21.4.2025; Victoria
Ostermontag war bei uns zuhause grosses Festessen; aber erst um 13:00 Uhr. Ich wollte morgens nochmal nach dem Boot in der Marina sehen; es war am Abend zuvor ganz schoen windig gewesen. Ich fuhr alleine hin und hatte auch nicht viel Zeit, aber ich war entschlossen wenigstens eine kleine Schlepprunde vor Pedder Bay zu drehen. Nur so 1-2 h. Vielleicht konnte ich ja noch einen Lachs zum Tanz ueberreden. Zum Osteressen kam mein alter und nun behinderter Freund Gary, der mich vor 23 Jahren in das Lachsangeln eingefuehrt hatte und mir den einen oder anderen unbezahlbaren Trick verraten hatte. Durch seine Behinderung kommt Gary nun so gut wie nie mehr auf ein Boot zum Angeln und so bringe ich ihm hin und wieder wenigstens ein Stueck Fisch aus meinen Faengen vorbei. Waere toll wenn ich ihm heute einen Osterlachs fangen koennte!
Die Marina war sehr ruhig fuer einen Feiertag. Ein paar Besucher liessen sich an Mietbooten einweisen und tuckerten dann los. Ein Einheimischer kam schon mit seinen Krabbenfallen zurueck und ich hoerte wie er von ziemlich windigen Bedingungen berichtete. Ja, die Ahornflagge auf dem Hauptgebaeude wehte auch ordentlich; es war kein Supertag da draussen aber im Schutze der Pedder Bay bauten sich selten grosse Wellen auf und so durchkreuzte das meine Plaene nicht. Schnell waren die Downrigger montiert und dann legte ich ab. Ich fing an diese Bequehmlichkeit, einen Liegeplatz zu haben, zu geniessen!
An der Muendung der fjordaehnlichen Bucht empfing mich eine gute Brise aber der Wind kam von Land und so gab es nur weiter draussen Wellen. Am Horizont sah ich etliche Boote im Mudhole auf Heilbuttjagd. Nach meinem Stroemungskalendar war heute morgen nur ein kurzes Heilbuttfenster. Aber die Jungs hielt wohl nichts zurueck! Ich setzte beide Schleppruten ein; ein Blinker lief ein paar Meter ueber Grund und der andere dicht am Grund. Ich hielt nach dem grossen Heringsschwarm Ausschau; wenn der noch da war und ich ihn fand, dann fand ich auch die Lachse. Ich hatte auch wieder eine Pilkrute dabei. Der Wind drueckte mich etwas tiefer als ich eigentlich fischen wollte und waehrend ich nun konzentriert gegensteuerte, gab es ploetzlich einen harten Ruck am Downrigger der tieferen Rute. Sofort dachte ich das sich das Bleigewicht da unten an etwas angeschlagen oder sich gar festgehaengt hat. Aber es war hier 52 m tief und mein Geschirr lief auf 40 m. Ich schaute zur Rute die gerade ausloeste und im ersten Moment schlapp dastand. Aber als sie dann brutal nach hinten gerissen wurde, war klar das das nur ein Fisch gewesen sein konnte, und zwar kein Kleiner!
Waehrend ich die Rute aufnahm und den Downrigger hochholte, sang meine Rolle kreischend auf und ein gutes Stueck Schnur verschwand hinter dem Boot im Gruenen. Wow, da war Power dahinter! Ich drehte die Motordrehzahl etwas zurueck – sah aber zu dass noch genug Fahrt da war um die zweite Rute vom schlapp herumbaumeln abzuhalten und mir bei dem Wind etwas Steuerung zu erlauben. Sonst haette mich der Wind wohl mehrfach um die eigene Achse gedreht und eine Landung super schwer gemacht. Jetzt gewann ich etwas Schnur, aber nach ein paar Metern ging es wieder in die andere Richtung. Das koennte mein groesster Lachse bisher in 2025 sein! Und natuerlich beisst der wenn man solo bei windigen Bedingungen unterwegs ist!
Dann hiess es schier endlos kurbeln da der Fisch sich jetzt ziehen liess. Nur hin und wieder spuerte ich einen heftigen Kopfstoss und ich machte mich auf eine weitere ploetzliche Flucht gefasst. Aber solange ich seinen Kopf in Bootsrichtung hielt und nicht drehen liess, gewann ich Meter um Meter Schnur. Natuerlich zog er nun unaufhaltsam auf die Steuerbordseite wo die zweite Schlepprute und Downrigger noch draussen waren. Keine Chance ihn jetzt noch auf die andere Seite zu zerren; ich musste ihn neben dem noch fischenden Geschirr keschern. Wenn er von dort dann nochmal in diese Schnuere und Kabel ausbuechste, dann wuerde es heikel werden. Ich reichte nach dem Kescher hinter mir und lehnte ihn gegen die Bordwand.
Da kam er endlich in Blickweite, noch tief neben dem Boot. Ein feiner Chinook, weit ueber 10 Pfund. Hoffentlich war er auch markiert! Er kam jetzt friedlich an die Oberflaeche, hinter dem Downrigger. Ich drueckte die Rute mit meiner linken Hand soweit es ging nach hinten um den Fisch Richtung Bordwand zu ziehen und schob den Kescher mit der Rechten zum Fisch. Der Kescherrand beruehrte kurz den Lachs und der explodierte und sausste Gott sei Dank nach vorne – weg vom Downrigger und Angelschnur der zweiten Rute. Nach vielleicht 10 m blieb er stehen und schuettelte wild den Kopf. “Aufhoeren”, schrie ich innerlich! Dieses Kopfschuetteln hatte mir und tausenden anderen Anglern schon viele schoene Lachse gekostet. Ich hatte gesehen, dass der Haken gut im Kiefer hing aber bei Einzelschonhaken konnte immer viel passieren.
Ich machte schnell den Teleskopstiel des Keschers etwas laenger und zog den Kerl wieder hoch. Mit dem verlaengerten Kescherstiel konnte ich den Fisch dieses Mal besser erreichen und das Netz umschloss ihn schon als er wieder exlodierte. Gefangen, juhu! Ein banger Blick in den Kescher und zur Fettflosse – nur eine glatt vernarbte Wunde, also markiert! Klasse, der ging mit fuer Gary! Ich zitterte noch ein bisschen vom Adrenalinschub und freute mich riesig. So ein schoener Lachs und auch gut genaehrt. 77 cm und etwa 13 Pfund. Das war mein groesster bisher dieses Jahr und liess meine Vorfreude auf noch groessere diesen Sommer aufbluehen. Man vergisst ueber den Winter einfach wie kraeftig und athletisch die grossen Lachse sind.
Aber was nun? Ich hatte keine 10 Minuten gefischt und war mit meinem Tageslimit fertig. Auf den Buttgruenden war es mir zu wellig heute. Auch hatte ich nicht soviel Zeit. Also beschloss ich wenigstens die eine Schlepprunde noch fertig zu machen. Und wie das eben so ist wenn man es gar nicht mehr braucht; keine 5 Minuten spaeter ruckte wieder die tiefe Rute los und ein weiterer schoener Lachsdrill began. Ein feiner 8 Pfuender lag bald neben dem Boot und bewundernd hakte ich ihn mit der Zange einfach ab. Als ich zufrieden um mich blickte, sah ich wie auch die andere Rute wild nach hinten riss. Gibt’s doch gar nicht! Und so schnappte ich mir auch diese Rute und drillte einen etwas kleineren Lachs zum Boot. Aber auch der waere eine willkommene Beute an einem anderen Winter- oder Fruehlingstag gewesen – so um die 6 Pfund. Allerdings war der hier unmarkiert und haette nicht verwertet werden duerfen. Ob es auch tatsaechlich ein Wildlachs war oder einer der der ohne Markierung aus einer Brutstation entlassen wurde – gewollt oder ungewollt – kann man natuerlich nicht sagen. Aber die Regeln bestehen jetzt auf Schonung aller unmarkierten Lachse. War heute ja egal.
Ich packte jetzt nur noch mal die Pilkrute aus um zu versuchen einen Lachs aktiv zu jiggen. Aber der Wind schob mein Boot so schnell voran, dass es kein kontrolliertes Angeln in 30-50 m Tiefe erlaubte. Und so packte ich dann bald ein und fuhr zurueck zur Marina. Am Schlachttisch standen schon zwei Guides und filetierten je 4 Heilbutte fuer ihre Gaeste. Sie schwaermten von der Menge an Butts da draussen. Waren zwar recht klein aber die diesjaehrigen Bestimmungen erlaubten auch nur Entnahme von Butts bis 102 cm. Da will ja keiner wirklich einen Grossen. Aber das wird auf jeden Fall mein naechstes Ziel: Heilbutt!