Beiträge von cohosalmon

    2.7. 2023; Victoria to East Sooke


    Endlich bin ich mal wieder auf’s Meer rausgekommen letztes Wochenende! Zwischen Arbeit, Hausrenos und endlos Wind an den Wochenenden ergab sich einfach keine Moeglichkeit. Was ist nur mit dem Wind los dieses Jahr? Es hoert einfach nicht auf zu blasen! In Juni war hier vor Victoria Heilbutt-Derby und die Gezeiten waren spitze fuer’s Buttangeln aber es war sauwindig. Ich hatte zwar keine Tickets gekauft, wollte aber trotzdem die guten Gezeiten ausnutzen – der Familien-Heilbuttvorrat in der Tiefkuehltruhe war fast aufgebraucht. Ricardo und ich versuchten es und kaempften uns zur bevorzugten Angelstelle ca. 5 km vor Victoria raus. Dort angekommen, herrschten 1,5 bis 2 m Wellengang und wir erachteten es als unmoeglich hier zu ankern und zu fischen. So fuhren wir dicht unter Land an eine Stelle von der ich zwar nicht wusste ob sich Heilbutte hier herumtreiben wuerden, aber wenigstens konnte man es versuchen. Wir hatten in 5h zwei Bisse, zweimal Butt; der erste nahm gleich Schnur und war wohl eine gute Groesse aber er stieg nach 10 oder 20 Sekunden aus und kam nicht wieder zurueck. Kurz vor Ende unseres rauhen Trips stieg noch ein kleinerer Butt ein den ich schon fast bis an die Oberflaeche gedrillt hatte, der dann aber auch noch irgendwie den Haken abgeschuettelt bekam. War sehr enttaeuschend und bezeichnend fuer meine bisherige 2023 Heilbuttsaison.


    Nun, letztes Wochenende war endlich Windstille. Leider waren die Gezeiten sehr unguenstig zum Ankern auf Butt. Aber es gibt auch an Tagen mit grossen Gezeitenhueben und Stroemungen immer ein oder zwei Gezeiten-bzw. Stroemungswechsel, die ein, wenn auch kurzes, Angelfenster erlauben. Das kann dann aber manchmal auch nur eine Stunde lang sein in der die Stroemung weniger als 3 km/h ist. Das ist so der Grenzwert bei dem man mit einem Kiloblei gerade noch in 100m Tiefe Grund halten kann, wenn verankert. Ich schaute mir fuer Sonntag die Stroemungskarte genau an und fand da eine Stelle, unweit der Stelle an der ich mit Ricardo die 2 Butte verloren hatte, an der sich am spaeten Morgen eine Kehrstroemung bildete und damit keine so grossen Stroemungsgeschwindigkeiten aufbauten. Das sollte mir 3-4h Angelzeit bieten, dachte ich. Der Stroemungswechsel war kurz nach Mittag. Leider war keiner meiner Soehne oder Angelkumpels verfuegbar und so fuhr ich alleine los. Nicht ideal weil es beim dem ganzen Ankergedoens aber auch bei der Landung eines Buttes immer besser ist einen Assistent zu haben.


    Als ich so gegen 9:00 Uhr an der Victoria Bootsrampe ankam, staunte ich nicht schlecht. Da war absolut kein Wasser in der Slipanlage – beide Docks lagen trocken! Wow! Ich habe noch nie so eine niedrige Ebbe erlebt. Keine Chance hier zu slippen. Was nun? Wenn ich mehrere Stunden warten musste, verpasste ich das Angelfenster. Pedder Bay in East Sooke hat eine steile Rampe in ziemlich tiefes Wasser – das war wahrscheinlich meine einzige Chance jetzt das Boot ins Wasser zu kriegen. So fuhr ich die halbe Stunde nach Pedder Bay und wenn auch muehseelig, aber ich bekam das Boot vom Haenger und an den Dock. Der Wasserstand war weit unterhalb der Betonrampe! Dann dueste ich endlich raus auf’s Meer. Um an meine geplante Stelle zu kommen, musste ich 10 Minuten wieder Richtung Victoria zurueckfahren. Aber bei glattem Wasser und fast 30 Grad Lufttemperatur ueber Land war die schnelle Fahrt ein Genuss. Der Motor lief auch klasse!


    Kein anderes Boot war in der Naehe meiner Stelle und so dauerte es nur paar Minuten und ich hing am Anker. Als ich gerade die Ruten montierte und eine schon abliess bemerkte ich eine Gezeitenlinie die vom Meer auf mich zukam. Eine Menge Treibholz und Kelp und abgerissenes Seegras trieb da auf mich zu. Als ich mitten drinnen steckte, drehte ploetzlich die vorher gemaechliche Stroemung und legte unheimlich zu. Im Nu drehte sich mein Boot und bald war mein Downriggerkabel, fuer den Duftsack am Boden, mit der Ankerschnur verwickelt. So ein Mist! Ich bekam gerade nochmal so alles wieder befreit ohne Geraet zu verlieren. Aber das Karussell ging munter weiter. Ich liess die zweite Rute gar nicht erst ein. Das hatte keinen Zweck. Paar hundert Meter um mich herum war alles frei und glatt und ich sass hier buchstaeblich im Strudel mit dem ganzen Treibgut! Klasse, das war also die Kehrstroemung die ich bewusst herausgesucht hatte! Unmoeglich zu beangeln. So beschloss ich den Anker wieder zu ziehen und dichter unter das Ufer zu fahren um dort wenigstens die 1 oder 1,5h des kommenden Stroemungswechsel zu befischen. Das war jetzt meine noch einzige Chance auf Butt. Das Ankerholen und die neue Stellensuche dauerte auch so 20-30 Minuten. Als ich endlich wieder so in 80m Tiefe festhang, gingen nun flott beide Koederfischruten ins Wasser; eine mit Hering, eine mit Lachsresten. Die Stroemung war noch maessig, aber 1kg Blei war schon Pflicht. Aber ich mag wenn es etwas stroemt; dann verteilt sich die Duftfahne des Duftsackes und der Koeder schnell und die Butte finden die Spur schneller. Leider die Dornhaie auch.


    Ich wollte die Rutenspitzen rucken sehen, jedes Mal wenn das Blei im leichten Wellengang am Boden aufschlug. Das scheint fuer mich immer die beste Grundangelstrategie zu sein. Vielleicht hoeren die Butte auch das Bleiklopfen oder finden die Sedimentwolke beim Aufschlagen interessant – jedenfalls kriege ich an den Ruten meist die Bisse, wo die Rute dementsprechend ruckt. Die rechte Rute brauchte ein bisschen mehr Nachspannung und als ich 2,3 Kurbelumdrehungen anzog, zog es ploetzlich hart zurueck. Jaaawollllll! Es ruckte schwer an der Rute und ich kurbelte entgegen und die Rute blieb krumm. Der haengt! Leider hatte ich gerade meine Gimbal abgenommen weil ich die lange Hose ausgezogen hatten. So konnte ich mir die schwer pumpende Rute nur fest unter den linken Arm klemmen und dagegenkurbeln. Ich wollte den Fisch erst einmal so schnell wie moeglich vom Grund wegkriegen. Dort kaempfen Butt am meisten – sind sie erstmal halbhoch, verfallen sie oft bis weit nach oben in eine Ruhephase wo man einfach nur das Gewicht hochpumpen muss. Erst wenn das Tageslicht grell wird, nahe der Oberflaeche, wachen viele Butte wieder auf.


    Aber der hier liess sich nicht wirklich vom Grund hochkriegen. Hatte ich 3 -5 m gewonnen, riss er sie flux wieder ab. Das war ein guter Fisch – und es war eindeutig ein Butt; die Hammerschlaege in der Rute waren eindeutig. Ich liess erstmal den Downrigger hochkommen um ein Vertueddeln mit der Angelschnur zu vermeiden. Dann hielt ich die Rute kurz zwischen den Beinen und legte mir den Gimbal wieder an. Ahh, jetzt konnte ich entspannt und ueber den Ruecken den Fisch hochhebeln. Stueck fuer Stueck kam er und wie erwartet war er ruhig als ich ihn erstmal vom Grund weghatte. Er hatte auch ein paar Fluchten gemacht und war wohl auch erstmal muede. Gut so! Ich durfte den nicht verlieren!


    Waehrend ich so pumpte, ueberlegte ich mir den Plan fuer die Landung. Normalerweise harpuniere ich Butte ueber 25 Pfund. Fuer Kleinere gab’s das Gaff. Der Vorteil des Harpunieren ist, dass man den Fisch so nicht ins Boot reinbringen muss sondern schon fest an der Harpunenleine aussen am Boot hat und dann leicht mit einer Schnur durch Kiemen und Maul am Boot aussen festmachen kann. Das spart den oft gefaehrlichen und auch schleim-und blutspritzenden Heilbutttanz im Boot, der schon Boote zerstoert und menschliche Knochen gebrochen hat. Allerdings ist das Harpunieren beim Solofischen super-tricky weil man die Rute auch nicht so einfach hinlegen kann, da man jederzeit wieder auf eine Flucht des nun wieder munteren Buttes gefasst sein muss. Schwierige Entscheidung. Ich wollte erstmal sehen wie er gehakt war und dann eine Blitzentscheidung treffen.


    Als ich ihn endlich in Sicht hatte – ein feiner Butt – sah ich auch bald das er nur an einem der beiden Einzelhaken sass; direkt vorm im Maul, das sehr knochig ist. Ok, keine Harpune, das wuerde zu lange und kompliziert werden, der hier musste so schnell wie moeglich ins Boot! Noch hielt er ganz still, aber das wuerde sich vermutlich sehr bald aendern wenn er Luft und Waerme und Helligkeit spuerte. So nahm ich das Handgaff, schlug ihm die Stahlspitze in den Kopf und hievte ihn ueber die Bordwand. Zu meiner Verwunderung machte der Butt keine Bewegung dabei. Es hatten sich schon viele Butte beim Hochhieven vom Gaffhaken wieder losgewunden – nicht bei mir, aber ich habe die Stories gehoert und gelesen. Ging alles glatt und so lag er nun zu meinen Fuessen. Ein fetter Kerl; ungefaehr einen Meter lang. Ich war zum Sprung rueckwaerts bereit falls er nun nuclear werden wollte. Schnell zog ich das Gaff heraus so das er das schon mal nicht wild umherschleudern konnte. Kein Zucken. Schnell griff ich zur Zange und hebelte schnell den Haken aus dem Maul – die Schwanzflosse spannte sich und ich dachte jetzt fliegt mir gleich alles um die Ohren. Aber nein, Haken kam raus und so war schon mal die Gefahr gebannt, das das Kiloblei herumgeschleudert wuerde. So weit alles gut! Aber jetzt kam der grosse Eingriff – ich musste ihm die Polyschnur vom Maul aus durch den Kiemendeckel ziehen. Und wie erwartet presste der Butt entweder sein Maul geschlossen oder den Kiemendeckel. So musste ich paar mal mit der drahtverstaerkten Schnur herumstochern aber bald hatte ich es und nun konnte ich ihn vertaeut wieder ueber Bord schmeissen. Und die ganze Zeit hatte der Butt sich nicht bewegt – ein kleines Wunder! Vielleicht hatte ich ihm das Gaff genau in sein kleines Hirn genagelt. Diesmal hatte ich eben das Glueck auf meiner Seite. Naja fast, als ich den Butt dann neben dem Boot ein paar ordentliche Kopfschlaege mit dem Gaff versetzte um ihn dann auszubluten, brach mein Holzgriff am Gaff und ich behielt nur einen kurzen Holzknueppel in der Hand waehrend der Stahlteil auf Tauchfahrt ging.




    7.5.2023, Victoria cont.


    Inzwischen hatte auch Ricardo seinen Fisch in Bootsnaehe und wir konnten auch den gut sehen. Auch so ein Brocken von weit ueber 10 Pfund! Wow! Leider vermeldete Ricardo kurze Zeit spaeter – “weg, Haken ausgespuckt!”. Schade, aber noch hatten wir einen am Band. Kelab machte das klasse und brauchte im Prinzip keine Hilfe mehr. Aber der Fisch war noch lange nicht fertig. Einmal kam er an die Oberflaeche und halb sprang und halb waelzte sich. Uns blieb der Atem weg – aber war noch dran. Ich stand schon zweimal mit dem Kescher am Heck aber der Fisch war noch zu tief und zu munter. Kelab rannte paar Mal von einer Seite zur anderen und musste aufpassen, dass die Schnur nicht im Motor haengenblieb wenn der Fisch dicht unter oder hinter dem Boot langsprintete. Dann hing der Fisch eine Weile kurz unter der Oberflaeche ca. 10m hinter dem Boot – ein Winkel bei dem der Flasher immer gerade eintauchte oder wieder aus dem Wasser herauskam – mit dem einhergehenden Ruck der einem jedes Mal das Herz stehen bleiben liess. Ich rechnete eigentlich jede Sekunde mit dem Verlust des Fisches. Es passiert nicht oft, dass ein absolutes Greenhorn einen grossen Chinook das erste Mal landete. Und dann noch so einen sportlichen. Der Haken musste gut sitzen denn Kelab machte immensen Druck auf die Schnur. Jetzt kam der Fisch mal wieder ruhig Richtung Boot und ich hiess Kelab zuruecktreten und voll Druck zu machen um ihn an die Oberflaeche zu zwingen. Ich hatte den Kescher-Telestiel lang gemacht und langte nun entschlossen zu und schaffte es den Burschen einzusacken.


    Ein dreistimmiger Jubel hallte von unserem Boot. Ich brachte den Lachs an Bord und Kelab fiel die Kinnlade runter. Ein praechtiger Lachs fuer diese Jahreszeit. Und wie schon vorher erspaeht, auch markiert, also zur Entnahme frei. Strahlend und staunend half Kelab mit den Fisch zu versorgen. Ein paar Fotos mussten auch gleich her solange das Adrenalin noch vorhielt. Aber da wir den zweiten verloren hatten, war noch eine Angellizenz frei und wir wollten die Gunst der Stunde nutzen und noch den dritten erlegen. Ich suchte wieder den Futterschwarm und als ich ihn gefunden hatte, starrten wir alle gespannt auf die Rutenspitzen. Irgendwas passierte an der Steuerbordrute und Ricardo und Kelab waren fuer eine Sekunde abgelenkt, da sah ich die Backbordrute zurueckschnappen – ich sprang ohne Erklaerung hin, kurbelte auf Spannung und hieb an. Fish on! Es fuehlte sich erst fast an wie ein Haenger aber ich konnte Leben am anderen Ende spueren. Heilbutt? Das waere ja toll! Und wirklich war es erst einmal sauschwer. Ricardo holte schon die andere Rute rein um uns auf die ultimative Schlacht vorzubereiten, da loeste sich etwas und jetzt kam mein Fisch leichter hoch. Komisch, vielleicht hatte sich die Schnur an Steinen oder Kraut festgehaengt?


    Es war aber trotzdem ein feister Fisch und ich liess zwei oder dreimal kurz die Rolle aufheulen. Musik in den Ohren! Als der Fisch oben war, sah ich das der Haken gut sass und machte nicht mehr viel Federlesen und zog den Fisch gnadenlos ueber das Keschernetz. Gewonnen! Und wieder ein Markierter! Damit hatten wir unser Lachslimit; in 3 verschiedenen Gewichtsklassen: 5, 8 und 16+ Pfund. Ein erfolgreicher Tag. Wir beschlossen noch 20 Minuten weiterzuschleppen waehrend ich 2 Pilkruten fertig machte. Wir konnten in der verbleibenden Zeit den Futterschwarm nicht mehr finden und hatten auch keinen Biss mehr.


    So wollten wir noch ein oder zwei Driften auf Grundfisch wie Heilbutt oder Lincod probieren. Da die Flut schon richtig zog, war das nur relativ dicht vor den Inselchen moeglich wo die Stroemung noch etwas ruhiger war. Die Jungs hatten beide eine Rute mit einem grossen Gulp-Twister am Jigkopf. Ueber dem sandigen Boden geschleift, sollte das die Butte wachmachen. Ricardo hatte auch ein paar Nibbler – aber wahrscheinlich nur kleinere Schollen, fuer die der grosse Koeder zu viel war. Als nichts weiter passierte, fuhr ich uns ins etwas tiefere Wasser in 45m Tiefe. Die Stroemung war hier schon bei 5 km/h. Ich konnte mir nicht vorstellen, das die beiden auch nur den Grund erreichen wuerden. Doch ploetzlich hingen beide fest. Und beide rissen auch bald ab. Das beendete dann auch schnell diesen hoffnungslosen Versuch heute zu pilken. Es war auch schon nach 14:00 Uhr und wir hatten noch zu filetieren und Robben am Schlachttisch zu fuettern.


    Kelab war begeistert und bedankte sich aufrichtig fuer das tolle Erlebnis. Er nahm den mittleren Lachs mit nach Hause nachdem er versicherte, dass er den Grossen niemals alleine verwerten koennte – seine Freundin weilte gerade im Ausland. Er wuerde aber gerne mal wieder mitkommen und fragt Ricardo auch noch wie viel eine Anfaengerangelausruestung kosten wuerde. Wieder einen bekehrt, Mission accomplished! Und Danke an die US Brutstationen fuer die Fuelle an markierten Chinooks vor unserer Haustuer hier!


    7.5. 2023; Victoria


    Nachdem wir also kuerzlich Forellen bis 17 Pfund gefangen haben, wollte ich doch mal wissen ob Lachse auch noch so gross werden koennen! 😊 Solangsam trudeln hier die grossen Chinooks ein aber bis zum 1.5. hatte das kaum einer gemerkt, weil nicht viele Angler nur fuer Catch & Release auf Lachs gehen. Die letzten paar Jahre war die Entnahme von Chinooks hier im Sueden von BC im Fruehjahr und Fruehsommer verboten um einige bedrohte Chinookpopulationen im Fraser River zu schuetzen. Seit dem haben die Anglerverbaende Antraege ans Ministerium geschickt, man sollte doch wenigstens einen markierten Chinook behalten duerfen da die bedrohten Lachsstaemme auf keinen Fall markiert waeren. Taube Ohren, die letzten beiden Jahre, aber auf einmal vor einer Woche kam eine Ansage aus Ottawa, diesen Mai, und wir hoffen auch darueber hinaus, darf man vor Victoria nun einen markierten Chinook pro Tag und Angler behalten. Na also, doch noch ein Funken Verstand bei einigen Entscheidungstraegern. Es liegen jahrelange Datensets als Beweis vor, dass im Winter und Fruehjahr die meisten der um die Suedinsel ziehenden Chinooks aus Brutstationen in Washington State, USA, stammen. Also eine Marked Selective Fishery hat demzufolge absolut minimalen Einfluss auf die bedrohten Staemme.


    Gestern sahen Wind und Wetter gut aus und Ricardo hatte auch Lust. Er fragt ob er seinen Studienfreund Kelab mitbringen koennte, der wollte gerne mal sehen wie das Lachsangeln so funktioniert denn als in Alberta Aufgewachsener hatte er davon keine Ahnung. Auch ingesamt hatte er fast null anglerische Erfahrung, wie er mir bald beichtete. Also, solch unbedarfte Anfaenger vom Angelvirus anzustecken ist immer noch mein Lieblingshobby! Wir machten einen ziemlich spaeten Start und waren erst gegen 10:00 Uhr an der Bootsrampe vor Victoria. Ich hatte mir die Stroemungskarten angesehen und befunden, dass wenn was geht dann wohl eher auf den Oak Bay Flats wo sich bei den heutigen Extremgezeiten Rueckstroemungen bildeten und sicher Futterfische anziehen wuerde. Daher liess ich die marina-nahen Stellen links liegen und fuhr uns die 20 Minuten zu den Flats. Es war auch gut meinen Motor mal wieder ordentlich auf Temperatur zu bringen. Lange genug hatte das Boot schon gestanden!


    Wer meine Berichte hier schon jahrelang verfolgt, dem wird Oak Bay Flats ein Begriff sein. Praktisch an Downtown Victoria Waterfront vorbei, vorbei an den Reichenvierteln und betuchten Meeresfront Golfplaetzen vom Victoria Stadtteil Oak Bay, oeffnet sich eine felsenbegrenzte Bucht mit eingestreuten Felsinseln im Suedosten von Victoria. Leider gibt es dort keine oeffentliche Slipanlage, sonst koennte man sich die mehrere km lange Anfahrt sparen. Am Ausgang der Felsenbucht war dann eine weitgestreckte Flaeche mit langsam abfallenden Meeresgrund, der dort hauptsaechlich sandig-kiesig war. In 30 bis 60m Wassertiefe zogen dort gerne hungrige Lachsgruppen umher um die haeufigen Sandaalschwaerme zu begrasen. Auch Heilbutte konnte man dort haeufiger fangen – vorallem am Uebergang vom Sand zum Felsen. Aber wir hatten es heute erstmal nur auf Lachs abgesehen.


    Kelab beobachtete neugierig wie Ricardo und ich das Geraet und Boot zum Trolling fertigmachten. Ricardo erklaerte auch die wesentlichen Handgriffe und was auf ihn zukam wenn ein Biss kam. Dann warteten wir alle gespannt. Es war jetzt Tiefpunkt der Ebbe und damit bald Stroemungsstillstand – immer eine potenzielle Beiszeit. Danach wuerde eine harte Flut einsetzen; aber hier im ufernahen Gebiet der Flats eine befischbare Kehrstroemung erzeugen. Das schoene, sonnige Wetter, der schwache Wind und natuerlich die Chinook-Entnahmegenehmigung hatte einige Boote herausgelockt. Die erste Strecke von West nach Ost brachte keine Aktion. Als ich ziemlich scharf wendete schien die eine Rute loszuruckeln; aber als Kelab einkurbelte, war nichts mehr dran. Kann auch Grundkontakt gewesen sein. Wir beobachteten dann ein offenes Aluboot deren Insassen ploetzlich in Aktion kamen und einen scheinbar guten Lachs drillten. Leider kescherten sie den Fisch nach etwa 10 Minuten auf der abgewandten Bootseite so das wir die Groesse nicht zu sehen bekamen. Aber das war schon mal ein gutes Zeichen.


    Dann ruckte ploetzlich die Steuerbordrute los. Ricardo rief Kelab zu er sollte sich die Rute schnappen – aber der war fuer einen Moment wie geschockt und hatte alles was Ricardo ihm gezeigt hatte, vergessen. Ich rief Ricardo auf die Rute selber zu nehmen, anzuschlagen und dann, wenn ein Fisch dran war, Kelab zu geben. Das hatte aber alles viel zu lange gedauert und der Fisch war laengst weg. So, genug des Trockentrainings, meinte ich, jetzt gilt’s!


    Bei einer Linkskurve wackelte dann die Backbordrute los. Diesmal ging es wie geschmiert; Ricardo sprang hin, riss die Rute aus dem Halter, schlug an und brachte die Rute aus dem Downriggerclip, zog stramm, fuehlte – Fisch noch dran und drueckte die Rute dann Kelab in die Hand. Der legte sich ins Zeug und ich warnte ihn nochmals, die Rute musste unter Spannung bleiben. “Nur wenn der Fisch gross genug ist und hart genug zieht um die Schnur zu sprengen, dann lass’ die Rollenkurbel einfach los”, trichterte ich ihm nochmal ein. Und er machte Druck und gab dem Fisch keinen Millimeter. Ricardo schaetzte auf kleineren Keeper – um die 5 Pfund. Naja, das waere doch ein Anfang. Bald sahen wir es silbrig in der Sonne blitzen – jawoll, den konnte man schon mitnehmen! Ricardo war mit dem Kescher bereit und Kelab schlidderte den Fisch kompromisslos hinein. Feine Sache, gut gemacht Jungs! Wir klatschten uns alle ab und Kelab bewunderte seinen Fang. Ob er ueber 10 Pfund schwer waere, fragte er. Wir schmunzelten; “eher 5 Pfund”, meinte ich. “Waass? Wie kaempft dann ein Grosser!?”, fragte er. Wir werden es hoffentlich heute noch erleben, meinte ich.


    Die Linkskurve, die uns den Biss gebracht hatte, hatte uns auch in etwas flacheres Wasser gezogen. Vielleicht war das der Trick? So schleppte ich uns nun in eher 30-40m tiefes Wasser, statt 40-50m wie zuvor. An beiden Ruten liefen schlanke Blinker in Grundnaehe. Die Jungs quatschten gerade als ich eine Futterfischwolke am Echo in Grundnaehe sah. Die war richtig gross und ich konnte mir nicht vorstellen, dass hungrige Lachse diese uebersehen konnten. Ich zeigte Kelab das Bild am Echo und meinte noch, ich koenne gar nicht glauben, dass es noch nicht gebissen hat. Im selben Moment ruckte die Steuerbordrute an, loeste schon aus und fing sich an zu verneigen. Ricardo sprang hin und hieb an. Der Haken musste in etwas Schweres einsinken denn die Rute blieb schwer krumm. Ricardo forderte Kelab auf die Rute zu nehmen und Druck zu machen. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden um festzustellen, ob ich ihm helfen sollte die Rollenbremse etwas lockerer zu stellen. Aber bis jetzt machte sein Gegner keine Anstalten zu einer Flucht obwohl Kelab schon schwer anzog. Ich dachte aber besser etwas haerter drillen als Druck zu verlieren. Koennte natuerlich sein, dass der Haken ausriss bei zu viel Druck, besonders wenn er nur knapp in der Haut hing. Aber ich war gewillt das zu riskieren. Ich sah eine schlappe Schnur als groesseres Risiko.


    Waehrend ich das alles so in Gedanken durchspielte und Ricardo Kelab Instruktionen gab und ihn anfeuerte, loeste ploetzlich auch die zweite Rute aus und wippte wild los. Ich rief Ricardo zu und er schnappte sich verbluefft die zweite Rute. “Auch ein guter Fisch!”, meinte er. Jetzt konnte ein wilder Tanz losgehen! Ich machte sicher, dass wir keine anderen Boote in der Naehe hatten und schraubte dann die Drehzahl zurueck. Die Jungs sprangen hin und her weil ihre Lachse immer entgegengesetzt hin und her schwammen. Ricardo’s nahm richtig Schnur, weil er auch nicht so hart drillte. Kelab kurbelte stur seinen Fisch Stueck fuer Stueck ans Boot. Ich dachte wieder so an ein 6-vielleicht 7 Pfuender. Als dann ein silberner Schatten hinter dem Boot in der Tiefe auftauchte, erschrak ich. Der war richtig gross! Mein Gott, wie hatte Kelab den einfach so hier rankurbeln koennen? Schnell fummelte ich dazwischen und seine Rollenbremse etwas locker. Ich warnte ihn, der Fisch wuerde jetzt gleich am Boot verrueckt spielen. Keine 3 Sekunden spaeter drehte der Lachs ploetzlich ab und riss Kelab fast dir Rute aus der Hand. “Finger weg von der Kurbel!”, rief ich und Kelab liess los und der Fisch tobte in die Tiefe und riss locker 50m Schnur ab. “Warte, warte….noch nicht…”, jetzt wurde die Rute etwas schlapper und ich rief: “Jetzt wieder kurbeln!” und Kelab gewann ein paar Meter zurueck bis der Fisch wieder drehte. Jetzt hatte er das Spiel raus und verstand wann er und wann der Fisch dran war. Ein wildes Hin und Her begann.




    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 4


    Den letzten Angeltag wollten wir voll nutzen und so krochen wir diesmal schon um 5:30 Uhr aus den Kojen. Ein kurzes Fruehstueck, Sandwiches und Obst zum Mittag auf dem Boot und ab ging es. Es war jetzt Samstag und es waren eine Menge mehr Camper an den Seeufern aufgetaucht. Auch vor der Zuchtanlage standen einige mehr Zelte und es waren bei unserer Ankunft locker 10 oder 12 Boote am angeln. Wir drehten unsere gewohnten Runden und auch wieder weiter auf die Seemitte hin. Da ruckte einmal die Blinkerrute am Downrigger los. Alec rief uns zu – er sass im Bug am weitesten weg von der Rute. Ricardo wollte mir den Vortritt lassen aber ich hatte gerade die Haende voll mit Zeug und deutete auf ihn. So dauerte es paar Sekunden bis er die Rute endlich in der Hand hatte und anruckte – Mist Fisch war schon weg. Wir verabredeten, dass der der den Biss zuerst greifen konnte, sollte ihn annehmen. Und es dauerte keine 10 Minuten und die Blinkerrute wippte wieder los. Diesmal war Ricardo gleich dran, nahm die Rute aus dem Halter, schlug an und verspuerte schweren Widerstand. Wir jaulten auf vor Freude – wieder so ein Brocken! Wuerde dieser noch groesser sein und Alec noch den Mones Cup streitig machen? Wir waren gespannt. Nach einer kurzen aber heftigen Flucht kam der Fisch ploetzlich auf das Boot zu und Ricardo musste maechtig kurbeln. Und ploetzlich war der Kontakt weg! Oh nein! Ricardo schuettelte nur unglaeubig den Kopf und ich trauerte mit ihm. Haette ich ihm gegoennt! Wir schleppten nun Runde im Runde in der Bissgegend. Ich hatte noch einen Angsthaken an den Blinker montiert. Leider verloren wir den Blinker bald an einem Haenger. Dann zuckte nochmal die andere Downriggerrute mit Wurmkoeder los. Ich holte relativ leicht eine sehr silbig und schlank aussehende Forelle ans Boot. Nanu? Die sah ganz anders aus. Das war eine der bedrohten und unsere erste natuerliche Wildforelle die wir hier gefangen hatten! Eine Cutthroat. Schoen gezeichnet, so elegant-athletisch im Vergleich zu den Zombie-Zuchtforellen. Vorsichtig liessen wir diese vielleicht 33cm Forelle wieder frei. Es gibt sie also noch. Das sollte erstmal der letzte Biss der Morgentour gewesen sein. Wir fuhren wieder zurueck, machten etwas Pause und Futter und dann fuhren wir 30 Minuten ueber die Schotterpiste zu dem Fluss an dessen Muendung wir gestern gestanden hatten.


    An der Flussbruecke liessen wir das Auto stehen und wanderten am Ufer des erst noch schnell fliessenden Fluesschens entlang und warfen Spinner, Blinker und Fliegen in die tieferen Gumpen. Leider kein Kontakt. Ich marschierte allein voran. Je naeher zum See desto breiter und langsamer wurde der Fluss. Dann sah ich ploetzlich stromab zwei Otter die zwischen dem Totholz an Land gingen und meinem Blick entschwanden. Ich schlich mich an diese Stelle an. Ich kam von der Richtung wo ich die Sonne genau hinter mir und den Wind von vorn hatte so das diese quirligen Gesellen mich weder sehen noch riechen konnten. Und ich war leise und war schon bis auf 5m heran. Einer der Otter schwamm ploetzlich los und sah mich und landete auf einem nahem Baumstumpf und warnte seinen Partner mit lautem Chirpen. Der guckte kurz auf aber war zu sehr verliebt in seine Forellenbeute und frass gierig weiter. Ich kam bis auf 2m ran und der zweite Otter spielte verrueckt aber vor mir schmausste der andere Otter ohne Sorge weiter. So stand ich da 10-15 Minuten und konnte schoene Fotos machen und mir den Festschmauss angucken. Tolle Beobachtung. Dann kamen die Jungs laut plaudernd naeher und ploetzlich schnappte sich der Otter das verbliebene Forellengerippe und verschwand im Wasser.


    Ich erzaehlte den Jungs was ich gemacht hatte und wir sahen die beiden Otter noch in der Ferne. Die Jungs hatten ein paar grosse vorbeiziehende Forellen angeworfen und wohl auch einige Verfolger ihrer Koeder gehabt aber leider hatte keiner angebissen. Wir machten uns langsam wieder auf den Weg zum Auto; wir wollten ja noch unsere letzte Abendtour starten. Der Wind hatte sich hoffentlich ein bisschen gelegt. Und so fuhren wir etwa eine Stunde spaeter zur letzten Tour los. Das Wasser war noch wackelig aber wir fuhren mit den Wellen so das wir trocken blieben. Angekommen, warfen wir noch mal alles in der Koedertrickkiste ins Wasser aber wir konnten nichts mehr haken. Alec hatte ganz am Schluss nochmal einen kurzen Ruck an der Fliege aber wie schon an unserem ersten Abend blieb es beim Fehlbiss. So ging das Abenteuer zu Ende wie es begonnen hatte. Zwischen den beiden Schneiderabenden lagen tolle Abenteuer und Erlebnisse in einer unwirklichen Welt hier draussen. Starwars-aehnliche Seelandschaft mit industriellem Charm am Angelplatz mit Zombieforellen auf Steriods, und das in der wilden Kuestengebirgslandschaft von British Columbia. Schon krass! Und Alec kam mal wieder mit dem Mones Cup im Gepaeck nach Hause, und einem fast unschlagbaren Personal Best fuer Forellen. Ich hatte eine halbe Kuehltruhe voll mit Forellen. Und den Lois Lake haben wir von ungefaehr 10 Zombieforellen befreit. Win Win Win und Spass ohne Ende.


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 3


    Nach einer kalten Nacht schaelten wir uns wieder frueh aus den Schlafsaecken. Der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Mittag war schon ordentlich. Nachts ging es fast auf Null zurueck und tagsueber hatten wir ueber 20 Grad. Auf der Hinfahrt zur Angelstelle hatten wir alle noch 3 Hosen und mehrerer Schichten Jacken und Sweaters an. Gegen Mittag lag im Boot dann ein Haufen von entledigten Klamotten. Wie gestern fingen wir wieder mit 5 Ruten an langsam zu schleppen. Alec fuhr uns ein bisschen weiter raus auf den offenen See weil wir dort Fische an der Oberflaeche schnappen und rollen sehen konnten. Auch das Echolot zeigte hier viel Leben an. Dann ruckte ploetzlich die eine Downriggerrute los. Ich schnappte die mir und schlug an. Hing! War aber kein Riese. Aber immerhin meine erste Lois Lake Forelle. Die war eine gute 40cm Portionsforelle und weil wir heute Abend nicht schon wieder Fisch essen wollten und nur richtig grosse Forellen mit nach Hause nehmen wollten, liessen wir sie gleich wieder frei. Die hatte auf Gangtroll mit Wurm gebissen. Schau mal an, das geht also auch. Vielleicht eine Viertelstunde spaeter schepperte wieder die Wurmrute los. Wieder war ich zuerst dran und die war besser! Die Forelle machte richtig Dampf und nahm paar Mal Schnur als sie vor dem lauernden Kescher wieder ausriss. Aber der Haken sass gut und bald hatten wir auch diese Forelle im Boot. Die war wieder gut 60 cm und ueber 5 Pfund. Nicht schlecht!


    Dann schlaeferte es uns wieder ein. Bis jetzt waren wir lautlos am E-Motor herumgefahren aber die Batterie machte nun schlapp und ich hatte nur eine 100W Solarpanele auf dem SUV Dach die es leider nicht schaffte die Batterien tagsueber wieder voll aufzuladen. So schleppten wir nun am Benzinmotor weiter, was etwas flotter voran ging. Aber vielleicht war es gerade das was die Grossen wollten denn ploetzlich aechzte Alecs Fliegenrute wieder los als sie brutal und und ohne Ablassen nach hinten gerissen wurde. Kaum bekam Alec die Rute aus dem Halter und der Tanz began. Alec war adrenalingeladen und voll konzentriert. Wir wussten sofort das das wieder Monsteralarm war. Schwere Kopfstoesse und brutale Fluchten liessen auf eine enorme Groesse hoffen. Als der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche kam, fiel uns dreien die Kinnlade runter; was fuer ein Brocken! Ungelogen, das war eine gute Lachsklasse! Der erste Kescherversuch ging noch schief weil der Fisch nochmal loslegte aber der zweite Versuch sass. Wir setzten uns erstmal hin und liessen den Fisch noch paar Sekunden im Kescher im Wasser. Wir mussten erstmal begreifen was gerade passiert war. Alec hatte eine ueber 81cm lange und 17 pfuendige Regenbogenforelle gefangen! Wahnsinn.


    Wir schossen ein paar Fotos und verpackten den Fisch danach in der Kuehltruhe. Er passte nur gebogen in die ziemlich grosse Truhe. Konnte man das noch ueberbieten? War der Mones Cup for Alec nun schon sicher? Es wurden schon Forellen ueber 20 Pfund und angeblich schon bis 30 Pfund hier gefangen. Was fuer eine Freakshow! Wenn man sich den Kopf dieser Riesenforelle anschaute, konnte man sich schon vorstellen, dass die Schaden an den kleineren wilden Forellen und Binnenlachsen anstellen konnten. Und natuerlich ein beachtlicher Futterkonkurrent sein konnten. Also, wir hatten schon unseren Beitrag zum Naturschutz geleistet, aber hofften da ginge noch mehr. Alec fing noch eine kleinere Forelle die wohl auch ihren Ursprung in der Anlage hatte aber fuer uns zu klein zum Mitnehmen war. Alles unter 50cm ging wieder zurueck, auch der Annahme wegen, das diese Kleineren vielleicht keinen so grossen Schaden im Oekosystem machen wuerden – wenn sie nicht auch noch so enorm abwachsen wuerden? Wer weiss schon aber so hatten wir unser Limit gesetzt.


    Als kurz nach Mittag wieder der Wind aufkam fuhren wir auf halben Rueckweg in eine grosse Bucht in der ein kleiner Fluss in den See muendete. Wir mussten hoellisch aufpassen als wir durch den Totwald in immer flacher werdendes Wasser kamen. Wir machten mal eine Pinkelpause auf einer kleinen Sandinsel. Hier sahen die Jungs, die stehend auf versunkene Baeume aufpassten, mehrere Male grosse Forellen weghuschen. Aha, die Kerle waren also auch hier im See unterwegs aber hier zwischen den Baeumen war es extrem schwer zu angeln und wenn man dann vielleicht mal eine dran kriegte, was war denn die Chance so einen Fisch auch zu landen ohne die Schnur etliche Male um die Baumsaeulen zu wickeln? Wir kamen nicht ganz bis zur Flussmuendung und beschlossen die mal auf dem Landweg zu erkunden. Aber nicht heute. Auf dem Rueckweg durch das Baumdickicht begegneten wir einem anderen Boot die tatsaechlich hier fischten. Und neben uns sogar noch einen Biss bekamen und in einen wilden Drill verwickelt waren. Nach einigem Chaos konnten sie eine fette Forelle ins Boot bringen. Es ging also aber wahrscheinlich nur durch eine Materialschlacht und mit viel Glueck. Ich war nicht so richtig scharf darauf das auszuprobieren.


    Zurueck im Camp versorgten wir die 2 mitgenommenen Fische, machten etwas Pause und danach ein fruehes Abendbrot denn wir wollten noch eine Sonnenuntergangtour zur Zuchtanlage machen. Vielleicht kamen die Grossen ja in der Daemmerung nochmal auf Trab. So gegen 19:00 Uhr tuckerten wir also nochmal hin. Wir waren jetzt das einzige Boot auf dem Wasser und hatten die Bucht fuer uns alleine. Wieder zogen wir unsere Fliegen und Blinker durch alle Tiefen. Da riss es ploetzlich Ricardos Rute zurueck und er war am Fisch. Alec yahoote lauthals und wir beide raeumten die anderen Rute ein. Ein oder zwei lange Fluchten aber dann gewann Ricardo Schnur zurueck. Neben dem Boot waelzte sich der Fisch nochmal aber der Kescher schnappte schon zu und der Fisch war unser. Eine feine Forelle – wenn auch kein Monsterfisch wie heute morgen. 67 cm und 7.5 Pfund schwer. Nicht schlecht! Leider war das der einzige Biss vor dem Dunkelwerden. Die Rueckfahrt im Dunkeln war ganz schoen kalt!


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 2


    Frueh, aber nicht super frueh, waren wir dann voller neuer Hoffnung unterwegs. Der Morgennebel hing noch ueber dem Seeteil wo die Zuchtanlage stand. Ich hatte eine detaillierte Seekarte auf dem Plotter besorgt und daher fanden wir uns auch im Nebel gut zurecht. Wir waren erstaunt ein richtiges Angler-Zeltlager am Ufer neben der Zuchtanlage vorzufinden. Von dort liessen die Angler ihre Boote auch gleich ueber den flachen Sandstrand ins Wasser rein. Praktisch null Anfahrt fuer diese Experten! Aber nachdem wir unsere Ruten ausgebracht hatten und langsam unsere Bahnen durch die Bucht vor der Anlage zogen, merkten wir bald die Nachteile dieser Lagerstelle: die Zuchtanlage hatte staendig Generatoren, Pumpen und andere Motoren laufen und es war laut hier! Da war uns unsere abgelegene und ruhige Stelle den See runter doch viel lieber auch wenn es uns immer 30 Minuten Anfahrt kostete. Wir liesssen 3 fette Streamertypen an 3 verschiedenene Sinkschnueren hinter dem Boot nachschleifen. Zusaetzlich setzten wir 2 Downrigger mit verschiedenen Schleppkoedern ein. Damit konnten wir von 0 bis 30m Tiefe alles abdecken. Am Echolot sahen wir immer mal wieder Gruppen von grossen Sicheln auftauchen – oftmals ziemlich tief unten. Die Bucht direkt vor der Anlage war immer noch im Schnitt 50m tief. Wir quatschten kurz mit ein paar der anderen Angler – ein aelterer Herr ruderte sein kleines Aluboot und schleppte langsam mit 2 Fliegenruten.


    Der war der erste den wir in Aktion sahen. Ploetzlich hatte er eine seiner Fliegenruten krumm in der Hand und wir sahen eine schoene Forelle sich aus dem Wasser herauskatapultieren. Na also, es ging was. Dann machte uns Ricardo auf ein anderes Boot aufmerksam wo ein Vater/Sohn Paerchen mit etwas Grossem kaempfte. Ja, das war einer dieser Klopper! Wir beobachteten wie der Alte den bestimmt 15 pfuendigen Fisch in einen kleinen Forellenkescher hereinbugsieren wollte, und der Fisch sich immer wieder herauswand und wieder abtauchte. Der junge Mann an der Rute fluchte schon arg und hatte Angst den Fisch doch noch neben dem Boot zu verlieren. Dann endlich brachten sie den Brocken ins Boot. Wir machten grosse Augen wegen des Forellenkalibers. Als wir an dem Boot mal wieder vorbeifuhren, tauschten wir ein paar Notizen aus; die beiden waren schon 3 Tage hier uns das waere ihr erster gelandete Fisch. Also einfach waere diese Fischerei nicht, Geduld und Glueck waere gefragt.


    Vielleicht brachte der Wetterumschwung zum Warmen eine Besserung; das hofften wir zumindest. Wir schleppten jetzt an der Uferkante an einem toten Baumbestand entlang. Das war gefaehrlich – ich sah die Baumstaemme auf dem Echo von 30m bis fast zur Oberflaeche hochkommen. Der Alte in seinem Aluboot hakte gerade wieder einen etwas kleineren Fisch als Alec ploetzlich aufsprang und zu seiner Fliegenrute griff. Die war im Rutenhalter und bog sich voll zurueck und Schnur zog schon schwer aechzend von der Rolle. War das ein Fisch oder Haenger in den Unterwasserbaeumen. Mit Muehe kriegte Alec seine Rute aus dem Halter und ich stoppte den Motor. Dann verkuendete Alec “Das ist Fischkontakt!”. Ricardo und ich holten nun wieselflink die anderen 4 Ruten ein. Dabei verwickelte sich eine Schnur um das Downriggerkabel und ich fummelte fieberhaft daran herum waehrend sich in meinem Ruecken der wilde Drill abspielte.


    Alec bestaetigte das das ein gewaltiger Brocken sein musste; es fuehlte sich richtig schwer an. Und zwei – drei Mal setzte der Fisch zu einer unaufhaltsamen Flucht an – Gott sei Dank zu keiner langen – nur kurze Sprints. Dann hatte Alec den Fisch schon neben dem Boot. Jetzt hoerte ich mehrere staunende Ausrufe wie “Oh my god!” und “What a monster” oder “That’s a Chinook size trout”. Vorsorglicherweise hatten wir meinen Grosslachskescher mitgebracht und so waren wir nicht so unterbewaffnet wie das benachbarte Vater/Sohn Combo. Ricardo sackte den Fisch bald im Kescher ein und der erste Lois Lake Brocken war unser! Unsere Siegesrufe und Jubel ueberzogen die ganze Bucht und wir bekamen Gratulationen von den umherschleppenden Anglern. Dann holte Alec den Brocken aus dem Kescher und wir konnten nur staunen; was fuer eine fette Granate! 13.5 Pfund, das war bei weitem Alec’s “personal best” fuer jegliche Forellenart und konnte wohl auch nur noch hier an diesem See noch uebertroffen werden. Noch nie hatte einer von uns so eine Regenbogenforelle gesehen. Wilde Steelheads habe ich schon in der 15 Pfund Klasse gefangen aber so was hier?


    Wir hatten vorsorglich eine grosse Kuehltruhe mit Gel-Icepacks mit und so konnten wir den Fisch gut und kuehl verstauen. Mal sehen ob noch mehr ging. Nach vielleicht 20 Minuten hatte Ricardo einen Ruck an seiner Fliege – er hielt die Rute in der Hand und verspuerte noch zwei Rucke – Alec drehte den Schleppmotor runter und in diesem Moment zog der Fisch ab und Ricardo ruckte an – Fish on! Der Fisch sprang zweimal und wir sahen das der bedeutend kleiner war. Am Boot kescherte dann Alec diese genau 50 cm messende Forelle. In jedem anderen Gewaesser waere das eine Prachtforelle – hier nur Kleinzeug. Die fehlende Fettflosse zeigte uns das das auch eine ausgebuechste Zuchtforelle war, also nahmen wir die auch mit. Ricardo liess seine Fliege wieder ein und strippte Schnur von der Rolle um seine ganze Sinkschnur rauszulassen. Mitten in dem Prozess ruckte er ploetzlich an und stand wieder mit einer krummen Rute da. Gibt’s doch gar nicht! Der naechste Fisch am Band! Der zog etwas haerter als der vorherige und Ricardo musste ein paar Mal ordentlich Schnur lassen. Dann kescherte Alec auch diesen Fisch routiniert. Der war schon 60cm, ging auch mit. Damit hatten wir zwei Forellen die sich prima als Grill-Abendbrot verwerten liessen heute Abend! Klasse Jungs!


    Jetzt wollte ich aber auch an der Action mal teilhaben. Aber die Forellenmaeuler schlossen sich wieder und ausser ein paar vorsichtigen halbherzigen Anfassern konnten wir nichts mehr verbuchen. Um 13:00 Uhr kam der Wind auf und da wir nicht wussten wie hoch der foengetriebene Wellengang werden wuerde und wir ja noch 30 Minuten Fahrt vor uns hatten, machten wir uns auf den Rueckweg. Im Lager bestaunten wir nochmal diese grossen Forellen – die ganz Grosse war schon ein unwirklicher Zombie der in diese ausserirdisch wirkende Seelandschaft gut reinpasste. Wir verspeissten die zwei Kleineren am Lagerfeuer und sie schmeckten klasse. Das Fleisch solcher Zuchtforellen ist natuerlich anders als das einer athletischen, mageren Wildforelle. Die Filets waren mit Fettadern durchzogen was aber beim Grillen ueber dem Feuer den rauchigen Geschmack gut annahm und daher auch wirklich lecker wurde. Die Grosse packten wir in der Kuehltruhe auf Eis – zuhause wuerde ich die dann filetieren und dann einfrieren. Es ist immer besser einen Fisch fast komplett zu lassen wenn man ihn eine Weile nur kuehlhalten will. Nur ausgenommen und Kopf ab. Je weniger angeschnittenes Fleisch desto besser. Die natuerliche Haut schuetzt am besten vorm Verderben und Bakterien.


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 1


    So, das erste richtige Angelabenteuer in 2023 stand Ende April an. Dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen; wie es dazu kam und warum. Um Jahresanfang herum begannen Ricardo, sein Freund Alec und ich an zu planen wo denn in diesem Fruehjahr unser jaehrlicher Angeltrip hingehen sollte. Eine laengere Reise kam nicht in Frage weil die Burschen zwischen Unipruefungen und Arbeit nicht mehr als paar Tage Zeit hatten. Da brachte Alec den Lois Lake auf dem Festland ins Gespraech. Ich hatte von dem grossen Staussee schon gehoert. Die Jungs waren durch Social Media darauf aufmerksam geworden seit ein ehemaliger NHL-Eishockeyspieler, jetzt TV Angelshowveranstalter, eine seiner Shows im letzten Herbst dort gedreht hatte und mit spektakulaer grossen Forellen auf den See hingewiesen hatte. Im Januar kamen dann Berichte von ein paar meiner Angelbekannten dazu, und die zeigten Regenbogenforellen in der 15-20 Pfund Klasse. Da gab es fuer die Jungs kein Halten mehr und wir mussten auch dorthin!


    Mit dem Staussee hat es folgendes auf sich; eine Lachsforellenzuchtanlage war dort seit Jahren in Betrieb. Weit ab vom Schuss, nahmen es die Betreiber nicht so ernst mit den Regelwerken und so kam es ueber Jahre zu vielen Ausreisern aus der Anlage in den See. Die Anwohner des Ortes Powell River an der abgelegenen Sunshine Coast wussten Bescheid und fingen an ihren Wochenendausfluegen regelmaessig solche Riesenforellen. Aber sonst wusste kaum einer etwas davon – bis halt kuerzlich der Angelshowmeister auftauchte. Durch die ganze mediale Aufmerksamkeit wurden nun auch die Behoerden gezwungen den Anlagenbetreibern mal auf die Finger zu gucken und siehe da eine ellenlange Maengelliste kam zu stande. Fischwissenschaftler rieten den Bestand der entkommenen Regenbogenforellen zu dezimieren da diese Schaden an den natuerlichen Cutthroat Trout und Binnenlachsebestaenden machten. So rief das Ministerium im Winter die Anglerschaft auf, sich am Lois Lake guetlich zu tun und so viele Zuchtforellen wie moeglich zu entnehmen. Das hoerte sich fuer uns gut an; Riesenforellen fangen und dabei noch der Natur zu helfen!


    Der Stausee ist etwa so gross with der Ploener See in Schleswig-Holstein, und bis zu 140m tief. Seltsamerweise wurde das Tal nicht gerodet so dass der komplette Baumbestand nun als Totholz an den Ufern entlang steht. Und natuerlich auch unter Wasser gefaehrliche Hindernisse fuer Boote und Angelkoeder hinterlaesst. Ausser einer handvoll von schwimmenden Huetten in einigen Buchten nahe der Staumauer ist der See unbewohnt und hat auch keine festen Unterkuenfte zu bieten. Ein paar rustikale Ufercampstellen gab es aber. An so einem wollten wir unser Lager mit einem Campinganhaenger aufschlagen. Der See lag am Fusse des Kuestengebirges an der Sunshine Coast, nur per Faehre nach Powell River zu erreichen. Es ist dort Grizzlybaerland. Es gibt eine Stelle an der man Boote zu Wasser lassen kann aber diese Stelle war ganz am Ende des See an der Staumauer – waehrend die Fischzucht etliche km davon entfernt war. Deswegen und wegen des Campinganhaengers wollten wir nicht das grosse Boot mitnehmen sondern Shirley, unser Faltboot.


    Dienstagabend hatten die Jungs noch ihre letzten Semesterpruefungen und am Mittwoch frueh fuhren wir los. Ich hatte die Nachmittagsfaehre von Comox nach Powell River gebucht. So hatten wir unterwegs noch Zeit zum Mittagessen und zum Lebensmittel shoppen. Auf der Fahrt zur Faehre war es noch regnerisch und kuehl aber wie bestellt kam dann waehrend der einstuendigen Faehrfahrt blauer Himmel und die Sonne heraus. Herrlich, endlich Fruehling! Das duerfte doch auch den Forellen gefallen!? Hinter dem kleinen Nest Powell River ging es dann noch 40 Minuten auf der Schotterpiste zu unserer Lagerstelle am See. Mit dem Anhaenger fuhr ich die Schotterstrecke sehr vorsichtig – ohne haette man es schneller geschafft. Ruckzuck hatten wir unser Lager aufgeschlagen und nach 30 Minuten war auch Shirley einsatzbereit mit allen Modifikationen die ich noch kuerzlich dem Boot zugefuegt hatte: casting deck vorne mit E-Motor Spiegel am Bug, 2 manuelle Downrigger, Echo/GPS Plotter, Heckanker und ein paar Rutenhalter. Mit den abnehmbaren Raedern konnten wir das Boot auch noch halbwegs gut den sandig/kiesigen Abhang zur Wasserkante herunterschleppen. Dann hielt es die Jungs nicht mehr und wir wollten noch bis zur Dunkelheit einen ersten Versuch machen.


    Wir dampften los – hatten immer noch ca. 5km Strecke bis zur Zuchtanlage vor uns. Leider stellte ich fest, dass 3 nicht gerade kleine Leute plus die ganzen Extras am Boot doch ganz schoen Gewicht im Boot zugefuegt hatten und das Boot nicht mehr zum Gleiten kam. So mussten wir geduldig 30 Minuten bis zur Stelle hintuckern. Angekommen, liessen die Jungs ihre beiden Klasse 7 Fliegenruten mit fetten Streamern hinten raus. Es waren grossen Sicheln in ca. 20m Tiefe zu sehen am Echolot. Waren das die Monster? Wir hatten aber leider nur eine knappe Stunde Zeit bis wir uns wieder auf den langsamen Rueckweg machen mussten. Kurz vor Abbruch hatten beide Jungs kurze Anfasser an den Fliegen aber kein Fisch blieb haengen. Das war ein Kleiner Stimmungsdaempfer – so einfach sollten sich die Zuchtfarmzombies wohl nicht fangen lassen. Aber morgen!


    8.4. 2023; Cowichan River


    Das lange Osterwochenende ergab endlich mal wieder eine Moeglichkeit die Angelruten zu schwingen; die Fliegenruten um genau zu sein. Das Wetter war haesslich; kalt und regnerisch und Ricardo und Alec wollten lieber Flussangeln bei diesem Sauwetter statt im Boot auf dem Meer festzusitzen. Auch habe es wohl gute Berichte von verlaesslichen Quellen ueber den Cowichan River gegeben. Und so machten wir uns auf die 1,5h Strecke zu dem legendenumwobenen Fluss etwas noerdlich von Victoria. Normalerweise haetten wir mein Driftboot genommen aber der Wasserstand war etwas zu niedrig fuer mein Aluboot. So peilten wir eine der wenigen zugaengigen Uferstellen an; den Springpool. Normalerweise waeren hier an einem langen Wochenende bei schoenen Wetter schon einige Angler vor Ort gewesen, aber das miese Wetter hielt alle zuhause und so hatten wir die Stelle fuer uns alleine.


    Im stroemenden Regen warfen wir unsere Fliegen aus. Wir versuchten es erst mit Nassfliegen und Sinktipschnueren. Aber bald konnten wir einen massiven Maifliegenschlupf beobachten und die Forellen kamen nach oben. Wir waren ueberrascht, dass dieser Schlupf sich sogar im stroemenden Regen vollzog – aber es schien den Insekten nichts auszumachen. Wir stellten alle drei ruckzuck auf Schwimmschnur und Trockenfliegen um. Frage war, wer das beste Imitat in der Kiste hatte.


    Alec bekam schnell Bisse und hatte auch bald zwei Regenbogner gehakt. Nicht sehr gross aber durch die gerade abklingende Laichzeit der Regenbogenforellen noch in schoener Faerbung. Eine weitere ordentliche schlug sich vor dem Kescher den ich bereithielt los. Ricardo und ich versuchten alles in unserer Fliegenbox, konnten aber kein ueberzeugendes Modell finden – obwohl ich fand das meine Fliege ein Volltrefferimitat sein muesste. Nicht fuer die Fische. Ich hatte Forellen die keine 3m vor meinen Beinen im Wasser hochkamen und eine Fliege wegschnappten, aber meine Fliege links liegen liessen. Eine Bachforelle von 40-45cm kam zweimal in Rutenweite zur Oberflaeche aber ignorierte jedes meiner Angebote. Sehr frustrierend war das. Ricardo erging es aehnlich; er berichtete das er einmal seine Kunstfliege zwischen zwei treibenden Naturfliegen platzieren konnte und nach ein paar Sekunden Drift konnte er nicht mehr entscheiden, welche eigentlich seine Kunstfliege war. Ploetzlich kam ein Maul und schnappte sich eine der 3 Fliegen – es war nicht Ricardos Kunstfliege. Nach etlichen weiteren Wuerfen brachte er aber doch noch einen Regenbogner zum Aufstieg, Biss und zur Landung. Wenigstens eine.


    Alec fing noch eine schoene Forelle und hatte einige Fehlbisse. Bei mir blieb bis zum Ende alles umsonst. Nach 3h waren unsere Haende blau vor Kaelte und ich konnte keinen Schnurknoten mehr binden. Es war Zeit zur Heimfahrt. Ein tolles aber auch potenziell frustierendes Erlebnis so einen Insektenschlupf zu erleben und die Fischerei mit der Trockenfliege. Es ist schon erstaunlich wie waehlerisch Fische in der Wildnis sein koennen. Aber das ist ja auch einer der faszinierenden Reize des Angelns; den Trick hin und wieder Mal herauszufinden. Aber eben nur hin und wieder.


    Hallo!

    Wow, cohosalmon, hab deine Berichte überflogen, die lesen sich großartig! Dürfte ich dich um Hilfe bitten?

    Ich fliege von 14. bis 27. August nach Kanada und möchten dort unbedingt auch Lachsfischen (Spinnfischen bzw. alles, außer FLiegenfischen) gehen. Flug geht nach Calgary, wir planen dann mit dem Mietauto über Banff, Jasper, Clearwater und Whistler nach Vancouver zu fahren.
    Wo und wie ist es denn am besten fürs Lachsfischen? Möchte an Flüssen fischen. Wie ist es mit der Ausrüstung - sollen wir die mitnehmen oder können wir sie dort ausborgen? Und wir würden gerne - hoffentlich - Lachs mit nach Hause nehmen - wie macht man das? Hast du da Tipps? Eventuell mit Trockeneis?

    Hab schon gegoogelt - ist aber etwas mühsam, alle INfos zu bekommen. Wäre dir für Tipps sehr dankbar :)
    liebe Grüße

    Hey, schick mir mal ueber eine PN Deine Emailadresse; da koennen wir nochmal mehr ins Detail gehen wenn Du willst. Mal kurz generell zu Deinen erwaehnten Reiseplaenen: die Strecke is ueber 1000km und Du hast knapp 2 Wochen. Du wirst die Haelfte Deiner Urlaubszeit nur im Auto sitzen und fahren und wirst nur an den dicht am Highway gelegenen Sehenswuerdigkeiten mal fuer einen Schnappschuss anhalten koennen. Fuer wirkliches Angeln, Wandern oder Naturerleben wird da keine Zeit sein. Nur mal als Warnung; manchen gefaellt das so, viele sind nachher allerdings ein bisschen enttaeuscht, dass sie sich so verplant haben. Ist das Gleiche wie wenn die Nordamerikaner mal fuer 2 Wochen nach Europa fahren und von Spanien bis Tschechien alles sehen wollen.


    Mal so eben an einen kanadischen Fluss gehen und riesige Lachse fangen, geht auch nur sehr selten. Timing ist schon mal die erste Huerde. Lachse sind nur eine ziemlich kurze Zeit im Fluss und fangbar. Die Jahreszeit haengt dann noch von der Lachsart ab und der Region. In den gletschergespeisten Fluessen des Festlandes sind die Lachse vom Fruehsommer bis Herbst unterwegs. In regengespeisten Fluessen an der Kueste und auf Vancouver Island kommen Lachse erst mit den Herbstregenfaellen im September oder Oktober in die Fluesse/Baeche. Auf Deiner Strecke liegst Du im August fuer die Nebenfluesse des Thompson River schon mal nicht schlecht. Zumindest was Chinooks, Pinks und vielleicht auch Sockeye angeht. Eine weitere Huerde, besonders fuer Touristen mit wenig Erfahrung, sind die Angelbestimmungen fuer Lachs im Fluss. In einigen ganzen Fluessen oder Flussstrecken ist Lachsangeln ganz verboten oder eingeschraenkt bei entweder Fangtechnik (nur Flugangeln, oder keine Natuerkoeder) oder keine Entnahme von Lachsen - oder bestimmter Lachsarten. Das ist von Fluss zu Fluss verschieden und kann sich sogar innerhalb der Saison aendern wenn die Rueckkehrraten schwaecher als erwartet ausfallen. Grundsaetzlich wuerde ich Dir raten dies her erstmal gut durchzulesen: fishing_synopsis.pdf (gov.bc.ca)


    Dann wuerde ich empfehlen vor Ort am naechsten Tackle Store nochmal die neuesten Regeln und Tipps einzuholen. Findest Du einen Fluss mit Lachsen und Du hast alle Lizenzen und Regeln dann kannst Du es mit Blinkern, Spinnern oder Federjigs - wenn erlaubt - probieren. Stabiles Spinnzeug, Leihgeraet wirst Du nicht finden es sei denn Du heuerst einen Flussguide an. Aber bedenke; die Lachse fressen nicht mehr im Suesswasser und sind daher nicht leicht zu fangen. Du kannst stundenlang eine Schule Lachse anwerfen und nichts passiert - das kann eine total frustrierende Angelei sein, die Lachse zu sehen und keine Reaktion zu bekommen. Und dann auf einmal und scheinbar ohne Grund greift einer oder zwei zu und die Post geht ab.


    Lachse aus dem Fluss mitnehmen zu koennen, ist heute schon eine Seltenheit. Ich kenne mich im Thompson-Einzugsgebiet nicht sehr aus mit den Bestimmungen aber ich bin da skeptisch. Hier auf Vancouver Island gibt es 2-3 Fluesse, die mit Brutstationen die Lachsbestaende stuetzen und da darf man dann mal den einen oder anderen entnehmen. In der Regel nicht. Wenn Du Lachse mitnehmen willst, wirst Du auf Deiner Route nur eine wirkliche Chance haben und das ist mit einem Guideboot von Vancouver auf's Meer rauszufahren. Im August tummeln sich viele Lachsarten vor der Fraser Rivermuendung und sind dort vom Boot aus gut zu befischen. Da hast Du praktisch Fanggarantie; aber es ist halt Trolling und nicht an Deiner eigenen Spinnrute.


    Wenn Du auf Vancouver Island kaemest, koennte ich Dich vielleicht mal hier auf meinem Boot mitnehmen aber ich befuerchte bei Deiner knappen Zeitplanung ist da fuer einen weiteren 2 Tage Abstecher keine Zeit.

    Viele meiner Gaeste haben ihre Lachsfilets gefroren in Styroporkisten oder einfach vakuumverpackt im Koffer mitgenommen. Extragepaeck kann man fuer ca. $100 beim Check In aufgeben. Die Ausfuhr ist kein Problem.

    ^^ Und ich hab hier in Mainhadden bis 4:45 mitteleuropäischer Zeit im roten Dreß mit der Nr. 15 aufem Rücken vor der Mattscheibe gesessen, mir diese saugeile SuperBowl-Schlacht bis zur letzten HailMary angeschaut um dann mit Puls 250 samt Adrenalinvergiftung ins Bett zu fallen!

    Und 5 Stunden später binnisch wie ein Zombie im Montags JourFixe dahin vegetiert.... ||

    Aber ich hab hier auch nicht diese wunderbaren Gewässer in Reichweite wie du!

    Ich überlege gerade wer den schöneren Tag hatte....mein Team hat wieder den SuperBowl gewonnen, aber wenn ich mal wieder deinen Bericht und die Bilder sehe....bin ich gerade unschlüssig ;)

    Wie immer many THX :clap: :thumbup:

    Haha, kaum zu glauben das dieser Quatsch auch schon in Deutschland treue Anhaenger gefunden hat! :loldev:

    12.2. 2023; East Sooke


    Schon 2 Wochen her, aber da es nicht so haeufig Berichte gibt im Moment, will ich diesen Trip auch nicht verschweigen. Nach ziemlich usseligem und windigem Wetter, bahnte sich am 12.2. mal ein windstiller und auch trockener Tag an. Ausserdem war des Superbowl-Football Spiel an diesem Tag und verhiess leere Bootsrampen und kaum Boote auf dem Wasser. Meine bessere Haelfte hatte sogar mal Lust mitzukommen. Damit war auch die Dauer des Trips ueberschaulich und der Propanheizstrahler musste auch unbedingt mit.


    So liessen wir warm eingepackt MaxWaldi bei der Cheanuh Marina am spaeteren Morgen ins Wasser. Es war ein herrlicher ruhiger, wenn auch groesstenteils bedeckter Tag. Aber das Wasser lag wie ein Spiegel und es machte Spass schnell durch das glasige Wasser zu gleiten. Ich fuhr wieder zur Whirl Bay und hoffte natuerlich, dass die Winter Chinook-Bonanza wieder vor Ort war. Zwei weitere Boot zogen ihre Schleifen ziemlich weit draussen. Ansonsten hatten wir das Meer fuer uns alleine. Ich liess wieder 2 schmale Blinker in Grundnaehe hinab und machte es mir dann gemuetlich. Und es wurde diesmal ein Geduldstest. Es ebbte noch fuer 1,5h ziemlich hart und dann gegen 13:00 Uhr sollte sich die Stroemung drehen. Bis zum Stroemungswechsel holte ich nur einen winzigen Lingcod nach oben. Auch das Echolot zeigte nichts vielversprechendes auf der normalen Fangstrecke. Da die anderen 2 Boote viel weiter draussen fischten, zog ich uns mal in die tieferen Gefilde – vielleicht wussten die mehr als ich.


    Das war nun auch schon die Zeit des Stroemungswechsels und das Wasser veraenderte sich nun; es wurde unruhiger, Schwemmgut kam hier und da zum Vorschein – es wurde einfach lebendiger. Auch das Echolot zeigte nun hier und da Futterschwaerme und einzelne Sicheln. In 70m Tiefe bekam ich nun Bisse von Kleinlachsen und weiterhin paar kleinen Lings. Auch ein Kleiner Dorsch kam mal vorbei. Dann ruckte die Cohokillerblinkerrute fester an und etwas Schwereres blieb haengen. Es kaempfte nicht wie Lachs – eigentlich kaempfte es gar nicht richtig – es war nur ein zaeher Widerstand. Als der Fisch neben dem Boot auftauchte, staunte ich nicht schlecht! Ein guter Dorsch hing am Blinker! Der ging mit! Mit gut 60cm schon ein besseres Kaliber der pazifischen Dorschart. Zumindest fuer unsere Gegend hier wo Dorschfaenge ziemlich selten sind und eher die kleineren Kategorien ausmachen. Es war jetzt definitiv mehr Leben im Wasser – die Flut hatte die Flossentraeger munter gemacht. Als ich mal an der steilen Felskante vor dem Church Rock vorbeischleppte, zog wieder die Cohokillerblinkerrute hart ab. Ich schlug an und – jawoll, das fuehlte sich gut an!


    Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und machte gute Kopfstoesse. Leider erwischte mich dann eine Strudelstroemung die das Boot schnell drehte und den Fisch in die andere noch ausgelegte Schnur ziehen liess. Ploetzlich wurde der Widerstand an der Rute superschwer und ich sah dann auch die andere Rute im Rutenhalter im Gleichtakt zu meiner Rute rucken. Mist! Ich brachte das Boot erstmal wieder auf einen geraden Kurs und hievte dann ein. Am Ende kam mein Cohokillerblinker am Downriggerkabel eingehaengt nach oben und das andere Koedergeschirr hing an meinem Flasher dran – Supertueddel und Fisch weg. Schade!


    Mir lief nun die Zeit davon und ich wollte zum Schluss nochmal eine Runde in der tiefen Rinne vor der Marina drehen. Also packten wir bald ein und duesten zurueck bis vor die Marina. Dort schleppte nun auch schon ein anderes Boot. Im Winter kamen hier oft gute Schulen von Chinooks auf der Suche nach Sandaalen durch. Im Januar hatte es hier schon gut geklingelt. Also liess ich hier nochmal die Blinker zum Grund. Und es dauerte nicht lange, da zog wieder der Cohokiller hart ab. Wow, der Fisch hatte wirklich Dampf drauf und raste gleich los. Der nun folgende Drill war wirklich eine wahre Freude. Meine Frau wartete schon mit dem Kescher da wurde die Schnur ploetzlich schlapp. Nein, dachte ich und kurbelte wie ein Verrueckter aber es schien vorbei zu sein. Der Kescher wurde schon wieder weggesteckt und ich holte nur noch ein – da wurde die Schnur ploetzlich wieder straff und es riss wieder am anderen Ende. Waass? Er war wirklich noch dran! Er musste mit einem Affenzahn auf das Boot zugerast sein so das ich komplett Kontakt verloren hatte und schon aufgegeben hatte. Das der Schonhaken im Maul das wirklich ueberstanden hatte, war schon riesiges Glueck! So konnte ich den Burschen doch noch an’s Boot bringen und der Co-Captain sackte ihn erstaunlich cool in den Kescher ein. Feine Sache!


    Natuerlich musste ich nun noch eine Runde drehen aber es blieb bei diesem Fang; ein Dorsch und ein Chinook, beide etwa 60cm. Da kann man nicht meckern. Und Football musste ich auch nicht gucken – noch besser!


    2.1. 2023; East Sooke


    Nach dem vollen Neujahrstagerfolg gestern wollte ich gerne meinen Sohn an der Action teilhaben lassen. Mein juengerer Sohn war schon wieder auf dem Heimflug nach Deutschland und unser gemeinsamer Angelfreund Alec weilte noch bei seiner Freundin in Italien. So blieben nur wir zwei. Ricardo witzelte schon herum, dass es natuerlich heute lahm laufen wuerde – nie bekaeme man zwei Sternstunden hintereinander geliefert. Koennte gut sein, dachte ich auch aber dann wieder – so viele Lachse wie gestern dagewesen waren, konnten nicht alle sofort verschwinden.


    Es sollte heute Morgen noch etwas windig werden und erst ab Mittag sollte sich der Wind legen. So fuhren wir gar nicht erst frueh los und waren erst gegen Mittag an der Marina. Heute waren kaum Boote unterwegs – sicherlich hatte der Wind viele abgeschreckt und noch hatte keiner den Lachsreichtum ueber das Internet verschrien. Wir beschlossen es erst wieder in Whirl Bay zu versuchen und wenn es zu wackelig war dann vor die Marina zu der geschuetzten Rinne zu verlegen. In Whirl Bay war der Wellengang grenzwertig. Wir machten die erste Strecken mit den Wellen was das noch etwas ertraeglich machte. Und siehe einer da – kaum hatte Ricardo seinen Blinker am Grund eingesetzt, ruckelte seine Rute schon los. Es biss wieder ohne Unterlass! Zu zweit war das weit aus leichter zu managen auch wenn einer immer am Steuer sein musste, sonst haette uns der Wind im Nu einmal um die eigene Achse gedreht. Bei den Doppelbissen war das zweite Steuer am Heck sehr nuetzlich weil ich dann drillen und steuern konnte.


    Die ersten Dutzend Lachse waren alles untermassige Kleine. Die Groesse schien etwas gelitten zu haben seit gestern aber ich beruhigte Ricardo, dass da sicher noch was Groesseres beissen wuerde. Und ich versprach nicht zu viel; ploetzlich war Ricardo’s Rute viel kruemmer und er musste sogar Schnur geben. Er freute sich ueber den Drill – es war schon viele Monate her, dass er mit mir zum Lachsangeln war. Ich hatte eben erst einen Kleinlachs an der anderen Rute abgehakt und somit war diese Rute schon mal aus dem Wasser. Ricardo hatte damit kein Hindernis im Drill und brachte seinen schoenen Fang auch bald ans Boot wo ich ihn im Kescher versenkte. Alles war so viel einfacher zu zweit! Ein schoener 9 Pfuender! Wieder markiert.


    Der Wind liess nun merklich nach und ich fragte Ricardo ob wir nicht vielleicht mal pilken versuchen sollten. Er war sofort bereit umzustellen. Lachse bissen generell willig auf Pilker, allerdings hatten wir ueber die Jahre die Erfahrung gemacht, dass es einer ordentlichen Lachsdichte bedarf um lohnende Erfolgsaussichten zu haben. Auf gut Glueck hier und da mal zu pilken war eine schulterschmerzende Anstrengung ohne viel Resultate. Findet man eine Schule oder weiss wo sich Futter bei bestimmten Stroemungsbedingungen aufhielt, konnte man schon gute Erfolge erzielen. Ich kenne einige Angler die sich darauf spezialisiert haben und nach einiger Anlaufzeit auch regelmaessig was mit nach Hause bringen. Allerdings im Schnitt doch weniger als die Troller. Aber hier bei diesen Bedingungen muesste es doch gehen!


    Wir montierten beide einen 100g Pilker, was sich als gerade noch genug herausstellte um Bodennaehe zu halten. Ricardo riss as Erster bald die Rute zurueck, verpasst! Dann ruckte es bei mir – blieb auch nicht haengen! Aber es kamen regelmaessig Bisse und bald brachten wir die ersten kleineren Lachse hoch. Was fuer ein Spass auch wenn es noch keine Grossen waren. Aber ohne Flasher mit direktem Draht zum Fisch und man spuerte die Bisse – tolle Angelei. Dann hatte ich einen der ganz gut war und auch den Drilling ziemlich tief genommen hatte. Gut 6 Pfund, der ging mit. Dann hing Ricardo an was Groesserem aber nur fuer Sekunden – wieder weg. Es war nicht einfach diese sind windenden und quirrligen Lachse am Pilker zu halten. Dann hatte ich was Schweres am Haken. Erst war es nur schwer – ich dachte schon an einen kleineren Heilbutt aber dann schoss der Fisch zur Oberflaeche und legte einen Metersprung in die Luft hin! Wow! Beim Zurueckfallen ins Wasser ueberschlug er sich mehrfach und schwupp war der Haken raus. Schade! Der hatte zweistellig ausgesehen. Dann brachte Ricardo einen Dorsch nach oben. Der Junge war eben IMMER fuer was Exotisches gut. Der wird sehr gut in meine naechste Fischsuppe passen! Ricardo brachte noch einen brauchbaren Lachs ans Boot und auch der ging noch mit. So hatten wir noch einen Platz auf unseren Lachslizenzen. Es ging auf 14:30 Uhr zu und wir wollten nochmal die Rinne vor der Marina probieren. Wir packten ein und fuhren in die Marina Bucht zurueck.


    Dort schleppten auch noch zwei Boote und ich setzte uns etwas abseits um denen nicht die Schlepproute zu blockieren. Dann pilkten wir weiter. Ploetzlich stoehnte Ricardo auf und seine Rute war superkrumm. Langsam lief Schnur ab und man konnte schwere Kopfstoesse sehen. Dann gewann er langsam Schnur zurueck und pumpte seinen Gegner Stueck fuer Stueck hoch – doch ploetzlich wurde die Rute schlapp. Mist! Haetten wir gerne mal gesehen was das war. Wir waren schon etwas verwundert wie niedrig die Bissverwertungsquote beim Pilken war. Da riss es ploetzlich wieder an Ricardo’s Rute und er hieb 2-3 Mal kraeftig dagegen um den Haken festzusetzen. Jetzt flog ein Stueck Schnur von der Rolle aber Ricardo machte vehement Druck und liess nicht viel zu. Vielleicht war das der Trick – kompromisslos drillen. Nein, auch dieser Fisch stieg aus ohne das wir ihn auch nur gesehen haetten. Schade, schade… Es war nun Zeit zu gehen.


    Waehrend ich die Fische filetierte, musste Ricardo noch ein Hinterrad am Auto wechseln – platter Reifen. Ein ereignisreicher Tag! Es war ein feiner Spass gewesen mit ordentlicher Beute fuer uns. Wieder waren alle Lachse markiert gewesen und ich lieferte die Koepfe ab. Wuesste zu gerne wo diese Lachse alle herkamen. Lachse pilken ist doch das Allerbeste!


    1.1. 2023; East Sooke


    Ein gesundes, frohes und besonders fischiges neues Jahr wuensche ich Euch Fischfreunden! Und ich kann gleich bestaetigen: es ist ein fischiges Jahr! Meine Silvesterparty fiel etwas lau aus und so hatte ich Lust und Energie diesen windstillen Tag fuer eine Lachstour zu nutzen. Meine Soehne waren leider nicht verfuegbar und ich hatte mich auch nicht gross vorbereitet – nicht mal die Gezeiten nachgesehen und das Boot musste auch erst einmal bepackt werden. Als ich dann am spaeten Morgen losfuhr und schon 2/3 der Strecke nach East Sooke hinter mir hatte, fiel mir ein das ich die Downrigger vergessen hatte. Baeeeh! Was jetzt? Umdrehen und sie noch holen – eine Stunde verlieren? Oder weiterfahren und nur pilken? Ich fuhr erstmal zurueck und ueberlegte dann zu Hause nochmal ob es denn wert waere nochmal loszufahren. Aber ja, das Boot muss sowieso mal wieder gestartet und bewegt werden und was haette ich denn Besseres zu tun heute?


    Gegen Mittag war ich dann endlich auf dem Wasser und lief aus der Cheanuh Marina aus. Mir kamen schon einige Boote entgegen und die hatten alle ordentlich Fisch. Whirl Bay war das Wort. Ansonsten direkt vor der Marina. Da ich den Motor mal durchblasen wollte, fuhr ich zuerst zur 10 Minuten entfernten Whirl Bay, ein sehr gaengiger Spot im Winter. Es war bedeckt und die Olympic Mountains zugezogen. Aber kein Wind und dadurch auch nicht kalt. Ich staunte als ich schon etwa 15 Boote in Whirl Bay herumtrollen sah. Es musste sich herumgeprochen haben, dass was geht. Im lokalen Sportfishing Forum war nichts dergleichen angekuendigt gewesen. Waehrend ich die erste Schlepprute fertig machte, sah ich schon krumme Ruten rechts und links von mir. Wow.


    Der kleine Cohokiller-Blinker, glow in the dark, erreichte den sandigen Grund und ich zog die Rute stramm und wollte mich an die zweite Rute machen, da ruckelte die erste Rute schon los. Ein gerade massiger Chinook kam ans Boot. 45 cm ist das Mindestmass aber ich nahm eigentlich immer erst >50 mit. Kaum abgehakt und den Blinker wieder auf Tiefe gebracht – Biss. Gibt’s ja nicht. Der zog noch ein bisschen mehr. Ein vielleicht 50cm Chinook kam hoch. Ah, da wird wohl noch Groesseres kommen wenn das so weitergeht, dachte ich und liess ihn frei. Blinker neu angeleuchtet und wieder zum Grund. Diesmal schaffte ich es die zweite Rute zumindest zusammenzustecken bis die erste Rute ruckte und ausloeste. Gibt’s ja gar nicht! Es zerrte und rappelte am anderen Ende und wieder kam so ein Halbmeterlachs hoch. Weiter hoffend liess ich auch diesen wieder frei. Mann, das war anstrengend und ich zog erstmal meine Ueberjacke aus und brachte mich wieder auf Kurs.


    Ein Boot neben mir kescherte auch gerade einen Fisch. Vor mir ein anderes. Hier musste der Lachs dicht und dick stehen! In 5 Minuten hatte ich 3 Fische gefangen und haette schon 2 Keeper haben koennen und nach Hause fahren koennen. Diesmal schaffte ich es nun beide Rute einzubringen. Den Cohokiller fischte ich weiter hart am Grund und einen zweiten Blinker in etwa 40m Tiefe - 6-7m ueber Grund. Nach zwei weiteren Kleinlachsen erreichte ich das Ende der Bucht und drehte um. Ich musste etwas aggressiver drehen weil mir 2 andere Boote die Ideallinie nahmen. Die Innenseitenrute ruckelte nun ueber Grund und die andere zog schraeg hinter meinem Heck. Da loeste der Clip der Bodenrute aus und die Rute riss hart zurueck. Biss! Der war besser und nahm auch ein Stueck Schnur. Ich musste das Boot geradesteuern um die zweite Leine wieder hinter das Boot zu kriegen und um Schnursalat zu verhindern.


    Nach einem herrlichen Hin- und Herdrill brachte ich einen schoenen 8-9 pfuendigen Chinook ans Boot. Im Moment als ich nach dem Kescher greifen wollte, riss die andere Rute raus und wippte wild herum. Wow, Doppelbiss. Alleine Keschern ist immer eine heikle Sache und ich sah das der Haken fest im Maulwinkel sass; der sollte halten. Und so griff ich beherzt ins Vorfach und wuppte den fetten Lachs mit einem Zug ins Boot. Dann sprang ich schnell zur anderen Rute. Auch der war ein ordentlicher – vielleicht 1-2 Pfund weniger. Der durfte wieder schwimmen. Dann brauchte ich erstmal paar Minuten um den Fisch zu versorgen und das Chaos zu beseitigen. Mann, das war richtig anstrengend – Angeln ist eben doch Sport!


    Und es ging immer so weiter! Ich wartete nie laenger als 2-3 Minuten auf einen Biss. Die meisten kamen am Boden aber auch die hoehere Rute brachte ein paar Lachse. Ich verlor einen weiteren guten Lachs als er kurz vor der Landung auf die andere Bootsseite schwamm und sich um das andere Downriggerkabel wickelte. Der Haken kam heraus und hing am Kabel fest. Schade aber normal beim Solofischen. Neben einer Vielzahl kleinerer, untermassiger oder gerade massiger Chinooks biss dann ein absolutes Biest. Der riss nur so Schnur von der Rolle und machte mich richtig gespannt. Leider konnte er bei einem Richtungswechsel den Haken abschuetteln und war weg bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Der musste weit ueber 10 Pfund gewesen sein. Mein groesster Winterlachs war etwa 15 Pfund gewesen; der haette es sein koennen! Aber ich bekam noch einen schoenen 8-9 Pfuender ins Boot – auch wieder ohne Kescher. Damit war ich fertig – und fertig war auch ich!


    Ich hatte in etwas mehr als 2 Stunden etwa 30 Lachse gefangen. Wahnsinn! Ich beschloss nur noch zurueck zur Marina zu schleppen. Ich wollte nur noch mal sehen ob auch vor der Marina, in einer 40m tiefen Rinne, auch noch Lachse standen. Als ich schon im Niemandsland ueber sehr tiefen Wasser zurueckschleppte, kamen immer noch Bisse von kleineren Lachsen. Die waren wirklich ueberall! Sogar als ich dann beide Rute einholte um schneller fahren zu koennen, griff noch einer nach dem an der Oberflaeche schliddernden Blinker. So was kennt man eigentlich nur wenn ein grosser Buckellachsschwarm oder Cohoschwarm im Sommer vor Ort war.


    Vor der Marina schleppte ich noch die ca. 1km lange Strecke. Zwei kleinere Lachse, die ich auch hier fing, deuteten schon an, dass auch hier Fisch stand. Da! Die eine Rute ruckte wieder los und ich hieb an – und in etwas Grosses. Sofort flog eine Menge Schnur von der Rolle und ich spuerte heftige Kopfstoesse. Das gibt’s doch nicht. Ein Drill auf Biegen und Brechen und doch konnte ich endlich eine herrliche Salmonide neben dem Boot schwimmen sehen. Mensch, was fuer ein Brocken! Der koennte meinen Winterlachsrekord brechen! Ich holte den Kescher und beim dritten Versuch konnte ich ihn einsacken. Wow! Ich legte ihn kurz auf den Tisch und vermass ihn: 79cm. Das koennte von 13 bis 18 Pfund alles sein. Er war recht schlank und so vermute ich mal er war am unteren Ende dieser Spanne. Trotzdem ein toller Fisch fuer diese Jahreszeit – bis zur Laichzeit im Herbst wuerde er locker 30-40 Pfund haben wenn ihn kein anderer wegfaengt oder frisst!


    Was fuer ein Tag! Was fuer ein Start ins neue Jahr! Interessanterweise waren alle Lachse, die ich gesehen hatte, markiert – also Fettflosse ab – also aus Brutstationen. Ich versah die abgeschnittenen Koepfe meiner beiden Lachse mit dem Label und steckte sie in die Gefriertruhe des Ministeriums. Vielleicht hatte ja einer einen Chip und ich konnte erfahren wo diese Lachsmenge herkam. Ich hatte so einen Winter-Chinookmenge in 20 Jahren noch nicht erlebt. Bei solch einer Lachsdichte haette man wirklich mal Pilken probieren sollen. Ich machte gleich meinen Sohn Ricardo heiss und wir verabredeten eine weitere Tour fuer morgen.









    1.10. 2022; Sooke


    Am 1. Oktober werden immer die Cohoentnahmeregeln relaxt. Da es dieses Jahr augenscheinlich einen guten Cohobestand gab, waren die Angler in Sued-BC hoffnungsvoll das das auch dieses Jahr wieder geschehen wuerde. Die Ankuendigung kam nur 2 Tage vorher und bedeutete fuer uns vor Victoria und Sooke, dass man nun 4 Cohos insgesamt pro Tag behalten konnte, von denen einer ein unmarkierter sein durfte. Weiter westlich, bei Port Renfrew, durften nun 2 von 4 unmarkiert sein. Oft muss man sich durch dutzende Unmarkierte durchangeln bis man mal einen geclippten Lachs fand. Letzten Samstag lud ich meinen Freund Dave mit zu mir auf’s Boot ein. Er mochte auch das Cohofischen.


    Wieder fingen wir unsere Tour an der Sunny Shores Marina in Sooke an und legten unsere Ruten bald vor den Sooke Bluffs aus. Weiter draussen waren schon etliche Boote auf Coho unterwegs aber hier in Ufernaehe kaum einer. Aber auch die Cohos machten sich rar hier und bis auf ein paar Shaker schien hier nichts zu jagen. So zogen wir langsam weiter raus. Dave bekam nun einen Biss und schien einen Coho ans Boot zu bringen. Ich erkannte dann neben dem Boot das es aber ein kleiner aber massiger Chinook war. Dave war es gleich – der ging mit!


    Wir drehten noch ein paar Schleifen in der Naehe der Bissstelle und Dave fing tatsaechlich noch einen mittelpraechtigen und vorallem markierten Coho. Na also! Dann wurde die Stelle aber kalt. Jerrod rief uns ueber Funk an und berichtete von guten Faengen vor Secretary Island. So packten wir ein und dampften gegen die mittleren Wellen vor die Insel. Und dort fanden wir die Schwaerme. Wir fischten manchmal 20 oder sogar 30 Minuten ohne Biss und dann brach ploetzlich Chaos aus - mit Doppelbissen und weiteren Bissen als man gerade den Koeder wieder auf Tiefe gebracht hatte. So hatten wir eine Stunde spaeter neben dem Chinook noch weitere 5 Cohos im Boot – und alle markiert! Das war uns beiden noch nicht passiert! Oft liegt die Markierungsquote bei 10%, heute bei 100%! Wir konnten nun nur noch 2 zusaetzliche Lachse behalten und wollten uns nun auf Qualitaet beschraenken.


    Aber uns wollten einfach keine richtig Grossen an den Haken gehen. Dabei hatten alle Angler die letzten Tage und Wochen immer wieder 10-15 pfuendige unmarkierte Cohos zurueckgesetzt. Wo waren die denn heute? Dave und ich liessen ein paar in der 6-8 Pfundklasse frei in der Hoffnung auf was Zweistelliges. Nach einem Koederwechsel rappelte es bei Dave dann endlich richtig am Geschirr und endlich konnte er mal, nach langem harten Drill, einen richtigen Brocken ans Boot bringen. Leider kostete die Landung ihm die Rutenspitze aber sonst war an diesem 10 Pfuender alles perfekt. Ob es jetzt der Koeder oder einfach mal Glueck gewesen war, sei mal dahingestellt. Ich packte dann auch noch einen guten Coho dazu und dann machten wir Schluss. Alle bis auf den groessten Coho waren markiert – das ist eine absolute Seltenheit!


    19.9. 2022; Sooke


    Weil es so viel Spass war, wollte ich den mit meinen Jungs teilen. Ricardo war sofort bereit und auch Alec liess sich nicht lange betteln. Wir wiederholten praktisch die Taktik von vor 2 Tagen – nur der Wind spielte diesmal nicht lange mit. Wir fingen 2 oder 3 mittlere Cohos an meiner Geheimstelle vor den Bluffs aber dann bauten sich ungemuetliche Wellen auf. Der Wind kam entgegen der Flutstroemung was immer fuer unschoene Angelverhaeltnisse sorgt. So packten wir kurz ein und fuhren in den Windschatten von Secretary Island. Da fanden wir eine Strecke von vielleicht 300m direkt vor der Insel wo das Wasser ziemlich ruhig war und wir anstaendig fischen konnten. Frage war nur ob da auch Cohos waren.


    Diese Frage wurde am Ende unserer ersten Passage beantwortet als die Rute mit dem Shrimpimitat hart nach hinten gerissen wurde. Ricardo brachten einen ordentlichen, vielleicht 8 pfuendigen, Coho zum Boot. Unmarkiert. Ueberhaupt sollte uns an diesem Tag nicht ein einziger markierter Coho an den Haken gehen. Mit schoener Regelmaessigkeit hatten wir so alle 15-20 Minuten einen Biss und konnten auch viele der Bisse verwerten. Auch ich durfte mal einen schoenen fetten Coho landen und wieder freilassen. Schon gegen dem Ende unseres Trips hakte Alec dann den groessten des Tages – ein wuchtiger, sicher ueber 10 pfuendiger, Silberbrocken – ein Maennchen mit schon ausgepraegtem Laichhaken. Leider flutschte er aus der Hand bevor wir ein gutes Foto machen konnten. Ah well…. Insgesamt landeten wir vielleicht 13 oder 14 Cohos, alle unmarkiert, alle zwischen 5 und reichlich 10 Pfund. Unter den Umstaenden war das ein vorzeigbares Ergebnis und bestaetigte einen guten Cohoaufstieg dieses Jahr.


    17.9. 2022; Sooke


    Kein Wind, keine anderen Verbindlichkeiten – also angeln gehen, was sonst! Die Cohos waren voll im Ansturm vor Sooke und so zog es mich wieder dahin. Sollte ein Solotrip werden.


    Nach der erfrischenden Fahrt den gesamten Sooke Fjord entlang, stoppte ich nahe an der Fjordmuendung an den Sooke Bluffs. Das ist eine ganz unscheinbare Stelle, die aber am Ende der Flut aus irgendwelchen Gruenden oft Futterfisch und damit Lachs anzog. Es war ein sacht abfallender sandiger Abschnitt mit 30-50m Tiefe; keinerlei Struktur. Die Flut muss da wohl Kehrstroemungen erzeugen welche Futter konzentriert. So jedenfalls meine Theorie.


    Bei Sonnenschein, 23 Grad und null Wind machte ich 2 Ruten klar. Ich wollte heute mal eine Anglerweisheit widerlegen und wollte sehr langsam auf Cohos schleppen. Die gaengige Weisheit lautete, dass man auf Cohos extra-schnell schleppen muss. Aber ich hatte schon etliche Cohos beim gemuetlichen Schleppen auf Chinook gefangen und wusste so, dass es da zumindest eine Menge Ausnahmen geben muss. Ein Kumpel von mir, Rick, war an diesem Tag auch auf Coho unterwegs und ich wusste, dass er etwas weiter draussen angeln wuerde. Rick wuerde flott schleppen – wie es sich eben auf Coho gehoert. Mal sehen wer am Ende besser abschnitt!


    Ich suchte mir 2 Koeder die langsam gut liefen – da war einmal ein kleiner knal-oranger Apex und dann ein kleines Gummi-Glitzer Shrimpimitat. Die sollten bestens ins Coho Koederschema (Krill, Shrimp, Kleinfisch) reinpassen. Der Apex ging auf 15m Tiefe und der Gummi auf 25m. Und dann schleppte ich schoen laaaaangsam im Zickzack durch die Gegend. Ich sah zwei andere Boote in der Naehe; und am Horizont bei Secretary Island vielleicht 50 oder mehr Boote. Dort war auch Rick unterwegs. Es dauerte nicht lange und die tiefe Rute ruckte los – ein mittlerer Coho, unmarkiert. Wurde gleich wieder abgehakt. Dann eine Weile nichts. Ich drehte eine Schleife ins flacherer Wasser und fand eine Futterwolke am Echolot. Hier musste doch was sein. Bei der naechsten harten Linkskurve zog wieder die Rute mit dem Gummishrimp ab. Auf der Kurveninnenseite. Das war ein praechtiger wilder Coho – um die 10 Pfund. Durfte wieder schwimmen. Gleich drehte ich wieder Richtung der Futterwolke und wieder produzierte das Shrimpimitat einen Biss. Der Fisch schuettelte aber schon nach paar Sekunden den Haken ab. Aber es schien, dass die Cohos tiefer standen.


    Obwohl etwas riskant wenn Solo-Fischen, stellte ich nun die Apexrute auch so auf 20m Tiefe ein und drehte weiter meine Kreise. Jetzt brach Chaos aus auf MaxWaldi! Erst riss es hart an der Apexrute und als ich den Schleppmotor in Standgas gestellt hatte um den Fisch bequehm zu drillen, zog nun auch die andere Rute hart an: Doppelbiss! Ich loeste die Bremse der zweiten Rute etwas und liess den Lachs an der Leine toben. Auch der erste war ein guter Kaempfer und rauschte paar Mal an der Oberflaeche kreuz und quer hinter dem Boot. Nur nicht die Schnuere ueberkreuzen! Ein anderes Boot sah wohl das Spektakel und schleppte dicht vorbei und der Captn winkte mir lachend zu. Der Spass war mir wohl anzusehen! Dann hatte ich den Ersten am Boot und hielt ihn am Vorfach fest um die Fettflosse sehen zu koennen. In dem Moment als ich die Fettflosse eindeutig erkennen konnte, hebelte sich der Kerl auch schon vom Schonhaken frei. Gut so. Dann sprang ich schnell zur zweiten Rute rueber und nahm Fuehlung auf – jupp, der war auch noch dran. Er hatte sich mittlerweile schon muede getobt und kam ziemlich willig an’s Boot. Ein klasse Fisch – bestimmt knapp 10 Pfund. Aber wieder unmarkiert und damit Freilasskandidat.


    Und jetzt ging das so weiter. Ich hatte noch 2 oder 3 Doppelbisse und noch viele Einzelbisse. Alles auf einer Flaeche von vielleicht 300x300m. Und oft kam der Biss auf der Kurveninnenseite wo der Koeder noch langsamer lief. Der Apex war ein wahrer Cohoverfuehrer. Er fing am Ende bestimmt 75% der Fische. Ich hatte noch das Glueck 2 markierte zu erwischen auch wenn diese mit die Kleinsten des Tages waren. Ich musste mindestens 20 oder 25 Cohos ans Boot gebracht haben. Wirklich eine weltklasse Angelei und dann noch bei solchem tollen Altweibersommerwetter! Der groesste des Tages blieb der 10 Pfuender gleich am Anfang. Alle Cohos waren noch silberblank.


    Zurueck an der Marina filetierte ich meinen Fang. Rick kam eine halbe Stunde spaeter hinzu und jetzt war ich mal gespannt: er hatte einen kleineren Chinook und einen markierten Coho. Und ausserdem noch 2 unmarkierte Cohos freigelassen aber sonst keinen berauschenden Tag gehabt, meinte er, obwohl er locker die 5fache Distanz zurueckgelegt hatte. Als ich von meinen ermuedeten Armen erzaehlte, war er verbluefft. Auch wenn das kein ernstzunehmendes wissenschaftliches Experiment war, gaben die Ergebnisse aber doch ein paar Schluesse her: Cohos beissen auch sehr gut auf langsam gefuehrte Koeder; eine Stelle mit Futter und Cohodichte zu finden ist das A und O. Haette Rick an meiner Stelle im Eiltempo auch gut gefangen – wahrscheinlich ja. Haette er viel besser gefangen als ich im Schneckentempo – bezweifele ich, ging gar nicht. Werde ich das jetzt grossartig bekanntgeben und ausposaunen? Noee! Ihr duerft das aber wissen.