Beiträge von cohosalmon

    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 4/5


    Samstag war unser letzter Tag und leider wieder etwas windig so das wir im Fjord bleiben mussten. Jason und Josh hatten keinen Guide mehr und machten Landurlaub. Sie hatten auch praktisch allen Fisch den sie erlaubt waren zu behalten, gefangen. Wir Privatboote hatten noch Platz auf den Lizenzen. Dave war nach seinem Ausfalltag heiss wie Frittenfett. Und wir begannen wieder am Cape Beale – obwohl ich Dave vor der Robbe gewarnt hatte. Er meinte, sie ware doch wohl noch satt von gestern und hatte damit wohl recht denn wir sahen nichts von ihr. Moege ein Orca sie zum Abendbrotsnack vertilgt haben!


    Und es ging weiter wie gestern. So gut wie jede Passage am Kelpfeld brachte mindestens einen Biss. Und Dave verlor auch kaum Fische. Die Chinooks waren heute sogar einen Tick groesser, so in der 17-18 Pfund Klasse. Und alle machten einen Heidenspektakel am Geraet. Besonders am Boot gab es ein paar bange Momente als der Fisch im letzten Moment vom Kescher fluechtete und unter dem Boot durch oder durch die Motoren raste. Aber Dave hatte ruckzuck zwei schoene Lachse im Boot. Einer scheuerte noch durch sein Vorfach kurz vor der Landung – die Lachse spaet in der Saison hatten fiese Zaehne entwickelt und man ging normalerweise ab August eine Schnurstaerke dicker beim Vorfach. Ich durfte auch noch einen Chinook landen den ich Dave auf meiner Lizenz schenkte. Und dann liessen wir noch 2 oder 3 Chinooks wieder frei. Man konnte sich mal so richtig nach Herzenslust ausdrillen. Hin und wieder war auch mal ein Coho am Haken die Dave auch gerne mit nahm wenn sie wenigstens 5 oder 6 Pfund hatten. Nach 3,5 Stunden hatten wir dann genug und wollten noch ein bisschen Lings pilken. Wir versuchten es erst in den Klippen vor der offenen Kueste aber fanden dort nicht viel Action. Ausser das einmal ploetzlich direkt neben dem Boot etwas laut aufschnaufte und ein grosser grauer Buckel auftauchte. Keine 10m neben uns ein Grauwal. Wir haetten uns fast in die Hosen gemacht, so erschrocken waren wir. Der Wal zog aber ganz gemuetlich bis in die Krautfelder vor uns weiter.


    Dann nahm der Wind spuerbar zu und ich suchte uns Pilkstellen zwischen den Inseln. Da muss es doch auch noch den einen oder anderen Ling geben! Und tatsaechlich, an einer Kante packte dann noch ein massiger Ling an Ricardos Pilker zu. Eine Menge untermassige liessen fuer die kommenden Jahre hoffen. Allerlei Felsenbarsche wurden wieder freigelassen. Dave nahm noch einen haesslich-schoenen Cabezon mit. Und dann mussten wir dem Winde weichen. Damit ging wieder ein schoenes Angelabenteuer zu Ende. Allerdings hatten Carls Crew und meine am naechsten Morgen noch die lange Heimfahrt nach Port Renfrew vor uns. Und der Wind war staerker als auf der Hinfahrt. Aber wir mussten ja zurueck. Die Umrundung von Cape Beale war schon beaengstigend – dort tuermte sich die Duenung auf 10m auf und knallte gegen die Klippen. Die Wellen reflektierten zurueck und mischten sich mit der Aufstriebsstroemung und machten das Wasser zu einem einzigen Waschkessel mit Wellen aus scheinbar jeder Richtung. Mein 115 PS Motor war nicht stark genug um die hohen Wellen einfach mal so hochzufahren und so musst ich paar Mal im Wellental warten bis mich die naechste Welle mitnahm. Gott sei Dank fuhren wir diesmal mit der Wellenrichtung. Carl fiel sein Herz in die Hose als er uns einmal fuer 30 Sekunden hinter einer Welle verschwinden sah und fuer lange Zeit nicht mehr auftauchen sah. Er hatte das Funkgeraet schon in der Hand, sagt er. Als wir da durch waren war es eigentlich ein einfaches Nachhausesurfen. Kurz vor Renfrew bekamen wir auch noch eine Orcashow, klasse! Wir waren aber alle 5 heilfroh wieder festen Boden in Renfrew betreten zu koennen. Es hatte sich wieder gezeigt, dass mein Boot mehr abkann als ich, und Carl und ich sind uns einig – diese Tour nie wieder!


    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 3


    Freitag brach sonnig, warm und windarm an. Das war der Tag wo es mit Heilbutt und Lingcod auf den ersten Untiefen und Baenken vor der offenen Kueste klappen sollte. Jason, Josh und die zwei Jungs mit dem Guide bretterten auch gleich um 6:00 Uhr weit hinaus. Nachher hoerten wir das sie 29 Meilen weit draussen gewesen waren; und dort auch erfolgreich. Mein Boot war erstmal etwas verspaetet weil Dave nicht zur abgesprochenen Zeit aus seinem Raum kam. Es stellte sich heraus, dass sein Magen verrueckt spielte und er an Land bleiben wollte. Jaja, Limettenschnapps!


    So fuhren Ricardo und ich alleine raus. Ross und Carl auf der Jalopy waren schon am Whittlestone unterwegs. Jerrod und Demario auch. Chris Miller und Crew waren am Cape Beale und vermeldeten auch gute Bisse und die ersten Faenge als wir auf dem Wasser waren. Wir beschlossen auch zum Kapp zu fahren, auch wenn dort die Duenung sich besonders hoch aufschaukelte. Ich suchte mir ein Kelpfeld vor einer Klippe raus; das war mir gestern schon als fischig aufgefallen. Wir setzten einen Blinker und ein Koederfischsystem an den zwei Schleppruten ein und ich zog die erste Bahn am Kelp-Pflanzenguertel vorbei. Biss! Am Blinker. Aber als Ricardo die Rute in der Hand hatte, war der Fisch schon weg. Da liess Ricardo schon die Rute fallen und sprang zur anderen Rute die bedenklich nach hinten zog. Der hing! Waehrend ich uns langsam vom Kelpfeld wegschipperte, raeume ich das Deck auf, denn Ricardo war an einen guten Fisch gekettete. Der nahm ordentlich Schnur bis er ploetzlich stehenblieb, Ricardo einen Ruck spuerte und der Spuk vorbei war. Mist!


    Ich machte eine Schleife aussenherum um uns fuer eine weitere Passage am Kelpfeld vorbei zu positionieren. Inzwischen hatten wir dann auch beide Ruten wieder im Wasser. Diesmal kam ein Biss erst als wir schon an dem Pflanzenguertel vorbei waren und ich gerade ins tiefere Wasser abdrehte. Der Biss kam am Koederfisch und riss fast die Rute aus dem Halter. Ricardo war schnell dabei und setzte den Haken gleich mehrfach. Der Fisch hing, stellte sich aber als ein mittlerer Coho von vielleicht 6 Pfund heraus. Ich wollte heute hoechstens 2 Chinooks mitnehmen, hoffte eher auf Bodenfisch spaeter. Der Coho durfte also wieder schwimmen. Dann wieder eine Runde vor dem Kelp und rumms, wieder schlug es am Koederfisch ein. Ricardo machte alles richtig und er drillte den Fisch bestimmt schon 7 oder 8 Minuten und wir bekamen ihn sogar schon bei einem Sprung noch weit hinter dem Boot zu sehen aber dann war der Fisch ploetzlich wieder weg. Einfach den Haken abgeschuettelt! Als wir uns noch kopfschuettelnd ansahen, riss es nun hart an der Blinkerrute und diesmal sprang ich hinzu. Nun was soll ich sagen, der Apfel faellt nicht weit vom Stamm, nach einer heftigen Flucht kam auch mir ploetzlich die schlappe Schnur entgegen. Das gab es doch nicht!


    Jerrod fragte ueber Funk wie es bei uns liefe und es fiel mir schwer die Wahrheit zu sagen. Aber die schaukeligen Wellen schreckten Jerrod sowieso ab da sein Sohn Demario schnell seekrank wurde. Er blieb lieber tiefer im Sound, auch wenn es da fischtechnisch ruhiger zuging. Capt’n Miller fischte nicht weit von uns aber bedeutend weiter draussen. Aber auch er fing wie man hoerte. Mir hatte es aber dieses Kelpfeld angetan, da stand ordentlich Fisch und wir hatten die Stelle fuer uns alleine. Die naechste Runde brachte gleich am Anfang der Pflanzen einen Biss, der schien eher zoegerlich und Ricardo wartete noch ein, zwei Sekunden bevor er anhieb. Dann ging aber die Post ab und die Schnur flog nur so von der Rolle. Vielleicht war das der ganz Grosse!? Ich machte das Boot landungsklar und fuhr uns etwas weg von den Klippen. Der Lachs war wohl voll auf Steriods und sprang trotz Flasher 3 Mal voll aus dem Wasser! Selten bei einem Chinook. Wir sahen das es ein guter Fisch war, aber auch kein Riese. Aber voller Energie und wir brauchten bestimmt 10 Minuten bis zur erfolgreichen Landung. Na also, es ging doch! Gut 16 Pfund der Bursche. Danach lief es; der Knoten war geplatzt. Jede Passage am Kelpguertel brachte mindestens einen Biss. Ich fing bald einen 15 Pfuender, der im Gegensatz zu einigen der Chinooks hier noch silberblank war. Dann hatte Ricardo wieder einen guten Fisch dran bis ploetzlich eine Robbe ihr haessliches Gesicht zeigte und ihm den Lachs glatt vom Haken riss. Wenigstens bekamen wir unser ganzes Geraet wieder zurueck. Wir beschlossen noch ein paar Runden C&R weiterzufischen weil es so gut biss und Spass machte. Wir liessen noch 2 oder 3 weitere Teener Chinooks frei nach feinen Drills. Dann hakte Ricardo was Schweres und der Fisch schoss mit Vollgas auf den Pflanzenguertel zu. Ricardo bekam ihn gestoppt und ich fuhr schon mit dem Boot dichter heran, da sahen wir ploetzlich einen grossen Schwall nebem dem Fisch an der Oberflaeche und nun riss die Schnur nur so von der Rolle. So eine Sch…. – wieder diese Mistrobbe! Ich fuhr schnell zwischen die Robbe und das Kelpfeld so das ihr der Weg in die Sicherheit abgeschnitten war. Sie musste ja bald mit dem Fisch auftauchen um zu atmen und das ergab vielleicht einen Moment sie ordentlich zu erschrecken so das sie vielleicht den Fisch losliess. Wenn wir dann dicht genug dran waren, koennten wir den Fisch vielleicht noch retten.


    Dann tauchte sie auf, vielleicht 20 m vom Boot. Wir sahen den Fisch in ihrem Maul – das war unser Groesster heute, vielleicht 20 Pfund. Das stachelte unseren Aerger noch mehr. Ich hatte fuer solche Faelle immer ein paar handlige Steine an Bord, wie auch eine Zwille mit Glasmurmeln. Ich schmiss die Steine zur Robbe und sie platschte erschreckt aber liess leider den Fisch nicht los und tauchte nach paar Sekunden wieder ab. Sie versuchte am Boot vorbei Richtung Klippen zu kommen aber ich drehte den Motor auf und schnitt ihr weiter den Weg ab. Unter uns durchzutauchen traute sich das Biest nicht. Als sie das naechste Mal erschoepft auftauchte, schmiss ich alle restlichen Steine nach ihr und sie fluechtete seitlich weg. Dann sah ich sie wieder vor dem Boot auftauchen aber Ricardos Schnur schien noch senkrecht tief ins Wasser zu gehen. Ich fuhr der Schnur nach und wir sahen was passiert war; dort war eine Untiefe mit Kelp obendrauf und die Robbe war voll durch diese Schlingpflanzen durchgebrettert und die Schnur hing da irgendwo drin. Ricardo versuchte durch Rucken die Schnur zu befreien was aber nur teilweise klappte. Ich schoss inzwischen eine Salve Glasmurmeln auf die nur 10m weg sitzende Robbe und nagelte ihr auch zwei Geschosse an den Kopf was ihr gar nicht behagte und sie fluchtartig wieder abtauchen liess; leider immer noch mit dem Fisch im Maul. Das ging noch minutenlang soweiter aber dann riss ploetzlich die Hauptschnur irgendwo am Grund von der Untiefe und alles war verloren. Allerlei Schimpfworte flogen in Richtung des Diebes und dann beschlossen wir das Robbenfuettern einzustellen und etwas anderes zu probieren.


    Ich fand uns einen kleinen Unterwasserberg vor der Kueste und Ricardo begann zu pilken. Und er brachte allerei buntes Zeug nach oben. Aber ein massiger Ling war leider nicht dabei. Wir versuchten noch ein paar andere ufernahe Stellen mit weniger Erfolg. Ich liess uns ueber ein sandiges Plateau driften und angelte mit – wir wollten hier Heilbutt aufstoebern – aber ohne Erfolg. Ich schaute mir die leichte Duenung und den wenigen Wind an und schlug vor zur 5 Mile Bank zu fahren. Ricardo war es recht. Er war eh seefest. War ein bisschen ruppig gegen die Duenung, aber machbar. Dort angekommen, drifteten wir an der Kante zum Tiefen entlang. Eigentlich perfekte Bedingungen – leichte Drift aber man konnte prima Boden halten. Wir fischten hier knapp 100m tief und schwereres Geraet. Dann hatte Ricardo was dran und pumpte es hoch. Sah nicht nach Butt aus aber musste etwas Gewicht haben. Ich dachte an einen Yelloweye Felsenbarsch, den man eh wieder freilassen musste, wurde aber von einem schoenen Dorsch ueberrascht. Naja, den kann man schon vorzeigen. Wir versuchten es noch eine Weile aber ausser ein paar Dornhaien war nichts mehr.


    Dann schleppten wir Koederfischsysteme auf der Bank direkt am Grund. Das musste doch Butt bringen wenn Butt hier war. Ich fing einen fetten 18 pfuendigen Chinook und mehrere Cohos auf diese Weise; aber keinen Butt. Ricardo fischte die zweite Schlepprute flach und fing eine Menge Cohos zum Spass. Es war kurzweilig und Spass hier zu fischen aber der Zielfisch war uns nicht vergoennt. Sehr seltsam. Normalerweise waren diese Westkuesten Offshore Banks voll von Butt und Ling. Am fruehen Nachmittag packten wir ein, stoppten noch an einer Pilkstelle unterwegs wo Ricardo einen Felsenbarsch nach dem anderen fing, aber nichts was wir noch behalten wollten. Dann war ein fischreicher aber buttloser Tag zu Ende.


    Unsere Freunde auf dem Guideboot hatten ihre Heilbutt- und Lingcodquoten gefuellt. Der Guide meinte, so spaet in der Saison waeren die ufernahen Baenke leergefischt. Daher fuhren die Guides nun 20 plus Meilen raus. Unser Ergebnis schien das zu bestaetigen, allerdings habe ich Probleme zu glauben, das Angler diese riessigen Gegenden leer fischen koennen. Kann ich mir einfach nicht vorstellen. Wir reden hier von Baenken von vielen Quadratkilometern und etlichen davon. Vielleicht so reduzieren, dass es sich fuer die Guides nicht mehr lohnt, die ja schnell fuer 4 Gaeste mal eben 8 Butte fangen wollen um dann zu einer anderen Fischart ueberzuwechseln. Aber doch nicht leerfischen! Hm….


    Jedenfalls hatten alle unsere Boote heute Lachs nach Wunsch gefangen; zumindest was die Stueckzahl anging. Aber nur Demario hatte einen um die 20 Pfund gelandet. Den Drill hatte ich sogar noch mit der Kamera eingefangen. Alle waren fleissig am filetieren. Dave ging es besser und er war heiss morgen nachzuholen.


    Tag 1/2 Cont....


    Jerrod weiter oestlich hatte schon 2 halbstarke Chinooks um die 10 Pfund eingepackt. Dann meldete sich Jason vom Guideboot und berichtete von guten Chinooks vor Cape Beale und der naechsten Felsnase im Fjord – Whittlestone. Carl entschied dahinzufahren und nach einer Stunde ohne weitere Bisse verlegten auch wir und Jerrod dahin. Gute Entscheidung denn hier war Lachs da auch wenn es etwa welliger war. Captn Miller hatte hier die ganze Zeit gefischt und schon fast sein Limit an Chinooks – keine Riesen aber alle zwischen 12 und 16 Pfund. Ein paar Cohos sollten auch im Mix dabei sein. Dave schlug wieder als Erster zu bei uns und hakte einen Klon seines ersten Fisches heute. Ricardo erwischte dann einen guten Coho - der auch mit durfte. Ich war dann auch mal dran als es heftig an der Koederfischrute riss aber auch mein Fisch stieg nach einer Minute aus. Brrrrr. Die Lachse bissen kurz und schluckten nicht tief.


    Dann war Beispause und wir beschlossen ein bisschen pilken zu gehen. Das ist an der Westkueste immer Spass und spannend da dort viele der Bodenfischarten noch zahlreicher vorhanden waren als auf der Innen- oder Suedseite der Insel. Und so brachten wir auch eine tolle bunte Palette zutage, ich erwischte den einzigen massigen Lingcod und einen fetten und knallroten Canary Felsenbarsch. Ricardo musste natuerlich wieder das exotische Zeug fangen – neben etlichen untermassigen Lings und urwuechsigen Cabezons fing er tatsaechlich 2 Bocaccio Felsenbarsche die in BC ueber Jahre sehr bedroht und daher streng geschuetzt waren, sich aber seit etwa 6 oder 7 Jahren wieder erholt hatten und jetzt auch wieder befischt werden duerfen (1 Stueck pro Angler pro Tag). Keiner von uns hatte diese Art auch nur jemals zu sehen bekommen. Sollen auch sehr lecker sein. Wir hoerten auch auf anderen Booten von guten Faengen – Lachs vornehmlich – aber den Vogel schoss Ross ab: als die Jalopy in eine kleine Bucht reinschleppte, zog ploetzlich was an Ross’ Schur. Kaum ein Biss, es schien sich wohl Kelp an der Schnur verfangen zu haben. Er holte ein und zur Verblueffung erschien eine andere Angelschnur. Er holte diese per Hand ein und eine high end Rute und Rolle tauchte auf. Aber als er die an Bord hatte, war dem noch nicht genug – die Schnur von der Rute zeigte noch immer ins Meer und als er auch diese einzog, fuehlte er Widerstand. Kraeftigen Widerstand sogar. Nach einiger Zeit brachte er einen 18 pfuendigen Chinook noch lebendig ans Boot – der ging auch mit auf die Jalopy. So hatte Ross ein $1500 teures Rute-Rollen Kombo und einen schoenen Chinook in einem gefangen. Wo gibt’s denn sowas!? Wir waren alle baff als wir diese Geschichte ueber Funk hoerten und spaeter den Beweis sahen.


    Am Nachmittag hatten wir alle genug, der Wind wurde auch staerker und alle Boote kamen rein zum Dock des Resorts. Ricardo und ich hatten alle unsere Fische Dave ueberlassen, der das erste Mal dieses Jahr fischte und seine Vorraete aufstocken wollte. Wir brauchten kaum noch Fisch. Zum Abendmahl legten wir alle zusammen und Josh, unser semi-Profikoch (hat einen Food Truck), zauberte ein fantastisches Rippchenmahl mit allerlei Nebenbei auf unsere Teller. Und natuerlich musste das Wiedersehen und Ross’ unglaublicher Fang etwas begossen werden – der Limettenschnaps war dann fuer Dave etwas zuviel und er meldete sich fuer den naechsten Tag krank ab. Aber der dritte Tage sollte der einzige windstille Tage werden!

    9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 1/2


    Die erste grosse Meeresangeltour des Jahres stand Anfang August bevor. Das war unserer jaehrlicher Maennertrip dem sich mittlerweile einige Soehne anschliessen (Toechter sind herzlich eingeladen aber haben bis jetzt noch kein Interesse gezeigt). Dieses Jahr waren wir 15 Personen auf 5 Booten verteilt. Dabei war ein Boot ein gechartertes Guideboot da Glenn aus Vancouver sein meerestaugliches Boot nicht hatte rechtzeitig instandsetzen konnte – und wohl auch nicht mehr wird. Ausserdem konnte Glenn selber ueberhaupt nicht teilnehmen da seine Baufirma im Dauerstress seiner Anwesenheit bedurfte. Schade. Aber sein Sohn Cody, Freund Jason mit Sohn Fin und gemeinsamer Freund Josh waren dabei und fuhren 2 Tage mit dem Guide raus. Den Guide hatte unserer Freund Jerrod organisiert, der in Bamfield gute private Kontakte unterhielt. Aber das Abenteuer fing schon auf der Hinfahrt an. 3 Boote kamen von Victoria und Jerrod mit Sohn Demario von Nanaimo, 2h noerdlich von Victoria – auf dem halben Weg von Victoria nach Port Alberni, von wo aus wir nur mit den Booten weiterfahren wollten; wie schon einige Male zuvor.


    Um eine gute Gezeit zum slippen an der Clutesi Marina am Somas River in Port Alberni zu erwischen, fuhren Carl und ich 4:30 Uhr in Victoria los. Das haette uns gegen 8:00 Uhr slippen lassen. Ausserdem war der Highway kurz vor Port Alberni von einem vorherigen Waldbrand beeinflusst und zwischen 9:30 und 17:00 stuendlich fuer eine Richtung gesperrt – da wollten wir schon durch sein um etwaigen Aufenthalt zu vermeiden. Meine Crew waren Dave und mein Sohn Ricardo und kurz nach 6 Uhr waren wir kurz vor Nanaimo als uns eine Textnachricht von Jerrod erreichte, dass der Port Alberni Highway fuer mindestens 24h komplett gesperrt waere wegen eines Felsschlages im Zuge des naechtlichen Regens. Der Waldbrand hatte den Steilhang fuer Fels- und Erdrutsche anfaellig gemacht. Was jetzt!? So eine Sch….! Jerrod blieb erstmal gleich zu Hause um die Nachrichten weiter zu verfolgen. Captn Miller mit seiner Crew waren gluecklicherweise schon am Abend zuvor nach Port Alberni gefahren – als haetten sie die Gefahr geahnt – sie waren jetzt gut dran! Es gab nur eine asphaltierte Strasse nach Port Alberni wo es 60 km durch den Fjord ueber Wasser nach Bamfield ging. Das war unsere uebliche Route. Es gab noch eine fuerchterliche Schotterpiste von Cowichan Lake nach Port Alberni und dann auch weiter bis nach Bamfield. Vor vielen Jahre bin ich mit einigen der Jungs diese Strecke mal mit meinem grossen SUV nach Bamfield gefahren. Nach einem platten Reifen und chronischem Bandscheibenschaden unterwegs hatten wir uns alle geschworen niemals diese Strecke mit einem Boot im Schlepptau zu fahren.


    Aber es schien jetzt die einzige Option noch rechtzeitig unser Quartier zu beziehen und keinen Tag des Trips zu verlieren. Wir hatten nur 3 Naechte gebucht und die Nachrichten liessen es noch vollkommen offen, ob 24h fuer die Wiedereroeffnung des Highways ueberhaupt ausreichen wuerden. Das koennten auch gerne mal 2-3 Tage werden. Fuhren wir nun heim und liessen den Trip saussen und Captn Miller alleine im Bamfield Resort? Seit dem Waldbrand und der Highwaysperrung war die Schotterpiste die einzige Versorgungstrasse fuer nicht nur Port Alberni sondern auch fuer die beliebten Touristenorte wie Tofino und Ucluelet an der Westkueste gewesen und deswegen war die Schotterstrasse wohl gut unterhalten und mit einem einfachen Fahrzeug auch befahrbar. Aber Staub und Steinschlag waren immer ein haessliches Risiko wenn man sein Boot darauf bewegte. Jerrod war nicht zur Schotterpiste zu ueberreden – er wollte warten bis der Highway wieder offen war. Wir drehten erstmal wieder um – weiterfahren hatte fuer uns keinen Zweck mehr und fuhren 30 Minuten nach Duncan zurueck und trafen uns dort mit Carl und Ross in einem Fruehstueckscafe. Dort gingen wir nochmal alle Optionen durch. Carl brachte eine neue auf den Tisch: man koennte von hier ueber Lake Cowichan nach Port Renfrew fahren – alles Aspalt – dort slippen und die Haenger/Trucks auf dem Freizeitgrundstueck von Carl stehen lassen und die 70 km an der offenen Kueste nach Bamfield mit dem Boot fahren. Hm. Das war praktisch den ganzen beruehmten Westcoast Trail (5 Tage Wanderpfad) entlang. Aber der Trail war urspruenglich angelegt worden als ein Rettungspfad fuer Schiffbruechige – entlang dem Graveyard of the Pacific! Autsch!


    Der Wind sollte heute nicht schlecht aussehen fuer so eine verrueckte Tour. Einige Guideboote machten diese Tour am Anfang der Saison jedes Jahr aber das war eine andere Klasse an Booten. Bei super Wetter hatte Carl die halbe Tour bis zur Nitinatmuendung in seiner Jalopy schon paar Mal gemacht; aber Carl war auch schmerzfrei, seefest und ohne Vorsicht. Und wer garantierte uns passables Wetter 4 Tage spaeter? Mir war unwohl bei dem Gedanken aber ich wurde dennoch ueberredet. Wir uebermittelten Jerrod und Chris Miller unseren Plan und machten uns auf den Weg. Eine Stunde spaeter liessen wir unsere beiden Boote in Port Renfrew ins Wasser, parkten die Gespanne im Wald bei Carl’s Huette und legten dann ab.


    Paar Minuten spaeter, als wir die Renfrew Bucht verliessen, sahen wir was uns erwartete auf dieser Tour: dichter Nebel und eine haessliche kurzfrequentige Duenung – auch wenn die Duenung nicht hoch war, machte die kurze Frequenz die Fahrt in die Wellen sehr unbequehm und mehr als 30 km/h Tempo war einfach nicht drin ohne die Nieren zu verlieren. Dabei mussten wir immer wieder Treibgut und Angelbooten ausweichen die ploetzlich aus dem Nebel auftauchten. Nach 1,5h wurde die See etwas ruhiger bei Nitinat und auch der Nebel lichtete dort. Wir atmeten mal tief durch und machten eine kurze Pause. Dann ging es weiter. Eine halbe Stunde spaeter wurde die Duenung hoeher und ploetzlich blieb die Jalopy stehen. Carl rief uns ueber Funk an und wir hoerten den piependen Motoralarm im Hintergrund. Gluecklicherweise stellte sich nur heraus, dass ein Kelpblatt sich um den Kuehlwassereinlass gelegt hatte und so den Motor kurzfristig ueberhitzt hatte. Nach 5 Minuten ging es weiter aber war eine Mahnung, dass so eine Tour nur mit tiptop Ausruestung zu wagen war. Bald kam Cape Beale in Sicht, die wilde Spitze hinter der der Barkley Sound anfing und von wo es nur noch 20 Minuten durch den Fjord nach Bamfield ging. Vor dem Kap bauten sich haushohe Wellen auf die von allen Richtungen zu kommen schienen da die Duenung sich an der Kueste brach und wieder zurueck reflektiert wurde. Ausserdem verursachten viele Riffe und Untiefen eine Art Auftriebsstroemung die eine Art Waschmaschineneffekt im Meer erzeugte. Es waren sehr unbequehme 15 Minuten um diese Stelle zu passieren. Als wir das Kap umrundet hatten, surften wir mit der Duenung in den Fjord und bis vor das Inlet in dem Bamfield Harbour liegt. Nach 3h Fahrt aber wir waren alle heilfroh diese Tour so gut hinter uns gebracht zu haben und wir wollten erstmal nicht an die unvermeidliche Heimfahrt am Sonntag zu denken.


    Jasons Gruppe kam am Abend an und Jerrod kam dann endlich am naechsten Morgen an. Und so hatten wir alle endlich diese Huerde ueberwunden. Der erste Angeltag stand under dem Einfluss von relativ starkem Wind. Selbst Jason’s Guideboot blieb im Fjord und fischte etwas geschuetztere Stellen auf Lachs. Carl, Jerrod und mein Boot suchten Windschutz hinter einer der vielen Inselketten im Barkley Sound und fanden dort ziemlich gute Angelbedingungen. Frage war nur ob sich dort auch Lachse herumtrieben. Dave und Ricardo liessen je eine Rute ein und ich fuhr uns an den Klippen und kleinen Buchten entlang. Carl und Ross fischten einen Kilometer weiter westlich und Jerrod ein bisschen oestlich tiefer im Fjord. Carl und Ross bekamen die ersten Bisse und verloren ein paar gute Lachse. Anfaenger! Wir bekamen auch paar Bisse aber erstmal nur Kleinzeug aller Arten. Eine unkartierte Untiefe verursachte ploetzlich etwas Panik an Bord als Dave und Ricardo rueckzuck ihre Downrigger hochholen mussten und Kelp an den Schnueren haengen blieb. Als Dave sein Koeder hinter dem Riff wieder einliess, bekam er sofort einen brutalen Biss und war am Fisch. Ricardo und ich machten das Boot landungsklar und nach einen sportlichen Drill sackte ich einen etwa 15 pfuendigen Chinook ein. Na also, ging doch!


    Natuerlich schleppte ich nun hart um das kleine Riff herum aber weil ich dessen Ausmasse noch nicht gut kannte, kamen wir noch ein paar Mal zu dicht heran und entweder hing dann Kraut am Geraet oder ein kleinerer Vertreter einer Bodenfischart. Das Riff war definitiv belebt. Ricardo hatte ploetzlich einen Ripper am Haken der sofort die Schnur aus dem Clip gezogen hatte. Das war ein Brummer aber nach 10 Sekunden oder so wurde die Schnur wieder schlapp. Der Einzelhaken am Blinker war losgekommen. Ich gab ihm einen Squidkoeder mit zwei Einzelhaken. Wieder nahe des Riff’s bekam er einen guten Biss aber der blieb gleich gar nicht erst haengen. Ich schlug vor Ricardo auf die Jalopy ueberzuwecheln da Carl und Ross auch weiterhin alle ihre Fische verloren – das war wohl das Verliererboot!



    5.8. 2023; Sooke


    Wieder ein fantastischer Angeltag am letzten Samstag! Die Pinks sind jetzt super dick, ein paar Cohos dazwischen und ein guter Schwall an Chinooks kommt gerade durch. Habe von einigen UE30 Pfund gehoert. Beste Lachszeit im Jahr! Was kann man da besseres machen als Neulinge mitzunehmen?


    Alec hatte seine italienische Freundin hier zu Besuch. Sie war zwar letztes Jahr schon mal mit auf dem Boot aber da mehr zum Wal und Seelowen gucken. Heute sollte sie mal einen Fisch fangen! Ausserdem hatten unsere Freunde einen japanischen Austauschstudenten bei sich dem Alec einen Angeltrip versprochen hatte. Er angelt wohl gerne in Japan, fing aber nur kleines Zeug in industrialisierten Kanaelen. Da Alec’s Vater Ian auch gerne mitkommen wollte, organisierten wir ein zweites Boot mit unserem Freund Graham als Skipper. Kenji, der Student, und Ian fuhren bei Graham mit. Bei mir waren Alec, Maddalena und mein Sohn Ricardo. Und damit es auch spannend wurde, machten wir das Ganze einen Mones Cup Wettbewerb. Ricardo war schon lange nicht mehr auf dem Pokal vermerkt, Alec der Serienmeister und bis jetzt hatte noch nie einer ausserhalb unser 2 Angelfamilien gewonnen. Das wollten Kenji und Maddalena aendern!


    Graham entschied bei Cheanuh Marina in East Sooke einzulassen. Ich wollte weiter westlich nach Sooke. So wuerden wir nur ueber Funk und Text kommunizieren. Graham und ich waren Schiedsrichter, der groesste Fisch gewinnt. Wir waren ein paar Minuten schneller im Wasser und liessen noch die Krabbenfalle im Sooke Fjord ein. Dann duesten wir vor die Hafen/Fjordmuendung. Dort empfing uns dichter Nebel. Eigentlich wollte ich weiter westlich zum Otter Point aber das war bei der Suppe nicht zu machen. So zogen wir erstmal ein paar Runden am Possession Point. Das hatten sich auch hundert andere Boote gedacht und so wurde es dort ziemlich voll und ich als Kapitaen musste hochaufmerksam sein weil staendig Boote aus dem Nichts auftauchten und manchmal unberechenbar herumkreuzten weil sie in Fischdrills verwickelt waren. Die Pinks waren sofort da und Alec, Ricardo und Maddalena drillten fleissig. Maddalena machte das klasse und brachte schnell 3 oder 4 Pinks in das Boot. Darunter einen richtigen Fatty, das war die Mones Cup Fuehrung mit 6 Pfund.


    Von Graham’s Boot kam lange kein Wort aber dann textete Graham das es auch bei ihnen rund ging und sie keine Zeit fanden zu kommunizieren. Nach einer Weile kam ein Bild rueber das einen 11 Pfuender an der Handwaage zeigte – Kenji hatte einen mittelmaessigen Chinook erwischt. Und er dachte das waere ein riessiger Fisch! Jetzt mussten wir nachlegen. Hier schienen keine Chinooks zu sein und die immer staerkere Ebbstroemung brachte allerlei Treibgut hierher. Der Nebel war inzwischen ein bisschen lichter und so wagte ich die Fahrt zum Otter Point. Dort war das Wasser glatt wie Glas. Aber es waren auch eine Menge Boote unterwegs. Wir reihten uns in die Armada ein. Ich hatte ein gutes Gefuehl hier. Wir wuerden hier sicher einen groesseren Lachs als 11 Pfund fangen!


    Aber es war nicht viel los hier. Pinks waren kaum da was es ein bisschen ruhiger zugehen liess auf dem Boot. Und die Spannung stieg. Ein Boot vor uns hakte etwas Grosses und wir sahen die Schnur auf uns zukommen. Ich drehte 180 Grad und liess denen Platz. Wir versuchten es tief und super flach. Aber es biss nichts als der eine oder andere Pink. Dann am 3rd Rock riss es ploetzlich an der Steuerbordrute, der Clip loeste gleich aus und die Rute verneigte sich tief. Das war ein Grosser! Ricardo riss die Rute raus und hieb nochmal an – oder versuchte es denn es riss ihm schon schleunigst Schnur von der Rolle. Alec holte schon die andere Rute rein, Maddalena beobachtete gespannt diesen Grosslachsdrill, und ich begann das Boot aus der Flotte herauszumanoevrieren. Da hoerte ich Ricardos Rolle hart einholen – schaute mich um und sah Ricardo resignieren einkurbeln. Ausgestiegen! Neeeeiiin!


    Wir drehten noch paar Runden aber konnten keinen Chinookbiss mehr provozieren. Insgesamt hatten wir vielleicht 2 oder 3 bessere Fische in Keschern landen sehen – in 2.5h zwischen 30 Booten. Das sah nicht gut aus. Wir hatten vielleicht noch 1.5h und ich beschloss nochmal einen Stellungswechsel zu wagen. Noch weiter westlich am Muir Creek; die dortige Scharkante fischte sich auch bei Ebbe ganz gut und Chinooks kreuzten dort regelmaessig an der Kante entlang. Vielleicht konnten wir dort noch einen Mones Cup Sieger produzieren. Nur sehr wenige Boote hatten es bis hierher geschafft, aber es war eine traumhafte Stimmung wo jetzt die Sonne durch den Nebel durchgebrannt war und man wieder bis zu den Olymics schauen konnte und das Wasser wie ein Spiegel unter uns lag. Maddalena hielt nach Walen Ausschau und fand bald eine Gruppe von Delfinen und spaeter auch Seeloewen. Die letzteren hatte ich nicht so gerne ums Boot – falls doch noch ein grosser Brocken biss, wollte ich den nicht an die Seeloewen verlieren.


    Hier waren auch wieder mehr Pinks und Maddalena brachte noch einen Prachtpink von 6.5 Pfund ins Boot. Alec fischte einen Blinker etwas tiefer und fing auch einige kleinere Chinooks, einer vielleicht 8 Pfund schwer. Durfte aber wieder schwimmen. Wir wuerden jetzt nur noch einen Gewinnerfisch behalten. Ich glaube Maddalena war schon ausgeangelt und auch Alec schien sich mit dem Schicksal abzufinden, dass Graham’s Boot die Trophae heute mitnahm. Er traeumte schon vom Mittag im 17 Mile Pub. Ich rief die letzten 10 Minuten aus. Da sprang ploetzlich Ricardo auf, hieb an und seine Rute blieb maechtig krumm. Ein richtiger Fisch, fragte ich? Ricardo war sich noch nicht sicher aber meinte es waere schwer; haette aber noch nichts gemacht. Als er etwas Druck machte, hoerte ich dann seine Rolle singen – oh ja, das war ein Guter! Jetzt bloss keinen Fehler machen, das war unsere letzte Chance!


    Ricardo liess den Fisch rennen und gewann dass Schnur zurueck. Dann sahen wir ihn noch tief – jupp, der war ueber 11 Pfund, keine Frage. Ricardo war voll konzentriert als der Fisch wieder abzog. Dann kam er flacher – als der Flasher die Oberflaeche durchbrach, gab es einen kurzen Ruck der Ricardo zutiefst erschreckte – er meinte fuer eine Sekunde der Fisch waere weg. Aber er kam jetzt zum Boot. Alec stand mit dem Kescher bereit. “Ready?” fragte Ricardo und als Alec nickte, zog er hart an und zerrte den Burschen zur Oberflaeche neben das Boot. Alec langte zu, bekam den Fisch aber nur von hinten in den Kescher – in dem Moment wo die Schwanzflosse das Keschernetz beruehrte, baeumte sich der Fisch und sprang glatt wieder aus dem Netz heraus und dueste von dannen. Ricardo war zuerst verbluefft, hatte aber gluecklicherweise die Bremse locker und fing die erneute Flucht ab. Er schaute nur streng auf Alec und der gelobte Besserung. Der naechste Versuch sass und der Lachs kam ins Boot. Welche Freude! Ein Entspurtsieg. 14 Pfund, ein schoener Fisch. Ricardo war damit der Mones Cup Sieger – trotz des Sabotageversuchs des Serienmeisters Alec! Alec wollte jetzt natuerlich noch 10 Minuten Verlaengerung, und bekam die auch und hatte auch tatsaechlich noch einen guten Biss – aber es war wieder nur ein halbstarker Chinook von unter 10 Pfund.


    Dann packten wir zufrieden ein, schickten unsere Mitleidsgruesse zu Graham’s Crew die schon vom Wasser runter waren. Wir holten noch 3 gute Krabben aus der Falle und genossen nach der getanen Arbeit unser spaetes Mittagessen im Pub auf dem Weg nach Hause. Geduld hatte sich heute ausgezahlt. Und endlich mal windstilles Wetter. Das naechste Abenteuer faengt am Mittwoch in Bamfield, an der Westkueste der Insel an!


    30.7. 2023; East Sooke


    Die Sommer-Lachssaison ist in vollem Schwung und dieses Jahr ist ein Pinkjahr, heisst die Pinks, oder in deutsch Buckellachse, ziehen durch die Juan de Fuca Strait. Die Pinks sind die kleinsten aber dafuer die zahlreichsten der 5 Pazifiklachsarten. Der Fraser River erzeugt eine der groessten Pinkpopulationen und diese kehren immer in ungeraden Jahren zurueck, also auch 2023. Die Schwaerme erreichen die Sooke/Victoria Gegend normalerweise so gegen Mitte Juli und sind dann Ende August durch. Wenn man es voll trifft, kann man non-stop Action erleben. Das sind die Tage wenn man Kinder oder Angelneugierige mitnehmen sollte denn Langeweile gibt es dann nicht im Boot.


    Und so lud ich letzten Sonntag einen netten Kollegen von mir mit seiner 11 jaehrigen Tochter ein. Joe hatte mir kuerzlich berichtet, dass seine juengere Tochter ploetzlich total verrueckt nach angeln, schnorcheln und am Wasser erkunden waere. Er waere mit ihr schon paar Mal an lokalen Seen mit einem kleinen Schlauchboot gewesen und sie haette stundenlang geangelt, Froesche gefangen, und am Seegrund herumgeschnorchelt. Er wuesste gar nicht wie er seiner Tochters neuer Leidenschaft ueberhaupt gerecht werden koennte. “Ich habe da was!”, meinte ich zu ihm und lud sie fuer Sonntag ein. Ich textete ihm er solle ihr und ihm selber eine Lachslizenz holen und eine Kuehlbox mit Eis mitbringen. Joe war bisschen skeptisch wegen meinem Optimismus. Aber ich war mir siegessicher. Das Maedel kriege ich zur Vollblutanglerin!


    Leider sah es wieder windig aus vor East Sooke wo die Pinks schon dick zogen. Nur am Morgen sollte es noch ertraeglich werden. Hoffentlich wurden die beiden nicht schnell gruen, dachte ich noch. Ich holte beide um 7:00 auf dem Hinweg ab und ich konnte die Aufregung bei Lea spueren obwohl sie schuechtern war und nicht viel sagte. Gegen 8:00 Uhr hatten wir das Boot im Wasser – es war gut Betrieb in der Marina. Dann duesten wir raus. Es war starke Ebbe und um die Pinkschwaerme zu finden wollte ich mit der Ebbstroemung von der Beecher Bay Buchtmuendung aus westlich die Juan de Fuca Strasse absuchen. Kann manchmal ne Stunde dauern bis man einen hungrigen Schwarm findet. Am Ausgang der Bucht angekommen, bemerkte Joe schon 2 oder 3 Boote mit krummen Ruten um uns herum. Na, vielleicht ging es schnell heute?!


    Ich erklaerte das Geraet waehrend ich 2 Ruten mit Shrimpimitaten fertig machte. Ich haengte noch ein paar Dummy-Flasher an eines der Downriggergewichte – Maedchen moegen Glitzer und Bling und tatsaechlich, sie war begeistert. Ich liess sie die Farbe des Koeders aussuchen – pink natuerlich – und liess dann die erste Rute ein. Als ich den Downrigger erklaerend die zweite Rute einsetzte, rief Lea auf und zeigte zu der ruckenden ersten Rute. Jupp, Biss! Ich sprang rueber, nahm die Rute aus dem Halter, hieb an und nahm Fuehlung auf: ja, da zerrte was! Ich drehte mich um und drueckte Lea die Rute in die Hand. Sie war erst ein bisschen unsicher wie sie die Rute, die groesser und derber war als ihre eigene kleine See-Spielzeugrute, und vorallem die Moochingrolle am besten bedienen sollte. Aber nach ein paar Tipps hatte sie es schnell raus und drillte den kleineren Pink ans Boot. Ich hatten beiden vorher gesagt, dass Bisse kriegen wohl kein Problem werden wuerde aber die Pinks zu landen oft schwierig ist denn sie haben ein weiches Maul und haben diese Unart am Boot an kurzer Schnur zu springen und diese blitzschnellen Krokodilrollen zu machen und dabei oft den Haken loszuwerden. Wegen der Schonhaken muss man immer schoen Spannung halten aber man darf nicht zu hart drillen sonst flippen die Kerle aus und rissen sich den Haken selber aus. Ein delikates Spiel das selbst gestandene Lachstroller nicht immer voll beherrschen; die Landungs/Bissrate liegt oft nur bei 50%.


    Lea hatte das voll drauf. Schon der erste Pink kam ins Boot. Joe war stolz auf seine Tochter und machte Fotos von ihr und dem Fisch. Ich liess waehrendessen den Koeder wieder ein und nur Minuten spaeter rappelte erst die eine und dann die andere auch gleich los. Doppelbiss! Jetzt war auch Joe am Fisch. Natuerlich verlor er seinen aber Lea packten den zweiten in die Box und strahlte nun von Ohr zu Ohr. Ich bekam kaum wieder 2 Ruten in die Halter und schon wieder zwei Fische dran. Wieder kam einer davon ins Boot; diesmal hatte Joe die Nerven behalten. Ich zeigte beiden nochmal genau die Downriggerbedienung und nun konnten beide auch die Ruten selbst wieder einsetzen. Und es ging non-stop weiter; ein Biss nach den anderen. Einmal hatte ich gerade die Schnur in der Hand und wollte sie am Downriggerclip einsetzen – der Koeder plaetscherte 5m hinter dem Boot an der Oberflaeche – da riss es mir ploetzlich die Schnur aus der Hand – Fish On!


    Wir standen voll im Schwarm und nach einer Dreiviertelstunde hatten wir 8 Pinks im Boot. Seltsamerweise hatten wir bis dahin noch keinen einzigen Coho oder Chinook dabeigehabt. Oft mischten sich ein paar davon zu den Pinkschwaermen die normalerweise den Futterfischen dicht auf den Fersen waren. Wir konnten Futterwolken auf dem Echo in 70m Tiefe sehen; die Pinks bissen allerdings in den obersten 20m. Dann war ploetzlich Beisspause. Wirklich angenehm dachten Joe und ich und ich nutzte das um das Blutbad im Heck mit den Schlauch etwas zu entschaerfen. Ich konnte auch mal ein Schluck Wasser trinken und einen Bissen snacken. Lea aber wartete schon sehnsuechtig auf den naechsten Biss. Ich checkte unsere Position und musste feststellen, dass wir immer noch am Buchtausgang waren und immer noch einen Km von meiner eigentlich geplanten Angelstelle am Beechy Head entfernt waren. Dort tummelten sich viele andere Boote und fingen wahrscheinlich auch gut. Aber warum weiterfahren wenn es hier schon rund ging? Es war aber ziemlich wellig hier und der Wind wuerde nur noch staerker mit fortschreitendem Morgen. Aber weder Joe noch Lea schienen davon beeintraechtigt zu sein. Gut, wenigstens keine Goebler heute!


    Nach 10 Minuten Beisspause vermutete ich, dass wir den Schwarm verloren hatten und auf’s neue suchen muessten. Als wir die Ruten einholten, erklaerte sich die Beisspause: zwei kleine Coho-Shaker hingen an den Haken und blockierten jeden weiteren Biss. Sollten wir doch bleiben? Ach, ich beschloss doch zu wechseln, 3km weiter westlich war die Trap Shack Bucht die bei Ebbe und Westwind immer sehr ruhiges Wasser hatte und auch Fisch hielt. Wir dampften dorthin und versuchen die noch verbleibenden 4 Fischtickets zu fuellen. Ich hatte Joe schon versprochen, dass er auch mein Tageslimit haben konnte und so bis zu 12 Lachse mitnehmen konnte.


    An der Trap Shack war es wirklich schoen ruhig und weil hier auch Chinookterritorium war, liess ich einen Blinkerkoeder ein paar Meter tiefer ein. Vielleicht biss ja noch ein Grosser zum Spass? Und tatesaechlich fingen wir nun ein paar Chinooks an diesem Koeder, allerdings alle unter 3 Pfund und damit untermassig. Aber schon interessant zu sehen wie man so selektiv fischen kann. An dem pinken Koeder den Lea ausgesucht hatte, bissen auch hier regelmaessig die Pinks. Die hier waren aber etwas groesser und Lea musste paar Mal richtig zupacken und paar rissen sich auch wieder los. Aber nach einer weiteren halben Stunde hatten wir 4 weitere Pinks im Boot. 2 davon hatten sicher 6 Pfund auf den Rippen, der Rest 4-5 Pfund – typische Pinks.


    11:00 Uhr waren wir schon zurueck an der Marina und ich hatte nun mit Filetieren zu tun. Nach einer weiteren Stunde war auch das geschafft. Lea hatte die Fischgerippe an die wartenden Robben und Otter verfuettert und ich glaube das Anglergen ist nun nicht mehr zu unterdruecken. Ich versprach den beiden, dass wir das nochmal wiederholen wuerden. Die Messlatte liegt nun sehr hoch! Zuhause hatte ich mir erstmal ein Bier verdient – eine Familie mit Fisch fuer ein Jahr versorgt und eine neue Anglerin gluecklich gemacht! Joe kam Montag zu mir ins Buero und rollte die Augen und sagte das Lea nun bettelte ein richtiges Boot zu kaufen. Haha, Volltreffer!


    23.7.2023; East Sooke


    Um 11:00 Uhr wurde mir meine Crew zugeteilt; ich bekam einen Papa mit 3 Kindern; 2 fruehe Teenage-Toechter und ihren 8 jaehrigen Bruder. Und Papa Gene. Sie waren eine Indianerfamilie, die in Victoria lebte aber ihre Wurzeln an der Westkueste der Insel hatten. Als solche waren sie Wasserleute von denen ich vielleicht noch was haette lernen koennen. Gene hatte schon auf Berufsfischerbooten gearbeitet und kannte sich auch beim Angel aus. Das Netz war ihm vertrauter, meinte er, aber er konnte mit ner Angel umgehen. Die Toechter hatten alle schon Fische mit der Angel gefangen, allerdings war allen die Dowriggerfischerei fremd. Der Gene junior war ruhig aber total heiss und hatte es sofort auf meine kleine Spinnrute abgesehen. Die Trollingruten waren ihm fremd aber mit der Spinnrute konnte er umgehen. Ich liess ihn die Spinnrute mit einem Blinker dran hinterherziehen.


    Ich wiess die Crew auf dem Boot ein und dann fuhren wir los um zu sehen wie weit wir rauskommen wuerden. Am Ausgang des Fjordes sah es nicht so schlecht aus und sogar kleinere Boote wagten die Fahrt durch die beruechtigte Race Passage gen Westen. Wir machten mit. Nach paar Minuten schaukeliger aber machbarer Fahrt wurde ich ruhiger; diese Truppe hier wuerde nicht seekrank werden; die schienen sich auf dem Meer wohlzufuehlen. Die Maedels kicherten und alberten herum als wir von Welle zu Welle sprangen und Gene senior beschaeftigte sich mit Gene junior. Einen Kilometer vor Beechey Head hielt ich an und gesellte mich zu ein paar anderen Booten die hier schon Fische drillten. Hier musste Fisch dasein!


    Ich liess wieder die gleichen Koeder wie gestern ein. Nach 15 Minuten hatten wir 2 winzige Cohobabies gefangen, die sofort wieder freigelassen wurden. Wir konnten keine besseren Fische finden oder ueberlisten hier. So packte ich nochmal alles ein und wir fuhren bis direkt vor den Beechey Head. Dort waren heute doppelt so viele Boote wie gestern – kein Wunder bei dem Fischreichtum und dann noch unser Event. Es war wackelig aber befischbar. Bald kamen die ersten Bisse und ich verteilte die Ruten an die Kinder aber ich glaube wir verloren die ersten 10 Fische. Die Toechter stoerte das nicht so aber Gene junior war geknickt. Aber er war weiterhin hochkonzentriert und hatte oft zuerst den Biss gesehen. Endlich brach der Papa den Bann und landete 2 Pinks. Dann verloren wir wieder einige bis dann die eine Tochter mal zuschlug und einen ins Boot brachte. Damit hatten die Maedels wohl genug und alberten den Rest der Zeit nur noch in der Kajuete herum. Aber die beiden Gene’s hatten noch nicht genug. Nach weiteren Drillverlusten, was bei den immer wilderen Wasserbedingungen nicht verwunderlich war, beschlossen wir die Lachse etwas sanfter zu drillen. Dazu wuerde ich die Schleppgeschwindigkeit weit zurueckdrehen und die Jungs die Lachse nicht so hart herannehmen. Und tatsaechlich, jetzt kam ein Fisch nach den anderen ins Boot. Alles eine Standardgroesse 4-5 Pfund. Junior wollte unbedingt einen Lachs an der Spinnrute fangen und ploetzlich riss es auch an seiner Blinkerrute. Er stemmte sich maechtig ein und begann den Fisch langsam heranzukurbeln. Der riss sich nochmal los aber dann der naechste sass gut und ich konnte ihn nach aufregendem Drill keschern.


    Der Junge strahlte von Ohr zu Ohr und der Papa war auch sehr stolz. Wir hatten viel Spass und senior erzaehlte mir viel von seiner Kindheit an der Kueste mit Fisch-und Tierstories. War echt klasse. Ich glaube nach 10 Fischen hoerten wir auf. Mehr wollte ich auf keinen Fall noch filetieren muessen. Auf dem welligen Rueckweg machten wir noch am Race Rocks einen Stop und sahen uns die Seeloewen an. Wale wollten sich heute leider nicht blicken lassen aber als Eingeborene hatten sie solche Tiere ja schon einige Male gesehen und erlebt. Man merkte, dass diese Menschen hier zuhause waren und trotzdem ihre Heimat liebten.


    Wir pilkten noch ein bisschen vor den Kelpfeldern in der geschuetzten Pedder Bay aber nur ich holte einen kleinen Greenling hoch. Das war’s. Die 4 waren gluecklich und ich war zufrieden mit unserer Ausbeute und super froh, dass der Wind eine Angelei wenigstens zugelassen hatte. In der Marina tummelte es sich und ich sah viele glueckliche und aufgeregte Kindergesichter und dankende Eltern. Alle Kinder bekamen ein Ruten-Rollenkombo und eine Tuete mit allerlei Angelzeug und Leckereien. Danach gab es noch Essen und Unterhaltung bis zum Abend. Es gibt nichts Schoeneres als Kinder zum Angeln zu bringen.


    22.7. 2023; East Sooke


    Letztes Wochenende stand das Pink Salmon Festival in East Sooke und Sooke an. Die langjaehrigen Leser meiner Berichte moegen sich vielleicht noch daran erinnern. Alle zwei Jahre, in ungeraden Jahren, wenn die Buckellachse ziehen, organisiert eine Freiwilligentruppe dieses eintaegige Event. Da werden Profi- und Freizeitkapitaene gesucht die ein paar unterpriviligierte Kinder zum Angeln auf das Boot mitnehmen. Ich habe daran schon etliche Male als Skipper teilgenommen weil ich es immer wieder gerne mache, Kinder an das Angeln ranzufuehren und ihnen bei ihrer Begeisterung zuzugucken. Wegen Covid hatte dieses Event seit 2019 nicht mehr stattgefunden. Es hatten sich wieder so 30 Guides und Freizeitskipper gemeldet und wohl so um die 80 Kinder auf die Boote aufgeteilt.


    Ich liess MaxWaldi schon Freitag Abend in der Pedder Bay Marina ins Wasser um am Samstag, den Tag vor dem Event, schon mal Probezuangeln. Der Trip mit den Kindern am Sonntag war nur 3h und so wollte ich wissen wo was geht. Leider sollte das Wochenende wieder windig werden.


    Ich uebernachtete gleich mit meiner Frau im Boot, die dann am naechsten Tag eine Radtour nach Hause machte. Pedder Bay Marina ist ein schoener Flecken Land am Ende der Pedder Bay und ist neben einer komplett ausgestatteten Marina (sogar Motorboots- und Paddelbootsverleih) auch ein RV Park mit allen Anlagen und kleinem Café und Shop. Frueh sollte der Wind noch sachte wehen aber dann bis Mittag ordentlich zulegen. Da es auch noch gemaessigte Gezeiten waren, fuhr ich zuerst an eine Stelle die vielleicht Heilbutt bringen konnte. Ich hatte heute fuer Butt und Lachs geruestet. Als der Anker sass, liess ich zwei Koederfischruten ein; eine mit einem ganzen Hering und eine mit Lachsresten. Der Wind bliess gegen die Ebbstroemung, was es einmal sehr wackelig machte, aber auch fuer einen ungleichmaessigen Zug am Anker sorgte. Der Wind schob mich manchmal dicht an den Anker ran was gefaehrlich werden kann wenn sich die Ankerschnur am Propeller verfing. So musste ich einige Male das Boot mit Motorkraft zurueckziehen.


    Und dann fanden mich die Dornhaie. Nach etlichen Doubletten und einem ganzen verfuetterten Heringspack, brach ich dann ab und ging weiter westlich auf Lachssuche. Es herrschte gluecklicherweise waehrend meiner 15 minuetigen Fahrt ein bisschen Windflaute und so kam ich ohne Bandscheibenschaden am Beechey Head an. Dort tummelten sich schon viele Lachstroller und ich sah auch gleich schon krumme Ruten. Wenn die Pinks liefen, dann war non-stop Action angesagt. Es sollten sich auch einige Cohoschwaerme herumtreiben – von denen durfte man aber nur Markierte mitnehmen. Ich setzte zwei Shrimpimitate in 17 und 23m Tiefe ein. Die tiefere Rute fing bald schon an zu rappeln und ich drillte einen kleineren Lachs zum Boot. Ein Coho! Ich hielt ihn fuer paar Sekunden am Vorfach bis ich erkennen konnte das die Fettflosse fehlte. War zwar nur ein 4 Pfuender aber weil ich gerne nochmal die Raeuchertonne vollmachen wollte, passte der gut rein. Ich wuppte ihn gleich am Vorfach direkt in die Fischkiste auf Eis.


    Und es ging munter weiter. Der naechste Biss kam wieder auf die tiefere Rute. Der loeste schon gleich mal beim Biss aus dem Clip aus. Der Fisch kaempfte auch haerter und wollte schon fast hier und da mal Schnur nehmen. Am Boot spielte er dann total verrueckt und ich musste paar Mal richtig wuchtig dagegenziehen damit der Bursche nicht in die andere noch ausliegende Schnur oder Downriggerkabel schwamm. Ein fetter Pink und wieder wuppte ich ihn gleich am Vorfach ins Boot. Der war schon 6 Pfund. Dann musste ich die Fischtrupps erstmal wieder finden. Es wurde jetzt immer rauer und ich musste aufpassen, dass ich nicht ueber Bord ging beim Hin-und Hertanzen zwischen den Ruten und Steuerrad. Ich verpasste 2 oder 3 Bisse, bis dann endlich mal wieder einer hing. Der Lachs ging sofort akrobatisch in die Luft, und nicht nur einmal sondern etliche Male. Ein tolles Schauspiel und ich erwartete schon, dass der Haken bald herausflog. Aber irgendwie hing der Fisch fest und nach einem sportlichen Drill bei sportlichen Wasserbedingungen, kam der Fisch dann endlich in Greifweite. Ein schoener 5-6 pfuendiger Coho und beim naeherer Betrachten sogar ein Markierter. Na dann, vielleicht kriege ich ja noch mein Limit von 4 Lachsen zusammen bevor es zu wellig wurde!?


    Ich zirkelte noch paar Runden herum und bekam auch noch einige Bisse – verlor jedoch alle schon nach wenigen Sekunden. Pinks haben weiche Maeuler und wenn man zu hart drillt, reisst der Haken aus. Zu vorsichtig gedrillt, und die Pinks winden sich mit ihren blitzschnellen Krokodilrollen bald vom Haken. Gar nicht so einfach einen zu landen! Der Trost bei einem Verlust ist aber das ja gleich wieder einer beissen wuerde. Ich schleppte nun schon mit den Wellen Richtung nach Hause und bekam noch weitere Bisse unterwegs. Einen untermassigen Chinook konnte ich noch landen und zuruecksetzen, verlor aber sonst alles. Ein oder zwei hatte ich schon bis zum Boot aber dort wurden sie den Haken noch los bevor ich sie herausheben konnte. So blieb ich heute bei 3 Lachsen.


    Also Lachse waren genug vor Ort um den Kindern morgen einen Heidenspass zu verschaffen. Aber wenn der Wind morgen noch staerker werden sollte, dann koennte das entweder eine Goebeltour werden oder wir Skipper kamen gar nicht aus der Pedder Bay heraus. Ich war schon bisschen nervoes wegen dieser Aussicht.


    2.7. 2023; Victoria to East Sooke cont....


    Schon voll zufrieden angelte ich weiter. Aber jetzt hatten auch die Dornhaie Lunte gerochen und ich brachte einen nach dem Anderen hoch. Was war Schwerstarbeit bei der Angeltiefe. Manchmal hingen sogar zwei gleichzeitig dran. Aber bald nahm die Stroemung ordentlich zu und ich musste immer mehr Schnur rauslassen, bis ich letztlich Bodenkontakt verlor. Das war’s fuer’s Buttangeln. Es war gegen 13:00 Uhr, kein Wind und ich hatte gute Laune. Es sollten sich schon ein paar Buckellachse vor East Sooke herumtreiben. Der grosse Run stand erst gegen Ende July und durch den August durch an. East Sooke war 20 Minuten Bootsfahrt von hier bei diesen Bedingungen. Klar, warum nicht!? Anker wieder einholen und den Butt in die Kiste packen. Ich bekam die Bodenluke nicht ganz geschlossen weil die Schwanzflosse ein Stueck herausguckte. Damit wusste ich das der Butt weit ueber 30 Pfund war. 41 Pfund stellte sich spaeter heraus. Feine Sache; und die Familie hatte wieder Futter!


    Dann fuhr ich bei praechtiger Bergsicht am Race Rocks Leuchtturm vorbei, durch die manchmal gefaehrliche Race Passage und kam bald am Beechey Head in East Sooke an. Dort schleppten schon dutzende Lachsangler. Als ich mich langsam durch die Armada durchschlaengelte sah ich ploetzlich 2 Boote mit krummen Ruten. Sofort stoppte ich und sah nach dem Echolot. Jupp, hier war Fisch. Schnell hatte ich den Schleppmotor an und setzte 2 Lachruten an den Downriggern ein. Eine bei 15m und eine bei 25m. Nach 5 Minuten rappelte die 15er Rute los. Fisch on! Ein wild um sich schlagender Pink (Buckellachs) kam ans Boot. Jetzt bemerkte ich mit Schrecken, dass ich gar keinen Kescher eingepackt hatte – hatte gar nicht richtig mit Lachsangeln gerechnet heute. Und nun war auch noch mein Gaff weg – ich hatte keinerlei Landungshilfe und die Pinks sind so quirrlig und haben weiche Maeuler so das eine Handlandung wenig Erfolgschancen hat. Den ersten brachte ich also ans Boot und nach dem ersten Schreck packte ich beherzt das Vorfach und wuppte ihn ins Boot. Jawoll! Ein Stueck Silber kam neben den Butt. Keine 5 Minuten spaeter ruckte die selbe Rute wieder los. Am Boot sah ich den silbrigen Schein auf der Schwanzflosse – Coho (Silberlachs) – also nur markierte durften davon behalten werden.


    Der Fisch tobte neben dem Boot als ich ihm am Vorfach hielt und versuchte die Fettflosse zu sichten. Endlich klare Sicht – keine Fettflosse! Wow, ein Keeper! Schwupp und wieder gluecklich im Boot gelandet. Das geht ja wie das Plaetzchenbacken! Aber dann kam die Statistik durch und ich verlor die naechsten 5 Fische im Drill oder bei der Landung. Als ich schon Richtung Heimat schleppte, fing ich noch einen kleinen Chinook und verlor nochmal 2 oder 3 wahrscheinlich Pinks oder kleinere Cohos ohne noch einen guten Blick auf sie zu bekommen. Aber mit einem Butt und 2 Lachsen war ich sehr zufrieden. Und an der Marina war auch endlich wieder Wasser an der Rampe.


    Herrlicher Tag auf dem Wasser! Und endlich mal wieder ordentlich Erfolg. Da freut man sich jetzt noch mehr auf die Sommersaison mit hoffentlich noch mehr tollen Erlebnissen am Wasser.


    2.7. 2023; Victoria to East Sooke


    Endlich bin ich mal wieder auf’s Meer rausgekommen letztes Wochenende! Zwischen Arbeit, Hausrenos und endlos Wind an den Wochenenden ergab sich einfach keine Moeglichkeit. Was ist nur mit dem Wind los dieses Jahr? Es hoert einfach nicht auf zu blasen! In Juni war hier vor Victoria Heilbutt-Derby und die Gezeiten waren spitze fuer’s Buttangeln aber es war sauwindig. Ich hatte zwar keine Tickets gekauft, wollte aber trotzdem die guten Gezeiten ausnutzen – der Familien-Heilbuttvorrat in der Tiefkuehltruhe war fast aufgebraucht. Ricardo und ich versuchten es und kaempften uns zur bevorzugten Angelstelle ca. 5 km vor Victoria raus. Dort angekommen, herrschten 1,5 bis 2 m Wellengang und wir erachteten es als unmoeglich hier zu ankern und zu fischen. So fuhren wir dicht unter Land an eine Stelle von der ich zwar nicht wusste ob sich Heilbutte hier herumtreiben wuerden, aber wenigstens konnte man es versuchen. Wir hatten in 5h zwei Bisse, zweimal Butt; der erste nahm gleich Schnur und war wohl eine gute Groesse aber er stieg nach 10 oder 20 Sekunden aus und kam nicht wieder zurueck. Kurz vor Ende unseres rauhen Trips stieg noch ein kleinerer Butt ein den ich schon fast bis an die Oberflaeche gedrillt hatte, der dann aber auch noch irgendwie den Haken abgeschuettelt bekam. War sehr enttaeuschend und bezeichnend fuer meine bisherige 2023 Heilbuttsaison.


    Nun, letztes Wochenende war endlich Windstille. Leider waren die Gezeiten sehr unguenstig zum Ankern auf Butt. Aber es gibt auch an Tagen mit grossen Gezeitenhueben und Stroemungen immer ein oder zwei Gezeiten-bzw. Stroemungswechsel, die ein, wenn auch kurzes, Angelfenster erlauben. Das kann dann aber manchmal auch nur eine Stunde lang sein in der die Stroemung weniger als 3 km/h ist. Das ist so der Grenzwert bei dem man mit einem Kiloblei gerade noch in 100m Tiefe Grund halten kann, wenn verankert. Ich schaute mir fuer Sonntag die Stroemungskarte genau an und fand da eine Stelle, unweit der Stelle an der ich mit Ricardo die 2 Butte verloren hatte, an der sich am spaeten Morgen eine Kehrstroemung bildete und damit keine so grossen Stroemungsgeschwindigkeiten aufbauten. Das sollte mir 3-4h Angelzeit bieten, dachte ich. Der Stroemungswechsel war kurz nach Mittag. Leider war keiner meiner Soehne oder Angelkumpels verfuegbar und so fuhr ich alleine los. Nicht ideal weil es beim dem ganzen Ankergedoens aber auch bei der Landung eines Buttes immer besser ist einen Assistent zu haben.


    Als ich so gegen 9:00 Uhr an der Victoria Bootsrampe ankam, staunte ich nicht schlecht. Da war absolut kein Wasser in der Slipanlage – beide Docks lagen trocken! Wow! Ich habe noch nie so eine niedrige Ebbe erlebt. Keine Chance hier zu slippen. Was nun? Wenn ich mehrere Stunden warten musste, verpasste ich das Angelfenster. Pedder Bay in East Sooke hat eine steile Rampe in ziemlich tiefes Wasser – das war wahrscheinlich meine einzige Chance jetzt das Boot ins Wasser zu kriegen. So fuhr ich die halbe Stunde nach Pedder Bay und wenn auch muehseelig, aber ich bekam das Boot vom Haenger und an den Dock. Der Wasserstand war weit unterhalb der Betonrampe! Dann dueste ich endlich raus auf’s Meer. Um an meine geplante Stelle zu kommen, musste ich 10 Minuten wieder Richtung Victoria zurueckfahren. Aber bei glattem Wasser und fast 30 Grad Lufttemperatur ueber Land war die schnelle Fahrt ein Genuss. Der Motor lief auch klasse!


    Kein anderes Boot war in der Naehe meiner Stelle und so dauerte es nur paar Minuten und ich hing am Anker. Als ich gerade die Ruten montierte und eine schon abliess bemerkte ich eine Gezeitenlinie die vom Meer auf mich zukam. Eine Menge Treibholz und Kelp und abgerissenes Seegras trieb da auf mich zu. Als ich mitten drinnen steckte, drehte ploetzlich die vorher gemaechliche Stroemung und legte unheimlich zu. Im Nu drehte sich mein Boot und bald war mein Downriggerkabel, fuer den Duftsack am Boden, mit der Ankerschnur verwickelt. So ein Mist! Ich bekam gerade nochmal so alles wieder befreit ohne Geraet zu verlieren. Aber das Karussell ging munter weiter. Ich liess die zweite Rute gar nicht erst ein. Das hatte keinen Zweck. Paar hundert Meter um mich herum war alles frei und glatt und ich sass hier buchstaeblich im Strudel mit dem ganzen Treibgut! Klasse, das war also die Kehrstroemung die ich bewusst herausgesucht hatte! Unmoeglich zu beangeln. So beschloss ich den Anker wieder zu ziehen und dichter unter das Ufer zu fahren um dort wenigstens die 1 oder 1,5h des kommenden Stroemungswechsel zu befischen. Das war jetzt meine noch einzige Chance auf Butt. Das Ankerholen und die neue Stellensuche dauerte auch so 20-30 Minuten. Als ich endlich wieder so in 80m Tiefe festhang, gingen nun flott beide Koederfischruten ins Wasser; eine mit Hering, eine mit Lachsresten. Die Stroemung war noch maessig, aber 1kg Blei war schon Pflicht. Aber ich mag wenn es etwas stroemt; dann verteilt sich die Duftfahne des Duftsackes und der Koeder schnell und die Butte finden die Spur schneller. Leider die Dornhaie auch.


    Ich wollte die Rutenspitzen rucken sehen, jedes Mal wenn das Blei im leichten Wellengang am Boden aufschlug. Das scheint fuer mich immer die beste Grundangelstrategie zu sein. Vielleicht hoeren die Butte auch das Bleiklopfen oder finden die Sedimentwolke beim Aufschlagen interessant – jedenfalls kriege ich an den Ruten meist die Bisse, wo die Rute dementsprechend ruckt. Die rechte Rute brauchte ein bisschen mehr Nachspannung und als ich 2,3 Kurbelumdrehungen anzog, zog es ploetzlich hart zurueck. Jaaawollllll! Es ruckte schwer an der Rute und ich kurbelte entgegen und die Rute blieb krumm. Der haengt! Leider hatte ich gerade meine Gimbal abgenommen weil ich die lange Hose ausgezogen hatten. So konnte ich mir die schwer pumpende Rute nur fest unter den linken Arm klemmen und dagegenkurbeln. Ich wollte den Fisch erst einmal so schnell wie moeglich vom Grund wegkriegen. Dort kaempfen Butt am meisten – sind sie erstmal halbhoch, verfallen sie oft bis weit nach oben in eine Ruhephase wo man einfach nur das Gewicht hochpumpen muss. Erst wenn das Tageslicht grell wird, nahe der Oberflaeche, wachen viele Butte wieder auf.


    Aber der hier liess sich nicht wirklich vom Grund hochkriegen. Hatte ich 3 -5 m gewonnen, riss er sie flux wieder ab. Das war ein guter Fisch – und es war eindeutig ein Butt; die Hammerschlaege in der Rute waren eindeutig. Ich liess erstmal den Downrigger hochkommen um ein Vertueddeln mit der Angelschnur zu vermeiden. Dann hielt ich die Rute kurz zwischen den Beinen und legte mir den Gimbal wieder an. Ahh, jetzt konnte ich entspannt und ueber den Ruecken den Fisch hochhebeln. Stueck fuer Stueck kam er und wie erwartet war er ruhig als ich ihn erstmal vom Grund weghatte. Er hatte auch ein paar Fluchten gemacht und war wohl auch erstmal muede. Gut so! Ich durfte den nicht verlieren!


    Waehrend ich so pumpte, ueberlegte ich mir den Plan fuer die Landung. Normalerweise harpuniere ich Butte ueber 25 Pfund. Fuer Kleinere gab’s das Gaff. Der Vorteil des Harpunieren ist, dass man den Fisch so nicht ins Boot reinbringen muss sondern schon fest an der Harpunenleine aussen am Boot hat und dann leicht mit einer Schnur durch Kiemen und Maul am Boot aussen festmachen kann. Das spart den oft gefaehrlichen und auch schleim-und blutspritzenden Heilbutttanz im Boot, der schon Boote zerstoert und menschliche Knochen gebrochen hat. Allerdings ist das Harpunieren beim Solofischen super-tricky weil man die Rute auch nicht so einfach hinlegen kann, da man jederzeit wieder auf eine Flucht des nun wieder munteren Buttes gefasst sein muss. Schwierige Entscheidung. Ich wollte erstmal sehen wie er gehakt war und dann eine Blitzentscheidung treffen.


    Als ich ihn endlich in Sicht hatte – ein feiner Butt – sah ich auch bald das er nur an einem der beiden Einzelhaken sass; direkt vorm im Maul, das sehr knochig ist. Ok, keine Harpune, das wuerde zu lange und kompliziert werden, der hier musste so schnell wie moeglich ins Boot! Noch hielt er ganz still, aber das wuerde sich vermutlich sehr bald aendern wenn er Luft und Waerme und Helligkeit spuerte. So nahm ich das Handgaff, schlug ihm die Stahlspitze in den Kopf und hievte ihn ueber die Bordwand. Zu meiner Verwunderung machte der Butt keine Bewegung dabei. Es hatten sich schon viele Butte beim Hochhieven vom Gaffhaken wieder losgewunden – nicht bei mir, aber ich habe die Stories gehoert und gelesen. Ging alles glatt und so lag er nun zu meinen Fuessen. Ein fetter Kerl; ungefaehr einen Meter lang. Ich war zum Sprung rueckwaerts bereit falls er nun nuclear werden wollte. Schnell zog ich das Gaff heraus so das er das schon mal nicht wild umherschleudern konnte. Kein Zucken. Schnell griff ich zur Zange und hebelte schnell den Haken aus dem Maul – die Schwanzflosse spannte sich und ich dachte jetzt fliegt mir gleich alles um die Ohren. Aber nein, Haken kam raus und so war schon mal die Gefahr gebannt, das das Kiloblei herumgeschleudert wuerde. So weit alles gut! Aber jetzt kam der grosse Eingriff – ich musste ihm die Polyschnur vom Maul aus durch den Kiemendeckel ziehen. Und wie erwartet presste der Butt entweder sein Maul geschlossen oder den Kiemendeckel. So musste ich paar mal mit der drahtverstaerkten Schnur herumstochern aber bald hatte ich es und nun konnte ich ihn vertaeut wieder ueber Bord schmeissen. Und die ganze Zeit hatte der Butt sich nicht bewegt – ein kleines Wunder! Vielleicht hatte ich ihm das Gaff genau in sein kleines Hirn genagelt. Diesmal hatte ich eben das Glueck auf meiner Seite. Naja fast, als ich den Butt dann neben dem Boot ein paar ordentliche Kopfschlaege mit dem Gaff versetzte um ihn dann auszubluten, brach mein Holzgriff am Gaff und ich behielt nur einen kurzen Holzknueppel in der Hand waehrend der Stahlteil auf Tauchfahrt ging.




    7.5.2023, Victoria cont.


    Inzwischen hatte auch Ricardo seinen Fisch in Bootsnaehe und wir konnten auch den gut sehen. Auch so ein Brocken von weit ueber 10 Pfund! Wow! Leider vermeldete Ricardo kurze Zeit spaeter – “weg, Haken ausgespuckt!”. Schade, aber noch hatten wir einen am Band. Kelab machte das klasse und brauchte im Prinzip keine Hilfe mehr. Aber der Fisch war noch lange nicht fertig. Einmal kam er an die Oberflaeche und halb sprang und halb waelzte sich. Uns blieb der Atem weg – aber war noch dran. Ich stand schon zweimal mit dem Kescher am Heck aber der Fisch war noch zu tief und zu munter. Kelab rannte paar Mal von einer Seite zur anderen und musste aufpassen, dass die Schnur nicht im Motor haengenblieb wenn der Fisch dicht unter oder hinter dem Boot langsprintete. Dann hing der Fisch eine Weile kurz unter der Oberflaeche ca. 10m hinter dem Boot – ein Winkel bei dem der Flasher immer gerade eintauchte oder wieder aus dem Wasser herauskam – mit dem einhergehenden Ruck der einem jedes Mal das Herz stehen bleiben liess. Ich rechnete eigentlich jede Sekunde mit dem Verlust des Fisches. Es passiert nicht oft, dass ein absolutes Greenhorn einen grossen Chinook das erste Mal landete. Und dann noch so einen sportlichen. Der Haken musste gut sitzen denn Kelab machte immensen Druck auf die Schnur. Jetzt kam der Fisch mal wieder ruhig Richtung Boot und ich hiess Kelab zuruecktreten und voll Druck zu machen um ihn an die Oberflaeche zu zwingen. Ich hatte den Kescher-Telestiel lang gemacht und langte nun entschlossen zu und schaffte es den Burschen einzusacken.


    Ein dreistimmiger Jubel hallte von unserem Boot. Ich brachte den Lachs an Bord und Kelab fiel die Kinnlade runter. Ein praechtiger Lachs fuer diese Jahreszeit. Und wie schon vorher erspaeht, auch markiert, also zur Entnahme frei. Strahlend und staunend half Kelab mit den Fisch zu versorgen. Ein paar Fotos mussten auch gleich her solange das Adrenalin noch vorhielt. Aber da wir den zweiten verloren hatten, war noch eine Angellizenz frei und wir wollten die Gunst der Stunde nutzen und noch den dritten erlegen. Ich suchte wieder den Futterschwarm und als ich ihn gefunden hatte, starrten wir alle gespannt auf die Rutenspitzen. Irgendwas passierte an der Steuerbordrute und Ricardo und Kelab waren fuer eine Sekunde abgelenkt, da sah ich die Backbordrute zurueckschnappen – ich sprang ohne Erklaerung hin, kurbelte auf Spannung und hieb an. Fish on! Es fuehlte sich erst fast an wie ein Haenger aber ich konnte Leben am anderen Ende spueren. Heilbutt? Das waere ja toll! Und wirklich war es erst einmal sauschwer. Ricardo holte schon die andere Rute rein um uns auf die ultimative Schlacht vorzubereiten, da loeste sich etwas und jetzt kam mein Fisch leichter hoch. Komisch, vielleicht hatte sich die Schnur an Steinen oder Kraut festgehaengt?


    Es war aber trotzdem ein feister Fisch und ich liess zwei oder dreimal kurz die Rolle aufheulen. Musik in den Ohren! Als der Fisch oben war, sah ich das der Haken gut sass und machte nicht mehr viel Federlesen und zog den Fisch gnadenlos ueber das Keschernetz. Gewonnen! Und wieder ein Markierter! Damit hatten wir unser Lachslimit; in 3 verschiedenen Gewichtsklassen: 5, 8 und 16+ Pfund. Ein erfolgreicher Tag. Wir beschlossen noch 20 Minuten weiterzuschleppen waehrend ich 2 Pilkruten fertig machte. Wir konnten in der verbleibenden Zeit den Futterschwarm nicht mehr finden und hatten auch keinen Biss mehr.


    So wollten wir noch ein oder zwei Driften auf Grundfisch wie Heilbutt oder Lincod probieren. Da die Flut schon richtig zog, war das nur relativ dicht vor den Inselchen moeglich wo die Stroemung noch etwas ruhiger war. Die Jungs hatten beide eine Rute mit einem grossen Gulp-Twister am Jigkopf. Ueber dem sandigen Boden geschleift, sollte das die Butte wachmachen. Ricardo hatte auch ein paar Nibbler – aber wahrscheinlich nur kleinere Schollen, fuer die der grosse Koeder zu viel war. Als nichts weiter passierte, fuhr ich uns ins etwas tiefere Wasser in 45m Tiefe. Die Stroemung war hier schon bei 5 km/h. Ich konnte mir nicht vorstellen, das die beiden auch nur den Grund erreichen wuerden. Doch ploetzlich hingen beide fest. Und beide rissen auch bald ab. Das beendete dann auch schnell diesen hoffnungslosen Versuch heute zu pilken. Es war auch schon nach 14:00 Uhr und wir hatten noch zu filetieren und Robben am Schlachttisch zu fuettern.


    Kelab war begeistert und bedankte sich aufrichtig fuer das tolle Erlebnis. Er nahm den mittleren Lachs mit nach Hause nachdem er versicherte, dass er den Grossen niemals alleine verwerten koennte – seine Freundin weilte gerade im Ausland. Er wuerde aber gerne mal wieder mitkommen und fragt Ricardo auch noch wie viel eine Anfaengerangelausruestung kosten wuerde. Wieder einen bekehrt, Mission accomplished! Und Danke an die US Brutstationen fuer die Fuelle an markierten Chinooks vor unserer Haustuer hier!


    7.5. 2023; Victoria


    Nachdem wir also kuerzlich Forellen bis 17 Pfund gefangen haben, wollte ich doch mal wissen ob Lachse auch noch so gross werden koennen! 😊 Solangsam trudeln hier die grossen Chinooks ein aber bis zum 1.5. hatte das kaum einer gemerkt, weil nicht viele Angler nur fuer Catch & Release auf Lachs gehen. Die letzten paar Jahre war die Entnahme von Chinooks hier im Sueden von BC im Fruehjahr und Fruehsommer verboten um einige bedrohte Chinookpopulationen im Fraser River zu schuetzen. Seit dem haben die Anglerverbaende Antraege ans Ministerium geschickt, man sollte doch wenigstens einen markierten Chinook behalten duerfen da die bedrohten Lachsstaemme auf keinen Fall markiert waeren. Taube Ohren, die letzten beiden Jahre, aber auf einmal vor einer Woche kam eine Ansage aus Ottawa, diesen Mai, und wir hoffen auch darueber hinaus, darf man vor Victoria nun einen markierten Chinook pro Tag und Angler behalten. Na also, doch noch ein Funken Verstand bei einigen Entscheidungstraegern. Es liegen jahrelange Datensets als Beweis vor, dass im Winter und Fruehjahr die meisten der um die Suedinsel ziehenden Chinooks aus Brutstationen in Washington State, USA, stammen. Also eine Marked Selective Fishery hat demzufolge absolut minimalen Einfluss auf die bedrohten Staemme.


    Gestern sahen Wind und Wetter gut aus und Ricardo hatte auch Lust. Er fragt ob er seinen Studienfreund Kelab mitbringen koennte, der wollte gerne mal sehen wie das Lachsangeln so funktioniert denn als in Alberta Aufgewachsener hatte er davon keine Ahnung. Auch ingesamt hatte er fast null anglerische Erfahrung, wie er mir bald beichtete. Also, solch unbedarfte Anfaenger vom Angelvirus anzustecken ist immer noch mein Lieblingshobby! Wir machten einen ziemlich spaeten Start und waren erst gegen 10:00 Uhr an der Bootsrampe vor Victoria. Ich hatte mir die Stroemungskarten angesehen und befunden, dass wenn was geht dann wohl eher auf den Oak Bay Flats wo sich bei den heutigen Extremgezeiten Rueckstroemungen bildeten und sicher Futterfische anziehen wuerde. Daher liess ich die marina-nahen Stellen links liegen und fuhr uns die 20 Minuten zu den Flats. Es war auch gut meinen Motor mal wieder ordentlich auf Temperatur zu bringen. Lange genug hatte das Boot schon gestanden!


    Wer meine Berichte hier schon jahrelang verfolgt, dem wird Oak Bay Flats ein Begriff sein. Praktisch an Downtown Victoria Waterfront vorbei, vorbei an den Reichenvierteln und betuchten Meeresfront Golfplaetzen vom Victoria Stadtteil Oak Bay, oeffnet sich eine felsenbegrenzte Bucht mit eingestreuten Felsinseln im Suedosten von Victoria. Leider gibt es dort keine oeffentliche Slipanlage, sonst koennte man sich die mehrere km lange Anfahrt sparen. Am Ausgang der Felsenbucht war dann eine weitgestreckte Flaeche mit langsam abfallenden Meeresgrund, der dort hauptsaechlich sandig-kiesig war. In 30 bis 60m Wassertiefe zogen dort gerne hungrige Lachsgruppen umher um die haeufigen Sandaalschwaerme zu begrasen. Auch Heilbutte konnte man dort haeufiger fangen – vorallem am Uebergang vom Sand zum Felsen. Aber wir hatten es heute erstmal nur auf Lachs abgesehen.


    Kelab beobachtete neugierig wie Ricardo und ich das Geraet und Boot zum Trolling fertigmachten. Ricardo erklaerte auch die wesentlichen Handgriffe und was auf ihn zukam wenn ein Biss kam. Dann warteten wir alle gespannt. Es war jetzt Tiefpunkt der Ebbe und damit bald Stroemungsstillstand – immer eine potenzielle Beiszeit. Danach wuerde eine harte Flut einsetzen; aber hier im ufernahen Gebiet der Flats eine befischbare Kehrstroemung erzeugen. Das schoene, sonnige Wetter, der schwache Wind und natuerlich die Chinook-Entnahmegenehmigung hatte einige Boote herausgelockt. Die erste Strecke von West nach Ost brachte keine Aktion. Als ich ziemlich scharf wendete schien die eine Rute loszuruckeln; aber als Kelab einkurbelte, war nichts mehr dran. Kann auch Grundkontakt gewesen sein. Wir beobachteten dann ein offenes Aluboot deren Insassen ploetzlich in Aktion kamen und einen scheinbar guten Lachs drillten. Leider kescherten sie den Fisch nach etwa 10 Minuten auf der abgewandten Bootseite so das wir die Groesse nicht zu sehen bekamen. Aber das war schon mal ein gutes Zeichen.


    Dann ruckte ploetzlich die Steuerbordrute los. Ricardo rief Kelab zu er sollte sich die Rute schnappen – aber der war fuer einen Moment wie geschockt und hatte alles was Ricardo ihm gezeigt hatte, vergessen. Ich rief Ricardo auf die Rute selber zu nehmen, anzuschlagen und dann, wenn ein Fisch dran war, Kelab zu geben. Das hatte aber alles viel zu lange gedauert und der Fisch war laengst weg. So, genug des Trockentrainings, meinte ich, jetzt gilt’s!


    Bei einer Linkskurve wackelte dann die Backbordrute los. Diesmal ging es wie geschmiert; Ricardo sprang hin, riss die Rute aus dem Halter, schlug an und brachte die Rute aus dem Downriggerclip, zog stramm, fuehlte – Fisch noch dran und drueckte die Rute dann Kelab in die Hand. Der legte sich ins Zeug und ich warnte ihn nochmals, die Rute musste unter Spannung bleiben. “Nur wenn der Fisch gross genug ist und hart genug zieht um die Schnur zu sprengen, dann lass’ die Rollenkurbel einfach los”, trichterte ich ihm nochmal ein. Und er machte Druck und gab dem Fisch keinen Millimeter. Ricardo schaetzte auf kleineren Keeper – um die 5 Pfund. Naja, das waere doch ein Anfang. Bald sahen wir es silbrig in der Sonne blitzen – jawoll, den konnte man schon mitnehmen! Ricardo war mit dem Kescher bereit und Kelab schlidderte den Fisch kompromisslos hinein. Feine Sache, gut gemacht Jungs! Wir klatschten uns alle ab und Kelab bewunderte seinen Fang. Ob er ueber 10 Pfund schwer waere, fragte er. Wir schmunzelten; “eher 5 Pfund”, meinte ich. “Waass? Wie kaempft dann ein Grosser!?”, fragte er. Wir werden es hoffentlich heute noch erleben, meinte ich.


    Die Linkskurve, die uns den Biss gebracht hatte, hatte uns auch in etwas flacheres Wasser gezogen. Vielleicht war das der Trick? So schleppte ich uns nun in eher 30-40m tiefes Wasser, statt 40-50m wie zuvor. An beiden Ruten liefen schlanke Blinker in Grundnaehe. Die Jungs quatschten gerade als ich eine Futterfischwolke am Echo in Grundnaehe sah. Die war richtig gross und ich konnte mir nicht vorstellen, dass hungrige Lachse diese uebersehen konnten. Ich zeigte Kelab das Bild am Echo und meinte noch, ich koenne gar nicht glauben, dass es noch nicht gebissen hat. Im selben Moment ruckte die Steuerbordrute an, loeste schon aus und fing sich an zu verneigen. Ricardo sprang hin und hieb an. Der Haken musste in etwas Schweres einsinken denn die Rute blieb schwer krumm. Ricardo forderte Kelab auf die Rute zu nehmen und Druck zu machen. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden um festzustellen, ob ich ihm helfen sollte die Rollenbremse etwas lockerer zu stellen. Aber bis jetzt machte sein Gegner keine Anstalten zu einer Flucht obwohl Kelab schon schwer anzog. Ich dachte aber besser etwas haerter drillen als Druck zu verlieren. Koennte natuerlich sein, dass der Haken ausriss bei zu viel Druck, besonders wenn er nur knapp in der Haut hing. Aber ich war gewillt das zu riskieren. Ich sah eine schlappe Schnur als groesseres Risiko.


    Waehrend ich das alles so in Gedanken durchspielte und Ricardo Kelab Instruktionen gab und ihn anfeuerte, loeste ploetzlich auch die zweite Rute aus und wippte wild los. Ich rief Ricardo zu und er schnappte sich verbluefft die zweite Rute. “Auch ein guter Fisch!”, meinte er. Jetzt konnte ein wilder Tanz losgehen! Ich machte sicher, dass wir keine anderen Boote in der Naehe hatten und schraubte dann die Drehzahl zurueck. Die Jungs sprangen hin und her weil ihre Lachse immer entgegengesetzt hin und her schwammen. Ricardo’s nahm richtig Schnur, weil er auch nicht so hart drillte. Kelab kurbelte stur seinen Fisch Stueck fuer Stueck ans Boot. Ich dachte wieder so an ein 6-vielleicht 7 Pfuender. Als dann ein silberner Schatten hinter dem Boot in der Tiefe auftauchte, erschrak ich. Der war richtig gross! Mein Gott, wie hatte Kelab den einfach so hier rankurbeln koennen? Schnell fummelte ich dazwischen und seine Rollenbremse etwas locker. Ich warnte ihn, der Fisch wuerde jetzt gleich am Boot verrueckt spielen. Keine 3 Sekunden spaeter drehte der Lachs ploetzlich ab und riss Kelab fast dir Rute aus der Hand. “Finger weg von der Kurbel!”, rief ich und Kelab liess los und der Fisch tobte in die Tiefe und riss locker 50m Schnur ab. “Warte, warte….noch nicht…”, jetzt wurde die Rute etwas schlapper und ich rief: “Jetzt wieder kurbeln!” und Kelab gewann ein paar Meter zurueck bis der Fisch wieder drehte. Jetzt hatte er das Spiel raus und verstand wann er und wann der Fisch dran war. Ein wildes Hin und Her begann.




    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 4


    Den letzten Angeltag wollten wir voll nutzen und so krochen wir diesmal schon um 5:30 Uhr aus den Kojen. Ein kurzes Fruehstueck, Sandwiches und Obst zum Mittag auf dem Boot und ab ging es. Es war jetzt Samstag und es waren eine Menge mehr Camper an den Seeufern aufgetaucht. Auch vor der Zuchtanlage standen einige mehr Zelte und es waren bei unserer Ankunft locker 10 oder 12 Boote am angeln. Wir drehten unsere gewohnten Runden und auch wieder weiter auf die Seemitte hin. Da ruckte einmal die Blinkerrute am Downrigger los. Alec rief uns zu – er sass im Bug am weitesten weg von der Rute. Ricardo wollte mir den Vortritt lassen aber ich hatte gerade die Haende voll mit Zeug und deutete auf ihn. So dauerte es paar Sekunden bis er die Rute endlich in der Hand hatte und anruckte – Mist Fisch war schon weg. Wir verabredeten, dass der der den Biss zuerst greifen konnte, sollte ihn annehmen. Und es dauerte keine 10 Minuten und die Blinkerrute wippte wieder los. Diesmal war Ricardo gleich dran, nahm die Rute aus dem Halter, schlug an und verspuerte schweren Widerstand. Wir jaulten auf vor Freude – wieder so ein Brocken! Wuerde dieser noch groesser sein und Alec noch den Mones Cup streitig machen? Wir waren gespannt. Nach einer kurzen aber heftigen Flucht kam der Fisch ploetzlich auf das Boot zu und Ricardo musste maechtig kurbeln. Und ploetzlich war der Kontakt weg! Oh nein! Ricardo schuettelte nur unglaeubig den Kopf und ich trauerte mit ihm. Haette ich ihm gegoennt! Wir schleppten nun Runde im Runde in der Bissgegend. Ich hatte noch einen Angsthaken an den Blinker montiert. Leider verloren wir den Blinker bald an einem Haenger. Dann zuckte nochmal die andere Downriggerrute mit Wurmkoeder los. Ich holte relativ leicht eine sehr silbig und schlank aussehende Forelle ans Boot. Nanu? Die sah ganz anders aus. Das war eine der bedrohten und unsere erste natuerliche Wildforelle die wir hier gefangen hatten! Eine Cutthroat. Schoen gezeichnet, so elegant-athletisch im Vergleich zu den Zombie-Zuchtforellen. Vorsichtig liessen wir diese vielleicht 33cm Forelle wieder frei. Es gibt sie also noch. Das sollte erstmal der letzte Biss der Morgentour gewesen sein. Wir fuhren wieder zurueck, machten etwas Pause und Futter und dann fuhren wir 30 Minuten ueber die Schotterpiste zu dem Fluss an dessen Muendung wir gestern gestanden hatten.


    An der Flussbruecke liessen wir das Auto stehen und wanderten am Ufer des erst noch schnell fliessenden Fluesschens entlang und warfen Spinner, Blinker und Fliegen in die tieferen Gumpen. Leider kein Kontakt. Ich marschierte allein voran. Je naeher zum See desto breiter und langsamer wurde der Fluss. Dann sah ich ploetzlich stromab zwei Otter die zwischen dem Totholz an Land gingen und meinem Blick entschwanden. Ich schlich mich an diese Stelle an. Ich kam von der Richtung wo ich die Sonne genau hinter mir und den Wind von vorn hatte so das diese quirligen Gesellen mich weder sehen noch riechen konnten. Und ich war leise und war schon bis auf 5m heran. Einer der Otter schwamm ploetzlich los und sah mich und landete auf einem nahem Baumstumpf und warnte seinen Partner mit lautem Chirpen. Der guckte kurz auf aber war zu sehr verliebt in seine Forellenbeute und frass gierig weiter. Ich kam bis auf 2m ran und der zweite Otter spielte verrueckt aber vor mir schmausste der andere Otter ohne Sorge weiter. So stand ich da 10-15 Minuten und konnte schoene Fotos machen und mir den Festschmauss angucken. Tolle Beobachtung. Dann kamen die Jungs laut plaudernd naeher und ploetzlich schnappte sich der Otter das verbliebene Forellengerippe und verschwand im Wasser.


    Ich erzaehlte den Jungs was ich gemacht hatte und wir sahen die beiden Otter noch in der Ferne. Die Jungs hatten ein paar grosse vorbeiziehende Forellen angeworfen und wohl auch einige Verfolger ihrer Koeder gehabt aber leider hatte keiner angebissen. Wir machten uns langsam wieder auf den Weg zum Auto; wir wollten ja noch unsere letzte Abendtour starten. Der Wind hatte sich hoffentlich ein bisschen gelegt. Und so fuhren wir etwa eine Stunde spaeter zur letzten Tour los. Das Wasser war noch wackelig aber wir fuhren mit den Wellen so das wir trocken blieben. Angekommen, warfen wir noch mal alles in der Koedertrickkiste ins Wasser aber wir konnten nichts mehr haken. Alec hatte ganz am Schluss nochmal einen kurzen Ruck an der Fliege aber wie schon an unserem ersten Abend blieb es beim Fehlbiss. So ging das Abenteuer zu Ende wie es begonnen hatte. Zwischen den beiden Schneiderabenden lagen tolle Abenteuer und Erlebnisse in einer unwirklichen Welt hier draussen. Starwars-aehnliche Seelandschaft mit industriellem Charm am Angelplatz mit Zombieforellen auf Steriods, und das in der wilden Kuestengebirgslandschaft von British Columbia. Schon krass! Und Alec kam mal wieder mit dem Mones Cup im Gepaeck nach Hause, und einem fast unschlagbaren Personal Best fuer Forellen. Ich hatte eine halbe Kuehltruhe voll mit Forellen. Und den Lois Lake haben wir von ungefaehr 10 Zombieforellen befreit. Win Win Win und Spass ohne Ende.


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 3


    Nach einer kalten Nacht schaelten wir uns wieder frueh aus den Schlafsaecken. Der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Mittag war schon ordentlich. Nachts ging es fast auf Null zurueck und tagsueber hatten wir ueber 20 Grad. Auf der Hinfahrt zur Angelstelle hatten wir alle noch 3 Hosen und mehrerer Schichten Jacken und Sweaters an. Gegen Mittag lag im Boot dann ein Haufen von entledigten Klamotten. Wie gestern fingen wir wieder mit 5 Ruten an langsam zu schleppen. Alec fuhr uns ein bisschen weiter raus auf den offenen See weil wir dort Fische an der Oberflaeche schnappen und rollen sehen konnten. Auch das Echolot zeigte hier viel Leben an. Dann ruckte ploetzlich die eine Downriggerrute los. Ich schnappte die mir und schlug an. Hing! War aber kein Riese. Aber immerhin meine erste Lois Lake Forelle. Die war eine gute 40cm Portionsforelle und weil wir heute Abend nicht schon wieder Fisch essen wollten und nur richtig grosse Forellen mit nach Hause nehmen wollten, liessen wir sie gleich wieder frei. Die hatte auf Gangtroll mit Wurm gebissen. Schau mal an, das geht also auch. Vielleicht eine Viertelstunde spaeter schepperte wieder die Wurmrute los. Wieder war ich zuerst dran und die war besser! Die Forelle machte richtig Dampf und nahm paar Mal Schnur als sie vor dem lauernden Kescher wieder ausriss. Aber der Haken sass gut und bald hatten wir auch diese Forelle im Boot. Die war wieder gut 60 cm und ueber 5 Pfund. Nicht schlecht!


    Dann schlaeferte es uns wieder ein. Bis jetzt waren wir lautlos am E-Motor herumgefahren aber die Batterie machte nun schlapp und ich hatte nur eine 100W Solarpanele auf dem SUV Dach die es leider nicht schaffte die Batterien tagsueber wieder voll aufzuladen. So schleppten wir nun am Benzinmotor weiter, was etwas flotter voran ging. Aber vielleicht war es gerade das was die Grossen wollten denn ploetzlich aechzte Alecs Fliegenrute wieder los als sie brutal und und ohne Ablassen nach hinten gerissen wurde. Kaum bekam Alec die Rute aus dem Halter und der Tanz began. Alec war adrenalingeladen und voll konzentriert. Wir wussten sofort das das wieder Monsteralarm war. Schwere Kopfstoesse und brutale Fluchten liessen auf eine enorme Groesse hoffen. Als der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche kam, fiel uns dreien die Kinnlade runter; was fuer ein Brocken! Ungelogen, das war eine gute Lachsklasse! Der erste Kescherversuch ging noch schief weil der Fisch nochmal loslegte aber der zweite Versuch sass. Wir setzten uns erstmal hin und liessen den Fisch noch paar Sekunden im Kescher im Wasser. Wir mussten erstmal begreifen was gerade passiert war. Alec hatte eine ueber 81cm lange und 17 pfuendige Regenbogenforelle gefangen! Wahnsinn.


    Wir schossen ein paar Fotos und verpackten den Fisch danach in der Kuehltruhe. Er passte nur gebogen in die ziemlich grosse Truhe. Konnte man das noch ueberbieten? War der Mones Cup for Alec nun schon sicher? Es wurden schon Forellen ueber 20 Pfund und angeblich schon bis 30 Pfund hier gefangen. Was fuer eine Freakshow! Wenn man sich den Kopf dieser Riesenforelle anschaute, konnte man sich schon vorstellen, dass die Schaden an den kleineren wilden Forellen und Binnenlachsen anstellen konnten. Und natuerlich ein beachtlicher Futterkonkurrent sein konnten. Also, wir hatten schon unseren Beitrag zum Naturschutz geleistet, aber hofften da ginge noch mehr. Alec fing noch eine kleinere Forelle die wohl auch ihren Ursprung in der Anlage hatte aber fuer uns zu klein zum Mitnehmen war. Alles unter 50cm ging wieder zurueck, auch der Annahme wegen, das diese Kleineren vielleicht keinen so grossen Schaden im Oekosystem machen wuerden – wenn sie nicht auch noch so enorm abwachsen wuerden? Wer weiss schon aber so hatten wir unser Limit gesetzt.


    Als kurz nach Mittag wieder der Wind aufkam fuhren wir auf halben Rueckweg in eine grosse Bucht in der ein kleiner Fluss in den See muendete. Wir mussten hoellisch aufpassen als wir durch den Totwald in immer flacher werdendes Wasser kamen. Wir machten mal eine Pinkelpause auf einer kleinen Sandinsel. Hier sahen die Jungs, die stehend auf versunkene Baeume aufpassten, mehrere Male grosse Forellen weghuschen. Aha, die Kerle waren also auch hier im See unterwegs aber hier zwischen den Baeumen war es extrem schwer zu angeln und wenn man dann vielleicht mal eine dran kriegte, was war denn die Chance so einen Fisch auch zu landen ohne die Schnur etliche Male um die Baumsaeulen zu wickeln? Wir kamen nicht ganz bis zur Flussmuendung und beschlossen die mal auf dem Landweg zu erkunden. Aber nicht heute. Auf dem Rueckweg durch das Baumdickicht begegneten wir einem anderen Boot die tatsaechlich hier fischten. Und neben uns sogar noch einen Biss bekamen und in einen wilden Drill verwickelt waren. Nach einigem Chaos konnten sie eine fette Forelle ins Boot bringen. Es ging also aber wahrscheinlich nur durch eine Materialschlacht und mit viel Glueck. Ich war nicht so richtig scharf darauf das auszuprobieren.


    Zurueck im Camp versorgten wir die 2 mitgenommenen Fische, machten etwas Pause und danach ein fruehes Abendbrot denn wir wollten noch eine Sonnenuntergangtour zur Zuchtanlage machen. Vielleicht kamen die Grossen ja in der Daemmerung nochmal auf Trab. So gegen 19:00 Uhr tuckerten wir also nochmal hin. Wir waren jetzt das einzige Boot auf dem Wasser und hatten die Bucht fuer uns alleine. Wieder zogen wir unsere Fliegen und Blinker durch alle Tiefen. Da riss es ploetzlich Ricardos Rute zurueck und er war am Fisch. Alec yahoote lauthals und wir beide raeumten die anderen Rute ein. Ein oder zwei lange Fluchten aber dann gewann Ricardo Schnur zurueck. Neben dem Boot waelzte sich der Fisch nochmal aber der Kescher schnappte schon zu und der Fisch war unser. Eine feine Forelle – wenn auch kein Monsterfisch wie heute morgen. 67 cm und 7.5 Pfund schwer. Nicht schlecht! Leider war das der einzige Biss vor dem Dunkelwerden. Die Rueckfahrt im Dunkeln war ganz schoen kalt!