Beiträge von cohosalmon

    27.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 1


    Der erste Blick auf den See am Morgen verhiess nichts Gutes – vor unserer Huette krachten noch ziemlich hohe Wellen ans Ufer. Mit kleinen Booten war hier nichts zu machen. Paul schlug vor sein Boot zu einer etwas geschuetzteren Bucht zu schleppen und dort zu slippen. Gesagt, getan. Auch in der Bucht war es pfiffig aber die Wellen nicht so hoch und Pauls 6.1 m Bass Boot mit 225PS konnte einiges ab. Wir machten ein paar Driften mit Spinnangeln im Flachen wobei wir unsere Koeder bis vor die Krautzone schleuderten. Nicht ein Biss. Ich versuchte alle moeglichen Koeder die ich in der Vergangenheit oft erfolgreich in Praerieseen auf Hecht benutzt hatte. Nichts. Paul schlug vor bei ein paar Inselchen Wobbler ueber Grund zu schleppen. Das waere besonders fuer Zander eine erfolgreiche Methode. Er zeigte uns auch gleich noch seinen Lieblings-Crankbait und alle ausser mir montierten ihn auch gleich. Ich hing einen tieflaufenden grell-gelben Wobbler an das Stahlvorfach. Und dann schleppten wir 4 Ruten. Ich war angenehm ueberrascht wie problemlos das funktionierte. Pauls Boot war sehr breit und erlaubte so ein tueddelfreies Schleppen wenn man etwas ruecksichtsvoll die Ruten bediente.


    Alec hatte den ersten Biss und brachte einen tollen Zander ans Boot. Laura hatte uns aufgetragen Fisch fuer’s Abendbrot mitzubringen. Ich hatte angeboten den Fisch zu backen. Feiner als Zanderfilet kann man es ja kaum bekommen. Der ging mit. Mit 60cm Laenge war das schon ein Prachtzander im nordamerikanischen Masstab. Der Walleye – ein enger Verwandter des europaeischen Zanders – wird nicht ganz so gross wie dieser. An anderen Seen, die ich im mittleren Westen der USA und Kanada beangelt habe, ist ein Zander ueber 50 cm ein schoener Fang. Hier am Dore Lake war das Mindestmass 55 cm! Und es schien kein Problem zu sein, eine Rutsche von massigen Zandern zu bekommen. Denn jetzt lief mein Wobbler heiss und ich hatte in kurzem Abstand 3 Zander, wovon einer locker das Mass hatte.


    Dann legte der Wind weiter zu und machte unsere Zanderstrecke zu ungemuetlich. Paul verlegte uns hinter eine Insel in den Windschatten wo wir an Krautfeldern vorbeidrifteten und Hechtkoeder in alle Richtungen warfen. Ein paar kleinere Hechte packten hier und da mal zu aber es blieb ziemlich mau fuer so eine hechtverdaechtige Stelle. Dann rief ploetzlich Ricardo auf und hieb an und seine Rute bog sich ordentlich. Das musste was Besseres sein! Kurz darauf tobte etwas neben dem Boot – ein besserer Hecht. Der hatte schon etwas ueber 70cm und durfte mit zur Abendbrotsgestaltung. Ob ich noch wusste wie man einen Hecht graetenfrei filetierte? Interessanterweise war das taegliche Limit fuer Hechte sehr grosszuegig: 5 pro Angler. Dagegen war das Limit fuer Zander nur 1 pro Tag. Es schien als ob die Fischereibehoerde die Hechtbestaende etwas zu Gunsten der Zander reduzieren wollte. Inwieweit die paar Angler auf dem riesigen See hier da wirklich einen messbaren Einfluss haben, wage ich mal dahinzustellen. Aber so hatten wir auf dem ganzen Trip auch keine Skrupel ein paar Hechte zum Verzehr mitzunehmen.


    Bei einer Bootsverlegung zu einer neuen Drift hatten wir einen ungluecklichen Unfall. Obwohl Paul schon einige Jahre diesen See befischte, waren ihm aber wegen der Groesse viele Ecken noch recht unbekannt. Ausserdem war er mit 69 Jahren nicht der elektronisch Versierteste und obendrauf war die verfuegbare Navionics GPS-Karte nicht allzu detailliert in dieser abgelegenen Gegend. Wir fuhren, Gott sei Dank langsam, um eine Landzunge und ploetzlich gab es einen lauten Schlag und das Boot bockte auf. Wir kamen sofort wieder los und ich sah im Heckwasser helle Schatten von Steinen dicht unter der Wasseroberflaeche auftauchen. Wir waren auf ein Riff aufgefahren! Erschrocken checkten wir die untere Motoreinheit aber der Antriebsschaft schien ok, nur der Edelstahlpropeller angefressen. Durch die Unwucht lief der Motor etwas unrund. Wir brachen die Tour ab und holten das Boot auf den Haenger. Das Boot hatte gluecklicherweise gar nichts abbekommen – ein Aluboot ist bei solchen Missgeschicken aber auch nicht ganz so anfaellig – es wuerde schon einiges brauchen um wirklich ein Loch in ein Aluboot zu stossen. Und gluecklicherweise konnten wir den Propeller an der Huette mit einer Flex und ein paar Rohrzangen wieder soweit herstellen, dass er fuer die naechsten Tage benutzbar war. Er funktionierte sogar einwandfrei, muss man sagen. Glueck gehabt, aber eine kleine Erinnerung dass man immer aufmerksam sein muss wenn man in unbekannten Gefilden mit dem Boot unterwegs ist. Und ein Ersatzpropeller ist immer eine gute Idee.


    Abends gab es lecker Backfisch von den Zander- und Hechtfilets. Feine Sache. Nach dem Abendbrot liess der Wind merklich nach und wir wagten einen Ausflug mit den kleinen Booten vor der Huette. Ian kam mit auf mein Boot und Alec und Ricardo benutzten Paul’s kleines Aluboot. Es war ein langer Sandstrand der eine interessante Scharkante bei etwa 2 m Tiefe hatte wo der Grund schnell auf 3-4m abfiel. Paul empfahl uns an dieser Kante entlang mit Wobblern zu schleppen. Ian und ich machten das auch; die Jungs zickzackten ueber die Kante hin und her. Das war wohl die bessere Strategie denn die Jungs fingen ein paar feine Hechte und vorallem klotzige Zander. Alec fuehrte nun schon in der Zanderkategorie mit 62 cm. Ricardo beim Hecht mit 79 cm. Ian hatte bisher noch nichtmal einen Biss gehabt. Er erwischte nun auf unserer Schlepptour auch seinen ersten Fisch – einen kleineren Hecht. Und ich erwischte auf den letzten Metern vor dem Ufer in vielleicht 1.5m Wassertiefe auch noch einen proppen Hecht von vielleicht 75 cm. Alle Fische an diesem Abend durften wieder schwimmen. Bei herrlichem Sonnenuntergang um ca. 22:30 Uhr machten wir Schluss. Morgen sollte es windstill werden!


    26.6. 2022; Saskatchewan - Anreise


    Die zweite Angelreise dieses Jahr und diesmal eine Monstertour! Etwas was wir schon 2020 mit 2 Familien vorhatten aber Corona machte damals und auch letztes Jahr einen Strich durch die Rechnung. Wir wollten an einen der Praerieseen zum Hecht-und Zanderangeln fahren. Ich bin mit dieser Angelei ja in Deutschland gross geworden und hatte dann das endlose Potenzial der nordamerikanischen Praerieseen in den 90gern mehrfach erleben duerfen. Aber meine beiden Jungs und die Jones-Jungs hatten das nur je einmal zuvor erlebt. Daher wollten wir uns dieses Jahr auf den fast 4000 km langen Rundtrip machen – die Jungs werden fluegge und es koennte fuer eine Weile unser letzter gemeinsamer Angeltrip werden. Die Jones hatten Verwandtschaft auf einer Farm im Nordosten von Alberta. Dort wollten wir zuerst aufschlagen und dann mit dem Farmerpaar zu deren Sommerhuette am Dore Lake im westlichen Saskatchewan fahren. Paul und Laura hatten dort eine geraeumige Huette mit einem grossen und einem kleineren Boot. Das Angeln sollte dort spektakulaer sein – die Jones hatten es 2018 schon mal erlebt. Da unsere juengeren Soehne aber durch den anstehenden Abiabschluss schon andere Plaene hatten, blieben nur noch die aelteren Soehne Alec und Ricardo und die beiden Vaeter, Ian und ich, auf dem Reiseplan. Damit hatten wir genug Platz im Auto um auch noch mein nagelneues Faltboot mitzunehmen. 4,3m lang, mit 6PS Motor und in 10-15 Minuten zu einer Surfbordgroesse zusammengefaltet – tolle Erfindung – musste ich haben! Porta-Bote, hergestellt in den USA.


    Wir nahmen die Abendfaehre um erstmal auf’s BC Festland zu kommen und fuhren dann die Nacht durch. Am fruehen Nachmittag kamen wir an der Farm in Alberta an. Wie damals die Monster-Norwegentouren von Deutschland aus! Arsch-und Rueckenschmerzen inklusive. Paul und Laura empfingen uns herzlich und nahmen uns zum Wachbleiben gleich auf ein lokales Rodeo mit. Paul erzaehlte gerne und viel und ich war auch sehr interessiert an seiner Familien und Farmgeschichte. Sein Urgrossvater hatte das Land als eine originale Homestead im Jahr 1908 fuer $20 bekommen und seit dem war das Land in den Haenden der Familie. Wenn man am Haus steht und 360 Grad rundherum schaut, sieht man nichts als SEIN Land. Das hat schon was. Endlose Kuhweiden und Ackerfelder, ein paar Tuempel und kleine Seen und Baeche und Waeldchen dazwischen. Aber eben auch harte Arbeit – so eine Landwirtschaft, und ein hartes Klima so weit im Norden.


    Am naechsten Tag fuhren wir im Tandem die 5h zum Dore Lake. Am Ende der Welt. Kein Handyempfang, kein Wifi – die junge Generation war schockiert! Die letzte Stunde war nur noch auf Schotterpisten, wobei man sagen muss, dass diese Schotterpisten wirklich gut gepflegt waren und um einiges besser unterhalten ware, als so einige die ich hier in BC kenne. Wir waren alle heiss auf den grossen See – wir wollten alle ein grosses Hecht-Krokodil fangen und auch die schoenen Zander wollten wir bewundern und mal kosten. Unterwegs kauften wir noch an einer Tankstelle die Angellizenz - $80 pro Person fuer’s ganze Jahr. Es gab noch 3 oder 1 Tageslizenzen aber fuer eine Woche ist schon die Jahreslizenz die billigste Variante. Kann man machen.


    Eine halbe Stunde vor dem Dore Lake bog Paul seinen Truck noch kurz zu einem kleinen See ab – den wollte er uns vorher noch gezeigt haben. Falls es mal zu windig am Dore Lake war, koennten wir hier zum Shirley Lake hin ausweichen – der sollte mit grossen Forellen bestueckt sein. Wir besahen uns die potentiale Bootseinlassstelle und befanden, dass das mit dem Faltboot und Paul’s kleinem Boot machbar waere. Dann sahen wir von einem Huegel das erste Mal ein Stueck vom Dore Lake – Paul meinte das waere nur eine kleine Bucht. Auweija – das war ja ein riesiger See! Ich hatte ihn mir nicht so gross vorgestellt – auf der Karte sah er hoechstens mittelmaessig gross aus – es waren viel Groessere in der Umgebung.


    Als wir dann an der kleinen Huettensiedlung angekommen waren, verschug es mir die Sprache: das war kein See, das war ein Ozean! In eine Richtung konnte man das Ufer gar nicht sehen. Und es bliess an diesem Nachmittag auch ordentlich und die Brandung war beachtlich. War da mein kleines Faltboot ueberhaupt angebracht?


    Der See war nur einer eines riesigen Seengebietes das die gleiche glaziale Geschichte wie die schwedischen oder die mecklenburgischen Seen durchlebt hatten. Die Einwohnerzahl in diesen Breiten war sehr gering und die gesamte Wasserflaeche enorm – in der kurzen Sommersaison dadurch ein Angelparadies! Am 55. Breitengrad, so etwa wie Daenemark gelegen, wurde es erst spaet dunkel und schon sehr frueh wieder hell. Aber Paul beruhigte uns; man muesste hier nicht schon 4:00 Uhr morgens am Wasser sein um was zu fangen. Die Hechte haetten gerade abgelaicht und waren noch im Flachen und waeren den ganzen Tag ueber hungrig. Nur heute Abend bei dem Wind ging nichts mehr. So mussten wir unsere Ungeduld noch etwas zuegeln. Aber muede genug von der langen Fahrt waren wir allemal.


    12.6. 2022; Bamfield – Tag 3


    Unser 3. Tag ist schnell erzaehlt weil es nur noch ein kurzer Morgen war. Um 11:00 Uhr wollten wir aus unserem Haus raus sein und dann die Rueckfahrt durch den Port Alberni Canal (Fjord) antreten in welchem es um Mittag herum oft zu starken Foenwinden und dadurch zu ungemuetlichem Wellengang kam. Ricardo und ich gingen nochmal mit auf die Jalopy denn Carl hatte Max nochmal ein bisschen Pilken versprochen. Auch mir machte diese Angelei viel Spass. Jerrod war nochmal auf Lachs aus.


    Carl fuhr uns an ein paar nahe felsige Untiefen und dort fingen wir eine Menge Grundfische. Ricardo und ich hatten 2 -3 bessere Schollen die man haette mitnehmen koennen aber sonst gab es nur kleinere Lingcods und Felsenbarsche. Einer meiner Lings hatte fast das Mass von 60 cm – aber eben nur fast. Es war kurzweilig und brachte einige gute Lacher. Wie immer war mein Grosser mal wieder fuer absurde Faenge gut. Er brachte einmal ein “Ding” vom Meeresgrund das ich sofort als “Otterhoden” erkannte. Max lachte sich kaputt und Ricardo und ich hatten unseren Spass damit. Die letzten 500m zum Haus zurueck packten wir nochmal die Schleppruten aus und Carl hatte doch tatsaechlich noch einen guten Biss. Und der Fisch musste ordentlich Gewicht haben!


    Ich drosselte etwas den Motor und fuhr sogar langsam auf den Fisch zu da Carl kaum Schnur gewinnen konnte. Richtig Schnur nahm der Fisch aber nicht – nur sauschwer. Was war denn das? Waehrend wir schon still auf eine Buttueberraschung hofften, durchbrach der Fisch dann bald die Oberflaeche und wir konnten erkennen was Sache war: er hatte einen mittleren Lachs irgendwie an der Seite gehakt. Kein Wunder das das schwer ging! Wie schon erwaehnt, stellten wir mal wieder fest, dass die Lachse nur mit den Koeder spielten und dann oft komisch gehakt wurden. Der Haken hielt aber und Carl fing so noch einen Letztesekundenfisch den Max dann wieder schoen filetierte. Dann ging es heimwaerts durch den schon wieder augewuehlten Fjord zurueck nach Port Alberni. Barkley Sound, Vancouver Island, ist immer fuer ein Abenteuer gut!


    Cont. 11.6. 2022; Bamfield – Tag 2


    Aber vielleicht ging noch mehr? Ich ging jetzt ans Steuer – ich war fertig fuer heute Abend. Jerrod und Demario machten ihre Ruten klar. 10 Minuten spaeter zog Demario’s Rute ab und auch er war an einem guten Fisch. Der zog auch gleich Leine und Demario hatte Probleme zwischen dem Rolleloslassen und dann wieder Kurbeln. Da wurde seine Behinderung deutlich und Jerrod musste ihm helfen die Rute zu halten. Es war ein wildes Durcheinander da hinten im Boot – aber es blieb friedlich und Jerrod blieb unendlich geduldig mit seinem Sohn. Demario schwankte zwischen freudig aufjauchzen und schmerzhaft aufjaulen wenn ihm mal wieder die Rollenkurbel auf die Finger pruegelte. Irgendwann ging der Fisch verloren, leider. Ich haette es Demario so gegoennt. Aber er hatte mal gefuehlt wie sich ein richtiger Fisch anfuehlt und er war nun heiss auf den naechsten Drill! Nach diesem Biss war der Spuk aber auf einmal vorbei. Kein Biss mehr. Auch bei Graham tat sich nichts mehr. War der Lachsschwarm einfach weitergezogen und weg oder hielten die Lachse nun ploetzlich ihr Maul geschlossen? Keine Ahnung. Lachse sind eben unergruendliche Geschoepfe.


    Als wir nun so die letzten Minuten des Tageslichtes vor den Klippen der Hafeneinfahrt entlangtuckerten, machte uns Demario auf etwas aufmerksam. Ein weiteres Boot schaukelte dicht vor dem Ufer an den Klippen und es schienen ein Mann und eine Frau darauf zu pilken. Der Mann stand mit einer total gebogenen Rute auf der einen Seite. Demario meinte er haette gerade einen kraeftigen Anschlag gesetzt und seit dem war die Rute krumm – und ich meine richtig krumm! Jerrod meinte vielleicht ein Haenger? Offensichtlich pilkten die beiden dort auf Lingcod oder Felsenbarsch. Aber so viel Widerstand? Jerrod fuhr etwas dichter ran. Wir sahen die Rute kraeftig wippen. Das war Fisch und kein Haenger! Ein grosser Chinook? Wir schleppten 10 oder 15 Minuten weiter in der Gegend und behielten das Boot im Auge. Es schien jetzt als ob die beiden einen Landungsversuch auf der anderen Bootsseite unternahmen aber wir sahen die Frau den Kescher wieder wegstecken und den Mann wild herumfuchteln.” Da muss wohl was schief gegangen sein”, dachten wir laut. Was das wohl war? Aber der Fisch war wohl noch dran denn der Mann ging wieder in Drillstellung. Etwas spaeter sahen wir wieder Aktivitaeten auf der anderen Bootsseite und diesmal hoerte man laute Freudenschreie.


    Wir packten gerade unser Geraet ein und so fuhr Jerrod am anderen Boot dicht vorbei. Ich rief fragend herueber und der Mann hievte strahlend einen grossen Butt hoch. Fantastisch! Und nur an einem kleinen Pilker im flachen Klippenwasser. Wer haette das gedacht? Spaeter bekam Jerrod ein Foto zugesendet – er kennt den Lodgemanager wo das erfolgreiche Angelpaerchen uebernachtete. Ungefaehr 60 Pfund. Petri Heil!


    11.6. 2022; Bamfield – Tag 2


    Auch wenn der erste Abend nicht gar zu lang wurde denn wir waren alle ziemlich erschoepft, kamen einige von uns nichts so zeitig wie geplant aus der Koje. Jerrod, der von seiner Arbeit fruehes Aufstehen gewohnt war, gab irgendwann um 6:00 Uhr auf und fuhr mit Demario alleine raus. Die Japopy war nicht vor 7:30 Uhr einsatzfaehig. So waren wir heute morgen zu viert auf der Jalopy waehrend das andere Boot nur 2 Angler hatte. Max schien aber nicht allzu grosse Ambitionen zum Morgenangeln zu haben und verschwand sofort in der Bootskoje. So bedienten Ricardo und ich die beiden Schleppruten auf der Jalopy.


    Jerrod fischte wie schon am Tag zuvor nur um die Ecke herum. Carl hatte einen Tipp zu den aeusseren Schaeren erhalten. Und dort dampften wir nun hin. Je weiter wir dem offenen Meer entgegen kamen, desto rauer wurde es. Die Passage die Carl im Auge hatte stellte sich als unbefischbar bei diesem Wind raus – dort herrschten Bedingungen wie in einer Waschmaschine. So drehte Carl ab und fuhr uns in den Windschatten der ersten Inselgruppe. Es war zwar auch hier nicht ruhig aber fischbar; besonders als wir mit den Wellen schleppten. Ricardo hatte einen Squidkoeder und ich einen kleinen Blinker. Es war hier nur so 20-30m tief. Da ruckte das erste Mal Ricardo’s Rute los. Er brachte einen Shaker zum Boot und hakte ihn ab. Wir schauten uns nach Max um – normalerweise wechselt man sich beim Schleppangeln ab – aber dem ging es nicht so toll und er winkte ab. So setzte Ricardo seine Rute wieder ein. Keine 5 Minuten spaeter riss es einmal hart an seiner Rute und sie schnappte sofort zurueck – der Downriggerclip hatte direkt ausgeloest. Das musste was Besseres sein!


    Er hatte sofort ein ordentliches Gegengewicht und verlor gleich ein paar Meter Schnur. Dann kam der Fisch auf das Boot zu geschossen und Ricardo legte sich in die Kurbel. Gut abgefangen. Dann zog er wieder erbarmungslos ab – ich holte jetzt meine Rute ein um keinen Schnursalat bei der Landung zu riskieren. Aber soweit waren wir noch nicht. Man sah die Rutenspitze wild rucken – das war ein Zeichen fuer heftiges Kopfschuetteln unter Wasser und fuehrt oft zum Fischverlust – ich dachte es gerade und mit einem Fluch begleitet kurbelte Ricardo ploetzlich wie ein Verrueckter - aber der Widerstand war weg. Mist! Wie schon meiner gestern!


    Max hing mit dem Gesicht ueber der Reling und war zum Auswurf bereit. Der Arme! Carl schleppte uns weiter hinter die Inseln in ruhigere Gefilde. Eine Runde zur Bisstelle zurueck traute er sich nicht im Anbetracht Max’s Zustandes. Ricardo und ich fingen noch eine Handvoll kleiner Chinooks die wieder schwimmen durften. Dann loeste meine Rute ploetzlich aus und ich war sofort dabei. “Jawoll! Das ist was Groesseres!”, meinte ich. Carl drehte den Motor etwas zurueck als er wahrnahm wie der Fisch abzog. Da steckte Anschub dahinter, alle Achtung. Als der Moment kam, wo der Fisch stoppte, gab ich Gas um die Spannung zu halten, aber es gab einen Ruck und ich fuehlte nichts mehr. Die Wut kroch in mir hoch. Schon der 3. Grosslachs, den wir verloren – 2 bei mir alleine! Was sind den das fuer Sch…fische!


    Carl lachte vor sich hin, Ricardo verstand mich und schuettelte auch nur den Kopf. Ich ueberliess meinen Platz Carl und steuerte das Boot eine Weile um abzukuehlen – eigentlich um mich im Boot etwas aufzuwaermen. Ich drehte diesmal eine grosse Schleife um die Bisstelle aber es passierte nichts mehr. Max hatte sich zwar nicht uebergeben, bettelte aber am Hause abgesetzt zu werden. So packten wir erstmal ein und fuhren zurueck nach Bamfield. Jerrod hatte 2 kleinere Chinooks so zwischen 6 und 8 Pfund behalten und wir sahen ihm gerade noch zu wie er den 2. einsackte. Er kam dann auch mit zum Haus – kurze Mittagspause.



    Kurze Zeit spaeter liefen Jerrod, Ricardo und ich wieder aus zum weiteren Lachsangeln. Carl hatte den Juengeren ein bisschen Pilken versprochen – immer die interessantere Angelmethode fuer Jungangler. Wir schleppten die Kueste um die Ecke den ganzen Nachmittag hoch und runter und hatten nur ein paar Shaker fuer die ganze Muehe. Auch die Guides, den wir begegneten, hatten nichts oder fast nichts an Bord. Graham, der andere Victorianer hatte wohl mehr Glueck heute beim Lingcod pilken. Vielleicht waere das die bessere Variante gewesen!? Jedenfalls schien auf der Jalopy mehr los zu sein. Die fingen jede Menge Grundfisch und Max sogar einen 8 pfuendigen Chinook auf Pilker. Als wir zurueck waren, stand er stolz am Schlachtisch und filetierte den Lachs sehr fein unter der Anleitung seines Vaters. Schau mal einer an, dass interessiert ihn mehr als das Angeln selber!


    Nach dem Abendbrot putzte Jerrod sein Boot und Demario half ihm dabei. Ich schaute mal mit einem Bier vorbei und Jerrod zeigte ploetzlich zur Kanadaflagge vor dem Nachbarhaus – fast windstill. Er meinte es waere eine Schande so einen Abend an Land zu verbringen – es blieb ja noch bis 21:30 Uhr hell. Ich sagte ich waere bereit und schwupps sprang ich an Bord und wir legten ab ohne den Anderen Bescheid zu sagen. Ups…


    Wieder nur um die Ecke herum; dort schleppten vielleicht noch 4 andere Boote inclusive Graham. Er hatte auch noch keinen ordentlichen Lachs heute gefangen. Demario war nun schon ein Experte am Geraet und so musste Jerrod nur steuern. Er fuhr die 40m Kontour entlang und wir fischten beide weisse Squids am Grund. Dann versuchte Demario mal um die 35 m und bekam sofort einen Biss. Kein Winzling aber auch kein Riese. Unter 10 Pfund aber Demario war richtig stolz darauf. Kaum hatte er seinen Koeder wieder bei 35m Tiefe platziert, wieder ein Biss. Der schien vielleicht noch eine Ecke groesser aber Demario verlor ihn. Waehrend er sein Geraet neu einsetzte, holte ich meinen Koeder auf 33m hoch. Ich setzte mich gerade hin als Demario und Jerrod gleichzeitig aufriefen und herumfuchtelten. Ich drehte mich um und sah meine Rute ausloesen und dann auf Tauchstation zu gehen. Oha, ein Guter!


    Als ich die Rute in der Hand hielt, hieb ich nochmal kraeftig an und das wurde gleich mit einem rasenden Zug quittiert. Die Rolle sang nur so. “Bitte, bitte… bleib’ dran dieses Mal!” dachte ich nur. Ich war richtig nervoes, als gelte es ein Preisderby zu gewinnen. Der Lachs nahm eine Menge Schnur – aber das war gut so, so tobte er sich in der Ferne und Tiefe aus; es waren keine stoerende Boote in der Naehe, wir waren nicht direkt am Ufer und hatten alle Zeit der Welt. Wenn nur der Haken festhing! Nach 2 langen Fluchten gewann ich nun langsam Schnur zurueck. 20m hinter dem Boot begann der Fisch zu bocken und den Kopf zu schuetteln. “Nein, nicht das!” Graham sah unseren Kampf und kam vorbei um uns anzufeuern und ein paar Fotos zu schiessen. Ich setzte jetzt alles auf eine Karte und zog den Fisch hart ans Boot. Jerrod war mit dem Kescher bereit aber nochmal buechste der Fisch aus und schwamm halb unter das Boot und auf der anderen Seite wieder heraus. Ich fuehrte die Schnur hinten um die Motoren herum und zog den Fisch auf anderen Bootsseite wieder zur Oberflaeche. Jerrod langte zu und sackte ihn ein. Ein dreistimmiger Siegesruf erhallte und Graham und seine Crew jaulten zurueck. Feiner Fisch. Knapp 20 Pfund schaetzten wir. Endlich! Es ging also doch! Der Haken sass ganz knapp im Maulrand. Die Kerle frassen einfach nicht richtig!

    Cont....10.6. 2022; Bamfield – Tag 1


    Ein Boot neben uns bekam auch einen Biss an dieser Stellen und so fokusierten wir unsere Bemuehungen die naechsten 1-2 Stunden an diesem Kuestenanbschnitt. Ich wechselte inzwischen auch zu einem Squidimitat und fing ein paar Kleinlachse. Demario hatte auch ein paar Shaker am Band. Es fehlte an Qualitaet. Nach einer Weile wechselte ich wieder zum Blinker zurueck und liess zum Grund. Ich hatte gerade den Hebel am Downrigger losgelassen als die Rute herumruckelte und dann gleich ausloeste – das koennte etwas Besseres sein. Ich nahm die Rute auf, kurbelte auf Spannung und hieb an. Jawoll, da war Gewicht am anderen Ende. Ich erwartete jetzt eine lange Flucht, aber die kam nicht. Der Fisch sass einfach stur und schwer in der Tiefe und ich zog ihn langsam mit der reduzierten Schleppgeschwindigkeit. Vielleicht ein Butt? Grundnah genug angelten wir ja. Ich began zu pumpen und der Widersacher kam langsam aber sicher heran.


    Wir starrten gebannt ins Wasser um den ersten Blick zuf den Fisch zu erhaschen. Bis auf ein paar widerwillige Kopfstoesse hatte ich nichts gemerkt. Nur schwer. Da, ein silberner Umriss tauchte 3-4m unter dem Boot auf – es war ein Lachs aber er verhielt sich sehr merkwuerdig. Er hatte wohl noch gar nicht gemerkt, dass er gehakt war. Und jetzt war er ganz guen und frisch an kurzer Leine am Boot; nicht ideal! Ich zog ihn hoch. Ich konnte den Blinker gar nicht sehen – er musste ihn voll inhaliert haben. Jerrod wartete mit dem Kescher aber hatte nun ploetzlich Angst wegen des noch heruashaengenden Downriggers und fummelte daran herum um ihn aus dem Weg zu rotieren. Das war aber der Moment wo er den Fisch haette keschern sollen – der Lachs stand ein oder zwei Sekunden still unter der Oberflaeche neben dem Boot. Als Jerrod dann endlich hinlangte, ging der Lachs schon wieder auf Tauchstation und jetzt richtig! Jetzt wurde er wach und tobte gerade hinunter und dann unter dem Boot durch. Ich steckte die Rute tief ins Wasser und fuehrte die Schnur hinter den Aussenbordern vorbei.


    Dann hatte ich ihn augenblicklich wieder in Oberflaechennaehe aber auf der anderen Seite und bis Jerrod mit dem Kescher da ankam, war der Fisch wieder unter und gleich auch hinter dem Boot. Er schlug Schaum und waelzte sich, sprang halb und sausste dann wieder tief runter so das meine Rolle nur so kreischte. Wow, was fuer eine Kraft! Und dann ein haesslicher Ruck und der Widerstand war weg. Sch….! Wir schauten uns alle enttaeuscht an. Als ich einholte, sahen wir das der Blinker weg war. Weil der Fisch den Blinker so tief geschluckt hatte, rieb sich das Vorfach an den scharfen Zaehnen durch. Sehr aergerlich. Der hatte mindestens 15 Pfund gehabt, meinten Jerrod und ich eintraechtlich. Wir angelten noch eine Weile weiter und fingen noch ein paar kleinere. Jerrod haette fast noch einen etwa 7 Pfuender mitgenommen aber dann doch Gnade walten lassen. Da musste doch noch was Groesseres kommen.


    Nun ja, es kam – aber in der Form groesserer Wellen. Als die Ebbe entgegen des Westwindes stroemte, bauten sich die Wellen im Sound auf. Es wurde richtig ungemuetlich und Demario wurde seekrank. Armer Kerl, dachte ich, ich weiss wie miserabel sich das anfuehlt. Wir brachen danach ab. Als wir gerade losfuhren, ueberhoerten wir einen Funkspruch von 2 Booten die gerade eine Baerenmutter mit Baby am Strand beobachteten. Ich fragte Demario ob er sich das gerne mal ansehen wollte und er war begeistert und vergass sogar seinen Zustand fuer einen Moment. Bald machten wir aus welcher Strand gemeint war und Jerrod fuhr uns dicht unter Land. Da waren die beiden Teddybaeren; Mutter wuehlte nach Futter suchend unter Steinen und Baumstaemmen am Kiesstrand waehrend das kleine Fellknaeuel ueberall herumtollte. Es konnte nur ein paar Wochen alt sein. Wir schauten den beiden eine ganze Weile zu und Mamabaer aeugte hin und wieder mal warnend herueber. Carl brachte die Jalopy auch noch hierher um Max das Duo zu zeigen. Aber dann liessen wir die beiden in Ruhe und fuhren zum Haus zurueck. Als wir an den Bamfield Haeusern vorbeischipperten, zeigte Demario ploetzlich auf: am Ufer zwischen den Haeusern tummelte sich ein grosser Schwarzbaer am Ufer entlang. Bestimmt der Papa der kleinen Familie. Mitten im Ort! Also ja kein Essen oder Muell draussen lassen!


    Jerrod war der Einzige der was zu filetieren hatte. Die Jalopy Crew hatte auch nichts ueber 5 oder 6 Pfund gefangen und alles wieder freigelassen. Hm, das wuerde wohl schwieriger als gedacht. Wir waren uns auch einig, dass wir eine Menge Fehlbisse verbucht hatten und einige Fische von aussen gehakt waren. Ein Zeichen, dass die Lachse nicht richtig bissen und nur mit den Koedern spielten.


    Abends liefen wir den Bordwalk die 10 Minuten bis zum Government Dock und versuchten Squids zu pilken. Wir hatten uns dafuer extra die Squidpilker in Glow-Farben gekauft. Angeblich waren in der vergangenen Woche eine Menge Squids direkt im Hafen und man konnte sie unter den Docklaternen im Dunkeln gut fangen. Frische, selbstgefangen Kalamari – das waere doch mal was! Leider schien kein Squid mehr im Hafenfjord zu sein – Graham und seine Crew versuchten es vom Boot aus und bekamen auch nichts. Schade. Dann war Abendbrotzeit!


    10.6. 2022; Bamfield – Tag 1


    Letztes Wochenende war nun also die erste Angeltour in 2022. Dabei war diese Tour nach Bamfield im Barkley Sound, an der Westkueste Vancouver Islands, gar nicht langfristig geplant gewesen wie sonst alle unsere Angeltouren. Jerrod, unser alter Angelfreund, der jetzt 2h noerdlich von Victoria wohnt, hatte neue Freunde gemacht und einer davon besass ein Wasserfronthaus mitten im Angelmekka Bamfield. Einst ueber AirBnB zu vermieten, gab es jetzt diese Unterkunft nur noch fuer Freunde und Familie; und Jerrod bekam es fuer letztes Wochenende. So lud er, Carl und seinen Sohn Max und mich mit Ricardo, zu sich selber und seinem Sohn Demario ein. 3 Papas mit ihren 3 Soehnen! Max war 12 und hatte eigentlich mit Angeln nichts am Hut. Aber Carl wollte es mal wieder versuchen und vielleicht sprang ja ein Funke ueber! Demario war 14 und interessiert am Angeln, aber anfaellig fuer Seekrankheit. Von einem gewissen Grad an Autismus betroffen, fielen ihm auch viele Dinge nicht so einfach wie anderen Jugendlichen in seinem Alter. Aber er ist ein total lieber Kerl der begeisterungsfaehig ist und auf den man sich voll verlassen kann.


    Mein Boot war noch in der Werkstatt zur Durchsicht und so mussten wir fuer uns 6 Carls klapprige Jalopy neben Jerrods fein modifiziertem Boot mitnehmen. Jerrod hatte seinem 30 Jahre alten 6m Malibu Kajuetboot den anfaelligen Inbordmotor entnommen, einen Schwimmpod hinten anfertigen lassen und 2 nagelneue Suzukis drangehaengt. Was fuer ein Unterschied in Bezug auf Platz im Boot, Power und Verlaesslichkeit! Wir trafen uns Freitag frueh morgens in Nanaimo am Highway und fuhren dann zusammen unsere beiden vollgepackten Gespanne nach Port Alberni. Von dort ging es dann nur noch zu Wasser weiter – 1h Bootsfahrt, den Port Alberni Fjord hinaus zum Barkley Sound, an dessen Suedufer das kleine Angelnest Bamfield liegt. Nur ueber eine rauhe Schotterpist oder per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen, hat sich ein besonderer Charm in Bamfield erhalten; einer der sich sehr von dem der von Touristenmassen durchstroemten noerdlicheren Orten wie Tofino unterscheidet. In Bamfield ist alles auf’s Angeln ausgelegt.


    Unsere Unterkunft war ein tolles Westkuesten-Stilhaus aus den 40ger oder 50ger Jahren, teils noch orginal, teils modernisiert. Mit eigenem Dock fuer 4-5 Boote, direkt am Boardwalk der das “Downtown-Ufer” in Bamfield miteinander vernetzt und verbindet. Das Haus war mit Eismaschine, Tiefkuehltruhe, grossem Schlachttisch am Dock und einem Vakuumverpacker perfekt fuer Angler ausgestattet. 3 Schlafzimmer mit 6 – notfalls bis 9 Betten, grosses Wohnzimmer und voll ausgestattete Kueche und Bad. Dazu eine tolle Rundumveranda mit Blick auf den Hafenfjord und Grill. Feine Sache, das wird nicht das letzte Mal unser Ferienheim sein!


    Einmal angekommen, packten wir nur schnell unsere Sachen ins Haus und teilten uns dann zum Fischen auf die beiden Boote auf. Ich liess Ricardo bei Carl und Max und ging selber zu Jerrod und Demario auf’s Boot. Wir wollten Lachse jagen. Jerrod hatte schon seine Guide-Kumpels nach Informationen ausgequetscht und die Instruktionen waren: “nur um die Ecke herum, dicht am Grund, Squidimitate oder schlanke, kleine Blinker”. Graham, ein weiterer Victorianer, der mit Sohn und Freund zufaellig auch in Bamfield zum Angeln hier war, versuchte auf dem offenen Pazifik zu den ersten Offshorebaenken zu kommen – ueber Funk liess er uns wissen, dass das keinen Zweck hatte heute – hohe Duenung und Windwellen obendrauf; einfach zu rauh fuer Kleinboote. Nun gut, Benzinsparen ist auch keine schlechte Idee dieser Tage!



    So fuhren wir nur 5 Minuten aus dem Bamfield Hafenfjord hinaus und schleppten fortan das linke Suedufer entlang. Jerrod montierte ein Plastiksquid mit Flasher, ich versuchte es mit einem schlanken 7cm Blinker. Jerrod hielt uns an der 40m Tiefenlinie und wir fischten praktisch am Grund. Es dauerte nicht lange und Jerrod hatte den ersten Anfasser. Ein kleiner Chinook um die 5 Pfund. Eigentlich hatten wir auf Grosslachs gehofft und so wollten wir unser Entnahmelimit nicht mit Kleinlachs belegen – so blieb diese Groessenklasse gleich im Wasser. Wir hatten nun regelmaessig, so alle 10 Minuten so einen kleineren Chinook oder die noch kleinere Shakergruppe am Haken. Es waren auch eine Menge Guideboote um uns herum weil es auch ihnen unmoeglich war heute offshore zu fischen. Wir sahen die Guides Chinooks weit unter 10 Pfund keschern. Das sagte uns, dass wohl nicht viel Groesseres zu haben war.


    Jerrod hatte wohl den besseren Koeder gewaehlt, denn er hatte 3 Mal mehr Bisse als ich. Bald hatte er einen ziemlich sportlichen Fisch am Band und vielleicht wurde das unser erster Keeper. Ich raeumte gleich meine Rute ein und beide Downrigger, Demario steuerte inzwischen das Boot. Der Fisch schien schwer zu sein, kaempfte aber nicht wirklich, nahm kaum Schnur. Komisch. Als der Fisch dann das erste Mal paar Meter hinter dem Boot auftauchte, waren wir erst etwas enttaeuscht, aber wussten bald was los war; er hatte einen der zwei Einzelhaken am Kiemendeckel haengen und kam daher mit einem bloeden Winkel heran. Der Fisch drehte grosse Piroutten neben und hinter dem Boot – es dauerte einige Minuten bis wir den Fisch endlich im Boot hatten. Ein etwa 10 Pfuender, der ging mit!

    4.6. 2022; Sooke


    Meine Mutter war zu Besuch aus Deutschland hier und wollte auch mal eine Boetchenfahrt mitmachen. Dafuer musste allerdings das Wasser glatt sein und die Angelei etwas angepasst werden. Aber ein paar Stuendchen sind es dann doch geworden am vorherigen Samstag. Wir starteted am spaeteren Morgen in Sunny Shores und setzten gleich noch die Krabbenfalle aus und fuhren dann bei kuehlem aber windlosem Wetter bis zum Otter Point. Der Motor freute sich auch mal wieder summen zu koennen. Ein paar andere Boote waren schon unterwegs aber der verregnete, windige und kuehle Fruehling dieses Jahr hat viele Angler noch abgehalten. Auch die komplizierten Fischereiregeln wieder dieses Jahr haben einige Angler abgetoernt.


    Ich setzte eine Blinker- und eine Squidkoederrute an den Downriggern ein und dann schipperten wir gemuetlich die Kueste gegen West. Das Meer war total ruhig und wir hatten sogar das Glueck das die Sonne hier und da mal durchkam. Das Angeln begann aber aeusserst zaehe. Ich glaube es dauerte fast 2 Stunden bis wir vor dem Muir Creek den ersten Anfasser hatten. Der hatte es aber in sich. Ich hatte Mutter erklaert, wie sich ein Biss bemerkbar macht und ploetzlich warnte sie mich und fuchtelte Richtung der Steuerbordrute. Ich drehte mich um und sah die Rute gerade noch ausloesen und dann schwer nach unten wippen. Aha, das war nichts Kleines! Ich sprang hin und hieb an. Etwas Schweres blieb haengen. Und ging dann langsam aber stetig auf Distanz. Ich konnte nichts weiter machen als die Rolle abbremsen und den Motor etwas herunterdrehen. Mutter war auch ganz aufgeregt und fragte ob sie irgendwas machen sollte. “Nee, bleib ruhig, hab’ alles unter Kontrolle”, entgegnete ich. Es war nur ein anderes Boot in der ungefaehren Naehe und daher hatte ich allen Raum der Welt fuer den Drill. Als der Fisch mal stehenblieb, fuehlte ich schwere Kopfstoesse. Das war ein Brocken! Oder ich war es nicht mehr gewoehnt wie sich ein Grosslachs anfuehlt. Jetzt ging er wieder ab…. und ploetzlich war der Kontakt weg! Arrrrrggg, das war aber aergerlich! Mutter war auch enttaeuscht. Wenigstens gesehen haetten wir ihn mal gerne.


    Nun ja, vielleicht fing ja eine Beisszeit an. Ich drehte grosse Kreise um die Bissstelle. Nach 20 Minuten ruckte die Blinkerrute los und ich hatte sie gleich in der Hand. Anschlag sass; der fuehlte sich etwas kleiner an, aber wir waren dennoch freudig gespannt. Ich brachte ihn stetig Richtung Boot und bald musste er an der Oberflaeche auftauchen – ein Ruck und die Rute wurde schlaff. Waaaas? Das gibt’s doch nicht! Mutter schuettelte nur den Kopf – vielleicht war ihr Sohn ja doch nicht so ein toller Angler wie er immer vorgibt? Jetzt ging es aber um die Ehre! Ich schaerfte den Haken und liess den Blinker wieder zu selben Tiefe. Der naechste Biss kam 10 Minuten spaeter und diesmal musste es klappen! Der Lachs kam sofort zur Oberflaeche geschossen und sprang trotz des Flashers einen Meter aus dem Wasser. Wow! Er war nicht gross aber brauchbar. Und ich wollte meiner Mutter doch gerne einen Lachs mit ins Rueckreisegepaeck mitgeben. Der Fisch wollte es uns aber nicht leicht machen und kam jezt auf das Boot zugeschossen. Ich kurbelte wie ein Berserker und drehte den Motor etwas auf um aufzuschliessen. Trotzdem wurde die Schnur kurz schlapp und es fuehlte sich an als ob ich auch diesen Lachs verloren haette. Ich wollte gerade losfluchen und aufhoeren zu kurbeln als der Widerstand ploetzlich wieder da war. Schwein gehabt! Jetzt sausste er hierhin und dahin und machte allerlei Manoever um das Boot herum. Ich hiess Mutter den Kescher nehmen und den Fisch einsacken wenn ich ihn dicht am Boot hatte. Der Downrigger mit Clips und Oesen war aber noch draussen und als sie mit dem Kescher zulangen wollte, blieb das Netz an einem Downriggerclip haengen. Der Fisch floh unter das Boot und Mutter versuchte eifrig das Netz freizukriegen.


    Was nun? Ich griff nach dem Gaff und war entschlossen den Lachs beim naechsten Landungsversuch zu gaffen. Aber da hatte Mutter den Kescher wieder startklar und ich konnte ihn ueber den Buegel schliddern. Geschafft! Na also! Wir klatschen uns ab und freuten uns ueber die schoene Beute. Auch wenn der Fisch nur so knapp 7 Pfund war – den hatten wir uns verdient!


    Aber vielleicht kam ja noch mehr? Nur noch zum Angucken – viel mehr Platz war nicht im Reisegepaeck. Und tatsaechlich packte noch ein Lachs am Blinker zu und der schien wieder einen Nummer groesser zu sein, aber bevor wir uns auch nur grossartig darueber freuen konnten, kam der Haken wieder los. Irgendwie bissen die Kerle heute nur spitz! Schade. Wir waren nun schon fast wieder zum Otter Point zurueck und ich liess den Blinker nochmal bis zum sandigen Grund. Kurz darauf machte sich ein leichtes Rueckeln an der Rutespitze bemerkbar. Ich schlug einfach mal an und etwas blieb haengen, es fuehlte sich nicht gross an und so drueckte ich Mutter die Rute in die Hand. Sie war ganz verbluefft aber kurbelte dann eifrig den Fisch heran. Ich dachte an einen kleinen Shaker Lachs aber zu meinem Erstaunen hing ein kleiner Dorsch (Pacific Cod) dran. Zu klein zum Mitnehmen aber Mutter hatte einen Fisch gefangen und auch noch einen den sie gut von zu Hause her kennt!


    Wir stellten dann bald das Trolling ein und ich wollte noch ein bisschen Grundfisch jagen. Vielleicht eine Scholle? Ich suchte nach einem sandigen Uferstreifen aber fand nur kiesige Straende. Mein Buttloeffel holperte ueber den griffigen Untergrund und ich hatte kein so gutes Gefuehl dabei. Ploetzlich wurde es aber schwer und irgendetwas musste am Haken haengen – kaempfte aber nicht. Kraut? Nee, eine richtig grosse Krabbe! Wow! Das gibt’s auch nicht haeufig am Haken. Ich wollte sie schnell ins Boot wuppen aber leider hing sie nicht am Haken sondern hatte sich nur festgekrallt. Sie liess augenblicklich los und taumelte in die Tiefe bevor ich irgendetwas machen konnte. Schade! Wenn mal bloss die Falle nicht leer blieb – wir hofften fest auf Krabbendinner heute!


    Um Secretary Island herum pilkte ich noch etwas und ein paar Greenlings und ein paar kleine Felsenbarsche und ein Baby-Ling kamen kurz hoch. Einen der groesseren Greenlinge nahmen wir noch mit. Dann war es Zeit fuer die Heimfahrt. Gespannt zogen wir noch die Krabbenfalle ein – jawoll, da war eine ganze Ladung drin. Wir nahmen die 3 groessten und maennlichen und liessen den Rest wieder frei. Dinner war gerettet. Es war ein schoener Ausflug mit meiner Mutter. Eine sehr seltene Gelegenheit mit ihr Zeit auf einem Boot zu verbringen. Und die Beute konnte sich doch sehen lassen. An meiner Bissverwertungsquote muss ich aber noch arbeiten!










    24.4. 2022; Victoria


    Ihr dachtet bestimmt schon ich haette mein Boot verkauft und haette auf Golfspielen umgesattelt!? Nichts da! Es kamen einfach etliche Faktoren zusammen die mich wochenlang vom Wasser weggehalten haben. Zuallererst war es so ziemlich jedes Wochenende windig, wenn nicht gar stuermisch. Ausserdem unterliegen wir dieses Fruehjahr wieder heftigen Fischereiregeln welche z.B. bis in den Sommer fast ueberall die Chinookentnahme verbieten. Da ist der Reiz auch bei ungemuetlichem Wetter auf Lachs rauszufahren ziemlich gering. Und letztendlich war ich an den Wochenenden sportlich viel unterwegs – man muss ja auch was fuer die alternden Knochen tun!


    Gestern fielen aber endlich mal eine gute Heilbuttgezeit mit windarmen Wetter zusammen und so musste ich meinen Angelfreund Dave auch nur vage antexten und er war sofort bereit. Samstag verbrachte ich damit das Boot zu entpollen und startklar zu machen. Das lange Herumsitzen ist nicht gut fuer ein Boot. Die geeignete Gezeit war von 7:00 bis Mittag und so holte ich Dave schon kurz nach 6 auf halber Strecke zur Marina ab. 6:30 liessen wir das Boot an der Pedder Bay Marina ein – und wir waren nicht alleine! Heute wuerde es wohl voll werden an den guten Stellen – wir waren nicht die Einzigen die wochenlang auf eine Windpause gewartet haben!


    Es war schoen mal wieder ueber das Wasser zu gleiten. Aber der Fahrtwind war saukalt und es lag ein Nebel ueber dem Meer der den Sonnenaufgang versteckte. Nach 15 Minuten kamen wir in meinem Heilbuttrevier, dem Mudhole an. Es lagen im weiten Umkreis bestimmt schon 7 oder 8 Boote vor Anker, aber gluecklicherweise weit genug abseits, so dass ich an meiner Vorzugsstelle ohne Bedenken den Anker werfen konnte. 10 Minuten spaeter hingen wir fest und machten 2 Ruten klar. Dave montierte einen ganzen Hering, ich ein paar Lachsfetzen. Runter ging’s damit. Dann machten wir es uns bequehm und genossen wie bald die Sonne durch den Nebel brannte und tolle Lichteffekte hervorbrachte. Bald kamen die Olympic-Berge zum Vorschein und es wurde ein praechtiger, sonniger Fruehlingstag. Wir hatten eine Menge zu bequatschen und so machte es uns nicht viel aus, dass bisher an den Ruten gar nichts passierte. Sollte etwa der alte Duftsack nicht mehr genug Aroma ausstroemen? Der war schon etwas aelter – vom Herbst noch.


    Da ruckte es zweimal kraeftig an meiner Rute und ich sprang schnell hin. Ich stand mit der einen Hand an der Rute im Staender und mit der anderen Hand am Kurbelknauf. Die Rutenspitze war leicht krummgezogen stehengeblieben – sie pumpte nicht mehr rythmisch wie Dave’s Rutenspitze. Da war was dran, wollte aber nicht abziehen! So kurbelte ich los und die Rute zog sich krumm. Jawoll, irgendwas blieb haengen. Ich schnappte mir die Rute aus dem Halter und pumpte los. Ja, jetzt kam auch etwas Leben in die Rute – kraeftigen Gegenstoesse – ein kleiner Heili oder ein grosser Hai, meinte ich zu Dave. Als ich den Widersacher vielleicht 50m hoch hatte, kam wieder etwas Leben in die Rute und es zog ganz ordentlich. “Das ist bestimmt ein kleiner Heilbutt!”, sagte ich zu Dave. Er machte das Gaff klar und wir freuten uns schon auf den ersten Butt des Jahres. Dann tauchte es im Wasser auf – es war spindelig und lang – kein Butt, nur ein Meterhai, Dornhai. Enttaeuscht steckte Dave das Gaff wieder weg und ich enthakte den Betrueger. Schade! Neu bekoedert und zurueck damit zum Grund in 100m Tiefe.


    Ich setzte mich gerade hin als Dave aufschrie, seine Thermokanne fallen liess und zu seiner Rute hinstuerzte. Die war buchstaeblich in halb gefaltet und die Rutenspitze im Wasser verschwunden. Wow, ein Hammerbiss! Ein Ripper! Bis Dave dort war, hatte der Fisch schon paar gute Meter von der hart eingestellten Rolle abgezogen. Der hatte wirklich Hunger! Dave fummelte die Bremse etwas lockerer und holte sich die Rute aus dem Halter – ein Anschlag war nicht mehr noetig, der hing!


    Ich band ihm den Gimbal um und nun konnte Dave ordentlich drilllen. Der Fisch war am Anfang richtig sportlich und die harten Schlaege in der Rute identifizierten ihn eindeutig als Butt. Der musste doch ziemlich gross sein – Dave hatte ganz schoen zu tun die Stoesse abzufedern und einige Fluchten abzufangen. Dann wurde es ruhiger und es blieb nur ein gutes Gegengewicht. Als ich meine Rute und den Downrigger mit Duftsack eingeholt hatte, machte ich die Harpune klar, ueberpruefte nochmal alles daran und verfolgte dann die letzten Meter auf dem Echolot; 15m, 10m, 5m – da war ein Schatten im Wasser zu sehen – Butt, natuerlich. Ein schoener aber kein Riese. Als er an die Oberflaeche kam, stiess ich ihm die gezackte Harpunenspitze hinter den Kiemendeckel und drueckte die lose Spitze bis ganz durch. Dadurch kam sie auf der anderen Fischseite wieder heraus und legte sich quer als ich den Harpunenschaft wieder herauszog, und so hatten wir den Butt jetzt sicher an der Harpuunenleine die an der losen Spitze befestigt was.


    Der Butt tobte jetzt neben dem Boot und verabreichte Dave eine Salzwasserdusche. Er hatte immer noch Energie. Nach dem Abschlagen und Abstechen vertaeute ich ihn mit einem Seil durch Maul und Kiemen am Boot aussen. Dort konnte er jetzt gut ausbluten und kuehl bleiben.


    Wir sahen nun zu die Koeder schnell wieder ins Wasser zu kriegen. Oftmals kam ein Butt nicht alleine. Aber unsere Geduld sollte auf eine lange Probe gestellt werden. Nach 2,5h ruckte es ploetzlich einmal hart an meiner Rute – ich war gespannt wie ein Bogen und hatte die Hand an der Rolle – ich wartete und wartete – aber nichts passierte mehr. Ein Koedercheck bestaetigte einen Biss aber irgendwie hatte der Butt Lunte gerochen. Dabei blieb es leider. Kurz nach Mittag packten wir dennoch zufrieden ein. Es war ein schoener sonniger Tag gewesen, wir hatten die lange Zeit seit unserem letzten Treff aufgearbeitet und obendrein noch einen schoenen Butt gefangen. Auch wenn 3 Bisse in fast 6 Stunden wahrlich keinen hervorragenden Angeltag bedeuten. Hoffentlich bald mehr!


    Verrueckt, nicht? Der Vulkanausbruch war 9000 km von uns entfernt. Ich habe am selben Tag noch Bilder und Videos von anderen Teilen der Nordpazifikkueste gesehen: ein Video zeigte an der Muendung eines Fluesschens an der Westkueste von Vancouver Island wie eine ca. 50cm hohe Welle flussaufwaerts wanderte. Weiter unten in Kalifornien sind in einer Marina mehrere Boote am Dock gesunken, die falsch vertaeut waren, als die Welle kam.

    15.1. 2022; East Sooke


    Wow, der erste Bericht in 2022! Frohes Neues Euch allen. Moege es uns allen viele tolle Stunden am Wasser bringen, den einen oder anderen Leckerbissen in die Kueche zaubern und vorallem die Welt mal wieder auf die Beine stellen.


    Mit Schrecken hatte ich festgestellt, dass ich seit Oktober nicht mehr angeln war. Die extremen Wetterbedingungen im November (Ueberflutungen) und Dezember (Schneesturm und Kaelte) liessen auch keine Moeglichkeit zu – weder auf dem Meer noch im Suesswasser. Ueber die Feiertage waren wir sowieso in D gewesen. Letzten Samstag schienen dann endlich die Zeiger auf Gruen zu schalten; Schnee war weg, die Strassen befahrbar und es sollte sogar annehmliches Wetter werden. Als ich mal am Freitag einen vorsichtigen Blick unter die Plane in das Boot warf, da wurde mir ganz anders. So verdreckt und vergammelt hatte mein Boot noch nie ausgesehen – solange hatte es wahrscheinlich auch noch nie gestanden. So plante ich lieber erst fuer spaeter am Samstag und verbrachte den ganzen Morgen mit Putzen und Entdrecken. Das wiederrum passte gut in Ricardo’s Studententagesrhythmus – erst 11:00 Uhr losfahren, und so sagte er zu. Am Abend vorher hatte ich noch ein Bier mit einem Angelkumpel verschluckt, der auch vorhatte mit seinem Sohn am Samstag auf Winterlachs rauszufahren. Wir hatten beide von ziemlich guten Faengen die Woche ueber gehoert. Graham wollte es direkt vor Victoria probieren. Ich beschloss bis nach East Sooke zu fahren – ich hatte so ein Gefuehl, dass sich die laengere Fahrt lohnen wuerde.


    Um 11:00 Uhr zogen wir Max Waldi aus der Einfahrt und machten uns auf den 40 minuetigen Weg zur Cheanuh Marina in East Sooke. Im Radio hoerten wir schon Warnungen vor einem moeglichen (leichten) Tsunami durch den Vulkanausbruch auf Tonga im Suedpazifik. Es koennte zu starken Stroemungen kommen und man sollte sich besser vom Ufer weghalten. Nun ja…. Der Meerespiegel war wirklich extrem hoch an der Bootsrampe. Aber wir slippten ohne Probleme und selbst die Motoren sprangen ohne Probleme an. Es waren einige Anhaenger auf dem Parkplatz – wir wuerden also nicht die Einzigen sein. Direkt vor der Marina war eine 40m tiefe Rinne in der man im Winter haeufig gute Lachsfaenge machen kann. Und diese Rinne wurde auch schon fleissig von 5 oder 6 Booten bearbeitet. Das war uns ein bisschen zu eng und ausserdem brauchte der Motor mal ein bisschen Auslauf nach so langer Pause. So beschloss ich bis zur Whirl Bay zu fahren. Wenn da nichts ging, konnten wir ja wieder hierher zurueckkommen. Ricardo war es recht.


    Es machte Spass mal wieder schnell ueber ein glattes Meer zu duesen. Aber ich musste oefters abbremsen denn es war einen Menge Treibgut im Wasser. Ob das was mit dem hohen Wasserstand und dem Tsunami zu tun hatte, war nicht klar. Aber aufpassen war angesagt. In Whirl Bay angekommen gesellten wir uns zu den anderen 3 Booten hinzu. Waehrend wir auftakelten, rief Ricardo schon, dass eines der Boote gerade einen Kescher benutzte. Das war vielversprechend! Ich setzte uns hinter dem Riff auf die 45m Tiefenlinie und wir liessen zwei verschiedene Blinker in Glow-Farben bis zum Boden hinab. Wenn dann wuerden wir Fisch direkt am Grund finden. Ich konnte auch gleich einige vielversprechende Echolotsignal ausmachen. Und ploetzlich ruckte es an der Cohokillerblinkerrute ungeduldig und Ricardo staunte wie schnell ich an der Rute war. Er hatte es gar nicht wirklich als Biss wahrgenommen – das ist beim Schleppen direkt am Boden auch nicht immer ganz einfach. Ich ruckte an, fuehlte den Clip ausloesen und … war am Fisch! Jawoll!


    Das wonnige Ziehen eines Fisches am anderen Ende, wie hatte ich das vermisst! Und die Kopfstoesse liessen mich sogar auf eine brauchbare Groesse hoffen. Ich freute mich diebig wie ein kleines Kind und tanzte mit der krummen Rute uebers Deck. Ricardo freute sich auch fuer mich. Der Fisch machte gut Druck und ein paar Mal fummelte ich lieber an der Bremse herum falls ich doch Schnur geben musste. Dann brachte ich ihn Stueck fuer Stueck in Bootsnaehe. Im klaren Wasser konnten wir einen ordentlichen 6-7 Pfuender herumschwirren sehen. Der sollte auf jeden Fall mitgehen. Jetzt nur nicht noch verlieren. Ricardo hatte den Kescher schon bereit. Ich fing noch ein – zwei Endspurts des Fisches ab und zerrte ihn dann zum Boot wo Ricardo ihn einsackte. Klasse! Toll! Wir klatschten uns ab – der erste Fisch in 2022 und dann auch gleich ein Keeper!


    Der Fisch wurde schnell versorgt und dann schleppten wir weiter. Es passierte nichts mehr auf der Hinpassage. Als wir die gleiche Strecke, nun gegen die Stroemung, zurueckschleppten, dauerte es etwas bis wir wieder in die Naehe der Bissstelle kamen. Aber ungefaehr in der Gegend des ersten Bisses ruckte ploetzlich wieder die gleiche Rute los. Der loeste schon direkt aus bis Ricardo die Rute in der Hand hatte. Feine Sache und wir waren richtig guter Dinge. Der Fisch schien noch groesser zu sein und Ricardo musste wirklich ein paar Mal Schnur geben – besonders als der Fisch schon in Bootsnaehe und an der Oberflaeche war. Ich hoerte ein paar Mal die Rolle aufkreischen und Ricardo dazu jubilieren. Auch er genoss den Drill nach langer Durststrecke. Wir waren gespannt auf den ersten Eindruck. Bald kam ein breiter Ruecken in Sicht – und sausste wieder ab. Der ging schon auf die 9 Pfund zu, schaetzte ich – kein Wunder dass Ricardo noch ein bisschen brauchte. Aber wir waren ein jahrelang eingespieltes Team und solange der Haken festsass, war der Fisch irgendwann unser. So kam es auch – der Fisch schwaechelte nun und Ricardo zog an und ihn ueber den Kescherrand. Fantastisch! Wieder jubelten wir und klatschten uns ab.


    Wir zogen die Strecke noch 3 mal hoch und runter. Kurz bevor wir zurueckfahren wollten, ruckte nochmals die gleiche Rute los. Cohokillerblinker war heute angesagt! Ich sprang wieder hin, schlug an und fuehlte das Kopfschuetteln eines Fisches. Aber bevor ich noch irgendwas sagen konnte, gab es einen Ruck und die Rute wurde schlaff. Ausgestiegen. Nun ja, die 100% Verwertungsquote konnten wir also nicht bewahren – das waere auch was ganz Seltenes. Wir hielten auf dem Rueckweg noch mal an der Rinne vor der Marina an und versuchten es noch fuer eine halbe Stunde. Aber da war nichts zu Hause. Voll zufrieden, trocken und mit Beute zogen wir das Boot raus und ich konnte mal wieder das Filetieren ueben. Eines der Gerippe nahm ich mit und zauberte zwei leckere Fischsuppen am Abend.


    So kann man also auch bei Tsunamibedingungen Fische fange. Vielleicht war das der Trick heute – die extra Stroemung hatte wohlmoeglich die Lachse munter gemacht. Auf der nach Hausefahrt textete mir Graham ein Bild von auch 2 Lachsen – ein bisschen kleiner als unsere aber er war auch zufrieden. Tsunamifische!


    9.10. 2021; Sooke


    Endlich gelang es mir mal wieder eine Angeltour mit meinem alten Angelfreund – und Mentor Gary zu organisieren. Er hat schon ein paar Jaehrchen mehr auf dem Buckel und hat die letzten Jahre viele gesundheitliche Probleme gehabt die ihn nicht zum Angeln haben kommen lassen. Gary ist auf Vancouver Island aufgewachsen und hat als Kind und junger Kerl noch das Ende der goldenen Lachsjahre erlebt. In den 60gern hat er mit seinem Vater und Freunden Lachse gefangen von denen Angler heute nur noch traeumen koennen. Mit seinem Vater hatte 1967 oder 1968 mal zwei Chinooks ueber 60 Pfund an einem Tag gefangen. Heute fangen die meisten Top Guides im Verlauf ihrere ganzen Karriere keinen Chinook mehr ueber 50 Pfund. Und wenn Gary erzaehlt, dass er und sein Kumpel sich an guten Angeltagen in ihrem kleinen Aluboot nicht mehr bewegen konnten weil das Boot randvoll mit gefangenem Lachs war, kann ich nur unglaeubig den Kopf schuetteln. Und das war bevor Echolot, GPS und Downriggertechnologie. Wie truebe und langweilig muss ihm das heutige Angeln erscheinen? Und wie traurig muss es sein so einen Absturz der Lachsbestaende selber erleben zu muessen? Aber Gary ist ein ueberaus positiv eingestellter Mensch und er hat auch heute noch voll Spass am Angeln. Und das steckt an – ein Grund warum ich sehr gerne mit ihm auf Fischjagd gehe. Er war derjenige, der mich als Neuling hier an der BC Kueste zuerst unter seine Fluegel nahm und mir das Einmaleins des Lachsangelns beibrachte. Dabei hatten wir nicht nur viel Erfolg sondern auch einen Heidenspass. Gary nimmt nicht immer alles so genau und er hatte in seinem Leben auch schon genug Fische gefangen um sich nicht um den Verlust eines fuer mich grossen Fisches zu graemen, und so hatten wir einige kleine Missgeschicke und Erlebnisse gemeinsam ueber die wie heute noch lauthals lachen koennen.


    Ich lud ihn auf mein Boot ein – da konnte er sich die Arbeit sein eigenes fertig zu machen sparen. Es sollte ein windstiller Samstag werden und auch trocken bleiben. Wir trafen uns am Parkplatz eines Einkaufzentrums auf dem Weg nach Sooke und fuhren dann zusammen zur Cheanuh Marina in East Sooke. Wir waren spaet dran und es parkten schon einige leere Bootsanhaenger an der Zufahrtsstrasse entlang. Es mussten wieder sehr viele Boote auf dem Wasser sein. Aber wenn man so spaet kommt (9:00 Uhr) hat man gelegentlich das Glueck das jemand schon wieder zurueck ist – entweder mit dem Fischlimit oder mit Motorschaden. Jedenfalls wurde gerade zur rechten Zeit fuer uns ein Anhaengerparkplatz gleich gegenueber der Bootsrampe frei – Rock Star Parking! Klasse!


    Wir fuhren nur 5 Minuten bis vor Beechey Head, eine felsige Landspitze, die in die Juan de Fuca Strasse hereinragt. Dort tummelten sich schon dutzende Boote. Wir suchten nach der ersten Gezeitenlinie an der die Stroemungen brachen. Die war am Schwemmgut zu erkennen und dieses Schwemmgut zog oft Futterfisch an, was wiederum die hungrigen Lachse anzog. Dort setzen wir 2 Ruten ein. Ich hatte die 2. Rute gerade erst eingelassen da riss es an dieser schon los. Ich sprang hin und hieb an – jawoll, ein Fisch hing dran. Ich gab die Rute an Gary weiter, der auf der Bordwand sitzend den Fisch drillte und dabei richtig Spass hatte. Als er den vielleicht 6 pfuendigen Coho am Boot hatte, schaute ich zuerst nach einer Fettflosse. Konnte keine erkennen…. Das wird doch nicht etwa, yupp, ein markierter. Gibt’s ja gar nicht, der erste Coho heute war gleich ein Markierter! Ich wuppte den Fisch ins Boot und versorgte ihn in die Kiste. Dann klatschten wir uns ab. Gary wuerde heute Abend Lachs essen!


    Der Biss kam auf 33m Tiefe. Der zweite Koeder lief etwas flacher. Ich drehte nun Schleifen um die Bisstelle und tatsaechlich ruckelte bald wieder die tiefere Rute los. Diesmal durfte ich drillen. Der Fisch fuehlte sich schwer an aber machte kaum Betrieb. Irgendwas war da komisch. Bald lueftete sich das Geheimnis – der unmarkierte Coho hatte sich total in das Vorfach eingewickelt und kam seitwaert ans Boot. Er war einen Tick kleiner als der vorherige und weil man pro Tag und Lizenz jetzt im Oktober nur einen unmarkierten Coho behalten darf, haette ich ihn gerne wieder freigelassen und auf was Groesseres gehofft, aber ohne das Vorfach etliche Male zu zerschneiden, haette ich den Fisch nicht mehr in gutem Zustand entlassen koennen; und so nahmen wir ihn mit. Von den markierten Cohos durfte man im Moment 3 pro Tag pro Lizenz mitnehmen; zusaetzlich zu dem einen unmarkierten. Aber die waren ja normalerweise schwer zu finden.


    Dieses ganze Gefummel dauerte wohl ein bisschen zu lange um mit der hungrigen Cohotruppe Anschluss zu halten denn als wir wieder fischten, war erstmal Schluss mit Bissen. Wir schleppten ein wenig weiter hinaus und dichter an eine Bootsgruppe heran. Wir sahen erst ein Boot einen Fisch haken, dann ein zweites und ploetzlich rappelte es wieder an unserer 33m Rute. Ich gab Gary wieder die Rute und der genoss wieder den Drill – obwohl der Fisch zuerst gar nicht so viel Rabatz machte, erst neben dem Boot als ich herausfinden wollte ob es ein markierter war, spielte der Fisch verrueckt und liess das Wasser explodieren. Ein paar Mal bekam ich eine ordentliche Gesichtsdusche und Gary hatte sein Vergnuegen an dem Spektakel. Endlich hielt der Fisch eine Sekunde still – ich konnte Gary’s Glueck nicht glauben, schon wieder ein markierter Coho! Normalerweise ist die Quote irgendwo zwischen 1:10 bis 1:20 und er war bei 2:2! Der ging natuerlich wieder mit.


    Dann verpassten wir ein oder zwei Bisse und ploetzlich war der Spuk vorbei und die Rute blieben wieder still. Auch auf den anderen Booten sah man keine Action mehr. Und so zogen wir wieder umher. Ich stellte die zweite Rute nun bis auf 45m tief und brachte sogar noch eine dritte Rute ganz flach aus um den naechsten Schwarm ja nicht zu verpassen. Es sollte aber eine ganze Weile dauern bis ploetzlich die ganz tiefe Rute eine Verneigung machte. Diesmal war ich wieder dran und ich drillte einen sehr akrobatischen Coho. Sobald er an der Oberflaeche angekommen war, katapultierte er sich mehrfach ganz aus dem Wasser und sausste unter der Oberflaeche kreuz und quer. Toller Spass! Als ich ihn am Boot hatte und einen guten Blick auf den hinteren Fischruecken hatte, glaubte ich keine Fettflosse zu sehen. War das wirklich moeglich? Ich hob den Fisch am Vorfach aus dem Wasser – yupp, wieder ein Markierter! Ich wuppte ihn gleich in die Fischkiste. Das war ja sehr ungewoehnlich – wir fingen mehr markierte als unmarkierte Cohos. Im Prinzip hatten wir genug Fisch, Gary wollte nicht mehr als 4 mitnehmen und ich hoechstens einen wenn es ein Grosser war.


    So schleppten wir die halbe Stunde bis in die Becher Bay zurueck vor die Marina in der Hoffnung vielleicht noch einen grossen unmarkierten zu fangen. Einen unmarkierten haetten wir ja noch behalten duerfen und oft sind die wilden Coho sein bisschen groesser als die Markierten. Es sollte aber nichts mehr geschehen. Wir alberten aber ausgelassen herum und Gary war nie um ein paar tolle alte Angelstories verlegen. So ging ein wunderschoener Angeltag mit einem meiner besten Angelkumpels zu Ende. Ich hoffe wir kriegen das bald mal wieder hin!


    2.10. 2021; Sooke


    Letzten Samstag hatten wir wohl den letzten Sommertag in 2021. Absolut tolles Wetter; T-Shirtwetter bei Sonne und null Wind. Und Cohos sollten herumjagen. Mein Angelfreund Dave war sofort bereit mit mir einen Cohotrip zu unternehmen. Leider waren der Wetterbericht und auch die guten Fangberichte kein Geheimnis gewesen und so fand sich wohl die gesamte suedliche Inselflotte an diesem Tag vor Sooke und East Sooke zusammen. Dazu veranstaltete die Cheanuh Marina noch eines der sehr selten gewordenen Fishing Derbies. Ich habe in den letzten 10 Jahren kaum mehr so eine Anglerflotte auf der Juan de Fuca Strasse gesehen. In allen Richtungen und bis zur US Grenze in der Mitte der JdF Strasse – Anglerboote so weit man sehen konnte! Muessen hunderte gewesen sein!


    Da die Cohosschwaerme meist im Freiwasser ihr Unwesen treiben, verteilte sich diese Bootsmenge aber ueber die riesige Wasserflaeche so dass es nicht zu dichten Bootstrauben und Kampfangelbedingungen kam – Gott sei Dank. Jeder kreuzte mehr oder weniger fuer sich alleine ueber das offene Meer in der Suche auf eine hungrige Cohoschule. Dave und ich wollten gerne ein paar fette Cohos mitnehmen und so liessen wir auch gleich 3 Ruten ins Wasser. Wir deckten damit erst einmal alle gaengigen Cohotiefen ab von 10 m bit 30m. Es dauerte nicht lange da wippte meine tiefe Rute los. Ein kleiner Chinook machte den Anfang. Schnell wurde der abgehakt. Doch der naechste Kleine kam gleich darauf. Wenn das uns auch keine Beute brachte, gab das uns aber einen Wink, dass wohl Fisch am tieferen Ende unseres Spektrums stand. Und so stellten wir nun 2 Ruten in der 30-40m Tiefe ab.


    Und ab da rappelte es paar Mal richtig gut. Wir erwischten vielleicht 5 oder 6 Cohos in der 5-7 Pfundklasse. Leider waren alle unmarkiert und die derzeitigen Regeln (ab 1.10.) erlaubten uns nur einen unmarkierten pro Lizenz. Dafuer konnten wir aber noch 3 Markierte pro Lizenz behalten; aber diese Nadeln im Heuhaufen musste man erstmal finden! Dave behielt den Groessten der unmarkierten; nur mal so um den Anfang zu machen. Ich wartete noch auf einen Groesseren. Da sollte doch mal einer um die 10 Pfund kommen! Durch das Funkgeraet hoerten wir die Updates von den Derbyteilnehmern – da fuehrte ein 11,5 Pfund Coho. Sowas haette ich gerne gehabt.


    Dann verloren wir etwas den Anschluss an die Cohoschule, die uns die ersten Fische gebracht hatte. Wir konnten diese Schule auch nicht mehr wiederfinden oder hatten sie vergrault. So liess die Bissrate nun erst einmal nach. Nur hin und wieder biss mal einer sporadisch. Aber besonders ich hatte viele Fehlbisse – erst riss es ordentlich an der Rute aber jedes Mal wenn ich die Rute aufnahm, war der Kontakt ganz schnell weg. Die Kerle bissen kurz! Ich ersetzte mein Gummisquidkoeder mit Einzelhaken mit einem anderen mit zwei Einzelhaken. Ab da wurde meine Fangrate deutlich besser. Nach einer Beisspause liess Dave seinen Koeder mal auf fast 50m runter – eigentlich ungewoehnlich tief fuer ziehende Cohos. Und prompt drillte er einen guten Fisch. Noch waehrend er drillte, ging ich auch auf 50m und ich hatte den Downrigger noch nicht losgelassen, da riss es schon meine Rute nach hinten. Aha! Tiefseefischen war heute angesagt.


    Dave hatte wieder einen wilden Coho und liess ihn frei, aber meiner stellte sich bald als ein markierter Coho heraus und ich wippte den vielleicht 5 Pfuender gleich am Vorfach ins Boot. Na also geht doch! Wenn auch kein Riese.


    Wir fingen noch einige Cohos in dieser tiefen Gruppe und auch Dave fand noch einen markierten. Dann war mal wieder Beisspause. Wir fuhren etwas weiter hinaus und dann wieder ins flachere Wasser unter der Kueste. Kaum noch Action fuer vielleicht 1,5h. Aber dann gegen 14:00 Uhr als die ganzen Derbyteilnehmer schon einpackten oder auf heissen Kohlen fischten weil 15:00 Uhr Abpfiff war, kam wohl ploetzlich ein grosser Schwarm an unserer Stelle vorbei. Jetzt brach regelrechtes Chaos aus – und nicht nur auf unserem Boot sondern viele der Nachbarboote hatten auch krumme Ruten. Dave und ich hatten mehrerer Doppeldrills und oftmals sofort wieder einen Coho dran nach dem Ruteeinlassen. Das war wirklich eine tolle Fischerei, weltklasse! Es waren zwar wieder nicht die ganz grossen Brocken dabei aber auch die bis zu 8-Pfuender machten ordentlich Alarm an den Ruten. Besonders die Bisse kamen brutal hart bei einigen. Paar Mal dachten wir: das muss ein Grosser sein so wie der an der Rute reisst. Aber es war immer wieder die 6-8 Pfundklasse.


    Um 16:00 Uhr machten wir Schluss. Es hatte nicht ganz zu unserem Maximallimit gereicht weil wir nur wenige markierte Cohos fanden. Aber immerhin hatten wir am Ende 2 unmarkierte und 4 markierte Fische in der Kiste. Alles in allem mussten wir so um die 30 Cohos ans Boot gedrillt haben und noch etliche wurden im Drill verloren. Ein voller Erfolg unter Sommerbedingungen im Oktober.


    18.9. 2021; Sooke

    Nach langer Zeit ohne Deutschlandbesuch hatte ich endlich mal wieder eine Gruppe Forumsmitglieder hier. Man kann also doch noch, oder besser gesagt wieder reisen! Es lief wohl alles glatt und relativ unkompliziert – wenn man nur seine Unterlagen, Impfpass und Testnachweis etc alles beisammen hat. Gut zu wissen.


    So schlugen Peter, Alex, Matze und Markus hier auf der Insel auf und fischten sich schon mal heiss am Stamp River bei Port Alberni. Sie sind dort schon alte Fuechse und zum Xten Mal da. Ueber ihre Faenge im Fluss staunten sogar die Einheimischen. Sie hatten auch Glueck, dass kurz vor ihrer Ankunft ein bisschen Regen kam und die Lachse zum Aufstieg motivierte. Ich glaube sie haben nichts dagegen wenn ich hier mal ein paar ihrer tollen Fangfotos einstelle obwohl ich keine Autorenrechte dazu habe. Am Freitagabend kamen dann Markus, Matze und Alex zu mir um am Samstag mal einen Tag beim Meeresfischen zu verbringen. Wir hatten einen lustigen und bierhaltigen Abend zusammen und tauschten tausende Erfahrungen und Fischstories von Deutschland, ueber Norwegen und bis nach Kanada aus. Ich legte schon mal Lachs und Heilbutt auf den Grill fuer den Fall das wir nichts fangen wuerden, so haetten wir wenigstens schon mal Fisch gegessen!


    Samstag Morgen fuhren wir gemeinsam mit MaxWaldi im Schlepptau nach Sooke. Nach den kuerzlichen Regenfaellen, waren die meisten der reifen Chinooks schon in den Fluessen verschwunden. Aber Cohos sollten sich noch vor der Kueste herumtreiben; und neue Coho und Chum Schwaerme wuerden noch bis in den November anruecken. Wir liessen das Boot in der Sunny Shores Marina ins Wasser, oder besser gesagt in den Schlamm; es war gerade hohe Ebbe und sehr wenig Wasser vor der Bootsrampe. Wir mussten das Boot buchstaeblich ein paar Meter durch den Schlamm ziehen da nur etwa 20-30 cm Wasser da war bis zum Ende des Docks. Aber dann ging es los. Ich liess noch die Krabbenfalle vor der Marina ein und dann duesten wir den Sooke Fjord entlang, auch an der Muendung des Sooke Rivers vorbei. Dort standen nun schon eine Menge Watangler die hofften, dass mit Eintreten der Flut ein paar neue Lachsschulen den Fluss hochzogen. Wir duesten nur vorbei – Flussangeln hatten die Jungs ja schon zur Genuege am Stamp River gehabt.


    Vor dem Possession Point wollte ich die erste Schlepprunde probieren. Vielleicht waren die Lachse schon dicht unter Land. Ausserdem waren wir hier alleine und ich konnte den Jungs erstmal in Ruhe das Geraet und Methode erklaeren. Keiner der 3 hatte irgendwelche Trollingerfahrung. Aber richtige Angler kriegen das schnell raus. Alex verbuchte den ersten Biss an der Flash Fly, konnte den aber nicht verwerten weil er mit der ungewohnten Moochingrolle erstmal verkehrt herum kurbelte und so die Schnurspannung verlor. Ein guter Lacher fuer uns alle.


    Ich sah eine Menge Boote weiter draussen an den Gezeitenlinien. Dort mussten sich ein paar Cohoschwaerme herumtreiben sonst waeren die Boote nicht so hartnaeckig an der holprigen Stroemungskante. Ich fuhr uns zwischen die ganzen Boote und wir setzten unsere Koeder dort ein. Jetzt kamen regelmaessig ein paar Bisse, meist ziemlich tief in 30+m Tiefe und vorrangig auf die Flash Fly. Die ersten Bisse gingen noch verloren oder es waren nur kleine Kerle. Dann war ploetzlich Markus am Fisch und die zweite Rute zog parallel auch noch ab und Matze machte sich an’s Werk. Ich holte schnell die Rigger hoch und zog die 3. Rute, die wir auch noch ausgelegt hatten, ein. Markus und Matze hatten Spass und turnten hin und her um ihre Fische nicht zu verheddern. Alex hatte seinen Spass am Chaos und machte Fotos oder Videos. Dann hatte Markus seinen Fisch am Boot; ein ordentlicher Coho in der 7 Pfundklasse. Er war unmarkiert und musste wieder zurueck aber wir wollten wenigstens ein Foto davon haben und so langte ich mit dem Kescher zu. In diesem Moment rutschte ich aus und krachte Bauch-zuerst auf den Downrigger und brach doch tatsaechlich den Bremshebel ab. Wirklich Vollchaos! Ich rappelte mich schnell auf und sackte den Fisch doch noch ein. Dann kam auch schon Matze’s Fisch heran und ich kescherte den gleich auch noch – 2 Cohos im Kescher! Auch wieder ein wilder und ein bisschen kleiner als Markus’. Machte aber fuer ein schoenes Doppelfangfoto bevor die beiden Silberlinge wieder schwimmen durften.


    Der Anfang war gemacht. Wir hatten noch einige weitere Bisse und auch Alex fing noch 2 oder 3 Cohos. Leider waren alle bis auf einen sehr kleinen vielleicht 40cm langen Coho unmarkiert und mussten wieder zurueckgesetzt werden. War aber nicht so schlimm fuer uns da die Jungs schon genug Fisch am Stamp behalten hatten und ich hatte eh genug in der Truhe. Dann liessen die Bisse nach und hoerten schliesslich ganz auf. Ich fuhr uns ins flachere Wasser und wieder ins tiefe, aber die Cohos waren ploetzlich nicht mehr da oder uninteressiert an unseren Koedern. Ich welchselte die Koeder durch aber es blieb erstmal bei einer spassigen und meist sonnigen Bootstour.


    Normalerweise ist die Flut die beste Zeit fuer Cohofischer. Aber jetzt ging schon eine Weile nichts mehr trotz voller Flut. Ich liess uns die letzte Stunde vor Secretary Island treiben. Ein Guideboot der Vancouver Island Lodge drehte dort Schleifen. Und tatsaechlich bekamen wir nun wieder ein paar Bisse. Ein paar Winzlinge waren dabei aber Alex fing noch mindestens einen respektablen Coho und ein paar Bisse wurden verpasst. Dann mussten wir Schluss machen da die Jungs noch die lange Fahrt nach Port Alberni antreten mussten. Jeder hatte was gefangen, es war ein schoener sonniger Herbsttag mit ziemlich ruhiger See. Die Jungs hatten mal die Trollingmethode kennengelernt und Alex als Angelshopbetreiber ein paar neue Produktideen gekommen. Wir hatten jeden Menge Spass und Geschichten geteilt und verabredeten uns auf ein Wiedersehen. Hoffentlich bald und dann mit mehr Zeit!


    11.9. 2021; Victoria

    Letzten Samstag wollte ich eine guenstige Gezeitenkonstellation fuer einen Heilbuttrip nutzen. Der Wind spielte auch mit aber ich fand keinen Angelpartner mit nur so kurzer Ansage. So machte ich mich also solo auf. Die beste Zeit sollte erst gegen 10 Uhr morgens sein und so musste ich nicht mal frueh raus. Ich war dann auch punktlich kurz vor 10 auf dem Wasser und fuhr zum Westende der Constance Bank vor Victoria.

    Dort lagen schon 4 andere Boote an der Kante der Bank. Ich suchte mir eine Untiefe aus, um die herum ich in der Vergangenheit schon bei gleichen Gezeiten Butte gefangen hatte. Und solche Stellen funktionieren unter aehnlichen Umstaenden immer wieder.


    Ich legte zwei Koeder auf Grund und ging dann in Wartestellung. Es wurde eine Geduldsprobe und erst nach 2 Stunden kam der erste Biss. Ich war etwas eingenickt, hatte aber die Rollenknarren angestellt. Ploetzlich ratterte die rechte Rolle los und als ich aufsah, war die Rutenspitze tief heruntergerissen und wippte kraeftig. Ich sprang hin und kurbelte hinein und spuerte Widerstand. Der sollte haengen. Dann pumpte ich den Fisch Stueck fuer Stueck die 80m nach oben. Immermal wieder spuerte ich die buttypischen Stoesse in der Rute. Aber es konnte kein Riese sein denn ich musste keine Schnur mehr hergeben. Dann hatte ich ihn oben – ja, Butt, um die 15 Pfund. Da brauchte ich keine Harpune sondern hielt nur kurz den Fisch am Vorfach neben dem Boot und schlug ihm das Gaff in den Kopf und zerrte ihn ueber die Bordwand.


    Na also, ging doch! Vielleicht ging noch mehr? Ja, es kamen nun weitere Bisse aber nicht vom Zielfisch sondern von den Dornhaien. Ein weiterer Butt war nicht zu finden. Um 14:00 Uhr packte ich zusammen und zog den Anker. Aber anstatt schnell zurueckzufahren, holte ich die Lachsruten raus und schleppte noch einen Stunde lang den halben Weg nach Hause. Einmal loeste die Blinkerrute hart aus und ich war gleich an einem kraeftigen Fisch. Er nahm gut Schnur und hatte wuchtige Kopfstoesse. Das musst wohl noch ein ordentlicher Chinook sein zumal ich den Biss in Grundnaehe hatte. Als ich aber den Motor verlangsamte, kam mir der Fisch ploetzlich entgegen und ich verlor fuer einige Sekunden den Kontakt. Das war’s und der Fisch war weg. Schade.


    Am Schlachttisch kamen dann noch 2 aeltere Herren mit 2 schoenen Chinooks um die 15 Pfund herum. Da waren also trotz der juengsten Regenfaelle noch ein paar Chinooks im Meer unterwegs. Aber ich war mit meinem Fang durchaus zufrieden: 4 schoene Filets fuer 4 Familienmahlzeiten.


    28.8. 2021; Sooke

    Und weil die letzte Sooke-Tour so ein Riesenerfolg war, lud ich mir meinen Grossen mit seiner Freundin Emma zum Samstag Spaetmorgen Touristenangeln ein. Emma hatte vorher nur mal so halbherzig am See geangelt und hatte vom Lachsangeln keine Ahnung. Aber sie war aufgeregt und gespannt. Wir hofften natuerlich auf eine aehnliche Non-Stop Chinook Action wie am Donnerstag.


    Wieder ging erst die Krabbenfalle vor der Sunny Shores Marina ueber Bord und dann fuhr ich uns sachte zum Otter Point und dann Muir Creek. Es war sau-nebelig. Dafuer aber windstill und ohne Welle. Wir liessen wieder 2 Ruten an der Muir Creek Scharkante ein und begannen die uebliche Schleppstrecke. Keine 3 Minuten und die eine Rute rappelte los. Ricardo coachte und half Emma beim Drill. Die quietschte, jauchzte und stoehnte beim Drill – das war eine reine Freude. Leider ging der Fisch verloren. War wohl aber kein Chinook gewesen, meinte Ricardo.


    Paar Minuten spaeter der naechste Biss und diesmal kam ein feister aber leider wilder Coho zum Boot. Da das Emma’s groesster gefangener Fisch bisher war, holten wir ihn kurz fuer ein Foto raus. Dann ging er wieder ins Meer zurueck. Es biss jetzt in 15 minuetigen Abstaenden. Die beiden hatten einen Spass dabei – da freute sich das Vaterherz! Einen Lachs wollte ich noch gerne fuer die Raeuchertonne haben. Als die beiden einen mittelpraechtigen Pink ans Boot gedrillt hatten, dachte ich noch ich warte besser auf einen mittleren markierten Chinook. Nach der Donnerstag-Chinook-Show wuerden wir doch wohl ein oder zwei Chinooks erwischen heute, dachte ich. So liessen wir auch den Pink wieder frei. Dann kamen noch ein oder zwei wilde Cohos dazu und ein paar verpasste Bisse. Alles in allem eine kurzweilige Angelei in den ersten eineinhalb Stunden.


    Dann zog es ploetzlich die Schnur der einen Rute direkt aus dem Clip und die Rute wippte schwer. Das sah nach was Besserem aus. Emma ueberliess das diesmal Ricardo, der den ordentlichen Chinook sauber ans Boot drillte. Allzuviel Rabatz hatte der Fisch aber nicht gemacht – ein fauler Hund. Es war ein unmarkierter Chinook mit dem Haken nur leicht in der Lippe. Ich winkte Ricardo den erhobenen Daumen zu – freilassen. Da wird doch wohl noch ein markierter kommen, jetzt wo wir einen gefangen hatten, ging wohl erst die Beiszeit richtig los. Aber wie das so manchmal ist, genau das Gegenteil passierte. Gar nichts ging mehr. Kein Coho, kein Pink und schon gar kein Chinook wollte mehr mit uns spielen. Ich schleppte uns nach einer ganzen Weile zum Otter Point zurueck und wir mischten uns in die Armada. Aber ausser ein paar kleinen Shakern ging auch hier nichts.


    Sollte ich nun wirklich ohne einen Raeucherfisch nach Hause gehen? Nachdem wir mehrere Fische morgens noch zurueckgesetzt hatten? Ich hielt auf dem Nachhauseweg nochmal vor der Hafeneinfahrt an. Hier kann auch manchmal Fisch stehen oder ziehen. Wenigstens noch einen Pink, gab ich vor. Ich liess Emma einen neuen Kunstkoeder aussuchen – sie zeigte auf einen knall-pinken kleinen Apex. Na vielleicht, dachte ich, warum nicht. 10 Minuten lang wollte ich es hier nochmal probieren. Und keine 5 Minuten spaeter rappelte es an der …. pinken Apexrute! Das Maedchen hat es drauf! Und sie liess es sich auch nicht nehmen den fetten Pink ans Boot zu drillen und diesmal kam der Fisch mit. Sie war stolz auf ihren Fang und ich zufrieden. Beim Abschlagen konnte sie dann aber nicht hinsehen. Tssssss….. Dann machten wir Schluss.


    Auf dem Heimweg durchbrach dann ploetzlich ein Buckelwal nur 30m neben dem Boot die Oberflaeche und tauchte dann mit der Schwanzflosse nach oben ab. Emma war begeistert. Auch die Robben an der Marina entzueckten sie. Ich glaube, dass war nicht das letzte Mal, dass sie zum Angeln mitgekommen ist. Uebrigens hatte ich wieder nur eine maennliche Krabbe in der Falle – und die war 2mm zu klein. Das ist doch kein Zufall mehr!?