Beiträge von cohosalmon

    26.8. 2021; Sooke Cont.


    Einmal hatte ich gerade einen guten Fisch neben dem Boot abgehakt und sah ihm beim Wegschwimmen bewundernd nach als ich von einem Nachbarboot laute Rufe hoerte. Ich drehte mich fragend um – sah ein Boot vielleicht 30m neben mir – alle mit Arme fuchtelnd auf mich weisen. Da sah ich meine zweite Rute schon horizontal nach hinten gerissen und die Rolle leise und widerwillig Schnur auslassen. Wow! Der wollte wirklich weg! Ich winkte dem Boot dankend zu und widmete mich wieder einem sportlichen Drill. Unglaublich! Das war das Naechste an einem Doppelbiss. Und ich muss gestehen, dass ich als Soloangler das Nacheinanderbeissen durchaus dem Chaos eines Grosslachs-Doppelbiss bevorzugte. Ein paar Bisse gingen noch daneben oder ich hatte noch fuer paar Sekunden Kontakt bis der Fisch ausstieg. Alles in allem eine Traum-Chinookfischerei!


    Der letzte, ich glaube es war der 10., den ich fing, schoss den Vogel ab. Wieder ein kraeftiger Ruck an der Rute, die Schnur kam sofort aus dem Clip heraus und ich wusste, dass es ein ordentlicher Fisch sein musste. Als ich anhieb, blieb der Haken in etwas Schwerem haengen und ich fuehlte erstmal nur das Wuppen kraeftiger Kopfstoesse. Der hatte Drehmoment hinter sich. Der fuehlte sich groesser an. Es folgten vielleicht nicht rekordverdaechtig lange aber brutale Fluchten. Der war gross!


    Ich hatte ja nun schon eine Unmenge an Uebung und drillte auch diesen Fisch routiniert; war aber gespannt was hier zum Vorschein kam. Als der Fisch das erste Mal ca. 20m hinter dem Boot die Oberflaeche durchbrach, wurde ich doch nochmal ein bisschen nervoes. Der schob eine gewaltige Bugwelle! Das war sicher der Groesste heute. Er schoss nochmal tief aber dann aber kam er friedlich zum Boot. Ich musste ihn nur noch an den Motoren vorbei an die Seite des Bootes ziehen. Da lag er nun, ein Prachtstueck eines reifen Chinooks! Kraeftig, schon einen goldenen Hauch, einen Laichhakenansatz und gemeine Zaehne die aus dem Kiefer starrten. Der koennte um die 30 Pfund sein. So gerne ich meinen 9 jaehrigen Tyeefluch beendet haette, aber ohne ihn zu toeten koennte ich nie genau bestimmen ob er die 30 Pfund reissen wuerde. Da ich keinen Chinook mehr behalten durfte, kam das natuerlich nicht in Frage. Aber auch so haette ich mich wahrscheinlich nicht dazu durchringen koennen dieses herrliche Tier nur zur Gewichtsbestimmung zu toeten. Brauchen wuerde ich ihn nicht wirklich. Wie heisst es so schoen: “Take only what you need.”


    Der Haken hing leicht loesbar im Maulwinkel und einmal frei zog der Brocken majestaetisch ab. Fantastisch! Ich war begeistert, erschoepft und gluecklich. Was soll da noch kommen? Ich beschloss hier abzubrechen. Ein Tag, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Schade nur, dass ich das nicht mit jemandem hatte teilen koennen. Aber dann wieder war es auch schoen, das ich das mal ganz fuer mich alleine hatte haben koennen. Die Krabbenfalle hatte neben ein paar Weibchen (geschont) ein Maennchen, dass vielleicht 2-3 mm zu klein war. War das etwa die selbe Krabbe vom letzten Wochenende?


    Am Schlachttisch traf ich einen alten Angelexperten, Rick, der mit seinem Kumpel oestlich vom Sooke Fjord geangelt hatte und nur wenig Action angetroffen hatte bis er weit draussen offshore einen Cohoschwarm gefunden hatte. Er staunte ueber meine Geschichte und wir sahen wieder wie unberechenbar Lachsangeln sein kann. Das Wichtigste ist an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit zu sein. Koederfarbe, Koedergroesse, Vorfachlaenge, selbst Wetter und Licht etc. das sind alles nur zweitrangige Faktoren. Aber mein Bauchgefuehl hatte wieder mal Recht gehabt!

    26.8. 2021; Sooke


    So jedes Jahr oder so kriege ich mal so ein Gefuehl aus dem Blauen heraus, dass genau jetzt die Fische beissen. Und hin und wieder hatte mir dieses Bauchgefuehl schon Sternstunden am Wasser gebracht. Das gab es schon in Deutschland beim Fluss oder Seeangeln, in Norwegen im Fjord oder auf meinen Reisen wo immer eine Angelrute im Gepaeck dabei ist. Und auch hier in BC hat mich diese Eingebung schon an herrliche Fische gefuehrt. Das ist eben der 7. Sinn eines Vollblutanglers!


    Vor eineinhalb Wochen kribbelte mich Mittwoch abends so ein Gefuehl. Die Berichte von anderen Anglern vor Sooke waren gemischt; ein paar Tage zuvor hatte es gerappelt, dann folgte wieder eine Ruhepause – was typisch ist fuer Wanderfische. Die sind heute hier und morgen dort und die Fischerei bleibt selten mal mehr als ein paar Tage konstant. Ich schaute mir die Gezeiten an – aber daher konnte mein Bauchgefuehl eigentlich nicht stammen: es ebbte den ganzen Morgen. Da fischt man die Kehrstroemungen wo man hofft, dass die Fische bis zur naechsten Flut ausharren, die sie dann weiter Richtung Heimatfluss bringt. Bei Flut auf Lachs angeln ist immer vielversprechender da man sich auf dem Lachshighway platzieren und warten kann, bis die Lachse vorbeiziehen – wenn sie denn da sind.


    Der Wind sah fuer Donnerstag gut aus, mein Arbeitskalendar konnte umsortiert werden um mir den Tag freizuschaufeln. Mein Boss ist auch Angler, das hilft bei solchen Hauruckaktionen! Leider konnte keiner meiner Jungs so kurzfristig und so musste ich alleine losziehen. Ich liess wieder bei Sunny Shores das Boot zu Wasser, legte auch wieder die Krabbenfalle unterwegs aus und fuhr dann straks zum Otter Point. Ich hoffte, dass mitten in der Woche nicht ganz so viel los waere aber es waren noch Ferien und viele Angler hatten sich lange auf August gefreut. Es waren locker 30 Boote am Otter Point. Da alleine durchzuschippern und vielleicht noch Grosslachse zu drillen, war schon eine Herausforderung. Ich hatte keine Koederfische dabei und setzte nur auf Kunstkoeder. Die UV Flash Fly, die letztes Wochenende schon zugeschlagen hatte, kam auf jeden Fall wieder zum Einsatz. Dazu mein treuer Nootkablinker.


    Ich setzte beide Ruten noch vor dem Otter Point ein und schleppte dann zuegig mit der Ebbstroemung in die Armada rein. Ich erkannte eine Menge Boote; 3 oder 4 der Top-Sooke-Guides waren hier – immer ein gutes Zeichen. Auch Graham, der mit uns vor paar Wochen am Barkley Sound war, schleppte mit seinem 11 jaehrigen Sohn hier. Ich hatte gerade vielleicht die Haelfte der Uferstrecke abgeschleppt, da sah ich die Flash Fly Rute hochrucken, ausloesen und loswippen. Jawoll! Das geht ja fein los heute! Ich schlug an und fuehlte guten Widerstand. Jetzt bloss aufpassen; ich hatte Boote 10-20m hinter mir und dicht vor mir und etwas weiter draussen kam die andere Haelfte der Flotte im Gegenverkehr wieder vorbei. Jetzt war es ein grosser Vorteil, dass ich das zusaetzliche Hecksteuer und eine Drehzahlfernsteuerung hatte. So konnte ich das Boot von der hinteren Steuerbordecke waehrend des Drills bedienen. Ich drehte sofort aus der Schleppschleife heraus Richtung tiefes Wasser. Das Boot hinter mir drehte zum Ufer ab und liess mir Raum.


    Mein Fisch hatte ein bisschen Schnur genommen aber nicht viel, was hilfreich war in diesem Gedraenge. Ich machte auch maechtig Druck auf den Fisch und fuhr ihm noch quasi hinterher da er ins Tiefe abdrehte. Die Gegenverkehrflotte sah was los war und machte hoeflich Platz. Und so konnte ich den Fisch ohne grosse Aufregung zum Boot drillen. Der Fisch buechste immer mal wieder aus aber ich merkte schon, dass es kein Riese war. Ich konnte nur einen Chinook behalten – also wuerde ich waehlerisch sein. Mein groesstes Ziel war nicht unbedingt den groessten Fisch mitzunehmen sondern ich wollte nur markierte Chinooks oder wenn einer toedlich verletzt waere.


    Ich sah den Burschen dann bald – der hatte um die 10 Pfund. Der Haken hing gut im Maulwinkel und dieser Fisch waere ein guter Release-Kandidat gewesen. Allerdings sah ich auch, dass die Fettflosse fehlte. Das war also ein Lachs aus einer Brut-und Aufzuchtsstation. Und da wir lokalen Angler das Sooke Chinook Net Pen Projekt unterhielten, wollten wir gerne wissen, wieviele von unseren vor 3-4 Jahren ausgesetzten Lachsen ueberlebt haben. Dafuer mussten wir markierte Chinooks toeten und die Koepfe zum Ministerium einreichen (jede Marina hat eine Kuehltruhe dafuer bereitstehen). Also fuer die Wissenschaft musste dann dieser erste Chinook heute dran glauben.


    Damit konnte ich dann heute hoechstens noch markierte Cohos oder Pinks behalten. Nun gut. Nachdem ich den Fisch versorgt hatte, vollendete ich meine Otter Point Schleife, entschied dann aber diese Tour nicht nochmal zu wiederholen sondern die Stelle zu wechseln. Ich sah das weiter westlich am Muir Creek nur wenig Boote waren und dass das mir einen wesentlich entspannteres Angeln bringen wuerde. Auch wenn es schwer ist eine produktive Stelle so schnell zu verlassen; Otter Point und Muir Creek waren dicht beieinander und wenn Otter Point lief, ging meistens auch was am Muir Creek. Und beide Stellen waren auch bei Ebbe faengig.


    Ich schleppte gleich hinueber was mich 45 Minuten ohne Biss kostete. Da waren vielleicht 5 oder 6 andere Boote die die klassische Muir Creek Scharkante abschleppten. Ich reihte mich ein. Ich hatte mir gerade ein Sandwich herausgeholt als ich wieder die gleiche Rute losrucken sah. Das sah nach was Kleinerem aus und wurde auch ein untermassiger Chinook. Aber immerhin war Leben hier. Gerade biss ich wieder in meinen Sandwich als die gleiche Rute wieder anruckte und auch gleich ausloeste. Das war was Groesseres! Ich schmiss mein Brot wieder hin und stuerzte los. Ich ruckte noch an und dann erwischte mich schon ein kraeftiger Zug nach hinten und die Rolle liess widerwillig Schnur los. Ich schaute mich um – Platz ohne Ende um mich herum, klasse! Ich drehte den Motor etwas herunter aber in diesem Moment drehte der Fisch um und schoss auf’s Boot zu. Sofort drehte ich den Motor wieder hoch und kurbelte wie verrueckt aber 2 oder 3 Sekunden mit schlaffer Schnur waren genug um den Fisch zu verlieren. Brrrrr, so ein Mist!


    Bald schleppte ich auf eine Ausbuchtung der Scharkante zu. Alle Boote fuhren hier einen Bogen um bei der gleichen Tiefe zu bleiben. Ich verschlief den Bogen etwas und mein Downriggerblei ratterte ploetzlich ein paar Meter hart ueber Grund. War nicht weiter tragisch da es hier nur Sand und Kies am Boden gab. Aber ich zog trotzdem den Rigger paar Meter hoch. Dabei loeste ploetzlich die Rute aus – wieder die Flash Fly Rute. Nanu? Wie geht denn das? Aber nach einer stutzigen Sekunde wurde alles klar – ein Fisch hatte im Moment des Hochholens gebissen! Und kein Schlechter! Ich genoss wieder den Drill eines feisten Lachses. Er nahm 2 Mal ordentlich Schnur und ich war mir sicher, dass es ein guter Chinook sein wuerde. Ein Coho dieser Gewichtsklasse waere ein absoluter Ausnahmefisch. Ich liess mich ganz langsam ins tiefere Wasser treiben und drillte den Fisch in Ruhe aus. Ich musste ihn ja eh wieder freilassen. Dabei konnte ich ein paar Fotos schiessen. Ein Silberpacket von etwa 14-15 Pfund. Als ich ihn muede am Boot hatte, griff ich nur kurz das Vorfach und hakte den Fisch mit der langen Zange ab. Er schwamm noch eine Sekunde mit dem Boot mit und kurvte dann langsam nach unten. Feine Sache!


    Das waren nun schon mehrere Bisse nur an der Flash Fly. Ich sagte mir: “Wenn der naechste Biss wieder an diesem Koeder kam, wechsle ich den Blinker mit noch einer Flash Fly aus.” Ratet mal was 10 Minuten spaeter passierte? Ein paar leichte Rucke an der Flash Fly Rute, die ich mit einem beherzten Anschlag quittierte und schon ging die Post ab! Wieder ein feister Chinook! Was fuer ein Spass und ich musste die Fische mit niemanden auf dem Boot teilen! Dieser Chinook war sogar noch ein Stueck groesser und vielleicht knappe 20 Pfund. Wieder ein Markierter aber ich konnte keinen Chinook mehr behalten. Nachdem der Lachs wieder frei war, holte ich nun auch die Blinkerrute ein und haengte eine zweite Flash Fly ein. Die bissige Rute lief auf 24m und so stellte ich die 2. Rute auf 20m. Nicht dass ich einen Doppelbiss erzwingen wollte, aber unbedingt verhindern wollte ich diese ultimative Herausforderung auch nicht. Mein Sandwich war immer noch nicht komplett weg da zog zur Abwechslung diesmal die andere Rute los. Und wie! Als ob der Fisch die Rute gleich ins Wasser ziehen wollte.


    Dieser Fisch fuehlte sich ein wenige anders an – war auch nicht so schwer. Es kam ein ordentlicher, vielleicht 7 pfuendiger, Coho ans Boot. Unmarkiert, leider, also auch kein Keeper. Aber immerhin, Cohos waren also auch unterwegs! Ich dachte, dass das bis jetzt wirklich eine gute und abwechslungsreiche Angelei gewesen war, aber ich konnte nicht ahnen, dass es jetzt erst richtig losging. Ich sah nun auch ein paar der anderen Boote in Drills verwickelt, konnte mich aber nicht richtig darauf konzentrieren denn ich verbuchte jetzt Bisse auf beiden Ruten im Minutentakt. Und alles grosse Brocken! Einige der Chinooks waren schon jenseits der 20 Pfund Marke, die meisten aber so zwischen 15 und 18 Pfund – geschaetzt. Ein paar bissen ganz leicht und ueberraschten mich beim Anschlag, aber ein paar wollten mir wohl den Rutenhalter gleich mit rausreissen. Es war der reine Spass! Ich drillte vielleicht 9 oder 10 grosse Burschen, hatte viel Platz, ein spiegelglattes Meer und letztendlich schmerzende Arme! Was gibt es Besseres?


    21.8. 2021; Sooke


    “Nur mal kurz um den Motor auszuprobieren!”, versprach ich meiner besseren Haelfte als ich am Freitag Abend das Boot fuer einen Sooke Trip vorbereitete. Sie ueberlegte naemlich mal mitzukommen. Das werden dann immer etwas kuerzere Touren und das Wasser muss glatt sein. Ich wollte tatsaechlich meinen Bootsmotor ausprobieren nachdem er nach unserem Malcolm Island Trip zur Reparatur war. So fuhren wir frueh, aber nicht gar zu frueh, am Sa Morgen nach Sooke und liessen in der Sunny Shores Marina ein. Als ich die Slipgebuehr bezahlte, warnte mich der Besitzer, ich sollte erstmal zu schauen ob ich ueberhaupt aus der Marina herauskommen koennte – es waere extreme Ebbe. War wirlklich knapp und der Bootskiel schliff schon ein paar Meter durch den Schlamm als wir das Boot vom Haenger runter hatten und bis zum Ende des Dock schoben. Das waere ja doof gewesen, wenn wir hier stundenlang auf die Flut haetten warten muessen.


    Auf dem Weg aus dem Sooke Fjord liessen wir noch die Krabbenfalle an meiner Lieblingsstelle ein. Und dann duesten wir raus. Da ich den Motor richtig testen wollte, fuhr ich die 25 Minuten bis zum Otter Point. Es war vor Sooke erstmal welliger als ich gedacht und angekuendigt hatte und ich spuerte schon die Blicke im Nacken. Aber ich wusste, dass bei Ebbe am Otter Point normalerweise das Wasser viel ruhiger war als vor der Hafeneinfahrt. War auch so. Leider wussten das an diesem Sa Morgen auch viele andere Angler – aber was hatte ich erwartet: August-Hochsaison, Wochenende, Buckellachssaison, endlich konnte man auch einen Chinook behalten und der Wind spielte mit. Selbst ohne internationale Touristen waren die lokalen Guides gut beschaeftigt; durch die Reisebeschraenkungen hatten viele BC’ler die eigene Provinz zum Reisen entdeckt. Auch viele Albertaner und weiter oestliche Prairiebewohner trieben sich diesen Sommer hier auf der Insel herum und retteten den Fishing Guides die Saison. Es waren fast alle Topguides heute hier am Otter Point. Na wenn da nichts geht!?


    Ich hatte keine Koederfische dabei obwohl die Regel hiess, dass die Laichlachse kurz vor ihren Fluessen am besten noch auf richtige Koederfische beissen wuerden. Wohl die Kombination von Geruch und echtem Aussehen. Aber bei mir ist ueber die letzten Jahre der richtige Glaube daran geschwunden. Koederfische sind mittlerweile richtig teuer geworden – so um die $1.5 pro Anchovie. Es bedarf vielmehr Arbeit und Muehe den Koederfisch erstmal richtig haltbar zu machen, dann die Fummelei beim Ankoedern und wenn dann haufenweise Kleinlachse oder andere Koederdiebe vor Ort waren, wurde das Koederfischangeln schnell zur Qual und teuer. Ich bin durch meine Fangerlebnisse ueberzeugt worden, dass wenn die Lachse durchkommen und in Fresslaune sind, schnappen sie nach vielen Koedern. Auf den einen oder anderen faulen Lachs der wirklich den Blinker oder Gummisquid links liegen laesst und nur den Koederfisch anschaut, kann ich zumindest in meiner Situation jetzt spaet in der Saison verzichten. Vielleicht wenn ich wieder mal deutsche Gastangler bei mir habe, die unbedingt einen guten Lachs in den 2 Tagen bei mir fangen wollen, ist es die extra Muehe wert.


    So montierte ich einen schlanken Sandaalblinker und eine Luhr Jensen Flash Fly als Koeder fuer meine 2 Ruten. Der letztere Koeder ist mir in den letzten 2 Jahren durch gute Erfolge im Nootka Sound und hier in Sooke ans Herz gewachsen. Es sieht an der Luft erst aus wie ein grosser Streamer oder aehnlich den Gummisquidimitaten. Im Wasser wird das Geschoss aber dann etwas schlanker und kann auch gut fuer einen kleineren Hering oder eine Anchovie verwechselt werden. Sehr vielfaeltig und gibt es in verschiedensten Farben. Ich mag die Glow-Weiss und die UV-Glitzer Varianten am liebsten. Mit den Ruten im Wasser und auf Zieltiefe wagte ich mich ins Bootsgetuemmel. Die meisten Boote folgtem dem ueblichen Mantra – rechte Rute zur Uferseite – heisst man faehrt gegen den Uhrzeigersinn dicht unter Land und dann weiter draussen die Schleife wieder zurueck zum Ausgangspunkt – dem Otter Point. Solange alle Boote das befolgen, kann man einen Menge Trollingboote an eine Stelle zusammenquetschen. Wenn einer einen Fisch dran hat, schert der aus und alle machen Platz, so dass er schnell nach aussen kommt und dort Platz zum Drillen hat. Aber es gibt natuerlich immer wieder ein paar Ignoranten, Idioten oder Googans die gegen den Strom schwimmen muessen und sich dann wundern wenn's eng und auch mal laut wird.


    Wir waren halb die Schleife am Ufer entlang durch, da sah ich die Flash Fly Rute ausloesten und wild herumrucken. Aha, das ging ja schnell! Ich nahm die Drehzahlfernsteuerung mit mir mit ans Heck wo ich auch das zweite Steuerrad hatte. Von hier konnte ich jetzt bequehm den Fisch drillen und das Boot auf Kurs halten. Mit wurde bald klar, dass das kein grosser Chinook war und ich keine lange Fluchten zu erwarten hatte. So blieb ich in der Bootsschlange und fuhr den Kurs weiter, wenn auch etwas langsamer um mir den Drill etwas einfacher zu machen. Der Fisch wehrte sich ordentlich und lieferte an der Oberflaeche ein richtiges Spektakel ab. Ich tippet schnell auf Coho und lag auch richtig damit. Fuer einen Coho war dieser etwa 7 pfuendige Fisch nicht schlecht aber ich wollte heute eh keinen Fisch toeten es sei denn es waere ein markierter Chinook – um den Kopf und Chip zur Auswertung einzureichen. Der hier war ein unmarkierter Coho und musste eh wieder freigelassen werden. Ich hakte ihn gleich am Boot im Wasser wieder ab. Gut, feiner Anfang!


    Die tiefere Aussenschleife brachte keinen Biss. Als wir die Ufertour schon fast durch waren, sah ich im Rueckspiegel wie wieder die Flash Fly Rute erst anruckte, dann sofort zurueckschnappte als der Clip ausloeste und dann wild nach hinten gerissen wurde. Ich flog nach hinten und riss die Rute an mich. Ich wusste schon bei dem Bissgebahren, dass das ein Grosser sein musste. So leicht kriegte kein kleiner Lachs die Schnur aus dem Clip – da musste Gewicht dahinterstecken! Ich fuehlte erst nur ein paar unwillige starke Kopfstoesse, tief unten. Ich ruckte nochmal kraeftig an um den Haken tief zu setzen und auch den Fisch zum Wegrennen zu animieren. Ohne Fluchten konnte sich so ein Grosslachsdrill ewig hinziehen, was in dieser Bootsmenge um uns herum nicht angeraten war. Und tatsaechlich, das brachte Leben in die Rute – der Fisch marschierte ab. Die Rolle heulte auf – jawoll, so muss das sein!


    Waehrend der Fisch noch rannte, drehte ich den Motor runter und drehte nach backbord Richtung Aussenseite ab. Das Boot direkt hinter mir steuerte scharf in die andere Richtung und die Flotte auf der Aussenspur liess mich ohne Probleme durch. Fantastisch! Ich blieb dem Fisch auf den Fersen um keine grosse Distanz zwischen uns kommen zu lassen. Die meisten Ueberfahrunfaelle beim Trolling passieren wenn die anderen Boote keine Ahnung haben, dass Dein Fisch ein paar hundert Meter weg herumkreist. Man sollte moeglichst dicht dran bleiben, dann war die Gefahr abgeschnitten zu werden am geringsten. Der Lach kam nun naeher ans Boot und wir sahen ihn das erste Mal. Ein praechtiger Bursche – ueber 20 Pfund mit Sicherheit.


    Ich fragte meine Frau ob sie die zweite Rute mal schnell einholen koennte, damit ich mehr Spielraum bei der Landung haette. Nach einiger Konfusion wieherum man denn die Rolle bediente, funktonierte das auch. Jetzt hatte ich beide Seiten frei zur Landung. Waehrend der Fisch um und hinter dem Boot herumsausste, sah ich schon die Fettflosse am Fisch. War also kein Markierter und daher wollte ich ihn wieder freilassen. Aber ein kurzes Foto wollte ich haben! Der Fisch liess sich einigermassen gut in den Kescher bugsieren; der Haken flog dabei schon selber heraus – ich musste ihn nur kurz aus dem Keschernetz fummeln. Dann hob ich den feinen Chinook kurz fuer ein Foto mit den Haenden aus dem Kescher im Wasser und keine 10 Sekunden spaeter sausste er wieder in die Tiefe. Feine Sache! Wir klatschten uns ab und machte das Geschirr gleich wieder klar.


    Die naechsten Runden brachten entweder keinen oder nur Kleinlachs. Viel schien nicht los zu sein; fuer die Menge Boote sahen wir nur wenige Kescher in Aktion. Als ich von der Aussenschleife gerade wieder zur Kurve nach innen ansetzte, riss es ploetzlich wild wieder an der Flash Fly Rute. Der Koeder war ja “on fire” heute! Es lief schon Schnur von der Rolle als ich die Rute nur mit Muehe aus dem Rutenhalter bekam. Das war wieder ein Guter! Da ich noch auf der Aussenseite war, war es diesmal ziemlich einfach sich der Meute zu entziehen. Ich drehte einfach Richtung tiefes Wasser und hatte allen Platz der Welt. Der Fisch riss in seiner ersten Flucht bestimmt 100m Schnur ab. Dann gewann ich einige Meter bevor er wieder auf Flucht umstellte. Dabei gab es einen heftigen Ruck und…. Kontakt weg! Aua, das tat schon weh so schade war es. Das war bestimmt ein noch groesserer als der zuvor. Vielleicht mein so heiss ersehnter Tyee? Naja, man kann nicht jeden kriegen. Am Koeder und Haken war alles in Ordnung – einfach den Haken abgeschuettelt. Kann vorkommen.


    Danach machten wir auch bald Schluss. Es wurde etwas schuckeliger und ich wollte die Geduld meiner Frau nicht ueberstrapazieren. Die Krabbenfalle brachte nur ein Maennchen nach oben, dass aber wirklich nur 1 mm zu klein war. Glueck gehabt – die Krabbe! Motor lief uebrigens immer noch nicht vollkommen rund. Das war die schlechte Nachricht an diesem Tag. Alles Andere lief klasse!


    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 5

    Der letzte Tag war nur noch ein Morgen da Dave die 13:00 Uhr Faehre kriegen musste. Wir wollten nochmal paar Ling-Stellen abpilken. Es waren wieder Ententeichbedingungen obwohl es heute bedeckt und auch recht kuehl war. Fuer die Nordinsel war das nichts ungewoehnliches aber in diesem Hitzesommer haben selbst die Nordinsulaner geschwitzt. Gott sei Dank waren wir auf der Insel bisher von Waldbraenden verschont geblieben und auch der Rauch hatte uns bisher nicht belaestigt weil vorwiegend Westwinde wehten. Oder eben kein Wind wie die letzten Tage. Im inneren von BC sieht’s ganz schlimm aus. Und nicht nur da; von Kalifornien bis Alaska steht die ganze nordamerikanische Westkueste in Flammen. Ganze Doerfer verbrannt, tausende Menschen die aus ihren Haeusern fliehen mussten und Millionen die den ganzen Russ einatmen muessen. Kein Wunder, dass unsere verschonte Insel voll von Rauchfluechtlingen ist. Und nicht nur aus B. Auch Alberta und die anderen Praerieprovinzen brennen lichterloh und die Menschen fliehen vor dem Rauch. Schrecklich! Aber wenn man den Planeten erstmal kaputt gemacht hat….


    Dave und Alex freuten sich auf’s Pilken und wir steuerten paar vielversprechende Stellen an. Aber irgendwie waren die Lings nicht zu Hause oder hatten keinen Hunger. Nichtmal einen Kleinen fingen wir. Ein paar mickrige Felsenbarsche und Greenlinge machten sie Sache wenigstens ein bisschen interessanter. Als den beiden der Arm schwer wurde, beschlossen wir nochmal ein bisschen Lachs zu schleppen. Nur so zum Spass. Dave hakte tatsaechlich noch einen halbstarken Chinook, der wieder schwimmen durfte. Dann lieferten wir ihn am Dock ab. Nachdem wir die Bude geraeumt und Dave zur Faehre unterwegs war, fragte ich Alex ob er schnell nach Alder Bay fahren und dann dort am Dock herumgammeln wollte oder einfach langsam rueberschleppen. Natuerlich letzteres. Und so waren die Lachsruten nochmals im Einsatz. Ich liess einen Blinker bis in Grundnaehe auf 50m runter. Und diese Rute brachte doch wirklich noch einen guten Biss! Es riss ploetzlich daran und zog auch direkt die Schnur aus dem Clip. Das war kein Kleiner!


    Alex griff sich die Rute und ich rief ihm noch zu, dass sie schon ausgeloest war. Die Rute zog sich flitzekrumm und der Fisch legte eine erste Flucht hin. Toll, noch einen guten Drill zum Abschied. Der Fisch blieb aber bald stehen und trotzdem Alex die Schnur versuchte gut straff zu halten war der Kontakt ploetzlich weg. Schade. Aber mit so viel Schnur draussen passiert das schon mal. Das war nun wirklich das letzte Fischerlebnis auf diesen Trip. Wir kamen wieder an 2 Buckelwalen vorbei. Und mussten auch einige ziemlich dichte Nebelbaenke passieren. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie die alten Entdecker in ihren klobigen Segelschiffen ohne unsere heutige Technik um die ganze Welt gesegelt waren und sogar wieder heimgekommen sind. Unvorstellbar! Das war’s!


    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 4 cont.


    Ich sagte Dave gar nicht erst Bescheid; das sollte nur eine Vater-Sohn Tour werden. Wir legten ab und 5 Minuten spaeter hatten wir schon 2 Ruten raus und wir schleppten dicht am Kelpguertel. Wir hatten keine Koederfische dabei und so benutzten wir glow-Blinker. Es wurde schon duester. Ein Heringsball wurde von irgendetwas etwas weiter draussen nach oben gedrueckt – die Moewen und andere Wasservoegel tauchten wie verrueckt und kamen mit einem oder manchmal auch 2 ca. 10cm langen Heringen im Schnabel hoch. Wir schleppten dorthin und eine ganze Runde um das laute Getoese. Wir konnten den Heringsball sehen; er hatte etwa 1 bis 1.5m Durchmesser. Da nichts biss fuhr ich wieder ins Flache. Wir hatten noch keine 50 m Distanz zum Heringsball da schnaufte ploetzlich ein Buckelwal in kurzer Entfernung. Der schwamm direkt auf den Heringsball hinzu. Dann tauchte er ab. Ich musste mich gerade auf unsere Fahrt konzentieren denn hier war Treibgut im Wasser, als Alex aufrief – gleichzeitig mit einem lauten Platsch hinter uns. Als ich mich umdrehte, sah ich noch wie sich ein riesiges Maul in der Luft schloss und dann wieder zurueck ins Wasser fiel. Der Buckelwal hatte den ganzen Heringsball von unten mit einem Happs verschluckt. Ob er dabei noch ne Moewe erwischt hatte, konnten wir nicht erkennen aber so schnell und unerwartet wie er zugeschnappt hatte, waere das gut moeglich. Wahnsinn!


    Auch Alex war begeistert von der Show. Dann sprang Alex ploetzlich mitten im Satz auf und flog an mir vorbei zu seiner Rute. Ich hatte gar nichts gesehen, aber auch nicht so aufgepasst. Als Alex anhieb zog sich die Rute vollkrumm. Grosslachs! Gibt’s ja nicht! Kriegt der Alex doch noch seine Chance auf einen guten Fisch! Ich raeumte das Deck und verlangsamte die Fahrt. Der Fisch hatte in dem Moment schon locker 100m Schnur abgezogen. Soll er sich ruhig austoben. Alex meinte der Fisch waere gar nicht so gross. Kann ich mir nicht vorstellen, meinte ich zurueck. Dann kam er vielleicht 30m hinter dem Boot zur Oberflaeche und schob einen grosse Bugwelle vor sich her. “Das ist ein Tank!”, sagte ich in Denglisch. Alex wollte davon nichts hoeren, er wurde nervoes wenn er wusste das es ein grosser Fisch war. Aber er machte das klasse. Der Fisch buechste noch paar Mal aus und lieferte einen feinen Drill ab. Dann schon im Dunkeln sackte ich ihn im Kescher ein. Wir wollten ihn wieder freilassen – wir hatten genug Lachs – aber ein Foto wollten wir noch haben. Ein fetter Silberbrocken, sicher ueber 20 Pfund schwer! Was fuer ein feiner Fisch zum Sonnenuntergang. Der Einzelschonhaken kam locker heraus und Alex hielt seinen Fang stolz in die Kamera um ihn dann nach einem Kuss wieder ins Meer zu entlassen. Im Bruchteil einer Sekunden war der Fisch wieder verschwunden. Wir klatschten uns gluecklich ab und fuhren gleich rein. Dave staunte nicht schlecht als ich ihm die Fotos zeigte. Er goennte Alex seinen Fisch genausso wie ich.


    Es ist eben erst vorbei wenn man keinen Koeder mehr im Wasser hat!


    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 4


    Tag 4 und wieder absolute Windstille. Heute waren wir alleine und wollten nochmal eine gute morgendliche Lachsschicht einlegen. Jetzt wo wir den Tiefentrick heraus hatten; oder dachten so. Lachse auf ihrer Heimreise bleiben nicht lange an einer Stelle. Daher ist oft die heisse Fangstelle von gestern am naechsten Tag verlassen. Bis ein neuer Schwarm ankommt. Daher wollten wir unsere Lachsruten schon ein bisschen weiter suedlich vom Black Bluff einsetzen. Vielleicht waren die gestrigen Black Bluff Lachse heute schon am Lizard Point.


    Gleiches Geschirr mit Koederfisch und wir fingen gleich bei 40m Tiefe an. Nach einer halben Stunde hatten wir nur einen Biss gehabt, der nicht verwandelt werden konnte (ich). Wir drehten weiterhin geduldig unsere Schleifen am Lizard Point und der angrenzenden Bucht. Ich brachte meinen Koeder mal bis auf 27m hoch. Als ich mich gerade wieder hingesetzt hatte, ruckte meine Rute an. Aha! Hinspringen, Rute rausreissen und anschlagen war fast eine einzige Bewegung. Der sass! Ein unwilliger Gegenzug war zu spueren. Aber ich konnte den Fisch zuerst einmal einige Meter herankurbeln. Als er in Oberflaechennaehe war, gab er Gas. Er sprang doch trotz des Flashers gut einen Meter aus dem Wasser! Wow! Sollte das ein Coho sein? Die waren eher fuer ihre Akrobatik bekannt. Aber dann war es ein guter Coho denn der Fisch war sicher knapp 10 Pfund. Der Fisch sausste hin und her und weil wir heute sogar eine dritte Rute am dritten Rigger draussen hatten, musste ich ganz schoen herumfaedeln – Rute unter und dann wieder ueber der Mittelrute durch. Bis Dave sie dann endlich aus dem Wege raeumte. Dann war der Lachs auch schon ausgepowert. Dave kescherte mal wieder einen Fisch fuer mich. Ich wuesste schon gar nicht mehr wie keschern ging, meinte ich zu ihm. Er zuckte ratlos die Schultern. Es war aber kein Coho sondern ein mittelpraechtiger Chinook.


    Das sollte aber hier am Lizard Point der einzige brauchbare Fischkontakt bleiben. Nach einer Weile duesten wir weiter zum Black Bluff. Dort war schon ein anderes Boot direkt an unserer Stelle. Sie riefen uns zu, dass sie schon 2 hatten und die Beiszeit wohl losginge. Gutes Timing, na dann mal los. Wir wiederholten unsere gestrige Erfolgsstrategie; mussten uns aber gedulden. Es passierte erstmal nichts. Nach einer Dreiviertelstunde vielleicht riss es dann ploetzlich wie verrueckt an…. Dave’s Rute! Waaaass? Gibt’s doch gar nicht! Dave war auch ganz verbluefft aber wusste noch was zu tun ist. Endlich, endlich hatte er einen guten Fisch dran. Der Fisch raste gleichmal 50m oder mehr auf das Kelpfeld zu. Gluecklicherweise ging ihm wohl vorher die Puste aus und Dave gewann nun Schnur zurueck. Das haette dumm ausgehen koennen. Dann kam der Fisch schon an’s Boot, schaute uns kurz an und zog wieder unaufhaltsam ab. Der mag uns nicht, sagte ich. Dave blieb hochkonzentriert; er wollte jetzt unbedingt seinen ersten gute Lachs hier landen. Dann war der Fisch dicht am Boot aber noch sehr tief. Ich zog die Telestange des Keschers noch ein Segment weiter heraus damit ich tiefer reichen konnte.


    Als der Fisch ca. 1m tief eine Sekunde stillhielt, stiess ich zu. Der Fisch schoss vor Schreck regelrecht ins Netz und ich wollte ihn herausheben. Dabei kippte aber das Netz zur Seite – ich hatte die Telestange nicht fest genug arretiert und der Fisch schluepfte nun schon wieder aus dem Netz heraus. Ich versuchte dem Fisch hinterherzuschaufeln und das erschreckte den Fisch wohl so, dass er voll aus dem Wasser sprang und…. mitten im hingehaltenen Kescher landete. Klasse! Schnell hob ich ihn diesmal ins Boot und tat so als waere alles cool. Als ich mal hoch in Dave’s Augen schaute da starrten mich zwei warnende und bedrohliche Pupillen an. Das Kescherkunststueck fand er gar nicht komisch. Fast haette ich seinen so hart verdienten Fisch versemmelt. War keine Absicht, ehrlich, Dave!


    Aber sein Aerger war schnell von der Freude ueber einen schoenen Fisch verdraengt. 16-17 Pfund hatte der schon. Feine Sache. Vielleicht kam ja noch mehr?! Wir machten das Geraet wieder klar und bearbeiteten die Stelle noch eine ganze Weile weiter. Aber es liess sich nichts mehr ueberreden. Gegen Mittag, jetzt bei bruetender Hitze und voller Windstille, beschlossen wir die Lachsjagd abzubrechen und es auf Butt zu probieren. Wir hatten uns schon am Vorabend eine vielversprechende Stelle nahe am Black Bluff herausgesucht. Dort warfen wir den Anker und liessen den Duftsack mit Fischresten am Downrigger runter. Das wuerde eine schoene Duftspur legen. Es war hier 80m tief und sandig/kiesiger Untergrund – vermuteten wir. Da sollte was gehen.


    Alexander war nun auch wieder wach und er nahm sich die schwere Pilkrute mit einem Pilker und einem kleinen Fischfetzen am Haken. Dave und ich angelten mit unseren Heilbuttruten und ganzem Hering oder Lachsresten am Haken. Wir hatten uns noch gar nicht bequehm gemacht, da riss es ploetzlich Dave’s Rutenspitze ins Wasser und Schnur lief kurz von der Rolle. Ich schrie auf und wiess Dave auf seine Rute hin. Er sprang hin aber im Moment als er ankam schnappte die Rute zurueck. Mist! Er kurbelte ein bisschen an und liess dann wieder runter. Vielleicht kam der Fisch ja wieder. Leider nichts. Damn!

    Aber dann fanden die Dornhaie unsere Duftspur und wir hatten alle 3 gut zu tun die hochzukurbeln und wieder abzuhaken. Alex fing doch glatt noch 2 weitere Sablefish die ich auch noch mitnahm um eine Raeucherrutsche mit denen komplett zu machen. Er fing noch mehr aber die liess er alle wieder frei. Auch ein paar Felsenbarsche fanden Interesse an seinem Pilker. Also paar Steine musste es dann da unten doch geben. Ploetzlich stoehnte Alex auf und ich sah seine Rute tief im Wasser verschwinden. Oha, das ist was Richtiges. Er fummelte die Bremse ein bisschen weiter auf und der Fisch riss ein Stueck Schnur ab. Dann sahen wir heftige Schlaege in der Rute – das ist Butt, ganz sicher. Alex fing an zu pumpen, musste aber gleich wieder Schnur lassen. Das war kein Kleiner. Dann ploetzlich war alles weg. So ein Mist aber auch. 50 Pfund Monovorfach durch. Sch….! Alex aergerte sich auch. Er hatte noch gar keinen ordentlichen Fisch gefangen. Das war er gewesen.


    Nun ja, wenigstens wussten wir nun das Butte vor Ort waren und frueher oder spaeter musste es klappen. Nach etlichen Dorhaien wurde unser Koedervorrat schon knapp. Ich schnitt meinem Lachs von heute morgen die Bauchflossen ab und benutze diese. Das war wohl der Trick denn als wieder mal Bewegung in meine Rutenspitze kann, kurbelte ich hart hinein und diesmal bekam ich beachtlichen Widerstand – mehr als ein Dornhai leisten kann. Buttalarm! Ich nahm die Rute auf und machte mich ans Werk. Es war kein Riese aber die Schlaege verrieten eindeutig Butt. Dann tauchte er auf – yupp, vielleicht 15 Pfund. Alex nagelte ihm das Gaff durch den Schaedel und schleppte ihn ins Boot. Es geht doch, Jungs! Man musste sich nur geduldig durch die Haie durchangeln. Ich war noch mit der Fischversorgung beschaeftigt, da machte sich Alex wieder bemerkbar. Er hatte wieder einen Butt am Haken – der schien allerdings etwas kleiner als der vorherige. Aber auch dieser stieg nach kurzer Zeit wieder aus. Alex war nun wuetend. Er hatte aber auch ein Pech. Zumindest bekam er diesmal wenigstens seinen Pilker wieder. Ein paar Haie und Sablefish spaeter waren wir am Ende unseres Koedervorrates. Ich schnitt einem der Sablefish-Koepfe ab und montierte ihn an einem grossen Einzelhaken an meiner Rute. Es gab auch bald einen heftigen Ruck an meiner Rute und als ich mal Koeder kontrollierte, war der Kopf arg zerbissen. Also waren noch Butte da unten.


    Dave montierte unseren letzten Hering und liess runter. Er hatte die Rollenkurbel gerade losgelassen, da zog es hart an seiner Rute. Er knurrte erst missmutig was von Haien die seinen letzten Hering ruinierten aber als er anfing zu kurbeln wurde der Widerstand immer staerker bis es seine Rutenspitze ins Wasser riss und die Rolle grell aufheulte. Jawoll! Das war Zielfisch! Er erbat sich den Kampfguertel und ich schnallte ihm den Guertel um. Das war ein Drill auf Biegen und Brechen. Immer wenn er den Fisch mal etwas vom Boden hochgeholt hatte, drehte der um und raste wieder runter. Die 80 m hatte Dave bestimmt 3 Mal gemacht. Wir befuerchteten, dass es wieder ein zu grosser Butt war. Nach vielleicht 10 Minuten hatte Dave ihn endlich oben. Ein grosser Schatten tauchte auf. Wow, ja das koennte knapp werden mit 133cm. Doch dann kamen mir Zweifel. Ich hatte die Harpune in der Hand und Alex mass kurz 133cm am Griff ab. Ich legte nun die Harpunenstange neben den Butt und… ja, der war im Limit! Nun hatte der Butt aber wieder Luft geschnappte und zog wieder ab bevor ich die Harpune einsetzen konnte. Nun schwitzte Dave noch mehr – jetzt wollte er den Butt auf keinen Fall mehr verlieren.


    Als er wieder oben war stach ich zu und der Fall war erledigt. Nur einer von 2 Haken sass ganz vorne in der Lippe. Allerdings ist die Haut eines Buttes so zaeh dass ich den einen Haken trotzdem nur mit Gewalt aus dem Fisch kriegte. Wir bluteten ihn aus und holten ihn dann ins Boot. Wir mussten eh Schluss machen, da wir keine Koeder mehr hatten. Es war auch schon spaet genug und wir hatten noch Fisch zu zerlegen. Knapp 120cm war der Butt. Also um die 40-45 Pfund herum. Feiner Fisch. Dave’s groesster Butt in Jahren. Und eine Menge Fleisch fuer seine fischverrueckte Familie. Hochzufrieden fuhren wir heim. Ich filetierte ruck zuck meinen Butt und Sablefish; meinen Lachs bekam Dave. Dann saeuberte ich das Boot vom Buttschleim und anderen Sachen waehrend Alex am Dock kleine Fische mit der Handleine fing. Es war wieder ein herrlicher Sonnenuntergang. Da ich fertig mit dem Boot war, fragte ich Alex kurz ob wir beide noch eine kleine Abendlachstour vor dem Dock machen sollten. Ja, er wollte gerne!




    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 3


    Der Wind sollte auch weiterhin nicht existent bleiben. Herrlich! Nach unserem weitschweifenden aber nicht so erfolgstraechtigen zweiten Tag, beschlossen wir am dritten Tag ein Revier richtig abzuackern. Dafuer waehlten wir mein geliebtes Black Bluff Gebiet. Ich war total heiss darauf. Da musste was gehen!


    Chris’ Crew wollte uns dort auch etwas spaeter treffen; sie mussten frueh noch tanken. Wir waren kurz nach 6 wieder los vom Dock und duesten durch einen traumhaften Sonnenaufgang die 30 Minuten zum Black Bluff. Dort angekommen, sahen wir nur ein anderes Boot in der Gegend schleppen. Wir hatten die ganze Zone vor dem Kelpguertel fuer uns alleine. Perfekt!


    Wir montierten zwei Koederfischruten und schleppten die ersten Paesse dicht vor dem Kelpguertel entlang. Es schien kein Lachs hier flach zu rauben. Die Ruecktour zum Ausgangspunkt fuhr ich etwas weiter draussen wo es schon 40m tief war. Bei der zweiten Ruecktour liess ich meinen Koederfisch mal ganz bis zum Boden runter. Ich setzte mich gerade wieder hin als meine Rutenspitze wild zu rucken anfing. Ich sprang hin und schlug an. Der sitzt! Ein ordentlicher Widerstand machte sich am anderen Ende der Schnur bemerkbar. Aber er wollte nicht abziehen. Hm, hatte ich vielleicht einen Kleinen foul-gehakt? Oder ein Butt? Ein paar schwere Kopfstoesse liessen mich weiter hoffen. Dave holte schnell seine Rute ein, beide Downrigger und verlangsamte die Fahrt. Jetzt zog ich meinen Widersacher Stueck fuer Stueck heran. Hin und wieder schien es mal als ob er ausbuechsen wollte aber dann kam nichts mehr. Sehr komisch. Dann kam er ca. 30m hinter dem Boot an die Oberflaeche. Oja, da war was Groesseres dran – es schob eine ordentliche Bugwelle.


    Und als ob das grelle Morgenlicht den Burschen nun aufgeweckt haette, jetzt schoss der Fisch direkt unter der Meeresoberflaeche hin und her und ich bekam bei einer dieser abrupten Fluchten meine Rollenkurbel heftig auf die Finger geknallt. Aua, schon wieder! Es ist nie gut wenn man einen ausgeruhten Lachs an kurzer Leine dicht am Boot hat. Das endet oft im Verlust des Fisches. Aber mein Haken sass gut und ich konnte alle Kapriolen parieren und brachte den Fisch endlich in Keschernaehe. Dave machte keinen Fehler und sackte den knapp 20 pfuendigen Chinook ein. Jawoll! Der Anfang ist gemacht. Ich versorgte den Fisch schnell und setzte meine Rute dann gleich wieder ein. Wir fuhren weiterhin die eine Strecke dicht am Kraut und flach und die Rueckstrecke weiter draussen und tief. Die flache Strecke brachte uns keinen Biss. Als wir wieder tief waren, liess ich wieder zum Boden ab und diesmal loeste die Rute aus als ich gerade den Downrigger losgelassen hatte. Ich stutzte eine Sekunde, dachte die Schnur waere von selbst herausgesprungen aber dann schlug meine Rute schon wild aus und ich war wieder am Fisch!


    Dave schuettelte schon den Kopf, meinte er waere jetzt dran gewesen. Diesmal hatte ich einen richtig sportlichen Fisch am Band der gleich von Anfang an Schnur nahm und Vollgas gab. Als er hochkam war ich etwas enttaeuscht, hatte ich nach diesem Drill einen mindestens gleichgrossen Lachs erwartet. Aber der hier war um einiges kleiner; vielleicht um die 10 Pfund. Aber selbst neben dem Boot wollte er nicht aufgeben und tauchte immer wieder ab und ging sogar einmal unter dem Boot zur anderen Seite durch. Ein Riesenspass so ein Drill! Dann machte Dave dem Ganzen ein Ende und keschte den Kerl ins Boot. Waehrend ich den Fisch versorgte, sah ich Dave sein Geraet wechseln und genau die gleiche Montage wie ich anhaengen. Aha, da war einer am Ehrgeiz gekitzelt!


    Chris und seine Gang kamen jetzt auch an und folgten unserer Faehrte. Im Nu waren die auch am Fisch und fingen zwei gute 15 Pfuender. Das Black Bluff war eben ein zuverlaessiger Fanggrund! Dave war nun schon ganz zappelig; er konnte nicht begreifen warum wer keine Bisse bekam. Gestern hatte er doch alle Action an seiner Rute gehabt.


    Wir konnten nichts im Flachen erwischen und so konzentrierten wir unsere Anstrengungen auf der tieferen Seite. Dave und ich liessen unsere Koeder nun dicht am Boden langschleifen. Aber es war meine Rute die als naechste wieder losruckte. Wieder ein sportlicher Gegner und ich hatte einen Heidenspass am Drill. Dave kescherte meinen Fisch kopfschuettelnd und leicht verzweifelt. Er mass meine Vorfachlaenge exakt ab und inspizierte meine Koedermontage unter der Lupe. Chris meldete Bissstille auf seinem Boot. Ich riet ihm die tiefe Variante und bald vermeldeten sie auch wieder Bisse. Es war schon komisch, dass die Fische heute hier nur so tief bissen. Ich hatte hier schon etliche Male geangelt und immer hatten wir die Fische flacher gefangen. Hm. Ich versuchte Alexander aufzuwecken um auch ihn mal an einen ordentlichen Fisch zu bringen aber er drehte sich nur knurrend um in der Koje. Ok, ich hab’s versucht.


    Meine Rutenspitze zitterte als ich den Koeder ueber Grund schleifen liess. Vielleicht war ja auch ein Heilbutt da unten dabei – letztes Jahr hatte ich einen zufaellig beim Lachsschleppen hier erwischt. Da! Meine Rute ruckte hart runter, loeste aus und schnappte zurueck. Ich war gleich dran, kurbelte die momentan schlaffe Schnur straff und war wieder am Fisch! Dave stoehnte nur laut auf. Heute war mein Tag! Alles nur Koennen natuerlich, wie ich Dave fest versicherte. Er war einfach sprachlos. Ich genoss den kurzen aber intensiven Drill eines vielleicht 15-16 Pfuenders. Dave gab sich am Kescher keine Bloesse und so kam der 4. Chinook an Bord. Damit war die Fischkiste schon ziemlich voll. Ich versprach Dave ihm davon mindestens 2 Fische zu ueberlassen. Das versoehnte ihn wieder etwas aber der Anglerstolz war zerstoert. Ich hatte auch keine Erklaerung warum die Bisse nur bei mir kamen. Vielleicht Dave’s Kokusnuss-Sonnencreme?


    Endlich kam Alexander aus der Koje und ich hoffte, das die Chinookbeisszeit weiterging. Aber wie das so ist beim Angeln, es hoert so schnell auf wie es kam. Alex fing noch einen stattlichen Felsenbarsch den Dave fuer sich behielt. Und er fing einen sonst seltenen Fisch: einen kleinen Sablefish. Diese bis 1.5m lang werdenden Offshore Jaeger kriegt man hier an der Kueste nur sehr selten zu sehen und wenn dann nur in Miniformat. Der hier hatte wohl so 40 cm und da ich um seine Qualitaet geraeuchert wusste, behielt ich ihn einfach mal. Exotenfaenge waren eigentlich meines anderen Sohn’s Spezialitaet, aber Alex konnte es wohl auch. Eine Gruppe Orcas tauchte nicht weit weg von uns auf – die waren wohl auch auf der Suche nach den Lachsen. Oder waren es die robbenfressenden Transients? Man kann die beiden Arten als Laie nicht voneinander unterscheiden. Es war nun Mittag und wir beschlossen es mal auf Butt zu versuchen. Wir hatten alle eine angefuellte Lachsladung auf Eis. Chris schlug vor es nochmal auf der George Bank zu versuchen. Das war nur 10 Minuten Fahrt von hier. Wir stimmten zu.


    Auf der Bank angekommen, suchte ich uns einen Abhang wo wir zu pilken anfingen. Chris wollte auf die Bergspitze und dort ankern. Wir diskutierten noch kurz was das wohl im Wasser war – unendlich viele Kleinstpartikel. Eine Algenbluete meinte ich. Ob das wohl der Grund war warum die Lachse tief waren – um die algengetruebte Wasserschicht zu vermeiden? Eine logische und wahrscheinliche Vermutung.


    Wir drifteten kreuz und quer aber konnten nichts als kleine Barsche finden. Chris funkte, dass sie einen guten Ling im Boot und ein Monster im Moment an der Leine hatten. Chris war keiner der gross uebertrieb. Das wollten wir uns aus der Naehe mal ansehen und wir holten ein und fuhren zu ihnen. Dort sahen wir Fred mit seiner stark gekruemmten Rute stehen und Cam schon die Kamera bereithalten. Wir sahen mit an wie ein grosser Schwall an der Oberflaeche auftauchte was gleich von lauten Rufen begleitet wurde. Ich fuhr uns noch naeher ran und jetzt konnten wir die Monsterplatte sehen. Wow! Was fuer ein Scheunentor. In dem Moment musste sich der Fisch erschreckt haben denn Fred’s Rollenbremse heulte auf und Fred stoehnte dazu. Er brauchte mehrere Minuten um den Fisch wieder an die Oberflaeche zu pumpen. Wir warteten wieder alle gebannt. Da war er wieder. Der war ueber 100 Pfund. Zu gross zum Behalten; das Maximalmass war 133 cm dieses Jahr. Wir alle schossen ein paar Fotos von dem gewaltigen Fisch waehrend Chris den Haken entfernte und die Platte wieder in die Tiefe entliess. Was fuer ein Fisch!


    Waehrend Chris noch eine Weile am Anker blieb, drifteten wir noch ein paar Stellen ab. Aber beide Boote blieben ohne weiteren Erfolg. Aber es wurde uns nicht langweilig da wir staendig Wale nah oder fern beobachten konnten. Dann war es schon Zeit an die Heimfahrt zu denken. Fuer Chris’ Crew war das der letzte Tag heute. Sie fuhren mit ein paar schoenen Fischen nach Hause und vorallem schoenen Erinnerungen und Eindruecken von dieser Gegend hier. Auf dem Nachhauseweg kreuzte uns noch ein Schwarm von Delfinen die doch tatsaechlich unter dem fahrenden Boot durchhuschten. Kurz vor Mitchell Bay kamen wir auch noch an einem Seeotter vorbei der sich gerade ueber einen Seeigel hermachte. Wie man sowas ueberhaupt als Futter ansehen kann? Verrueckt und cool!


    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 2


    Um 5:00 Uhr bliess Dave zum Aufstehen. Ruck zuck gefruehstueckt und um 6:00 Uhr legten wir ab. Das Wasser war wie ein Spiegel. Was fuer ein Unterschied 12 Stunden machen koennen! Erwartungsfroh setzten wir 3 Ruten an den Downriggern ein. Alex verschwand sofort in die Koje und kam fuer Stunden nicht mehr raus. Teenager!


    Wir schleppten die bekannten Strecken am Ufer entlang an denen wir letztes Jahr so erfolgreich waren. Wo Ricardo sogar seinen ersten Tyee gefangen hatte (>30 Pfund Chinook). Mal sehen was heute ging. Ich hatte bald einen Biss und brachte einen kleineren Pink ans Boot. Nee, mit sowas Kleinem fangen wir nicht an, dachte ich und liess ihn wieder frei. Dann tat sich nichts fuer eine halbe Stunde. Auf den 3 oder 4 anderen Booten um uns herum war auch Beissstille. Ich liess meinen Koederfisch auf etwa 25m dicht zum Boden hinab und rupps, riss es die Schnur gleich aus dem Clip. Na also! Der Fisch fuehlte sich ok an aber machte nicht viel Spektakel. Ich kurbelte ihn stetig zu Boot und dann sahen wir einen vielleicht 6-7 pfuendigen Chinook. Am Boot drehte er dann durch und wollte alle anderen noch ausliegenden Angelschnuere einsammeln. Das kostete mich einige Muehe um einen Riesenfitz zu verhindern. Dann hielt ich das Vorfach in der Hand und der Fisch lag eine Sekunde ruhig neben dem Boot: nee, der war auch noch zu klein! Wir wollten zweistellige Chinooks! Und so liess ich den Kerl wieder schwimmen. Da musste doch noch mehr kommen. Aber muss ist so eine Sache beim Angeln….


    Bis unsere Bekannten Chris, Cam und Fred ca. 9:00 Uhr vorbeikamen, ging nichts mehr. Wir schleppten zusammen weiter bis zum Lizard Point und desponierten dann dort um. Weil das Meer wie ein Ententeich war, wollten wir heute mal bis zum Festland fahren. Dort sollten sich ein paar Cohoschwaerme herumtreiben. Ausserdem konnte man vielleicht mal einen Grizzly am Ufer sehen. Unterwegs wollten wir an der George Bank auf Grundfisch herumdriften. Vielleicht konnte man dort einen Heilbutt oder Ling abfassen. Wir kamen durch Nebelbaenke und Treibgut nach gut 10 Minuten Fahrt an der Untiefe an. Wir montierten die schwereren Geraete auf die Grundraeuber und harrten der Dinge. Die Drift war ohne Wind zu langsam fuer meinen Geschmack. Alexander war jetzt auch wach und pilkte nebenher. Er fing ein paar Felsenbarsche von denen Dave 2 behalten wollte. Aber weder auf unserem Boot noch auf Chris’ Boot wollte etwas Besseres beissen. Wir setzten nochmal um, aber als da auch nichts Vernuenftiges hochkam, zogen wir ein und duesten bis vor das Festland.


    Hier muendete das weitverzweigte und tief ins Festland eingeschnittene Kingcome Inlet. Etliche Lachsstaemme kamen von diesem Einzugsgebiet, das auch durch seine Abgelegenheit wenig befischt wurde. Alex pilkte noch ein bisschen als wir ankamen und wieder auf Trolling umstellten und ploetzlich platschte es gewaltig direkt neben dem Boot. Erschrocken sahen Dave und ich auf und blickten auf Alex. Der starrte mit grossen Augen zurueck und deutete nur noch ins Wasser. Als ich ueber die Bordwand schaute sah ich nur noch einen stattlichen Schatten davonhuschen. Da hatte doch ein ordentlicher Lachs den Pilker direkt am Boot attackiert; leider aber nicht fest genug gehangen. Aber jetzt wussten wir, dass Lachse vor Ort waren. Wir schleppten relativ dicht unter Land. Dave’s Rute lief jetzt heiss und er verbuchte 3 oder 4 gute Bisse auf Koederfisch die er aber alle nicht verwerten konnte. Einige der Bisse waren richtig heftig. Ich angelte mit Blinker und hatte keine Abnehmer. Dann endlich, nach einem harten Biss blieb endlich was haengen und Dave konnte einen schoenen 7-8 pfundigen Coho zum Boot drillen. Ich sackte den Fisch mit dem Kescher ein und legte ihn auf den Tisch am Heck.


    Der Coho hing nur am Angsthaken und der freie Drilling hing im Keschernetz fest. Ich wollte nur schnell den Drilling aus dem Netz haken damit er sich nicht total im Netz verfitzte, da schlug der Coho ploetzlich wild um sich – noch mit dem Angsthaken im Maul. Ich fuehlte einen stechenden Schmerz im kleinen Finger und sah, dass sich eine Drillingsflunke tief in das Mittelsegment des kleinen Fingers gezogen hatte. Auuua! Nun war ich mit dem immer noch gehakten Fisch verbunden und der hielt nicht still. Ich schrie vor Schmerz laut auf denn bei jedem Kopfstoss des Fisches vergrub sich der Drilling tiefer in meinem Fleisch. Autsch, das war schmerzvoll! Dave versucht krampfhaft den Fisch stillzuhalten was diesen total verrueckt machte. Alex wollte helfen aber kam gar nicht an die Stelle heran. Ich schrie Dave zu er muesste schnell das Schnurstueck zwischen Drilling und Angsthaken durchschneiden. Er kam mit dem Filetiermesser aber der Fisch hielt nicht still und ich fuchtelte vor Schmerz umher. Er zielte so gut wie moeglich und saebelte los auf die Gefahr hin, dass mein Finger mitabging. Ging alles gut – nur die Schnur war durch. Gott sei Dank.


    Waehrend Dave nun den Coho entsorgte, war ich bemueht den Drilling aus meinem Finger herauszukriegen. Ich habe schon einige Angelhaken in meinem Leben in verschiedensten Koerperteilen gehabt, aber das war wohl der am tiefsten sitzende und einer der schmerzvollsten. So ein kleiner Finger hat wirklich nicht viel Fleisch – die Hakenspitze musste schon auf dem Knochen herumkratzen. Brrrrr Jetzt war ich froh wegen der Bestimmung, dass man Schonhaken zum Lachsangeln benutzen muss. Aber selbst ein angedrueckter Widerhaken kommt nicht allzuleicht aus einem Finger wieder heraus. Es bedurfte eines mutigen und kraeftigen Ruck mit der Zange und dann war ich frei. Endlich. Das Blut schoss heraus und spuelte wohl alle Keime mit heraus denn das Ganze hatte keinerlei Nachspiel. Na, der Coho war hart verdient! Dave verlor noch einen der selben Kategorie kurz vor dem Boot und dann war die Beisszeit vorbei. Fuer mich hatte sie gar nicht erst angefangen. Komisch. Wir versuchten es noch eine Weile und schauten immer wieder nach Baeren am Ufer aus. Und tatsaechlich, in einer Bucht kam zwar kein Grizzly aber ein grosser Schwarzbaer aus dem Dickicht und suchte das Ufer nach Fressbarem ab.


    Chris funkte rueber, dass sie auch 2 schoene Cohos gefangen hatten und jetzt etwas Pilken wollten. So klapperten wir auf dem Weg nach Hause noch einige Riffe ab. Fred konnte dabei einen schoenen Ling auf die Schuppen legen. Fuer uns blieb nichts zaehlbares haengen. Chris’ Boot dueste dann wieder nach Vancouver Island waehrend wir auf Malcolm blieben. Nach dem Abendbrot schleppten wir noch im Dunkelwerden direkt vor unserem Dock vor einem Kelpguertel. Der Sohn unseres Vermieters machte es uns vor und fing dort neben uns 2 Chinooks von etwa 10-12 Pfund. Dave hatte einen Hammerbiss an seiner Rute – es zog so hart, dass ich dachte es reisst gleich den ganzen Rutenhalter ab. Aber Dave verlor den Fisch nach wenigen Sekunden. Nun ja, wir waren ja erst am Anfang unseres Trips!





    11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 1


    Unsere letzte Angelreise diesen Sommer. Wie immer mit meinem Freund Dave und diesmal meinem juengeren aber groesseren Sohn Alexander. Auf diesen Trip freue ich mich immer besonders weil Malcolm Island einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Ich weiss gar nicht recht zu beschreiben warum; es ist einfach zauberhaft dort. Es ist ziemlich ab vom Schuss aber man hat doch Menschen um sich herum. Die Insulaner auf Malcolm sind ein etwas eigentuemliches Volk aber nett und herzlich. Die Insel ist touristisch kaum erschlossen; es gibt eine kleine Marina in Sointula wo die Autofaehre von Vancouver Island landet. Keine Hotels, nur ein paar kleine Privatpensionen/AirBnBs. Kein Restaurant, keinen richtigen Supermarkt – nur eine Tankstelle und einen General Store. Und einen kleinen, rustikalen Campingplatz. Daher sind kaum typische Touristen auf der Insel; nur ein paar naturverrueckte Angler und Paddler.


    Malcolm Island ist auf beiden Seiten von Bergen malerisch umgeben. Auf dem Festland von dem gewaltigen Kuestengebirge mit seinen schneebedeckten Gipfeln und tiefen Fjorden. Grizzlybaerland! Auf Vancouver Island von den 1200-1500m Inselgebirgsketten. Im Sueden ist Malcolm Island von dem Broughton Archipel, eine Ansammlung von hunderten und tausenden Inseln und Inselchen eingesaeumt, welches ein Zielgebiet fuer Paddler, Segler und Naturliebhaber zu Wasser ist. Auf Malcolm’s Nordseite, zum Festland hin, liegt die Queen Charlotte Strait – ein ordentlich grosses Meeresbecken das einem das Gefuehl von Meer gibt, allerdings ohne Duenung und dem unendlichen Ozeaneindruck. Es ist begrenzt und damit ist die ganze Kueste hier nicht so rauh wie die offene Westkueste, einfach lieblicher, beschaulicher und berechenbarer. Und trotzdem die diese Gegend um Malcolm herum von Meereslebenwesen belebter als jede andere Stelle im Nordpazifik die ich kenne. Das Meer um Malcolm ist kalt (10-13 Grad) und naehrstoffreich und liegt an der Reiseroute etlicher Lachsstaemme. Die Menge an Walen und Delfinen ist erstaunlich. Man sieht eigentlich zu jedem Zeitpunkt irgendwo einen oder mehrere Wale bei Angeln (Orcas, Buckelwale, Grauwale). Wenn man Ententeichwetter erwischt wie wir dieses Mal, kann man immer irgendwo eine Walfontaene aufspritzen sehen oder das Kaeuchen beim Atmen hoeren. Neuerdings gibt es auch wieder einige Seeotter um Malcolm Island herum. Dazu natuerlich Robben und Seeloewen in Mengen. Diese Meeressaeugerdichte macht diese Gegend so beliebt fuer Naturliebhaber und Beobachter und die umliegenden Kommunen bieten Bootstouren fuer Touristen an. Nicht von Malcolm Island aus, aber von Vancouver Island aus (Telegraph Cove, Port McNeill).


    Fuer Angler bietet Malcolm Island alles was der Nordpazifik zu bieten hat, ausser Thun. Und das alles ohne mit Duenung kaempfen zu muessen. Klar, windig kann es dort auch sein aber die Insel ist klein genug, dass man immer die windgeschuetzte Seite erreichen kann. Nebel ist ein haeufiges Phaenomen auf Malcolm im Sommer. Das kann schon mal ein Hindernis beim Angeln sein, aber produziert dafuer auch immer wieder spektakulaere Lichtspiele und Fotoszenen. Dave’s Frau war auf Malcolm Island aufgewachsen und daher hatte Dave eine spezielle Verbindung mit der Insel. Seit ich das erste Mal dort war, auf einem gewonnenen Angeltrip zur Sund’s Fishing Lodge in 2010, habe ich die Insel und die Umgebung in mein Herz geschlossen. Die Bucht vor dem Black Bluff auf der Nordseite der Insel ist einer meiner Happy Places; wovon ich traeume und mich hinsehne wenn mal wieder alles im Leben turbulent drunter und drueber geht. Bei ruhiger See an dem der Bucht vorgelagerten Krautguertel entlang zu schleppen ist einfach ein Traum. Die Stelle riecht nach Fisch und hat mir schon anglerische Sternstunden geliefert. Das sollte diesmal unbedingt wieder im Programm sein!


    Wir slippten MaxWaldi in Alder Bay auf Vancouver Island und Alex und ich schipperten mit dem Boot nach Mitchell Bay auf Malcolm, waehrend Dave das Auto mit der Faehre von Port McNeill rueber brachte. Es war sehr windig an diesem Mittwoch und liess Alex und mir nicht viel Gelegenheit zum Angeln auf der Ueberfahrt. Aber wir hatten Dave versprochen, dass wir Fisch zum Abendbrot mitbringen wuerden. Fangdruck beim Angeln ist nie gut. An ein paar Riffen fing Alex nur ein paar Winzlinge. Als ich nach einem erfolglosen Stopp wieder weiterfahren wollte, sprang ploetzlich der Motor nicht mehr an. Nichts, der Anlasser zuckte nicht mehr. Waaasss!!? Das konnte doch nicht wahr sein! Der Motor war doch von meinem Yamahatechniker ueberholt worden nach den Problemchen die wir kuerzlich im Barkley Sound hatten. Ich nahm die Motorhaube ab und wackelte an allen Kabeln und klopfte am Anlasser herum – nichts. Ich textete Dave schon, dass der Trip wohl vorbei war bevor er noch angefangen hatte – da sah ich ploetzlich das der Gashebel auf 45 Grad stand; der Motor war noch im Gang! Und ein Aussenborder startet nur im Leerlauf. Wirklich? Yupp, Gang raus, Zuendschluessel gedreht – Motor sprang einwandfrei an. Wow! Und das mir nach 20 Jahren Bootserfahrung!


    Erleichtert lagen Alex und ich uns in den Armen; der Trip war gerettet. Dave konnte ich das leider erst am Dock erzaehlen weil er schon auf der Faehre und daher aus den Handyempfangbereich heraus war. Wir kreuzten jetzt die sehr wellige Strecke bis nach Mitchell Bay und ich stellte uns vor Donegal Head, an die Suedspitze von Malcolm. Hier hatten wir immer paar brauchbare Fische beim Pilken gefangen. Alex musste jetzt liefern und er enttaeuschte nicht. Nach 10 Minuten hatten wir 2 gute Greenlinge und einen brauchbaren Felsenbarsch in der Box. Der Wind bliess jetzt wirklich sehr kraeftig und wir sahen zu, dass wir zum geschuetzten Dock nach Mitchell Bay kamen. Bis Dave ankam, hatte ich die 3 Fische schon filettiert. Auch Dave fiel ein Stein vom Herzen, dass der Motor ok war. Dann bezogen wir unser Quartier und liessen uns die Fische vom Grill schmecken. 3 Bekannte aus Victoria kamen noch abends zu einem Bier vorbei. Sie waren das erste Mal hier oben und wollten sich gerne fuer die naechten 2 Tage an unsere Fersen haengen. Sie wohnten im Telegraph Cove Resort auf Vancouver Island und wollten jeden Tag hier rueber duesen. Heute im Sturm hatten sie nur einen guten Coho erwischt. Wir verabredeten uns fuer 8:00 Uhr auf der Nordseite von Malcolm. Wir wuerden da schon eine Weile am Fischen sein. Die Windvorschau sah spitze aus, ab morgen kein Lueftchen mehr. Fantastisch, so muss das sein: am ersten Abend blaest sich der Wind den Atem aus und verschwindet dann fuer die restliche Zeit!


    25.7.2021; Tag 4


    Der letzte Morgen sollte wieder Wind bringen. Wir konnten uns nicht auf ein einheitliches Konzept fuer unsere Truppe einigen. Dave und ich wollten bis zur anderen Seite des Sounds vor Bamfield donnern um dort vielleicht doch noch ein paar Grosslachse aufzustoebern. Glenn und Jason liebaeugelten mit der Idee es doch noch mal bis zur aeusseren Kueste zu versuchen. Jerrod und sein Sohn Demario wollten nur bis zum Swale Rock und dort auf Lachs gehen. Carl und Ross wollten Lings pilken. So fuhren wir alle in verschiedene Richtungen.



    Wir brauchten eine gute halbe Stunde bis vor Bamfield. Als wir dort ankamen, erwartete uns eine wellige Ueberraschung; die Duenung stand hier voll im Fjordarm und schlug kurzfrequentige metrige Wellen. Nee, das wuerde keinen Zweck haben. Hinter der naechsten Inselkette versprach es ruhiger zu sein. Ich sah eine kleine Passage zwischen zwei Inseln – mit dieser konnten wir paar Kilometer abkuerzen. Der Kartenplotter zeigte etwa 3m tiefe an der flachsten Stelle. Die Passage war vielleicht 5m breit an der engsten Stelle. Das muesste doch gehen, dachte ich. Dave hatte Bedenken aber ich war ja der Kapitaen!



    Ich steuerte die Enge an; es sah aus wie ein Bach der sich durch ein paar Felsen schlaengelte. Keine 100m dahinter sahen wir schon den Mast eines Segelbootes das da vor Anker lag. Ich steuerte uns in die Passage, ganz langsam, immer ein Auge auf das Echolot und das andere gebannt ins Wasser nach Steinen oder anderen HIndernissen auf Auschau. 10 Fuss, 8, 5, 3….das wir knapp! Dave ging nach vorn auf die Bugspitze und starrte ins kommende Wasser und hiess mich links oder rechts steuern. Ich bemerkte ploetzlich das es ebbte und an den umliegenden Felsen konnte man sehen, dass der Wasserstand bestimmt 2m unter Hoechststand war. Sch….! Das war keine gute Idee gewesen. Im selben Moment gab es einen Ruck und ein kratzendes Geraeusch – etwas was man in einem Glassfieberboot nie hoeren moechte. Wir waren kurz aufgesetzt aber sofort wieder frei. Ich schaute Dave fragend an was das gewesen war und er zuckte die Schultern. Er hatte nichts kommen sehen und auch ich konnte neben und hinter dem Boot keinen Stein oder Baumstamm oder sonstiges HIndernis erkennen. Es war ja nur einen knappen Meter tief hier und man konnte alles gut sehen. Sehr mysterioes.



    Gott sei Dank war ich nur sehr langsam gefahren und es konnte kein grosser Schaden enstanden sein. Vielleicht hatte es den Propeller erwischt und nicht den Rumpf? Nein, der Motor lief ruhig und ohne jegliche Unwucht. Na, da werde ich wohl zuhause auch noch die Gel Coat reparieren muessen; schoene Sch….! Haette ich das bloss nicht gemacht! Aber noch waren wir ja nicht durch. Ich legte den Gang wieder ein und schlich uns weiter. Wir schienen durch zu sein denn die Passage wurde breiter und oeffnete sich zu der Bucht wo das Segelboot hoechstens 50m entfernt verankert lag. Aber das Echolot zeigte an, dass es immer flacher wurde: 0.8m, 0.6m, 0.5m … gleich wuerden wir auflaufen und festsitzen. Der Buchteingang von der Passage war zu dieser Gezeitenlage unpassierbar. Mist!


    Rueckwaertsgang ein und abgebremst. Jetzt gabs nur eine Moeglichkeit wenn wir hier nicht stundenlang auf die Flut warten wollten: umdrehen und die ungemuetliche Passage wieder zurueck. Wieder durch die Stelle mit dem mysterioesen Hindernis und die Gefahr laufen, dass wir nochmal anecken wuerden. Dave hing fast mit dem Gesicht im Wasser und ich fuhr etwas weiter an der vermutlich tieferen Seite der Passage. Wir kamen diesmal ungeschoren durch und waren wirklich bleich und erleichtert als wir durch waren. So eine Fehlentscheidung und Pech dazu! Ich testeate kurz mit der Bilgenpumpe ob wir etwa Wasser aufnahmen. War eigentlich keine Chance bei dem Aufsetzen in Zeitlupentempo und dem Doppelrumpf eines Arima-Bootes, aber ich war doch erleichtern als nichts aus der Pumpe herauskam.



    Wir pilkten nun an ein paar Kanten und fingen allerlei Fels- und Bodenfischarten, aber nichts fuer die Fischkiste. Dann schien es, dass die Wellen im Fjord kleiner wurden und wir fuhren nochmal zu unserer eigentlichen Zielstelle. Ging jetzt. Also die Lachsruten rein und losschleppen. Hier waren scheinbar keine Kleinlachse denn unsere Koeder blieben laengere Zeit unbelaestigt. Leider auch von den Zielfischen. Nach anderthalb Stunden brachen wir entaeuscht ab. Fuer 11:00 Uhr hatten wir uns alle an der Lodge verabredet. Es blieb noch 1.5h Zeit. 30 Minuten brauchten wir fuer die Fahrt durch den Sound. Also noch eine Stunde angeln. Wir klopften noch ein paar Riffe mit den Pilkern ab; ohne nennenswerten Erfolg. Dann waren wie wieder an der Untiefe, an der Dave seinen guten Ling gefangen hatte. Hier machten wir unsere letzten Versuche; ohne vorzeigbaren Erfolg. Nicht weit weg sahen wir Glenn’s Boot schleppen. Hier? Wir funkten rueber und hoerten erstaunt, dass sie ein paar massige Chinooks fingen. Nicht Grosses aber 5-6 Pfund. Bald kamen die anderen beiden Boote hierher und Ross hielt einen brauchbaren Ling hoch und Jerrod einen ordentlichen Chinook von vielleicht 15 Pfund, den er dem Swale Rock entrissen hatte.



    Na, da waren ja doch noch ein paar Fische gefangen worden, wenn auch leider nicht auf unserem Boot. Wir fuhren gemeinsam zurueck zur Lodge, packten ein und checkten aus. Wir wollten unbedingt bei Mittag in dem Alberni Fjord sein um den Mittagswellen zu entgehen. Als wir im Konvoy losduesten; Glenn als Langsamster voran, blieb ploetzlich die Flotte vor uns wieder stehen. Glenn hatte einen Baumstamm ueberfahren aber kam mit den Schrecken davon. Mensch, was fuer ein Katastrophentrip dachte und sagten wir alle laut. Aber wir waren noch nicht am Ende. Mein Motor muckerte wieder aber fuhr doch weiter. Als wir in den Fjord einbogen, wurde es rauh und dann immer rauher. In Richtung mit den Wellen ging es noch aber wir haetten jetzt kaum die entgegengesetzte Richtung nehmen koennen. Auch so war es eine ungemuetliche Stunde Fahrt. Carl fuhr vornweg, dann wir, dann Glenn und weiter hinten Jerrod. Carl’s Jalopy sahen wir etliche Male in der Luft von Wellenberg zu Wellenberg fliegen. Wasser spritzte bis uebers Dach, was ja sowieso nur mit Tape und Kabelbindern festhielt. Hoffentlich ging das gut!



    Kurz bevor wir unsere Marina erreicht hatten, dachte ich noch dass Carl’s Boot unheimlich tief im Wasser zu liegen schien trotzdem er nur alleine an Bord war (Ross war auf der Rueckfahrt wieder bei uns). Aber wir verabschiedeten uns nun schnell und wir bogen zur China Creek Marina ein; unser Start-und Zielhafen. Die anderen 3 Boote fuhren noch die 20 Minuten oder so weiter bis Downtown Port Alberni. Als ich mein Boot auf den Anhaenger zog, bekam Dave ploetzlich einen Text von Glenn; Carl’s Jalopy war dabei fast zu sinken – kurz vor Alberni. Waaaas? Es dauerte eine Weile bis wir Entwarnung und die ganze Geschichte bekamen. Kurz nach unserer Trennung, bemerkte Carl ploetzlich, dass Wasser hinten im Boot stand und mehr wurde. Er hielt an und untersuchte wo es herkommen koennte, konnte aber nichts finden. Er dachte er haette vielleicht bei dem ganzen Wellenkrachen einen Baumstamm oder aehnliches getroffen und es gar nicht bemerkt. Aber dann musste ja ein Loch im Rumpf sein! Jetzt setzte etwas Panik ein.



    Sein Boot war jetzt schon so schwer, dass es gar nicht mehr zum Gleiten kam. Es waren da wohl immer noch ein paar Kilometer bis zur Zielmarina. Glenn schickte seinen Teenage Sohn Cody zu Carl hinueber um ihm waehrend der Fahrt beim Wasserschoepfen zu helfen denn leider hatte sich herausgestellt, dass seine Bilgenpumpe nicht funktionierte. Unglaublich! Jedenfalls schafften sie es bis zur Rampe und die Jalopy kam heraus. Nachdem der Stoepsel entfernt war, lief wohl eine gute halbe Stunde ein voller Strahl! Es waren viele hundert Liter Wasser ins Boot gekommen. Aber wie? Carl konnte kein Loch im Rumpf finden. Als er das uns so textete, fiel mir seine abgerissenen Rub Rail ein. Na klar, das war nicht nur eine Art Stossstange um den Rumpf beim andocken zu schuetzen, sondern das war auch die Dichtung zwischen oberer und unterer Bootshuelle. Wenn da 2m fehlen – bei solcher Wellenfahrt, da konnte ich mir gut vorstellen, dass bei jeder Welle die gegen den Rumpf schlug ein paar Liter Wasser in den Rumpf nach innen gelangten. Und so war es auch gewesen.



    Mann, Mann, das war noch mal knapp gut gegangen. Aber wir versprachen uns alle unsere Boote vor der naechsten Tour in Schuss zu bringen. Mein kleiner Aufsetzer in der engen Passage hatte auch kein Nachspiel: es stellte sich heraus, dass es die Motorfinne under dem Propeller gewesen war, die wohl einen Stein gestreichelt hatte. Die Finne ist hart im Nehmen und hatte nur ein paar unbedeutende Kratzer abbekommen. Jetzt lachen wir ueber die Pannen aber das haette auch dumm ausgehen koennen. Die Fischerei war leider auch nicht sehr erfolgreich gelaufen; zumindest im Vergleich zu vorherigen Trips und was wir uns so ausgemalt hatten. Aber wir waren in einer zauberhaften Wasserwelt gewesen und hatten eine tolle Unterkunft und Verpflegung gehabt. Und die Gesellschaft war sowieso erste Klasse gewesen. Ich moechte die Tour nicht verpasst haben!


    23.7.2021; Barkley Sound, Tag 3 Cont.


    Kurz vor dem Eingang zur Lagune mit der Lodge hatte Dave noch ein Riff erspaeht, dass unser letzter Versuch heute sein sollte. Der Fels kam von 70 bis auf 10m hoch. Wir driftete erst hoch und dann direkt ueber die Spitze. Ich hatte hier mal wieder einen besseren Biss und brachte einen Ling hoch. Als er in Sicht kam, sagte ich zu Dave: “Schade, der wir knapp nicht Mass haben.”. Waehrend ich so auf den Fisch etwa 1 m unter dem Boot starrte, kam auf einmal ein grosser Schatten von unten. Ein grosser Ling! Und der schoss auf meinen gehakten Ling zu als wollte er ihn ohne Umstaende verschlingen! Ich rief Dave und hiess ihm sofort seinen Pilker neben meinem Fang einzulassen. Aber bis Dave hochgekurbelt und zu meiner Bootsseite gekommen war, war der grosse Ling schon wieder abgetaucht. Dave versuchte es aber er kam nicht wieder. Ich hakte meinen 64cm Ling frei und wir setzten nochmal zum Anfang der Drift an. Dave montierte nun einen Riesengummifisch – wenn der Ling einen ueber 60 cm Artgefaehrten verschlingen wollte, musste er ja wohl auf grosse Beute stehen! Ich schaetzte den Ling auf ueber 10 Pfund.


    Wir waren ungefaehr an der Stelle wo ich den Grossen gesehen hatte, da ging Dave’s Rute in die Knie und Schur raste von seiner Rolle, Das war er! Nach und nach gewann Dave Schnur und dann kam der grosse Rachen nach oben. Ja, das war der Bursche und ich schlug ihm das Eisen in den Kopf und hievte ihn ins Boot. Jawoll! Das war ein klasse Abschluss des Tages! An der Lodgewaage zeigte er 13 Pfund. Da kann man nicht meckern.


    Nach und nach kamen die anderen Boote zurueck. Glenn schmiss gleich eine zerbrochene Rute auf den Dock. Aergerlich – das war eine seiner teuren Stoerruten. An einem Haenger explodiert, sagte er nur. Ich meinte noch, wenn das heute der einzige Ausfall und Verlust war, dann waere das ja unser bester Tag bisher. Nee, Glenn berichtete das sie auch einen Downriggergeschirrverlust hatten; Blei, Clip, Montage….alles abgerissen. Ok, ich wollte gar nicht mehr wissen. Der Trip ist verhext. Ein fantastischer Luxus war es keine Fische versorgen zu muessen. Nur kurz das Boot saeubern, auftanken und dann zum angerichteten Dinner auftauchen. Paradiesisch! Dave’s Ling war mit Abstand der groesste Fisch heute von allen unseren Booten. Das war nicht ok! Da muss am letzten Morgen noch was Besseres gehen!


    24.7.2021; Tag 3


    Der Plan fuer den 3. Tag war einfach: an Wind und Wellen abgelegenen Stellen Fische finden! Frueh morgens sollte es windmaessig noch gehen aber ab 11:00 Uhr sollte es draussen kacheln. Nach dem Fruehstueck ging es runter zu den Booten. Die Guides nahmen auch gerade ihre Gaeste mit; in ihren 10m Booten wollten sie trotz des WIndes heute noch zur Big Bank rausduesen; 40 km vor der Kueste. Das ist 1.5h Anfahrt gegen die Wellen und Duenung – das kann auch in einem grossen Boot keinen Spass mehr machen. Was Leute fuer Fische alles tun!


    Dave und Carl hatten sich einen Tipp fuer die erste Angelstelle geholt. Angeblich sollten bei Flemming Island, eine der vielen Inseln einer ganzen Inselkette mitten im Barkley Sound, gestern ein paar grosse Chinooks gefangen worden sein. Das lag geschuetzt etwa 20 Minuten von der Lodge weg. Da wollten wir alle zuerst mal hin. Unsere 4-teilige Bootsflotte war noch keine 5 Minuten unterwegs, da blieb Glenn’s Boot stehen. Irgendwie lief der Motor nicht ueber 4000 U/min. Nach einer Weile fuhr er weiter, nur eben nicht sehr schnell. Das war aber auch gar nicht noetig denn jetzt kamen wir in dichten Nebel. Carl mit seinem Radar fuhr vorne weg und Jerrod mit seinem Radar als Letzter hinterher. So kamen wir sicher an der Inselkette an.


    Schau’ mal einer an, hier schleppten doch tatsaechlich schon zwei Charterboote aus Bamfield. Da musste der Tipp wohl gestimmt haben. Ich setzte uns dicht vor die felsige Kante und wir schleppten erwartungsfroh noch im halben Dunkel und Nebel unsere Koederfische dicht am Grund in nur 20m Tiefe. Dave wurde aufgeregt wegen etlicher Fischsicheln auf dem Echolot. Bald bekamen wir zu spueren woher die stammten. Erst ruckte Dave’s Rute los, Sekunden spaeter meine. Wieder nur Kleinlachs. Einer nach dem anderen. Auch die anderen Boote schuettelten einige dieser Plagegeister ab. Die Guides hatten bald genug und verschwanden im Nebel. Aber wir sahen auch einige richtig grosse Sicheln auf dem Echo und wir wollten noch nicht aufgeben. Aber Dave und ich hatten nun beide einen Blinker dran – bei $1,50 pro Anchovie Koederfisch wuerde diese Kleinlachsfischerei uns ja ein Vermoegen kosten.


    Carl funkte eben, dass er zur naechsten Insel weiterschleppen wollte und Jerrod und Glenn stimmten zu. Da loeste ploetzlich meine Rute hart aus – direkt schon aus dem Clip. Nanu? Das schaffte sonst keiner der kleinen Biester. Als ich die Rute noch zoegerlich und halbherzig aus dem Rutenhalter holte, wurde mir ploetzlich die Rute fast aus der Hand gerissen. Aha! Das ist ein richtiger Fisch! Der Fisch ruckte ein paar Mal kraeftig aber wollte noch keine Schnur nehmen. War es vielleicht nur ein foul-gehakter Kleinlachs? Aber wenn die Rucke Kopfstoesse gewesen waren, dann war das ein grosser Lachs. Er nahm immer noch keine Schnur aber ich konnte auch keine Kurbelumdrehung gewinnen; der Fisch stand fest. Dave war noch unschluessig und liess erstmal seine Rute noch drin und schleppte auch weiter. Aber dann, ploetzlich kam Leben in den Drill und nun heulte meine Rolle los und im Nu waren 50 m Schnur weg. Jawoll! EIn Grosser!


    Dave raeumte jetzt hektisch das Deck ab und drehte den Motor runter. Mittlerweile blieb der Fisch mal kurz stehen und ich konnte ein paar Kurbelumdrehungen gewinnen. Ich war sehr bedacht darauf unbedingt Druck auf der Schnur zu halten – der Blinker hatte nur einen Einzel-Schonhaken. Eine Sekunde schlapp und der Bursche ist weg! Jetzt raste er wieder los. Mensch, das war eine Freude mal wieder so einen sportlichen Fisch zu drillen! Und der erste richtige Grossfisch am Band auf dieser Tour. Jetzt machte er wieder Pause und ich kurbelte dagegen. Ein kraeftiger Ruck folgte, mein Herz blieb stehen…. Ich kurbelte nun wie wild aber konnte keinen Widerstand mehr finden. Der Fisch war weg. Dave und ich schauten uns enttaeuscht an. So ein Pech! Endlich, nach so langer Zeit und so viel Kleingemuese, hatten wir den ersten Grossfisch dran und dann schlaegt der sich los. Und ich hatte wirklich nichts falsch gemacht. Einfach nur Pech.


    Dave funkte den Anderen zu, dass wir es nun noch etwas laenger hier probieren wuerden. Wo einer war mussten doch noch mehr sein! Beflissen setzten wir beide Ruten wieder ein und arbeiteten die Bisstelle ab; von allen Richtungen, tief und flach und mit verschiedenen Koedern. Nur wieder Kleinkram. Nach einer weiteren Stunde hatten wir genug und gaben uns geschlagen. Was nun? Die 3 anderen Boote fingen meist nur Kleinkram vor Diana Island aber es waeren wohl hin und wieder mal ein 5-6 Pfuender dabei. Nee, damit waeren wir nicht zufrieden. Ich schlug vor zu versuchen bis zu Glenn’s gestriger Heilbuttstelle zu kommen. Vielleicht war es jetzt noch nicht zu rauh an der Aussenkueste. Dave war ok damit. So duesten wir ab, dem offenen Pazifik entgegen. Mein Motor hatte wieder seine Aussetzer was super unangenehm war wenn man nicht sass oder sich festkrallte. Vollkommen aus dem Blauen setzte er ploetzlich fuer einen Bruchteil einer Sekunde aus und man flog fast durch die WIndschutzscheibe. Danach lief er wieder tadellos. Sehr nervig.


    Im Sound war das Wasser noch sehr ruhig. Als wir der Aussenkante naeher kamen, schwappte schon eine kurzfrequentige Duenung rein. Das ging noch wenn man etwas langsamer fuhr. Als wir dann um die letzte Schaere herumbogen, sahen wir die wahren Bedingungen. Hier war schon eine 1m Welle auf der Duenung obendrauf. Nach 15 Minuten in diesen Mist hineinkrachen, hatte ich genug. Wir muessten mindestens noch 20 Minuten davon erdulden um zur Heilbuttstelle zu kommen. Wir hatten dazu keine Lust mehr. So studierten wir die Untergrundverhaeltnisse hier vor Ort und fanden eine schoene sandige Delle zwischen steinigen Huegeln. Und mit 75m Tiefe sah diese Delle buttverdaechtig aus. EInfach mal probieren, dachten wir. Ich setzte uns windauf an den Anfangspunkt und nun schob uns der Wind perfekt durch die Delle und dann den felsigen Hang wieder hoch. Dort mussten wir auf Haenger aufpassen. In der sandigen Delle nicht.


    Wir liessen unsere Heilbuttgeschuetze mit Hering bestueckt runter und harrten der Dinge. Im Sand ging gar nichts aber als wir in die Steine kamen, bissen regelmaessig Felsenbarsche und untermassige Lings. Dave behielt ein paar der brauchbaren Felsenbarsche. Leider war hier kein Butt unterwegs. Der Wind nahm weiter zu und am Ende unserer Drift holten wir ein und ich fuhr uns wieder zwischen die Schaeren in den Windschutz. Dann pilken wir eben auf Ling Cod! WIr steuerten vielversprechende Kanten an und mussten aber auch immer sehen, dass der Wind uns nicht zu schnell wegtrieb. Dave suchte sich eine neue Stelle aus und ich nahm meine Spinnrute mit einem 100g Pilker. Hier war es nur 20-30m tief und die Drift ok. Da riss es mir die Rutenspitze ins Wasser und sofort lief Schnur von der Rolle.



    Oha, der war besser als die etlichen Felsenbarsche oder Babylings davor! Es machte einen Riesenspass einen ordentlichen Fisch an dem leichten Geschirr zu drillen. Dave wartete schon mit dem Gaff. Dann kam ein zaehnestarrendes Maul zur Oberflaeche; Ling. Aber hatte er die 65 cm? Wir waren uns nicht ganz sicher und so kescherte Dave den Fisch und wir vermassen ihn im Boot. 68cm, das war ein Keeper. Na endlich! Mit neuem Eifer wiederholten wir die Drift noch ein paar Mal. Dave behielt wieder ein paar Felsenbarsche wenn sie gute Groessen hatten. Dann am tiefen Ende der Drift bekam ich wieder einen brachialen Biss auf meinen kleinen Pilker. Die Rute war voll gebogen und der Fische machte 2 lange Fluchten bevor er aufgab. Wieder ein Ling und diesmal noch groesser! Den mussten wir nicht mehr messen – Dave nagelte ihm das Gaff durch den Kopf: 73 cm. So langsam fuellte sich die Fischkiste.


    Dann sahen wir ploetzlich Graham neben uns auftauchen. Er hatte vor Bamfield am Morgen einen ordentlichen Chinook von 17 Pfund gefangen aber dann kamen dort die Wellen voll rein. So war er hierhergekommen um im WIndschutz Bodenfische zu jagen. Einen guten Riecher hatte der Kerl! Wir fuhren aber bald weiter immer Richtung Lodge zu und klapperten noch etliche Stellen auf Pilkfische ab. Es gab hier zwischen den vielen Inseln herrliche Buchten, Straende und kleine Passagen. FIsche gab es auch genug, nur nicht sehr grosse. Ein paar ordentliche Schollen pilkte ich und bei jeder sagte ich, dass ich die vorherige haette behalten sollen, dann haette sich das Mitnehmen gelohnt. So liess ich wohl 4 oder 5 schoene fette Schollen wieder frei. Einmal liess ich den Pilker runter und schon nach paar Sekunden stoppte die Schnur. Verdutzt schaute ich auf’s Echo – es war hier 30m tief und der Pilker haette noch eine Weile weiter fallen muessen. Ich kurbelte auf Spannung und nun riss es ungeduldig an der Rute. Und der Fisch sausste hin und her – gar nicht grundfischtypisch. “Ich schaetze ein kleiner Lachs.”, sagte ich zu Dave. Und recht hatte ich; ein etwa 5 pfuendiger Chinook kam ans Boot. Der durfte auch wieder schwimmen.


    23.7. 2021; Barkley Sound; Tag 2


    Frueh um 5:00 Uhr gings raus aus den Feder und zum gedeckten Fruehstueckstisch. Was fuer ein ungewohnter Luxus! Auch wenn das Fruehstueck einfach war und etwas hinter dem Niveau des Abendmahles zurueckblieb. Zum Mittag bekam man einen Sandwich und etliche kleinere Snacks eingepackt. Heute sollte der windstillste Tag werden und die einzige Chance offshore zu kommen; falls wir das wollten. Wir wollten erst die aeusseren Schaeren nach Lachs abklappern bevor wir teures Benzin verpulverten.


    Es war ein Genuss ueber den ruhigen morgendlichen Fjord zu fahren. Alle 4 im Konvoi – bis Jerrod liegenblieb und Motorprobleme meldete. Na toll. Waehrend er herumbastelte fingen wir an zu schleppen. Ein Kleinlachs nach dem anderen. Wie gestern. Dave und ich fuhren bald weiter zu den aeusseren Inselchen und Klippen. Wieder nur Kleinkram. Aber es musste doch auch mal eine Gruppe groessere Lachse geben! In einer weiteren Bucht loeste ploetzlich meine Rute gleich aus und ich fuehlte eine Sekunde einen besseren Widerstand. Dann war der Fisch weg. Mist! Aber wenigstens ein Zeichen eines groesseren Fisches. Wir zogen nun Runde um Runde in der Bucht und luden auch die Jalopy und Grisworlds dazu ein. Dave fing auch tatsaechlich einen um die 5-6 Pfund aber das war noch zu klein fuer uns. Dave wollte seine Truhe fuellen und mit einem Trip-Limit von 4 Chinooks sollten die schon mindestens zweistellig sein.


    Jetzt waren wir schon an der wilden Aussenkueste der Schaeren. Aber es war bis auf eine kleine Duenung Ententeich heute. Dann hakte Dave endlich einen etwas besseren Fisch. Jetzt bloss keinen Fehler! Ich steuerte uns etwas von den unmittelbaren Felsklippen weg und sackte dann den etwa 8 pfuendigen Chinook ein. Ok, auch nicht zweistellig aber irgendwann mussten wir ja mal anfangen was mitzunehmen! Wir meldeten den kleinen Erfolg zum Rest der Flotte. Jerrod war noch tief im Fjord. Sein Motor lief zwar wieder, aber er traute sich nicht allzuweit weg von der Lodge. Glenn auf der Grisworld wollte jetzt Buttangeln vor den Schaeren. Carl gesellte sich zu uns und wir versuchten noch weitere groessere Lachse zu fangen. Wieder nur Kleinkram.


    Da bekamen wir einen Funkspruch von einem Freund der mit seinem 5.5m Boot in Bamfield war und gerne mit uns zur ersten Offshore-Bank fahren wuerde. Carl und ich waren dabei. Glenn wollte an seiner Buttstelle bleiben. So duesten wir zur anderen Seite der Fjordmuendung um uns mit Graham zu treffen. Unterwegs fing mein Motor an zu muckern. Setzte momentartig aus um dann wieder fehlerfrei zu laufen. Sehr komisch! Dreck im Benzin? Ein kurzer Check brachte nichts. Hoffentlich ging das vorbei. Dann kamen wir an zwei fressenden oder spielenden Buckelwalen vorbei. Da Carl hinter mir fuhr, kamen die beiden bei ihm ganz dicht an beiden Seiten des Bootes hoch. Schon bisschen zu nah; meiner Meinung nach. Aber schon cool. Dann trafen wir Graham, der hier heute Morgen schon einen schoenen 16 Pfund Chinook und zwei 8-pfuendige Cohos gefangen hatte. Aha, auf der hiesigen Seite des Fjordes waren wohl die groesseren Fische. Gut zu wissen.


    Dann fuhren wir im Tandem zur 7 Mile Bank, auf der mein Sohn Ricardo vor paar Jahren mal einen 80-pfuendigen Butt erwischt hatte. Die Fahrt war etwas kabbelig gegen die Duenung aber gut machbar. Ich hatte nur Angst um Carl’s Bootsdach, dass wir mit Duct Tape und Kabelbinder nur behelfsmaessig festgetackert hatten. Aber es hielt. Wir wollten zuerst Lachs probieren. Ich setzte meine Rute mit Squidimitat bei 70m Tiefe bis auf den Boden um Chinook und/oder Butt zu haken. Dave angelte flacher und war im Nu am Fisch. Der erste Fisch riss gleich etwas Schnur ab und tanzte fast mehr ueber Wasser. Coho! Und ein schoener – so 7 Pfund. Ging mit. Dave nahm gleich seinen Flasher ab und montierte einen Grossblinker. Und jetzt begann das Chaos! Dave brachte es kaum noch fertig, seine Schnur in den Downriggerclip zu stecken bevor der naechste Coho ihm schon die Schnur aus der Hand riss. Verlor er einen Fisch im Drill – was haeufig vorkam, hatte er Sekunden spaeter gleich wieder einen am Band. Die Kerle schnappten sich den an der Oberflaeche schleifenden Blinker. Dave hatte einen Heidenspass.


    Wir konnten zu zweit 4 Cohos behalten und Dave hatte das Limit bald zusammen. Alle so zwischen 6 – 8 Pfund. Aber wahre Kraftpakete. Da bei mir tief nichts ging, wollte ich auch ein bisschen Spass haben und kopierte Dave’s Geschirr und dann rappelte es auch an meiner Rute. Nach einer reichlichen Stunde taten uns die Arme weh. Carl und Graham’s Crews hatten den selben Spass. Graham fand zwischen den Cohos sogar 2 mittlere Chinooks. Sieh mal einer an! Dann wollte ich mal Heilbutt versuchen und fand uns eine unebene Stelle auf der Bank. Wir drifteten mit ganzen Heringen an den Haken umher. Graham hatte zuerst Glueck und sein Kumpel war in einen epischen Drill verwickelt. Nach bestimmt 10 Minuten sahen wir endlich eine Harpune zustechen und dann einen fetten Butt ueber die Bordwand schluepfen. 50 Pfund! Die beiden jubelten. Bei uns tat sich nichts. Dann rief Carl ueber Funk, dass eine seiner Batterien platt und die andere angeschlagen waeren – irgendwie waere seine Lichtmaschine ausgefallen. Waass? Dann sollten wir nicht mehr zu lange hier draussen bleiben. Carl wollte aber erst ein bisschen am Schleppmotor schleppen um so die Batterie wieder genug zu laden um den grossen Motor starten zu koennen. Ok.


    Ich schleppte wieder tief – immer noch auf Chinook und Butt hoffend, und Dave spielte wieder mit den Cohos – die dicht und hungrig vor Ort waren. Bei mir ging gar nichts. Nach einer Stunde packten wir ein und fuhren wieder vor die Kueste. Graham verabschiedete sich mit einer uebervollen Fischkiste. Er hatte abgeraeumt! Vor den Schaeren nahmen wir Kontakt mit der Grisworld auf. Die hatten auch 2 Butte im Boot! Ha, schau mal einer an! Der Stoermeister kann auch Butt! Wir gesellten uns dazu und liessen unsere Grundruten ein. Da! Ein Tapp, noch einer an meiner Rute und ich ruckte an. Widerstand, aber nicht buttypisch. Ein grosser Red Snapper (Yellow Eye Rockfish) kam hoch. Super grell orange, super cool anzusehen. Aber leider geschont. Als ich ihn gerade an meinem Felsenbarschherablassgeraet wieder zum Grund befoerderte, riss es ploetzlich an meiner zweiten Heringrute. Die Rutenspitze wippte schwer bis zum Wasser. So schnell wie ich konnte legte ich das Geschirr in meiner Hand zur Seite und sprang zur wippenden Rute und kurbelte hart rein. Etwas Schweres blieb haengen. Yesss! Endlich, ein ordentlicher Fisch! Ich fummelte die Rute aus dem Halter und wollte gerade in Kampfstellung gehen als der Widerstand nachliess. Waaaassss? Nein!!! Ich kurbelte wie ein Wahnsinniger aber der Fisch war weg. Ich liess schnell wieder runter, vielleicht biss er nochmal. Nichts. Vergeigt!


    Aber wenn ein Butt beisst, kommt oft noch mehr. Die anderen Boote hatten uns beobachtet und wussten das auch. So angelten wir noch eine Stunde konzentriert weiter aber bis auf ein paar kleinere Felsenbarsche konnten wir alle 3 Boote nichts mehr landen. Der Hunger und die Aussicht auf das feine Abendmahl trieb uns heimwaerts zur Lodge. Ich gab zuletzt auf als schon etwas Nebel und Nieselregen aufkam. Das bildete einen Regen-Nebelbogen ueber Land, den wir so auch noch nie gesehen hatte. Verrueckt! Mit wehen Gefuehlen verliessen wir die Stelle, wissend, dass wir bei den vorhergesagten Winden die naechsten 2 Tage wohl kaum nochmal hierherkommen konnten. Schade.


    Als ich angedockt mit Jerrod sprach, zeigte er ploetzlich auf meinen kleinen Schleppmotor. “Ist was? Was ist denn mit Deiner Steuerverbindung zwischen grossem und kleinem Motor passiert?” Tatsaechlich! Die Edelstahlhalterung der Verbindungsstange war abgebrochen und hing nur noch an einem Faden. Wow. Glueck, dass ich das nicht verloren hatte waehrend der Fahrt. Aber unreparierbar fuer den Rest des Trips und so wuerden wir nun wie Glenn auch mit dem grossen Motor schleppen muessen. Was fuer einen Anhaeufung an Havarien!



    22.7.-25.7. 2021; Barkley Sound; Tag 1


    Ich bin leider 2 Wochen hinterher mit meinen Berichten. 10 Mann Crew und 4 Boote machten sich am 21.7. auf zum Barkley Sound an der Westkueste Vancouver Island’s. Wir fuhren alle zusammen ueber Land bis nach Port Alberni um von dort aus zum Eagle Nook Resort im Fjord per Boot aufzubrechen. Die Lodge ist nur per Wasser oder Luft erreichbar.


    Carl mit seiner Jalopy, Jerrod mit seiner MyTyee und Glenn mit seiner Grisworlds slippten in Port Alberni im Fluss waehrend ich beschloss noch 15 Minuten auf der Schotterstrecke bis zur China Creek Marina am Fjord zu fahren. Ich habe mal die Shitshow an der Alberni Bootsrampe bei Ebbe und starker Flusstroemung gesehen. Nein Danke. Ausserdem kam mir der Anhaenger/Autoparkplatz an der China Creek Marina sicherer vor als tagelang in downtown Alberni.


    Ich hatte zeitmaessig gedraengelt damit ich spaetestens um 10:00 Uhr auf dem Wasser war. Im Sommer blaest jeden Tag gegen Mittag ein haesslicher Wind den engen Port Alberni Fjord hoch, der die 1 stuendige Fahrt gegen die Wellen sehr unangenehm machen kann. Und ich hatte recht, wir waren vor den anderen 3 Booten durch den Fjord durch bevor es etwas schnoddrig wurde. Der Rest der Flotte wurde in Alberni aufgehalten und hatte eine Stunde spaeter schon arg zu kaempfen. Wir fischten da schon gemuetlich im weitlaeufigen Barkley Sound am bekannten Swale Rock. Ross war noch mit Dave und mir auf MaxWaldi – aber nur fuer heute Nachmittag, dann wuerde er fuer den Rest des Trips zu Carl auf die Jalopy wechseln.


    Dave und Ross liessen erwartungsvoll Blinker und Gummisquid an ihren Ruten in Wasser und dann schleppte ich uns vor der kleinen Felsinsel an der Scharkante entlang. Es dauerte nur 1 oder 2 Minuten und Dave sprang auf und hieb an. Kleinlachs! Danach Ross. Danach wieder Dave. Einer nach dem Anderen. Alles kleine Chinooks zwischen 30 und 50 cm. Das wurde laestig und ich zog unsere Bahn weiter in die naechste Bucht. Dort war nichts mehr. Da wir seit 4:00 Uhr wach waren und ab 14:00 Uhr uns die Lodge offenstand, wollten wir heute nur bis 15:00 Uhr angeln und dann einchecken. Ein Stuendchen blieb uns noch und wir beschlossen zu pilken. Ich fuhr uns an ein paar steile Kanten und Unterwasserberge und Dave und Ross liessen ihre Pilker hinab.


    Hier stellte sich Ross als geschickter heraus denn er fing einen Grundfisch nach dem Anderen waehrend Dave mit einem grossen Gummifisch kaum Glueck hatte. Einmal riss der Fisch schon etwas Schnur von Ross’ leichter Pilkrute – aha, der war wohl etwas besser!? Wie vermutet kam ein Ling Cod nach oben – aber ob der das Mass von 65 cm hatte? War knapp. Das Massband musste raus und blieb bei 64 cm stehen. Knapper geht’s nicht. Naja, da sollten wohl noch bessere Gelegenheiten kommen. Oder?


    Dann checkten wir ein und liessen uns in unsere Zimmer und Bootsliegeplaetze einweisen. Die Lodge hat eine Kapazitaet von etwa 30 Gaesten. Vielleicht ein paar mehr. Die meisten kommen fuer ein All-Inclusive Paket mit Guide und aller Verpflegung. Allerdings kann man auch sein eigenes Boot mitbringen und das Erlebnispacket selbst gestalten. Wir hatten Doppelzimmer und Vollpension gebucht. Boote und Angeln hatten wir selber. Macht auch mehr Spass die Fische alleine zu finden und zu ueberlisten – auch wenn dabei weniger als mit einem Profiguide heraussprang. Aber ganz unbekannt war uns der Barkley Sound nicht durch vorherige Trips nach Bamfield – auf der anderen Seite des Sounds.


    Die Lodge lag toll auf einer schmalen Landbruecke und hatte daher auf 2 Seiten Meeresfront. Die Doppelzimmer waren sehr grosszuegig und sauber. Fast schon zu luxurioes fuer eine Horde Angler. Nur einen Kuehlschrank vermissten wir. Nicht fuer den Fang – der wurde von der Resortbelegschaft versorgt, verpackt und gefroren – auch so ein Wahlservice. Fuer unser Bier und andere Getraenke, Snacks und Koederfische. Aber wir hatten Kuehlboxen und konnten die jeden Tag an der Eismaschine nachladen. Ausserdem gab es wohl Wanderpfade zu einsamen Buchten und Straenden vom Resort aus. Auch konnte man sich Paddleboards oder Kayaks einfach ausleihen. Die Lodge lag super geschuetzt in einer Lagune. Wir haetten den Eingang zur Lagune ohne GPS nicht gefunden. Ein perfektes Piratenversteck – den Eingang sieht man wirklich nur wenn man direkt davor steht.


    Den ersten Abend liessen wir nach einige ersten Bootsreparaturen ruhig an Land ausklingen. Abendessen war fantastisch! Jerrod’s MyTyee hatte schon bis zur Lodge abgeschleppt werden muessen weil unterwegs sein Anlasser versagte. Die Grisworlds hatte keinen funktionstuechtigen Schlepp-und Notmotor da Jason den 9.9 HP Motor falsch herum im Pickup gelagert hatte und das Motoroel intern alles verklebt hatte (Vergaser). Und Carl’s Jalopy hatte bei der nierenverdraengenden Holperfahrt durch den Alberni-Fjord fast sein Dach verloren nachdem die 2 Hauptstuetzen an der Schweissnaht gebrochen waren. Das fing ja toll an – und sollte fein so weiter gehen!


    17.7.2021; East Sooke


    Da habe ich es nun endlich mal an einem Wochenende in meinem Heimrevier auf’s Meer geschafft. Samstag war der Wind ruhig und die Buckellachse sollten ziehen. Ausserdem war mit ein paar Coho zu rechnen. Chinooks auch, aber die sind im Moment hier geschont und muessen wieder zurueckgesetzt werden. Keiner meiner beiden Soehne hatte Zeit und keiner meiner Angelkumpels wollte schon so frueh aus dem Bett. So machte ich eine Solotour nach East Sooke. Ich wollte das Boot nochmal ordentlich durchtesten bevor wir am Mittwoch unseren Maennertrip an den Barkley Sound an der Westkueste antraten.


    4:00 Uhr aus den Federn und 5:30 war ich an der Marina. Noch kaum Betrieb und so war ich kurz vor 6:00 Uhr schon mit 2 Ruten im Wasser an der Trap Shack vor dem East Sooke Park. Mit 2 anderen Booten zog ich dort meine Schleifen dicht an den Kelpguerteln entlang, in der Hoffnung auf einen grossen Chinook; aber auch jegliches anderes Schuppenvieh war willkommen. Ein Blinker und ein Squidimitat sollten es richten. Da ruckte die eine Rute los; Anschlag und ordentlicher Widerstand. Jetzt war wieder Multi-Tasking angesagt. Ein Hand in der Naehe des Lenkrades da ich dicht an den Klippen war, ein Auge immer ringsherum, ein Finger an der Motorsteuerung und der Rest an der Rute. Der Fisch setzte zu einer Flucht an – dann ein Ruck – weg. Mist! Schnell setzte ich das Geschirr wieder ein.


    Jetzt wusste ich wenigsten, dass zumindest ein beisswilliger Fisch da war. Hoffentlich noch mehr. 2-3 Runden passierte nichts, dann ein Schlag in der anderen Rute. Ich sprang hin, ruckte an, Widerstand – wollte mich gerade zum Drill bequehm machen – weg. “Gibt’s doch nicht!” Dann eine halbe Stunde nichts mehr. Auch auf den anderen beiden Booten in der Naehe sah es ruhig aus. Nun liess ich die Ebbstroemung mich mal ueber das Trap Shack Riff druecken. Hier stand oftmals der Fisch. Aber es war auch unangenehm schuckelig hier. Da riss die Squidrute aus dem Clip und die Rutespitze wippte bis unter die Wasseroberflaeche. Etwas bange zog ich dagegen – fuehlt sich gut an. Ein paar Mal wollte der Fisch ein kleines Stueck Schnur nehmen – aber es konnte kein Riese sein. Nach paar Minuten hatte ich den Fisch ans Boot herangeholt und sah ein Silberpaket aus der Tiefe auftauchen. Ein feiner Coho von vielleicht 7-8 Pfund!


    Als er neben dem Boot war, began der Coho nochmal zu toben. Ich hatte schon das Vorfach in der Hand um an der kurzen Leine zu bestimmen, ob er markiert oder nicht war. Endlich hielt der Fisch mal eine Sekunde inne und ich sah die intakte Fettflosse. Schade. Schnell hakte ich ihn ab und er sausste davon. Ich textete meinem Boss, der heute auch hier angeln wollte. Er war mit seinem Kumpel unterwegs und kam gerade aus der Marina. Sie wollten gleich etwas weiter raus um Buckellachse (Pinks) zu jagen. Als dann nach etwa 20 Minuten die erste Fangbestaetigung meines Bosses kam, stellte ich meine Koeder auf pinke Gummikoeder um und fuhr weiter raus und Richtung Secretary Island gen West. Dort sah ich schon Dutzende Boote herumduempeln.


    Dann ging es ploetzlich ganz schnell. Eine Rute ruckelte los und waehrend ich einen Fisch drillte, zog die 2. Rute auch noch ab. Was soll ich sagen, ich verlor beide Fische – den zweiten direkt neben dem Boot als ich hinter mich nach dem Kescher griff. Ich wollte heute schon gerne mein Limit von 4 Pinks mitnehmen – die Raeuchertonne winkte! Also schnell die Ruten wieder rein. Und ich war jetzt im Schwarm. Es ging Schlag auf Schlag. Pinks, ein paar kleinere Cohos und auch kleine Shaker dazwischen. Ich kam nicht mehr dazu mich mal hinzusetzen. Ich rehabilitierte auch meinen Anglerruf und landete mehrere Doppelbisse. Ich liess alle kleinen Cohos und Shakers frei und auch einige Pinks die mir etwas klein vorkamen. Wenigstens 4-5 Pfund sollten sie auf den Rippen haben. 3 Keeper hob ich einfach am Vorfach ins Boot um mir das Gefummel mit dem Kescher zu ersparen.

    Ich wartete jetzt nur noch auf den 4. groesseren Pink. Bei einem wurde ich fast schwach aber zoegerte zu lange als er neben dem Boot lag und schwupps hatte er sich selbst befreit. Und wie es nun kommen musste, war jetzt auf einmal Beissstille.


    Ich hatte den Schwarm verloren und konnte ihn auch nicht mehr wiederfinden. Ich war nun fast vor Secretary Island angekommen. Mein Boss und Kumpel hatten ihr Limit und fuhren schon wieder heim. Ich beschloss einfach die 5 km mit der Flut zurueck zu schleppen. Das wuerde reichlich eine Stunde dauern und das sollte doch genug Zeit sein um den letzten Keeper zu fangen. Ich verbuchte 2 oder 3 Bisse die aber nicht haengenblieben und befuerchtete schon ich muesste mit nur 3 Fischen nach Hause gehen. Kurz vor Schluss rissen dann ploetzlich beide Ruten gleichzeitig runter. Wow! Ich griff mir die, die am meisten wippte und drillten einen feisten Fisch heran. Der sprang und waelzte sich wie ein Wilder. Ich sah, dass der so um 5 Pfund herum war. Ca. 10m hinter dem Boot liess ich ihn erstmal mit weicher Bremse im Rutenhalter stecken und schnappte mir die andere tanzende Rute. Auch dieser machte einen wilden Tanz. Als ich den am Boot hatte, sah ich, dass es ein etwa 5 pfuendiges Maennchen war. Der andere war ein Weibchen. Also schwuppte ich den Mann ins Boot und packte ihn auf Eis und liess lieber das Weib frei um fuer Nachwuchs zu sorgen. Dann packte ich zufrieden ein. Die Blamage noch mal vermieden.


    Am Schlachttisch war viel los. Ein Guide neben mir filletierte einen schoenen vielleicht 60 pfuendigen Butt und einen feisten 18 Pfund Chinook. Sein Gast hatte ihn in der winzigen, einzigen Stelle vor der Marina gefangen, an der die Entnahme von Chinooks erlaubt war. Fragt bitte nicht wie das Sinn macht aber so verrueckt sind die Regeln hier mittlerweile. Vielleicht versuche ich es an dieser kleinen Stelle das naechste Mal auch mal. Scheint ja doch zu gehen – hin und wieder zumindest. Jetzt geht’s an’s Raeuchern!




    Vielen Dank für die paar Minuten Urlaub, immer wieder schön zu lesen und vor allem zu sehen. Schade finde ich, dass die Bilder nur noch angehängt sind und nicht mehr in den Beitrag eingebunden. Aber ich denke, das liegt an der neuen Software, oder ?

    Das ist aber komisch. Fuer mich erscheinen die Bilder als Vollbild eingefuegt. Und ich habe beim Einstellen darauf geachtet alle Bilder in Originalgroesse einzufuegen. Bist Du angemeldet wenn Du das anschaust? Vielleicht sieht man die Vollbilder nur wenn man angemeldet ist?


    Uebrigens habe ich festgetellt, dass die neue Software mich nun die alten Berichte bearbeiten laesst. So wollte ich die verschwundenen Fotos nachreichen. Aber da die neue Software nur 10000 Zeichen pro Beitrag zulaesst und viele meiner Berichte darueberhinausgehen, kann ich die alten Berichte nun doch nicht mehr bearbeiten weil sich der bearbeitete Bericht dann nicht mehr speichern laesst, es sei denn ich loesche Teile vom Text.

    1.7.2021; Nootka Sound – Tag 4


    Cont.


    Und bald kamen auch die Bisse. Und wie! Erst war Alexander’s Rute vollkrumm. Leider stieg der Fisch wieder aus. Aber da meldete schon Ricardo Fischkontakt. Ein Rochen kam hoch. Nun Alex wieder. Auch Rochen. Dann stoehnte Alec auf – nach beherztem Drill kam ein schoener 15 pfuendiger Ling Cod hoch. Wir machten nur kurz ein Foto und liessen den Fisch wieder frei. Ich wollte nur noch den letzten Heilbutt mitnehmen – ich hatte ja schon wieder 1,5h Filetieren und Verpacken vor mir! Ich zog das Boot wieder auf die Untiefe zurueck, die Leinen gingen runter – Ricardo’s Rute krumm. Der Fisch klopfte – konnte ein Heilbutt sein. Alec meldete auch schweren Fischkontakt – der nahm Schnur! Und wie es kommen musste nun hakte Alexander auch was Grosses. Alle 3 Ruten krumm! Wahnsinn! Ricardo brachte einen kleinen vielleicht 10 pfuendigen Butt hoch. Alec’s Fisch sah auch nach Butt aus und wahrscheinlich groesser. Wir brauchten einen bis 90 cm. Hm, was nun. Ich kescherte Ricardo’s Butt und hiess ihm festzuhalten. Inzwischen hatte Alexander seinen Widersacher nach oben gehievt – grosser Rochen. Ich hakte ihn schnell ab und dann kam schon Alec’s Fisch hoch. Butt! Groesser als Ricardos. Aber unter 90? Wird knapp. Einen lebenden Butt im Wasser zu messen – geht kaum. Ich schaute mir den Umriss genau an und sagte dann bestimmt: “Das passt!”. Ricardo schaute mich unglaeubig an – wirklich? Ohne zu messen?


    Ich war mir ziemlich sicher und so versank Alex die Harpunenspitze im Butt. Ich schlug ihn ab, blutete ihn aus und vertaeute ihn und brachte ihn dann an Bord. Spannende Stille als ich das Massband anlegte und Ricardo ablas: 87 cm. Na also! Geht doch! Optimal! Wir klatschten uns freudig ab. Das war eine Angelei hier! Die Jungs wollten noch die Lachsstuecke an ihren Haken verangeln und dann wollten wir Schluss machen. Denen wurden die Arme schon lang! Und was soll ich sagen, sie fingen noch ein paar Rochen und einen kleinen Butt. Durften alle wieder schwimmen. Dann packten wir hochzufrieden ein.


    Ein wunderschoener 4-taegiger Trip an den Nootka Sounds ging leider wieder zu Ende. Erfolgreich geangelt und gefangen; besonders das Pilken im Flachen war wie von einem anderen Stern dieses Mal. Lachsfischen war auch ok, aber nicht berauschend. Der Wind hatte besser mitgespielt als in den vergangenen Jahren. Und ich hatte viel Spass mit meinen 3 Jungs gehabt – etwas was mir immer wertvoller zu werden scheint und etwas was ich in vollen Zuegen geniesse. Wieder ein Abenteuer der Sonderklasse – Nootka enttaeuscht nicht und ist immer eine Reise wert. Jedes Mal etwas anders und nie langweilig, aber immer besonders und lohnend.