10.8. – 14.8. 2024; Bamfield – Barkley Sound
Tag 5
Der letzte Morgen stand an. Wir mussten um 11 Uhr aus dem Resort raus sein aber die Managerin gab uns ein leeres Zimmer wo wir unser Zeug bis Mittag unterstellen konnten. So packten wir frueh morgens und stellten den Krempel in dem Zimmer ab. Den Fisch konnten wir noch in der Kuehltruhe bis zur Abfahrt lassen. Jerrod, Brad und Ross fischten gar nicht mehr. Carl und Brad halfen Jerrod sein Boot herauszuholen und fuhren dann nur noch zu einem nahem Spot. Glenn und Jason waren mit ihren Jungs schon am Vortag abgereist weil sie ja kein Guide Boot mehr gebucht hatten. So war MaxWaldi das einzige Boot das noch ernsthaft fischen wollte. Dave und ich hatten noch Platz fuer jeweils einen Chinook auf unserem Ticket und wir alle (Dave, Ian und ich) hatten noch Platz fuer paar Cohos. Es sollte heute wieder Ententeichwetter werden und so machten wir uns nochmal zur Aussenseite von Cree auf. Bei solchen Bedingungen war es ein Genuss ueber das Meer zu donnern. Ohne die Wellen konnte man auch viel besser die einheimischen Tiere sehen; wir konnten einige Walfontaenen in der Entfernung sehen, kamen an einem Seeotter vorbei und ueberfuhren fast einen Trupp Delfine der ploetzlich wie aus dem Nichts nur paar Meter vor dem Boot auftauchte.
Wir versuchten 3 Ruten bei Cree einzulassen aber waehrend ich noch mit der mittleren Rute zu tun hatte, riss es schon an Ians Rute. Ein fetter Coho von fast 10 Pfund machte an seiner Rute ordentlich Alarm und schraubte sich einmal einen vollen Meter aus dem Wasser. Tolle Kaempfer diese Cohos. Der ging in die Box. Dann zog meine Flash Fly Rute ab und ich spuerte gutes Gegengewicht und schon zog der Fisch auch Schnur von der Rolle. Ich genoss den feinen Drill und nach paar Minuten kam ein schoener 13-14 pfuendiger Chinook ins Boot. Damit war ich mit Chinook fertig. Aber nicht mit angeln! Meine Rute war weiterhin im Einsatz und war nicht viel spaeter wieder gefragt als ein rappeliger Coho biss. Auch den brachte ich zum Kescher und in die Box, die sich schon wieder fuellte. Eigentlich war nun Dave dran der auch noch auf seinen letzten Chinook wartete, aber Dave war jetzt kalt. Er verpasste zwei Bisse und ploetzlich zog Ians Rute wieder ab.
Das musste ein guter Fisch sein denn der zog richtig viel Schnur ab. Gluecklicherweise waren hier heute nicht ganz so viele Boote unterwegs – viele nutzten das glatte Meer zu einem Offshoretrip. So hatte Ian viel Platz seinen Fisch auszudrillen. Letztendlich kam ein schoener 17 Pfuender ins Boot. Er war sogar markiert aber da in Bamfield scheinbar kein Fischkopfdepot vorhanden war, konnten wir die Koepfe von markierten Lachsen nicht einschicken. Jedenfalls schenkte Ian seinen letzten Chinook Dave und der war damit auch voll zufrieden.
Wir haetten noch 2h auf die letzten Cohos weiterangeln koennen; es war eine fantastische Angelei und bei diesen tollen Bedingungen, man konnte sich mal richtig nach Herzenslust ausdrillen! Aber ich schlug vor die letzten 2h noch auf Lingcod oder Heilbutt zu verwenden. Lings hatten wir fast keine gefangen – auch kaum beangelt, und Butt hatten wir nur den einen kleinen auf der 7 Mile Bank erwischt. Dave und Ian stimmten einem Buttversuch zu. Es war nicht mehr genug Zeit aber auch nicht mehr genug Sprit da um sehr weit raus zu fahren. Also blieb uns nur eine kuestennahe Struktur zu waehlen und es einfach zu versuchen. Bei so viel Wasser und Struktur war das wie blind einen Dartpfeil auf die Karte werfen. Aber manchmal muss man eben auch Glueck haben.
Ich fuhr eine kleine Untiefe vielleicht 3 oder 4 km vor der Kueste an und warf den Anker. Dann machten wir 2 Ruten mit den feinsten Heilbuttkoedern fertig. Nach einer halben Stunde hatte Dave einen Anfasser an seiner Rute was sich wieder als ein kleinerer Red Snapper entpuppte. Wieder musste ich das Runterlassgeraet herauskramen und bedienen. Seit diese Fischart geschuetzt ist (vielleicht seit 3 oder 4 Jahren) haben sich die Bestaende schon deutlich erholt. Zumindest fangen wir in den letzten Jahren deutlich mehr Snapper als jemals zuvor. Die werden beim Grundfischangeln regelrecht zur Plage weil man sie eben immer wieder in die Tiefe runterlassen muss.
Unsere Hoffnung auf einen letzte-Minute-Butt schwand schon als Ians Rute ploetzlich wild schaukelte. Ich deutete darauf und Ian kam zur Rute und war kurbelbereit an der Rolle. Noch sah das wie ein Haibiss aus. Aber jetzt zog die Rutenspitze hart nach unten und ich deutete Ian an: “Jetzt!”. Er kurbelte schnell rein und die Rute zog sich voll krumm. Und nicht nur das, die Rutenspitze zog ins Wasser und es zog unaufhaltsam Schnur von der Rolle. Ich half Ian die Bremse etwas lockerer zu stellen und die Rute aus dem Halter zu holen. Dann band ich ihm den Gimbal um und so konnte er nun ordentlich drillen. Der Fisch nahm immer noch Schnur. Das war ein Guter! Wir waren alle aufgeregt – so eine Chance noch mal ganz am Schluss des Trips!
Dave holte schnell seine Rute rein und so hatte Ian keinerlei Hindernisse mehr im Wasser. Ian hatte noch nicht viele Butte gefangen und vielleicht noch nie so einen grossen. Dave erklaerte ihm die Pumptechnik mit der es einfacher war den Fisch vom Boden wegzukriegen. Bald hatte er den Fisch vielleicht 10 oder 20m hoch aber er zog wieder fast bis zum Grund runter. Hoffentlich war der Butt nicht zu gross – 126 cm war dieses Jahr die Maximalgroesse. Das waren so 55 Pfund. Wir wollten alle gerne Buttfleisch mit nach Hause nehmen. Mal sehen. Wir konnten Ians Fortschritt mit dem Fisch auf dem Echolot beobachten. Noch 50m, noch 30m, noch 10…. Dave und ich starrten ins Wasser. Ich hatte die Harpune fertig in der Hand. Das war auf jedenfall keiner fuer das Gaff. Ich harpuniere alle Butte ueber 30 Pfund und bringe sie erst ins Boot wenn sie angebunden und ausblutete und tot sind. Diese herumtobenden und schleim- und blutspritzenden Wildtiere will ich nicht lebend im Boot haben. Zu gefaehrlich und zu viel Schweinerei.
Dann tauchte eine grosse braune Platte auf; wow, immer wieder ein beeindruckender Anblick so ein grosser Butt neben dem Boot. Ich riet Ian nicht den Kopf ueber Wasser zu zerren es sei denn er wollte ihn nochmal vom Boden hochpumpen. Ian schuettelte den Kopf. Wir schauten ein paar Sekunden auf den Fisch – war der ueber 126 cm? Wir beschlossen einstimmig Nein. Ich war mir 98% sicher aber es war schon eine Weile her dass ich einen Butt dieser Groesse gefangen habe. Wir haetten ihn am Harpunenschaft, wo ich Laengenmarkierungen angebracht hatte, abschaetzen koennen aber wir vertrauten unserem Instinkt und ich stach zu. Sofort begann der Butt wild neben dem Boot zu toben und ich bekam eine Salzwasserdusche. Als er endlich ruhig wurde, nahm ich den Haken raus, knueppelte ihm paar Mal mit dem Gaffgriff auf den Kopf, zerschnitt seine Kiemen und band ihm am Buttseil an und liess ihn eine Weile an der Klampe am Boot draussen haengen. Inzwischen packten wir jubelnd das Angelzeug ein – wir waren fertig. Wir machten auf dem Hoehepunkt Schluss. Zuletzt holten wir den Butt ins Boot und vermassen ihn: 120 cm, 50 lbs. Klasse! Alles richtig gemacht. Unsere drei Familien wuerden nicht hungern ueber den Winter!
Dann flogen wir zurueck. Dave versandte ein paar haemische Bilder und Kommentare zu unseren Freunden welche heute lieber ausgeschlafen hatten. Dann hatten wir noch eine Stunde Filetierdienst, packten dann unser ganzes Zeug aufs Boot und fuhren zur Slipanlage auf der anderen Seite des Bamfield Inlets. Die Rueckfahrt ging vergnuegt und flott und ohne Huerden. Und so war schon wieder ein epischer Angeltrip zu Ende. Das geht immer viel zu schnell. Es gab Fisch in Huelle und Fuelle. Wind/Wetter war ok; bisschen zu ruppig am Anfang aber dann fantastisch am Ende. So, wie am Ende muesste das Meer immer sein! Und endlich hatte es mal wieder mit Bamfield-Heilbutten geklappt! Jetzt bleiben die Erinnerungen und eine volle Tiefkuehltruhe.