Beiträge von cohosalmon

    1.9. 2025; Sooke


    Der zweite und letzte Tag mit Sven und Konstantin stand an. Obwohl wir gestern nicht schlecht gefangen hatten, wuenschte ich mir noch eine Steigerung. Vorallem hoffte ich auf wenigstens einen Grosschinook der Konstantin mal so richtig alles abverlangte. Und ab heute, erster September, durfte man auch wieder 2 Chinooks in allen Groessen behalten. Aber ob noch welche da waren, war die grosse Frage!


    Wieder slippten wir bei Sunny Shores und wieder ging die Krabbenfalle ins Wasser; diesmal flacher als die letzten Tage. Irgendwo musste doch der Pascha im Harem sein. Dann duesten wir aus dem Sooke Inlet raus. Die Flut war nun schon einiges nach hinten verschoben seitdem ich Freitag angefangen hatte zu angeln. Jetzt hatten wir schon eine Stunde Ebbe am Morgen bevor die Flut auch nur anfing. Und so machte es wenig Sinn schon jetzt vor Secretary Island zu fahren wo die Lachse normalerweise erst bei Flut vorbeikamen. Und so beschloss ich die erste Stunde in der Trap Shack Bucht zu verbringen. Da sollte doch was gehen. So dachten auch ein paar andere Boote und wir gesellten uns dazu. Aber es passierte erstmal nichts. Ploetzlich dachte ich ein grosser Fisch waere in der Naehe gesprungen. Aber dann sah ich einen Delfin der an der Oberflaeche spielte. Dann ein Zweiter. Sven und Konstantin waren begeistert und als ob die beiden Delfine eine Show fuer die beiden vorbereitet haetten, kamen sie an unser Boot heran und spielten, jagten sich vor und unter dem Boot durch, sprangen mehrfach voll aus dem Wasser und einmal klatschte der eine anhaltend mit der Schwanzflosse auf der Oberflaeche zu uns zu. Unglaublich! Eine bessere Delfinshow haette kein Meereszoo einstudieren koennen. Das waren Whitesided Dolphins die ich schon paar Mal dicht am Boot hatte ueber die Jahre aber so eine Spielshow hatte ich auch noch nicht erlebt!


    Aber das Angeln blieb erfolglos – ok, fast erfolglos. Einmal ruckelte eine Rute und Konstantin brachte etwas zum Boot. Einen kleinen Yelloweye Rockfish, hier auch Red Snapper genannt. Zwar nichts Brauchbares aber er freute sich ueber dieses farbenpraechtige Exemplar einer neuen Fischart. Der Fisch brauchte dann eine ganze Weile bis er wieder abtauchen konnte – ich dachte schon der Adler wuerde sich ihn holen aber er berappelte sich noch schnell genug. Als die Flut einsetzte und wir immer noch keinen vernuenftigen Biss gehabt hatten, liess ich uns mit der Flut zum Beechey Head weiter oestlich treiben. Die 2-3 km Distanz zur Trap Shack Bucht hatten wir im Nu hinter uns. Dort drehten wir einige Runden aber es bissen nur wieder ein paar Mini-Cohos. Ich wollte schon die Stelle aufgeben als ich wieder etwas neben dem Boot herumschwirren sah; ich konnte es gar nicht glauben, aber die Delfine waren uns auch hierher gefolgt! Und schwirrten und spielten wieder voellig ausgelassen um uns herum. Unfassbar! Wir waren ein Delfinmagnet aber dafuer Fischverschrecker!


    Schon etwas unruhig, packten wir bald wieder ein und ich fuhr uns wieder westlich vor Secretary Island. Irgendwo muss doch mal ein dummer Lachs sein! Hier hakten Sven und Konstantin dann auch 2 oder 3 Pinks und Cohos und wieder eine Menge Mini-Cohos. Es sah schon wie ein unproduktiver Tag aus, aber ich wollte noch nicht aufgeben und fuhr zu einer Stelle die manchmal super Faenge produziert, meist waehrend der Flut, aber manchmal auch fischlos ist. Aber ich wollte es mal probieren. Inzwischen hatte sich der leichte Wind auch ganz gelegt und das Wasser war schoen glatt und ruhig. Die zwei Downriggerruten gingen wieder auf Tiefe und ich hatte sogar noch eine dritte Rute in der Mitte ausgelegt, die mit einer Tauchscheibe einen Blinker auf paar Meter tiefer brachte. Die Platzwahl stellte sich sofort als ein Volltreffer heraus. Es rappelte nun alle paar Minuten an einer oder manchmal auch an zwei Ruten gleichzeitig. Konstantin hatte alle Haende voll und Sven hin und wieder auch wenn es Doppelbisse gab. Auch die Fischgroessen stimmten! Konstantin fing richtig schoene Cohos und ein paar fette Pinks. Besonders die Drills an der Mittelrute, an der kein Flasher vor dem Blinker montiert war, waren vom Feinsten. Ohne Flasher konnten die Cohos voll Gas geben und auch springen. Die Kerle gaben auch neben dem Boot noch lange nicht auf und machten das Ganze zu einem Heidenspass! Aber wo war denn mal ein Grosschinook!? Ich schlug Konstantin mal vor die eine Rute bis auf 40 m runterzulassen. Vielleicht waren ein paar Chinooks unter den Cohos? Keine 5 Minuten spaeter ruckte diese tiefe Rute kurz an und loeste gleich aus. Waehrend Konstantin die Rute aus dem Rutenhalter zu holen versuchte, riss der Fisch ihm fast die Rute aus der Hand. Aha, das war ein Grosser! Endlich! Jetzt galt es! Ich spornte Konstantin an; “Jetzt kannst Du zeigen was Du seit gestern gelernt hast! Gib’ alles! Das ist Dein Kapitaler!”. Der Lachs nahm erst einmal richtig Schnur von der Rolle. Konstantin liess ihn gut ziehen und stellte die Bremse gut ein. Sven und ich holten die anderen beiden Ruten ein und auch die beiden Downriggergewichte. So war kein Hinderniss mehr am Boot. Inzwischen gewann Konstantin Schnur zurueck – der Fisch schien auf’s Boot zuzuschwimmen. Ich gab etwas Gas um ihm zu helfen die Spannung zu halten. Bis jetzt alles gut!


    Dann zog der Lachs wieder brachial auf und davon. “Das ist ein richtig Guter!” meinte ich. Sven filmte Konstantin’s Drill. Dann sah ich einen Ruck an der Rute… “kurbeln!” rief ich und gab gleichzeitig Gas. Weg, einfach weg. Ach, das war eine Enttaeuschung! Jetzt hatte endlich mal einer der noch ziehenden Grossen zugeschnappt aber dann geht der auch wieder ab! Man konnte die Enttaeuschung in Konstantin’s Gesicht sehen. Das waere die Kroenung gewesen! Ich sagte ihm immer wieder das er nichts falsch gemacht hatte; er hatte den Lachs absolut perfekt gedrillt. Aber man kann beim Trolling eben nicht beeinflussen wo und wie der Haken haengt und Fische gehen immer mal wieder verloren. Gehoert dazu, leider. Aber wir hatten noch eine Stunde und vielleicht kam ja noch einer!


    Die beiden fingen noch ein paar schoene Cohos und auch noch ein oder zwei Pinks. Dann sah ich auf einmal ein Whale Watching Boot in unserer Naehe anhalten. Nanu, sollte sich etwa ein Wal hier herumtreiben. Ich schaute mich um und ploetzlich sah ich eine Flosse 30 m vor unserem Boot, dann noch eine und noch eine…. Ein ganzer Pott Orcas kam direkt auf uns zu! Sven schnappte sich sein Handy und filmte wie 6 oder 7 Orcase dicht neben und fast schon unter unserem Boot durchschwammen. Was fuer eine coole Show. Ich war auch fasziniert. Ploetzlich sah ich Konstantin aufspringen und zur Steuerbordrute hinhechten. Fish on, und der nahm gleich Schnur. Fuer einen Moment spielte ich mit dem Gedanken ob sich etwa ein Orca in der Schnur verfangen hatte. Aber schnell verwarf ich den Gedanken – wusste ich doch das das mit den sensiblen Orcas nie passiert und Konstantin’s Koerpersprache verhiess auch eher einen 15 pfuendiger Lachs als den viertoennigen Orca. Aber unfassbar, da beisste ein Chinook genau wenn die Orcas drumherum sind! Sven und ich mussten uns von den Orcas losreissen und Konstantin beim Drill helfen. Alle anderen Ruten und Downrigger raus und ihn anfeuern. Er machte das wieder klasse und ich betete innerlich das dieser Fisch haengenblieb. Konstantin parierte die Fluchten sehr gut und gab dann richtig Gas und machte Druck wenn der Fisch stehenblieb.


    Bald sahen wir den Silberbrocken, noch tief hinter dem Boot auftauchen. Kein Riese aber ein guter Fisch. Bis in die Haarspitzen war Konstantin konzentriert und sagte auch kein Wort. Sven gab ihm hier und da Tipps und Konstantin wechselte mehrfach die Bootsseite. Langsam bekam er seinen Gegner muede. Als er mal wieder ruhig neben dem Boot stand aber noch ueber einen Meter tief war, hiess ich Konstantin zurueckzutreten und dann kraeftig hochzuziehen. Jetzt kam der Kerl zur Oberflaeche und ich sackte ihn im Kescher ein. Jaaawollll! Wir yahooten los und klatschten uns ab als ich den Fisch ins Boot brachte. Ein schoener Kerl, vielleicht so 13 Pfund schwer. Sven entschied ueberraschend das der Fisch nun doch tatsaechlich mit nach Deutschland kaeme. Also versorgte Konstantin ihn fachmaennisch und dann schoss ein stolzer Papa Sven ein paar Fotos von dem gluecklichen Faenger und fast noch gluecklicherem Skipper! Mann, was fuer eine Erloesung! Der Junge hatte sich den Fisch aber sowas von verdient! Und er war auch sichtlich stolz darauf. Voellig zurecht. Und das mitten in den Orcas. Gibt’s denn sowas!? Wir fischten noch ein paar Minuten weiter aber ich weiss gar nicht ob wir noch was Weiteres gefangen hatten – der Hoehepunkt war erreicht und eigentlich konnte jetzt nichts mehr kommen das das Erlebnis toppen koennte. Bald packten wir dann stolz und zufrieden zusammen. Nach dem langsamen Start heute Morgen hatte dann am Ende alles und noch mehr geklappt. Fantastisch. Und soll ich Euch was sagen? Als wir die Krabbenfalle hochholten waren neben 12 Weibern auch ein grosses Maennchen dabei und ich konnte endlich eine Krabbe mit nach Hause nehmen! Alles richtig gemacht heute!


    31.8. 2025; Sooke cont...


    Weil wir einige Lachse um uns herum springen sahen, machte Konstantin seine Fliegenrute fertig und Sven haengte eine pinke Lachsfliege ans Vorfach. Das Ganze schleppen wir nun hinten durch die Mitte des Bootes raus. Die Fliege fluppte dann so 10 m hinter dem Boot an der Oberflaeche herum. Und ploetzlich riss es auch richtig hart an der Fliegenrute und Konstantin liess alles fallen und liegen und sprang hin. Inzwischen schraubte sich schon ein richtig fetter Coho bestimmt einen ganzen Meter aus dem Wasser und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Whoaa, jetzt wuerde ein richtiger Tanz an der Fliegenrute beginnen, dachte ich! Aber leider hatte der Coho im Sprung den Haken irgendwie abgeschuettelt. Schade! Der waere sicher ueber 10 Pfund gegangen. Vielleicht kam ja noch einer an die Overflaeche. Aber nun fanden die Moewen die Fliege und attackierten sie staendig. Ich hatte Angst das eine Moewe am Haken haengenbleiben wuerde und machte eine beschwerte Fliege dran die vielleicht 1-2 m tief lief. Daran hatten wir aber kaum noch Action.


    Dafuer gingen aber immer noch regelmaessig Pinks oder Cohos auf die Downriggerruten und Konstantin hatte Spass an den Drills. Wir liessen alle Lachse wieder frei. Ein grosser Chinook wollte heute aber nicht anbeissen. Aber eine Kuriositaet sollte noch kommen; nach einem beherzten Biss kam ein seltsames Wesen an die Oberflaeche. Wir schauten uns fragend an was das wohl waere. Sven kurbelte es heran – eine Tauchente! Die war doch tatsaechlich 20 m tief getaucht und hatte sich unseren Kunstkoeder geschnappt! Gluecklicherweise hing der Haken nur lose im Fluegel und ich konnte den Vogel schnell befreien. Sachen gibt’s! Am fuehen Nachmittag machten wir dann Schluss. Ich wollte heute der ganzen deutschen Gesellschaft ein grosses Fischgelage liefern und musste noch einiges vorbereiten und natuerlich das Boot saeubern und entsalzen. In der Krabbenfalle fanden wir wieder nur Weiber. Das gibt es doch nicht! Waren die Maennchen ausgestorben!? Vielleicht muessten wir es morgen mal flacher probieren.


    31.8. 2025; Sooke


    Der dritte Tag meines Angelmarathons stand an. Diesmal hatte ich Sven und seinen 12 jaehrigen Sohn Konstantin mit auf dem Boot. Die beiden hatten schon eine grosse Reise entlang der Kueste vom Festland BC und Vancouver Island hinter sich. Sven hatte mich schon vor Monaten mal angeschrieben und nach Ratschlaegen gefragt, wie er seinen Sohn an einen oder noch besser mehrere Lachse kriegen koennte. Ich hatte ihm fuer die Saison passend ein paar Tipps und Vorschlaege gemacht und die beiden dann natuerlich auch auf mein Boot zum Meeresangeln eingeladen. Dafuer bot sich das lange Wochenende Ende August an, fuer das wir 2 Tage Lachsangeln vor Sooke ausgemacht hatten.


    Auf ihrer 3 woechigen Reise vorher erlebten die beiden viel und sahen spektakulaere Ecken dieser Kueste. Sven schickte mir einen Link zu einem Reise-Blog auf einer mir bis dahin unbekannten Reise App (Find Penguins) mit welcher ich deren Reisefortschritt, Abenteuer und auch Angelerfolg klasse verfolgen konnte. Leider stellte sich die Lachsangelei an Fluessen und Baechen als sehr schwierig heraus. Einmal war es noch sehr trocken und viele Fluesse hatten noch zu wenig und zu warmes Wasser als das die Lachse da hineinziehen koennten. Und an dem Nordinselfluss auf den ich gewettet haette das sie was fangen, dort stellte sich heraus, dass die Elterngeneration der Pinks vor zwei Jahren wegen Duerre nicht zum Laichen gekommen waren und daher die diesjaehrige Generation praktisch ausfiel. Das wusste ich auch nicht. Statt Lachs fing Konstantin an der Cluxewe Muendung mit grosser Ausdauer fette Seeskorpione und einen Dolly Varden Saibling. Einen Pink hatte er wohl kurz an der Fliege dran gehabt, aber der schlug sich wieder los. Dann hatten sie noch Pech das eines ihrer Ziele an der Westkueste wegen Waldbraenden nicht erreichbar war. Am Campbell und Quinsam River fingen die beiden dann aber endlich ihre ersten Lachse, auch wenn sie der Schwarzbaer hin und wieder von ihrer Stelle vertrieb.


    Waehrend die beiden so durch die Kuestenwaelder zogen, rappelte es hier vor Victoria so richtig im Meer und ich wuenschte die ganze Zeit die beiden waeren zuerst zu mir gekommen. In der Woche vor ihrer Ankunft nahmen dann die Fangerfolge auf den hiessigen Booten merklich ab und die zwei Touren mit Christian und Gabriel bestaetigten den abnehmenden Trend. Aber ich war mir sicher das wir zumindest Etwas fangen wuerden. Verwoehnt von Massenfaengen waren die beiden ja nicht auf ihrer bisherigen Tour. Aber das bestaetigte wieder was ich immer wieder sage wenn mich Touristenangler kontaktieren: Lachse fangen ist nicht einfach. Im Gegenteil, fuer Touristen ohne Boot und einem kurzem Zeitfenster ist Lachse fangen eine sehr komplizierte und unberechenbare Aufgabe. Das haengt erst einmal von der Saison ab – Lachse sind fuer Touristen natuerlich am leichtesten im Suesswasser erreichbar. Aber dort sind sie eben nur eine kurze Zeit im Jahr und dieses Zeitfenster ist von Fluss zu Fluss verschieden – von Regen/Wasserstand aber auch von der Lachsart abhaengig. Und selbst in wasserstandsregulierten Systemen wie dem Campbell River koennen die Lachse mal ein Jahr 2 Wochen frueher oder spaeter in den Fluss kommen. Solche zeitlichen Aenderungen koennen durch Bedingungen im Pazifik verursacht werden, die keiner der besten Wissenschaftler auf dem Schirm hat. Damit wird eine Flussangelreise immer zu einem Gluecksspiel. Und ausser Lachsen sind in den meisten naehrstoffarmen Kuestenfluessen und Baechen nicht viele andere lohnenswerte Angelziele.


    Und selbst wenn man die Aufstiegszeit der Lachse gluecklich abgepasst hat, ist das Lachse fangen im Fluss zum Teil aeusserst frustrierend und gewoehnungsbeduerftig. Wie die meisten von Euch wissen, fressen Lachse nicht mehr im Fluss. Damit sind die ganzen Fangstrategien die sonst fuer alle Angelarten gelten – Nahrung imitieren, Fressverhalten lernen, naturgetreu anbieten etc – praktisch ungueltig fuer die Lachsangelei im Fluss. Man kann stundenlang vor einem Schwarm stehen und den Fischen alles in der Koederbox vor den Maeulern entlang fuehren und nichts. Kann einen verrueckt machen! Und dann, ploetzlich und voellig unergruendlich warum, schnappt dann einer zu. Reiner Reflex – oder Aggressionsbiss. Aber einige Angler haben da schon verzweifelt abgebrochen und aufgegeben. Es kann natuerlich auch mal anders gehen wenn ein frischer Schwarm vom Meer einzieht und viele aggressive Milchner dabei sind. Dann kann es auch mal Sternstunden mit Biss auf Biss geben. In der Regel ist das allerdings selten.


    Oder man verschreibt sich einer anderen Methode, die allerdings nicht Jedermann’s Geschmack ist; das ist das sogenannte Flossing. Damit spekuliert man ueberhaupt nicht mehr auf eine Bissreaktion des Lachses sondern laesst sein langes Vorfach so geschickt durch die Stroemung treiben, dass es sich im Maul der atmenden Lachse verfaengt und dann der durchgezogene Haken aussen am Maul haengenbleibt. Ist auch nicht einfach diese Technik zu meistern und es gehoert viel Geschick und Gewaesserkenntnis dazu. Allerdings hat das mit der traditionellen Idee einen Fisch zum Anbeissen zu verleiten nichts mehr zu tun. Eher verwandt mit dem Reissen eines Fisches – frueher kannte man das von der Skrei-Angelei in Norwegen oder in der Ostsee. Oder eben wie Jagen: an die Beute anschleichen, anpeilen und den Abzug druecken. Daher ist das Meeresangeln auf die noch fressenden Lachse generell einfacher wenn man denn ein Boot zur Verfuegung hat und gute Stellen kennt. Frueher gab es viele Bootsverleihe auf Vancouver Island die dieses Unterfangen fuer Touristen einfacher gemacht hatten. Jetzt kenne ich nur noch 2 Stellen mit Motorbootsverleih: Pedder Bay Marina vor Victoria und Moutcha Bay Resort im Nootka Sound. Letzteres nicht ganz billig, aber dafuer top Boote.


    Da Sven und Konstantin mit ihrem Camper auf einem Campingplatz in Sooke standen, verabredeten wir uns gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke. Nach einer kurzen Begruessung ging es gleich los. Wir legten noch die Krabbenfalle aus in der Hoffnung dem Krabbenkloster voller Nonnen hier tief im Sooke Inlet zu entgehen. Dann duesten wir vor Secretary Island wo es ja gestern ziemlich gut lief. Hoffnungsvoll liessen wir die zwei Schleppruten runter und ich erklaerte den beiden das Geraet und Bedienung. Und von da an brauchte ich mich auch im Prinzip nicht mehr darum kuemmern. Konstantin hatte das alles ganz schnell raus und bediente das Geraet bald wie ein Experte. Die ersten Bisse liessen aber auf sich warten. Gestern fing die Beisszeit ja auch erst tief in die Flut hinein an. Die ersten Zuppler kamen von Mini-Cohos. Konstantin war super konzentriert und kriegte die vorsichtigen Zupfer alle mit und rettete so wohl einigen der Winzlinge das Leben.


    Dann tauchte ploetzlich ein Buckelwal hinter dem Boot auf und schwamm dicht an unserem Boot vorbei Richtung offshore. Der war wohl auch auf Suche nach Futter und Action. Und so liess ich mich inspirieren und schleppte langsam auch in tiefere Gefilde. Erst eine ganze Weile spaeter und weiter draussen kam der erste richtige Biss und Konstantin drillte gekonnt seinen ersten Meereslachs ans Boot; ein Pink! Also ein paar davon waren also immer noch da. Ich wollte heute aber nur Fische mitnehmen die eventuell verletzt waren. Der hier liess sich prima wieder freilassen. Sven wollte auch keine Lachse behalten – sie waren ja schon am Ende ihrer Tour und er hatte nicht vor Lachs mit nach Deutschland zu nehmen.


    Nach diesem Anfang ging nun regelmaessig was auf unsere Koeder. Mal auf die flachere Rute, mal tiefer. Es war ein bunter Mix aus Cohos und Pinks oder kleinen Chinooks. Die Cohos zogen flach und waren aggressiv und rissen hart an den Ruten. Aber so richtig grosse Exemplare waren noch nicht dabei. Einmal half ich Konstantin sein Geschirr wieder einzubringen, da rappelte die andere Rute los und Sven schnappte sich die Rute. Der machte schon etwas mehr Alarm und sprang auch einmal. Als Sven ihn neben dem Boot hatte, sah ich das einer der Haken hinten im Kiemenbogen hing und eine Blutfahne herauszog. Ein banger Blick zur Fettflosse: Gott sei Dank, keine dran! Den konnten wir mitnehmen. Waere schade gewesen den wieder reinschmeissen zu muessen. Ein feiner vielleicht 8 pfuendiger Coho! Sven fuehlte sich ein bisschen schuldig das er den bisher groessten Lachs nun selber gefangen hatte. Aber Konstantin nahm es sportlich.


    30.8. 2025; East Sooke


    Heute fuhren Christian, Gabriel und ich zur Cheanuh Marina in East Sooke. So ganz traute ich Christian’s Wind App noch nicht – meine zeigten immer noch gut Wind fuer heute – seins kaum Wind. In der Beecher Bay in East Sooke konnte man sich immer noch gut vor dem Wind verstecken und auch innerhalb der Bucht den einen oder anderen Lachs abfassen. Aber das stellte sich als unnoetig heraus denn schon beim Krabbenfalleauslegen sahen wir nur ruhiges Meer vor uns. Ich fuhr uns ruckzuck vor Beechey Head, einer in die Juan de Fuca Strait einragende Felsnase, wo bei Flut immer wandernde Lachse vorbeizogen. Auf dem Weg sah Gabriel die Fontaene eines Buckelwals in der Ferne. Ich ueberlegte noch ob ich naeher heranfahren sollte fuer die beiden, aber vielleicht wuerde der Wal auch noch von selber naeher kommen und wir muessten nicht unseren Angelbeginn verspaeten. Wir setzten unsere beiden Schleppruten ein und harrten nun der Dinge. Es blieb erst einmal ruhig bis dann ein laestiger Schwarm Mini-Cohos durchzog und immer wieder unsere Koeder belaestigete. Ich war schon drauf und dran abzubrechen als die Blinkerrute ploetzlich ausloeste und sich tief verbog. Das war ein richtiger Fisch! Gabriel war sofort dabei und hieb nochmal kraeftig an. Dann raste der Fisch davon. Und was fuer eine Flucht der hinlegte! Im Nu waren 100m Schnur von der Rolle und Gabriel zog die Bremse fester. Ich winkte schon paar nahen Booten aufzupassen.


    Dann blieb der Fisch endlich stehen und Gabriel gewann etwas Schnur zurueck. Aber nach wenigen Sekunden kriegte der Fisch seinen zweiten Wind und zog wieder ab. Das musste ein Grosser sein! Ich holte alles Andere aus dem Wasser heraus um kein Hindernis im Wasser zu lassen. Wieder stoppte der Fisch und Gabriel begann zu kurbeln. Da sah ich einen Ruck in der Rute, ich gab Vollgas am Schleppmotor und hiess Gabriel zu kurbeln wie ein Besessener – alles umsonst, der Lachs war ausgestiegen. Das gibt’s doch nicht! So ein Pech. Gabriel war schon ein bisschen geknickt. Den haetten wir alle gerne mal gesehen. Schelmig meinte Christian nur was wir denn fuer einen Aufstand machten; war doch ganz einfach gewesen, gestern den Grossen zu landen! Gabriel schuettelte nur vielsagend den Kopf. Naja, weiter ging es. Wir blieben noch eine ganze Stunde in der Gegend aber ausser den Mini-Cohos ging nichts mehr. Komisch das die Pinks schon ganz verschwunden sein sollten? Letztes Wochenende konnte man sich nicht retten vor den Pinkbissen!?


    Christian meinte, vielleicht sollten wir vor die naechste Insel fahren die wir im Westen liegen sahen. Secretary Island? Auch ne gute Stelle bei Flut. Ok, sagte ich, “Wenn Du Experte ne Eingebung hast, muessen wir der folgen!”. Schwupps war alles eingepackt und 10 Minuten spaeter stoppten wir bei der Insel vor der Insel. Ein paar Boote waren da auch unterwegs und einer schien auch gerade im Drill. Schon mal gutes Zeichen. Ich machte noch einen Dummy Flasher an die eine Seite um noch mehr Aufmerksamkeit auf unser Boot zu ziehen und dann fingen wir an eine Acht-Schleife vor der Insel zu ziehen. Und es dauerte nicht lange bis der erste Biss kam. Gabriel war gleich dabei und drillte einen feisten Gegner. Er stellte sich als feiner Coho raus. Ein Blick auf die Fettflosse – keine dran! Klasse, ein keeper! Schnell schaufelte ich den Kerl in den Kescher. Feiner Fisch! Und dann ging es munter weiter und wir nickten versoehnlich zu Christian dessen Anfaengergluecksriecher uns hierhergefuehrt hatte. Der naechste Coho – etwas kleiner, aber wieder markiert. Ging auch mit. Dann mal ein Pink. Der schwamm bald wieder. Und so ging das Beisen im Viertelstundentakt weiter – fast abwechselnd mal ein Pink und dann wieder ein Coho. Hin und wieder auch mal ein kleinerer Chinook von der gleichen Groessenordnung wie die Pinks und Cohos. Interessanterweise waren die meisten Cohos markiert heute. Da musste ein Stamm aus einem Fluss mit Hatchery gerade durchziehen. So eine Quote hat man selten!


    Auch Christian durfte nun hin und wieder mal an eine Rute. Wir hatten auch ein paar Doppelbisse konnten aber niemals beide landen. Viele gingen im Drill wieder verloren. War aber eine unterhaltsame und spassmachende Angelei und Gabriel insbesondere war voll in seinem Element. Er hatte jetzt auch das ganze Geraet voll im Griff. Aber wir brauchten noch einen guten Chinook fuer das Sonntagsmahl. Der fehlte uns noch in der Sammlung. Und dann war es ploetzlich soweit. Ein Biss wie eigentlich jeder zuvor aber beim Anschlag zog es ploetzlich Gabriel fast die Rute aus der Hand. Aha, jetzt galt es! Vollkonzentriert drillte Gabriel diesen Lachs. Ich machte das Boot wieder landungsklar und half hin und wieder mit dem Motor die Spannung an der Schnur zu wahren. Den duerfen wir nicht verlieren und hoffentlich war er nicht wieder zu gross. Gluecklicherweise waren gerade weit und breit keine anderen Boote im Weg und so konnte Gabriel den Fisch rennen lassen. Der Fish zog nicht so weit wie der heute Morgen aber machte auch ordentlich Radau. Nach einiger Zeit sahen wir ihn hinter dem Boot kreuzen. Ein schoener Teener, genau was ich fuer Sonntag brauchte!


    Noch ein paar bange Momente als er das nun sehr langsam dahintuckernde Boot ueberholen wollte und unter dem Boot durchschwamm. Gabriel parierte aber allen Finessen und schon bei der ersten Bootsanaeherung sackte ich ihn ein. Geschafft! Gewonnen! Ich schwuppte den Brocken ins Boot und wir drei freuten uns ueber diesen schoenen 14-15 Pfuender. 76 cm und damit legal, klasse! Jetzt war auch Gabriel gluecklich und ueber seinen schmerzhaften Verlust von heute Morgen hinweg. Relaxt angelten wir noch ein Stuendchen weiter. Es passierte nicht mehr viel. Es waren eben nur noch vereinzelte Chinooks unterwegs. Ich war froh das wir noch einen erwischt hatten und wuenschte ein paar kaemen noch nach, denn ich hatte morgen und uebermorgen noch weitere hoffende Gaeste.


    In der Krabbenfalle waren wieder alles nur Weiber. Was war denn da los? Am Schlachttisch von Cheanuh Marina war noch gut Betrieb – meist Coho und Pinks, Chinooks wurden rar. Christian und Gabriel hatten ihren Spass die Fischreste den wartenden Robben hinzuwerfen und zuzugucken wie die sich darum balgten. Alles in Allem, zwei gelungene und erfolgreiche Angeltage.


    29.8. 2025; Victoria


    Ein viertaegiger Angelmarathon stand bei mir am letzten Wochenende an. Die Familie eines alten Schulfreundes kam ein paar Tage zu uns. Mein Freund Christian war schon vormals hier in Victoria gewesen und hatte auch damals schon gerne mit mir geangelt obwohl er eigentlich kein richtiger Angler ist. Aber er segelt gerne, ist gerne auf dem Wasser und hat immer dieses unbeschreibliche Anfaengerglueck beim Angeln! Sein 24 jaehriger Stiefsohn Gabriel dagegen ist ein Vollblutangler und war total heiss auf Lachsangeln. Und so hatte ich mir Freitag und Samstag freigemacht um die beiden mit raus aufs Meer zu nehmen. Ich verfolgte schon die ganze Woche die Windvorhersagen ganz genau und auch die Fangberichte der hiessigen Anglerkommune. Meine Windapps sagten windige Tage voraus und die Lachsdichte vor unserer Kueste nahm nun auch Tag fuer Tag ab. Die Sockeyes (Rotlachse) waren nun schon alle durch und auch wieder gesperrt. Die Pink nahmen wohl schon merklich ab und bei den Chinooks ueberwogen nun auch die weissfleischigen die aus den unteren Frasernebenfluessen Harrison, Chilliwack und dem Capilano River stammten. Diese grossen weissen Chinooks waren immer das Zeichen des Chinookrun Endes – danach kamen keine weiteren Chinookstaemme. Die Cohos duerften aber immer zahlreicher werden.


    Donnerstag Abend beschloss ich Christian und Gabriel ganz frueh morgens zur Victoria Waterfront mitzunehmen. Einmal sollte dort der Wind am wenigsten sein und ausserdem hatte ein Freund am Donnerstag Abend vor Sooke nur wenig Erfolg gehabt. Wir waren 5:30 Uhr an der Bootrampe und mussten uns sogar noch etwas Zeit lassen mit dem Losfahren weil es noch sehr dunkel war. Aber wir mussten auch nicht weit fahren sondern nur ein paar hundert Meter vor die Marina. Wir legten noch die Krabbenfalle aus und dann starteten wir das Angelabenteuer. Ich erklaerte vor allem Gabriel wie das ganze Geraet funktionierte und was zu erwarten waere.


    Keine 5 Minuten waren die Ruten fertig an den Downriggern eingehaengt, als die Backbordrute loswippte und ausloeste. Ich sprang sofort hin und hieb an und fuehlte guten Widerstand und drueckte die Rute dem voellig verdutzten Christian in die Hand. “Was soll ich jetzt machen?” fragte er noch unglaeubig aber der Fisch gab ihm schon die Antwort denn er riss schon ein gutes Stueck Schnur von der Rolle und Christian musste fest zupacken das ihm nicht die Rute aus der Hand gerissen wurde. Ich ermahnte ihn den Fisch schwimmen zu lassen und erst in die Kurbel zu greifen wenn er stehen blieb. Machte er auch gut und er hielt die Schnur stramm als der Fisch umdrehte. Dann kurbelte Christian den Fisch langsam heran. Noch eine kurze weitere Flucht aber sonst blieb der Fisch eigentlich sehr faul. Gabriel schaute sich dieses Schauspiel ganz aufgeregt an.


    Dann waelzte sich der Fisch einmal an der Oberflaeche und wir sahen das das ein richtig Grosser war. Jetzt nur keinen Fehler machen. Heimlich wuenschte ich Gabriel haette sich die Rute geschnappt – jetzt drillte der Nichtangler den vielleicht groessten Lachs auf meinem Boot dieses Jahr. Aber Christian machte das gut. Gabriel und ich hatten mitterweile alle Ruten und Downrigger aus dem Wasser geholt und unsere Bootsnachbarn im Halbdunkeln hatten auch mitgekriegt was los war und machten grosse Boegen um unser Boot um uns Platz zu geben. Der Fisch war jetzt dicht am Boot aber bockte noch und stand zu tief zum Keschern. Christian fing die kurzen Sprints gut auf und machte ordentlich Druck. Ich hatten den beiden eingeschaerft, dass sie die Lachse eher hart drillen sollten – das Risiko eines Fischverlusts durch zu viel Druck war wesentlich kleiner als das beim zu leicht drillen. Dann kam Christian’s Fisch ploetzlich zur Oberflaeche hoch aber ich dachte nicht er waere schon fertig und reif zur Landung aber dann war da eine Sekunde mit der Moeglichkeit und so steckte ich den Kescher blitzschnell vor den Kopf des Lachses und er erschrak und schoss direkt hinein. Haha, geschafft! Ueberlistet! Christian fragte noch unglaeubig ob ich ihn haette. Ich grinste ihn an; “Ein toller Fisch!”. Ich wusste schon, dass der hier weit ueber die noch bis 31.8. geltende Maximalgroesse von 80 cm (knapp 20 Pfund) ging. Den mussten wir wieder freilassen aber fuer ein Foto musste er noch kurz herhalten. Ich liess Christian die Haende nass machen und holte den Lachs aus dem Kescher und drueckte ihn in seine Haende. “Festhalten!” Voellig verbluefft und erstaunt ueber seinen grossen Fang stand er mit dem Fisch ein paar Sekunden da bis Gabriel ein paar Fotos geschossen hatte. Nur kurz bewunderten wir diesen Brocken und dann verschwand er schon wieder ueber die Bordwand. Jetzt wurde es laut und wir johlten und klatschten uns ab. Gabriel meinte das das wieder so typisch fuer Christian waere – keine Ahnung vom Angeln und trotzdem er fing wieder den Ausnahmefisch. Das war wohl schon auf einigen derer Urlaubstouren so gewesen. Ich gab ihm recht, dieser Chinook waere schwer zu toppen. Aber wir fingen ja gerade erst an!


    Inzwischen erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang – die Sonne blutrot durch einen feinen Schleier von Waldbrandrauch in der oberen Atmosphaere. Es war nun eine ganze Bootsflotte hier vor Ort und den Lachsen auf den Fersen. Aber wenn wir dachten das es nun nach unserem 5-Minuten Erfolg nur so krachte, dann hatten wir uns schoen getaeuscht. Die Lachse waren zickig. Einmal ruckte noch eine Rute los und Gabriel war diesmal zuerst an der Rute und brachte einen guten Pink ans Boot. Der ging mit denn wir wollten heute Abend Fisch essen. Dafuer sollte es aber mindestens noch einer der kleineren Arten sein. Und fuer das grosse Fischgelage am Sonntagabend brauchte ich noch einen etwa 15 Pfund schweren Chinook. Wir waren also nicht bloss zum Spass hier draussen!


    Nach dem Pink war dann aber absolut Beisspause. Auch keiner auf den vielen Nachbarbooten machte irgendwelche hektischen Anstalten. Irgendwann beschloss ich das hier abzubrechen und zur 5 km vor Victoria liegenden Constance Bank zu fahren. Da trieben sich immer paar Lachse herum und vielleicht hatten die noch Hunger. Nach 10 Minuten waren wir da. War ziemlich wellig dort, aber machbar. Zwei oder drei andere Boote schleppten schon in der Gegend. Die Flutstroemung war ziemlich stark und liess und nur langsam gegen die Stroemung voran kommen. Wir versuchten es erst ganz oberdrauf aber als da nichts ging zog ich uns zur Kante zum Tiefen hin. Dort bekamen wir einen Biss und Gabriel brachte nach kurzem Drill einen halbstarken Chinook zum Boot. Ein typischer 5 pfuendiger Fresslachs. Aber mit dem Pink zuvor koennte das fuer ein Fischmahl fuer 7 Leute ausreichen. Also ging der mit. Hoffnungsvoll schleppten wir weiter. Aber es kam nichts mehr und es wurde ziemlich rauh. Also packten wir wieder ein und fuhren vor einen anderen Kuestenabschnitt vor Victoria.


    Hier empfing uns wenigstens wieder glattes Wasser. Und es sollte sich auch fischmaessig wieder was tun. Kurz nach Einsetzen der Ruten riss die eine sofort aus dem Clip und Gabriel schnappte sich schnell die Rute. Das war was Besseres! Der nahm sogar ein bisschen Schnur. Nahe dem Boot katapultierte sich der Lachs auch noch einen Meter voll aus dem Wasser. Whooaa! Das musste ein Coho sein. Und richtig, als er dann erschoepft neben dem Boot lag, erkannten wir einen unmarkierten schoenen Coho, 7-8 Pfund, schon mit dem Ansatz einer Hakennase. Wir hakten den schoenen Fisch gleich im Wasser wieder ab. Klasse! Und keine 10 Minuten spaeter zog dann die andere Rute ab – auch ein guter Fisch. Auch der machte ordentlich Betrieb und stellte sich bald als ein besserer halbwuechsiger Chinook heraus. Der hatte schon so 8-9 Pfund auf dem Rippen – vielleicht haetten wir besser auf den hier gewartet statt den Kleineren von Constance Bank mitzunehmen. Naja, zu spaet jetzt. So durfte der auch wieder schwimmen. Wir fingen auch noch einen Pink und verpassen in den naechsten 1.5h noch mehrere Bisse. Es war wenigsten mal wieder Leben an den Ruten.


    Dann zog ich uns direkt an der Hafenmole entlang. Die Spaziergaenger und Touristen schauten uns gespannt zu und es waere schoen gewesen, denen einen Grossfischdrill vorzufuehren. Aber kein Lachs wollte mitspielen. Gabriel versuchte sogar mit der Pilkrute wenigstens einen Felsenbarsch oder Ling zu haken aber auch die waren nicht interessiert heute. Und so packten wir schliesslich ein. Eine Rute war noch draussen und dort riss es ploetzlich nochmal hart und loeste sofort den Clip aus. Bekam Gabriel noch seine Chance auf einen Grosschinook heute? Er schnappte sich die Rute und fuehlte noch eine Sekunde guten Widerstand aber dann war er auch schon wieder weg. Mist! Aber wir hatten ja noch morgen! Die Krabbenfalle hatte leider nur kleine und lauter Weiber drin. Schade!


    Von Freunden, die heute auch in Sooke angeln waren, erfuhr ich dann, dass es gar nicht windig gewesen waere. Seltsam, meine beiden sonst so verlaesslichen Wind-Apps hatten sich heute vertan. Die Wind-App von Christian, die er in Europa zum Segeln verwendete und auch Nordamerika abdeckte, stimmte genau. Und nach der sollten wir auch morgen in Sooke wenig Wind haben. Daher beschloss ich morgen wieder weiter nach Westen zu gehen.


    23.8. 2025; East Sooke


    Wahnsinn! Wirklich Wahnsinn, wieviele Lachse hier die letzten 2 Wochen an der Suedinsel vorbeiziehen! Sowas habe ich in den 23 Jahren hier noch nicht erlebt. Das gibt einem mal eine Idee wie das noch for 40 oder 50 Jahren hier normalerweise gewesen sein muss. Und selbst da war es schon nur noch ein Schatten im Vergleich zu den Vor-Kontakt Zeiten (so nennt man hier die Zeit vor der Ankuft der Weissen). Mein aelterer Angelfreund Gary erzaehlt mir manchmal Geschichten wie er in den 60ger Jahren als junger Spund mit seinem Vater hier Lachsangeln war. Das klang fuer mich immer wie Maerchen aus einer anderen Welt. Bis zu diesem Sommer. 27 Millionen Pinks, 15 Millionen Sockeye plus mehrere hundert tausend Chinooks und nochmal soviele Cohos. Spaeter kommen noch mehrere Millionen Chum. Irre.


    Und der Wind spielte die letzen zwei Wochen hier auch mit – letztes Wochenende war Kaiserwetter. Und daher musste ich Samstag auf’s Wasser. Leider sagte erst mein eingeplanter Freund ab und dann auch noch kurzfristig mein Arbeitskollege Shawn. Und so machte ich mal wieder eine Solotour. Mir war nur vor dem Slippen bange. Kein Wind, Lachs-Bonanza, Ferien und Wochenende – es wuerde Grosskampftag an den Bootsrampen sein. Um alleine dort kein Stress zu haben, beschloss ich ganz frueh zeitig schon auf dem Wasser zu sein. Notfalls wuerde ich am Dock noch etwas auf genuegend Tageslicht warten.


    Ich fuhr 4:30 zur Sooke Rampe am Prestige Hotel und muss sagen, dass ich keine Viertelstunde spaeter haette kommen sollen denn als ich den Anhaenger einparkte, kam ein Boot nach dem anderen zur Einfahrt herein. Es war um 5:20 Uhr gerade hell genug um langsam aus dem Hafen herauszutuckern. Als ich um dem schmalen Eingang zum Sooke Inlet kam und gerade Gas geben wollte, sah ich in der orangen Daemmerung ploetzlich Flossen auftauchen. Orcas! Ein Pod der Transient Orcas, der Robbenfresser, kam ganz dicht vorbei und schwamm dann dicht am Ufer entlang ostwaerts. Ich wartete mit abgeschaltetem Motor bis die 6 oder 7 Tiere vorbei waren und gab dann Gas. Ich wollte heute frueh an der Trap Shack fischen denn diese Bucht hielt bei Ebbe immer wartende Lachse, die dann bei Flut weiter Richtung Fraser River oder Puget Sound zogen.


    Die Bucht empfing mich mit einer magischen Lichtstimmung, mit der wilden, felsigen und bewaldeten Kueste am East Sooke Park auf der einen Seite und dem gewaltigen Olympic Gebirge auf der anderen Seite der Juan de Fuca Strait. Ich wollte gerade die Ruten einsetzen, da hoerte ich ein Haffen und Schnaufen. Hier kamen die Orcas wieder und diesmal direkt auf mich zu. Ich liess die Ruten ersteinmal liegen und schaut mir das Schauspiel an. Die Wale zogen gemaechlich direkt neben dem Boot vorbei. Ein grosser Bulle mit dem senkrechten Schwert war dabei und der kam so dicht ans Boot, dass ich ihn mit meiner Angelrute haette anstubsen koennen. Im Gegensatz zu den Buckel- oder Grauwalen sind die Orcas aber ganz umsichtig und verursachen eigentlich nie Zusammenstoesse oder Unfaelle mit Booten. Und so konnte ich diese nahe Begegnung ohne irgendwelche Sorgen geniessen. Toll!


    Man wuerde meinen, dass nachdem die Orcas durch eine Stelle durchgezogen waren, die Angelei fuer eine Weile futsch waere. Ist auch so wenn es die lachsfressenden Resident Orcas sind. Aber trotz des identischen Aussehens, koennen Lachse irgendwie unterscheiden was die Robbenfresser oder die Lachsfresser sind. Und so sprangen die Lachse heute froehlich weiter waehrend die Orcas durchzogen. Da ich viel Oberflaechenaktivitaet um mein Boot herum sah, holte ich mir ersteinmal die Spinnrute vom Dach und montierte einen pinken Pilker. Schon beim ersten Runterlassen sprang ein untermassiger Chinook dran. Beim dritten Wurf ein Pink. Machte Spass diese Lachspilkerei. Aber ich wollte heute nochmal ein oder zwei Grosschinooks drillen – zum Spass, und hoffte hauptsaechlich auf ein paar fette mittelgrosse Lachse fuer die Raeuchertonne. Grosse Pinks, Sockeye, Cohos oder mittlere Chinooks waeren perfekt.


    Was dann losging, als ich die Schleppruten im Wasser hatte, spottet jeder Beschreibung. Ich war non-stop auf den Beinen, von einer Rute zur anderen, Lachse drillen, abhaken oder einpacken. Manchmal biss es an beiden Ruten gleichzeitig und ich schaetzte ab, an welcher der groessere Fisch war und liess die andere Rute wuppen und Schnur nehmen. Es war herrlich und anstrengend zugleich. Zuerst waren wir nur 3 oder 4 Boote in der Bucht und man hatte Platz beim Drillen und Schleppen. Aber schnell kamen mehr Boote und eine Stunde spaeter waren schon vielleicht 40 Boote in der Gegend. Als Soloangler musste man nun nicht nur auf die Ruten und Fische achten, sondern auch immer das Steuerrad in Greifweite haben wenn man an den Ruten beschaeftigt war. Hier waren meine zweite Steuerstation am Heck und die Fernsteuerung des Schleppmotors Gold wert!


    Ein anderer Angler, der solo auf seinem Boot fischte, angelte nur noch mit einer Rute um den Stress zu lindern. Es war Wahnsinn, alle Boot fingen, ueberall High Fives, Kescher im Wasser, Ruten krumm oder Angler die vom Sitz aufsprangen. Ich behielt zuerst einen fetten Pink. Etliche weitere Pinks und kleine Chinooks liess ich wieder frei. Ich fischte mittlerweile eine Rute mit einem Riesenwobbler um die Pinks und kleineren Lachse auszusortieren und die Bissrate etwas zu reduzieren. Gelang auch, aber es kamen trotzdem hin und wieder Bisse am Wobbler, aber dann war es was Groesseres. Der erste Fisch an diesem Wobbler riss schon etwas Schnur von der Rolle und schraubte sich dann voll aus dem Wasser. Das musste ein Coho sein, die bekannt fuer ihre Akrobatik waren. War es auch und ein richtig Fetter mit Ansatz eines Laichhakens. Ich konnte gar nicht glauben, dass er sogar markiert war und so konnte ich ihn sogar behalten. Der naechste Biss war subtiler aber als ich den Haken setzte, ging die Post ab. Aha, Chinook!


    Der Fisch raste los und ich war etwas besorgt wegen der vielen Boote um mich herum. Ich war gerade voll im Zentrum der Bucht und hatte Boote in allen Richtungen um mich herum. Gluecklicherweise waren heute wohl groesstenteils kompetente Bootsfuehrer am Start denn alle machten freundlich einen Bogen um mein Boot. Ich drillte eine Weile und brachte dann einen feinen 17-18 Pfuender neben das Boot. Ich wollte den wieder freilassen – der war heute zu gross fuer mich. Als ich mich nach der Zange bueckte, schlug er sich auch schon vom Haken frei. Gut so. Dann hatte ich einen Biss an der Blinkerrute und drillte einen feisten Fisch. Als der neben dem Boot war, sah ich die blaeuliche Faerbung und die grossen Augen. Das war doch nicht etwa ein Sockeye? Ein kurzer Griff in das Maul – jupp, glatte Zunge. Schnell griff ich nach dem Kescher um ihn nicht noch jetzt zu verlieren und schaufelte ihn hinein. Der Haken kam im selben Moment frei. Brrr, Schwein gehabt! Ein wunderschoenes Tier, lang aber schlank. Schnell auf das Eis.


    Es ging weiter Schlag auf Schlag. Immer wieder Pinks, dann wieder einen schoenen Coho am Wobbler der auch wieder markiert war aber den ich diesmal wieder freiliess weil ich auf mehr Sockeyes hoffte. Aber von denen kam nichts mehr. Dann hatte ich mal wieder einen Chinook kurz dran der aber wieder austieg bevor ich ihn sehen konnte. Dann biss noch ein feister Chinook und ich drillte ihn aus. War ein Superspass. Der war so 13 Pfund und ich ueberlegte schon ihn mitzunehmen aber der Haken sass so perfekt im Maulwinkel so dass ich ihn unbeschadet freilassen konnte. Vielleicht kam doch noch ein Sockeye auf meine letzte freie Lizenzstelle. Nach 2,5h liess die Beisrate nun nach. Ich sah meinen Boss mit seinem Boot und er holte sich Tipps fuer heute ein. Ich machte noch eine Runde in der nun rappelvollen Bucht. Ich fing noch 2 Pinks und einen Shaker. Dann beschloss ich etwas weiter draussen vielleicht noch eine Sockeye Schule aufzutreiben. Dafuer machte ich nun Dummy Flasher an beide Downrigger und montierte ein kleines pinkes Shrimpimitat an einer der Ruten. Dann zog ich in 150 m tiefes Wasser. Fing hier und da noch einen Pink aber Sockeyes sollte ich keine mehr finden. Eine Stunde spaeter war ich hinter Secretary Island an einer Stelle an der ich normalerweise bei Flut immer gut fing. Es war jetzt erst das Ende der Ebbstroemung aber Lachse waren da. Leider auch viel Kraut und Treibgut was einen Solotroller das Leben richtig schwer machen kann. Aber hier kamen wieder viele Bisse und auf dem Echo konnte man ganze Trupps durchziehen sehen. Einige Pinks und ich vermute noch einen Chinook ganz kurz der aber den Haken ganz schnell wieder abschuettelte. Dann hatte ich ploetzlich einen richtigen Kaempfer am Band. Er konnte nicht sehr gross sein aber wollte partout nicht zum Boot. Als ich ihn endlich bezwungen hatte – schon wieder ein schoener, markierter Coho. Im Anbetracht, das es schon Richtung Mittag ging und ich ja schon fast 6h auf dem Wasser war und die Rampe bestimmt bald wieder voll wurde, nahm ich diesen Coho mit und machte dann auch Schluss. Es war auch etwas windig geworden. Ein guter Zeitpunkt zum Abbrechen.


    Und tatsaechlich war die Rampe schon rappelvoll und ich hatte etwa 10 Boote vor mir. Auch die Schlachttische waren voll belegt. Ich nahm die Fische gleich ganz mit nach Hause und filetierte sie dort in aller Ruhe. Eine feine Rutsche Lachs heute. Und auch wenn ich keinen Chinook behalten hatte, gefangen hatte ich sie und dadurch wieder einen Salmon Grand Slam! Mal sehen wer hier gut aufgepasst hat und die Lachse unten im Foto unterscheiden kann! Von oben nach unten. Die Filetstuecke sind in der gleichen Ordnung ausgelegt. Mal sehen ob das einer hinkriegt! 😊



    16.8. 2025; Sooke cont.


    Ich montierte eine kleine Flashfly die im Wasser wie ein Shrimp oder grosses Krill aussah – die Hauptbeute von Rotlachsen. Dave fischte einen kleinen Blinker. Und es dauerte nicht lange und meine Flashfly fand Gefallen. Wild riss es an meiner Rute und ich kaempfte mit einem athletischen und ausdauernden Fisch. War es ein Sockeye? Keine Punkte auf der Schwanzflosse – schon mal richtig aber dafuer einen silbernen Schein auf dem Schwanz: Coho! Und der war sogar markiert und eine gute Groesse! Klasse, der ging mit! Und damit war mein Tageslimit voll; ein Salmon Grand Slam! 4 verschiedene Lachsarten an einem Tag – und konnte sogar einen von jedem behalten, das war mir glaube ich noch nie gelungen; Chinook, Coho, Sockeye und Pink. Super cool! Ich konnte nun Dave sogar anschaulich mal die Unterschiedsmerkmale zwischen Coho und Sockeye zeigen – im Meer oft verwechselt. Beide ungefaehr die gleiche Groesse, blitzeblank silber, keine Punkte auf der Schwanzflosse (Coho manchmal ein paar wenige ganz oben am Schwanzrand), beide Arten zogen zur gleichen Zeit in gleichen Gebieten und fangbar an gleichem Geraet. Das beste Merkmal ist die Bezahnung und die Faerbung im Maul; Cohos haben eine schwarze Zunge und auch sonst ein ziemlich dunklen Rachen und scharfe Zaehne auf der Zunge. Sockeyes haben ein weisses oder leicht graues Maulinnere, helle Zunge und keine Zaehne auf der Zunge. Ich stecke dem Lachs dann kurz den Zeigefinger ins Maul und streife ueber die Zunge – wenn es sich glatt anfuehlt – Sockeye, bleibt man haengen: Coho. Wenn man sie so nebeneinander liegen sieht, merkt man, dass die Augen der Sockeyes viel groesser als die der Cohos sind aber wenn man nur ein Exemplar alleine neben dem Boot im Wasser sieht, ist das kein brauchbares Merkmal.


    Nach diesem Fang blieb meine Rute nicht mehr still. Es musste ein hungriger Cohoschwarm unserem Boot folgen denn sobald ich den Koeder wieder auf 17m Tiefe hatte, riss es die Schnur schon wieder aus dem Clip. Alle folgende Cohos unmarkiert und gingen natuerlich wieder zurueck. Dave fischte seinen Blinker etwas tiefer und hatte keine Cohobisse. Aber dafuer schnappte sich tatsaechlich noch ein Sockeye seinen Koeder. Damit hatte er auch sein Tageslimit; einen Chinook und 3 Sockeye. Neben uns spielten oder frassen ein paar Buckelwale um das Schauspiel noch komplett zu machen. Nach einer halben Stunde non-stop Action – vorallem an meiner Rute –machten wir Schluss damit und schleppten weiter zum Otter Point. Wir wollten einfach noch einen oder zwei Chinookdrills erleben. Es waren nicht mehr ganz so viele Boote an dieser Stelle. Wahrscheinlich war bald Einwiegefrist beim Derby und die Teilnehmer machten sich auf den Weg zur Cheanuh Marina, dem Austrageort.


    Am Otter Point hatte Dave wieder mehr Leben an seiner Rute und er fing erst noch einen herrlichen Rotlachs. Der war viel groesser als der Kleinste den er schon mitgenommen hatte. Schade fuer Dave aber Glueck fuer den Fisch. Und dann stieg tatsaechlich nochmal ein guter Chinook an Daves Koederfischsystem ein und er genoss den Drill einen vielleicht wieder 15 pfuendigen Fisches den er eh wieder freilassen wuerde. Der blieb natuerlich bis zum Ende haengen – bis Dave ihn mit der Zange erloeste. Klasse. Mehr kann man nicht verlangen oder wollen von einem Angeltag! Wir klatschten uns ab und nannten es Revenge fuer das magere Bamfieldfischen. Am Schlachttisch hatten wir beide ordentlich zu tun. Ich war wieder begeistert von der Fleischfarbe der Rotlachse. So ein herrlicher Fisch. Hoffentlich bekam ich nochmal eine Gelegenheit auf diese Kerle – naechstes Wochenende!


    16.8. 2025; Sooke


    Letzten Samstag ging es wieder raus auf’s Wasser! Leider konnte keiner meiner Soehne und auch zwei andere Freunde mit denen ich unbedingt mal wieder angeln gehen wollte, waren verhindert. So rief ich Dave an und nach dem mauen Barkley Sound Trip Resultat brauchte Dave noch Nachschub fuer seinen Wintervorrat. Es sollte windstill werden. Allerdings wuerde alles was halbwegs schwimmen kann auf dem Meer treiben – einmal war sowieso absolute Lachshauptsaison, Ferien, windstilles Wetter, dann ein 2-taegiges Fishing Derby in East Sooke und ausserdem hatte das Fischereiministerium das erste Mal in 10 Jahren eine 9-taegige Saison fuer Rotlachse eroeffnet. Ich hatte ja schon kuerzlich von der absolut ueberraschenden Rotlachs (Sockeye) Menge im Meer berichtet. Die Schaetzungen beziffern den Run jetzt auf 16 Millionen. Kaum ein noch Lebender kann sich an solch eine Sockeyemenge in einem Nebenjahr erinnern. Und das Erstaunliche ist, keiner weiss wie das moeglich ist! Die Elterngeneration war uebel dran, geringzahlig und konnte kaum ein neues Hindernis im Fraser River ueberwinden – einen neuen 5m hohen Wasserfall durch einen Erdrutsch im Fraser Canyon. Alle rechneten mit einem kompletten Aussterben der Rotlachse. Aber irgendwie sind aus so wenig Eiern und geschluepften Junglachsen so viele Nachkommen entstanden. Statt einer 2% Ueberlebensrate muessen diese Rotlachse sowas wie 40% Ueberlebensrate erfahren haben. Warum weiss keiner. Da sieht man mal wieder wie wenig der Mensch eigentlich von den Vorgaengen im Meer und auf unserem Planeten allgemein weiss und versteht. Vielleicht sollte man mal solche Vorhaben wie zum Mond oder Mars fliegen ueberdenken und lieber in das Verstaendnis des eigenen Heimatplaneten investieren. Aber das ist nur meine Meinung….


    Die grosse Frage fuer Dave und mich war, wo koennten wir denn noch unser Boot zu Wasser lassen ohne um Parkplatz und Schlachtischplatz kaempfen zu muessen. East Sooke Stellen kamen wegen des Derbies ueberhaupt nicht in Frage. Wenn wir frueh genug da waeren, koennte die Rampe am Prestige Hotel in Sooke gehen. Also waren wir schon kurz nach 6 Uhr in Sooke und trotzdem musste ich den Haenger schon weit weg am Strassengraben des Highways parken. Aber dann flogen wir schnell ueber das glatte Meer gen Westen. Ich wollte beim Otter Point anfangen und wenn da nicht sofort was ging bis zur Muir Creek Scharkante weiterfahren. Am Otter Point war schon eine imposante Flotte am Werke. Dave fischte mit Koederfisch am System – Uebrigbleibsel von unserem Bamfieldtrip. Ich ging mit Hardware auf Jagd. Dicht am Strand entlang kamen bald die ersten Bisse. Pinks. Ein paar liessen wir wieder frei. Einen besonders Fetten packte ich fuer mich ein. Von den erhofften Grosschinooks oder Sockeye war nichts zu sehen. Auch auf anderen Booten schienen ausschliesslich Pinks oder Shaker zu beissen. Und so fuhren wir bald weiter Richtung Muir Creek.


    Dort fanden wir schon einige bekannte Charter Guides und auch private Freunde vor. Unser gemeinsamer Freund Graham war mit seinem Teenage Sohn und einem Freund als Derbyteilnehmer unterwegs und schon seit der Daemmerung beim Angeln. Und sie hatten schon 3 Chinook in der Kiste, inklusive was sich spaeter als 3. Platz fuer $3000 herausstellte! Auch der alte Englaender Roland schleppte mit seiner Frau durch die Stelle. Und bald sah ich auch Glenn, ein Ex-Guide, mit einer Truppe auf seinem 32 Fuss Schlachtschiff. Da unsere Ruten vorerst still blieben, fragte ich bei einer Gelegenheit Glenn ob er schon Glueck hatte. Er hielt zwei Finger hoch. Als ich fragend die Schulter zuckte, zeigte er mit dem Zeigefinger nach unten. Also zogen die Burschen heute tiefer unten.


    Dave angelte mit seinem Koederfisch in etwa 20m Tiefe. Ich ging etwa 7 m tiefer. Da rappelte ploetzlich Dave’s Rute los und er vermeldete ordentlichen Widerstand wenn auch sicher kein Grosslachs. Daher liess ich meine Rute erst einmal noch drin und das war auch gut so denn bald ruckte auch die los. Auch kein Winzling. Dave hatte seinen Fisch bald neben dem Boot und meinte erst Coho, aber unmarkiert, und war bereit ihn wieder abzuhaken. Da hatte ich meinen Fisch am Boot und rief erstaunt und erfreut “Sockeye!” und schnappte mir den Kescher und schaufelte meinen seltenen Fang ins Boot. Da bekam Dave auch bei seinem Fisch Zweifel und er bat mich mal bei der Bestimmung zu helfen. Ich warf einen Blick darauf – na klar, auch Sockeye! Und was fuer ein feiner Brocken. Und so kescherte ich den auch gleich noch. Ein Doppelschlag Rotlachse! Und was fuer feine Kollegen! Daves hatte mit Sicherheit 8 Pfund auf den Rippen. Meiner war etwas kleiner. Aber was fuer herrliche Fische – blitzeblank silber, schlank, grosse Augen… und das Beste konnte man noch gar nicht sehen: tief orange-rotes Fleisch. Das Teuerste aller Lachsarten.


    Nach der schoenen Ueberraschung ging es weiter und nicht lange danach erwischte Dave noch einen schoenen Sockeye. Wer haette das gedacht, hier nahe am Ufer. Normalerweise fischte man Sockeye weit draussen ueber tiefem Wasser in den Gezeitenlinien mit speziellen Koedern. Das wollten wir eigentlich erst spaeter probieren wenn wir unsere 2 angepeilten Chinooks hatten. Die wollten aber noch nicht so richtig obwohl wir das eine oder andere Boot mit einem Chinook kaempfen sahen. Dann hatte Dave einen guten Biss und die Rute bog sich voll durch. Ich klatschte auf und wollte gerade meine Rute einholen als Dave nur “weg” meinte. Wie denn das? Vorfach durchgebissen. Das war aergerlich! Aber die Chinooks bekamen so spaet in der Saison nun richtig heftige und auch scharfe Zaehne und viele Angler banden ihre Koeder an staerkere Vorfachschnur. Sonst passiert eben manchmal das.


    Dave verlor tatsaechlich noch zwei weitere Chinooks im Drill, diesmal allerding ohne Schnurbruch. Aber irgendwie hingen die Kerle nicht richtig, trotz Drilling plus Angsthaken. Ich bekam aber keine Chinookbisse – allerdings hatten wir regelmaessig mal einen Pink am Band. Aber die Chinooks standen wohl heute vornehmlich auf Koederfisch. Und dann zog wieder Daves Rute ab und er meinte “Richtiger Fisch diesmal!”. Ok, hoffentlich mit guten Ende dieses Mal, dachte ich und machte das Deck klar. Der Fisch zog paar Mal ab, aber nicht allzuweit, was wuenschenswert war, bei der Flotilla um uns herum. Ich schipperte uns langsam raus aus der Flotte und bald hatte Dave Platz zum Drillen. Und er nahm sich diesmal Zeit um den Burschen auch wirklich zu landen. Nach einigen Minuten hatten er ihn am Boot und wir sahen einen guten Teenager. Noch ein paar Finessen um das Boot herum aber dann konnte ich ihn keschern. Jawoll! Ein fetter Kerl! 78 cm und sicherlich 15-16 Pfund. Dave freute sich und ich mich mit ihm.


    Aber wenn wir dachten, dass jetzt eine Chinookbeiszeit einsetzen wuerde, nope. Wir fingen wieder ein paar Pinks und Shakers die alle wieder freigelassen wurden. Als wir die Muir Strecke bis oben hin abgeschleppt hatten, drehten wir um und angelten die gleiche Strecke wieder zurueck, allerdings diesmal ueber tieferem Wasser. An Glenns Rat denkend liess ich meine Flashfly bis auf 35 m runter und nicht lange danach loeste meine Rute sofort vom Clip aus und wippte stark los. Aha, auch ich kann noch Chinooks haken! Mal sehen ob ich die auch noch landen kann!? Der Fisch machte ordentlich Betrieb; wenn auch nicht in langen Fluchten sondern eher in kurzen aber heftigen Sprints. War nicht einfach dieses staendige Hin und Her zu managen ohne jemals die Spannung zu verlieren. Aber ich war einfach mal wieder dran und alles ging gut und Dave netzte den Burschen ein. Zwei Zentimeter kleiner als Daves und nicht ganz so fett; vielleicht so 13-14 Pfund. Damit war ich aber auch zufrieden.


    Auf der selben Tiefenlinie sprangen weitere Pinks und kleinere Chinooks an unsere Koeder. Ich blieb tiefer als Dave weil das scheinbar die Mehrheit der Pinkschwaerme vermied. Schon verrueckt wenn man Tiefen auswaehlt um an bestimmten Lachsarten bewusst vorbeizuangeln! Und dann schnappte ploetzlich wieder ein Chinook zu und der hatte Dampf! Der riss gleich mal 50 m oder so Schnur ab. Als er endlich stoppte, machte ich Druck und gewann ein paar Meter zurueck aber dann ein Ruck und weg. Brrrrr. Irgendwie spielten die Grossen heute nur mit dem Koeder und inhalierten ihn nicht wie manchmal. Naja. Dave kannte das Gefuehl und sagte besser nichts. Als wir die Strecke dann abgefahren hatten, mussten wir uns entscheiden: wieder umdrehen und an der Scharkante wieder hoch oder was Anderes. Wir waren beide scharf auf weitere Sockeye. Und so beschlossen wir einfach senkrecht raus ins Tiefe zu schleppen und hoffentlich einen Rotlachsschwarm auftreiben. Wir montierten Dummyflasher an den Downriggergewichten um noch mehr Funkeln im Wasser zu erzeugen; Sockeyes waren Schwarmlachse und neugierig und wenn man mit vielen Flashern im Wasser den Eindruck eines Schwarms erzeugt, kommen sie oft und untersuchen was da los ist und finden dann hoffentlich den Koeder. Soviel zur Theorie.


    10.8. 2025; Sooke


    Ich muss mich jetzt mit dem Berichte schreiben beeilen sonst falle ich zuweit zurueck. Oder ich muss weniger angeln gehen aber das kommt nicht in Frage!


    Am 10. August hatte ich mich mit meinem Arbeitskollegen Joe und seiner 13 jaehrigen Tochter verabredet. Wie schon die letzten zwei Jahre nahm ich die beiden mal mit zum Lachsangeln mit, weil die Tochter Leah eine Leidenschaft fuer Fische und Wasserwelt insgesamt hat. Joe machte das Angeln auch Spass – war aber kein richtiger Angler der von sich aus mit eigenem Geraet losziehen wuerde.


    Nach der kuerzlichen Schaukelei im Barkley Sound sollte an dem Sonntag endlich mal ein super ruhiger Tag auf dem Meer sein. Und wirklich, als wir das Sooke Inlet hochduesten und an der offenen Juan de Fuca Strait rauskamen, fanden wir dort Ententeichwetter. Wir starteten gleich vor Secretary Island mit einer Rute fuer Pink Lachse, mit einem pinken Minisquirt, und einer Flashfly etwas tiefer fuer vielleicht einen Chinook oder was anderes Groesseres. Nur Minuten spaeter riss es an der Flashflyrute und Joe sprang zuerst zur Rute. Ich schaute ihn boese an weil er seine Tochter, um die es bei diesem Trip hauptsaechlich ging, aus dem Weg gedraengt hatte. Er lachte nur – “Da musste eben schneller sein!”, meinte er. Leah nahm es gelassen.


    Der Fisch verkauft sich gut und ich war gespannt was Joe da an das Boot brachte. Neben dem Boot explodierte das Wasser und ein schoener Silberbarren sprang gleich mehrmals hoch aus dem Wasser. Whoaa! Das muesste ein guter Coho sein! Joe liess ihn neben dem Boot austoben und als er dann endlich mal eine Sekunde ruhig dalag konnte ich den Lachs eindeutig als Coho identifizieren und sah auch keine Fettflosse. Klasse, ein Markierter! Schnell schnappte ich den Kescher und sackte ihn ein. Die beiden freuten sich ueber einen schoenen 6-7 pfuendigen Coho. Leah uebernahm das Schlaechterwerk und legte den Fisch fachkundig auf’s Eis.


    Wir schleppten mit der Ebbstroemung langsam gegen Westen und blieben ziemlich weit vor dem Ufer. Und alle paar Minuten sprang uns was an die Haken. Der kleine pinke Koeder bekam viel zu tun wenn ein Trupp Pinklachse vorbekam. Ruckzuck fingen Joe und Leah 4 oder 5 Stueck. Etliche schlugen sich im Drill wieder los und einige Kleinere liessen wir gleich wieder frei. Wir nahmen nur schoene fette und grosse mit; und es waren wirklich einige richtig gute Exemplare dabei. Hin und wieder kamen wir auch an eine Schule von kleinen Chinook-Shakers. Man konnte wirklich kaum mal eine Pause machen und ein Sandwich essen. Die beiden hatten richtig Spass.


    Nach einiger Zeit kamen wir am Otter Point an wo wir in der Hoffnung auf einen grossen Chinook mal eine Runde dicht vor dem Strand und an den Klippen vorbei machten. Auf dem Felsvorsprung an der Spitze standen einige Uferangler und warfen ihre Pilker in der Hoffnung auf einen ufernahen Trupp von Pinks aus. Die fingen heute bestimmt auch was! Wir hakten noch 2 oder 3 Fische bei dieser Schleife – konnten aber keinen landen. Ausserdem nervten grosse Felder von Treibgut und Kraut auf dem Wasser so das wir bald weiterzogen – Richtung Muir Creek. Dort schleppten wir an der bekannten Scharkante entlang inmitten 20 anderer Boote. Und hier biss es auch stellenweise wieder heftig. Einen richtig guten Chinookbiss konnten wir leider nicht verwerten weil sich Leah und Joe nicht schnell einigen konnten wer dran war. Der Fisch riss schon einiges an Schnur von der Rolle bis Joe endlich an der Rute war und dann drillte er auch zu vorsichtig und so stieg der gute Fisch bald wieder aus. Schade!


    Wir hielten noch 2 Plaetze auf den Lizenzen der beiden fuer einen eventuellen Chinook frei. Aber die waren heute beissfaul. Wir liessen aber noch einige Pinks frei und ich sagte, dass wenn wir 20 Minuten vor Ende immernoch keinen Chinook haetten, dann wuerden wir dann noch die letzten beiden Pinks behalten. Das sollte schon klappen. Als ich mal eine Schleife ueber tieferes Wasser zog, liess ich Joe seine Rute auf 35 m runterlassen und er hatte noch nicht den Rollenknauf losgelassen als die Rute ausloesste. Er war eine Sekunde verbluefft und dachte er haette die Schnur nicht richtig eingeklippt aber dann riss es heftig an der Rute und ihm wurde klar was da los war! Ein Chinook war eingestiegen!


    Joe machte gut Druck um die Schnur gespannt zu halten und liess den Fisch auch im rechten Moment ziehen wenn er losging. Leah stand ganz aufgeregt an seiner Seite aber es dauerte noch eine Weile bis wir den ersten Blick auf den Fisch werfen konnten. Dann kam er in Sicht – ein schoener Teener Chinook. Er machte noch ganz schoen Radau um das Boot herum und Joe war schon bange das wir den wieder verlieren wuerden aber dann konnte ich ihn mit dem Teleskopkescher erreichen und einsacken. Fast waere er mir nochmal aus dem Kescher rausgesprungen. Verrueckter Fisch!


    Die beiden freuten sich ueber den 75 cm Fisch. Der duefte so knapp 15 Pfund haben. Damit brauchten wir nur noch einen Lachs fuer das Tageslimit von 8 fuer die zwei. Vielleicht kam ja noch ein Grosser? Ich drehte ein paar Runden um die Fangstelle und dann rappelte ploetzlich die eine Rute los und Leah kaempfte wieder mit einem Pink. Und waehrenddessen zog auch die zweite Rute ab und auch Joe drillte einen weiteren Pink. Doppelbiss! Aber nicht der erste heute. Leah’s Pink war eine gute Groesse und so kescherte ich den. Joe’s Pink hatte sich die 2 Haken der Flashfly sowas von in die Augen gerammt und sich dann in die Schnur eingewickelt, dass wir beschlossen auch den noch auf meine Lizenz mitzunehmen. Und so waren wir ploetzlich fertig. Aber es war auch schon gegen 14 Uhr und wir hatten noch eine Menge Filetierarbeit vor uns.


    Ueberaus zufrieden packten wir ein. So ein herrlich windstiller Sommertag! Fast schon zu heiss so ganz ohne ein Lueftchen. Heute haette man mit einem Kanu ueber die JdF Strait nach den USA paddeln koennen! Die Krabbenfalle, die wir auch ausgestellt hatten, hatte ein paar Tiere drin aber nur einen Keeper. Diese Krabbe nahm ich fuer mich mit. Alle Lachse gingen dann filetiert in Joes Kuehlbox. Ein sehr schoener und produktiver Tag und Leah sah richtig ausgeangelt aus am Ende. Jeder von ihnen hatte locker 20-30 Lachse gedrillt.


    2.8. – 6.8. 2025; Barkley Sound/Bamfield


    Tag 4


    Der Dienstag sollte sehr windig werden und wir machten uns nicht viel Hoffnung auf grosse Fangerfolge. Wir angelten am noch ruhigen Morgen um das Cape Beale herum. Beim Schleppen kamen wir in einen grossen Schwarm brauchbarer Schwarzer Felsenbarsche. Diese Art war eine von zweien der Familie der Felsenbarsche die nicht wie die meisten standorttreu an ihren Riff blieben, sondern diese Schwarzen zogen in Trupps auch durch das offene Wasser auf der Jagd nach Futterfisch. Daher stoppten wir den Schleppmotor und holten die Pilkruten raus und fingen 3 oder 4 dieser Barsche in brauchbaren Groessen um die 40 cm. Ein paar Pilkversuche in nahen Klippen auf Lingcod brachte nur untermassige Exemplare. Dann fing der angesagte Sturm an und wir mussten uns im Fjord verstecken. Aber auch hier fanden wir ein paar gute Barschschwaerme an den Krautkanten und Felsriffen. Machte Spass diese Spinn-Pilkangelei und hier durfte man auch 3 Felsenbarsche pro Tag mitnehmen. Ich ueberliess meine alle Dave der eher Fisch fuer seine leere Truhe brauchte. Als wir dann auch genug Koeder geopfert hatten, schleppten wir den Fjord hoch Richtung Hafen. Heute war frueher Schluss. Es setzte jetzt auch horizontaler Regen ein – richtig haessliches Angelwetter. Dave machte unter Deck ein Nickerchen waehrend ich das Steuer und die Ruten bewachte. Eine Stunde lang tuckerten wir heimwaerts und mein bewaehrter Cohokillerblinker schleppte die ganze Zeit dicht ueber Grund entlang – ohne jeglichen Anfasser. Das machte deutlich wie tot die Angelei im Fjord momentan war.



    Tag 5


    Den letzten Morgen wollten wir nochmal bis nach Austin und Cree vor die Kueste donnern. Ich hatte noch exakt genug Benzin fuer solch eine 45 minuetige Tour. Das Wasser sah erst noch ganz friedlich aus aber als wir dann in die Zielgegend kamen, herrschten dort unfischbare Bedingungen. Die kurzfrequentige Duenung klatschte dort gegen die letzten Klippen und Schaeren und reflektierte zurueck. Dagegen eine metrige Windwelle. Ekelig. Ich beobachtete zwei andere Kleinboote die dort fischten und wie die herumgeschuettelt wurden – nee, so macht angeln keinen Spass, selbst wenn die Fische bissen. So zogen wir den Schwanz ein und kaempften uns wieder zurueck und fanden bei Kirby Island schoen ruhiges Wasser. Umgeben von etwa 50 anderen Booten die es hier auch schoener fanden. Wir schleppten dort 3 ganze Stunden und in der ganzen Zeit hatten wir nicht einen Biss und sahen auch keines der anderen Boote jemals einen Kescher zuecken oder aufgeregt an den Ruten hantieren. Absolut tot das Wasser im Fjord. Das Wasser war auch wieder besonders trueb hier.


    Und so packten wir dann gegen 10 Uhr ein und beglueckwuenschten uns nochmal den Offshoretrip am dritten Tag gewagt zu haben. Sonst waere die Ausbeute erbaermlich gewesen. So kann es auch hier mal gehen! Sternstunden sind auch an der Westkueste von Vancouver Island nicht immer garantiert und manchmal hat man eben Pech. Nach zwei Jahren fantastischer Angelei im Barkley Sound mussten wir also mal wieder geerdet werden. Besorgniserregend ist nur der Grund – diese Algenbluete ist etwas Neues an der Westkueste. Wir hatten letztes Jahr im Nootka Sound einen Anflug davon erlebt und vor 5-6 Jahren schon mal im Barkley Sound mit aehnlich miesen Angelerfolgen als Resultat. Solche Algenblueten scheinen immer oefter aufzutauchen denn die Oldtimer koennen sich an sowas vor 10 plus Jahren nicht erinnern. Klimawandel im fortgeschrittenen Stadium.


    Aber zwei Tage nach Ankunft zu Hause wurde unser “Pech” beim Angeltrip wieder relativiert denn eine andere Auswirkung des Klimawandels haendigte unseren Nachfolgern eine viel haertere Karte aus: neben der einzigen Strasse nach Bamfield brach ein Waldbrand aus und wuchs im Nu zu einem regelrechten Inferno. Die Strasse nach Bamfield ist bis heute gesperrt, Strom in Bamfield seit Tagen weg – keiner kommt rein oder raus und alle bangen um ihre Fische in den Tiefkuehltruhen. Was fuer ein Desaster und ich habe zwei Kumpels die darin feststecken. Da nehme gerne ein paar traege Angeltage in Kauf!


    2.8. – 6.8. 2025; Barkley Sound/Bamfield


    Tag 3 cont.



    Glenn und Jason auf dem Guideboot freuten sich mit uns ueber den Fangerfolg und auch sie hatten schon wieder ordentlich Strecke gelegt. Mir stieg noch ein kleinerer Chinook ein der auch auf Dave’s Tanzkarte mitdurfte und als wir schon die Ruten zur Abfahrt einholten, biss bei mir noch ein sportlicher Coho an. Nach einem beherzten Drill war ich schon bereit den sicherlich unmarkierten Lachs wieder abzuhaken als ich das Fehlen der Fettflosse neben dem Boot bemerkte. Na so ein Glueck dachte ich und schwuppte den Fisch einfach am Vorfach ueber die Bordwand. Das war ja eine schoene letzte Sekundenueberraschung! Auch Dave freute sich ueber diesen Offshore-Abschluss. Damit hatten wir 2 Butte, einen Sablefish, 4 Cohos und 2 Chinooks in der Kiste und die war brechend voll. Mehr konnte man nicht verlangen. Damit duesten wir zeitgleich mit Glenn und Jason auf dem Guideboot zurueck. Es fuhr sich mit der Duenung und den Wellen anfangs viel angenehmer als auf dem Weg rauszu. Allerdings nahm der Wind gen Ufer immer mehr zu und die letzte Haelfte der Strecke fuhren wir wieder in einer Waschmaschine mit Schaumkronenwellen aus allen Richtungen.


    Der Guide riet uns unseren Freunden auf Marks Boot zu texten oder funken das sie sich besser auch auf den Heimweg machten denn es wuerde von nun an ungemuetlich werden. Sie kamen dann auch eine halbe Stunde nach uns wieder im geschuetzten Fjord an – ziemlich durchgeruettelt und mit Goebelspuren im Gesicht. Wenn die Angelei im Fjord oder der Aussenkante nicht so schlecht gewesen waere, haette ich auch ohne solch einen Gewalttrip auskommen koennen. Aber so waren wir froh das wir es gewagt hatten. Die nachmittagliche Angelei im Fjord war naemlich wieder absolut tot. Dave hatte einen guten Biss auf die Flashfly aber beim Anhieb riss ploetzlich seine Hauptschnur und damit Koeder und Fisch ab. Auch hier konnten wir uns nicht erklaeren wie das passieren konnte. Irgendwie war heute der Wurm in unserem Geraet. Und damit blieb es bei dieser Ausbeute und der Schlachttisch vor dem Resort bekam endlich mal richtig was zu tun.


    2.8. – 6.8. 2025; Barkley Sound/Bamfield


    Tag 3


    Wieder sprangen wir frueh aus den Betten und bange ging der erste Blick zur Windmeldung. Bisschen mehr als noch gestern Abend angezeigt aber nicht schlecht. Dave und ich wollten zuerst zur aeussersten Aussenkante der Schaeren vor dem Barkley Sound fahren. Vielleicht war dort das Wasser klar. Bei Austin und Cree hatten wir letztes Jahr hervorragend gefangen. Jerrod und Rob kamen mit ihrem Boot hinterher. Es war dort nicht gerade ruhig aber machbar. Und wenn das Wasser hier auch nicht glasklar war, war es doch meilenweit besser als bei Bamfield. Hoffnungsvoll machten wir zwei Ruten klar. Wir hatten letztes Jahr einige Marker auf dem GPS bei den faengigsten Klippen und Untiefen hinterlassen, Dort zogen wir unsere Schleifen. Jerrod blieb noch etwas im Fjordeingang drinnen. Da zog ploetzlich Dave’s Rute ab und er setzte den Haken in einen schweren Fisch. Na also! Ich wollte gerade meine Rute einholen da war der Spuk auch schon wieder vorbei. Wieder ausgestiegen. F…..! Das kann doch nicht wahr sein!


    Ein paar weitere Runden und Dave bekam einen weiteren Biss. Der hing, war aber nicht ganz so gross. Ein feiner 8 pfuendiger Coho kam an das Boot. Ich sackte ihn ein und wir freuten uns mal wieder einen Fisch in die Box legen zu duerfen. Weiteren Runden brachten nur noch ein paar kleinere Felsenbarsche oder Lings wenn wir dicht ueber Grund kamen. Jerrod hatte weiter drin auch nicht mehr Glueck. Wo waren eigentlich Mark und Ross und deren zwei Freunde? Auf Whatsapp fanden wir eine kurze Nachricht: “Sind zur Stelle wo Glenn gestern war.”. Also 35 km offshore. Dave und ich schauten uns an; sollen wir auch? Wir texteten Jason auf dem Guideboot und er sagte auch sie waeren wieder in der gleichen Gegend offshore und fingen gut. Er meinte, die Fahrt raus gegen die Welle war ruppig gewesen auf den ersten 25 km aber dann wuerde es besser und draussen war kein Wind, nur noch Duenung. Jerrod wollte nicht mit aber ich entschied – wir donnern jetzt da raus. Wer weiss ob wir das sonst bereuen!


    Es waren anderthalb Stunden und die erste Stunde war kein Zuckerschlecken. Schneller als knapp 30 km/h war nicht machbar sonst haette ich keine Nieren mehr. Aber als wir dichter an die Big Bank herankamen, legte sich ploetzlich der Wind und es war nur noch eine 2-3m Duenung vorhanden. Die besagte Stelle war die Kante einer riesigen Untiefe die sich ueber viele Quadratkilometer erstreckte. Meist um die 100 m tief und von 150-200 m tiefem Wasser umgeben. Untergrund meist sandig-kiesig. An einigen Stellen wohl auch mal steinig aber hier an unserer Stelle eher kleinkoernig. Eine sogenannte Chicken Ranch – chicken – sind kleinere Heilbutte; also eine Stelle an der sich die Buttjugend herumtrieb. Ausserdem zogen solche Plateaus immer Futterschwaerme wie Hering, Sardine oder Krill an und daher schwirrten dort auch immer Lachsschwaerme herum. Oftmals nicht die groessten Chinooks aber viele in der 10-15 Pfund Klasse. Dazu Unmengen Cohos die man fast schon vermeiden will um mal an einen Chinook unten drunter heranzukommen. Aehnlich wie Koehlerschwaerme ueber den Dorschen in Norge. Und diese Stelle war wohl auch bei den anderen Guides bekannt denn nach der langen Bootsfahrt ohne weiteren Sichtkontakt mit anderen Booten waren wir hier ploetzlich von 20 anderen Booten umgeben; die meisten grosse Guideboote. Mark und Ross waren in der Naehe aber wir sahen sie nicht. Sie hatten schon paar Lachse in der Box. Es ging also was!


    Wir wollten zuerst den Butten an den Kragen. Ich machte meine Buttrute mit einem Megatwister und einem kleinen Lachsfetzen fertig. Bei 100 m Tiefe hatte der Jigkopf schon satte 250g. Dave versuchte es mit einem speziellen Buttpilker, auch mit Fischfetzen garniert. Und kaum war Dave unten hatte er Fischkontakt. Es konnte aber nicht sehr gross sein. Nach einer Weile hatte er seinen Fisch endlich oben und es entpuppte sich als ein 4-5 pfuendiger Sablefish. Klein fuer die Art aber eines der groessten Exemplare die wir je mit der Angel gefangen hatten. Dieser Tiefseefisch sah einem Koehler aehnlich und wird bis 1,5 m lang aber lebt als ausgewachsenes Tier normalerweise in fuer Angler fast unerreichbaren Tiefen. Ich nahm dieses Exemplar gerne mit – geraeuchert eine absolute Delikatesse!


    Nun war auch mein Koeder am Grund und ich hatte kaum 2 oder 3 mal angejigged, da rappelte schon der erste Butt rein. Er ging aber nach ein paar Metern Fahrstuhlfahrt wieder ab. Aergerlich wollte ich nun einholen um den sicherlich verlorenen Fetzenkoeder zu ersetzen, da rummste es im Mittelwasser ploetzlich in meiner Rute und es fuehlte sich wieder wie Butt an. Der war gut! Hoffentlich blieb er am Haken. Bald brachte ich einen feinen 20 pfuendigen Butt neben das Boot und Dave hob ihn mit dem Gaff herein. Na also! Wir klatschten uns ab. Der erste gute Fisch fuer uns! 20 Pfund war zwar nicht gross fuer einen Heilbutt aber auf den Offshorebaenken waren solche Kaliber schon fast das Maximum. Das sollte sich bald bestaetigen. Als mein Koeder wieder den Grund erreichte, ging die Beiserei gleich munter weiter. Kaum zu glauben wie viele Heilbutte sich hier versammelt haben muessen denn wir sahen auch viele andere Boote Butte landen. Ich brachte bald den naechsten Butt hoch – aber der war vielleicht nur so 10-12 Pfund. Da wir zu zweit nur 2 Butte behalten duften, liessen wir den wieder frei. Genauso wie den Naechsten paar Minuten spaeter. Dave bekam auch paar Bisse aber konnte die kleineren Butte an seinem grossen Drilling wohl nicht richtig haken.


    Ich dagegen hatte damit keine Probleme. Ich verlor jedoch weitere 2 kleinere Butte im Drill und liess noch einen Kleineren wieder schwimmen, bis ich dann ploetzlich wieder einen besseren Widerstand spuerte. Vorsichtig pumpte ich diesen Kollegen nach oben und als wir den 15-17 Pfuender am Boot sahen, beschlossen wir den mitzunehmen und damit fertig mit dem Buttangeln zu sein. Ich versprach Dave anderthalb der zwei Butte da ich schon einige dieses Jahr gefangen hatte und meine Truhe noch einen guten Vorrat hatte. Dave freute sich darueber obwohl er wohl auch gerne selber mal einen hochgedrillt haette.


    Dann gingen wir zum Lachsfischen ueber. Es fuehlte sich irgendwie falsch an aufzuhoeren wenn ein Butt nach dem anderen beisst. Aber ehrlich gesagt fing die Duenungschaukelei sich langsam auf meinen Magen zu schlagen. Mir war nicht richtig schlecht aber mir war unwohl genug das ich mich schon auf die Abfahrt gen Land sehnte. Auch seltsam, nach vielen fischlosen Stunden im Fjord war man hier nun endlich an einer Stelle wo es rappelte und ich wollte schnell wieder weg! Aber das Schleppen auf Lachs wuerde meinen Magen beruhigen denn dann schaukelte man nicht mehr so unkontrolliert herum. Dave setzte seinen Riesenblinker ziemlich flach ein und hatte sofort Cohokontakt. Ich versuchte auf Chinooks etwas tiefer und schickte meinen grossen Blinker auf 45 m runter. Nicht lange und meine Rute loeste aus und ein guter Fisch setzte zur Flucht an doch dann ploetzlich nichts mehr. Beim Einholen wurde mir bewusst das die Hauptschnur gerissen war. Hae? Wieso das denn? Ich konnte keinen Grund finden – Rutenringe ok, keine weiteren Abriebstellen an der Schnur zu sehen – sehr merkwuerdig und aergerlich. Ich fand noch einen aehnlichen Blinker in meinen Kisten und versuchte das Gleiche nochmal.


    Dave fing ruckzuck zwei schoene unmarkierte Cohos die in die Kiste wanderten. Damit durften wir nur noch einen weiteren markierten Coho behalten. Auch an meiner tieferen Rute vergriff sich hin und wieder ein Coho – aber alle waren unmarkiert und wurden daher gleich im Wasser wieder abgehakt. Markierte Cohos hier draussen waren ziemlich selten wie es schien. Aber dann hing mal wieder was Gewichtiges an meiner Schnur. Der nahm sogar etwas Schnur von der Rolle und verkaufte sich gut im Drill. Das musste ein Chinook sein und wir konnten das auch bald bestaetigen. Er tobte noch wild neben und um das Boot herum aber dann sackte ihn Dave ein und ich hatte unseren bis jetzt groessten Chinook gefangen. Vielleicht 12-13 Pfund. Da duerfte noch mehr kommen, dachten wir. Auch weil Ross berichtete das ihr Boot schon mehrere bis knapp 20 Pfund erwischt hatten. Wo die Jungs waren, konnten wir allerdings immer noch nicht feststellen. Der klare Funkempfang liess auf unmittelbare Naehe schliessen aber wir sahen das Boot nicht in der 20 Boot starken Flotte um uns herum. Komisch.




    2.8. – 6.8. 2025; Barkley Sound/Bamfield


    So, there letzte grosse Angeltrip in 2025 stand an; der jaehrliche Ausflug mit meinen langjaehrigen Angelfreunden plus eventuell deren Nachwuchs. Leider hatten dieses Jahr meinen beiden Soehne abgesagt – keiner konnte sich von seinem Sommerjob loseisen. Und erstaunlicherweise ueberraschte uns unser Freund Josh, der den freien Platz auf MaxWaldi einnehmen wollte, mit der Nachricht von unerwarteten Nachwuchs – nicht Enkel sondern eigenes Kind. Mit 52. Mein lieber Scholli! Sachen gibt’s!


    Ansonsten waren wieder Jerrod und Rob auf Jerrods Boot am Start, dann auf Marks Boot Ross, Jay und Tyler, und dann Glenn und Jason mit ihren fast erwachsenen Kindern die sich fuer zwei Tage einen Guide gebucht hatten. Carl mit seiner Jalopy und auch Brad waren dieses Jahr nicht mit dabei. Dave hatte uns wieder im Bamfield Inn einquartiert. War strategisch guenstig im Inlet gelegen und hatte ein feines Restaurant gleich angeschlossen.


    Die Berichte von der Anglerschaft war nicht gerade rosig. Eine Algenbluete machte das Wasser im Fjord und bis zur offenen Kueste trueb und Lachse moegen sowas ueberhaupt nicht. Zwar beschraenkt sich so eine Algenbluete normalerweise nur auf die obere vielleicht 10 m dicke Oberflaechenschicht aber es schien trotzdem auch den tiefer ziehenden Lachsen auf den Magen zu schlagen. Oder, was wir mehr vermuteten, die Algenbluete war nur ein Symptom von unterliegenden negative Faktoren wie ungewoehnlich warmes Wasser im Fjord, was nie gut fuer Salmoniden ist. Die andere Hiobsbotschaft war ein heftiger Waldbrand kurz vor Port Alberni am Cameron Lake wo sich der einzige Highway zur Westkueste durchschlaengelte. Wir befuerchteten schon wieder eine anstehende Highwaysperrung wie vor 2 Jahren an der gleichen Stelle wegen Erdrutschgefahr. Gluecklicherweise kamen wir gut durch und auch wieder zurueck aber die die Flammen und der Qualm sahen schon erschreckend aus.


    Tag 1


    Am ersten Tag war nur Anfahrt und Quartiereinnahme. Wir haetten wohl eine kleine Abendtour gemacht aber der Wind stand heftig auf unserer Fjordseite und so machten wir lieber einen geselligen Abend zusammen. Alle Wetter und Wind – Apps und Vorhersagen wurden noch konsultiert. Es sah fuer den Sonntag nicht viel besser aus. Leider. Aber mit Barkley Sound hat man normalerweise viele von Inseln und Buchten windgeschuetzte Stellen die man gut beangeln kann. Es sind zwar nicht an jeder Stelle immer viele Lachse gerade vor Ort aber mit ein paar Partnerbooten und mit dem Funkgeraet bekommt man ziemlich schnell heraus wo eventuell was geht. Aber die Berichte von der Algenbluete im Fjord machten uns Sorgen; das koennte uns die Angelei an den windgeschuetzten Stellen vermasseln. Der Guide wollte weit raus zu den Offshore Baenken, soviel wussten wir schon. Aber der hatte auch eine andere Klasse an Boot. Offshore war am naechsten Tag fuer uns Kleinboote keine Option. Naja, mal schauen, dachten wir.


    Tag 2


    Frueh raus, Fruehstueck, Mittagssnacks einpacken und los ging ein neues Abenteuer! Jerrod, Mark und ich verstreuten uns in dem weitlaeufigen Fjordgebiet. Dave und ich fuhren gleich um die Ecke zum Cape Beale – den suedlichen Fjordausgang. Durch Untiefen und Klippen eine rauhe und immer wellige Stelle – die Duenung tuermte sich dort auf und klatschte gegen die Felsen von wo es wieder zurueckprallte und so mit Duenung und Tide und Windwellen regelrechte Waschmaschinenbedingungen erzeugte. Haesslich zum Angeln aber dort hielt sich immer Futter auf und das wussten auch die Raeuber. Dort hatten wir in vergangenen Jahrenschon feine Lachse aus den Klippen und den Kelpfeldern gezogen. Dave fischte mit Koederfisch am System. Ich hatte einen kleinen Blinker dran. Die Geruechtekueche hiess das das Futter ziemlich klein war im Moment. Und tatsaechlich riss es meine Rute zuerst runter und ein guter Fisch hatte sich den Blinker geschnappt. Die Rolle fing an zu singen und waehrend Dave das Steuer uebernahm, klemmte ich mich zwischen Sitz und Bordwand um von dem Wellengang im Drill nicht umgeworfen zu werden. Keine feinen Drillbedingungen. Nach vielleicht 30 m Flucht drehte sich der Fisch herum und ich machte Druck – spuerte einen Rueck und dann war nichts mehr. Haken ausgeschlitzt. Mist! Aber wenigsten wussten wir nun das ein paar gute Lachse da sein mussten.


    Ein halbe Stunde passierte nichts mehr. Jerrod und Rob hatten noch keinen Fischkontakt und auch Mark’s Boot suchte noch erfolglos umher. Ich hatte mittlerweile auf eine Flashfly umgeruestet und ploetzlich riss ein meine Rute runter, der Downrigger Clip loeste aus und die Rute begann sich zu verneigen. Ich stuerzte so schnell ich sicherheitstechnisch konnte hin aber als ich die Rute aufnahm war der Fisch weg. Verdammt nochmal! Zwei Haken an dem Koeder und der Fisch hatte sie irgendwie losgekriegt! Kurz danach zog Dave’s Rute ab und er war an einem ordentlichen Fisch. Auch der nahm Schnur und machte ordentlich Alarm. Das war ein guter Chinook – kein Zweifel. Ich machte gerade den Kescher fertig als ein enttaeuschtes Stoehnen verlautete – Fisch wieder weg. Kann doch nicht wahr sein! Einfach losgelassen! Die Kerle mussten nur mit den Koedern spielen, sie anstubsen oder so und blieben dabei nur leicht irgendwo in der Haut um’s Maul herum haengen – aber nicht richtig um sie landen zu koennen!


    Das es aber auch anders ging hoerte wir dann von Jerrod der nun einen schoenen 20 pfuendigen Chinook landen konnte – gar nicht weit von uns. Und so schleppten wir noch voller Hoffnung weiter. Aber Stunde um Stunde verging und es passierte nichts mehr. Auch nicht auf den anderen Booten. Wir bemerkten, wie das Meer immer trueber wurde – die einsetzende Flut schien die Suppe noch dicker zu machen. Es bissen nicht einmal ein paar Kleine. Dagegen kamen Erfolgsmeldungen von unseren Freunden auf dem Guideboot. Die hatten schon ihr Heilbuttlimit und fingen nun Lachs auf Lachs. Sie waren 35 km offshore. Das war demoralisierend. Nun legte auch der Wind zu und wir beschlossen eine Mittagspause am Dock zu machen, uns neu zu sortieren.


    Wir sprachen mit einigen anderen Anglern am Dock und alle bestaetigten das die Lachse komplett das Fressen eingestellt haetten oder sich gleich vor der Algensuppe verpisst haetten. Man muesste sauberes Wasser finden um was fangen zu koennen, hiess es. Wir versuchten es Abends noch einmal um Cape Beale herum auch wenn es immer noch sehr wellig und windig war. Vor Verzweiflung liess ich meinen Koeder direkt ueber den 40 m tiefen Boden schleifen – eigentlich eine Wintermethode um die Fresslachse im Winter zu fangen. Und tatsaechlich hatte ich endlich mal wieder einen Biss und landete einen 6 pfuendigen Chinook – einen Fisch den wir an jedem anderen Sommertrip wieder freigelassen haetten aber Dave meinte schon, wer weiss wie viel oder wenig wir noch fangen wuerden. Ich ueberliess den Fisch Dave. Ich fing noch einen kleineren der wieder zurueck ging. Aber ansonsten blieb es bei der sehr mageren Ausbeute. Jetzt trauerten wir um so mehr den fruehen Fischverlusten nach.


    Beim Abendbrot berieten wir uns in der Gruppe. Die Einzigen, die richtig gut gefangen hatten, waren Glenn und Jason mit ihren Soehnen auf dem Guideboot. Die hatten alle ihr Tageslimit fuer Lachs und Heilbutt auf der Big Bank 35 km offshore gefangen. Sie hatten zwar dafuer Neptun Opfer bringen muessen aber fischmaessig hatte sich die Tortur gelohnt. Und der Guide wollte mit ihnen morgen wieder dorthin da Wind und Welle morgen eher besser aussahen. Ueberhaupt, es sah so aus als ob der Montag unsere groesste Chance auf ruhigeres Wasser war. Vielleicht sollten wir Kleinboote morgen auch offshore fahren – wenn das mit der Algenbluete im Fjord nicht besser wird dann war das vielleicht unsere einzige Gelegenheit auf diesem Trip an Fisch zu kommen? Mark und Ross dachten aehnlich.




    25.7. – 27.7. 2025; East Sooke


    Letztes verlaengertes Wochenende war ein dreitaegiger Angelmarathon im Heimatgewaesser! Hatte eine befreundete Familie aus Minnesota hier. Am Donnerstag war es viel zu windig zum Angeln und so sind wir nach Chemainus zum Sightseeing und zur Raptor Show nach Duncan. Die Flugshow der Raubvoegel ist wirklich klasse – kann ich jedem empfehlen, der mal hier auf der Insel Urlaub macht. Ist nur so eine Stunde aber man kriegt mal Adler, Eulen und Geier richtig nah zu sehen und die lassen die Voegel regelrecht knapp ueber die Koepfe der Zuschauer fliegen. Schon als meine Jungs klein waren, sind wir fast jedes Jahr mal zu dieser Show hingefahren. Die machen den ganzen Sommer durch 3 Flugshows pro Tag.


    Tag 1


    Am Freitag nahm ich dann die ganze 4 koepfige Familie mit auf’s Boot. Mein Freund Ryan hat mit mir schon vor 35 Jahren in den Praerieseen und Fluessen im mittleren Westen der USA geangelt. In Minnesota angelt jeder irgendwie – wenn auch nicht alle so verrueckt wie wir hier alle. Und im vorherigen Winter war ich mit Ryan und seinem Sohn Andy Eisangeln in Minnesota. Aber vom Lachstrolling hatten alle keine Ahnung. So hatte ich alle Haende voll zu tun das ganze Geraet zu bedienen, bis sich die Truppe nach und nach eingefuchst hatte. Ich hoffte die Pinkschwaerme waren schon vor unserer Kueste – eigentlich kommt der Pink Zug (Buckellachse) schon ab Mitte Juli hier durch. Dieses Jahr schienen die Kerle 2 Wochen spaet zu sein.


    Der Wind sollte immer noch frisch blasen und ab Mittag richtig Gas geben. Also hatten wir nur den Vormittag. Aber als wir um 8 Uhr auf dem Wasser waren, waren schon innerhalb der Beecher Bay ordentliche Wellen und vor der Bucht so weit man sehen konnte Schaumkronen. Mit 5 Leuten an Bord mussten wir nun sehr organisiert sein um bei dem Herumgeschaukele nicht Chaos zu veranstalten. Auch wenn es den Morgen durch ebbte, waren gluecklicherweise Lachse tief in der Bucht. Aber keine Pinks wie wir feststellten!


    Wir sahen eine Menge Futter auf dem Echo und ich drehte Kreise um die grossen Futterwolken. Die ersten zwei Bisse verpassten wir weil die Gaeste zu langsam an die Ruten kamen. Erin, die Familienmutter, wollte nicht unbedingt an die Ruten aber war ein scharfer Beobachter der Rutenspitzen und alarmierte uns immer sofort wenn es ein Bisszeichen gab. Das half mir ungemein denn zwischen dem Bootsteuern inmitten dutzender Boote, die sich alle in der halbgeschuetzen Bucht vor dem Wind versteckten, und dem Herumgeschaukel war es schwierig noch die Rutenspitzen genau zu beobachten. Da ruckte ploetzlich die Steuerbordrute los und loeste auch gleich aus. Ryan war der Schnellste an der Rute und kaempfte bald mit etwas Sportlichem. Ziemlich kompromislos brachte er einen 10 pfuendigen Chinook an den Kescher heran. Leider ein unmarkierter und so schwamm er nach einem kurzem Foto bald wieder ab. Aber Ryan war stolz auf seinen ersten Chinookfang. King Salmon, wie die Amis sagen.


    Nach einigen Shakern und auch einigen kleineren Felsenbarschen hatte dann Andy ploetzlich einen besseren Fisch am Band. Diesmal einen etwa 8 pfuendiger Chinook. Wieder unmarkiert. Was um diese Jahreszeit nicht ungewoehnlich ist – im Winter und Herbst haben wir hier fast ausschliesslich erbruetete Chinooks aus den US Hatcheries vor der Suedkueste. Die wurden alle markiert. Im Sommer sind dagegen mehr wilde lokale oder Fraser River und Puget Sound Chinooks vor Ort. Dann schnappte sich wieder Andy eine sich wild biegende Rute und das war wohl ein richtiger Brocken. Der riss schonmal ein Stueck Schnur ab und blieb tief. Andy machte das gut und drillte den Fisch vielleicht 3 Minuten bis ploetzlich der Haken herauskam. Schade, den haette ich auch gerne mal gesehen! Und dann wieder kleine, untermassige Lachse (Shaker) bis es dann auch in der Bucht richtig kachelte und wir gegen 11 Uhr abbrechen mussten. Leider keinen Pink oder irgendeinen anderen behaltbaren Lachs zum Mitnehmen. Da wollten wir morgen, am Samstag, nochmal angreifen.



    Tag 2


    Der Windbericht sah ein bisschen besser als gestern aus; aber auch nicht viel besser. Ab Mittag sollte es wieder wichtig ungemuetlich werden. Ich hoffte, dass wir wenigsten die ersten 1 oder 2h mal weiter aus der Bucht herauskommen koennten. Bei Ebbe sind die Pink etwas weiter draussen unterwegs; bei Flut mitunter dicht unter Land. Wieder kam die ganze Familie mit. Sie hatten trotz der Schaukelei alle Spass gehabt gestern. Und tatsaechlich war das Meer heute gnaediger und wir begannen vor dem Buchteingang. Und es dauerte nicht lange bis wir eine Pinkschule fanden und die Ruten zu rucken anfingen. Ryan war besonders effektiv und hatte schnell 2 durchschnittliche Pinks gelandet. Allie, die Tochter, war begeistert von dem Bonker, dem rosa Fischknueppel, und wartete schon ungeduldig auf den naechsten Kandidat. Andy verlor erst noch eine Menge Lachse bis auch er endlich mal einen besonders Fetten landen konnte. Erin versuchte sich auch mal aber verlor ihren Gegner. Das Viererlimit machte dann wieder Papa Ryan voll. Damit waren wir fertig mit Lachs und es war erst 10 Uhr. Weil das Meer noch sehr anstaendig aussah, fuhr ich uns zur Trap Shack um vielleicht noch einen grossen Chinook zum C&R aufzustoebern. Jeder sollte mindestens einmal im Leben einen grossen Chinook gedrillt haben!


    Aber in der Trap Shack Bucht war tote Hose. So fuhren wir wieder tief in die Beecher Bay zurueck und schleppten dort noch ein paar Runden in der Hoffnung auf einen Grosslachs. Ausser etlichen Shakern war da aber auch nichts zu machen. Dafuer hatte sich eine brauchbare Krabbe in die Falle verirrt und Andy konnte spaeter zuhause auch mal frisches Krabbenfleisch probieren. Und 2 der Pinks kamen direkt auf den Grill zum Abendbrot. Ein Genuss!



    Tag 3


    Am Sonntag wurde das Pink Salmon Festival veranstaltet. Loyale Leser hier koennen sich sicher erinnern das dieses Event fuer unterpriviligierte Kinder organisiert wird. Es findet alle zwei Jahre zur Hauptsaison des Pinkruns statt und freiwillige Skipper nehmen dann ein paar Kinder mit Begleitung zum Angeln auf Pinks mit. Ich mache da schon mindestens seit 15 Jahren – eher mehr – mit und habe immer wieder Spass daran Kinder an das Angeln heranzufuehren. Ich wuerde das am liebsten jedes Jahr machen. Als Skipper bekommt man sogar ein Tshirt und eine Kappe plus ein Sponsor-Ueberraschungspaeckchen – normalerweise mit paar Koedern und anderem kleineren Angelzeug. Und nach dem Angeln gibt es Hot Dogs und Burger und Drinks umsonst.


    Ich bekam diesmal nur ein Kind, Ryker, mit seinem Onkel Jordan. Die beiden hatten schon ein paar Mal an den lokalen Seen das Angeln vom Steg probiert, aber nicht wirklich viel gefangen. Ryker war total aufgeregt und konnte gar nicht aufhoeren zu quasseln. Er war vielleicht 11? Es war leider wieder sehr windig heute aber ich hoffte auf ein paar schnelle Pinkfaenge wie gestern. Zwei kleine pinke Shrimpimitate und dann ab auf Tiefe. Und nach paar Minuten ging es rund! Ryker und Jordan hatten alle Haende voll zu tun um die vielen Bisse zu verarbeiten. Aber sie waren eben Anfaenger am Geraet und mit der Methode und so gingen aber auch wirklich die ersten 10 oder 12 Fische verloren. Einige nur Zentimeter vor dem Kescher. Es war frustrierend. Das Geschaukel half natuerlich nicht. Auch blieben schon viele Bisse auf der Strecke weil es einfach zu lange dauerte bis die beiden die Rute aus dem Halter raushatten und die Schnur straff kriegten. Jordan hatte den Trick dann als Erster raus und landete einen Pink. Gott sei Dank. Dann sah ich wieder einen guten Biss an der Rute vor Ryker und diesmal sprang ich zuerst hin, schnappte mir die Rute, schlug an und nahm Kontakt zum Fisch auf. Dran! Dann drueckte ich Ryker die Rute in die Hand und tatsaechlich brachte er diesmal einen fetten Pink in den Kescher! Jawoll! Wir klatschten uns alle ab und Jordan und ich grinsten uns zufrieden an.


    Wir verloren noch ein paar Fische aber dann war ploetzlich Ruhe. Eine halbe Stunde ging nichts mehr und Ryker schlug das lange Starren auf die Rutenspitze auf den Magen. Wir zogen uns in die ruhigere Bucht zurueck und hatten dort noch ein paar Bisse von kleinen Chinooks. Ryker brachte ein paar davon ans Boot. Einer davon war ein bisschen groesser und fast 50 cm und markiert und durfte somit mit. Er freute sich sehr darueber. Aber man sah ihm das Leiden im Gesicht an und so brachen wir eine halbe Stunde frueher als geplant ab. Ich wollte ihm nicht das ganze Erlebnis verderben wenn er sich nicht mehr gut fuehlte. Ich weiss ja wie schlimm sich Seekrankheit anfuehlt. Und so kam er noch guter Dinge an Land und ich filetierte den beiden ihre 3 Fische und Ryker konnte mit den Resten die wartenden Robben gluecklich machen. Dann machten die beiden sich zum Festplatz an der Pedder Bay Marina auf. Da wir etwas frueh fertig waren, dueste ich nochmal schnell alleine vor die Beecher Bay und fing ruckzuck 4 fette Pinks fuer mich selber. Geht doch ganz einfach! 😊Das sagte ich den beiden aber nicht als ich sie kurz darauf spaeter auf dem Abschlussfest wiedertraf! Ryker war gluecklich und quasselte wieder ununterbrochen von seinen neuen kuehnen Plaenen zum Angeln. Das ist alles was zaehlt!


    3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

    Tag 5


    Der letzte Morgen sollte nun tatsaechlich der Windigste von allen werden. Daher beschlossen wir gar nicht erst bis Beano Creek zu fahren sondern lieber die Stellen um den Leuchtturm herum abzuschleppen. Und wenn auf Lachs gar nichts ging, nochmal zu den Pilkstellen zu fahren.


    Gesagt getan. Ich fuhr uns in die sandige Bucht hinter dem Leuchtturm und die Maenner setzten ihre Lachskoeder ziemlich flach am Downrigger ein. So zog ich zwei Schleifen dicht unter Land. Aber es war kaum Futter hier zu sehen und nach einer halben Stunde ohne Fischkontakt verliessen wir die Bucht schon wieder. Schade. An der 30 m Scharkante parallel zur Kueste gesellten wir uns zu zwei oder drei anderen Booten und ein Koeder ging bis zum Grund hinunter. Wir kreuzten einige Gezeitenlinien und hatten zu tun die Schnuere von Treibgut freizuhalten. Action an den Koedern gab es sonst aber nicht. Auch kein Butt wollte abgeschleppt werden. Sehr seltsam und anders als ich das von dieser Stelle kannte. Dann legte der Wind schon zu und wir beschlossen die Mission Lachs abzubrechen und lieber noch 1 oder 2 Stunden zu pilken. Tobias hatte ja noch eine Rechnung mit einem Butt offen. Wir hatten doch tatsaechlich den gleichen Riesentwister in dem gut sortierten Angelshop bei der Resortrezeption gefunden – den Tobias gestern mit dem Fisch verloren hatte, war der Einzige dieser Art in meiner Koederbox gewesen. Und so wartete Tobias mit dem exakt gleichen Geraet auf seine Revenge – nur diesmal mit einer sorgfaeltig eingestellten Rollenbremse.


    Und so fuhren wir bald wieder auf die andere Fjordseite und stoppten an der kleinen Untiefe. Reinhard und ich nahmen Pilker und alle garnierten ihre Koeder mit einem Stueck Lachsfetzen. Heute herrschte ziemlich schnelle Drift und die Wellen pilkten die Koeder im Prinzip alleine. Die erste Drift brachte diesmal keinen Fisch. Ich setzte neu an und als wir gerade auf etwa 40 m Tiefe abgerutscht waren und Reinhard schon Schwierigkeiten hatte mit seinem relativ leichten Pilker Grund zu halten, bekam er ploetzlich einen harten Biss und die Rute war krumm. Und richtig krumm. Er bekam erst ein paar Pumphebungen Schnur auf die Rolle aber dann haemmerte der Fisch los und zog einiges an Schnur ab. Reinhards Bremse war perfekt eingestellt und er parierte die Flucht gekonnt. Die haemmernden Schlaege in der Rute liessen uns klar wissen was da dranhing – ein guter Butt. Hoffentlich nicht zu gut, dachte ich, wir durften maximal 102 cm mitnehmen.


    Der Drill zog sich einige Zeit hin. Wir waren mittlerweile in etwa 70m tiefes Wasser abgedriftet und der Fisch ging zweimal von halb hoch bis fast wieder runter. Reinhard drillte den Fisch ziemlich vorsichtig aber es schien nun Wirkung zu haben denn der Fisch kam nun stetig hoch. Tobias und ich sahen den Fisch auf dem Echolot. Noch 10m, noch 5m und dann tauchte er auf – ein schoener Butt! Aber war er 102 cm? Nur Tobias meinte das koennte knapp werden, Reinhard und ich meinten nicht. Bei dem Wellengang waere eine Vermessung neben dem Boot Unfug gewesen und so beschloss ich den Butt zu gaffen und auf unter 102 cm zu hoffen. Der Butt lag ruhig etwa 1,5 m neben dem Boot. Ich lehnte mich weit ueber Bord und konnte mit dem Gaff gerade den Kopf erreichen. Das reicht, dachte ich. Ich wuerde dem Butt das Eisen in den Kopf nageln und ihn dann an Bord zu hieven. Ich holte aus und schlug zu. Im selben Moment bekam der Butt seinen zweiten Wind und schuettelte seinen Kopf. Das Gaffeisen traf aber nicht so weit hinten im Kopf wie ich angepeilt hatte sondern hinter der Oberlippe. Egal, er hing und ich zog ihn ans Boot und hob an. Jetzt fing der Butt an zu toben und als ich ihn voll aus dem Wasser hatte und ihn gerade ueber die Borrdwand biegen wollte, riss die Lippe aus und der Butt fiel zurueck ins Meer. Und nun rastete er total aus und zog wieder tief nach unten. Ob er volle 70 m runterging weiss ich nicht aber es war tief.


    Ich schaute erschrocken auf Reinhards Rute – der Butt hing noch dran. Gott sei Dank hatte der Pilker in der Unterlippe gehangen sonst haette ich den Drilling glatt mir der Oberlippe ausgerissen. Das nenne ich mal Schwein gehabt. Reinhard schaute mich strafend an, er hatte nun den Butt nochmals nach oben zu drillen. Gluecklicherweise war der Fisch auch kaputt und kam ziemlich anstandslos wieder nach oben. Diesmal liess ich Reinhard den Butt dichter ans Boot ziehen und schlug das Gaff fest und solide in den Schaedel und zerrte den Butt endlich an Bord. Geschafft! Gewonnen. Wir jubelten und klatschten Reinhard ab. Was fuer ein toller Fisch zum Abschluss! Reinhard musste sich erstmal hinsetzen. Ihm war von der Schaukelei nicht ganz wohl aber das Adrenalin rettete ihn noch. Ich knueppelte den Butt erstmal gefuegig und dann waren wir auf die Vermessung gespannt. Er war ueber einen Meter – vielleicht sogar ein paar Millimeter ueber 102 cm aber innerhalb der Toleranzzone die einem wohl jeder Fischereiaufseher goennen musste beim Buttangeln. Die Maximallaenge der Filets (78 cm von Schwanz bis Brustflosse) passte dann absolut exakt. Also ein absoluter Volltreffer! Reinhards neue PB, und eine volle Truhe fuer meine Familie. Klasse!


    Das war nicht zu toppen und da ich jetzt auch noch eine Filetiersession einplanen musste, machten wir jetzt auch Schluss; auf dem Hoehepunkt sozusagen. Haette man im Skript nicht besser schreiben koennen. Tobias haette den Butt sicher gerne an seiner Rute gehabt, als Wiedergutmachung fuer seinen Oops gestern, aber Reinhard war nun mal der unbestrittene Pilkerkoenig auf diesem Trip. Bald hatten wir im Resort unser Zeug wieder auf das Boot geladen, die Kuehltruhe, nun leer an Lebensmitteln, war jetzt voll mit Fisch und Eis und puenklich um 11 Uhr legten wir ab und verabschiedeten wir uns von Critter Cove. Dann duesten wir eine Stunde lang bis nach Gold River zurueck. Das Muchalat Inlet – die letzten 10 km – waren wieder ziemlich rauh – aber wir fuhren nun mit den Wellen was es viel angenehmer machte. An der Rampe war Hochbetrieb mit Booten die einliessen und anderen die rausholten, aber letztendlich entknotete sich das Durcheinander und alle gingen ihres Weges.


    Wir machten in Campbell River noch einen Mittagessenstopp um dann die letzte Etappe nach Nanaimo zu nehmen, wo ich die beiden am Faehrhafen aussetzte. Es war eine herrliche Tour nach Nootka gewesen. Und wenn die Angelei nicht gerade On Fire gewesen war und wir uns die Fische wirklich erarbeiteten mussten, muss man doch sagen, das die Faenge gut gewesen waren. Wir hatten wirklich alle typsichen BC Meeresfischarten gefangen und in guten Groessen. Keine Monster, aber vorzeigbare Groessen. Artenvielfalt und Qualitaet ueber Quantitaet und so waren wir alle sehr zufrieden. Die herrliche Umgebung des Nootka Sounds, die vielen Tiere, das Wetterglueck und die tolle Gesellschaft haben den Trip als vollen Erfolg in meiner Erinnerung abgespeichert. Ein Trip an den ich mich immer gerne zurueckerinnern werde.