Beiträge von cohosalmon

    25.8. 2024; Sooke Cont.


    Wir wechselten dann bald nochmal auf Schleppangeln. Leah machte es sich wieder auf einer Matte auf dem Bug des Bootes bequehm waehrend Joe und ich die Ruten hinten bedienten. Wir schleppten jetzt einfach Richtung Heimat an der Muir Creek Stelle vorbei. Und jetzt ging die Post ab. Im Minutentakt riss es an den Leinen; wir hatten mehrere Doppelbisse und fingen noch etliche unmarkierte Cohos. Allerdings waren auch noch 2 weitere feine Markierte dabei die in die Fischbox wanderten. Und die waren mit fast 10 Pfund wirklich tolle Fische! Dann vermeldete Joe ploetzlich haerteren Widerstand und seine Rolle sang auf. Aha, Chinookalarm. Nach einigen tollen Fluchten und einem staendigen Hin und Her kescherte ich einen schoenen Teenage Chinook fuer Joe. Er war richtig stolz auf seinen Fang und Leah applaudierte von vorne dazu. Er hatte noch einen Biss den er fuer einen Chinook hielt – der aber den Haken ruckzuck wieder abschuettelte. Nach dem folgenden Erlebnis war ich aber nicht mehr so sicher mit seiner Beurteilung.


    Es kam ploetzlich wieder ein heftiger Biss an der tiefen Squidrute und ich sah Joe mit einer vollkrummen Rute dastehen. Auch die Rolle kreischte paar Mal auf; wieder typisch Chinook. Jetzt schon eingespielt lief wieder das gleiche Spiel ab – ich raeumte das Deck und Joe drillte den Fisch. Ploetzlich kam die Schnur flach und ein fetter Silberbrocken schraubte sich einen Meter aus dem Wasser. Das war doch nicht etwa ein Coho? Und wenn dann war das ein Riese! Der musste weit ueber 10 Pfund sein. Joe drillte ihn aus und diesmal blieb der Haken haengen. Ich kescherte diesen Brocken und staunte nur noch. Was fuer ein Coho! Leah kam auch zum Gucken und wir bewunderten kurz den vielleicht 15 pfuendigen Silberbarren. Die Schnautze entwickelte schon den so coho-typischen Laichhaken. Ein kurzes Foto bei dem er Joe fast aus der Hand glitt und er ihn wie ein Baby umarmte. Dann ging er flugs wieder ins Meer. Wow. Es ist Jahre her seit ich so einen Cohobrocken gesehen hatte! Wer weiss, vielleicht waren einige der vermeintlich verlorenen Chinooks eigentlich Riesen-Cohos gewesen! Bald danach machten wir erschoepft und gluecklich Schluss. Was fuer eine fantastische Angelei gerade vor Sooke! 2 gute Chinooks und 4 herrliche Cohos, plus 2 Felsenbarsche und von der Krabbenfalle kamen noch 2 Dungeness Krabben dazu. Beste Westcoast Feinkost! Und alles bei Kaiserwetter, Sonnenschein und ohne Nebel. Besser geht’s kaum!


    25.8. 2024; Sooke


    Es rappelt jetzt richtig an der Kueste der Suedinsel. Das ist der Gipfel der Lachssaison, der letzte Schwall der grossen Chinooks kommt gerade vor Sooke und Victoria durch. Es sind noch viele silberblanke Exemplare dabei aber es sind auch schon dunklere mit losen Eiern und schon furchteregenden Zaehnen im Mix. Das zeigt, einige der Chinooks sind dicht vor ihren Laichgruenden. Ausser den Chinooks sind gerade eine Menge Cohos vor Ort. Die sind noch frisch und rauben und fressen noch bis in den Oktober im Meer. 2024 scheint ein Jahr mit besonders vielen und besonders grossen Cohos zu werden. Die Groessen sind beeindruckend und die Groessten die ich seit Jahren gesehen habe! Viele sind jetzt schon an die oder sogar ueber 10 Pfund und das kann sich bis Oktober fast noch verdoppeln!


    Letzte Woche hatte es ungewoehnlichen Regen auf der Insel gegeben. Normalerweise sind August und auch September noch absolute Trockenzeit waehrend derer die Insellachse noch ungeduldig im Meer auf steigende Pegelstaende in ihren Geburtsgewaessern warten. Diese Regenwoche hat aber sicher viele Lachse angesport schneller und tiefer in ihre Ursprungsgewaesser zu stossen. Damit kann dieses Jahr die Meeresangelei auf die Lachse schnell vorbei sein. Letzter Sonntag sollte endlich mal ein windstiller Tag vor Sooke werden. Deswegen hatte ich nochmal meinen Arbeitskollegen Joe mit seiner Tochter Leah zum Angeln eingeladen. Seine Tochter war ja so interessiert am Angeln und Joe hatte vor paar Wochen einige gute Chinooks verloren und hatte so noch eine Rechnung mit denen offen. Ich holte die beiden um 7 Uhr frueh zu Hause ab und wir fuhren nach Sooke.


    Das Wasser im Sooke Inlet lag glatt wie Glas. Soweit so gut. Aber es konnte dafuer nebelig werden, wenn kein Wind die Feuchtigkeit vertrieb. Selbst die verfallene Sunny Shores Marina war heute betriebsam weil heute wirklich alles von Kanu bis Superjacht auf das Meer wollte. Als wir endlich ablegten, fuhren wir noch schnell zur Krabbenstelle und versenkten die Falle. Dann ging es durch ein paar duenne Nebelbaenke aus dem Inlet heraus auf die Juan de Fuca Strasse. Dort lag das Meer auch wie eine Bleidecke und der Nebel riss komplett auf. Wir duesten nach West bis zum Muir Creek. Am Otter Point hing wieder eine dichtere Nebelbank – so konnte ich nur vermuten dass dort sehr viele Boote unterwegs waren. Bei der Muir Creek Scharkante schleppten auch so 10-15 Boote aber hier verteilte sich das gut. Waehrend wir die Ruten fertigmachten, sahen wir schon ein Boot hinter uns einen ordentlichen Lachs keschern. Das war verheissungsvoll!


    Als wir die Kunstkoeder auf 15 und 20m Tiefe hatten, kam ein Guideboot im Zickzack auf uns zu. Ich kannte den Guide gut und fragte mich warum er wie besoffen herumeierte. Bald sagte uns Leah was Sache war; die jagten einen abgerissenen Lachs an der Oberflaeche. Der Lachs hatte noch den Koeder und das Vorfach bis zum Flasher anhaengen und konnte daher wohl nicht abtauchen und duempelte an der Oberflaeche herum und der Guide und seine Gaeste jagten den Fisch mit dem Kescher. Aber immer wenn sie fast in Kescherreichweite waren, riss der Lachs wieder ein Stueck aus. Verrueckte Szene.


    Nach 10 Minuten wachte dann eine unserer Ruten auf und Joe sprang zu der ruckenden Rute hin, hieb an und gab die Rute zu Leah. Die hing sich rein und mit Papa’s Unterstuetzung brachte sie einen feinen etwa 7 pfuendigen Coho ans Boot. Leider ein unmarkierter den wir gleich im Wasser wieder freiliessen. Dann verpassten wir 2 oder 3 Bisse bis dann endlich wieder einer hing. Diesmal brachte Leah einen fantastischen 8-9 pfuendigen Coho ans Boot. Der Lachs tobte im letzten Moment neben dem Boot los und sprang uns fast in das Boot, so hoch kam er aus dem Wasser geschnellt. Letztlich sackte Joe ihn im Kescher ein. Ich warf einen intensive Blick auf ihn – markiert! Der konnte mit! Klasse. Leah war schon kaputt von diesen Minuten von Action. Wir hatten danach noch paar vielversprechende Bisse aber irgendwie bissen die Lachse heute spitz. Ich dachte erst meine Crew war schuld an den vielen Fehlbissen und sprang selber mal zu dem einen oder anderen Biss hin – aber mit dem selben misslichen Resultat. Sehr seltsam! Dann war Joe’s Rute ploetzlich richtig krumm und er hatte Muehe ueberhaupt Schnur zu gewinnen. Aber der Fisch nahm auch selber keine Schnur. Das war verdaechtig und meine Vermutung bestaetigte sich eine Weile spaeter – der war an dem Kiemendeckel gehakt und damit schwer zu baendigen. War ein Unmarkierter und ging wieder zurueck. Aber der Fisch bestaetigte den Verdacht, dass die Lachse heute nur in Spiel- nicht in richtiger Fresslaune waren. Daher die vielen Fehlbisse.


    Als die Sonne dann gegen 10 Uhr richtig herunterdonnerte, verloren sich die Bisse und es wurde etwas ruhiger. Ich tauschte Koeder und versuchte verschiedene Tiefen. Aus dem Nichts riss es ploetzlich die tiefere Rute aus dem Clip und als Joe die Rute aufnahm, zog der Fisch schwer dagegen und die Rolle heulte auf. Joe stoehnte noch: “That’s a big one!” als dann aber auch schon die Schnur schlaff wurde. Ab! Schade. Das war Chinook gewesen. Und schon wieder entkommen! Wir schauten uns kopfschuettelnd an. Ich zog jetzt einen grossen Kreis um die Bisstelle. Ein anderes Boot hatte wohl auch was hier gefunden und tat es uns gleich. Und tatsaechlich, kurze Zeit spaeter loeste die Rute direkt neben Leah aus und sie schnappte sich die Rute. Ich sah gleich – das war kein mittlerer Coho. Der Fisch riss gleich paar Meter Schnur ab und ich half Leah noch die Bremse etwas zu lockern. Sie hatte ein bisschen Probleme die Rute mit der ungewohnten Moochingrolle bei diesem Druck zu meistern – machte das aber eine Weile ganz gut. Als der Fisch dann mal wieder auf die Flucht ging uebergab sie erschoepft an Papa. Der legte sich rein und brachte bald einen schoenen 12 pfuendigen Chinook in den Kescher. Na also! Wir klatschten uns alle ab und Leah durfte den Fisch fuer das Foto halten.


    Dieser Lachs hatte auf ein weisses Squidimitat in 30m Tiefe gebissen. Die Lachse waren also durch die starke Sonneneinstrahlung etwas tiefer gegangen. Wir fuhren weiter den Kreis und hakten noch 2 oder 3 Cohos von denen einer markiert war, die anderen durften wieder schwimmen. Dem einen Coho fehlte die gesamte Rueckenflosse – einfach abgebissen, Hai oder Robbe oder so. Die schreckliche Wunde war aber sauber verheilt und anscheinend konnte dieser verstuemmelte Coho ueberleben und weiter jagen. Unglaublich wie resilient die Lachse sind. Ich haette diesen Coho gerne erloest und mitgenommen aber er hatte seine Fettflosse dran und musste daher wieder zurueck. Leah hatte sich jetzt etwas aus dem Spiel genommen und lag vorne auf der Bootsluke in der Sonne und schaute uns und der Umgebung zu. Ich schlug vor mal ein bisschen pilken zu gehen – vielleicht spornte das wieder ihre Beteiligung an. Ich fuhr uns zu einem Riff das mir schon schoene Fische in der Vergangenheit gebracht hatte. Ich erklaerte den beiden das Konzept und liess anangeln. Nach 3 oder 4 Rucken war Leah am Fisch. Ein ordentlicher Kupfer-Felsenbarsch kam hoch. Ich hoffte aber auf noch groessere Schwarze-Felsenbarsche und liess den wieder schwimmen.


    Ploetzlich schnaufte etwas laut direkt neben unserem Boot auf und wir schreckten auf. Ein Buckelwal tauchte vielleicht 7m neben dem Boot auf und schwamm langsam Richtung Ufer. Wow. Der musste vorher direkt unter dem Boot durchgeschwommen sein und an unseren Pilkern vorbei! Wir witzelten herum wieviel die taegliche Quote fuer Buckelwal fuer Angler waere und was das fuer ein Drill gewesen waere – Leah jedenfalls wollte erstmal keine Pilkrute mehr anfassen!


    Es war aber nicht allzuviel los auf dem Riff heute. Kein einziger Schwarzer Felsenbarsch zeigte sich, Joe brachte noch ein paar Red Snapper hoch, die wir wieder hinunterlassen mussten. Und dann noch ein paar wenige gute Kupfer- und Quillback Barsche. Zwei davon nahmen wir mit. Ich pilkte auch mal zwei kurze Driften und hakte einen untermassigen Lingcod. Als ich einmal einen kleineren Felsenbarsch hochbrachte, sahen wir im klaren Wasser wie 3 oder 4 gute Cohos den Barsch umkreisten. Wollten die auch noch an den Pilker ran oder schnappten sie sich nur die halbverdauten Heringe die der Barsch auskotzte? Leah und Joe waren begeistert von diesem Schauspiel und wir versuchten nach dem Freilassen des Barsches ob wir einen der Lachse pilken konnten. Aber die waren nun schon wieder auf und davon.



    10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 5


    Der letzte Morgen stand an. Wir mussten um 11 Uhr aus dem Resort raus sein aber die Managerin gab uns ein leeres Zimmer wo wir unser Zeug bis Mittag unterstellen konnten. So packten wir frueh morgens und stellten den Krempel in dem Zimmer ab. Den Fisch konnten wir noch in der Kuehltruhe bis zur Abfahrt lassen. Jerrod, Brad und Ross fischten gar nicht mehr. Carl und Brad halfen Jerrod sein Boot herauszuholen und fuhren dann nur noch zu einem nahem Spot. Glenn und Jason waren mit ihren Jungs schon am Vortag abgereist weil sie ja kein Guide Boot mehr gebucht hatten. So war MaxWaldi das einzige Boot das noch ernsthaft fischen wollte. Dave und ich hatten noch Platz fuer jeweils einen Chinook auf unserem Ticket und wir alle (Dave, Ian und ich) hatten noch Platz fuer paar Cohos. Es sollte heute wieder Ententeichwetter werden und so machten wir uns nochmal zur Aussenseite von Cree auf. Bei solchen Bedingungen war es ein Genuss ueber das Meer zu donnern. Ohne die Wellen konnte man auch viel besser die einheimischen Tiere sehen; wir konnten einige Walfontaenen in der Entfernung sehen, kamen an einem Seeotter vorbei und ueberfuhren fast einen Trupp Delfine der ploetzlich wie aus dem Nichts nur paar Meter vor dem Boot auftauchte.


    Wir versuchten 3 Ruten bei Cree einzulassen aber waehrend ich noch mit der mittleren Rute zu tun hatte, riss es schon an Ians Rute. Ein fetter Coho von fast 10 Pfund machte an seiner Rute ordentlich Alarm und schraubte sich einmal einen vollen Meter aus dem Wasser. Tolle Kaempfer diese Cohos. Der ging in die Box. Dann zog meine Flash Fly Rute ab und ich spuerte gutes Gegengewicht und schon zog der Fisch auch Schnur von der Rolle. Ich genoss den feinen Drill und nach paar Minuten kam ein schoener 13-14 pfuendiger Chinook ins Boot. Damit war ich mit Chinook fertig. Aber nicht mit angeln! Meine Rute war weiterhin im Einsatz und war nicht viel spaeter wieder gefragt als ein rappeliger Coho biss. Auch den brachte ich zum Kescher und in die Box, die sich schon wieder fuellte. Eigentlich war nun Dave dran der auch noch auf seinen letzten Chinook wartete, aber Dave war jetzt kalt. Er verpasste zwei Bisse und ploetzlich zog Ians Rute wieder ab.


    Das musste ein guter Fisch sein denn der zog richtig viel Schnur ab. Gluecklicherweise waren hier heute nicht ganz so viele Boote unterwegs – viele nutzten das glatte Meer zu einem Offshoretrip. So hatte Ian viel Platz seinen Fisch auszudrillen. Letztendlich kam ein schoener 17 Pfuender ins Boot. Er war sogar markiert aber da in Bamfield scheinbar kein Fischkopfdepot vorhanden war, konnten wir die Koepfe von markierten Lachsen nicht einschicken. Jedenfalls schenkte Ian seinen letzten Chinook Dave und der war damit auch voll zufrieden.


    Wir haetten noch 2h auf die letzten Cohos weiterangeln koennen; es war eine fantastische Angelei und bei diesen tollen Bedingungen, man konnte sich mal richtig nach Herzenslust ausdrillen! Aber ich schlug vor die letzten 2h noch auf Lingcod oder Heilbutt zu verwenden. Lings hatten wir fast keine gefangen – auch kaum beangelt, und Butt hatten wir nur den einen kleinen auf der 7 Mile Bank erwischt. Dave und Ian stimmten einem Buttversuch zu. Es war nicht mehr genug Zeit aber auch nicht mehr genug Sprit da um sehr weit raus zu fahren. Also blieb uns nur eine kuestennahe Struktur zu waehlen und es einfach zu versuchen. Bei so viel Wasser und Struktur war das wie blind einen Dartpfeil auf die Karte werfen. Aber manchmal muss man eben auch Glueck haben.


    Ich fuhr eine kleine Untiefe vielleicht 3 oder 4 km vor der Kueste an und warf den Anker. Dann machten wir 2 Ruten mit den feinsten Heilbuttkoedern fertig. Nach einer halben Stunde hatte Dave einen Anfasser an seiner Rute was sich wieder als ein kleinerer Red Snapper entpuppte. Wieder musste ich das Runterlassgeraet herauskramen und bedienen. Seit diese Fischart geschuetzt ist (vielleicht seit 3 oder 4 Jahren) haben sich die Bestaende schon deutlich erholt. Zumindest fangen wir in den letzten Jahren deutlich mehr Snapper als jemals zuvor. Die werden beim Grundfischangeln regelrecht zur Plage weil man sie eben immer wieder in die Tiefe runterlassen muss.


    Unsere Hoffnung auf einen letzte-Minute-Butt schwand schon als Ians Rute ploetzlich wild schaukelte. Ich deutete darauf und Ian kam zur Rute und war kurbelbereit an der Rolle. Noch sah das wie ein Haibiss aus. Aber jetzt zog die Rutenspitze hart nach unten und ich deutete Ian an: “Jetzt!”. Er kurbelte schnell rein und die Rute zog sich voll krumm. Und nicht nur das, die Rutenspitze zog ins Wasser und es zog unaufhaltsam Schnur von der Rolle. Ich half Ian die Bremse etwas lockerer zu stellen und die Rute aus dem Halter zu holen. Dann band ich ihm den Gimbal um und so konnte er nun ordentlich drillen. Der Fisch nahm immer noch Schnur. Das war ein Guter! Wir waren alle aufgeregt – so eine Chance noch mal ganz am Schluss des Trips!


    Dave holte schnell seine Rute rein und so hatte Ian keinerlei Hindernisse mehr im Wasser. Ian hatte noch nicht viele Butte gefangen und vielleicht noch nie so einen grossen. Dave erklaerte ihm die Pumptechnik mit der es einfacher war den Fisch vom Boden wegzukriegen. Bald hatte er den Fisch vielleicht 10 oder 20m hoch aber er zog wieder fast bis zum Grund runter. Hoffentlich war der Butt nicht zu gross – 126 cm war dieses Jahr die Maximalgroesse. Das waren so 55 Pfund. Wir wollten alle gerne Buttfleisch mit nach Hause nehmen. Mal sehen. Wir konnten Ians Fortschritt mit dem Fisch auf dem Echolot beobachten. Noch 50m, noch 30m, noch 10…. Dave und ich starrten ins Wasser. Ich hatte die Harpune fertig in der Hand. Das war auf jedenfall keiner fuer das Gaff. Ich harpuniere alle Butte ueber 30 Pfund und bringe sie erst ins Boot wenn sie angebunden und ausblutete und tot sind. Diese herumtobenden und schleim- und blutspritzenden Wildtiere will ich nicht lebend im Boot haben. Zu gefaehrlich und zu viel Schweinerei.


    Dann tauchte eine grosse braune Platte auf; wow, immer wieder ein beeindruckender Anblick so ein grosser Butt neben dem Boot. Ich riet Ian nicht den Kopf ueber Wasser zu zerren es sei denn er wollte ihn nochmal vom Boden hochpumpen. Ian schuettelte den Kopf. Wir schauten ein paar Sekunden auf den Fisch – war der ueber 126 cm? Wir beschlossen einstimmig Nein. Ich war mir 98% sicher aber es war schon eine Weile her dass ich einen Butt dieser Groesse gefangen habe. Wir haetten ihn am Harpunenschaft, wo ich Laengenmarkierungen angebracht hatte, abschaetzen koennen aber wir vertrauten unserem Instinkt und ich stach zu. Sofort begann der Butt wild neben dem Boot zu toben und ich bekam eine Salzwasserdusche. Als er endlich ruhig wurde, nahm ich den Haken raus, knueppelte ihm paar Mal mit dem Gaffgriff auf den Kopf, zerschnitt seine Kiemen und band ihm am Buttseil an und liess ihn eine Weile an der Klampe am Boot draussen haengen. Inzwischen packten wir jubelnd das Angelzeug ein – wir waren fertig. Wir machten auf dem Hoehepunkt Schluss. Zuletzt holten wir den Butt ins Boot und vermassen ihn: 120 cm, 50 lbs. Klasse! Alles richtig gemacht. Unsere drei Familien wuerden nicht hungern ueber den Winter!


    Dann flogen wir zurueck. Dave versandte ein paar haemische Bilder und Kommentare zu unseren Freunden welche heute lieber ausgeschlafen hatten. Dann hatten wir noch eine Stunde Filetierdienst, packten dann unser ganzes Zeug aufs Boot und fuhren zur Slipanlage auf der anderen Seite des Bamfield Inlets. Die Rueckfahrt ging vergnuegt und flott und ohne Huerden. Und so war schon wieder ein epischer Angeltrip zu Ende. Das geht immer viel zu schnell. Es gab Fisch in Huelle und Fuelle. Wind/Wetter war ok; bisschen zu ruppig am Anfang aber dann fantastisch am Ende. So, wie am Ende muesste das Meer immer sein! Und endlich hatte es mal wieder mit Bamfield-Heilbutten geklappt! Jetzt bleiben die Erinnerungen und eine volle Tiefkuehltruhe.


    10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 4


    Dienstag frueh, halb 6, beim Fruehstueck, alle guckten auf ihr Handy und die Windvorhersage: es sah prima aus! Auch ein Blick nach draussen – kein Lueftchen, ein bisschen nebelig. Ian wuerde heute bei Jerrod aufs Boot gehen da Jerrods Angelpartner schon frueher nach Hause musste und er nicht alleine angeln sollte. Brad’s Boot, Mark’s Boot und unseres wollten die Fahrt zur ersten Offshore Bank wagen. Jerrod wollte lieber ufernah bleiben. Wir wollten direkt bei Cape Beale aus dem Sound heraus und wenn es machbar war, bis zur 7 Mile Bank raus. Dort standen die Chancen auf massenhaft Coho gut und auch fuer Butt bestanden hoehere Chances als an der Kueste. Obwohl wir schon immer im Barkley Sound Schwierigkeiten mit Heilbutt hatten. Die Guides fuhren 25 Meilen raus zu den sogenannten Chicken Ranches – die Aufwuchsgruende der kleineren Butte 10-20 Pfund. Die waren dort so zahlreich, dass die Guides jeden Tag fuer ihre Kunden das Limit produzieren konnten. Es ist aber fuer Kleinboote schon eine Ueberlegung 40km vor die Kueste zu fahren. Wir hatten das vor einigen Jahren einmal gemacht als das Meer wie Glas lag aber normalerweise machten wir das nicht. Die naeheren Baenke wie 7 oder 10 Mile haben im Fruehsommer auch noch eine gute Buttdichte aber Berufsfischer und auch die Guideflotte duennen die bis August ordentlich aus.


    Aber heute sollte es bis zur 7 Mile Bank gehen. Wir kamen als Dreierkonvoi aus dem Sound heraus, und ziemlich dichter Nebel empfing uns. Brad hatte Radar und fuhr vorneweg. Wir konnten gut 40 km/h gegen eine laengerfrequentige Duenung fahren. Null Windbewegung auf dem Wasser. Das Meer lag wie geschmolzenes aber geruehrtes Blei. Nach 25 Minuten waren wir auf der Bank. Das ist eine mehrere Quadratkilometer grosse Untiefe wo der Boden von 100 und 150 m auf etwa 60-70m hochkommt. Der Untergrund ist sandig-kiesig mit einigen Steinbrocken und Steinhaufen hier und da. Hier kann man grundnah auf Chinook, Heilbutt, Ling und Felsenbarsch schleppen. Auch kilogrosse Schollen sind nicht selten falls der Koeder passt. Manche driften und pilken oder andere ankern wenn die Duenung nicht zu hoch ist.


    Wir packten zuerst die Schleppruten aus. Ich zog einen Blinker am Grund lang in der Hoffnung auf eine Truppe Butts zu treffen. Dave schleppte nahe der Oberflaeche und bekam auch gleich ein paar halbstarke Chinooks ans Band. Als ich mal meinen Koeder zum Kontrollieren einzog, schnappte ein fetter Coho zu und ich brachte das 7-8 pfuendige Silberpacket in die Fischbox. Carl und Brad hatten bisher den gleichen maessigen Erfolg. Die mittleren Chinooks liessen wir alle wieder frei – die meisten von uns hatten entweder schon das volle Besitzlimit an Chinooks oder hatten noch einen Platz auf der Lizenz frei fuer einen richtigen Brocken. Dave hatte noch einen Chinookplatz auf seiner Lizenz und ich zwei. Als wir keine Grundfische aufstoebern konnten, entschloss ich das Boot zu verankern. Dabei konnte man eine Duftfahne aussenden und die Grundfische zu sich locken. Ich suchte uns eine Untiefe am Rand der Bank und liess dort den Anker runter. Wir machten die Heilbuttruten klar. Als Koeder hatten wir volle Auswahl: Hering, Lachsfetzen und Oktopus. Jeder von uns liess einen feinen Cocktail zum Grund in ca. 55m Tiefe hinab. Dann hiess es warten. Daves Rute bekam zuerst Besuch und wir dachten schon er haette einen kleinen Butt weil der Fisch ganz schoen Alarm an der Rute machte. Leider war es nur ein meterlanger Dornhai. Dann fing Dave einen kleinen Red Snapper mit Barotraumaanzeichen und ich hatte die Ehre ihn mit dem Release-Geschirr wieder in die Tiefe zu bringen. Vielleicht ueberlebte er es ja wirklich. Das ist jetzt Pflicht beim Grundfischangeln.


    Dann ruckte meine Rute an, hielt kurz still um dann langsam auf Tauchfahrt zu gehen. Ich sprang hin und kurbelte rein und etwas blieb haengen. Die starken Schlaege in der Rute waren nicht zu verwechseln – das war Butt! Klasse! Jetzt nur haengenbleiben. Stueck fuer Stueck pumpte ich den Butt hoch. Er konnte nicht sehr gross sein aber machte sich doch ordentlich bemerkbar an der Rute. Dann kam er ans Boot wo ihn Dave schon mit dem Gaff erwartete. Schwupps, kam er ueber die Reling. Na also, geht doch! Wir klatschten uns froh ab und wollten nun mehr. Normalerweise rauben solche halbstarken Butts in Trupps. Da sollte doch noch mehr gehen wenn die jetzt am Ort waren. Aber bis auf einen weiteren Dornhai hatten wir keine weiteren Anfasser.


    Carl und Brad hatten mittlerweile auch in der Naehe den Anker geworfen aber gaben schon vor uns wieder auf. Wir blieben noch 2 weitere Stunden und waren mit der Bank alleine. Komisches Gefuehl so weit draussen ohne Blickkontakt mit dem Ufer alleine auf dem Meer zu sein. Herrlich ruhig. Man konnte das Schnaufen von Delfinen schon von weitem hoeren. Hin und wieder tauchten auch mal zwei oder drei auf. Aber schliesslich glaubte auch ich nicht mehr an einen weiteren Butt und wir wollten lieber noch mal nach Cree Lachse drillen fahren. Der Anker kam ohne Probleme aus dem Steinhaufen raus (wenn man Felsenbarsche faengt, weiss man das es steinig ist). Dann duesten wir bei glattem Wasser die 25 Minuten bis Cree. Dort empfing uns erstmal ein Buckelwal der nicht allzuweit weg von den aeussersten Booten voll aus dem Wasser herauskatapultiert kam und mit einem Monsterplatschen wieder ins Wasser fiel. Das sah aus wie eine Minenexplosion! Wow, das hatten wir so auch noch nicht erlebt. Und da waren wohl einige Unterhosen voll in den naheliegenden Booten!


    Wir fuhren wieder zu unsere Klippenstelle und fanden eine Menge Futter vor. Und dieses Zeichen truegte nicht: sobald wir die Koeder im Wasser hatten, kamen die Bisse. Harte und super aggressive Bisse – diesmal alle von Cohos. Und richtig tolle Kaliber dabei. Dave dachte einmal er haette einen Chinook am Band als sich der Lachs als ein Super-Coho entpuppte. Wir staunten als er im Boot lag – der war locker 12 Pfund schwer und einer der groessten Cohos die ich seit einiger Zeit gesehen hatte. Aber auch die anderen waren mindestens 7-9 Pfund. Wir machten unser Coho Tageslimit voll und zogen dann vor eine Untiefe die Ross uns fuer Chinook empfiehl – Mark und er hatten dort heute ihre besten Chinooks erwischt und waren nun am Limit. Dave und ich konnten noch Chinook behalten. Nach einer Weile zog dann auch meine Rute ab und ich meinte ich haette den groessten Lachs aller Zeiten am Haken. Der Fisch wollte keine richtige Flucht machen aber war unglaublich schwer und fast nicht von der Stelle zu bewegen. Ich zog und kurbelte fuer 10 Minuten Zentimeter fuer Zentimeter. Meine Arme schmerzten und noch hatten wir keine Ahnung mit was wir es hier zu tun hatten? Butt? Es war auf jeden Fall ein Fisch – man spuerte Stoesse in der Rute.


    Endlich bekamen wir einen Blick auf meinen Gegner – ein guter aber kein riesiger Lachs. Schon etwas golden gefaerbt. Warum war der so schwer? Da stimmte doch was nicht. Dann sahen wir das Malheur – der Haken hing hinter dem Kiemendeckel. Arrrrgggg. Es dauerte bestimmt noch weitere 10 Minuten bis wir diesen Fisch besiegt hatten. Immer wenn Dave mit dem Kescher zulangen wollten, machte der Lachs einen kurzen Wink mit dem Schwanz und spiralte wieder tief. Die Rute war kurz vorm Zerbrechen und ich konnte nicht mehr lange ziehen. Ich war kurz davor einfach die Schnur um den Gaffgriff zu wickeln und zu ziehen bis etwas riss oder der Fisch endlich kam. Aber gluecklicherweise entdeckte Dave das er den Telegriff des Keschers um noch eine Stufe ausfahren konnte und mit einem nun 2.5m langen Stiel konnte er den Fisch endlich erwischen. Gott sei Dank! Gute 18 Pfund. Danach war Schluss!


    Den tollen Tag liessen wir auf der Terasse des Restaurants ausklingen von wo wir eine unglaubliche Walshow im Hafen direkt vor dem Resort geboten bekamen. Ein Buckelwal spielte und frass vielleicht 30 m vor dem Ufer vor unserer Nase. Mein Boot lag vielleicht 20m daneben! Unfassbar. Zum Sonnenuntergang sind wir dann noch zum Bradys Beach spaziert wo uns unterwegs ein Schwarzbaer von einer Waldlichtung zuschaute. Ob ich den Strand so noch mal wiedersehen werde, jetzt wo die grosse Erschliessungswelle ueber Bamfield schwappte?


    10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 3


    Nachdem wir trotz widrigem Wetter bei Austin and Cree ganz ordentlich gefangen hatten, herrschte in der gesamten Truppe Einigkeit die selbe Stelle bei etwas weniger Wind am naechsten Tag nochmal zu versuchen. Mir graute zwar etwas vor der langen Anfahrt aber die Aussicht auf fette Lachse milderte die Schmerzen. Es wurde eine ungemuetliche Fahrt aber nicht so schlimm wie gestern. Die grosse Flotte bearbeitete wieder die etwas geschuetztere Innenseite. Wir sahen da auch unsere anderen 3 Boote am Werke. Noch hatte keiner was gefangen. Ich war am Steuer und wurde mutig; “Lass uns gleich mal die Aussenseite probieren!”. Vielleicht 2 oder 3 andere Boote trieben sich dort herum und einen sahen wir auch schon in Drill. Hier musste doch was gehen! Hier kamen die Lachse zuerst an wenn sie von draussen auf Land trafen. Ich fuhr uns dicht unter die Klippen und warnte meine Crew auf der Hut zu sein weil das unbekanntes Territorium fuer uns alle war und wer weiss wie ungenau die Karte war. Wir fischten 15 und 20 m tief in ca. 30m tiefem Wasser. An einigen Kanten wurde es knapp und der Grund kam bis auf 20m hoch. Wir sahen eine Menge Fischsicheln und auch Futterschwaerme auf dem Echo. Es roch foermlich nach Fisch. Dave fischte wieder mit Koederfisch. Ich machte sogar den 3. Downrigger in der Mitte fertig und fischte dort mit der Flash Fly. Ian suchte sich erst einen Blinker aber wechselte nach 15 bisslosen Minuten zu einem glow-weissem Squidimitat.


    Kaum war das im Wasser, riss es seine Rute brutal zurueck und der Fisch zog schon Schnur von der Rolle bevor Ian ueberhaupt hinkam. Wow, das war mal ein Biss! Dave und ich hatten nun 2 andere Ruten herauszuholen und ich hielt noch die Bootssteuerung im Auge. Hektische Momente an Bord. Ians Fisch machte 2 gute Fluchten aber jetzt gewann er stetig an Schnur. Kurz vor dem Boot buechste der Lachs noch einige Male aus Aber dann sackte Dave ihn ein. Ein kurzer aber unheimlich tiefer und fetter Chinook, 16-17 Pfund. Klasse. Ruckzuck gingen die Koeder wieder ins Wasser und keine 10 Minuten spaeter riss es wieder an Ians Rute. Gibt’s doch nicht, meinte er und ich erinnerte ihn das Dave heute kalt bleiben wuerde! Wir lachten und konzentrierten uns dann wieder auf den Drill. Nach einem gutem Kampf musste sich ein weitere schoener Teenage Chinook ergeben. Damit war Ian nun heute am Limit fuer Chinooks und fuer den Trip ueberhaupt (2 pro Tag, 4 im Besitz). Ian steuerte nun und ich und Dave bewachten die Ruten. Ian fand die Stelle an der wir die Bisse bisher hatten – eine Schwelle zwischen zwei Riffen mit etwas tieferem Wasser rechts und links. Ian zog immer wieder eine 8 ueber die Stelle und es schien jedes Mal wenn wir die Schwelle ueberquerten; baeng, Biss. Dave war der naechste Drillkandidat. Ein leichtes Ruckeln an seiner Rute liess uns aufpassen – Dave wartete noch – dann ein harter Ruck und die Schnur loeste aus dem Clip. Rumms, Rute krumm und Dave am Fisch. Wieder ein sportlicher Drill mit einigen wilden Fluchten. Heute waren die Lachse gut drauf. So vergass man auch das das Wasser immer noch ziemlich wackelig war. Dave brachte einen feinen 18-19 Pfuender in das Boot. Der groesste fuer uns bisher.


    Dave rief ueber Funk unsere anderen Boote hierher die bis jetzt an der Innenseite noch nicht viel gefangen hatten. Und Ross und Mark waren Minuten spaeter schon am Fisch neben uns. Auch Carl und Brad sahen wir bald mit krummen Ruten auf Deck. Es war voll AN! Bei uns war ich nun endlich mal dran. Zuerst ein Zittern der Rutenspitze und dann ein ungeduldiges Ziehen. Ich dachte erst ein Shaker oder Klein-Chinook und kurbelte den geringeren Widerstand kompromisslos ans Boot um den Koeder wieder freizukriegen aber neben dem Boot erkannte ich das es ein mittlerer Coho war. Klasse! Der ging mit! Daraufhin setzte auch Ian wieder seine Rute ein da er ja auch noch 2 Coho behalten durfte heute. Aber wieder war es meine Rute und die Flash Fly die den naechsten Biss produzierte und nach dem Anschlag ging die Post ab.


    Es ist immer wieder ein Genuss wenn man so einen Grosslachs drillt. Und besonders wenn man den Drill entspannt geniessen kann, weil an so einem Tag wie heute weiss man, falls der Fisch verloren geht, kriegt man bald die naechste Chance. Aber dieser blieb haengen und ich landete eine feinen vielleicht 16 pfuendigen Chinook. Ian packte bald noch einen richtig guten Coho von vielleicht 8 oder 9 Pfund dazu. Die Fischbox war schon rappelvoll und der Deckel ging kaum noch zu. Dave verlor noch einen Grosse und wir liessen noch etwa ein halbes Dutzend kleinere und mittlere Chinooks bis 10 oder gar 12 Pfund frei. Als Dave mal wieder einen Lachs drillte liess ich meine Rute noch drin um einen Doppelbiss zu provozieren und tatsaechlich ruckte meine Rute ploetzlich los. Aber nach dem Anschlag merkte ich das das kein Chinook war. Ein fetter Felsenbarsch kam zu Tage. Der durfte zur Abwechslung auch mit.


    Kaputt von der Anstrengung aber gluecklich und ausgedrillt, beschlossen wir abzubrechen. Wir wollten etwas tiefer im Sound an einer Geheimstelle von Dave nochmal auf Lingcod probieren. Dave hatte da im Juni eine neue Methode entwickelt bei der man einen Gummifisch dicht ueber Grund halb schleppt halb driftet. Dave machte Ian ein gleiches Geraet fertig und ich steuerte das Boot. Die Bedingungen waren nicht ideal wegen des staerker werdenden Windes aber Dave erwischte letztendlich noch einen gut massigen Ling. Ian hatte nur einige untermassige Lings und einen brauchbaren Felsenbarsch. Dann machten wir Schluss im Anbetracht einer langwierigen Schlacht-und Filetieraktion vor uns.


    Zurueck am Resort waren alle Kollegen fleissig mit Fischverarbeitung beschaeftigt. Heute hatten alle gut gefangen. Brad hatte den groessten des ganzen Trips mit 25,5 Pfund erwischt. Ein toller Lachs! Ross und Mark hatten einmal einen Felsenbarsch am Haken auf den sich ein 20 pfuendiger Lingcod stuerzte und nicht wieder losliess bis er im Kescher lag. Superfang! Unsere Freunde auf dem Guideboot waren wieder 7-8 Meilen Offshore gefahren und hatten viele Cohos aber nur kleinere Chinooks gefangen. Sie waren diesmal seefest geblieben aber waren nicht so zufrieden mit ihrem Fang. Man sieht, auch Guides machen nicht immer alles richtig.


    Nach dem Abendbrot fuhren Brad’s und mein Boot nochmal zu einer Sonnenuntergangstour und diesmal vor das Cape Beale, was letztes Jahr so fischreich war. Aber hier war das Wasser wieder truebe und waermer und kein Lachs weit und breit zu sehen. Und das Meer war unfreundlich rau. Morgen sollte es windstill werden und die Rufe nach einer Tour zur ersten Offshore Bank wurden laut. Mal sehen….


    10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 2


    Als unsere Flotille Richtung Nordwesten aufbrach um die mittige Inselkette im Barkley Sound in ca. 15 km Entfernung zu erreichen, bretterten Glenn und Jason mit ihren Soehnen auf dem Guide Boot zur Big Bank offshore. Mir tat schon nach den 15 km inshore der Ruecken weh; es herrschte heute eine haessliche kurzfrequentige Duenung mit knapp metrigen Windwellen schraeg darueber. Das Meer war eine einzige Waschmaschinenspuelung und ich konnte kaum mehr als 30 km/h fahren und musste staendig das Gas hoch und runterdrehen. Einfach nur haesslich! Endlich an den aeussersten Inseln angekommen, waren wir wenigstens im Schatten der Duenung. Aber die Windwellen kamen hier voll rein und prallten von den Klippen zurueck und machten das Wasser auch hier sehr unruhig. Aber es mussten wohl Lachse hier sein denn es schleppten mit Sicherheit um die 50 Boote in der generellen Gegend. Grosskampftag. Wir sahen auch viele Guideboote, die ihren Kunden wohl nicht die letzte gute Niere herauspoltern wollten indem sie bei solchen Bedingunen offshore fuhren. Eine weise Entscheidung fand ich. Glenn und Jason’s Boot fingen zwar ihr Limit an Heilbutt und auch einige Lachse offshore aber alle reiherten sich die Kehle wund. Dafuer wollte ich keine $1500 zahlen!


    Ich steuerte zuerst und Dave und Ian machten ihre Ruten klar. Hier bei diesem Bootsbetrieb musste einer staendig am Steuer aufpassen. Die meisten Boote folgten einem klassischem Muster das besagt: “rechte Rute zum Ufer”. Damit fuhr eine dichte Flotte synchron eine entgegen-dem-Uhrzeigersinn gerichtete Schleife mit den Booten rechts dicht an Land und die Boote links weiter draussen wieder zurueck. Das funktioniert ganz gut damit jeder mal eine Passage dicht vor den Klippen bekam und das machte die Bootsbewegungen berechenbar. Natuerlich gab es immer wieder Idioten die das entweder nicht verstanden oder absichtlich ignorierten und damit fuer brenzliche Situationen sorgten. Besonders interessant wurde es immer wenn ein Boot im Drill war. Hier musste der Skipper mit Feingefuehl dicht am Fisch bleiben und dabei versuchen den Drill nach aussen zu verlagern. Da war immer auch Ruecksicht der anderen Boote noetig – was aber normalerweise kein Problem war weil ja jeder hoffte dann auch so nachsichtig behandelt zu werden.


    Und Lachse waren vor Ort. Wasser war kalt und klar hier. Dave angelte mit Koederfisch und das war wohl gefragt heute. Der erste Biss an Dave’s Rute liess nicht lange auf sich warten und Dave genoss seinen ersten Grosslachsdrill dieses Jahr. Ein ca. 15 Pfuender kam an Bord. Jetzt war ich mal dran und Dave steuerte. Ich fischte meine Flash Fly und bekam bald einen guten Biss der allerdings nicht haengen blieb. Ich machte daraufhin auch einen Koederfisch dran und bald schon ruckte meine Rute wieder los und loeste auch gleich aus; Anschlag sass und ab ging die Post! Der Fisch machte ordentlich Alarm und nahm auch gut Schnur. Die umliegenden Boote machten brav Platz und so konnte ich einen etwa 12 pfuendigen Chinook sicher landen. Klasse! Jetzt durfte Dave wieder ran und Dave war on fire. Nicht lange und seine Rute riss wild nach hinten und er stuerzte hinzu und war am Fisch. Nach 2 guten Fluchten war der Lachs dann bald muede und Dave hievte ihn Richtung Boot wo Ian mit dem Kescher wartete und ihn versenkte. Wieder so ein 14-15 Pfuender. Damit hatte Dave ja schon sein Chinook-Tageslimit. Aber es sollte ja auch gute Cohos geben.


    Ian stellte jetzt auch auf Koederfisch um. Aber jetzt war erstmal Beisspause. Wir versuchten es mal um die letzte Schaerenklippe herum zur Aussenseite zu kommen – hoffnungslos. Dort kam dann wieder die brutale Duenung um die Ecke gebrettert und kollidierte mit den Windwellen – nicht befischbar heute! Auch Brad in seinem groesseren und schwereren Grady White versuchte es und kam mit dem Schwanz eingezogen schnell wieder zurueck. So schleppten wir tiefer in den Sound und liessen den Grossteil der Flotte hinter uns. Schoen mal ein bisschen Platz zu haben! Und da riss es ploetzlich Ian’s Rute zurueck und er war an einem guten Fisch. Dave und ich raeumten das Deck um Ian allen Platz zu geben und er hatte den halben Sound um seinen Fisch in Ruhe auszudrillen. Aber sein Lachs kaempfte wieder komisch und kam aehnlich wie gestern Abend noch ziemlich gruen zum Boot wo er dann ploetzlich verrueckt spielte. Leider ging das diesmal nicht so gut aus wie gestern und der Haken kam ihm bald entgegengeflogen.


    Schade, denn der hatte groesser ausgesehen als alle zuvor. Schnell waren die Ruten wieder bekoedert und im Wasser und wir zogen nun Schleife um Schleife um die Bisstelle, Nach einiger Zeit war es dann wieder Dave’s Rute die abzog. Diesmal blieb allerdings auch Dave zweiter Sieger – der Fisch blieb kaum 10 Sekunden lang haengen. Wir verbuchten noch einige Fehlbisse – irgendwie waren die Lachse jetzt vorsichtiger und knapperten nur. Als wir wieder Richtung offenes Meer zogen, kamen wir nun in einen Schwarm kleinerer Chinooks – alle so 3-5 Pfund. Beim Ersten dachten wir schon wir haetten einen Cohoschwarm gefunden aber es waren unreife Fresslachse der Chinookgattung.


    Wir sahen einen der Topguides dieser Gegend und folgten ihm eine Weile. Er fuhr eine ungewoehnliche und aggressive Linie durch die vielen Untiefen und Unterwasserriffe. Vielleicht konnte man hier noch einen neuen Trick lernen? Aber das waere uns beinahe teuer zu stehen gekommen; Dave war am Steuer und bewunderte laut eine Pyramide an Futterfisch auf dem Echo. Sah wie ein Zuckerhut aus. Wir hatten unsere Koeder auf 20 und 25m Tiefe, das Echodisplay zeigte immer noch 35m Tiefe an aber ploetzlich polterte meine Rute und mein Downrigger los. Erst dachte ich Fisch aber als ich den Downrigger festhaengen und wieder losreissen sah, wusste ich das war Grundkontakt. Ich schrie “Downriggers hoch!” und Ian stuerzte nun auch zu seiner Seite wo der Rigger nun auch schwer ruckte. Ich dachte nur: “bleib nicht haengen bitte, bitte….” waehrend der automatische Einzug schwer arbeitete. Mit riesem Schwein bekamen wir nicht nur beide Downriggergewichte und Geraet sondern auch beide Koedersysteme wieder komplett zurueck.


    Pffff, das war Riesenglueck! Dave starrte entgeistert auf den Plotter und das Echo. Da war ein total unmarkiertes Riff das aus dem Nichts auf 15m hochkam. War superklein und keine Andeutung davon auf der Navionics Karte. Da es so ploetzlich und steil wie ein Obelisk hochkam, hatte selbst das Echo Probleme mit der Erkennungssoftware – es hatte weiterhin die Umgebungstiefe angezeigt und das Riff als Futterschwarm gedeutet. Wow. Sofort setzten wir eine Markierung auf dem Plotter.


    Nach einiger Zeit uebernahm ich mal wieder das Steuer und liess Dave angeln. Und der war in Form und hatte bald wieder einen gute Biss der diesmal haengenblieb. Waehrend er einen sportlichen Lachs drillte, witzelte ich herum das Dave den Fisch sowieso wieder freilassen muesste weil er ja schon sein Tageslimit in der Box hatten. Ian war verbluefft ueber Dave’s Fangrate im Vergleich zu uns zweien aber ich erklaerte ihm dass das auf jedem Trip das Gleiche war; Dave hatte einen Tag an dem er heisser Angelgott war und dann wurde er immer kalt. Wir lachten und alberten herum waehrend Dave seinen Drill genoss. Dann versenkte Ian den Lachs im Kescher und Dave bot Ian diesen Lachs an. Ian nahm gerne an. Damit hatten wir 4 gute Chinooks in der Box wovon Dave 3 auf die Schuppen gelegt hatte. In Anbetracht des zunehmenden Windes und einer langen Rueckfahrt beschlossen wir den Rueckzug anzutreten und lieber noch ein paar Runden im Windschutz bei Kirby zu drehen. Es wurde wirklich wieder eine nierenpruegelnde Fahrt. Endlich erreichten wir die geschuetzte Seite der Schaerenkette. Hier drehten wir ein paar Runden in ruhigem Wasser. Was fuer eine Erholung! Leider waren nur ein paar Shakerschwaerme hier vor Ort. Aber wir bekamen eine coole Naturshow geboten. Ein Buckelwal trieb sich dicht unter Land zwischen den Klippen herum um kam etliche Male mit offenem Maul nach oben geschossen. Wahrscheinlich waren da Heringsschwaerme in den Felsluecken.


    Schwer auf der Kamera einzufangen aber das Schauspiel unterhielt uns lange praechtig. Und dann zeigte Dave ploetzlich vor das Boot. Da tauchte ein Seeloewe mit einem grossen Oktopus im Maul auf. Der Oktopus hatte seine 8 Fangarme um den Kopf des Seeloewen gewickelt und liess sich nicht so einfach herunterschlucken. Aber der Seeloewe machte das wohl nicht zum ersten Mal und warf seinen Kopf immer wieder hin und her und bekam so die Arme des Oktopus los und zeriss ihn schliesslich. Wow, Kampf der Giganten!


    Leider liessen sich hier aber keine Lachse finden oder ueberlisten und so packten wir endlich ein und brachten unseren Fisch zum Schlachttisch. Wir alle wackelten noch den ganzen Abend lang und die Offshore Gruppe musste erstmal wieder ihre leeren Maegen fuellen. Der Wind sollte morgen etwas nachlassen aber es sollte immer noch schaukelig werden. Erst am Dienstag und Mittwoch sah es nach Kaiserwetter aus.


    10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound


    Tag 1


    So, unser jaehrlicher Maennertrip stand an; diesmal stand wieder Bamfield am Barkley Sound an der Westkueste auf dem Programm. Wir waren diesmal 15 Angler inclusive 2 Vater-Sohn Kombos. Keiner meiner Soehne konnte sich leider freimachen und auch Jerrod konnte seinen Sohn Demario diesmal nicht mitbringen. So lud ich einen ehemaligen Arbeitskollegen zu Dave und mir auf’s Boot ein. 3 Angler sind auf meinem Boot Idealbesetzung. Ian ist ein Vollblutangler mit eigenem Kleinboot. Er befischt die Kueste von Victoria bis Port Renfrew seit Jahren intensiv, Allerdings hat eine wachsende Familie zu Hause die Angelei etwas beschraenkt und so war er total heiss auf einen mehrtaegigen Angel-Exklusivtrip mit uns. Die Wahl war wieder auf Bamfield gefallen weil wir letzten Sommer zur gleichen Zeit so fantastisches Lachsangeln erlebt hatten. Und das neue Bamfield Inn Resort bot uns schicke Zimmer und nun sogar einen eigenen Dock an. Ausserdem war das neue Restaurant im Resort fertig – und gleich mal vorab – absolut feine Kueche! Nicht ganz billig aber fuer diese Qualitaet und Auswahl – vollkommen ok.


    Glenn und Jason mit ihren Teenagern hatten sich 2 Tage einen Guide gebucht. Waehrend wir anderen 11 uns auf 4 Kleinboote aufteilten. Die andere Neuigkeit dieses Jahr war, dass man nun auf einer asphaltierten Strasse von Port Alberni nach Bamfield fahren kann. Das war bis letzten Winter eine furchtbare Schotterpiste, die ich niemals mit meinem Bootsanhaenger gefahren waere. So mussten wir in der Vergangenheit immer in Port Alberni slippen, Auto und Anhaenger dort lassen und 1,5 h nach Bamfield per Boot fahren. Eine idyllische Fahrt den Port Alberni Fjord und dann den Barkley Sound hinaus; allerdings wird der Fjord ab Mittag immer ungemuetlich rau. Diese logistische Huerde kann man sich jetzt sparen und direkt bis Bamfield fahren und dort slippen. Spart auch eine Menge Sprit. Allerdings, und das ist die traurige Kehrseite, ist es nun vorbei mit dem abgelegenen Westkuesten Charme von old Bamfield. Es hatte bis jetzt immer noch diesen gemuetlichen, etwas muffigen aber liebenswerten Fischerdorfcharme. Damit ist es nun vorbei; die Touristenschwaerme, und viele Deutsche mit Womo dabei, ueberfallen jetzt regelrecht dieses idyllische Westkuestendorf. Ich kann mir schon die teuren Hotels und Schickeria-Wellnessresorts an den noch unbebauten Straenden vorstellen – es wird ein naechstes Tofino – falls Ihr schon mal da wart im Sommer, wisst Ihr was ich meine. Nun ja, so bleibt eben nichts wie es mal war.


    Nachdem wir unsere Raeume und die Kuehlschraenke bezogen hatten, ging es zum ersten abendlichen Anangeln hinaus. Jerrod, der seit seinem Umzug von Victoria nach Nanaimo schon fast in Bamfield lebt und erst kurz zuvor hier angeln war, schlug Kirby Island zum Anangeln vor; wind-und duenungsgeschuetzt und angeblich voll mit Lachs. Ueber solche Aussagen wie die letzte muss ich immer schmunzeln. Wir haben da so ein paar absolut aberglaeubige Kumpels in unseren Reihen, die meinen weil im Juli bei Kirby gut gefangen wurde, so muss das auch jetzt eine absolute Topstelle sein. Mein Freund Dave ist auch so einer. Was die dabei gern vergessen, ist, das Lachse Wanderfische sind und auf ihrem Weg zu den Laichgruenden ueberall nur kurz Halt machen – wenn ueberhaupt. Oft rauschen sie einfach nur durch. Die Lachse von gestern an einer Stelle sind heute schon Kilometer weiter. Man kann nur auf einen neuen Schwall von Lachsen hoffen. Und die beissen vielleicht viel lieber auf ganz andere Koeder als die gestern. Das ist was das Lachsangeln die ultimative Herausforderung macht: man faengt jeden Tag, sogar bei jeder Gezeit wieder von Neuem an zu suchen. Es gibt paar Grundregeln und Bedingungen den man folgen kann und die gewisse Muster an einer Stelle bilden, aber kein Tag ist wie ein anderer. Damit tun sich viele schwer.


    Als wir zwei Schleppruten an den Downriggern fertig machten, bemerkten wir wie trueb das Wasser war. Braunalgen! Baehh, die hatten mir schon vor paar Wochen einen Strich durch meinen Nootkatrip gemacht! Die kommen oft mit warmen Stroemungen und viel Sonnenschein. Tatsaechlich zeigte das Thermometer am Echo hier 17,5 Grad. An anderen Stellen im Barkley Sound war die Wassertemperatur zwischen 12 und 14 Grad – viel angenehmer fuer Lachse. Darauf werden wir achten muessen die naechsten Tage, dachte ich. Das war viel wichtiger als wo vor 4 Wochen gut gefangen wurde. Da wir nur ca. 2h fuer das Anangeln Zeit hatten bis zu unserer Restaurantreservierung, blieben wir bei Kirby. So eine Algenbluete, besonders eine so dichte, nimmt sich selber das Licht und es stand zu vermuten, dass in mehreren Metern Tiefe die Truebheit nachliess. Lachse sind Sichtraeuber und vermeiden wenn moeglich truebes Wasser. Daher vermuteten wir die Lachse tiefer als ueblich; wenn ueberhaupt welche hier waren. Ian setzte seinen Flash Fly Koeder auf 27m Tiefe waehrend Dave es bei 15-20m versuchte. Wir schleppten dicht an den Klippen und Felsinseln dieser Schaerenkette vorbei. Es waren noch 3 oder 4 andere Boote hier unterwegs, auch Carl und Brad auf Brad’s schickem Grady White Boot.


    Wir sahen einmal Carl aufspringen und einen halbstarken Lachs zum Boot drillen. Der Fisch schuettelte allerdings den Haken bevor Brad ihn keschern konnte. Es waren also Fische hier. Zwei Shaker (Lachsbabies) schnappten mal nach unseren Koedern aber ansonsten blieb es ruhig. Wir waren schon auf der letzten Schleife zurueck Richtung Resort als ploetzlich Ian’s Rute anruckte und sofort ausloeste. Das musste was Besseres sein! Und tatsaechlich vermeldete Ian nach dem Anschlag guten Widerstand. Na also! Dave zog flugs seine Rute ein und ich drehte den Motor zurueck und raeumte die Downriggerkabel aus dem Weg. Ian’s Fisch machte aber kein besonderes Spektakel – legte nicht einmal eine richtige Flucht hin. Vielleicht wegen des warmen Wassers hier? Das machte allerdings die Landung spannend weil der vielleicht 15 pfuendige Lachs noch voller Energie nun dicht neben und um das Boot tobte. Ian musste von einer Bootsseite zu anderen immer wieder diesen kraftvollen Spurts parieren waehrend Dave mit dem Kescher einfach nicht zum Zuge kam. Dabei sahen wir wie der Lachs immer wieder den Kopf hin und herschuettelte um den Haken loszuwerden. Oje, ob das gut geht!?


    Dann machte Ian Ernst und zog den tobenden Fisch mit aller Gewalt Richtung Boot und Dave sackte ihn ein. Jawoll! Der Anfang war gemacht! Wir klatschten uns ab und packten dann halbwegs zufrieden ein. Ian hatte heute Abend von allen 4 Booten den einzigen grossen Lachs gefangen. Aber morgen mussten wir eine Stelle mit kaltem und klaren Wasser finden, dabei waren wir uns alle einig. Jerrod liess seine Draehte zu den lokalen Guides heiss laufen und das Wort war Austin und Cree – am anderen Ende des Barkley Sounds. Hoffentlich liess der Wind diese weite Tour zu. Spaeter im Restaurant ging es schon hoch her und die beiden Vaeter haetten mal besser den Fuss vom Pedal genommen denn ihr Guide nahm sie am naechten Tag 25 Meilen offshore mit. Und das Meer hatte ueberhaupt kein Erbarmen mit angefackelten Landratten!


    4.8. 2024; East Sooke


    Mal nu rein kurzer Nachbericht heute – fahre bald los nach Bamfield am Barkley Sound! Angeblich sollen dort die Chinookies huepfen! Hoffentlich laesst der Wind mal nach….


    Letztes Wochenende hatte bin ich mit meinem “Kleinen”, Alex, und seinem guten Freund Wyatt hier vor Sooke raus. Wyatt hat vor 1 oder 2 Jahren das Angeln richtig entdeckt und ist nun immer auf den lokalen Seen auf Fischjagd. Aber Meeresangeln kannte er so noch nicht. Und so wollte ich ihn mal mit auf Lachstour nehmen. Chinooks sind jetzt hier vor Victoria und Sooke offen und so war auch viel los auf dem Wasser. Allerdings war es wieder ganz schoen schaukelig und ich konnte nicht das ganze Programm liefern. Wir versuchten es morgens bei Ebbe an der Trap Shack – mit 20 anderen Booten. Kurz vor dem Gezeitenwechsel fing eine gute Beisszeit an. Wir sahen erst einige andere Boote in Action treten bis dann endlich eine unserer Ruten losruckte. Wyatt war instruiert und war schnell dabei und wir sahen wie sich die Rute gut verbog. Das war Grosslachs! Er nahm kurz Schnur aber drehte dann schnell Richtung Boot; was mir lieb war, weil wir so Zeit gewannen aus der Flotille herauszuschippern. Leider war Wyatt etwas zu vorsichtig im Drill und der Fisch bekam wohl etwas Luft zum Kopfschuetteln und der Haken kam los bevor wir noch was von ihm zu sehen bekamen. Schade. Aber Wyatt war nun heiss und ich ermutigte ihn nach naechste Mal agressiver zu drillen.


    Eine Viertelstunde spaeter rappelte wieder die gleiche Rute los und diesmal war Wyatt voll konzentriert und hart an der Kurbel. Nach einem kurzen aber heftigen Kampf schoepfte Alex einen schoenen 15 Pfuender ins Netz. Wyatt war auf Wolke 7. Wir hofften auf mehr weil um uns herum noch weiter gefangen wurde aber irgendwie verschmaehten jetzt die Lachse unsere Koeder. Wir zogen weiter raus und tiefer und flacher. Ein paar kleinere Shaker schnappten noch zu und dann noch ein ordentlicher Coho der aber leider wild und damit unmarkiert war. Aber auch ein Umsetzen zum Otter Point half nicht mehr und so blieb es bei einem Keeper. Hatte trotzdem Spass gemacht – immer wieder klasse einen Neuling an einen Lachs zu kriegen! Dafuer war die Krabbenfalle mal wieder besser gefuellt! Bis bald und dann mit dem Bamfield Bericht!


    28.7. 2024; Sooke


    Mein Arbeitskollege Joe hat eine 12 jaehrige Tochter die total fischverrueckt ist. Eigentlich nicht nur Fisch sondern auch auf Froesche und allerlei Ueber-und Unterwasserleben steht. Sie fragt ihn wohl staendig ob sie wieder mit ihrem kleinen Schlauchboot zu einem lokalen See fahren koennten wo sie dann stundenlang schnorchelt und angelt. Joe weiss gar nichts damit anzufangen weil er vom Angeln und Gewaesserkunde keinen Schimmer hat. Er muss sie ja auch nur stundenlang herumrudern. Letztes Jahr hatte ich die beiden mal mit auf’s Meer mitgenommen, als die Pinks zogen, und Lea hatte richtig Geschmack auf’s Lachsangeln bekommen. Joe fragte daher kuerzlich mal an ob es mal wieder machbar waere. So verabredeten wir uns fuer eine Tour am Sonntag. Die Windvorhersage sah noch am Samstag klasse aus und ich nahm mir vor Lea mal das Pilken zu zeigen. Meine neue Stelle vor dem Leuchtturm waere ein Riesenspass fuer sie mit all den verschiedenen Felsenbarscharten und vielleicht dem einen oder anderen ordentlichen Lingcod. Leider aenderte sich die Windvorhersage uebernacht betraechtlich so dass ich dieses Unterfangen gar nicht mehr gross erwaehnte. Erstmal sehen wie es da draussen wirklich aussah.


    Wir slippten an der Sunny Shores Marina, auch um meine beste Krabbenstelle zu erproben, und um dann Moeglichkeiten nach sowohl West also auch Ost zu haben. Es bliess schon im Sooke Fjord ordentlich und als wir nach 15 Minuten vor Secretary Island ankamen, empfing uns eine ungemuetliche Wackelei. Wie eine Waschmaschine wirbelte das Wasser hier vor der Insel und um die Untiefen herum. Aber wir sahen schon beim Aufbauen der Ruten wie andere Boot um uns herum fingen. Sah nach kleineren Cohos aus. Als wir die Ruten endlich im Wasser hatten, dauerte es auch nicht lange bis die ersten Bisse kamen. Ein Mini-Coho, ein paar verpasste Bisse und dann hatte Joe mal einen etwas besseren Coho dran. Als er ihn am Boot hatte, begutachtete ich ihn und fand ihn markiert. Er war wohl noch nicht mal 50 cm lang aber wir hatten 3 Lizenzen und konnten 6 markierte Cohos behalten wenn wir wollten. Lea versorgte den Fisch absolut fachgerecht. Die beiden fingen noch ein paar kleinere Cohos, aber es war nichts mehr fuer die Fischkiste dabei. Lea hatte das Geraet voll im Griff und auch Joe fuchste sich in die Schlepproutine rein und schien auch richtig Spass am Angeln zu haben.


    Ich hoffte wir wuerden mal auf einen grossen Chinook treffen und die beiden koennten mal einen richtigen Grossfischdrill erleben. Passiert schon mal vor Secretary Island obwohl das eher ein Coho/Pink Revier war. Als die Flutstroemung nachliess, legten sich auch die Wellen und es wurde richtig angenehm. Leider waren jetzt aber auch die Lachse weg. Als wir eine halbe Stunde keinen Biss mehr verzeichneten und auch die anderen Boote ohne Action blieben, brachen wir hier ab. Ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht, welches sich bei Ebbe gut befischt und meistens auch Lachse hielt. Besonders die grossen Chinooks auf dem Weg zum Fraser River oder Puget Sound verbrachten hier in der langsamen Kehrstroemung gerne die Ebbe. Wir hatten einen Koeder in 20 und einen in 15m Tiefe, Der flache bekam zuerst einen Biss und Lea kaempfte mit einem brauchbaren Coho. Der war schon so um die 60 cm und die bootsnahe Inspektion ergab: markiert! Der durfte auch mit. Lea war stolz auf ihren Fang und versorgte ihn auch wieder gut. Dann sah ich ploetzlich wie die tiefere Rute runterriss, aus dem Clip sprang und dann tief wippte. Lea war dabei aber bekam die Rute nicht aus dem Halter. Joe sprang dazu, bekam die Rute heraus und hieb nochmal kraeftig an. Die Rute war vollkrumm – ich wusste schon was los war – das war Grosslachs! Der Fisch wollte gerade Schnur nehmen aber Joe war sich nicht sicher ob die Schnur noch im Clip war und ruckte immer wieder an. Ich rief: “Schnur ist schon frei, Du bist am Fisch!” aber da war es schon zu spaet und die Rute wurde schlapp. Weg war er. Mist! Ich ging mit den beiden nochmal das Grosslachszenario durch. Alles klar! Halbe Stunde spaeter ruckte die eine Rute hart an, loeste sofort aus und zog sich stramm. Ich rief: “Big Fish!”. Joe schnappte sich die Rute noch vor seiner Tochter. Er kam wohl langsam auf den Geschmack? Der Fisch stuermte sofort zur Oberflaeche und tobte und waelzte sich – flupp, Haken raus und Spuk vorbei. Das war ein fettes Schwein gewesen! Schade!


    Nach ein paar kleinen Shakers wurde es schliesslich ruhig. Ich zog die Kreise nun etwas weiter und an dem O’Brian Riff vorbei. Ich kam aber etwas zu dicht an diese Untiefe heran und die tiefere Rute holperte schon am Grund. Ich wollte schnell den Downrigger hochholen um einen Haenger zu verhindern, da wippte die Rute ploetzlich los. Das musste Fisch sein! Ich rief Lea hinzu und sie nahm die Rute und drillte irgendwas an das Boot. Es entpuppte sich als ein guter Kupfer-Felsenbarsch den wir auch fuer die beiden mitnahmen. So hatten wir ja schon ein oder zwei Familienmahlzeiten im Boot. Als wir mal wieder einen Minilachs freiliessen, war der vom Drill etwas erschoepft und tauchte nicht gleich ab. Ich wusste was jetzt kam und sah letztlich auch wie der Adler aufstieg und einen Kreis ueber uns zog um dann blitzschnell runterzustossen und den Babylachs tatsaechlich noch zu erwischen. Ausruhen gibt’s in der Natur nicht; zumindest wenn man klein ist. Lea freute sich ueber das Schauspiel. Wir bekamen aber noch mehr geboten: zwei oder dreimal sahen wir Delfine auftauchen und in der Bucht nach Futter suchen. Und dann sahen wir ploetzlich weiter draussen ein Whale Watching Boot stehen bleiben; zwei weitere gesellten sich bald dazu und schienen eine Weile einfach herumzutreiben. Wir suchten das Wasser nach Fontaenen oder Walflossen ab. Ich dachte erst es waere ein Buckelwal der wahrscheinlich abgetaucht war und die Touris auf dessen Wiederauftauchen warteten. Aber dann sahen Lea und ich die grosse Schwertflosse eines Orcas auftauchen. Komischerweise schien es nur ein Einzelner zu sein. Das ist ungewoehnlich. Vielleicht hatten wir die anderen einfach verpasst – es war schon 200m oder so entfernt.


    Als wir keine weiteren Bisse verzeichneten, was auch an der Anwesenheit von Orcas liegen konnte, fuhr ich uns zum Otter Point. Ich hatten gehofft wir wuerden es bis zum Leuchtturm und meiner Pilkstelle schaffen, aber es war schon ziemlich wellig und wir hatten nach 20 Minuten Fahrt genug davon und machten lieber am Otter Point nochmal die Lachsruten scharf. Die beiden bedienten das Geraet nun schon ziemlich selbststaendig und ich liess sie die Koeder wieder bei 20 und 15m einsetzen. Kaum hatte Lea ihren Rute fertig und sich hingesetzt, riss es hammerhart an der Rute vor ihrer Nase. Die Rute zog schon hart nach hinten und die Rolle gab widerwillig Schnur frei als Lea versuchte die Rute aufzunehmen. Aber die Rute war so unter Spannung, dass sie es einfach nicht schaffte waehrend der Fisch bestimmt schon 50m wegstuermt war. Joe half ihr und uebernahm gleich die Rute. Die Rolle raste nur so und aus irgendeinem Instinkt wollte Joe die Flucht abbremsen und versuchte die Rolle zu stoppen. Die Rute wurde zum Bersten gespannt, die Schnur sang vor Spannung und der Fisch kam zur Oberflaeche und wir sahen kurz eine riesige Schwanzflosse auftauchen und zuschlagen, ein gewaltiger Schwall und ein haessliches Geraeusch von reissender Schnur – Vorfach durch. Pffff, das war zum Heulen. Das haette ein Tyee werden koennen; auf den warte ich schon seit Jahren und ausgerechnet heute musste er beissen. Wir haetten ihn ja eh wieder freigelassen aber ich haette ihn so gerne im Kescher gehabt und mal gestreichelt.


    Joe und Lea waren jetzt aufgekratzt ob des Erlebnisses und Joe staunte immer wieder wie ein Fisch soviel Kraft haben konnte. Ihm war gar nicht bewusst wie selten so eine Chance sich heutzutage bot. Naja, das war ne Geschichte fuer die Lagerfeuer; “The big one that got away!”. Wir drehten noch ein paar Runden und sahen auch andere Boote drillen und keschern. Beisszeit am Otter Point! Wiedereinmal ruckelte die Rute auf Joe’s Seite leicht los und ich deutete darauf mit “Shaker”. Joe griff nach der Rute und wollte schnell einholen. Aber irgendwie ging das wohl nicht so einfach. Ich hoerte paar Mal die Rolle singen und Joe schien Schwierigkeiten zu haben. Endlich fragte ich was los sei und er meinte das das wohl gar kein kleiner Fisch sein koenne. Ha, jetzt wurde ich etwas aufmerksamer und tatsaechlich riss der Fisch mehrmals Schnur von der Rolle. Joe machte es diesmal gut und liess ihn immer wieder abziehen um dann wieder Schnur zu gewinnen. Lea stand schon am Bootsrand und wollte sehen was Papa da drillte. Ich machte mal vorsichtshalber den Kescher fertig. Dann sahen wir einen mittleren Chinook neben dem Boot auftauchen. Hey, klasse! Ich sackte ihn bald im Kescher ein und nachdem wir ihn kurz bestaunt und fotographiert hatten, schoss er wieder in die Tiefe. War so um die 10 Pfund, geschaetzt. Das war dann doch noch ein versoehnlicher Abschluss des Angeltages. Dann packten wir ein. Die Krabbenfalle gab eine grosse Krabbe her, die ich gerne fuer mich mitnahm. Der Wind hatte bis zum Ende noch besser mitgespielt als der Bericht zu vermuten lassen hatte. Am Schlachttisch spielte Lea noch mit den Robben und hatte so einen wirklich tierreichen Tag auf dem Wasser gehabt. Daher ein voller Erfolg. Wenn die mal kein Meeresbiologe oder so wird! Und bei mir war wieder die Hoffnung auf einen weiteren Tyee fuer mich aufgekommen. Noch gab es sie!


    20.7.2024; East Sooke cont.


    Wenn ich nach Westen schaute, sah dass Wasser glatt aus. Und so schlug ich Axel ploetzlich vor vielleicht doch noch bis zu meiner neugefundenen Pilkstelle vor Sheringham Point zu brettern. Er war ok damit. So packten wir nach vielleicht 15 gehakten Cohos zusammen und ich nahm Fahrt Richtung west auf. Aber schnell stellte sich heraus, dass das Bild des ruhigen Wassers truegerisch gewesen war und es wurde eine ungemuetliche, haemmernde und langsame Fahrt. Nach einer halben Stunde und Anzeichen leichtem Nierenschaedens waren wir nur halb wo ich haette sein wollen. So brach ich dieses Unterfangen ab und wir machten am Otter Point Halt und packten wieder die Lachsruten aus. Vielleicht klappte es ja hier noch mit einem Grosslachs. Waehrend wir an den Klippen und dem Strand entlangschleppten, konnten wir Schaumkronen von Westen her kommen sehen. Gut das wir nicht weitergefahren waren. Aber auch hier wurde es bald ungemuetlich und auch die Lachse waren wohl nicht am Ort. Nach 2 oder 3 Runden an dieser beruehmten Stelle liess ich die Flut uns um die Ecke ziehen wo wir dann etwas wellengeschuetzt das Geraet wieder einpackten. Dann fuhren wir die lange Strecke, aber diesmal mit den Wellen, wieder zurueck.


    Am Beachey Head packten wir nochmal aus und schleppten praktisch bis vor die Marina. Wir hakten noch 2 oder 3 Cohos – wieder die gleiche Groesse wie den ganzen Tag. An der Rinne vor der Marina wo wir den Tag vor Stunden angefangen hatten, machten wir dann endlich Schluss und gaben auf. Es sollte einfach nicht mehr gehen heute. Wir hatten wirklich alles probiert und auch keine Unannehmlichkeiten gescheut. Die Krabbenfalle hatte zwar Bewohner aber leider nur Weiber und der eine Kerl war noch untermassig. Aber wir hatten trotz des unterdurchschnittlichen Fanges einen wunderschoenen Tag zusammen. Wir haben uns blendend verstanden und einige persoenliche Gemeinsamkeiten entdeckt. Das wird hoffentlich nicht unser letztes Treffen sein und ich werde mal noch bewusst einen grossen Chinook fuer Axel im Wasser lassen – fuer spaeter! Waehrend ich das hier schreibe, wird mir durch die Nachrichten bewusste, dass Axel und Familie mit die letzten Menschen gewesen sind, die den alten Ort Jasper im Jasper National Park noch gesehen und besucht haben. Der Ort steht gerade voll in Flammen. Die diesjaehrige Waldbrandsaison ist wieder katastrophal. Wer Kanada nochmal bewaldet und gruen sehen will, sollte nicht mehr allzulange warten. Und kommt nicht von Mitte Juli bis Ende August wenn Ihr durch das Innere von BC reisen wollt.


    20.7. 2024; East Sooke


    Letztes Wochenende war wiedermal ein Forumsmitglied in der Naehe und natuerlich hatten wir uns zum gemeinsamen Angeln verabredet. Ich hoffte auf einen windarmen Tag am Samstag so dass wir freie Wahl an Angelplatz und Methode hatten. Heilbutt war ausser Frage – es herrschten grosse Gezeiten und damit starke Stroemung. Leider sah der Wind solala aus und ich traute mich nicht ganz weit westlich zu fahren. Im Nachhinein haette ich es versuchen sollen aber hinterher ist man immer schlauer. So plante ich eine etwas sichere Tour in East Sooke wo man sich auch in einigen geschuetzten Buchten verstecken kann.


    Ich holte Axel an dem Victoria RV Park ab wo er mit seiner Familie campte und dann fuhren wir im Sonnenaufgang zur Cheanuh Marina in East Sooke. Dort war an der Bootsrampe schon ziemlicher Betrieb aber nach einer Viertelstunde oder so waren wir dann auf dem Wasser. Wir liessen noch kurz die Krabbenfalle in der Beecher Bay ein und fingen dann noch in der Bucht mit dem Schleppen an. Hier kann man in einer 40m tiefen Rinne schon in unmittelbarer Naehe zur Marina Lachse, meist Chinooks, fangen – wenn sie denn da waren. Das kommt immer ein bisschen auf die Gezeit und Futterangebot an. Wir zogen 2 Runden durch die Bucht, hatten einen kurzen Anfasser, der aber nicht haengenblieb. Axel uebte sich an den ungewoehnten Downriggern und den Moochingrollen. Ruckzuck hatte er das Geraet aber im Griff. Dann fuhren wir raus auf die offene Juan de Fuca Strasse. Dort war es etwas rauer und auch fing bei Beachey Head der Nebel an. Ich wollte eigentlich gleich bis zur Trap Shack Bucht fahren, die sich bei Ebbe gut befischen laesst und auch ruhigeres Wasser bot. Aber Axel sah direkt vor dem Beachey Head Felsen ein Boot im Drill und so hielten wir dort an und setzten beide Ruten wieder ein. Eine Rute hatte eine Flash Fly zu bieten, die andere einen schlanken Coho-Killer Blinker.


    Und schon ruckelte die Blinkerrute los und Axel war im Drill. Der Fisch schien aber kein Riese und so kam er schnell an’s Boot. Sah nach einem halbstarken Coho aus – und als ich erkannte, dass er markiert war, also keine Fettflosse mehr hatte, hob ich den 3-4 Pfuender ins Boot und gratulierte Axel zu seinem ersten Lachs. Der war zwar kein Riese aber als Markierter zum Behalten freigegeben und schon mal eine Mahlzeit fuer die Familie. Spaeter erkannte ich dann das es eigentlich ein kleinerer Chinook war – der aber hier auch legal war. Nun hofften wir auf was Groesseres. Das Beissen hielt an und die Ruten waren staendig in Bewegung aber wir fingen jetzt nur noch Klein-Chinook, die wir alle wieder vom Haken abschuettelten. Nach einer Weile hatten wir genug und ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht. Dort war das Wasser schoen ruhig. Leider das Angeln aber auch. Der Nebel zog hier mal zu und dann wieder auf und hinterliess ein schoenes Lichtspiel ueber dem Wald und dem Wasser. Wir erfreuten uns an einem schicken Nebelbogen – im Gegensatz zu einem Regenbogen. Dann bekamen wir ein paar zaghafte Bisse die sich als kleinere Felsenbarsche entpuppten. Als Axel den ersten hochholte und dann wieder freiliess, schwamm der nicht schnell genug in die Tiefe und ploetzlich rauschte ein Adler an uns vorbei und griff sich den Barsch keine 5m hinter dem Boot. Woaah. Da waren wir nicht darauf gefasst gewesen. Nicht lange danach brachte ich nochmal einen gleichen Felsenbarsch ans Boot und als ich ihn freiliess, schaute ich mich schon aufmerksam um – besonders zum Wald am Ufer zu. Und trotzdem war der Adler wieder ploetzlich da und schnappte sich auch diesen Barsch. Wieder hatte Axel keine Chance gehabt seine Kamera zu betaetigen.


    Aber mit Lachs ging hier rein gar nichts. Wir versuchten weiter draussen, dicht vor dem Ufer… auch auf den anderen Booten sah es ruhig aus und der Funk brachte auch keine aufregenden Neuigkeiten. Es hatte nun schon auf Flut umgeschaltet und bevor die Stroemung richtig loslegen wuerde, schlug ich vor ein bisschen zu pilken. Zwischen Beachey Head and Trap Shack war zwar nicht gerade als Pilkrevier bekannt, aber vielleicht lag ja gerade darin unsere Chance einen fetten Lingcod oder paar schoene Felsenbarsche zu erwischen. Ich suchte uns ein paar Riffe und felsige Untiefen heraus. Aber es war eine schwierige Angelei denn mit Wind und Stroemung war die Drift ziemlich rasant und wir hatten schnell einige Koederverluste zu verzeichnen. Axel fing 2 oder 3 Greenlinge aber ansonsten liess sich heute hier kein Riffraeuber ueberlisten. Nach einer Weile packten wir das Pilkzeug zusammen und fuhren wieder zum Lachsschleppen diesmal vor Secretary Island. Dort schaukelten schon ein paar Boote in dem ziemlich heftigen Gezeitenstrudel um diese Insel und ueber den Unterwasser-Felsriffen, die hier diese Stroemungsverwerfungen verursachten. Ausser den Angelbooten tauchten auch ploetzlich 4 oder 5 Whale Watching Boote auf. Auch diese duempelten hier herum – und sicher nicht um den Anglern zuzugucken. Hier mussten irgendwo im Nebel Wale sein. Wir schauten uns eine Weile um aber mussten das Schauspiel wohl gerade verpasst haben denn bald zogen die Walbeschauer weiter. Wahrscheinlich ein oder mehrere Buckelwale die jetzt abgetaucht waren. Man konnte im Nebel aber auch nicht weit umherschauen.


    So wendeten wir uns wieder der Angelei zu. Ich setzte uns in ca. 70m Wassertiefe vielleicht 300m vor die Insel mit der Nase in die Flutstroemung. Ein Koeder bei ca. 15m und einer bei 20m. Und im Nu zuckte die flache Rute los und Axel meinte der waere ein bisschen besser als die frueheren Shaker. Ein mittlerer Coho kam ans Boot. Ein kurzer Blick, jupp, markiert! Ich flippte den Lachs am Vorfach ins Boot und Axel machte die Fischluke auf. Gleiche Groesse wie der kleinere Chinook vorher. Wuerde zum Abendmahl fast reichen. Und nun ging es Schlag auf Schlag. Alle paar Minuten rappelte eine oder ein paar Mal sogar beide Ruten gleichzeitig los. Aber es waren alles die kleinere Klasse. Ein paar unmarkierte Cohos hatten vielleicht knapp 60cm und 4 Pfund aber die meisten waren so um die 50cm. Ein paar Baby-Chinooks waren auch mit reingemischt, aber meistens war es Coho. Es zog wohl gerade ein ganzer Schwarm hier durch. Da Lachse meist mit ihrer eigenen Generation aus dem selben Fluss zusammen ziehen, war die Wahrscheinlichkeit eines viel groesseren Cohos jetzt nicht sehr hoch es sei denn dieser Schwarm eines bestimmten Baches oder Flusses hatte sich einem anderen Schwarm mit grosswuechsigen Genen angeschlossen. Passiert auch, aber nicht oft.


    Ich machte sogar noch eine dritte Rute fertig, nur mit einem Blinker ohne Alles vielleicht 15m hinter dem Boot an der Oberflaeche geschleppt. Die Bisse an dieser Rute waren brutal und rasant weil kein Flasher, kein Downrigger und kein Gewicht im Wege waren und man einen direkten Draht zum Fisch hatte. Einmal wurde diese Rute wieder brutal im Rutenhalter runtergerissen und die Rolle gab aechzend Schnur frei. Axel schnappte sich die Rute und schon sahen wir wie ein Coho an der Oberflaeche tobte und sich auch aus dem Wasser schraubte. Bei diesem wilden Spiel hatte sich der Fisch komplett in die Schnur eingewickelt und kam nun rueckwaerts ans Boot. Wir sahen die Schwanzflosse aus dem Wasser ragen und der sah etwas groesser aus. Aber wie das eben so ist mit dem groessten Fisch des Tages – der geht immer verloren! Irgendwie wickelte der Coho sich wieder frei und liess uns mit dem leeren Blinker zurueck. Wir fingen noch mehrere markierte Cohos und behielten noch einen Zwilling der vorherigen. Damit war unser Tageslimit an Coho und Chinook voll. Ab jetzt waere es nur noch C&R. Es war eine kurzweilige Angelei und Axel hatte Spass daran. Er bediente nun schon das Geraet wie ein Veteran. Aber ich wollte ihn gerne nochmal an einen Gross-Chinook anketten oder ihm ein paar andere Fischarten zeigen.


    8.7. 2024; Nootka


    Wieder ziemlich frueh raus; heute war unser letzter Morgen. Wir wollten noch bis 10 Uhr angeln und dann die schon vor der Huette gepackten und gestapelten Sachen auf’s Boot packen und zurueck nach Gold River fahren. Die Erwartungen waren gering nach unserer gestrigen Erfahrung. Und das sollte sich auch bestaetigen. Wir konnten machen was wir wollten, kein Lachs war da oder wollte beissen. Wir sahen nicht ein anderes Boot beim Keschern oder Drillen. Ueber Funk kam auch keine einzige Fangmeldung. Wie verhext oder veralgt. Wir fuhren dann noch mal zur Lingkante aber auch dort herrschte Beissruhe. Wir erkundeten auf dem Weg zurueck in dem Fjord noch ein paar neue potenzielle Stellen und Ricardo fing wenigstens noch einen Greenling um den kompletten Schneidertag zu verhindern. Dann war Schluss. Auf der langen aber schoenen Rueckfahrt durch die Fjordwelt liessen wir nochmal Revue passieren. Das war schon das enttaeuschendste Fangergebnis das wir je in Nootka erlebt hatten. Aber wir hatten trotzdem zwei ordentliche Lachse und zwei Butte im Gepaeck. Im Nachhinein haette man sicher die zwei wieder freigelassenen mittleren Chinooks von Ricardo auch noch mitnehmen sollen, aber um die mitgebrachte Beute ging es ja gar nicht wirklich. Ich habe ja noch meine Maennertour nach Bamfield im August bei der ich die Truhe fuellen kann. Aber ueber mehr Action an den Ruten haetten wir uns schon gefreut. Aber ich muss sagen, trotz der zaehen Angelei, habe ich einfach das Zusammensein mit meinen beiden Prachtburschen genossen. Die beiden sind wirklich feine fast-erwachsene Kerle geworden, auf die wir als Eltern richtig stolz sein koennen. Und auf so einer Angeltour ist man nicht Vater und Soehne, sondern eher einfach Angelkumpels, und auf dieser Ebene verstehen wir uns blendend und haben eine richtig schoene Zeit miteinander gehabt.


    7.7.2024; Nootka cont.


    Es war nun zu der Duenung auch noch etwas Nachmittagwind aufgekommen und diese Stelle war leider sehr den Elementen ausgesetzt. Wir versuchten zwei Driften aber es war schwer am Grund zu bleiben. Ich half mit Motorkraft etwas nach aber so richtig gut befischen liess sich die Stelle heute nicht. Die Jungs bekamen auch keinen Biss und so fuhren wir bald weiter an eine uns bekannte Grosslingstelle. Dort gab es eine sehr steile Felskante, ein bisschen wellengeschuetzt, an der aeussersten Schaereninsel. Alex montierte einen Monstertwister und Ricardo hatte seinen 300g Lieblingspilker. Beides wurde mit einem kleinen Lachshautfetzen garniert um ein bisschen Geruchsverlockung hinzuzufuegen. Ich stoppte das Boot bei 35m und die Jungs liessen runter. Schnell drifteten wir auf ueber 50m runter wo man kaum noch Bodenkontakt bekam. Wir machten diese Drift 2 oder 3 Mal und dann hatte ich mich auf die Bedingungen eingestellt und wir bekamen jetzt eine nahezu perfekte Drift ueber und entlang der Kante hin. Da! Alex’ Rute wurde nach unten gerissen. Fish on! Heftige Kopfstoesse liessen erahnen, dass das ein guter Fisch war. “Keine Schnur lassen bis Du den Kerl von seiner Hoehle weggezerrt hast”, hatten wir Alex vorher noch mal eingeblaeut. Hier, bei der schnellen Drift ins Tiefe, brauchte man nur ein paar Sekunden festhalten und schon war mal in 10m tieferes Wasser abgedriftet. Alex versuchte zu pumpen aber jetzt verlor er erstmal ein Stueck Schnur. Das musste ein richtig guter Ling sein! Jetzt pumpte er aechzend seinen Gegner hoch. Wir blickten schon gespannt ins Wasser. Jetzt gab der Fisch nochmal Gas und dann passierte es… Widerstand weg! Waaass? Koeder, alles weg. Ich inspizierte das zerrissene Vorfach. Durchgescheuert. Wahrscheinlich an den Zaehnen. Der musste den grossen Koeder voll inhaliert haben und dann das 80# Monovorfach zwischen den Zaehnen gehabt haben. Oder es war schon vorher an Felskanten angekratzt worden. Sehr, sehr schade!


    Wir machten die Drift nun noch etliche Male. Was uns nun auch auffiel, war, dass wir keine Felsenbarsche fingen. Keinen einzigen! Normalerweise hatten wir hier sonst Dutzende als Beifang. Sehr komisch. Dann wurde ploetzlich Ricardo laut und stand mit vollkrummer Rute da. Na also! Auch er kaempfte nun mit etwas Gewichtigem. Die kraeftige Heilbuttrute war maximal gebogen und er stoehnte auf als der Ling Schnur nehmen wollte. Noch nicht, halt fest! Er hievte den Fisch schon ein paar Meter hoch aber dann kam der Gegenangriff und die Rolle sang kurz… und dann war dieser Spass auch schon wieder vorbei. Ausgestiegen. Mist! So ein Pech aber auch heute! Wir versuchten es noch eine paar Mal, fuhren dann zu einer nahen anderen Topstelle, die aber auch nicht produzierte, und kamen dann nochmal zur Kante zurueck. Vielleicht hatten sich die zwei grossen Lings schon beruhigt und waren fuer eine weitere Attacke bereit. Nach paar Versuchen rief Alex ploetzlich, Fish on! Aha! Und wieder war seine Rute bis zum Bersten gespannt. Diesmal aber keine Kopfstoesse – nur sauschwer, meinte er. Aber es kam langsam hoch. Wir waren gespannt. Alex war Muckibuden trainiert und konnte Einiges stemmen aber das hier war selbst an seiner Grenze. Aber er gab nicht auf und hievte, was auch immer, Zentimeter um Zentimeter, hoch. Etwas braunes, langes tauchte auf. Hae? Ein fettes Schiffstau mit allerlei Meeresbewuchs kam hoch. Wow. Wir zogen das fette Tau mal rein um zu sehen ob vielleicht eine Schatztruhe am anderen Ende dran war. Leider nicht. Nur ein vielleicht 30m langes Tau von mindestens 5 cm Durchmesser. Kein Wunder das das schwer war! Mit gemeinsamen Gelaechter und Kopfschuetteln packten wir dann ein und fuhren zum Resort zurueck.


    Nach einer Pause und einem Grillabendessen fuhren wir nochmal zu einer Sonnenuntergangstour vor die Kueste. Das Wasser war immer noch braun und trueb und so blieben unsere Hoffnungen gedaempft. Es war ein herrlicher Sommerabend aber wir konnten in 2h keinen Lachsbiss erzwingen.

    7.7. 2024, Nootka


    Heute war unser einziger voller Tag und den wollten wir voll ausnutzen. Wir standen 4:30 auf und nach einem Fruehstueck donnerten wir bei herrlichem Sonnenaufgang den Fjord hinaus. Es war wirklich windstill aber ruhig war das Wasser trotzdem nicht. Man konnte besser vorankommen als gestern aber gegen die Wellen fahren war trotzdem unbequehm. Was machen die bloss dort drueben in Japan das es hier trotz keinem Wind noch so herumschwappt!? Alex hatte eine Tablette eingeworfen und war dadurch noch extra muede und hatte sich gleich ein Schlafnest unter Deck gemacht. Ricardo und ich beschlossen weit nach Nord-West bis zum Beano Creek zu fahren. So weit kommt man nur an ruhigen Tagen. Dort gibt es eine schoene Bucht mit Kelpguertel und einer Untiefe in der Mitte wo man immer schoen Kreise drumherum schleppen kann. Die Untiefe zieht allerlei Futter an und die Lachse kommen hier gerne vorbei um mal hier und da zuzuschnappen. Wir hatten die Stelle mit 2 anderen Booten fuer uns alleine. Schnell waren wieder 2 Ruten im Einsatz. Jetzt musste es doch mal rappeln! Aber es dauerte ca. 1h bis der erste Biss kam. Aus dem Nichts riss es ploetzlich wie verueckt an der Flash Fly Rute. Ricardo sass gleich daneben und parierte sofort. Ein paar schoene Fluchten und dann blitzte es silbern hinter dem Boot auf. Ein ca. 10-12 Pfuender. Knapp gehakt; wir beschlossen den wieder freizulassen. Da kommt bestimmt noch Groesseres. Ich wollte auch maximal nur 3-4 Lachse mitnehmen.


    Ein Nachbarboot hatte jetzt etwas weiter draussen einen Fisch dran und ich schleppte in die Richtung. Da ruckte wieder die Rute auf Ricardo’s Seite los und Ricardo schaute mich fragend an und ich winkte ab. So schnappte er sich wieder die Rute und war wieder in einen sportlichen Drill verwickelt. Ich hatte die zweite Rute erstmal noch dringelassen und war langsam weitergefahren. Da ruckte auch die zweite Rute los und ich griff sie mir, hieb an und rief “Fish On!”. Doppelbiss! Aber bald stellte sich heraus das mein Fisch eine andere Klasse war – leider eine untere Gewichtsklasse. Ich brachte einen halbwuechsigen Kupfer-Felsenbarsch ans Boot waehrend Ricardo noch lustvoll drillte. Dann kam auch sein Fisch heran – wieder so ein Chinook in der unteren Teenerklasse. Durfte auch wieder wegsaussen. Wenn das mal kein Fehler war. Dann schleppten wir vielleicht 2h ohne weiteren Fischkontakt weiter. Das war seltsam ruhig. Ich bemerkte, das das Wasser ungewoehnlich truebe war. Das konnte nicht gut fuer die auf Sicht raubenden Lachse sein. Nahe am Gezeitenwechsel zog ich unsere Bahn etwas weiter raus, ueber vielleicht 30m tiefen Wasser. Alex war jetzt endlich wach und kam heraus.


    Wir quatschten gerade mal wieder ueber das unglueckliche EM-Aus fuer Deutschland als die Blinkerrute vor Alex’ Nase wie wild nach hinten gerissen wurden. Sofort schrie die Rolle foermlich auf. Wow, was fuer ein Biss! Der Fisch musste schon mit 50 km/h angerauscht gekommen sein und hatte in voller Fahrt den Koeder mitgenommen! Alex bekam kaum die Rute aus dem Halter, so gross war der Zug nach hinten. War das der Grosse? Ricardo und ich raeumten das Deck auf und entfernten alle moeglichen Hindernisse fuer eine erfolgreiche Landung. Nach der ersten rasanten Flucht schien der Fisch allerdings ausgepowert oder sparte sich die Energie fuer spaeter. Langsam brachte Alex den Gegner naeher. Dann sahen wir das erste Mal die Schwanzflosse auftauchen. Kein Monster aber der Groesste des Tripps bisher. Ich sagte das natuerlich auch laut zu Alex, der mich daraufhin strafend ansah weil er diesen extra Druck nicht mag. Ricardo und ich lachten uns an. Der Chinook sass nun stur 2m tief neben dem Boot. Ich sagte Alex das der nochmal Energie ablassen muss sonst geht die Landung schief. Ein so frischer Lachs neben dem Boot is ein Rezept fuer ein Desaster. Ich nahm den Kescher und platschte einmal hart auf die Wasseroberflaeche ueber dem Lachs und jetzt ging nochmal die Post ab. Er raste wieder davon und Alex liess ihn ziehen. Das ging noch ein paar Minuten hin und her und zweimal schraubte sich der Lachs noch voll aus dem Wasser. Hoffentlich blieb er dran!


    Als er dann endlich muede schien, zerrte Alex den Fisch, auf Knien stehend, nahe zum Boot wo ich ihn mit dem Kescher erreichte. Geschafft! Gewonnen! Ein schoener vielleicht 18 Pfuender kam an Bord. Feine Sache. Und was fuer ein Hammerbiss! Vielleicht ging jetzt die richtige Beisszeit los? Leider nein. Wir drehten etliche Runden in der Gegend und hatten keinerlei Fischkontakt mehr. Wir registrierten paar Mal kurze Rucke an den Leinen und fanden Schleimspuren an Flasher und/oder Koeder nachher. Quallen. Und die Truebheit hatte weiter zugenommen. Das sah wie eine Algenbluete aus. Wir setzten nach Sued-Osten um wo mehrere Boote die Wash Rock Gegend bearbeiteten. Dort war das Wasser noch trueber – man konnte kaum noch einen Meter tief sehen. Braune Algenstuecke klebten an der Angelschnur fest. Das konnte nichts Gutes heissen. Das Meer war nun wie ausgestorben. Kaum noch Futterwolken auf den Echo und Stunden ohne Biss. Nicht mal ein einziger Kleinlachs/Shaker. Das war bedenklich. Wir schleppten nun ein Koeder wieder grundnah und ploetzlich riss es wieder gewaltig an der tiefen Rute.


    Ricardo setzte den Haken in etwas Schweres, meinte er, und gab mir die Rute. Ja, es war schwer aber kaempfen tat es nicht wirklich. Das fuehlte sich wie ein Butt an der noch nicht gemerkt hatte, dass er gehakt ist. Stueck fuer Stueck pumpte ich den Gegener hoch. Durch das truebe Wasser konnten wir erst erkennen was es war, als der Fisch 10m hinter dem Boot die Oberflaeche erreichte; tatsaechlich, ein kleiner Butt! Ich brachte den Butt, der nur knapp hing, vorsichtig bis neben das Boot wo ihn Alex mit dem Gaff erwartete. Zack, gegafft und dann ueber die Bordwand gezerrt. Super! Der zweite Butti fuer Mutti! Wir freuten uns ueber diesen schoenen Fang.


    Wir schleppten noch 1-2h ohne jeden Fischkontakt weiter. Wir hoerten den anderen Booten ueber Funk zu – gleiche Story, wie ausgestorben. Keiner fing mehr Lachse. Das musste was mit den Wasserbedingungen zu tun haben. Es lag gerade eine aussergewoehnliche Hitzewelle ueber der Westkueste; unten in Kalifornien hatten sie Temperaturen ueber 40 Grad und auch hier war es ueber 30. Vielleicht hatte das diese Algenbluete ausgeloest. Als Sichtjaeger moegen Lachse kein truebes Wasser und zogen daher vielleicht weiter raus oder tiefer oder frassen einfach nicht. Schade! Hatte ich hier in Nootka auch noch nicht so erlebt. Vor Jahren weiter suedlich, im Barkley Sound, vor Bamfield, hatten wir schon mal so ein Event. Das dauerte einige Wochen und versaute vielen Anglern die Saison.


    So beschlossen wir, vorerst das Lachsangeln abzubrechen und etwas auf Riffische zu pilken. Ich suchte uns ein paar flache Kanten und Untiefen in 20m Tiefe und die zweite Stelle war ein Volltreffer. Alex liess runter – Rute krumm. Ricardo kam unten an – Rute krumm. Beide Fische nahmen sogar etwas Schnur; das mussten Lingcods sein. Zwei massige aber nicht sonderlich grosse Lings kamen hoch und wir beschlossen die wieder freizulassen. Wenn wir einen von einem Meter fingen, wuerden wir einen mitnehmen. Aber diese 70 cm Lings durften noch weiterwachsen. Lings erleiden auch kein Barotrauma und ueberleben C&R wunderbar sofern sie nicht tief oder in den Kiemen gehakt waren. So schnell wie die Jungs die Koeder runterliessen, fingen sie weitere Lings. Sie wurden nun immer kleiner und waren am Ende der Drift schon untermassig. Aber die beiden mussten wohl an die 10 Lings von dieser Kante hochgeholt haben. Ein produktives Revier. Und die Algenbluete machte den Lings wohl nicht so viel aus wie den Lachsen. Davon ermutigt, schlug ich vor zu den uns bekannten Grossfischstellen am Fjordausgang zu fahren. Die erste Stelle was eine kiesige Untiefe in etwa 30 m Tiefe mit 40plus m ringsherum. Diese Stelle war nur auf der detailierten Navionics Karte eingetragen und daher nicht sehr bekannt und befischt. Dort hatten wir das letzte Mal vor 3 Jahren viele Heilbutte, Rochen und auch Lings beim Pilken gefangen. Eine Sternstunde des Pilkens.



    6.7. – 8.7. 2024; Nootka Sound


    Es hatte mich schon das ganze Jahr geaergert, dass ich fuer dieses Jahr keinen Nootka-Sound Trip gebucht hatte. Es schien einfach nicht in den Kalender reinzupassen. Ich musste schon letztes Jahr ganz ohne Nootka auskommen; einer meiner Happy Places. Und dann ergab sich letztes Wochenende ploetzlich doch die Moeglichkeit in dem ich den Montag freibekam. Und fast schon unglaublicherweise konnten meine beiden Soehne auch ein langes Wochenende dafuer freimachen. Das passiert immer seltener und wird daher umso kostbarer wenn man mal beide Jungs zusammen mit auf’s Boot bekommt. Ich rief gleich das Critter Cove Resort im Nootka Sound an und die hatten noch ein paar rustikale Zimmer auf ihrer Schwimm-Lodge frei. Critter Cove is guenstig mitten im Nootka Sound gelegen und daher keine lange Fahrt von den beliebten Angelstellen weg. Ausserdem sind sie voll fuer Angler, die ihr eigenes Boot mitbringen, ausgestattet. Sogar mit Restaurant.


    So fuhren wir noch Freitag nach der Arbeit los, mit Katerstimmung nach dem Deutschland-EM Aus. In Gold River, am Ende des Asphalts, uebernachteten wir in einem Motel um dann frueh zur Slipanlage zu fahren. Leider konnten wir nicht richtig frueh los weil die Bootsrampe, im Fluss gelegen, noch zu niedrigen Wasserstand hatte. Erst ab 10:00 Uhr war der Fluss mit einsetzender Fluss navigierbar. Mein Motor tickte trotzdem einmal kurz am Grund auf – aber wir waren sehr langsam und es war auch nur momentan und so war nichts beschaedigt. Das Auto und Anhaenger blieben auf dem eingezaeunten und bewachten Parkplatz, der zur Slipanlage dazugehoerte.


    Dann duesten wir los und nach 45 Minuten waren wir am Resort. Dort ging alles wie geschmiert und nach 1h Auspacken und Einweisung konnten wir schon zum Angeln auslaufen. Die Berichte der angetroffenen Gaeste waren vielversprechend und dementsprechend waren wir erwartungsfroh aufgeregt. Die Lachse waren noch alle vor der offenen Kueste. Das waren die Lachsstaemme die nach Sueden, nach Kalifornien, Oregon, Washington und Sued-BC zogen. Die lokalen Chinook- und Cohostaemme wuerden erst gegen Ende Juli hier auftauchen und dann in den langen Nootka Fjord einziehen. Dann konnte man fast direkt vor dem Resort mit dem Angeln anfangen. Aber dann wurde es auch voll hier und man muss fuer diese Hauptsaison lange im Voraus buchen und auch ordentlich in die Tasche greifen.


    Die Fahrt bis vor die offene Kueste war von Critter Cove nur 25 Minuten; im Vergleich zu 45 Minuten vom Moutcha Bay Resort, wo wir sonst immer gelandet waren. Am Leuchtturm angekommen, wurden wir von einer kurzfrequentigen Duenung empfangen. Befischbar aber nicht gemuetlich. Alex fuehlte sich gleich unwohl und wuerde morgen unbedingt eine Reisetablette einwerfen. Wir setzten zwei Ruten an den Downriggern ein; einen schlangen Blinker und eine Flash Fly. Dann zogen wir die Koeder zwischen den Untiefen und Riffen hier vor der Kueste herum. Es waren sicher noch 20 andere Boote unterwegs aber das verteilte sich hier gut. Es dauerte eine ganze Weile bis der erste Biss kam. Alex hatte sich mittlerweile schon in der Koje unter Deck eingerichtet. Die Flash Fly Rute ruckte ploetzlich los und Ricardo sprang wie ein Besessener dazu. Endlich! Er hieb an und die Rute blieb krumm. Und schon surrte auch Schnur von der Rolle. Na also! Ging doch. Ricardo genoss den Drill; das war sein erster Lachs dieses Jahr. Ich hielt uns mit den Wellen um das Boot so ruhig wie moeglich zu halten und Alex kam auch aus seiner Hoehle und schnappte sich den Kescher. Der Fisch war sportlich und es dauerte eine ganze Weile bis wir den ersten Blick darauf bekamen. Kein Riese aber ein schoener Teener Chinook. Das war ein Anfang. Die beiden Jungs waren erfahren und machten das alles klasse. Ich schaute stolz vom Fahrersitz aus auf meine Schule. Alex sackte den Fisch bald in den Kescher ein und der erste Fang kam an Bord. Wir klatschten uns ab und versorgten den Fisch schnell um gleich da wieder anzuknuepfen.


    Nicht lange danach ruckte wieder die selbe Rute hart an und loeste auch gleich den Clip aus aber Ricardo wollte Alex den naechsten Biss ueberlassen und Alex war nicht darauf gefasst und bis die beiden sich geeinigt hatten, war der Fischkontakt leider weg. Dann war wieder eine Weile Ruhe. Das war erstaunlich denn in der Vergangenheit hatten wir hier vor der offenen Kueste mit all dem vorhandenen Futter immer Unmengen Kleinlachs vor Ort. Ich war ja gar nicht boese von den Kleinlachsen verschont zu bleiben, aber komisch war das schon. Ich schleppte uns nun an der Scharkante bei ca. 40m Tiefe entlang und Alex hatte seinen Blinker in Bodennaehe platziert. Ploetzlich riss es die Blinkerrute hart zurueck und gleich aus dem Clip raus. Alex schnappte sich die Rute und schlug hart an und wohl in etwas Schweres. Langsam aber stetig lief Schnur von der Rolle, die Rute war vollkrumm. Ich fragte ob er Leben fuehlte und ja, er haette ein oder zwei Kopfstoesse gespuert. Das sah nach Butt aus!


    Ricardo holte schnell die andere Rute ein und ich schaltete auf Standgas aber noch im Gang um etwas die Richtung halten zu koennen. Das nahm Alex ein bisschen den Druck von der Rute und nun gewann er stetig Schnur zurueck. Hin und wieder wippte die Rute mal gewichtig aber mehr als ein oder zwei Meter Schnur verlor er jetzt nicht mehr. Ich war mir fast sicher: Heilbutt. Es sei denn ein quer gehakter Lachs. Wir starrten gespannt auf die Wasseroberflaeche wo wir das Auftauchen vermuteten. Dann erschien ein brauner Schatten hinter dem Flasher ca. 10m hinter dem Boot. Jupp, Butt, und kein Schlechter! Alex’ personal best fuer Heilbutt war 15 Pfund und der hier war groesser. Das spornte ihn an und er wollte jetzt nichts falsch machen. Ruhig brachte er den Butt ans Boot. Einmal fing er kurz an zu toben als Alex ihm fuer einen Moment das Maul aus dem Wasser gezogen hatte. Er hing knapp vorne im Maul – das musste jetzt schnell gehen. Ich hatte die Harpune fertig und rammte ihm die Spitze hinter dem Kiemendeckel durch und zog die Harpune wieder heraus woraufhin die Spitze auf der Unterseite haengenblieb und den Butt somit fest an das Harpunenseil vertaeute. Jetzt fing der vielleicht 20 pfuendige Butt an zu toben und raste wie bekloppt paar Male voll an das Boot aussen ran. Er wollte wohl unser Boot versenken!


    Bald war Ruhe und ich vertaeute ihn durch Maul und Kiemen und hievte ihn an Bord. Klasse! Ein Butti fuer Mutti, meinte Alex lachend. Heilbutt war der gefragteste Fisch in der heimischen Kueche. Wir freuten uns und nachdem wir den Fang versorgt hatten, gingen wir wieder motiviert in Angelmodus. Aber es blieb ruhig. Gegen Abend zogen wir eine Schleife durch eine Bucht am Strand. Hier war es nur 10-20m tief und wir liessen die Koeder weiter hinter dem Boot laufen um die Scheuchwirkung des Bootes zu beruecksichtigen. Da rappelte wieder die Blinkerrute los – Ricardo war zuerst dran und er hatte wohl einen kraeftigen Gegner. Aber ein Lachs war das wohl auch nicht. Ein guter Lingcod tauchte hinter dem Boot auf. Schau mal an, da muessen also auch Steine und Felsbrocken in dieser sonst sandig-kiesigen Bucht herumliegen. Obwohl der Ling gut massig war (65 cm Mindestmass), beschlossen wir ihn wieder freizulassen. Alex half Ricardo und hielt ihn nochmal kurz in die Kamera. Dann schoss der Bursche schnell wieder zum Grund. Trotz geduldigem Versuchen unsererseits bekamen wir keine weiteren Bisse. Als wir einpackten, machten wir uns Mut fuer morgen. Wir hatten ja was gefangen aber da war noch viel Luft nach oben. Und morgen sollte es fast keinen Wind geben.


    28.6.2024; Sooke


    Es sieht fast so aus als ob ich nur noch angeln gehe wenn ich Besuch aus Deutschland habe, Nicht ganz so! Ich habe Euch mindestens einen Ausflug vorenthalten. Aber bei 2 Wochen Deutschlandurlaub im Juni und dann non-stop Fussball gucken; man kommt ja zu nichts mehr!


    Ich bin Ende Mai mal alleine mit dem Boot raus und habe erst die Lachse vor Sooke abgeklopft aber nachdem nicht viel ging, bin ich mal neue Pilkstellen erkunden gefahren. Ich wusste von einigen kleineren Untiefen und Riffen westlich vom Sheringham Leuchtturm. Dort wird im Sommer zur Hauptlachszeit viel auf Lachs geschleppt und daher wohl kaum gepilkt um die Schleppflotte nicht zu veraergern. Aber die Stelle war auch ein ganzes Stueck weg von den Marinas im Sooke Hafen und viele fuhren gar nicht erst so weit west. Jetzt, wo die Chinookfischerei noch beschraenkt ist und nicht so viele auf Lachs, eher auf Heilbutt, angelten, fand ich diese Untiefen total verwaist vor. Als ich meine 80g Pilker runterliess, ging es Schlag auf Schlag . Richtig gute Felsenbarsche bis ueber 50cm lang. Aber auch ein paar kleinere Lingcods zeigten dass das noch groesseres Potenzial hat. An der leichten Pilkrute ein Heidenspass den ich mir fuer zukuenftige Touren fest einpraegte. Nur die Klappe halten denn solche Stellen sind schnell ueberfischt, wenn sich das herumspricht. Die Barsche und Lings sind standorttreu und damit ruck zuck weg wenn die Flotte davon Wind bekam.


    Letztes Wochenende war Forumsmitglied Dominik aus Muenchen mit seiner Freundin hier in der Gegend. Wir hatten schon ausgemacht, dass wir mindestens einmal am Wochenende zusammen angeln wuerden. Dummerweise spielte nun Deutschland am Samstag und daher fiel der Tag fuer mich zum angeln aus. Am Sonntag passte es dann, auch wenn es ziemlich windig werden sollte. Ging aber am Ende. So fuhren wir beide frueh zur Sunny Shores Marina und slippten bei Ebbe in einer schlammigen Bruehe mit viel angetriebenen Seegras. Der Anhaenger sah nachher aus wie ein vollgeschmueckter Weihnachtsbaum! Wir liessen unterwegs noch die Krabbenfalle ein und fuhren dann weit westlich bis zum Muir Creek. Die Idee war hier den noch etwas wind-ruhigeren Morgen auszunutzen um so weit westlich wie moeglich zu kommen um dann spaeter, wenn der Westwind staerker aufkam, mit den Wellen wieder zurueckzukommen.


    An der Muir Creek Strecke angekommen, packten wir 2 Lachsruten aus, eine mit Blinker und eine mit einer Flash Fly bestueckt. Dominik kurz eingewiesen; mit Downriggern hatte er noch nie gefischt. Er ist ein absoluter Uferangelexperte und war schon ueberall in der Welt. Unglaubliche Geschichten kann der erzaehlen und kann sogar Stories von Roosterfischen vom Ufer mit Bildern belegen! Bald kamen die ersten Bisse. Ich dachte mir schon, dass ein paar fruehe Cohos unterwegs waren und diese uns unterhalten wuerden. Zwischendrin, hoffte ich, wuerden wir auch ein oder zwei grosse Chinooks finden. Wahrscheinlich wuerde man die wieder freilassen muessen weil jetzt ueberwiegend grosse und wilde und damit geschonte Chinooks ziehen, aber Spass mal so einen Brocken zu drillen, waere es schon fuer Dominik gewesen. Die ersten paar Cohos waren wirklich klein aber es waren reife und einige davon waren auch markiert. Wir behielten ruck zuck zwei so um die 45cm. Da hatte Dominik sogar einen groesseren vom Ufer an der Westkueste gefangen. Aber heute wollte einfach nichts Groesseres. Ein Coho hatte vielleicht so reichlich 50cm aber der war dann natuerlich unmarkiert und musste zurueck. Dominik wollte gerne ein paar Fische behalten; zum auf der restlichen Reise verspeisen aber auch zum mit heimnehmen.


    Als dann die stroemungsruhige Zeit anbrach, fuhren wir zu meinen neu gefundenen Riffen vor dem Leuchtturm. Wir hatten die ganze Gegend fuer uns alleine. Schnell hatten wir 2 Pilkruten fertig und ich setze uns stromauf der vielleicht 100m langen Untiefe in 20-30 m Wassertiefe. Dominik war zu erst unten – Rute krumm! Bei mir dauerte es 5 Sekunden laenger dann Rute krumm. Klasse! Sie waren noch da und hungrig! Dominik brachte gleich einen richtigen Brocken – einen schwarzen Felsenbarsch der UE50 Klasse herauf. Das fing ja gut an! Und von da an war es non-stop Action. Zuerst zum groessten Teil Felsenbarsche, 2-3 Arten, viele schwarze. Ein paar Greenlinge waren auch dabei von denen Dominik auch einen behielt – mal zum Probieren. Man hatte durch die schnelle Drift leider nur 1-2 Minuten oder so Angelzeit bis man ueber die Felsen hinweg auf sandigem Boden landete und dort hoerten die Bisse dann schlagartig auf. Da es manchmal eine Weile dauerte bis wir die gefangenen Fische vom Haken geloest und wieder freigelassen hatten, fingen wir meist nur 1 oder 2 Fische pro Drift und ich musste das Boot oft wieder umsetzen. Wir hatten auch den einen oder anderen kleinen Lingcod und ich fragte mich schon ob es hier wohl nur die Ling-Kinderstube gab. Aber ich bekam die Antwort mit einem heftigen Biss und Etwas das mir schnell ein paar Meter Schnur von der Rolle riss. Das musste ein besserer Ling sein! Leider kam der Haken bald los und es blieb beim ahnen.


    Ich steuerte dann mal ein paar andere Riffe und Klippen dichter am Ufer an in der Hoffnung auf was Anderes und vielleicht noch Groesseres, aber da ging gar nichts. Auch kein Lachs mit dem ich vielleicht hier und da mal gerechnet haette. So fuhren wir wieder zum produktiven Riff zurueck und dort ging es immer noch heiss her. Dominik fing mal einen Red Snapper (oder auch Yellow Eye Rockfish). Die sehen schoen aus und sind auch sehr lecker aber eben noch ganzjaehrig geschont. Ich montierte nun einen Riesentwister um vielleicht doch noch einen grossen Ling herauszukitzeln und prompt war meine Rute vollkrumm. Das war was Schweres. Ich erwartete die typische Lingflucht zurueck zur Hoehle aber die kam nicht. Daher war ich etwas unsicher was das wohl war. Aber dann erschien das riesige aufgerissene Maul eines Lings an der Oberflaeche. Dominik gaffte den gut 10 pfuendigen Burschen. Der konnte sich schon sehen lassen! Ich gab Dominik den Riesentwister damit er auch mal so einen bekam. Aber es war der kleine Pilker den ich mir wieder montierte der den naechsten massigen Ling hakte. Der war zwar etwas kleiner aber mit etwa 75 cm auch weit ueber das 65cm Mindestmass. Und diesmal kaempfte der Fisch auch ordentlich.


    Mittlerweile fischte Dominik mit seiner erfolgsverwoehnten Reiserute, die gut fuer diese Art Angelei passte. Nun hatte er etwas Schwereres am Haken und er aechzte ganz ordentlich als der Fisch Gas gab. Auch ein Ling – aber grenzwertig fuers Mindestmass. Ich riet ihm in freizulassen und lieber noch einen Besseren zu fangen. Aber es war wieder ich der den naechsten Mass-Ling fing. Auch so selbe Groesse. Damit hatten wir das Tageslimit fuer eine unserer Lizenzen und da meine Familie (verrueckterweise) nicht so scharf auf Ling ist, machten wir hier Schluss. Ich hatte einen Felsenbarsch fuer mich und Dominik 3 Lings, 1 Barsch, 1 Greenling und 2 Cohos. Eine feine Ziehung! Das hatte wirklich klasse geklappt. Der Wind wurde nun staerker und die Stroemung nahm auch wieder zu. Wir fuhren zum Otter Point und drehten dort eine Runde in der Hoffnung auf einen Chinook. Nichts. Weiter zurueck am Possession Point und Secretary Island schuettelten uns die Wellen auch schon ganz schoen herum und als auch hier keine Bisse kamen, beschlossen wir Schluss zu machen. In diesem Moment hatte Dominik noch einen guten Biss der aber leer ausging und auch ich fing noch einen winzigen Lachs zum Ende. Die Rueckfahrt durch die Meeresenge bei Secretary Island gegen die Wellen war schon sportlich! Die Krabbenfalle hatte leider auch nicht produziert und so mussten wir zusammenfassen; einiges hatte toll geklappt und einiges weniger. Aber es war ein richtig schoener Tag gewesen, mit einem der so angelverrueckt ist wie ich auch. Das hatte richtig Spass gemacht, Dominik! Ich hoffe Du hast weiter Petrus auf Deiner Seite fuer den Rest Deines BC-Urlaubs und gerne mal wieder in der Zukunft!