Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Zitat von cohosalmon

    Ich hoffe Ihr koennt das video sehen. So kann's gehen - leider war ich da nicht dabei!


    http://www.youtube.com/watch?v=Uz3vujQWBUY&feature=related


    :shock: :shock: :shock: , Wahnsinn, was für ein Monster von einem Lachs. Als der Doger hochgekommen ist und der erste Blick auf den Kameraden möglich war hab ich nur gedacht hoffentlich reicht deren Kescher aus. :shock: :shock: :shock:

  • Typisch Amerikaner, mir tut der Fisch bei dem Video leid.
    Können den nicht mal richtig abschlagen, hauen halt so drauf, dass es irgendwie zu passen scheint.
    Und obwohl meine Eltern auch Amerikaner sind, ich bestimmt zehn Mal im Jahr rüber fliege und dort auch eine Wohnung habe, könnte ich mich immer wieder über solche Leute da aufregen... Aber naja, sage lieber nicht mehr, was ich über solche denke.
    Vollpfosten, würde ich die nennen. Viele Grüße, John.

  • Johnny, ich verstehe Deine Kommentare nicht so ganz. Der Fisch wurde in Kanada gefangen auf einem kanadischem Guideboot, wahrscheinlich waren die Gaeste und der Faenger Amerikaner (weil British Columbianer nicht mit Multirollen auf Lachs fischen). Ok, aber was ist nicht in Ordnung mit dem Anschlagen? Wie wuerdest Du denn ein 30 kg Lachs toeten wollen? Mit einer sanften Ohrfeige? Also ich kann beim besten Willen nichts Falsches dabei sehen. Der kanadische (!) Guide schlaegt ein paar Mal ordentlich auf den Schaedel um den Fisch richtig zu betaeuben und normalerweise wird er dann noch abgestochen und ausgeblutet um das Fleisch vom Blut zu befreien. Das ist in meinen Buechern eine einwandfreie Schlachtmethode und die wohl weltweit am meisten verbreitetste und akzeptierteste.

  • Zitat von Johnny79

    Hallo,
    Ne, sie sollen ja auch ihre Fische haben, nur trifft der Typ den Lachs nicht richtig und haut dem ja fast das Auge raus.
    Sieht für mich jedenfalls so aus, und nichts für ungut.
    Viele Grüße. John.



    So tötet man nun mal Fische. Das sieht nicht schön aus, ist aber so. Egal ob in einer Teichwirtschaft oder als reiner Fischer. Die machen das ebenfalls nicht anders.


    Das einzige was man hier im Video nicht so glücklich gelaufen ist: Man hätte die Knüppelszene ausblenden können. Das mache ich in meinem Clips immer so. ;)

  • Hallo Lachsfreunde! Heute mal nicht mit einem Angelbericht; Hausrenovierungen, Eishockey-Papapflichten und Lachsnachwuchs halten mich momentan vom Angeln ab. Das heisst nicht, dass es nichts zu fangen gaebe im Moment. Es gibt etwas noerdlich oder westlich auf unserer Insel eine Menge Lachsfluesse in denen das Flussangeln auf Lachs erlaubt und auch erfolgversprechend waere. Ausserdem faengt jetzt die Steelheadzeit in den Fluessen an. Desweiteren haben wir gerade eine tolle Winter Spring Saison vor Victoria im Gange. Freunde von mir haben Touren mit bis zu 12 Lachsen pro Boot bis zu 19 Pfund kuerzlich getaetigt! Im Schnitt sind die Fische noch so 10 Pfund schwer aber der eine oder andere 15+ ist immer moeglich! Ist natuerlich um diese Jahreszeit immer ein Gluecksspiel mit dem Wetter. Haeufig windig oder regnerisch, manchmal auch frostig. Kann's kaum erwarten!


    Aber ich wollte heute mal einen Bericht ueber das Lachsaufzuchtprogramm hier einstellen. Prinzipiell ist Lachsmanagement und Aufzucht (wo benoetigt) Bundesbehoerdenprogramm. Es gibt in Sued-BC eine Anzahl Salmon Hatcheries die von der Fischereibehoerde betrieben werden. Das sind haeufig sehr grosse Stationen, mehrere Millionen Dollar teuer und mit mehreren hauptamtlichen Angestellten. Die stellen sicher, dass die Lachspopulationen der schwer von Fischerei und sonstigen menschlichen Eingriffen betroffenen Fluesse erhalten bleiben um erstens einen natuerlichen wilden Bestand zu erhalten und zweitens die Fischerei (kommerziell und Freizeit) aufrecht zu erhalten. Die Idee dieser Produktionsstationen ist viele Lachse fuer die Fischerei zu erbrueten um den wenigeren wilden bessere Ueberlebenschancen zu bieten. Daher darf man in einigen Gebieten nur markierte Lachse mitnehmen (abgeschnittene Fettflosse bedeutet ein Lachs aus einer Brutstation) und muss unmarkierte wieder zuruecksetzten.


    Neben diesen Produktionsstationen, gibt es allerdings eine Anzahl an viel kleineren Lachsbrut-und Zuchtstationen, welche nur von lokalen Freiwilligen gebaut und betrieben werden. Anglervereine sind haeufig daran beteiligt. Aber jeder kann mitmachen. In der Regel kuemmern sich solche Freiwilligenvereine um kleinere ortsnahe Baeche und Fluesschen und ohne deren Hilfe waeren viele dieser Gewaesser schon lange "lachsfrei". Diese kleinen Stationen sind keine Massenproduktionsstationen, die eine signifikante Fischerei stuetzen koennten, und sind nur dazu geeignet, eine bedrohte Lachsart in einem kleinem Gewaesser zurueckzubringen oder zu stuetzen. Oftmals sind stadtnahe Fliessgewaesser auf ewig auf solche Stuetzmassnahmen angewiesen, da die Risiken im stadtnahen Bereich einfach zu gross fuer ein natuerliches Gleichgewicht sind (Habitatverlust, Begradigungen, Wasserqualitaet, Wassermangel im Sommer, Fischereiverluste im Meer etc).


    Hier in Victoria haben wir wohl ein Duzend solcher kleinen Fliessgewaesser, die noch mehr oder weniger geeignet sind Lachse zu beherbergen. Ich bin mir sicher, dass mindestens doppelt so viele in den letzten 150 Jahren komplett ruiniert wurden und oftmals gar nicht mehr vorhanden sind. Die noch geeigneten beinhalten jeweils zwischen 25 und 200 Lachse (laichreife Rueckkehrer nach 3-4 Jahren). Ausnahmen sind der Goldstream River vor den Toren Victorias (ca. 100 - 200 Coho, 50 - 100 Chinook, 20000 - 40000 Chum; jedes Jahr) und der Sooke River in Sooke (30 Min. westlich von Victoria) (ca. 5000 Coho, 1000 Chinook, 10000 Chum; jedes Jahr) - welche eine noch groessere Population verschiedener Lachse beherbergen. Sowohl der Goldstream als auch der Sooke River haben eine Freiwilligen Hatchery. Ich bin Mitglied in der Sooke Truppe und unterstuetze die Goldstream auch finanziell, einfach weil ich an das Konzept glaube und es funktioniert.


    Die Goldstream Hatchery dient allerdings nicht nur fuer den Goldstream River alleine, sondern wird auch als Station anderer kleiner Victoria Baeche genutzt.


    Letztes Wochenende war die erste Eierentnahme in der Goldstream Hatchery und ich bin mit der Familie hin, um ein bisschen zu helfen aber mehr um meinen beiden Jungs die Sache an's Herz zu legen. Habe auch paar Kumpels mitgeschleppt, damit die mal was ueber diese Sache lernen koennen. Da dachte ich, ich bringe das Ganze auch Euch mal etwas naeher mit paar Fotos und Erklaerungen. Es gibt in Deutschland auch ein paar emsige Verbaende, die Lachse erbrueten und aussetzen. Wer an dieser Idee Gefallen findet, sollte sich mal erkundigen - ich bin mir sicher die koennten alle auch finanzielle und handgreifliche Unterstuetzung gebrauchen (siehe Sieg in NRW oder Ostseefluesse in Holstein oder Mecklenburg).


    An diesem Tag wurden Cohos und Chum eines kleinen Stadtbaches namens Craigflower Creek verarbeitet.
    Also mal los:


    Hatchery am Goldstream River


    Beckenhalle, da werden die kleinen geschlueften Lachse grossgezogen bis sie die Besatzgroesse haben (unterschiedlich fuer jede Lachsart und auch innerhalb einer Lachsart um durch Diversitaet bessere Ueberlebenschancen zu geben).


    Aussenbecken; im Moment als Reifebecken benutzt. Die Lachse werden an einem Zaun im Bach aufgefangen und dann in diese Becken umgesetzt bis zu dem Moment an dem sie wirklich laichreif sind. Einige stoerrige Exemplare koennen sich manchmal wochenlang verweigern. Man merkt wenn die Weibchen reif sind, naemlich dann wenn der Bauch sich sehr weich und schlaff anfuehlt - d.h. dann die Eier lose und nicht mehr im Eiersack sind. Evtl. verlieren ueberreife Weibchen schon paar Eier im Becken.


    3 Fotos von reifen Coho Maenchen. Schoene Faerbung und einen furchterregenden Hakenkiefer!



    Hier ein reifes Coho Weibchen.


    Da im Gegensatz zu den Atlantischen Lachsen sterben alle Pazifischen Lachse nach dem Ablaichen. Daher werden die Eier und Samen von frisch getoeteten Lachsen entnommen. Ist einfacher und effizienter. Nach dem Fang im Becken werden die Lachse waidgerecht abgeschlagen. (Na das wird ja wieder Kommentare geben :o )


    Nach den Cohos waren ein paar Chum 'dran.


    Nach dem Toeten werden die Lachse kopfrunter aufgehaengt und die Kiemen zerschnitten um den Lachs ausbluten zu lassen. Blut ist eines der groessten Risiken beim kuenstlichen Befruchten. Die Eier haben eine winzige Oeffnung durch die der Samen eindringen kann. Blutzellen haben ungluecklicherweise die gleiche Groesse wie die Eieroeffnung und koennen diese hoffnungslos verstopfen. Gelangt auch nur eine kleine Menge Blut an die Eier, ist die ganze Charge verloren.


    Dann werden den Weibchen die Baeuche aufgeschlitzt und die Eier in Eimer entnommen. Immer ein neuer Eimer fuer jedes Weibchen. Dabei muss man aufpassen, dass kein Regen oder anderes Wasser an die Eier kommt. So bald die Eier mit Wasser in Beruehrung kommen, schwellen diese an und nach 1 - 2 Minuten ist die kleine Samenoeffnung der Eier zugequollen.


    Dann werden die Samen der Maennchen entnommen. Hier streift man nur ueber den Bauch und faengt den Samen in einer Tuete auf. Wiederum darf kein Wasser an den Samen kommen denn Wasser aktiviert den Samen und auch dieser hat nach Aktivierung nur 90 Sekunden Ueberlebenszeit.


    Dann wird der Samen kurz mit Wasser aktiviert in den Tueten und zu den Eiern in den Eimern dazugegeben. Muss sehr flott gehen aus besagten Gruenden. Hier haben wir immer 2 Samensorten fuer jedes Weibchen benutzt um etwas zur Diversitaet beizutragen. In der Natur kommen meist auch mehrere Maenchen pro Weibchen zum Schuss.


    Hier sieht man wie es waehrend der Befruchtung zum Schaeumen kommt.


    Nach ein paar Minuten ist die Zauberei vorbei und die nun befruchteten Eier werden mit Wasser gespuelt um den ueberschuessigen Samen zu entfernen.


    Dann werden die Eierchargen in Brutkaesten mit Desinfektionsmittel betraeufelt und dunkel und sanft umspuelt in dem Brutschrank gelagert. Regelmaessig werden dann ueber die naechsten Wochen und Monate faule oder taube Eier abgelesen und erst wenn die Junglachse geschluepft und frei schwimmen in die Hallenbecken umgesetzt und dann gefuettert.


    Die toten Lachse werden dann wieder zum Bach zurueck gebracht um den nicht weniger wichtigen Aufgaben zu genuegen: die Baeche duengen, Waelder duengen, Baeren, Adler und andere Tiere naehren.

  • Wer nimmt der muss auch was dafür tun. Finde ich sehr gut das in Kanada die Uhren diesbezüglich nicht anders laufen als bei uns. Nur das "Abstreifen" auf Kanadische Art ist anders. Aber wie schon geschrieben sterben die P.- Lachse ja eh ab.

  • Schöner Bericht :)


    Zitat

    Die toten Lachse werden dann wieder zum Bach zurueck gebracht um den nicht weniger wichtigen Aufgaben zu genuegen: die Baeche duengen, Waelder duengen, Baeren, Adler und andere Tiere naehren


    Bei dieser Aussage musste ich etwas schmunzeln wohl wissend das es Sinn macht.
    Wenn man hier dieses Argument bringen würde und tote Fische nicht fachgerecht entsorgt, sondern zur Gewässer- bzw. Uferdüngung und Nahrung für Wildtiere benützen würde.... Das Echo möchte ich nicht hören.

  • @ Madgraf: Ich verstehe was Du meinst. Da waere wohl ein fettes Ordungsgeld faellig und vielleicht auch zurecht. Im Gegensatz zu hier gibt es im deutschen stadtnahen Bereich keine Baeren und Adler mehr, die auf diese Nahrungsquelle angewiesen sind. Auch sind die kuestennahen Fliessgewaesser hier in BC recht naehrstoffarm und benoetigen auch diesen Duengerschub einmal im Jahr - natuerlich sind viele stadtnahen Baeche aehnlich wie in Deutschland auch hier normalerweise ueberduengt mit antropogenen Einleitungen.


    @ Johnny: Die "Lachsnachhilfe" begann in den 70ger Jahren nachdem die USA Rueckkehrerfolge bei Ihren Hatchery Projekten vorweisen konnten. Bis dahin war die Kuestenfischerei und Flussfischerei auf Lachs einer der groessten und lukrativesten Industriezweige an der pazifischen Nordamerikakueste - von Kalifornien bis Alaska. Man fischte ohne Ruecksicht als ob es eine Endlosresource waere. Und das damals dann schon seit fast 100 Jahren mit immer effektiverer Technik. Als dann in der Mitte der 1900er auch noch einige Hauptfluesse systematisch verbaut wurden mit Daemmen und Staumauern, sanken die Fangertraege in den 60ger Jahren auf ein Bruchteil der urspruenglichen Menge. Es waren einige Lachsstaemme schon komplett vernichtet und viele arg bedroht.


    Bezeichnenderweise fuer die Betrachtungsweise in den 60 und 70ger Jahren, war es die Bedrohung der wichtigen Fischerei die zur Loesungssuche fuehrte - nicht der Schutz der Lachse. In der technologischen Arroganz damals, dachte man "Wer brauch' schon richtige Natur - wir koennen das kuenstlich viel besser!" Und nach dem Motto baute man in den USA und kurz darauf in Kanada grosse staatliche Produktionsbrut- und zuchtstationen um praktisch die Habitatsverluste und die Fischereiquoten mit Beckenzucht auszugleichen.


    Mit wenig Ruecksicht auf genetisches Verstaendnis wurde dadurch noch weiterer Schaden an den schon arg bedrohten Wildlachsstaemmen getaetigt. Aber fuer's erste schien alles gut weil auf einmal wieder eine Menge Fische da waren und die Fischerei wieder brummen konnte.


    Nach und nach realisierte man, dass diese Beckenmassenproduktion keine Loesung zum eigentlichen Problem sein konnte sondern eine tickende Zeitbombe zur voelligen Ausrottung des Lachses war. Man fing dann in den 80ger Jahren an wieder Wert auf Durchgaengigkeit der Fluesse zu legen, Laichhabitat zu rehabilitieren, Wasserqualitaet zu verbessern und die Fischerei zurueckzufahren. Gleichzeitig fingen die Freiwilligenvereine an, auf biologische Studien gestuetzt, bedrohte Lachsstaemme gezielt mit kuenstlicher Brut zu stuetzen - nicht zu ersetzen. Man begriff, dass nicht der Bedarf der Fischerei bestimmend sein konnte, wieviel Lachse man brueten und aussetzen sollte, sondern wie viele noch wilde Lachse in einem Gewaesser jeweils vorhanden waren im Vergleich zu einer gewaesserkundlich tragfaehigen Kapazitaet. Stellte sich bei den Studien heraus, dass ein Gewaesser mehr Lachse beherbergen kann und das Oekosystem diese auch benoetigt, als vorhanden waren, dann begann man durch technische Massnahmen die Produktivitaet des Gewaessers zu erhoehen.
    Oftmals bedeutete das die Errichtung einer Brut-und Zuchtstation welche die wilden heimischen Staemme als Genbasis benutzten. Es wurden aber auch extra Laichstrecken (vom Flusshaupstrom abgeleitet wie ein Muehlgraben) eingerichtet um die Kapazitaet an Laichbetten zu erhoehen, natuerliche Wasserfaelle oder Aufstiegshindernisse entfernt um mehr Laich- und Aufwuchshabitat zu schaffen, Wasserstaende wieder erhoeht oder reguliert bzw. dereguliert, Forstwirtschaft in Gewaessernaehe reguliert und in einigen Faellen sogar kuenstliche Duengung eines Gewaessers durchgefuehrt um mehr Futter fuer Junglachse zu schaffen. Alle diese Massnahmen (gibt noch eine Menge mehr) adressierten nun die wirklichen Probleme und sorgten fuer einen gesunden Aufbau der bedrohten Lachsstaemme.


    Wie erfolgreich waren und sind diese Massnahmen? Das ist unterschiedlich und es sind noch laengst nicht alle Probleme ueberall adressiert. Ausserdem sind zusaetzliche Gefahren hinzugekommen (z.B. norwegische Netzlachsfarmen mit allem dazugehoerigen Dreck und Krankheiten). Nehmen wir z.B. mal den Sooke River hier. Ueberlieferungen berichten, dass der Fluss historisch zwischen 2000 und 5000 Chinooks einstmals beherbergte. Durch Ueberfischung im Meer hauptsaechlich, aber auch durch Auswirkungen der menschlichen Siedlungen am Fluss ging der Chinookbestand stetig zurueck bis 1981 noch ein maennlicher Chinook zurueckkehrte. Man braucht kein Biologe zu sein um zu realisieren wie es um diese Generation bestellt war. Im selben Jahr wurde die Sooke Hatchery von Freiwilligen gegruendet und mit dem Erbgut der paar naechstjaehrigen Chinook-Rueckkehrer und mit Hilfe von Chinookbrut eines verwandten Nachbarflusses konnten die Chinookbestaende wieder stabilisiert werden. Es kehren jetzt wieder zwischen 1000 und 1500 pro Jahr zurueck was in Anbetracht des immer noch hohen Fangdrucks und den natuerlich weiterhin bestehenden menschlichen Siedlungseinfluessen ein ordentliches Resultat ist. Ohne die Hatchery waere der Fluss innerhalb weniger Jahre wieder bei 1981.


    Das Problem fuer kleine Lachspopulationen kleiner Gewaesser liegt in der Natur der Fischerei. Die exakten Wanderungswege einzelner Lachsstaemme im Meer sind nicht bekannt und koennen sich auch aendern. Die 1000 Sooke River Chinooks z.B. ziehen dicht beieinander an der Westkueste Richtung Alaska entlang. Wo dort - keiner weiss es genau. Wenn dann die kommerziellen Fischer in Alaska oder Nord-BC eine Fanggenehmigung fuer 20000 Chinooks kriegen weil einige lokale Staemme ok sind, dann kann keiner garantieren, dass sich da nicht gerade auch die 1000 Sooke Chinooks herumtreiben und wenn diese in eine solche effektive Fangflotte geraten, koennen die ganzen 1000 Sooke Fische mit einem Netzzug weg sein.


    Teure und langwierige Studien sind noetig um solche Dinge zu vermeiden. Aber Bedingungen veraendern sich mit der Zeit; daher muessten solche Studien staendig kalibriert werden.


    Die kommerzielle Fischerei ist mittlerweile auf ein Bruchteil von frueher zureckgefahren. Zumindest in USA (suedlich von BC) und in BC. Fuer Alaska ist die Lachsfischerei noch eine wichtige Industrie. Die staatlich betriebenen Lachsbrut-und Aufzuchtstationen in BC und in USA (sued) schaffen praktisch Bedingungen, die eine gezielte Fischerei - zeitlich und oertlich stark begrenzt, erlauben. Diese Produktionsstationen haben nicht nur eine Art-Stuetzfunktion sondern produzieren Ueberschuss der gefangen werden kann und soll (um nicht den Genpool zu verduennen).
    Mutter Natur hatte einen grossen Sicherheitsfaktor in die Lachspopulationen eingebaut. Etwa 2 bis 3 Mal so viele Lachse kamen in die Fluesse als eigentlich zum natuerlichen Fortpflanzen und Versorgen des Oekosystems gebraucht wurden. Dieser Ueberschuss liess allerdings die Lachse auch Eiszeiten und anderen Naturkatastrophen gefahrlos ueberleben. Heutzutage befinden sich die meisten Lachspopulationen um den Minimal-Ueberlebenslevel herum und Gott bewahre etwas Unvorhergesehenes passiert. Einige Lachsstaemme sind allerdings auch schon ausgestorben oder deutlich unter dem Nachhaltigkeitsniveau und daher auf kurz oder lang verdammt.


    Aber Aufgeben gibt's nicht! Nicht fuer mich, jedenfalls. Und Lachse sind unheimlich robust und ich schreibe sie noch nicht ab!


    Ok, das war keine kurze Antwort. 'Tschuldige fuer die Ausschweifung! :badgrin:

  • Also vielen Dank für die lange, ausführliche Antwort, cohosalmon!!!
    Sehr interresant, da merkt man, dass du ein Mann vom Fach bist, beeindruckend.
    Wenn man das so als Außenstehender betrachtet, denkt man nicht, wieviel eigentlich hinter dem Ganzen "Lachs" steckt.
    Und daher ein rießen Respekt an Leute wie dich, die sich so für den Lachs einsetzen.
    Viele Grüße. John.

  • Ich habe es immer noch nicht wieder auf's Wasser geschafft obwohl Wetter und Fische durchaus gelaunt sind. Meine Freunde machen mich verrueckt mit ihren Angelberichten. Viele Winter Springs werden gefangen wenn auch die Groesse etwas zu wuenschen uebrig laesst - im Vergleich zu den letzten 1-2 Jahren um die gleiche Jahreszeit (ca. 5-8 Pfund im Moment im Durchschnitt mit einigen 10-12 Pfund hier und da).


    Aber ich wollte einfach mal paar Bilder einstellen, die so nebenbei auf Angeltrips entstanden sind und deren Tragweite und Schoenheit man oft erst nachher erkennt. Auch ein Ausdruck meiner Sehnsucht wieder zum Wasser zu kommen. Viel Spass und Frohe Weihnachten!


    Sonnenaufgang in Campbell River


    Nebel ueber der Juan de Fuca Strait, aufgenommen vom Suedzipfel Vancouver Islands Richtung Sueden, im Hintergrund die Olympic Mountains, USA und unter dem Nebel liegt die Meeresenge


    Trolling Sooke


    Strand nahe Sooke


    Sonnenuntergang Sooke


    Sonnenuntergang im Sooke Harbour


    Sooke Harbour


    Canyon eines Vancouver Island Baches


    Bach kurz nach der Quelle


    Wasserfall an einem Westkuesten Fluss

  • Beachy Head (East Sooke) im Dezember


    Campbell River Muendung


    Campbell River am Morgen


    Indianerkunst Vancouver Island


    Sonnenuntergang vor Nanaimo


    Otter Point (Sooke) an einem Sommerabend


    Quadra Island und das Kuestengebirge im Hintergrund


    Saltspring Island bei Sonnenuntergang


    Sooke Harbour bei Sonnenaufgang

  • So, da hatte sich doch ein kleines Zeitfenster am letzten Sonntag geoeffnet und mir eine kleine Angeltour auf dem Meer erlaubt. Wetter war klasse, kein Wind, relativ warm fuer diese Jahreszeit und trocken. Die Kinder mussten/wollten mit. Und wenn es nur mal den Staub vom Boot abzuspuelen galt...!


    Wegen der Kuerze der Zeit war nur die Victoria Waterfront moeglich. Aber es sollten sich ein paar Wintersprings auf der Constance Bank vor Victoria herumtreiben. Leider auch ein paar hungrige Robben, die es auf gehakte Lachse abgesehen hatten. Mal sehen...


    Schnell war das Boot fertiggemacht und zwei Ruten plus Material eingepackt. Innerhalb von 20 Minuten war die Bootrampe in Victoria erreicht und 10 Minuten spaeter duesten wir auf die offene Juan de Fuca Strait. Nach 15 Minuten Vollgas erreichten wir die Untiefe und ich legte zwei Schleppruten, eine mit Glow-Blinker und eine mit Glow-Squid, aus. Im Winter muessen die Koeder generell direkt am Grund angeboten werden da das Futterangebot fuer die Winterlachse meist aus Needlefish (aehnlich wie Sandaale) besteht.


    Die Westspitze der Constance Bank ist zwischen 20 und 30 m tief bevor es auf 100m Tiefe abfaellt. Der Untergrund ist sandig/kiesig was gut fuer die Sandaale ist. Daher kann man auch problemlos die Downriggergewichte durch den Dreck ziehen ohne Haengerprobleme zu bekommen (normalerweise!). Es ist nur etwas Arbeit die Downriggertiefe staendig anzupassen, so dass die Rutenspitze zwar regelmaessig Bodenkontakt signalisiert aber ohne dass man meterweise Kabel auf dem Boden entlang zieht. Wenn man zwei halbwegs erfahrene Angler an Bord hat, ist das Bodenschleppen mit 2 Ruten kein Problem.


    Etwas Feingespuer muss man schon haben um einen Biss von dem staendigen Bodenkontaktgerucke zu unterscheiden. Haengt der Fisch richtig und zieht ab, loest der Downriggerclip aus und dann ist es offensichtlich das ein Fisch 'dranhaengt. Zerren die Lachse nur paar Mal am Koeder ohne auszuloesen, dann ist das Erkennen des Bisses Erfahrungs-und Beobachtungssache.


    Nach fast einer Stunde erfolglosem Schleppen, sah ich endlich ein deutliches Reissen an der Rutenspitze das nur von einem Fisch verursacht werden konnte. Noch bevor ich die Rute ergreifen konnte, loeste auch der Clip aus und die Rute tanzte los. Na also! Ich uebergab die Rute nach einem Anschlag meinem Grossen und waehrend er drillte, spaehten mein Kleiner und ich angestrengt herum um etwaige Robbenattacken vorhersehen zu koennen. Fuer solche Faelle habe ich einen Katapult mit Glasmurmeln bereit. Zwar ist es unwarscheinlich, dass man eine Robbe damit direkt trifft, aber oftmals reicht eine Salve in die direkte Umgebung um sie vom Naeherkommen abzuschrecken. Mannchmal hilft aber gar nichts und man verliert nicht nur den Fisch sondern oft auch das ganze Vorfach/Koedergeschirr.


    Wir blieben aber unbehelligt an diesem Tag und Ricardo landete gekonnt einen kleinen Winter Spring um die 5 - 6 Pfund. Die Jungs freuten sich ueber den Erfolg. Ich haette gern eine Nummer groesser gesehen.... Aber nach so langer Angelflaute ist jeder Fisch wie ein Tyee! Es war der Blinker, der zugeschlagen hatte. Ich montierte nun einen gleichen Blinker an die zweite Rute und drehte enge Runden um die selbe Stelle. Nach 10 Minuten meinte ich ein paar Bissrucke an der Rutenspitze erkannt zu haben, da sich beim Betrachten aber nichts mehr tat, kuemmerte ich mich wieder um die andere Rute. Als ich das naechste Mal herueberschaute war die Rute ausgeloest und die Schnur hing schlapp. Ich spring hinzu, kurbelte sehr schnell um Kontakt herzustellen und schlug auf Verdacht an....nichts. Mist, der Biss war verpasst.


    Dann tat sich nichts mehr. Ploetzlich hoerte ich ein Aechzen und Stoehnen von der rechten Rute und als ich hinsah, konnte ich noch sehen wie sich das Downriggerkabel zum bersten spannte und auch die Rute sich tief verbeugte und dann ertoente der haessliche Knall mit dem das 150 Pfund Tragkraft-Edelstahlkabel zerriss. Haenge! Die Rolle schrie auf denn die Angelschnur war noch fest. Ich legte sofort den Rueckwaertsgang ein - vielleicht war ja noch das Koedergeschirr zu retten. Wir drehten ein paar Kreise um die Haengerstelle aber es war hoffnungslos fest. Schliesslich riss die Schnur. Ein Totalabriss. Ich beobachtete das Echolot aber es war kein Felsen oder Wrack zu erkennen. Vielleicht lag da ein abgerissener Bootsanker mit Kette - es ist im Sommer eine beliebte Heilbuttstelle. Anders konnte ich mir dieses Missgeschick nicht erklaeren. Das war ein teurer Abriss; aber seit wann ist Angeln auch billig!


    Waherend ich den Dowrigger und die Rute verpackte, liess ich die Jungs etwas pilkern. Alexander holte tatsaechlich einen kleinen Lingcod herauf und die Jungs hatten einen Heidenspass beim Versuch den Haken aus dem zaehnestarrenden Maul herauszuholen. Dann packten wir ein.


    Auf dem Rueckweg wollten die Kinder ein paar enge Kurven fahren um die eigenen Wellen zu ueberspringen. Ich tat ihnen den Gefallen. Die letzte Kurve war schon dicht vor Downtown an der langen Victoria Mole. Das Wasser war dort etwas unruhig von dem Gezeitenstrom und als ich wieder eine Kurve zog und die Kinder johlten, gab es ploetzlich einen harten Schlag under das Boot, der Motor heulte kurz auf und wir hoben tatsaechlich ab.
    Erschrocken stoppte ich den Motor und inspizierte etwaigen Schaden. Ich sah ein grosses Brett hinter uns im Wasser schwimmen, ganz vollgesogen von Wasser und daher fast komplett unter der Wasseroeberflaeche. Der Motor lief ruhig - keine Vibrationen. Wenn wir uns kein Loch in den Bootboden geschlagen hatten, dann kaemen wir wohl nochmal mit dem Schrecken davon. Ich sah kein Wasser unter Deck eindringen. Also ab zur Rampe und schnell raus aus dem Wasser.


    Auf dem Anhaenger suchte ich Motor und Bootsunterseite nach Spuren ab. Nichts. Das Boot muss wohl bei der Geschwindigkeit einfach ueber das Brett geglitten sein und nur die Motorfinne vor dem Prop hatte den Schlag abbekommen aber da der Motor hochkippte hatte sie dem Aufprall ohne irgendwelche Schaeden standgehalten. Damit war der Propeller auch nicht beeintraechtigt worden. Ganz schoen Schwein gehabt! Das haette auch dumm ausgehen koennen.


    Man sieht, man darf auf dem Wasser nie leichtsinnig werden. Das Pech mit dem Komplettabriss war damit wettgemacht und ich habe gern das Angelgeraet geopfert im Ausgleich fuer ein unbeschaedigtes Boot/Motor. Und als Kroehnung einen leckeren Winterlachs fuer den Grill!


    Frohe Weihnacht und immer scharfe Haken!




  • Da habt ihr wirklich mehr als Schwein gehabt. Mit Vollgas auf Treibgut, das hätte sehr schnell böse enden können. So ein Boot ist schneller gesunken als man glaubt. Da hast du wirklich einen Schutzengel dabei gehabt.....

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