Heilbuttangeln, Victoria, BC, Kanada

  • Muß ich nachher mal schauen - ich denke so 3-4mm.
    Petri


    Hi!
    Meine sind 3mm, irgendwo habe ich auch noch etwas dickere und dünnere Booms, aber 3mm ist bei mir wohl der Standart.
    Die habe ich wirklich schon immer aus Kleiderbügeln gemacht... Vater und Opa auch... :dance: .
    Wenn man etwas mehr Aufwand betreiben möchte, kann man die Wicklungen noch sichern - dann hält das auch richtig großen Tieren Stand.
    Einfach mal ein Paar Bügel kleinschneiden und versuchen - und dann mal den Zugtest machen.. :dance: .
    Petri

  • Hi!
    Da ich am Samstag ohnehin für einen nach Norwegen fahrenden Freund Pilker gießen mußte, hatte ich 2mm Edelstahldraht zur Hand und habe mal versucht daraus einen Boom zu wickeln.
    Also damit wird das bei mir nix, weil viel zu hart und ich mir fast die Finger dabei gebrochen habe... :~[
    Hätte garnicht gedacht, dass der Unterschied so enorm ist.
    Ich bleibe bei Kleiderbügeln..!
    Petri

  • Letzten Sonntag wollten Carl und ich es noch mal wissen. Wir zwei sind dieses Jahr unabhaengig voneinander oder zusammen fuenf mal auf Heilbutt raus und bis jetzt hatte von uns beiden noch keiner Erfolg vorzuweisen. Das ist wirklich ungewoehnlich da wir beide eigentlich als erfahrene Buttjaeger ausserhalb der Guideklasse gelten. Wenn ich in mein Fangbuch der letzten paar Jahre schaue, sind da etliche Butte im Maerz und April verzeichnet. Nur dieses Jahr war irgendwie ganz anders und nicht auf eine gute Art und Weise! Aber aufgeben gibt es nicht!


    Es sollte ein absolut windstiller Tag mit maessigen Gezeiten werden. Das heist den ganzen Morgen ueber sollte eine langsame Ebbe herrschen und dann ab Mittag sollte eine zuegige Flutstroemung einsetzen. Das hiess frueh raus! Carl war einverstanden, besonders als ich vorschlug mein Boot zu nehmen. Auch er kriegt nicht mehr oft eine Mitfahrgelegenheit bei der er mal nicht fuer alles verantwortlich ist. Das wuerde dann auch eine gute Gelegenheit ergeben, Carl mal meine neusten Upgrades vorzufuehren. Er mag sowas.


    Um 6:00 Uhr morgens holte ich Carl ab, er brachte die Koeder – reichlich – und seine Ruten. Den Rest hatte ich parat. Bei Ebbe ankere ich gerne auf der Westseite der Constance Bank wenn es auf Butt geht. Die Bank ist etwa 2 km2 gross und kommt auf 20m Tiefe hoch bei ca. 100 m tiefem Wasser ringsherum. Lachse und Heilbutt moegen diese Bank. Und die Ling Cod – Kinderstube. Oft treiben sich auch Heringsschwaerme um oder auf der Bank herum was sicherlich ein grosser Anziehungsaspekt fuer die Raeuber ist. Die Westseite ist bei Ebbe die stromabwaerts gelegene Seite und meine Theorie ist, dass dann Futter von der Bank ins Tiefe gespuelt wird und die Butte da auf Lauer liegen oder besser gesagt bei nicht allzu starker Stroemung dort herumjagen. Bei zu starker Stroemung verkriechen sich die Butte meiner Erfahrung nach und suchen sich Unterstand – man sieht ihnen ja an, dass sie nicht gerade die hydrodynamischste Figur machen. Die Westseite der Bank ist von einigen Rinnen und Erhebungen zerfurcht was das Terrain noch interessanter macht.


    Carl war mit meiner Platzwahl einverstanden. Wir beide standen heute unter maechtigem Erfolgsdruck – unsere beiden Frauen hatten uns unabhaengig voneinander zu verstehen gegeben, dass wir uns ohne die leckeren Filets gar nicht mehr blicken lassen brauchten. Schluss mit lustig, heute musste geliefert werden! Ausserdem mussten wir unsere Anglerehre wiederherstellen nach so viel Fehlversuchen. Irgendwo und irgendwann mussten doch die Butte sein und hungrig sein!?


    Bei absoluten Ententeichbedingungen duesten wir vor Victoria los. Nach 15 Minuten waren wir angekommen und es war ganz schoen was los auf der Westseite. Ca. 15 Boote lagen da schon verteilt vor Anker. Ich quetschte uns noch an der 100 m Tiefenmarke dazwischen. Hinter uns im noch tieferen Wasser war keiner mehr. Diese Stellung war aber gar nicht so verkehrt, lagen wir doch am weitesten stromab von allen und die Duftspur von allen Booten musste die Butte bei uns zuerst vorbeibringen. Theoretisch jedenfalls!


    Carl hatte Hering und Lachsfetzen als Koeder dabei. Ich hatte einen vollen Duftsack mit den Lachsresten vom letztwoechigen Trip nach Nanaimo. Und so legten wir selbst eine guten Duftspur und Koederpalette aus. Es blieb eine halbe Stunde ruhig und dann rief Carl ploetzlich Alarm und zeige zu meiner Rute. Die wippte beachtlich und erwartungsvoll sprang ich hin und kurbelte in das Gewippe hinein um den Haken zu setzen. Ein anstaendiges Gewicht blieb am anderen Ende haengen. Als ich die Rute aufnahm und zu kurbeln anfing wurde aber schnell klar, dass das nur Dornhai war. Schade! Es kam ein grosses Dornhaiexemplar zur Oberflaechen. Der sah schon wie ein richtiger Hai aus, ca. 1 m lang. Hoffentlich kam da heute noch was anderes! Es blieb noch fuer eine weitere halbe Stunde ruhig aber dann hatte wohl ein Dornhaischwarm die Duftspur aufgenommen. Wenn so ein Schwarm am Platz war dann geht es ohne Ablass. Die Bisse kamen immer schneller hintereinander; nach einer Weile war es so schlimm, dass der Koeder nicht einmal mehr den Boden erreichte bevor etwas daran herumriss. Erstaunlich war die Groesse der Haie! Wir hatte mehrere von weit ueber 1 m Laenge.

    Als einmal wieder meine Rute krumm zog und meine Rutenspitze beim Ankurbeln bis fast ins Wasser ging, da wurde ich auf einmal aufgeregt – das kann doch kein Dornhai mehr sein, so schwer!? Aber es kam nicht das typische Heilbuttklopfen in der Rute. Sollte das ein Rochen sein? Oder ein Oktopus? Hier an der Bank kann man schon mal solche Ueberraschungen erleben. Als ich die gefuehlte Tonne endlich am Boot hatte, entpuppte sich das Ganze als Haidoublette, beide knapp einen Meter lang. Schwer enttaeuscht und fast schon verzweifelt diskutierten wir ob es Sinn machte, die Stelle zu wechseln. Aber wo wuerde es besser sein? Wir beschlossen durchzuhalten.


    Ich machte einen Riesen-Dufttwister als Koeder fertig. Angeblich gehen die Haie nicht gerne an Kunstkoeder, aber die Butte schon. Ich war gerade fertig um den neuen Koeder einzulassen als Carl in seiner typischen Manier an mir vorbeiflog und an seiner Rute riss. Ja, da hatte was sehr kraeftig gezogen aber ich war schon etwas abgestumpft nach so vielen Fehlalarmen. Aber als Carl die Rute in der Hand hatte hoerte ich ploetzlich die Rolle kurz singen! “Nimmt der Schnur?” fragte ich. Und Carl nickte und meinte das muesste ein Butt sein. Jetzt kam wieder Energie in meinen Koerper! Sollte das wirklich sein? Carl schwankte hin und her mit seiner Beurteilung jetzt wo der Fisch sich hochziehen liess. Doch nicht? Es ist ja fuer uns beide schon so lange her, dass wir einen Butt gefangen hatten, wir wussten eben nicht mehr genau wie sich das so anfuehlt!


    Dann sah ich aber das typische Pumpen der Rute wenn der Butt versucht abzuziehen und mit der Schwanzflosse kraeftig pumpt. Das war ein Butt, jetzt waren wir es gewiss! Ich kramte Harpune und Seil heraus – heute gehen wir auf Nummer sicher egal wie gross oder klein der ist! Ich brachte auch vorsichtshalber den Downrigger mit dem Duftsack hoch um ja keinen Tueddel zu provozieren. Waehrend Carl die letzten Meter hochpumpte starrten wir begierig in das gruen-klare Wasser. Da! Ein Schatten tauchte auf – YEEESSSS – ein Butt! Kein Riese aber ein Saisonanfang! “Wenn jetzt nur nichts mehr schiefgeht!”, dachte ich! Der Haken sass denkbar knapp vorne im Maul. Carl trat zurueck als der Fisch an der Oberflaeche war und ich stach mit der Harpune direkt hinter dem Kiemendeckel zu und drueckte die Harpunenspitze bis sie an der Unterseite wieder heraus kam. In diesem Moment spritzte ein Blutstrahl aus der Einstichstelle und der Butt tobte los. Ein Schwall blutiges Meereswasser schoss an mir vorbei und auf Carl zu. Der stand mit geoeffneten Mund da und staunte wohl ueber diese Energieexplosion und bevor er auch nur den Mund zuklappen konnte, hatte er schon einen Schwall dieser salzig-blutigen Bruehe voll frontal genommen und inhaliert. Ich kruemmte mich vor Lachen als Carl spukte und spie und der Butt weiter wie wild tobte – ich hatte ihn wie einen wilden Hund an der Leine und musste fest zugreifen um ihn nicht zu verlieren.


    Bald beruhigte sich der Fisch und ich konnte ihn sicher am Boot vertaeuen und erledigen. Carl, hinter mir, spukte immer noch und lachte jetzt auch ueber sein Missgeschick. Was man nicht alles fuer einen Butt in Kauf nimmt! Wir klatschten uns ab – jetzt war die Ehre und die Ehe gerettet! Wir waren natuerlich begierig nun noch einen zu erwischen. Mit erneutem Eifer fischten wir uns durch die Haie hindurch. Wieder kamen fast schon riesige Dornhaie hoch ans Licht – bei einigen stieg unser Puls schon wieder kurzfristig. Auch ich an meinem Monstertwister hatte noch einige Haie – soviel zu der Annahme, dass die Biester Kunstkoeder in Ruhe lassen. Ab 11:00 Uhr nahm dann die Stroemung betraechtlich zu und die meisten der Boote um uns herum packten ein. Auch wir machten dann bald Schluss und wollten auf der Bank noch eine Runde auf Lachs drehen. Da waren auch schon eine Menge Lachsjaeger unterwegs – ueber Funk hatten wir frueh morgens vernommen, dass die Silberlinge wohl ganz gut gebissen haben mussten. Ich fuehrte nun Carl mein neue Kicker-Motorfernsteuerung vor. Mit einer kabellosen Fernbedienung kann ich nun die Drehzahl meines Schleppmotors feinjustieren und von jeder Stelle auf dem Boot veraendern ohne den Motor anfassen zu muessen. Sehr praktisch und Carl war begeistert.


    Leider war die Beisszeit der Lachse wohl schon vorbei, obwohl wir noch ein Boot neben uns den Kescher zuecken sahen. Naja, das waere dann wohl vielleicht auch zuviel des Guten gewesen. Wir waren heute froh mit unserem einen Butt – der Anfang war gemacht, der Fluch durchbrochen! Ein Traumtag fuer Meeresangeln, tolle Bergsicht, 25 Grad, sonnig, kein Wind und die Fischgoetter ziemlich wohlgestimmt!

  • So, der erste Heilbuttrip des Jahres stand am Samstag an. Die Saison war zwar schon seit dem 1.3. offen aber da wir bei dieser Fischerei sehr gezeiten- bw. stroemungsabhaengig sind, hatte sich leider noch keine Wochenendgelegenheit dazu ergeben. Ich war sehr neugierig wie sich die 2019 Heilbuttsaison so abzeichnen wuerde weil die Butte letztes Jahr wie vom Erdboden verschwunden gewesen waren und selbst die Topguides Schwierigkeiten gehabt hatten, regelmaessig einen Butt pro Tag zu finden. Ueber unser aktives hiesige Anglerforum hatte ich schon erfahren, dass zwar einige Butte seit Monatsanfang gefangen worden waren, aber auch einige enttaeuscht leer heimgefahren waren. Also schluessig waren die Meldungen noch nicht; nur selber versuchen wuerde eine Antwort geben.


    Samstag war beste Stroemung, was schwache Stroemung bedeutet, von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr und es war so gut wie kein Wind bei Sonne und 17 Grad angesagt. Besser geht es ja kaum! Aber normalerweise sind solche Tage nicht die besten Fangtage; es waere ja wohl dann zu viel des Guten wenn auch noch gut gefangen wuerde bei sonst perfekten Bedingungen. Sauwetter ist normalerweise Fangzeit, wenn mmann sich seine Fische bei Regen und Wellen verdienen muss! Um also einen wahrscheinlichen Schneidertag etwas unterhaltsamer zu machen, lud ich gleich 3 meiner langjaehrigen Angelfreunde ein, die schon oft in meinen Berichten aufgetaucht sind: Carl, Dave und Jerrod. Dave hat sowieso kein eigenes Boot und ist damit immer auf eine Einladung zum Meeresangeln von uns angewiesen, Jerrod war mit seiner Familie letztes Jahr nach Nanaimo gezogen und damit auch nur noch ein seltener Gast in Victoria und Carl war dieses Jahr ueberhaupt noch nicht auf’s Wasser gekommen. Somit waren alle 3 Feuer und Flamme. Und vielleicht war ja doch ein Butt in der Gegend unterwegs.


    Wir trafen uns 8:30 Uhr an der Victoria Bootsrampe und ich hatte da das Boot schon im Wasser und startklar. Bei gleisender Sonne fuhren wir ueber eine ruhige See ca. 15 Minuten zum Mud Hole, ein etwa 100 m tiefes Plateau mit schlammig-sandigen Untergrund. Hier jagten die Butt bei bestimmten Stroemungskonstellationen. Ich hatte mir ueber die Jahre eine Tabelle mit meinen Buttfaengen (Lachsfaengen uebrigens auch) bei verschiedenen Gezeiten aufgeschrieben und habe nun 3 Stellen die an unterschiedlichen Gezeiten regelmaessig funktionieren. Es ist faszinierend wie berechenbar Fische sein koennen. Letztes Jahr war dann aber alles anders und es ging fast nichts – egal wo. Warum auch immer.
    Wir benutzten heute nur mein Geraet; ich hatte den Jungs gesagt, dass sie Ihr Zeug zuhause lassen sollten. Mit 4 grossen Kerlen an Bord mussten wir Platz sparen. Dave brachte ein paar Heringe als Koeder mit und ich hatte noch ein paar Lachsfetzen vom Filetieren meiner letzten Lachsfaenge. Der Yamaha Aussenborder musste ganz schoen arbeiten um uns 4 schwere Kerle ins Gleiten zu kriegen. Nach 15 Minuten Fahrt waren wir da und suchten uns einen Platz zwischen 12 anderen schon verankerten Booten. Das Mud Hole ist mehrere Quadratkilometer gross und ich habe an allen Ecken schon Butte gefangen, daher war es mir nicht so wichtig wo genau wir ankerten. An meinen beiden anderen Stellen war das schon wichtiger weil diese Stellen mehr an Struktur wie Unnterwasserberge etc. gebunden waren. Aber das war das schoene und stressfreie am Mud Hole; du ankerst da irgendwo, brauchst Dir keine Sorgen machen, dass der Anker oder das Angelgeraet am Boden festhaengt und auch die Tiefe ist sehr uniform.


    Wir bestueckten schnell die 2 Ruten mit einem leckeren Hering-Lachs-Doppelpack, schmierten das Ganze noch mit dem beruehmten “Butt Juice” ein, und ab gingen die Koeder nach unten. Die Ruten wurden in stabile Rutenhalter gesetzt und dann fing die lustige Maennerrunde an. Wir hatten uns viel zu erzaehlen und verarschten mal den einen oder den anderen zur Belustigung aller. Eine Stunde passierte nichts an den Ruten. Jerrod textete mit einem anderen gemeinsamen Bekannten, Graham, der gleichzeitig an einer anderen Stelle auf Butt ansass. Mal sehen wer die bessere Entscheidung getroffen hatte. Spannend wurde es als ein grosses Containerschiff aus dem fernen Nebel auftauchte und knapp ausserhalb der Fahrtrinne auf die aeussere Menge der verankerten Heilbuttangler zubretterte. Er hupte wiederholt und das sah fuer einige Boote ganz schoen knapp aus. Das Schiff bestand aber auch partout auf seinen Kurs aber wir sahen auch keines der Angelboote den Anker lichten. Wir waren weiter drinnnen und ausser Gefahr aber von den aeusseren Booten werden sich wohl einige in die Hosen gemacht haben als der Riese dicht an ihnen vobei fuhr. Wie dicht konnten wir von uns nicht gut erkennen aber das sah schon besorgniserregend aus.


    Auf einmal sprang Carl an mir vorbei zur Backbordrute. Die hatte einige kraeftige Verneigungen gemacht. Er kurbelte an und die Rute war krumm. Es hing was dran, aber was? Der Fisch machte nicht die bekannten Hammerstoesse eines kaempfenden Heilbuttes. Aber fuer einen Dornai schien mir die Rute zu krumm. Vielleicht ein Rochen? Nach einiger Zeit hatte Carl das Geschirr oben und ein richtig stattlicher Dornhai tauchte auf. Der war ueber einen Meter lang. Naja, das Gute daran war, dass wir jetzt wussten, dass die Duftspur funktioniert hatte. Das Schlechte war: nun war wohl Ende mit Ruhe und wir muessten nun wohl regelmaessig Koeder kontrollieren; kein reiner Spass bei 100 m Tiefe. Und tatsaechlich kamen nun noch 3 oder 4 weitere Dornhaie hinzu. Dann riss es ploetzlich sehr hart an der Backbordrute. Das war kein Hai, das roch nach Butt. Dave war da und zog an. Der hing!


    Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und haemmerte typisch in die Rute. Buttalarm, und 4 alternde Maenner waren ploetzlich giddy wie kleine Jungs. Ich machte die Harpune klar. Dave brachte den Fisch nun ruhig und stetig hoch. Wir konnten den Fortschritt gut am Echlot beobachten und riefen Dave die Tiefenzahlen zu. Bei 50 m gab der Butt nochmal Gas aber schaffte es nicht mehr bis zum Grund. Ab da ging es nur noch nach oben. Da tauchte der Schatten im Wasser auf, kein Riese aber doch ein guter Fisch vonn reichlich 20 Pfund vielleicht. Das Harpunieren hatte ich trotz der langen Durststrecke offensichtlich nicht verlernt denn es klappte perfekt beim ersten Stoss. Als wir den Fisch ausblutend sicher vertaeut hatten, klatschten wir uns alle hoch erfreut ab! Es gab wieder Heilbutte und wir wuerden alle zumindest ein schoenes Filetstueckchen mit nach Hause bringen! Aber geht da noch mehr?


    Schnell war auch diese Rute wieder am Grund. Wenn man einen Butt faengt, sind normalerweise noch andere vor Ort. Die jagen in kleinen Trupps, besonders die Halbbstarken. Ich sass vorne im Kapitaenssitz und schaute gerade aufmerksam von einer Rutenspitze zur anderen als wieder die Backbordrute ohne irgendeine Vorwarnung ploetzlich in die Knie ging. Einfach brutal nach unten gezogen, so dass die Rutenspitze fast im Wasser war als die Rolle widerwillig Schnur hergab. Ich rief und zeigte auf die Rute. Carl schnappte sich die Rute und ich schnallte ihm den Gimbal um. Der Fisch schien richtig Betrieb zu machen und Carl musste mehrmals wieder hergeben, was er schon gewonnen hatte. Wieder so bei 50 m legte der Butt einen Endpurt ein und ging nochmal 30 m runter. Aber Carl legte sich ins Zeug und hatte den Butt dann bald am Boot. Ich stiess mit der Harpune zu, landete aber diesmal ein bisschen zu dicht am Kiemendeckel denn ich spuerte wie die Harpunenspitze auf der Unterseite nicht ganz durchkam. Ich blieb aber ruhig und drueckte nochmal kraeftig nach und dann kam die Spitze auch durch. Vertaeuen, Kiemen durchschneiden und dann mit den Kumpels lachen und jubeln. Mensch, wer haette das gedacht, eine schoene Dublette hing hinten am Boot! Jerrod textete aufgeregt Graham, der noch nichts vorzuweisen hatte.


    Wir versanken wieder ein bisschen in Gespraeche als die Steuerbordrute abzog. Das gibt’s doch gar nicht! Carl war als erster dabei und riss die Rute raus zog an – Fish On. Dann uebergab er die Rute an Jerrod. Der war augenblicklich verbluefft denn die Rolle war eine Linkshaenderrolle. Ich kurbele lieber links und so hatte ich mir versuchsweise mal eine linke Multirolle geholt. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten kam Jerrod aber ganz gut damit klar. Langsam und stetig kurbelte er den Fisch hoch. Ich war mir nach einer Weile gar nicht mehr sicher ob das ein Butt sein wuerde aber dann wachte der Fisch auf und zog mit einem Spurt direkt bis zum Grund zurueck. Wir Zuschauer johlten los als die Rolle laut sang und feuerten Jerrod an. Schliesslich kam auch dieser Butt herauf und ich war nun schon voll eintrainiert an der Harpune. Ruck zuck hingen bald 3 Butte am Seil am Boot. Unglaublich! Und es war erst 11:30 Uhr. Alle 3 die gleiche Groesse. Sollten wir etwa noch unser Limit kriegen heute, mit 4 Leuten? Vor 2-3 Jahren noch waren Multi-Butttage keine Seltenheit aber nach letztem Jahr?


    10 Minuten spaeter zuckte wieder die Backbordrute und ich war nun zur Stelle. Leider stellte sich dieser Biss als ein laestiger Hai heraus. Ich war noch mit dem Wiederbekoedern beschaeftigt, da rangen ploetzlich laute Schreie hinter mir und Carl sprang wieder unnachahmlich diagonal quer ueber das Deck zur Steuerbordrute. Die war naemlich schon wieder bedenklich krumm. Ich fass es nicht! Noch unglaeubig kopfschuettelnd dastehend hatte mir Carl ploetzlich die Rute in die Hand gedrueckt und Dave den Gimbal umgeschnallt und nun war ich dran! Das war ein Butt, keine Frage, ich spuerte die typischen Schlaege. Aber ich merkte auch schnell, dass das ein kleinerer war. Ein paar Minuten spaeter hatte ich ihn hochgepumpt und diesmal schwang Carl das Gaff. Auch dieser Butt, etwas kleiner als die andern 3, bit the dust! Wir grinsten von Ohr zu Ohr – keiner von uns hatte damit gerechnet, jeweils mit einem ganzen Butt nach Hause zu kommen! Es war erst Mittag und wir waren maxed out, am Fanglimit! Es waren doch noch 2 Stunden mit bester Gezeit!? Eigentlich kann man jetzt nicht aufhoeren zu angeln! Wer weiss ob man so einen Tag jemals wieder erlebt! Aber wir waren am Limit und Grundangeln auf Heilbutt war nicht die beste Methode fuer Catch & Release. Alle Butte bis auf einen hatte hungrig geschluckt gehabt – das war auch nicht immer so! Manchmal beissen die Butte knapp und spielen auch erst ein bisschen damit herum. Alle Bisse heuten waren hammerhart und ohne Zoegerung.


    Wir beschlossen noch zur Constance Bank zum Lachsangeln zu fahren. Vielleicht gab es ja den Fruehlings-Grand Slam! Die 10 minuetige Fahrt zur Bank war bei diesen fast sommerlichen Wetterbedingungen erfrischend. An der Bank fanden wir schon etliche Boote beim Schleppen, einige auch vor Anker auf Butt. Wir fingen auf der tiefen Seite des Drop Offs an zu fischen. Dave hatte meinen gruen-glow Coho Killerblinker fuer seine Rute ausgesucht. Carl fand etwas anderes in meiner Koederkiste. Nach etwa 30 Minuten ruckte Dave’s Rute los und Dave war hellwach gleich dabei. Und tatsaechlich brachte er bald einen ordentlichen 5-6 Pfund Winter Chinook ans Boot den Carl sicher kescherte. Was soll man sagen? Eigentlich waren wir sprachlos ueber solch einen Erfolg heute. Es blieb zwar weiterer Erfolg aus bis wir um 14:00 Uhr einpackten aber das war schon ein aussergewoehnlicher Erfolg heute. Jerrod zog ueber Text noch Graham auf, der als Schneider auch zur Rampe zurueck unterwegs war.

    Wir hatte allerlei Arbeit am Filetiertisch und hatten auch allerlei Fragen zu beantworten von staunenden, neugierig schauenden Anglerkollegen. Es waren zwar noch andere Fische gefangen worden, z.B. kam ein Guide mit 3 Butten rein, auch ein paar Chinooks waren gefangen worden, aber ein richtiger Erfolgstag war es wohl fuer die meisten nicht gewesen, wenn man mal von den haeufigen Sonnenbraenden absah. War das nun alles Glueck bei uns gewesen? Wir waren an keiner Geheimstelle gewesen, wir waren dagewesen, wo die anderen auch waren. Zur gleichen Zeit. Hatten wir irgendwelche Kleinigkeiten anders und richtig gemacht an denen es bei anderen Anglern gemangelt hatte? Schwer zu sagen, es schien zu einfach heute; es klappte einfach wie am Schnuerchen. Und das mit 3 guten Freunden zu teilen, einfach fantastisch! Ein Tag, den ich nicht vergessen werde!

  • Am 27.4. hatte ich mal wieder die Gelegenheit gehabt, mich mit deutschen Anglern auszutauschen. Benjamin und Sebastian aus dem Frankfurter Raum waren ein paar Tage bei Bekannten in Sooke zu Besuch bevor sie zu einer Quer-Durch-BC-Reise ansetzten. Benjamin ist zu Hause ein eifriger Forellenangler und wollte natuerlich hier auch mal an der Fischerei schnuppern. Ich machte mir den Samstag frei und wir trafen uns frueh an der Pedder Bay Marina. Ich hatte mal alles Geschirr mitgeschleppt um fuer alle Angeleien gewappnet zu sein. Am Morgen waren gute Heilbuttgezeiten und danach koennte man mal auf Lachs versuchen und vielleicht noch auf Barsch und Ling pilken. Der Wind sollte auch mitspielen; na dann mal los!


    Wir fuhren ruckzuck zum Mudhole zum Heilbuttangeln raus. Kaum Wind und Sonne pur. Ich erklaerte den beiden die schwere Grundangelei auf die Butte mit Naturkoedern. Das war nun nicht so gerade Benjamin’s gewohntes Angelgeraet - als finesse-Forellenangler - aber er war neugierig auf ein paar fuer ihn neue Fischarten. Sebastian war ein gemuetlicher Beifahrer und erfreute sich am Bergpanorama und der fliegenden und schwimmenden Fauna. Er erzaehlte interessante Geschichten von seiner kuerzlichen Indienreise. Ich wiederum machte die beiden mit der hiessigen Fischereipolitik bekannt, die vor kurzem die Chinookangelei bis Ende Juli auf Catch&Release beschraenkt hatte ohne die wirklichen Gruende des Bestandsrueckgangs anzupacken. Liederliche Politik wie ueberall!


    Dann zuppelte es an den Ruten los und erst Benjamin und dann Sebastian und bald beide gleichzeitig, brachten Dornhaie an den Ruten hoch. Ben hatte sogar eine Doublette. Wir waren beschaeftigt mit ankoedern und hochholen. Dazwischen alberten und witzelten wir ueber Gott und die Welt – eine spassige Runde! Dann sprang Ben ploetzlich zur linken Rute, die ich gerade noch im Blickwinkel sich tief verneigen sah. Das muss doch ein Butt sein!


    Ben kurbelte beherzt hinein und griff sich dann die Rute wie abgesprochen. Ich band ihm den Gimbal um und nun konnte der Tanz beginnen – dachte ich. Aber obwohl die Rute recht krumm war, mehr als ich von einem Dornhai erwarten wuerde, machte der Fisch kaum Betrieb. Vielleicht ein Rochen, dachte ich? Das waere aber schade! Wenigstens einen Butt hatten wir uns fuer die Muehe verdient! Ben pumpte den Fisch langsam aber stetig nach oben. Wirklich kein sehr sportlicher Fisch, was auch immer es war! Dann sah Ben den Umriss im Wasser – Butt! Ein kleinerer, vielleicht 18 Pfuender, aber immerhin ein Butt! Ich schlug mit dem Gaff zu und der Fisch kam an Bord. Wir freuten uns und schossen ein paar Fotos. Dann sahen wir zu die Koeder wieder ins Wasser zu kriegen, vielleicht waren ja noch mehr da unten unterwegs.


    Es bissen noch ein paar Haie aber wir hatten keinen Buttkontakt mehr. Gegen 11:00 Uhr packten wir das Buttgeschirr ein. Ich fuhr eine Schleife um die Race Rock Inseln und zeigte den beiden ein paar faule Stellar Seeloewen, die sich auf den Klippen sonnten. Auch ein Weisskopfseeadlerpaar liess eine Audienz zu. Wale bekamen wir leider an dem Tag nicht zu Gesicht obwohl sie nicht allzuweit weg sein konnten denn mehrmals kamen Whale Watch Boote in der Naehe vorbei. Ich packte zwei Pilkruten aus und suchte die Untiefen und Felskanten nach Bodenbewohnern ab. Ben fing ein paar kleinere Felsenbarsche und kleine Lings und ein paar Greenlings. Auch Sebastian beteiligte sich daran; er und ich wechselten uns an einer Rute ab. Sebastian musste sich erst ein bisschen in diese Angelmethode einfuehlen aber war ein schneller Lerner und kurbelte auch bald einen kleinen zaehnestarrenden Ling herauf. Bei mir blieb auch nur Kleinzeug haengen, unter anderem eine fette Seegurke. Auch wenn es heute eine zaehe Fischerei mit haeufigen Koederverlusten war, wir hatten viel zu lachen dabei. Der Wind bliess nun ganz ordentlich und trieb uns zu schnell ueber die tieferen und besseren Stellen. Die windgeschuetzteren Stellen die ich ansteuerte, waren wiederum nicht ideale Pilkstellen. Na wenigstens bekamen die beiden mal einen Schnupperkurs ueber die Artenvielfalt hier.


    Zum Schluss packte ich auch noch die Lachsruten aus und die Downrigger. Aber das Silber wollte ueberhaupt nicht kooperieren. Kurz vor Schluss ruckte die Lachsrute tatsaechlich noch ein zweimal los aber es waren wieder nur Felsenbarsch und Greenlings. Es sollte einfach nicht mehr gehen heute. Aber wir hatten eine Menge Spass zusammen gehabt. Zurueck an der Marina schnitt ich uns die leckeren Filets vom Heilbutt und die beiden fuetterten den Rest an die wartenden Robben. Das sahen sie auch nicht alle Tage. Dann setzten wir uns noch einen Moment auf einen Drink im Schatten zusammen und liessen den Tag ausklingen.


    Gute Reise und tolle Abenteuer den beiden! War ein schoener Tag!

  • Als ich gerade zuerst nur die Bilder betrachtet habe, dachte ich spontan...der sieht irgendwie aus wie Benny K.! Und siehe da, wieder einmal zeigt sich, die Welt ist ein Dorf, wir beide kennen uns auch schon seit Jahren :D

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Wieder mal ein schöner Bereicht mit dollen Bildern, Danke! :clap:
    Aber was ist das denn da für ein Griff an der Butt-Rute?
    Bin ja auch schon etwas rumgekommen, aber sowas hab ich noch nie gesehen, interessant....aber gerade wenn der Fisch steil nach unten geht oder ein großer Thun unter dem Boot anfängt zu kreisen könnte das wirklich beim pumpen helfen.
    Aber wie machst du dann die Schnurverlegung auf der Multi...oder hat die`ne Schnurführung?

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