Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Immer wieder Weltklasse deine Berichte zu lesen und die Bilder zu genießen! Many Thx! :thumbup:

    Und da ich gerade hier auf Fehmarn/Germany bin, hab ich tatsächlich gerade Salzwasser inner Nase und eine Menge Platten die letzten Tage gefangen.

    Aber ehrlich gesagt hab ich mich hier über Ü40-Platten gefreut, aber deine Bilder lehren mich Demut... ;)

    Und was ihr da eine unfassbare Landschaft habt!!!!

    Mach Bitte weiter so!!! :clap:

  • 12.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 2


    Mit heisser Erwartung schaelten wir uns kurz nach 5 aus den Kojen und trafen uns alle zum simplen aber reichhaltigen und warmen Fruehstueck. Dann packten wir unsere Mittags-Sandwiche und Snacks und Drinks ein, Icepacks und Eiswuerfel und los gings! Glenn’s Truppe legte auch schon mit dem Guideboot ab. Es war ein regelrechtes Rennen zum ersten Lachsplatz – vor Rosa Island, eine sehr bekannte Stelle, nur 10 Minuten quer ueber den Fjord. Im stellenweise Nebel verloren wir das Guideboot und fuhren nur zu dritt vor die Spitze von Rosa Island. Dort setzten wir unsere Ruten ein – aber kein anderes Boot ringsumher - seltsam. Wir schleppten dicht an den Kelpfeldern vorbei, an und zwischen interessanten Felsriffen durch. Ein paar Kleinlachse hielten uns wachsam aber insgesamt war nicht viel los hier. Dave vermutete schon, dass wir die “richtige” Stelle wohl verpasst haben mussten denn eigentlich sollten an so einem bekannten Hotspot mindestens ein paar Boote unterwegs sein. Als der Nebel sich mit steigender Sonne verzog, sahen wir auch unseren Irrtum – eine ganze Flotte draengelte sich am naechsten Punkt neben Rosa Island. Aha! Anfaengerfehler.


    So schleppten wir dann die kurze Strecke darueber und reihten uns in die 10-12 anderen Boote in. Die fuhren sehr aggressiv und dicht unter Land. Die meisten hielten sich an die gaengige Etikette “Rechte Rute zum Ufer nimmt den flachen Kurs” und so funktionierte das Ganze ohne grosse Rangelei. Nur wenn einer einen Biss bekam dann kam die Schleife etwas durcheinander, aber zum groessten Teil machten alle Boote hoeflich Platz fuer Drillende. Der einzige Wermutstropfen war eine Menge verstreutes Treibgut – meist langwuechsiges Eelgrass was sich sofort an die Downriggerkabel und Angelschnuere heftete und nach kurzer Zeit richtige Grassballen daran verursachte. Man musste staendig hochholen und das Grass entfernen. Als wir das erste Mal an Glenn vorbeifuhren rief er uns zu: “2 gute Chinooks in der Box, 35 und 40 Fuss tief, Anchoviekoeder!”. Na dann mal los!


    Ich steuerte erstmal und ueberliess meine Rute dem Joshua, der nicht so oft auf das Wasser kam wie ich weil er in Vancouver wohnte. Er bekam tatsaechlich den ersten Biss – es sah ziemlich unspektakulaer aus, zwei kurze Rucke an der Rutenspitze. Etwas unschluessig ob er noch warten sollte, griff sich Josh die Rute recht spaet, ruckte an, kurbelte bis zur Fuehlung und ploetzlich riss es unheimlich an seiner Rute. Dave und ich jaulten gerade vor Vergnuegen auf als Josh schon abwinkte – weg. Mist. Der Koederfisch war total zerfleddert. Wie ein Fisch an einem nadelscharfen Drilling plus Angsthaken vorbeikam um den ganzen Koederfisch erfolgreich zu klauen, konnten wir uns auch nicht erklaeren. Nach einer Weile etwas weiter runter die Strecke wieder ein Geruckel an Josh’s Rute. Bis er die Rute raus hatte, war der Fisch weg. Gibt’s doch gar nicht. Als das dann ein drittes Mal passierte, gab er mir die Rute in die Hand und gab erstmal auf. Aber auch so ein Pech.


    Als ich die Rute gerade neu bekoedert einsetzte, kam Glenn’s Boot wieder in Rufweite und er berichtete sie haetten nun 4 gute Chinooks und 2 Cohos und wuerden nun zum Grundfischangeln offshore fahren. Und schwupps waren sie weg. Wow. So ein Guide, der weiss schon wie das geht. Mich machte die staendige Grassansammlung an der Angelschnur bald richtig aergerlich. Aber dann bekam ich einen guten Biss und ich war blitzschnell an der Rute und hieb an. Schwerer Widerstand endlich! Dave fragte ob es ein guter Fisch waere aber ich musste nicht mehr antworten denn meine Rolle sang los. Dave und Josh wollten gerade alles reinholen und das Boot durch die Bootskette nach aussen steuern da fuehlte ich die Rute ploetzlich schlaff werden. Kann doch nicht sein! Warum hingen die Kerle nicht fest!? Dave schuettelte nur den Kopf – er hatte noch nichtmal einen Biss bekommen! Als ich mal wieder meine Schnur reinigte und die Angelschnur gerade in den Clip einklemmte, der Koederfisch floppte ca. 10m hinter dem Boot auf der Oberflaeche, da riss es mir ploetzlich die Angelschnur aus der Hand und ein Fisch sprang hinter dem Boot einen Meter hoch aus dem Wasser. Waaasss? Schnell schnappte ich mir meine Rute und kurbelte straff. Dem Lachs, warscheinlich ein Coho, brannten nun alle Sicherungen durch und er schlug das Wasser schaumig, sprang, waelzte sich, platschte herum so das man kaum vorn und hinten erkennen konnte. Ich versuchte ihn trotzdem straff ranzunehmen aber ploetzlich war der Widerstand weg. Jetzt war auch ich am Ende. Jerrod meldete gerade die Landung eines brauchbaren Chinooks in seinem Boot und Ross und Carl gratulierten und meinten sie haetten schon zwei. Wow, es lief so gar nicht auf MaxWaldi. Wir berieten und im Anbetracht des glatten Wassers heute und dem vorhergesagten Wind fuer die kommenden Tage beschlossen wir hier abzubrechen und vor die Kueste auf Heilbutt, Lings und sonstiges zu probieren. Wir liessen die anderen beiden Boote das wissen und zu unserem Erstaunen waren sie trotz ihrer vorzeigbaren Erfolge bereit Stelle und Methode zu wechseln. Lachsschleppen hier vor Rosa konnten wir ja bei jedem Wetter noch machen.


    Wir suchten uns eine Ansammlung an felsigen Klippen und Riffe vor der offenen Kueste und begannen da zu pilken. Hier mussten sich doch einige Riffjaeger tummeln. Und Joshua hatte auch gleich ein paar mittelpraechtige Felsenbarsche am Band. Aber noch zu klein zum mitnehmen. Unsere 3 Boote drifteten nun hier und da herum und bald verloren wir uns aus den Augen. Dave suchte immer neue vielversprechende Ziele auf dem GPS Plotter und so klapperten wir einige Stellen ab und kamen dadurch immer weiter hinaus. Die leichte aber langfrequentige Duenung machte uns keine Probleme. Dann war ploetzlich Dave’s Rute krumm – das musste ein Ling sein! Was aber nach oben kam war ein kraeftiger Cabezon – der zur Seeskorpionfamilie gehoerte. Dave war schon enttaeuscht und bereit ihn abzuhaken aber da konnten Josh und ich ihn ueberreden, dass der Cabezon trotz des haesslichen Aeusseren ein fantastischer Speisefisch war. Ok, sagte er und packte den Kerl in die Kiste. Keine 10 Minuten spaeter das gleiche Spiel – der war sogar noch groesser und ein zweiter kam hinterher und wollte auch noch an den Haken. Ich selber fischte wieder mit einem weissen Berkley-Twister an meiner Spinnrute – hatte aber gerade weit ausgeworfen. So rief ich Josh zu schnell seinen Pilker hochzuholen um vielleicht den zweiten Cabezon zu fangen. Josh wollte gerade loskurbeln als das nicht mehr ging und seine Pilkrute vollkrumm wurde. Haenger? Nee, Fisch!


    Oh, das musste was Groesseres sein – der Fisch riss gleichmal etwas Schnur von der Rolle. Grosser Ling? Das war Josh’ Gedanke. Dave versorgte schnell seinen zweiten Fisch und ich brachte meine Rute ein und nun verfolgten wir einen spannenden Drill. Josh benutzte meine Heilbuttrute zum Pilken – die aber war mit einer Links-Multi bestueckt. Das war er nicht gewoehnt und hatte auch Probleme mit der Hebelbremse. Aber nach und nach gewann er Schnur und sein Gegner kam hoch. Ich hatte das Gaff in der Hand und wir alle erwarteten einen guten Ling. Da sausste der Fisch ploetzlich wieder mit haemmernden Schlaegen in der Rute nach unten. “Hm, das koennte auch ein Butt sein!”, meinte ich. Nach paar Minuten kam ein breiter brauner Schatten zum Vorschein – tatsaechlich ein Heilbutt. Und kein Schlechter! Es war zu spaet die Harpune jetzt noch fertig zu machen – der Fisch war reif zur Landung und so schlug ich ihm entgegen aller meiner Weisheiten das Gaff in den Kopf und zerrte ihn ueber die Bordwand. Da stand ich nun mit einem schoenen 30 Pfuender – wusste aber das er durchdrehen wuerde sobald ich ihn ablegen wuerde. Ich rief nach dem Drahtseil – ich wollte ihn am Seil befestigen und dann wieder ueber Bord werfen um ihn dort zu toeten. Aber das Seil war nicht da – ich hatte es gestern am Schlachttisch liegenlassen. Shoot! Ich versuchte es mit einem normalen Seil aber bekam so ein schlappes Seil nicht durch den zahnigen Schlund geschoben. Und jetzt wachte er auf und hebelte sich vom Gaff los und fiel vor unsere Fuesse. Ein verrueckter Tanz begann und wir flohen in alle Bootsecken um nicht getroffen werden oder den noch anhaengenden Pilker und Drilling ins Bein zu kriegen. Blut und Schleim spritzte ueberall hin – ich hatte eine Woche spaeter immer noch den einen oder anderen Fleck von dieser Schweinerei gefunden. Als sich der Butt ausgetobt hatte, sah das Boot wie eine Massenmordszene aus. Wir freuten uns trotzdem ueber den schoenen Beifang am Pilker. Und wir drifteten und pilkten danach fleissig weiter. Ich brachte 2 ordentliche Felsenbarsche ins Boot die aber meinen Twister wieder total zerfledderten. Ich hatte nun nur noch 2 dabei.


  • 12.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 2 cont.


    An einer weiteren Stelle fing Dave – ja was wohl – seinen dritten Cabezon! Wow, er war der eindeutige Cabezon-King! Ich bekam bald einen guten Biss und brachte doch tatsaechlich einen brauchbaren Ling ins Boot. Na also, so langsam fuellte sich die Kiste mit allem was das Herz begehrt. Da meine Familie seltsamerweise nicht viel von Lingfleisch hielt, Dave aber total scharf darauf war, schenkte ich ihm den Fisch. Jetzt wollten wir noch den ganz grossen Wurf probieren – Dave hatte von den Guides gestern noch einen super geheimen Tipp ueber eine Lingstelle die Cock & Balls genannt wurde. Das waere eine 20 minuetige Anfahrt. Klar, heute war alles moeglich. Wir hinterliessen unsen Zielort ueber Funk bei Jerrod und Carl und duesten ab. Hoffnungsvoll liessen wir auf dieser Bank die Koeder runter. Aber wir mussten mal wieder lernen, dass halbe Tipps ohne Ahnung wann, was und wie eben doch nutzlos sind. Nach einer Stunde hatten wir paar untermassige Felsenbarsche geaergert, sonst nichts. Und wenn das hier so eine hochproduktive war, warum sahen wir kein anderes Boot hier fischen? Vielleicht fischt man hier nur im Fruehjahr, oder nur bei Ebbe, oder nur mit Makrelenkoeder…. Demuetig zogen wir unsere Schwaenze ein und verliessen Cock & Balls.


    Auf dem Heimweg machten wir nochmal bei Rosa Island halt. Carl und Ross schleppten hier wieder, Jerrod war wohl schon an der Lodge. Wir hatten nun die Stelle fast fuer uns alleine – bis auf das superlaestige Treibgrass das einfach nicht weitertreiben wollte. Wir drehten ein paar Runden und dann hatte ich noch einen harten Biss und der Fisch hing beim Anschlag. Es war kein Grosser aber nach all unseren Fehlversuchen heute morgen war jeder Lachs ein Erfolg. Ich drillte den Fisch absolut kompromisslos und bald sackte Dave einen 7-8 pfuendigen Chinook ein. Ein Anfang und ein wenig Silber und unserer braun-gefuellten Fischkiste. Dann packten wir ein und fuhren doch recht zufrieden zurueck.


    An den Schlachttischen war Betrieb – alle hatten ziemlich gut gefangen. Jerrod und sein Sohn Demario hatten 3 Chinooks und 2 Cohos – alle bei Rosa erwischt. Sieh mal einer an! Als Carl und Ross noch dazukamen, gab’s ein lautes Hallo. Die beiden hatten auch gut Lachs gefangen und Ross den bisherigen Groessten mit 19 Pfund. Grundfisch hatten allerdings nur wir zu bieten. Das war bis Glenn’s Boot zurueck kam. Gluecklicherweise waren wir bis dahin alle fertig mit filetieren denn bei der Menge die dieses Boot mitbrachte waren alle Schlachttische mit einmal voll. Ich habe ja schon viel Fisch gefangen werden sehen an einem Tag aber was die Jungs da mitbrachten, sprengte alle Register. Die hatten wirklich von allen Gamefischen das Limit fuer alle 4 Angler an Bord gefangen plus noch ein paar die der Guide fuer sich wollte. Das war schon fast zuviel des Guten und grenzte schon an kommerzielle Fischerei. Aber auch schone Groessen – Glenn uebernahm die Fuehrung in der Lachskatgorie mit einen 22 Pfuender. Dann hatten sie Lings bis 30 Pfund, einen Heilbutt von 35 Pfund und eine Menge weitere Butte die allerdings nicht viel groesser als meine Schollen gestern waren. Aber insgesamt war das eine unglaubliche Menge an Fisch und 3 Guides filetierten ueber eine Stunde daran – und die sind ziemlich schnell beim Filetieren! Da Glenn und Jason aber nur einmal im Jahr auf’s Meer kamen, goennte ich ihnen ja diese Jahres-Fischfracht. Und die beiden Teenagers hatten wohl einen Heidenspass gehabt und ihnen taten die Arme weh. Glenn erzaehlte sie waeren 25 Meilen offshore gewesen und es war Fisch auf Fisch. Aber die verrueckteste Geschichte kam noch als Jason berichtete wie er einen guten Heilbutt nach oben pumpte als es ploetzlich einige hammerharte Rucke in der Rute gab, die ihm fast den Knueppel aus den Haenden gerissen hatte. Als er dann ein totes Gewicht nach oben brachte sahen sich alle entgeistert an – ein total zerbissener Heilbutt lag da. 3 fette Stuecke einfach herausgebissen. Der Guide meinte Blauhai oder Lachshai – beide ueber 2m gross. Wow! Diese Offshorebaenke muessen unheimlich produktiv sein wenn man weiss wann und wo und wie.


  • 13.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 3


    Der dritte Tag stand an und erfreulicherweise war der angesagte Wind nicht so schlimm. Wir hatten aber beschlossen erstmal wieder bei Rosa auf Lachs zu schleppen und dann mal weiterzugucken. Joshua ging heute mit auf Carls Boot so dass es nur Dave und ich auf MaxWaldi waren. Gleichzeitig mit Glenn’s Guideboot kamen wir bei Rosa an und gesellten uns zu der schon stattlichen Flotte hier. Die Windvorhersage hatte wohl einige Angler im ganzen Fjord hierhergespuelt. Nun ja.


    Dave hatte sich gestern nochmal mit den Lodgeguides unterhalten. Die meisten sagten das man bei Rosa ganz dicht unter Ufer und ganz hart an der Felskante schleppen muss um erfolgreich zu sein. Bei dem Bootsbetrieb heute morgen und bei solch aggressivem Kurs musste man da immer auf der Hut sein. Gut das Dave und ich ein eingespieltes Team waren! Und so begannen wir das Unterfangen “Grosslachs bei Rosa”. Heute schien sogar noch mehr Grass auf dem Wasser zu treiben. Es war zum Verruecktwerden! Ich hatte meinen Koeder mehr aus dem Wasser als im Wasser. Dave auch. Ich versuchte die schlimmsten Grassfelder zu umfahren was uns dann immer wieder die Ideallinie dicht am Ufer kostete. Es war einfach zum Heulen. Als dann noch Glenn’s Boot vorbei kam und er uns herueberrief, dass sie schon 3 fette Chinooks und 2 Cohos an Bord hatten, inklusive einen 20 Pfund Chinook an der Fliegenrute gefangen, verstanden Dave und ich die Welt nicht mehr. Wie machten die das? Die fuhren doch ueber die gleichen Stellen!?


    Auch Carl, Ross und Josh waren kraeftig am Fangen und als dann noch Jerrod von einer kleinen Stelle, die gut zu ihm war, ueber Funk sprach, waren wir einfach nur fassungs- und sprachlos. Wie konnte das sein? Wir hatten noch nicht einen Biss gehabt! Wir vergewisserten uns mal wieder das wir auch die gleichen Koeder und die gleiche Tiefe beangelten. Beim naechsten Pass von Glenn’s Boot hatte Glenns Sohn Cody gerade einen guten Coho am Band und rief zu uns herueber “Seht mal her, so wird das gemacht!” Jetzt machten die sich schon lustig ueber unser Unglueck oder besser Unfaehigkeit! Dave hatte dann mal tatsaechlich einen Biss und brachte einen brauchbaren Coho ans Boot. Als wir ihn reinholten, zeigte sich das er eine brutale Wunde auf der einen Seite hatte. Da hatte wohl eine Robbe oder sowas ordentlich zugebissen. Das der Fisch ueberhaupt noch lebte! “Na toll”, sagte Dave, “jetzt fang ich schon mal einen und dann ist er auch noch nur halb verwendbar!” Es war schon fast komisch!


    Dann zog ich mal wieder meine Schnur ein um Kraut zu entfernen, da biss doch ein Lachs beim Einholen an. Na also! Der Lachs war sicher ein Coho so wie er an der Oberflaeche tobte und Dave machte schon den Kescher klar – da kam mir ploetzlich mein Geschirr mit Koeder und Flasher entgegengeschossen - so das ich mich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Wow, heute ging aber wirklich nichts. Vielleicht haetten wir da schon abbrechen sollen und zur Lodge fahren sollen und einfach im Liegestuhl sitzend Bier trinken sollen. Aber man gibt ja nicht auf.


    Wir hatten aber die Nasen voll von Rosa und riefen den Anderen ueber Funk zu, dass wir mal zur Aussenseite fahren wuerden um zu sehen wie schlimm der Wellengang wirklich war. Dann duesten wir ab. Als wir an der Fjordmuendung ankamen, hielt ich kurz an und wir schauten uns das ein bisschen an. Dave meinte es waere gar nicht so schlimm – mit etwas Geduld koennten wir es zur “Guitar” machen, eine felsige Untiefe etwa 5-6km vor der Kueste. Dort wuerden die Guides alle ihre Lingcods abschleppen. Das muesste wie das Brezelbacken gehen. Ok, ich liess mich breitschlagen, irgendwie mussten wir uns ja heute noch rehabilitieren. Dave war scharf auf Lings, ich nicht so, vorallem wenn es Schleppangeln auf Ling war. Lings zu pilken war klasse, aber schleppen eher lahm. Dave dachte aber nur an das Fleisch, nicht an den Sport.


    Dann ging’s los. Gegen eine seitliche kurzfrequentige 2m Duenung und noch ordentlich Windgewuehl obendrauf – das war keine vergnuegliche Fahrt. Schneller als so knapp 30km/h ging nicht wenn man einen Bandscheibenvorfall vermeiden wollte. Endlich kamen wir an und es war auch hier draussen ungemuetlich. Aber fischbar. Aber wo? Ich sah nur in weiter Entfernung am anderen Ende der Untiefe zwei andere Boote – sonst waren wir alleine. Wo angelt man denn hier? Ganz obendrauf entlang dem flachen Rueckgrat der Untiefe? Oder am Fuss? Keine Ahnung, das hatten die Guides nicht verraten. Na klasse, die Untiefe war etliche km lang – wenn auch nicht sehr breit – gross genug, dass man einen ganzen Tag am Fisch vorbeiangeln konnte. Und bei diesen Wellenbedingungen wollte ich nicht unbedingt einen ganzen Tag hier draussen bleiben. Aber jetzt waren wir mal hier, jetzt mussten wir auch was probieren. So entschieden wir das Rueckgrat des Berges in ca. 40m Tiefe entlangzuschleppen. Dave dicht am Boden auf Ling, ich hoeher auf vielleicht Lachs.


    Wir schleppten erst mit den Wellen was das Ganze noch ertraeglich machte. Aber bis auf einen Babyling bei Dave war tote Hose hier. Als wir nach einer Stunde am Ende der Untiefe angekommen waren, drehte ich um und fuhr in etwas tieferem Wasser wieder zurueck. Jetzt gegen die Wellen, die auch noch groesser wurden, schaukelten wir ganz schoen herum. Ungemuetlich! Und kein Fisch in Sicht. Nach einer weiteren Stunde mit nichts brachen wir ab. Wie koennte man noch das Glueck erzwingen!? Ich schlug vor zu den anderen beiden Booten am Horizont zu fahren und dort vielleicht zu pilken. Ok, sagte Dave. Er hatte auch keine bessere Idee. Zumindest hofften wir, dass das 2 Guideboote waren die wussten wo Fische zu fangen sind hier. Es war wieder eine schaukelige Fahrt die Wellen hoch.


    Dann sahen wir einen Freizeitangler, der tatsaechlich mit Downriggern hier schleppte und ein Guideboot das mit seiner Crew pilkte. Na also, richtige Idee. Wir setzten uns nicht weit vom Guideboot und Dave machte seinen schwersten Pilker dran. Keine 5 Minuten spaeter – Abriss, der Grund war sehr griffig – was ja generell fuer ein gutes Lingcodrevier sprach, aber die Drift war durch Wind und Wellen so schnell das Dave moerderisch viel Schnur nachgeben musste um in Grundnaehe zu bleiben und er dadurch kaum noch Kontrolle ueber seinen Koeder hatte. Komisch, das Guideboot driftete viel langsamer. Als ich mal wieder umsetzte und wir dicht an deren Boot rankamen, sahen wir einen riesigen Driftanker in der Abdrift. Aha, das war ja auch kein fairer Vergleich. Ich gab Dave meinen schwersten Pilker und schlug vor, dass ich das Boot mit Motorkraft leicht gegen die Drift hielt damit er besser Vertikalangeln konnte. Ok dann. Das klappte auch ganz gut bis Dave den naechsten Haenger hatte und auch der fuehrte letztlich zum Abriss. Es war schon zum Verzweifeln.


    “Ok, wenn das Pilken nicht sein soll dann lass’ es uns nochmal mit dem Schleppen hier probieren.”, meinte ich. So machten wir nochmal die Downrigger fertig und jetzt schleppten wir beide knapp am Grund in ca. 50m Tiefe. Das ging vielleicht 15 Minuten gut, aber brachte immer noch keinen Fisch. Ich begann noch dichter am Grund zu schleppen und dann passierte es – der Downrigger riss ploetzlich nach hinten – das Blei hing fest! Ich rief zu Dave “Stopp!” aber er brauchte eine Sekunde zulange und schon wurde mein Downriggerkabel schlapp. Sch….! Gluecklicherweise war nur das Blei weg – das ganze andere Geroedel wie Clip und Gummizug etc war alles noch da. Aber ich hatte nun genug von dieser Stelle und wollte zurueck. Dave hatte auch kein gutes Argument zu entgegnen. Da unser Rueckweg fast an der Stelle wo ich die grossen Schollen am ersten Abend gefangen hatte vorbeikam, wollte ich dort nochmal anhalten. Ein paar Riesenschollen koennten den Tag noch fuer mich retten. Dort angekommen kachelte es nun schon wirklich bedenklich. Aber ich montierte meinen letzten Berkley-Twister an einem grossen Zusatzblei und versuchte die Drift. Keine Chance Boden zu halten. Mist, Mist, Mist!



  • 13.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 3 cont.


    Ich war fertig um zur Lodge zurueck zu fahren. Als wir wieder im geschuetzten Fjord waren, nahmen wir Kontakt mit unseren Freunden auf. Carl und Jerrod berichteten von fetten Lachsfaengen – beide Boote hatten fast ihr Tageslimit fuer Chinook und Coho. Beide Boote versuchten noch den letzten Lachs zu erwischen. Ich fragte ob das Grass noch da waere. Ja, ziemlich dicht, schlimmer als noch am Morgen, sagte Jerrod. Baeeh! Ich hatte keine Lust mehr. Ich sagte Dave er koenne gerne noch ein bisschen alleine schleppen aber ich wuerde mich in die Kajuete verziehen und ein Schlaefchen halten. Dave stimmte zu. Es war warm und sonnig und ich machte mir die Dachluke etwas fuer frische Luft auf und schlummerte herrlich ein.


    Ich weiss nicht wie lange ich geschlafen hatte aber ploetzlich wurde ich von Fluchen und Herumtrappeln auf dem Bootsdeck wach. “Brauchst Du Hilfe, Dave?”, rief ich. Ein zoegerliches Ja kam heraus. Ich schaelte mich heraus und zog die Schuhe an und schaute mich erstmal um. Mein Gott, wir sassen in einem Krautfeld fest das so dicht wie eine Insel war! Dave schaute mich resignierend an. Was ist passiert? Beide Rute lagen quer ueber den Boden, ein Downrigger hatte ein schlappes Kabel, der Kescher lag auf dem Boden. What the heck!? Dave erklaerte er hatte einen Doppelbiss und wollte mich nicht wecken. Ein Fisch riss bald ab und dann fuhr er ueber ein unerwartetes Riff das den einen Downrigger festhing und bald abriss. Dann driftete er in diese Krautinsel und verlor noch den zweiten Lachs. Dave war am Ende. Ich schuettelte nur den Kopf. Heute soll’s nicht sein. Und dann fuhren wir zur Lodge. Dort filetierte Dave seinen Zombi-Coho – schnell, bevor irgendjemand diesen jaemmerlichen Anblick sehen konnte. Dann holten wir uns Bier und Wein und warteten auf unsere Freunde. Und die kamen bald strahlend und erfolgreich zurueck. Carl uebernahm die Lachsfuehrung mit einem schoenen 23 pfuendigen Chinook. Was fuer ein Tag. Aber wir freuten uns fuer unsere Freunde, besonders das auch Joshua nun endlich mal Lachs gefangen hatte. Und dann verrieten sie uns das Rosageheimnis: lass das Grass einfach an der Schnur! Hole nur ein wenn es gar nicht mehr geht. Glenn bestaetigte, ihr Guide liess die verkrauteten Schnuere so lange wie moeglich im Wasser – denn nur ein Koeder im Wasser faengt! Da muss ich meinen deutschen Ordnungssinn ganz bewusst abstellen. Dave und ich klatschten uns ab – morgen ist Rache angesagt!


  • 14.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 4


    So, der letzte volle Tag brach an und Dave und ich scharrten mit den Hufen. Wir wollten den gestrigen fischlosen und verlustreichen Bootsausflug vergessen machen und uns an den Lachse raechen. Wir hatten noch reichlich Platz in der Kuehlbox und unsere Lizenzen hatten gaehnende Luecken. Robert, der Lodgebesitzer, schaerfte uns nochmal ein bei Rosa dicht unter Land zu fischen und das Treibkraut weitestgehend zu ignorieren. Er zeigte uns noch paar andere interessante Lachsstellen weiter Richtung Fjordmuendung, warnte aber das es dort windmaessig sportlich zugehen koennte heute. Glenn’s Guideboot hatte nur noch wenige Luecken auf den 4 Gaestelizenzen und die wollten sie heute fuellen. Ein paar Cohos und ein Chinook passten wohl noch und ein paar Felsenbarsche und Lings, welche hier in Nootka ein grosszuegiges Limit von 3 pro Tag und 6 im Besitz – pro Lizenz – hatten. Im Sueden der Insel war das Barschlimit wie auch das Linglimit nur 1 und 2.


    So fuhren wir im ersten Tageslicht wieder mit 4 Booten zu Rosa. Trotz allen Windes, dort lag das Meer spiegelglatt und friedlich. Aber auch wieder grassreich. Schon komisch das dieses Treibgut einfach nicht weiterziehen wollte. Ich kenne Stellen bei Malcolm Island (Black Bluff, Lizard Point) wo fette Gezeitenlinien mit viel Dreck regelmaessig die Stellen praktisch unbefischbar machen. Aber ein paar Stunden spaeter, mit fortgeschrittener Gezeit, ist der ganze Kram dann auch wieder weg. Hier nicht. Und Glenn’s Guide bestaetigte mir gestern, dass Rosa praktisch immer so versaut ist. Aber was auch das ganze Kraut dort festhielt, zog wohl auch Futter mit sich was dann wiederum die Lachse hinbrachte. Es gab eben nur das eine MIT dem anderen. Sei’s drum. Heute sollte es rappeln!


    Es war wieder ordentlich Betrieb hier an der Kante und man musste konzentriert steuern. Wie geplant durchquerten wir die Grassfelder ohne uns darum zu kuemmern und es dauerte keine 15 Minuten bis Dave’s Rute anruckte. Er war wie der Blitz dabei und setzte den Anschlag. Yup, das war ein Guter, meinte er. Ich hoerte schon seine Rolle aufkreischen aber ich konnte weder den Drill genau verfolgen noch Fotos davon schiessen – wir sassen zwischen 4 oder 5 Booten und hatten die Felskante keine 20m rechts neben uns. Ich wieselte uns durch die Kette der Boote nach aussen durch und Dave musste einmal seinen Fisch superhart anziehen da ein Boot wohl nicht geschnallt hatte was Sache ist und beinahe ueber Daves Schnur gefahren waere. Buh, das war knapp. Aber alleine der Fakt das wir den Fisch nicht dabei verloren hatten, gab uns Vertrauen das unser gestriges Pech weg war. Weiter draussen hatte Dave alle Zeit und Platz den Fisch muede zu drillen. Bald konnte ich ihn keschern und der erste Lachsbrocken kam ins Boot. Na also! Wir jubelten und strahlten. Ein 16-17 Pfuender lag im Boot. Schnell versorgt und weiter ging es. Ich draengelte uns wieder in die Bootskette und nahm fjordeinwaerts wieder den ufernahen Kurs. Unweit der letzten Fangstelle – rumm’s, meine Rute ging nach unten und ich sprang auf und brauchte schon nicht mehr anrucken – der zog schon ab. “Guter Fisch!”, meinte ich und Dave uebernahm das Steuer. Hier war jetzt gerade mal mehr Platz und ich musste nicht so hektisch drillen. Der Fisch schoss sogar mal komplett aus dem Wasser heraus; ziemlich untypisch fuer einen Chinook aber fuer einen Coho war der fast zu gross. Es ging alles glatt und nach ein paar Minuten beherzten drillens sackte Dave meinen ersten Chinook heute ein. Wieder so um die 16 Pfund. Feine Sache.


    Und es ging so weiter. Wir ignorierten die Grassballen an unseren Schnueren und holten nur ein wenn sich einige Kilogramm daran verfangen hatten und dann schon die Schnuere vom Widerstand nach oben gedrueckt wurden. Das war zwar ungewoehnlich und behinderte manchmal ein bisschen im Drill wenn das Grass nicht ganz abfiel sondern dann im Spitzenring festhing – aber es war machbar und vorallem brachte es Fisch. Ich fing noch ruckzuck 2 markierte Cohos bis Dave und ich dann einen feien Doppelbiss erhielten. Na jetzt wurde es ja richtig turbulent! Jetzt kam das hintere Steuerrad voll zur Geltung denn ich konnte uns beim drillen zur Aussenseite steuern. Fast gleichzeitig hatten wir unsere mittleren Chinooks von vielleicht 10-11 Pfund am Boot. Dave erwaegte einen Moment und meinte “da geht noch mehr” und hakte seinen wieder ab. Ich wollte meinen erst behalten weil es aussah als ob der Drilling ziemlich tief sass, aber als ich es dann mit der Zange probierte, kam der Haken schnell und unproblematisch heraus – Schonhaken eben.


    Ich funkte zu unseren Freunden und fragt sie: “Woran erkennt man das Dave einen super Angeltag hat?”. Carl zurueck: “An Dave’s blutigen Haenden?”. “Nee, daran das Dave zwei 10 Pfuender freigelassen hat!”. Ein Lachen und Kichern kam durch den Funk. Die anderen freuten sich mit uns. Und wir waren noch nicht fertig. Es lief heute. Ziemlich am Ende der Strecke, wo ich schon umzulenken begann, hatte Dave seinen naechsten Biss und packte noch einen 13-14 pfuendigen Chinook in die Kiste. Damit hatte er sein Chinook-Tageslimit. Ich wollte auf den ganz Grossen warten. Glenn’s Guideboot hatte mittlerweile alles Silber was noch legal war und sie wollten nun noch pilken gehen um die restlichen Luecken in den Bodenfischkategorien zu fuellen. Fischfabrik, dachte ich nur. Joshua war heute auf Jerrods Boot und auch die drei fingen den einen oder anderen Lachs. Nichts riesiges, aber sie hatten immermal was dran. Das freute mich auch fuer Jerrod’s Sohn Demario, der dieses Jahr so richtig beim Angeln aufbluehte.


    Es waren nun schon weniger Boote bei Rosa – vielleicht versuchten es mehrere doch noch an der Aussenseite. Und vielleicht war der Wind und die Wellen doch nichts so schlimm wie vorhergesagt. Hier bei Rosa konnte man das nicht einschaetzen; hier war man total geschuetzt. Wir zogen Runde um Runde weiter und es schien, dass nun mehr Cohos auftauchten. Wir sahen etliche auf anderen Booten gefangen werden und auch Dave schlug noch zweimal bei den Cohos zu. Damit hatten wir auch jeder 2 Cohos und damit unser Limit. Ich hatte noch ein Chinookplatz fuer heute frei. Und mein Moment sollte noch kommen. Wieder bei einem super-aggressiven Kurs vor dem Felsen entlang in 15m Wassertiefe – den Koederfisch nur knapp 10m tief am Downrigger – riss meine Schnur ploetzlich aus dem Clip. Anhieb sass und der Lachs machte erstmal nur sture Kopfschlaege. Das war oft ein Zeichen eines richtig Grossen. Da die Flotte schon arg ausgeduennt war, mussten wir uns nicht viel Sorgen um andere Boote machen. Dave holte schnell seine Rute ein und beide Downrigger hoch und machte den Kescher klar. Aber so schnell war ich nicht! Der Fisch war anfangs kaum zu bewegen und erst so nach und nach kam er auf Touren. Aber dann – jetzt riss er im Affentempo die Schnur von der Rolle und das in Richtung Ufer. Da wir immer noch nur 50-60 m vom Felsen entfernt waren, wurde ich etwas unruhig und drehte die Bremse fester.


    Gluecklicherweise drehte der Lachs jetzt um und schoss auf uns zu was mir fast einen Krampf in den kurbelnden Fingern einbrachte. Dann sahen wir einen breiten Ruecken majestaetisch neben dem Boot noch tief unten entlang schwimmen. Toller Fisch! Es ging noch paar Minuten hin und her aber heute hatten wir das Selbstvertrauen und Dave und ich blieben ganz cool. Und so war der erfolgreiche Abschluss des Drills auch keine grosse Ueberraschung mehr. Aber wir freuten uns sehr ueber den groessten Lachs unserer Tour bisher – der war sicher ueber 20 Pfund. Ob er Carl’s 23 uebertraf, blieb fraglich. Ein Goldie! Das war sicher ein lokaler Conuma River Chinook – der hatte schon die goldene Laichfaerbung und erschreckende Zaehne. Damit waren wir am Lachslimit. Was nun? Nur zum Spass noch was weiterschleppen? Schwer abzubrechen wenn es gut laeuft. Und so schleppten wir noch ein Stuendchen weiter. Aber ausser ein/zwei verpassten Bissen und einem Baby-Chinook ging dann aber nichts mehr.

  • 14.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 4 cont.


    Dave wollte gerne noch was Bodenfisch fangen; am liebsten Lingcod, aber auch ein paar Felsenbarsche haette er gerne noch. Er sagte er wuesste wo Glenn’s Guide zum Pilken waere – direkt in den Klippen an der Surflinie. Ob die Bedingungen da draussen das zuliessen? Und ich warnte Dave, er muesste ja nun mittlerweile wissen wie vage und unsicher solche Guide-Infos waren. Ich haette lieber tief im geschuetzten Fjord an irgendwelchen Riffen und Klippen auf Bodenfisch probiert. Aber Dave wollte es unbedingt draussen probieren.


    Und so fuhren wir zur Aussenseite. Es war sehr ungemuetlich. Besonders zwischen den Klippen und Felsinseln an der Uferzone wo die Wogen richtig reinkrachten und zurueckprallten – dort herrschten Verhaeltnisse wie in einer Waschmaschine. Aber Dave markierte ein paar Untiefen zwischen den Klippen in 20 m Tiefe und ich schaukelte uns dorthin. Jetzt war ich ungemein froh das mein Motor wieder so problemlos lief – hier moechte man nicht den Vortrieb verlieren. Wir liessen beide unsere Pilkkoeder runter – ich hatte wieder meinen letzten Berkley-Twister montiert. Ruckzuck hatte ich 2 brauchbare Felsenbarsche gefangen, Dave leider nur seinen besten Pilker verloren. Wir setzten nochmal um und ich holte noch einen Barsch raus. Die konnte Dave alle haben. Dann wurde mir wirklich etwas unwohl wegen des Geschaukel und Dave fuhr uns in den Wind-und Wellenschatten hinter einer groesseren Insel. Hier war es herrlich ruhig, es gab herrliche Sandstraende und dann wieder bizarre Felsklippen, eine grosse Seeotterfamilie lag hier faul auf dem Ruecken und schaute uns gespannt zu. Auch eine Delfingruppe sausste an uns vorbei. Schoene Natur hier! Aber es war hier zu flach zum vernuenftigen Angeln. Als wir auf der anderen Inselseite wieder herauskamen, wurden die Wellen wieder hoeher und die Drift schneller. Wir fingen noch ein bisschen Kleingemuese aber von den Lings war keine Spur zu finden.


    Ok, ein letzter Versuch vielleicht noch was buttmaessiges vom Boden zu kratzen; wir setzten uns an der Fjordmuendung in die Mitte der Rinne die hier von 50m auf 150m abfiel und liessen uns praktisch von Wind und Wellen in den Fjord ins Tiefe reintreiben. Mit einem Kiloblei konnte man gerade noch Grund halten. Dave hatte auch bald einen Biss und etwas blieb haengen – gespannt wartete ich bis sich im Wasser ein Umriss abzeichnete – Dornhai! Natuerlich, so mussten diese Plagegeister uns sogar hier finden! Dave fing noch einen aber sonst war es still. Als wir bei etwa 100m Tiefe angekommen waren, blieben unsere Koeder nicht mehr am Boden. Das war der Schlusspfiff fuer heute. Es hatte inzwischen auch zu regnen angefangen – Zeit einzukehren. Die Kiste war rappelvoll und wir konnten stolz auf unser Comeback heute sein! Heute wuerden wir eine Weile am Schlachttisch brauchen.


    Alle anderen Boote hatten auch nicht schlecht gefangen aber wir waren heute eindeutig die Lachs-Kings gewesen. Auch wenn mein Groesster nur gerade an der 20 Pfundmarke kratzte und Carl in der Fuehrung blieb. Glenn’s Boot hatte bei den Bodenfischen abgeraeumt mit schoenen Lings bis 30 Pfund. Natuerlich waren sie an einer anderen Stelle gewesen als Dave vorher gezeigt wurde. Aber in unserem Kleinboot waeren ihre Stellen heute eh unerreichbar gewesen. Das Guideboot legte vor dem Abenbrot nochmal ab um zu Rosa zu fahren, ihnen fehlte noch ein Coho und sie nahmen Joshua mit, der auch noch paar freie Lizenzplaetze hatte fuer Lachs. Und der Guide enttaeuschte nicht – sie fuellten alles was noch ging plus Finley, der Sohn von Jason, fing einen Coho von 11 Pfund und kam damit sogar auf das Leaderboard der Lodge mit den groessten Fischen der Saison. Da Cohos aber noch bis Oktober reinkamen und jetzt Woche fuer Woche noch etliche Pfund zusetzten, wird das wohl nicht mehr lange Bestand haben – aber Finley war sehr stolz auf seinen fetten Fang.


    Dave und ich hatten nun auch schon eine stattliche Fischmenge zum Mitnehmen angesammelt. An Lachs hatte ich nur noch ein 1 Chinook in meinem Besitzlimit frei. Dave war voll. Wer weiss, vielleicht ergab sich noch eine Moeglichkeit auf der langen Rueckfahrt morgen. Wir liessen den Abend noch lange im Aufenthaltsraum zusammen ausklingen. Wir 3 Privatboote wuerden schon frueh nach dem 5:30 Uhr Fruehstueck ablegen um gegen Mittag an der Rampe in Gold River zu sein. Dann wuerden wir noch im Hellen zuhause in Victoria ankommen – mit einem Mittagsstopp in Campbell River eingeplant. Ausserdem mussten wir in Campbell River Joshua und einige Fischkisten von Glenn’s Crew an die Vancouver Gang uebergeben denn Glenn’s Truppe hatte soviel Fisch gefangen, dass das Transportboot der Lodge mit 6 Leuten plus all dem Fisch ueberladen gewesen waere. So nahm Carl Josh mit auf sein Boot und Jerrod und ich jeder noch 2 vollen Fischkisten von vielleicht je 30kg. Als wir uns von Robert dem Lodgebesitzer herzlich verabschiedeten, meinte er das was Glenn’s Truppe mitnahm war wohl die groesste Fischladung die er je bei Gaesten gesehen hatte. Schon fast verboten den Ozean so zu pluendern! Ich werde mich bei Glenn beschweren wenn wir naechstes Jahr wegen fallenden Bestaenden wieder mehr Fangregeln bekommen!


  • 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 5


    Abreisetag ist immer halb traurig, halb hektisch – man will noch nicht weg aber man hat tausend Dinge im Kopf um nichts zu vergessen und um die lange Rueckreise moeglichst pannenfrei zu gestalten. Wir hatten beschlossen schon frueh zeitig abzureisen um die oft morgens glatten Gewaesser zu nutzen – immerhin hatten wir eine etwa 80km Wasserstrecke zu machen. Wir wollten gegen Mittag an der Rampe in Gold River zurueck sein. Das liess uns noch locker 2h zum Angeln irgendwo unterwegs – nur zum Spass, wir wollten nicht nochmal unser Boot einsauen und Fisch versorgen muessen. Auch hatten wir soviel Krempel auf unseren Booten, inklusive der extra Fischkisten von Glenn’s Truppe, dass es gar nicht mehr so bequem war auf unseren Booten. Wir beschlossen erstmal schon das ganze Tahsis Inlet runterzubrettern und dann in Sued-Nootka am Camel Rock oder Hoiss Point noch ein bisschen Zeit zu verbummeln.


    Die Fahrt ging interessant los – es war dicker Nebel im Esperanza Inlet. Ich fuhr erst vorneweg um das Tempo zu setzen aber es war wohl Lodgeanreisetag denn ploetzlich kamen uns etliche Lodgeboote aus dem Nebel entgegen. Manchmal sah ich sie erst 50m vor mir, bei voller Fahrt. Das war mir zu heikel und ich liess Jerrod vorneweg – er hatte Radar. Jerrod und ich stoppten dann beim Dorf Esperanza und wir klingelten den Dock-und Tankstellenwart aus dem Bett. Er nahm es aber lustig. Wir haetten es wahrscheinlich noch bis Gold River geschafft aber warum sollten wir uns noch unnoetig Stress machen? Carl bretterte schon weiter – er mochte Nervenkitzel!


    Wir freuten uns, dass der Nebel ab hier aufriss und die schoene Bergwelt im ersten Sonnenlicht hervortrat. Als wir durch die Meeresenge vom Esperanza Inlet in das Thasis Inlet fuhren, lag ein spiegelglatter Fjord vor uns. Es war ein Genuss den engen Fjord entlang zu fahren. Ploetzlich stoppte Jerrod hinter uns. Ich dachte schon eine Panne aber ueber Funk kam nur kurz “Baer!”. Wir fuhren zurueck und fanden einen mittleren Schwarzbaer der am Ufer nach Muscheln und Krabben suchte. Schoene Naturbeobachtung. Dann fuhren wir weiter und diesmal stoppte ich an einer Bachmuendung – wieder ein Schwarzbaer! Wir konnten ziemlich dicht an das Ufer ran hier. Heute war Baerenmorgen. Nach einer Weile weiterer Fahrt brach ploetzlich dicht neben unserem Boot die Wasseroberflaeche auf und ein halbes Dutzend Define spielte ploetzlich in den Wellen das unseres Boot warf. Auch ein toller Anblick. Und um das Naturerlebnis komplett zu machen, kamen wir noch an einer Seeotterfamilie vorbei, die gemeinsam auf dem Ruecken lag und Seeigel verputzte. Sie schauten aber sehr genau zu uns hin und als wir langsamer wurden und etwas naeher kamen, sahen sie zu wieder etwas Distanz zu uns zu kriegen. Wir wollten sie auch nicht weiter stoeren. Wirklich viel Leben heute im Tahsis Inlet. Auch sahen wir den einen oder anderen Lachs springen. Die waren hier nun schon dicht an ihren Heimatfluessen, vornehmlich dem Conuma River mit seiner grossen Brut-und Aufzuchtstation.


    Das wollte ich hier nochmal erklaeren; es gibt zweierlei Typen von diesen Lachsbrutstationen – Hatcheries genannt. Da gibt es einmal die vielen kleineren und oft von Freiwilligen (meist Anglern) betriebenen Hatcheries deren Zweck die Stuetzung eines angeschlagenen Lachsbestandes ist. Die entnehmen jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von reifen Lachsrueckkehrern und brueten die Eier aus und setzen diese dann zu den wildgeschluepften Lachsjungfischen aus. Einfach um die Bestandszahl zu erhoehen und um negative menschliche Einfluesse im Bach/Flusseinzugsgebiet etwas auszugleichen. Theoretisch sollten diese Bestandsstuetzen nur zeitlich begrenzt noetig sein bis die Hauptursache fuer den Bestandrueckgang beseitigt ist. Leider hat sich meistens rausgestellt, dass der Mensch mit all seinen Eingriffen die wahre Hauptursache der Rueckgaenge ist und der Mensch eben nicht mehr weggeht wo er sich einmal festgesetzt hat. Daher bleiben diese kleinen kommunalen Hatcheries zu allermeist doch auf ewig.


    Der zweite Hatcherietyp ist nicht so haeufig aber dafuer viel einflussreicher – und auch kontrovers. Das sind die grossen, meist staatlichen, Produktionshatcheries. Die sind vor Jahrzehnten entstanden als es noch typisch menschlich war zu denken das der Mensch eh alles besser kann als die Natur. Aus Gier, weil die damals (30ger – 80ger Jahre) gigantische kommerzielle Lachsfischerei den Hals nicht voll genug kriegte, hatten die Fischereiministerien kuenstliche Lachsbestaende erschaffen. Man hatte sich kleinere Flusssysteme mit nur einigen Lachsen herausgesucht, eine grosse Produktionsanlage dahingesetzt und Millionen von Lachsen produziert die dann in einer grossen Berufsfischerei wieder abgesahnt werden konnten. So ist der Conuma River ein Gebirgsfluss der natuerlich vielleicht 3000 Chinooks beherbergen kann. Dann kam die Conuma Hatchery und erzeugt jedes Jahr zwischen 30000 – 100000 Chinooks. Die alle wuerden niemals in dem kleinen Fluss genug Platz finden um abzulaichen. Ist auch nicht gewollt – wenn die Masse zurueckkehrt, wartet schon eine stattliche Fangflotte auf sie. Und nebenbei hat sich natuerlich auch eine begeisterte Anglerschaft mit diesem Lachsreichtum angefreundet und entnimmt ihren Anteil. Ein wirtschaftlicher Boost fuer eine entlegene Gegend, keine Frage, und fuer Angler ein herrliches Erlebnis grosse Chinooks tief in einem geschuetzten Fjord nach belieben beangeln und auch behalten zu koennen.


    Fuer die Natur ist das natuerlich auch eine grosse Umstellung und einiges Natuerliche bleibt dabei auf der Strecke. So ist der Genpool der eigentlichen Conuma-Chinooks natuerlich zum Teufel. Da die Produktionshatcheries keinen Wert auf natuerliche Diversitaet der Lachse legen sondern nur Masse machen wollen, entstehen in solchen bewirtschafteten Fischereien oft klonmaessige 15-20 Pfund Chinooks. Einer wie der Andere. Waehrend der urspruengliche Bach vielleicht ein paar seltene Monster von 50-60 Pfund hatte – die gibt’s dann bald nicht mehr. Insgesamt hat die Natur aber nichts weiter dagegen einen ordentlichen Nahrungsschub zu bekommen; die Baeren, Adler, Wale, Robben... die Baeume – alle lieben das extra Futter jeden Herbst; aber es ist eben kuenstlich erschaffen. Dessen muss man sich bewusst sein. Das ist hier im Nootka Sound so, aber auch in Port Alberni mit der Robertson Creek Hatchery und am unteren Fraser River am Vedder/Chilliwack und Harrison River. In den USA kommen mittlerweile fast alle Lachse aus Hatcheries. Insgesamt im ganzen Pazifik faellt diese kuenstliche Ueberproduktion aber nicht (mehr) ins Gewicht da die kuenstliche Ueberproduktion der grossen Hatcheries nicht einmal mehr den massiven Rueckgang der Wildlachse ausgleicht. Aber auf lokaler Ebene haben solche Mega-Hatcheries schon die Natur veraendert. Viele sagen zum Besseren aber einige lehnen solche kuenstlichen Veraenderungen grundsaetzlich ab. Meine persoenliche Meinung: ja, es waere wunderschoen wenn die Wildlachsbestaende alleine alle unsere Schandtaten ueberleben koennten und wir nicht solche krassen Eingriffe machen muessten. Bewiesenerweise geht das aber leider nicht. Mit ueber 8 Millarden Menschen auf diesem kleinen Planeten, die alle Futter und Platz brauchen, haben wir die Wahl: bald ueberhaupt keine Lachse mehr ohne Hatcheries, oder meist kuenstlich erbruetete Lachse durch die Hatcheries. Und da nehme ich lieber die Hatcherielachse als gar keinen. Den Baeren, Walen, Robben und Regenwaeldern ist es auch ziemlich egal wo ihr Lachsfutter geschluepft ist, Hauptsache sie werden satt.


    Als wir schliesslich aus dem Thasis Inlet in den Nootka Sound kamen, stoppte Jerrod wieder ploetzlich: das Wasser dicht am Ufer kochte hier regelrecht von Kleinfisch. Mensch, da muessten doch auch Lachse nicht weit sein! Wir funkten zu Carl, der schon beim nahen Camel Rock schleppte, und liessen sie wissen das wir in der Naehe waeren und hier mal die Ruten reinhalten wuerden. Und so schleppten wir dicht unter Land durch die Futterschwaerme. Wir sahen wieder einen - diesmal richtig grossen Schwarzbaeren - zu uns parallel am Ufer entlangschluerfen. Dann hatte ich einen Biss – ein kleiner Chinook-Jack. Der war zwar nur so knapp 50cm lang aber tief und schon ziemlich dunkel. Der war laichreif trotz der Miniaturform. Das war so eine Laune der Natur – diese Jacks sind so 1 – 10% der Lachspopulation die schon ein Jahr zu frueh reif werden und zum Laichen zurueckkehren. Hat die Natur so eingerichtet, so dass wenn ein katastrophales Naturereignis (Erdbeben, Erdrutsch…) einen ganzen Lachsjahrgang ausrottet dann tragen die paar Prozent der Jacks noch das orginale Gen dieser ausgestorbenen Generation weiter. Coole Planung der Natur!


  • 15.8. 2022; Nootka Sound – Esperanza, Tag 5 cont.


    Ich fing noch einen und liess die natuerlich wieder frei. Wir wollten nur noch mit Kapitalen spielen! Bald holten wir ein und fuhren zum Camel Rock wo Carl schon fleissig unterwegs war. Er berichtete sie haetten schon 2 Chinooks in den Teens aus den Felsen gekratzt. Aehnlich dicht unter Land wie bei Rosa, meinte er. Das war im Gegensatz zu dem was die meisten anderen Boote um uns herum zu tun schienen. Die waren alle etwas weiter draussen. Aber wir sahen ein paar kleinere Lachse die hier und da gekeschert wurden. Also Lachs war da, die Grossen schienen dicht am Ufer, die Kleineren weiter draussen – war klar was wir machen wuerden. Dave und ich montierten je eine Koederfischschlepprute und stellten sie auf flach zwischen 10 und 15 m Tiefe und dann fuhr ich die Felskanten ab. Auch wenn uns kaum ein anderes Boot in die Quere kam, war es doch ein kitzeliges Unterfangen da die Gegend um Camel Rock super riffig war und man keine gerade Linie fahren konnte und man oefter die Koeder hoch und gleich wieder runterlassen musste.


    Ich sah eine Untiefe vielleicht 50 m vom Ufer – die kam bis kurz unter die Oberflaeche hoch. Zwischen diesem Riff und dem Land war aber eine Passage die an der flachsten Stelle noch 10m tief war. Der Grund kam aber urploetzlich von 20 auf 10m hoch und wenn wir es da durch probieren wollten, mussten wir hoellisch aufpassen. Dave war gewarnt und stand an seinem Downrigger. Ich war am Lenkrad aber sprungbereit: wir hatten unsere Koeder bei 17m dicht am Boden und ich fuhr in die Passage rein – warte, noch eine Sekunde, der Boden kam hoch; 19, 18, 17m – ich sprang zum Rigger und wollte den Knopf druecken da riss es meine Rute zurueck und gleich aus dem Clip. Ich holte trotzdem noch schnell das Downriggerblei hoch und schnappte mir dann die Rute. Fish on. Im selben Moment zog auch Dave’s Rute ab. Doppelbiss – und zwei Monster! Beide Fische rasten weg vom Boot und gleich ueberkreuz so dass ich unter Dave’s Schnur durchkriechen musste. Ausserdem musste ich das Boot noch durch die Passage steuern – etwas weiter rechts war es nur 2-3 m tief. Hoffentlich setzten sich unsere Fische nicht irgendwo in diesen Klippen fest oder scheuerten die Schnur an einer scharfen Kante durch. Das war keine leichte Drillstelle.


    Aber es war ein Heidenspass zwei grosse Lachse gleichzeitig zu drillen. Meiner blieb Gott sei Dank bald stehen und sausste nur noch hin und her und waelzte sich auch mal an der Oberflaeche. Das war ein Brocken, das konnte man schon sehen! Dave’s Fisch war immer noch voll in Fluchtmodus und machte uns Sorgen. Ich konnte das Boot hier nicht umdrehen und ihn verfolgen. Dave meinte das waere der groesste Lachs den er seit einer ganzen Weile gedrillte haette. Endlich blieb sein Fisch stehen und kam nun zurueckgeschossen. So schnell das Dave den Anschluss verlor und …jupp… Fisch weg. Ach, er war enttaeuscht, ich haette ihm den Brocken sehr gegoennt – er waere ja eh wieder freigelassen worden. Aber wir hatten keine Zeit fuer ein Trauerfest – ich hatte ja meinen Brocken noch dran. Vielleicht war es auch besser so – vielleicht haetten wir am Ende beide verloren bei dem Versuch zwei Kapitale gleichzeitig fuer Catch&Release zu landen.


    Dave steuerte jetzt das Boot von den Klippen weg und nun hatte ich etwas mehr Tiefe zum drillen. Und der Lachs war wirklich sportlich und schickte mich von einer Bootsseite zur anderen und auch als ich ihn in Bootsnaehe hatte, sausste er noch paar Mal unter dem Boot durch. Ich wollte den Drill nicht zu lange herauszoegern denn das Oberflaechenwasser war warm und der Fisch sollte sich nicht toedlich verausgaben. Ich zog dann mal hart an als er in Bootsnaehe war und Dave sackte ihn im Kescher ein. Gewonnen! Ein toller goldener Fisch! Das war sicher der Groesste fuer mich auf unserer Tour – am letzten Tag! Fantastisch. Koennte an Carls Fuehrung heranreichen – war sicher in den unteren 20 Pfund aber genau werden wir es nie wissen denn ich wollte die reife Lachsdame nicht lange belaestigen. Haken kam gut raus noch im Kescher aussen am Boot, ein kurzes Foto und dann torpedierte ich sie mit Schwung ins Wasser so dass sie schnell ins tiefere und kuehlere Wasser kam. Ich sah sie noch wie der Blitz davonhuschen. Klasse! Wir klatschten uns ab und jetzt bedauerte ich nochmal Dave’s Verlust. Seiner haette noch groesser sein koennen – nach der Monsterflucht zu urteilen. Naja, was soll’s.


    Wir funkten das zu unseren Freunden hinueber und beide Boote kamen auch hierher. Wir waren etwas abgetrieben und schleppten von der Nachbarbucht, wo wir gelandet waren, wieder zu der Untiefe zurueck. Ich hatte es mir gerade wieder im Fahrersitz bequehm gemacht, da sah ich wie meine Rute schon horizontal nach hinten bog und die Rolle zu kraechzen begann. Wow, Fish on! Und schon wieder ein Tank! Es war ein toller Spass solche Brocken tief in einem geschuetzen Fjord bei glattem Wasser, Sonnenschein und im flachen Wasser zu drillen. Herrlich. Nach einer Weile hatte ich wieder so einen Goldbarren am Boot – fast identische Groesse. Dave kescherte ihn wieder und wieder versuchte ich die Haken noch im Wasser zu loesen. Aber hier war das nicht so einfach – der hatte tief geschluckt und der lose Angsthaken hing im Kiemenbogen. Der Lachs fing an moerderisch zu bluten. Der wuerde das nicht ueberleben. Ich fluchte leise denn es war nicht meine Absicht gewesen noch einen Chinook zu toeten – obwohl ich noch einen freien Platz auf meiner Lizenz hatte. Als ich die Haken raus hatte, hielt ich die Lachsdame fuer ein Foto hoch und das Blut rann dick an meiner Hand runter. Es hatte keinen Sinn diesen Lachs wieder freizulassen. So schlug ich ihn ab.


    Waehrend Dave noch was weiterschleppte, machte ich mich ans Ausnehmen dieses schoenen Lachses. Es war ein markierter Chinook – nicht das es da viel Zweifel gab das ein reifer Chinook hier tief im Nootka Sound ein Conuma Hatcherylachs waere, aber die Markierung war der eindeutige Beweis. Kanadische Hatcheries markieren (Fettflosse abgeschnitten) eigentlich nur Lachse denen sie einen Chip mit Daten einimplantieren. Also der hier hatte wohl einen Mikrochip im Kopf. Man soll solche Lachskoepfe mit einem Label versehen und ans Fischereiministerium einsenden, damit die die Daten auswerten koennen. Dazu sind an vielen Marinas Tiefkuehltruhen aufgestellt. Mal sehen ob es sowas in Gold River gab. Als Belohnung bekam man dann irgendwann einen Brief mit einer Beschreibung des Fisches und was sie darueber herausgefunden haben (Alter, Herkunft). Ich mag solche Rueckmeldungen.


    Bis ich mit der Fischverarbeitung fertig war, war auch unser Angelzeitfenster abgelaufen. Das war nochmal ein toller Abschluss unserer Reise gewesen; Carls Boot hatte insgesamt 4 Chinooks zwischen 10 und 15 Pfund gefangen und wieder entlassen, wir hatten 3 Kapitale dran und 2 gelandet und einen behalten. Nur Jerrods Boot hatte nur einen kleineren Coho erwischt. Aber es hatte allen Spass gemacht. Dann duesten wir die restlichen 40 Minuten bis nach Gold River und holten problemlos unsere Boote heraus und luden sie auf die Haenger. Dabei wurden wir von Fischereiministeriummitarbeitern angesprochen die hier Kontrolle und Proben nahmen. Die waren total scharf auf meinen Lachskopf den ich natuerlich gerne hergab. Dann besorgte ich mir noch 2 Tueten Eis fuer meinen unerwarteten Fang und dann ging es heimwaerts. Jerrod fuhr hinterher und ein bisschen langsamer als wir zwei vorneweg. Kurz vor der Stadt Campbell River meinte ich zu Dave das das wohl der erste Angeltrip mit unseren Freunden und mehreren Booten war, auf dem nicht eine Panne oder technische Probleme waren. Teils dank der neuen Motorisierung unserer Freunde. Haette ich nicht sagen sollen – als wir in Campbell River auf dem Mall-Parkplatz auf Jerrod warteten um gemeinsam Mittag zu essen und dann Joshua und die extra Fischkisten an Glenn’s Truppe zu uebergeben, kam Jerrod spaet und mit einer Qualmwolke hinter sich her. Als er auf dem Parkplatz endlich anhielt, dampfte sein linkes Anhaengerrad. Radlager total zerschossen. Das er das ueberhaupt noch bis hierher geschafft hatte, war reines Glueck. Wir hatten alles dabei und nach 2 Stunden herumfrickeln konnte er wieder fahren. So schnell kann es gehen. Man soll nie zu frueh den Tag loben! Ansonsten waren wir alle hoch zufrieden mit dieser Tour und was Nootka-Esperanza uns geboten hatte!


  • 3.9, und 4.9. 2022; Sooke


    Hoechste Zeit mal wieder zu berichten sonst falle ich zu weit zurueck und kann mich nicht mehr erinnern! Hatte einfach keine Zeit und Muse zum Schreiben gefunden – dabei gab’s ein paar schoene Fischerlebnisse. Bin aber auch 2 Wochenenden mit meiner Frau Bootscamping in die Gulf Islands gefahren. Das laeuft dann zwar ohne Angelruten ab, war aber trotzdem ein schoenes Wassererlebnis mit schoenen Straenden in versteckten kleinen Buchten, verrueckt ausgewaschenen Felsklippen in der Brandung, Delfin- und Otterbegegnungen, schicke Boote in den Marinas und eine tolle Hippiebustour zum Hummingbird-Pub auf Galiano Island. Und bei bestem Sommerwetter!


    Fuer den 3. September hatte ich 2 Angelderbytickets gekauft. Das veranstaltet die South Vancouver Island Anglers Coalition; ein Benefits-Derby um Lachsbestandstuetzmassnahmen in Sooke zu finanzieren. Ich haette denen sowieso wie jedes Jahr ein paar Scheine gespendet aber ich dachte dann warum nicht fuer das Geld ein paar Tickets zu kaufen und mitzumachen und vielleicht sogar noch was zu gewinnen? Da meine Soehne beide noch in Deutschland waren, lud ich meinen quasi-Adoptivangelsohn Alec ein. Er war sofort Feuer und Flamme. Super wetteifernd dieser jungen Mann! Wir uebernachteten gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke – er im SUV und ich im Boot – um uns das Gedraenge an den Bootsrampen am fruehen Morgen zu sparen.


    Leider wurde es ein sehr windiger und welliger Tag. Aber wir kaempften uns zu den heissen Stellen bei Otter Point und Muir Creek durch und gesellten uns zur Armada die mit oder ohne Derbyticket noch die letzte Chinookwelle vor dem Saisonende abfangen wollte. Es kamen aber leider kaum neue Lachse durch und wir hoerten von allen Richtungen das Gleiche ueber Funk: Totenstille, nur Kleinlachs. Auch wir konnten trotz aller Anstrengung und dem gesamten Koederarsenal im Einsatz keinen vernuenftigen Lachs landen. So standen auch wir mit leeren Haenden bei der Wiegestelle und Gewinnerzeremonie da – wie so viele andere auch. Aber ein paar Angler hatten ein paar gute Lachse hier und da gefunden und ueberlistet. So war der Sieger wenigstens noch ein ordentlicher Lachs von ueber 20 Pfund. Nach 3 oder 4 Lachsen in den hohen Teens wurde es dann aber schon peinlich klein. War die Saison schon so frueh zuende oder hatten wir nur eine Aufstiegsluecke erwischt? Wir sollten es bald erfahren!


    Alec hatte 2 auslaendische Studenten bei sich zu Hause einquartiert; einer aus Italien und einer aus Mexiko. Beide wuerden gerne mal mit zum Angeln auf’s Boot mitkommen, meinte er schon die vorherige Woche. Und so hatten wir ausgemacht die beiden am Tag nach dem Derby mitzunehmen. So liess ich MaxWaldi nach dem Derby noch eine Nacht in der Marina und am Sonntag den 4.9. fuhren wir nochmal mit den beiden Frischlingen raus. Der Tag sollte wesentlich windstiller werden als der Tag zuvor. Erst am Nachmittag war aufkommender Wind angesagt. Ich hatte mir einen Plan gemacht; erst die Krabbenfalle raus im Sooke Fjord vor der Marina. Dann zum Lachsangeln direkt vor der Fjordmuendung und von da aus nach Walen Ausschau halten denn die beiden haetten liebend gerne mal einen Wal in der natuerlichen Umgebung gesehen. Und dann ab Mittag koennte man mal auf Heilbutt probieren denn die Gezeiten passten dann ganz gut. Nur das ich eigentlich nie vor Sooke auf Heilbutt geangelt habe und keinerlei Erfahrung mit wann und wo dort habe. Aber versuchen koennte man es ja mal – geben tut es die dort, soviel war klar.


    Alec war Tourguide fuer die beiden und erklaerte all die Dinge die es zu sehen gab. Das fing an mit den Robben die faul auf den Wellenbrechern an der Marina lagen. Dann wie die Krabbenfalle funktionierte. Als wir dann vor dem Sooke Fjord auf die Juan de Fuca Strasse kamen, weisste er sie in die Kuenste des Trollingangelns ein. Waehrend wir nun 2 Ruten auf unterschiedlichen Tiefen auf Coho und vielleicht einen spaeten Chinook fischten, kam eine Delfingruppe in Sicht und spielte oder jagte in Bootsnaehe. Die beiden Neulinge erfreuten sich sehr an diesem Anblick. Dann ruckelte auch schon eine der Ruten los, und bald auch die zweite und Alec und ich hatten alle Haende voll zu tun die Jungs im Drill zu coachen und die zu kleinen oder unmarkierten Lachse abzuhaken. Bis jetzt noch keine Keeper. Aber es sah fischig aus hier, dachte ich, Delfine, Voegel, hier und da Futterfischsignale auf dem Echolot…


    Da rappelte ploetzlich die Blinkerrute los und Alec hieb an und gab die Rute an Stefano. Der drillte nun unter Alec’s Aufsicht einen feisten Coho zum Boot. Edgar und ich beobachteten das aber ich wurde ploetzlich aus dem Beobachterstatus herausgerissen als ich die Koederfischrute ohne Vorwarnung nach hinten ziehen sah. Ich sprang auf, schnappte mir die Rute hieb an und fuehlte kraeftigen Widerstand – und der Fisch zog auch gleich ab! Oha, ein gewichtiger Fisch! Ich drueckte dem verbluefften Edgar die Rute in die Hand und riet ihm die Finger, so lange der Lachs rannte, erst einmal von der Rolle wegzuhalten. Der Fisch stoppte mal kurz und zog dann wieder an und Edgar wusste nicht so richtig wann er die Rolle bedienen sollte und bekam ein paar Mal die Kurbeln auf die Finger gepruegelt. Aua! Aber bald kam er in den Give-and-Take Rhytmus. Ploetzlich durchbrach etwas die Oberflaeche, vielleicht so 20m hinter dem Boot. Whooaaa! Ein grosser Lachs kaptapultierte sich voll aus dem Wasser und ueberschlug sich in der Luft. Wow! Und das trotz Flasher! Entweder war das ein rekordverdaechtiger Coho, die ja fuer Akrobatik bekannt sind, oder ein guter Chinook der voll durchgeknallt war. Und nochmal kam er voll aus dem Wasser gesprungen! Jetzt hatte es auch Edgar gesehen und yahoote auf dazu.


    Mir war etwas bange ob der Schonhaken solche Kapriolen lange mitmachen wuerde, aber bis jetzt ging alles gut. Alec und Stefano bekamen das Spektakel natuerlich mit und beeilten sich ihren Cohodrill schnell zu beenden. Ihr Fisch stellte sich wieder als ein ordentlicher wilder Coho heraus, der am Boot schnell abgehakt wurde. Dann wurde das Deck schnell zum Grosskampf prepariert. Als Edgar’s Lachs in Bootsnaehe kam und doch noch einige Finten auf Lager hatte, coachte und unterstuetzte Alec den Faenger in allen Belangen. Wir sahen bald einen schoenen Chinook hinter und neben dem Boot kreuzen. Hoffentlich konnten wir ihn landen! Edgar machte das mittlerweile sehr gut und liess den Fisch immer wieder Schnur wenn er kurz vor dem Kescher nochmal auswich. Ich machte den Kescherstiel ganz lang und als der Lachs mal wieder faul Richtung Boot kam, half Alec Edgar hart anzuziehen und zog Edgar mit zurueck zur anderen Bootsseite so dass der Fisch an der Oberflaeche zum Boot gezerrt kam und ich Platz hatte zuzulangen. Versenkt! Ich sackte den Lachs ein und hob ihn unter lauten Jubel ins Boot. Das dabei der Kescher zerbrach war erstmal nur eine Randnotiz.


    Die Jungs jubelten und staunten, und als ich ihn abgeschlagen hatte, betatschten sie den schoenen Fisch bewundernd. Bis wir dann noch eine ganze Serie Fotos gemacht hatten und dieses und jenes erklaert hatten, waren wir schon weit von der Fangstelle abgetrieben. Der blitzblanke Chinook war nicht ganz 20 Pfund und haette uns gestern im Derby einen der hoeheren Plaetze beschert. Wo war der gestern gewesen!? Ich versuchte uns gegen die Flutstroemung wieder zur Fangstelle zurueckzuschleppen, aber merkte bald, dass das eine ganze Weile dauern wuerde. So wog ich schon ab das Geschirr einzuholen und mit dem grossen Motor schnell zurueckzufahren. Da bemerkte ich wie ein grosses Walbeobachterboot vielleicht einen Kilometer von uns entfernt auf seinem Weg nach Westen ploetzlich stehenblieb. Ich suchte die Gegend um das Boot mit dem Fernglas ab und nach paar Minuten konnte ich doch tatsaechlich einen Walbuckel unweit des Bootes ausmachen. Ich fragte meine Crew ob sie vielleicht lieber kurz eine Angelpause machen wollten und zum Buckelwalbeobachten weiter rausfahren wollten. Unbedingt, war die einstimmige Antwort.

  • 3.9, und 4.9. 2022; Sooke cont.


    So duesten wir die kurze Strecke dahin und liessen uns nahe des Walbootes treiben. Dann kam der Buckelwal ploetzlich wieder an die Oberflaeche und die Jungs bekamen einen tolle Show. Nach vielleicht einer halben Stunde war er dann fuer laenger abgetaucht und ich beschloss mit Alec einfach von hier zurueck zur Kueste zurueckzuschleppen. Wir fingen noch den einen oder anderen wilden Coho und ein paar Shaker und der Wal tauchte dann bald wieder links und rechts von uns auf – er schien uns in flachere Wasser zu folgen. Das haette man ja nicht besser planen koennen fuer einen Touristentrip!


    Es war jetzt Zeit fuer den Stroemungsumschwung von Flut auf Ebbe und waehrend das auch eine heisse Angelzeit auf Lachs war, schlug ich vor es mal auf Heilbutt zu versuchen. An so einem Tag wo alles zu klappen schien, musste man es darauf ankommen lassen. Die Jungs waren einverstanden. Der Kescher war eh im Eimer und so wuerde der naechste Grosslachs, wenn er denn noch kaeme, sowieso eine Herausforderung. Ich fand auf der Karte eine schicke Untiefe – vielleicht 20 Minuten weg von hier. So duesten wir dahin und warfen den Anker. Leider rutschten wir in ein bisschen tieferes Wasser ab als ich vorhatte – es war schon 120m tief als wir endlich haengenblieben.


    Alec stimmte die Gaeste schon auf Dornhaie ein, welche eigentlich immer beim Buttangeln vor Ort waren. Nur bei 120m Angeltiefe versprach es kein grosser Spass zu werden, sich um diese Plagegeister zu kuemmern. Aber unsere beiden Gaeste hatten Spass daran einige dieser Haie nach oben zu kurbeln und dort zu beschauen. Alec zeigte ihnen den Stachel und deren scharfe Kauleiste. Leider zeigte kein Butt Interesse an unseren Koedern. Der Wind legt nun auch merklich zu aber ich wollte noch etwas ausharren. Auf einmal rief Alec auf und zeigte mit gestrecktem Arm neben das Boot. Wir drehten uns alle gleichzeitig um … und hatten den Mund offen. Eine 2m hohe Flosse ragte nur ein paar Meter neben dem Boot aus dem Wasser: Orcas! Ein Pod von vielleicht 5 oder 6 kam direkt auf das Boot zu und drehte erst kurz davor seitlich ab. Sie schnauften beim Einatmen und wir konnten ihre weissen Flanken und Baeuche sehen. Der Bulle hatte ein beeindruckendes Schwert auf dem Ruecken. Die Jungs waren total aus dem Haeuschen. So eine Show kriegt man selbst hier nicht oft geboten! Mittlerweile darf man als Freizeitbootsfuehrer nicht mehr aktiv auf Orcas zufahren, um sie nicht zu stoeren. So sieht man sie meist nur noch aus der Entfernung. Aber wenn die Kerle von selber so dicht an das Boot kamen…? Toll!


    Dann wurde es uns zu schaukelig und wir packten ein. Auf dem Rueckweg zogen wir noch die Krabbenfalle ein und hatten doch tatsaechlich zwei Keeper, genug fuer die beiden Neulinge fuer ein feines Westcoast Dinner. Man muss schon sagen, so ein Glueck wie die beiden auf ihrer ersten Angeltour auf dem Pazifik hatten, das war schon erstaunlich. Sie hatten eine Menge Geschichten zu berichten und schoene Fotos zur Erinnerung. Dazu noch feinste pazifische Cuisine.


  • 17.9. 2022; Sooke


    Kein Wind, keine anderen Verbindlichkeiten – also angeln gehen, was sonst! Die Cohos waren voll im Ansturm vor Sooke und so zog es mich wieder dahin. Sollte ein Solotrip werden.


    Nach der erfrischenden Fahrt den gesamten Sooke Fjord entlang, stoppte ich nahe an der Fjordmuendung an den Sooke Bluffs. Das ist eine ganz unscheinbare Stelle, die aber am Ende der Flut aus irgendwelchen Gruenden oft Futterfisch und damit Lachs anzog. Es war ein sacht abfallender sandiger Abschnitt mit 30-50m Tiefe; keinerlei Struktur. Die Flut muss da wohl Kehrstroemungen erzeugen welche Futter konzentriert. So jedenfalls meine Theorie.


    Bei Sonnenschein, 23 Grad und null Wind machte ich 2 Ruten klar. Ich wollte heute mal eine Anglerweisheit widerlegen und wollte sehr langsam auf Cohos schleppen. Die gaengige Weisheit lautete, dass man auf Cohos extra-schnell schleppen muss. Aber ich hatte schon etliche Cohos beim gemuetlichen Schleppen auf Chinook gefangen und wusste so, dass es da zumindest eine Menge Ausnahmen geben muss. Ein Kumpel von mir, Rick, war an diesem Tag auch auf Coho unterwegs und ich wusste, dass er etwas weiter draussen angeln wuerde. Rick wuerde flott schleppen – wie es sich eben auf Coho gehoert. Mal sehen wer am Ende besser abschnitt!


    Ich suchte mir 2 Koeder die langsam gut liefen – da war einmal ein kleiner knal-oranger Apex und dann ein kleines Gummi-Glitzer Shrimpimitat. Die sollten bestens ins Coho Koederschema (Krill, Shrimp, Kleinfisch) reinpassen. Der Apex ging auf 15m Tiefe und der Gummi auf 25m. Und dann schleppte ich schoen laaaaangsam im Zickzack durch die Gegend. Ich sah zwei andere Boote in der Naehe; und am Horizont bei Secretary Island vielleicht 50 oder mehr Boote. Dort war auch Rick unterwegs. Es dauerte nicht lange und die tiefe Rute ruckte los – ein mittlerer Coho, unmarkiert. Wurde gleich wieder abgehakt. Dann eine Weile nichts. Ich drehte eine Schleife ins flacherer Wasser und fand eine Futterwolke am Echolot. Hier musste doch was sein. Bei der naechsten harten Linkskurve zog wieder die Rute mit dem Gummishrimp ab. Auf der Kurveninnenseite. Das war ein praechtiger wilder Coho – um die 10 Pfund. Durfte wieder schwimmen. Gleich drehte ich wieder Richtung der Futterwolke und wieder produzierte das Shrimpimitat einen Biss. Der Fisch schuettelte aber schon nach paar Sekunden den Haken ab. Aber es schien, dass die Cohos tiefer standen.


    Obwohl etwas riskant wenn Solo-Fischen, stellte ich nun die Apexrute auch so auf 20m Tiefe ein und drehte weiter meine Kreise. Jetzt brach Chaos aus auf MaxWaldi! Erst riss es hart an der Apexrute und als ich den Schleppmotor in Standgas gestellt hatte um den Fisch bequehm zu drillen, zog nun auch die andere Rute hart an: Doppelbiss! Ich loeste die Bremse der zweiten Rute etwas und liess den Lachs an der Leine toben. Auch der erste war ein guter Kaempfer und rauschte paar Mal an der Oberflaeche kreuz und quer hinter dem Boot. Nur nicht die Schnuere ueberkreuzen! Ein anderes Boot sah wohl das Spektakel und schleppte dicht vorbei und der Captn winkte mir lachend zu. Der Spass war mir wohl anzusehen! Dann hatte ich den Ersten am Boot und hielt ihn am Vorfach fest um die Fettflosse sehen zu koennen. In dem Moment als ich die Fettflosse eindeutig erkennen konnte, hebelte sich der Kerl auch schon vom Schonhaken frei. Gut so. Dann sprang ich schnell zur zweiten Rute rueber und nahm Fuehlung auf – jupp, der war auch noch dran. Er hatte sich mittlerweile schon muede getobt und kam ziemlich willig an’s Boot. Ein klasse Fisch – bestimmt knapp 10 Pfund. Aber wieder unmarkiert und damit Freilasskandidat.


    Und jetzt ging das so weiter. Ich hatte noch 2 oder 3 Doppelbisse und noch viele Einzelbisse. Alles auf einer Flaeche von vielleicht 300x300m. Und oft kam der Biss auf der Kurveninnenseite wo der Koeder noch langsamer lief. Der Apex war ein wahrer Cohoverfuehrer. Er fing am Ende bestimmt 75% der Fische. Ich hatte noch das Glueck 2 markierte zu erwischen auch wenn diese mit die Kleinsten des Tages waren. Ich musste mindestens 20 oder 25 Cohos ans Boot gebracht haben. Wirklich eine weltklasse Angelei und dann noch bei solchem tollen Altweibersommerwetter! Der groesste des Tages blieb der 10 Pfuender gleich am Anfang. Alle Cohos waren noch silberblank.


    Zurueck an der Marina filetierte ich meinen Fang. Rick kam eine halbe Stunde spaeter hinzu und jetzt war ich mal gespannt: er hatte einen kleineren Chinook und einen markierten Coho. Und ausserdem noch 2 unmarkierte Cohos freigelassen aber sonst keinen berauschenden Tag gehabt, meinte er, obwohl er locker die 5fache Distanz zurueckgelegt hatte. Als ich von meinen ermuedeten Armen erzaehlte, war er verbluefft. Auch wenn das kein ernstzunehmendes wissenschaftliches Experiment war, gaben die Ergebnisse aber doch ein paar Schluesse her: Cohos beissen auch sehr gut auf langsam gefuehrte Koeder; eine Stelle mit Futter und Cohodichte zu finden ist das A und O. Haette Rick an meiner Stelle im Eiltempo auch gut gefangen – wahrscheinlich ja. Haette er viel besser gefangen als ich im Schneckentempo – bezweifele ich, ging gar nicht. Werde ich das jetzt grossartig bekanntgeben und ausposaunen? Noee! Ihr duerft das aber wissen.


  • 19.9. 2022; Sooke


    Weil es so viel Spass war, wollte ich den mit meinen Jungs teilen. Ricardo war sofort bereit und auch Alec liess sich nicht lange betteln. Wir wiederholten praktisch die Taktik von vor 2 Tagen – nur der Wind spielte diesmal nicht lange mit. Wir fingen 2 oder 3 mittlere Cohos an meiner Geheimstelle vor den Bluffs aber dann bauten sich ungemuetliche Wellen auf. Der Wind kam entgegen der Flutstroemung was immer fuer unschoene Angelverhaeltnisse sorgt. So packten wir kurz ein und fuhren in den Windschatten von Secretary Island. Da fanden wir eine Strecke von vielleicht 300m direkt vor der Insel wo das Wasser ziemlich ruhig war und wir anstaendig fischen konnten. Frage war nur ob da auch Cohos waren.


    Diese Frage wurde am Ende unserer ersten Passage beantwortet als die Rute mit dem Shrimpimitat hart nach hinten gerissen wurde. Ricardo brachten einen ordentlichen, vielleicht 8 pfuendigen, Coho zum Boot. Unmarkiert. Ueberhaupt sollte uns an diesem Tag nicht ein einziger markierter Coho an den Haken gehen. Mit schoener Regelmaessigkeit hatten wir so alle 15-20 Minuten einen Biss und konnten auch viele der Bisse verwerten. Auch ich durfte mal einen schoenen fetten Coho landen und wieder freilassen. Schon gegen dem Ende unseres Trips hakte Alec dann den groessten des Tages – ein wuchtiger, sicher ueber 10 pfuendiger, Silberbrocken – ein Maennchen mit schon ausgepraegtem Laichhaken. Leider flutschte er aus der Hand bevor wir ein gutes Foto machen konnten. Ah well…. Insgesamt landeten wir vielleicht 13 oder 14 Cohos, alle unmarkiert, alle zwischen 5 und reichlich 10 Pfund. Unter den Umstaenden war das ein vorzeigbares Ergebnis und bestaetigte einen guten Cohoaufstieg dieses Jahr.


  • 1.10. 2022; Sooke


    Am 1. Oktober werden immer die Cohoentnahmeregeln relaxt. Da es dieses Jahr augenscheinlich einen guten Cohobestand gab, waren die Angler in Sued-BC hoffnungsvoll das das auch dieses Jahr wieder geschehen wuerde. Die Ankuendigung kam nur 2 Tage vorher und bedeutete fuer uns vor Victoria und Sooke, dass man nun 4 Cohos insgesamt pro Tag behalten konnte, von denen einer ein unmarkierter sein durfte. Weiter westlich, bei Port Renfrew, durften nun 2 von 4 unmarkiert sein. Oft muss man sich durch dutzende Unmarkierte durchangeln bis man mal einen geclippten Lachs fand. Letzten Samstag lud ich meinen Freund Dave mit zu mir auf’s Boot ein. Er mochte auch das Cohofischen.


    Wieder fingen wir unsere Tour an der Sunny Shores Marina in Sooke an und legten unsere Ruten bald vor den Sooke Bluffs aus. Weiter draussen waren schon etliche Boote auf Coho unterwegs aber hier in Ufernaehe kaum einer. Aber auch die Cohos machten sich rar hier und bis auf ein paar Shaker schien hier nichts zu jagen. So zogen wir langsam weiter raus. Dave bekam nun einen Biss und schien einen Coho ans Boot zu bringen. Ich erkannte dann neben dem Boot das es aber ein kleiner aber massiger Chinook war. Dave war es gleich – der ging mit!


    Wir drehten noch ein paar Schleifen in der Naehe der Bissstelle und Dave fing tatsaechlich noch einen mittelpraechtigen und vorallem markierten Coho. Na also! Dann wurde die Stelle aber kalt. Jerrod rief uns ueber Funk an und berichtete von guten Faengen vor Secretary Island. So packten wir ein und dampften gegen die mittleren Wellen vor die Insel. Und dort fanden wir die Schwaerme. Wir fischten manchmal 20 oder sogar 30 Minuten ohne Biss und dann brach ploetzlich Chaos aus - mit Doppelbissen und weiteren Bissen als man gerade den Koeder wieder auf Tiefe gebracht hatte. So hatten wir eine Stunde spaeter neben dem Chinook noch weitere 5 Cohos im Boot – und alle markiert! Das war uns beiden noch nicht passiert! Oft liegt die Markierungsquote bei 10%, heute bei 100%! Wir konnten nun nur noch 2 zusaetzliche Lachse behalten und wollten uns nun auf Qualitaet beschraenken.


    Aber uns wollten einfach keine richtig Grossen an den Haken gehen. Dabei hatten alle Angler die letzten Tage und Wochen immer wieder 10-15 pfuendige unmarkierte Cohos zurueckgesetzt. Wo waren die denn heute? Dave und ich liessen ein paar in der 6-8 Pfundklasse frei in der Hoffnung auf was Zweistelliges. Nach einem Koederwechsel rappelte es bei Dave dann endlich richtig am Geschirr und endlich konnte er mal, nach langem harten Drill, einen richtigen Brocken ans Boot bringen. Leider kostete die Landung ihm die Rutenspitze aber sonst war an diesem 10 Pfuender alles perfekt. Ob es jetzt der Koeder oder einfach mal Glueck gewesen war, sei mal dahingestellt. Ich packte dann auch noch einen guten Coho dazu und dann machten wir Schluss. Alle bis auf den groessten Coho waren markiert – das ist eine absolute Seltenheit!


  • Hallo,

    Wieder mal ein toller Bericht, und Bilder, auch die davor natürlich. Ich lebe ja eigentlich ziemlich oft in den USA, bin ja auch Staatsbürger, aber war noch nie in Kanada, das muss ich zu meiner Schande gestehen. Nur rüber geschaut bei den Niagarafällen.

    Aber sollte das mal. Ist toll da, was man so hört.

    Viele Grüße, Johnny.

  • 1.1. 2023; East Sooke


    Ein gesundes, frohes und besonders fischiges neues Jahr wuensche ich Euch Fischfreunden! Und ich kann gleich bestaetigen: es ist ein fischiges Jahr! Meine Silvesterparty fiel etwas lau aus und so hatte ich Lust und Energie diesen windstillen Tag fuer eine Lachstour zu nutzen. Meine Soehne waren leider nicht verfuegbar und ich hatte mich auch nicht gross vorbereitet – nicht mal die Gezeiten nachgesehen und das Boot musste auch erst einmal bepackt werden. Als ich dann am spaeten Morgen losfuhr und schon 2/3 der Strecke nach East Sooke hinter mir hatte, fiel mir ein das ich die Downrigger vergessen hatte. Baeeeh! Was jetzt? Umdrehen und sie noch holen – eine Stunde verlieren? Oder weiterfahren und nur pilken? Ich fuhr erstmal zurueck und ueberlegte dann zu Hause nochmal ob es denn wert waere nochmal loszufahren. Aber ja, das Boot muss sowieso mal wieder gestartet und bewegt werden und was haette ich denn Besseres zu tun heute?


    Gegen Mittag war ich dann endlich auf dem Wasser und lief aus der Cheanuh Marina aus. Mir kamen schon einige Boote entgegen und die hatten alle ordentlich Fisch. Whirl Bay war das Wort. Ansonsten direkt vor der Marina. Da ich den Motor mal durchblasen wollte, fuhr ich zuerst zur 10 Minuten entfernten Whirl Bay, ein sehr gaengiger Spot im Winter. Es war bedeckt und die Olympic Mountains zugezogen. Aber kein Wind und dadurch auch nicht kalt. Ich staunte als ich schon etwa 15 Boote in Whirl Bay herumtrollen sah. Es musste sich herumgeprochen haben, dass was geht. Im lokalen Sportfishing Forum war nichts dergleichen angekuendigt gewesen. Waehrend ich die erste Schlepprute fertig machte, sah ich schon krumme Ruten rechts und links von mir. Wow.


    Der kleine Cohokiller-Blinker, glow in the dark, erreichte den sandigen Grund und ich zog die Rute stramm und wollte mich an die zweite Rute machen, da ruckelte die erste Rute schon los. Ein gerade massiger Chinook kam ans Boot. 45 cm ist das Mindestmass aber ich nahm eigentlich immer erst >50 mit. Kaum abgehakt und den Blinker wieder auf Tiefe gebracht – Biss. Gibt’s ja nicht. Der zog noch ein bisschen mehr. Ein vielleicht 50cm Chinook kam hoch. Ah, da wird wohl noch Groesseres kommen wenn das so weitergeht, dachte ich und liess ihn frei. Blinker neu angeleuchtet und wieder zum Grund. Diesmal schaffte ich es die zweite Rute zumindest zusammenzustecken bis die erste Rute ruckte und ausloeste. Gibt’s ja gar nicht! Es zerrte und rappelte am anderen Ende und wieder kam so ein Halbmeterlachs hoch. Weiter hoffend liess ich auch diesen wieder frei. Mann, das war anstrengend und ich zog erstmal meine Ueberjacke aus und brachte mich wieder auf Kurs.


    Ein Boot neben mir kescherte auch gerade einen Fisch. Vor mir ein anderes. Hier musste der Lachs dicht und dick stehen! In 5 Minuten hatte ich 3 Fische gefangen und haette schon 2 Keeper haben koennen und nach Hause fahren koennen. Diesmal schaffte ich es nun beide Rute einzubringen. Den Cohokiller fischte ich weiter hart am Grund und einen zweiten Blinker in etwa 40m Tiefe - 6-7m ueber Grund. Nach zwei weiteren Kleinlachsen erreichte ich das Ende der Bucht und drehte um. Ich musste etwas aggressiver drehen weil mir 2 andere Boote die Ideallinie nahmen. Die Innenseitenrute ruckelte nun ueber Grund und die andere zog schraeg hinter meinem Heck. Da loeste der Clip der Bodenrute aus und die Rute riss hart zurueck. Biss! Der war besser und nahm auch ein Stueck Schnur. Ich musste das Boot geradesteuern um die zweite Leine wieder hinter das Boot zu kriegen und um Schnursalat zu verhindern.


    Nach einem herrlichen Hin- und Herdrill brachte ich einen schoenen 8-9 pfuendigen Chinook ans Boot. Im Moment als ich nach dem Kescher greifen wollte, riss die andere Rute raus und wippte wild herum. Wow, Doppelbiss. Alleine Keschern ist immer eine heikle Sache und ich sah das der Haken fest im Maulwinkel sass; der sollte halten. Und so griff ich beherzt ins Vorfach und wuppte den fetten Lachs mit einem Zug ins Boot. Dann sprang ich schnell zur anderen Rute. Auch der war ein ordentlicher – vielleicht 1-2 Pfund weniger. Der durfte wieder schwimmen. Dann brauchte ich erstmal paar Minuten um den Fisch zu versorgen und das Chaos zu beseitigen. Mann, das war richtig anstrengend – Angeln ist eben doch Sport!


    Und es ging immer so weiter! Ich wartete nie laenger als 2-3 Minuten auf einen Biss. Die meisten kamen am Boden aber auch die hoehere Rute brachte ein paar Lachse. Ich verlor einen weiteren guten Lachs als er kurz vor der Landung auf die andere Bootsseite schwamm und sich um das andere Downriggerkabel wickelte. Der Haken kam heraus und hing am Kabel fest. Schade aber normal beim Solofischen. Neben einer Vielzahl kleinerer, untermassiger oder gerade massiger Chinooks biss dann ein absolutes Biest. Der riss nur so Schnur von der Rolle und machte mich richtig gespannt. Leider konnte er bei einem Richtungswechsel den Haken abschuetteln und war weg bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Der musste weit ueber 10 Pfund gewesen sein. Mein groesster Winterlachs war etwa 15 Pfund gewesen; der haette es sein koennen! Aber ich bekam noch einen schoenen 8-9 Pfuender ins Boot – auch wieder ohne Kescher. Damit war ich fertig – und fertig war auch ich!


    Ich hatte in etwas mehr als 2 Stunden etwa 30 Lachse gefangen. Wahnsinn! Ich beschloss nur noch zurueck zur Marina zu schleppen. Ich wollte nur noch mal sehen ob auch vor der Marina, in einer 40m tiefen Rinne, auch noch Lachse standen. Als ich schon im Niemandsland ueber sehr tiefen Wasser zurueckschleppte, kamen immer noch Bisse von kleineren Lachsen. Die waren wirklich ueberall! Sogar als ich dann beide Rute einholte um schneller fahren zu koennen, griff noch einer nach dem an der Oberflaeche schliddernden Blinker. So was kennt man eigentlich nur wenn ein grosser Buckellachsschwarm oder Cohoschwarm im Sommer vor Ort war.


    Vor der Marina schleppte ich noch die ca. 1km lange Strecke. Zwei kleinere Lachse, die ich auch hier fing, deuteten schon an, dass auch hier Fisch stand. Da! Die eine Rute ruckte wieder los und ich hieb an – und in etwas Grosses. Sofort flog eine Menge Schnur von der Rolle und ich spuerte heftige Kopfstoesse. Das gibt’s doch nicht. Ein Drill auf Biegen und Brechen und doch konnte ich endlich eine herrliche Salmonide neben dem Boot schwimmen sehen. Mensch, was fuer ein Brocken! Der koennte meinen Winterlachsrekord brechen! Ich holte den Kescher und beim dritten Versuch konnte ich ihn einsacken. Wow! Ich legte ihn kurz auf den Tisch und vermass ihn: 79cm. Das koennte von 13 bis 18 Pfund alles sein. Er war recht schlank und so vermute ich mal er war am unteren Ende dieser Spanne. Trotzdem ein toller Fisch fuer diese Jahreszeit – bis zur Laichzeit im Herbst wuerde er locker 30-40 Pfund haben wenn ihn kein anderer wegfaengt oder frisst!


    Was fuer ein Tag! Was fuer ein Start ins neue Jahr! Interessanterweise waren alle Lachse, die ich gesehen hatte, markiert – also Fettflosse ab – also aus Brutstationen. Ich versah die abgeschnittenen Koepfe meiner beiden Lachse mit dem Label und steckte sie in die Gefriertruhe des Ministeriums. Vielleicht hatte ja einer einen Chip und ich konnte erfahren wo diese Lachsmenge herkam. Ich hatte so einen Winter-Chinookmenge in 20 Jahren noch nicht erlebt. Bei solch einer Lachsdichte haette man wirklich mal Pilken probieren sollen. Ich machte gleich meinen Sohn Ricardo heiss und wir verabredeten eine weitere Tour fuer morgen.









  • 2.1. 2023; East Sooke


    Nach dem vollen Neujahrstagerfolg gestern wollte ich gerne meinen Sohn an der Action teilhaben lassen. Mein juengerer Sohn war schon wieder auf dem Heimflug nach Deutschland und unser gemeinsamer Angelfreund Alec weilte noch bei seiner Freundin in Italien. So blieben nur wir zwei. Ricardo witzelte schon herum, dass es natuerlich heute lahm laufen wuerde – nie bekaeme man zwei Sternstunden hintereinander geliefert. Koennte gut sein, dachte ich auch aber dann wieder – so viele Lachse wie gestern dagewesen waren, konnten nicht alle sofort verschwinden.


    Es sollte heute Morgen noch etwas windig werden und erst ab Mittag sollte sich der Wind legen. So fuhren wir gar nicht erst frueh los und waren erst gegen Mittag an der Marina. Heute waren kaum Boote unterwegs – sicherlich hatte der Wind viele abgeschreckt und noch hatte keiner den Lachsreichtum ueber das Internet verschrien. Wir beschlossen es erst wieder in Whirl Bay zu versuchen und wenn es zu wackelig war dann vor die Marina zu der geschuetzten Rinne zu verlegen. In Whirl Bay war der Wellengang grenzwertig. Wir machten die erste Strecken mit den Wellen was das noch etwas ertraeglich machte. Und siehe einer da – kaum hatte Ricardo seinen Blinker am Grund eingesetzt, ruckelte seine Rute schon los. Es biss wieder ohne Unterlass! Zu zweit war das weit aus leichter zu managen auch wenn einer immer am Steuer sein musste, sonst haette uns der Wind im Nu einmal um die eigene Achse gedreht. Bei den Doppelbissen war das zweite Steuer am Heck sehr nuetzlich weil ich dann drillen und steuern konnte.


    Die ersten Dutzend Lachse waren alles untermassige Kleine. Die Groesse schien etwas gelitten zu haben seit gestern aber ich beruhigte Ricardo, dass da sicher noch was Groesseres beissen wuerde. Und ich versprach nicht zu viel; ploetzlich war Ricardo’s Rute viel kruemmer und er musste sogar Schnur geben. Er freute sich ueber den Drill – es war schon viele Monate her, dass er mit mir zum Lachsangeln war. Ich hatte eben erst einen Kleinlachs an der anderen Rute abgehakt und somit war diese Rute schon mal aus dem Wasser. Ricardo hatte damit kein Hindernis im Drill und brachte seinen schoenen Fang auch bald ans Boot wo ich ihn im Kescher versenkte. Alles war so viel einfacher zu zweit! Ein schoener 9 Pfuender! Wieder markiert.


    Der Wind liess nun merklich nach und ich fragte Ricardo ob wir nicht vielleicht mal pilken versuchen sollten. Er war sofort bereit umzustellen. Lachse bissen generell willig auf Pilker, allerdings hatten wir ueber die Jahre die Erfahrung gemacht, dass es einer ordentlichen Lachsdichte bedarf um lohnende Erfolgsaussichten zu haben. Auf gut Glueck hier und da mal zu pilken war eine schulterschmerzende Anstrengung ohne viel Resultate. Findet man eine Schule oder weiss wo sich Futter bei bestimmten Stroemungsbedingungen aufhielt, konnte man schon gute Erfolge erzielen. Ich kenne einige Angler die sich darauf spezialisiert haben und nach einiger Anlaufzeit auch regelmaessig was mit nach Hause bringen. Allerdings im Schnitt doch weniger als die Troller. Aber hier bei diesen Bedingungen muesste es doch gehen!


    Wir montierten beide einen 100g Pilker, was sich als gerade noch genug herausstellte um Bodennaehe zu halten. Ricardo riss as Erster bald die Rute zurueck, verpasst! Dann ruckte es bei mir – blieb auch nicht haengen! Aber es kamen regelmaessig Bisse und bald brachten wir die ersten kleineren Lachse hoch. Was fuer ein Spass auch wenn es noch keine Grossen waren. Aber ohne Flasher mit direktem Draht zum Fisch und man spuerte die Bisse – tolle Angelei. Dann hatte ich einen der ganz gut war und auch den Drilling ziemlich tief genommen hatte. Gut 6 Pfund, der ging mit. Dann hing Ricardo an was Groesserem aber nur fuer Sekunden – wieder weg. Es war nicht einfach diese sind windenden und quirrligen Lachse am Pilker zu halten. Dann hatte ich was Schweres am Haken. Erst war es nur schwer – ich dachte schon an einen kleineren Heilbutt aber dann schoss der Fisch zur Oberflaeche und legte einen Metersprung in die Luft hin! Wow! Beim Zurueckfallen ins Wasser ueberschlug er sich mehrfach und schwupp war der Haken raus. Schade! Der hatte zweistellig ausgesehen. Dann brachte Ricardo einen Dorsch nach oben. Der Junge war eben IMMER fuer was Exotisches gut. Der wird sehr gut in meine naechste Fischsuppe passen! Ricardo brachte noch einen brauchbaren Lachs ans Boot und auch der ging noch mit. So hatten wir noch einen Platz auf unseren Lachslizenzen. Es ging auf 14:30 Uhr zu und wir wollten nochmal die Rinne vor der Marina probieren. Wir packten ein und fuhren in die Marina Bucht zurueck.


    Dort schleppten auch noch zwei Boote und ich setzte uns etwas abseits um denen nicht die Schlepproute zu blockieren. Dann pilkten wir weiter. Ploetzlich stoehnte Ricardo auf und seine Rute war superkrumm. Langsam lief Schnur ab und man konnte schwere Kopfstoesse sehen. Dann gewann er langsam Schnur zurueck und pumpte seinen Gegner Stueck fuer Stueck hoch – doch ploetzlich wurde die Rute schlapp. Mist! Haetten wir gerne mal gesehen was das war. Wir waren schon etwas verwundert wie niedrig die Bissverwertungsquote beim Pilken war. Da riss es ploetzlich wieder an Ricardo’s Rute und er hieb 2-3 Mal kraeftig dagegen um den Haken festzusetzen. Jetzt flog ein Stueck Schnur von der Rolle aber Ricardo machte vehement Druck und liess nicht viel zu. Vielleicht war das der Trick – kompromisslos drillen. Nein, auch dieser Fisch stieg aus ohne das wir ihn auch nur gesehen haetten. Schade, schade… Es war nun Zeit zu gehen.


    Waehrend ich die Fische filetierte, musste Ricardo noch ein Hinterrad am Auto wechseln – platter Reifen. Ein ereignisreicher Tag! Es war ein feiner Spass gewesen mit ordentlicher Beute fuer uns. Wieder waren alle Lachse markiert gewesen und ich lieferte die Koepfe ab. Wuesste zu gerne wo diese Lachse alle herkamen. Lachse pilken ist doch das Allerbeste!


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