Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • 31.8. 2025; Sooke


    Der dritte Tag meines Angelmarathons stand an. Diesmal hatte ich Sven und seinen 12 jaehrigen Sohn Konstantin mit auf dem Boot. Die beiden hatten schon eine grosse Reise entlang der Kueste vom Festland BC und Vancouver Island hinter sich. Sven hatte mich schon vor Monaten mal angeschrieben und nach Ratschlaegen gefragt, wie er seinen Sohn an einen oder noch besser mehrere Lachse kriegen koennte. Ich hatte ihm fuer die Saison passend ein paar Tipps und Vorschlaege gemacht und die beiden dann natuerlich auch auf mein Boot zum Meeresangeln eingeladen. Dafuer bot sich das lange Wochenende Ende August an, fuer das wir 2 Tage Lachsangeln vor Sooke ausgemacht hatten.


    Auf ihrer 3 woechigen Reise vorher erlebten die beiden viel und sahen spektakulaere Ecken dieser Kueste. Sven schickte mir einen Link zu einem Reise-Blog auf einer mir bis dahin unbekannten Reise App (Find Penguins) mit welcher ich deren Reisefortschritt, Abenteuer und auch Angelerfolg klasse verfolgen konnte. Leider stellte sich die Lachsangelei an Fluessen und Baechen als sehr schwierig heraus. Einmal war es noch sehr trocken und viele Fluesse hatten noch zu wenig und zu warmes Wasser als das die Lachse da hineinziehen koennten. Und an dem Nordinselfluss auf den ich gewettet haette das sie was fangen, dort stellte sich heraus, dass die Elterngeneration der Pinks vor zwei Jahren wegen Duerre nicht zum Laichen gekommen waren und daher die diesjaehrige Generation praktisch ausfiel. Das wusste ich auch nicht. Statt Lachs fing Konstantin an der Cluxewe Muendung mit grosser Ausdauer fette Seeskorpione und einen Dolly Varden Saibling. Einen Pink hatte er wohl kurz an der Fliege dran gehabt, aber der schlug sich wieder los. Dann hatten sie noch Pech das eines ihrer Ziele an der Westkueste wegen Waldbraenden nicht erreichbar war. Am Campbell und Quinsam River fingen die beiden dann aber endlich ihre ersten Lachse, auch wenn sie der Schwarzbaer hin und wieder von ihrer Stelle vertrieb.


    Waehrend die beiden so durch die Kuestenwaelder zogen, rappelte es hier vor Victoria so richtig im Meer und ich wuenschte die ganze Zeit die beiden waeren zuerst zu mir gekommen. In der Woche vor ihrer Ankunft nahmen dann die Fangerfolge auf den hiessigen Booten merklich ab und die zwei Touren mit Christian und Gabriel bestaetigten den abnehmenden Trend. Aber ich war mir sicher das wir zumindest Etwas fangen wuerden. Verwoehnt von Massenfaengen waren die beiden ja nicht auf ihrer bisherigen Tour. Aber das bestaetigte wieder was ich immer wieder sage wenn mich Touristenangler kontaktieren: Lachse fangen ist nicht einfach. Im Gegenteil, fuer Touristen ohne Boot und einem kurzem Zeitfenster ist Lachse fangen eine sehr komplizierte und unberechenbare Aufgabe. Das haengt erst einmal von der Saison ab – Lachse sind fuer Touristen natuerlich am leichtesten im Suesswasser erreichbar. Aber dort sind sie eben nur eine kurze Zeit im Jahr und dieses Zeitfenster ist von Fluss zu Fluss verschieden – von Regen/Wasserstand aber auch von der Lachsart abhaengig. Und selbst in wasserstandsregulierten Systemen wie dem Campbell River koennen die Lachse mal ein Jahr 2 Wochen frueher oder spaeter in den Fluss kommen. Solche zeitlichen Aenderungen koennen durch Bedingungen im Pazifik verursacht werden, die keiner der besten Wissenschaftler auf dem Schirm hat. Damit wird eine Flussangelreise immer zu einem Gluecksspiel. Und ausser Lachsen sind in den meisten naehrstoffarmen Kuestenfluessen und Baechen nicht viele andere lohnenswerte Angelziele.


    Und selbst wenn man die Aufstiegszeit der Lachse gluecklich abgepasst hat, ist das Lachse fangen im Fluss zum Teil aeusserst frustrierend und gewoehnungsbeduerftig. Wie die meisten von Euch wissen, fressen Lachse nicht mehr im Fluss. Damit sind die ganzen Fangstrategien die sonst fuer alle Angelarten gelten – Nahrung imitieren, Fressverhalten lernen, naturgetreu anbieten etc – praktisch ungueltig fuer die Lachsangelei im Fluss. Man kann stundenlang vor einem Schwarm stehen und den Fischen alles in der Koederbox vor den Maeulern entlang fuehren und nichts. Kann einen verrueckt machen! Und dann, ploetzlich und voellig unergruendlich warum, schnappt dann einer zu. Reiner Reflex – oder Aggressionsbiss. Aber einige Angler haben da schon verzweifelt abgebrochen und aufgegeben. Es kann natuerlich auch mal anders gehen wenn ein frischer Schwarm vom Meer einzieht und viele aggressive Milchner dabei sind. Dann kann es auch mal Sternstunden mit Biss auf Biss geben. In der Regel ist das allerdings selten.


    Oder man verschreibt sich einer anderen Methode, die allerdings nicht Jedermann’s Geschmack ist; das ist das sogenannte Flossing. Damit spekuliert man ueberhaupt nicht mehr auf eine Bissreaktion des Lachses sondern laesst sein langes Vorfach so geschickt durch die Stroemung treiben, dass es sich im Maul der atmenden Lachse verfaengt und dann der durchgezogene Haken aussen am Maul haengenbleibt. Ist auch nicht einfach diese Technik zu meistern und es gehoert viel Geschick und Gewaesserkenntnis dazu. Allerdings hat das mit der traditionellen Idee einen Fisch zum Anbeissen zu verleiten nichts mehr zu tun. Eher verwandt mit dem Reissen eines Fisches – frueher kannte man das von der Skrei-Angelei in Norwegen oder in der Ostsee. Oder eben wie Jagen: an die Beute anschleichen, anpeilen und den Abzug druecken. Daher ist das Meeresangeln auf die noch fressenden Lachse generell einfacher wenn man denn ein Boot zur Verfuegung hat und gute Stellen kennt. Frueher gab es viele Bootsverleihe auf Vancouver Island die dieses Unterfangen fuer Touristen einfacher gemacht hatten. Jetzt kenne ich nur noch 2 Stellen mit Motorbootsverleih: Pedder Bay Marina vor Victoria und Moutcha Bay Resort im Nootka Sound. Letzteres nicht ganz billig, aber dafuer top Boote.


    Da Sven und Konstantin mit ihrem Camper auf einem Campingplatz in Sooke standen, verabredeten wir uns gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke. Nach einer kurzen Begruessung ging es gleich los. Wir legten noch die Krabbenfalle aus in der Hoffnung dem Krabbenkloster voller Nonnen hier tief im Sooke Inlet zu entgehen. Dann duesten wir vor Secretary Island wo es ja gestern ziemlich gut lief. Hoffnungsvoll liessen wir die zwei Schleppruten runter und ich erklaerte den beiden das Geraet und Bedienung. Und von da an brauchte ich mich auch im Prinzip nicht mehr darum kuemmern. Konstantin hatte das alles ganz schnell raus und bediente das Geraet bald wie ein Experte. Die ersten Bisse liessen aber auf sich warten. Gestern fing die Beisszeit ja auch erst tief in die Flut hinein an. Die ersten Zuppler kamen von Mini-Cohos. Konstantin war super konzentriert und kriegte die vorsichtigen Zupfer alle mit und rettete so wohl einigen der Winzlinge das Leben.


    Dann tauchte ploetzlich ein Buckelwal hinter dem Boot auf und schwamm dicht an unserem Boot vorbei Richtung offshore. Der war wohl auch auf Suche nach Futter und Action. Und so liess ich mich inspirieren und schleppte langsam auch in tiefere Gefilde. Erst eine ganze Weile spaeter und weiter draussen kam der erste richtige Biss und Konstantin drillte gekonnt seinen ersten Meereslachs ans Boot; ein Pink! Also ein paar davon waren also immer noch da. Ich wollte heute aber nur Fische mitnehmen die eventuell verletzt waren. Der hier liess sich prima wieder freilassen. Sven wollte auch keine Lachse behalten – sie waren ja schon am Ende ihrer Tour und er hatte nicht vor Lachs mit nach Deutschland zu nehmen.


    Nach diesem Anfang ging nun regelmaessig was auf unsere Koeder. Mal auf die flachere Rute, mal tiefer. Es war ein bunter Mix aus Cohos und Pinks oder kleinen Chinooks. Die Cohos zogen flach und waren aggressiv und rissen hart an den Ruten. Aber so richtig grosse Exemplare waren noch nicht dabei. Einmal half ich Konstantin sein Geschirr wieder einzubringen, da rappelte die andere Rute los und Sven schnappte sich die Rute. Der machte schon etwas mehr Alarm und sprang auch einmal. Als Sven ihn neben dem Boot hatte, sah ich das einer der Haken hinten im Kiemenbogen hing und eine Blutfahne herauszog. Ein banger Blick zur Fettflosse: Gott sei Dank, keine dran! Den konnten wir mitnehmen. Waere schade gewesen den wieder reinschmeissen zu muessen. Ein feiner vielleicht 8 pfuendiger Coho! Sven fuehlte sich ein bisschen schuldig das er den bisher groessten Lachs nun selber gefangen hatte. Aber Konstantin nahm es sportlich.


  • 31.8. 2025; Sooke cont...


    Weil wir einige Lachse um uns herum springen sahen, machte Konstantin seine Fliegenrute fertig und Sven haengte eine pinke Lachsfliege ans Vorfach. Das Ganze schleppen wir nun hinten durch die Mitte des Bootes raus. Die Fliege fluppte dann so 10 m hinter dem Boot an der Oberflaeche herum. Und ploetzlich riss es auch richtig hart an der Fliegenrute und Konstantin liess alles fallen und liegen und sprang hin. Inzwischen schraubte sich schon ein richtig fetter Coho bestimmt einen ganzen Meter aus dem Wasser und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Whoaa, jetzt wuerde ein richtiger Tanz an der Fliegenrute beginnen, dachte ich! Aber leider hatte der Coho im Sprung den Haken irgendwie abgeschuettelt. Schade! Der waere sicher ueber 10 Pfund gegangen. Vielleicht kam ja noch einer an die Overflaeche. Aber nun fanden die Moewen die Fliege und attackierten sie staendig. Ich hatte Angst das eine Moewe am Haken haengenbleiben wuerde und machte eine beschwerte Fliege dran die vielleicht 1-2 m tief lief. Daran hatten wir aber kaum noch Action.


    Dafuer gingen aber immer noch regelmaessig Pinks oder Cohos auf die Downriggerruten und Konstantin hatte Spass an den Drills. Wir liessen alle Lachse wieder frei. Ein grosser Chinook wollte heute aber nicht anbeissen. Aber eine Kuriositaet sollte noch kommen; nach einem beherzten Biss kam ein seltsames Wesen an die Oberflaeche. Wir schauten uns fragend an was das wohl waere. Sven kurbelte es heran – eine Tauchente! Die war doch tatsaechlich 20 m tief getaucht und hatte sich unseren Kunstkoeder geschnappt! Gluecklicherweise hing der Haken nur lose im Fluegel und ich konnte den Vogel schnell befreien. Sachen gibt’s! Am fuehen Nachmittag machten wir dann Schluss. Ich wollte heute der ganzen deutschen Gesellschaft ein grosses Fischgelage liefern und musste noch einiges vorbereiten und natuerlich das Boot saeubern und entsalzen. In der Krabbenfalle fanden wir wieder nur Weiber. Das gibt es doch nicht! Waren die Maennchen ausgestorben!? Vielleicht muessten wir es morgen mal flacher probieren.


  • 1.9. 2025; Sooke


    Der zweite und letzte Tag mit Sven und Konstantin stand an. Obwohl wir gestern nicht schlecht gefangen hatten, wuenschte ich mir noch eine Steigerung. Vorallem hoffte ich auf wenigstens einen Grosschinook der Konstantin mal so richtig alles abverlangte. Und ab heute, erster September, durfte man auch wieder 2 Chinooks in allen Groessen behalten. Aber ob noch welche da waren, war die grosse Frage!


    Wieder slippten wir bei Sunny Shores und wieder ging die Krabbenfalle ins Wasser; diesmal flacher als die letzten Tage. Irgendwo musste doch der Pascha im Harem sein. Dann duesten wir aus dem Sooke Inlet raus. Die Flut war nun schon einiges nach hinten verschoben seitdem ich Freitag angefangen hatte zu angeln. Jetzt hatten wir schon eine Stunde Ebbe am Morgen bevor die Flut auch nur anfing. Und so machte es wenig Sinn schon jetzt vor Secretary Island zu fahren wo die Lachse normalerweise erst bei Flut vorbeikamen. Und so beschloss ich die erste Stunde in der Trap Shack Bucht zu verbringen. Da sollte doch was gehen. So dachten auch ein paar andere Boote und wir gesellten uns dazu. Aber es passierte erstmal nichts. Ploetzlich dachte ich ein grosser Fisch waere in der Naehe gesprungen. Aber dann sah ich einen Delfin der an der Oberflaeche spielte. Dann ein Zweiter. Sven und Konstantin waren begeistert und als ob die beiden Delfine eine Show fuer die beiden vorbereitet haetten, kamen sie an unser Boot heran und spielten, jagten sich vor und unter dem Boot durch, sprangen mehrfach voll aus dem Wasser und einmal klatschte der eine anhaltend mit der Schwanzflosse auf der Oberflaeche zu uns zu. Unglaublich! Eine bessere Delfinshow haette kein Meereszoo einstudieren koennen. Das waren Whitesided Dolphins die ich schon paar Mal dicht am Boot hatte ueber die Jahre aber so eine Spielshow hatte ich auch noch nicht erlebt!


    Aber das Angeln blieb erfolglos – ok, fast erfolglos. Einmal ruckelte eine Rute und Konstantin brachte etwas zum Boot. Einen kleinen Yelloweye Rockfish, hier auch Red Snapper genannt. Zwar nichts Brauchbares aber er freute sich ueber dieses farbenpraechtige Exemplar einer neuen Fischart. Der Fisch brauchte dann eine ganze Weile bis er wieder abtauchen konnte – ich dachte schon der Adler wuerde sich ihn holen aber er berappelte sich noch schnell genug. Als die Flut einsetzte und wir immer noch keinen vernuenftigen Biss gehabt hatten, liess ich uns mit der Flut zum Beechey Head weiter oestlich treiben. Die 2-3 km Distanz zur Trap Shack Bucht hatten wir im Nu hinter uns. Dort drehten wir einige Runden aber es bissen nur wieder ein paar Mini-Cohos. Ich wollte schon die Stelle aufgeben als ich wieder etwas neben dem Boot herumschwirren sah; ich konnte es gar nicht glauben, aber die Delfine waren uns auch hierher gefolgt! Und schwirrten und spielten wieder voellig ausgelassen um uns herum. Unfassbar! Wir waren ein Delfinmagnet aber dafuer Fischverschrecker!


    Schon etwas unruhig, packten wir bald wieder ein und ich fuhr uns wieder westlich vor Secretary Island. Irgendwo muss doch mal ein dummer Lachs sein! Hier hakten Sven und Konstantin dann auch 2 oder 3 Pinks und Cohos und wieder eine Menge Mini-Cohos. Es sah schon wie ein unproduktiver Tag aus, aber ich wollte noch nicht aufgeben und fuhr zu einer Stelle die manchmal super Faenge produziert, meist waehrend der Flut, aber manchmal auch fischlos ist. Aber ich wollte es mal probieren. Inzwischen hatte sich der leichte Wind auch ganz gelegt und das Wasser war schoen glatt und ruhig. Die zwei Downriggerruten gingen wieder auf Tiefe und ich hatte sogar noch eine dritte Rute in der Mitte ausgelegt, die mit einer Tauchscheibe einen Blinker auf paar Meter tiefer brachte. Die Platzwahl stellte sich sofort als ein Volltreffer heraus. Es rappelte nun alle paar Minuten an einer oder manchmal auch an zwei Ruten gleichzeitig. Konstantin hatte alle Haende voll und Sven hin und wieder auch wenn es Doppelbisse gab. Auch die Fischgroessen stimmten! Konstantin fing richtig schoene Cohos und ein paar fette Pinks. Besonders die Drills an der Mittelrute, an der kein Flasher vor dem Blinker montiert war, waren vom Feinsten. Ohne Flasher konnten die Cohos voll Gas geben und auch springen. Die Kerle gaben auch neben dem Boot noch lange nicht auf und machten das Ganze zu einem Heidenspass! Aber wo war denn mal ein Grosschinook!? Ich schlug Konstantin mal vor die eine Rute bis auf 40 m runterzulassen. Vielleicht waren ein paar Chinooks unter den Cohos? Keine 5 Minuten spaeter ruckte diese tiefe Rute kurz an und loeste gleich aus. Waehrend Konstantin die Rute aus dem Rutenhalter zu holen versuchte, riss der Fisch ihm fast die Rute aus der Hand. Aha, das war ein Grosser! Endlich! Jetzt galt es! Ich spornte Konstantin an; “Jetzt kannst Du zeigen was Du seit gestern gelernt hast! Gib’ alles! Das ist Dein Kapitaler!”. Der Lachs nahm erst einmal richtig Schnur von der Rolle. Konstantin liess ihn gut ziehen und stellte die Bremse gut ein. Sven und ich holten die anderen beiden Ruten ein und auch die beiden Downriggergewichte. So war kein Hinderniss mehr am Boot. Inzwischen gewann Konstantin Schnur zurueck – der Fisch schien auf’s Boot zuzuschwimmen. Ich gab etwas Gas um ihm zu helfen die Spannung zu halten. Bis jetzt alles gut!


    Dann zog der Lachs wieder brachial auf und davon. “Das ist ein richtig Guter!” meinte ich. Sven filmte Konstantin’s Drill. Dann sah ich einen Ruck an der Rute… “kurbeln!” rief ich und gab gleichzeitig Gas. Weg, einfach weg. Ach, das war eine Enttaeuschung! Jetzt hatte endlich mal einer der noch ziehenden Grossen zugeschnappt aber dann geht der auch wieder ab! Man konnte die Enttaeuschung in Konstantin’s Gesicht sehen. Das waere die Kroenung gewesen! Ich sagte ihm immer wieder das er nichts falsch gemacht hatte; er hatte den Lachs absolut perfekt gedrillt. Aber man kann beim Trolling eben nicht beeinflussen wo und wie der Haken haengt und Fische gehen immer mal wieder verloren. Gehoert dazu, leider. Aber wir hatten noch eine Stunde und vielleicht kam ja noch einer!


    Die beiden fingen noch ein paar schoene Cohos und auch noch ein oder zwei Pinks. Dann sah ich auf einmal ein Whale Watching Boot in unserer Naehe anhalten. Nanu, sollte sich etwa ein Wal hier herumtreiben. Ich schaute mich um und ploetzlich sah ich eine Flosse 30 m vor unserem Boot, dann noch eine und noch eine…. Ein ganzer Pott Orcas kam direkt auf uns zu! Sven schnappte sich sein Handy und filmte wie 6 oder 7 Orcase dicht neben und fast schon unter unserem Boot durchschwammen. Was fuer eine coole Show. Ich war auch fasziniert. Ploetzlich sah ich Konstantin aufspringen und zur Steuerbordrute hinhechten. Fish on, und der nahm gleich Schnur. Fuer einen Moment spielte ich mit dem Gedanken ob sich etwa ein Orca in der Schnur verfangen hatte. Aber schnell verwarf ich den Gedanken – wusste ich doch das das mit den sensiblen Orcas nie passiert und Konstantin’s Koerpersprache verhiess auch eher einen 15 pfuendiger Lachs als den viertoennigen Orca. Aber unfassbar, da beisste ein Chinook genau wenn die Orcas drumherum sind! Sven und ich mussten uns von den Orcas losreissen und Konstantin beim Drill helfen. Alle anderen Ruten und Downrigger raus und ihn anfeuern. Er machte das wieder klasse und ich betete innerlich das dieser Fisch haengenblieb. Konstantin parierte die Fluchten sehr gut und gab dann richtig Gas und machte Druck wenn der Fisch stehenblieb.


    Bald sahen wir den Silberbrocken, noch tief hinter dem Boot auftauchen. Kein Riese aber ein guter Fisch. Bis in die Haarspitzen war Konstantin konzentriert und sagte auch kein Wort. Sven gab ihm hier und da Tipps und Konstantin wechselte mehrfach die Bootsseite. Langsam bekam er seinen Gegner muede. Als er mal wieder ruhig neben dem Boot stand aber noch ueber einen Meter tief war, hiess ich Konstantin zurueckzutreten und dann kraeftig hochzuziehen. Jetzt kam der Kerl zur Oberflaeche und ich sackte ihn im Kescher ein. Jaaawollll! Wir yahooten los und klatschten uns ab als ich den Fisch ins Boot brachte. Ein schoener Kerl, vielleicht so 13 Pfund schwer. Sven entschied ueberraschend das der Fisch nun doch tatsaechlich mit nach Deutschland kaeme. Also versorgte Konstantin ihn fachmaennisch und dann schoss ein stolzer Papa Sven ein paar Fotos von dem gluecklichen Faenger und fast noch gluecklicherem Skipper! Mann, was fuer eine Erloesung! Der Junge hatte sich den Fisch aber sowas von verdient! Und er war auch sichtlich stolz darauf. Voellig zurecht. Und das mitten in den Orcas. Gibt’s denn sowas!? Wir fischten noch ein paar Minuten weiter aber ich weiss gar nicht ob wir noch was Weiteres gefangen hatten – der Hoehepunkt war erreicht und eigentlich konnte jetzt nichts mehr kommen das das Erlebnis toppen koennte. Bald packten wir dann stolz und zufrieden zusammen. Nach dem langsamen Start heute Morgen hatte dann am Ende alles und noch mehr geklappt. Fantastisch. Und soll ich Euch was sagen? Als wir die Krabbenfalle hochholten waren neben 12 Weibern auch ein grosses Maennchen dabei und ich konnte endlich eine Krabbe mit nach Hause nehmen! Alles richtig gemacht heute!


  • 13.9. 2025; East Sooke


    Dieses Jahr scheint die deutsche Anglerschaft British Columbia entdeckt zu haben! Letztes Wochenende verabredete ich mich erneut mit zwei deutschen Anglern, Daniel und Max, die fuer 3 Wochen durch die Kuestengebiete streifen. Sie hatten Lachs auf dem Plan und hatten es schon am Vedder Canal im Fraser Valley probiert, mit maessigem Erfolg. Danach sind sie mit dem Wohnmobil auf die Insel und haben eine Menge Buckellachse im Campbell River mit der Fliegenrute gefangen. Ein paar grosse Chinooks hingen wohl kurz am Haken, konnten aber nicht gelandet werden. Und so kamen sie voller Tatendurst letzten Samstag zu mir. Wir verabredeten uns fuer 6:30 Uhr an der Cheanuh Marina und fuhren von dort vor the East Sooke Kueste. Ich wollte zuerst soweit wie moeglich westlich um dann mit der Flut wieder Stueck fuer Stueck gen Osten zurueckzudriften. Auf dem Weg ueberfuhr ich gleich mal fast einen Buckelwal der ploetzlich 10 m vor dem Boot auftauchte. Aber als wir auf sein Wiederauftauchen warteten, kam nichts mehr. Er hatte wohl auch einen Schrecken bekommen!


    Ich fuhr uns zuerst vor den Eingang zum Sooke Inlet; eine Stelle an der wir mit viel Glueck vielleicht doch noch einen der letzten umherschweifenden Chinooks erwischen konnten. Ich sagte den beiden aber das dazu viel Glueck gehoeren wuerde. Aber der Sooke River war noch zu niedrig und warm und so schwirrten die paar hundert Sooke River Chinooks hier irgendwo zwischen Fjordeingang und Flussmuendung herum und vielleicht hatte ja einer Lust zu spielen. Die beiden hatten in Campbell River auch schon eine geguidete Lachsausfahrt auf’s Meer gemacht und waren daher schon mit dem Downrigger und Geraet vertraut. Dort hatten sie ein paar Cohos und einen kleineren Chinook gefangen. Und so brauchte ich auch gar nicht viel erklaeren und zeigen. Die zweite Rute war noch nicht ganz im Wasser als die erste Rute schon losrappelte. Daniel brachte einen guten Coho ans Boot der als Unmarkierter allerdings wieder rein musste. Aber das war mal ein Schnellstart!


    Es ging aber leider nicht so weiter und nach einer Stunde versetzte ich vor Secretary Island. Dort wurden wir von ziemlich dichtem Nebel umwoben und merkten erst spaeter das noch etliche andere Boote hier unterwegs waren. Aber hier kam wieder Action. Es bissen in regelmaessigen Abstaenden die Cohos. Aber es war keine typische Beissaktion wie wenn man dick im Schwarm steht. Mal kam ein Biss ziemlich tief und dann 15 Minuten spaeter wieder einer ganz flach. Es waren Cohotrupps unterwegs aber keine Massen und in allen Tiefen. Als wir eine Spinnrute mit Blinker an der Oberflaeche ausbrachten, kamen heftige Bisse daran. Cool zu sehen wie die Spinnrute ploetzlich brutal nach hinten gerissen wurde so dass man fast Angst bekam die Rute koennte dem Halter entweichen. Und dann der Drill an dem leichten Geraet ohne Flasher war nochmal schoener als an den Schleppruten. Max brachten den ersten stattlichen Brocken ans Boot; und der war sogar markiert! Knappe 8 Pfund Silber! Feine Sache.


    Allerdings waren die meisten wilde – also unmarkierte Cohos und wurden gleich im Wasser wieder abgehakt. Aber irgendwann fing dann Daniel einen noch laengeren aber dafuer schlankeren Coho der auch markiert war. Einmal hatten wir auch einen Doppelbiss von wilden Cohos. Ein Chinook wollte sich aber nicht auftreiben lassen. Nachdem wir einen dritten, etwas kleineren markierten Coho behalten hatten, fuhr ich uns zu unserer letzten Stelle des Tages, zur Trap Shack Bucht. Die Flut hatte mittlerweile auf Ebbe gewechselt und wenn hier noch ein Chinook herumhing dann wuerde er sich nun in dieser Bucht vor der Ebbstroemung abducken. Wir zogen ein paar Schleifen, hatten viel Kraut zu verarbeiten und wollten schon einholen als ploetzlich beide Downriggerruten gleichzeitig loslegten, Daniel’s loeste auch sofort auch und war vollkrumm. Das sah aus wie der letzte Chinook der Saison! Daniel konnte kaum einen Zentimeter gewinnen. Max meinte sie waeren vielleicht verheddert aber das war es nicht, wie sich bald herausstellte. Denn Max’ Fisch liess sich herandrillen waehrend Daniel noch mit vollkrummer Rute einfach dastand. Irgendwas stimmte da doch nicht! Vielleicht ein grosses Kelpstueck? Aber nein, da war auf jeden Fall Leben drin, meinte Daniel. Bald hatte Max einen mittleren Coho am Boot – ein Wilder, der durfte also wieder schwimmen. Damit schloss sich also auch eine Schnurverwicklung aus. Nach und nach brachte Daniel seinen Gegner heran. Etwas Silbriges tauchte auf; also auch nicht der Butt den ich schon heimlich verdaechtigte. Waere auch unwahrscheinlich gewesen so weit ueber Grund wie wir gefischt hatten. Bald sahen wir was los war; ein grosser Coho der sich in das Vorfach eingewickelt hatte und daher halb seitwaerts heran kam. Ein wirklich fetter und grosser Coho, schon mit einem kleinen Laichhaken! Leider wieder wild und damit Entlassungskandidat. Aber wahrscheinlich der Groesste heute und direkt am Ende. Fuer eine Minute hatte ich gedacht wir haetten doch noch den letzten Chinook erwischt! Dann war Schluss und wir fuhren zufrieden zurueck. Das war ein schoener Tag zusammen gewesen, mit einigen Fischen, einigen schoenen Keepern, und glattem Meer!


    Max und Daniel blieben noch paar Tage in der Gegend und mieteten sich zwei Tage spaeter an der Pedder Bay Marina noch ein Motorboot mit Downriggern und versuchten ihr Lachsglueck nochmal auf eigene Faust. Ich gab ihnen noch paar Tipps fuer diese Gegend und voila, die beiden haben nochmal ein paar richtige schoene Cohos bis ueber 10 Pfund gefangen. Klasse gemacht, Jungs! Petri Heil!


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