26.8. Sooke
Jetzt muss ich ruckzuck mal einen Monat Berichte einstellen nachholen; es war eine ereignisreiche Zeit mit viel Besuch und auch einigen Abenteuern auf und am Wasser. Bin einfach bis jetzt nicht dazu gekommen. Aber jetzt….
Also, Ende August war noch volle Bucklachszeit – ein fantastischer Zug dieser kleineren Lachse, hier Pinks genannt, nicht nur zum Fraser River sondern in fast allen Fluessen von Sued-BC bis nach Alaska. Fuer den Fraser River wurden die Schaetzungen auf ueber 20 Millionen alleine beziffert; der beste Buckellachszug seit ueber 20 Jahren! Anfang August kontaktierte mich aus Campbell River noch ein Forumsmitglied und fragte enttaeuscht warum keine Pinks im Campbell River waeren. Das war erstaunlich denn eigentlich ziehen die Pinks schon Ende Juli in diesen produktiven Fluss. Ich erkundigte mich mal bei den Lokalen und die meinten die Pinks waeren spaet, aber sie saessen vor der Flussmuendung und die Meeresangler wuerden viele fangen. Das half unserem deutschen Angelfreund aber auch nicht; er fuhr nun schon weiter nach Victoria im Sueden der Insel. Leider war ich dann schon auf dem Weg nach Malcolm Island und konnte ihn so nicht mehr mit auf’s Boot mitnehmen. Aber ich gab ihm noch den Tipp es mal von den Klippen am Beechey Head im East Sooke Park zu probieren. Und tatsaechlich fing er dort vom Ufer aus 2 Buckellachse! Ausdauer und lokales Wissen bringen Resultate! Uebrigens, auf dem Weg nach Malcolm Island fuhren wir durch Campbell River und 4 Tage spaeter auf dem Rueckweg war der Fluss rappelvoll mit Pinks. Die Lachsangelei im Fluss ist oft ein zeitliches Gluecksspiel fuer Touristen.
Am 26.8., frisch zurueck von Malcolm Island, nahm ich meine Kollegin Jessica mit ihrem Mann James und dem 10 Jahre alten Sohn Anderson mit auf’s Boot in Sooke. James, der Papa, war selber Angler; hatte aber kein eigenes Boot. Er hatte Anderson schon paar Mal an das Angeln herangefuehrt; vom Ufer im Meer oder an Fluessen und Seen. Anderson war definitiv interessiert; aber als 10 jaehriger natuerlich nicht sehr geduldig. Aber dafuer war das Pinklachsangeln perfekt; non-stop Action. Es wurde ein wunderschoener Sommertag mit ruhiger See. Wir liessen zuerst die Krabbenfalle vor der Sunny Shores Marina ein und duesten dann raus vor den Fjord. Gleich an der ersten Stelle rappelte es bald los an den Ruten. Anderson hatte alle Haende voll zu tun einen Pink nach dem anderen ans Boot zu drillen. James musste manchmal ein bisschen mit der Rute halten helfen aber sonst machte er das ganz gut. Hin und wieder schnappte auch mal ein Coho zu – aber alle unmarkiert. Wir behielten 4 Pinks und wollten dann noch vielleicht einen Chinook erwischen. Dazu setzten wir zum Muir Creek um. Dort waren seltsamerweise kaum Pinks vor Ort – ich glaube wir fingen nur 2 in 2 Stunden.
Anderson hatte mittlerweile etwas das Interesse verloren und schaute sich lieber nach Walen um, schaute ein paar Seeloewen zu und sichtete auch eine Gruppe Delfine. James uebernahm jetzt die Angelei. Ich schleppte uns langsam zum Otter Point zurueck und wir reihten uns in die kleine Trollingflotte die hier unterwegs war ein. James fischte jetzt mit Koederfischsystem um einen groesseren Lachs zu ueberlisten. Am beruehmten 3rd Rock hinter Otter Point bekam er auch einen guten Biss am Koederfisch; die Schnur riss sofort aus dem Downriggerclip heraus und die Rute wippte kraeftig als James sie sich schnappte. “Das ist ein Guter….” meinte er und gerade begann die Rolle zu singen, aber da gab es wohl einen Ruck in der Rute und der Fisch war weg. Anderson hatte schon aufgeregt den Kescher herausholen wollen aber lernte jetzt, dass ein gehakter Lachs noch lange nicht ein gelandeter war. Wir drehten noch 2 oder 3 Runden um die Stelle aber ausser einem Pink und einem Baby-Chinook biss dort nichts mehr. Schliesslich zog ich uns bis zur Spitze des Otter Points und wir drehten dort noch ein paar Runden. James und Jessica fingen hier noch ein paar Pinks die wir alle wieder freiliessen. Als James es mal wieder mit einem Pink zu tun hatte, riss es an der anderen Rute hart. Jessica winkte ab, Anderson wollte auch nicht mehr an die Rute – so schnappte ich sie mir und genoss einen feisten Cohodrill. Der Coho verbrachte mehr Zeit in der Luft als im Wasser!
Als ich ihn dann endlich am Boot hatte, suchte ich die Fettflosse. Ich konnte nichts erkennen und so kescherte James den Fisch. Im Netz untersuchte ich nochmal genau – ah, da war sowas wie eine Fettflosse – oder nicht? James hielt den Fisch fest und wir schauten nochmal ganz genau hin: es war nur ein winziger Restfetzen der Fettflosse vorhanden; vielleicht 20% der urspruenglichen Flossengroesse. Das war eindeutig ein markierter Coho – nur war die Fettflosse nicht komplett entfernt worden. Ich habe dutzende Male an der Brutstation mitgeholfen Babylachse zu markierten – da wird ein Eimer voll Junglachse, etwa 3-4 cm lang, mit einem Betaeubungsmittel ruhig gestellt und dann stehen da 20-30 Freiwillge mit Fingernagelscheren und schnippeln den kleinen Kerlen die Fettflosse ab. Wenn die Mitarbeiter das Betaeubungsmittel mal etwas duenn angeruehrt hatten, dann hatte man quirrlige, glitschige Minilachse in der Hand und versuchte mit der Schere eine Flosse von weniger als 1x1mm zu erwischen. Da kam es schon mal vor, dass eine Flosse unvollstaendig beschnitten wurde oder auch schon mal ein Babylachs halbiert wurde. Kein perfektes System. Vor diesem Hintergrund, entschloss ich den Coho als markiert mitzunehmen.
Kurz danach hatte James am Koederfisch nochmal einen kraeftigen Biss und diesmal hing der Bursche. Ein spannender Drill began und der Chinook wollte einfach nicht aufgeben. Anderson sprang aufgeregt von einer Bootsseite zur anderen und feuerte seinen Papa an. Einmal rief er “Sealions!” und zeigte auf eine braune Masse ca. 50 m neben dem Boot. Ich war sofort alarmiert und machte Wurfgeschosse bereit sollten die Seelowen Anstalten machen unseren Lachs zu attackieren. Gluecklicherweise waren die 3 Seeloewen nicht interessiert oder hatten den kaempfenden Fisch nicht bemerkt und sie zogen weiter. 4 oder 5 Mal hatte James den Fisch dicht am Boot und ich wollte mit dem Kescher zulangen aber jedes Mal buechste er nochmal aus oder er stand zu tief fuer den Kescher. Dabei war er gar nicht so gross – vielleicht 13 oder 14 Pfund. Aber dann endlich sackte ich ihn ein und wir klatschten alle James ab. Das war ein sportlicher Drill gewesen! Kurz danach packten wir ein und fuhren Richtung Krabbenfalle im Fjord zurueck.
Als wir gerade den Fjordeingang passiert hatten, kam ein Fischereiaufseherboot auf uns zu und legte an uns an. Die waren super freundlich und fragten nach den Lizenzen und fragten Anderson ob er Spass gehabt haette und auch was gefangen hatte. Ich oeffnete die Fischkiste und sie wollten den Chinook kurz sehen; alles gut. Ich wiess sie noch ganz unschuldig auf den Coho hin der halb unter den Pinks begraben lag und zeigte ihnen die 80% entfernte Fettflosse freiwillig. Da wurde die eine Dame ernst und meinte die Fettflosse muesste komplett entfernt sein um als markierter Lachs zu gelten. Das hier waere ein illegaler Fisch. Mit wurde etwas mulmig und ich erklaerte meine Erfahrung mit dem Markieren an der Brutstation etc. Jessica hatte inzwischen den Orginaltext des Regelwerkes gegoogelt und dort stand woertlich “…eine verheilte Narbe an der Fettflossenstelle…” Ich zeigte den Aufsehern das das eine fein verheilte Narbe war – nicht frisch abgeschnitten, nur eben nicht 100% entfernt. Die Dame liess nicht locker bis ein aelterer Officer einschritt, mir erstmal fuer meine Freiwilligenleistung an der Brutstation dankte, er verstuende mein Argument aber man wolle eben auch keine Gesetzesunterwanderungen einreissen lassen. Er empfiel der Dame mir eine Verwarnung zu geben und den Fisch zu konfiszieren und es dabei zubelassen. Er schien der Vorgesetzte der Dame zu sein denn sie war sofort damit einverstanden, ich nickte auch um die Sache nicht eskalieren zu lassen, besonders im Beisein des Kindes. Ich sah in Jessica’s Gesicht die Unzufriedenheit aber auch sie behielt ihre Meinung fuer sich. Ich reichte den Coho rueber und der Aeltere versicherte mir schmunzelnd, dass der Fisch an die Food Bank gespendet wuerde und nicht auf dem naechsten Ministeriumsgrillabend verspeist wuerde. Damit war die Sache erledigt und wir fuhren weiter.
Ein bisschen wurmte die Sache mich und besonders Jessica aber doch. Haette ich den Coho nicht so voreilig herausgekramt, die haetten ihn wahrscheinlich gar nicht gesehen. Sie hatten keine Anstalten gemacht auf mein Boot zu kommen und die Fischkiste richtig zu untersuchen. So sicher war ich meiner Sache gewesen. Und deren Regelauslegung haette man sicher einfach vor Gericht anfechten koennen. Aber was soll’s, fuer ne Verwarnung war die Aufregung nicht wert. Wir fanden noch 3 fette Krabben in der Falle und bekamen so vom Meer noch was zurueck. Alles in allem ein schoener Tag mit einer Lehre: nimm’ keinen unvollstaendig markierten Lachs mit und zeige nur die Fische die gefordert werden!