Gegenseitige Hilfe für Schüler und Studenten * Frage/Antwort

  • Zitat

    Was hat es mit dem Fisch Symbol auf sich?


    Das Fischsymbol an sich, also als Erkennungsmerkmal der Christen ?
    Fisch heißt im Grieschischen ICHTYS, und das iergibt , wenn man es zerlegt und es ins Deutsche übersetzt, Jesus, Gottes Sohn (Retter).
    Iesos (=JESUS)
    CHristos (=Christus)
    Theo (=Gott)
    Y
    S


    So, weiter reichen leiter meine Grieschischkenntnisse nicht. Über die Sekte speziell kann ich dir leider nichts sagen, aber wenn du doch noch was über die findest, und es dann hier reinschreibst, kann ich dir die Unterschiede aufführen ;)
    Ansonsten sollte dir reverend wircklich weiterhelfen (ach ja reverend, mein Referat lief ziemlich gut, eine Note habe ich dafür noch nicht bekommen :) )

  • Iesous (=JESUS)
    CHristos (=Christus)
    Theou (=Gottes)
    Yios (=Sohn)
    Soter (=Retter)


    Alles klar? ;)


    Das Fischsymbol ist aufgrund dieses Akrostichons (Buchstaben des Wortes werden zum Wortanfang neuer Wörter, hier: einer Bekenntnisformel) ein altkirchliches Geheimsymbol der Christen.
    In Verfolgungszeiten kritzelte einer einen Fisch in den Sand. Das war unverfänglich gegenüber den Behörden des römischen Reichs, aber anderen Christen gegenüber ein eindeutiges Outing. An der Reaktion des anderen konnte man erkennen, ob er auch Christ war oder nicht.
    Noch heute kann man sich - egal, zu welcher Konfession man gehört - einen Fischaufkleber aufs Auto machen, um deutlich zu machen, dass man praktizierender Christ ist und im Auftrag des Herrn unterwegs (OK. Man kann auch schwarze Anzüge, schwarze Hüte und Sonnenbrillen tragen. ;) )


    Jüngerschaft Jesu ist - zumindest im Neutestamentlichen Sinn - nichts Anstößiges. Als Jünger/in Jesu galt damals jede/r, der/die entweder mit Jesus durchs Land zog oder an seinem festen festen Wohnsitz seinen Lehren anhing.


    Natürlich wird der Begriff immer wieder im exklusiven Sinn (d.h. man spricht es anderen ab, Jünger Jesu zu sein) von religiösen Sondergruppen missbraucht.


    Eine Sekte dieses Namens - das muss ich zu meiner Schande gestehen - ist mir bislang unbekannt gewesen.


    Vielleicht nennst du mir ein paar genauere Details zu deiner Aufgabe im Religionsunterricht, Pumuckl.
    Z.B. Wie lautet der genaue Name der Sekte?
    Was ist das genaue Thema deines Referats?

  • Nunja, der genaue Name ist "Jüngerschaft Jesu".


    Das Thema ist eine Analyse eines Textes wo sich ein junge dieser Sekte anschließt, seine Ausbildung hinwirft, um an einer Mission in Spanien teilzunehemn.



    Habe in Google ein Forum gefunden, wo sich ein Mann an die anderen wendet, da eine Freundin von ihm überlegt in diese Sekte einzutreten.
    Die Dame war lange arbeitslos und bekommt dort für ihre Arbeit 200Euro.
    Der Mannn möchte Wissen, ob jemand dort diese Sekte kennt......kennt aber auch dort keiner.

  • Naja, das ist die klassische Sektenkarriere, wie du sie bei nahezu jeder Sekte findest:
    persönliche Krise - einfaches Erklärungsmuster seitens der Sekte - Interesse - Einzug in eine Sekten-WG - Überführung des persönlichen Eigentums ins Eigentum der Sektengemeinschaft - Abbruch aller Beziehungen außerhalb der Sektengemeinschaft - Ausbeutung, seelische Abhängigkeit, oft auch physischer Missbrauch.

  • Hab mal den text abgetippt.


    Aufbruch
    Robert geht nach Spanien


    Robert war ein guter Schüler. Nicht grade der Klassenbeste, aber immer im oberen Drittel der Werkzeugmechaniker-Grundstufenklasse. Besonders im Politikunterricht fiel er positiv auf, durch seine Bereitschaft sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen intensiv auseinander zu setzen. Er lieferte immer wieder kritische Beiträge und interessante Impulse für den Unterricht.


    An einen Berufschultag kurz vor Ende des ersten Ausbildungsjahres, fehlte Robert. Seine Kollegen, die im gleichen Betrieb ausgebildet wurden, drucksten so komisch herum. Wenn einer mal schwänzt, dann wird ja meist als krank gemeldet: Ist er beliebt, möglichst überzeugend und so beiläufig wie möglich. Unbeliebtere Ausbildungskollegen werden mit einem so breiten Grinsen als krank gemeldet, dass weitere Nachfragen überflüssig sind. Diesmal war es anders. Keiner wollte so richtig etwas sagen. Also musste ich fragen. Nach und nach kam die Sache ans Licht; Robert sei bei so einer komischen Gruppe gelandet und wollte die Ausbildung schmeißen. Der Meister habe schon mit ihm geredet, aber Robert sei nicht davon abzubringen.


    Nach der Schule besuchte ich Robert, er wohnte allein. Koffer standen schon abreisebereit.


    Unser Gespräch drehte sich sehr schnell um die „Jüngerschaft Jesu“. Eine kleine religiöse Gruppe, die mir bisher noch nicht bekannt war. Die Gruppe war von jungen Menschen in Hannover gegründet worden und hatte erste Missionsversuch in England hinter sich. Mit geringem Erfolg, wie Robert einräumte. Deshalb sollte jetzt ein neuer versuch in Spanien gestartet werden. Und er, Robert, sollte dabei sein.


    Ich versuchte auf Robert einzureden, ihn davon zu überzeugen, doch erst die Ausbildung zu beenden. Vergeblich.


    Dann stellte Robert mir ein paar Fragen: Was den damals bei Jesus gewesen sei? Die Jünger hatten sogar ihre Familie verlassen, um ihm nachzufolgen. Und ob jemand der den wahren Glaube habe, so etwas wie Sozialversicherung brauche.


    Was ich auch sagte, ich konnte Robert nicht umstimmen. Er meinte seine Berufung zur Mission in Spanien folgen zu müssen. A er volljährig war konnte ihn niemand daran hindern.


    Von der Gruppe habe ich nichts weiters mehr gehört. Robert tauchte nach einem Jahr noch mal kurz auf, begann noch mal die gleiche Ausbildung, wurde aber schon nach einigen Monaten wieder zur Mission gerufen.




    1.Welche Gründe könnte Robert gehabt haben, sich and er Gruppe anzuschließen?


    2. Hätte er sich nicht in einer Kirche engagieren können?


    3. Wie würdest du die Fragen von Robert beantworten?


  • Zitat von Pumuckel

    Die Fragen sind nur ein Denkanstoß, die ich aber gerne in den Vortrag einbauen kann/darf.


    So, wie ich den Text gelesen habe, geht es in der Aufgabenstellung eher um die Frage, was denn Sekten für Jugendliche so attraktiv macht.
    Die "Jüngerschaft Jesus" könnte in dem Text also auch ein fiktiver Name sein, der als Platzhalter für viele "christliche" Sektennamen dient.


    So, wie Robert hier vorgestellt wird, ist er ein gewissenhafter, kritischer junger Mann, der - vielleicht auch entwicklungspsychologisch bedingt - gerade eine radikale Phase durchläuft, in der er nach klaren, eindeutigen Antworten auf seine Sinnfragen sucht.
    In solchen Phasen gehen junge Menschen oft radikale Wege.
    Und nicht jeder dieser Wege ist unbedingt falsch oder schädlich.
    Greenpeace - oder AI-Aktivisten haben oft einen solchen Background, ebenso der fundamentalistische Flügel der Grünen seinerzeit.
    Auch junge Menschen, die ins Kloster gehen tun, dies meist aus dem inneren Verlangen heraus, "ernst" zu machen mit ihrer Überzeugung.


    Leider suchen sich auch zweifelhafte religiöse Gruppen und Sekten unter solchen suchenden Menschen ihren Nachwuchs. Robert mögen an dieser Sekte möglicherweise ein vordergründig radikal biblisch orientierter Lebensstil, Gütergemeinschaft, gemeinsames Leben und scheinbar einfache Antworten auf komplexe Lebensfragen fasziniert haben.


    In alledem sehen viele Menschen in den christlichen Volkskirchen Defizite.
    Die großen Kirchen erscheinen oft zu pluralistisch, zu institutionell, zu lax und uneindeutig. Die Anfangszeit der Kirche wird oft idealisiert und verallgemeinert.
    AUch zu Jesu Zeiten sind nicht alle ANhänger des Manns aus Nazareth ihm auf seiner Wanderpredigertätigkeit nachgefolgt. WEr die Bibel liest, findet Hinweise auf Jüngerinnen und Jünger Jesu, die mit seiner Bewegung sympathisierten, die aber nicht ihr bisheriges Leben hinter sich zurückgelassen hatten. Auch von den Zwölfen wird berichtet, dass sie in den ersten nachösterlichen Tagen wieder zu ihren Familien und in ihre alten Berufe zurückgekehrt sind. Nachfolge kann oft auch nur auf Zeit erfolgen. Petrus hat jedenfalls später als Apostel seine Familie mit auf Reisen genommen - wie Paulus in den beiden Korintherbriefen berichtet.


    Fakt ist auch, dass in der Bibel Nachfolge nie eine eigene, selbstgetroffene Entscheidung ist, sondern dass Jesus einzelne in seine Nachfolge ruft, andere eben nicht. Vom reichen Jüngling in Markus 10,17ff. heißt es ja gerade nicht, dass er zu den Verlorenen gehört, weil er mit der Radikalität der Nachfolge Jesu dann doch nicht zurecht kommt. Vielmehr heißt es: "Jesus sah ihn an und geann ihn lieb."
    Nachfolge sucht man sich auch heute nicht selber aus.
    Luther sagte; "Nicht das Werk, das du erwählet, sondern das Kreuz, das dir von außen zukommt zu der Zeit da es Gott gewiesen scheint, da folge nach." Bei Dietrich Bonhoeffer, der ein Buch mit dem Titel "Nachfolge" verfasst hat, war es ähnlich. Er gab die Gastprofessur in den USA auf, weil seine Mitstreiter in der Bekennenden Kirche ihn in Briefen um Hilfe baten und kehrte nach Deutschland zurück - die Folgen kennen wir.


    Fazit: Keiner der Nachfolger Jesu wurde aus eigenem Entschluss dazu. Keiner hat sämtliche Beziehungen, in denen er vor dem nachfolgeruf stand, zur Gänze aufgegeben. Und keiner hat seine Nachfolge als besonders gutes christliches Werk betrachtet, das ihn zu einem besseren Christen gemacht hätte. Nachfolge ist immer ein Ruf von außen, keine eigene Entscheidung.


    Soviel mal ganz ungeschützt und "ex aermelo".

  • Das wird jetzt ein langes Posting.
    Und wahrscheinlich hast du, lieber Pumuckl, dein Referat schon gehalten.
    Aber ich habe gerade mein Predigtmanuskript für übermorgen fertig.
    Vielleicht ist es ja eine interessante Ergänzung zu meinem letzten Posting.
    Der Predigttext ist Lukas 14, 25-33


    5.n.trin.; Luk. 14;25-33


    Es ging aber eine große Menge mit ihm; und er wandte sich um und sprach zu ihnen:
    (26)Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
    (27)Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
    (28)Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen,
    (29)damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten,
    (30)und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen?
    (31)Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend?
    (32)Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden.
    (33)So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.


    Liebe Gemeinde,
    liebe Familie N.N., liebe Eltern und liebe Paten von Lukas,


    harte und ernste Worte aus dem Mund unseres Herrn Jesus Christus mutet uns der Evangelist Lukas, der biblische Namenspatron unseres Täuflings, da zu.
    Worte, die eher abschrecken, als dass sie zum Christsein einladen würden.
    Sich um Jesu Christi willen lossagen von allem, was man hat, sogar von seinen liebsten Menschen in der eigenen Familie, dazu die Bereitschaft, Kreuz und Leiden auf sich zu nehmen, ja selbst den Tod – das sind radikale Forderungen. Und sie klingen unbarmherzig und lieblos. Wer so etwas heute tatsächlich tut, den betrachten wir doch als einen verantwortungslosen, herzlosen Menschen. Oder als einen Dummkopf. Aber auf keinen Fall als einen „guten“ Christenmenschen!


    Kann und soll ich solche Jesusworte also überhaupt predigen?
    Passen sie noch in unsere Zeit, wo doch allenthalben die Rede ist von einladenden, offenen Gemeinden, von niederschwelligen Angeboten, von einer missionarischen Kirche, die bis zum Jahr 2030 eine Gottesdienstbesucherquote von 10% erreichen will – derzeit liegt sie EKD-weit bei 4-6%? Verträgt sich das mit unserer lutherischen Überzeugung, dass allein der Glaube zur Seligkeit genügt?
    Verträgt sich das mit unserem niederschwelligsten Angebot, der Kleinkindertaufe, durch die wir zum Ausdruck bringen, dass Gott um Jesu Christi willen zu uns Menschen „Ja“ sagt, noch bevor wir „Ja“ oder „Nein“ sagen können?


    Es gibt ja in unserer Kirche durchaus Mitchristen, denen die breite Masse der Kirchenmitglieder viel zu lax erscheinen und zu nachlässig im Glauben und in ihrer Frömmigkeit. Es gibt sie, noch heute, diese Mitchristen, die es lieber sehen würden, wenn sich in der Kirche eine Gesundschrumpfung ereignen würde, bei der am Ende eine kleine Schar übrigbleibt, die dann mit dem Glauben an Christus wirklich Ernst macht. Es gibt sie, diese Mitchristen, denen unsere Angebote zu niederschwellig sind, es gibt sogenannte „ernsthafte“, „wiedergeborene“ oder „entschiedene“ Christen, die die Kindertaufe ablehnen und statt dessen eine bewusste Entscheidung für ein Leben in der Nachfolge Jesu fordern.


    Solche Leute spricht Jesus in unserem Predigtabschnitt an, an dessen Anfang es heißt:
    Es ging aber eine große Menge mit ihm.
    Da haben etliche Leute ihn predigen hören von der großen Einladung seines Vaters im Himmel. Sie haben im Gleichnis von Menschen gehört, die diese Einladung mit allerlei Entschuldigungen abgelehnt haben. Und von anderen Menschen, die dann kurzerhand an ihrer Stelle von den Landstraßen und Zäunen zum Gastmahl geladen wurden. Zu denen wollen sie nun auch gehören. Als Jesus seine Reise nach Jerusalem fortsetzt – und er weiß, was ihn dort erwartet – da wollen sie, ganz spontan, mit ihm gehen, ihm mit den Jüngerinnen und Jüngern nachfolgen, die – vorhin haben wir’s gehört – ihre Boote und Netze am See Genezareth und ihre Familien in Kapernaum zurückgelassen hatten, um mit Jesus auf Wanderschaft zu gehen.
    Sie meinen es durchaus ernst damit. Sie meinen, sie hätten die Zeit und die Stunde erkannt, die ihnen eine bewusste Entscheidung zum Leben in der Nachfolge Jesu abverlangt. Und sie haben sie spontan getroffen.


    Aber Jesus wandte sich um und sprach zu ihnen.
    Auch wenn die Worte, die er zu ihnen spricht, so radikal und unbarmherzig klingen – dass Jesus sich im Gehen umwendet und sich diesen Leuten zuwendet und eingehende Worte zu ihnen spricht, das ist durchaus barmherzig. Jesus hätte auch einfach weitergehen können. Er hätte sich über den Erfolg seines Predigens freuen und wegen seiner gewachsenen Jüngerschar mit sich selbst zufrieden sein können. So, wie das so manche Pfarrerin und so mancher Pfarrer heute hält. Erfolge müssen sich in Zahlen messen lassen. Die gut gelungene Veranstaltung in der Gemeinde, das beste Angebot, die noch so sorgsam vorbereitete Predigt ist nur dann etwas wert, wenn hinterher mehr Leute in die Kirche kommen und sich am Gemeindeleben beteiligen als davor. Das Stehen im Glauben muss sich statistisch niederschlagen.
    Aber Jesus sieht es anders. Er sieht den Glauben dieser Leute und wendet sich ihnen zu.
    Und er macht einen Unterschied zwischen Glauben und Nachfolge. Und sagt: „Wer mir nachfolgt, der muss wissen, was auf ihn zukommt!“


    Liebe Gemeinde, wenn wir die Evangelien aufmerksam lesen, dann stellen wir häufig fest, dass Jesus den Glauben bei vielen Menschen, die ihm nicht als seine Jüngerinnen und Jünger nachgefolgt sind, spürt und beim Namen nennt.
    Zu wie vielen Menschen, die er von Krankheiten geheilt und von gottlosen Bindungen befreit hat, hören wir ihn sagen: „Dein Glaube hat dich gerettet“? Die wenigsten von ihnen haben ihn nach ihrer Heilung auf seiner Wanderschaft begleitet.
    Sodann lesen wir von Menschen, Frauen und Männern, die Jesus und seine Jünger finanziell unterstützt haben, etwa Johanna, die Frau des Sadduzäers Chusa, die aber nicht ihre Familien verlassen haben und Jesus nachgefolgt sind.
    Wir hören vom reichen Jüngling, der dann doch kein Jünger würde. Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb, heißt es. Auch, wenn er dann doch nicht alles weggibt, was er hat, und Jesus nicht nachfolgt.
    Es gibt also wohl keine Nachfolge ohne Glauben. Aber es gibt sehr wohl Glauben ohne die Konsequenz der Nachfolge. Und es ist allein der Glaube, der rettet und Anteil gibt am Reich Gottes, wie es Jesus predigt.


    Die Nachfolge, in die – wir haben es im Evangelium gehört – Jesus die Fischer am See Genezareth berufen hat, macht Glaubende auch nicht zu besseren, ernsthafteren oder entschiedeneren Glaubenden. Wie oft müssen sich die Jünger Jesu anhören, dass ihr Meister ihren Kleinglauben tadelt! Wie oft bekommen sie zu hören, dass ihr Glaube kleiner sei als ein Senfkorn! Und wie muss es auf sie gewirkt haben, als sie, gläubige Juden wie Jesus selbst, Jesus zu einem Nichtjuden, dem römischen Hauptmann in Kapernaum, sagen hören: „Solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.“ ?


    Nachfolge – und das macht Jesus mit seiner Zuwendung zu der Menge, die mit ihm gehen will, deutlich – Nachfolge ist keine Entscheidung, die er grundsätzlich von allen, die an ihn glauben, erwarten würde. Wer das meint, der übernimmt sich. Traut sich mehr zu, als er oder sie dann vermag. „Wer mir nachfolgt, der muss wissen, was auf ihn zukommt!“


    In zwei Gleichnissen, vom Turmbau und vom Krieg, veranschaulicht Jesus das.
    Wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen?
    Türme baute man in Friedenszeiten in einem Weinberg. Sie dienten als Lagerräume für Winzerwerkzeug und als Prestigebauten. Wer einen Turm in seinem Weinberg stehen hatte, der machte damit öffentlich deutlich: „Ich habe die finanziellen Mittel. Mein Landwirtschaftsbetrieb steht gut da.“ Wenn einem beim Bau dann die finanziellen Mittel ausgehen und der Turm als Bauruine stehen bleibt, dann bewirkt das das genaue Gegenteil:
    Der Bauherr, dem die Luft ausgegangen ist, wird zum Gespött der Leute. Er wollte prahlen. Und kann nicht zahlen.
    Türme wurden aber auch gebaut zur Befestigung von Verteidigungsanlagen, wenn Krieg drohte.
    Das zeigt sich im zweiten Gleichnis von dem König, dem als rechtmäßiger Obrigkeit als allerletzte Möglichkeit seines politischen Handelns in einer gerechten Sache ein Krieg ins Haus steht. So etwas erfordert Besonnenheit. Es muss darum gehen, durch militärische Überlegenheit auf schnellstmögliche Weise wieder Gerechtigkeit und Frieden herzustellen.
    Übertriebene Grausamkeiten, hohe Verluste an Menschenleben, aufreibende Stellungskämpfe zwischen gleichstarken Gegnern sind durch geschickte Strategie und Taktik ebenso zu vermeiden wie Schäden an der Zivilbevölkerung durch marodierende und plündernde Truppenteile oder Massenvernichtungswaffen. Ist dies alles nicht im Vornherein sicher zu stellen, so sind allemal schmerzliche Kompromisse, wie man sie in rechtzeitig eingeleiteten Friedensverhandlungen noch erreichen kann, das weitaus kleinere Übel.


    Nachfolge Jesu Christi – das ist also eine wohl mögliche, aber keinesfalls eine notwendige Konsequenz des Glaubens an ihn. Es wird kein Sonntagsspaziergang, wenn man sie antritt. Vor allem aber ist Nachfolge niemals die eigene Entscheidung eines glaubenden Menschen. Jesus Christus selbst ruft Menschen, die ihm nachfolgen sollen, wo und wann es ihm für richtig scheint.


    Wer in der Nachfolge Jesu steht, der oder die wird erkennbar und identifizierbar. Er oder sie steckt die Koordinaten der tatsächlichen, meist jedoch unsichtbaren Ausdehnungen des Reiches Gottes ab. Wer nachfolgt, der markiert für seine oder ihre Umgebung: Hier sind wir. Ihr könnt und müsst mit uns rechnen. Die geheimen Zeichen an den Katakomben in Rom, die verfolgte Christinnen und Christen bei ihren Versammlungen an die Wände ritzten, der Fisch, Zeichen der lebendigen Herrschaft des gekreuzigten Jesus Christus, die inmitten aller Christenverfolgungen sich dennoch ausbreitende Gemeinde – sie stehen dem Evangelisten Lukas klar vor Augen, als er sein Evangelium verfasst.
    Wer zu seiner Zeit Christus nachfolgte, musste immer damit rechnen, dass er oder sie für den Glauben an Jesus Christus selbst am Kreuz enden oder auf andere Weise das Martyrium erleiden konnte.


    Im Schachspiel sind der König und der Turm strategisch wichtige Figuren, die Einflussbereiche geltend machen. Sie markieren das Reich.
    Der König stellt als wichtigste Figur das Herz und die Mitte des Spieles dar, der Turm sichert die Flanken und vergrößert den Raum. Wir wissen nicht, ob Jesus das schon in der Antike bekannte Schachspiel geliebt hat, oder ob er es als Anschauungsmaterial gebraucht. Aber König und Turm zeigen, dass es bei seiner Nachfolge um strategische wichtige Positionen im Ringen um das Reich Gottes geht. Der Bau eines Wach – oder Verteidigungsturmes, die Vorboten eines Krieges – sie fordern den ganzen Menschen.
    Wer will, wer kann nach diesen Vergleichen noch von sich sagen: „Ich entscheide mich für die Nachfolge Christi“? - „Wer mir nachfolgt, der muss wissen, was auf ihn zukommt!“ sagt Jesus.


    Barmherzig sagt er das zu denen, die ihm nachfolgen wollten, ohne zu wissen, was auf sie und auf ihn selbst zukommt. Barmherzig wird er es bei seinem letzten gemeinsamen Mahl auch seinen Jüngern sagen, die ihm bis dahin nachgefolgt sind. In jener Nacht aber werden sie fliehen, ihn verleugnen und verraten. Das Schicksal, das ihn selbst ereilen wird am nächsten Tag, wird ihnen erspart bleiben. Und erst lange, nachdem sie Zeugen seines Ostersiegs geworden sind, werden viele von ihnen in die Nachfolge seines Kreuzes treten.


    Wer könnte, all dies vor Augen, noch sagen: „Ja, Herr, ich folge dir nach“?
    Wer könnte über den Glauben an Christi stellvertretendes Leiden, Sterben und Auferstehen hinaus für sich ein entschiedenes, ernsthaftes Christentum in Anspruch nehmen wollen?
    Paul Gerhardt fasst dieses sehr begründete Zögern in der letzten Strophe eines seiner Lieder in dichterische Worte: „Ach, ich bin viel zu wenig, zu rühmen deinen Ruhm. Der Herr allein ist König, ich eine welke Blum. Jedoch, weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt, ist’s billig, dass ich mehre sein Lob vor aller Welt.“
    Beides ist in diese innigen Worte aus frommer Seele eingeschlossen: Das Wissen um die Größe und um die ergreifende Gegenwart von Gottes Reich in dieser Welt. Und die ernüchternde Erkenntnis, dass wir Menschen sind nicht nur mit Stärken und Begabungen, sondern auch mit Schwächen und Defiziten. Menschen, denen das niederschwellige Angebot der Gnade Gottes genügen muss. Und die Zusage, dass allein sein im Glauben ergriffenes „Ja“ zu uns bei unserer Taufe ausreicht, damit wir um Jesu Christi willen Anteil erhalten am ewigen Leben in seinem Reich.


    Zu solchem Glauben, zu solchem Gottvertrauen sollen wir unsere Kinder hinführen. Das genügt. Das sagt Jesus zu Menschen, die ihm nachgelaufen sind und nicht wissen, was auf sie zukommt. Nein, Jesus fordert ihnen keine „bewusste“ Entscheidung zur Nachfolge ab. Die liegt nicht in unserer Macht. Nachfolge ist ja nicht ein Ergreifen der Möglichkeit, Christin oder Christ zu sein, als vielmehr ein Antworten auf ein Ergriffensein zu einer Zeit, die nicht wir festlegen.


    Was Jesus mit Nachfolge beschreibt, das ist die Möglichkeit, in strategisch wichtiger Position Zeugnis abzulegen von seinem kommenden Reich – nicht ohne dann die Kosten tragen zu müssen, die das mit sich bringt. Die Konsequenzen in Kauf zu nehmen für Familie, Frau, Mann, Kinder, Eltern, Geschwister und das eigene Leben. Nicht „hassen“ im heutigen Sinn einer starken emotionalen Bindung meint Jesus, eher ein emotionales Loslassen-Können, das die Sorge um ihre Belange hintanstellen und sie Gott überlassen kann, wenn es in strategisch wichtiger Zeit und Position um noch Wichtigeres geht.
    Es gab und gibt immer wieder Menschen, die zu solchen strategisch wichtigen Führungsfiguren für das Reich Gottes geworden sind und werden.
    Im dritten Reich haben die Mitglieder der Widerstandsgruppe, die das Attentat vom 20.Juli 1944 geplant hatten, und ihre Freunde die Belange ihrer Familien hintangestellt. Dietrich Bonhoeffer gehörte zu diesen Freunden von Claus von Stauffenberg und anderen Offizieren.
    Er wusste, dass sowohl seine Eltern, sein Bruder Klaus und seine Verlobte durch dieses Handeln in großer Gefahr schwebten. Dennoch war es für ihn ein notwendiger Ausdruck seines Glaubens und Teil seines Verständnisses von Nachfolge, dass er sich an der Beseitigung Hitlers aktiv beteiligte. Getragen von dem Bewusstsein, dass in der Widerstandsgruppe der Geist christlicher Verantwortung lebendig war, und dass er nicht anders konnte, als seiner inneren Stimme zu folgen. So ging er ins Gefängnis, ständig in Sorge um seine Familie, weil Himmler nach dem missglückten Attentat den Familien der Attentäter „absolute Sippenhaft“ angedroht hatte.


    Für die Nachfolge Jesu entscheidet man sich nicht selbst.
    „Nicht das Werk, das du erwählet, sondern das Kreuz, das dir von außen zukommt, wann immer es Gott gewiesen scheint, da folge nach.“ – so Martin Luther.
    Schnell aber kommt einer, der bis eben noch ein unauffälliger Christ unter Vielen gewesen ist, in eine Position, in der es dann gilt, an exponierter Stelle zur Erkennbarkeit des Reiches Gottes beizutragen. Dann kann es nötig sein, die gewohnten Sicherheiten und Bindungen wie Arbeit, Familie, Ehepartner, Lebensumfeld neu zu bewerten und Entscheidungen zu treffen, die das Wohl der Nächststehenden hintan stellen.


    Dir, kleiner Lukas, wünschen wir das freilich nicht.
    Dir soll der Glaube genügen, den du durch das bedingungslose Vertrauen, das dir deine Eltern und deine Schwester, deine Großeltern und Paten ermöglichen, gewinnen sollst. Dir soll das niederschwellige Angebot der Gnade Gottes genügen, die dir sein bedingungsloses „Ja“ zusichert, noch ehe du selber „Ja“ oder „Nein“ sagen kannst.
    Nachfolge, wie sie den Aposteln und Märtyrern oder Dietrich Bonhoeffer abverlangt wurde, möge dir hingegen erspart bleiben.
    Allerdings sollst du auch nicht ausweichen, wenn du in der Schule, im Studium oder Beruf in Situationen gerätst, wo du dich zu deinem Christsein bekennen musst. Dann gib es ruhig offen zu: Ich bin Christ. Ich bin getauft. Ich lasse mich konfirmieren. Ich gehe zum Gottesdienst. Ich zahle meine Kirchensteuer. Und auch das entschlossene „nein“-Sagen im Glauben sollst du lernen: „Nein, ich gehe aus meiner Glaubensüberzeugung am Tag des Herrn, dem Sonntag nicht zum Shoppen, auch wenn allenthalben die Geschäfte geöffnet haben.“ – „Nein, ich mach nicht mit, wenn ein Kollege im Beruf gemobbt wird.“


    Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi werden immer wieder gebraucht und gesucht.
    Wir wissen nicht, wann und wo. Wir hören nur aus den harten und ernsten Worten Jesu im Lukasevangelium:
    Gott, der uns das niederschwellige Angebot seiner Gnade macht, nimmt uns, wie wir gerade sind. Und ihm ist wichtig, dass wir uns von ihm führen lassen. Wenn es sein muss, auch in eine strategisch wichtige Postiton, die sein Reich und seine Herrschaft markiert. Gott sucht immer wieder Menschen, die seiner Kraft vertrauen und sich von ihm rufen lassen. Er allein sucht sie sich und ruft sie. Zu der Zeit, wo es ihm für gewiesen scheint.


    Amen.

  • Zitat von Taxler

    Bist Du des Wahnsinns! :lol:


    Du quatscht Deine Gemeinde ja tot :)


    Gruß,
    Peter


    Und dadurch bekommt der Reverend richtig gut zu tun. Im modernen Marketing nennt man das Synergieeffekt... :D

    Erst wenn die letze Ölplattform versenkt ist, wenn die letzte Tankstelle geschlossen wurde, dann werdet ihr feststellen, dass man nachts um zwei bei Greenpeace kein Bier kaufen kann!

  • Jaja... :roll:


    Leider habe ich nicht die Möglichkeit eines Taxlers, meine Leute durch bloßes Einschlafen am Steuer zum Beten zu bringen.


    Wenn man in diesem Sinne Peters Signatur liest, dann zeigt sich wahre Synergie. :lol:

  • Zitat von reverend


    Leider habe ich nicht die Möglichkeit eines Taxlers, meine Leute durch bloßes Einschlafen am Steuer zum Beten zu bringen.


    Jetzt muss ich Toms Zitat bemühen:


    Ne glatte Eins!!!!! :lol: :lol: :lol:


    Gruß,
    Peter

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