Beiträge von cohosalmon

    26.8. Sooke


    Jetzt muss ich ruckzuck mal einen Monat Berichte einstellen nachholen; es war eine ereignisreiche Zeit mit viel Besuch und auch einigen Abenteuern auf und am Wasser. Bin einfach bis jetzt nicht dazu gekommen. Aber jetzt….


    Also, Ende August war noch volle Bucklachszeit – ein fantastischer Zug dieser kleineren Lachse, hier Pinks genannt, nicht nur zum Fraser River sondern in fast allen Fluessen von Sued-BC bis nach Alaska. Fuer den Fraser River wurden die Schaetzungen auf ueber 20 Millionen alleine beziffert; der beste Buckellachszug seit ueber 20 Jahren! Anfang August kontaktierte mich aus Campbell River noch ein Forumsmitglied und fragte enttaeuscht warum keine Pinks im Campbell River waeren. Das war erstaunlich denn eigentlich ziehen die Pinks schon Ende Juli in diesen produktiven Fluss. Ich erkundigte mich mal bei den Lokalen und die meinten die Pinks waeren spaet, aber sie saessen vor der Flussmuendung und die Meeresangler wuerden viele fangen. Das half unserem deutschen Angelfreund aber auch nicht; er fuhr nun schon weiter nach Victoria im Sueden der Insel. Leider war ich dann schon auf dem Weg nach Malcolm Island und konnte ihn so nicht mehr mit auf’s Boot mitnehmen. Aber ich gab ihm noch den Tipp es mal von den Klippen am Beechey Head im East Sooke Park zu probieren. Und tatsaechlich fing er dort vom Ufer aus 2 Buckellachse! Ausdauer und lokales Wissen bringen Resultate! Uebrigens, auf dem Weg nach Malcolm Island fuhren wir durch Campbell River und 4 Tage spaeter auf dem Rueckweg war der Fluss rappelvoll mit Pinks. Die Lachsangelei im Fluss ist oft ein zeitliches Gluecksspiel fuer Touristen.


    Am 26.8., frisch zurueck von Malcolm Island, nahm ich meine Kollegin Jessica mit ihrem Mann James und dem 10 Jahre alten Sohn Anderson mit auf’s Boot in Sooke. James, der Papa, war selber Angler; hatte aber kein eigenes Boot. Er hatte Anderson schon paar Mal an das Angeln herangefuehrt; vom Ufer im Meer oder an Fluessen und Seen. Anderson war definitiv interessiert; aber als 10 jaehriger natuerlich nicht sehr geduldig. Aber dafuer war das Pinklachsangeln perfekt; non-stop Action. Es wurde ein wunderschoener Sommertag mit ruhiger See. Wir liessen zuerst die Krabbenfalle vor der Sunny Shores Marina ein und duesten dann raus vor den Fjord. Gleich an der ersten Stelle rappelte es bald los an den Ruten. Anderson hatte alle Haende voll zu tun einen Pink nach dem anderen ans Boot zu drillen. James musste manchmal ein bisschen mit der Rute halten helfen aber sonst machte er das ganz gut. Hin und wieder schnappte auch mal ein Coho zu – aber alle unmarkiert. Wir behielten 4 Pinks und wollten dann noch vielleicht einen Chinook erwischen. Dazu setzten wir zum Muir Creek um. Dort waren seltsamerweise kaum Pinks vor Ort – ich glaube wir fingen nur 2 in 2 Stunden.


    Anderson hatte mittlerweile etwas das Interesse verloren und schaute sich lieber nach Walen um, schaute ein paar Seeloewen zu und sichtete auch eine Gruppe Delfine. James uebernahm jetzt die Angelei. Ich schleppte uns langsam zum Otter Point zurueck und wir reihten uns in die kleine Trollingflotte die hier unterwegs war ein. James fischte jetzt mit Koederfischsystem um einen groesseren Lachs zu ueberlisten. Am beruehmten 3rd Rock hinter Otter Point bekam er auch einen guten Biss am Koederfisch; die Schnur riss sofort aus dem Downriggerclip heraus und die Rute wippte kraeftig als James sie sich schnappte. “Das ist ein Guter….” meinte er und gerade begann die Rolle zu singen, aber da gab es wohl einen Ruck in der Rute und der Fisch war weg. Anderson hatte schon aufgeregt den Kescher herausholen wollen aber lernte jetzt, dass ein gehakter Lachs noch lange nicht ein gelandeter war. Wir drehten noch 2 oder 3 Runden um die Stelle aber ausser einem Pink und einem Baby-Chinook biss dort nichts mehr. Schliesslich zog ich uns bis zur Spitze des Otter Points und wir drehten dort noch ein paar Runden. James und Jessica fingen hier noch ein paar Pinks die wir alle wieder freiliessen. Als James es mal wieder mit einem Pink zu tun hatte, riss es an der anderen Rute hart. Jessica winkte ab, Anderson wollte auch nicht mehr an die Rute – so schnappte ich sie mir und genoss einen feisten Cohodrill. Der Coho verbrachte mehr Zeit in der Luft als im Wasser!


    Als ich ihn dann endlich am Boot hatte, suchte ich die Fettflosse. Ich konnte nichts erkennen und so kescherte James den Fisch. Im Netz untersuchte ich nochmal genau – ah, da war sowas wie eine Fettflosse – oder nicht? James hielt den Fisch fest und wir schauten nochmal ganz genau hin: es war nur ein winziger Restfetzen der Fettflosse vorhanden; vielleicht 20% der urspruenglichen Flossengroesse. Das war eindeutig ein markierter Coho – nur war die Fettflosse nicht komplett entfernt worden. Ich habe dutzende Male an der Brutstation mitgeholfen Babylachse zu markierten – da wird ein Eimer voll Junglachse, etwa 3-4 cm lang, mit einem Betaeubungsmittel ruhig gestellt und dann stehen da 20-30 Freiwillge mit Fingernagelscheren und schnippeln den kleinen Kerlen die Fettflosse ab. Wenn die Mitarbeiter das Betaeubungsmittel mal etwas duenn angeruehrt hatten, dann hatte man quirrlige, glitschige Minilachse in der Hand und versuchte mit der Schere eine Flosse von weniger als 1x1mm zu erwischen. Da kam es schon mal vor, dass eine Flosse unvollstaendig beschnitten wurde oder auch schon mal ein Babylachs halbiert wurde. Kein perfektes System. Vor diesem Hintergrund, entschloss ich den Coho als markiert mitzunehmen.


    Kurz danach hatte James am Koederfisch nochmal einen kraeftigen Biss und diesmal hing der Bursche. Ein spannender Drill began und der Chinook wollte einfach nicht aufgeben. Anderson sprang aufgeregt von einer Bootsseite zur anderen und feuerte seinen Papa an. Einmal rief er “Sealions!” und zeigte auf eine braune Masse ca. 50 m neben dem Boot. Ich war sofort alarmiert und machte Wurfgeschosse bereit sollten die Seelowen Anstalten machen unseren Lachs zu attackieren. Gluecklicherweise waren die 3 Seeloewen nicht interessiert oder hatten den kaempfenden Fisch nicht bemerkt und sie zogen weiter. 4 oder 5 Mal hatte James den Fisch dicht am Boot und ich wollte mit dem Kescher zulangen aber jedes Mal buechste er nochmal aus oder er stand zu tief fuer den Kescher. Dabei war er gar nicht so gross – vielleicht 13 oder 14 Pfund. Aber dann endlich sackte ich ihn ein und wir klatschten alle James ab. Das war ein sportlicher Drill gewesen! Kurz danach packten wir ein und fuhren Richtung Krabbenfalle im Fjord zurueck.


    Als wir gerade den Fjordeingang passiert hatten, kam ein Fischereiaufseherboot auf uns zu und legte an uns an. Die waren super freundlich und fragten nach den Lizenzen und fragten Anderson ob er Spass gehabt haette und auch was gefangen hatte. Ich oeffnete die Fischkiste und sie wollten den Chinook kurz sehen; alles gut. Ich wiess sie noch ganz unschuldig auf den Coho hin der halb unter den Pinks begraben lag und zeigte ihnen die 80% entfernte Fettflosse freiwillig. Da wurde die eine Dame ernst und meinte die Fettflosse muesste komplett entfernt sein um als markierter Lachs zu gelten. Das hier waere ein illegaler Fisch. Mit wurde etwas mulmig und ich erklaerte meine Erfahrung mit dem Markieren an der Brutstation etc. Jessica hatte inzwischen den Orginaltext des Regelwerkes gegoogelt und dort stand woertlich “…eine verheilte Narbe an der Fettflossenstelle…” Ich zeigte den Aufsehern das das eine fein verheilte Narbe war – nicht frisch abgeschnitten, nur eben nicht 100% entfernt. Die Dame liess nicht locker bis ein aelterer Officer einschritt, mir erstmal fuer meine Freiwilligenleistung an der Brutstation dankte, er verstuende mein Argument aber man wolle eben auch keine Gesetzesunterwanderungen einreissen lassen. Er empfiel der Dame mir eine Verwarnung zu geben und den Fisch zu konfiszieren und es dabei zubelassen. Er schien der Vorgesetzte der Dame zu sein denn sie war sofort damit einverstanden, ich nickte auch um die Sache nicht eskalieren zu lassen, besonders im Beisein des Kindes. Ich sah in Jessica’s Gesicht die Unzufriedenheit aber auch sie behielt ihre Meinung fuer sich. Ich reichte den Coho rueber und der Aeltere versicherte mir schmunzelnd, dass der Fisch an die Food Bank gespendet wuerde und nicht auf dem naechsten Ministeriumsgrillabend verspeist wuerde. Damit war die Sache erledigt und wir fuhren weiter.


    Ein bisschen wurmte die Sache mich und besonders Jessica aber doch. Haette ich den Coho nicht so voreilig herausgekramt, die haetten ihn wahrscheinlich gar nicht gesehen. Sie hatten keine Anstalten gemacht auf mein Boot zu kommen und die Fischkiste richtig zu untersuchen. So sicher war ich meiner Sache gewesen. Und deren Regelauslegung haette man sicher einfach vor Gericht anfechten koennen. Aber was soll’s, fuer ne Verwarnung war die Aufregung nicht wert. Wir fanden noch 3 fette Krabben in der Falle und bekamen so vom Meer noch was zurueck. Alles in allem ein schoener Tag mit einer Lehre: nimm’ keinen unvollstaendig markierten Lachs mit und zeige nur die Fische die gefordert werden!


    17.8. – 21.8. 2023; Malcolm Island – Tag 5, Cont....


    Wir hatten noch 45 Minuten bis wir Dave treffen wuerden. Bei dieser glatten See dauerte die Ueberfahrt nur 20 Minuten. Wir koennten noch eine Runde machen. Alex? Ok! Ich koederte nochmal einen Koederfisch an – diesmal nur am Drilling ohne Angsthaken. Der Blinker ging auch nochmal rein und dann machten wir noch einen Pass am Krautfeld vorbei. Wir waren schon vorbei und fuhren ins Tiefere und ich schaute nach vorn – da hoerte ich Alex aufspringen und die Blinkerrute greifen. Ich sah gerade noch wie hart die schon gespannt war. Wow! Wieder ein guter Fisch! Der schoss wie von einer Tarantel gestochen davon – gluecklicherweise waren wir schon ein Stueck weg vom Krautfeld. Das andere Boot sah was bei uns los war und drehte rechtzeitig ab. Wir hatten also keine unmittelbaren Hindernisse im Wege. Ich raeumte wieder das Deck und machte den Kescher klar – der musste gelandet werden.


    Der Fisch hatte nun die Taktik geaendert und kam nun flach und schoss tatsaechlich voll aus dem Wasser! Whoooaaa! Und was fuer ein Brocken! Wir yahooten auf und ich konnte nicht anders als Alex zu sagen das das auf jeden Fall der Fisch des Trips waere. Weit ueber 20 Pfund meinte ich. Ein strafender Blick schoss zur mir rueber. Wenn bloss der Haken gut sass. Alex machte Druck um den Drill nicht zu lange herauszuzoegern. Aber so ein grosser Fisch hat eben andere Plaene und sobald er ihn in Bootsnaehe hatte, zog er wieder stur ab. Dann stand er mal ein paar Sekunden still ca. 2 m tief neben dem Boot. Was fuer einen Nacken der hatte! Dann zog er unter dem Boot durch und Alex steckte die Rutenspitze hinter den Motoren ins Wasser und brachte die Schnur sicher auf die andere Seite. Nochmal gut gegangen. Dann kam er hoch und ich fasste mit dem Kescher zu – er war drin…… oder doch nicht – fast kippte mir das Gewicht des Fisches den Kescher nochmal um aber ich fasste nochmal nach und sackte ihn endgueltig ein. Gewonnen! Wir jaulten auf, klatschten uns ab und strahlten uns an. Ein Buzzer-Beater, letzte Sekundenfisch. Und was fuer einer! Ich liess den Fisch noch im Wasser im Kescher.


    Der Blinkerhaken war schon raus und hing im Netz – das war knapp gewesen! Alex machte das Handy und die Kamera fertig, dann uebergab ich ihm den Kescher und ging an die Kamera. Dann holte Alex den Goldbrocken aus dem Netz und ich schoss ein paar Bilder. Alex war gluecklich! Dann setzte er ihn behutsam ins Wasser, schubbste ihn noch ein paar Mal hin und her und schon schoss er ihm aus der Hand. Was fuer ein Abschluss des Trips. Und jetzt mussten wir aufhoeren? Immer wenn es am Schoensten ist! Ich schaetzte den Fisch auf 22 Pfund. Vielleicht sogar ein bisschen mehr – wenn ich mir die Bilder anschaue und beruecksichtige das Alex 2m gross ist, koennte er auch schwerer gewesen sein. Wie dem auch sei, es war mit Abstand der groesste unseres Malcolm Trips und sogar der groesste auf meinem Boot dieses Jahr – bisher. Wenn unser Freund Alec hier gewesen waere, haette er wie schon so oft, die Trophaee in letzter Sekunde wieder an Alexander abtreten muessen. So ist er eben unser Alexander, er weiss eben wenn man beim Angeln schlafen kann und wann man hellwach und auf Posten sein muss!


    17.8. – 21.8. 2023; Malcolm Island – Tag 5


    Und schwupps war der letzte Morgen und Abreisetage schon wieder da. Wie um uns zu aergern sah nun die Windvorhersage fuer mehrere Tage in Folge hervorragend aus. Jetzt haette man ankommen muessen! Dave musste spaetestens um 11:00 Uhr an der Faehre sein. So hatten wir noch 2-3 Stunden frueh morgens zu dritt zum Angeln, dann schnell alles ins Auto und Boot packen, Dave zur Faehre und Alex und ich konnten noch 2 Stunden weiterangeln und wuerden dann ab 13:00 Uhr Dave auf treffen, auf der anderen Seite an der Bootsrampe.


    Es sollte ein windstiller Morgen werden und man haette nochmal zum Black Bluff donnern koennen aber mit der letzttaegigen Erfahrung und den Berichten von Mitchell Bay vor unserer Tuere beschlossen wir, gleich hier vorn zu angeln und so unsere beschraenkte Zeit maximal zu nutzen. Man haette nicht mal den grossen Motor anwerfen muessen und haette direkt vom Dock weg schleppen koennen.


    Alex war noch nicht richtig munter und legte sich gleich unter Deck ab. Dave und ich machten die Koederfischsysteme fertig und legten 2 Ruten aus. Wieder schnauften 2 Buckelwale in der Bucht herum und am Echo sahen wir auch warum: etliche Futterfischschwaerme trieben sich hier herum. Bald ruckelte erst Daves und dann auch meine Rute los – die Pinks waren aktiv. Wir wollten von denen nur noch die mitnehmen, die vielleicht tief oder kritisch gehakt waren. Es war ein munteres Beissen und zeigte wieder die unglaubliche Anzahl an Buckellachsen in diesem Jahr. Ich habe gerade den Update des Fischereiministeriums gelesen – die Aufstiegsmenge nur in den Fraser River alleine wird nun auf 20 Millionen geschaetzt. Das ist das beste Ergebnis seit 20 Jahren. Und die Pink-Staemme zum Knight Inlet, Campbell River und ueberhaupt bis ganz hoch nach Alaska sehen aehnlich gut aus. Fantastisch fuer die Natur!


    Dann setzte Dave einmal den Haken in etwas Groesseres. Wir waren ziemlich am Ende unserer Strecke in die Naehe eines Kelpfeldes gekommen. Hier schleppten auch schon 2 andere Boote. Das war ein besserer Fisch was die lossingende Rolle Daves bestaetigte. Na also! Dave genoss den Drill eines feisten Gegners der hin und her schoss. Aber wir waren ja nun schon eine gut geoelte Fangmaschine und so sackte ich den 13-14 Pfuender bald ein. Schoen! Mal sehen ob noch mehr ging. Ich zog nun Schleifen um die selbe Stelle und 10 Minuten spaeter haemmerte es in Dave’s Rute und ich befuerchtete fast der Rutenhalter wuerde abbrechen. Ich raeumte das Deck zur Landung und nach einem ordentlichen Kampf ergab sich bald ein etwa 15-16 Pfuender. Dave war gluecklich. Noch hatten wir mindestens eine Stunde. Dann war ich endlich mal dran. Der Biss sah noch nach nichts groesserem aus – nur ein paar Tap Tap Rucke was meistens Shaker oder andere Kleinfische andeutete. Als ich aber halbherzig anhieb, kam mir ploetzlich ein staerkeres Kopfschuetteln entgegen. Aha, das war deutlich mehr als gedacht. Und tatsaechlich sausste auch bald Schnur von meiner Rolle. Ah, man hatte fast vergessen wie sich das anfuehlt!


    Als der Fisch dann auf einmal auf das Boot zugeschossen kam, dachte ich fuer einen Moment er waere weg aber dann spannte sich die Rute wieder ploetzlich und der Fisch donnerte in die entgegengesetzte Richtung und die losfliegenden Rollengriffe ratterten ziemlich hart ueber meine Finger – aua! Aber dann gewann ich bald die Oberhand und arbeitete den Fisch heran. Als er auftauchte war ich ein bisschen enttaeuscht – der war vielleicht 12 Pfund oder so. Hatte ueber seine Verhaeltnisse gekaempft. Wir beschlossen den auch noch mitzunehmen. Dave verlor noch einen guten Fisch und wir liessen noch 1 oder 2 unmarkierte Cohos frei und sowieso noch ein paar Pinks. Dann packten wir schweren Herzens ein – warum war das nicht schon die ganzen Tage so gewesen? Vielleicht war es aber wir hatten hier in Mitchell Bay nie so richtig geduldig geangelt.


    Dave machte schnell die Fische klar waehrend Alex und ich die Ferienwohnung ausraeumten. Dann fuhr Dave zur Faehre und auch wir verabschiedeten uns von unseren Vermietern und legten ab. Alex war jetzt wach und wir fuhren nochmal zur Stelle von vorhin. Beim Fische filetieren hatte Dave kleine 5-7cm Miniheringe in allen gefangenen Lachsen gefunden. Ich montierte einen schlanken Cohokillerblinker der genau in dieses Beuteschema passte. Wir drehten ein paar Runden an der erfolgreichen Stelle von heute morgen und wir fingen wie immer ein paar Pinks und auch einige ziemlich gute Cohos, die leider alle unmarkiert waren. Dann sahen wir einen Angler alleine in einem kleineren Boot ganz dicht an einem ufernahen Kelpfeld schleppen und ploetzlich einen guten Fisch haken. Wir beobachteten das eine Weile bis er einen feinen Chinook kescherte. Das wollten wir auch mal probieren.


    Ich fuhr uns dicht am Kraut vorbei und wir mussten flach angeln – es war hier nur 15m tief. Da riss es hart an der Blinkerrute und ich war gleich dabei. Jawoll, das war ein guter Fisch. Schwere Kopfstoesse und dann nahm er Fahrt auf und ich liess ihm Schnur. Allerdings waren wir dicht am Kraut und ich konnte den Fisch nicht weit laufen lassen und machte ordentlich Gegendruck. Und da passierte es – ein Ruck und der Widerstand war weg. Mist! Haken losgekommen! Schnell machten wir die Rute wieder fertig und setzten zu einer neuen Runde ein. Diesmal kam mir das andere kleine Boot in die Quere und ich konnte nicht ganz so dicht am Kraut vorbei wie ich wollte. Trotzdem zog ploetzlich wieder die Blinkerrute ab – die Koederwahl nach den natuerlichen Vorbildern hatte sich schon ausgezahlt! Diesmal war es wieder ein feiner Coho der wieder schwimmen durfte.


    Bei der naechsten Runde passte ich ab wann das andere Boot an der Stelle durch war und dann konnten wir unsere Ideallinie schleppen. Rumms! Diesmal loeste die Koederfischrute gleich aus und wurde dann hart nach hinten gezogen. Alexander parierte und war an einen gewichtigen Gegner gekettet. Ich zog uns erstmal weg vom Kraut und holte dann die zweite Rute ein und beide Downrigger. So, jetzt waren alle Hindernisse am Boot aus dem Wege. Alexander hatte viel Schnur verloren und gewann nun erst etwas zurueck. Dann schoss der Bursche an die Oberflaeche und wir sahen eine grosse Schwanzflosse – oha, das waere der groesste des Trips. Alex sah mich scheltend an – er wollte solche Kommentare nicht waehrend eines spannenden Drills hoeren – er war so schon nervoes den Fisch vielleicht noch zu verlieren. Aber er machte das klasse und liess den Fisch seine Kraefte vergeuden und brachte ihn naeher und naeher wenn er konnte. Wir sahen schon einen grossen Schatten neben dem Boot auftauchen – aber noch zu tief zum Keschern. Da schuettelte das Biest zwei – dreimal wild mit dem Kopf – es gab einen Ruck in der Rute und der Fisch war ab. Er schlenderte langsam tiefer und verschwand gemaechlich. Waaassss!? Alex fluchte leise. Was war passiert? Ich inspizierte das Geraet – der Angsthaken war abgerissen! Die spaeten Lachse hatten schon gefaehrliche Gebisse gebildet und diese scharfen Zaehne waren immer eine Gefahr fuer ein Vorfach. Das hatte uns diesen Fisch gekostet. Wir haetten ihn eh wieder freigelassen aber ein Foto haetten wir doch gerne noch gehabt.



    17.8. – 21.8. 2023; Malcolm Island – Tag 3/4


    Um unseren besten Tag voll zu nutzen, standen wir wieder noch im Daemmerlicht auf und eine halbe Stunde spaeter legten wir vom Dock ab. Diesmal ging es ueber spiegelglattes Wasser. Wir diskutierten ein bisschen ob wir eine Morgenrunde direkt in der Mitchell Bay vor einem Kelpguertel machen sollten. Einige andere Boote waren dort schon am Werke. Wir sahen aber keine krummen Ruten oder wackelnde Kescher und so duesten wir weiter auf die Rueckseite von Malcolm Island. Dort, ganz am anderen Ende, war mein Happy Place, eine Stelle die uns ueber Jahre schon Sternstunden gebracht hatte, die sich in unsere Hirne eingebrannt hatten. Diese spezielle Stelle war wohl nur heute erreichbar: das Black Bluff. An diese Stelle traeume ich mich in Meditation wenn mal richtig Stress herrscht. Da leben die Riesenlachse und die Welt ist dort noch in Ordnung. Als wir ankamen, war es wie ein nach Hause kommen. Da lag, seit Jahren unveraendert, das langgestreckte Kelpfeld vielleicht 50m vor dem wilden kiesigen Strand. Dahinter ein Steilufer mit dunklen Tannen bewachsen. Ein anderes Boot war schon da aber oft hatte man diese Stelle alleine – wegen des langen Anfahrtsweges.


    Erwartungsvoll machten wir zwei Koederfischruten fertig und setzten sie an den Downriggern ein. Die ersten Bahnen zogen wir dicht am Kelprand vorbei. Oft zogen dort die grossen Raeuber entlang und schnappten nach allem Kleinen das den Kopf aus dem schuetzenden Kraut steckte. Aber heute schien hier Ruhepause zu herrschen. Wir sahen einige gute Sicheln auf dem Echo aber konnten keine Bisse erzwingen. WIr versuchten es etwas weiter draussen und mal wechselnd tief und flach. Nichts, ausser ein paar kleinen Shakern. Auch das andere Boot signalisierte null Action. Es war volle Ebbe; vielleicht war das das Problem – das Black Bluff fischte sich besser bei Flut. Aber es war Futter vor Ort und wir sahen einige gute Fische auf dem Echo – so musste es nur eine Frage der Zeit sein, bis jemand zuschnappte. Wir schleppten noch 2 Stunden kreuz und quer herum aber ausser ein paar wenigen Pinks ging uns nichts brauchbares an den Haken. Da ich in der Vergangenheit auch schon paar Mal einen Heilbutt beim Schleppen nahe Grund erwischt hatte, versuchte ich das auch ne zeitlang. Auch nichts.


    Eine Gruppe Orcas kam vorbei und brachte etwas Abwechslung. Als der Gezeitenumschwung anstand, mussten wir uns entscheiden: weiter hier auf Lachs probieren und hoffen das die einsetzende Flut entweder die vorhandenen Fische aufweckte oder neue Lachse einschwammen. Oder die guenstige Gezeitenstellung fuer Heilbutt zu nutzen – auf einer der Untiefen weiter draussen. Da Heilbutt mein dringenstes Ziel war, beschlossen wir aufzubrechen. Wir duesten die 10 Minuten zur Georges Bank raus; mitten in der Queen Charlotte Strait. Das Wasser war wie ein Ententeich und schnell hingen wir am Anker fest und liessen 2 Grundruten mit Koederfisch ein. Alex pilkte noch zusaetzlich mit einer dritte Rute vom Bug. Erst hatte nur Alex etwas Action mit einigen Felsenbarschen und einem kleineren Dorsch. Aber dann zog wohl unser Duftsack die Dornhaie an. Und Massen davon. Es war non-stop. Erst hofften wir wir muessten uns nur durch eine kleine Zahl Haie durchangeln bis dann mal ein Butt zufasste aber nach 1,5h, gefuehlten 100 Haien und keinem Buttkontakt, wechselten wir die Stelle.


    Nach einer halben Stunde waren wir dort in der gleichen Situation. Eine Stunde spaeter wechselten wir nochmal zu einer anderen Stelle, an der wir schon vormals Butt gefangen hatten. 3h spaeter dort, hatten wir fast alle unsere Heringe und Lachsfetzen verfuettert und keiner hatte mehr Lust Haie hochzukurbeln. Die bissen jetzt sogar an den blanken Pilker – es mussten tausende da unten herumtoben. Enttaeuscht brachen wir am Nachmittag ab und fuhren zurueck zur Inselkueste. Wir setzten die Lachsruten nochmal am Lizard Point ein und schleppten dann das Suedostufer der Insel entlang. Wir fingen noch ein paar Pinks und auch ein paar ordentliche Cohos. Die letzteren haetten wir schon gerne behalten aber alle waren unmarkiert. Kurz vor Schluss hatte Dave erst noch ein paar kleinere Felsenbarsche an der Lachsrute als er dichter am Grund fischte. Ich passte schon gar nicht mehr so auf was er da so reinkurbelte und wieder abhakte. Aber ploetzlich rief er erstaunt auf und als ich mir ansah was er da neben das Boot gebracht hatte, machte ich grosse Augen: einen Baby-Heilbutt! Den kleinsten den ich je gesehen hatte; vielleicht 6 Pfund oder so. Da er den Koederfisch und die Haken gut verschluckt hatte, nahm Dave ihn auch mit. Heilbutt hat hier kein Mindestmass: es ist auch hoechst selten, dass man einen Butt von unter 5kg faengt.


    So ging unser bester Wettertag recht fischarm aber doch noch mit einer kleinen Ueberraschung zu Ende. Unsere Vermieter erzaehlten das einige Boote heute hier direkt in Mitchell Bay ganz gut Chinooks gefangen haetten. So waren wir wohl an der besten Stelle einfach vorbeigebrettert. Morgen frueh wollten wir das mal probieren – der Wind wuerde uns nur ein kurzes Fenster am Morgen erlauben. Und so versuchten wir es nach einem etwas spaeterem Fruehstueck nur so 300m von unserem Liegeplatz entfernt. Wir fingen wieder Pinks und ein paar unmarkierte Cohos. Einmal schien Alex einen besseren Fisch am Band zu haben der wohl gerade Schnur nehmen wollte aber der stieg dann auch schon wieder aus. Schade. Nach 2-3 Stunden wurde es dann zu ungemuetlich und wir machten lieber einen Landausflug zu einem Kiesstrand (Bere Point) auf der Nordseite der Insel zu dem die Orcas regelmaessig zum Baeuche reiben kommen. Leider waren die Orcas gerade nicht da aber die Schautafeln mit Bildern beschrieben das Naturereignis ganz gut, fand ich. An dieser Kuestenstelle ist ein rustikaler Campingplatz auf dem sich im Sommer eine Menge Natur-und Walfreunde versammeln um das Schauspiel vielleicht mal live zu erleben. Danach dinnierten wir noch in der einzigen Imbissbude (Restaurants gibt es auf Malcolm Island schon gar nicht) in Sointula am Hafen. Schon ein komisches Voelkchen die finnisch abstaemmigen Malcolmer Leute!


    17.8. – 21.8. 2023; Malcolm Island – Tag 1/2


    Die zweite Sommer-Angeltour gleich nach der ersten ist nun auch schon History. Nach der abenteuerlichen Westkuestentour stand nun unser jaehrlicher Trip nach Malcolm Island, im nordoestlichen Inselteil, an. Diesmal kam neben Dave auch mein juengster und laengster (2m!) Sohn Alexander mit. Alex ist ein ausgefuchster Angler, der zwar nicht so viel Erfahrung oder Fischwissen hat, aber er hat irgendwie den 6. Sinn fuer Fische und hat bei unserem jahrelangen Mones Cup Wettbewerb so einige erstaunliche Siege hervorgezaubert. Sehr zur Verzweifelung unseres gemeinsamen Freundes Alec, der absoluter Wissenfreak und Angelexperte ist, jetzt Meeresbio studiert und in einem Angelladen jobbt und doch oefters von Alexander uebertroffen wurde.


    Die mehr als 6 stuendige Hinfahrt teilten wir wie immer in 2 Abschnitte auf, mit Uebernachtung auf einem Bauernhof bei Courtenay. Der Besitzer und Ferienwohnungsvermieter war auch begeisterter Meeresangler und heizte unsere Stimmung nochmal ordentlich auf mit seinen Berichten. Am Donnerstag den 17.8. kamen wir dann in Mitchell Bay auf Malcolm Island an, Alex und ich mit unserem Boot und Dave mit dem Auto und der Faehre. Es bliess schon ordentlich auf der Ueberfahrt und der Wind stand voll in unserer Bucht. Der oeffentliche Dock war rappelvoll mit Booten und ich versuchte mich erstmal an das Boot unseres Vermieters seitlich anzubaendeln. Aber die seitichen Wellen rissen derart an den Seilen, dass ich Angst hatte die Seilklampen wuerden ueber Nacht abreissen. Gott sei Dank besorgte uns der Vermieter einen geschuetzten Liegeplatz an einem benachbarten Privatdock. An eine abendliche Anangeltour war aber nicht zu denken. Auch der Freitag sollte vom Winde verweht werden. Ich hatte einfach kein Glueck dieses Jahr mit dem Wind. Dafuer hielt er den Rauch der vielen Waldbraende in ganz Kanada fern von unserer Insel. Das war auch was wert, half aber nicht beim Angeln.


    Wir befanden um 5:30 Uhr morgens dass wir eine Ausfahrt zur Rueckseite der Insel wagen wuerden. Da angekommen, waren da schon ein Dutzend Boote am Schleppen, dicht unter Land gedrueckt um eine moeglichste wind-und wellengeschuetzte Strecke zu finden. Wir gesellten uns dazu. Mit der Wellenrichtung schleppen war ok, dagegen ungemuetlich. Alex und Dave sprangen paar Mal auf wenn die Ruten ruckten aber bis jetzt waren es nur Kleinlachse oder ein paar Pinks (Buckellachse). Zu den letzteren muss ich nochmal sagen, dass wir dieses Jahr ein Bannerjahr fuer diese Art verzeichnen. Und nicht nur die Staemme die in den Fraser River ziehen, die wir zuhause vor Victoria und Sooke fingen. Hier oben zogen auch Pinks zum Knight Inlet und zum Campbell River System. Und auch diese Staemme hatten wohl fantastische Rueckkehrraten. Das war gar nicht so zu erwarten gewesen, denn auch die Buckellachspopulationen hatten in den letzten Jahren Federn lassen muessen. Ein grosser Erdrutsch 2019 am Fraser hatte Teile der noerdlichen Pinkstaemme von ihren Laichgruenden abgeschnitten und sicherlich nicht geholfen die da schon schwaechelnden Bestaende zu stuetzen. Dann einige Jahre mit zu warmer Stroemung im Nordpazifik hatten allen Lachsarten zugesetzt. Daher waren die Erwartungen fuer 2023 niedrig. Fuer den Fraser River waren nur 7 Millionen Pinks errechnet worden (wo vor 20 Jahren noch 15-20 Millionen Standard waren). Aber dann kamen sie in riessigen Mengen durch die Juan de Fuca Strasse und das Ministerium erhoehte die Schaetzung erst auf 11 dann auf 13 Millionen. Ich wuerde mich nicht wundern wenn es letztendlich 15 oder gar 17 Millionen wuerden.


    Warum? Ich denke primaer das die Ozeanverhaeltnisse die letzten beiden Jahre nicht schlecht waren – kein Warm Blobb, wie er 2017 bis 2019 beobachtet wurde. Das half sicher gesuendere Krill und Futterfischbestaende zu halten. Es gibt auch Stimmen die auf eine Reduzierung der Netz-Fischfarmen vor der Insel seit 2 Jahren hinweisen. Diese Dreck- und Seuchenschleudern waren schon immer ein Risiko fuer die Wildlachse, besonders fuer die kleinen auswandernden Smolts. Koennte ein Faktor sein, aber ich glaube nicht das das der einzige Grund ist. Da sind groessere Maechte am Spiel (Klimawandel). Jedenfalls mal eine positive Nachricht inmitten allem Uebel.


    Dann am spaeten Morgen verbuchte Dave dann noch einen besseren Biss und holte einen sportlichen vielleicht 7-8 Pfund Chinook ans Boot. Naja, heute konnte man nicht waehlerisch sein – der ging mit. Ich hatte ganz am Schluss, als wir schon halb eingepackt hatten, noch einen Biss als mein Koeder schon nur noch an der Oberflaeche hinter dem Boot herschleifte. Der Fisch schoss kreuz und quer hinter dem Boot herum, sprang und waelzte sich und fing sich sogar noch den freien Angsthaken hinter dem Kiemendeckel ein was eine Landung richtig erschwerte. Es war ein unmarkierter Coho der wieder zurueck musste. War aber ein strammer Bursche von bestimmt 8 Pfund. Dann brachen wir schon kurz vor Mittag ab; bei den mittlerweile auf 1,5m angeschwollenen Wellen hatte das Angeln keinen Zweck mehr.


    So machten wir einen faulen Nachmittag am Haus, im Whirlpool und auf der sonnigen Terasse. Es tauchten 2 Buckelwale in Mitchell Bay auf und sie kreuzten stundenlang vor unserer Terasse herum. Abends beobachteten wir sie noch im Whirlpool sitzend – auch ne coole Unterhaltung. Da musste doch Futter wie Heringe da sein wenn die Wale so lange herumhingen! Vielleicht sollten wir es morgen frueh mal direkt vor unserer Tuer probieren!? Samstag sollte der einzige windruhig Tage werden – da wollte ich aber hauptsaechlich Angriff auf Heilbutt machen!


    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 4/5


    Samstag war unser letzter Tag und leider wieder etwas windig so das wir im Fjord bleiben mussten. Jason und Josh hatten keinen Guide mehr und machten Landurlaub. Sie hatten auch praktisch allen Fisch den sie erlaubt waren zu behalten, gefangen. Wir Privatboote hatten noch Platz auf den Lizenzen. Dave war nach seinem Ausfalltag heiss wie Frittenfett. Und wir begannen wieder am Cape Beale – obwohl ich Dave vor der Robbe gewarnt hatte. Er meinte, sie ware doch wohl noch satt von gestern und hatte damit wohl recht denn wir sahen nichts von ihr. Moege ein Orca sie zum Abendbrotsnack vertilgt haben!


    Und es ging weiter wie gestern. So gut wie jede Passage am Kelpfeld brachte mindestens einen Biss. Und Dave verlor auch kaum Fische. Die Chinooks waren heute sogar einen Tick groesser, so in der 17-18 Pfund Klasse. Und alle machten einen Heidenspektakel am Geraet. Besonders am Boot gab es ein paar bange Momente als der Fisch im letzten Moment vom Kescher fluechtete und unter dem Boot durch oder durch die Motoren raste. Aber Dave hatte ruckzuck zwei schoene Lachse im Boot. Einer scheuerte noch durch sein Vorfach kurz vor der Landung – die Lachse spaet in der Saison hatten fiese Zaehne entwickelt und man ging normalerweise ab August eine Schnurstaerke dicker beim Vorfach. Ich durfte auch noch einen Chinook landen den ich Dave auf meiner Lizenz schenkte. Und dann liessen wir noch 2 oder 3 Chinooks wieder frei. Man konnte sich mal so richtig nach Herzenslust ausdrillen. Hin und wieder war auch mal ein Coho am Haken die Dave auch gerne mit nahm wenn sie wenigstens 5 oder 6 Pfund hatten. Nach 3,5 Stunden hatten wir dann genug und wollten noch ein bisschen Lings pilken. Wir versuchten es erst in den Klippen vor der offenen Kueste aber fanden dort nicht viel Action. Ausser das einmal ploetzlich direkt neben dem Boot etwas laut aufschnaufte und ein grosser grauer Buckel auftauchte. Keine 10m neben uns ein Grauwal. Wir haetten uns fast in die Hosen gemacht, so erschrocken waren wir. Der Wal zog aber ganz gemuetlich bis in die Krautfelder vor uns weiter.


    Dann nahm der Wind spuerbar zu und ich suchte uns Pilkstellen zwischen den Inseln. Da muss es doch auch noch den einen oder anderen Ling geben! Und tatsaechlich, an einer Kante packte dann noch ein massiger Ling an Ricardos Pilker zu. Eine Menge untermassige liessen fuer die kommenden Jahre hoffen. Allerlei Felsenbarsche wurden wieder freigelassen. Dave nahm noch einen haesslich-schoenen Cabezon mit. Und dann mussten wir dem Winde weichen. Damit ging wieder ein schoenes Angelabenteuer zu Ende. Allerdings hatten Carls Crew und meine am naechsten Morgen noch die lange Heimfahrt nach Port Renfrew vor uns. Und der Wind war staerker als auf der Hinfahrt. Aber wir mussten ja zurueck. Die Umrundung von Cape Beale war schon beaengstigend – dort tuermte sich die Duenung auf 10m auf und knallte gegen die Klippen. Die Wellen reflektierten zurueck und mischten sich mit der Aufstriebsstroemung und machten das Wasser zu einem einzigen Waschkessel mit Wellen aus scheinbar jeder Richtung. Mein 115 PS Motor war nicht stark genug um die hohen Wellen einfach mal so hochzufahren und so musst ich paar Mal im Wellental warten bis mich die naechste Welle mitnahm. Gott sei Dank fuhren wir diesmal mit der Wellenrichtung. Carl fiel sein Herz in die Hose als er uns einmal fuer 30 Sekunden hinter einer Welle verschwinden sah und fuer lange Zeit nicht mehr auftauchen sah. Er hatte das Funkgeraet schon in der Hand, sagt er. Als wir da durch waren war es eigentlich ein einfaches Nachhausesurfen. Kurz vor Renfrew bekamen wir auch noch eine Orcashow, klasse! Wir waren aber alle 5 heilfroh wieder festen Boden in Renfrew betreten zu koennen. Es hatte sich wieder gezeigt, dass mein Boot mehr abkann als ich, und Carl und ich sind uns einig – diese Tour nie wieder!


    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 3


    Freitag brach sonnig, warm und windarm an. Das war der Tag wo es mit Heilbutt und Lingcod auf den ersten Untiefen und Baenken vor der offenen Kueste klappen sollte. Jason, Josh und die zwei Jungs mit dem Guide bretterten auch gleich um 6:00 Uhr weit hinaus. Nachher hoerten wir das sie 29 Meilen weit draussen gewesen waren; und dort auch erfolgreich. Mein Boot war erstmal etwas verspaetet weil Dave nicht zur abgesprochenen Zeit aus seinem Raum kam. Es stellte sich heraus, dass sein Magen verrueckt spielte und er an Land bleiben wollte. Jaja, Limettenschnapps!


    So fuhren Ricardo und ich alleine raus. Ross und Carl auf der Jalopy waren schon am Whittlestone unterwegs. Jerrod und Demario auch. Chris Miller und Crew waren am Cape Beale und vermeldeten auch gute Bisse und die ersten Faenge als wir auf dem Wasser waren. Wir beschlossen auch zum Kapp zu fahren, auch wenn dort die Duenung sich besonders hoch aufschaukelte. Ich suchte mir ein Kelpfeld vor einer Klippe raus; das war mir gestern schon als fischig aufgefallen. Wir setzten einen Blinker und ein Koederfischsystem an den zwei Schleppruten ein und ich zog die erste Bahn am Kelp-Pflanzenguertel vorbei. Biss! Am Blinker. Aber als Ricardo die Rute in der Hand hatte, war der Fisch schon weg. Da liess Ricardo schon die Rute fallen und sprang zur anderen Rute die bedenklich nach hinten zog. Der hing! Waehrend ich uns langsam vom Kelpfeld wegschipperte, raeume ich das Deck auf, denn Ricardo war an einen guten Fisch gekettete. Der nahm ordentlich Schnur bis er ploetzlich stehenblieb, Ricardo einen Ruck spuerte und der Spuk vorbei war. Mist!


    Ich machte eine Schleife aussenherum um uns fuer eine weitere Passage am Kelpfeld vorbei zu positionieren. Inzwischen hatten wir dann auch beide Ruten wieder im Wasser. Diesmal kam ein Biss erst als wir schon an dem Pflanzenguertel vorbei waren und ich gerade ins tiefere Wasser abdrehte. Der Biss kam am Koederfisch und riss fast die Rute aus dem Halter. Ricardo war schnell dabei und setzte den Haken gleich mehrfach. Der Fisch hing, stellte sich aber als ein mittlerer Coho von vielleicht 6 Pfund heraus. Ich wollte heute hoechstens 2 Chinooks mitnehmen, hoffte eher auf Bodenfisch spaeter. Der Coho durfte also wieder schwimmen. Dann wieder eine Runde vor dem Kelp und rumms, wieder schlug es am Koederfisch ein. Ricardo machte alles richtig und er drillte den Fisch bestimmt schon 7 oder 8 Minuten und wir bekamen ihn sogar schon bei einem Sprung noch weit hinter dem Boot zu sehen aber dann war der Fisch ploetzlich wieder weg. Einfach den Haken abgeschuettelt! Als wir uns noch kopfschuettelnd ansahen, riss es nun hart an der Blinkerrute und diesmal sprang ich hinzu. Nun was soll ich sagen, der Apfel faellt nicht weit vom Stamm, nach einer heftigen Flucht kam auch mir ploetzlich die schlappe Schnur entgegen. Das gab es doch nicht!


    Jerrod fragte ueber Funk wie es bei uns liefe und es fiel mir schwer die Wahrheit zu sagen. Aber die schaukeligen Wellen schreckten Jerrod sowieso ab da sein Sohn Demario schnell seekrank wurde. Er blieb lieber tiefer im Sound, auch wenn es da fischtechnisch ruhiger zuging. Capt’n Miller fischte nicht weit von uns aber bedeutend weiter draussen. Aber auch er fing wie man hoerte. Mir hatte es aber dieses Kelpfeld angetan, da stand ordentlich Fisch und wir hatten die Stelle fuer uns alleine. Die naechste Runde brachte gleich am Anfang der Pflanzen einen Biss, der schien eher zoegerlich und Ricardo wartete noch ein, zwei Sekunden bevor er anhieb. Dann ging aber die Post ab und die Schnur flog nur so von der Rolle. Vielleicht war das der ganz Grosse!? Ich machte das Boot landungsklar und fuhr uns etwas weg von den Klippen. Der Lachs war wohl voll auf Steriods und sprang trotz Flasher 3 Mal voll aus dem Wasser! Selten bei einem Chinook. Wir sahen das es ein guter Fisch war, aber auch kein Riese. Aber voller Energie und wir brauchten bestimmt 10 Minuten bis zur erfolgreichen Landung. Na also, es ging doch! Gut 16 Pfund der Bursche. Danach lief es; der Knoten war geplatzt. Jede Passage am Kelpguertel brachte mindestens einen Biss. Ich fing bald einen 15 Pfuender, der im Gegensatz zu einigen der Chinooks hier noch silberblank war. Dann hatte Ricardo wieder einen guten Fisch dran bis ploetzlich eine Robbe ihr haessliches Gesicht zeigte und ihm den Lachs glatt vom Haken riss. Wenigstens bekamen wir unser ganzes Geraet wieder zurueck. Wir beschlossen noch ein paar Runden C&R weiterzufischen weil es so gut biss und Spass machte. Wir liessen noch 2 oder 3 weitere Teener Chinooks frei nach feinen Drills. Dann hakte Ricardo was Schweres und der Fisch schoss mit Vollgas auf den Pflanzenguertel zu. Ricardo bekam ihn gestoppt und ich fuhr schon mit dem Boot dichter heran, da sahen wir ploetzlich einen grossen Schwall nebem dem Fisch an der Oberflaeche und nun riss die Schnur nur so von der Rolle. So eine Sch…. – wieder diese Mistrobbe! Ich fuhr schnell zwischen die Robbe und das Kelpfeld so das ihr der Weg in die Sicherheit abgeschnitten war. Sie musste ja bald mit dem Fisch auftauchen um zu atmen und das ergab vielleicht einen Moment sie ordentlich zu erschrecken so das sie vielleicht den Fisch losliess. Wenn wir dann dicht genug dran waren, koennten wir den Fisch vielleicht noch retten.


    Dann tauchte sie auf, vielleicht 20 m vom Boot. Wir sahen den Fisch in ihrem Maul – das war unser Groesster heute, vielleicht 20 Pfund. Das stachelte unseren Aerger noch mehr. Ich hatte fuer solche Faelle immer ein paar handlige Steine an Bord, wie auch eine Zwille mit Glasmurmeln. Ich schmiss die Steine zur Robbe und sie platschte erschreckt aber liess leider den Fisch nicht los und tauchte nach paar Sekunden wieder ab. Sie versuchte am Boot vorbei Richtung Klippen zu kommen aber ich drehte den Motor auf und schnitt ihr weiter den Weg ab. Unter uns durchzutauchen traute sich das Biest nicht. Als sie das naechste Mal erschoepft auftauchte, schmiss ich alle restlichen Steine nach ihr und sie fluechtete seitlich weg. Dann sah ich sie wieder vor dem Boot auftauchen aber Ricardos Schnur schien noch senkrecht tief ins Wasser zu gehen. Ich fuhr der Schnur nach und wir sahen was passiert war; dort war eine Untiefe mit Kelp obendrauf und die Robbe war voll durch diese Schlingpflanzen durchgebrettert und die Schnur hing da irgendwo drin. Ricardo versuchte durch Rucken die Schnur zu befreien was aber nur teilweise klappte. Ich schoss inzwischen eine Salve Glasmurmeln auf die nur 10m weg sitzende Robbe und nagelte ihr auch zwei Geschosse an den Kopf was ihr gar nicht behagte und sie fluchtartig wieder abtauchen liess; leider immer noch mit dem Fisch im Maul. Das ging noch minutenlang soweiter aber dann riss ploetzlich die Hauptschnur irgendwo am Grund von der Untiefe und alles war verloren. Allerlei Schimpfworte flogen in Richtung des Diebes und dann beschlossen wir das Robbenfuettern einzustellen und etwas anderes zu probieren.


    Ich fand uns einen kleinen Unterwasserberg vor der Kueste und Ricardo begann zu pilken. Und er brachte allerei buntes Zeug nach oben. Aber ein massiger Ling war leider nicht dabei. Wir versuchten noch ein paar andere ufernahe Stellen mit weniger Erfolg. Ich liess uns ueber ein sandiges Plateau driften und angelte mit – wir wollten hier Heilbutt aufstoebern – aber ohne Erfolg. Ich schaute mir die leichte Duenung und den wenigen Wind an und schlug vor zur 5 Mile Bank zu fahren. Ricardo war es recht. Er war eh seefest. War ein bisschen ruppig gegen die Duenung, aber machbar. Dort angekommen, drifteten wir an der Kante zum Tiefen entlang. Eigentlich perfekte Bedingungen – leichte Drift aber man konnte prima Boden halten. Wir fischten hier knapp 100m tief und schwereres Geraet. Dann hatte Ricardo was dran und pumpte es hoch. Sah nicht nach Butt aus aber musste etwas Gewicht haben. Ich dachte an einen Yelloweye Felsenbarsch, den man eh wieder freilassen musste, wurde aber von einem schoenen Dorsch ueberrascht. Naja, den kann man schon vorzeigen. Wir versuchten es noch eine Weile aber ausser ein paar Dornhaien war nichts mehr.


    Dann schleppten wir Koederfischsysteme auf der Bank direkt am Grund. Das musste doch Butt bringen wenn Butt hier war. Ich fing einen fetten 18 pfuendigen Chinook und mehrere Cohos auf diese Weise; aber keinen Butt. Ricardo fischte die zweite Schlepprute flach und fing eine Menge Cohos zum Spass. Es war kurzweilig und Spass hier zu fischen aber der Zielfisch war uns nicht vergoennt. Sehr seltsam. Normalerweise waren diese Westkuesten Offshore Banks voll von Butt und Ling. Am fruehen Nachmittag packten wir ein, stoppten noch an einer Pilkstelle unterwegs wo Ricardo einen Felsenbarsch nach dem anderen fing, aber nichts was wir noch behalten wollten. Dann war ein fischreicher aber buttloser Tag zu Ende.


    Unsere Freunde auf dem Guideboot hatten ihre Heilbutt- und Lingcodquoten gefuellt. Der Guide meinte, so spaet in der Saison waeren die ufernahen Baenke leergefischt. Daher fuhren die Guides nun 20 plus Meilen raus. Unser Ergebnis schien das zu bestaetigen, allerdings habe ich Probleme zu glauben, das Angler diese riessigen Gegenden leer fischen koennen. Kann ich mir einfach nicht vorstellen. Wir reden hier von Baenken von vielen Quadratkilometern und etlichen davon. Vielleicht so reduzieren, dass es sich fuer die Guides nicht mehr lohnt, die ja schnell fuer 4 Gaeste mal eben 8 Butte fangen wollen um dann zu einer anderen Fischart ueberzuwechseln. Aber doch nicht leerfischen! Hm….


    Jedenfalls hatten alle unsere Boote heute Lachs nach Wunsch gefangen; zumindest was die Stueckzahl anging. Aber nur Demario hatte einen um die 20 Pfund gelandet. Den Drill hatte ich sogar noch mit der Kamera eingefangen. Alle waren fleissig am filetieren. Dave ging es besser und er war heiss morgen nachzuholen.


    Tag 1/2 Cont....


    Jerrod weiter oestlich hatte schon 2 halbstarke Chinooks um die 10 Pfund eingepackt. Dann meldete sich Jason vom Guideboot und berichtete von guten Chinooks vor Cape Beale und der naechsten Felsnase im Fjord – Whittlestone. Carl entschied dahinzufahren und nach einer Stunde ohne weitere Bisse verlegten auch wir und Jerrod dahin. Gute Entscheidung denn hier war Lachs da auch wenn es etwa welliger war. Captn Miller hatte hier die ganze Zeit gefischt und schon fast sein Limit an Chinooks – keine Riesen aber alle zwischen 12 und 16 Pfund. Ein paar Cohos sollten auch im Mix dabei sein. Dave schlug wieder als Erster zu bei uns und hakte einen Klon seines ersten Fisches heute. Ricardo erwischte dann einen guten Coho - der auch mit durfte. Ich war dann auch mal dran als es heftig an der Koederfischrute riss aber auch mein Fisch stieg nach einer Minute aus. Brrrrr. Die Lachse bissen kurz und schluckten nicht tief.


    Dann war Beispause und wir beschlossen ein bisschen pilken zu gehen. Das ist an der Westkueste immer Spass und spannend da dort viele der Bodenfischarten noch zahlreicher vorhanden waren als auf der Innen- oder Suedseite der Insel. Und so brachten wir auch eine tolle bunte Palette zutage, ich erwischte den einzigen massigen Lingcod und einen fetten und knallroten Canary Felsenbarsch. Ricardo musste natuerlich wieder das exotische Zeug fangen – neben etlichen untermassigen Lings und urwuechsigen Cabezons fing er tatsaechlich 2 Bocaccio Felsenbarsche die in BC ueber Jahre sehr bedroht und daher streng geschuetzt waren, sich aber seit etwa 6 oder 7 Jahren wieder erholt hatten und jetzt auch wieder befischt werden duerfen (1 Stueck pro Angler pro Tag). Keiner von uns hatte diese Art auch nur jemals zu sehen bekommen. Sollen auch sehr lecker sein. Wir hoerten auch auf anderen Booten von guten Faengen – Lachs vornehmlich – aber den Vogel schoss Ross ab: als die Jalopy in eine kleine Bucht reinschleppte, zog ploetzlich was an Ross’ Schur. Kaum ein Biss, es schien sich wohl Kelp an der Schnur verfangen zu haben. Er holte ein und zur Verblueffung erschien eine andere Angelschnur. Er holte diese per Hand ein und eine high end Rute und Rolle tauchte auf. Aber als er die an Bord hatte, war dem noch nicht genug – die Schnur von der Rute zeigte noch immer ins Meer und als er auch diese einzog, fuehlte er Widerstand. Kraeftigen Widerstand sogar. Nach einiger Zeit brachte er einen 18 pfuendigen Chinook noch lebendig ans Boot – der ging auch mit auf die Jalopy. So hatte Ross ein $1500 teures Rute-Rollen Kombo und einen schoenen Chinook in einem gefangen. Wo gibt’s denn sowas!? Wir waren alle baff als wir diese Geschichte ueber Funk hoerten und spaeter den Beweis sahen.


    Am Nachmittag hatten wir alle genug, der Wind wurde auch staerker und alle Boote kamen rein zum Dock des Resorts. Ricardo und ich hatten alle unsere Fische Dave ueberlassen, der das erste Mal dieses Jahr fischte und seine Vorraete aufstocken wollte. Wir brauchten kaum noch Fisch. Zum Abendmahl legten wir alle zusammen und Josh, unser semi-Profikoch (hat einen Food Truck), zauberte ein fantastisches Rippchenmahl mit allerlei Nebenbei auf unsere Teller. Und natuerlich musste das Wiedersehen und Ross’ unglaublicher Fang etwas begossen werden – der Limettenschnaps war dann fuer Dave etwas zuviel und er meldete sich fuer den naechsten Tag krank ab. Aber der dritte Tage sollte der einzige windstille Tage werden!

    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 1/2


    Die erste grosse Meeresangeltour des Jahres stand Anfang August bevor. Das war unserer jaehrlicher Maennertrip dem sich mittlerweile einige Soehne anschliessen (Toechter sind herzlich eingeladen aber haben bis jetzt noch kein Interesse gezeigt). Dieses Jahr waren wir 15 Personen auf 5 Booten verteilt. Dabei war ein Boot ein gechartertes Guideboot da Glenn aus Vancouver sein meerestaugliches Boot nicht hatte rechtzeitig instandsetzen konnte – und wohl auch nicht mehr wird. Ausserdem konnte Glenn selber ueberhaupt nicht teilnehmen da seine Baufirma im Dauerstress seiner Anwesenheit bedurfte. Schade. Aber sein Sohn Cody, Freund Jason mit Sohn Fin und gemeinsamer Freund Josh waren dabei und fuhren 2 Tage mit dem Guide raus. Den Guide hatte unserer Freund Jerrod organisiert, der in Bamfield gute private Kontakte unterhielt. Aber das Abenteuer fing schon auf der Hinfahrt an. 3 Boote kamen von Victoria und Jerrod mit Sohn Demario von Nanaimo, 2h noerdlich von Victoria – auf dem halben Weg von Victoria nach Port Alberni, von wo aus wir nur mit den Booten weiterfahren wollten; wie schon einige Male zuvor.


    Um eine gute Gezeit zum slippen an der Clutesi Marina am Somas River in Port Alberni zu erwischen, fuhren Carl und ich 4:30 Uhr in Victoria los. Das haette uns gegen 8:00 Uhr slippen lassen. Ausserdem war der Highway kurz vor Port Alberni von einem vorherigen Waldbrand beeinflusst und zwischen 9:30 und 17:00 stuendlich fuer eine Richtung gesperrt – da wollten wir schon durch sein um etwaigen Aufenthalt zu vermeiden. Meine Crew waren Dave und mein Sohn Ricardo und kurz nach 6 Uhr waren wir kurz vor Nanaimo als uns eine Textnachricht von Jerrod erreichte, dass der Port Alberni Highway fuer mindestens 24h komplett gesperrt waere wegen eines Felsschlages im Zuge des naechtlichen Regens. Der Waldbrand hatte den Steilhang fuer Fels- und Erdrutsche anfaellig gemacht. Was jetzt!? So eine Sch….! Jerrod blieb erstmal gleich zu Hause um die Nachrichten weiter zu verfolgen. Captn Miller mit seiner Crew waren gluecklicherweise schon am Abend zuvor nach Port Alberni gefahren – als haetten sie die Gefahr geahnt – sie waren jetzt gut dran! Es gab nur eine asphaltierte Strasse nach Port Alberni wo es 60 km durch den Fjord ueber Wasser nach Bamfield ging. Das war unsere uebliche Route. Es gab noch eine fuerchterliche Schotterpiste von Cowichan Lake nach Port Alberni und dann auch weiter bis nach Bamfield. Vor vielen Jahre bin ich mit einigen der Jungs diese Strecke mal mit meinem grossen SUV nach Bamfield gefahren. Nach einem platten Reifen und chronischem Bandscheibenschaden unterwegs hatten wir uns alle geschworen niemals diese Strecke mit einem Boot im Schlepptau zu fahren.


    Aber es schien jetzt die einzige Option noch rechtzeitig unser Quartier zu beziehen und keinen Tag des Trips zu verlieren. Wir hatten nur 3 Naechte gebucht und die Nachrichten liessen es noch vollkommen offen, ob 24h fuer die Wiedereroeffnung des Highways ueberhaupt ausreichen wuerden. Das koennten auch gerne mal 2-3 Tage werden. Fuhren wir nun heim und liessen den Trip saussen und Captn Miller alleine im Bamfield Resort? Seit dem Waldbrand und der Highwaysperrung war die Schotterpiste die einzige Versorgungstrasse fuer nicht nur Port Alberni sondern auch fuer die beliebten Touristenorte wie Tofino und Ucluelet an der Westkueste gewesen und deswegen war die Schotterstrasse wohl gut unterhalten und mit einem einfachen Fahrzeug auch befahrbar. Aber Staub und Steinschlag waren immer ein haessliches Risiko wenn man sein Boot darauf bewegte. Jerrod war nicht zur Schotterpiste zu ueberreden – er wollte warten bis der Highway wieder offen war. Wir drehten erstmal wieder um – weiterfahren hatte fuer uns keinen Zweck mehr und fuhren 30 Minuten nach Duncan zurueck und trafen uns dort mit Carl und Ross in einem Fruehstueckscafe. Dort gingen wir nochmal alle Optionen durch. Carl brachte eine neue auf den Tisch: man koennte von hier ueber Lake Cowichan nach Port Renfrew fahren – alles Aspalt – dort slippen und die Haenger/Trucks auf dem Freizeitgrundstueck von Carl stehen lassen und die 70 km an der offenen Kueste nach Bamfield mit dem Boot fahren. Hm. Das war praktisch den ganzen beruehmten Westcoast Trail (5 Tage Wanderpfad) entlang. Aber der Trail war urspruenglich angelegt worden als ein Rettungspfad fuer Schiffbruechige – entlang dem Graveyard of the Pacific! Autsch!


    Der Wind sollte heute nicht schlecht aussehen fuer so eine verrueckte Tour. Einige Guideboote machten diese Tour am Anfang der Saison jedes Jahr aber das war eine andere Klasse an Booten. Bei super Wetter hatte Carl die halbe Tour bis zur Nitinatmuendung in seiner Jalopy schon paar Mal gemacht; aber Carl war auch schmerzfrei, seefest und ohne Vorsicht. Und wer garantierte uns passables Wetter 4 Tage spaeter? Mir war unwohl bei dem Gedanken aber ich wurde dennoch ueberredet. Wir uebermittelten Jerrod und Chris Miller unseren Plan und machten uns auf den Weg. Eine Stunde spaeter liessen wir unsere beiden Boote in Port Renfrew ins Wasser, parkten die Gespanne im Wald bei Carl’s Huette und legten dann ab.


    Paar Minuten spaeter, als wir die Renfrew Bucht verliessen, sahen wir was uns erwartete auf dieser Tour: dichter Nebel und eine haessliche kurzfrequentige Duenung – auch wenn die Duenung nicht hoch war, machte die kurze Frequenz die Fahrt in die Wellen sehr unbequehm und mehr als 30 km/h Tempo war einfach nicht drin ohne die Nieren zu verlieren. Dabei mussten wir immer wieder Treibgut und Angelbooten ausweichen die ploetzlich aus dem Nebel auftauchten. Nach 1,5h wurde die See etwas ruhiger bei Nitinat und auch der Nebel lichtete dort. Wir atmeten mal tief durch und machten eine kurze Pause. Dann ging es weiter. Eine halbe Stunde spaeter wurde die Duenung hoeher und ploetzlich blieb die Jalopy stehen. Carl rief uns ueber Funk an und wir hoerten den piependen Motoralarm im Hintergrund. Gluecklicherweise stellte sich nur heraus, dass ein Kelpblatt sich um den Kuehlwassereinlass gelegt hatte und so den Motor kurzfristig ueberhitzt hatte. Nach 5 Minuten ging es weiter aber war eine Mahnung, dass so eine Tour nur mit tiptop Ausruestung zu wagen war. Bald kam Cape Beale in Sicht, die wilde Spitze hinter der der Barkley Sound anfing und von wo es nur noch 20 Minuten durch den Fjord nach Bamfield ging. Vor dem Kap bauten sich haushohe Wellen auf die von allen Richtungen zu kommen schienen da die Duenung sich an der Kueste brach und wieder zurueck reflektiert wurde. Ausserdem verursachten viele Riffe und Untiefen eine Art Auftriebsstroemung die eine Art Waschmaschineneffekt im Meer erzeugte. Es waren sehr unbequehme 15 Minuten um diese Stelle zu passieren. Als wir das Kap umrundet hatten, surften wir mit der Duenung in den Fjord und bis vor das Inlet in dem Bamfield Harbour liegt. Nach 3h Fahrt aber wir waren alle heilfroh diese Tour so gut hinter uns gebracht zu haben und wir wollten erstmal nicht an die unvermeidliche Heimfahrt am Sonntag zu denken.


    Jasons Gruppe kam am Abend an und Jerrod kam dann endlich am naechsten Morgen an. Und so hatten wir alle endlich diese Huerde ueberwunden. Der erste Angeltag stand under dem Einfluss von relativ starkem Wind. Selbst Jason’s Guideboot blieb im Fjord und fischte etwas geschuetztere Stellen auf Lachs. Carl, Jerrod und mein Boot suchten Windschutz hinter einer der vielen Inselketten im Barkley Sound und fanden dort ziemlich gute Angelbedingungen. Frage war nur ob sich dort auch Lachse herumtrieben. Dave und Ricardo liessen je eine Rute ein und ich fuhr uns an den Klippen und kleinen Buchten entlang. Carl und Ross fischten einen Kilometer weiter westlich und Jerrod ein bisschen oestlich tiefer im Fjord. Carl und Ross bekamen die ersten Bisse und verloren ein paar gute Lachse. Anfaenger! Wir bekamen auch paar Bisse aber erstmal nur Kleinzeug aller Arten. Eine unkartierte Untiefe verursachte ploetzlich etwas Panik an Bord als Dave und Ricardo rueckzuck ihre Downrigger hochholen mussten und Kelp an den Schnueren haengen blieb. Als Dave sein Koeder hinter dem Riff wieder einliess, bekam er sofort einen brutalen Biss und war am Fisch. Ricardo und ich machten das Boot landungsklar und nach einen sportlichen Drill sackte ich einen etwa 15 pfuendigen Chinook ein. Na also, ging doch!


    Natuerlich schleppte ich nun hart um das kleine Riff herum aber weil ich dessen Ausmasse noch nicht gut kannte, kamen wir noch ein paar Mal zu dicht heran und entweder hing dann Kraut am Geraet oder ein kleinerer Vertreter einer Bodenfischart. Das Riff war definitiv belebt. Ricardo hatte ploetzlich einen Ripper am Haken der sofort die Schnur aus dem Clip gezogen hatte. Das war ein Brummer aber nach 10 Sekunden oder so wurde die Schnur wieder schlapp. Der Einzelhaken am Blinker war losgekommen. Ich gab ihm einen Squidkoeder mit zwei Einzelhaken. Wieder nahe des Riff’s bekam er einen guten Biss aber der blieb gleich gar nicht erst haengen. Ich schlug vor Ricardo auf die Jalopy ueberzuwecheln da Carl und Ross auch weiterhin alle ihre Fische verloren – das war wohl das Verliererboot!



    5.8. 2023; Sooke


    Wieder ein fantastischer Angeltag am letzten Samstag! Die Pinks sind jetzt super dick, ein paar Cohos dazwischen und ein guter Schwall an Chinooks kommt gerade durch. Habe von einigen UE30 Pfund gehoert. Beste Lachszeit im Jahr! Was kann man da besseres machen als Neulinge mitzunehmen?


    Alec hatte seine italienische Freundin hier zu Besuch. Sie war zwar letztes Jahr schon mal mit auf dem Boot aber da mehr zum Wal und Seelowen gucken. Heute sollte sie mal einen Fisch fangen! Ausserdem hatten unsere Freunde einen japanischen Austauschstudenten bei sich dem Alec einen Angeltrip versprochen hatte. Er angelt wohl gerne in Japan, fing aber nur kleines Zeug in industrialisierten Kanaelen. Da Alec’s Vater Ian auch gerne mitkommen wollte, organisierten wir ein zweites Boot mit unserem Freund Graham als Skipper. Kenji, der Student, und Ian fuhren bei Graham mit. Bei mir waren Alec, Maddalena und mein Sohn Ricardo. Und damit es auch spannend wurde, machten wir das Ganze einen Mones Cup Wettbewerb. Ricardo war schon lange nicht mehr auf dem Pokal vermerkt, Alec der Serienmeister und bis jetzt hatte noch nie einer ausserhalb unser 2 Angelfamilien gewonnen. Das wollten Kenji und Maddalena aendern!


    Graham entschied bei Cheanuh Marina in East Sooke einzulassen. Ich wollte weiter westlich nach Sooke. So wuerden wir nur ueber Funk und Text kommunizieren. Graham und ich waren Schiedsrichter, der groesste Fisch gewinnt. Wir waren ein paar Minuten schneller im Wasser und liessen noch die Krabbenfalle im Sooke Fjord ein. Dann duesten wir vor die Hafen/Fjordmuendung. Dort empfing uns dichter Nebel. Eigentlich wollte ich weiter westlich zum Otter Point aber das war bei der Suppe nicht zu machen. So zogen wir erstmal ein paar Runden am Possession Point. Das hatten sich auch hundert andere Boote gedacht und so wurde es dort ziemlich voll und ich als Kapitaen musste hochaufmerksam sein weil staendig Boote aus dem Nichts auftauchten und manchmal unberechenbar herumkreuzten weil sie in Fischdrills verwickelt waren. Die Pinks waren sofort da und Alec, Ricardo und Maddalena drillten fleissig. Maddalena machte das klasse und brachte schnell 3 oder 4 Pinks in das Boot. Darunter einen richtigen Fatty, das war die Mones Cup Fuehrung mit 6 Pfund.


    Von Graham’s Boot kam lange kein Wort aber dann textete Graham das es auch bei ihnen rund ging und sie keine Zeit fanden zu kommunizieren. Nach einer Weile kam ein Bild rueber das einen 11 Pfuender an der Handwaage zeigte – Kenji hatte einen mittelmaessigen Chinook erwischt. Und er dachte das waere ein riessiger Fisch! Jetzt mussten wir nachlegen. Hier schienen keine Chinooks zu sein und die immer staerkere Ebbstroemung brachte allerlei Treibgut hierher. Der Nebel war inzwischen ein bisschen lichter und so wagte ich die Fahrt zum Otter Point. Dort war das Wasser glatt wie Glas. Aber es waren auch eine Menge Boote unterwegs. Wir reihten uns in die Armada ein. Ich hatte ein gutes Gefuehl hier. Wir wuerden hier sicher einen groesseren Lachs als 11 Pfund fangen!


    Aber es war nicht viel los hier. Pinks waren kaum da was es ein bisschen ruhiger zugehen liess auf dem Boot. Und die Spannung stieg. Ein Boot vor uns hakte etwas Grosses und wir sahen die Schnur auf uns zukommen. Ich drehte 180 Grad und liess denen Platz. Wir versuchten es tief und super flach. Aber es biss nichts als der eine oder andere Pink. Dann am 3rd Rock riss es ploetzlich an der Steuerbordrute, der Clip loeste gleich aus und die Rute verneigte sich tief. Das war ein Grosser! Ricardo riss die Rute raus und hieb nochmal an – oder versuchte es denn es riss ihm schon schleunigst Schnur von der Rolle. Alec holte schon die andere Rute rein, Maddalena beobachtete gespannt diesen Grosslachsdrill, und ich begann das Boot aus der Flotte herauszumanoevrieren. Da hoerte ich Ricardos Rolle hart einholen – schaute mich um und sah Ricardo resignieren einkurbeln. Ausgestiegen! Neeeeiiin!


    Wir drehten noch paar Runden aber konnten keinen Chinookbiss mehr provozieren. Insgesamt hatten wir vielleicht 2 oder 3 bessere Fische in Keschern landen sehen – in 2.5h zwischen 30 Booten. Das sah nicht gut aus. Wir hatten vielleicht noch 1.5h und ich beschloss nochmal einen Stellungswechsel zu wagen. Noch weiter westlich am Muir Creek; die dortige Scharkante fischte sich auch bei Ebbe ganz gut und Chinooks kreuzten dort regelmaessig an der Kante entlang. Vielleicht konnten wir dort noch einen Mones Cup Sieger produzieren. Nur sehr wenige Boote hatten es bis hierher geschafft, aber es war eine traumhafte Stimmung wo jetzt die Sonne durch den Nebel durchgebrannt war und man wieder bis zu den Olymics schauen konnte und das Wasser wie ein Spiegel unter uns lag. Maddalena hielt nach Walen Ausschau und fand bald eine Gruppe von Delfinen und spaeter auch Seeloewen. Die letzteren hatte ich nicht so gerne ums Boot – falls doch noch ein grosser Brocken biss, wollte ich den nicht an die Seeloewen verlieren.


    Hier waren auch wieder mehr Pinks und Maddalena brachte noch einen Prachtpink von 6.5 Pfund ins Boot. Alec fischte einen Blinker etwas tiefer und fing auch einige kleinere Chinooks, einer vielleicht 8 Pfund schwer. Durfte aber wieder schwimmen. Wir wuerden jetzt nur noch einen Gewinnerfisch behalten. Ich glaube Maddalena war schon ausgeangelt und auch Alec schien sich mit dem Schicksal abzufinden, dass Graham’s Boot die Trophae heute mitnahm. Er traeumte schon vom Mittag im 17 Mile Pub. Ich rief die letzten 10 Minuten aus. Da sprang ploetzlich Ricardo auf, hieb an und seine Rute blieb maechtig krumm. Ein richtiger Fisch, fragte ich? Ricardo war sich noch nicht sicher aber meinte es waere schwer; haette aber noch nichts gemacht. Als er etwas Druck machte, hoerte ich dann seine Rolle singen – oh ja, das war ein Guter! Jetzt bloss keinen Fehler machen, das war unsere letzte Chance!


    Ricardo liess den Fisch rennen und gewann dass Schnur zurueck. Dann sahen wir ihn noch tief – jupp, der war ueber 11 Pfund, keine Frage. Ricardo war voll konzentriert als der Fisch wieder abzog. Dann kam er flacher – als der Flasher die Oberflaeche durchbrach, gab es einen kurzen Ruck der Ricardo zutiefst erschreckte – er meinte fuer eine Sekunde der Fisch waere weg. Aber er kam jetzt zum Boot. Alec stand mit dem Kescher bereit. “Ready?” fragte Ricardo und als Alec nickte, zog er hart an und zerrte den Burschen zur Oberflaeche neben das Boot. Alec langte zu, bekam den Fisch aber nur von hinten in den Kescher – in dem Moment wo die Schwanzflosse das Keschernetz beruehrte, baeumte sich der Fisch und sprang glatt wieder aus dem Netz heraus und dueste von dannen. Ricardo war zuerst verbluefft, hatte aber gluecklicherweise die Bremse locker und fing die erneute Flucht ab. Er schaute nur streng auf Alec und der gelobte Besserung. Der naechste Versuch sass und der Lachs kam ins Boot. Welche Freude! Ein Entspurtsieg. 14 Pfund, ein schoener Fisch. Ricardo war damit der Mones Cup Sieger – trotz des Sabotageversuchs des Serienmeisters Alec! Alec wollte jetzt natuerlich noch 10 Minuten Verlaengerung, und bekam die auch und hatte auch tatsaechlich noch einen guten Biss – aber es war wieder nur ein halbstarker Chinook von unter 10 Pfund.


    Dann packten wir zufrieden ein, schickten unsere Mitleidsgruesse zu Graham’s Crew die schon vom Wasser runter waren. Wir holten noch 3 gute Krabben aus der Falle und genossen nach der getanen Arbeit unser spaetes Mittagessen im Pub auf dem Weg nach Hause. Geduld hatte sich heute ausgezahlt. Und endlich mal windstilles Wetter. Das naechste Abenteuer faengt am Mittwoch in Bamfield, an der Westkueste der Insel an!


    30.7. 2023; East Sooke


    Die Sommer-Lachssaison ist in vollem Schwung und dieses Jahr ist ein Pinkjahr, heisst die Pinks, oder in deutsch Buckellachse, ziehen durch die Juan de Fuca Strait. Die Pinks sind die kleinsten aber dafuer die zahlreichsten der 5 Pazifiklachsarten. Der Fraser River erzeugt eine der groessten Pinkpopulationen und diese kehren immer in ungeraden Jahren zurueck, also auch 2023. Die Schwaerme erreichen die Sooke/Victoria Gegend normalerweise so gegen Mitte Juli und sind dann Ende August durch. Wenn man es voll trifft, kann man non-stop Action erleben. Das sind die Tage wenn man Kinder oder Angelneugierige mitnehmen sollte denn Langeweile gibt es dann nicht im Boot.


    Und so lud ich letzten Sonntag einen netten Kollegen von mir mit seiner 11 jaehrigen Tochter ein. Joe hatte mir kuerzlich berichtet, dass seine juengere Tochter ploetzlich total verrueckt nach angeln, schnorcheln und am Wasser erkunden waere. Er waere mit ihr schon paar Mal an lokalen Seen mit einem kleinen Schlauchboot gewesen und sie haette stundenlang geangelt, Froesche gefangen, und am Seegrund herumgeschnorchelt. Er wuesste gar nicht wie er seiner Tochters neuer Leidenschaft ueberhaupt gerecht werden koennte. “Ich habe da was!”, meinte ich zu ihm und lud sie fuer Sonntag ein. Ich textete ihm er solle ihr und ihm selber eine Lachslizenz holen und eine Kuehlbox mit Eis mitbringen. Joe war bisschen skeptisch wegen meinem Optimismus. Aber ich war mir siegessicher. Das Maedel kriege ich zur Vollblutanglerin!


    Leider sah es wieder windig aus vor East Sooke wo die Pinks schon dick zogen. Nur am Morgen sollte es noch ertraeglich werden. Hoffentlich wurden die beiden nicht schnell gruen, dachte ich noch. Ich holte beide um 7:00 auf dem Hinweg ab und ich konnte die Aufregung bei Lea spueren obwohl sie schuechtern war und nicht viel sagte. Gegen 8:00 Uhr hatten wir das Boot im Wasser – es war gut Betrieb in der Marina. Dann duesten wir raus. Es war starke Ebbe und um die Pinkschwaerme zu finden wollte ich mit der Ebbstroemung von der Beecher Bay Buchtmuendung aus westlich die Juan de Fuca Strasse absuchen. Kann manchmal ne Stunde dauern bis man einen hungrigen Schwarm findet. Am Ausgang der Bucht angekommen, bemerkte Joe schon 2 oder 3 Boote mit krummen Ruten um uns herum. Na, vielleicht ging es schnell heute?!


    Ich erklaerte das Geraet waehrend ich 2 Ruten mit Shrimpimitaten fertig machte. Ich haengte noch ein paar Dummy-Flasher an eines der Downriggergewichte – Maedchen moegen Glitzer und Bling und tatsaechlich, sie war begeistert. Ich liess sie die Farbe des Koeders aussuchen – pink natuerlich – und liess dann die erste Rute ein. Als ich den Downrigger erklaerend die zweite Rute einsetzte, rief Lea auf und zeigte zu der ruckenden ersten Rute. Jupp, Biss! Ich sprang rueber, nahm die Rute aus dem Halter, hieb an und nahm Fuehlung auf: ja, da zerrte was! Ich drehte mich um und drueckte Lea die Rute in die Hand. Sie war erst ein bisschen unsicher wie sie die Rute, die groesser und derber war als ihre eigene kleine See-Spielzeugrute, und vorallem die Moochingrolle am besten bedienen sollte. Aber nach ein paar Tipps hatte sie es schnell raus und drillte den kleineren Pink ans Boot. Ich hatten beiden vorher gesagt, dass Bisse kriegen wohl kein Problem werden wuerde aber die Pinks zu landen oft schwierig ist denn sie haben ein weiches Maul und haben diese Unart am Boot an kurzer Schnur zu springen und diese blitzschnellen Krokodilrollen zu machen und dabei oft den Haken loszuwerden. Wegen der Schonhaken muss man immer schoen Spannung halten aber man darf nicht zu hart drillen sonst flippen die Kerle aus und rissen sich den Haken selber aus. Ein delikates Spiel das selbst gestandene Lachstroller nicht immer voll beherrschen; die Landungs/Bissrate liegt oft nur bei 50%.


    Lea hatte das voll drauf. Schon der erste Pink kam ins Boot. Joe war stolz auf seine Tochter und machte Fotos von ihr und dem Fisch. Ich liess waehrendessen den Koeder wieder ein und nur Minuten spaeter rappelte erst die eine und dann die andere auch gleich los. Doppelbiss! Jetzt war auch Joe am Fisch. Natuerlich verlor er seinen aber Lea packten den zweiten in die Box und strahlte nun von Ohr zu Ohr. Ich bekam kaum wieder 2 Ruten in die Halter und schon wieder zwei Fische dran. Wieder kam einer davon ins Boot; diesmal hatte Joe die Nerven behalten. Ich zeigte beiden nochmal genau die Downriggerbedienung und nun konnten beide auch die Ruten selbst wieder einsetzen. Und es ging non-stop weiter; ein Biss nach den anderen. Einmal hatte ich gerade die Schnur in der Hand und wollte sie am Downriggerclip einsetzen – der Koeder plaetscherte 5m hinter dem Boot an der Oberflaeche – da riss es mir ploetzlich die Schnur aus der Hand – Fish On!


    Wir standen voll im Schwarm und nach einer Dreiviertelstunde hatten wir 8 Pinks im Boot. Seltsamerweise hatten wir bis dahin noch keinen einzigen Coho oder Chinook dabeigehabt. Oft mischten sich ein paar davon zu den Pinkschwaermen die normalerweise den Futterfischen dicht auf den Fersen waren. Wir konnten Futterwolken auf dem Echo in 70m Tiefe sehen; die Pinks bissen allerdings in den obersten 20m. Dann war ploetzlich Beisspause. Wirklich angenehm dachten Joe und ich und ich nutzte das um das Blutbad im Heck mit den Schlauch etwas zu entschaerfen. Ich konnte auch mal ein Schluck Wasser trinken und einen Bissen snacken. Lea aber wartete schon sehnsuechtig auf den naechsten Biss. Ich checkte unsere Position und musste feststellen, dass wir immer noch am Buchtausgang waren und immer noch einen Km von meiner eigentlich geplanten Angelstelle am Beechy Head entfernt waren. Dort tummelten sich viele andere Boote und fingen wahrscheinlich auch gut. Aber warum weiterfahren wenn es hier schon rund ging? Es war aber ziemlich wellig hier und der Wind wuerde nur noch staerker mit fortschreitendem Morgen. Aber weder Joe noch Lea schienen davon beeintraechtigt zu sein. Gut, wenigstens keine Goebler heute!


    Nach 10 Minuten Beisspause vermutete ich, dass wir den Schwarm verloren hatten und auf’s neue suchen muessten. Als wir die Ruten einholten, erklaerte sich die Beisspause: zwei kleine Coho-Shaker hingen an den Haken und blockierten jeden weiteren Biss. Sollten wir doch bleiben? Ach, ich beschloss doch zu wechseln, 3km weiter westlich war die Trap Shack Bucht die bei Ebbe und Westwind immer sehr ruhiges Wasser hatte und auch Fisch hielt. Wir dampften dorthin und versuchen die noch verbleibenden 4 Fischtickets zu fuellen. Ich hatte Joe schon versprochen, dass er auch mein Tageslimit haben konnte und so bis zu 12 Lachse mitnehmen konnte.


    An der Trap Shack war es wirklich schoen ruhig und weil hier auch Chinookterritorium war, liess ich einen Blinkerkoeder ein paar Meter tiefer ein. Vielleicht biss ja noch ein Grosser zum Spass? Und tatesaechlich fingen wir nun ein paar Chinooks an diesem Koeder, allerdings alle unter 3 Pfund und damit untermassig. Aber schon interessant zu sehen wie man so selektiv fischen kann. An dem pinken Koeder den Lea ausgesucht hatte, bissen auch hier regelmaessig die Pinks. Die hier waren aber etwas groesser und Lea musste paar Mal richtig zupacken und paar rissen sich auch wieder los. Aber nach einer weiteren halben Stunde hatten wir 4 weitere Pinks im Boot. 2 davon hatten sicher 6 Pfund auf den Rippen, der Rest 4-5 Pfund – typische Pinks.


    11:00 Uhr waren wir schon zurueck an der Marina und ich hatte nun mit Filetieren zu tun. Nach einer weiteren Stunde war auch das geschafft. Lea hatte die Fischgerippe an die wartenden Robben und Otter verfuettert und ich glaube das Anglergen ist nun nicht mehr zu unterdruecken. Ich versprach den beiden, dass wir das nochmal wiederholen wuerden. Die Messlatte liegt nun sehr hoch! Zuhause hatte ich mir erstmal ein Bier verdient – eine Familie mit Fisch fuer ein Jahr versorgt und eine neue Anglerin gluecklich gemacht! Joe kam Montag zu mir ins Buero und rollte die Augen und sagte das Lea nun bettelte ein richtiges Boot zu kaufen. Haha, Volltreffer!


    23.7.2023; East Sooke


    Um 11:00 Uhr wurde mir meine Crew zugeteilt; ich bekam einen Papa mit 3 Kindern; 2 fruehe Teenage-Toechter und ihren 8 jaehrigen Bruder. Und Papa Gene. Sie waren eine Indianerfamilie, die in Victoria lebte aber ihre Wurzeln an der Westkueste der Insel hatten. Als solche waren sie Wasserleute von denen ich vielleicht noch was haette lernen koennen. Gene hatte schon auf Berufsfischerbooten gearbeitet und kannte sich auch beim Angel aus. Das Netz war ihm vertrauter, meinte er, aber er konnte mit ner Angel umgehen. Die Toechter hatten alle schon Fische mit der Angel gefangen, allerdings war allen die Dowriggerfischerei fremd. Der Gene junior war ruhig aber total heiss und hatte es sofort auf meine kleine Spinnrute abgesehen. Die Trollingruten waren ihm fremd aber mit der Spinnrute konnte er umgehen. Ich liess ihn die Spinnrute mit einem Blinker dran hinterherziehen.


    Ich wiess die Crew auf dem Boot ein und dann fuhren wir los um zu sehen wie weit wir rauskommen wuerden. Am Ausgang des Fjordes sah es nicht so schlecht aus und sogar kleinere Boote wagten die Fahrt durch die beruechtigte Race Passage gen Westen. Wir machten mit. Nach paar Minuten schaukeliger aber machbarer Fahrt wurde ich ruhiger; diese Truppe hier wuerde nicht seekrank werden; die schienen sich auf dem Meer wohlzufuehlen. Die Maedels kicherten und alberten herum als wir von Welle zu Welle sprangen und Gene senior beschaeftigte sich mit Gene junior. Einen Kilometer vor Beechey Head hielt ich an und gesellte mich zu ein paar anderen Booten die hier schon Fische drillten. Hier musste Fisch dasein!


    Ich liess wieder die gleichen Koeder wie gestern ein. Nach 15 Minuten hatten wir 2 winzige Cohobabies gefangen, die sofort wieder freigelassen wurden. Wir konnten keine besseren Fische finden oder ueberlisten hier. So packte ich nochmal alles ein und wir fuhren bis direkt vor den Beechey Head. Dort waren heute doppelt so viele Boote wie gestern – kein Wunder bei dem Fischreichtum und dann noch unser Event. Es war wackelig aber befischbar. Bald kamen die ersten Bisse und ich verteilte die Ruten an die Kinder aber ich glaube wir verloren die ersten 10 Fische. Die Toechter stoerte das nicht so aber Gene junior war geknickt. Aber er war weiterhin hochkonzentriert und hatte oft zuerst den Biss gesehen. Endlich brach der Papa den Bann und landete 2 Pinks. Dann verloren wir wieder einige bis dann die eine Tochter mal zuschlug und einen ins Boot brachte. Damit hatten die Maedels wohl genug und alberten den Rest der Zeit nur noch in der Kajuete herum. Aber die beiden Gene’s hatten noch nicht genug. Nach weiteren Drillverlusten, was bei den immer wilderen Wasserbedingungen nicht verwunderlich war, beschlossen wir die Lachse etwas sanfter zu drillen. Dazu wuerde ich die Schleppgeschwindigkeit weit zurueckdrehen und die Jungs die Lachse nicht so hart herannehmen. Und tatsaechlich, jetzt kam ein Fisch nach den anderen ins Boot. Alles eine Standardgroesse 4-5 Pfund. Junior wollte unbedingt einen Lachs an der Spinnrute fangen und ploetzlich riss es auch an seiner Blinkerrute. Er stemmte sich maechtig ein und begann den Fisch langsam heranzukurbeln. Der riss sich nochmal los aber dann der naechste sass gut und ich konnte ihn nach aufregendem Drill keschern.


    Der Junge strahlte von Ohr zu Ohr und der Papa war auch sehr stolz. Wir hatten viel Spass und senior erzaehlte mir viel von seiner Kindheit an der Kueste mit Fisch-und Tierstories. War echt klasse. Ich glaube nach 10 Fischen hoerten wir auf. Mehr wollte ich auf keinen Fall noch filetieren muessen. Auf dem welligen Rueckweg machten wir noch am Race Rocks einen Stop und sahen uns die Seeloewen an. Wale wollten sich heute leider nicht blicken lassen aber als Eingeborene hatten sie solche Tiere ja schon einige Male gesehen und erlebt. Man merkte, dass diese Menschen hier zuhause waren und trotzdem ihre Heimat liebten.


    Wir pilkten noch ein bisschen vor den Kelpfeldern in der geschuetzten Pedder Bay aber nur ich holte einen kleinen Greenling hoch. Das war’s. Die 4 waren gluecklich und ich war zufrieden mit unserer Ausbeute und super froh, dass der Wind eine Angelei wenigstens zugelassen hatte. In der Marina tummelte es sich und ich sah viele glueckliche und aufgeregte Kindergesichter und dankende Eltern. Alle Kinder bekamen ein Ruten-Rollenkombo und eine Tuete mit allerlei Angelzeug und Leckereien. Danach gab es noch Essen und Unterhaltung bis zum Abend. Es gibt nichts Schoeneres als Kinder zum Angeln zu bringen.


    22.7. 2023; East Sooke


    Letztes Wochenende stand das Pink Salmon Festival in East Sooke und Sooke an. Die langjaehrigen Leser meiner Berichte moegen sich vielleicht noch daran erinnern. Alle zwei Jahre, in ungeraden Jahren, wenn die Buckellachse ziehen, organisiert eine Freiwilligentruppe dieses eintaegige Event. Da werden Profi- und Freizeitkapitaene gesucht die ein paar unterpriviligierte Kinder zum Angeln auf das Boot mitnehmen. Ich habe daran schon etliche Male als Skipper teilgenommen weil ich es immer wieder gerne mache, Kinder an das Angeln ranzufuehren und ihnen bei ihrer Begeisterung zuzugucken. Wegen Covid hatte dieses Event seit 2019 nicht mehr stattgefunden. Es hatten sich wieder so 30 Guides und Freizeitskipper gemeldet und wohl so um die 80 Kinder auf die Boote aufgeteilt.


    Ich liess MaxWaldi schon Freitag Abend in der Pedder Bay Marina ins Wasser um am Samstag, den Tag vor dem Event, schon mal Probezuangeln. Der Trip mit den Kindern am Sonntag war nur 3h und so wollte ich wissen wo was geht. Leider sollte das Wochenende wieder windig werden.


    Ich uebernachtete gleich mit meiner Frau im Boot, die dann am naechsten Tag eine Radtour nach Hause machte. Pedder Bay Marina ist ein schoener Flecken Land am Ende der Pedder Bay und ist neben einer komplett ausgestatteten Marina (sogar Motorboots- und Paddelbootsverleih) auch ein RV Park mit allen Anlagen und kleinem Café und Shop. Frueh sollte der Wind noch sachte wehen aber dann bis Mittag ordentlich zulegen. Da es auch noch gemaessigte Gezeiten waren, fuhr ich zuerst an eine Stelle die vielleicht Heilbutt bringen konnte. Ich hatte heute fuer Butt und Lachs geruestet. Als der Anker sass, liess ich zwei Koederfischruten ein; eine mit einem ganzen Hering und eine mit Lachsresten. Der Wind bliess gegen die Ebbstroemung, was es einmal sehr wackelig machte, aber auch fuer einen ungleichmaessigen Zug am Anker sorgte. Der Wind schob mich manchmal dicht an den Anker ran was gefaehrlich werden kann wenn sich die Ankerschnur am Propeller verfing. So musste ich einige Male das Boot mit Motorkraft zurueckziehen.


    Und dann fanden mich die Dornhaie. Nach etlichen Doubletten und einem ganzen verfuetterten Heringspack, brach ich dann ab und ging weiter westlich auf Lachssuche. Es herrschte gluecklicherweise waehrend meiner 15 minuetigen Fahrt ein bisschen Windflaute und so kam ich ohne Bandscheibenschaden am Beechey Head an. Dort tummelten sich schon viele Lachstroller und ich sah auch gleich schon krumme Ruten. Wenn die Pinks liefen, dann war non-stop Action angesagt. Es sollten sich auch einige Cohoschwaerme herumtreiben – von denen durfte man aber nur Markierte mitnehmen. Ich setzte zwei Shrimpimitate in 17 und 23m Tiefe ein. Die tiefere Rute fing bald schon an zu rappeln und ich drillte einen kleineren Lachs zum Boot. Ein Coho! Ich hielt ihn fuer paar Sekunden am Vorfach bis ich erkennen konnte das die Fettflosse fehlte. War zwar nur ein 4 Pfuender aber weil ich gerne nochmal die Raeuchertonne vollmachen wollte, passte der gut rein. Ich wuppte ihn gleich am Vorfach direkt in die Fischkiste auf Eis.


    Und es ging munter weiter. Der naechste Biss kam wieder auf die tiefere Rute. Der loeste schon gleich mal beim Biss aus dem Clip aus. Der Fisch kaempfte auch haerter und wollte schon fast hier und da mal Schnur nehmen. Am Boot spielte er dann total verrueckt und ich musste paar Mal richtig wuchtig dagegenziehen damit der Bursche nicht in die andere noch ausliegende Schnur oder Downriggerkabel schwamm. Ein fetter Pink und wieder wuppte ich ihn gleich am Vorfach ins Boot. Der war schon 6 Pfund. Dann musste ich die Fischtrupps erstmal wieder finden. Es wurde jetzt immer rauer und ich musste aufpassen, dass ich nicht ueber Bord ging beim Hin-und Hertanzen zwischen den Ruten und Steuerrad. Ich verpasste 2 oder 3 Bisse, bis dann endlich mal wieder einer hing. Der Lachs ging sofort akrobatisch in die Luft, und nicht nur einmal sondern etliche Male. Ein tolles Schauspiel und ich erwartete schon, dass der Haken bald herausflog. Aber irgendwie hing der Fisch fest und nach einem sportlichen Drill bei sportlichen Wasserbedingungen, kam der Fisch dann endlich in Greifweite. Ein schoener 5-6 pfuendiger Coho und beim naeherer Betrachten sogar ein Markierter. Na dann, vielleicht kriege ich ja noch mein Limit von 4 Lachsen zusammen bevor es zu wellig wurde!?


    Ich zirkelte noch paar Runden herum und bekam auch noch einige Bisse – verlor jedoch alle schon nach wenigen Sekunden. Pinks haben weiche Maeuler und wenn man zu hart drillt, reisst der Haken aus. Zu vorsichtig gedrillt, und die Pinks winden sich mit ihren blitzschnellen Krokodilrollen bald vom Haken. Gar nicht so einfach einen zu landen! Der Trost bei einem Verlust ist aber das ja gleich wieder einer beissen wuerde. Ich schleppte nun schon mit den Wellen Richtung nach Hause und bekam noch weitere Bisse unterwegs. Einen untermassigen Chinook konnte ich noch landen und zuruecksetzen, verlor aber sonst alles. Ein oder zwei hatte ich schon bis zum Boot aber dort wurden sie den Haken noch los bevor ich sie herausheben konnte. So blieb ich heute bei 3 Lachsen.


    Also Lachse waren genug vor Ort um den Kindern morgen einen Heidenspass zu verschaffen. Aber wenn der Wind morgen noch staerker werden sollte, dann koennte das entweder eine Goebeltour werden oder wir Skipper kamen gar nicht aus der Pedder Bay heraus. Ich war schon bisschen nervoes wegen dieser Aussicht.


    2.7. 2023; Victoria to East Sooke cont....


    Schon voll zufrieden angelte ich weiter. Aber jetzt hatten auch die Dornhaie Lunte gerochen und ich brachte einen nach dem Anderen hoch. Was war Schwerstarbeit bei der Angeltiefe. Manchmal hingen sogar zwei gleichzeitig dran. Aber bald nahm die Stroemung ordentlich zu und ich musste immer mehr Schnur rauslassen, bis ich letztlich Bodenkontakt verlor. Das war’s fuer’s Buttangeln. Es war gegen 13:00 Uhr, kein Wind und ich hatte gute Laune. Es sollten sich schon ein paar Buckellachse vor East Sooke herumtreiben. Der grosse Run stand erst gegen Ende July und durch den August durch an. East Sooke war 20 Minuten Bootsfahrt von hier bei diesen Bedingungen. Klar, warum nicht!? Anker wieder einholen und den Butt in die Kiste packen. Ich bekam die Bodenluke nicht ganz geschlossen weil die Schwanzflosse ein Stueck herausguckte. Damit wusste ich das der Butt weit ueber 30 Pfund war. 41 Pfund stellte sich spaeter heraus. Feine Sache; und die Familie hatte wieder Futter!


    Dann fuhr ich bei praechtiger Bergsicht am Race Rocks Leuchtturm vorbei, durch die manchmal gefaehrliche Race Passage und kam bald am Beechey Head in East Sooke an. Dort schleppten schon dutzende Lachsangler. Als ich mich langsam durch die Armada durchschlaengelte sah ich ploetzlich 2 Boote mit krummen Ruten. Sofort stoppte ich und sah nach dem Echolot. Jupp, hier war Fisch. Schnell hatte ich den Schleppmotor an und setzte 2 Lachruten an den Downriggern ein. Eine bei 15m und eine bei 25m. Nach 5 Minuten rappelte die 15er Rute los. Fisch on! Ein wild um sich schlagender Pink (Buckellachs) kam ans Boot. Jetzt bemerkte ich mit Schrecken, dass ich gar keinen Kescher eingepackt hatte – hatte gar nicht richtig mit Lachsangeln gerechnet heute. Und nun war auch noch mein Gaff weg – ich hatte keinerlei Landungshilfe und die Pinks sind so quirrlig und haben weiche Maeuler so das eine Handlandung wenig Erfolgschancen hat. Den ersten brachte ich also ans Boot und nach dem ersten Schreck packte ich beherzt das Vorfach und wuppte ihn ins Boot. Jawoll! Ein Stueck Silber kam neben den Butt. Keine 5 Minuten spaeter ruckte die selbe Rute wieder los. Am Boot sah ich den silbrigen Schein auf der Schwanzflosse – Coho (Silberlachs) – also nur markierte durften davon behalten werden.


    Der Fisch tobte neben dem Boot als ich ihm am Vorfach hielt und versuchte die Fettflosse zu sichten. Endlich klare Sicht – keine Fettflosse! Wow, ein Keeper! Schwupp und wieder gluecklich im Boot gelandet. Das geht ja wie das Plaetzchenbacken! Aber dann kam die Statistik durch und ich verlor die naechsten 5 Fische im Drill oder bei der Landung. Als ich schon Richtung Heimat schleppte, fing ich noch einen kleinen Chinook und verlor nochmal 2 oder 3 wahrscheinlich Pinks oder kleinere Cohos ohne noch einen guten Blick auf sie zu bekommen. Aber mit einem Butt und 2 Lachsen war ich sehr zufrieden. Und an der Marina war auch endlich wieder Wasser an der Rampe.


    Herrlicher Tag auf dem Wasser! Und endlich mal wieder ordentlich Erfolg. Da freut man sich jetzt noch mehr auf die Sommersaison mit hoffentlich noch mehr tollen Erlebnissen am Wasser.