Beiträge von cohosalmon

    13.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 3 cont.


    Ich war fertig um zur Lodge zurueck zu fahren. Als wir wieder im geschuetzten Fjord waren, nahmen wir Kontakt mit unseren Freunden auf. Carl und Jerrod berichteten von fetten Lachsfaengen – beide Boote hatten fast ihr Tageslimit fuer Chinook und Coho. Beide Boote versuchten noch den letzten Lachs zu erwischen. Ich fragte ob das Grass noch da waere. Ja, ziemlich dicht, schlimmer als noch am Morgen, sagte Jerrod. Baeeh! Ich hatte keine Lust mehr. Ich sagte Dave er koenne gerne noch ein bisschen alleine schleppen aber ich wuerde mich in die Kajuete verziehen und ein Schlaefchen halten. Dave stimmte zu. Es war warm und sonnig und ich machte mir die Dachluke etwas fuer frische Luft auf und schlummerte herrlich ein.


    Ich weiss nicht wie lange ich geschlafen hatte aber ploetzlich wurde ich von Fluchen und Herumtrappeln auf dem Bootsdeck wach. “Brauchst Du Hilfe, Dave?”, rief ich. Ein zoegerliches Ja kam heraus. Ich schaelte mich heraus und zog die Schuhe an und schaute mich erstmal um. Mein Gott, wir sassen in einem Krautfeld fest das so dicht wie eine Insel war! Dave schaute mich resignierend an. Was ist passiert? Beide Rute lagen quer ueber den Boden, ein Downrigger hatte ein schlappes Kabel, der Kescher lag auf dem Boden. What the heck!? Dave erklaerte er hatte einen Doppelbiss und wollte mich nicht wecken. Ein Fisch riss bald ab und dann fuhr er ueber ein unerwartetes Riff das den einen Downrigger festhing und bald abriss. Dann driftete er in diese Krautinsel und verlor noch den zweiten Lachs. Dave war am Ende. Ich schuettelte nur den Kopf. Heute soll’s nicht sein. Und dann fuhren wir zur Lodge. Dort filetierte Dave seinen Zombi-Coho – schnell, bevor irgendjemand diesen jaemmerlichen Anblick sehen konnte. Dann holten wir uns Bier und Wein und warteten auf unsere Freunde. Und die kamen bald strahlend und erfolgreich zurueck. Carl uebernahm die Lachsfuehrung mit einem schoenen 23 pfuendigen Chinook. Was fuer ein Tag. Aber wir freuten uns fuer unsere Freunde, besonders das auch Joshua nun endlich mal Lachs gefangen hatte. Und dann verrieten sie uns das Rosageheimnis: lass das Grass einfach an der Schnur! Hole nur ein wenn es gar nicht mehr geht. Glenn bestaetigte, ihr Guide liess die verkrauteten Schnuere so lange wie moeglich im Wasser – denn nur ein Koeder im Wasser faengt! Da muss ich meinen deutschen Ordnungssinn ganz bewusst abstellen. Dave und ich klatschten uns ab – morgen ist Rache angesagt!


    13.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 3


    Der dritte Tag stand an und erfreulicherweise war der angesagte Wind nicht so schlimm. Wir hatten aber beschlossen erstmal wieder bei Rosa auf Lachs zu schleppen und dann mal weiterzugucken. Joshua ging heute mit auf Carls Boot so dass es nur Dave und ich auf MaxWaldi waren. Gleichzeitig mit Glenn’s Guideboot kamen wir bei Rosa an und gesellten uns zu der schon stattlichen Flotte hier. Die Windvorhersage hatte wohl einige Angler im ganzen Fjord hierhergespuelt. Nun ja.


    Dave hatte sich gestern nochmal mit den Lodgeguides unterhalten. Die meisten sagten das man bei Rosa ganz dicht unter Ufer und ganz hart an der Felskante schleppen muss um erfolgreich zu sein. Bei dem Bootsbetrieb heute morgen und bei solch aggressivem Kurs musste man da immer auf der Hut sein. Gut das Dave und ich ein eingespieltes Team waren! Und so begannen wir das Unterfangen “Grosslachs bei Rosa”. Heute schien sogar noch mehr Grass auf dem Wasser zu treiben. Es war zum Verruecktwerden! Ich hatte meinen Koeder mehr aus dem Wasser als im Wasser. Dave auch. Ich versuchte die schlimmsten Grassfelder zu umfahren was uns dann immer wieder die Ideallinie dicht am Ufer kostete. Es war einfach zum Heulen. Als dann noch Glenn’s Boot vorbei kam und er uns herueberrief, dass sie schon 3 fette Chinooks und 2 Cohos an Bord hatten, inklusive einen 20 Pfund Chinook an der Fliegenrute gefangen, verstanden Dave und ich die Welt nicht mehr. Wie machten die das? Die fuhren doch ueber die gleichen Stellen!?


    Auch Carl, Ross und Josh waren kraeftig am Fangen und als dann noch Jerrod von einer kleinen Stelle, die gut zu ihm war, ueber Funk sprach, waren wir einfach nur fassungs- und sprachlos. Wie konnte das sein? Wir hatten noch nicht einen Biss gehabt! Wir vergewisserten uns mal wieder das wir auch die gleichen Koeder und die gleiche Tiefe beangelten. Beim naechsten Pass von Glenn’s Boot hatte Glenns Sohn Cody gerade einen guten Coho am Band und rief zu uns herueber “Seht mal her, so wird das gemacht!” Jetzt machten die sich schon lustig ueber unser Unglueck oder besser Unfaehigkeit! Dave hatte dann mal tatsaechlich einen Biss und brachte einen brauchbaren Coho ans Boot. Als wir ihn reinholten, zeigte sich das er eine brutale Wunde auf der einen Seite hatte. Da hatte wohl eine Robbe oder sowas ordentlich zugebissen. Das der Fisch ueberhaupt noch lebte! “Na toll”, sagte Dave, “jetzt fang ich schon mal einen und dann ist er auch noch nur halb verwendbar!” Es war schon fast komisch!


    Dann zog ich mal wieder meine Schnur ein um Kraut zu entfernen, da biss doch ein Lachs beim Einholen an. Na also! Der Lachs war sicher ein Coho so wie er an der Oberflaeche tobte und Dave machte schon den Kescher klar – da kam mir ploetzlich mein Geschirr mit Koeder und Flasher entgegengeschossen - so das ich mich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Wow, heute ging aber wirklich nichts. Vielleicht haetten wir da schon abbrechen sollen und zur Lodge fahren sollen und einfach im Liegestuhl sitzend Bier trinken sollen. Aber man gibt ja nicht auf.


    Wir hatten aber die Nasen voll von Rosa und riefen den Anderen ueber Funk zu, dass wir mal zur Aussenseite fahren wuerden um zu sehen wie schlimm der Wellengang wirklich war. Dann duesten wir ab. Als wir an der Fjordmuendung ankamen, hielt ich kurz an und wir schauten uns das ein bisschen an. Dave meinte es waere gar nicht so schlimm – mit etwas Geduld koennten wir es zur “Guitar” machen, eine felsige Untiefe etwa 5-6km vor der Kueste. Dort wuerden die Guides alle ihre Lingcods abschleppen. Das muesste wie das Brezelbacken gehen. Ok, ich liess mich breitschlagen, irgendwie mussten wir uns ja heute noch rehabilitieren. Dave war scharf auf Lings, ich nicht so, vorallem wenn es Schleppangeln auf Ling war. Lings zu pilken war klasse, aber schleppen eher lahm. Dave dachte aber nur an das Fleisch, nicht an den Sport.


    Dann ging’s los. Gegen eine seitliche kurzfrequentige 2m Duenung und noch ordentlich Windgewuehl obendrauf – das war keine vergnuegliche Fahrt. Schneller als so knapp 30km/h ging nicht wenn man einen Bandscheibenvorfall vermeiden wollte. Endlich kamen wir an und es war auch hier draussen ungemuetlich. Aber fischbar. Aber wo? Ich sah nur in weiter Entfernung am anderen Ende der Untiefe zwei andere Boote – sonst waren wir alleine. Wo angelt man denn hier? Ganz obendrauf entlang dem flachen Rueckgrat der Untiefe? Oder am Fuss? Keine Ahnung, das hatten die Guides nicht verraten. Na klasse, die Untiefe war etliche km lang – wenn auch nicht sehr breit – gross genug, dass man einen ganzen Tag am Fisch vorbeiangeln konnte. Und bei diesen Wellenbedingungen wollte ich nicht unbedingt einen ganzen Tag hier draussen bleiben. Aber jetzt waren wir mal hier, jetzt mussten wir auch was probieren. So entschieden wir das Rueckgrat des Berges in ca. 40m Tiefe entlangzuschleppen. Dave dicht am Boden auf Ling, ich hoeher auf vielleicht Lachs.


    Wir schleppten erst mit den Wellen was das Ganze noch ertraeglich machte. Aber bis auf einen Babyling bei Dave war tote Hose hier. Als wir nach einer Stunde am Ende der Untiefe angekommen waren, drehte ich um und fuhr in etwas tieferem Wasser wieder zurueck. Jetzt gegen die Wellen, die auch noch groesser wurden, schaukelten wir ganz schoen herum. Ungemuetlich! Und kein Fisch in Sicht. Nach einer weiteren Stunde mit nichts brachen wir ab. Wie koennte man noch das Glueck erzwingen!? Ich schlug vor zu den anderen beiden Booten am Horizont zu fahren und dort vielleicht zu pilken. Ok, sagte Dave. Er hatte auch keine bessere Idee. Zumindest hofften wir, dass das 2 Guideboote waren die wussten wo Fische zu fangen sind hier. Es war wieder eine schaukelige Fahrt die Wellen hoch.


    Dann sahen wir einen Freizeitangler, der tatsaechlich mit Downriggern hier schleppte und ein Guideboot das mit seiner Crew pilkte. Na also, richtige Idee. Wir setzten uns nicht weit vom Guideboot und Dave machte seinen schwersten Pilker dran. Keine 5 Minuten spaeter – Abriss, der Grund war sehr griffig – was ja generell fuer ein gutes Lingcodrevier sprach, aber die Drift war durch Wind und Wellen so schnell das Dave moerderisch viel Schnur nachgeben musste um in Grundnaehe zu bleiben und er dadurch kaum noch Kontrolle ueber seinen Koeder hatte. Komisch, das Guideboot driftete viel langsamer. Als ich mal wieder umsetzte und wir dicht an deren Boot rankamen, sahen wir einen riesigen Driftanker in der Abdrift. Aha, das war ja auch kein fairer Vergleich. Ich gab Dave meinen schwersten Pilker und schlug vor, dass ich das Boot mit Motorkraft leicht gegen die Drift hielt damit er besser Vertikalangeln konnte. Ok dann. Das klappte auch ganz gut bis Dave den naechsten Haenger hatte und auch der fuehrte letztlich zum Abriss. Es war schon zum Verzweifeln.


    “Ok, wenn das Pilken nicht sein soll dann lass’ es uns nochmal mit dem Schleppen hier probieren.”, meinte ich. So machten wir nochmal die Downrigger fertig und jetzt schleppten wir beide knapp am Grund in ca. 50m Tiefe. Das ging vielleicht 15 Minuten gut, aber brachte immer noch keinen Fisch. Ich begann noch dichter am Grund zu schleppen und dann passierte es – der Downrigger riss ploetzlich nach hinten – das Blei hing fest! Ich rief zu Dave “Stopp!” aber er brauchte eine Sekunde zulange und schon wurde mein Downriggerkabel schlapp. Sch….! Gluecklicherweise war nur das Blei weg – das ganze andere Geroedel wie Clip und Gummizug etc war alles noch da. Aber ich hatte nun genug von dieser Stelle und wollte zurueck. Dave hatte auch kein gutes Argument zu entgegnen. Da unser Rueckweg fast an der Stelle wo ich die grossen Schollen am ersten Abend gefangen hatte vorbeikam, wollte ich dort nochmal anhalten. Ein paar Riesenschollen koennten den Tag noch fuer mich retten. Dort angekommen kachelte es nun schon wirklich bedenklich. Aber ich montierte meinen letzten Berkley-Twister an einem grossen Zusatzblei und versuchte die Drift. Keine Chance Boden zu halten. Mist, Mist, Mist!



    12.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 2 cont.


    An einer weiteren Stelle fing Dave – ja was wohl – seinen dritten Cabezon! Wow, er war der eindeutige Cabezon-King! Ich bekam bald einen guten Biss und brachte doch tatsaechlich einen brauchbaren Ling ins Boot. Na also, so langsam fuellte sich die Kiste mit allem was das Herz begehrt. Da meine Familie seltsamerweise nicht viel von Lingfleisch hielt, Dave aber total scharf darauf war, schenkte ich ihm den Fisch. Jetzt wollten wir noch den ganz grossen Wurf probieren – Dave hatte von den Guides gestern noch einen super geheimen Tipp ueber eine Lingstelle die Cock & Balls genannt wurde. Das waere eine 20 minuetige Anfahrt. Klar, heute war alles moeglich. Wir hinterliessen unsen Zielort ueber Funk bei Jerrod und Carl und duesten ab. Hoffnungsvoll liessen wir auf dieser Bank die Koeder runter. Aber wir mussten mal wieder lernen, dass halbe Tipps ohne Ahnung wann, was und wie eben doch nutzlos sind. Nach einer Stunde hatten wir paar untermassige Felsenbarsche geaergert, sonst nichts. Und wenn das hier so eine hochproduktive war, warum sahen wir kein anderes Boot hier fischen? Vielleicht fischt man hier nur im Fruehjahr, oder nur bei Ebbe, oder nur mit Makrelenkoeder…. Demuetig zogen wir unsere Schwaenze ein und verliessen Cock & Balls.


    Auf dem Heimweg machten wir nochmal bei Rosa Island halt. Carl und Ross schleppten hier wieder, Jerrod war wohl schon an der Lodge. Wir hatten nun die Stelle fast fuer uns alleine – bis auf das superlaestige Treibgrass das einfach nicht weitertreiben wollte. Wir drehten ein paar Runden und dann hatte ich noch einen harten Biss und der Fisch hing beim Anschlag. Es war kein Grosser aber nach all unseren Fehlversuchen heute morgen war jeder Lachs ein Erfolg. Ich drillte den Fisch absolut kompromisslos und bald sackte Dave einen 7-8 pfuendigen Chinook ein. Ein Anfang und ein wenig Silber und unserer braun-gefuellten Fischkiste. Dann packten wir ein und fuhren doch recht zufrieden zurueck.


    An den Schlachttischen war Betrieb – alle hatten ziemlich gut gefangen. Jerrod und sein Sohn Demario hatten 3 Chinooks und 2 Cohos – alle bei Rosa erwischt. Sieh mal einer an! Als Carl und Ross noch dazukamen, gab’s ein lautes Hallo. Die beiden hatten auch gut Lachs gefangen und Ross den bisherigen Groessten mit 19 Pfund. Grundfisch hatten allerdings nur wir zu bieten. Das war bis Glenn’s Boot zurueck kam. Gluecklicherweise waren wir bis dahin alle fertig mit filetieren denn bei der Menge die dieses Boot mitbrachte waren alle Schlachttische mit einmal voll. Ich habe ja schon viel Fisch gefangen werden sehen an einem Tag aber was die Jungs da mitbrachten, sprengte alle Register. Die hatten wirklich von allen Gamefischen das Limit fuer alle 4 Angler an Bord gefangen plus noch ein paar die der Guide fuer sich wollte. Das war schon fast zuviel des Guten und grenzte schon an kommerzielle Fischerei. Aber auch schone Groessen – Glenn uebernahm die Fuehrung in der Lachskatgorie mit einen 22 Pfuender. Dann hatten sie Lings bis 30 Pfund, einen Heilbutt von 35 Pfund und eine Menge weitere Butte die allerdings nicht viel groesser als meine Schollen gestern waren. Aber insgesamt war das eine unglaubliche Menge an Fisch und 3 Guides filetierten ueber eine Stunde daran – und die sind ziemlich schnell beim Filetieren! Da Glenn und Jason aber nur einmal im Jahr auf’s Meer kamen, goennte ich ihnen ja diese Jahres-Fischfracht. Und die beiden Teenagers hatten wohl einen Heidenspass gehabt und ihnen taten die Arme weh. Glenn erzaehlte sie waeren 25 Meilen offshore gewesen und es war Fisch auf Fisch. Aber die verrueckteste Geschichte kam noch als Jason berichtete wie er einen guten Heilbutt nach oben pumpte als es ploetzlich einige hammerharte Rucke in der Rute gab, die ihm fast den Knueppel aus den Haenden gerissen hatte. Als er dann ein totes Gewicht nach oben brachte sahen sich alle entgeistert an – ein total zerbissener Heilbutt lag da. 3 fette Stuecke einfach herausgebissen. Der Guide meinte Blauhai oder Lachshai – beide ueber 2m gross. Wow! Diese Offshorebaenke muessen unheimlich produktiv sein wenn man weiss wann und wo und wie.


    12.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 2


    Mit heisser Erwartung schaelten wir uns kurz nach 5 aus den Kojen und trafen uns alle zum simplen aber reichhaltigen und warmen Fruehstueck. Dann packten wir unsere Mittags-Sandwiche und Snacks und Drinks ein, Icepacks und Eiswuerfel und los gings! Glenn’s Truppe legte auch schon mit dem Guideboot ab. Es war ein regelrechtes Rennen zum ersten Lachsplatz – vor Rosa Island, eine sehr bekannte Stelle, nur 10 Minuten quer ueber den Fjord. Im stellenweise Nebel verloren wir das Guideboot und fuhren nur zu dritt vor die Spitze von Rosa Island. Dort setzten wir unsere Ruten ein – aber kein anderes Boot ringsumher - seltsam. Wir schleppten dicht an den Kelpfeldern vorbei, an und zwischen interessanten Felsriffen durch. Ein paar Kleinlachse hielten uns wachsam aber insgesamt war nicht viel los hier. Dave vermutete schon, dass wir die “richtige” Stelle wohl verpasst haben mussten denn eigentlich sollten an so einem bekannten Hotspot mindestens ein paar Boote unterwegs sein. Als der Nebel sich mit steigender Sonne verzog, sahen wir auch unseren Irrtum – eine ganze Flotte draengelte sich am naechsten Punkt neben Rosa Island. Aha! Anfaengerfehler.


    So schleppten wir dann die kurze Strecke darueber und reihten uns in die 10-12 anderen Boote in. Die fuhren sehr aggressiv und dicht unter Land. Die meisten hielten sich an die gaengige Etikette “Rechte Rute zum Ufer nimmt den flachen Kurs” und so funktionierte das Ganze ohne grosse Rangelei. Nur wenn einer einen Biss bekam dann kam die Schleife etwas durcheinander, aber zum groessten Teil machten alle Boote hoeflich Platz fuer Drillende. Der einzige Wermutstropfen war eine Menge verstreutes Treibgut – meist langwuechsiges Eelgrass was sich sofort an die Downriggerkabel und Angelschnuere heftete und nach kurzer Zeit richtige Grassballen daran verursachte. Man musste staendig hochholen und das Grass entfernen. Als wir das erste Mal an Glenn vorbeifuhren rief er uns zu: “2 gute Chinooks in der Box, 35 und 40 Fuss tief, Anchoviekoeder!”. Na dann mal los!


    Ich steuerte erstmal und ueberliess meine Rute dem Joshua, der nicht so oft auf das Wasser kam wie ich weil er in Vancouver wohnte. Er bekam tatsaechlich den ersten Biss – es sah ziemlich unspektakulaer aus, zwei kurze Rucke an der Rutenspitze. Etwas unschluessig ob er noch warten sollte, griff sich Josh die Rute recht spaet, ruckte an, kurbelte bis zur Fuehlung und ploetzlich riss es unheimlich an seiner Rute. Dave und ich jaulten gerade vor Vergnuegen auf als Josh schon abwinkte – weg. Mist. Der Koederfisch war total zerfleddert. Wie ein Fisch an einem nadelscharfen Drilling plus Angsthaken vorbeikam um den ganzen Koederfisch erfolgreich zu klauen, konnten wir uns auch nicht erklaeren. Nach einer Weile etwas weiter runter die Strecke wieder ein Geruckel an Josh’s Rute. Bis er die Rute raus hatte, war der Fisch weg. Gibt’s doch gar nicht. Als das dann ein drittes Mal passierte, gab er mir die Rute in die Hand und gab erstmal auf. Aber auch so ein Pech.


    Als ich die Rute gerade neu bekoedert einsetzte, kam Glenn’s Boot wieder in Rufweite und er berichtete sie haetten nun 4 gute Chinooks und 2 Cohos und wuerden nun zum Grundfischangeln offshore fahren. Und schwupps waren sie weg. Wow. So ein Guide, der weiss schon wie das geht. Mich machte die staendige Grassansammlung an der Angelschnur bald richtig aergerlich. Aber dann bekam ich einen guten Biss und ich war blitzschnell an der Rute und hieb an. Schwerer Widerstand endlich! Dave fragte ob es ein guter Fisch waere aber ich musste nicht mehr antworten denn meine Rolle sang los. Dave und Josh wollten gerade alles reinholen und das Boot durch die Bootskette nach aussen steuern da fuehlte ich die Rute ploetzlich schlaff werden. Kann doch nicht sein! Warum hingen die Kerle nicht fest!? Dave schuettelte nur den Kopf – er hatte noch nichtmal einen Biss bekommen! Als ich mal wieder meine Schnur reinigte und die Angelschnur gerade in den Clip einklemmte, der Koederfisch floppte ca. 10m hinter dem Boot auf der Oberflaeche, da riss es mir ploetzlich die Angelschnur aus der Hand und ein Fisch sprang hinter dem Boot einen Meter hoch aus dem Wasser. Waaasss? Schnell schnappte ich mir meine Rute und kurbelte straff. Dem Lachs, warscheinlich ein Coho, brannten nun alle Sicherungen durch und er schlug das Wasser schaumig, sprang, waelzte sich, platschte herum so das man kaum vorn und hinten erkennen konnte. Ich versuchte ihn trotzdem straff ranzunehmen aber ploetzlich war der Widerstand weg. Jetzt war auch ich am Ende. Jerrod meldete gerade die Landung eines brauchbaren Chinooks in seinem Boot und Ross und Carl gratulierten und meinten sie haetten schon zwei. Wow, es lief so gar nicht auf MaxWaldi. Wir berieten und im Anbetracht des glatten Wassers heute und dem vorhergesagten Wind fuer die kommenden Tage beschlossen wir hier abzubrechen und vor die Kueste auf Heilbutt, Lings und sonstiges zu probieren. Wir liessen die anderen beiden Boote das wissen und zu unserem Erstaunen waren sie trotz ihrer vorzeigbaren Erfolge bereit Stelle und Methode zu wechseln. Lachsschleppen hier vor Rosa konnten wir ja bei jedem Wetter noch machen.


    Wir suchten uns eine Ansammlung an felsigen Klippen und Riffe vor der offenen Kueste und begannen da zu pilken. Hier mussten sich doch einige Riffjaeger tummeln. Und Joshua hatte auch gleich ein paar mittelpraechtige Felsenbarsche am Band. Aber noch zu klein zum mitnehmen. Unsere 3 Boote drifteten nun hier und da herum und bald verloren wir uns aus den Augen. Dave suchte immer neue vielversprechende Ziele auf dem GPS Plotter und so klapperten wir einige Stellen ab und kamen dadurch immer weiter hinaus. Die leichte aber langfrequentige Duenung machte uns keine Probleme. Dann war ploetzlich Dave’s Rute krumm – das musste ein Ling sein! Was aber nach oben kam war ein kraeftiger Cabezon – der zur Seeskorpionfamilie gehoerte. Dave war schon enttaeuscht und bereit ihn abzuhaken aber da konnten Josh und ich ihn ueberreden, dass der Cabezon trotz des haesslichen Aeusseren ein fantastischer Speisefisch war. Ok, sagte er und packte den Kerl in die Kiste. Keine 10 Minuten spaeter das gleiche Spiel – der war sogar noch groesser und ein zweiter kam hinterher und wollte auch noch an den Haken. Ich selber fischte wieder mit einem weissen Berkley-Twister an meiner Spinnrute – hatte aber gerade weit ausgeworfen. So rief ich Josh zu schnell seinen Pilker hochzuholen um vielleicht den zweiten Cabezon zu fangen. Josh wollte gerade loskurbeln als das nicht mehr ging und seine Pilkrute vollkrumm wurde. Haenger? Nee, Fisch!


    Oh, das musste was Groesseres sein – der Fisch riss gleichmal etwas Schnur von der Rolle. Grosser Ling? Das war Josh’ Gedanke. Dave versorgte schnell seinen zweiten Fisch und ich brachte meine Rute ein und nun verfolgten wir einen spannenden Drill. Josh benutzte meine Heilbuttrute zum Pilken – die aber war mit einer Links-Multi bestueckt. Das war er nicht gewoehnt und hatte auch Probleme mit der Hebelbremse. Aber nach und nach gewann er Schnur und sein Gegner kam hoch. Ich hatte das Gaff in der Hand und wir alle erwarteten einen guten Ling. Da sausste der Fisch ploetzlich wieder mit haemmernden Schlaegen in der Rute nach unten. “Hm, das koennte auch ein Butt sein!”, meinte ich. Nach paar Minuten kam ein breiter brauner Schatten zum Vorschein – tatsaechlich ein Heilbutt. Und kein Schlechter! Es war zu spaet die Harpune jetzt noch fertig zu machen – der Fisch war reif zur Landung und so schlug ich ihm entgegen aller meiner Weisheiten das Gaff in den Kopf und zerrte ihn ueber die Bordwand. Da stand ich nun mit einem schoenen 30 Pfuender – wusste aber das er durchdrehen wuerde sobald ich ihn ablegen wuerde. Ich rief nach dem Drahtseil – ich wollte ihn am Seil befestigen und dann wieder ueber Bord werfen um ihn dort zu toeten. Aber das Seil war nicht da – ich hatte es gestern am Schlachttisch liegenlassen. Shoot! Ich versuchte es mit einem normalen Seil aber bekam so ein schlappes Seil nicht durch den zahnigen Schlund geschoben. Und jetzt wachte er auf und hebelte sich vom Gaff los und fiel vor unsere Fuesse. Ein verrueckter Tanz begann und wir flohen in alle Bootsecken um nicht getroffen werden oder den noch anhaengenden Pilker und Drilling ins Bein zu kriegen. Blut und Schleim spritzte ueberall hin – ich hatte eine Woche spaeter immer noch den einen oder anderen Fleck von dieser Schweinerei gefunden. Als sich der Butt ausgetobt hatte, sah das Boot wie eine Massenmordszene aus. Wir freuten uns trotzdem ueber den schoenen Beifang am Pilker. Und wir drifteten und pilkten danach fleissig weiter. Ich brachte 2 ordentliche Felsenbarsche ins Boot die aber meinen Twister wieder total zerfledderten. Ich hatte nun nur noch 2 dabei.


    10.8. – 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 1 cont.


    Beim naechsten Anschlag war die Rute vollkrumm und der Fisch war richtig schwer. Er rappelte auch paar Mal richtig herum so dass nun ich sogar an einen kleineren Heilbutt dachte. Als wir den Umriss endlich sahen, griff Dave sofort zum Gaff – das musste ein Heilbutt sein! Der Plattfisch war locker 60cm lang – aber als ich ihn oben hatte, sagte ich “Riesenscholle!”. Das war die groesste Scholle oder Flunder die ich nicht nur je selber gefangen hatte aber auch je gesehen hatte! Die war locker 4 oder 5 kg. Weil ich Scholle sagte und bisher die anderen Schollen einfach nur am Vorfach ins Boot gewuppte hatte, legte Dave das Gaff wieder weg. Aber ich sah das der Haken nur knapp sass und rief Dave er sollte gaffen. Das dauerte etwas lange und bis Dave endlich zielte und zuhauen wollte, schlug die Scholle wild um sich und kam frei. Arrrgggg, jetzt war ich mal aergerlich mit Dave und mir selber. So eine Prachtscholle werde ich vielleicht nie wieder sehen. Damn! Dave verzog sich ganz schuldbewusst – er hasste es ja normalerweise viel mehr Fisch zu verlieren. Aber Scholle hat hier in Westkanada so ziemlich niemand auf dem Radar und fast niemand behaelt sie wenn sie als Beifang am Haken hingen. Bei dem ueblichen Kleingemuese bis 30cm kann ich das ja noch verstehen – so viel Filetierarbeit fuer einen hauchduennen Fetzen – aber solche Brocken hier, die lohnen sich doch richtig!


    Und so machte die Spinnrute fleissig weiter. Ich gab Josh mal meine Rute und auch er fing eine tolle Scholle. Dann war ich wieder dran. Es ruckelte schon wieder am nun schon am zweiten Twisterschwanz, da der erste total zerstoert war. Aber erstmal blieb nichts haengen. Dann wurde es ploetzlich schwer – ich dachte erst an einen Haenger und ruckte hart an aber da kam nun ploetzlich Leben in den Haenger und die Rute wurde mir fast aus der Hand gezogen. Die Rollenbremse war ziemlich hart eingestellt und so musste ich hektisch nachfummeln. Das war ein Heilbutt – keine Zweifel. Dave rief es zu den anderen Booten herueber und alle schuettelten unglaeubig den Kopf – keiner hatte auch nur einen Biss gehabt bisher. Alle angelten mit grossen Koedern und schwerem Geschuetz – aber das war wohl hier und heute gar nicht gefragt. Finessangeln war angesagt. Aber ich stoehnte, dass der Butt nun ausgerechnet am feinsten Geraet haengen musste und ich mir richtig Muehen geben musste. Der Butt war kein Kleiner und ich bekam die ersten 5 Minuten ueberhaupt keine Schnur auf die Rolle, im Gegenteil, wenn ich vielleicht mal 5 Meter einkurbeln konnte, hatte er mir bestimmt schon 20m Schnur abgezogen. Ich musste mir mit Geduld und Geschick den Fisch erarbeiten. Als ich ihn dann erstmal auf halber Hoehe hatte, hing er eine Weile nur schwer in der Schnur und ich konnte ihn Stueck fuer Stueck hochpumpen. Kurz vor Sichtweite ging er dann ploetzlich wieder auf Tauchfahrt und ging fast bis zum Grund runter.


    Die Jungs neben mir feuerten mich an und machten natuerlich auch ihre Witze ob meiner nachlassenden Kondition. Das haette noch vor 10 Jahren nicht so lange gedauert – usw. Aber ich liess mich davon nicht irritieren und war voll fokusiert. Der Butt musste mit heimkommen! Hoffentlich hielt der Haken. Dave wartete schon mit der Harpune und dann sahen wir die braune Platte auftauchen. Majestaetisch! Ich hievte ihn bis zur Oberflaeche und trat zurueck und Dave rammte dem Butt die Hapunenspitze perfekt hinter die Kiemendeckel. Er war meine! Und jetzt tobte er wie wild aussen neben dem Boot und schlug paar Mal mit dem Kopf oder Schwanz an die Bordwand das es nur so krachte. Deswegen bringe ich nur ungerne lebende Heilbutte ins Boot – die koennen da richtig Schaden machen und wenigstens eine riesen Sauerei hinterlassen. Ich steckte dem Butt ein verdrahtetes Seil durch Maul und Kiemen und band ihn draussen am Boot an bevor ich die Harpunenspitze- und Seil entfernte. Dann noch einen kraeftigen Schlag zwischen die Augen mit dem Knueppel und die Kiemen zerschnitten und dann konnte er friedlich aussen ausbluten. Und wir weiterangeln. Der erste Abend hatte sich fuer mich doch schon richtig gelohnt. Wir fingen noch einen Snapper (Yelloweye Rockfisch) was uns andeutete, dass wir so langsam in steinigeren Untergrund drifteten. Dann war es aber Zeit zurueckzufahren. Jerrod packte schon ein und dampfte ab. Ein herrlicher Sonnenuntergang ueber dem friedlichen Pazifik. Morgen sollte es nochmal so ruhig werden – wenn die Meere doch immer so waeren, zumindest wenn man Angeln will!


    Zurueck an der Lodge filetierte ich meinen Fang. Die grossen Schollen hatten richtig fette Filets auf den Rippen. Carl musste ich erstmal deutlich den Unterschied zum Heilbutt zeigen – er war immer noch nicht ueberzeugt, dass das keine kleinen Heilbutte waren. Mein Butt war knapp 40 Pfund und 107cm. Damit konnte ich auf meiner Lizenz keinen weiteren Heilbutt mehr eintragen auf diesem Trip; das Limit war entweder 2 Butte unter 90 cm oder einen ueber 90 cm. Nach ein paar kuehlen Getraenken machten wir uns bald in die Betten – wir hatten alle einen langen Tag hinter und noch viel vor uns.


    10.8. – 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 1


    So, der letzte Sommer-Angeltrip dieses Jahres ist Geschichte und war wieder ein voller Erfolg - in jeder Hinsicht. Es war unser jaehrlicher Maennertrip an eine abgelegene Kuestenstelle (ich will hier nur mal ausdruecklich erwaehnen das der Begriff Maennertrip nicht mit Absicht entstanden ist, wir wuerden ohne Weiteres auch Frauen/Toechter mitnehmen aber in all den Jahren hat keine unserer weiblichen Bekannten oder Verwandten jemals Interesse daran bekundet). Dieses Jahr waren wir 11 Kerle die sich diesmal die noerdlichen Nootka Soundteil – genannt Esperanza Inlet – herausgesucht hatten. Einige von uns (inklusive ich) hatten Erfahrung mit dem suedlichen Nootka Sound – dem mehr historischen Teil, wo Capt’n James Cook seine erste Anlandung an der spaeter kanadischen Westkueste machte und den Weg ebnete fuer seinen jungen Offizier Vancouver spaeter als eigener Kapitaen hierher zurueckzukehren und die Spanier davonzujagen und mit den Eingeborenen den Fellhandel fuer England anzufangen. Es war auch hier im suedlichen Nootka Sound wo ein gewisser Offizier Bligh unter James Cook diente – jener, der spaeter durch die Meuterei auf der Bounty bei Tahiti beruehmt wurde. Eine groessere Insel hier im Nootkasoundgebiet heisst heute “Bligh Island”.


    Aber im Esperanzafjord hatte von uns noch keiner geangelt. Ist auch noch weiter abgelegen und brauchte eine 2 stuendige Bootsanfahrt vom Ende des Asphalts in Gold River. Da wir nur 3 Kleinboote dabei hatten, hatte die 4 koepfige Delegation aus Vancouver (Glenn + Sohn und Jason + Sohn) ein Guideboot fuer 3 Tage aus der Port Eliza Lodge gebucht. Die 4 fuhren mit ihrem Pickup ueber die Schotterpisten bis Zeballos und wurden dort vom Guide mit dem Boot abgeholt. Wir anderen fuhren mit unseren 3 Booten die lange aber herrliche In-Fjordstrecke bis zur gleichen Lodge. In Esperanza gibt es nicht sehr viele Unterkunftsmoeglichkeiten; viel weniger als in Sued-Nootka. Hier gab es nur 3 Fishing Lodges und ein paar winzige abgelegene Doerfchen in welchen es vielleicht ein paar wenige Privatunterkuenfte gibt. Zwei der Fishing Lodges in Esperanza waren High-End- All-Inclusive Lodges und nicht fuer unseren Zweck brauch-und bezahlbar.


    Die Port Eliza Lodge ist dagegen eher ein Fish Camp – der Begriff Lodge wohl etwas hochtrabend fuer diese Wirtschaft. Hier sind Angler mit eigenen Booten willkommen und ausreichend versorgt. Die schwimmenden Huetten sind betagt und vom Wind und Salz schon was angefressen, aber sauber und funktional. Wir hatten mit Vollverpflegung gebucht und das Essen schmeckte und war reichlich – wenn auch nicht Sternequalitaet. Geraeumige Gefrierkapazitaet, mehrere Schlachttische, eine gute Marina mit Suesswasserschlauch, Benzin – wenn auch teuer, genuegend Aufenthaltsplaetze draussen und drinnen, genuegend Doppelzimmer mit (quietschenden) Betten und einer Garderobe – sonst nichts. Toll gelegen, nahe am Fjordausgang und super nahe zu den besten inshore Lachsstellen. Eine Eismaschine und soviel alkoholfreie Getraenke wie man will. Und fuer eine Extragebuehr kann der Fang vakuumverpackt, zertifiziert und beschriftet werden (das ist klasse denn wenn man einige Fischsorten privat verpackt, muss der Kopf oder Schwanz oder Fisch ganz gelassen werden um bei einer Kontrolle Fischart und Laenge bestimmen zu koennen. Eine Zertifizierstelle wie so eine Lodge darf selber kontrollieren und den Fisch dann in beliebige Stuecke zerlegen und entsprechend beschriften.). Es ist also wirklich alles da was man auf so einer mehrtaegigen Angeltour in der Wildnis mit Kleinboot braucht – es ist eben nur nicht glitzernd oder schick. Wer seine nichtangelnde Frau hier ausfuehren moechte, ist falsch am Platz.


    Wir fuhren schon am 10.8. in Victoria los und uebernachteten in Gold River in einem Motel. Wir wollten die Nachmittagswinde im Fjord vor Gold River umgehen und lieber morgens slippen. Das ging trotz 3 Boote ruckzuck und unsere Gespanne fanden auf dem grossen und bewachten Slipanlagenparkplatz leicht Platz. Dann duesten wir als Dreiergespann den Fjord rauswaerts. Normalerweise war mein Boot MaxWaldi immer das Schnellste und ich nahm immer die letzte Position ein. Doch Carl und Jerrod hatten beide mit nagelneuen und groesseren Suzukiaussenbordern aufgeruestet so das ich nun die lahme Ente im Konvoi war. Schon ein aergerliches Gefuehl. Aber nachdem ich die elektrischen Unstimmigkeiten noch vor dem Nootkatrip beseitigen konnte, lief mein Yamaha so fein und butterweich, dass jeder Gedanke an eine eventuelle $20000 Motorinvestition einfach nur Unsinn waere.


    Da wir erst 15:00 Uhr in unsere Unterkunft in Port Eliza rein konnten, verbrachten wir 1-2 Stuendchen mit Lachsschleppen am beruehmten Camel Rock im suedlichen Nootka Sound. Hier hatte ich vor genau 10 Jahren noch mit meinem Vater meinen letzten Tyee (Chinook > 30 Pfund) gefangen. Vielleicht sollte das ja ein Zeichen sein? Ein guter Biss riss mich ploetzlich aus meinen Traeumen aber als ich die Rute aufnahm, war kein Widerstand mehr da. Das war alles was uns geboten wurde bis zu unserer Weiterreise. Dann ging es das schmale Tahsis Inlet hoch bis zu der kleinen Durchbruchstelle zum Esperanza Inlet in Nord-Nootka. Der Durchgang war keine 100 m breit und da sich die ganze Gezeitenflut hier durchquetschen musste, herrschten hier ordentliche Stroemungen. Erinnerungen an die Straumen in Norwegen wurden wach. Beim Dorf Esperanza legten wir kurz an und fuellten unsere Tanks nochmal randvoll. Dann ging es weiter durch die bergige Waldwildnis. In einer Bucht setzten wir nochmal die Schleppruten ein und jetzt kamen auch die ersten Fische zum Boot. Aber leider nur Kleinlachs und ein paar Felsenbarsche. Ging alles wieder zurueck. Da sollte noch viel Groesseres kommen! Hoffentlich.


    Gegen 15:00 Uhr fanden wir dann die schwimmende Port Eliza Lodge im letzten Seitenarm des Esperanza Inlets – kurz vor der offenen Kueste. Total geschuetzt und mit wirklich coolen Felsformationen im Hintergrund. Apropo cool, war es gar nicht – es war drueckend heiss hier! Glenn und seine Truppe warteten schon mit kuehlen Getraenken und einigen Bieren im Vorlauf auf unsere Ankunft. Und es gab ein lautes und herzliches Willkommen. Glenn, den Stoerangelexperten hatte ich auch schon monatelang nicht mehr gesehen. Aber wir waren ja nicht zum Quatschen hierhergekommen! Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten und unsere 3 Boote von Transport auf Angeln umgestellt hatten, ging es nach dem Abendessen nochmal zum Anangeln auf’s Wasser. Robert, der Lodgebesitzer und Mann-fuer-Alles, meinte heute Abend und morgen waere unser bestes Wetterfenster fuer die aeussere Kueste oder Offshore. Joshua kam mit auf mein Boot und dann duesten wir bis auf den offenen Pazifik. Dort stoppten wir kurz und berieten uns. Es war spiegelglatt und noch herrlich sonnig. Aber wir hatten auch nur noch 2,5h Licht. Zwar hatten Dave und Jerrod einige Offshorespots von Kollegen ausspioniert aber ganz weit raus wollten wir heute nicht mehr. Ich ueberzeugte die 2 anderen Kapitaene, dass wir in Sued-Nootka immer ordentlich Butt und Ling nur knapp ausserhalb der Surflinie gefangen haetten – fuer Butt sollte sandiger, kiesiger Boden ab 30m Tiefe faengig sein. Fuer Lingcod, hatte jede Klippe, jeder Stein hier draussen Potenzial. So fuhren wir auf gut Glueck bis zu knapp 60m Tiefe ueber was aussah wie lange Sandstrecken.


    Wir machten 2 Buttruten fuer Dave und Josh fertig und waehrend Dave einen ganzen Hering anbot, fischte Josh mit einem grossen Pilker und Lachsfetzen. Es passierte erstmal nichts auch wenn Josh manchmal das Gefuehl hatte, etwas knabberte an seinem Koeder. Aber jeder Anschlag ging leer aus. Wir drifteten dicht nebeneinander und sahen auch auf den anderen Booten keine Action. So holte ich mir zum Spass die schwere Spinnrute vom Dach und montierte einen Berkley-Twister in weiss am schweren Jigkopf. Kaum ratterte der ein paar Sekunden ueber Grund schnappte etwas zwei-dreimal danach. Ich ruckte einfach mal an und es blieb etwas haengen. War kein Riese aber die Rute war ziemlich krumm. Alle guckten gespannt auf mich – es dauerte aber eine Weile den Fisch von 60m hochzubringen. Eine richtig fette Scholle tauchte auf. Dave dachte erst ein kleiner Heilbutt. Ha! Die ging aber sowas von mit! Knapp 50cm! Schnell liess ich den Twister wieder runter und liess ihn in der lauen Drift einfach ueber Grund schleifen. Rumms! Wieder ein harter Biss und wieder ordentlich Widerstand. Die Jungs um mich herum staunten. Noch eine fette Scholle – fast das gleiche Kaliber. Das konnte den ganzen Abend soweitergehen! Im Prinzip hatte ich non-stop Bisse sobald der Twister am Boden war. Es gab aber viele Fehlbisse – wahrscheinlich die kleineren Plattfische die den riesigen Jighaken gar nicht in das Maul bekamen. So blieben nur die richtig Grossen haengen.


    30.7. 2022; Malcolm Island, Tag 4


    Der letzte volle Tag auf dieser Tour stand an und der Wind sollte morgens wieder nur sehr leicht sein bis er dann nachmittags auffrischen sollte. Also musste das Black Bluff nochmal herhalten. Dave wollte nun endlich seine nagelneue Islander-Rolle an einem dicken Chinook austesten. Und ich war noch scharf auf einen Heilbutt!


    So duesten wir trotz anhaltender Motorprobleme die ganze Strecke bis zum Bluff. War anstrengendes Fahren denn der Nebel war streckenweise sehr dicht. Ich hatte weniger Angst vor einer Bootskollision, aber das ganze Treibgut mit allerlei Baumstaemmen und Holzstuecken machte mir Sorgen und ein paar Mal musste ich abrupt ausweichen. Dave stand auch mit der Nase an die Windschutzscheibe gepresst. Ging aber alles gut und mein Happy Place lag wieder friedlich und fischig aussehend vor uns. Und fuer uns alleine.


    Wir zogen bald schon 2 Koederfische am System dicht vor dem Kelpguertel entlang. Es roch foermlich nach Fisch. Es war auch eine Menge Futterfisch da – manchmal sah es aus als ob es regnete, wenn die Brut an der Oberflaeche spielte. Aber es waren keine Raeuber da - oder beisswillig. Nach einer ergebnislosen Stunde kam auch noch eine dicke Gezeitenlinie hereingetrieben und brachte allerlei Grass und Schlingpflanzen mit und machte das Angeln sehr muehseelig. Wir sahen am herausragenden Punkt des Black Bluff zwei Boote entlangschleppen. Vielleicht ging es dort besser – auch wenn wir das Black Bluff eigentlich immer tief in der Bucht fischten. Kaum waren wir vor der Spitze in etwas tieferem Wasser, da riss es an Dave’s Rute. Er hieb an und stoehnte gleich auf; “Schwerer Fisch!”.


    Na also, Dave konnte es also doch noch! Waehrend der Fisch lospolterte und wir Dave’s neue Rolle singen hoerten, raeumte ich das Deck auf. Dann stand ich mit dem Kescher parat und wartete auf meinen Einsatz. Dave’s Fisch liess sich nicht so leicht ueberwinden und er riss immer wieder beherzt aus. Dann katapultierte er sich sogar voll aus dem Wasser. Uns blieb kurz der Atem weg – aber der Haken sass! Die anderen zwei Boote machten uns Platz und andere Hindernisse gab es hier nicht im Wasser und so kam der Drill nach paar Minuten zu einem routiniertem Ende. Der Lachs wurde muede und Dave schleifte ihn heran – ein Versuch mit dem Kescher genuegte und ein 16 Pfuender lag im Boot! Klasse, Dave war gluecklich.


    Der Fisch wurde schnell versorgt und die beiden Ruten kamen schnell wieder zum Einsatz. Ich drehte nun grosse Schleifen um den Fangplatz und tatsaechlich nach 10 Minuten ruckte wieder Dave’s Rute los. Und wieder ein guter Fisch! Auch dieser Chinook tobte viel an der Oberflaeche lang und sausste hin und her und machte Dave viel Freude. Als er ihn das erste Mal am Boot hatte und wir einen guten Blick darauf hatten, waren wir fast enttaeuscht: der war einiges kleiner als der erste – hatte weit ueber seiner Gewichtsklasse gekaempft. Ich sackte den vielleicht 10-11 Pfuender bald ein und wir packten ihn in die Kiste zum Ersten.


    Und es ging weiter – die Beisszeit war da. Ob es nun eine neue Lachsschule war die hier gerade durchzog oder ob die vorhandenen Lachse nun auf einmal Lust hatten zu beissen, werden wir wohl nie wissen – aber es war ein toller Angelspass. Dave verpasste noch 2 gute Bisse. Dann war ich endlich mal dran und hatte einen ganz harten Biss und der Fisch riss auch gleich feste Schnur von der Rolle. Wir waren wieder auf einen guten Chinook eingestellt aber nach ein paar Minuten hatte ich den Fisch neben dem Boot und staunte – ein fetter Coho! Nun hiess es zu erkennen ob er markiert oder unmarkiert war. Wir hatten unser Besitzlimit an unmarkierten Cohos gestern erreicht und durften nur noch markierte behalten. Leider sah ich bald die Fettflosse und so durfte der Coho nach einem kurzen Fototermin wieder schwimmen. Dave hatte danach noch kurz einen sportlichen Fisch dran der aber irgendwie den Drilling plus Angsthaken losbekam. Und dann war nach etwa einer Stunde der Spass ploetzlich wieder vorbei. Nur noch ein paar kleine Shaker und der eine oder andere Pink biss an. Bald sahen wir auch einen guten Grund fuer das ploetzliche Verschwinden der Grosslachse: ein ganzer Pod Orcas kam vorbei! Die sahen wie auf der Jagd nach etwas aus. Das sollten uebrigens ausser den Delfinen die einzigen Waale gewesen sein, die wir auf dieser Tour beobachten konnten. Sonst sehen wir einige mehr!


    Ich draengelte nun es nochmal auf Heilbutt zu versuchen. Wir wollten erst an der weiter suedichen Inselseite den Kies-und Sandboden mit Koederfischen am Grund beschleppen. So hatten wir in der Vergangenheit schon einige Butte erwischt. Aber ich hatte staendig kleinere Felsenbarsche, Babylings oder Coho und Pinks am Haken. Dave hatte mehr Lachs und packte noch einen fetten Pink in die Kiste. Aber Butt wollte gar nicht. Ich fing sogar ein paar kleinere Schollen – also schonmal Plattfisch – aber keinen Butt!


    Eine Weile spaeter drifteten wir mit leckeren Pilkern und Fetzenkoedern umher – ein paar gute Felsenbarsche stiegen ein – aber kein Butt! Letztlich ankerten wir sogar noch in Mitchell Bay direkt vor unserem Dock. Vom Dock-Heilbutterlebnis vor 2 Jahren wussten wir ja das Heilbutte sich bis ins Flache am Dock herumdrueckten. Aber auch hier kamen die Dornhaie jedweglichen Butten zuvor und nach einiger Zeit gaben wir auf – Butt sollte dieses Mal nicht sein! Wir packten dennoch zufrieden zusammen – endlich hatte Dave mal zugeschlagen und Grosslachs gefangen! Morgen wuerde er schon fueh die Faehre nach Vancouver Island nehmen waehrend ich auf dem Heimweg noch ein bisschen fischen konnte. Ich wollte noch 2 fette Pinks mitnehmen um eine grosse Raeucherziehung zu machen. Das sollte sich bei der Menge an Pinks vor Mitchell Bay ja wohl leicht machen lassen. Ich hatte 2 Stunden Zeit dafuer.


    Als Dave weg war und ich alleine mit dem Boot vom Dock ablegte, entschied ich die erste Stunde sogar noch nur auf Chinook zu angeln – die letzte Stuende wuerde dann den 2 ausstehenden Pinks gewidmet. Leider kam kein Chinook zum spielen. Als ich auf Pinks/Cohos umstellte, kamen auch bald die erhofften Bisse. Problem war, der erste Fisch war ein kleiner Chinook – wieder zurueck. Der naechste Fisch war ein fetter Coho – unmarkiert - auch wieder zurueck. Der dritte war ein Pink – aber wohl der Kleinste den wir auf dem ganzen Trip gesehen hatten – auch wieder zurueck. Und dann verlor ich die naechsten 6(!!) Lachse im Drill. Ich hatte nur noch 10 Minuten bevor ich Richtung Treffpunkt los musste und hatte noch keinen Pink in der Kiste! Dave wuerde mich auslachen! Dann endlich konnte ich den ersten Pink einsacken. Auf einmal hoerten die Bisse auf. Ich war wohl schon zu weit draussen. Also wieder zurueck in die Bucht. Mit dem Schlusspfiff bekam ich dann einen Doppelbiss; ich setzte an beiden einen Anschlag und begann dann eine Rute zu drillen. Ich sah immer mal wieder zu anderen Rute rueber – der war immer noch dran. In der Naehe des Bootes begann mein Fisch zu springen – und der Haken schlitzte aus. Nein! Schnell schnappte ich mir die andere Rute – nahm Fuehlung auf, ja, der war noch dran. Jetzt bitte halte fest, Du Haken! Den letzten Meter schlidderte ich den Fisch zum Boot, schnappte mir die Schnur am Vorfach und wuppte ihn entschlossen ins Boot. Endlich! War fuer ein Krampf um den letzten Pink!


    Auf der Ueberfahrt kam ich dann an einer ganzen Seeotterfamilie vorbei. Super suess. Schoen zu sehen, dass diese einstmals fast komplett ausgerotteten Tier wieder ein Comeback machen! Als ich dann Dave an der Marina traf und er meine beiden Pinks sah, fragte er ob das schnell gegangen war. Ich antwortet cool es waere ein Klacks gewesen die zwei Schwaenze zu fangen; “Easy peasy”! Angler sind eben doch notorische Luegner!


    29.7. 2022; Malcolm Island, Tag 3


    Auch der 3. Tag sollte frueh noch ohne Wind ablaufen; dann aber ab fruehen Nachmittag sollte es auffrischen. Wir wollten den Morgen auf der nahen Inselnordseite zwischen Donegal Head und Lizard Point verbringen – nicht ganz so weit wie das Black Bluff. Der Gedanke war, dass die Chinooks am Black Bluff gestern nun bis zum Lizard Point und da herum weitergezogen waren und wir sie so noch einmal belaestigen konnten. Also kurz nach 5 aus den Federn und nach einem schnellen Fruehstueck ging’s los. Leider muckerte mein grosser Motor etwas herum beim Losfahren und hinterliess bei mir ein ungutes Gefuehl. Fuehlte sich wie ein elektrischen Problem an – sporadische Aussetzer – schwierig zu diagnostizieren. Gut das wir heute nicht ganz so weit fuhren!


    Hinter dem Donegal Head setzten wir diesmal 3 Ruten an 3 Downriggern ein und gesellten uns zu 10 oder 12 anderen Booten. Es dauerte nicht lange und Dave sprang auf und hatte was dran. Er brachte einen fetten Pink ans Boot. Mitnehmen oder nicht? “Mae, da geht noch mehr!”, dachten wir. Und es sollte sich bewahrheiten: es begann eine tolle Kleinlachsfischerei – und wir waren nicht allein beim Fangen. Auch auf den anderen Booten sahen wir die Angler fleissig anschlagen, drillen und keschern. Cohos bis zu 7 Pfund und Pinks um die 4-5 Pfund – mindestens alle 10 Minuten ein Fisch. Wir behielten ein paar fette Pinks und ich einen vielleicht 7 pfuendigen unmarkierten Coho. Und wir liessen dutzende wieder frei. Aber es wollte sich kein Chinook blicken lassen. Wir sahen ein Boot eine ganze Weile in einen langwierigen Drill verwickelt und nach vielleicht 10 Minuten einen gut 20 pfuendigen Chinook keschern. Es waren also einige Chinooks da aber wir befuerchteten, dass die kleineren Lachsarten so schnell an unsere Koeder sprangen, so dass wir gar keine Chance hatten zu den Chinooks durchzukommen. Es hatte gar keinen Zweck die dritte Rute weiterzubenutzen – das war einfach zu viel Arbeit.


    Bei einer Schleife in etwas flacheres Wasser bemerkten wir ein paar grosse Fischsicheln am Echolot. Das konnten Chinooks sein, meinten wir und in diesem Moment ruckte meine Rute mit dem Blinker an und loeste auch sofort aus. Ich hatte gleich das Gefuehl, das hier etwas mehr Gewicht dahintersteckte. Erst liess sich der Fisch widerwillig naeher ziehen aber dann gab es ploetzlich 2 harte Rucke und jetzt musste ich Schnur geben. Und die Schnur lief immer schneller raus. Yeeeess, ein besserer Fisch! Dave zoegerte noch mit dem Herausholen seiner Rute – er traute mir noch nicht so recht. Dann kam der Fisch auf’s Boot zugeschossen und ich kurbelte wie ein Weltmeister. Dann sahen wir ihn auch schon – schoener Kerl, vielleicht 12-13 Pfund. Aber jetzt wollte er stur auf die andere Bootsseite wo Dave noch seine Rute am Downrigger draussen hatte. Um einen fuerchterlichen Tueddel zu verhindern musst ich dem Fisch die Notbremse anschalten und ich hielt ihn auf Biegen und Brechen. Er tobte und schaeumte das Wasser und ploetzlich war er ab. Schade, der erste groessere Fisch heute und dann geht genau der ab. Typisch!


    Wir drehten noch ein paar Runden um die Stelle und obwohl wir die grossen Fischsicheln wieder fanden, wollte davon keiner mehr zuschnappen. Nach einer Weile brachen wir ab und wollten es vor Anker auf Heilbutt probieren. Lachs hatten wir ja schon eine Menge in der Kiste. Wir fuhren zur Stelle wo wir letztes Jahr 2 Butte erwischt hatten. Anker ausgelegt und Ruten mit saftigen Koedern bestueckt. Und natuerlich musste auch der volle Duftsack in die 80m Tiefe hinab. Auf die Wirkung der Duftfahne mussten wir nicht lange warten denn die laestigen Dornhaie fanden unsere Koeder schon nach wenigen Minuten. Von da an kamen non-stop 1 bis manchmal 2 Haie gleichzeitig hoch. Erst hatten wir noch die Hoffnung, dass unsere ganze Muehe mit den Haien mit wenigstens einem schoenen Butt belohnt werden wuerde. Aber nach 4 Stunden brachen wir desillusioniert ab. Wir mussten jeder 40 Haie hochgekurbelt haben – mir taten Arme und Ruecken weh und Dave konnte gar nichts mehr sagen. Da ich unbedingt noch Heilbutt fangen wollte, beschlossen wir auf der Inselnordseite, an den Lachsgruenden, mit Koederfisch hart am Boden zu schleppen um so vielleicht den einen oder anderen Butt abzuschleppen. Vor einigen Jahren hatte das hier hervorragend geklappt. Funktionierte leider auch nicht. Ich fing eine schoene Scholle aber das war’s auch gewesen mit Plattfisch. Ausser noch paar kleinen Felsenbarschen liess sich nichts Buttaehnliches ueberreden.


    Um die Grundfischerei noch zu retten, schlug Dave vor zu einer uns bekannten Lingcodstelle zu fahren. Ich war erst etwas abgeneigt weil wir dafuer ein Stueck offenes Wasser ueberquehren mussten und ich meinem Motor heute nicht trauen konnte. Schliesslich liess ich mich doch breitschlagen und wir fuhren zum Eingang des Broughton Archipelagos; einer Inselwelt mit unzaehligen Inseln und Klippen. Hier hatten wir vor Jahren an einer Steilwand mal eine Sternstunde beim Lingcodangeln erwischt. Leider hatte das Fischereiministerium wohl auch von den tollen Faengen gehoert und die Stelle 2 Jahre spaeter als Schongebiet ausgezeichnet. Also genau an unserer alten Stelle durften wir nicht mehr fischen aber die Schongebietsgrenze war nur 50m von der Stelle entfernt und die felsige Steinwand ging auch ausserhalb der Grenze weiter. Warum sollten also nicht auch paar Lings kurz hinter der Grenze auf Lauer liegen?


    Wir montierten unsere schwereren Pilker und klopften damit die Felskanten ab. Nach 10 Minuten stoehnte und halb lachte Dave ploetzlich auf – aha er war am Fisch. Jawoll, rief er freudig als Schnur von seiner Rolle gerissen wurde. Das war ein guter Fisch und Dave schwaermte wieder von diesen aggressiven Lingcods. Bald pumpte er ihn Stueck fuer Stueck hoch – da war er – ein braungeflecktes und zaehnestarrendes Untier. Ich schlug ihm das Gaff in den Schaedel und hievte den Fisch hinein. Feiner Fisch, um die 15 Pfund schwer. Trotz weiterer Versuche hakten wir nur noch Kleinkram – ich unter anderem einen herrlich aussehenden Irish Lord – eine Art Seeskorpion. Cool aussehendes Ding! Dann merkten wir wie der Wind auffrischte und ich draengelte zum Aufbruch – wir hatten noch ein Stueck zu fahren und ich war einbisschen bange wegen dem muckernden Motor. Wir kamen aber gut an – wenn auch mit etwas gelegentlichem Ruckeln.


    Ein Stueck von Dave’s Lingcod brutzelte ich als Backfisch zum Abendbrot zurecht – frischer geht’s nicht! Die Stimmung war gut – auch Dave war wieder guter Laune – er hatte gefangen und hatte mit dem Lingcod sogar den Tagessieg an sich gerissen! Wir fuhren nach dem Abendbrot nochmal eine halbe Stunde zu einem Sonnenuntergangstrolling direkt vor unserem Dock. Fingen noch ein paar Pinks und Cohos. Die waren ueberall und die Pinks sprangen auch wie verrueckt umher. Magical!


    28.7. 2022; Malcolm Island, Tag 2


    Der erste richtige Angeltag wurde mit Ungeduld erwartet. Man wird eben doch immer wieder zum Kind wenn es um’s Angeln geht. Wir rauschten 5:00 Uhr aus den Betten und fruehstueckten noch im Halbdunkeln. Sobald es sicher war loszufahren, legten wir vom Dock ab. Das Meer war spiegelglatt und kein Nebel behinderte die schnelle Fahrt. Nur auf riesige Teppiche von Treibgut mussten wir aufpassen – an den Gezeitenlinien wo sich die Stroemungen brachen, dort sammelte sich allerlei inklusive Baumstaemme und Holzstuecke die vor allem einem Glasfiberboot gefaehrlich werden konnten.


    Wir wollten zum sagenumwobenen Black Bluff, einer meiner Happy Places, wo wir schon Sternstunden erlebt hatten. Eine Bucht mit vorgelagertem Kelpguertel die oft gute Lachsrudel beherbergte. Und keine Falte auf dem Wasser. Auch kein anderes Boot in Sicht. Traumhaft. Wir bereiteten unsere Koederfischsystem vor und setzten sie auf unsere bevorzugten Tiefen ein und dann steuerte uns Dave das erste Mal dicht an der Krautkante vorbei. Nichts. Schade, das roch doch foermlich nach Fisch! Wir zogen noch ein paar Runden mal flacher und mal tiefer durch die Bucht. Bald experimentierte ich mit dem Koeder direkt auf dem Grund. Irgendwo mussten die Kerle doch stecken! Das Echolot zeigte uns hin und wieder mal verheissungsvolle Signale aber die wollten einfach nicht zupacken.


    Nachdem uns Dave einmal fast auf das Riff neben dem Krautguertel gefahren hatte, fuhren wir etwas weiter draussen bei 40m Wassertiefe entlang. Ich hatte meinen Koeder in 27m angeboten und ploetzlich ruckte es hart und loeste die Rute auch gleich aus. Wie von der Tarantel gestochen stuerzte ich zur Rute, riss sie aus dem Halter und ruckte an. Etwas Schweres war zu spueren. Aber noch passierte nichts. Ich hing mich rein und kurbelte den Gegner ein paar Meter heran. Dann musste der Fisch wohl aufgewacht sein denn ploetzlich zog sich die Rute lang und langsam zog es Schnur von der Rolle – immer schneller bis die Rolle nur so saussten. Na also, ein richtiger Fisch! Dave raeumte schnell das Deck und seine Rute weg. Nach der ersten Flucht bekam ich eine Menge Schnur zurueck aber wir bekamen den Fisch noch nicht zu sehen bevor er zum zweiten Mal ansetzte. Diese Flucht war aber schon etwas kuerzer und als er stehenblieb, konnte ich Druck machen und den Fisch drehen und Richtung Boot zerren. Dann sahen wir einen breiten Ruecken noch tief hinter dem Boot auftauchen – immer wieder einer meiner Lieblingsmomente beim Lachsangeln.


    Aber der Kampf war noch nicht vorbei! Ein paar Mal sausste der Fisch noch in die Tiefe und einmal musste ich die Schnur hinter und unter den Motoren durchfischen um dem Fisch auf die andere Bootsseite zu bringen. Dave stand ungeduldig mit dem Kescher bereit. Fast waere der Lachs beim ersten Kescherversuch nochmal aus dem Netz herausgekommen aber Dave fasste nach und hievte den Fisch endlich ins Boot. Klasse! Ein schoener Anfang. Der war bestimmt 20 Pfund schwer. Das Black Bluff hatte mal wieder zugeschlagen! Schnell wurde der Fisch versorgt und verpackt und bald schleppten wir weiter. Dave hatte nun natuerlich auch auf das Purple Haze Kombo gewechselt! Wir wunderten uns das hier am Black Bluff scheinbar keine der Pinks oder Cohos da waren. Hier konnte man heute morgen “unbelaestigt” auf grosse Chinooks angeln. Wir hatten das noch nicht fertig diskutiert da rappelte meine Rute wild los. Noch bevor ich die Rute richtig in der Hand hatte sprang ein mittlerer Lachs 30m hinter dem Boot.


    Ja, das war mein Fisch! Der wollte sich wohl seinen Widersacher erstmal genauer ansehen! Es war zwar kein langwieriger Drill wie mit einem grossen Chinook aber dieser Coho verkaufte sein Leben teuer. Er sprang paar Male und sausste im Affenzahn hin und her. Aber bald hatte ich ihn am Boot. Der hatte gut 6-7 Pfund. War aber ein Unmarkierter von welchen jeder von uns nur einen pro Tag und insgesamt 2 pro Trip mitnehmen durften. Der hier hatte den Drilling recht tief im Maul und so beschloss ich ihn mitzunehmen. Viel groessere Cohos erwarteten wir Ende Juli nicht zu fangen.


    Zehn Minuten spaeter das gleiche Spiel nochmal – wieder an meiner Rute. Und der Coho war sogar schon knapp 8 Pfund und ging auch mit – diesmal auf Daves Lizenz denn er schien ja heute keine Fische fangen zu koennen; so zog ich ihn halt auf. Der Trost wenigstens einen Fisch fuer sich in der Box zu haben schien etwas zu wirken aber er war schon etwas angefressen, dass er noch keinen Biss gehabt hatte waehrend ich die Fischkiste fuellte. Er fischte jetzt exakt meine Tiefe waehrend er ueber der Fangstelle kreiste.


    Um nicht 2 Ruten auf der gleichen Tiefe zu fischen, ging ich weiter runter bis auf 35m – kurz ueber Grund. Ich goennte mir erstmal ein Brot und kaute gerade gemuetlich und genoss die Gegend als ich ein bekanntes Geraeusch hoerte – meine Rollenknarre! Ein Blick zurueck zur Rute und die war horizontal zurueckgerissen und gab schwer Schnur frei. “Mein Gott, man kann ja nichtmal Luftholen!”, meinte ich lachend in Richtung des deprimierten Daves. Diesmal war wieder was Groesseres dran und der Fisch zog ordentlich ab. Dann wurde die Schnur flacher und der Fisch sprang – er sprang tatsaechlich trotz Flasher 3 oder 4 Mal komplett und mindestens einen Meter aus dem Wasser heraus so dass es da draussen auf dem stillen Wasser nur so toste. Das war kein typisches Chinookverhalten und ich johlte vor Freude dazu. Das hat mal wirklich selten, dass so ein groesserer Chinook akrobatisch wird. Nach einigem beherzten Hin und Her brachte ich den Brocken zum Boot und Dave sackte ihn ein. Der hatte vielleicht 15-16 Pfund auf den Rippen. Auch nicht schlecht!


    Dave schuettelte nur den Kopf und machte still und besiegt sein Geraet wieder fertig. Ich erinnerte ihn, dass das oft so war auf unseren Trips, dass einer an einem Tag heiss lief und dann am naechsten Tag der Andere. Mit 2 Chinook und 2 Cohos waren wir beide ausgereizt mit diesen beiden Arten. Ich hatte mein und Daves Limit alleine gefangen! Das Black Bluff war wiedermal gut zu mir gewesen! Aber jetzt blieben die Bisse aus obwohl wir es noch ca. 2h versuchten. Dann packten wir ein und fuhren zum Lizard Point und der Slide Stelle. Wir schleppten da eine Weile weiter umgeben von einer Menge anderer Boote. Waehrend Dave nun den einen oder anderen Pink und Coho hakte, versuchte ich es direkt auf dem Grund auf Heilbutt. Aber auch da fanden die Pinks und Coho noch meinen Koederfisch. Hier auf dieser Inselseite standen diese Schwarmlachse dick und dicht. Dave nahm noch 2 oder 3 fette Pinks mit. Da in einem geraden Jahr kein Buckellachsaufstieg im grossen Fraser River stattfand, mussten diese Pinks ins Knight Inlet ziehen. Das musste ein sehr gutes Pinkjahr fuer dieses Inlet sein und die Pinks waren dick und fett und zeugten von guten Aufwuchsbedingungen. Spaeter erzaehlte mir Frank, dass die Anti-Fischfarmaktivisten schon jubelten und behaupteten, dass der letztjaehrige Bann von Netzgehegen-Lachsfarmen in dieser Gegend der Grund des fantastischen Pinkaufkommens waere. Waehrend ich persoenlich den Fischfarmbann auch begruesse, kann ich mir aber kaum vorstellen, dass diese letztjaehrige Massnahme schon so schnell so gravierenden Erfolg gehabt haben soll. Aber wer weiss – ich freue mich jedenfalls ueber jeden gute Nachricht dieser Tage!


    Um etwa 15:00 Uhr packten wir ein – ich hochzufrieden, Dave etwas nachdenklich ob seiner suboptimalen Vorstellung.


    27.7. 2022; Malcolm Island, Tag 1


    Die 3. Angeltour dieses Jahr stand letzte Woche an – unser jaehrlicher Trip nach Malcolm Island, ca. 6h noerdlich von Victoria, an der nordoestlichen Seite von Vancouver Island gelegen. Seit vielen Jahren machen Dave und ich diesen Trip und normalerweise haben wir einen meiner Jungs dabei. Dieses Jahr war ein bisschen anders da beide meiner Soehne so langsam ihrer eigenen Wege gehen und zufaelligerweise beide diesen Sommer in Deutschland verweilten. So war es nur Dave und ich – wie ein altes Angelehepaar. Wir hatten noch ueberlegt einen anderen Angelfreund dazu einzuladen aber hatten davon letztendlich abgesehen. Malcolm Island ist schon etwas Besonderes und nichts fuer jedermann. Diese Insel wurde vor ueber hundert Jahren von einer finnischen Siedergruppe besiedelt, die die einheimischen Indianer verdraengt hatten. Wahrscheinlich eine der vielen seltsamen religoesen Sekten die ihre Eigenheiten und Kulte fuer sich und weg von jeglicher institutionellen Bevormundung ausleben wollten. Jahrzehntelang blieben diese Siedler fuer sich abgeschieden und lebten von Fischfang, Bootsbau und Forstwirtschaft. Bis heute wollen die Malcolmer nicht wirklich viel mit der Aussenwelt zu tun haben; es gibt kaum touristische Infrastructur; kein Hotel oder Motel, nur einen kleineren Wildnis-Campingplatz. Kein Restaurant oder Pub und die einzige Marina in Sointula (800 Pop.) bietet Fremden nicht so ohne Weiteres Liegeplaetze an. Es gibt keine grossen Stores oder Shoppingplaetze und keinerlei Touristenattraktionen. Die Leute sind sehr alternativ-hippy-maessig angehaucht. Wirklich ein seltsamer Platz!


    Aber die Natur ringsherum ist ueberwaeltigend schoen! Das 360 Grad Bergpanorama; auf der oestlichen Seite zum gewaltigen Kuestengebirge auf dem Festland hin und nach Westen das alpine Gebiet auf Vancouver Island. Dann umgeben von der Queen Charlotte Strait – wohl eines der produktivsten Binnenmeere an der Pazifikkueste. Es liegt geschuetzt hinter Vancouver Island und somit ohne Duenung, aber durch die Meeresengen trotzdem dicht verbunden mit dem offenen Pazifik, so dass die volle Artenfuelle des Pazifiks hier hereinkommt. Die wilden Gezeitenstroemungen durch die angrenzenden Meeresengen verlangsamen sich in dem grossen Becken der Queen Charlotte Strait und dadurch sammelt und setzt sich da allerlei Futter ab in diesem riesigen Sammelbecken. Schaltet man den Bootsmotor aus, vergeht keine Minute in der man nicht in irgendeiner, und oft aus mehreren Richtungen, das Schnaufen und Prusten von einer Vielfalt an Meeressaeugern hoert. Wenn das Meer ruhig ist, sieht man ueberall Walfontaenen aufsteigen und frueher oder spaeter kommt man an Orcas, Buckelwalen, Definen, Seelowen, Robben und Seeottern vorbei – ohne wirklich danach zu suchen.


    Und natuerlich lieben auch die Fische diese angeschwemmte Futtervielfalt! Alle 5 pazifischen Lachsarten schwimmen durch die Strait an beiden Seiten von Malcolm Island vorbei, auf dem Weg zu ihren Heimatfluessen nah und fern im Sueden. Heilbutte sind zahlreich vorhanden und an den Felsriffen allerlei Lingcods und Felsenbarscharten. Hier hat man die volle Palette des offenen Pazifik ohne die rauen Offshore-Bedingungen. Viele Paddler, Segler und Booter kosten das aus. Angler zieht es auch hierher aber die ungastlichen Bedingungen auf Malcolm Island halten die Zahl der Angler um Malcolm Island begrenzt. Einige kommen von Port McNeill oder Telegraph Cove von Vancouver Island aber bis zur noerdlichen Seite von Malcolm ist das schon eine gute Stunde Fahrt und bei heutigen Spritpreisen fuer viele Abschrenkung genug. Dave und ich sind darueber nicht boese denn der begrenzte Anglerverkehr ist sicherlich schoen fuer die paar die die Moeglichkeit haben auf Malcolm Island zu gastieren. Daves Frau wuchs auf Malcolm Island auf und dadurch hatte Dave Beziehungen zur lokalen Szene. Wir wohnten wie schon seit Jahren in einer kleinen Suite bei einem aelteren Paar – Frank und Donna – die diese Suite ein paar Mal im Jahr vermieteten. Am liebsten nur an Leute die sie kennen. Die beiden kuemmerten sich wie immer ruehrend um uns. Frank hatte fuer Angler wie uns eine funktionale Schlachtbank in seinem Garten gebaut. Ausserdem hatten sie grosse Gefrierkapazitaeten und Vaccumverpackgeraete. Fuer einen Liegeplatz an der Government Wharf sorgte Frank auch – die 6 oder 7 vorhandenen Kleinbootsliegeplaetze waren restlos mit einheimischen Booten belegt – das ganze Jahr. Fremde haben hier keine Chance in Mitchell Bay ueber Nacht am Dock zu bleiben. Aber Frank zieht jedes Mal wenn wir kommen sein Boot heraus oder vertaeut es an seinem Nachbars Boot und macht so fuer unser Boot Platz. Nur mit dieser Art Arrangements mit Einheimischen kann man hier auf Malcolm Island Urlaub machen. Eine einzige Ausnahme gibt es fuer Angler – Malcolm Island hat eine Fishing Lodge – die fruehere Sunds Lodge – jetzt Sointula Lodge genannt. Ueber diese bin ich ueberhaupt erst vor 12 Jahren das erste Mal hierhergekommen. Ein feines Konzept mit vollem Verwoehnprogramm hatte die alte Sunds Lodge mir damals geboten. Ich weiss nicht genau ob das neue Management unter neuem Namen etwas gross veraendert hat, aber wer das Geld fuer so einen Trip hatte, bekam viel Fisch und Komfort fuer sein Geld geboten und eine fast schon einmalige Gelegenheit diese Gegend hier zu befischen.


    Unser erster Tag war praktisch nur die Anreise. Wir liessen das Boot in Alder Bay auf Vancouver Island ins Meer und waehrend Dave mit dem Truck auf die Faehre ging, schipperte ich das Boot nach Mitchell Bay. Das Wasser war spiegelglatt und da Dave etwa 2h bis zur Unterkunft brauchen wuerde, konnte ich mir mit der Ueberfahrt Zeit lassen. Am besten geht das mit Ruten im Wasser. Als ich die Haelfte der Strecke hinter mir hatte, setzte ich eine Blinker und eine Shrimprute an den beiden Downriggern ein und schleppte praktisch bis vor den Dock in Mitchell Bay. Es dauerte nicht lange und die erste Rute wippte wild los! Klasse! Ein feister unmarkierter Coho kam ans Boot. Hier durfte man 1 unmarkierten und 1 markierten Coho pro Tag behalten. Aber ich beschloss heute noch kein Schlachtfest anzufangen. Und als ob die Fische das gehoert haetten, stuerzten sie sich nun regelmaessig auf die Koeder. Ich fing noch einen Coho und einen Pink und verlor noch ein paar in den Drills. Was fuer ein Spass. Die Bisse kamen noch haeufiger je dichter ich zum Dock in Mitchell Bay kam. Es sprangen auch etliche Lachse voll aus dem Wasser in der Bucht. Hier musste ja was los sein im Wasser – die Bucht wimmelte nur so von Pinks (Buckellachsen) und Cohos.


    Dave erwartete mich schon und dann bezogen wir erstmal unser Quartier. Bis wir uns eingerichtet hatten und mit unseren Vermietern noch ausfuerhrlich gequatscht hatten, war es schon zu dunkel geworden fuer eine Nachtausfahrt. Dafuer wuchs die Vorfreude auf morgen! Es sollte windstill werden und Frank erzaehlte von grossen Mengen an Pinks und Cohos. Wir hofften aber auch auf ein paar grosse Chinooks!


    1.7. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 5


    Happy Canada Day! Unser letzter Morgen am kanadischen Nationalfeiertag. Und der Wind sollte morgens noch mitspielen – der aufkommende Wind am Nachmittag konnte uns schon egal sein. So gegen 13:00 Uhr wollten wir wieder bei der Huette sein um zu packen.


    Paul fuhr uns ein letztes Mal zur gegenueberliegenden Seeseite und wollte noch ein paar jungfraeuliche Stellen abtasten – irgendwo musste doch noch ein grosses Krokodil auf Lauer liegen! Die ersten zwei Stellen schleppten wir wieder unsere Koeder an einer Kante mit Kraut entlang. Und wie immer stiegen auch bald die ersten mittleren und kleinen Hechte ein. Ein oder zwei Zander waren auch wieder dabei. Paul trug uns auf noch vielleicht 2 Hechte mitzunehmen – falls sich welche dafuer eignen sollten – er wollte sie nicht zu gross und nicht zu klein und normalerweise nahmen wir nur Tiefschlucker mit. Dann draengelten wir Paul uns noch zu einer guten Spinnangelstelle zu fahren. Die Schlepperei war Pauls Lieblingsmethode aber auf unserem Trip hatten die groesseren Fische meist beim Werfen ins Kraut gebissen. Schliesslich fand uns Paul eine tolle total windstille Bucht hinter einer Insel – malerisch. Das Wasser war hier in Wurfdistanz zum Ufer 3-4 m tief und es war sehr klar, im Gegensatz zu anderen Stellen im See die wir beangelt hatten.


    Und hier ging es ploetzlich nochmal richtig rund. Ricardo hatte seinen zerfledderten Lieblingswobbler austauschen muessen da nun sogar die Tauchschaufel abgefallen war. Der hatte bestimmt 50-60 Fische alleine gefangen und hatte seine Rente verdient. Er benutzte dafuer jetzt einen grossen silber-chromigen Einteiler – den ich schon ueber die Tage paar Mal ohne Erfolg versucht hatte. Aber nun schienen die Hechte ihn zu moegen oder Ricardo wusste ihn besser zu fuehren. Ricardo hatte nun fast auf jeden Wurf entweder einen Nachlaeufer oder einen Biss. In dem klaren Wasser konnte man die Hechte schoen anrauschen sehen und sogar einige Bisse verfolgen. Super Spass! Ian wurde auch mutig und haengte mal den weissen Gummifisch, den uns ein anderer Angler vor Tagen geschenkt hatte, dran. Und ploetzlich war auch er am Fisch! Heute hatten die Hechte wohl ihre Launen abgelegt und waren auf alles hungrig! Ich versuchte einen deutschen Gummifisch XXL – entweder einen Riesen oder gar nichts. Doch das war wohl dann doch des Exotischem zuviel. Alec versuchte mal einen grossen Spinner und schau mal einer an, auch er fing ein paar Hechte und sogar noch einen fetten Zander. Hier in der Bucht mussten die Raubfische ja wieder gestapelt stehen denn wir hatten Null Drift und fingen 360 Grad um das Boot herum Fisch auf Fisch.


    Ian brachte nun schon seinen zweiten Hecht am weissen Gummi zum Boot. Als ich den Hecht fuer ihn abgehakte hatte und er seinen Gummifisch nur dicht am Boot im Wasser spielen liess, sah man warum der faengig war – ein sehr verfuehrerisches Spiel. Da kam ploetzlich aus der dunklen Tiefe ein grosser Schatten auf den Koeder zugeschossen und attackierte ihn! Mann, das war ein U-Boot! Wir waren richtig erschrocken und Ian bekam einen moerderischen Ruck in der Rute und er hielt einfach nur dagegen. Leider dauerte dieses Spektakel nur ein paar Sekunden denn dann hatte der Hecht den Koeder irgendwie schon wieder abgeschuettelt. Schade, schade… das waere nochmal ein Konkurrent fuer den ersten Preis gewesen.


    Ich montierte an meiner Rute einen 30cm langen schwarz-silbernen Megawobbler. Dessen Tauchschaufel konnte man auf 3 Positionen verstellen. Cooles Ding. Aber schwer zu werfen – dafuer braeuchte man einen richtig steifen Knueppel. Waehrend um mich herum immer wieder mal was gefangen wurde, konzentrierte ich mich auf meine Wuerfe und die Koederfuehrung. Ich sah in Ufernaehe einen grossen Felsbrocken unterwasser liegen. Ich schmiss meinen Wobbler bis knapp dahinter und zog schnell an um ihn beim Stein schon auf Tiefe zu haben. Da gab es einen heftigen Ruck und gleich weitere Rucke – aha Biss! Ich riss dagegen was das Zeug hergab um einen der drei grossen Drillinge einzutreiben. Der hing! Eine kurze heftige Flucht aber dann konnte ich schon Druck machen. Hechte sind keine ausdauernden Kaempfer wir Lachse aber sie haben ein paar kurze Sprints in sich und dann am Boot allerlei Tricks um die Haken doch noch abzuschuetteln. Ich konnte den Hecht bald schoen im klaren Wasser tief unter dem Boot sehen. Ein langer Kerl. Es koennte noch mal knapp werden – fuer meine eigene Fuehrung – der koennte einen Meter haben. Bald hatte ich ihn gebaendigt und neben dem Boot – ein beherzter Griff an den Nacken und ich konnte ihn aufs Casting Deck legen. Klasse Fisch. Aber er hatte den Wobbler voll inhaliert – Zwei der Drillinge sassen tief im Schlund und in oder nahe der Kiemen. Der wurde wohl Paulfutter! Wir vermassen ihn und kamen auf 94cm. Knapp zu kurz. Es sollte eben nicht mehr werden mit dem Dore Lake Meterhecht. Oder doch?


    Die Jungs waren nochmal ermutigt durch meinen Fang – vielleicht war ja noch sein groesserer Kumpel in der Bucht. Es kamen noch ein paar Fische zum Boot aber keiner kam mehr an mein Fuehrungshecht von vor paar Tagen heran. Aber es war noch mal ein toller Abschluss eines fantastischen Angeltrips. Der Dore Lake hatte geliefert, und wie. Aber hatte auch nicht alles hergegeben; die Meterhechte waren uns verwehrt geblieben – einer nur wegen unserer eigene Schusslichkeit. So hatten wir noch einen Grund um von einer Wiederkehr zu traeumen. Auch der kleine Shirley Lake hatte begeistert. Manchmal muss man eben eine lange Anfahrt in Kauf nehmen und ein bisschen verrueckt sein um was Tolles zu erleben. Wir bedankten uns herzlich bei Paul und Laura, dass sie ihr kleines Paradies so freigiebig mit uns geteilt hatten. Dafuer brachten wir ihnen eine grosse Rutsche Fischfilets zurueck zu ihrem Haus in Alberta.


    Auf dem langen Heimweg liessen wir viele der Erlebnisse nochmal vor uns ablaufen. Wir teilten schon die ersten Fotokollagen. In Alberta hielten wir mal zu Beinevertreten und Pinkeln an einem herrlichen Wiesenbach an. Natuerlich kramten wir nochmal zwei Spinnruten heraus. Und tatsaechlich fing Ricardo einige kleinere Forellen und zwei kleine Saiblinge (Bull Trout). Da er leider in allen bisherigen 3 Fischkategorien fuer den Mones Cup leer ausgegangen war; bei den Forellen nur wegen einer Formalitaet – er hatte die Schwerste gefangen aber Alec die Laengste und ich als Schiri hatte vorher Laenge als Mass festgelegt – fuehrte ich kurzentschlossen noch eine Saiblingskategorie ein und die gewann er konkurrenzlos mit satten 20 cm!


    30.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 4


    Der vierte Tag war leider sehr windig – zumindest vor unserer Huette am Strand. Und zu windig um wieder auf die andere Seeseite zu duesen. Aber Paul hatte einen Ausweichplan. Es gab in einer der oestlichen Buchten noch eine Bootsrampe die zu windgeschuetzten Seeteilen fuehren sollte. Nur viel Erfahrung hatte Paul nicht mit dieser Seeseite. Nach unserem kleinen Propellermissgeschick am ersten Tag wollten wir an neuen Stellen sehr vorsichtig sein. Ausser dem Wind war es ein herrlich sonniger und warmer Tag.


    Schnell waren wir nach dem Fruehstueck auf dem Wasser und die Uferseite der Bucht wo die Bootsrampe war, war auch gut windgeschuetzt. Je weiter man vom Ufer weg kam desto hoeher bauten sich die Wellen jedoch auf. Selbst diese Bucht hier war mehrere Kilometer breit. Paul suchte sich eine Strecke parallel zum Ufer wo es in etwa 3-4 m tief war, und dort schleppten wir entlang. Alec und Ian setzten wie immer auf die altbewaehrten blau-chromigen Crankbaits, Ricardo auf seinen zerschredderten aber immer noch faengigen gold-chrom Zweiteiler und ich probierte wiedermal alles in der Koederbox – nur zum Spass und zum Probieren.


    Es war zwar nicht die verrueckte Beiserei wie in der kleinen Altarmbucht, aber es war stetige Action. Alle 10 – 15 Minuten hatte jemand einen Biss und brachte entweder einen schoenen, mittleren Hecht oder einen sehr ordentlichen Zander ans Boot. Immer wenn wir ein Krautfeld ueberquerten bekamen wir entweder eine Krautfahne an die Haken oder einen Biss. Die Fische standen hier im Kraut. Ich hatte am wenigsten Action – weil ich mich eben nicht mit dem Einheitskoeder abfinden wollte. Ich musste ja auch nichts mehr beweisen – ich lag ja in Fuehrung in der Hechtkategorie!


    Wieder kamen wir an einer grossen Pelikankolonie vorbei. Die waren fleissig auf einer Untiefe im flachen Wasser auf Nahrungssuche. Paul hielt zu diesen Untiefen gehoerig Distanz. Nach 3h Schlepperei wollten wir noch etwas werfen. Paul liess das Boot dazu am Krautrand driften und wir feuerten unsere Koeder Richtung Ufer und Krautguertel. Aber wir fingen nur noch ein oder zwei kleinere Hechte auf diese Weise. Also ueberall standen die Hechte auch nicht gestapelt. So machten wir heute etwas frueher Schluss; wir wollten heute Abend nochmal einen Ausflug zum kleinen Shirley Lake machen. Auch Paul und Ian wollten diesmal das Forellenspektakel erleben.


    Wir nahmen diesmal unser Abendbrot etwas frueher zu uns und packten das Faltboot auf’s Dach und haengten Paul kleines Aluboot am Haenger hinten an mein Auto. Gegen 18:00 Uhr machten wir uns auf den Weg. Damit waren wir eine Stunde frueher als gestern am See. Wir schoben zuerst das Aluboot ins Wasser und Paul, Ian und Alec fuhren los. Ricardo und ich bauten noch 10 Minuten das Faltboot zusammen und folgten dann den Anderen. Ich hatte vorher noch alle Angelkisten von Paul in der Huette durchgekramt und ein paar brauchbare Wobbler gefunden. Ich hatte sogar den exakt gleichen Wobbler, den Alec gestern so erfolgreich eingesetzt hatte, gefunden. Alec hatte naemlich keine Anstalten gemacht, ihn mir wiederzugeben. Er benutzte alle Tricks um seine Fuehrung in der Forellenkategorie zu behalten!


    Es war heute Abend noch total windstill geworden. Ich versuchte mit dem Echolot den Futterschwarm wiederzufinden aber dieses Band in 4-5m Tiefe war heute nur noch andeutungsweise hier und da vorhanden. So schleppten wir unsere Wobbler erstmal kreuz und quer ueber den See. Nach einer Stunde hatte ich den ersten Biss – bis ich die Rute aus dem Halter gefummelt hatte war der Fisch schon weg. Mist. Ich machte eine Schleife und paar Minuten spaeter riss es wieder an meiner Rute und diesmal blieb was haengen. Nach ein paar Kopfstoessen kam der Fisch auf einmal auf’s Boot zugeschossen und ich dachte erst er waere weg. Aber dann bekam ich wieder Kontakt und jetzt spielte der Fisch neben und unter dem Boot verrueckt. Nicht ungefaehrlich aber irgendwann hatte ich ihn dann an der Oberflaeche neben dem Boot und Ricardo sackte ihn ein. Feine Sache! Der Fisch war nicht ganz so gross wie die Klopper gestern aber mit knapp 50cm und einem proppen Umfang war er bestimmt immer noch 5 Pfund. Die Anderen im Aluboot kamen vorbei und beglueckwuenschten uns und hofften ihrerseits auf weiteren Erfolg. Aber beide Boot konnten in der naechsten Stunde keinen weiteren Fisch verbuchen. Ricardo experimentierte mit einem vorgeschalteten Blei um groessere Tiefen zu erreichen. Das war aber auch nicht der Trick.


    Es musste erst die magische Daemmerstunde kommen. Die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln, der See war glatt wie ein Spiegel und nun wurden wohl die Monster wach. Ricardo zeigte auf Alec der ploetzlich im Aluboot mit einer krummen Rute stand. Man konnte seine Aufregung und Begeisterung halb ueber den See hoeren. Wir sahen ein paar grosse Platsche auf dem Wasser – der Fisch musste kraeftig springen. Dann hoerten wir den Siegerjubel. Und so ging es die naechste Stunde weiter. Ricardo und ich verbuchten 3 oder 4 kurze Bisse und Rucke an unseren Ruten aber nichts blieb mehr haengen fuer uns. Dafuer legte sich das Aluboot maechtig ins Zeug. Alec fing noch einen riesigen Brocken – wir beobachteten aus sicherer Entfernung 4 oder 5 Meterspruenge aus dem Wasser – jeder wurde von Alec mit einem lauten Ausruf bezeugt - und dann ein wildes Spiel um und unter dem Boot bis Ian endlich den Fisch keschern konnte. Alec hob den Fisch fuer ein Foto hoch – wieder eine lachsaehnliche Forelle! Und sie verbuchten weiterhin Bisse. Paul hatte erst eine dran aber verlor sie in einem Sprung weil er sich mit seiner gerade operierten Huefte nicht umdrehen konnte. Beim naechsten Biss schlug er nur an und uebergab dann die Rute an Alec der so die naechste Steroidforelle ins Boot brachte.


    Und schliesslich machte Alec seinen Hattrick komplett und packte noch eine dazu. Ian war leider leer ausgegangen, war aber Zeuge dieses Spektakels geworden. Ricardo und ich machten zuerst Schluss um das Faltboot nicht wieder zur schlimmsten Mueckenzeit zusammenpacken zu muessen. Es war schon schlimm genug! Und dann kamen die anderen 3. Was fuer eine Rutsche an Prachtforellen! Eine verrueckte Fischerei! Zurueck an der Huette schnitt ich noch von allen Forellen die Filets ab und Nach dem Vakuumverpacken sah der Gefrierschrank gut gefuellt mit lachsroten Fischfilets aus. Wir wollten die auf dem Rueckweg fuer Paul und Laura mit zu deren Haus nehmen. Da brauchte Paul gar nicht mehr zum Lachsangeln zur Westkueste kommen.


    Wieder hatten 2 der Forellen so knapp 60 cm und 7,5 Pfund auf den Rippen. Alec war eindeutig der King der Forellen – mit meinem Koeder, den er nur sehr ungern wieder abgab! Paul aber war fasziniert von einer neuendeckten Fischerei so dicht an seinem Sommersitz. Wenn sein Sohn kommt, wuerden sie es wieder versuchen! Wir haetten auch gerne noch mehr Moeglichkeiten am Shirley Lake gehabt aber morgen war unser letzter Morgen bevor wir nachmittags die lange Heimreise antraten.


    29.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 3 cont.


    Am See angekommen, bauten wir schnell das Boot wieder zusammen. Zu dritt ging das ganz flott. Ich hatte mein gutes Lowrance HDS7 mit dem Kartenchip mitgebracht und so hatten wir die Tiefenkarte und ein gutes Echolot dabei. Der laengliche See war recht einfach geschaffen; in der Mitte 20m tief mit steilen Scharkanten an 3 Seiten. Die hintere Schmalseite war wohl ein Zulauf denn dort war eine ausgedehnte Flachzone. Am Rander derer wollten wir unsere ersten Versuche machen. Wir schleppten erstmal langsam herum – Alec eine Fliege und Ricardo einen Spinner. Nichts biss. Wir sahen auch keine Oberflaechenschnapper. Bald schleppten wir auf der gegenueberliegenden Langseite wieder zurueck. Hier kamen wir an ein Loonpaerchen vorbei das mindestens ein Kuecken hatte. Der Papa wollte uns mit einem fuerchterlichen Geschrei von Mama mit Kuecken im Flachen ablenken und uns auf’s tiefe Wasser locken. Die Mama scheuchte inzwischen das Kuecken ins Ufergestruepp wo es sich schnell versteckte. Dann kam auch noch Mama mit Drohgebaerden hinter uns her – nichts wie weg hier!


    Ich fuhr uns so ueber 6-7m tiefen Wasser entlang, was so in etwa die steile Kante war. Da muss doch mal was gehen – wenigstens eine kleine Forelle! Wenn es hier Forellen gab dann waren die eingesetzt. Natuerlich gibt es in Saskatchewan keine Forellen. Die ganzen Praeriefluesse und Seen waren zu warm im Sommer. Das waren alles Hecht und Zander – und weiter suedlich auch Barschreviere. Also eigentlich muesste es hier in diesem See natuerlich Hechte geben. Wenn es tatsaechlich Forellen gab, mussten die Hechte vorher ausgerotten worden sein – Hecht und Satzforellen vertragen sich nicht gut. Die Tatsache, dass wir in einer Stunde beim Schleppen noch keinen Hechtbiss hatten, schien eine Bestaetigung meiner Vermutung zu sein. Aber wo waren dann die Forellen? Alec legte jetzt seine Fliegenrute zur Seite und versuchte es mit einem kleinen Blinker und Tauwurm am Drilling. Kein Biss, keine Spur eines Fisches. Auch das Echolot blieb sehr ruhig.


    Langsam kamen wir an die tiefere Schmalseite. Alec liess nun einen kleineren zweiteiligen Wobbler raus. Fuer Forellen eigentlich eine Nummer zu gross aber wir hatten keine grosse Auswahl an Forellenwobblern und dieser war einer der wenigen Tieflaeufer. Wir sahen vielleicht 50m entfernt ein anderes Loonpaerchen und dieses war wohl mit Futterbeschaffung beschaeftig, Die tauchten naemlich abwechselnd mal ab und blieben eine Weile unten. Vielleicht wussten die ja wo Futterfisch war? Ich fuhr uns mal langsam naeher. Auf dem Echolot tauchte in 5m Tiefe ein Band von Krissel auf und hin und wieder eine grosse Fischsichel. Jetzt wurden wir ganz aufgeregt. Auf einmal schrie Alec auf und riss die Rute zurueck – ahhh, nichts dran aber er schwor das es ein harter Anfasser gewesen war. Keine Minute spaeter wieder ein Ruck an Alecs Rute und diesmal blieb die Rute krumm. Und wie krumm! Alec war sowieso schon immer ein sehr emotionaler und auch vokaler Angler aber was er hier nun fuer eine Kommentarepisode ablieferte, muesste eigentlich ins Fernsehen oder zumindest ins Anglerradio!


    Sekunden nach dem Biss katapultierte sich ein …ja was… es sah aus wie ein Lachs!... aus dem Wasser. Gleich darauf noch zweimal. Wir johlten alle auf und Alec schrie regelrecht” “unfassbar, unglaublich, das gibt’s doch nicht!” Der Fisch zog Schnur von der kleinen Spinnrolle wie ein Lachs. Alec zitterten die Knie und wir alle beteten “bitte lass uns diesen Fisch fangen!” Den wollten wir besehen und befuehlen! Was fuer ein spektakulaere Drill an feinem Geraet. Aber Alec war ein Experte und hatte es drauf. Wenn der Haken nur hielt, war der Fisch so gut wie unser! Als er das erste Mal neben das Boot kam, hielten wir den Atem an – so eine Regenbogenforelle hatte von uns noch keiner gesehen! Das war ja eher wie ein Karpfen. Ich hatte Steelheads so gross und noch groesser gefangen aber dieser Fisch hier war fett und tief wie ein Football! Es ging noch paar Male von einer auf die andere Bootseite hin und her und dann hatte Alec seinen Fisch in Keschernaehe und ich sackt ihn ein. Was fuer eine Forelle! Wir huepften und tanzten zu dritt im Boot und johlten das man uns wohl bis zum Dore Lake hoeren musste. Alec’s Haende zitterten vor Adrenalin als er den Fisch in die Kamera hob. Wenn er mal auf seiner Hochzeit halb so gluecklich laechelt dann hat er die Richtige gefunden!


    Aber jetzt wollten wir mehr! Der Echoschirm zeigte einen riesigen Futterschwarm in 5 m – ich schleppte uns da entlang – diese Wolke schien locker eine Flaeche von 100 x 200m einzunehmen. Was das wohl war? Kleine Fische? So viele? Suesswassershrimps? Ricardo machte einen kleinen rot-weissen Blinker dran mit einem vorgeschalteten Blei um auf die 5 m Tiefe zu kommen. Rumms, seine Rute wurde ihm fast aus der Hand gerissen. Gibt’s doch nicht! Alec johlte schon wieder und tanzte herum – Ricardo war sehr konzentriert. Der Fisch sprang auch zweimal. Der schien sogar noch groesser! Die Rolle heulte einige Male auf aber auch diesmal ging alles klar und bald kescherte Alec die naechste Monsterforelle ins Boot. Wir hatten einen kleinen Eimer fuer etwaigen Fang mitgenommen. Wir hatten vorher noch gewitzelt, dass wenn wir den Eimer vollbekaemen, dann…. Der Eimer war uebervoll mit den 2 Fischen! Wir kriegten das Grinsen gar nicht mehr von unseren Gesichtern. Ich machte jetzt eine dritte Rute fuer mich klar – das konnte ich ja nicht den Jungs alleine ueberlassen. Ich fand noch einen tieflaufenden silbernen Wobbler in der Kiste. Ich fuhr uns wieder in den Futterschwarm und ploetzlich schlug es in meiner Rute ein – ein harter Ruck und sofort riss es Schnur von der Rolle. Die Jungs zeigten aufgeregt nach hinten – dort sprang mein Fisch. Wieder so ein Brocken! Aber dann wurde meine Schnur schlaff – ausgestiegen. Schade!


    Wir haetten jetzt eigentlich Schluss machen sollen. Die Sonne ging unter und ich wusste, dass die Mueckenarmeen um diese Zeit aus dem Gebuesch kamen und nach Opfern suchten. Und wir mussten ja noch das Boot am Ufer zusammenpacken. Aber die Jungs konnten noch nicht an Aufhoeren denken. Einen noch! Und tatsaechlich hakte Alec noch einen und der gleiche Tanz noch mal von vorn. Ricardo kescherte diesen diesmal. Unglaublich! Als wir den ueberquellenden Fischeimer vor uns sahen groehlten wir wieder alle auf und klatschten uns ab. Schluss jetzt – es wurde dunkel. Und wir buessten fuer unsere Gier. Auch wenn wir das Boot in Rekordzeit zerlegten und verpackten und trotz einer dichten Schicht mit Mueckenspray – diese Vampire waren nicht aufzuhalten und wir wurden regelrecht zerfressen. Mit Fenstern voll auf raste ich die Schotterpiste runter und die Jungs schaufelten mit den Baseballkappen hunderte Moskitos aus den Fenstern. Brrrrr


    Aber ich hatte die Augen auf der Strasse und das war auch gut so denn ploetzlich stand ein Braunbaer auf der Strasse. Sieht man auch selten. Das ist nicht etwa ein naher Verwandter des europaeischen Braunbaers sondern eine seltene Farbvariante des Schwarzbaeren. Die Kanadier nennen die Zimtbaeren. Und auf dem Schild zu unserer Huettensiedlung sass eine herrliche Eule. Also heute wurde uns aber wirklich ALLES geboten! Zurueck an der Huette staunten Ian und Paul ueber unseren Fang und ich filetierte noch bis Mitternacht. Ricardo’s Forelle war die Schwerste mit knapp 8 Pfund. Alec hatte aber die Laengste mit 60cm. Wahnsinn! Ich habe schon kleinere Filets von manchen Lachsen aus dem Pazifik geschnitten.


    29.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 3


    Am dritten Tag schlief ich etwas laenger, war aber mit Laura immer noch der Erste auf den Beinen. Fuer eine weitere Solo-Bootstour war wohl nicht genug Zeit mehr aber man koennte ja mal ein paar Wuerfe vom Strand aus machen. Immerhin hatte ich meinen gestrigen groessten Hecht im Flachen und in Wurfweite vom Ufer gehakt. Zumindest morgens kreuzten also die Freiwasserhechte auch bis dicht unter den Sandstrand. Warum also nicht!?


    Es war ein herrlicher Morgen, kaum Wind und auch die Muecken waren schon wieder verschwunden (zum groessten Teil jedenfalls). So nahm ich nur eine kleine Koederbox und meine Spinnrute mit und machte alle paar Schritte 2-3 Wuerfe mit dem heissen blau-chromigen Crankbait. Nach etwa 100m und gefuehlten 100 Wuerfen kam dann tatsaechlich nur 10m vom Ufer in vielleicht 60-80cm tiefem Wasser ein Einschlag. “Haha, es klappt”, jubelte ich innerlich und genoss den Drill eines kleineren Hechtes. Ich zog den vielleicht reichlich 60cm Hecht bis zur Wasserkante und hakte ihn schnell ab. Klasse! Noch ein paar Wuerfe und dann zum Fruehstueck! Schonmal kein Schneider heute. Die erwachenden Jungs in der Huette glaubten mir erst nicht aber ich hatte vorsorglich ein paar Fotos vom Strandhecht im flachen Wasser gemacht. Jetzt wollten alle nur noch schnell raus auf’s Wasser.


    Paul fuhr sein Tracker Boot wieder zur bekannten Rampe und dann duesten wir wieder zur anderen Seeseite. Das Grass ist immer gruener woanders. Wir schleppten und warfen an ein paar schoenen neuen Stellen; teils steile Kanten oder krautige Unterwasserwiesen. Ueberall fingen wir ein paar schoene Hechte und Zander. Die Stueckzahlen waren aber bei weitem nicht so wie in der gestrigen Bucht. Ich bewunderte wieder einen Schwarm von Pelikanen und schoss einige schoene Fotos von denen. Aber trotz aller Versuche, wir erwischten keinen der kapitalen Hechte. Und so wollten die Jungs dann irgendwann wieder in die gestrige Bucht. Paul war einverstanden und fuhr uns hin. Heute waren wir spaet dran und in der Bucht fischten schon 3 oder 4 andere Boote. Und wir sahen sie schon von weitem drillen. Unglaublich diese Fischdichte hier in diesem Bereich.


    Zum Anfang benutzten Ian, Alec und ich den blau-chromigen Killerkoeder und Ricardo wieder seinen goldenen Zweiteiler. Und es ging gleich wieder toll los. Ricardo brachte bald einen breiten Ruecken zum Boot – oha, jetzt koennte es knapp werden mit meiner Fuehrung – der war stattlich. Ich hob ihn auf das Hinterdeck und Alec legte das Massband an: 92 cm. Knapp aber nicht genug. Obwohl der hier viel fetter war und bestimmt seine 6kg auf den Rippen hatte. Mein Fuehrungshecht gestern war eine schlanke Schlange gewesen. Wir quatschten etwas mit einer anderen Bootscrew und ich sah dass der eine Mann mit einem weissen Gummifisch fischte. Ich fragte ob er damit was fangen wuerde. Er bejahte und ich erzaehlte, dass ich bisher mit allerlei Gummi total leer ausgegangen war. Da kam der Kerl in sein Fahrwasser und erzaehlte das er diese Gummis selber herstellte und auch online vertrieb. Und weil er scheinbar auch ein guter Geschaeftsmann war, reichte er mir gleich zwei dieser weissen Gummifische herueber – einer mit Drillings-und Stahlvorfachmontage. “Vielen Dank!”, das haette ich jetzt nicht so erwartet. Ich probierte ihn gleich aus und er spielte wirklich verfuehrerisch im Wasser. Nur den Hechten schien das nichts zu gefallen – 15 Minuten keinen Biss! Danach gab ich das auch auf.


    Die Jungs hatten wieder ihren Spass an den Massenfaengen und einige hatten wirklich gute Qualitaet und die meisten kaempften auch sehr beherzt. Und ich goennte den Jungs auch diese Non-stop Action – ich hatte das als junger Kerl auch genossen – ich wusste noch wie sich das anfuehlt. Aber ich wollte jetzt nur noch einen Riesen. Auch Ian machte eine lange Brotzeit und schaute den Jungs einfach lange zu. Irgendwas passiert im Alter das man so eine non-stop Action nicht mehr tagelang braucht. Im Alter zaehlt mehr Qualitaet als Quantitaet. Als alter Sack hat man ja auch nicht mehr so viele Jahre um seinen Fisch des Lebens zu fangen und man kann nicht mehr so viel Zeit mit kleinen Fischen verschwenden!


    Ich montierte wieder grosse Gummis oder Wobbler und machte nur hin und wieder mal einen Wurf wenn wir an eine besonders verdaechtige Stelle drifteten. Neben einem im Wasser liegenden Baum riskierte ich mal wieder einen Wurf. Mein Wobbler schlug auf und ich zog an um ihn zum Tauchen zu bringen und rumms – etwas schnappte sich den Koeder. Man sah noch einen grossen Schwall an der Stelle und ich spuerte schweren Widerstand. Der war besser! Ich sagte aber erstmal nichts – einen Fisch dranhaben erzeugte keine erhobene Augenbraue mehr im Boot. Der Fisch bockte und blieb tief. Dann kam er das erste Mal dichter am Boot vorbei und ich sah einen breiten Ruecken. “Lunkeralarm!” rief ich und jetzt wurden die anderen interessiert. Der Fisch zog paar Mal gut ab aber nicht sehr weit und eher ins tiefere Wasser als in die hindernisreiche Uferzone. Ich machte schwer Druck und wollte den Drill nicht endlos hinziehen – den wollte ich wieder freilassen. Alec war mit dem Kescher bereit und als ich den Fisch heranzog, schlidderte er ihn schoen kopfvoran ins Netz. Gefangen! Jawoll!


    Mit Alecs Hilfe vermass ich ihn und tatsaechlich verbesserte ich meine eigene Fuehrung auf 97cm. Aber wieder keinen Meter! Dann liess ich den Burschen wieder ziehen. Die Jungs gingen jetzt wieder eifrig aber etwas stiller an ihr Werk. Der Papa hat’s eben drauf in Bezug auf Qualitaet! Die beiden fingen beide noch ein paar feine Hechte bis reichlich 90cm aber am Ende des Tages blieb meine Fuehrung unangetastet. Auch Alecs Zanderfuehrung blieb heute bestehen. Wir nahmen wieder ein paar Fische mit fuer Paul und Laura, aber die allermeisten wurden freigelassen.


    Nach dem Abendessen fragten mich Alec und Ricardo ob wir mal mit dem Faltboot zu dem kleineren See mit den Forellen fahren koennten. Ich hatte nichts dagegen. Ian und Paul wollten nicht mit heute – vielleicht morgen wenn es sich lohnte, meinten sie. Wir sollten den See also mal auskundschaften. Machten wir gerne. Die Aussicht auf mal andere Fische nach den zwei verrueckten Hecht- und Zandertagen machte uns Spass. Wir packten das Faltboot in 10 Minuten zusammen und auf’s Dach und los ging es. Paul hatte uns den See zwar gezeigt und empfohlen aber hatte auch zugegeben, dass er dort noch nie selber geangelt hatte. Er kannte Leute die dort grosse Forellen gefangen haetten. Das war alles was wir an Informationen hatten. Alec hatte seine Forellenfliegenrute dabei. Ich hatte ein paar wenige Forellenwobbler, Blinker und Spinner eingepackt. Mal sehen. Unterwegs daempfte ich die Erwartung der Jungs; erinnerte sie das man selten an einem neuen unbekannten Gewaesser gleichmal gut faengt. “Ja ja….”, die Antwort. Es war schon abendlich als wir die halbstuendige Strecke ueber die Schotterpiste fuhren. Da, ein Fuchs! Der huschte ueber die Strasse und schaute uns vom Strassengraben aus zu. Um eine weitere Kurve stand ploetzlich ein Schwarbaer auf der Strasse. Und kein ganz kleiner! Fehlt nur noch ein Elch, dachten wir.

    28.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 2 cont.


    Ian, der vor einiger Zeit auf den identischen Koeder wie Alec’s umgesattelt hatte, fing nun auch wie ein Profi. Einmal stoehnte er auf und wir sahen seine Rute voll-rund. Der Fisch kam vom Ufer auf das Boot zu, blieb aber tief. Ian machte ein paar komplette Runden um das Boot herum aber nach 5 Minuten hatten wir immer noch keinen Blick auf den Fisch bekommen. Das musste was Besseres sein. Aber so richtig nahm das noch keiner ernst an Bord – weil wir ja so viel Fisch schon gefangen hatten. Dummerweise verfing sich nun mein Koeder an Ian’s Schnur und ich fummelte hektisch den Drilling wieder frei. In dem Moment konnte Ian seinen Fisch mal kurz sehen – ein riesiger Ruecken und ein Krokodilkopf wurden kurz neben dem Boot sichtbar, bevor der Fisch wieder in die Tiefe zog. Krokodilalarm! Jetzt war die ganze Bootscrew gespannt und jeder holte ein ein feuerte Ian an. Ian war ein Angelanfaenger aber machte das klasse und liess sich nicht den Schneid abkaufen – auch nicht von diesem Brocken. Das war der Hecht von dem wir alle getraeumt haben – jetzt galt es cool zu bleiben. Er kam wieder an die Oberflaeche und ein gemeinsamer Ausruf des Erstaunens von uns allen wegen der gewaltigen Ausmasse. Der war weit ueber einen Meter lang und locker 20 Pfund schwer. Dann hatte Ian ihn am Boot. Paul schnappte sich meinen grossen Lachskescher – und ich hatte noch eine Sekunde Bedenken und dachte ich sollte das fuer Ian besser selber machen – aber ich wollte auch Paul nicht beleidigen, von wegen ich wuerde ihm das nicht zutrauen. Immerhin hatte er Fotos von tollen Hechten die er selbst gefangen hatte an den Waenden seiner Huette. Aber bei so einem Riesenhecht ist der Kescherjob eben fast die halbe Miete.


    Der Hecht hatte den winzig aussehenden Crankbait von Ian seitlich in der Maulspalte. Der hintere Drilling sass fest im Maul – der vordere Drilling hing aus dem Maul heraus. Das war eine grosse Gefahr. Obwohl der Kescher sehr geraeumig war und das Netz tief, war der Fisch weit laenger als der Buegeldurchmesser. Der Fisch musste also der Laenge nach in den Kescher gefuehrt werden ohne das der freie Drilling das Netz beruehren konnte. Aber diese Gedanken machte sich Paul nicht – er langte beherzt zu – und kam mit dem Kescher von unten auf den ausgestreckt liegenden Hecht zu. Der Kopf und der Schwanz standen ueber den Buegel ueber. Als Paul anhob sah es aus als ob das Manoever gelingen koennte und der Hecht wuerde mittig einfach in das tiefe Keschernetz einsacken. Aber da blieb der freie Drilling am Netz am Buegelrand haengen und gab dem Fisch nun einen Hebel. Er bog seinen Koerper, stuetzte sich mit dem Schwanz auf den anderen Buegelrand auf und wuppte sich wieder ueber den Buegelrand hinueber. Dort riss er wild mit dem Kopf der noch durch den Drilling am Netz hing und Paul musste aufpassen, dass er nicht den Kescher aus der Hand gerissen bekam. Ein, zwei Sekunden noch dauerte das Toben und dann wurde es ruhig. Die Zeit stand still.


    Unglaeubig schauten wir auf das Resultat des Geschehens; der Kescher zum Knoten gebunden – leer in Pauls Haenden. Totenstille. Kopfschuetteln. Und dann die ersten Trostsprueche fuer Ian. Paul versuchte einen Scherz. “Zu frueh, Paul, zu frueh fuer das!”, meinte Ian. Ich fummelte Ians Drillinge aus dem Kescher und bis dahin hatten wir uns alle von dem Schock erholt. Nun flogen die Spekulationen, die Witze und der Spott, und der arme Paul musste sich einiges anhoeren. Ich erinnerte die Jungs, wir hatten noch 3 weitere Tage. Wir wuerden sicher noch mehr solcher Chancen bekommen. Mal wieder wurde die alte Weisheit bestaetigt: “Always the big one gets away!”.


    Ich versuchte weiter mit dem Popper und endlich wurde meine Hartnaeckigkeit belohnt: ganz dicht vor dem Ufer floppte ich zwei – dreimal und ploetzlich expodierte das Wasser neben meinem Popper, ein Koerper katapultierte sich voll aus dem Wasser und stuerzte sich von oben auf den Popper und Fish On! Wow! Alec und Ian hatten es gesehen und jubelten mit. Der Hecht war nicht sehr gross – 60-70 cm aber die Show wert. Es blieb aber der Einzige der sich am Popper vergriff. Naja, wenigstens einmal hatte es spektakulaer geklappt. Ich versuchte nun allerlei Gummifische; klein, gross, verschiedene Farben. Nichts. Sehr seltsam. Dann montierte ich auch mal den blau-chromigen Crankbait und rums war ich am Fisch. Unfassbar!


    Irgendwann waren unsere Arme muede und wir hatten auch genug zum Mitnehmen. Es waren nun auch eine Menge andere Boote hier angekommen und es war nun Zeit zurueckzufahren. Was fuer eine verrueckte Angelei. Ricardo zeigte mir seinen supererfolgreichen Wobbler – der war zerbissen und zerkaut – aber noch einsatzfaehig! Wir fuhren zurueck und wollten abends zum Sonnenuntergang nochmal mit den Kleinbooten vor den Strand.


    Es wurde ein toller Abend mit einem einmaligen Sonnenuntergang hinter dem spiegelglatten See. Ian und ich fingen zwar nichts mehr aber die Jungs hatten den Draht raus und Alec erhoehte sogar seine Zanderbestmarke auf 70 cm. Das war schon eine Hausnummer. Was fuer ein tolles Gewaesser!


    28.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 2


    Wegen der durchreisten Nacht fuehlte ich mich ein bisschen wie im Jetlag und wachte am 2. Tag schon super frueh auf. Als ich durch das Fenster auf den See schaute, jubelte es in mir auf; spiegelglatter See, keine Welle. Klasse, die Wettergoetter meinten es nun gut mit uns. Noch machte niemand anders Anstaende aufzustehen. Ich fragte Ricardo fluesternd ob er eine kleine Morgentour mit mir im Faltboot machen wuerde. Er drehte sich nur knurrend um. Ok, dann nicht!


    Das Boot lag fertig am Strand. Mit den abnehmbaren Transportraedern konnte ich es auch durch den losen Sand alleine ins Wasser schieben – und loss gings. Der neue Mercury Motor sprang beim ersten Zug an und dann dueste ich los. Herrlich, bei der Morgenbeleuchtung ueber den spiegelglatten See zu fahren. Etwa 100m vor dem Strand hielt ich schon an. Hier fiel die Tiefe auf etwa 3-4 m ab. Ich warf allerlei Kunstkoeder an der Kante entlang, versetzte dann und probierte wieder fast alles in meiner Koedertasche. Ich hoerte hier und da ein Platschen an der Oberflaeche – irgendwelche Raeuber waren unterwegs. Bald schleppte ich eine Weile, erst mit flachlaufenden Wobblern, dann mit tieflaufenden. Nichts. Komisch. Ich konnte dann sogar erkennen was das fuer Oberflaechenraeuber waren – Zander! Ich sah einmal einen goldenen Koeper kurz ueber die Oberflaeche kommen. Aber sie hatten kein Interesse an meinen Koedern. Das fand ich sehr seltsam. Von meinen reichlichen frueheren Erlebnissen etwas weiter suedlich und oestlich von Saskatchewan war ich gewohnt das zum Beispiel Spinner ein unschlagbarer Allround-Koeder fuer amerikanische Zander und Hechte war. Wollten die hier gar nichts von wissen, wie es schien!


    Ich versuchte noch ueber tieferen Wasser und dann rief mich schon die Landcrew zum Fruehstueck ueber das Funkgeraet das ich mitgenommen hatte. Ich fuhr in etwas flacheres Wasser Richtung Strand zurueck und machte alle paar Dutzend Meter einen Wurfstopp. Ich hatte jetzt einen grossen Crankbait im Barschdekor montiert – aehnlich dem was Paul gestern vorgeschlagen hatte, nur viel groesser. Einen Stopp noch – ich war schon in nur noch 1.5m tiefen Wasser und konnte deutlich den sandigen Grund sehen. Hier war die Chance auf einen Biss wohl gleich Null, dachte ich und war schon fast beim Fruehstueck. Da rummste es ploetzlich in meiner Rute und riss sofort Schnur von der Rolle. Fish On! Der Fisch hatte keine 5m neben dem Boot gebissen. Der fuehlte sich gut an. Ein paar heftige Kopfschlaege und dann tobte der Fisch dicht neben dem Boot an der Oberflaechen. Oh ja, das war der Beste bisher! Ich rief durch das Funkgeraet nur “Lunker on” und sah bald Alec und Ricardo zum Strand kommen. Der Fisch sausste noch ein paar Mal gefaehrlich um die Motorschraube herum und unter dem Boot durch aber dann hatte ich ihn neben dem Boot.


    Der Koeder war gar nicht mehr zu sehen. Der musste erstmal ins Boot. Ich griff ihm hart mit dem Nackengriff hinter die Kiemendeckel und hob ihn ins Boot. Er blutete schon und ich sah bald das beide Drillinge hinten in den Kiemen hingen. Der musste mit. Ich schlug ihn ab und schleppte ihn die kurze Strecke zum Strand. Dort halfen mir die Jungs das Boot den Strand hochzuziehen und dann vermassen wir den Hecht: reichlich 95 cm. Noch keinen Meter aber die neue Fuehrung in der Hechtkategorie. Und wer haette gedacht das groessere Hechte so dicht unter einen sandigen Strand kaemen? Was die da wohl wollten?


    Ich haette ja jetzt schlafen gehen koennen – mein Tageswerk war ja schon vollbracht. Die Anderen meckerten etwas, dass der Fisch eigentlich gar nicht zaehlen sollte weil ich ja gar keine Konkurrenz gehabt haette und alleine losgezogen waere. Aber ich erinnerte die Langschlaefer nur daran das ICH ja auch der Schiedsrichter waere und ihre Schlaf-und Faulsucht ihre eigene Schuld waere.


    Nach dem Fruehstueck gings dann mit dem grossen Boot los. Wir liessen es unweit unseres Camps an einer prima Rampe ins Wasser und dann drehte Paul das 225 PS Biest auf. Mit fast 70km/h bretterten wir zur entfernten Seeseite. Unterwegs kamen wir an Pelikanschwaermen vorbei, die hier weit im Norden den Sommer verbrachten. Schon etwas seltsam so weit im Norden tropische Voegel zu sehen. Paul wollte in eine kleine versteckte Bucht – wie einen Altarm. Der wuerde in paar Wochen im Hochsommer total verkrauten und unbefahr-und unbefischbar sein. Aber die Hechte haetten da abgelaicht und hielten sich zum grossen Teil noch dort auf, meinte er. Wir waren gespannt. Eine enge und flache Passage verband die Bucht mit dem Hauptsee. Nach unserem Missgeschick gestern war Paul heute sehr vorsichtig und aufmerksam von wegen Untiefen. Dann oeffnete sich der enge Kanal zu der Hinterbucht. Es war wie ein eigenes Gewaesser – vielleicht 1km lang und 50-100m breit, ueberall nur 1-3m tief, und schon jetzt ziemlich verkrautet – zumindest in Ufernaehe. Paul positioniere uns in Wurfdistanz zum Ufer und dann flogen unsere Koeder raus.


    Wie soll ich das beschreiben? Fuer die naechsten 3-4h fingen wir locker 50-60 Fische. Besonders Ricardo mit seinem golden-chrom zweiteiligen Wobbler und Alec mit einen ziemlich kleinen blau-chromigen Crankbait hielten sich guetig an den schier unerschoepflichen Hecht- und auch guten Zanderbestaenden hier in der Bucht. An einer Stelle, wo ein umgestuerzter Baum im Wasser lag, fingen wir wahrend 2 oder 3 Driften bestimmt 20 Fische alleine. Die Durchschnittsgroesse der Hechte war 65-75cm, aber es waren auch einige in den 80gern und ein oder zwei bis zu 92 oder 93cm dabei. Die Metergrenze durchbrach aber erstmal keiner so dass mein Morgenhecht noch die Fuehrung behielt. Die Zander waren auch wieder tolle Brocken mit einer Durchschnittsgroesse von weit ueber 50 cm. Wir behielten nur den einen oder anderen Fisch der schwer verletzt war.


    Mir wurde der Massenfang bald zuviel – auch zuviel Arbeit immer wieder die Haken zu entfernen. Ich versuchte mich auf Grossfisch zu spezialisieren oder exotische Fangmethoden anzuwenden. Ich hatte meine Lachsfliegenrute mit. Eigentlich hatte ich herrliche Hechtfliegen, auch einige Popperfliegen zu Hause selber gebunden – extra fuer diesen Trip – hatte sie aber zu Hause vergessen! Arrg. Paul hatte ein paar in seiner Koederbox und so versuchte ich einen Hecht an der Fliege zu fangen. Dafuer war das Boot mit 5 Leuten und 4 Anglern aber eindeutig zu voll. Ich fand einfach keinen Raum um meine Wuerfe gut hinzukriegen, zumal alle paar Minuten ein Fisch am Boot gedrillt wurde. So gab ich diesen Versuch auf. Auch versuchte ich Oberflaechenpopper. Ich warf einen blau-chromigen praktisch bis an die Ufergrenze und poppte den Koeder dann langsam zurueck bis zum Boot. Aber irgendwie schienen die eindeutig vorhandenen Hechte darauf nicht so zu stehen. Die anderen 3 fingen direkt neben meinem Popper einen Hecht und Zander nach dem anderen waehrend ich keinen Biss oder Nachlaeufer bekam. Sehr seltsam.