1.9. 2025; Sooke
Der zweite und letzte Tag mit Sven und Konstantin stand an. Obwohl wir gestern nicht schlecht gefangen hatten, wuenschte ich mir noch eine Steigerung. Vorallem hoffte ich auf wenigstens einen Grosschinook der Konstantin mal so richtig alles abverlangte. Und ab heute, erster September, durfte man auch wieder 2 Chinooks in allen Groessen behalten. Aber ob noch welche da waren, war die grosse Frage!
Wieder slippten wir bei Sunny Shores und wieder ging die Krabbenfalle ins Wasser; diesmal flacher als die letzten Tage. Irgendwo musste doch der Pascha im Harem sein. Dann duesten wir aus dem Sooke Inlet raus. Die Flut war nun schon einiges nach hinten verschoben seitdem ich Freitag angefangen hatte zu angeln. Jetzt hatten wir schon eine Stunde Ebbe am Morgen bevor die Flut auch nur anfing. Und so machte es wenig Sinn schon jetzt vor Secretary Island zu fahren wo die Lachse normalerweise erst bei Flut vorbeikamen. Und so beschloss ich die erste Stunde in der Trap Shack Bucht zu verbringen. Da sollte doch was gehen. So dachten auch ein paar andere Boote und wir gesellten uns dazu. Aber es passierte erstmal nichts. Ploetzlich dachte ich ein grosser Fisch waere in der Naehe gesprungen. Aber dann sah ich einen Delfin der an der Oberflaeche spielte. Dann ein Zweiter. Sven und Konstantin waren begeistert und als ob die beiden Delfine eine Show fuer die beiden vorbereitet haetten, kamen sie an unser Boot heran und spielten, jagten sich vor und unter dem Boot durch, sprangen mehrfach voll aus dem Wasser und einmal klatschte der eine anhaltend mit der Schwanzflosse auf der Oberflaeche zu uns zu. Unglaublich! Eine bessere Delfinshow haette kein Meereszoo einstudieren koennen. Das waren Whitesided Dolphins die ich schon paar Mal dicht am Boot hatte ueber die Jahre aber so eine Spielshow hatte ich auch noch nicht erlebt!
Aber das Angeln blieb erfolglos – ok, fast erfolglos. Einmal ruckelte eine Rute und Konstantin brachte etwas zum Boot. Einen kleinen Yelloweye Rockfish, hier auch Red Snapper genannt. Zwar nichts Brauchbares aber er freute sich ueber dieses farbenpraechtige Exemplar einer neuen Fischart. Der Fisch brauchte dann eine ganze Weile bis er wieder abtauchen konnte – ich dachte schon der Adler wuerde sich ihn holen aber er berappelte sich noch schnell genug. Als die Flut einsetzte und wir immer noch keinen vernuenftigen Biss gehabt hatten, liess ich uns mit der Flut zum Beechey Head weiter oestlich treiben. Die 2-3 km Distanz zur Trap Shack Bucht hatten wir im Nu hinter uns. Dort drehten wir einige Runden aber es bissen nur wieder ein paar Mini-Cohos. Ich wollte schon die Stelle aufgeben als ich wieder etwas neben dem Boot herumschwirren sah; ich konnte es gar nicht glauben, aber die Delfine waren uns auch hierher gefolgt! Und schwirrten und spielten wieder voellig ausgelassen um uns herum. Unfassbar! Wir waren ein Delfinmagnet aber dafuer Fischverschrecker!
Schon etwas unruhig, packten wir bald wieder ein und ich fuhr uns wieder westlich vor Secretary Island. Irgendwo muss doch mal ein dummer Lachs sein! Hier hakten Sven und Konstantin dann auch 2 oder 3 Pinks und Cohos und wieder eine Menge Mini-Cohos. Es sah schon wie ein unproduktiver Tag aus, aber ich wollte noch nicht aufgeben und fuhr zu einer Stelle die manchmal super Faenge produziert, meist waehrend der Flut, aber manchmal auch fischlos ist. Aber ich wollte es mal probieren. Inzwischen hatte sich der leichte Wind auch ganz gelegt und das Wasser war schoen glatt und ruhig. Die zwei Downriggerruten gingen wieder auf Tiefe und ich hatte sogar noch eine dritte Rute in der Mitte ausgelegt, die mit einer Tauchscheibe einen Blinker auf paar Meter tiefer brachte. Die Platzwahl stellte sich sofort als ein Volltreffer heraus. Es rappelte nun alle paar Minuten an einer oder manchmal auch an zwei Ruten gleichzeitig. Konstantin hatte alle Haende voll und Sven hin und wieder auch wenn es Doppelbisse gab. Auch die Fischgroessen stimmten! Konstantin fing richtig schoene Cohos und ein paar fette Pinks. Besonders die Drills an der Mittelrute, an der kein Flasher vor dem Blinker montiert war, waren vom Feinsten. Ohne Flasher konnten die Cohos voll Gas geben und auch springen. Die Kerle gaben auch neben dem Boot noch lange nicht auf und machten das Ganze zu einem Heidenspass! Aber wo war denn mal ein Grosschinook!? Ich schlug Konstantin mal vor die eine Rute bis auf 40 m runterzulassen. Vielleicht waren ein paar Chinooks unter den Cohos? Keine 5 Minuten spaeter ruckte diese tiefe Rute kurz an und loeste gleich aus. Waehrend Konstantin die Rute aus dem Rutenhalter zu holen versuchte, riss der Fisch ihm fast die Rute aus der Hand. Aha, das war ein Grosser! Endlich! Jetzt galt es! Ich spornte Konstantin an; “Jetzt kannst Du zeigen was Du seit gestern gelernt hast! Gib’ alles! Das ist Dein Kapitaler!”. Der Lachs nahm erst einmal richtig Schnur von der Rolle. Konstantin liess ihn gut ziehen und stellte die Bremse gut ein. Sven und ich holten die anderen beiden Ruten ein und auch die beiden Downriggergewichte. So war kein Hinderniss mehr am Boot. Inzwischen gewann Konstantin Schnur zurueck – der Fisch schien auf’s Boot zuzuschwimmen. Ich gab etwas Gas um ihm zu helfen die Spannung zu halten. Bis jetzt alles gut!
Dann zog der Lachs wieder brachial auf und davon. “Das ist ein richtig Guter!” meinte ich. Sven filmte Konstantin’s Drill. Dann sah ich einen Ruck an der Rute… “kurbeln!” rief ich und gab gleichzeitig Gas. Weg, einfach weg. Ach, das war eine Enttaeuschung! Jetzt hatte endlich mal einer der noch ziehenden Grossen zugeschnappt aber dann geht der auch wieder ab! Man konnte die Enttaeuschung in Konstantin’s Gesicht sehen. Das waere die Kroenung gewesen! Ich sagte ihm immer wieder das er nichts falsch gemacht hatte; er hatte den Lachs absolut perfekt gedrillt. Aber man kann beim Trolling eben nicht beeinflussen wo und wie der Haken haengt und Fische gehen immer mal wieder verloren. Gehoert dazu, leider. Aber wir hatten noch eine Stunde und vielleicht kam ja noch einer!
Die beiden fingen noch ein paar schoene Cohos und auch noch ein oder zwei Pinks. Dann sah ich auf einmal ein Whale Watching Boot in unserer Naehe anhalten. Nanu, sollte sich etwa ein Wal hier herumtreiben. Ich schaute mich um und ploetzlich sah ich eine Flosse 30 m vor unserem Boot, dann noch eine und noch eine…. Ein ganzer Pott Orcas kam direkt auf uns zu! Sven schnappte sich sein Handy und filmte wie 6 oder 7 Orcase dicht neben und fast schon unter unserem Boot durchschwammen. Was fuer eine coole Show. Ich war auch fasziniert. Ploetzlich sah ich Konstantin aufspringen und zur Steuerbordrute hinhechten. Fish on, und der nahm gleich Schnur. Fuer einen Moment spielte ich mit dem Gedanken ob sich etwa ein Orca in der Schnur verfangen hatte. Aber schnell verwarf ich den Gedanken – wusste ich doch das das mit den sensiblen Orcas nie passiert und Konstantin’s Koerpersprache verhiess auch eher einen 15 pfuendiger Lachs als den viertoennigen Orca. Aber unfassbar, da beisste ein Chinook genau wenn die Orcas drumherum sind! Sven und ich mussten uns von den Orcas losreissen und Konstantin beim Drill helfen. Alle anderen Ruten und Downrigger raus und ihn anfeuern. Er machte das wieder klasse und ich betete innerlich das dieser Fisch haengenblieb. Konstantin parierte die Fluchten sehr gut und gab dann richtig Gas und machte Druck wenn der Fisch stehenblieb.
Bald sahen wir den Silberbrocken, noch tief hinter dem Boot auftauchen. Kein Riese aber ein guter Fisch. Bis in die Haarspitzen war Konstantin konzentriert und sagte auch kein Wort. Sven gab ihm hier und da Tipps und Konstantin wechselte mehrfach die Bootsseite. Langsam bekam er seinen Gegner muede. Als er mal wieder ruhig neben dem Boot stand aber noch ueber einen Meter tief war, hiess ich Konstantin zurueckzutreten und dann kraeftig hochzuziehen. Jetzt kam der Kerl zur Oberflaeche und ich sackte ihn im Kescher ein. Jaaawollll! Wir yahooten los und klatschten uns ab als ich den Fisch ins Boot brachte. Ein schoener Kerl, vielleicht so 13 Pfund schwer. Sven entschied ueberraschend das der Fisch nun doch tatsaechlich mit nach Deutschland kaeme. Also versorgte Konstantin ihn fachmaennisch und dann schoss ein stolzer Papa Sven ein paar Fotos von dem gluecklichen Faenger und fast noch gluecklicherem Skipper! Mann, was fuer eine Erloesung! Der Junge hatte sich den Fisch aber sowas von verdient! Und er war auch sichtlich stolz darauf. Voellig zurecht. Und das mitten in den Orcas. Gibt’s denn sowas!? Wir fischten noch ein paar Minuten weiter aber ich weiss gar nicht ob wir noch was Weiteres gefangen hatten – der Hoehepunkt war erreicht und eigentlich konnte jetzt nichts mehr kommen das das Erlebnis toppen koennte. Bald packten wir dann stolz und zufrieden zusammen. Nach dem langsamen Start heute Morgen hatte dann am Ende alles und noch mehr geklappt. Fantastisch. Und soll ich Euch was sagen? Als wir die Krabbenfalle hochholten waren neben 12 Weibern auch ein grosses Maennchen dabei und ich konnte endlich eine Krabbe mit nach Hause nehmen! Alles richtig gemacht heute!