Steelheadangeln auf Vancouver Island, BC

  • Letztes Wochenende hatten wir die Qual der Wahl: wenig Wind, gute Lachsfangberichte im Meer, gute Heilbuttgezeiten und der Cowichan River hatte perfekten Wasserstand. Ich korrespondierte die Woche ueber mit Nelson, unserem gelegentlichen FLussguide auf dem Cowichan River. Ich fragte wie die Steelheadsaison ging. Er meinte schlecht; es wurden nur wenige gefangen, aber wenn dann grosse Brocken. Aber er haette sogar Schneidertage gehabt. Aber auf Forellen an den oberen Flusstrecken waere es gut. Hm, was sollte man da waehlen!? Ich fragte meine Jungs und Ricardo und sein Freund Alec waren eher zum Flussangeln geneigt. Sie wussten auch, dass das wohl bis zum Herbst die letzte Cowichanmoeglichkeit war mit mir, da ich mich demnaechst wieder unter’s Messer legen muss und danach einige Wochen ausser Gefecht sein werde und bis dahin der Flusspegel zu niedrig zum Driften sein wuerde. Lachs und Buttangeln koennen wir noch im Sommer. Also auf zum Fluss!


    Entgegen dem Wetterbericht wurde es ein herrlich sonniger Fruehlingstag. Wir waren halbwegs frueh unterwegs und daher um 9:00 Uhr auf dem Fluss. Ich legte mich in die Riemen und zog zur Flussmitte und ankerte gleich dort. Hier, ca, 1 km unterhalb des riessigen Cowichan Lakes, hielten sich normalerweise viele Forellen auf, die zeitweise vom See in den Fluss zogen. Wie zum Beispiel jetzt, kurz vor der Laichzeit. Wir sahen auch gleich Dutzende Forellen in Wurfweite um unser verankertes Boot. Das Wasser war sehr klar hier oben. Was wuerden die Forellen wohl fressen? Normalerweise liegt man mit Lachseiimitaten immer gut auch wenn es schon eine Weile keine natuerlichen Lachseier mehr gab im Fluss – die sind jetzt alle ausgeschluepft, als Lachslarven im Kies versteckt. Aber die Forellen erinnern sich noch gut an die Eiermast im Herbst und Winter. Aber auch grosse Insektenimitate wie Steinfliegenlarven koennen jetzt funktionieren.


    Wir fingen mit Eierfliegen an. Alec schlug auch bald zu und fing ein halbes Dutzend herrlich gezeichnete Regenbogner. Einige hatten schon ihr volles Laichkleid an. Ricardo und ich wechselten unsere Eier zu einer aehnlichen Farbe als Alec sie verwendete und danach hakten wir auch einige Forellen. Es waren einige richtige Brummer von 50-60 cm neben dem Boot im Wasser zu sehen aber irgendwie schnappte sich immer wieder eine kleinere den Koeder vor den Grossen. Die, die wir fingen waren alle so in der 30-40 cm Kategorie. Trotzdem ein toller Spass an den leichten Fliegenruten.


    Wir verbrachten vielleicht 1,5h auf dem ersten Flusskilometer, wo die Fischdichte am hoechsten war. Dann drifteten wir fast ohne Unterbrechung die restlichen 10km flussab. Nur hin und wieder hatte mal einer der Jungs dann noch einen Biss und ich glaube sie landeten auch nur noch eine Forelle. Ich war eh damit beschaeftigt das Boot durch die Stromschnellen und um die Hindernisse im Fluss zu manoevrieren. Ich machte nur noch ein paar Wuerfe wenn wir mal eine Pinkel- oder Essenpause einlegten. Aber trotz der nachlassenden Fischaktvitaet, genossen wir den wilden Fluss an diesem schoenen Fruehlingstag. In den unteren Flussabschnitten stiegen die Chance auf eine Steelheadforelle. Andere Angler wechselten nach der Fliegenstrecke auf Spinn- oder Posenmontage, um an die Steelheads besser heranzukommen. Wir hatten aber nur Fliegenzeug dabei. Ob das der Grund war, warum wir keine Steelheadbiss bekamen, bezweifelte ich, denn als wir einige andere Angelboote passierten, hoerten wir auch keine grossen Erfolgsnachrichten. Es waren einfach nur sehr wenig Steelheads unterwegs dieses Jahr. Schade. So einen fantastischen Fisch mal an die Fliegenrute zu bekommen, ist der Traum vieler Angler.


    Nun ja, wir hatten trotzdem Spass gehabt und waren zufrieden mit unserer Wahl. Ich werde jetzt das Flussboot soweit einmotten, es sei den man kann spaeter im Jahr wieder etwas herumreisen und wir entscheiden uns fuer einen Angeltrip an einen Fluss in den Rockies. Mal sehen wie sich die Situation so entwickelt.

  • So, nach einigen Wochen Heilung und Schonung werde ich nun langsam wieder mobil. Darf noch nicht allzu grosse Spruenge machen aber die ersten vorsichtigen Wasserannaeherungen habe ich schon mal riskiert. An den lokalen Seen und Fluessen kann man auch hier und da vom Ufer aus angeln. Ausserdem hatte ich mich letztes Wochenende schon mal wieder in das Belly Boot gewagt waehrend meine beiden Jungs den See im Froschboot unsicher gemacht hatten. Die Forellen werden langsam munter und stopfen sich mit Chronomidenlarven voll. Gar nicht so einfach die neben so einem vollen Buffet zu einem Snack zu ueberreden. Ein paar konnten wir aber doch ueberlisten. Am Cowichan River war nicht viel los – der Fluss ist aber auch schwer vom Ufer aus zu befischen. Ricardo hatte trotzdem einen praechtige Regenbogenforelle am Streamer erwischt. War Spass mal wieder was an der Angel zappeln zu haben!

  • Ich dachte ich berichte mal von einem kurzen Wildniscampingtrip mit meiner besseren Haelfte, auch wenn der Fokus sicherlich nicht auf dem Angel lag. Aber ein Wildnistrip ohne Angeln geht auch nicht; das weiss sogar meine nichtangelnde Frau. Ich schnallte mein Froschboot auf’s Autodach und eine kleine Allzweckangeltasche mit einer Fliegen- und einer Spinnrute. Damit war man fuer alle Faelle geruestet. Es ging die Insel hoch bis hinter Campbell River wo sich westlich vom Highway ein vielfaeltiges Seegebiet erstreckt. Darin liegt auch die bekannte Sayward-Kanuroute – eine mehrtaegige Paddelstrecke die mehrere miteinander verbundene Seen umfasst. Einer der darinliegenden Seen ist der Twin Lake, eigentlich 2 kleine Seen die mit einem flachen Sumpfgebiet verbunden sind. Der Twin Lake ist etwa 15 Minuten vom Highway auf einer befahrbaren Schotterpiste erreichbar. Weit genug um von allem Menschenlaerm weg zu sein aber nah genug um sich nicht mit stundenlangem Gepolter auf den Schotterpisten die Bandscheiben abzuarbeiten. Es gibt nur 5 Campingstellen an einer Seite des Twin Lakes aber um diese Jahreszeit und ohne nicht-Insel-Touristen war das kein Problem. Nur ein Rentnerpaerchen belegte schon einen Platz; ansonsten hatten wir den ganzen See fuer uns alleine. Himmlische Ruhe – nur die Loons und Froesche machten Geraeusche. Am ersten Abend kamen spaet noch ein paar Paddler an und verkrochen sich schnell unter ihre Planen.


    Leider war das Wetter sehr launisch so dass wir nicht zu allzugrossen Unternehmungen kamen. Wir fuhren mit dem Froschboot den See ab und durch die flache und verkrautete Verbindung in den zweiten See. Der hatte ueberhaupt keinen Uferzugang und so war man dort total alleine mit der Wildnis. Es liess sich herrlich schwimmen im See – das Wasser war klar und weil nicht zu tief auch schon etwas angewaermt. In einigen Regenpausen nahm ich auch mal die Angelruten mit auf’s Boot – hatte ich doch schon am ersten Abend eine Menge Ringe auf dem Wasser beobachtet. Fische musste es also geben. Und sie bissen auch gut auf Fliege; aber es waren leider nur kleinwuechsige Kehlschnittforellen. Herrlich gepunktet und farblich praechtig aber kaum mal eine bis 25 cm lang. Der auslaufende Bach sah auch nach Forellengewaesser aus, aber es war schwer an vernueftig zubeangelnde Stellen heranzukommen und so liess ich das sein. Der naechste See auf der Kanuroute musste das Boot tragend erreicht werden (ca. 1km durch den Wald am Bach entlang) und der war einiges groesser als der Twin Lake und roch nach groesseren Fischen. Ich fand aber keine Gelegenheit mal mein Boot dahinzubringen.


    So blieb mir zum Angeln auf der Rueckreise nur noch eine Gelegenheit: die letzte Nacht verbrachten wir in einem Bed & Breakfast in Port Alberni und etwa 15 Minuten davor befand sich der bekannte Loon Lake – so ziemlich auf dem Gipfel der Passstrasse. Auch ein kleiner See, aber tief und produktiv und auch besetzt mit Forellen da der See gut beangelt ist. Hier bekam ich ein 2-3 stuendiges Angelfenster und ich machte mich mit dem Froschboot auf die Jagd. Und hier rappelte es auch regelmaessig an allerlei Fliegen. Ich bekam nicht heraus was und ob die Forellen ein Lieblingsmuster hatten – ich bekam Bisse auf alles was ich versuchte. Kraeftige und sprunggewaltige Regenbogner! Die eine sprang zweimal hintereinander etwa 2 m aus dem Wasser. Das war eine klasse Angelei. Ich fing vielleicht 7 Forellen in den 2-3h und verlor bestimmt nochmal so viel. Alle waren um die knapp 40 cm lang. Als es schon zu dunkeln anfing, biss auch die Groesste an. Bei der merkte man gleich das extra Gewicht. Der Fisch blieb tief und wuppte die Fliegenrute hart. Nach ein paar langen Fluchten wusste ich, dass ich einen besonderen Fisch an der Angel hatte und ich liess mir Zeit ihn auszudrillen. Nach einigen Minuten hatte ich einen breiten Ruecken neben dem Boot und bekam den Brocken kaum in den Kescher. 49cm lang und kraeftig gebaut. 2kg werden wohl kaum gereicht haben fuer diesen Prachtfisch. Voll zufrieden packte ich danach ein. Ein schoener Trip auch trotz des maessigen Wetters.


  • 8.4. 2023; Cowichan River


    Das lange Osterwochenende ergab endlich mal wieder eine Moeglichkeit die Angelruten zu schwingen; die Fliegenruten um genau zu sein. Das Wetter war haesslich; kalt und regnerisch und Ricardo und Alec wollten lieber Flussangeln bei diesem Sauwetter statt im Boot auf dem Meer festzusitzen. Auch habe es wohl gute Berichte von verlaesslichen Quellen ueber den Cowichan River gegeben. Und so machten wir uns auf die 1,5h Strecke zu dem legendenumwobenen Fluss etwas noerdlich von Victoria. Normalerweise haetten wir mein Driftboot genommen aber der Wasserstand war etwas zu niedrig fuer mein Aluboot. So peilten wir eine der wenigen zugaengigen Uferstellen an; den Springpool. Normalerweise waeren hier an einem langen Wochenende bei schoenen Wetter schon einige Angler vor Ort gewesen, aber das miese Wetter hielt alle zuhause und so hatten wir die Stelle fuer uns alleine.


    Im stroemenden Regen warfen wir unsere Fliegen aus. Wir versuchten es erst mit Nassfliegen und Sinktipschnueren. Aber bald konnten wir einen massiven Maifliegenschlupf beobachten und die Forellen kamen nach oben. Wir waren ueberrascht, dass dieser Schlupf sich sogar im stroemenden Regen vollzog – aber es schien den Insekten nichts auszumachen. Wir stellten alle drei ruckzuck auf Schwimmschnur und Trockenfliegen um. Frage war, wer das beste Imitat in der Kiste hatte.


    Alec bekam schnell Bisse und hatte auch bald zwei Regenbogner gehakt. Nicht sehr gross aber durch die gerade abklingende Laichzeit der Regenbogenforellen noch in schoener Faerbung. Eine weitere ordentliche schlug sich vor dem Kescher den ich bereithielt los. Ricardo und ich versuchten alles in unserer Fliegenbox, konnten aber kein ueberzeugendes Modell finden – obwohl ich fand das meine Fliege ein Volltrefferimitat sein muesste. Nicht fuer die Fische. Ich hatte Forellen die keine 3m vor meinen Beinen im Wasser hochkamen und eine Fliege wegschnappten, aber meine Fliege links liegen liessen. Eine Bachforelle von 40-45cm kam zweimal in Rutenweite zur Oberflaeche aber ignorierte jedes meiner Angebote. Sehr frustrierend war das. Ricardo erging es aehnlich; er berichtete das er einmal seine Kunstfliege zwischen zwei treibenden Naturfliegen platzieren konnte und nach ein paar Sekunden Drift konnte er nicht mehr entscheiden, welche eigentlich seine Kunstfliege war. Ploetzlich kam ein Maul und schnappte sich eine der 3 Fliegen – es war nicht Ricardos Kunstfliege. Nach etlichen weiteren Wuerfen brachte er aber doch noch einen Regenbogner zum Aufstieg, Biss und zur Landung. Wenigstens eine.


    Alec fing noch eine schoene Forelle und hatte einige Fehlbisse. Bei mir blieb bis zum Ende alles umsonst. Nach 3h waren unsere Haende blau vor Kaelte und ich konnte keinen Schnurknoten mehr binden. Es war Zeit zur Heimfahrt. Ein tolles aber auch potenziell frustierendes Erlebnis so einen Insektenschlupf zu erleben und die Fischerei mit der Trockenfliege. Es ist schon erstaunlich wie waehlerisch Fische in der Wildnis sein koennen. Aber das ist ja auch einer der faszinierenden Reize des Angelns; den Trick hin und wieder Mal herauszufinden. Aber eben nur hin und wieder.


  • 26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 1


    So, das erste richtige Angelabenteuer in 2023 stand Ende April an. Dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen; wie es dazu kam und warum. Um Jahresanfang herum begannen Ricardo, sein Freund Alec und ich an zu planen wo denn in diesem Fruehjahr unser jaehrlicher Angeltrip hingehen sollte. Eine laengere Reise kam nicht in Frage weil die Burschen zwischen Unipruefungen und Arbeit nicht mehr als paar Tage Zeit hatten. Da brachte Alec den Lois Lake auf dem Festland ins Gespraech. Ich hatte von dem grossen Staussee schon gehoert. Die Jungs waren durch Social Media darauf aufmerksam geworden seit ein ehemaliger NHL-Eishockeyspieler, jetzt TV Angelshowveranstalter, eine seiner Shows im letzten Herbst dort gedreht hatte und mit spektakulaer grossen Forellen auf den See hingewiesen hatte. Im Januar kamen dann Berichte von ein paar meiner Angelbekannten dazu, und die zeigten Regenbogenforellen in der 15-20 Pfund Klasse. Da gab es fuer die Jungs kein Halten mehr und wir mussten auch dorthin!


    Mit dem Staussee hat es folgendes auf sich; eine Lachsforellenzuchtanlage war dort seit Jahren in Betrieb. Weit ab vom Schuss, nahmen es die Betreiber nicht so ernst mit den Regelwerken und so kam es ueber Jahre zu vielen Ausreisern aus der Anlage in den See. Die Anwohner des Ortes Powell River an der abgelegenen Sunshine Coast wussten Bescheid und fingen an ihren Wochenendausfluegen regelmaessig solche Riesenforellen. Aber sonst wusste kaum einer etwas davon – bis halt kuerzlich der Angelshowmeister auftauchte. Durch die ganze mediale Aufmerksamkeit wurden nun auch die Behoerden gezwungen den Anlagenbetreibern mal auf die Finger zu gucken und siehe da eine ellenlange Maengelliste kam zu stande. Fischwissenschaftler rieten den Bestand der entkommenen Regenbogenforellen zu dezimieren da diese Schaden an den natuerlichen Cutthroat Trout und Binnenlachsebestaenden machten. So rief das Ministerium im Winter die Anglerschaft auf, sich am Lois Lake guetlich zu tun und so viele Zuchtforellen wie moeglich zu entnehmen. Das hoerte sich fuer uns gut an; Riesenforellen fangen und dabei noch der Natur zu helfen!


    Der Stausee ist etwa so gross with der Ploener See in Schleswig-Holstein, und bis zu 140m tief. Seltsamerweise wurde das Tal nicht gerodet so dass der komplette Baumbestand nun als Totholz an den Ufern entlang steht. Und natuerlich auch unter Wasser gefaehrliche Hindernisse fuer Boote und Angelkoeder hinterlaesst. Ausser einer handvoll von schwimmenden Huetten in einigen Buchten nahe der Staumauer ist der See unbewohnt und hat auch keine festen Unterkuenfte zu bieten. Ein paar rustikale Ufercampstellen gab es aber. An so einem wollten wir unser Lager mit einem Campinganhaenger aufschlagen. Der See lag am Fusse des Kuestengebirges an der Sunshine Coast, nur per Faehre nach Powell River zu erreichen. Es ist dort Grizzlybaerland. Es gibt eine Stelle an der man Boote zu Wasser lassen kann aber diese Stelle war ganz am Ende des See an der Staumauer – waehrend die Fischzucht etliche km davon entfernt war. Deswegen und wegen des Campinganhaengers wollten wir nicht das grosse Boot mitnehmen sondern Shirley, unser Faltboot.


    Dienstagabend hatten die Jungs noch ihre letzten Semesterpruefungen und am Mittwoch frueh fuhren wir los. Ich hatte die Nachmittagsfaehre von Comox nach Powell River gebucht. So hatten wir unterwegs noch Zeit zum Mittagessen und zum Lebensmittel shoppen. Auf der Fahrt zur Faehre war es noch regnerisch und kuehl aber wie bestellt kam dann waehrend der einstuendigen Faehrfahrt blauer Himmel und die Sonne heraus. Herrlich, endlich Fruehling! Das duerfte doch auch den Forellen gefallen!? Hinter dem kleinen Nest Powell River ging es dann noch 40 Minuten auf der Schotterpiste zu unserer Lagerstelle am See. Mit dem Anhaenger fuhr ich die Schotterstrecke sehr vorsichtig – ohne haette man es schneller geschafft. Ruckzuck hatten wir unser Lager aufgeschlagen und nach 30 Minuten war auch Shirley einsatzbereit mit allen Modifikationen die ich noch kuerzlich dem Boot zugefuegt hatte: casting deck vorne mit E-Motor Spiegel am Bug, 2 manuelle Downrigger, Echo/GPS Plotter, Heckanker und ein paar Rutenhalter. Mit den abnehmbaren Raedern konnten wir das Boot auch noch halbwegs gut den sandig/kiesigen Abhang zur Wasserkante herunterschleppen. Dann hielt es die Jungs nicht mehr und wir wollten noch bis zur Dunkelheit einen ersten Versuch machen.


    Wir dampften los – hatten immer noch ca. 5km Strecke bis zur Zuchtanlage vor uns. Leider stellte ich fest, dass 3 nicht gerade kleine Leute plus die ganzen Extras am Boot doch ganz schoen Gewicht im Boot zugefuegt hatten und das Boot nicht mehr zum Gleiten kam. So mussten wir geduldig 30 Minuten bis zur Stelle hintuckern. Angekommen, liessen die Jungs ihre beiden Klasse 7 Fliegenruten mit fetten Streamern hinten raus. Es waren grossen Sicheln in ca. 20m Tiefe zu sehen am Echolot. Waren das die Monster? Wir hatten aber leider nur eine knappe Stunde Zeit bis wir uns wieder auf den langsamen Rueckweg machen mussten. Kurz vor Abbruch hatten beide Jungs kurze Anfasser an den Fliegen aber kein Fisch blieb haengen. Das war ein Kleiner Stimmungsdaempfer – so einfach sollten sich die Zuchtfarmzombies wohl nicht fangen lassen. Aber morgen!


  • 26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 2


    Frueh, aber nicht super frueh, waren wir dann voller neuer Hoffnung unterwegs. Der Morgennebel hing noch ueber dem Seeteil wo die Zuchtanlage stand. Ich hatte eine detaillierte Seekarte auf dem Plotter besorgt und daher fanden wir uns auch im Nebel gut zurecht. Wir waren erstaunt ein richtiges Angler-Zeltlager am Ufer neben der Zuchtanlage vorzufinden. Von dort liessen die Angler ihre Boote auch gleich ueber den flachen Sandstrand ins Wasser rein. Praktisch null Anfahrt fuer diese Experten! Aber nachdem wir unsere Ruten ausgebracht hatten und langsam unsere Bahnen durch die Bucht vor der Anlage zogen, merkten wir bald die Nachteile dieser Lagerstelle: die Zuchtanlage hatte staendig Generatoren, Pumpen und andere Motoren laufen und es war laut hier! Da war uns unsere abgelegene und ruhige Stelle den See runter doch viel lieber auch wenn es uns immer 30 Minuten Anfahrt kostete. Wir liesssen 3 fette Streamertypen an 3 verschiedenene Sinkschnueren hinter dem Boot nachschleifen. Zusaetzlich setzten wir 2 Downrigger mit verschiedenen Schleppkoedern ein. Damit konnten wir von 0 bis 30m Tiefe alles abdecken. Am Echolot sahen wir immer mal wieder Gruppen von grossen Sicheln auftauchen – oftmals ziemlich tief unten. Die Bucht direkt vor der Anlage war immer noch im Schnitt 50m tief. Wir quatschten kurz mit ein paar der anderen Angler – ein aelterer Herr ruderte sein kleines Aluboot und schleppte langsam mit 2 Fliegenruten.


    Der war der erste den wir in Aktion sahen. Ploetzlich hatte er eine seiner Fliegenruten krumm in der Hand und wir sahen eine schoene Forelle sich aus dem Wasser herauskatapultieren. Na also, es ging was. Dann machte uns Ricardo auf ein anderes Boot aufmerksam wo ein Vater/Sohn Paerchen mit etwas Grossem kaempfte. Ja, das war einer dieser Klopper! Wir beobachteten wie der Alte den bestimmt 15 pfuendigen Fisch in einen kleinen Forellenkescher hereinbugsieren wollte, und der Fisch sich immer wieder herauswand und wieder abtauchte. Der junge Mann an der Rute fluchte schon arg und hatte Angst den Fisch doch noch neben dem Boot zu verlieren. Dann endlich brachten sie den Brocken ins Boot. Wir machten grosse Augen wegen des Forellenkalibers. Als wir an dem Boot mal wieder vorbeifuhren, tauschten wir ein paar Notizen aus; die beiden waren schon 3 Tage hier uns das waere ihr erster gelandete Fisch. Also einfach waere diese Fischerei nicht, Geduld und Glueck waere gefragt.


    Vielleicht brachte der Wetterumschwung zum Warmen eine Besserung; das hofften wir zumindest. Wir schleppten jetzt an der Uferkante an einem toten Baumbestand entlang. Das war gefaehrlich – ich sah die Baumstaemme auf dem Echo von 30m bis fast zur Oberflaeche hochkommen. Der Alte in seinem Aluboot hakte gerade wieder einen etwas kleineren Fisch als Alec ploetzlich aufsprang und zu seiner Fliegenrute griff. Die war im Rutenhalter und bog sich voll zurueck und Schnur zog schon schwer aechzend von der Rolle. War das ein Fisch oder Haenger in den Unterwasserbaeumen. Mit Muehe kriegte Alec seine Rute aus dem Halter und ich stoppte den Motor. Dann verkuendete Alec “Das ist Fischkontakt!”. Ricardo und ich holten nun wieselflink die anderen 4 Ruten ein. Dabei verwickelte sich eine Schnur um das Downriggerkabel und ich fummelte fieberhaft daran herum waehrend sich in meinem Ruecken der wilde Drill abspielte.


    Alec bestaetigte das das ein gewaltiger Brocken sein musste; es fuehlte sich richtig schwer an. Und zwei – drei Mal setzte der Fisch zu einer unaufhaltsamen Flucht an – Gott sei Dank zu keiner langen – nur kurze Sprints. Dann hatte Alec den Fisch schon neben dem Boot. Jetzt hoerte ich mehrere staunende Ausrufe wie “Oh my god!” und “What a monster” oder “That’s a Chinook size trout”. Vorsorglicherweise hatten wir meinen Grosslachskescher mitgebracht und so waren wir nicht so unterbewaffnet wie das benachbarte Vater/Sohn Combo. Ricardo sackte den Fisch bald im Kescher ein und der erste Lois Lake Brocken war unser! Unsere Siegesrufe und Jubel ueberzogen die ganze Bucht und wir bekamen Gratulationen von den umherschleppenden Anglern. Dann holte Alec den Brocken aus dem Kescher und wir konnten nur staunen; was fuer eine fette Granate! 13.5 Pfund, das war bei weitem Alec’s “personal best” fuer jegliche Forellenart und konnte wohl auch nur noch hier an diesem See noch uebertroffen werden. Noch nie hatte einer von uns so eine Regenbogenforelle gesehen. Wilde Steelheads habe ich schon in der 15 Pfund Klasse gefangen aber so was hier?


    Wir hatten vorsorglich eine grosse Kuehltruhe mit Gel-Icepacks mit und so konnten wir den Fisch gut und kuehl verstauen. Mal sehen ob noch mehr ging. Nach vielleicht 20 Minuten hatte Ricardo einen Ruck an seiner Fliege – er hielt die Rute in der Hand und verspuerte noch zwei Rucke – Alec drehte den Schleppmotor runter und in diesem Moment zog der Fisch ab und Ricardo ruckte an – Fish on! Der Fisch sprang zweimal und wir sahen das der bedeutend kleiner war. Am Boot kescherte dann Alec diese genau 50 cm messende Forelle. In jedem anderen Gewaesser waere das eine Prachtforelle – hier nur Kleinzeug. Die fehlende Fettflosse zeigte uns das das auch eine ausgebuechste Zuchtforelle war, also nahmen wir die auch mit. Ricardo liess seine Fliege wieder ein und strippte Schnur von der Rolle um seine ganze Sinkschnur rauszulassen. Mitten in dem Prozess ruckte er ploetzlich an und stand wieder mit einer krummen Rute da. Gibt’s doch gar nicht! Der naechste Fisch am Band! Der zog etwas haerter als der vorherige und Ricardo musste ein paar Mal ordentlich Schnur lassen. Dann kescherte Alec auch diesen Fisch routiniert. Der war schon 60cm, ging auch mit. Damit hatten wir zwei Forellen die sich prima als Grill-Abendbrot verwerten liessen heute Abend! Klasse Jungs!


    Jetzt wollte ich aber auch an der Action mal teilhaben. Aber die Forellenmaeuler schlossen sich wieder und ausser ein paar vorsichtigen halbherzigen Anfassern konnten wir nichts mehr verbuchen. Um 13:00 Uhr kam der Wind auf und da wir nicht wussten wie hoch der foengetriebene Wellengang werden wuerde und wir ja noch 30 Minuten Fahrt vor uns hatten, machten wir uns auf den Rueckweg. Im Lager bestaunten wir nochmal diese grossen Forellen – die ganz Grosse war schon ein unwirklicher Zombie der in diese ausserirdisch wirkende Seelandschaft gut reinpasste. Wir verspeissten die zwei Kleineren am Lagerfeuer und sie schmeckten klasse. Das Fleisch solcher Zuchtforellen ist natuerlich anders als das einer athletischen, mageren Wildforelle. Die Filets waren mit Fettadern durchzogen was aber beim Grillen ueber dem Feuer den rauchigen Geschmack gut annahm und daher auch wirklich lecker wurde. Die Grosse packten wir in der Kuehltruhe auf Eis – zuhause wuerde ich die dann filetieren und dann einfrieren. Es ist immer besser einen Fisch fast komplett zu lassen wenn man ihn eine Weile nur kuehlhalten will. Nur ausgenommen und Kopf ab. Je weniger angeschnittenes Fleisch desto besser. Die natuerliche Haut schuetzt am besten vorm Verderben und Bakterien.


  • 26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 3


    Nach einer kalten Nacht schaelten wir uns wieder frueh aus den Schlafsaecken. Der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Mittag war schon ordentlich. Nachts ging es fast auf Null zurueck und tagsueber hatten wir ueber 20 Grad. Auf der Hinfahrt zur Angelstelle hatten wir alle noch 3 Hosen und mehrerer Schichten Jacken und Sweaters an. Gegen Mittag lag im Boot dann ein Haufen von entledigten Klamotten. Wie gestern fingen wir wieder mit 5 Ruten an langsam zu schleppen. Alec fuhr uns ein bisschen weiter raus auf den offenen See weil wir dort Fische an der Oberflaeche schnappen und rollen sehen konnten. Auch das Echolot zeigte hier viel Leben an. Dann ruckte ploetzlich die eine Downriggerrute los. Ich schnappte die mir und schlug an. Hing! War aber kein Riese. Aber immerhin meine erste Lois Lake Forelle. Die war eine gute 40cm Portionsforelle und weil wir heute Abend nicht schon wieder Fisch essen wollten und nur richtig grosse Forellen mit nach Hause nehmen wollten, liessen wir sie gleich wieder frei. Die hatte auf Gangtroll mit Wurm gebissen. Schau mal an, das geht also auch. Vielleicht eine Viertelstunde spaeter schepperte wieder die Wurmrute los. Wieder war ich zuerst dran und die war besser! Die Forelle machte richtig Dampf und nahm paar Mal Schnur als sie vor dem lauernden Kescher wieder ausriss. Aber der Haken sass gut und bald hatten wir auch diese Forelle im Boot. Die war wieder gut 60 cm und ueber 5 Pfund. Nicht schlecht!


    Dann schlaeferte es uns wieder ein. Bis jetzt waren wir lautlos am E-Motor herumgefahren aber die Batterie machte nun schlapp und ich hatte nur eine 100W Solarpanele auf dem SUV Dach die es leider nicht schaffte die Batterien tagsueber wieder voll aufzuladen. So schleppten wir nun am Benzinmotor weiter, was etwas flotter voran ging. Aber vielleicht war es gerade das was die Grossen wollten denn ploetzlich aechzte Alecs Fliegenrute wieder los als sie brutal und und ohne Ablassen nach hinten gerissen wurde. Kaum bekam Alec die Rute aus dem Halter und der Tanz began. Alec war adrenalingeladen und voll konzentriert. Wir wussten sofort das das wieder Monsteralarm war. Schwere Kopfstoesse und brutale Fluchten liessen auf eine enorme Groesse hoffen. Als der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche kam, fiel uns dreien die Kinnlade runter; was fuer ein Brocken! Ungelogen, das war eine gute Lachsklasse! Der erste Kescherversuch ging noch schief weil der Fisch nochmal loslegte aber der zweite Versuch sass. Wir setzten uns erstmal hin und liessen den Fisch noch paar Sekunden im Kescher im Wasser. Wir mussten erstmal begreifen was gerade passiert war. Alec hatte eine ueber 81cm lange und 17 pfuendige Regenbogenforelle gefangen! Wahnsinn.


    Wir schossen ein paar Fotos und verpackten den Fisch danach in der Kuehltruhe. Er passte nur gebogen in die ziemlich grosse Truhe. Konnte man das noch ueberbieten? War der Mones Cup for Alec nun schon sicher? Es wurden schon Forellen ueber 20 Pfund und angeblich schon bis 30 Pfund hier gefangen. Was fuer eine Freakshow! Wenn man sich den Kopf dieser Riesenforelle anschaute, konnte man sich schon vorstellen, dass die Schaden an den kleineren wilden Forellen und Binnenlachsen anstellen konnten. Und natuerlich ein beachtlicher Futterkonkurrent sein konnten. Also, wir hatten schon unseren Beitrag zum Naturschutz geleistet, aber hofften da ginge noch mehr. Alec fing noch eine kleinere Forelle die wohl auch ihren Ursprung in der Anlage hatte aber fuer uns zu klein zum Mitnehmen war. Alles unter 50cm ging wieder zurueck, auch der Annahme wegen, das diese Kleineren vielleicht keinen so grossen Schaden im Oekosystem machen wuerden – wenn sie nicht auch noch so enorm abwachsen wuerden? Wer weiss schon aber so hatten wir unser Limit gesetzt.


    Als kurz nach Mittag wieder der Wind aufkam fuhren wir auf halben Rueckweg in eine grosse Bucht in der ein kleiner Fluss in den See muendete. Wir mussten hoellisch aufpassen als wir durch den Totwald in immer flacher werdendes Wasser kamen. Wir machten mal eine Pinkelpause auf einer kleinen Sandinsel. Hier sahen die Jungs, die stehend auf versunkene Baeume aufpassten, mehrere Male grosse Forellen weghuschen. Aha, die Kerle waren also auch hier im See unterwegs aber hier zwischen den Baeumen war es extrem schwer zu angeln und wenn man dann vielleicht mal eine dran kriegte, was war denn die Chance so einen Fisch auch zu landen ohne die Schnur etliche Male um die Baumsaeulen zu wickeln? Wir kamen nicht ganz bis zur Flussmuendung und beschlossen die mal auf dem Landweg zu erkunden. Aber nicht heute. Auf dem Rueckweg durch das Baumdickicht begegneten wir einem anderen Boot die tatsaechlich hier fischten. Und neben uns sogar noch einen Biss bekamen und in einen wilden Drill verwickelt waren. Nach einigem Chaos konnten sie eine fette Forelle ins Boot bringen. Es ging also aber wahrscheinlich nur durch eine Materialschlacht und mit viel Glueck. Ich war nicht so richtig scharf darauf das auszuprobieren.


    Zurueck im Camp versorgten wir die 2 mitgenommenen Fische, machten etwas Pause und danach ein fruehes Abendbrot denn wir wollten noch eine Sonnenuntergangtour zur Zuchtanlage machen. Vielleicht kamen die Grossen ja in der Daemmerung nochmal auf Trab. So gegen 19:00 Uhr tuckerten wir also nochmal hin. Wir waren jetzt das einzige Boot auf dem Wasser und hatten die Bucht fuer uns alleine. Wieder zogen wir unsere Fliegen und Blinker durch alle Tiefen. Da riss es ploetzlich Ricardos Rute zurueck und er war am Fisch. Alec yahoote lauthals und wir beide raeumten die anderen Rute ein. Ein oder zwei lange Fluchten aber dann gewann Ricardo Schnur zurueck. Neben dem Boot waelzte sich der Fisch nochmal aber der Kescher schnappte schon zu und der Fisch war unser. Eine feine Forelle – wenn auch kein Monsterfisch wie heute morgen. 67 cm und 7.5 Pfund schwer. Nicht schlecht! Leider war das der einzige Biss vor dem Dunkelwerden. Die Rueckfahrt im Dunkeln war ganz schoen kalt!


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