Beiträge von cohosalmon

    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 3


    Nach einer kalten Nacht schaelten wir uns wieder frueh aus den Schlafsaecken. Der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Mittag war schon ordentlich. Nachts ging es fast auf Null zurueck und tagsueber hatten wir ueber 20 Grad. Auf der Hinfahrt zur Angelstelle hatten wir alle noch 3 Hosen und mehrerer Schichten Jacken und Sweaters an. Gegen Mittag lag im Boot dann ein Haufen von entledigten Klamotten. Wie gestern fingen wir wieder mit 5 Ruten an langsam zu schleppen. Alec fuhr uns ein bisschen weiter raus auf den offenen See weil wir dort Fische an der Oberflaeche schnappen und rollen sehen konnten. Auch das Echolot zeigte hier viel Leben an. Dann ruckte ploetzlich die eine Downriggerrute los. Ich schnappte die mir und schlug an. Hing! War aber kein Riese. Aber immerhin meine erste Lois Lake Forelle. Die war eine gute 40cm Portionsforelle und weil wir heute Abend nicht schon wieder Fisch essen wollten und nur richtig grosse Forellen mit nach Hause nehmen wollten, liessen wir sie gleich wieder frei. Die hatte auf Gangtroll mit Wurm gebissen. Schau mal an, das geht also auch. Vielleicht eine Viertelstunde spaeter schepperte wieder die Wurmrute los. Wieder war ich zuerst dran und die war besser! Die Forelle machte richtig Dampf und nahm paar Mal Schnur als sie vor dem lauernden Kescher wieder ausriss. Aber der Haken sass gut und bald hatten wir auch diese Forelle im Boot. Die war wieder gut 60 cm und ueber 5 Pfund. Nicht schlecht!


    Dann schlaeferte es uns wieder ein. Bis jetzt waren wir lautlos am E-Motor herumgefahren aber die Batterie machte nun schlapp und ich hatte nur eine 100W Solarpanele auf dem SUV Dach die es leider nicht schaffte die Batterien tagsueber wieder voll aufzuladen. So schleppten wir nun am Benzinmotor weiter, was etwas flotter voran ging. Aber vielleicht war es gerade das was die Grossen wollten denn ploetzlich aechzte Alecs Fliegenrute wieder los als sie brutal und und ohne Ablassen nach hinten gerissen wurde. Kaum bekam Alec die Rute aus dem Halter und der Tanz began. Alec war adrenalingeladen und voll konzentriert. Wir wussten sofort das das wieder Monsteralarm war. Schwere Kopfstoesse und brutale Fluchten liessen auf eine enorme Groesse hoffen. Als der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche kam, fiel uns dreien die Kinnlade runter; was fuer ein Brocken! Ungelogen, das war eine gute Lachsklasse! Der erste Kescherversuch ging noch schief weil der Fisch nochmal loslegte aber der zweite Versuch sass. Wir setzten uns erstmal hin und liessen den Fisch noch paar Sekunden im Kescher im Wasser. Wir mussten erstmal begreifen was gerade passiert war. Alec hatte eine ueber 81cm lange und 17 pfuendige Regenbogenforelle gefangen! Wahnsinn.


    Wir schossen ein paar Fotos und verpackten den Fisch danach in der Kuehltruhe. Er passte nur gebogen in die ziemlich grosse Truhe. Konnte man das noch ueberbieten? War der Mones Cup for Alec nun schon sicher? Es wurden schon Forellen ueber 20 Pfund und angeblich schon bis 30 Pfund hier gefangen. Was fuer eine Freakshow! Wenn man sich den Kopf dieser Riesenforelle anschaute, konnte man sich schon vorstellen, dass die Schaden an den kleineren wilden Forellen und Binnenlachsen anstellen konnten. Und natuerlich ein beachtlicher Futterkonkurrent sein konnten. Also, wir hatten schon unseren Beitrag zum Naturschutz geleistet, aber hofften da ginge noch mehr. Alec fing noch eine kleinere Forelle die wohl auch ihren Ursprung in der Anlage hatte aber fuer uns zu klein zum Mitnehmen war. Alles unter 50cm ging wieder zurueck, auch der Annahme wegen, das diese Kleineren vielleicht keinen so grossen Schaden im Oekosystem machen wuerden – wenn sie nicht auch noch so enorm abwachsen wuerden? Wer weiss schon aber so hatten wir unser Limit gesetzt.


    Als kurz nach Mittag wieder der Wind aufkam fuhren wir auf halben Rueckweg in eine grosse Bucht in der ein kleiner Fluss in den See muendete. Wir mussten hoellisch aufpassen als wir durch den Totwald in immer flacher werdendes Wasser kamen. Wir machten mal eine Pinkelpause auf einer kleinen Sandinsel. Hier sahen die Jungs, die stehend auf versunkene Baeume aufpassten, mehrere Male grosse Forellen weghuschen. Aha, die Kerle waren also auch hier im See unterwegs aber hier zwischen den Baeumen war es extrem schwer zu angeln und wenn man dann vielleicht mal eine dran kriegte, was war denn die Chance so einen Fisch auch zu landen ohne die Schnur etliche Male um die Baumsaeulen zu wickeln? Wir kamen nicht ganz bis zur Flussmuendung und beschlossen die mal auf dem Landweg zu erkunden. Aber nicht heute. Auf dem Rueckweg durch das Baumdickicht begegneten wir einem anderen Boot die tatsaechlich hier fischten. Und neben uns sogar noch einen Biss bekamen und in einen wilden Drill verwickelt waren. Nach einigem Chaos konnten sie eine fette Forelle ins Boot bringen. Es ging also aber wahrscheinlich nur durch eine Materialschlacht und mit viel Glueck. Ich war nicht so richtig scharf darauf das auszuprobieren.


    Zurueck im Camp versorgten wir die 2 mitgenommenen Fische, machten etwas Pause und danach ein fruehes Abendbrot denn wir wollten noch eine Sonnenuntergangtour zur Zuchtanlage machen. Vielleicht kamen die Grossen ja in der Daemmerung nochmal auf Trab. So gegen 19:00 Uhr tuckerten wir also nochmal hin. Wir waren jetzt das einzige Boot auf dem Wasser und hatten die Bucht fuer uns alleine. Wieder zogen wir unsere Fliegen und Blinker durch alle Tiefen. Da riss es ploetzlich Ricardos Rute zurueck und er war am Fisch. Alec yahoote lauthals und wir beide raeumten die anderen Rute ein. Ein oder zwei lange Fluchten aber dann gewann Ricardo Schnur zurueck. Neben dem Boot waelzte sich der Fisch nochmal aber der Kescher schnappte schon zu und der Fisch war unser. Eine feine Forelle – wenn auch kein Monsterfisch wie heute morgen. 67 cm und 7.5 Pfund schwer. Nicht schlecht! Leider war das der einzige Biss vor dem Dunkelwerden. Die Rueckfahrt im Dunkeln war ganz schoen kalt!


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 2


    Frueh, aber nicht super frueh, waren wir dann voller neuer Hoffnung unterwegs. Der Morgennebel hing noch ueber dem Seeteil wo die Zuchtanlage stand. Ich hatte eine detaillierte Seekarte auf dem Plotter besorgt und daher fanden wir uns auch im Nebel gut zurecht. Wir waren erstaunt ein richtiges Angler-Zeltlager am Ufer neben der Zuchtanlage vorzufinden. Von dort liessen die Angler ihre Boote auch gleich ueber den flachen Sandstrand ins Wasser rein. Praktisch null Anfahrt fuer diese Experten! Aber nachdem wir unsere Ruten ausgebracht hatten und langsam unsere Bahnen durch die Bucht vor der Anlage zogen, merkten wir bald die Nachteile dieser Lagerstelle: die Zuchtanlage hatte staendig Generatoren, Pumpen und andere Motoren laufen und es war laut hier! Da war uns unsere abgelegene und ruhige Stelle den See runter doch viel lieber auch wenn es uns immer 30 Minuten Anfahrt kostete. Wir liesssen 3 fette Streamertypen an 3 verschiedenene Sinkschnueren hinter dem Boot nachschleifen. Zusaetzlich setzten wir 2 Downrigger mit verschiedenen Schleppkoedern ein. Damit konnten wir von 0 bis 30m Tiefe alles abdecken. Am Echolot sahen wir immer mal wieder Gruppen von grossen Sicheln auftauchen – oftmals ziemlich tief unten. Die Bucht direkt vor der Anlage war immer noch im Schnitt 50m tief. Wir quatschten kurz mit ein paar der anderen Angler – ein aelterer Herr ruderte sein kleines Aluboot und schleppte langsam mit 2 Fliegenruten.


    Der war der erste den wir in Aktion sahen. Ploetzlich hatte er eine seiner Fliegenruten krumm in der Hand und wir sahen eine schoene Forelle sich aus dem Wasser herauskatapultieren. Na also, es ging was. Dann machte uns Ricardo auf ein anderes Boot aufmerksam wo ein Vater/Sohn Paerchen mit etwas Grossem kaempfte. Ja, das war einer dieser Klopper! Wir beobachteten wie der Alte den bestimmt 15 pfuendigen Fisch in einen kleinen Forellenkescher hereinbugsieren wollte, und der Fisch sich immer wieder herauswand und wieder abtauchte. Der junge Mann an der Rute fluchte schon arg und hatte Angst den Fisch doch noch neben dem Boot zu verlieren. Dann endlich brachten sie den Brocken ins Boot. Wir machten grosse Augen wegen des Forellenkalibers. Als wir an dem Boot mal wieder vorbeifuhren, tauschten wir ein paar Notizen aus; die beiden waren schon 3 Tage hier uns das waere ihr erster gelandete Fisch. Also einfach waere diese Fischerei nicht, Geduld und Glueck waere gefragt.


    Vielleicht brachte der Wetterumschwung zum Warmen eine Besserung; das hofften wir zumindest. Wir schleppten jetzt an der Uferkante an einem toten Baumbestand entlang. Das war gefaehrlich – ich sah die Baumstaemme auf dem Echo von 30m bis fast zur Oberflaeche hochkommen. Der Alte in seinem Aluboot hakte gerade wieder einen etwas kleineren Fisch als Alec ploetzlich aufsprang und zu seiner Fliegenrute griff. Die war im Rutenhalter und bog sich voll zurueck und Schnur zog schon schwer aechzend von der Rolle. War das ein Fisch oder Haenger in den Unterwasserbaeumen. Mit Muehe kriegte Alec seine Rute aus dem Halter und ich stoppte den Motor. Dann verkuendete Alec “Das ist Fischkontakt!”. Ricardo und ich holten nun wieselflink die anderen 4 Ruten ein. Dabei verwickelte sich eine Schnur um das Downriggerkabel und ich fummelte fieberhaft daran herum waehrend sich in meinem Ruecken der wilde Drill abspielte.


    Alec bestaetigte das das ein gewaltiger Brocken sein musste; es fuehlte sich richtig schwer an. Und zwei – drei Mal setzte der Fisch zu einer unaufhaltsamen Flucht an – Gott sei Dank zu keiner langen – nur kurze Sprints. Dann hatte Alec den Fisch schon neben dem Boot. Jetzt hoerte ich mehrere staunende Ausrufe wie “Oh my god!” und “What a monster” oder “That’s a Chinook size trout”. Vorsorglicherweise hatten wir meinen Grosslachskescher mitgebracht und so waren wir nicht so unterbewaffnet wie das benachbarte Vater/Sohn Combo. Ricardo sackte den Fisch bald im Kescher ein und der erste Lois Lake Brocken war unser! Unsere Siegesrufe und Jubel ueberzogen die ganze Bucht und wir bekamen Gratulationen von den umherschleppenden Anglern. Dann holte Alec den Brocken aus dem Kescher und wir konnten nur staunen; was fuer eine fette Granate! 13.5 Pfund, das war bei weitem Alec’s “personal best” fuer jegliche Forellenart und konnte wohl auch nur noch hier an diesem See noch uebertroffen werden. Noch nie hatte einer von uns so eine Regenbogenforelle gesehen. Wilde Steelheads habe ich schon in der 15 Pfund Klasse gefangen aber so was hier?


    Wir hatten vorsorglich eine grosse Kuehltruhe mit Gel-Icepacks mit und so konnten wir den Fisch gut und kuehl verstauen. Mal sehen ob noch mehr ging. Nach vielleicht 20 Minuten hatte Ricardo einen Ruck an seiner Fliege – er hielt die Rute in der Hand und verspuerte noch zwei Rucke – Alec drehte den Schleppmotor runter und in diesem Moment zog der Fisch ab und Ricardo ruckte an – Fish on! Der Fisch sprang zweimal und wir sahen das der bedeutend kleiner war. Am Boot kescherte dann Alec diese genau 50 cm messende Forelle. In jedem anderen Gewaesser waere das eine Prachtforelle – hier nur Kleinzeug. Die fehlende Fettflosse zeigte uns das das auch eine ausgebuechste Zuchtforelle war, also nahmen wir die auch mit. Ricardo liess seine Fliege wieder ein und strippte Schnur von der Rolle um seine ganze Sinkschnur rauszulassen. Mitten in dem Prozess ruckte er ploetzlich an und stand wieder mit einer krummen Rute da. Gibt’s doch gar nicht! Der naechste Fisch am Band! Der zog etwas haerter als der vorherige und Ricardo musste ein paar Mal ordentlich Schnur lassen. Dann kescherte Alec auch diesen Fisch routiniert. Der war schon 60cm, ging auch mit. Damit hatten wir zwei Forellen die sich prima als Grill-Abendbrot verwerten liessen heute Abend! Klasse Jungs!


    Jetzt wollte ich aber auch an der Action mal teilhaben. Aber die Forellenmaeuler schlossen sich wieder und ausser ein paar vorsichtigen halbherzigen Anfassern konnten wir nichts mehr verbuchen. Um 13:00 Uhr kam der Wind auf und da wir nicht wussten wie hoch der foengetriebene Wellengang werden wuerde und wir ja noch 30 Minuten Fahrt vor uns hatten, machten wir uns auf den Rueckweg. Im Lager bestaunten wir nochmal diese grossen Forellen – die ganz Grosse war schon ein unwirklicher Zombie der in diese ausserirdisch wirkende Seelandschaft gut reinpasste. Wir verspeissten die zwei Kleineren am Lagerfeuer und sie schmeckten klasse. Das Fleisch solcher Zuchtforellen ist natuerlich anders als das einer athletischen, mageren Wildforelle. Die Filets waren mit Fettadern durchzogen was aber beim Grillen ueber dem Feuer den rauchigen Geschmack gut annahm und daher auch wirklich lecker wurde. Die Grosse packten wir in der Kuehltruhe auf Eis – zuhause wuerde ich die dann filetieren und dann einfrieren. Es ist immer besser einen Fisch fast komplett zu lassen wenn man ihn eine Weile nur kuehlhalten will. Nur ausgenommen und Kopf ab. Je weniger angeschnittenes Fleisch desto besser. Die natuerliche Haut schuetzt am besten vorm Verderben und Bakterien.


    26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 1


    So, das erste richtige Angelabenteuer in 2023 stand Ende April an. Dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen; wie es dazu kam und warum. Um Jahresanfang herum begannen Ricardo, sein Freund Alec und ich an zu planen wo denn in diesem Fruehjahr unser jaehrlicher Angeltrip hingehen sollte. Eine laengere Reise kam nicht in Frage weil die Burschen zwischen Unipruefungen und Arbeit nicht mehr als paar Tage Zeit hatten. Da brachte Alec den Lois Lake auf dem Festland ins Gespraech. Ich hatte von dem grossen Staussee schon gehoert. Die Jungs waren durch Social Media darauf aufmerksam geworden seit ein ehemaliger NHL-Eishockeyspieler, jetzt TV Angelshowveranstalter, eine seiner Shows im letzten Herbst dort gedreht hatte und mit spektakulaer grossen Forellen auf den See hingewiesen hatte. Im Januar kamen dann Berichte von ein paar meiner Angelbekannten dazu, und die zeigten Regenbogenforellen in der 15-20 Pfund Klasse. Da gab es fuer die Jungs kein Halten mehr und wir mussten auch dorthin!


    Mit dem Staussee hat es folgendes auf sich; eine Lachsforellenzuchtanlage war dort seit Jahren in Betrieb. Weit ab vom Schuss, nahmen es die Betreiber nicht so ernst mit den Regelwerken und so kam es ueber Jahre zu vielen Ausreisern aus der Anlage in den See. Die Anwohner des Ortes Powell River an der abgelegenen Sunshine Coast wussten Bescheid und fingen an ihren Wochenendausfluegen regelmaessig solche Riesenforellen. Aber sonst wusste kaum einer etwas davon – bis halt kuerzlich der Angelshowmeister auftauchte. Durch die ganze mediale Aufmerksamkeit wurden nun auch die Behoerden gezwungen den Anlagenbetreibern mal auf die Finger zu gucken und siehe da eine ellenlange Maengelliste kam zu stande. Fischwissenschaftler rieten den Bestand der entkommenen Regenbogenforellen zu dezimieren da diese Schaden an den natuerlichen Cutthroat Trout und Binnenlachsebestaenden machten. So rief das Ministerium im Winter die Anglerschaft auf, sich am Lois Lake guetlich zu tun und so viele Zuchtforellen wie moeglich zu entnehmen. Das hoerte sich fuer uns gut an; Riesenforellen fangen und dabei noch der Natur zu helfen!


    Der Stausee ist etwa so gross with der Ploener See in Schleswig-Holstein, und bis zu 140m tief. Seltsamerweise wurde das Tal nicht gerodet so dass der komplette Baumbestand nun als Totholz an den Ufern entlang steht. Und natuerlich auch unter Wasser gefaehrliche Hindernisse fuer Boote und Angelkoeder hinterlaesst. Ausser einer handvoll von schwimmenden Huetten in einigen Buchten nahe der Staumauer ist der See unbewohnt und hat auch keine festen Unterkuenfte zu bieten. Ein paar rustikale Ufercampstellen gab es aber. An so einem wollten wir unser Lager mit einem Campinganhaenger aufschlagen. Der See lag am Fusse des Kuestengebirges an der Sunshine Coast, nur per Faehre nach Powell River zu erreichen. Es ist dort Grizzlybaerland. Es gibt eine Stelle an der man Boote zu Wasser lassen kann aber diese Stelle war ganz am Ende des See an der Staumauer – waehrend die Fischzucht etliche km davon entfernt war. Deswegen und wegen des Campinganhaengers wollten wir nicht das grosse Boot mitnehmen sondern Shirley, unser Faltboot.


    Dienstagabend hatten die Jungs noch ihre letzten Semesterpruefungen und am Mittwoch frueh fuhren wir los. Ich hatte die Nachmittagsfaehre von Comox nach Powell River gebucht. So hatten wir unterwegs noch Zeit zum Mittagessen und zum Lebensmittel shoppen. Auf der Fahrt zur Faehre war es noch regnerisch und kuehl aber wie bestellt kam dann waehrend der einstuendigen Faehrfahrt blauer Himmel und die Sonne heraus. Herrlich, endlich Fruehling! Das duerfte doch auch den Forellen gefallen!? Hinter dem kleinen Nest Powell River ging es dann noch 40 Minuten auf der Schotterpiste zu unserer Lagerstelle am See. Mit dem Anhaenger fuhr ich die Schotterstrecke sehr vorsichtig – ohne haette man es schneller geschafft. Ruckzuck hatten wir unser Lager aufgeschlagen und nach 30 Minuten war auch Shirley einsatzbereit mit allen Modifikationen die ich noch kuerzlich dem Boot zugefuegt hatte: casting deck vorne mit E-Motor Spiegel am Bug, 2 manuelle Downrigger, Echo/GPS Plotter, Heckanker und ein paar Rutenhalter. Mit den abnehmbaren Raedern konnten wir das Boot auch noch halbwegs gut den sandig/kiesigen Abhang zur Wasserkante herunterschleppen. Dann hielt es die Jungs nicht mehr und wir wollten noch bis zur Dunkelheit einen ersten Versuch machen.


    Wir dampften los – hatten immer noch ca. 5km Strecke bis zur Zuchtanlage vor uns. Leider stellte ich fest, dass 3 nicht gerade kleine Leute plus die ganzen Extras am Boot doch ganz schoen Gewicht im Boot zugefuegt hatten und das Boot nicht mehr zum Gleiten kam. So mussten wir geduldig 30 Minuten bis zur Stelle hintuckern. Angekommen, liessen die Jungs ihre beiden Klasse 7 Fliegenruten mit fetten Streamern hinten raus. Es waren grossen Sicheln in ca. 20m Tiefe zu sehen am Echolot. Waren das die Monster? Wir hatten aber leider nur eine knappe Stunde Zeit bis wir uns wieder auf den langsamen Rueckweg machen mussten. Kurz vor Abbruch hatten beide Jungs kurze Anfasser an den Fliegen aber kein Fisch blieb haengen. Das war ein Kleiner Stimmungsdaempfer – so einfach sollten sich die Zuchtfarmzombies wohl nicht fangen lassen. Aber morgen!


    8.4. 2023; Cowichan River


    Das lange Osterwochenende ergab endlich mal wieder eine Moeglichkeit die Angelruten zu schwingen; die Fliegenruten um genau zu sein. Das Wetter war haesslich; kalt und regnerisch und Ricardo und Alec wollten lieber Flussangeln bei diesem Sauwetter statt im Boot auf dem Meer festzusitzen. Auch habe es wohl gute Berichte von verlaesslichen Quellen ueber den Cowichan River gegeben. Und so machten wir uns auf die 1,5h Strecke zu dem legendenumwobenen Fluss etwas noerdlich von Victoria. Normalerweise haetten wir mein Driftboot genommen aber der Wasserstand war etwas zu niedrig fuer mein Aluboot. So peilten wir eine der wenigen zugaengigen Uferstellen an; den Springpool. Normalerweise waeren hier an einem langen Wochenende bei schoenen Wetter schon einige Angler vor Ort gewesen, aber das miese Wetter hielt alle zuhause und so hatten wir die Stelle fuer uns alleine.


    Im stroemenden Regen warfen wir unsere Fliegen aus. Wir versuchten es erst mit Nassfliegen und Sinktipschnueren. Aber bald konnten wir einen massiven Maifliegenschlupf beobachten und die Forellen kamen nach oben. Wir waren ueberrascht, dass dieser Schlupf sich sogar im stroemenden Regen vollzog – aber es schien den Insekten nichts auszumachen. Wir stellten alle drei ruckzuck auf Schwimmschnur und Trockenfliegen um. Frage war, wer das beste Imitat in der Kiste hatte.


    Alec bekam schnell Bisse und hatte auch bald zwei Regenbogner gehakt. Nicht sehr gross aber durch die gerade abklingende Laichzeit der Regenbogenforellen noch in schoener Faerbung. Eine weitere ordentliche schlug sich vor dem Kescher den ich bereithielt los. Ricardo und ich versuchten alles in unserer Fliegenbox, konnten aber kein ueberzeugendes Modell finden – obwohl ich fand das meine Fliege ein Volltrefferimitat sein muesste. Nicht fuer die Fische. Ich hatte Forellen die keine 3m vor meinen Beinen im Wasser hochkamen und eine Fliege wegschnappten, aber meine Fliege links liegen liessen. Eine Bachforelle von 40-45cm kam zweimal in Rutenweite zur Oberflaeche aber ignorierte jedes meiner Angebote. Sehr frustrierend war das. Ricardo erging es aehnlich; er berichtete das er einmal seine Kunstfliege zwischen zwei treibenden Naturfliegen platzieren konnte und nach ein paar Sekunden Drift konnte er nicht mehr entscheiden, welche eigentlich seine Kunstfliege war. Ploetzlich kam ein Maul und schnappte sich eine der 3 Fliegen – es war nicht Ricardos Kunstfliege. Nach etlichen weiteren Wuerfen brachte er aber doch noch einen Regenbogner zum Aufstieg, Biss und zur Landung. Wenigstens eine.


    Alec fing noch eine schoene Forelle und hatte einige Fehlbisse. Bei mir blieb bis zum Ende alles umsonst. Nach 3h waren unsere Haende blau vor Kaelte und ich konnte keinen Schnurknoten mehr binden. Es war Zeit zur Heimfahrt. Ein tolles aber auch potenziell frustierendes Erlebnis so einen Insektenschlupf zu erleben und die Fischerei mit der Trockenfliege. Es ist schon erstaunlich wie waehlerisch Fische in der Wildnis sein koennen. Aber das ist ja auch einer der faszinierenden Reize des Angelns; den Trick hin und wieder Mal herauszufinden. Aber eben nur hin und wieder.


    Hallo!

    Wow, cohosalmon, hab deine Berichte überflogen, die lesen sich großartig! Dürfte ich dich um Hilfe bitten?

    Ich fliege von 14. bis 27. August nach Kanada und möchten dort unbedingt auch Lachsfischen (Spinnfischen bzw. alles, außer FLiegenfischen) gehen. Flug geht nach Calgary, wir planen dann mit dem Mietauto über Banff, Jasper, Clearwater und Whistler nach Vancouver zu fahren.
    Wo und wie ist es denn am besten fürs Lachsfischen? Möchte an Flüssen fischen. Wie ist es mit der Ausrüstung - sollen wir die mitnehmen oder können wir sie dort ausborgen? Und wir würden gerne - hoffentlich - Lachs mit nach Hause nehmen - wie macht man das? Hast du da Tipps? Eventuell mit Trockeneis?

    Hab schon gegoogelt - ist aber etwas mühsam, alle INfos zu bekommen. Wäre dir für Tipps sehr dankbar :)
    liebe Grüße

    Hey, schick mir mal ueber eine PN Deine Emailadresse; da koennen wir nochmal mehr ins Detail gehen wenn Du willst. Mal kurz generell zu Deinen erwaehnten Reiseplaenen: die Strecke is ueber 1000km und Du hast knapp 2 Wochen. Du wirst die Haelfte Deiner Urlaubszeit nur im Auto sitzen und fahren und wirst nur an den dicht am Highway gelegenen Sehenswuerdigkeiten mal fuer einen Schnappschuss anhalten koennen. Fuer wirkliches Angeln, Wandern oder Naturerleben wird da keine Zeit sein. Nur mal als Warnung; manchen gefaellt das so, viele sind nachher allerdings ein bisschen enttaeuscht, dass sie sich so verplant haben. Ist das Gleiche wie wenn die Nordamerikaner mal fuer 2 Wochen nach Europa fahren und von Spanien bis Tschechien alles sehen wollen.


    Mal so eben an einen kanadischen Fluss gehen und riesige Lachse fangen, geht auch nur sehr selten. Timing ist schon mal die erste Huerde. Lachse sind nur eine ziemlich kurze Zeit im Fluss und fangbar. Die Jahreszeit haengt dann noch von der Lachsart ab und der Region. In den gletschergespeisten Fluessen des Festlandes sind die Lachse vom Fruehsommer bis Herbst unterwegs. In regengespeisten Fluessen an der Kueste und auf Vancouver Island kommen Lachse erst mit den Herbstregenfaellen im September oder Oktober in die Fluesse/Baeche. Auf Deiner Strecke liegst Du im August fuer die Nebenfluesse des Thompson River schon mal nicht schlecht. Zumindest was Chinooks, Pinks und vielleicht auch Sockeye angeht. Eine weitere Huerde, besonders fuer Touristen mit wenig Erfahrung, sind die Angelbestimmungen fuer Lachs im Fluss. In einigen ganzen Fluessen oder Flussstrecken ist Lachsangeln ganz verboten oder eingeschraenkt bei entweder Fangtechnik (nur Flugangeln, oder keine Natuerkoeder) oder keine Entnahme von Lachsen - oder bestimmter Lachsarten. Das ist von Fluss zu Fluss verschieden und kann sich sogar innerhalb der Saison aendern wenn die Rueckkehrraten schwaecher als erwartet ausfallen. Grundsaetzlich wuerde ich Dir raten dies her erstmal gut durchzulesen: fishing_synopsis.pdf (gov.bc.ca)


    Dann wuerde ich empfehlen vor Ort am naechsten Tackle Store nochmal die neuesten Regeln und Tipps einzuholen. Findest Du einen Fluss mit Lachsen und Du hast alle Lizenzen und Regeln dann kannst Du es mit Blinkern, Spinnern oder Federjigs - wenn erlaubt - probieren. Stabiles Spinnzeug, Leihgeraet wirst Du nicht finden es sei denn Du heuerst einen Flussguide an. Aber bedenke; die Lachse fressen nicht mehr im Suesswasser und sind daher nicht leicht zu fangen. Du kannst stundenlang eine Schule Lachse anwerfen und nichts passiert - das kann eine total frustrierende Angelei sein, die Lachse zu sehen und keine Reaktion zu bekommen. Und dann auf einmal und scheinbar ohne Grund greift einer oder zwei zu und die Post geht ab.


    Lachse aus dem Fluss mitnehmen zu koennen, ist heute schon eine Seltenheit. Ich kenne mich im Thompson-Einzugsgebiet nicht sehr aus mit den Bestimmungen aber ich bin da skeptisch. Hier auf Vancouver Island gibt es 2-3 Fluesse, die mit Brutstationen die Lachsbestaende stuetzen und da darf man dann mal den einen oder anderen entnehmen. In der Regel nicht. Wenn Du Lachse mitnehmen willst, wirst Du auf Deiner Route nur eine wirkliche Chance haben und das ist mit einem Guideboot von Vancouver auf's Meer rauszufahren. Im August tummeln sich viele Lachsarten vor der Fraser Rivermuendung und sind dort vom Boot aus gut zu befischen. Da hast Du praktisch Fanggarantie; aber es ist halt Trolling und nicht an Deiner eigenen Spinnrute.


    Wenn Du auf Vancouver Island kaemest, koennte ich Dich vielleicht mal hier auf meinem Boot mitnehmen aber ich befuerchte bei Deiner knappen Zeitplanung ist da fuer einen weiteren 2 Tage Abstecher keine Zeit.

    Viele meiner Gaeste haben ihre Lachsfilets gefroren in Styroporkisten oder einfach vakuumverpackt im Koffer mitgenommen. Extragepaeck kann man fuer ca. $100 beim Check In aufgeben. Die Ausfuhr ist kein Problem.

    ^^ Und ich hab hier in Mainhadden bis 4:45 mitteleuropäischer Zeit im roten Dreß mit der Nr. 15 aufem Rücken vor der Mattscheibe gesessen, mir diese saugeile SuperBowl-Schlacht bis zur letzten HailMary angeschaut um dann mit Puls 250 samt Adrenalinvergiftung ins Bett zu fallen!

    Und 5 Stunden später binnisch wie ein Zombie im Montags JourFixe dahin vegetiert.... ||

    Aber ich hab hier auch nicht diese wunderbaren Gewässer in Reichweite wie du!

    Ich überlege gerade wer den schöneren Tag hatte....mein Team hat wieder den SuperBowl gewonnen, aber wenn ich mal wieder deinen Bericht und die Bilder sehe....bin ich gerade unschlüssig ;)

    Wie immer many THX :clap: :thumbup:

    Haha, kaum zu glauben das dieser Quatsch auch schon in Deutschland treue Anhaenger gefunden hat! :loldev:

    12.2. 2023; East Sooke


    Schon 2 Wochen her, aber da es nicht so haeufig Berichte gibt im Moment, will ich diesen Trip auch nicht verschweigen. Nach ziemlich usseligem und windigem Wetter, bahnte sich am 12.2. mal ein windstiller und auch trockener Tag an. Ausserdem war des Superbowl-Football Spiel an diesem Tag und verhiess leere Bootsrampen und kaum Boote auf dem Wasser. Meine bessere Haelfte hatte sogar mal Lust mitzukommen. Damit war auch die Dauer des Trips ueberschaulich und der Propanheizstrahler musste auch unbedingt mit.


    So liessen wir warm eingepackt MaxWaldi bei der Cheanuh Marina am spaeteren Morgen ins Wasser. Es war ein herrlicher ruhiger, wenn auch groesstenteils bedeckter Tag. Aber das Wasser lag wie ein Spiegel und es machte Spass schnell durch das glasige Wasser zu gleiten. Ich fuhr wieder zur Whirl Bay und hoffte natuerlich, dass die Winter Chinook-Bonanza wieder vor Ort war. Zwei weitere Boot zogen ihre Schleifen ziemlich weit draussen. Ansonsten hatten wir das Meer fuer uns alleine. Ich liess wieder 2 schmale Blinker in Grundnaehe hinab und machte es mir dann gemuetlich. Und es wurde diesmal ein Geduldstest. Es ebbte noch fuer 1,5h ziemlich hart und dann gegen 13:00 Uhr sollte sich die Stroemung drehen. Bis zum Stroemungswechsel holte ich nur einen winzigen Lingcod nach oben. Auch das Echolot zeigte nichts vielversprechendes auf der normalen Fangstrecke. Da die anderen 2 Boote viel weiter draussen fischten, zog ich uns mal in die tieferen Gefilde – vielleicht wussten die mehr als ich.


    Das war nun auch schon die Zeit des Stroemungswechsels und das Wasser veraenderte sich nun; es wurde unruhiger, Schwemmgut kam hier und da zum Vorschein – es wurde einfach lebendiger. Auch das Echolot zeigte nun hier und da Futterschwaerme und einzelne Sicheln. In 70m Tiefe bekam ich nun Bisse von Kleinlachsen und weiterhin paar kleinen Lings. Auch ein Kleiner Dorsch kam mal vorbei. Dann ruckte die Cohokillerblinkerrute fester an und etwas Schwereres blieb haengen. Es kaempfte nicht wie Lachs – eigentlich kaempfte es gar nicht richtig – es war nur ein zaeher Widerstand. Als der Fisch neben dem Boot auftauchte, staunte ich nicht schlecht! Ein guter Dorsch hing am Blinker! Der ging mit! Mit gut 60cm schon ein besseres Kaliber der pazifischen Dorschart. Zumindest fuer unsere Gegend hier wo Dorschfaenge ziemlich selten sind und eher die kleineren Kategorien ausmachen. Es war jetzt definitiv mehr Leben im Wasser – die Flut hatte die Flossentraeger munter gemacht. Als ich mal an der steilen Felskante vor dem Church Rock vorbeischleppte, zog wieder die Cohokillerblinkerrute hart ab. Ich schlug an und – jawoll, das fuehlte sich gut an!


    Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und machte gute Kopfstoesse. Leider erwischte mich dann eine Strudelstroemung die das Boot schnell drehte und den Fisch in die andere noch ausgelegte Schnur ziehen liess. Ploetzlich wurde der Widerstand an der Rute superschwer und ich sah dann auch die andere Rute im Rutenhalter im Gleichtakt zu meiner Rute rucken. Mist! Ich brachte das Boot erstmal wieder auf einen geraden Kurs und hievte dann ein. Am Ende kam mein Cohokillerblinker am Downriggerkabel eingehaengt nach oben und das andere Koedergeschirr hing an meinem Flasher dran – Supertueddel und Fisch weg. Schade!


    Mir lief nun die Zeit davon und ich wollte zum Schluss nochmal eine Runde in der tiefen Rinne vor der Marina drehen. Also packten wir bald ein und duesten zurueck bis vor die Marina. Dort schleppte nun auch schon ein anderes Boot. Im Winter kamen hier oft gute Schulen von Chinooks auf der Suche nach Sandaalen durch. Im Januar hatte es hier schon gut geklingelt. Also liess ich hier nochmal die Blinker zum Grund. Und es dauerte nicht lange, da zog wieder der Cohokiller hart ab. Wow, der Fisch hatte wirklich Dampf drauf und raste gleich los. Der nun folgende Drill war wirklich eine wahre Freude. Meine Frau wartete schon mit dem Kescher da wurde die Schnur ploetzlich schlapp. Nein, dachte ich und kurbelte wie ein Verrueckter aber es schien vorbei zu sein. Der Kescher wurde schon wieder weggesteckt und ich holte nur noch ein – da wurde die Schnur ploetzlich wieder straff und es riss wieder am anderen Ende. Waass? Er war wirklich noch dran! Er musste mit einem Affenzahn auf das Boot zugerast sein so das ich komplett Kontakt verloren hatte und schon aufgegeben hatte. Das der Schonhaken im Maul das wirklich ueberstanden hatte, war schon riesiges Glueck! So konnte ich den Burschen doch noch an’s Boot bringen und der Co-Captain sackte ihn erstaunlich cool in den Kescher ein. Feine Sache!


    Natuerlich musste ich nun noch eine Runde drehen aber es blieb bei diesem Fang; ein Dorsch und ein Chinook, beide etwa 60cm. Da kann man nicht meckern. Und Football musste ich auch nicht gucken – noch besser!


    2.1. 2023; East Sooke


    Nach dem vollen Neujahrstagerfolg gestern wollte ich gerne meinen Sohn an der Action teilhaben lassen. Mein juengerer Sohn war schon wieder auf dem Heimflug nach Deutschland und unser gemeinsamer Angelfreund Alec weilte noch bei seiner Freundin in Italien. So blieben nur wir zwei. Ricardo witzelte schon herum, dass es natuerlich heute lahm laufen wuerde – nie bekaeme man zwei Sternstunden hintereinander geliefert. Koennte gut sein, dachte ich auch aber dann wieder – so viele Lachse wie gestern dagewesen waren, konnten nicht alle sofort verschwinden.


    Es sollte heute Morgen noch etwas windig werden und erst ab Mittag sollte sich der Wind legen. So fuhren wir gar nicht erst frueh los und waren erst gegen Mittag an der Marina. Heute waren kaum Boote unterwegs – sicherlich hatte der Wind viele abgeschreckt und noch hatte keiner den Lachsreichtum ueber das Internet verschrien. Wir beschlossen es erst wieder in Whirl Bay zu versuchen und wenn es zu wackelig war dann vor die Marina zu der geschuetzten Rinne zu verlegen. In Whirl Bay war der Wellengang grenzwertig. Wir machten die erste Strecken mit den Wellen was das noch etwas ertraeglich machte. Und siehe einer da – kaum hatte Ricardo seinen Blinker am Grund eingesetzt, ruckelte seine Rute schon los. Es biss wieder ohne Unterlass! Zu zweit war das weit aus leichter zu managen auch wenn einer immer am Steuer sein musste, sonst haette uns der Wind im Nu einmal um die eigene Achse gedreht. Bei den Doppelbissen war das zweite Steuer am Heck sehr nuetzlich weil ich dann drillen und steuern konnte.


    Die ersten Dutzend Lachse waren alles untermassige Kleine. Die Groesse schien etwas gelitten zu haben seit gestern aber ich beruhigte Ricardo, dass da sicher noch was Groesseres beissen wuerde. Und ich versprach nicht zu viel; ploetzlich war Ricardo’s Rute viel kruemmer und er musste sogar Schnur geben. Er freute sich ueber den Drill – es war schon viele Monate her, dass er mit mir zum Lachsangeln war. Ich hatte eben erst einen Kleinlachs an der anderen Rute abgehakt und somit war diese Rute schon mal aus dem Wasser. Ricardo hatte damit kein Hindernis im Drill und brachte seinen schoenen Fang auch bald ans Boot wo ich ihn im Kescher versenkte. Alles war so viel einfacher zu zweit! Ein schoener 9 Pfuender! Wieder markiert.


    Der Wind liess nun merklich nach und ich fragte Ricardo ob wir nicht vielleicht mal pilken versuchen sollten. Er war sofort bereit umzustellen. Lachse bissen generell willig auf Pilker, allerdings hatten wir ueber die Jahre die Erfahrung gemacht, dass es einer ordentlichen Lachsdichte bedarf um lohnende Erfolgsaussichten zu haben. Auf gut Glueck hier und da mal zu pilken war eine schulterschmerzende Anstrengung ohne viel Resultate. Findet man eine Schule oder weiss wo sich Futter bei bestimmten Stroemungsbedingungen aufhielt, konnte man schon gute Erfolge erzielen. Ich kenne einige Angler die sich darauf spezialisiert haben und nach einiger Anlaufzeit auch regelmaessig was mit nach Hause bringen. Allerdings im Schnitt doch weniger als die Troller. Aber hier bei diesen Bedingungen muesste es doch gehen!


    Wir montierten beide einen 100g Pilker, was sich als gerade noch genug herausstellte um Bodennaehe zu halten. Ricardo riss as Erster bald die Rute zurueck, verpasst! Dann ruckte es bei mir – blieb auch nicht haengen! Aber es kamen regelmaessig Bisse und bald brachten wir die ersten kleineren Lachse hoch. Was fuer ein Spass auch wenn es noch keine Grossen waren. Aber ohne Flasher mit direktem Draht zum Fisch und man spuerte die Bisse – tolle Angelei. Dann hatte ich einen der ganz gut war und auch den Drilling ziemlich tief genommen hatte. Gut 6 Pfund, der ging mit. Dann hing Ricardo an was Groesserem aber nur fuer Sekunden – wieder weg. Es war nicht einfach diese sind windenden und quirrligen Lachse am Pilker zu halten. Dann hatte ich was Schweres am Haken. Erst war es nur schwer – ich dachte schon an einen kleineren Heilbutt aber dann schoss der Fisch zur Oberflaeche und legte einen Metersprung in die Luft hin! Wow! Beim Zurueckfallen ins Wasser ueberschlug er sich mehrfach und schwupp war der Haken raus. Schade! Der hatte zweistellig ausgesehen. Dann brachte Ricardo einen Dorsch nach oben. Der Junge war eben IMMER fuer was Exotisches gut. Der wird sehr gut in meine naechste Fischsuppe passen! Ricardo brachte noch einen brauchbaren Lachs ans Boot und auch der ging noch mit. So hatten wir noch einen Platz auf unseren Lachslizenzen. Es ging auf 14:30 Uhr zu und wir wollten nochmal die Rinne vor der Marina probieren. Wir packten ein und fuhren in die Marina Bucht zurueck.


    Dort schleppten auch noch zwei Boote und ich setzte uns etwas abseits um denen nicht die Schlepproute zu blockieren. Dann pilkten wir weiter. Ploetzlich stoehnte Ricardo auf und seine Rute war superkrumm. Langsam lief Schnur ab und man konnte schwere Kopfstoesse sehen. Dann gewann er langsam Schnur zurueck und pumpte seinen Gegner Stueck fuer Stueck hoch – doch ploetzlich wurde die Rute schlapp. Mist! Haetten wir gerne mal gesehen was das war. Wir waren schon etwas verwundert wie niedrig die Bissverwertungsquote beim Pilken war. Da riss es ploetzlich wieder an Ricardo’s Rute und er hieb 2-3 Mal kraeftig dagegen um den Haken festzusetzen. Jetzt flog ein Stueck Schnur von der Rolle aber Ricardo machte vehement Druck und liess nicht viel zu. Vielleicht war das der Trick – kompromisslos drillen. Nein, auch dieser Fisch stieg aus ohne das wir ihn auch nur gesehen haetten. Schade, schade… Es war nun Zeit zu gehen.


    Waehrend ich die Fische filetierte, musste Ricardo noch ein Hinterrad am Auto wechseln – platter Reifen. Ein ereignisreicher Tag! Es war ein feiner Spass gewesen mit ordentlicher Beute fuer uns. Wieder waren alle Lachse markiert gewesen und ich lieferte die Koepfe ab. Wuesste zu gerne wo diese Lachse alle herkamen. Lachse pilken ist doch das Allerbeste!


    1.1. 2023; East Sooke


    Ein gesundes, frohes und besonders fischiges neues Jahr wuensche ich Euch Fischfreunden! Und ich kann gleich bestaetigen: es ist ein fischiges Jahr! Meine Silvesterparty fiel etwas lau aus und so hatte ich Lust und Energie diesen windstillen Tag fuer eine Lachstour zu nutzen. Meine Soehne waren leider nicht verfuegbar und ich hatte mich auch nicht gross vorbereitet – nicht mal die Gezeiten nachgesehen und das Boot musste auch erst einmal bepackt werden. Als ich dann am spaeten Morgen losfuhr und schon 2/3 der Strecke nach East Sooke hinter mir hatte, fiel mir ein das ich die Downrigger vergessen hatte. Baeeeh! Was jetzt? Umdrehen und sie noch holen – eine Stunde verlieren? Oder weiterfahren und nur pilken? Ich fuhr erstmal zurueck und ueberlegte dann zu Hause nochmal ob es denn wert waere nochmal loszufahren. Aber ja, das Boot muss sowieso mal wieder gestartet und bewegt werden und was haette ich denn Besseres zu tun heute?


    Gegen Mittag war ich dann endlich auf dem Wasser und lief aus der Cheanuh Marina aus. Mir kamen schon einige Boote entgegen und die hatten alle ordentlich Fisch. Whirl Bay war das Wort. Ansonsten direkt vor der Marina. Da ich den Motor mal durchblasen wollte, fuhr ich zuerst zur 10 Minuten entfernten Whirl Bay, ein sehr gaengiger Spot im Winter. Es war bedeckt und die Olympic Mountains zugezogen. Aber kein Wind und dadurch auch nicht kalt. Ich staunte als ich schon etwa 15 Boote in Whirl Bay herumtrollen sah. Es musste sich herumgeprochen haben, dass was geht. Im lokalen Sportfishing Forum war nichts dergleichen angekuendigt gewesen. Waehrend ich die erste Schlepprute fertig machte, sah ich schon krumme Ruten rechts und links von mir. Wow.


    Der kleine Cohokiller-Blinker, glow in the dark, erreichte den sandigen Grund und ich zog die Rute stramm und wollte mich an die zweite Rute machen, da ruckelte die erste Rute schon los. Ein gerade massiger Chinook kam ans Boot. 45 cm ist das Mindestmass aber ich nahm eigentlich immer erst >50 mit. Kaum abgehakt und den Blinker wieder auf Tiefe gebracht – Biss. Gibt’s ja nicht. Der zog noch ein bisschen mehr. Ein vielleicht 50cm Chinook kam hoch. Ah, da wird wohl noch Groesseres kommen wenn das so weitergeht, dachte ich und liess ihn frei. Blinker neu angeleuchtet und wieder zum Grund. Diesmal schaffte ich es die zweite Rute zumindest zusammenzustecken bis die erste Rute ruckte und ausloeste. Gibt’s ja gar nicht! Es zerrte und rappelte am anderen Ende und wieder kam so ein Halbmeterlachs hoch. Weiter hoffend liess ich auch diesen wieder frei. Mann, das war anstrengend und ich zog erstmal meine Ueberjacke aus und brachte mich wieder auf Kurs.


    Ein Boot neben mir kescherte auch gerade einen Fisch. Vor mir ein anderes. Hier musste der Lachs dicht und dick stehen! In 5 Minuten hatte ich 3 Fische gefangen und haette schon 2 Keeper haben koennen und nach Hause fahren koennen. Diesmal schaffte ich es nun beide Rute einzubringen. Den Cohokiller fischte ich weiter hart am Grund und einen zweiten Blinker in etwa 40m Tiefe - 6-7m ueber Grund. Nach zwei weiteren Kleinlachsen erreichte ich das Ende der Bucht und drehte um. Ich musste etwas aggressiver drehen weil mir 2 andere Boote die Ideallinie nahmen. Die Innenseitenrute ruckelte nun ueber Grund und die andere zog schraeg hinter meinem Heck. Da loeste der Clip der Bodenrute aus und die Rute riss hart zurueck. Biss! Der war besser und nahm auch ein Stueck Schnur. Ich musste das Boot geradesteuern um die zweite Leine wieder hinter das Boot zu kriegen und um Schnursalat zu verhindern.


    Nach einem herrlichen Hin- und Herdrill brachte ich einen schoenen 8-9 pfuendigen Chinook ans Boot. Im Moment als ich nach dem Kescher greifen wollte, riss die andere Rute raus und wippte wild herum. Wow, Doppelbiss. Alleine Keschern ist immer eine heikle Sache und ich sah das der Haken fest im Maulwinkel sass; der sollte halten. Und so griff ich beherzt ins Vorfach und wuppte den fetten Lachs mit einem Zug ins Boot. Dann sprang ich schnell zur anderen Rute. Auch der war ein ordentlicher – vielleicht 1-2 Pfund weniger. Der durfte wieder schwimmen. Dann brauchte ich erstmal paar Minuten um den Fisch zu versorgen und das Chaos zu beseitigen. Mann, das war richtig anstrengend – Angeln ist eben doch Sport!


    Und es ging immer so weiter! Ich wartete nie laenger als 2-3 Minuten auf einen Biss. Die meisten kamen am Boden aber auch die hoehere Rute brachte ein paar Lachse. Ich verlor einen weiteren guten Lachs als er kurz vor der Landung auf die andere Bootsseite schwamm und sich um das andere Downriggerkabel wickelte. Der Haken kam heraus und hing am Kabel fest. Schade aber normal beim Solofischen. Neben einer Vielzahl kleinerer, untermassiger oder gerade massiger Chinooks biss dann ein absolutes Biest. Der riss nur so Schnur von der Rolle und machte mich richtig gespannt. Leider konnte er bei einem Richtungswechsel den Haken abschuetteln und war weg bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Der musste weit ueber 10 Pfund gewesen sein. Mein groesster Winterlachs war etwa 15 Pfund gewesen; der haette es sein koennen! Aber ich bekam noch einen schoenen 8-9 Pfuender ins Boot – auch wieder ohne Kescher. Damit war ich fertig – und fertig war auch ich!


    Ich hatte in etwas mehr als 2 Stunden etwa 30 Lachse gefangen. Wahnsinn! Ich beschloss nur noch zurueck zur Marina zu schleppen. Ich wollte nur noch mal sehen ob auch vor der Marina, in einer 40m tiefen Rinne, auch noch Lachse standen. Als ich schon im Niemandsland ueber sehr tiefen Wasser zurueckschleppte, kamen immer noch Bisse von kleineren Lachsen. Die waren wirklich ueberall! Sogar als ich dann beide Rute einholte um schneller fahren zu koennen, griff noch einer nach dem an der Oberflaeche schliddernden Blinker. So was kennt man eigentlich nur wenn ein grosser Buckellachsschwarm oder Cohoschwarm im Sommer vor Ort war.


    Vor der Marina schleppte ich noch die ca. 1km lange Strecke. Zwei kleinere Lachse, die ich auch hier fing, deuteten schon an, dass auch hier Fisch stand. Da! Die eine Rute ruckte wieder los und ich hieb an – und in etwas Grosses. Sofort flog eine Menge Schnur von der Rolle und ich spuerte heftige Kopfstoesse. Das gibt’s doch nicht. Ein Drill auf Biegen und Brechen und doch konnte ich endlich eine herrliche Salmonide neben dem Boot schwimmen sehen. Mensch, was fuer ein Brocken! Der koennte meinen Winterlachsrekord brechen! Ich holte den Kescher und beim dritten Versuch konnte ich ihn einsacken. Wow! Ich legte ihn kurz auf den Tisch und vermass ihn: 79cm. Das koennte von 13 bis 18 Pfund alles sein. Er war recht schlank und so vermute ich mal er war am unteren Ende dieser Spanne. Trotzdem ein toller Fisch fuer diese Jahreszeit – bis zur Laichzeit im Herbst wuerde er locker 30-40 Pfund haben wenn ihn kein anderer wegfaengt oder frisst!


    Was fuer ein Tag! Was fuer ein Start ins neue Jahr! Interessanterweise waren alle Lachse, die ich gesehen hatte, markiert – also Fettflosse ab – also aus Brutstationen. Ich versah die abgeschnittenen Koepfe meiner beiden Lachse mit dem Label und steckte sie in die Gefriertruhe des Ministeriums. Vielleicht hatte ja einer einen Chip und ich konnte erfahren wo diese Lachsmenge herkam. Ich hatte so einen Winter-Chinookmenge in 20 Jahren noch nicht erlebt. Bei solch einer Lachsdichte haette man wirklich mal Pilken probieren sollen. Ich machte gleich meinen Sohn Ricardo heiss und wir verabredeten eine weitere Tour fuer morgen.









    1.10. 2022; Sooke


    Am 1. Oktober werden immer die Cohoentnahmeregeln relaxt. Da es dieses Jahr augenscheinlich einen guten Cohobestand gab, waren die Angler in Sued-BC hoffnungsvoll das das auch dieses Jahr wieder geschehen wuerde. Die Ankuendigung kam nur 2 Tage vorher und bedeutete fuer uns vor Victoria und Sooke, dass man nun 4 Cohos insgesamt pro Tag behalten konnte, von denen einer ein unmarkierter sein durfte. Weiter westlich, bei Port Renfrew, durften nun 2 von 4 unmarkiert sein. Oft muss man sich durch dutzende Unmarkierte durchangeln bis man mal einen geclippten Lachs fand. Letzten Samstag lud ich meinen Freund Dave mit zu mir auf’s Boot ein. Er mochte auch das Cohofischen.


    Wieder fingen wir unsere Tour an der Sunny Shores Marina in Sooke an und legten unsere Ruten bald vor den Sooke Bluffs aus. Weiter draussen waren schon etliche Boote auf Coho unterwegs aber hier in Ufernaehe kaum einer. Aber auch die Cohos machten sich rar hier und bis auf ein paar Shaker schien hier nichts zu jagen. So zogen wir langsam weiter raus. Dave bekam nun einen Biss und schien einen Coho ans Boot zu bringen. Ich erkannte dann neben dem Boot das es aber ein kleiner aber massiger Chinook war. Dave war es gleich – der ging mit!


    Wir drehten noch ein paar Schleifen in der Naehe der Bissstelle und Dave fing tatsaechlich noch einen mittelpraechtigen und vorallem markierten Coho. Na also! Dann wurde die Stelle aber kalt. Jerrod rief uns ueber Funk an und berichtete von guten Faengen vor Secretary Island. So packten wir ein und dampften gegen die mittleren Wellen vor die Insel. Und dort fanden wir die Schwaerme. Wir fischten manchmal 20 oder sogar 30 Minuten ohne Biss und dann brach ploetzlich Chaos aus - mit Doppelbissen und weiteren Bissen als man gerade den Koeder wieder auf Tiefe gebracht hatte. So hatten wir eine Stunde spaeter neben dem Chinook noch weitere 5 Cohos im Boot – und alle markiert! Das war uns beiden noch nicht passiert! Oft liegt die Markierungsquote bei 10%, heute bei 100%! Wir konnten nun nur noch 2 zusaetzliche Lachse behalten und wollten uns nun auf Qualitaet beschraenken.


    Aber uns wollten einfach keine richtig Grossen an den Haken gehen. Dabei hatten alle Angler die letzten Tage und Wochen immer wieder 10-15 pfuendige unmarkierte Cohos zurueckgesetzt. Wo waren die denn heute? Dave und ich liessen ein paar in der 6-8 Pfundklasse frei in der Hoffnung auf was Zweistelliges. Nach einem Koederwechsel rappelte es bei Dave dann endlich richtig am Geschirr und endlich konnte er mal, nach langem harten Drill, einen richtigen Brocken ans Boot bringen. Leider kostete die Landung ihm die Rutenspitze aber sonst war an diesem 10 Pfuender alles perfekt. Ob es jetzt der Koeder oder einfach mal Glueck gewesen war, sei mal dahingestellt. Ich packte dann auch noch einen guten Coho dazu und dann machten wir Schluss. Alle bis auf den groessten Coho waren markiert – das ist eine absolute Seltenheit!


    19.9. 2022; Sooke


    Weil es so viel Spass war, wollte ich den mit meinen Jungs teilen. Ricardo war sofort bereit und auch Alec liess sich nicht lange betteln. Wir wiederholten praktisch die Taktik von vor 2 Tagen – nur der Wind spielte diesmal nicht lange mit. Wir fingen 2 oder 3 mittlere Cohos an meiner Geheimstelle vor den Bluffs aber dann bauten sich ungemuetliche Wellen auf. Der Wind kam entgegen der Flutstroemung was immer fuer unschoene Angelverhaeltnisse sorgt. So packten wir kurz ein und fuhren in den Windschatten von Secretary Island. Da fanden wir eine Strecke von vielleicht 300m direkt vor der Insel wo das Wasser ziemlich ruhig war und wir anstaendig fischen konnten. Frage war nur ob da auch Cohos waren.


    Diese Frage wurde am Ende unserer ersten Passage beantwortet als die Rute mit dem Shrimpimitat hart nach hinten gerissen wurde. Ricardo brachten einen ordentlichen, vielleicht 8 pfuendigen, Coho zum Boot. Unmarkiert. Ueberhaupt sollte uns an diesem Tag nicht ein einziger markierter Coho an den Haken gehen. Mit schoener Regelmaessigkeit hatten wir so alle 15-20 Minuten einen Biss und konnten auch viele der Bisse verwerten. Auch ich durfte mal einen schoenen fetten Coho landen und wieder freilassen. Schon gegen dem Ende unseres Trips hakte Alec dann den groessten des Tages – ein wuchtiger, sicher ueber 10 pfuendiger, Silberbrocken – ein Maennchen mit schon ausgepraegtem Laichhaken. Leider flutschte er aus der Hand bevor wir ein gutes Foto machen konnten. Ah well…. Insgesamt landeten wir vielleicht 13 oder 14 Cohos, alle unmarkiert, alle zwischen 5 und reichlich 10 Pfund. Unter den Umstaenden war das ein vorzeigbares Ergebnis und bestaetigte einen guten Cohoaufstieg dieses Jahr.


    17.9. 2022; Sooke


    Kein Wind, keine anderen Verbindlichkeiten – also angeln gehen, was sonst! Die Cohos waren voll im Ansturm vor Sooke und so zog es mich wieder dahin. Sollte ein Solotrip werden.


    Nach der erfrischenden Fahrt den gesamten Sooke Fjord entlang, stoppte ich nahe an der Fjordmuendung an den Sooke Bluffs. Das ist eine ganz unscheinbare Stelle, die aber am Ende der Flut aus irgendwelchen Gruenden oft Futterfisch und damit Lachs anzog. Es war ein sacht abfallender sandiger Abschnitt mit 30-50m Tiefe; keinerlei Struktur. Die Flut muss da wohl Kehrstroemungen erzeugen welche Futter konzentriert. So jedenfalls meine Theorie.


    Bei Sonnenschein, 23 Grad und null Wind machte ich 2 Ruten klar. Ich wollte heute mal eine Anglerweisheit widerlegen und wollte sehr langsam auf Cohos schleppen. Die gaengige Weisheit lautete, dass man auf Cohos extra-schnell schleppen muss. Aber ich hatte schon etliche Cohos beim gemuetlichen Schleppen auf Chinook gefangen und wusste so, dass es da zumindest eine Menge Ausnahmen geben muss. Ein Kumpel von mir, Rick, war an diesem Tag auch auf Coho unterwegs und ich wusste, dass er etwas weiter draussen angeln wuerde. Rick wuerde flott schleppen – wie es sich eben auf Coho gehoert. Mal sehen wer am Ende besser abschnitt!


    Ich suchte mir 2 Koeder die langsam gut liefen – da war einmal ein kleiner knal-oranger Apex und dann ein kleines Gummi-Glitzer Shrimpimitat. Die sollten bestens ins Coho Koederschema (Krill, Shrimp, Kleinfisch) reinpassen. Der Apex ging auf 15m Tiefe und der Gummi auf 25m. Und dann schleppte ich schoen laaaaangsam im Zickzack durch die Gegend. Ich sah zwei andere Boote in der Naehe; und am Horizont bei Secretary Island vielleicht 50 oder mehr Boote. Dort war auch Rick unterwegs. Es dauerte nicht lange und die tiefe Rute ruckte los – ein mittlerer Coho, unmarkiert. Wurde gleich wieder abgehakt. Dann eine Weile nichts. Ich drehte eine Schleife ins flacherer Wasser und fand eine Futterwolke am Echolot. Hier musste doch was sein. Bei der naechsten harten Linkskurve zog wieder die Rute mit dem Gummishrimp ab. Auf der Kurveninnenseite. Das war ein praechtiger wilder Coho – um die 10 Pfund. Durfte wieder schwimmen. Gleich drehte ich wieder Richtung der Futterwolke und wieder produzierte das Shrimpimitat einen Biss. Der Fisch schuettelte aber schon nach paar Sekunden den Haken ab. Aber es schien, dass die Cohos tiefer standen.


    Obwohl etwas riskant wenn Solo-Fischen, stellte ich nun die Apexrute auch so auf 20m Tiefe ein und drehte weiter meine Kreise. Jetzt brach Chaos aus auf MaxWaldi! Erst riss es hart an der Apexrute und als ich den Schleppmotor in Standgas gestellt hatte um den Fisch bequehm zu drillen, zog nun auch die andere Rute hart an: Doppelbiss! Ich loeste die Bremse der zweiten Rute etwas und liess den Lachs an der Leine toben. Auch der erste war ein guter Kaempfer und rauschte paar Mal an der Oberflaeche kreuz und quer hinter dem Boot. Nur nicht die Schnuere ueberkreuzen! Ein anderes Boot sah wohl das Spektakel und schleppte dicht vorbei und der Captn winkte mir lachend zu. Der Spass war mir wohl anzusehen! Dann hatte ich den Ersten am Boot und hielt ihn am Vorfach fest um die Fettflosse sehen zu koennen. In dem Moment als ich die Fettflosse eindeutig erkennen konnte, hebelte sich der Kerl auch schon vom Schonhaken frei. Gut so. Dann sprang ich schnell zur zweiten Rute rueber und nahm Fuehlung auf – jupp, der war auch noch dran. Er hatte sich mittlerweile schon muede getobt und kam ziemlich willig an’s Boot. Ein klasse Fisch – bestimmt knapp 10 Pfund. Aber wieder unmarkiert und damit Freilasskandidat.


    Und jetzt ging das so weiter. Ich hatte noch 2 oder 3 Doppelbisse und noch viele Einzelbisse. Alles auf einer Flaeche von vielleicht 300x300m. Und oft kam der Biss auf der Kurveninnenseite wo der Koeder noch langsamer lief. Der Apex war ein wahrer Cohoverfuehrer. Er fing am Ende bestimmt 75% der Fische. Ich hatte noch das Glueck 2 markierte zu erwischen auch wenn diese mit die Kleinsten des Tages waren. Ich musste mindestens 20 oder 25 Cohos ans Boot gebracht haben. Wirklich eine weltklasse Angelei und dann noch bei solchem tollen Altweibersommerwetter! Der groesste des Tages blieb der 10 Pfuender gleich am Anfang. Alle Cohos waren noch silberblank.


    Zurueck an der Marina filetierte ich meinen Fang. Rick kam eine halbe Stunde spaeter hinzu und jetzt war ich mal gespannt: er hatte einen kleineren Chinook und einen markierten Coho. Und ausserdem noch 2 unmarkierte Cohos freigelassen aber sonst keinen berauschenden Tag gehabt, meinte er, obwohl er locker die 5fache Distanz zurueckgelegt hatte. Als ich von meinen ermuedeten Armen erzaehlte, war er verbluefft. Auch wenn das kein ernstzunehmendes wissenschaftliches Experiment war, gaben die Ergebnisse aber doch ein paar Schluesse her: Cohos beissen auch sehr gut auf langsam gefuehrte Koeder; eine Stelle mit Futter und Cohodichte zu finden ist das A und O. Haette Rick an meiner Stelle im Eiltempo auch gut gefangen – wahrscheinlich ja. Haette er viel besser gefangen als ich im Schneckentempo – bezweifele ich, ging gar nicht. Werde ich das jetzt grossartig bekanntgeben und ausposaunen? Noee! Ihr duerft das aber wissen.


    3.9, und 4.9. 2022; Sooke cont.


    So duesten wir die kurze Strecke dahin und liessen uns nahe des Walbootes treiben. Dann kam der Buckelwal ploetzlich wieder an die Oberflaeche und die Jungs bekamen einen tolle Show. Nach vielleicht einer halben Stunde war er dann fuer laenger abgetaucht und ich beschloss mit Alec einfach von hier zurueck zur Kueste zurueckzuschleppen. Wir fingen noch den einen oder anderen wilden Coho und ein paar Shaker und der Wal tauchte dann bald wieder links und rechts von uns auf – er schien uns in flachere Wasser zu folgen. Das haette man ja nicht besser planen koennen fuer einen Touristentrip!


    Es war jetzt Zeit fuer den Stroemungsumschwung von Flut auf Ebbe und waehrend das auch eine heisse Angelzeit auf Lachs war, schlug ich vor es mal auf Heilbutt zu versuchen. An so einem Tag wo alles zu klappen schien, musste man es darauf ankommen lassen. Die Jungs waren einverstanden. Der Kescher war eh im Eimer und so wuerde der naechste Grosslachs, wenn er denn noch kaeme, sowieso eine Herausforderung. Ich fand auf der Karte eine schicke Untiefe – vielleicht 20 Minuten weg von hier. So duesten wir dahin und warfen den Anker. Leider rutschten wir in ein bisschen tieferes Wasser ab als ich vorhatte – es war schon 120m tief als wir endlich haengenblieben.


    Alec stimmte die Gaeste schon auf Dornhaie ein, welche eigentlich immer beim Buttangeln vor Ort waren. Nur bei 120m Angeltiefe versprach es kein grosser Spass zu werden, sich um diese Plagegeister zu kuemmern. Aber unsere beiden Gaeste hatten Spass daran einige dieser Haie nach oben zu kurbeln und dort zu beschauen. Alec zeigte ihnen den Stachel und deren scharfe Kauleiste. Leider zeigte kein Butt Interesse an unseren Koedern. Der Wind legt nun auch merklich zu aber ich wollte noch etwas ausharren. Auf einmal rief Alec auf und zeigte mit gestrecktem Arm neben das Boot. Wir drehten uns alle gleichzeitig um … und hatten den Mund offen. Eine 2m hohe Flosse ragte nur ein paar Meter neben dem Boot aus dem Wasser: Orcas! Ein Pod von vielleicht 5 oder 6 kam direkt auf das Boot zu und drehte erst kurz davor seitlich ab. Sie schnauften beim Einatmen und wir konnten ihre weissen Flanken und Baeuche sehen. Der Bulle hatte ein beeindruckendes Schwert auf dem Ruecken. Die Jungs waren total aus dem Haeuschen. So eine Show kriegt man selbst hier nicht oft geboten! Mittlerweile darf man als Freizeitbootsfuehrer nicht mehr aktiv auf Orcas zufahren, um sie nicht zu stoeren. So sieht man sie meist nur noch aus der Entfernung. Aber wenn die Kerle von selber so dicht an das Boot kamen…? Toll!


    Dann wurde es uns zu schaukelig und wir packten ein. Auf dem Rueckweg zogen wir noch die Krabbenfalle ein und hatten doch tatsaechlich zwei Keeper, genug fuer die beiden Neulinge fuer ein feines Westcoast Dinner. Man muss schon sagen, so ein Glueck wie die beiden auf ihrer ersten Angeltour auf dem Pazifik hatten, das war schon erstaunlich. Sie hatten eine Menge Geschichten zu berichten und schoene Fotos zur Erinnerung. Dazu noch feinste pazifische Cuisine.


    3.9, und 4.9. 2022; Sooke


    Hoechste Zeit mal wieder zu berichten sonst falle ich zu weit zurueck und kann mich nicht mehr erinnern! Hatte einfach keine Zeit und Muse zum Schreiben gefunden – dabei gab’s ein paar schoene Fischerlebnisse. Bin aber auch 2 Wochenenden mit meiner Frau Bootscamping in die Gulf Islands gefahren. Das laeuft dann zwar ohne Angelruten ab, war aber trotzdem ein schoenes Wassererlebnis mit schoenen Straenden in versteckten kleinen Buchten, verrueckt ausgewaschenen Felsklippen in der Brandung, Delfin- und Otterbegegnungen, schicke Boote in den Marinas und eine tolle Hippiebustour zum Hummingbird-Pub auf Galiano Island. Und bei bestem Sommerwetter!


    Fuer den 3. September hatte ich 2 Angelderbytickets gekauft. Das veranstaltet die South Vancouver Island Anglers Coalition; ein Benefits-Derby um Lachsbestandstuetzmassnahmen in Sooke zu finanzieren. Ich haette denen sowieso wie jedes Jahr ein paar Scheine gespendet aber ich dachte dann warum nicht fuer das Geld ein paar Tickets zu kaufen und mitzumachen und vielleicht sogar noch was zu gewinnen? Da meine Soehne beide noch in Deutschland waren, lud ich meinen quasi-Adoptivangelsohn Alec ein. Er war sofort Feuer und Flamme. Super wetteifernd dieser jungen Mann! Wir uebernachteten gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke – er im SUV und ich im Boot – um uns das Gedraenge an den Bootsrampen am fruehen Morgen zu sparen.


    Leider wurde es ein sehr windiger und welliger Tag. Aber wir kaempften uns zu den heissen Stellen bei Otter Point und Muir Creek durch und gesellten uns zur Armada die mit oder ohne Derbyticket noch die letzte Chinookwelle vor dem Saisonende abfangen wollte. Es kamen aber leider kaum neue Lachse durch und wir hoerten von allen Richtungen das Gleiche ueber Funk: Totenstille, nur Kleinlachs. Auch wir konnten trotz aller Anstrengung und dem gesamten Koederarsenal im Einsatz keinen vernuenftigen Lachs landen. So standen auch wir mit leeren Haenden bei der Wiegestelle und Gewinnerzeremonie da – wie so viele andere auch. Aber ein paar Angler hatten ein paar gute Lachse hier und da gefunden und ueberlistet. So war der Sieger wenigstens noch ein ordentlicher Lachs von ueber 20 Pfund. Nach 3 oder 4 Lachsen in den hohen Teens wurde es dann aber schon peinlich klein. War die Saison schon so frueh zuende oder hatten wir nur eine Aufstiegsluecke erwischt? Wir sollten es bald erfahren!


    Alec hatte 2 auslaendische Studenten bei sich zu Hause einquartiert; einer aus Italien und einer aus Mexiko. Beide wuerden gerne mal mit zum Angeln auf’s Boot mitkommen, meinte er schon die vorherige Woche. Und so hatten wir ausgemacht die beiden am Tag nach dem Derby mitzunehmen. So liess ich MaxWaldi nach dem Derby noch eine Nacht in der Marina und am Sonntag den 4.9. fuhren wir nochmal mit den beiden Frischlingen raus. Der Tag sollte wesentlich windstiller werden als der Tag zuvor. Erst am Nachmittag war aufkommender Wind angesagt. Ich hatte mir einen Plan gemacht; erst die Krabbenfalle raus im Sooke Fjord vor der Marina. Dann zum Lachsangeln direkt vor der Fjordmuendung und von da aus nach Walen Ausschau halten denn die beiden haetten liebend gerne mal einen Wal in der natuerlichen Umgebung gesehen. Und dann ab Mittag koennte man mal auf Heilbutt probieren denn die Gezeiten passten dann ganz gut. Nur das ich eigentlich nie vor Sooke auf Heilbutt geangelt habe und keinerlei Erfahrung mit wann und wo dort habe. Aber versuchen koennte man es ja mal – geben tut es die dort, soviel war klar.


    Alec war Tourguide fuer die beiden und erklaerte all die Dinge die es zu sehen gab. Das fing an mit den Robben die faul auf den Wellenbrechern an der Marina lagen. Dann wie die Krabbenfalle funktionierte. Als wir dann vor dem Sooke Fjord auf die Juan de Fuca Strasse kamen, weisste er sie in die Kuenste des Trollingangelns ein. Waehrend wir nun 2 Ruten auf unterschiedlichen Tiefen auf Coho und vielleicht einen spaeten Chinook fischten, kam eine Delfingruppe in Sicht und spielte oder jagte in Bootsnaehe. Die beiden Neulinge erfreuten sich sehr an diesem Anblick. Dann ruckelte auch schon eine der Ruten los, und bald auch die zweite und Alec und ich hatten alle Haende voll zu tun die Jungs im Drill zu coachen und die zu kleinen oder unmarkierten Lachse abzuhaken. Bis jetzt noch keine Keeper. Aber es sah fischig aus hier, dachte ich, Delfine, Voegel, hier und da Futterfischsignale auf dem Echolot…


    Da rappelte ploetzlich die Blinkerrute los und Alec hieb an und gab die Rute an Stefano. Der drillte nun unter Alec’s Aufsicht einen feisten Coho zum Boot. Edgar und ich beobachteten das aber ich wurde ploetzlich aus dem Beobachterstatus herausgerissen als ich die Koederfischrute ohne Vorwarnung nach hinten ziehen sah. Ich sprang auf, schnappte mir die Rute hieb an und fuehlte kraeftigen Widerstand – und der Fisch zog auch gleich ab! Oha, ein gewichtiger Fisch! Ich drueckte dem verbluefften Edgar die Rute in die Hand und riet ihm die Finger, so lange der Lachs rannte, erst einmal von der Rolle wegzuhalten. Der Fisch stoppte mal kurz und zog dann wieder an und Edgar wusste nicht so richtig wann er die Rolle bedienen sollte und bekam ein paar Mal die Kurbeln auf die Finger gepruegelt. Aua! Aber bald kam er in den Give-and-Take Rhytmus. Ploetzlich durchbrach etwas die Oberflaeche, vielleicht so 20m hinter dem Boot. Whooaaa! Ein grosser Lachs kaptapultierte sich voll aus dem Wasser und ueberschlug sich in der Luft. Wow! Und das trotz Flasher! Entweder war das ein rekordverdaechtiger Coho, die ja fuer Akrobatik bekannt sind, oder ein guter Chinook der voll durchgeknallt war. Und nochmal kam er voll aus dem Wasser gesprungen! Jetzt hatte es auch Edgar gesehen und yahoote auf dazu.


    Mir war etwas bange ob der Schonhaken solche Kapriolen lange mitmachen wuerde, aber bis jetzt ging alles gut. Alec und Stefano bekamen das Spektakel natuerlich mit und beeilten sich ihren Cohodrill schnell zu beenden. Ihr Fisch stellte sich wieder als ein ordentlicher wilder Coho heraus, der am Boot schnell abgehakt wurde. Dann wurde das Deck schnell zum Grosskampf prepariert. Als Edgar’s Lachs in Bootsnaehe kam und doch noch einige Finten auf Lager hatte, coachte und unterstuetzte Alec den Faenger in allen Belangen. Wir sahen bald einen schoenen Chinook hinter und neben dem Boot kreuzen. Hoffentlich konnten wir ihn landen! Edgar machte das mittlerweile sehr gut und liess den Fisch immer wieder Schnur wenn er kurz vor dem Kescher nochmal auswich. Ich machte den Kescherstiel ganz lang und als der Lachs mal wieder faul Richtung Boot kam, half Alec Edgar hart anzuziehen und zog Edgar mit zurueck zur anderen Bootsseite so dass der Fisch an der Oberflaeche zum Boot gezerrt kam und ich Platz hatte zuzulangen. Versenkt! Ich sackte den Lachs ein und hob ihn unter lauten Jubel ins Boot. Das dabei der Kescher zerbrach war erstmal nur eine Randnotiz.


    Die Jungs jubelten und staunten, und als ich ihn abgeschlagen hatte, betatschten sie den schoenen Fisch bewundernd. Bis wir dann noch eine ganze Serie Fotos gemacht hatten und dieses und jenes erklaert hatten, waren wir schon weit von der Fangstelle abgetrieben. Der blitzblanke Chinook war nicht ganz 20 Pfund und haette uns gestern im Derby einen der hoeheren Plaetze beschert. Wo war der gestern gewesen!? Ich versuchte uns gegen die Flutstroemung wieder zur Fangstelle zurueckzuschleppen, aber merkte bald, dass das eine ganze Weile dauern wuerde. So wog ich schon ab das Geschirr einzuholen und mit dem grossen Motor schnell zurueckzufahren. Da bemerkte ich wie ein grosses Walbeobachterboot vielleicht einen Kilometer von uns entfernt auf seinem Weg nach Westen ploetzlich stehenblieb. Ich suchte die Gegend um das Boot mit dem Fernglas ab und nach paar Minuten konnte ich doch tatsaechlich einen Walbuckel unweit des Bootes ausmachen. Ich fragte meine Crew ob sie vielleicht lieber kurz eine Angelpause machen wollten und zum Buckelwalbeobachten weiter rausfahren wollten. Unbedingt, war die einstimmige Antwort.

    15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 5 cont.


    Ich fing noch einen und liess die natuerlich wieder frei. Wir wollten nur noch mit Kapitalen spielen! Bald holten wir ein und fuhren zum Camel Rock wo Carl schon fleissig unterwegs war. Er berichtete sie haetten schon 2 Chinooks in den Teens aus den Felsen gekratzt. Aehnlich dicht unter Land wie bei Rosa, meinte er. Das war im Gegensatz zu dem was die meisten anderen Boote um uns herum zu tun schienen. Die waren alle etwas weiter draussen. Aber wir sahen ein paar kleinere Lachse die hier und da gekeschert wurden. Also Lachs war da, die Grossen schienen dicht am Ufer, die Kleineren weiter draussen – war klar was wir machen wuerden. Dave und ich montierten je eine Koederfischschlepprute und stellten sie auf flach zwischen 10 und 15 m Tiefe und dann fuhr ich die Felskanten ab. Auch wenn uns kaum ein anderes Boot in die Quere kam, war es doch ein kitzeliges Unterfangen da die Gegend um Camel Rock super riffig war und man keine gerade Linie fahren konnte und man oefter die Koeder hoch und gleich wieder runterlassen musste.


    Ich sah eine Untiefe vielleicht 50 m vom Ufer – die kam bis kurz unter die Oberflaeche hoch. Zwischen diesem Riff und dem Land war aber eine Passage die an der flachsten Stelle noch 10m tief war. Der Grund kam aber urploetzlich von 20 auf 10m hoch und wenn wir es da durch probieren wollten, mussten wir hoellisch aufpassen. Dave war gewarnt und stand an seinem Downrigger. Ich war am Lenkrad aber sprungbereit: wir hatten unsere Koeder bei 17m dicht am Boden und ich fuhr in die Passage rein – warte, noch eine Sekunde, der Boden kam hoch; 19, 18, 17m – ich sprang zum Rigger und wollte den Knopf druecken da riss es meine Rute zurueck und gleich aus dem Clip. Ich holte trotzdem noch schnell das Downriggerblei hoch und schnappte mir dann die Rute. Fish on. Im selben Moment zog auch Dave’s Rute ab. Doppelbiss – und zwei Monster! Beide Fische rasten weg vom Boot und gleich ueberkreuz so dass ich unter Dave’s Schnur durchkriechen musste. Ausserdem musste ich das Boot noch durch die Passage steuern – etwas weiter rechts war es nur 2-3 m tief. Hoffentlich setzten sich unsere Fische nicht irgendwo in diesen Klippen fest oder scheuerten die Schnur an einer scharfen Kante durch. Das war keine leichte Drillstelle.


    Aber es war ein Heidenspass zwei grosse Lachse gleichzeitig zu drillen. Meiner blieb Gott sei Dank bald stehen und sausste nur noch hin und her und waelzte sich auch mal an der Oberflaeche. Das war ein Brocken, das konnte man schon sehen! Dave’s Fisch war immer noch voll in Fluchtmodus und machte uns Sorgen. Ich konnte das Boot hier nicht umdrehen und ihn verfolgen. Dave meinte das waere der groesste Lachs den er seit einer ganzen Weile gedrillte haette. Endlich blieb sein Fisch stehen und kam nun zurueckgeschossen. So schnell das Dave den Anschluss verlor und …jupp… Fisch weg. Ach, er war enttaeuscht, ich haette ihm den Brocken sehr gegoennt – er waere ja eh wieder freigelassen worden. Aber wir hatten keine Zeit fuer ein Trauerfest – ich hatte ja meinen Brocken noch dran. Vielleicht war es auch besser so – vielleicht haetten wir am Ende beide verloren bei dem Versuch zwei Kapitale gleichzeitig fuer Catch&Release zu landen.


    Dave steuerte jetzt das Boot von den Klippen weg und nun hatte ich etwas mehr Tiefe zum drillen. Und der Lachs war wirklich sportlich und schickte mich von einer Bootsseite zur anderen und auch als ich ihn in Bootsnaehe hatte, sausste er noch paar Mal unter dem Boot durch. Ich wollte den Drill nicht zu lange herauszoegern denn das Oberflaechenwasser war warm und der Fisch sollte sich nicht toedlich verausgaben. Ich zog dann mal hart an als er in Bootsnaehe war und Dave sackte ihn im Kescher ein. Gewonnen! Ein toller goldener Fisch! Das war sicher der Groesste fuer mich auf unserer Tour – am letzten Tag! Fantastisch. Koennte an Carls Fuehrung heranreichen – war sicher in den unteren 20 Pfund aber genau werden wir es nie wissen denn ich wollte die reife Lachsdame nicht lange belaestigen. Haken kam gut raus noch im Kescher aussen am Boot, ein kurzes Foto und dann torpedierte ich sie mit Schwung ins Wasser so dass sie schnell ins tiefere und kuehlere Wasser kam. Ich sah sie noch wie der Blitz davonhuschen. Klasse! Wir klatschten uns ab und jetzt bedauerte ich nochmal Dave’s Verlust. Seiner haette noch groesser sein koennen – nach der Monsterflucht zu urteilen. Naja, was soll’s.


    Wir funkten das zu unseren Freunden hinueber und beide Boote kamen auch hierher. Wir waren etwas abgetrieben und schleppten von der Nachbarbucht, wo wir gelandet waren, wieder zu der Untiefe zurueck. Ich hatte es mir gerade wieder im Fahrersitz bequehm gemacht, da sah ich wie meine Rute schon horizontal nach hinten bog und die Rolle zu kraechzen begann. Wow, Fish on! Und schon wieder ein Tank! Es war ein toller Spass solche Brocken tief in einem geschuetzen Fjord bei glattem Wasser, Sonnenschein und im flachen Wasser zu drillen. Herrlich. Nach einer Weile hatte ich wieder so einen Goldbarren am Boot – fast identische Groesse. Dave kescherte ihn wieder und wieder versuchte ich die Haken noch im Wasser zu loesen. Aber hier war das nicht so einfach – der hatte tief geschluckt und der lose Angsthaken hing im Kiemenbogen. Der Lachs fing an moerderisch zu bluten. Der wuerde das nicht ueberleben. Ich fluchte leise denn es war nicht meine Absicht gewesen noch einen Chinook zu toeten – obwohl ich noch einen freien Platz auf meiner Lizenz hatte. Als ich die Haken raus hatte, hielt ich die Lachsdame fuer ein Foto hoch und das Blut rann dick an meiner Hand runter. Es hatte keinen Sinn diesen Lachs wieder freizulassen. So schlug ich ihn ab.


    Waehrend Dave noch was weiterschleppte, machte ich mich ans Ausnehmen dieses schoenen Lachses. Es war ein markierter Chinook – nicht das es da viel Zweifel gab das ein reifer Chinook hier tief im Nootka Sound ein Conuma Hatcherylachs waere, aber die Markierung war der eindeutige Beweis. Kanadische Hatcheries markieren (Fettflosse abgeschnitten) eigentlich nur Lachse denen sie einen Chip mit Daten einimplantieren. Also der hier hatte wohl einen Mikrochip im Kopf. Man soll solche Lachskoepfe mit einem Label versehen und ans Fischereiministerium einsenden, damit die die Daten auswerten koennen. Dazu sind an vielen Marinas Tiefkuehltruhen aufgestellt. Mal sehen ob es sowas in Gold River gab. Als Belohnung bekam man dann irgendwann einen Brief mit einer Beschreibung des Fisches und was sie darueber herausgefunden haben (Alter, Herkunft). Ich mag solche Rueckmeldungen.


    Bis ich mit der Fischverarbeitung fertig war, war auch unser Angelzeitfenster abgelaufen. Das war nochmal ein toller Abschluss unserer Reise gewesen; Carls Boot hatte insgesamt 4 Chinooks zwischen 10 und 15 Pfund gefangen und wieder entlassen, wir hatten 3 Kapitale dran und 2 gelandet und einen behalten. Nur Jerrods Boot hatte nur einen kleineren Coho erwischt. Aber es hatte allen Spass gemacht. Dann duesten wir die restlichen 40 Minuten bis nach Gold River und holten problemlos unsere Boote heraus und luden sie auf die Haenger. Dabei wurden wir von Fischereiministeriummitarbeitern angesprochen die hier Kontrolle und Proben nahmen. Die waren total scharf auf meinen Lachskopf den ich natuerlich gerne hergab. Dann besorgte ich mir noch 2 Tueten Eis fuer meinen unerwarteten Fang und dann ging es heimwaerts. Jerrod fuhr hinterher und ein bisschen langsamer als wir zwei vorneweg. Kurz vor der Stadt Campbell River meinte ich zu Dave das das wohl der erste Angeltrip mit unseren Freunden und mehreren Booten war, auf dem nicht eine Panne oder technische Probleme waren. Teils dank der neuen Motorisierung unserer Freunde. Haette ich nicht sagen sollen – als wir in Campbell River auf dem Mall-Parkplatz auf Jerrod warteten um gemeinsam Mittag zu essen und dann Joshua und die extra Fischkisten an Glenn’s Truppe zu uebergeben, kam Jerrod spaet und mit einer Qualmwolke hinter sich her. Als er auf dem Parkplatz endlich anhielt, dampfte sein linkes Anhaengerrad. Radlager total zerschossen. Das er das ueberhaupt noch bis hierher geschafft hatte, war reines Glueck. Wir hatten alles dabei und nach 2 Stunden herumfrickeln konnte er wieder fahren. So schnell kann es gehen. Man soll nie zu frueh den Tag loben! Ansonsten waren wir alle hoch zufrieden mit dieser Tour und was Nootka-Esperanza uns geboten hatte!


    15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 5


    Abreisetag ist immer halb traurig, halb hektisch – man will noch nicht weg aber man hat tausend Dinge im Kopf um nichts zu vergessen und um die lange Rueckreise moeglichst pannenfrei zu gestalten. Wir hatten beschlossen schon frueh zeitig abzureisen um die oft morgens glatten Gewaesser zu nutzen – immerhin hatten wir eine etwa 80km Wasserstrecke zu machen. Wir wollten gegen Mittag an der Rampe in Gold River zurueck sein. Das liess uns noch locker 2h zum Angeln irgendwo unterwegs – nur zum Spass, wir wollten nicht nochmal unser Boot einsauen und Fisch versorgen muessen. Auch hatten wir soviel Krempel auf unseren Booten, inklusive der extra Fischkisten von Glenn’s Truppe, dass es gar nicht mehr so bequem war auf unseren Booten. Wir beschlossen erstmal schon das ganze Tahsis Inlet runterzubrettern und dann in Sued-Nootka am Camel Rock oder Hoiss Point noch ein bisschen Zeit zu verbummeln.


    Die Fahrt ging interessant los – es war dicker Nebel im Esperanza Inlet. Ich fuhr erst vorneweg um das Tempo zu setzen aber es war wohl Lodgeanreisetag denn ploetzlich kamen uns etliche Lodgeboote aus dem Nebel entgegen. Manchmal sah ich sie erst 50m vor mir, bei voller Fahrt. Das war mir zu heikel und ich liess Jerrod vorneweg – er hatte Radar. Jerrod und ich stoppten dann beim Dorf Esperanza und wir klingelten den Dock-und Tankstellenwart aus dem Bett. Er nahm es aber lustig. Wir haetten es wahrscheinlich noch bis Gold River geschafft aber warum sollten wir uns noch unnoetig Stress machen? Carl bretterte schon weiter – er mochte Nervenkitzel!


    Wir freuten uns, dass der Nebel ab hier aufriss und die schoene Bergwelt im ersten Sonnenlicht hervortrat. Als wir durch die Meeresenge vom Esperanza Inlet in das Thasis Inlet fuhren, lag ein spiegelglatter Fjord vor uns. Es war ein Genuss den engen Fjord entlang zu fahren. Ploetzlich stoppte Jerrod hinter uns. Ich dachte schon eine Panne aber ueber Funk kam nur kurz “Baer!”. Wir fuhren zurueck und fanden einen mittleren Schwarzbaer der am Ufer nach Muscheln und Krabben suchte. Schoene Naturbeobachtung. Dann fuhren wir weiter und diesmal stoppte ich an einer Bachmuendung – wieder ein Schwarzbaer! Wir konnten ziemlich dicht an das Ufer ran hier. Heute war Baerenmorgen. Nach einer Weile weiterer Fahrt brach ploetzlich dicht neben unserem Boot die Wasseroberflaeche auf und ein halbes Dutzend Define spielte ploetzlich in den Wellen das unseres Boot warf. Auch ein toller Anblick. Und um das Naturerlebnis komplett zu machen, kamen wir noch an einer Seeotterfamilie vorbei, die gemeinsam auf dem Ruecken lag und Seeigel verputzte. Sie schauten aber sehr genau zu uns hin und als wir langsamer wurden und etwas naeher kamen, sahen sie zu wieder etwas Distanz zu uns zu kriegen. Wir wollten sie auch nicht weiter stoeren. Wirklich viel Leben heute im Tahsis Inlet. Auch sahen wir den einen oder anderen Lachs springen. Die waren hier nun schon dicht an ihren Heimatfluessen, vornehmlich dem Conuma River mit seiner grossen Brut-und Aufzuchtstation.


    Das wollte ich hier nochmal erklaeren; es gibt zweierlei Typen von diesen Lachsbrutstationen – Hatcheries genannt. Da gibt es einmal die vielen kleineren und oft von Freiwilligen (meist Anglern) betriebenen Hatcheries deren Zweck die Stuetzung eines angeschlagenen Lachsbestandes ist. Die entnehmen jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von reifen Lachsrueckkehrern und brueten die Eier aus und setzen diese dann zu den wildgeschluepften Lachsjungfischen aus. Einfach um die Bestandszahl zu erhoehen und um negative menschliche Einfluesse im Bach/Flusseinzugsgebiet etwas auszugleichen. Theoretisch sollten diese Bestandsstuetzen nur zeitlich begrenzt noetig sein bis die Hauptursache fuer den Bestandrueckgang beseitigt ist. Leider hat sich meistens rausgestellt, dass der Mensch mit all seinen Eingriffen die wahre Hauptursache der Rueckgaenge ist und der Mensch eben nicht mehr weggeht wo er sich einmal festgesetzt hat. Daher bleiben diese kleinen kommunalen Hatcheries zu allermeist doch auf ewig.


    Der zweite Hatcherietyp ist nicht so haeufig aber dafuer viel einflussreicher – und auch kontrovers. Das sind die grossen, meist staatlichen, Produktionshatcheries. Die sind vor Jahrzehnten entstanden als es noch typisch menschlich war zu denken das der Mensch eh alles besser kann als die Natur. Aus Gier, weil die damals (30ger – 80ger Jahre) gigantische kommerzielle Lachsfischerei den Hals nicht voll genug kriegte, hatten die Fischereiministerien kuenstliche Lachsbestaende erschaffen. Man hatte sich kleinere Flusssysteme mit nur einigen Lachsen herausgesucht, eine grosse Produktionsanlage dahingesetzt und Millionen von Lachsen produziert die dann in einer grossen Berufsfischerei wieder abgesahnt werden konnten. So ist der Conuma River ein Gebirgsfluss der natuerlich vielleicht 3000 Chinooks beherbergen kann. Dann kam die Conuma Hatchery und erzeugt jedes Jahr zwischen 30000 – 100000 Chinooks. Die alle wuerden niemals in dem kleinen Fluss genug Platz finden um abzulaichen. Ist auch nicht gewollt – wenn die Masse zurueckkehrt, wartet schon eine stattliche Fangflotte auf sie. Und nebenbei hat sich natuerlich auch eine begeisterte Anglerschaft mit diesem Lachsreichtum angefreundet und entnimmt ihren Anteil. Ein wirtschaftlicher Boost fuer eine entlegene Gegend, keine Frage, und fuer Angler ein herrliches Erlebnis grosse Chinooks tief in einem geschuetzten Fjord nach belieben beangeln und auch behalten zu koennen.


    Fuer die Natur ist das natuerlich auch eine grosse Umstellung und einiges Natuerliche bleibt dabei auf der Strecke. So ist der Genpool der eigentlichen Conuma-Chinooks natuerlich zum Teufel. Da die Produktionshatcheries keinen Wert auf natuerliche Diversitaet der Lachse legen sondern nur Masse machen wollen, entstehen in solchen bewirtschafteten Fischereien oft klonmaessige 15-20 Pfund Chinooks. Einer wie der Andere. Waehrend der urspruengliche Bach vielleicht ein paar seltene Monster von 50-60 Pfund hatte – die gibt’s dann bald nicht mehr. Insgesamt hat die Natur aber nichts weiter dagegen einen ordentlichen Nahrungsschub zu bekommen; die Baeren, Adler, Wale, Robben... die Baeume – alle lieben das extra Futter jeden Herbst; aber es ist eben kuenstlich erschaffen. Dessen muss man sich bewusst sein. Das ist hier im Nootka Sound so, aber auch in Port Alberni mit der Robertson Creek Hatchery und am unteren Fraser River am Vedder/Chilliwack und Harrison River. In den USA kommen mittlerweile fast alle Lachse aus Hatcheries. Insgesamt im ganzen Pazifik faellt diese kuenstliche Ueberproduktion aber nicht (mehr) ins Gewicht da die kuenstliche Ueberproduktion der grossen Hatcheries nicht einmal mehr den massiven Rueckgang der Wildlachse ausgleicht. Aber auf lokaler Ebene haben solche Mega-Hatcheries schon die Natur veraendert. Viele sagen zum Besseren aber einige lehnen solche kuenstlichen Veraenderungen grundsaetzlich ab. Meine persoenliche Meinung: ja, es waere wunderschoen wenn die Wildlachsbestaende alleine alle unsere Schandtaten ueberleben koennten und wir nicht solche krassen Eingriffe machen muessten. Bewiesenerweise geht das aber leider nicht. Mit ueber 8 Millarden Menschen auf diesem kleinen Planeten, die alle Futter und Platz brauchen, haben wir die Wahl: bald ueberhaupt keine Lachse mehr ohne Hatcheries, oder meist kuenstlich erbruetete Lachse durch die Hatcheries. Und da nehme ich lieber die Hatcherielachse als gar keinen. Den Baeren, Walen, Robben und Regenwaeldern ist es auch ziemlich egal wo ihr Lachsfutter geschluepft ist, Hauptsache sie werden satt.


    Als wir schliesslich aus dem Thasis Inlet in den Nootka Sound kamen, stoppte Jerrod wieder ploetzlich: das Wasser dicht am Ufer kochte hier regelrecht von Kleinfisch. Mensch, da muessten doch auch Lachse nicht weit sein! Wir funkten zu Carl, der schon beim nahen Camel Rock schleppte, und liessen sie wissen das wir in der Naehe waeren und hier mal die Ruten reinhalten wuerden. Und so schleppten wir dicht unter Land durch die Futterschwaerme. Wir sahen wieder einen - diesmal richtig grossen Schwarzbaeren - zu uns parallel am Ufer entlangschluerfen. Dann hatte ich einen Biss – ein kleiner Chinook-Jack. Der war zwar nur so knapp 50cm lang aber tief und schon ziemlich dunkel. Der war laichreif trotz der Miniaturform. Das war so eine Laune der Natur – diese Jacks sind so 1 – 10% der Lachspopulation die schon ein Jahr zu frueh reif werden und zum Laichen zurueckkehren. Hat die Natur so eingerichtet, so dass wenn ein katastrophales Naturereignis (Erdbeben, Erdrutsch…) einen ganzen Lachsjahrgang ausrottet dann tragen die paar Prozent der Jacks noch das orginale Gen dieser ausgestorbenen Generation weiter. Coole Planung der Natur!


    14.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 4 cont.


    Dave wollte gerne noch was Bodenfisch fangen; am liebsten Lingcod, aber auch ein paar Felsenbarsche haette er gerne noch. Er sagte er wuesste wo Glenn’s Guide zum Pilken waere – direkt in den Klippen an der Surflinie. Ob die Bedingungen da draussen das zuliessen? Und ich warnte Dave, er muesste ja nun mittlerweile wissen wie vage und unsicher solche Guide-Infos waren. Ich haette lieber tief im geschuetzten Fjord an irgendwelchen Riffen und Klippen auf Bodenfisch probiert. Aber Dave wollte es unbedingt draussen probieren.


    Und so fuhren wir zur Aussenseite. Es war sehr ungemuetlich. Besonders zwischen den Klippen und Felsinseln an der Uferzone wo die Wogen richtig reinkrachten und zurueckprallten – dort herrschten Verhaeltnisse wie in einer Waschmaschine. Aber Dave markierte ein paar Untiefen zwischen den Klippen in 20 m Tiefe und ich schaukelte uns dorthin. Jetzt war ich ungemein froh das mein Motor wieder so problemlos lief – hier moechte man nicht den Vortrieb verlieren. Wir liessen beide unsere Pilkkoeder runter – ich hatte wieder meinen letzten Berkley-Twister montiert. Ruckzuck hatte ich 2 brauchbare Felsenbarsche gefangen, Dave leider nur seinen besten Pilker verloren. Wir setzten nochmal um und ich holte noch einen Barsch raus. Die konnte Dave alle haben. Dann wurde mir wirklich etwas unwohl wegen des Geschaukel und Dave fuhr uns in den Wind-und Wellenschatten hinter einer groesseren Insel. Hier war es herrlich ruhig, es gab herrliche Sandstraende und dann wieder bizarre Felsklippen, eine grosse Seeotterfamilie lag hier faul auf dem Ruecken und schaute uns gespannt zu. Auch eine Delfingruppe sausste an uns vorbei. Schoene Natur hier! Aber es war hier zu flach zum vernuenftigen Angeln. Als wir auf der anderen Inselseite wieder herauskamen, wurden die Wellen wieder hoeher und die Drift schneller. Wir fingen noch ein bisschen Kleingemuese aber von den Lings war keine Spur zu finden.


    Ok, ein letzter Versuch vielleicht noch was buttmaessiges vom Boden zu kratzen; wir setzten uns an der Fjordmuendung in die Mitte der Rinne die hier von 50m auf 150m abfiel und liessen uns praktisch von Wind und Wellen in den Fjord ins Tiefe reintreiben. Mit einem Kiloblei konnte man gerade noch Grund halten. Dave hatte auch bald einen Biss und etwas blieb haengen – gespannt wartete ich bis sich im Wasser ein Umriss abzeichnete – Dornhai! Natuerlich, so mussten diese Plagegeister uns sogar hier finden! Dave fing noch einen aber sonst war es still. Als wir bei etwa 100m Tiefe angekommen waren, blieben unsere Koeder nicht mehr am Boden. Das war der Schlusspfiff fuer heute. Es hatte inzwischen auch zu regnen angefangen – Zeit einzukehren. Die Kiste war rappelvoll und wir konnten stolz auf unser Comeback heute sein! Heute wuerden wir eine Weile am Schlachttisch brauchen.


    Alle anderen Boote hatten auch nicht schlecht gefangen aber wir waren heute eindeutig die Lachs-Kings gewesen. Auch wenn mein Groesster nur gerade an der 20 Pfundmarke kratzte und Carl in der Fuehrung blieb. Glenn’s Boot hatte bei den Bodenfischen abgeraeumt mit schoenen Lings bis 30 Pfund. Natuerlich waren sie an einer anderen Stelle gewesen als Dave vorher gezeigt wurde. Aber in unserem Kleinboot waeren ihre Stellen heute eh unerreichbar gewesen. Das Guideboot legte vor dem Abenbrot nochmal ab um zu Rosa zu fahren, ihnen fehlte noch ein Coho und sie nahmen Joshua mit, der auch noch paar freie Lizenzplaetze hatte fuer Lachs. Und der Guide enttaeuschte nicht – sie fuellten alles was noch ging plus Finley, der Sohn von Jason, fing einen Coho von 11 Pfund und kam damit sogar auf das Leaderboard der Lodge mit den groessten Fischen der Saison. Da Cohos aber noch bis Oktober reinkamen und jetzt Woche fuer Woche noch etliche Pfund zusetzten, wird das wohl nicht mehr lange Bestand haben – aber Finley war sehr stolz auf seinen fetten Fang.


    Dave und ich hatten nun auch schon eine stattliche Fischmenge zum Mitnehmen angesammelt. An Lachs hatte ich nur noch ein 1 Chinook in meinem Besitzlimit frei. Dave war voll. Wer weiss, vielleicht ergab sich noch eine Moeglichkeit auf der langen Rueckfahrt morgen. Wir liessen den Abend noch lange im Aufenthaltsraum zusammen ausklingen. Wir 3 Privatboote wuerden schon frueh nach dem 5:30 Uhr Fruehstueck ablegen um gegen Mittag an der Rampe in Gold River zu sein. Dann wuerden wir noch im Hellen zuhause in Victoria ankommen – mit einem Mittagsstopp in Campbell River eingeplant. Ausserdem mussten wir in Campbell River Joshua und einige Fischkisten von Glenn’s Crew an die Vancouver Gang uebergeben denn Glenn’s Truppe hatte soviel Fisch gefangen, dass das Transportboot der Lodge mit 6 Leuten plus all dem Fisch ueberladen gewesen waere. So nahm Carl Josh mit auf sein Boot und Jerrod und ich jeder noch 2 vollen Fischkisten von vielleicht je 30kg. Als wir uns von Robert dem Lodgebesitzer herzlich verabschiedeten, meinte er das was Glenn’s Truppe mitnahm war wohl die groesste Fischladung die er je bei Gaesten gesehen hatte. Schon fast verboten den Ozean so zu pluendern! Ich werde mich bei Glenn beschweren wenn wir naechstes Jahr wegen fallenden Bestaenden wieder mehr Fangregeln bekommen!


    14.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 4


    So, der letzte volle Tag brach an und Dave und ich scharrten mit den Hufen. Wir wollten den gestrigen fischlosen und verlustreichen Bootsausflug vergessen machen und uns an den Lachse raechen. Wir hatten noch reichlich Platz in der Kuehlbox und unsere Lizenzen hatten gaehnende Luecken. Robert, der Lodgebesitzer, schaerfte uns nochmal ein bei Rosa dicht unter Land zu fischen und das Treibkraut weitestgehend zu ignorieren. Er zeigte uns noch paar andere interessante Lachsstellen weiter Richtung Fjordmuendung, warnte aber das es dort windmaessig sportlich zugehen koennte heute. Glenn’s Guideboot hatte nur noch wenige Luecken auf den 4 Gaestelizenzen und die wollten sie heute fuellen. Ein paar Cohos und ein Chinook passten wohl noch und ein paar Felsenbarsche und Lings, welche hier in Nootka ein grosszuegiges Limit von 3 pro Tag und 6 im Besitz – pro Lizenz – hatten. Im Sueden der Insel war das Barschlimit wie auch das Linglimit nur 1 und 2.


    So fuhren wir im ersten Tageslicht wieder mit 4 Booten zu Rosa. Trotz allen Windes, dort lag das Meer spiegelglatt und friedlich. Aber auch wieder grassreich. Schon komisch das dieses Treibgut einfach nicht weiterziehen wollte. Ich kenne Stellen bei Malcolm Island (Black Bluff, Lizard Point) wo fette Gezeitenlinien mit viel Dreck regelmaessig die Stellen praktisch unbefischbar machen. Aber ein paar Stunden spaeter, mit fortgeschrittener Gezeit, ist der ganze Kram dann auch wieder weg. Hier nicht. Und Glenn’s Guide bestaetigte mir gestern, dass Rosa praktisch immer so versaut ist. Aber was auch das ganze Kraut dort festhielt, zog wohl auch Futter mit sich was dann wiederum die Lachse hinbrachte. Es gab eben nur das eine MIT dem anderen. Sei’s drum. Heute sollte es rappeln!


    Es war wieder ordentlich Betrieb hier an der Kante und man musste konzentriert steuern. Wie geplant durchquerten wir die Grassfelder ohne uns darum zu kuemmern und es dauerte keine 15 Minuten bis Dave’s Rute anruckte. Er war wie der Blitz dabei und setzte den Anschlag. Yup, das war ein Guter, meinte er. Ich hoerte schon seine Rolle aufkreischen aber ich konnte weder den Drill genau verfolgen noch Fotos davon schiessen – wir sassen zwischen 4 oder 5 Booten und hatten die Felskante keine 20m rechts neben uns. Ich wieselte uns durch die Kette der Boote nach aussen durch und Dave musste einmal seinen Fisch superhart anziehen da ein Boot wohl nicht geschnallt hatte was Sache ist und beinahe ueber Daves Schnur gefahren waere. Buh, das war knapp. Aber alleine der Fakt das wir den Fisch nicht dabei verloren hatten, gab uns Vertrauen das unser gestriges Pech weg war. Weiter draussen hatte Dave alle Zeit und Platz den Fisch muede zu drillen. Bald konnte ich ihn keschern und der erste Lachsbrocken kam ins Boot. Na also! Wir jubelten und strahlten. Ein 16-17 Pfuender lag im Boot. Schnell versorgt und weiter ging es. Ich draengelte uns wieder in die Bootskette und nahm fjordeinwaerts wieder den ufernahen Kurs. Unweit der letzten Fangstelle – rumm’s, meine Rute ging nach unten und ich sprang auf und brauchte schon nicht mehr anrucken – der zog schon ab. “Guter Fisch!”, meinte ich und Dave uebernahm das Steuer. Hier war jetzt gerade mal mehr Platz und ich musste nicht so hektisch drillen. Der Fisch schoss sogar mal komplett aus dem Wasser heraus; ziemlich untypisch fuer einen Chinook aber fuer einen Coho war der fast zu gross. Es ging alles glatt und nach ein paar Minuten beherzten drillens sackte Dave meinen ersten Chinook heute ein. Wieder so um die 16 Pfund. Feine Sache.


    Und es ging so weiter. Wir ignorierten die Grassballen an unseren Schnueren und holten nur ein wenn sich einige Kilogramm daran verfangen hatten und dann schon die Schnuere vom Widerstand nach oben gedrueckt wurden. Das war zwar ungewoehnlich und behinderte manchmal ein bisschen im Drill wenn das Grass nicht ganz abfiel sondern dann im Spitzenring festhing – aber es war machbar und vorallem brachte es Fisch. Ich fing noch ruckzuck 2 markierte Cohos bis Dave und ich dann einen feien Doppelbiss erhielten. Na jetzt wurde es ja richtig turbulent! Jetzt kam das hintere Steuerrad voll zur Geltung denn ich konnte uns beim drillen zur Aussenseite steuern. Fast gleichzeitig hatten wir unsere mittleren Chinooks von vielleicht 10-11 Pfund am Boot. Dave erwaegte einen Moment und meinte “da geht noch mehr” und hakte seinen wieder ab. Ich wollte meinen erst behalten weil es aussah als ob der Drilling ziemlich tief sass, aber als ich es dann mit der Zange probierte, kam der Haken schnell und unproblematisch heraus – Schonhaken eben.


    Ich funkte zu unseren Freunden und fragt sie: “Woran erkennt man das Dave einen super Angeltag hat?”. Carl zurueck: “An Dave’s blutigen Haenden?”. “Nee, daran das Dave zwei 10 Pfuender freigelassen hat!”. Ein Lachen und Kichern kam durch den Funk. Die anderen freuten sich mit uns. Und wir waren noch nicht fertig. Es lief heute. Ziemlich am Ende der Strecke, wo ich schon umzulenken begann, hatte Dave seinen naechsten Biss und packte noch einen 13-14 pfuendigen Chinook in die Kiste. Damit hatte er sein Chinook-Tageslimit. Ich wollte auf den ganz Grossen warten. Glenn’s Guideboot hatte mittlerweile alles Silber was noch legal war und sie wollten nun noch pilken gehen um die restlichen Luecken in den Bodenfischkategorien zu fuellen. Fischfabrik, dachte ich nur. Joshua war heute auf Jerrods Boot und auch die drei fingen den einen oder anderen Lachs. Nichts riesiges, aber sie hatten immermal was dran. Das freute mich auch fuer Jerrod’s Sohn Demario, der dieses Jahr so richtig beim Angeln aufbluehte.


    Es waren nun schon weniger Boote bei Rosa – vielleicht versuchten es mehrere doch noch an der Aussenseite. Und vielleicht war der Wind und die Wellen doch nichts so schlimm wie vorhergesagt. Hier bei Rosa konnte man das nicht einschaetzen; hier war man total geschuetzt. Wir zogen Runde um Runde weiter und es schien, dass nun mehr Cohos auftauchten. Wir sahen etliche auf anderen Booten gefangen werden und auch Dave schlug noch zweimal bei den Cohos zu. Damit hatten wir auch jeder 2 Cohos und damit unser Limit. Ich hatte noch ein Chinookplatz fuer heute frei. Und mein Moment sollte noch kommen. Wieder bei einem super-aggressiven Kurs vor dem Felsen entlang in 15m Wassertiefe – den Koederfisch nur knapp 10m tief am Downrigger – riss meine Schnur ploetzlich aus dem Clip. Anhieb sass und der Lachs machte erstmal nur sture Kopfschlaege. Das war oft ein Zeichen eines richtig Grossen. Da die Flotte schon arg ausgeduennt war, mussten wir uns nicht viel Sorgen um andere Boote machen. Dave holte schnell seine Rute ein und beide Downrigger hoch und machte den Kescher klar. Aber so schnell war ich nicht! Der Fisch war anfangs kaum zu bewegen und erst so nach und nach kam er auf Touren. Aber dann – jetzt riss er im Affentempo die Schnur von der Rolle und das in Richtung Ufer. Da wir immer noch nur 50-60 m vom Felsen entfernt waren, wurde ich etwas unruhig und drehte die Bremse fester.


    Gluecklicherweise drehte der Lachs jetzt um und schoss auf uns zu was mir fast einen Krampf in den kurbelnden Fingern einbrachte. Dann sahen wir einen breiten Ruecken majestaetisch neben dem Boot noch tief unten entlang schwimmen. Toller Fisch! Es ging noch paar Minuten hin und her aber heute hatten wir das Selbstvertrauen und Dave und ich blieben ganz cool. Und so war der erfolgreiche Abschluss des Drills auch keine grosse Ueberraschung mehr. Aber wir freuten uns sehr ueber den groessten Lachs unserer Tour bisher – der war sicher ueber 20 Pfund. Ob er Carl’s 23 uebertraf, blieb fraglich. Ein Goldie! Das war sicher ein lokaler Conuma River Chinook – der hatte schon die goldene Laichfaerbung und erschreckende Zaehne. Damit waren wir am Lachslimit. Was nun? Nur zum Spass noch was weiterschleppen? Schwer abzubrechen wenn es gut laeuft. Und so schleppten wir noch ein Stuendchen weiter. Aber ausser ein/zwei verpassten Bissen und einem Baby-Chinook ging dann aber nichts mehr.