4.5. 2024; Victoria
Die Windvorhersage sah am Abend vorher nicht gut aus; 10-15 Knoten, also bis zu 30 km/h und das entgegen dem Gezeitenstrom. Aber die Gezeitenkonstellation war gut fuer Butt im Mudhole und so gab ich nicht auf zu hoffen. Ich stellte mir den Wecker etwas frueher und schaute dann noch mal auf die erneuerte Vorhersage und siehe da, es sah jetzt besser aus. Also raus aus den Federn und die Flotte startklar machen. Leider konnte keiner meiner Jungs heute und fuer einen meiner Angelfreunde war das einfach zu wenig Vorlauf. So musste ich eben solo los.
An der Bootsrampe in Victoria war nicht viel los, was immer gut ist wenn man ein Boot alleine slippt; da ist kein Stress und Druck. Es mussten aber schon einige Boote draussen sein denn der Anhaengerparkplatz was schon fast voll. Dann dueste ich los. Es war aber doch windiger als der letzte Bericht vorgab und es herrschte ein kleiner aber haesslich kurzfrequentiger Wellengang gegen den ich 20 Minuten lang anfahren musste. Kein wirklicher Spass. Aber ich kaempfte mich bis zum Mudhole vor und fand einen Ankerplatz zwischen 2 anderen schon festsitzenden Booten. Eines davon war Roy Carver von Blue Wolf Charters, einer der besten Heilbuttguides in der Gegend. Wenn der hier war dann musste doch was gehen! Ich liess den Anker raus und 10 Minuten spaeter hing ich fest und konnte die Ruten klarmachen. Die Stroemung sollte heute von 10:00 bis 13:00 Uhr befischbar sein. Die Wellen waren hier draussen noch hoeher und hin und wieder sah ich Schaumkronen. Ich hoffe das wuerde nicht schlimmer werden. Der Wind schob das Boot in die eine Richtung aber die Stroemung zog noch leicht entgegen so das die Angelschnuere unter das Boot gedrueckt wurden.
So stellte ich eine Rute hinten am Heck auf und eine von der Seite heraus. Aber bei solchen Bedingungen traute ich mich nicht noch den Duftsack am Downriggerkabel herunterzulassen. Das schien nur so nach Tueddel und vielleicht sogar Fischverlust zu schreien. Also musste ich mich heute nur auf die Duftfahne der Koeder verlassen. Als Koeder wollte ich heute ein Stueck des Oktopuses, den mein Freund Claude kuerzlich gefangen und mit mir geteilt hatte, versuchen. Oktopusfleisch und Haut ist sehr zaehe und haelt lange am Haken. Ausserdem fressen Heilbutte gerne Oktopus. Nur viel Duft hinterliess so ein Fetzenkoeder nicht. So musste ich ordentlich mit Duftstoffen aushelfen. Die andere Rute wurde mit Hering bekoedert. Das ging immer. Und dann begann die schaukelige Warterei.
Ich verschickte gerade noch ein paar SMS als ich ein komisches Rucken an der Oktopusrute sah. War schwer auszumachen weil das Geschaukele auch an der Rute zog. Aber irgendwie hatte das komisch ausgesehen. Da wird doch nicht schon etwa ein Butt am Werke sein? War ja kaum 15 Minuten vor Ort. Es war jetzt aber auch nichts mehr zu sehen. Aber ich behielt ein Auge darauf denn wenn ein Butt auch mal danebenbeisst aber keinen grossen Hakenkontakt spuert, dann kommt er meistens nochmal wieder. Und den Oktopus konnte kein Fisch mit einem Ruck von Haken ziehen. Und ich schnallte mir mal schon den Gimbal um. 5 Minuten spaeter sah ich wieder ein Wippen derselben Rute, entgegen dem Schaukelrythmus. Da war was dran! Ich liess alles fallen und griff in die Rolle und kurbelte hart an. Jawoll, die Rutenspitze ging nach unten und blieb dort auch. Der hing!
Ich holte die Rute aus dem Halter und find an zu pumpen. Ich spuerte gelegentlich die harten Kopfstoesse – typisch Butt. Das waere ja was, so schnell dieses Mal! Aber noch hatte ich ihn nicht. Es war schon Gewicht auf der Rute aber da ich den Butt sanft anhob, machte er auch nicht viel Radau. Nur hin und wieder wippte die Rute mal schwer los, aber Schnur musste ich nie geben. Unablaesslich pumpte ich den Fisch hoch. Dann kam der spannende Moment wo der Fisch das erste Mal auftauchte. Durch den Wellengang war das erst kurz unter der Oberflaeche. Ja, der war nicht schlecht! Wegen meiner positive Gafferfahrung vom letzten Trip entschloss ich gar nicht erst nach der Harpune zu greifen sondern gleich das Gaff zu benutzen. Dazu klemmte ich mir die Rute unter den Arm, griff nach dem Vorfach mit links und schlug dem Butt das Eisen in den Kopf und hievte den Kerl direkt ueber die Bordwand. Leider hielt dieser Butt nicht so schoen still wie der vorherige und so rutschte er von Gaffhaken als er anfing zu toben und fiel auf den Bootsboden. Dort schlug er paar Mal wild um sich bis ich ihm mit dem Gaffruecken ein paar Mal auf dem Schaedel gedroschen bekam. Dann war Ruhe. Aber das Boot sah schon aus wie ein ungesaeubertes Schlachthaus; ueberall Blut- und Schleimspritzer.
Aber das war ein kleines und gern geduldetes Uebel gegenueber der Freude ueber den Fang eines weiteren Buttes! Genau einen Meter lang war er, wahrscheinlich um die 20 Pfund schwer. Feine Sache. Und damit war ich fertig heute! Ich hatte keine 30 Minuten geangelt. So packte ich schon wieder ein, holte Anker und fuhr dann aus dem Geschaukel heraus in den Schutz der Pedder Bay. Dort war schoen glattes Wasser und hoffentlich ein oder zwei Lachse. Ich schleppte dort vielleicht 2 Stunden herum aber ausser ein paar kleineren Felsenbarschen und Sablefish konnte ich nichts ueberlisten. Inzwischen hatte die Stroemung gedreht und auch der Wind liess nach und so konnte ich nun auch aus dem Schutze der Bucht hervorkommen ohne arg herumgeschuettelt zu werden. Ich fuhr schon zurueck zur Rampe, wollte aber vor Victoria eine letzte Lachsschleife drehen. Leider waren hier heute zwei Berufskrabbenfischer am Werke und hatten ihre Fallenstrecken ausgelegt. Ueberall, kreuz und quer sah ich die Bojen und man musste eine Unterwasserleine die Bojen verbinden vermuten. Das machte die halbe Victoria Waterfront unbefischbar und wo man sorglos fischen konnte, waren offensichtlich keine Lachse. So packte ich nach einer kleinen Weile auch dieses Geraet wieder zusammen und fuhr frueher als erwartet zurueck.
Am Dock filetierte ich erstmal meinen Butt. Einige Touristen sahen mich um umringten mich um mir dabei zuzugucken und mich mit Fragen zu durchloechern. Derweil warteten zwei Robben auf die reichlichen Skelettreste. Als ich die dann endlich ins Wasser warf, stuerzten sich die Robben zum Vergnuegen der Touris darauf. Aber nicht nur die 2 Robben sondern ploetzlich tauchte auch noch ein Flussotter auf. Bedeutend kleiner als die Robben hatte ich nicht viel Hoffnung fuer den kleinen Kerl aber staunend beobachteten wir alle wie der Otter den dummen Robben die Buttreste immer wieder streitig machte und letztendlich damit davonschwamm. Unglaublich! Leider hatte ich die Kamera im Boot und wegen der Moewen konnte ich die halbfertigen Filets nicht alleine lassen. Waere ein tolles Szenenvideo geworden! Und so ging ein weiterer erfolgreicher Butttag zu Ende. Auf einmal laeuft es!