13.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 3
Der dritte Tag stand an und erfreulicherweise war der angesagte Wind nicht so schlimm. Wir hatten aber beschlossen erstmal wieder bei Rosa auf Lachs zu schleppen und dann mal weiterzugucken. Joshua ging heute mit auf Carls Boot so dass es nur Dave und ich auf MaxWaldi waren. Gleichzeitig mit Glenn’s Guideboot kamen wir bei Rosa an und gesellten uns zu der schon stattlichen Flotte hier. Die Windvorhersage hatte wohl einige Angler im ganzen Fjord hierhergespuelt. Nun ja.
Dave hatte sich gestern nochmal mit den Lodgeguides unterhalten. Die meisten sagten das man bei Rosa ganz dicht unter Ufer und ganz hart an der Felskante schleppen muss um erfolgreich zu sein. Bei dem Bootsbetrieb heute morgen und bei solch aggressivem Kurs musste man da immer auf der Hut sein. Gut das Dave und ich ein eingespieltes Team waren! Und so begannen wir das Unterfangen “Grosslachs bei Rosa”. Heute schien sogar noch mehr Grass auf dem Wasser zu treiben. Es war zum Verruecktwerden! Ich hatte meinen Koeder mehr aus dem Wasser als im Wasser. Dave auch. Ich versuchte die schlimmsten Grassfelder zu umfahren was uns dann immer wieder die Ideallinie dicht am Ufer kostete. Es war einfach zum Heulen. Als dann noch Glenn’s Boot vorbei kam und er uns herueberrief, dass sie schon 3 fette Chinooks und 2 Cohos an Bord hatten, inklusive einen 20 Pfund Chinook an der Fliegenrute gefangen, verstanden Dave und ich die Welt nicht mehr. Wie machten die das? Die fuhren doch ueber die gleichen Stellen!?
Auch Carl, Ross und Josh waren kraeftig am Fangen und als dann noch Jerrod von einer kleinen Stelle, die gut zu ihm war, ueber Funk sprach, waren wir einfach nur fassungs- und sprachlos. Wie konnte das sein? Wir hatten noch nicht einen Biss gehabt! Wir vergewisserten uns mal wieder das wir auch die gleichen Koeder und die gleiche Tiefe beangelten. Beim naechsten Pass von Glenn’s Boot hatte Glenns Sohn Cody gerade einen guten Coho am Band und rief zu uns herueber “Seht mal her, so wird das gemacht!” Jetzt machten die sich schon lustig ueber unser Unglueck oder besser Unfaehigkeit! Dave hatte dann mal tatsaechlich einen Biss und brachte einen brauchbaren Coho ans Boot. Als wir ihn reinholten, zeigte sich das er eine brutale Wunde auf der einen Seite hatte. Da hatte wohl eine Robbe oder sowas ordentlich zugebissen. Das der Fisch ueberhaupt noch lebte! “Na toll”, sagte Dave, “jetzt fang ich schon mal einen und dann ist er auch noch nur halb verwendbar!” Es war schon fast komisch!
Dann zog ich mal wieder meine Schnur ein um Kraut zu entfernen, da biss doch ein Lachs beim Einholen an. Na also! Der Lachs war sicher ein Coho so wie er an der Oberflaeche tobte und Dave machte schon den Kescher klar – da kam mir ploetzlich mein Geschirr mit Koeder und Flasher entgegengeschossen - so das ich mich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Wow, heute ging aber wirklich nichts. Vielleicht haetten wir da schon abbrechen sollen und zur Lodge fahren sollen und einfach im Liegestuhl sitzend Bier trinken sollen. Aber man gibt ja nicht auf.
Wir hatten aber die Nasen voll von Rosa und riefen den Anderen ueber Funk zu, dass wir mal zur Aussenseite fahren wuerden um zu sehen wie schlimm der Wellengang wirklich war. Dann duesten wir ab. Als wir an der Fjordmuendung ankamen, hielt ich kurz an und wir schauten uns das ein bisschen an. Dave meinte es waere gar nicht so schlimm – mit etwas Geduld koennten wir es zur “Guitar” machen, eine felsige Untiefe etwa 5-6km vor der Kueste. Dort wuerden die Guides alle ihre Lingcods abschleppen. Das muesste wie das Brezelbacken gehen. Ok, ich liess mich breitschlagen, irgendwie mussten wir uns ja heute noch rehabilitieren. Dave war scharf auf Lings, ich nicht so, vorallem wenn es Schleppangeln auf Ling war. Lings zu pilken war klasse, aber schleppen eher lahm. Dave dachte aber nur an das Fleisch, nicht an den Sport.
Dann ging’s los. Gegen eine seitliche kurzfrequentige 2m Duenung und noch ordentlich Windgewuehl obendrauf – das war keine vergnuegliche Fahrt. Schneller als so knapp 30km/h ging nicht wenn man einen Bandscheibenvorfall vermeiden wollte. Endlich kamen wir an und es war auch hier draussen ungemuetlich. Aber fischbar. Aber wo? Ich sah nur in weiter Entfernung am anderen Ende der Untiefe zwei andere Boote – sonst waren wir alleine. Wo angelt man denn hier? Ganz obendrauf entlang dem flachen Rueckgrat der Untiefe? Oder am Fuss? Keine Ahnung, das hatten die Guides nicht verraten. Na klasse, die Untiefe war etliche km lang – wenn auch nicht sehr breit – gross genug, dass man einen ganzen Tag am Fisch vorbeiangeln konnte. Und bei diesen Wellenbedingungen wollte ich nicht unbedingt einen ganzen Tag hier draussen bleiben. Aber jetzt waren wir mal hier, jetzt mussten wir auch was probieren. So entschieden wir das Rueckgrat des Berges in ca. 40m Tiefe entlangzuschleppen. Dave dicht am Boden auf Ling, ich hoeher auf vielleicht Lachs.
Wir schleppten erst mit den Wellen was das Ganze noch ertraeglich machte. Aber bis auf einen Babyling bei Dave war tote Hose hier. Als wir nach einer Stunde am Ende der Untiefe angekommen waren, drehte ich um und fuhr in etwas tieferem Wasser wieder zurueck. Jetzt gegen die Wellen, die auch noch groesser wurden, schaukelten wir ganz schoen herum. Ungemuetlich! Und kein Fisch in Sicht. Nach einer weiteren Stunde mit nichts brachen wir ab. Wie koennte man noch das Glueck erzwingen!? Ich schlug vor zu den anderen beiden Booten am Horizont zu fahren und dort vielleicht zu pilken. Ok, sagte Dave. Er hatte auch keine bessere Idee. Zumindest hofften wir, dass das 2 Guideboote waren die wussten wo Fische zu fangen sind hier. Es war wieder eine schaukelige Fahrt die Wellen hoch.
Dann sahen wir einen Freizeitangler, der tatsaechlich mit Downriggern hier schleppte und ein Guideboot das mit seiner Crew pilkte. Na also, richtige Idee. Wir setzten uns nicht weit vom Guideboot und Dave machte seinen schwersten Pilker dran. Keine 5 Minuten spaeter – Abriss, der Grund war sehr griffig – was ja generell fuer ein gutes Lingcodrevier sprach, aber die Drift war durch Wind und Wellen so schnell das Dave moerderisch viel Schnur nachgeben musste um in Grundnaehe zu bleiben und er dadurch kaum noch Kontrolle ueber seinen Koeder hatte. Komisch, das Guideboot driftete viel langsamer. Als ich mal wieder umsetzte und wir dicht an deren Boot rankamen, sahen wir einen riesigen Driftanker in der Abdrift. Aha, das war ja auch kein fairer Vergleich. Ich gab Dave meinen schwersten Pilker und schlug vor, dass ich das Boot mit Motorkraft leicht gegen die Drift hielt damit er besser Vertikalangeln konnte. Ok dann. Das klappte auch ganz gut bis Dave den naechsten Haenger hatte und auch der fuehrte letztlich zum Abriss. Es war schon zum Verzweifeln.
“Ok, wenn das Pilken nicht sein soll dann lass’ es uns nochmal mit dem Schleppen hier probieren.”, meinte ich. So machten wir nochmal die Downrigger fertig und jetzt schleppten wir beide knapp am Grund in ca. 50m Tiefe. Das ging vielleicht 15 Minuten gut, aber brachte immer noch keinen Fisch. Ich begann noch dichter am Grund zu schleppen und dann passierte es – der Downrigger riss ploetzlich nach hinten – das Blei hing fest! Ich rief zu Dave “Stopp!” aber er brauchte eine Sekunde zulange und schon wurde mein Downriggerkabel schlapp. Sch….! Gluecklicherweise war nur das Blei weg – das ganze andere Geroedel wie Clip und Gummizug etc war alles noch da. Aber ich hatte nun genug von dieser Stelle und wollte zurueck. Dave hatte auch kein gutes Argument zu entgegnen. Da unser Rueckweg fast an der Stelle wo ich die grossen Schollen am ersten Abend gefangen hatte vorbeikam, wollte ich dort nochmal anhalten. Ein paar Riesenschollen koennten den Tag noch fuer mich retten. Dort angekommen kachelte es nun schon wirklich bedenklich. Aber ich montierte meinen letzten Berkley-Twister an einem grossen Zusatzblei und versuchte die Drift. Keine Chance Boden zu halten. Mist, Mist, Mist!




