Beiträge von cohosalmon
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 5 cont.
Beim naechtlichen Lagerfeuer musste ich nun die Mones Cup Entscheidung bekannt geben. Es war alles eng geworden. Alex rechnete mir mehrfach vor: Alex - groesste Forelle - 1 Pkt, Ricardo - groesster Zander und groesster Flussbarsch – 2 Pkt, Alec – groesster Stoer, Bass und Sonnenbarsch – 3 Pkt. Aber die babygrossen Bass und Sonnenbarsche aergerten mich. Also verkuendete ich: Alec’s Bass und Sonnenbarsche wurden disqualifiziert wegen mangelnder Groesse. Alle ausser Alec lachten. Ricardo’s Flussbarsch wurde auch disqualifiziert weil ich ihn nicht zu essen bekommen hatte trotz Aufforderung. Ein grossen Grinsen und Lachen in der Runde. Damit blieb ein 3 seitiges Unentschieden 1:1:1 und Alec gewann den Cup mit dem Tie-breaker – dem groessten Fisch insgesamt, dem metrigen Stoer. Alec jubelte, Ricardo verdrehte lachend die Augen und Alex nickte mir anerkennend zu. Ich glaube das war halbwegs fair.
Auf dem Heimweg mussten Ricardo und Alec in ihren SUV bitter leiden – zwischen Osoyoos und Princeton im Okanagan Valley war es 38 Grad und die Jungs hatten keine Klimaanlage im Auto. Sogar ihre Handys schalteten wegen Ueberhitzung ab. Wir erwischten noch locker die 21 Uhr Faehre zurueck zur Insel und bekamen noch eine spektakulaere Sunset-Faehrfahrt nach Hause geboten. Eine tolle Tour die mir ewig in Erinnerung bleiben wird und hoffentlich den Jungs auch im Herzen bleibt.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 5
Der letzte Tag stand an und den wollten wir wieder komplett auf dem Columbia verbringen. Den fruehen Nachmittag an der Zander/Stoerstelle mit unseren beiden Booten und dann den finalen Abend am Waterloo Eddy nur mit dem Driftboot und rotierender Crew. Hoffentlich nochmal eine Sternstunde zum Abschluss und vielleicht kam noch ein Ausnahmefisch! Am Vormittag fuhren wir mal in den Ort Castlegar um Fliegennachschub zu holen. Alec wollte sich auch noch eine stabilere Spinnrute fuer eventuellen Stoerkontakt kaufen. Im Angelgeschaeft bekam er ein feines gebrauchtes Ruten/Rollenkombo zum kleinen Preis angeboten, was er natuerlich auch annahm. Das konnte er auch zuhause fuer andere Fischarten benutzen. In Castlegar war gerade ein mehrtaegiges Sommerfest im Gange und wir kamen garade noch aus dem Ort wieder heraus bevor etliche Strassen fuer eine Parade gesperrt wurden. Nach einem Resteverwertung Mittagessen ging es dann bald los.
An der Betonrampe am Columbia war viel los – eine ganze Touri-Truppe machte sich zu einer Paddleboardtour bereit. Wir bauten wieder Shirley zusammen und liessen beide Boote ins Wasser. Ich drehte nochmal eine Kontrollrunde mit Shirley um sicher zu gehen das der Motor einwandfrei lief bevor Ricardo und Alec sich damit dem Fluss auszulieferten. Die grosse Frage war ob der 6 PS Motor genug Antrieb hatte um die beiden von der Zanderstelle wieder zurueck zur Rampe zu bringen. Da waren zwei Brueckenstellen und die Forellenlaichstelle an denen es flott floss. Falls das nicht funktionierte, mussten sie irgendwo im Dickicht an Land gehen, zurueck zum Auto laufen und dann irgendwie Shirley wieder auf das Dach den Volvo’s kriegen. Als wir durch die erste Bruecke durchfuhren, probierte Ricardo gleichmal ob er da wieder zurueckkam und es sah gut aus. Damit ging es nun die vielleicht 2 km zur Zanderstelle runter.
Etwas war aber deutlich anders heute: vielleicht hatten die Betreiber den Stausee etwas abgelassen oder irgendwas Aehnliches denn die grosse Kehrstroemung an der Zanderstelle war voll mit Baumstaemmen und kleinerem Treibgut. So schlimm, dass man gar nicht richtig angeln konnte. Bei Ricardo und Alec gab es noch ein anderes Problem; der Motor fuhr selbst im Standgas noch zu schnell um das Grundgeschirr am Boden zu halten. Es war hier sicher um die 7m tief. Da machten die beiden die zwei Notruder unter den Sitzbaenken klar und das war das erste Mal das jemand Shirley ernsthaft ruderte. Und Ricardo berichtete dass das gar nicht so schlecht funktionierte. Ich dachte immer das Faltboot waere nichts zum Rudern aber offensichtlich war das eine Fehleinschaetzung. Gut zu wissen. Aber die Verhaeltnisse an unserer Stelle und die ausbleibende Beisslust der Fische war schon enttaeschend. Wir hatten schon noch heimlich auf einen Stoerkontakt gehofft oder auch ein paar leckere Zander die ich auch gerne mit nach Hause genommen haette. Wir versuchten es 2-3h aber es war schwierig und nur Alec konnte dann noch einen Fisch haken. Und der war wohl ziemlich sportlich fuer einen Zander und entpuppte sich dann als eine typische Columbia Rainbow. Mit Wurm am Grund. Dann beschlossen wir etwas frueher zum zweiten Teil des Flusstages ueberzugehen. Die Jungs in Shirley duesten hoch und ich beobachtete sie mit dem Fernglas. An der einen Brueckenstelle ging es wohl nur sehr muehsam gegen die Stroemung vorwaerts und ich sah Ricardo seitlich der Hauptstroemung ausweichen und etwas weiter am Ufer zu versuchen. Das war dann auch erfolgreich und wir waren erleichtert denn die erste Bruecke hatten sie ja schon vorher probiert. Sie kamen dann wohlbehalten an der Rampe an und zerlegten Shirley. Nachher sagte dann Ricardo das der Motor kein PS weniger haette haben duerfen. Das waere knapp gewesen.
Alex und ich drifteten nun stetig aber faul den Fluss hinunter. Die anderen beiden wuerden mindestens eine Stunde brauchen um am Waterloo Eddy anzukommen. Die untere Highwaybruecke nahm ich diesmal wie Graham empfohlen hatte - auf der linken Uferseite. Vor der Kehrstroemung hatte ich nun Respekt aber mit Konzentration und Anstrengung kamen wir beim ersten Mal gut durch. Danach liess ich Alex mal wieder rudern und warf meine Fliege hierhin und dahin – leider umsonst. Gegen 18 Uhr kamen wir bei Waterloo an und waren wieder nicht die Ersten. Alex und ich drehten schon mal ein paar Runden und Alex hatte bald einen schoenen Fisch dran und brachte ihn auch in den Kescher. Na klasse, ein schoener Anfang vom Ende!. Dann kamen die Jungs an und wir luden zuerst Ricardo dazu. Ich versuchte wieder den Totpunkt der Stroemung zu finden aber heute war eindeutig etwas anders. Auch hier drehten einige grosse und kleine Baumstaemme ihre Runden und die Sogloecher schienen heute mehr und noch agressiver. Aber ich schaffte es hin und wieder mal ein paar Wuerfe mitzumachen. Ricardo war der Naechste der zuschlug. Seine Pose ruckte ein paar Mal und er wollte gerade herausziehen um neu einzuwerfen als die Post abging. Na also! Ein schoener Drill und eine schoene, uebliche Forelle. Wir pumpten dieser Forelle den Mageninhalt und das kleine Reagenzglas war voll von kleinen Fliegenlarven. Kaum eine groesser als 5mm lang. Kein Wunder das groessere Fliegenmuster einfach keine Beachtung fanden! Bei einer laengeren Drift nahe dem Ufer entlang erwischte er noch eine. Der Junge machte es uns vor! Und ploetzlich hakte Alex einen Fisch direkt an einem der grossen Strudel. Ich konnte den Drill gar nicht weiter verfolgen denn ich musste mich in die Riemen legen und konzentrieren. Es war Chaos im Boot denn Alex’ Fisch ging mehrfach unter dem Boot durch und das Boot drehte sich ausserdem. Irgendwie bekamen die beiden den Fisch aber endlich in den Kescher und Alex hielt diesen kraeftigen Brocken fuer Alec am Land hoch. Ich hielt mal kurz das Massband daneben aber der Fisch war keine 50 cm sondern mehr kraeftig als lang.
Dann wechselten Alex und Alec. Und wieder, je spaeter die Stunde, desto aktiver wurden die Fische. Ich hatte einen Monsterbiss und beim Anhieb brach schon wieder das Vorfach. So ein Mist! Dagegen holte Ricardo nun schon seine dritte Forelle heute Abend ans Boot. Waehrend wir all mit einer Klasse 7 Rute fischten, verwendete er eine Klasse 5. Die war zwar beim Drill ganz schoen ueberlastet bei diesen gewichtigen und wuchtigen Forellen, und seine Drills dauerten entsprechend etwas laenger, aber die weichere Rute federte wohl besser ab und er verzeichnete deutlich weniger Schnurbrueche als wir drei. Was zum Nachdenken! Alec hatte heute kein Glueck und hakte und verlor 3 Fische in Folge. Dann war es Zeit fuer den letzten Crewwechsel und Ricardo stieg zum letzten Mal aus und schaute uns vom Ufer aus zu. Im Daemmerlicht zogen wir unsere Kreise. Wieder bescherte uns die einsetzende Dunkelheit einen heftigen Fliegenschlupf und ein anderes noch verbliebenes Boot mit zwei alten und lokalen Fuechsen fingen Fisch auf Fisch auf Trockenfliege. Wieder war Alec am Ueberlegen ob er umbauen sollte aber liess es letztendlich sein. Er verlor noch einen Fisch und gab schon fast auf. Ich kuendigte schon die letzte Runde an und die Jungs warfen ihre Fliegen eifrig zu den ueberall steigenden Fischen. Ob da noch was geht?
Alex kaempfte mit Schnurfitz und seine Pose war schon dicht am Boot als sie ploetzlich runtergerissen wurde. Fish On! Alex war verbluefft und konnte gar nicht so schnell reagieren. Er musste nur aufpassen, dass die im Boot liegende Fliegenschnur sich nicht irgendwo verhang wenn er Schnur geben musste. Und das musste er einige Male. Dann sprang der Fisch und es war ein richtiger Brocken. Den jetzt bloss nicht verlieren. Alec angelte inzwischen noch weiter und verpasste noch weitere Bisse. Alex’ Fisch blieb jetzt tief und wuchtete ordentlich mit dem Kopf wie man an der Rute sehen konnte. Ich ruderte in die ruhigste Stelle die ich finden konnte. Da plaerrte ploetzlich das Funkgeraet los; Ricardo spielte vom Handy “Hier kommt Alex” von den Toten Hosen und wir lachten alle laut dazu. Das war eine tolle Einlage und das obwohl es Ricardo war der bangen musste ob Alex ihm in letzter Sekunde noch die Forellenkrone wegnahm. Dann kam der Fisch das erste Mal in Sicht – Mann, die war gross und hatte einen tiefroten Streifen – noch von der Laichfaerbung. Ein herrlicher Fisch. Alex bangte und war voll konzentriert. Und nach schier unendlicher Zeit konnte Alec den Fisch endlich keschern. Wir jubelten los und Ricardo winkte uns zu – er wusste wohl was los war. Nachdem wir 3 den Fisch im Kescher bestaunt hatten, nahm ich das Massband und gab mir beste Muehe – war sicher nicht total exakt aber ich wollte dem Fisch auch keine Strapaze zumuten. Ich setzte fest: 20.5 inches was etwa 52 cm ausmachte. Alec stimmte zu, das war sehr wahrscheinlich die groesste Forelle der Tour auch wenn wir es nicht so exakt genommen hatten mit dem Messen. Und ausserdem war die hier die Schoenste mit ihrer tollen Faerbung. Und damit schnappte sich Alex im letzten Moment noch die Topforelle!
Wir fuhren dann im Dunkeln zum Strand und holten das Boot zum letzten Mal heraus. Dann verabschiedeten wir uns wehmuetig von dieser komplizierten aber wunderbaren Stelle. Waterloo Eddy. Auf dem Heimweg spielte Alex “Waterloo” von Abba; “Waterloo, couldn’t escape if I wanted to…” Klasse! Und als ob es noch einen kroenenderen Abschluss dieser Tour bedurfte, als wir an Castlegar vorbeifuhren, setzte dort gerade das Feuerwerk zum Ende ihres Sommerfestes ein. Wir hielten an der Seite des Highways an und schauten 20 Minuten lang zu. Die konnten Feuerwerk ganz gut. Toller Abschied.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 4
So, den ersten Tag auf uns alleine gestellt! Nach dem Fruehstueck packten wir alles fuer die See-Tour zusammen; damit sollte auf dieser Tour das erste Mal das Faltboot “Shirley” zum Einsatz kommen. Ein guter Test ob alles funktioniert bevor wir es morgen auf dem maechtigen Columbia River verwenden wollten. Ricardo hatte die Wegbeschreibung zum See und so fuhren die beiden mit ihren Auto vorneweg. Nach 30 Minuten sahen wir den kleinen, schoenen See direkt neben dem Gebirgshighway auftauchen. Die Stelle zum Boote einlassen fanden wir auch schnell – das war einfach eine kleine sandige Bucht mit einer kleinen gerodeten Flaeche auf der man rangieren konnte. In 20 Minuten hatten wir Shirley zusammengebaut und auch das Driftboot gewaessert. Diesmal fuhr Alec bei mir mit und die beiden Brueder blieben zusammen auf dem Driftboot. Im Angler-Atlas App konnte ich nochmal bestaetigen, das dieser kleine See erstaunlich viele (invasive) Fischarten beinhaltete: da waren die natuerlichen Regenbogenforellen, dann aber auch Bachsaibling, Schwarzbarsch, Flussbarsch und auch Sonnenbarsch. Und weil wir zum Mones Cup Wettbewerb gesagt hatten, der groesste Fisch einer Art verdient einen Wertungspunkt, war hier die Moeglichkeit neue Akzente zu setzen. Bis jetzt fuehrte Ricardo mit dem groessten Zander und der groessten Forelle, waehrend Alec den Stoerpunkt besass und mit dem groessten Stoer wahrscheinlich auch den Tie-Breakerpunkt fuer den groessten Fisch ueberhaupt auf seiner Seite hatte. Alec, als der Rekord-Mones Cup Champion und als der wettbewerbseifrigste Teilnehmer war sofort Feuer und Flamme und entschlossen hier die Weichen zum Gesamtsieg zu stellen. Er kam gut vorbeitet fuer die Barschangelei und hatte vom Zanderangeln sogar die restlichen Wuermer mitgebracht.
Alexander ruderte mit Ricardo auf die Mitte des Sees und die beiden begannen Fliegen an der Sinkschnur langsam zu schleppen. Ich legte mir Chatterbait und Wobbler fuer meine Spinnrute zurecht waehrend Alec tatsaechlich eine Posenmontage mit Wurm vorbereitete. Dann fuhren wir an den Seerosenrand und begannen die Barschangelei. Ruckzuck bekam Alec Bisse und brachte bald kleine Schwarzbarsche und wunderschoen aussehende Sonnenbarsche ans Boot. War aber alles nur Kleinzeug. Aber der Tournierangler bestand auf die Wertung da ich keine Mindestmasse vorgegeben hatte. An meinen Spinnkoedern gab es keinerlei Action, abgesehen davon das die Barsch-Kinderstube die auch versuchte zu attackieren aber der Haken zu gross war. Ueber Funk berichteten Ricardo und Alex von einigen vorsichtigen Anfassern an der Fliege aber nichts blieb haengen.
Wir erkundeten schnell die befahrbare Haelfte des Sees der in der Mitte etwa 15m tief war. Die noerdliche Haelfte war nur ein sehr flaches verkrautetes Sumpfland das man hoechstens mit einem Kanu oder Kayak befahren konnte. Zum Angeln wahrscheinlich auch uninteressant aber sicher eine gute Stelle um abends Elche zu beobachtem. Das Wasser war klar und ueber einigen flachen Krautbaenken konnten wir Unmengen von halbstarken Bass und auch Flussbarschen (Perch) umherhuschen sehen. Interessant das hier so viele Perch vorkamen. Wenn man da noch ein paar gute Exemplare erwischen koennte, dann wuerde ich die gleich noch zu dem heute Mittag angedachten Zandermahl dazutun. Ich sagte das ueber Funk auch Ricardo und Alex. Aber einen Bachsaibling zu fangen waere auch super cool – die sind nur in ganz wenigen BC Gewaessern eingeschleppt und etabliert. So versuchten wir es auch mit verschiedenen Fliegentypen und Angeltechniken. Aber die ansteigende Tageshitze und pralle Sonne waren keine besonders guten Forellenbedingungen. Ploetzlich meinte Alec Aufregung auf dem anderen Boot zu sehen. Tatsaechlich kam dort der Kescher zum Einsatz und dann sahen wir Ricardo fuer Fotos posieren. Ueber Funk kam dann die Erklaerung; zwei gute Perch. Groesster 30cm. Wow, das war fuer BC ein feiner Flussbarsch – hollaendische Barschbrocken von 50 plus gibt es hier nicht. Als ich fragte ob sie die Barsche behalten haetten, kam ein Nein. Hatten in der Aufregung vergessen dass ich die gerne noch mitverwertet haette. Tssss….
Alec versuchte nun auch nochmal seine Barschkoeder aber es stellte sich nachher heraus, dass Ricardo die Perch auf geschleppte Fliege gefangen hatte. Da schau einer an! Jedenfalls blieb es bei dieser doch etwas mageren Ausbeute auf diesem schoenen See. Sicher kann man hier mit etwas Erfahrung und zur richtigen Zeit auch richtig grosse Fische fangen. Das bei einem spontanen one-time visit zu erwarten, waere ein bisschen viel verlangt gewesen. Aber ein 30ger Barsch in BC war schon eine Hausnummer. Dann packten wir in der vollen Mittagshitze zusammen und fuhren zurueck zum Camp. Dort frittierte ich die Zanderfiletstuecke und mit allerlei Beilagen wurde das unser Festessen des Urlaubs. Zander ist schon was Feines! Und es kam mit dem Gefuehl mit der Entnahme dieser Zander was Gutes fuer den Columbia River getan zu haben.
Danach war etwas Siesta und die Jungs gingen an den Pass Creek baden. Als es gegen Abend ging, machten wir uns fuer eine weitere Waterloo Eddy- Ziehung fertig. Die Jungs hatten schon ihre Schichten auf dem Boot ausgelost und dann ging es los, zum erstem Mal ohne Guide auf dem Columbia. Wir waren nicht die Einzigen mit dieser Idee und so waren schon etwa 3 oder 4 Boote im Wasser die die typische Kreiselrunde an dieser Stelle drehten. Alex sass zuerst aus und Ricardo und Alec waren zum ersten Mal mit mir auf dem Boot an dieser Stelle. Mit nun schon etwas Erfahrung hielt ich uns dicht an der starken Aussenstroemung um den Jungs die Moeglichkeit zu geben, dort ihre Fliegen anzubieten. Dort konzentrierten sich auch die anderen Boote. Es fing aber wieder ziemlich ruhig an. Ein paar verpasste Bisse und dann hakte Ricardo die erste Forelle des Tages. Leider verlor er sie direkt neben dem Boot. Dann schlug Alec zu und seine Forelle schraubte sich wieder akrobatisch aus dem Wasser. Wir konnten den wieder sehr tiefen und breiten Fisch landen – hohe 40ger, aber kein neuer Rekord. Dann wechselten Alex und Alec und mit fortschreitender Zeit wurden die Fische immer aktiver. Ein grosser Stoerkopf tauchte ploetzlich in der Naehe auf. Und mehr und mehr Forellen schnappten an der Oberflaeche. Ich fand das Auge der Kehrstroemung und es stellte sich heraus, dass man da mit ein bisschen Glueck auch mal locker 10 oder sogar 15 Minuten auf der Stelle bleiben konnte. Das gab sogar mir einmal die Moeglichkeit ausgiebig meine Fliege anzubieten. Die Jungs waren zwar erst etwas skeptisch ob in diesem Totpunkt auch die Fische beissen wuerden da die anderen Boote alle den Stroemungsrand befischten und dort auch Action hatten. Aber ich wollte das mal probieren.
Und ich konnte den Jungs auch gleich beweisen, dass auch diese Taktik Erfolg versprach: meine Pose ruckte einmal und ich setzte einen hoffnungsvollen Anschlag – rumms, gleich ging meine Rute in die Knie und meine lose Flugschnur rauschte nur so durch die Ringe. Dann schraubte sich auch meine Forelle hoch aus dem Wasser. Die Jungs freuten sich mit mir am Drill. Nach einer Weile hatte ich meinen Gegner muede gedrillt und Ricardo sackte ihn ein. Wieder so eine typische 45cm 1kg Columbiaforelle. Herrlich! Ricardo erwischte auch noch eine und dann wechselten wir Ricardo fuer Alec aus. Das war die letzte Schicht bei nun schon einsetzender Dunkelheit. Jetzt kamen die Forellen in einen regelrechten Fressrausch und die Insekten schluepften zu hunderten. Ein anderes Boot fing einige gute Forellen mit der Trockenfliege – aber wir machten mit den Nymphen weiter. Keiner wollte auch nur eine Minute der besten Angelzeit des Abends mit Geraetumbau vertun. Alex bekam einen maechtigen Biss und dieser Fisch schien noch staerker als die ueblichen. Leider hielt das Vorfach der Belastung nicht stand. Aber er legte gleich nach und fing in kurzer Folge noch zwei. Alec fing auch noch eine fette Forelle und auch ich konnte in letzter Sekunde vor Dunkelheit noch eine Forelle landen nachdem auch ich ein Vorfach an einer weiteren Forelle gesprengt hatte. Also die letzte Viertelstunde war mit Abstand die beste Angelzeit im Moment. Wenn das doch nur den ganzen Tag lang so gehen koennte! Morgen mussten wir neue Fliegen kaufen – der Vorrat mit dem faengige Typ ging zur Neige. Ein herrlicher Tag mit meinen Jungs ging zu Ende und wir waren schon gespannt auf den letzten Tag.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 3 continued
Jetzt waren wir natuerlich motiviert das Ufer weiterso abzufischen. Aber leider schnappte nichts mehr nach unseren gedrifteten Fliegen. Nach der Brueckendurchquerung, die ich diesmal in der Strommitte vornahm und auch einwandfrei meisterte (obwohl ich jetzt auch weiss warum Graham von dieser Line abgeraten hatten – super starke Kehrstroemungen auf beiden Seiten!) liess ich Alex mal an die Ruder um selber auch mal ein bisschen zu angeln. Aber bis zur Waterloo Stelle passierte nichts mehr. Graham und die Jungs kamen dann ungefaehr zu selben Zeit dort an und sie hatten nichts mehr unterwegs gefangen. Aber jetzt ging es gegen Abend zu und im Waterloo Eddy sollte es heute klingeln. Aber auch hier mussten wir uns die Bisse erarbeiten. Aber ich wurde nun sicherer mit dieser Stelle und wusste nun wie man das Boot am Rand der harten Kehrstroemung halten musste. Dort bildeten sich regelmaessig tiefe Sogstrudel, richtige Loecher – manchmal ueber einen Meter tief. Kam man da rein dann schleuderte es das Boot im Nu mehrfach um die eigene Achse. Da musste man sich heraushalten, allerdings kamen auch die meisten Bisse tatsaechlich genau an den Raendern solcher Sog-Strudel. Dort sahen wir auch die meisten Insekten aufsteigen. Die Bisse kamen brutal hart – die Pose wurde oft ohne Vorwarnung einfach postwendend in die Tiefe gerissen. Ein Anschlag war trotzdem noetig – ein paar Bisse wurden nicht verwertet weil die Jungs zu lange gewartet hatten. Einige Fischkontakte waren auch ruckzuck nach einer harten Flucht oder einem Sprung wieder vorbei. Alec schien immer die Akrobaten zu erwischen und er drillte manchmal mehr in der Luft als im Wasser. Es war total aufregend wie kampfstark diese Fische hier waren. Und mit den winzigen Nymph-Fliegen war es eben schwierig die Fische auch am Schonhaken zu halten. Alex fing noch zwei schoene Forellen an dem Abend. Alec noch eine und Ricardo 3 oder sogar 4. Der Junge war on fire!
Und selbst ich fand ein paar Momente wo ich mir traute die Ruder abzulegen und meine Fliege auswurf. Und dann passierte es, die Pose war ploetzlich weg und ploetzlich riss es hart an meiner Rute. Der Fisch zog gleichmal 10 oder 20m Schnur ab. Und dann kam die Schnur flacher und ein Silbertorpedo schraubte sich bestimmt einen Meter hoch aus dem Wasser. Die Jungs yahooten mir anerkennend zu und feuerten mich an. Ein paar Mal hatte ich den Fisch schon in Bootsnaehe und Alex war mit dem Kescher bereit aber immer wieder zog der Fisch rasant ab. Unglaublich was solche wilden Flussforellen fuer eine Kraft und Ausdauer haben. Und dabei war die hier noch nicht mal die Groesste – vielleicht so um die 45cm lang; aber gebaut wie ein Football. Aber dann schaute ich etwas bange auf unsere Position und kommende Weiterdrift. Entweder musste ich jetzt das Ende des Drills forcieren und wieder rudern oder musste Alex an den Rudern vertrauen. Ich waehlte ersteres aber bei einem weiteren Sprung dicht am Boot verlor ich die Forelle. Egal, die zaehlt als so gut wie gefangen. Ich hatte auch meine erste Columbia Forelle!
Alle unsere Forellen waren zwischen 40 und 50 cm lang und kraeftig gebaut. Keine war weniger als ein Kilo schwer. Einige wahrscheinlich noch groessere Forellen sprengten unsere 3kg Vorfaecher. Die winzigen Nymphen konnte man nicht mit dickerer Schnur fischen. Das war keine einfache Angelei; finesse aber dann auch brutal. Als Alex und ich dann unser Boot herausholten, hoerten wir draussen noch Alec’s Freudenrufe. Ueber Funk kam dann: “Doppelfang – zwei Forellen im Kescher”! Ricardo’s war glatt 50 cm. Wow. Er baute damit in der Forellenkategorie minimal seinen Vorsprung aus. Ob wir noch eine Groessere erwischen wuerden? Geben tut es die auf jeden Fall – wir hatten die Brocken beim Laichen gesehen. Und Graham bestaetigte das hier jedes Jahr 10 und manchmal sogar 15 Pfuender gefangen werden. Aber solche Faenge waren schon die Ausnahme und auch super kompliziert zu landen, am Fliegengeraet unter solchen Stroemungsbedingungen.
Ich fragte Ricardo ob die Ziege sich denn benommen haette. Sie waere absolut still gewesen und haette nur mal alle 20 Minuten oder so seine Knie geleckt oder gestubbst um mal gekrault zu werden. So was Verruecktes! Dann verabschiedeten wir uns herzlich von Graham und wir dankten ihm das er uns so kompetent in sein kleines Angelparadies hier eingefuehrt hatte. Er wuenschte uns noch viel Glueck fuer die folgenden zwei Tage. Er hatte den Jungs noch ein paar Tipps gegeben. Jetzt mussten wir entscheiden was wir die noch zwei verbliebenen Tage machen wollten. Watangeln an einem Columbianebenfluss fiel wegen der Schonzeit aus. Mein Faltboot war fuer den Columbia hoechstens oberhalb der kritischen Autobahnbruecke brauchbar. Aber da musste es sich erst herausstellen ob der 6PS Motor auch gegen die Stroemung wieder zur Rampe zurueckkam. Graham hatte den Jungs noch von einem relativ nahen See erzaehlt, der eine Vielfalt von Fischarten hatte. Und dann war natuerlich noch dieser Columbia den wir ja erst angefangen hatten zu entdecken. Da im Columbia ja momentan ueber Tag nicht so viel lief, entschieden wir morgen frueh mal zu dem besagten See zu fahren und dann abends einfach nur zum Waterloo Eddy mit dem Driftboot zu fahren und dort wuerden die Jungs sich abwechseln und immer einer fuer 20 min am Ufer bleiben. Ich musste natuerlich immer rudern. Am letzten Tag wollten wir dann mit beiden Booten bis zur Zander/Stoerstelle treiben und dort paar Stunden verbringen und waehrend dann Ricardo und Alec versuchen wuerden mit dem Faltboot gegen die Stroemung wieder zur Einlassrampe zurueckzukommen, wuerden Alex und ich runter zum Waterloo Eddy driften und wir uns dort alle dann dort zum Abend wiedertreffen.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 3
Wieder liess uns Graham ausschlafen – diesmal wollten wir uns sogar erst um 14 Uhr an der Rampe treffen. Dafuer wollten wir bis zur Dunkelheit angeln. Zwar gab Graham auf seiner Webseite an, dass ein 6h Trip mit ihm $600 Dollar kosten wuerde, aber so genau nahm er das wohl nicht - gestern hatten wir locker 9h auf dem Wasser verbracht und auch heute wuerden es wohl wieder mindestens 7h werden. Als wir uns am Telefon verabredeten, fragte er mich noch ob es ok waere wenn er seine Ziege mit auf’s Boot bringen wuerde. Erst dachte ich ich haette ihn falsch verstanden, dann vermutete ich er machte irgendeinen komischen Kootenay-Witz den ich nicht verstehen konnte und letztlich war ich mir sicher er hatte was geraucht oder getrunken. Als ich den Jungs davon erzaehlte, wuchs die Spannung auf morgen noch mehr. Puenktlich um 2 waren wir alle an der Rampe – und wirklich, eine Ziege sprang aus seinem Pickup und sofort ins Boot und machte es sich in einem Fach vor dem Vordersitz bequehm. Gibt’s ja nicht! Wir staunten alle Baukloetze und konnten es nicht glauben. Graham erzaehlte das die Ziege zuhause alleine schon oefters Schaden gemacht hat oder weggelaufen war, wenn sie alleine war. Dann hatte er sie einmal notgedrungen zum Angeln mitgenommen und sie liebte es. Seither ist sie ein regelmaessiger Angelbegleiter fuer ihn und seine Gaeste. Daher auch der Name seines Geschaeftes – Chill-Billy (Billy ist der englische Spitzname fuer Ziege). Und ich dachte das kaeme vielleicht von einer altmodischen Bartwuchsvorliebe oder seiner Stimme oder wasauchimmer. Sachen gibt’s! Und er war sich sicher, sie wuerde ueber Stunden still und fromm in ihrem Fach liegenbleiben und niemanden stoeren. Und ich dachte ich haette schon alles gesehen. Die Jungs waren auch aus dem Haeuschen und machten eine Unmenge Fotos mit dem seltenen Angelkumpel.
Dann ging es los. Wieder ueber die Laichstrecke wo heute scheinbar noch mehr Grossforellen umherhuschten. Dann hielten wir in einer riesigen ruhigen Gumpe an und Graham erklaerte uns hier die Zanderstrategie: Wir wuerden mit einem Geschirr aehnlich einem Tiroler Hoelzl mit einem langen mit Spinner und Wurm bestueckten Vorfach ueber die kiesig-steinig bis sandige Stelle treiben oder minimal leicht anschleppen um den Koeder in Bewegung zu halten. Ich hatte zwei Barsch/Zander typische Spinnruten mit – das sollte prima gehen. Graham hatte ziemlich stabiles Geschirr mit Multirollen. Das schien mir etwas ueberdimensioniert aber er meinte es koenne gut sein, dass bei dieser Methode mal ein Stoer zuschnappt. Na klar – hoffentlich, grinsten wir. Er klaerte uns aber auf, das das gezielte Stoerangeln hier am Columbia nicht erlaubt ist und man Aerger gekommen kann wenn man mit zu starkem Geraet anrueckt. Machte fuer uns keinen Sinn. Catch & Release – na klar, das war am Fraser River auch so aber dort darf man gezielt auf Stoer angeln und es gibt sogar etliche spezialisierte Charter Guides. Dort verangelt man die Stoere wenigstens nicht mit unterbemessenem Geraet und ausserdem werden gefangene Fraser Stoere mit Kennzeichen versehen welche wichtige Information fuer die Wissenschaft bringen. Das verpasste man hier mit solchen kurzsichtigen Regeln; insbesonders weil man Angler hier ermutigt auf Zander zu angeln um soviel wie moeglich davon zu entnehmen und nunmal die Zanderangelmethoden auch auf Stoer faengig sind. Naja, da war sie mal wieder – die manchmal widersinnige Buerokratie!
Jedenfalls begannen wir unsere Zanderangelei und ich folgte Graham dicht am Heck. Alec vor uns hatte den ersten Biss; vermasselt. Dann hing was und er brachte einen kleineren Zander hoch. Fein gemacht, ging gleich auf Eis das Graham in einer Kuehlbox mitgebracht hatte. Er wusste, dass wir morgen Zander essen wollten. Nach zwei drei Runden war Ricardo’s Rute krumm und er brachte einen wirklich guten Flusszander ans Licht. Der war schon so um die 45 cm lang. Graham meinte zwar es gaebe hier zur Hauptzandersaison im Sommer regelmaessig mal Faenge von 3-5 kg Zander aber Ricardo’s Zander war guter Durchschnitt. Alex und ich konnten wieder keine Bisse verzeichnen obwohl wir doch alles perfekt nachmachten. Dann war ploetzlich Aufregung auf Graham’s Boot. Ricardo stand mit vollgebogener Rute am Bug. Fisch oder Haenger? “Grosser Stoer!” kam zurueck. Oh wow, hat er Bengel doch tatsaechlich wieder das Exotische gehakt! Der Junge kann sich nie an das normale Programm halten und muss immer das Aussergewoehnliche beim Angeln finden! Wir ruderten jetzt kleine Kreise um Graham’s Boot um Ricardo im Drill anzufeuern. Der bekam kaum ein paar Meter auf die Rolle um dann bei einer laessigen Flucht gleich wieder alles zu verlieren. Graham hatte zwar eine 25kg Hauptschnur aber nur 12 kg Vorfach. So konnte Ricardo nicht mit voller Kraft ziehen. Zweimal schien es der Fisch wuerde hochkommen und aufgeben – wir wollten ja nur mal sehen wie gross er war! Und Ricardo natuerlich den Mones Cup sicher machen. Graham meinte der Fisch waere bestimmt an die 2m lang, so wie der kaempfte. Ich kenne Stoere am Fraser als sehr sprungfreudige Fische aber der hier blieb einfach tief. Vielleicht hatte er noch nichtmal richtig gemerkt was los war.
Nach fast 40 Minuten Drill schnappte ploetzlich die Rute zurueck – ausgestiegen. Ah, sehr sehr schade! Aber wenigstens behielt der Stoer kein abgerissenes Geraet im Maul. Wir versuchten uns wieder auf die Zander zu fokusieren denn fuer ein ordentliches Mahl fuer uns vier sollte wenigstens noch ein Zander in die Kiste. Und diesmal kam Alex durch – ich sah seine Rutenspitze ploetzlich nach unten reissen und rief “Fish On!” bevor er selber ueberhaupt begriff was Sache war. Selbst beim Drillen war sich Alex nicht so sicher dass das ein Fisch war. Ich war mir sicher! Und dann kam ein brauchbarer 40 cm Zander hoch und ich sackte ihn ein. Klasse! Wir klatschten uns lautstark ab – unser erster Columbia Fisch! Wir brachten den Zander dann gleich zu Graham’s Fangtruhe. Waehrend wir wieder abrueckten war Alec ploetzlich am drillen. Und das konnte wieder nur ein Stoer sein denn seine Rute war bis ins Wasser gekruemmt. Unglaublich! Aber der hier schien kleiner und beherrschbarer zu sein. Ein paar Mal hoerten wir die Rolle singen und Alecs live-Kommentare dazu waren preislos. Nach 10 Minuten hatte er den Stoer neben das Boot gebracht und er hielt ihn kurz hoch fuer ein Foto. Das sind solche coolen Tiere – richtige Dinosaurier! Er war knapp einen Meter lang und eine gute Wertung fuer den Mones Cup. Eine Weile spaeter sprang Ricardo wieder auf und ruckte heftig an seiner vollgespannten Rute. Schon wieder Stoer? Erst schien es so aber es stellte sich heraus das es nur ein Haenger war und das abtreibende Boot fuer die Verwirrung sorgte. Zugetraut haette ich es dem Bengel! Dann brachen wir ab und machten uns auf den Weg flussabwaerts. Finales Ziel war wieder das Waterloo Eddy an der Bootslandestelle. Dort wollten wir den ganzen Abend verbringen.
Graham zog es wieder in den Kootenay River rein waehrend Alex und ich auf eigene Erkundung gingen. Wir probierten dieses und jenes aber mit den Forellen wollte es einfach nicht klappen. Wir fanden eine herrliche Uferstrecke an der man ohne Anstrengung langsam entlang driften konnte und viele vielversprechende Stellen dabei abangeln konnte. Und ploetzlich war es soweit; Alex’ Rute wurde hart nach unten gerissen und die Schnur vor seinen Fuessen flog nur so aus dem Boot. Whoaa! Alex parierte den Biss, der fast direkt neben dem Boot kam, gut und drillte jetzt einen sehr sportlichen Fisch an der Rolle. Ich hielt das Boot von der Hauptstroemung weg und drehte es wie Alex es brauchte denn der Fisch war ueber all und vorallem mochte er unter dem Boot durchrasen. Mensch, hatten diese Forellen Kraft! Wir waren beide angespannt, wollten wir doch endlich unsere erste Columbia Forelle landen! Hoffentlich springt sie nicht, dachte ich immer wieder und Alex gestand mir spaeter das er das auch dachte. Aber nach einem harten und beherzten Drill konnte ich die schoene Forelle endlich keschern. Wir jubelten laut und dann ruderte ich zum Ufer um dort Zeit fuer ein paar Fotos zu haben. Alex war gluecklich und bestaunte seine schoengezeichnete Forelle. Makelos, ein tiefrotes Band und so tief und hoch. Was fuer ein Muskelpaket. In der Columbiastroemung durchtrainiert! 49 cm lang und damit ein Haar kuerzer als Ricardo’s bisher beste Forelle. Dann schoss die Schoene wieder in die Tiefe.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 2 cont.
Da ich ziemlich kaputt war und die naechste Flusstrecke einfach aussah, uebergab ich die Ruder mal an Alex. Der war vielleicht schoen staerker als ich aber hatte keine Rudererfahrung. Aber er machte das auf der ruhigen Strecke gut und ich gab ihm ein kleine Einweisung in die Driftbootsteuerkunst. Und dann konnte ich auch mal etwas angeln. Wir sahen hin und wieder eine Forelle an der Oberflaeche schnappen obwohl wir keinen richtigen Schlupf ausmachen konnten. Aber ich montierte mal eine Trockenfliege und war sie auf blauen Dunst hierhin und dahin – vielleicht hatte ich ja Glueck. Aber es tat sich nichts. Graham und die Jungs waren schon viel weiter und verschwanden regelmaessig um die naechste Flusskurve. Irgendwie trieb sein leichtes Glasfiberboot schneller oder er nutzte einfach die Stroemungen geschickter aus. Bald mussten wir zu Herausholstelle kommen und die durften wir auf keinen Fall verpassen! Aber ich wuerde das schon rechtzeitig an den Landmarkierungen erkennen. Und dann sahen wir auch schon Graham und ein paar andere Boote an dieser markanten Kehrstroemung kreiseln und eifrig fischen. Hier mussten wir jetzt den Tag noch herausreissen denn bis jetzt war es ziemlich mau – besonders bei uns; Alex und ich hatten noch keinen Biss gehabt!
Alec funkte uns dass er und Ricardo schon ein paar Biss gehabt hatten – wieder auf kleine Nymphe aber viel flacher – nur 1-1,5m unter der kleinen Pose. Ich bastelte gerade um und verlor etwas die Orientierung da Alex in ein paar wilde Wasserstrudel gezogen wurde und schwer zu tun hatte. Als ich wieder mal aufsah waren wir schon am aeussersten unteren Ende der Kehrstroemung und Alex versuchte das Boot von einem nahen Strudel fernzuhalten. Ich rief ihm erschreckt zu dass wir unbedingt in der Kehrstroemung drinnenbleiben muessten sonst kaemen wir nie mehr zur Bootsrampe. Er hing sich in die Riemen aber es schien schon zu spaet. Ich uebernahm blitzschnell aber konnte uns hoechstens zum relative Stillstand bringen. Wir waren schon in der Ausstroemung unterhalb des riesigen Kolks. Ich zog mehr zur Flussmitte in dem Versuch vielleicht eine ruhigere Stelle weg vom Gleithang zu erwischen. Nutzlos. Ueber Funk kam der ernuechternte Spruch von Graham “You guys are f….. Next take out is 45 min downstream”. Wir beschlossen zum Ufer zu rudern und dort dass Boot per Handleine Gegen die Stroemung zurueck in die Kehrstroemung zu ziehen. Das war keine leichte Aufgabe und fuer diese 200m brauchten wir bestimmt fast eine Stunde. Aber wir schafften es und gesellten uns dann wieder zu den vielleicht 4 oder 5 anderen Angelbooten die ausser Graham alle mit potenten Motoren ausgestattet waren.
Waehrend ich nun die Stroemung genau beobachtete und vorsichtig ausprobierte, wie weit ich in alle Richtungen gehen konnte ohne wieder abzutreiben, konzentrierte sich Alex auf das Angeln. Wir beobachteten Alec im Drill und feuerten ihn an. Die Mitte 40ger Forelle sprang ungelogen zweimal Ueberkopfhoehe aus dem Wasser – und das will was heissen, wir sind alle an die 2m gross! Nach einiger Zeit konnte er die herrliche Regenbogenforelle landen. Ricardo drillte anschliessend gleich mehrfach. Die hatten den Trick heraus und gaben uns Tipps ueber Funk. Ploetzlich riss es Alex’ Pose runter und er hatte kurz harten Kontakt der aber leider sofort wieder weg war. Es war heute einfach nicht unser Tag. Es wurde schon langsam duster und ich wollte die ziemlich wilde Bootslandestelle nicht in aller Dunkelheit das erste Mal ausprobieren. Und so war unser erster Columbia Tag zu Ende. Graham und die Jungs blieben noch 20 Minuten auf dem Wasser und Ricardo landete wohl noch 2 Prachtforellen bis Ende 40 cm. Natuerlich war wiedermal der Mones Cup fuer den groessten Fisch pro Spezie und den groessten ueberhaupt im Spiel. Ricardo war nach dem ersten Tag in Fuehrung. Alex und ich hatten reichlich Lehrgeld gezahlt aber hatten trotzdem einen schoenen und erlebnisreichen Tag gehabt. Aber wir waren uns alle einig: einfach war es definitiv nicht im Columbia die grossen Fische zu fangen. Wir waren froh das wir Graham noch fuer einen zweiten Tag dabei hatten. Morgen sollte es auch mal auf Zander gehen – ich hatte ein feines Fischessen versprochen!
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 2
Nach einem reichhaltigen Mittagessen im Camp, machten wir uns auf den Weg zur nahem Bootsrampe am Columbia. Dort wartete schon Graham mit seinem Driftboot auf uns. Nach einer lustigen Vorstellung liessen wir ruckzuck die beiden Boote ins Wasser und Ricardo und Alex passten auf sie auf waehrend Graham, Alec und ich die Autos und Anhaenger 12 Flusskilometer flussabwaerts zur Ausstiegsstelle brachten. Direkt vor dieser Bootslandestelle lag eine riesige Kehrstroemung im Fluss und dort waere heute Abend eine der heissesten Angelstellen, meinte Graham. Best for last! Dann fuhren wir mit Alecs Auto wieder hoch zu den Booten. Dann ging es schnell auf’s Wasser. Graham mit Alec und Ricardo im Boot voran und ueber eine schnellfliessende Kiesstrecke. Wir sahen Alec und Ricardo im Boot stehend aufgeregt ins Wasser unter sich zeigen. Ueber Funk kam der Hinweis; grosse laichende Forellen und ein Stoer! Ich musste rudern oder besser steuern und konnte nicht so gut sehen aber Alex im stehen sah was los war; Gruppen von riesigen Forellen tummelten sich hier an dieser Stelle – das war genau wo der Pass Creek von unserem Campingplatz in den Columbia muendete. Hier war Laichgebiet und wir sahen Forellen in der 5 bis 7 Kiloklasse. Solche Klopper gab’s hier! Und ploetzlich rief Alex auf und zeigte direkt unter unser Boot – da zog in vielleicht 1,5m Tiefe ein Stoer von weit ueber einem Meter Laenge durch. Stoere sind bekannte Laichraeuber und so war es keine Ueberraschung das hier welche den laichenden Forellen auf den Fersen waren. Aber warum ankerten wir hier nicht und angelten? Na klar, diese bekannte Laichstelle war natuerlich um diese Zeit Schongebiet. Erst hinter der Autobahnbruecke von Castlegar durfte man mit dem Angeln beginnen. Graham fuhr in einen kleineren Seitenarm und ankerte das erste Mal an einer Kante wo es von einer flachen Rieselstrecke in eine tiefe Gumpe abfiel. Wir ankerten gleich daneben und liesen uns von Graham ein paar Fliegentypen zeigen die funktionieren sollten. Alles kleine Nymphen-Nassfliegen, unter einer kleinen Pose in 3-4 m Tiefe angeboten.
Nach 2h hatte nur Ricardo ein paar Bisse gehabt und eine Forelle kurz gedrillt die dann aber nach einem spektakulaeren Sprung doch noch den Haken abgeschuettelt hatte. Als wir schon weiter wollten, fing Ricardo doch noch eine schoene 40 cm Regenbogner. Na also! Dann drifteten wir weiter; Graham immer vorneweg. Schoene kleine Buchten mit Kehrstroemungen oder an kleinen Inseln oder Untiefen vorbei – aber von Fischen keine Spur. Ich sah einmal einen halbwuechsigen Stoer den Kopf ueber Wasser stecken – wie um nach uns Ausschau zu halten. Schon coole Tiere! Dann kamen wir an die Muendung des ebenso grossen Kootenay River. Wir bogen in diesen Nebenfluss ein und ruderten einen halben Kilometer hoch und ankerten wieder. Wieder machten wir hunderte Wuerfe – immer an den Stoemungssaum wo die langsamere Uferstroemung in die Hauptstroemung ueberging. Das ist in einem offenen Fluss, wenn man nicht gerade an Strukturen fischt, immer die fischreichste Stelle. Fische stehen so gerade noch im ruhigeren Wasser und muessen dort nicht viel Energie aufbringen aber koennen von da blitzschnell nach allem was die Hauptstroemung vorbeitreibt schnappen. An diesen Stroemungssaeumen steigen auch die meisten Fliegennymphen auf und schluepfen dann an der Oberflaeche. Aber heute war hier wohl tote Hose. Alex und ich machten nach einer halben Stunde Snackpause und danach bastelte ich mir eine Dropshotrute zusammen – vielleicht wollten ja die Zander. Die erste Montage war nach sage und schreibe einer Sekunde fest am Boden und sofort abgerissen. Scharfe Steine am Grund. Also laengeres Monovorfach und neu zusammenstellen. Die naechste Montage hielt laenger, brachte aber auch keine Bisse.
So liessen wir uns dann bald weitertreiben, wieder in den Columbia zurueck und weiter runter. An einer Flusskurve kamen wir dicht am Ufer vorbei wo ploetzlich ein Uferangler auftauchte. Der sass wohl da mit einer Grundangelmontage. Ich zog einen Bogen um ihn nicht zu stoeren und waehrend wir vorbeischwammen, hatte der Angler einen Biss und zog doch tatsaechlich einen ordentlichen Fisch heraus. Vom Ufer! Vor uns! Und Alex und ich hatten noch nichtmal einen Biss gehabt! Weiter ging es durch eine etwas schnellere Strecke – fast eine Stromschnelle – aber bisher war da noch keine Stelle gewesen, die ich mir nicht auch mit meinem Porta Bote Faltboot zugetraut haette. Der Fluss war halt nur verdammt gross und hatte Kraft. Das wurde uns auch bald noch eindrucksvoll demonstriert. Ein paar weitere Kilometer flussab kamen wir an eine weitere Autobahnbruecke mit grossen Betonpfeilern im Strom. Der Fluss donnerte mit voller Wucht auf diese Pfeiler und das Wasser staute sich etwa einen Meter hoch auf der Prallseite der Pfeiler. Wir angelten noch nahe am Westufer hinter ein paar im Fluss liegenden Felsbrocken. Als es weitergehen sollte, gab mir Graham noch den Rat zwischen Ufer und erstem Brueckenpfeiler durchzudriften aber dann hinter der Bruecke die Stroemung gut zu lesen und die grosse Kehrstroemung zu vermeiden.
Ich beobachtete wie er zuerst durchfuhr. Sah einfach aus; also hinterher. Von weitem sah da nichts wirklich brenzlich aus – keine stehenden Wellen mit Schaumkronen oder so, wie wir das schon von kleineren Fluessen kannten und gemeistert hatten. Aber als ich nun so sorglos durch die Bruecke schwamm, sah ich ploetzlich diese starke Kehrstroemung. Ich versuchte uns herauszuhalten aber wir waren schon zu dicht heran und sie erfasste uns. Egal, kann man ja wieder herausrudern dachte ich immer noch ruhig und legte mich in die Riemen. Mittlerweile rauschte uns die Stroemung sehr flott in einem Kreis von vielleicht 30 m Durchmesser. Eine volle Runde, am Ende gab ich Gas – nix da, wir setzten zur zweiten Runde an, war ja noch lustig, als wir die zweite volle Runde beendet hatten und ich es wieder nicht schaffte den Stroemungsrand zu durchbrechen, mussten wir die dritte Runde angehen. Alex hatte bis jetzt noch geangelt weil ich noch so ruhig war und das Boot auch gut in der Stroemung lag. Aber jetzt sah er wohl ein bisschen Nervositaet in meinen Augen und legte die Rute weg und setzte sich hin. Wir beendeten gerade die dritte Runde und ich gab Vollgas an den Rudern. Nee, nichts zu machen, wir gingen in Runde 4. “Wie kommen wir hier je wieder heraus?” Ich sagte Alex wir wuerden hier Runden drehen bis wir verhungerten oder die uns mit einem Helikopter heraushievten. Ich hoerte erstmal ganz auf zu rudern und studierte genau die Stroemung und markerte mir die ruhigste Stelle am untersten Ende der Kehrstroemung. Dort musste ich durchbrechen, koste es was es wolle. Ich steuerte das Boot so dass wir am auessersten Rand der Kehrstroemung trieben und perfekt orientiert drifteten. Als wir die gedanklich markierte Stelle erreichten, legte ich einen Orkan von Ruderschlaegen hin – alles was ich in mir hatte und schwupps waren wir ploetzlich frei und es ging weiter. Pfffff….. das war schon heftig gewesen. Sah so harmlos aus aber durch diese gewaltigen Wassermassen hatten solche Stroemungen ein solches Drehmoment – kein Vergleich zu den kleineren Fluessen die vielleicht agiler und wilder erschienen und das Boot mehr durchschuettelten, aber solche Sogstroemungen hatte ich noch nicht berudert. Und keine Chance das wir hier mit dem Faltboot durchfahren wuerden. Das waere Selbstmord. Damit schrumpften unsere Optionen fuer die zwei letzten Tage.
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3.6.-8.3. Columbia River, Castlegar, BC, 2025
Tag 1
Ihr kennt das ja nur zu genau; da freut man sich den ganzen Winter und bereitet sich auf die erste Sommer-Angeltour vor und denkt und bedauert; ach, ist ja noch lange hin, und dann ist es ploetzlich da! Ich hatte mit meinen beiden Soehnen und unserem gemeinsamen Angelfreund Alec im Winter ausgemacht eine Tour mit dem Driftboot in die Rocky Mountains zu machen. Diesmal wllten wir den maechtigen Columbia River bezwingen und beangeln. Einige Youtube Shows hatten uns darauf gut vorbereitet. So fand ich eine Angelshow mit einem Guide der auch Driftboottouren anbot, waehrend die meisten mit motorisierten Booten auf dem Fluss unterwegs sind. Nach ein paar persoenlichen Empfehlungen buchte ich uns Graham von Chill-Billy Charters fuer die zwei ersten Tage um unsere Lernkurve deutlich zu verkuerzen. Ich buchte uns auch einen Platz auf dem Pass Creek Campgound am Rande von Castlegar, einem der groesseren Orte in der Kootenay Region am Westhang der Rocky Mountains, direkt am Columbia River. Der Fluss kam dort aus dem immensen Upper Arrow Lake Stausee heraus und war damit reguliert und relativ hochwassersicher. Es ist beim Fliegenangeln ein grosser Vorteil wenn man sich nicht wegen rapid wechselnden Wasserstaenden und truebem Wasser staendig Gedanken machen muss. Denn normalerweise ist Anfang Juni bis in den Juli hinein Schneeschmelzsaison in den hiessigen Hochgebirgen.
Wir hatten uns die Tour so gedacht; am 3.6. ganztaegige Hinfahrt und Camp aufbauen. 4.6. und 5.6. Guide Trip mit Alec und Ricardo im Guideboot und Alex und ich in unserem Driftboot. Da sollten wir die sicheren Strecken und faengigen Stellen kennenlernen. Zielfische; grosse Regenbogner, Zander und vielleicht mal einen Stoer. Je nachdem wie die zwei Guidetage liefen haetten wir dann noch 2 Tage fuer uns um entweder das Gleiche noch 2 Tage lang zu wiederholen oder vielleicht auf eigene Faust andere Gewaesser in der Naehe zu befischen. Der Guide sollte uns dafuer mal beraten. Die knifflige Sache fuer die letzten beiden Tage war, dass wir nur ein Driftboot selber hatten und es in der Umgebung auch keine Bootsverleihe gab. Wir nahmen also noch mein Porta-Bote Faltboot als zweites Boot mit aber ob das fuer den grossen Columbia- Strom geeignet war, musste sich erst herausstellen.
Es stellte sich leider schnell heraus, das unsere Optionen ausserhalb des Columbia Rivers zur gefragten Zeit sehr eingeschraenkt waren weil alle Nebenfluesse/baeche wegen Forellenlaichzeit geschlossen waren. Und Seen gab es in der naeheren Umgebung von Castlegar nicht sehr viele. Nun ja. Wir waren aber durch die Uniabschlussfeiern auf diese eine Woche angewiesen. Wir hatten ja jetzt einen fertigen Meeresbiologen (Alec) und fertigen Biochemiker (Ricardo) dabei!
Ich nahm mir schon den Montag frei und packte die Boote und das Campingzeug zusammen. Ricardo und Alec wollten einen zweiten SUV vollgepackt mitnehmen; auch das wir so mit 2 Autos zwischen Bootseinlass- und herausholstelle pendeln konnten. Die Jungs wollten zelten und sich die Muehe und Faehrkost mit dem Pop-up Zeltanhaenger sparen. Als ich sie am Vorabend erinnerte, das wir ins Grizzlybaergebiet fuhren, wurden ihre Augen groesser. Ich schlief im Heck meines Volvo XC90 – mir war das egal. Aber schon lustig zu sehen wie den Jungs jetzt ploetzlich die Muffe ging! Am naechsten Morgen waren wir auf der 7:00 Uhr Faehre – mit Reservierung, versteht sich. Ohne Reservierung kann man sich bei BCFerries auf gar nichts mehr verlassen. Es war ein herrlicher, sonniger Sommertag und unsere Laune war praechtig. Wir hielten nochmal beim BassPro im Fraser Valley an und holten noch das eine oder andere. Was genau am Columbia lief, musste uns der Guide vor Ort erzaehlen und dann wuerden wir nochmal die dortigen Angelgeschaefte reich machen.
Dann ging’s erst am Fraser River entlang und dann ins Kuestengebirge. An herrlichen Baechen und Fluessen vorbei. Hier muesste man auch nochmal zum Watangeln hinfahren! Im Okanagan Valley war es ueber 30 Grad und ein Eiscremestop war angesagt. Dann ging es wieder ins Gebirge – diesmal in die Rockies. Wieder herrliche Fluesse und Seen. Das war jetzt schon alles Einzugsgebiet des Columbia Rivers, der im Gegensatz zum unverbauten Fraser River eine Vielzahl von Staudaemmen auf kanadischer aber vorallem amerikanischer Seite ueber sich hat ergehen lassen muessen und daher bei Castlegar, unserem Ziel, kein Lachsfluss mehr war. Auch die einheimischen weissen Stoere konnten nicht mehr ihre natuerlichen Wander- und laichrouten benutzen und waren nur durch kuenstliche Fortpflanzung noch im Fluss. Dafuer waren invasive Zander aus den Stauseen in den Fluss gewandert. Angeblich auch einige Hechte die man noch versucht wieder loszuwerden. Die Zander sind schon fest etabliert aber man kann praktisch soviele entnehmen wie man will als Angler – macht aber keine Delle in die Zanderbestaende.
Etwa 20 Uhr kamen wir kaputt am Campingplatz an und bauten unser Camp auf. War nicht viel los auf der Anlage obwohl ein grosses Stadtfest die naechsten Tage in Castlegar stattfinden sollte. Ich nahm noch kurz Kontakt mit Graham, unseren Guide, auf und zu unserem Erstaunen sollten wir uns erst um Mittag treffen. Er meinte, die Fische wuerden erst mit der waermenden Sonne wach werden da durch das Schmelzwasser die Wassertemperaturen noch sehr niedrig waeren. Wir merkten das an dem herrlichen Bach am Campingplatz der bei 30 Grad zum Baden einlud aber arschkalt war. Aber so konnten wir erstmal ausschlafen und sogar noch was Mittagessen kochen.
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24.5. 2025; Victoria
Nachdem die Woche so buttig angefangen hatte und die Gezeiten am Wochenende immer noch gut fuer die Buttjagd sein sollten, wollte ich Samstag nochmal nachlegen. Mein Grosser, Ricardo, war nach meinen Berichten und Erfolgen auch heiss mal wieder mitzukommen. Wenn wir da jeder einen Heilbutt erwischen koennte, waere die Truhe fuer’s Jahr schon fast voll!
Es sollte wieder eine ruhige Stroemung am Mudhole herrschen und so fuhren wir bei ruhiger See dorthin. Wir waren nicht besonders frueh aber die beste Stroemungszeit sollte auch erst 9 Uhr anfangen. Daher war ich etwas erstaunt, dass schon eine Menge Boote vor Anker sassen. Gluecklicherweise nicht direkt an meiner angepeilten Stelle aber in der ungefaehren Naehe. So suchten wir uns die bequehmste Stelle und im Nu war der Anker unten. Wir waren erstaunt wie stark die Ankerboje unter Wasser gezogen wurde. Es stroemte noch wie ein Fluss obwohl es schon auf 9 Uhr zuging. Naja, bis wir die Ruten und Koeder fertig hatten wuerde es nachlassen. Auf die Murray’s Stroemungstabellen kann man sich eigentlich gut verlassen.
Aber es kam anders, und ich kann mir immer noch nicht erklaeren warum die Tabellen dieses Mal so daneben lagen. Mit einem Kiloblei hielten wir kaum Grund und ich haengte noch ein zusaetzliches Slipgewicht dran was unsere Koeder wenigstens in Bodennaehe brachte; wenn auch gefuehlte Kilometer weit weg vom Boot. So war unsere Hoffnung auf Erfolg sehr gering – aber wir hofften auf baldige Besserung. Woanders hinfahren hatte jetzt auch keinen Sinn mehr. Waehrend wir so sassen und erzaehlten und die herrliche Bergsicht genossen, sahen wir ploetzlich hunderte Segel am Horizont. Da erinnerte ich mich; dieses Wochenende war das grosse Swiftsure Segelrennen von Victoria nach Port Renfrew und zurueck. Da kommen Segelexperten aus der ganzen Welt um den begehrten Pokal und auch das ueppige Preisgeld zu gewinnen. Und wir sassen hier genau im Weg!
Der Segel-Armade folgten einige Whale Watching Boote – die hatten wohl heute ihr Geschaeft von Walbesichtigung auf Segelrennen-Live-Uebertragung abgeaendert denn Wale sahen wir keine zwischen den immer naeherkommenden Booten. Da wenig Wind herrschte, kamen die Segeljachten auch nur langsam gegen die Stroemung vorwaerts. Wir sassen in der ersten Reihe! Nach anderthalb Stunden kam eine Gezeitenlinie unter uns durch und die Stroemung liess etwas nach. Aber lange nicht was ich erwartet hatte. Aber jetzt erreichte man wenigstens regelmaessig die Grund. Ich liess nun auch den Duftsack rein um die Fische von nah und fern anzulocken. Als uns die ersten Segelboote manchmal schon sehr dicht umfuhren, kamen auch die ersten Bisse. Dornhaie! Brrr. Nicht nur dass wir die hier von 100 m Tiefe hochholen mussten, bei der Stroemung kamen auch nochmal viele Meter Horizontaldistanz hinzu.
Ricardo hatte ploetzlich einen Ratfish, die hiessige Meerkatze dran. Super interessant wie die aussehen. Und fuer mich ein gutes Buttzeichen denn oft faengt man zuerst Ratfish und dann kommen die Heilbutte hinterher. Diese scheinen oefters den Ratfish zu folgen – vielleicht hatten Ratfish eine bessere Witterung und die Butte wissen das. Dann war aber erstmal wieder Ruhe und die Stroemung schien nun sogar wieder zuzunehmen. Einmal dann wippte Ricardo’s Rute etwas, aber die Schnur war weit draussen und man konnte nicht richtig was erkennen. Ricardo kurbelte an und etwas blieb haengen. Wahrscheinlich wieder Dornhai – in kilometerweiten Entfernung! Der Arme! Waehrend er lange einholte, erleichterte ich mich ueber die Bordwand und ploetzlich rief Ricardo – ein kleiner Butt! Waaas? Ich konnte gar nicht so schnell stoppen; wollte aber Ricardo mit dem Gaff helfen. Ueber meine Schulter sah ich wie er einen kleinen Butt ans Boot schlidderte und sah auch das der nur knapp hing.
Also packte ich panisch meine guten Teile ein aber liess die Hose gleich offen und auf halb-Acht und sprang mit dem Gaff zur anderen Bootsseite und hievte den Butt ins Boot. Lachend schauten wir uns erstaunt an – Ricardo musste noch mehr lachen als er mich so mit Hose halb runter mit dem Butt am Gaff dastehen sah. Und ein paar Segelboote um uns herum fragten sich sicher auch was das fuer seltsame Angelmethoden waeren. Mir doch egal, wieder ein Butt! Ich freute mich; besonders weil ich bei den bescheidenen Streomungsverhaeltnissen schon fast nicht mehr daran geglaubt hatte. Wir machten noch ein Stuendchen weiter aber als die Stroemung auch dann nicht besser wurde machten wir Schluss.
War nicht wie ich mir das vorgestellt hatte und Ricardo haette sicher auch gerne die spannendere Action der vorherigen Tage miterlebt aber wir hatten doch noch das Beste daraus gemacht. Und war auch cool die Segelflotte so dicht um einen herum zu erleben. Und die Ratfish-Heilbuttsymbiose schien sich wieder mal bestaetigt zu haben!
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20.5. 2025; Victoria
Trotz des gestrigen Erfolges wollte ich am Dienstag nicht nochmal nach Sooke sondern es in meinem ueblichen Buttrevier vor Victoria versuchen. Eine kuerzere Anfahrt und ein Wiedersehen mit der bekannten Stelle gaben den Ausschlag. Als ich wieder frueh auf dem Wasser war und aus der Marina kam, empfing mich ein ordentlicher Wind und Wellengang. Das war anders angesagt worden! Nach 10 Minuten Fahrt gegen die kurzfrequentige Welle hatte ich keine Lust mehr – das haette noch 40 Minuten oder so bis zu meiner Stelle gedauert und waere auch grenzwertig zum Angeln gewesen. Etwas enttaeuscht suchte ich mir eine ruhige Ecke nahe dem Ufer vor Pedder Bay. Hier konnte man angeln aber gab es hier auch Fische? Es kamen immer mal wieder grosse Futterfischwolken am Echolot vorbei aber die Ruten blieben still. Aber nach einer Stunde liess der Wind und Wellengang merklich nach und ich beschloss meinen urspruenglichen Plan wiederzubeleben. Ich sah auch schon ein anderes Boot am Horizont ungefaehr wo ich hin wollte. Bald war ich wieder unterwegs und diesmal war es eine angenehme Fahrt.
Ich konnte mir eine passende Stelle zwischen all meinen Heilbutt-GPS-Markierungen heraussuchen und liess dann den Anker fallen. Die Ruten waren ja schon fertig und bekoedert und so angelte ich schon Minuten spaeter. Jetzt ging auch der Duftsack zum Grund. Es roch foermlich nach Fisch hier. Ich hatte grosse Hoffnung. Nach einer Dreiviertelstunde ruckte dann wieder die Heringsrute hart an und ich kurbelte direkt hinein und es blieb etwas Schweres haengen. Jawoll! Ich holte die Rute raus und begann zu pumpten. Der Fisch rappelte ungewoehnlich viel und fuehlte sich irgendwie anders an. War aber eindeutig Butt und auch kein schlechtes Kaliber. Ich loeste die Bremse etwas falls der da unten voellig durchdrehte. Ploetzlich gab es einen harten Ruck und der Kontakt war weg. Nee, nicht wirklich!?? Sofort ging das Geschirr wieder nach unten – vielleicht konnte ich den gestrigen Coup wiederholen. Aber der hier hatte wohl schon zu lange gehangen denn die Ruten blieben still. So ein Mist! Das waere aber auch zu schoen gewesen! Als ich den Koeder kontrollierte konnte man deutlich die Bisspuren erkennen (siehe Foto).
Aber jetzt kam Leben in die Ruten – auch wenn nicht das gewuenschte. Die Haie hatten mich gefunden und ich musste mich durch 5 oder 6 durchangeln. Dann wippte die Heringsrute etwas staerker los und ich wurde sehr aufmerksam. Das sah anders als die Haie aus. Und tatsaechlich kruemmte sich die Rute nun buttverdaechtig. Ich zog an und verspuerte gutes Gegengewicht. Als ich dann so pumpte und mal zur anderen Rute schaute, war die ploetzlich schlaff. Hm? Dann daemmerte es mir – die waren verheddert und ich brachte wasauchimmer plus mein anderes Geschirr mit hoch. Als das ganze Gewirr nach oben kam hing doch tatsaechlich auch noch ein kleiner Butt mit dran. Der war wohl so reichlich 70 cm und ich ueberlegte ob ich den mitnehmen sollte und dann fertig war oder lieber noch auf was Groesseres spekulieren sollte. Da ich ja gestern schon was in die Truhe legen konnte, fiel mir das Risiko einfacher und ich hakte den kleinen Kerl wieder ab. Dann hiess es 15 Minuten entwirren.
Es bissen noch ein oder zwei Haie und dann war Ruhe. Ich bereute schon fast meine Entscheidung als dann ploetzlich wieder die Heringsrute auf Tauchstation ging. Diesmal hatte ich den Gimbal schon um und war voll bereit. Es war ein schoener Drill – nicht wie manchmal wenn die Butt scheinbar gar nicht merkten was los war. Der hier tanzte und ruckte und riss und mein Adrenalinspiegel war hoch. Den wollte ich nicht mehr verlieren. Dann kam er hoch – auch voll im Mass. Der erste Gaffversuch ging noch schief und ich schlug dem Kerl nur ordentlich auf den Schaedel was der mit einer erneuten wilden Flucht quittierte, aber beim naechsten Versuch hing er am Gaff und ich zerrte ihn herein. 86 cm, gut genug. Damit war ich fertig und machte fuer heute Schluss.
Es waren zwei erfolgreiche Tage die ich gerne mit jemand geteilt haette und wir haetten bestimmt noch weitere Butte gefangen. Aber mein Soll war erreicht und meine Familie wird wieder ordentlich Fish & Chips essen koennen. Das Ministerium schien recht zu haben, es waren wohl viele aber nur kleiner Butte da draussen unterwegs. Und ich hatte fast vergessen wieviel Spass und wie aufregend Buttangeln ist! Kann es kaum erwarten bis zur naechten Moeglichkeit!
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19.5. 2025; Sooke
Es ist kaum zu glauben, dass es bis Mitte/Ende Mai gedauert hat bis ich das erste Mal dieses Jahr zum Heilbuttangeln rauskam. Normalerweise faengt die Buttsaison hier schon im Februar an – obwohl es dann noch schwer ist ein vertraegliches Wetterfenster zu finden. Doch besonders Hartgesottene fangen dann schon ihre fetten Butte. Nicht dieses Jahr; die Fangquoten fuer die Angler wurden hart nach unten geschraubt und so fing die Saison erst am 1.4. an und auch nur mit einem Maximalmass von 102 cm. Die letzten Jahre war das Maxmass noch so um die 130 cm und damit konnte man leben. Das waren so um die 50 Pfund und damit ein ordentlicher Fisch. Mit 102 cm muss man nun die beste Kuechengroesse meiner Meinung nach (30-40 Pfund) wieder zuruecksetzen. Allerdings hatte das Ministerium auch benachrichtigt, das die Durchschnittsgroesse dieses Jahr sehr klein sein sollte weil ein junger Jahrgang besonders ueberwiegen wuerde. Na mal sehen; ich wuerde jedenfalls weinen wenn ich einen schoenen 40 Pfuender wieder zuruecksetzen muesste. Die Truhe war fast leer und die Familie liebt Butt ueber alles. Der Druck war gross.
Nun war es oft windig oder die Gezeiten am Wochenende zum Buttangeln nicht geeignet gewesen. Wie ich hier ja schon oft berichtet habe, wir brauchen geringe Stroemungsverhaeltnisse um in 100 m Tiefe sicher ankern und angeln zu koennen. Solche stroemungsruhigen Gezeiten gibts es nur ein paar Duzend Mal im Jahr und dann noch am Wochenende und mit wenig Wind – da konnte man manche Jahre schon mal nur 4 oder 5 Moeglichkeiten auf Heilbutt haben. Letztes Wochenende passte fast. Die guten Gezeiten fingen Montag an (war Feiertag) und ich konnte Dienstag freimachen. Wind sollte zumindest bis Mittag an beiden Tagen ok sein. Leider fand sich kein Angelpartner – meine flueggen Jungs haben immer seltener Zeit um mit Papa zu angeln und alle meine Kumpels hatten schon Plaene, waren krank oder mussten arbeiten. So musste ich solo ran und musste damit auch schon nach einem Butt Schluss machen – wenn es denn ueberhaupt klappte.
Am Montag beschloss ich mal eine neue Stelle zu erproben. Das war in Sooke, wo ich sonst nie gezielt auf Butt fische. Aber ich hatte in einer sandig-kiesigen Bucht nahe dem Otter Point nun schon mehrfach beim Winterlachsangeln einen kleineren Butt als Beifang gehabt. Ich wusste also das sich da zumindest zeitweisse Butte herumtreiben. Die geringe Wassertiefe von nur 50 – 60 m war verlockend im Vergleich zu meinen typischen Buttstellen mit 100m Tiefe. Und der Stroemungsatlas deutete eine laengere beangelbare Periode an als ich es an meinen Victoriastellen zu erwarten haette. Dort haette ich nach 2-3 Stunden schon nicht mehr die Koeder am Grund halten koennen. War zwar ein Risiko und ich koennte komplett leer ausgehen aber es reizte auch mal eine neue Stelle zu erkunden. Ich quaehlte mich frueh aus dem Bett und war um 6:00 Uhr schon auf dem Weg nach Sooke. Kein Verkehr so frueh und an einem Feiertag und so war ich noch vor 7 Uhr an der Rampe. Zwei Anhaenger standen schon auf dem Parkplatz. Es war ein trueber Morgen, kuehl aber windstill. Ruckzuck war ich auf dem Wasser und liess meinen neuen Suzuki rennen. Mit den extra PS war ich schnell an meiner anvisierten Angelstelle. Ich checkte erst die Stroemungsrichtung aus – hier gab es eine grossraeumige Kehrstroemung bei der vorherrschenden Ebbe. Aber im gruenen Bereich. So liess ich dann in 55m Tiefe den Anker saussen und paar Minuten spaeter hing ich fest.
Eine Rute wurde mit einem ganzen Hering bestueckt und die zweite mit Lachsfetzen. Dann hiess es warten. Ein paar weitere Boote duesten an mir vorbei und wunderten sich wohl ueber meine Platzwahl. Ich hatte hier auch noch nie einen auf Butt ankern gesehen. Es war herrlich ruhig und das Olympic Gebirge auf der anderen Seite der Juan de Fuca Strait schielte hin und wieder durch die Wolken durch. Ein paar Delfine zogen schnaufend in der Ferne vorbei. Es war wieder so ein Augenblick wo ich mich zwicken musste – lebte ich wirklich hier und konnte mal so eben hier auf Heilbutt angeln gehen? Viel zu oft nahm man das schon als selbstverstaendlich an, aber hin und wieder ueberkam einem mal so ein Gefuehl von Dankbarkeit. Nach einer Stunde kam doch tatsaechlich ein Kleinboot und warf seinen Anker ein paar hundert Meter neben mir. Aha, ich war also doch nicht der Einzige der hier auf Butt angelte.
Ich kramte gerade in meiner Snackkiste herum als ich die Heringsrute ploetzlich und ohne Vorwarnung hart nach unten ziehen sah. Buttalarm! Ich liess alles fallen und stuerzte zu der vollgebogenen Rute hin. Die Rutenspitze war schon im Wasser und die Rolle gab aechszend Schnur. Ich kurbelte noch fest hinein und der Butt schien zu haengen. Ich kurbelte noch ein bisschen weiter und spuerte die haemmernden Stoesse die so typisch fuer einen Buttdrill sind. Keine Frage, das war kein Dornhai oder Rochen, das war der Butt! Ich wollte nun die Rute aus dem Halter holen, bemerkte aber das ich den Gimbal noch nicht um hatte und so stoppte ich kurz das Kurbeln und schnallte mir das Ding um. Als ich die Rute nun herausholte und mit pumpen anfing, war der Widerstand weg. NEEEIIN! Das kann doch nicht wahrsein! Schnell liess ich das Geschirr wieder zum Grund in der Hoffnung, dass noch genug Koeder dranhing und der Butt noch Lust hatte. Oft beissen abgegangene Butte nochmal – zumindest wenn sie noch nicht zu lange gedrillte worden waren. Bange schaute ich nun auch zur anderen Rute – vielleicht schnappte er sich ja auch lieber jetzt den anderen Koeder. Nein, ploetzlich wippte die Heringsrute erst kurz und dann zog es wieder hart ab. Ich zog die Bremse fest und kurbelte hart an und nahm die Rute schnell raus und schlug auch nochmal an. Wilde Stoesse zeigten mir das er wieder festhing. Hoffentlich bis zum Ende dieses Mal! Dann pumpte ich ihn Stueck fuer Stueck hoch. Hin und wieder fasste der Butt sich ein Herz und nahm mal kurz Schnur aber es ging sonst stetig hoch fuer ihn. Dann kam er an die Oberflaeche. Immer wieder ein herrlicher Anblick wenn so ein Butt aus der Tiefe auftaucht. Ich griff kurz zum Gaff – der hatte nicht ganz 100 cm und vielleicht so um die 20 Pfund – also ein Keeper und auch ohne Harpune beherrschbar. Ich schlug ihm das Eisen in den Kopf und zerrte ihn an Bord. Guten Morgen, freute ich mich! Das hat je doch noch klasse geklappt! Und die neue Stelle funktionierte.
Ich versorgte den Butt und war damit fertig fuer heute – zumindest auf Butt. Ich koennte jetzt noch Lachsangeln gehen oder aber lieber ein bisschen Riff pilken. Da die Stroemung noch gemaessigt war, entschied ich mich fuer Letzteres. Und so donnerte ich bald zu dem Riff an dem ich letztes Jahr mit Dominik ein paar schoene Felsraeuber erbeuten konnte. Das Riff war ein paar Kilometer weiter westlich und es war hier ein bisschen windiger als in meiner vorherigen Bucht. Aber man konnte noch angeln. Und so liess ich den 100g Pilker auf die 25m tiefe Untiefe absinken. Die Drift war flott und man hatte nur 1-2 Minuten bis man wieder auf langweiligem und fast fischlosem Grund angekommen war. Aber die Riffraeuber hatten Hunger. Es ging Schlag auf Schlag. Ein paar schoene Felsenbarsche in allerlei Arten sprangen schnell an den Pilker. Auch mal ein Greenling. Einen fetten Kupferbarsch nahm ich dann mit. Ich hoffte noch auf einen schoenen Lingcod. Aber es bissen auch einige Red Snapper – eine Felsenbarschart – dem Rotbarsch sehr aehnlich – die aber im Moment komplett geschuetzt ist. Die hatte man vor paar Jahren kaum mehr vor Victoria und Sooke mit der Angel gefangen aber die schienen jetzt wieder haeufig zu sein. Wie es schien, funktionierten die Schutzmassnahmen.
Dann hing was Schweres an der Rute und ich war mir fast sicher; ein Ling. Ich hatte mich nicht getaeuscht als das zaehnestarrende Maul zuerst hinter dem Boot auftauchte. Aber war der massig? Er brauchte 65 cm. Ich zerrte ihn neben das Boot und schaetzte ab – der koennte 70 cm haben. In dem Moment machte der Kerl einen Salto und der knapp haengende Haken flog heraus. Tssss
Ich bekam noch einen Ling aber der war noch etwas zu kurz. Nach einer Stunde hoerte ich auf. Pilken strengt an und es wurde jetzt auch ziemlich schaukelig. Ein paar andere Boote kamen von noch weiter westlich und fuhren zurueck in den Hafen. Zeit fuer mich einzupacken. Alles in allem ein sehr erfolgreicher Tag und eine neue Buttstelle erkoren. Das wird nicht das letzte Mal dort gewesen sein. Und die Familie kann wieder gefuettert werden. Mal sehen wie es morgen wird!
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21.4.2025; Victoria
Ostermontag war bei uns zuhause grosses Festessen; aber erst um 13:00 Uhr. Ich wollte morgens nochmal nach dem Boot in der Marina sehen; es war am Abend zuvor ganz schoen windig gewesen. Ich fuhr alleine hin und hatte auch nicht viel Zeit, aber ich war entschlossen wenigstens eine kleine Schlepprunde vor Pedder Bay zu drehen. Nur so 1-2 h. Vielleicht konnte ich ja noch einen Lachs zum Tanz ueberreden. Zum Osteressen kam mein alter und nun behinderter Freund Gary, der mich vor 23 Jahren in das Lachsangeln eingefuehrt hatte und mir den einen oder anderen unbezahlbaren Trick verraten hatte. Durch seine Behinderung kommt Gary nun so gut wie nie mehr auf ein Boot zum Angeln und so bringe ich ihm hin und wieder wenigstens ein Stueck Fisch aus meinen Faengen vorbei. Waere toll wenn ich ihm heute einen Osterlachs fangen koennte!
Die Marina war sehr ruhig fuer einen Feiertag. Ein paar Besucher liessen sich an Mietbooten einweisen und tuckerten dann los. Ein Einheimischer kam schon mit seinen Krabbenfallen zurueck und ich hoerte wie er von ziemlich windigen Bedingungen berichtete. Ja, die Ahornflagge auf dem Hauptgebaeude wehte auch ordentlich; es war kein Supertag da draussen aber im Schutze der Pedder Bay bauten sich selten grosse Wellen auf und so durchkreuzte das meine Plaene nicht. Schnell waren die Downrigger montiert und dann legte ich ab. Ich fing an diese Bequehmlichkeit, einen Liegeplatz zu haben, zu geniessen!
An der Muendung der fjordaehnlichen Bucht empfing mich eine gute Brise aber der Wind kam von Land und so gab es nur weiter draussen Wellen. Am Horizont sah ich etliche Boote im Mudhole auf Heilbuttjagd. Nach meinem Stroemungskalendar war heute morgen nur ein kurzes Heilbuttfenster. Aber die Jungs hielt wohl nichts zurueck! Ich setzte beide Schleppruten ein; ein Blinker lief ein paar Meter ueber Grund und der andere dicht am Grund. Ich hielt nach dem grossen Heringsschwarm Ausschau; wenn der noch da war und ich ihn fand, dann fand ich auch die Lachse. Ich hatte auch wieder eine Pilkrute dabei. Der Wind drueckte mich etwas tiefer als ich eigentlich fischen wollte und waehrend ich nun konzentriert gegensteuerte, gab es ploetzlich einen harten Ruck am Downrigger der tieferen Rute. Sofort dachte ich das sich das Bleigewicht da unten an etwas angeschlagen oder sich gar festgehaengt hat. Aber es war hier 52 m tief und mein Geschirr lief auf 40 m. Ich schaute zur Rute die gerade ausloeste und im ersten Moment schlapp dastand. Aber als sie dann brutal nach hinten gerissen wurde, war klar das das nur ein Fisch gewesen sein konnte, und zwar kein Kleiner!
Waehrend ich die Rute aufnahm und den Downrigger hochholte, sang meine Rolle kreischend auf und ein gutes Stueck Schnur verschwand hinter dem Boot im Gruenen. Wow, da war Power dahinter! Ich drehte die Motordrehzahl etwas zurueck – sah aber zu dass noch genug Fahrt da war um die zweite Rute vom schlapp herumbaumeln abzuhalten und mir bei dem Wind etwas Steuerung zu erlauben. Sonst haette mich der Wind wohl mehrfach um die eigene Achse gedreht und eine Landung super schwer gemacht. Jetzt gewann ich etwas Schnur, aber nach ein paar Metern ging es wieder in die andere Richtung. Das koennte mein groesster Lachse bisher in 2025 sein! Und natuerlich beisst der wenn man solo bei windigen Bedingungen unterwegs ist!
Dann hiess es schier endlos kurbeln da der Fisch sich jetzt ziehen liess. Nur hin und wieder spuerte ich einen heftigen Kopfstoss und ich machte mich auf eine weitere ploetzliche Flucht gefasst. Aber solange ich seinen Kopf in Bootsrichtung hielt und nicht drehen liess, gewann ich Meter um Meter Schnur. Natuerlich zog er nun unaufhaltsam auf die Steuerbordseite wo die zweite Schlepprute und Downrigger noch draussen waren. Keine Chance ihn jetzt noch auf die andere Seite zu zerren; ich musste ihn neben dem noch fischenden Geschirr keschern. Wenn er von dort dann nochmal in diese Schnuere und Kabel ausbuechste, dann wuerde es heikel werden. Ich reichte nach dem Kescher hinter mir und lehnte ihn gegen die Bordwand.
Da kam er endlich in Blickweite, noch tief neben dem Boot. Ein feiner Chinook, weit ueber 10 Pfund. Hoffentlich war er auch markiert! Er kam jetzt friedlich an die Oberflaeche, hinter dem Downrigger. Ich drueckte die Rute mit meiner linken Hand soweit es ging nach hinten um den Fisch Richtung Bordwand zu ziehen und schob den Kescher mit der Rechten zum Fisch. Der Kescherrand beruehrte kurz den Lachs und der explodierte und sausste Gott sei Dank nach vorne – weg vom Downrigger und Angelschnur der zweiten Rute. Nach vielleicht 10 m blieb er stehen und schuettelte wild den Kopf. “Aufhoeren”, schrie ich innerlich! Dieses Kopfschuetteln hatte mir und tausenden anderen Anglern schon viele schoene Lachse gekostet. Ich hatte gesehen, dass der Haken gut im Kiefer hing aber bei Einzelschonhaken konnte immer viel passieren.
Ich machte schnell den Teleskopstiel des Keschers etwas laenger und zog den Kerl wieder hoch. Mit dem verlaengerten Kescherstiel konnte ich den Fisch dieses Mal besser erreichen und das Netz umschloss ihn schon als er wieder exlodierte. Gefangen, juhu! Ein banger Blick in den Kescher und zur Fettflosse – nur eine glatt vernarbte Wunde, also markiert! Klasse, der ging mit fuer Gary! Ich zitterte noch ein bisschen vom Adrenalinschub und freute mich riesig. So ein schoener Lachs und auch gut genaehrt. 77 cm und etwa 13 Pfund. Das war mein groesster bisher dieses Jahr und liess meine Vorfreude auf noch groessere diesen Sommer aufbluehen. Man vergisst ueber den Winter einfach wie kraeftig und athletisch die grossen Lachse sind.
Aber was nun? Ich hatte keine 10 Minuten gefischt und war mit meinem Tageslimit fertig. Auf den Buttgruenden war es mir zu wellig heute. Auch hatte ich nicht soviel Zeit. Also beschloss ich wenigstens die eine Schlepprunde noch fertig zu machen. Und wie das eben so ist wenn man es gar nicht mehr braucht; keine 5 Minuten spaeter ruckte wieder die tiefe Rute los und ein weiterer schoener Lachsdrill began. Ein feiner 8 Pfuender lag bald neben dem Boot und bewundernd hakte ich ihn mit der Zange einfach ab. Als ich zufrieden um mich blickte, sah ich wie auch die andere Rute wild nach hinten riss. Gibt’s doch gar nicht! Und so schnappte ich mir auch diese Rute und drillte einen etwas kleineren Lachs zum Boot. Aber auch der waere eine willkommene Beute an einem anderen Winter- oder Fruehlingstag gewesen – so um die 6 Pfund. Allerdings war der hier unmarkiert und haette nicht verwertet werden duerfen. Ob es auch tatsaechlich ein Wildlachs war oder einer der der ohne Markierung aus einer Brutstation entlassen wurde – gewollt oder ungewollt – kann man natuerlich nicht sagen. Aber die Regeln bestehen jetzt auf Schonung aller unmarkierten Lachse. War heute ja egal.
Ich packte jetzt nur noch mal die Pilkrute aus um zu versuchen einen Lachs aktiv zu jiggen. Aber der Wind schob mein Boot so schnell voran, dass es kein kontrolliertes Angeln in 30-50 m Tiefe erlaubte. Und so packte ich dann bald ein und fuhr zurueck zur Marina. Am Schlachttisch standen schon zwei Guides und filetierten je 4 Heilbutte fuer ihre Gaeste. Sie schwaermten von der Menge an Butts da draussen. Waren zwar recht klein aber die diesjaehrigen Bestimmungen erlaubten auch nur Entnahme von Butts bis 102 cm. Da will ja keiner wirklich einen Grossen. Aber das wird auf jeden Fall mein naechstes Ziel: Heilbutt!
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18.4.2025; Victoria
Statt Ostereier zu jagen, stand bei mir Lachsjagd auf dem Programm. Karfreitag war ja Feiertag und als guter Christ sollte man sich an diesem Tag ja lieber von Fisch ernaehren; aber der muss eben auch erst gefangen werden. So oder aehnlich begruendete ich mein Verschwinden zuhause. Leider konnte keiner meiner Soehne mit und so rief ich einen kuerzlich wiedergefundenen alten Freund an, der, mir unbewusst, vor einiger Zeit von Vancouver nach Victoria gezogen war. Frueher hatten wir zusammen gearbeitet und auch einige Male zusammen gefischt. Dann kamen Jobwechsel, kleine Kinder und gesundheitliche Schwierigkeiten dazwischen und der Kontakt zu Stefan riss ueber viele Jahre ab. Bei einem neuerlichen gemeinsamen Mittagessen bekundete Stefan grosse Lust mit mir zum Angeln zu kommen. Also textete ich ihm Donnerstag Abend kurzentschlossen und er war sofort dabei.
Ich holte ihn Freitag nicht ganz so frueh ab und wir fuhren zusammen zur Pedder Bay Marina, wo mein Boot fuer 2 Wochen lag, bis mein Anhaenger repariert war. Ist auch mal ganz bequehm einfach auf’s Boot in der Marina zu steigen und loszufahren. Nachteil ist, dass man es nicht ordentlich saeubern kann nach dem Angeln. Wir duesten einfach vor die langgezogene Pedder Bay und liessen dort gleich bei 40 m Tiefe die beiden Blinker zum Boden. Als zweite Option haetten wir noch Constance Bank – etwa 8 km vor der Kueste. Aber wenn die Fische unter Land waren, braeuchte man ja vielleicht gar nicht so weit rausfahren.
Schon beim Motorstarten und Rutenausbringen bemerkte ich die Unmengen an Futterfisch auf dem Echo. Die Ebbstroemung drueckte hier wohl viel Kleinfisch an den Rand der Bucht. Das sah doch schon mal vielversprechend aus. Stefan war etwas rostig am Geraet und ich musste ihm nochmal die Handgriffe zeigen und erklaeren. Waehrend wir mit seiner Rute herumhantierten, sah ich ploetzlich wie meine Rute wild nach hinten gerissen wurde. Ich wollte erst Stefan den Vortritt lassen, sah aber wie er zoegerte und ganz unglaeubig zu der vollgekruemmten Rute blickte, also schnappte ich mir die Rute denn das sah nach einem guten Fisch aus. Aber als ich versuchte anzuziehen – ging nichts. Richtig viel Gegengewicht – aber es ruckte! Es war also ein Fisch. Aber was? So kaempft doch kein Lachs – nahm keine Schnur aber ich konnte auch keinen Zentimeter gewinnen. Das wird doch nichts schon wieder ein Heilbutt sein!? Waere diesmal aber hochwillkommen – denn mittlerweile war die Buttsaison eroeffnet!
Stefan freute sich schon auf ein fuer ihn unbekanntes Schauspiel, als es ploetzlich einen harten Ruck an der Rute gab und die Spannung merklich abnahm. NEIN! Ist der etwa abgerissen? Ploetzlich war wieder Widerstand da aber diesmal sportlicher und spritziger wie ein Lachs. Sehr komisch! Ich drillte einen beherzten Lachs zum Boot und ein feiner 6-7 Pfuender tauchte auf. Ein kurzer Blick – jupp, ein Markierter – der war zum Behalten! Ich gab Stefan das Kommando zum Keschern und er schoepfte den Lachs perfekt ein. Na das ging ja schnell! Stefan war total begeistert ueber diesen schnellen und feinen Erfolg. Ein komischer Biss/Drill war das aber schon gewesen – ich vermutete dass sich der Fisch direkt nach dem Haken irgendwo am Grund verfangen hatte und es daher so schwer war, aber er dann gluecklicherweise wieder aus dem Hindernis herauskam. Damit war nun schon eines unserer beiden Tickets voll (im Moment nur 1 markierten Chinook pro Tag).
Dann hatten wir endlich beide Ruten am Schleppen und wollten nun auch mal quatschen. Wir hatten mindestens 10 Jahre aufzuholen. Aber die Lachse hatten andere Ideen denn ploetzlich zog wieder meine Rute ab. Loeste auch sofort aus – das war mit Sicherheit ein guter Fisch. Da Stefan wieder langsam reagierte, sprang ich hin und hieb an, Kontakt da und dann drueckte ich dem verdutzten Stefan die Rute auch gleich in die Hand: “Hier, kurbeln!”. Er kurbelte auch gleich los aber ich sah keinen Druck auf der Rute. Da sah ich, dass er die Rolle rueckwaerts drehte! Bis er dann endlich Kontakt zum Geschirr hergestellt hatte, war der Fisch leider weg. Nun ja, Anfaengerfehler. Das die Kanadier aber auch so ein Problem mit Linkskurbeln haben! Meine Angelfreunde brachten daher alle lieber ihre eigenen Ruten/Rollen auf mein Boot, aber Stefan hatte kein eigenes Lachszeug. Naja, alles nur Gewoehnung.
Dann schien erstmal etwas Ruhe einzukehren bevor dann aus dem Nichts auf einmal Stefan’s Rute loszog. Diesmal war er schnell dabei, bekam aber die Schnur nicht gleich aus dem Clip und so verabschiedete sich auch dieser Fisch. Es musste eine Menge Lachs da unten sein und wenn man die Menge an Futter auf dem Echo so sah, dann wusste man auch warum. Vielleicht koennte man die Lachse heute auch pilken und das wuerde Stefan vielleicht einfacher fallen? Ihm war es recht und so baute ich zwei Pilkruten zusammen. Als wir dann die Schleppruten einpackten und nach Futterschwaermen herumsuchten, kam ein riesiger Heringsschwarm unter dem Boot durch. Mit der Polbrille konnte man die 10-15 cm Silberlinge gut sehen. Hier tummelten sich auch viele Wasservoegel – schien perfekt zum Pilken. Und so legten wir los. Aber irgendwie wollten die Lachse unsere Angebote nicht. Kein Anfasser.
Wir setzten paar Mal um – immer wieder entweder direkt im Futterschwarm oder kurz daneben aber es war keiner zum Anbiss zu ueberreden. Mit zunehmender Ebbstroemung duennten sich die Futterwolken schliesslich aus. So wechselten wir nochmal zum Schleppen zurueck aber auch das blieb nun erfolglos. Tja, so kann’s manchmal gehen. Wenn es beisst, muss man eben konzentriert am Ball sein. Wenigstens hatten wir ja einen und Stefan war voll und ganz zufrieden damit. Ich musste ihm aber versprechen, ihn bald wieder mitzunehmen.
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29.3.2025; Sooke
Ich bin schon wieder ein Stueck hinterher mit meinen Berichten; die Zeit fliegt nur so dahin und es ist auf und nach der Arbeit immer viel los zur Zeit. Das letzte Maerzwochenende wollte ich aber unbedingt nochmal fuer einen Lachstrip nach Sooke nutzen. Einmal weil es mir eine Woche zuvor richtig Spass dort gemacht hatte und ausserdem um meinen bootslosen Freund Dave auch mal wieder an einen Lachs zu kriegen. Sein Winterfischvorrat war inzwischen aufgebraucht. Wir fuhren wieder direkt auf die Ostseite vom Otter Point und verfolgten die gleiche Strategie wie die Woche vorher. Auch ein anderer Freund von uns, Graham, war dort schon am Schleppen. Und es schien gleich weiterzugehen wo wir es vor einer Woche abgebrochen hatten. Dave drillte schon einen Lachs bevor ich auch nur meine Rute am Rigger eingesetzt bekam. Er brachte einen etwa 6 pfuendigen Chinook ans Boot. Mutig und vielleicht auch ein wenig hochmuetig liessen wir den wieder frei und meinten wir koennten das noch besser.
Und es biss auch noch fleissig weiter, aber die Lachse wurden immer kleiner. Bis dann ploetzlich ganz Beissflaute war. Auch auf den Nachbarbooten war jetzt Ruhe – allerdings hatte Graham’s Crew schon 2 schoene Winter Chinooks an Bord. Dave wurde langsam etwas unruhig und wechselte nun fleissig die Koeder. Aber daran schien es nicht zu liegen. Wir sahen zwar noch gute Signale auf dem Echo aber den Lachsen war jetzt das Maul vernagelt. Wir schleppten etwas tiefer und ploetzlich loeste meine Rute aus und blieb tief verbogen. Das war ein Schwerer, meinte ich zu Dave und jetzt gab der Fisch auch kurz Gas so dass ich ueberzeugt war, an einem Grosslachs zu haengen. Doch dann war es nur noch sauschwer mit einigen gelegentlichen Kopfstoessen. Wir guckten uns an – Heilbutt?! Das darf doch wohl nicht wahr sein! 3 Tage vor Schonzeitende! Tatsaechlich kam ein etwa 20 pfuendiger Butt ans Boot und schweren Herzens hakte ich diesen Beifang wieder ab.
Das war aber auch der letzte Fischkontakt im Tieferen. Nun schleppten wir wieder in flacheren Zonen und sahen ploetzlich Graham neben uns im Drill. Ich schwenkte etwas in die selbe Zone ohne denen ins Gehege zu kommen und rumms zog auch schon meine Rute am Grund ab. Na also! Der fuehlte sich auch ganz brauchbar an und liess uns ein wenig schwitzen bis er im Kescher lag. Na also, geht doch, auch so knappe 6 Pfund. Dann kamen erstmal wieder ein paar Kleinere – aber wenigstens war jetzt wieder Leben im Meer. Wir sprachen schon von der letzten Viertelstunde als auf einmal Dave’s Rute losruckte und er einen gute Kontakt vermeldete. Ich wollte gerade den Kescher holen als auch meine Rute abzog, selbst ausloeste und schon wild nach hinten riss. Der war gut! Und so waren wir nun in einem Doppeldrill! Natuerlich mussten die beiden Lachse dann noch mehrmals Seiten wechseln und wir unter uns durchkriechen oder rueberklettern. Ich schnappte mir dann den Kescher und sackte meinen alleine ein und kam dann auch gleich noch zur anderen Seite und schoepfte auch Dave’s Lachs ein. Da lagen nun 2 schoene 7 Pfuender nebeneinander im Netz. So schnell kann es gehen!
Natuerlich verlaengerten wir nun noch um eine halbe Stunde um auch noch den letzten und vierten Lachs zu erwischen aber es sollte uns nicht mehr gelingen. Auch noch eine andere Stelle auf dem Heimweg blieb ertraglos. War trotzdem mal wieder schoen mit Dave einen Tag auf dem Boot zu verbringen und er konnte 2 der 3 Lachse fuer seine hungrigen Maeuler zuhause mitnehmen. Auch wenn die Lachse diesmal ein bisschen kleiner waren als die Woche zuvor, es war erstaunlich, wieviele Lachse sich vor Sooke um diese Jahreszeit herumtrieben. Wenn das ein Gradmesser fuer die Sommersaison ist, dann wird es wohl richtig rocken dieses Jahr!
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Super coole Fische! Definitiv Bucket List Material!
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22.3.2025; Sooke cont.
Es war ein Doppeldrill vom Feinsten! Mein Lachs war dann zuerst bereit aber Kris hatte noch alle Haende voll mit seinem Drill. So schnappte ich mir den Kescher und wollte meinen Lachs zuerst einsacken. Es war ein fetter schoener 10 Pfuender! Aber dann kam auf einmal Kris’ Lachs auch auf meine Seite und drohte sich mit meiner Schnur zuverwickeln. Er hielt ihn mit Gewalt weg von meiner Schnur und sein Fisch tobte wie wild direkt neben dem Boot. So langte ich zuerst nach seinem Fisch und sackte ihn ein. Auch so ein feiner reichlich 10 Pfund Silberbarren. Ich liess meinen Lachs nochmal ziehen bis Kris den Kescher freihatte und dann auch meinen Lachs routiniert kescherte. Da lagen zwei herrliche Winterlachse vor unseren Fuessen. Wir freuten uns laut und klatschten uns ab. Kris’ Hosenstall war immer noch offen – wir lachten laut! Was fuer ein Angeltaganfang!
Ich weiss gar nicht recht wie ich die naechsten 2 Stunden beschreiben soll aber wir hatten keine 5 Minuten Atempause. Es biss im Minutentakt und wir hatten noch einige weitere Doppelbisse. Es waren einige kleinere Lachse dabei – die heute klein erschienen denn die meisten waren wohl massig aber da wir ja nur 4 Lachse insgesamt mitnehmen durften, wollten wir die Kleineren nicht weiter belaestigen. So liessen wir etliche in der 5-6 Pfundklasse wieder frei die an vielen anderen Winterangeltagen eine gute Beute gewesen waeren. Kris fing die meisten aber ich hakte wohl die groesseren. Zwei richtige Brocken verlor ich im Drill ohne sie auch nur zu sehen. Aber die waren richtige Kaliber gewesen und hatten ordentlich Schnur genommen. Kris hatte dann einen 6 Pfuender der blutete und so nahmen wir den mit. Ich hatte dann einen in der 8 Pfund Klasse am Boot bei dem wir uns nicht schluessig waren ob wir damit unser letztes Ticket fuellen sollten. Wir zoegerten so lange mit dem Keschern bis sich der Lachs schliesslich selbst losschlug. Das beantwortete diese Frage.
Auch die anderen 3 Boote sahen wir regelmaessig mit krummen Ruten in Aktion. Ein paar Mal hatte ich den Koeder gerade auf die Tiefe – also direkt am Grund – gebracht und den Downriggerhebel losgelassen als der Clip schon ausloeste und ein Lachs am Haken hing. Wohl direkt vor die Nase gesetzt!? Es schien egal wo auf einer Flaeche von vielleicht 5 ha – es kamen ruckzuck Bisse. Es war eine fantastische Angelei und wir hatten einen Riesenspass. Und wir verstanden uns blendend. Kris fand sich im Nu im Boot zurecht und wenn ich drillte uebernahm sofort das Steuer bis auch er wieder drillte. Es war verueckt. Allerdings wurden dann gegen Ende die Lachse wieder kleiner und wir bereuten nun fast das wir den einen 8 Pfuender so leichtfertig ausschlitzen lassen hatten. Aber heute gelang eben alles und so brachte Kris dann doch noch einen 7-8 pfuendigen Chinook ins Boot. Damit waren wir am Limit. Aber es war erst kurz nach Mittag und die Sonne kam sogar heraus. Bis 1 Uhr noch C&R, machten wir aus. Kurz vor 1 Uhr hakte Kris dann nochmal einen gewichtigen Fisch der sogar einmal voll aus dem Wasser sprang. Der koennte wieder fast zweistellig sein, meinte ich. Ich hatte aber keine Zeit mehr das Schauspiel zu beobachten denn nun riss es wieder wie wild an meiner Rute. Und genau wie der Tag angefangen hatte, hoerten wir mit einem tollen Doppelfang auf. Wir hakten diese beiden herrlichen 10 Pfuender unbeschadet neben dem Boot ab und strahlten ueber beide Ohren. Was fuer ein Tag! Wenn das in unserer neuen Anglerfreundschaft so weitergeht, dann koennen sich die Fische auf was gefasst machen!
Eine Sache hatten wir den ganzen Tag ueber festgestellt – weil wir im Moment nur markierte Chinooks behalten duerfen, hatten wir natuerlich immer ein Auge auf die Fettflossen oder besser gesagt auf das Fehlen der Fettflosse. Von den 25 – 30 Lachsen die wir in den 3 Stunden oder so gefangen hatten, hatte keiner (!) aber auch wirklich kein einziger eine Fettflosse. Alle Lachse die wir gehakt hatten, entstammten aus Brutstationen; hoechstwahrscheinlich US Hatcheries, die 100% ihrer freigelassenen Smolts die Fettflosse zur Erkennung entfernen. Diese Brutlachse sind freigelassen wurden um Bestaende zu stuetzen aber vorallem um Anglern eine Fischerei ohne Schaden an den Wildbestaenden zu ermoeglichen. Daher duerfen wir ja markierte Lachse beangeln, muessen aber unmarkierte wieder freilassen. Und um nochmal zu meinen anfaenglich erwaehnten unsinnigen Bestimmungen zu kommen, ab April duerfen wir dann vor Sooke ueberhaupt keine Chinooks mehr behalten – also auch nicht diese heute angetroffene Bonanza an Brutlachsen, um angeblich Wildlachse im oberen Fraser River zu schuetzen, die alle unmarkiert hier vorbeiziehen. Das macht ueberhaupt keinen Sinn. Warum duerfen wir dann im April und Mai keine Brutlachse, die fuer uns gezuechtet wurden, fangen? Und dann noch dazu, vor Victoria, 30 km oestlich, duerfen wir aber 1 markierten Chinook pro Tag behalten. Liegt auf der selben Zugroute. Begreift man nicht! Kopfschuetteln und aergern…. Aber selbst das konnte uns die Laune am Samstag nicht verderben. Ein toller Angeltag!
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22.3.2025; Sooke
Letztes Wochenende - alles richtig gemacht! Die Woche ueber hatte ich schon die ueblichen Fangberichtskanaele verfolgt und waehrend einige ok Berichte von den bekannten Stellen vor Victoria kamen, postete ein bekannter Guide von hervorragenden Winter Chinookfaengen vor Sooke. Das ist etwa 30km westlich von Victoria und im Winter nicht so stark befischt ausser von den paar Sooke Bewohnern selber. Victorianer bleiben ausser im Sommer lieber daheim weil oft die Fischerei nicht schlechter ist als vor Sooke. In der Hauptsaison im Sommer ist das anders denn die ziehenden Laichlachse schwimmen geballt vor Sooke vorbei aber nur sporadisch direkt vor Victoria. Das liegt an Stroemungen im Meer. Die Fresslachse im Winter kuemmert das nicht, die schwimmen ueberall dorthin wo Futter ist. Die Laichlachse im Sommer interessieren sich nicht mehr viel fuer Futter sondern wollen lieber kalorienschonend zu ihrem Heimatfluss.
Leider kriegen wir ab April wieder Fangbeschraenkungen und ganze Gebietssperrungen uebergebuegelt. Um einige bedrohte Wildlachsbestaende zu schonen werden grosse Gebiete noerdlich und westlich von Victoria fuer die Chinookentnahme geschlossen. Generell bin ich immer fuer zweckdienliche Schonmassnahmen; allerdings bin ich auch allergisch gegen politisch motivierte oder regelrecht bloedsinnige Beschraenkungsmassnahmen fuer Angler. Am Ende dieses Berichtes werde ich nochmal darauf zurueckkommen und beweisen warum die jetzt kommenden Massregeln so frustrierend sind und so wenig Sinn machen. Jedenfalls wenn ich nochmal dieses Fruehjahr aus der angeblich vor Sooke vorhandenen Lachsbonanza Nutzen schlagen wollte, dann waere letztes Wochenende meine letzte Chance gewesen. Daher peilte ich am Wochenende fest einen Trip nach Sooke an. Erste gute Entscheidung!
Vor ein paar Wochen hatte ich an der Bootsrampe beim Slippen einen netten Angler kurz kennengelernt. Der liess auch gerade sein Boot solo ins Wasser. Wir witzelten hin und her das wir uns doch ne Menge Aufwand haetten ersparen koennen wenn wir zusammen mit einem Boot rausgefahren waeren. Er gab’ mir damals direkt seine Handynummer und meinte “jeder Zeit wenn Du Lust hast!”. Wir texteten uns paar Mal ueber die letzten Wochen aber fanden keinen gemeinsamen Termin – bis letzten Samstag. Und jetzt habe ich einen tollen neuen Angelkumpel! Wir hatten so viel Spass und liegen wirklich auf einer Welle bei vielen Ansichten. Zweite gute Entscheidung!
Und das wir uns fuer Samstag entschieden hatten und uns auch nicht an der sehr rauen Hafeneinfahrt beirren liessen – dritte gute Entscheidung. Sonntag sollte zwar der Wind weniger sein aber es goss – und giesst noch jetzt, Montag Abend – aus vollen Kuebeln. Absoluter Monsunregen der nur wenige Stunden nach unserem Samstagtrip anfing. Brrrrrr
Kris, meine neuer Angelkumpel, kam 9:00 Uhr Samstag zu mir nach Hause und wir fuhren dann zusammen nach Sooke. Ich hatte ihm nicht gesagt irgendwelches Angelzeug mitzubringen und so kam er auch vollkommen ohne. Normalerweise bringen meine anderen Angelfreunde wenigstens ihre Rute und Rolle mit da ich ein Linkshandkurbeler bin, im Gegensatz zu den meisten Kanadiern. Alle meine langjaehrigen Freunde wissen das, aber ich hatte vergessen Kris darueber zu informieren. Es stellte sich heraus, dass er ueberhaupt keine Probleme mit Linkskurbeln hatte und es sogar bevorzugte. Bestens,so konnte er eine meiner Ruten benutzen! Koeder und Zeugs hatte ich eh genug auf dem Boot; da findet er schon was nach seinem Geschmack!
Auf der Fahrt lernten wir uns erst einmal etwas kennen. Er ist paar Jaehrchen juenger und gerade in Elternzeit mit seinem einjaehrigen Sohn zu Hause. Ansonsten auch total verrueckter Angler, vom Festland bei Vancouver stammendnund vor 6 Jahren nach Victoria gezogen. Hatte sich erst vor anderthalb Jahren sein erstes Meeresboetchen gekauft aber schnell die Tricks und Tuecken des Lachstrollings vor der Insel erlernt.
Wir liessen an der oeffentlichen Rampe in Sooke neben dem Prestige Hotel ins Wasser und duesten dann den Hafenfjord hinaus. Durch eine starke Ebbstroemung und gegesaetzlichen Westwind staute sich eine unerwartet hohe Welle vor dem Fjordeingang auf. Super unangenehm aber wir mussten uns da durchkaempfen. Ich hatte zwei Stellen im Auge; vor den Sooke Bluffs – das war nicht weit von der Hafenfjordeinfahrt weg, und dann kurz vor dem Otter Point. Letzteres war ein paar Kilometer westlich aber lag etwas geschuetzt, waehrend die Bluffs ziemlich rau ausahen. So arbeiteten wir uns gegen die Welle bis zum Otter Point durch. Wir waren froh das es dort wirklich wesentlich ruhiger war. Hoffentlich waren auch die Lachse hier. Kris rief schon nach Sekunden das eines der 3 anderen Boote schon im Drill waere. Na das sind doch gute Vorboten!
Jeder machte sich eine Rute fertig; er nahm den kleinen Cohokillerblinker, ich den Amundson Heringsblinker und runter gingen die Koeder auf den Boden in etwa 40 m Tiefe. Ich brauchte etwas laenger und fummelte noch ein meiner Rolle herum als ich Kris schon seine Rute herausreissen und einen Anschlag setzen sah. Fish on! Gibt’s ja nicht! Ein kleiner Lachs – Shaker, blieb gleich im Wasser. Ruckzuck hatte er seinen Koeder wieder im Wasser und ich wollte mich gerade im Steuersessel bequem machen da wiess Kris auf meine Rute die jaeh nach hintengerissen wurde. Das sah besser aus! Ich sprang hin und hatte die Rute schon in der Hand als es mir eine Strecke Schnur von der Rolle zog. Holla, das war ein Guter und wir freuten uns schon. Waehrend ich nun in einen sportlichen Drill verwickelt war, goennte sich Kris einen Moment um den morgendlichen Kaffee zu entsorgen. So stand er nun neben seiner Rute und machte sein Geschaeft als es ploetzlich wild an seiner Rute zu reissen began. Ich rief auf und er schaute erschrocken auf die bis zum Bersten gebogene Rute und seine Rolle die aechszend etwas Schnur freigab. Aber er konnte wohl den Ablassvorgang nicht so einfach abbrechen und so riss der Fisch weiter und weiter Schnur von der Rolle. Ich stichelte Kris er wuerde den Fisch noch verlieren, er sollte sich doch besser beeilen – er wollte gern aber er brauchte noch etwas Zeit. Es war zum zerschiessen bis er sich endlich seiner Rute widmen konnte; und erstaunlicherweise war der Fisch tatsaechlich noch dran.
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2.3.2025; Victoria;
Ich bin schon wieder hinterher mit berichten! Nach dem spaeten Kurzwinter Anfang Februar waren die zweite Haelfte des Monats und der Maerzanfang schon wieder fruehlingshaft und erlaubten mir ein paar Trips auf das Meer. Es ist im Moment eine gute Anzahl an Winter Chinooks vor Ort, die uns eine sehr gute Angelei bescheren. Die Groessen sind zwar im Durchschnitt nichts Ueberwaeltigendes – so 5-6 Pfund aber es werden auch immer mal wieder welche >10 Pfund und sogar der eine oder andere 20+ Pfuender gefangen. Die Lachse schiessen sich jetzt auf die hereinkommenden Laichheringe ein und daher faengt man sie jetzt gerade oefters mal hoeher ueber Grund und auch mit groesseren Koedern wie Blinker oder Wobbler.
Letzten Sonntag rueckte ich zu einem kurzem Solotrip raus. Kurz nicht weil ich knapp an Zeit war sondern weil ich ruckzuck mein Limit hatte. Ich traf einen Bekannten an der Rampe der auch solo rausfuhr und schon vom Vortag eingefischt war. Er gab mir die Koordinaten seiner gestrigen Fangstelle und dorthin duesten wir dann auch gleich. Er lieferte noch kurz seine Krabbenfalle an einer bekannten ufernahen Stelle ab und stiess ein paar Minuten spaeter zu mir. Ich hatte meine beiden Blinker ueber 40m tiefem Wasser ausgelegt – eine fuer mich gaengige Ausgangstiefe im Winter. Aber ich sah meinen Bekannten schon bei 90 m Tiefe anfangen und auch sofort fangen. Na klar, dass ich nun auch gleich dorthin zog und ploetzlich kam Bewegung in den Bildschirm. Grosse und weitgezogenen Futterwolken liessen auch hungrige Lachse in der Naehe vermuten.
Ein paar Minuten spaeter rappelte eine meiner Ruten los. Der war zwar massig aber unter meinem selbstgesetzten Mindestmass von 50 cm. Der naechste war schon 57 cm und durfte mit. Jetzt wollte ich gerne auf einen groesseren warten um damit dann mein Tageslimit vollzumachen. Es kamen schoene harte Bisse in regelmaessigen Abstaenden aber ich bekam keinen ueber 60 cm. Mein Bekannter bestaetigte meine Erfahrung. Statt mich weiter durch die kleineren Chinooks durchzufischen, zog ich weiter westlich in der Hoffnung eine Schule groesserer Exemplare zu finden. Dort jetzt kam gar nichts mehr und auch das Futter war weg. Ich blieb mit meinem Bekannten ueber Funk in Kontakt und der versuchte es gerade in die andere Richtung aber mit gleichem Misserfolg.
Die Lachse schienen in dem einen Gebiet um das Futter konzentriert zu sein. Ich wagte noch einen Versuch im tieferen Wasser bei 50 m. Da fand ich auch einige kleinere Futteransammlungen direkt am Grund. Ich liess den kleinen Cohokiller Blinker direkt ueber den Grund rappeln. Baemm! Die Rute riss runter und ruckte wild los. Ein sportlicher Drill liess einen besseren Fisch vermuten. Naja, gerade 60cm. Ich pokerte nochmal und liess ihn wieder schwimmen. Dann haette ich fast einen teuren Abriss gehabt – ploetzlich hing der Downrigger am Grund fest. Ich schaltete sofort in den Rueckwaertsgang und liess erstmal mehr Stahlkabel raus waehrend ich die Rute einzog. Das Angelgeraet war vom Haenger verschont geblieben aber die Bleikugel hing bombenfest. Richtiger Mist. Wenn das Stahlkabel riss dann waren etwa $100 Geraet weg. Also liess ich mir Zeit und fuhr bis hinter die Haengerstelle zurueck und hebelte und ruckte dann am Downriggerarm. Ploetzlich kam es etwas und der Riggermotor spulte wieder etwas Kabel auf. Ich konnte manuell einige Meter Kabel hochhebeln aber irgendwas Sauschweres hing dran was zu schwer fuer den Riggermotor allein war. Sollte ich das schwere Etwas nun 50m per Hand hochhieven muessen?
Nach paar weiteren Rucken war es ploetzlich frei. Gott sei Dank und nichts war verloren. Das hatte sich sehr nach altem Krabben oder Garnelenzeug der Berufsfischer angefuehlt. Oder eine alte Ankerleine. Na gut, ich fischte nun nicht mehr ganz so aggressiv am Grund und markierte mir die Haengerstelle am GPS. Aber ich schleppte nicht lange und der naechste Chinook war schon am Band. Diesmal fast 61 cm. Ok, dachte ich, heute gibt’s nur eine Kategorie und der Haenger war wohl ne Warnung gewesen, es nicht zu uebertreiben. So, verfrachtete ich den Letzten noch in die Kiste und packte ein. 7 Lachse im Ganzen gefangen, 2 behalten; kein schlechter Tag – war Spass gewesen und etwas Glueck gehabt. Mein Bekannter kam etwas spaeter rein und hatte auch keinen Grossen mehr gefunden. Interessanterweise aber nicht sehr erstaunlich war das ich und mein Bekannter heute nur markierte Chinooks – also Lachse aus Brutstationen, gefangen hatten. Was gut war denn nur diese darf man hier im Fruehjahr behalten. Das zeigt wieder wie wichtig diese Hatcheries mittlerweile fuer die Lachsbestaende und auch die Fischerei in einigen Gebieten sind.
Abends, ueber unser hiessiges Forum, stellte sich dann heraus das viel weiter westlich vor Sooke die besseren Lachse von 8-10 Pfund unterwegs gewesen waren, und in guter Stueckzahl. Na da haben wir ja ein Ziel fuer das kommende Wochenende – wenn der Wind mitspielt!