das grosse Swiftsure Segelrennen von Victoria nach Port Renfrew und zurueck. Da kommen Segelexperten aus der ganzen Welt um den begehrten Pokal und auch das ueppige Preisgeld zu gewinnen. Und wir sassen hier genau im Weg!
Der Segel-Armade folgten einige Whale Watching Boote – die hatten wohl heute ihr Geschaeft von Walbesichtigung auf Segelrennen-Live-Uebertragung abgeaendert denn Wale sahen wir keine zwischen den immer naeherkommenden Booten. Da wenig Wind herrschte, kamen die Segeljachten auch nur langsam gegen die Stroemung vorwaerts. Wir sassen in der ersten Reihe! Nach anderthalb Stunden kam eine Gezeitenlinie unter uns durch und die Stroemung liess etwas nach. Aber lange nicht was ich erwartet hatte. Aber jetzt erreichte man wenigstens regelmaessig die Grund. Ich liess nun auch den Duftsack rein um die Fische von nah und fern anzulocken. Als uns die ersten Segelboote manchmal schon sehr dicht umfuhren, kamen auch die ersten Bisse. Dornhaie! Brrr. Nicht nur dass wir die hier von 100 m Tiefe hochholen mussten, bei der Stroemung kamen auch nochmal viele Meter Horizontaldistanz hinzu.
Ricardo hatte ploetzlich einen Ratfish, die hiessige Meerkatze dran. Super interessant wie die aussehen. Und fuer mich ein gutes Buttzeichen denn oft faengt man zuerst Ratfish und dann kommen die Heilbutte hinterher. Diese scheinen oefters den Ratfish zu folgen – vielleicht hatten Ratfish eine bessere Witterung und die Butte wissen das. Dann war aber erstmal wieder Ruhe und die Stroemung schien nun sogar wieder zuzunehmen. Einmal dann wippte Ricardo’s Rute etwas, aber die Schnur war weit draussen und man konnte nicht richtig was erkennen. Ricardo kurbelte an und etwas blieb haengen. Wahrscheinlich wieder Dornhai – in kilometerweiten Entfernung! Der Arme! Waehrend er lange einholte, erleichterte ich mich ueber die Bordwand und ploetzlich rief Ricardo – ein kleiner Butt! Waaas? Ich konnte gar nicht so schnell stoppen; wollte aber Ricardo mit dem Gaff helfen. Ueber meine Schulter sah ich wie er einen kleinen Butt ans Boot schlidderte und sah auch das der nur knapp hing.
Also packte ich panisch meine guten Teile ein aber liess die Hose gleich offen und auf halb-Acht und sprang mit dem Gaff zur anderen Bootsseite und hievte den Butt ins Boot. Lachend schauten wir uns erstaunt an – Ricardo musste noch mehr lachen als er mich so mit Hose halb runter mit dem Butt am Gaff dastehen sah. Und ein paar Segelboote um uns herum fragten sich sicher auch was das fuer seltsame Angelmethoden waeren. Mir doch egal, wieder ein Butt! Ich freute mich; besonders weil ich bei den bescheidenen Streomungsverhaeltnissen schon fast nicht mehr daran geglaubt hatte. Wir machten noch ein Stuendchen weiter aber als die Stroemung auch dann nicht besser wurde machten wir Schluss.
War nicht wie ich mir das vorgestellt hatte und Ricardo haette sicher auch gerne die spannendere Action der vorherigen Tage miterlebt aber wir hatten doch noch das Beste daraus gemacht. Und war auch cool die Segelflotte so dicht um einen herum zu erleben. Und die Ratfish-Heilbuttsymbiose schien sich wieder mal bestaetigt zu haben!