Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • Yag 1:
    Es wird hoechste Zeit mal wieder zu berichten damit ich nicht zu weit zurueckfalle. Das Gedaechtnis soll ja mit zunehmendem Alter auch nicht besser werden. Fangen wir bei letzter Woche an. Normalerweise wuerden wir um diese Jahreszeit unsere Maenner-Angeltour mit mehreren Booten und einigen Freunden zu einem abgelegenen Kuestenabschnitt machen. Aber dieses Jahr ist eben alles anders und so planten Dave und ich nur eine Dreiertour mit ihm, meinem Aeltesten und mir. Wir hatten noch warme Erinnerungen an unsere frueheren Touren nach Malcolm Island, auf der uns mein Sohn Ricardo als kleiner Junge mindestens zweimal begleitet hatte. 7 Jahre war die letzte Tour dorthin schon her; damals noch mit meinem vorherigen Boot Red Hot. Der damals kleine Ricardo jetzt stolze 18 und 1.94m gross. Da Malcolm Island nicht wirklich touristisch erschlossen ist und keine Grossraumunterkuenfte fuer eine grosse Reisegruppe bietet, und auch keine verlaessliche Infrastruktur fuer eine Vielzahl von Touri-Booten besass, hatten wir dieses Ziel nie fuer unsere grosse Truppe ins Auge gefasst. Aber dieses Jahr, nur zu dritt und mit nur einem Boot, das sollte sich doch machen lassen!


    Dave, unser Meister-Organisator, hatte das auch voll im Griff und fand uns eine geeignete Unterkunft in Mitchell Bay, die fuer Angler tauglich war. Das Problem war ein Bootsliegeplatz in Mitchell Bay, wo es nur eine Government Wharf gab, an der man keinen Liegeplatz reservieren kann. Kommt man spaet vom Angeln zurueck und die Einheimischen, Pendler und Durchreisenden haben jeden Platz belegt, steht man dann dumm da. Aber unserer Vermieter bot uns seinen quasi-garantierten Einheimischen Liegeplatz an der Wharf an indem er sein Boot mit dem eines Freundes zusammenraftete. Ausserdem hatte er einen Schlachttisch im Garten ohne den man sonst auf dem Dock auf Knien seine Fische filetierte. Und schliesslich war unsere Unterkunft in Laufdistanz zur Wharf. Besser geht’s auf dieser ziemlich eigenbroetlerischen Insel, ehemals von finnischen Einwanderern besiedelt, nicht. Die Vermieter waren sehr freundlich und halfen uns mit allem was wir brauchten. Wir konnten ihren grossen Gefrierschrank wie auch ihre Vakuumsealer benutzen. Und Angeltips gab’s obendrauf. Prima!


    Wir unterteilten die etwa 6 stuendige Fahrt in 2 Etappen. Nach 3 Stunden bis Courtenay uebernachteten wir in einem schicken AirBnB und kamen dann am naechsten Mittag entspannt in Alder Bay an, wo Ricardo und ich mit MaxWaldi nach Malcolm Island uebersetzten, waehrend Dave das Auto auf die Autofaehre in Port McNeill nahm. Um 14:30 Uhr wollten wir uns am Dock in Mitchell Bay treffen. Natuerlich, wie auch auf frueheren Touren hierher, stoppten Ricardo und ich an einigen schoenen Pilkstellen und wir waermten schon mal die Ruten auf. Es ging uns nichts Grosses an den Haken aber etliche Felsenbarsche, Baby-Lings und Greenlinge liessen schon mal unser Angelfieber steigen. Was wuerden die naechten Tage wohl bringen?


    Malcolm Island ist eine faszinierende Gegend und ein vielseitiges Angelrevier. Die Insel ist wohl so 50 km lang und ein paar km breit. Sie liegt in der Queen Charlotte Strait zwischen Vancouver Island und dem Festland BC, ziemlich im Norden von Vancouver Island. Ortschaften gibt es nur auf Vancouver Island auf diesem Breitengrad, aber auch Port McNeill und Port Hardy sind wirklich kleine Nester. Ansonsten pure Wildnis herum. Malcolm liegt praktisch als noerdliche Schutzinsel vor einer atemberaubenden Inselwelt zwischen Vancouver Island und Festland: das Broughton Archipel. Wer dort ohne GPS reinfaehrt, findet kaum wieder raus; tausende Inseln und Inselchen die sich alle sehr aehneln, und dahinter auf dem Festland tiefe Fjorde in das alpine Kuestengebirge. Dort herrschen Grizzlies und Pumas und Hirsche, die auch gerne mal von Insel zu Insel bis nach Vancouver Island wandern.


    Als Angelrevier bietet Malcolm Island so ziemlich alles was in BC im Salzwasser Rang und Namen hat. Alle 5 Lachsarten ziehen hier in grossen Zahlen vorbei weil so weit im Norden noch viele suedliche Lachsstaemme zusammen ziehen bevor sie sich trennen und ihren einzelnen Zielgebieten zustreben. Die meisten Lachstaemme vor Malcolm ziehen zum Fraser River, allen Pudget Sound Fluessen, alle Ost-Vancouver Island Fluessen und den Kuestengebirgsfluessen zwischen Rivers Inlet und Vancouver. Einige der zugehoerigen Chinookstaemme produzieren immer wieder noch mal Exemplare bis 50 oder gar 60 Pfund. Auch wenn die ueber 30 pfuendigen (Tyee) zahlenmaessig in den letzten 20 Jahren sehr wenig geworden sind, Malcolm Island Angler fangen jedes Jahr noch einige. Auf der Insel ist auch die Sund’s Lodge angesiedelt, ueber die ich 2010 das erste Mal hierher gekommen bin (siehe meine fruehen Berichte). Seitdem bin ich ein Fan dieser Insel. Auf der noerdlichen Seite liegt einer meiner “Happy Places”, das Black Bluff. Diese vertraeumte Stelle mit einem weit vorgelagertem Kelpguertel und einer nahen Scharkante riecht foermlich nach Grosslachs und wir hatten schon Sternstunden dort erlebt. Wenn mal im Privaten oder Beruflichen wieder alles drunter und drueber geht, wuensche ich mich dorthin an einem windstillen Morgen und schwupps, alle Sorgen sind vergessen.


    Heibutte gehen immer gut um Malcolm. Im Prinzip kann man kleinere Butte immer im Flacheren ueber sandig-kiesigem Grund mit den Lachsruten abschleppen. Dabei muss man nur den Lachskoeder ueber Grund schleifen. Klappt frueher oder spaeter bestimmt. Auch ein paar Kiesplateaus paar Kilometer vor der Insel sind bekannt fuer jede Menge Butte bis zu 25 Pfund. Fuer die groesseren Butte hat das Meer um Malcolm einige tolle Baenke und Riffe. Vor paar Jahren hat dort ein Bekannter und Guide auf der Sund’s Lodge einen Butt von geschaetzten 330 Pfund gefangen. Ling Cod gibt es auch haeufig an den steilen Kanten und unzaehlige Riffs vor dem Archipel. Allerdings sind wohl die besten Stellen im Archipel fast alle in dem grosszuegigen Schongebiet in dem Angeln verboten ist. Aber um Malcolm selber und die unmittelbar umliegenden Inseln bieten jeden Menge klasse Pilkstellen und in der Vergangenheit hatten wir nie Probleme ein paar Lings um die 15 Pfund zu fangen und vereinzelt sogar bis fast 30 Pfund. Die Felsenbarsche waren hier etwas weniger haeufig und gross als wir es von Port Hardy oder der Westkueste Vancouver Islands gewoehnt waren. Vielleicht hatten wir aber auch nie die besten Stellen gefunden. Interessanterweise war Malcolm Island eine der wenigen Stellen in Sued-BC wo man haeufiger auch mal ein paar pazifische Dorsche fing.


    Bei so einer Fischvielfalt waren unsere Erwartungen natuerlich auch hoch. Dave hatte ueberhaupt noch nicht in diesem Jahr im Meer geangelt und wollte auch ordentlich Fisch mitnehmen. Ich versprach ihm eine gute Menge meiner und Ricardo’s Quote da wir schon eine Menge Fisch in der Truhe zu Hause hatten. Fuer mich galt wie immer das ewige Ziel: endlich mal wieder einen Tyee fangen. Ricardo hatte auf unserem frueheren Nootkatrip keinen ordentlichen Chinook gefangen und wollte endlich mal wieder einen Ripper drillen, der so richtig Schnur abreisst. Wenn nur der Wind mitspielte! Im August herrscht um Malcolm oft dichter Nebel was auch nervig sein kann wenn er richtig dick ist, aber Wind von der offenen Strait im Norden wuerde uns von unseren Lieblingsstellen abschneiden. Die Windvorhersage sah solala aus. Sonntag (Anreisetage) sollte es noch windstill sein, Montag morgen ok aber ab Nachmittag Wind bis weit in den Dienstag rein, dann ab Mittwoch wieder besser. Nun gut, mal sehen.


    Als wir 14:30 Uhr am Dock in Mitchell Bay ankamen, standen da schon Dave und Frank, unser Vermieter. Er wiess uns kurz in den Liegeplatz ein mit dem ich super zufrieden war. Dann draengte uns Frank zum Angeln zu fahren um den anstehenden Gezeitenwechsel und spaeteren Sonnenuntergang bei Ententeichbedingungen zu nutzen. Kurz ein paar Sachen aus dem Boot herausgenommen und dann flogen wir ueber das glass-glatte Wasser zur Inselnordseite. Ich hatte nur ein ZIel, und Dave und Ricardo war es recht, mein Happy Place: Black Bluff. Es war eine ca. 40 minuetige Fahrt und ich wollte jede Chance nutzen dahinzukommen, solange der Wind es erlaubte. Als wir ankamen, sah alles so aus wie ich es in Erinnerung hatte – und besser! Wir hatten die Stelle, ja das Meer, soweit wir sehen konnten, fuer uns alleine. Covid machts moeglich! Mit zittrigen Haenden machte ich ein Koederfischsystem klar und liess meine Rute am Downrigger ein. 15 m tief, Dave ging 3 m tiefer und dann zogen wir die erste Bahn dicht vor dem Krautguertel entlang. Nichts. Eine weitere Schleife in der anderen Richtung. Auch nichts. Eine weitere Runde brachte auch keinen Biss. Nanu? Ich zog die naechste Schleife weiter draussen und stellte den Koeder auf 20m tief. Wieder nichts. Black Bluff und Schneider? Das ging nicht, konnte nicht sein. Irgendetwas mussten wir falsch machen.


    Ich drehte eine weitere Runde weiter draussen wo es etwa 30m tief war. Hier kamen wir in eine Menge Treibgut mit Grass und Zeug das sich an die Schnuere hing. Ricardo befreite die Schnuere geduldig ein ums andere Mal. Dabei liess er meine Rute bis auf knapp 30 m herab. Ich fuhr dieses Mal weiter am Krautfeld hoch als sonst und wurde von einer Kante etwas ueberrascht. Meine Downriggerblei schlug ploetzlich auf Grund auf und waehrend ich schnell zum Rigger sprang um hochzuholen, loeste die Rute ploetzlich aus dem Clip aus. Mist, hat sich der Koeder schon am Grund festgehakt? Aber da sah ich ein unfreundliches und ungeduldiges Rucken an der Rutenspitze einen Moment bevor die Rutenspitze hart nach unten gerissen wurde. Das war Fisch!


    Ich riss die Rute raus und hieb an. Oja, der Haken sank in etwas Schweres. Aber bis auf schwere Kopfstoesse bekam ich keine weitere Rueckmeldung. Was war denn das fuer ein komisches Verhalten? Ich pumpte was die Rute hergab und da wachte nun etwas auf. Es zog mir fast die Rute aus der Hand als der Fisch ploetzlich Fahrt aufnahm. Wow, das war ein starker Fisch. Mit einem Rutsch waren mindestens 50 m Schnur futsch. Als er stehenblieb, wollte ich nun wieder Schnur zurueckgwinnen; veriss’ es, nochmal eine rollenkreischende Flucht von wieder 50m. Mensch, was fuer ein Glueck, dass kein anderes Boot weit und breit da war. Dave und Ricardo hatten mittlerweile die Rigger und andere Rute eingeholt und machten das Boot klar zur Landung. Nun kam mein Fisch auf mich zugeschossen und ich kurbelte bin mein Arm schmerzte. Ricardo half schon mit etwas mehr Gas. Der FIsch blieb noch tief und zog noch paar mal unwilling ein paar Meter Schnur wieder ab. Aber ich merkte, dass ich nun die Oberhand gewann und nach und nach kam der Fisch naeher. Da durchbrach zuerst der Flasher und dann auch eine grosse Schwanzflosse die Oberflaeche. Ja, der war gut. Ob’s zum Tyee reicht?


    Wir mussten uns noch ein paar Minuten gedulden und dann kurvte der Bursche das erste Mal dicht am Boot herum. Ein Brocken! Der erste Kescherversuch misslang weil der Fisch nochmal kurz ausbuechste aber der zweite Versuch sass. Ein herrlicher und fetter Chinook lag im Netz. Die grossen wollten wir wieder freilassen und nur die mittleren behalten. Der Schonhaken kam problemlos aus dem Rachen raus und ich hob den Burschen nur kurz fuer ein Foto aus dem Wasser. Dann sausster der vielleicht 26 Pfuender wieder in die Tiefe. Klasse! Black Bluff! Traumstelle – Traumfische! Ricardo hatte dann noch einen harten Biss, der aber nicht haengenblieb. Dann wurde es still.


    Da es gegen Abend zuging und wir einen weiten Rueckweg hatten, beschlossen wir bis zum Lizard Point zurueckzuduesen und von dort eine lange Strecke zurueckzuschleppen. Auf der Strecke lagen einige Hot Spots frueherer Trips. Eine Weile passierte nichts ausser ‘ner Menge Signale auf dem Echolot von vielen Futterwolken und Fischsicheln. Die Lachse waren da, zweifellos, aber bissen nicht. Unzaehlige Babylachse von vielleicht 10-15cm sprangen ueberall herum. Gute Aussicht fuer die Zukunft! Wir hoerten Wale irgendwo weiter draussen prusten. Es war lebendig, das Meer. Da ruckte ploetzlich wieder meine Rute los, loeste aber nicht aus. Ricardo sprang hin und ruckte an. Da war kein Grosser aber als der Fisch zweimal hintereinander sich voll aus dem Wasser katapultierte, wussten wir was Ricardo da am Band hatte: einen sportlichen Coho. Als er ihn neben dem Boot hatte, sahen wir die Fettflosse; ein unmarkierten, musste also wieder freigelassen werden. Ein kurzer Schnappschuss mit dem etwa 7-8 Pfuender und dann schwamm er wieder davon. Na also, geht doch. Aber jetzt bitte mal ein Keeper – Dave wurde schon ungeduldig.


    Es herrschte eine herrlich ruhige Sonnenuntergangsstimmung. Hier schleppten noch 2-3 andere Boote umher aber sonst herrschte eine herrliche Ruhe. Da! Ein harter Ruck an meiner Rute und die Schnur loeste sofort aus. Ich sprang hin weil Ricardo sich gerade einen Snack in der Kabine holte. Ich setzte den Haken und wusste sofort, hier war wieder was Schweres dran. Da Ricardo unbedingt einen guten Chinookdrill brauchte rief ich ihn her und uebergab die Rute gerade als der Fisch Lunte roch. Die Rolle heulte herrlich auf und ich sah meinen Jungen strahlen. Er hatte so viel Spass an einem wirklich beherzten Drill. Der Fisch nahm zwar nicht ganz so viel Schnur wie meiner zuvor, war dafuer aber unberechenbar – immer wenn Ricardo dachte er koennte mal ein gutes Stueck Schnur einholen, stellte sich der Fisch quer und raste wieder ein kurzes Stueck davon. Dann hing er tief fest und Ricardo brachte ihn kaum von der Stelle und die Rutenspitze vermittelte hammerartige Kopfschlaege. Das war grosschinooktypisch. Dann raste der Fisch ein Stueck hinter dem Boot unter der Oberflaeche entlang und pfluegte das Wasser, Die Bugwelle war enorm, das konnte Ricardo’s neue Bestmarkte werden – die bisherige lag bei 21 Pfund, gefangen vor 8 Jahren – am Black Bluff!


    Es ging noch eine Weile hin und her und von der linken auf die rechte Bootsseite. Als er dann neben dem Boot schwamm – aber noch zu tief fuer einen Kescherversuch, erschrak ich. Der war ja noch groesser als meiner! Vielleicht nicht viel laenger aber fett wie ein Schwein. Das konnte ein Tyee werden! Jetzt waren wir alle aufgeregt. Nur keinen Fehler machen! Aber Ricardo machte das prima und bald konnte ich den Kerl einsacken. Was fuer ein Brocken! Wir bewunderten das Tier im Kescher. Toeten wollten wir den nicht – auch nicht wenn wir sonst nur schaetzen konnten wie gross er wirklich war. Wir wollten ihn schnell vermessen was mit dem Massband erstaunlich schnell und problemlos ging: 98.5 cm lang und 63cm Brustumfang – wobei die 63 eher knapp gemessen waren. Laut Tabellen ergab das 30.5 Pfund. Wir erklaerten Ricardo eindeutig zum Tyeefaenger, neues Mitglied eines elitaeren Klubs! Ricardo liess den Tyee neben dem Boot noch ein bisschen Atem wiederfinden bis er ihn bei einem starken Schwanzschlag wieder freiliess. Majestaetisch zog er davon. Jetzt erst klatschten wir uns strahlend und fast ehrfuerchtig staunend ab. So einen mittlerweile sehr seltenen Moment muss man geniessen – der letzte Tyee auf meinem Boot war 8 Jahre her und dieser hier war der erste auf MaxWaldi. Ricardo hatte seine Bestmarke um fast 10 Pfund verbessert. Way to go, son!


    Wir schleppten noch ein bisschen weiter aber was sollte denn noch weiter kommen? Wir waren schon am ersten Abend am Gipfel und so packten wir dann doch bald ein. Ich wollte auch nicht erst im Dunkeln am Dock anlegen. Zwar hatten wir noch keinen Fisch in der Truhe aber schon eine herrliche Geschichte und Erinnerung! Was fuer ein Anfang zu unserem 4 taegigen Trip!

  • Tag 2
    Wir planten den 2. Tag sehr frueh da ab Mittag der Wind blasen sollte. Wir wollten jede Minute von angelbarem Wetter nutzen. Daher fuhren wir bei Sonnenaufgang auch nicht bis zum Black Bluff sondern blieben nur in der Gegend um den Suedzipfel von Malcolm Island. Dort hatte Ricardo ja gestern auch seinen Tyee gefangen. Wir schleppten 2 Koederfischruten recht flach direkt vor dem Kelpguertel am Ufer entlang. Wieder sahen wir etliche Futterfischschwaerme und auch fette Fischsicheln auf dem Echolot, aber nichts schien sich fuer unsere Koeder zu interessieren. Auf den paar anderen Booten schien auch angespannte Ruhe zu herrschen. Nach einer Weile hatte Dave genug und wechselte den Koederfisch fuer ein Squidimitat aus. Ich zog jetzt ein paar Bahnen weiter draussen ueber ca. 40 m Wassertiefe.


    Wir sahen ein anderes Boot einen kleineren Lachs landen und schipperten in deren Richtung – vielleicht war dort eine Gruppe hungriger Lachse. Aus dem Augenwinkel sah ich ploetzlich Dave’s Rute wild nach hinten reissen. Der war schon lange aus dem Clip und wollte nur noch fort! Da Dave eine Rechtskurbelrolle benutzt, packten Ricardo und ich seine Rute nie an – wer so bloed angelt (er ist Rechtshaender) muss sich selber um sein Geraet kuemmern. So rief ich aufgeregt nach Dave und fuchtelte wild umher um ihn anzufeuern doch schleunigst alles fallen und liegen zu lassen – er kramte gerade in seiner Koederkiste herum – und sich um seine sich beaengstigend biegende Rute zu kuemmern. Als er endlich die Rute in der Hand hatte, atmetet er beruhigt auf; der Fisch war noch dran. Und wie!


    Nach dem Drill zu urteilen muesste der noch groesser als Ricardo’s Tyee gestern sein. Der Fisch wollte ueberhaupt nicht stehen bleiben. Nachdem ich und Ricardo die zweite Rute und beide Rigger eingeholt hatten, sah ich Dave’s Schnurkapazitaet auf der Rolle arg geschrumpft. “Dem muessen wir hinterher!”, rief ich und warnte Dave dass er nun kurbeln muesste wie verrueckt. Aber trotz flotter Fahrt hinter dem Fisch her bekam Dave kaum Schnur zurueck. Der Fisch schwamm einfach weiter und weiter, wie von einer Tarantel gestochen. Dave jauchzte for Freude und heulte vor Sorge gleichzeitig. Er wollte endlich seinen ersten Grosslachs dieses Jahres und dieses Trips landen und Filets in die Truhe fuer die Familie packen. Aber er freute sich auch ueber den klasse Kampf und die Aussicht auf was ganz Grosses. Dann liess der Fisch endlich nach und ich konnte den Motor wieder herunterdrehen da Dave nun Schnur zurueckgewann. Minutenlang kurbelte Dave nur – er stoehnte nun ueber Armschmerzen. Dann kam der Fisch 10 m hinter dem Boot hoch und waelzte sich ein paar Mal. Hoffentlich ging das gut! Dann zerrte Dave den Fisch zum Boot aber direkt daneben ging der Fisch auf Tiefgang und unter dem Boot durch zur anderen Seite.


    Dave fuehrte die Schnur hinter den Motoren entlang zur anderen Bootsseite und manoevrierte den Fisch wieder zur Oberflaeche hoch. Da lag er kurz da und ich fackelte nicht lange mit dem Kescher und sackte den reichlich 20 Pfuender ein. Dave war zufrieden und packte den Lachs in die Kiste auf Eis. Na also, auch Dave konnte noch Fische fangen. Wir zogen danach noch etliche Schleifen ueber die Fangstelle, ich montierte auch noch ein Glow-weisses Squidimitat aber ausser zwei kleinen Minilachsen war nichts zu machen. Ich schlug vor mal die Koeder ueber dem Grund lang zu ziehen in der Hoffnung vielleicht einen Heilbutt abzuschleppen. Hatte vor Jahren hier an dieser Stelle wunderbar funktioniert. Und so zogen wir unsere Koeder durch den Dreck, wechselten ein paar Mal zu anderen Koedern. Dave brachte eine brauchbare Flunder ins Boot fuer die ich auch Verwertung hatte. Eine weitere war etwas zu klein. So fingen wir zwar Flattfisch aber in der kleinen Liga. Keine Spur von Butt.


    Dann prustete und schnaufte es ploetzlich um uns herum. Ein Pod Orcas kam ziemlich dicht vorbei und wir schauten den eleganten Schwimmern bewundernd zu. Ein Kalb spielte um die Mutter umher und schaute paar mal interessiert zu uns herueber – was man hier “spy hopping” nennt. Sehr suess! Da es sich hier um lachsfressende Orcas handelte, war unsere Hoffnung auf eine gute Beisszeit erst einmal ruiniert. Wir beschlossen weiter draussen einen Coho oder Pinklachsschwarm aufzuspueren. Pinks sollte es hier jetzt in Huelle und Fuelle geben – bis jetzt hatten wir noch keinen einzigen gesehen. Komisch. Und Cohos waren wir eigentlich auch von hier als ein regelmaessiger Beifang beim Chinookfischen gewoehnt. Bis jetzt nur den einen am ersten Abend. Auch komisch.


    Also schleppten wir bald unsere Kunstkoeder ueber tiefem Wasser mit etwas hoeherer Geschwindigkeit umher. Und jetzt kamen auch ein paar Bisse. Meist nur kleinere Chinooks. Dann tatsaechlich mal ein brauchbarer Coho – aber wieder unmarkiert und damit kein Keeper. Dann brachte Dave doch tatsaechlich einen Pink ans Boot, der mir sehr gut fuer die Raeuchertonne gefiel. Aber es war zaehes Fischen und mittlerweile legte auch der Wind und die Wellen zu. Die einsetzende Ebbe brachte nun auch eine Menge Treibgut was uns auf Trab hielt. Wir trollten nun praktisch nach Hause. Ricardo fing noch einen sehr kleinen Pink der wieder schwimmen durfte und ich hakte dann noch einen ordentlichen Coho der wieder seine beruehmte Luftakrobatik zeigte. Es waren also doch hier und da ein paar Cohos da aber keinen Mengen und wie es schien alles wilde – unmarkierte. Am Kelpguertel vor unserer Wharf schleppte nun eine ganze Anzahl von Booten um vor dem aufkommenden Nordwestwind Schutz zu suchen. Ob es da auch gute Fische gab? Das waere ja super bequehm, quasi direkt am Liegeplatz. Hm.


    So waren wir Mittags wieder am Dock. Dave goennte sich ein Nickerchen in unserer Ferienwohnung, ich saeuberte das Boot und Ricardo spielte neben mir am Dock mit der klappbaren Krabbenfalle, wie er es schon als kleines Kind gerne getan hatte. Es war vielleicht 4-5 m tief neben meinem Boot am Dock und man konnte im klaren Wasser alles am Grund deutlich sehen. Er legte die ca. 60 cm runde Falle am Grund aus, ein Stueck Lachsreste in der Mitte befestigt und wenn irgendein Wasserbewohner sich an den Koeder heranmachte, zog er ploetzlich an und die kreisrunde Falle klappte in halb zu und Ricardo befoerderte seinen eingeklemmten Fang schnell an einer steifen Rute und Multirolle nach oben. So fing er eine Menge kleinere Krabben, mal einen Seeskorpion oder eine Scholle. Manchmal auch einen Seestern oder anderen Meeresgrundexoten. Das machte ihm Riesenspass und war kurzweilig.


    Ploetzlich rief er auf; “Papa, Papa, komm’ schnell her!”. Ich guckte verdutzt aus der Windschutzscheibe. Er winkte mir eilig und aufgeregt. Was denn nun? Ich kletterte aus dem Boot und stellte mich neben ihm und schaute fragend ins Wasser. Ich sah seine Falle am Grund liegen mit einem Lachskopf als Koeder in der Mitte. Er sagte ganz aufgeregt, es waere ein riesiger Heilbutt under dem Dock hervorgekommen und haette den Lachskopf attackiert. “Du spinnst doch wohl!”, sagte ich aber als ich es gerade gesagt hatte, blieb mir ploetzlich die Spuke weg! Ein riesiger Schatten kam aus dem Schatten vom Dock und naeherte sich der Falle. Wahnsinn! Der war mindestens 100 Pfund schwer! Was fuer eine Tischplatte. Er riss kurz an dem Fischkopf und drehte dann wieder ab. “Geh’, hole schnell einen grossen Pilker und haenge einen Lachsfetzen an den Drilling!”, sagte ich zu Ricardo. Er sprang windschnell ins Boot und montierte einen Pilker und ein 80 lbs Mono Vorfach und haengte einen fetten Koederbatzen dran. Dann kam er wieder neben mich und liess den Koeder runter. Er hob und senkte den Brocken vielleicht 3 Mal da kam der Butt wieder aus dem Dunkeln herausgeschossen, diesmal mit Entschlossenheit und wir konnten alles genau beobachten. Er schwamm schnurstracks zur Falle, packte das ganze Gestell in sein grossen Maul, sausste weiter und griff sich gleich auch noch den Pilker mit Fischbatzen und zog ab. Gibt’s ja nicht! Die Rute an der Krabbenfalle wurde fast ins Wasser gerissen – ich griff schnell zu und fand mich nun in einem Tauziehen mit einem riesigen Butt! Zur gleichen Zeit ruckte Ricardo an und auch seine Rute war kreisrund krumm! Der Butt kam 2 m hoch und wir konnten ihn nun noch besser sehen. Ein Mordsbrocken! Er hatte die Falle quer im Maul und wollte nicht loslassen. Er schuettelte wild seinen Kopf und liess mich wackeln so dass ich mich einstemmen musste. Das kann doch nicht wahr sein!?


    Mir schoss noch durch den Kopf wie wir dieses Biest denn hier landen wollten. Jeden Moment wuerde der Butt unaufhaltsam wegstuermen und eine Menge Schnur von Ricardo’s Rolle abreissen. Aber jegliche Flucht wuerde den Verlust des Fisches bedeuten da ueberall Pfaehle der Dockbefestigung umherstanden. Man konnte ihn nur mit Gewalt zur Oberflaeche hochziehen und dann sofort harpunieren und dann festbinden. Irrer Gedanke. Ich sah noch Ricardo’s weissen Pilker am Maul des Buttes als er den Kopf so schuettelte. Da wurde Ricardo’s Rute ploetzlich schlapp und er schnappte zurueck. Hae? Der Knoten vom Vorfach zum Pilker war aufgegangen. Ich schaute meinen Sohn strafend an! Wirklich? Ein schlechter Knoten ist das Ende dieser Geschichte? Aber noch riss der Butt wie wild an der Falle und zog nun davon. Ich hielt dagegen und ploetzlich liess er die Falle los. Das war ihm wohl doch nicht geheuer und er stuermte unter uns unter den Dock. Wir standen wie versteinert da und schauten uns fassungslos an. War das hier wirklich gerade passiert? Unfassbar! Aber der losgekommene Knoten war schon eine Blamage fuer einen Tyeefaenger – soviel machte ich klar. Er rollte auch ganz schuldbewusst die Augen.


    Ich holte die verbogene Krabbenfalle hoch und siehe da, Ricardo’s Pilker hing da am Netzwerk fest. Aha, der Butt hatte gar nicht am Haken gehangen sondern der Pilker war nur an der Krabbenfalle haengengeblieben als der Butt den Pilker noch zusaetzlich zu der Krabbenfalle inhalieren wollte. So haetten wir den Butt natuerlich nie fangen koennen. Haette er nicht erst den Pilker und dann die Krabbenfalle auflesen koennen? Wir diskutierten das alles noch eine Weile durch und kamen zu dem Schluss, dass der Butt hier am Dock wohl kaum mit einer Angel zu fangen waere. Man muesste eine starke Schnur mit Kreishaken am Dock befestigt haengen lassen, aber das war ja unsportlich. Aber glaub’ mal das wir den Butt die naechsten Tage nochmal probieren werden! Der Butt muss wohl von regelmaessigen Fischresten am Dock angelockt sein und kommt hier wohl haeufiger vorbei. Als Dave spaeter vorbeikam und unsere wilde Geschichte hoerte, schlackerte auch er unglaeubig mit den Ohren. Wo gibt’s denn sowas?

  • Als wir am dritten Tag frueh aufwachten und bange aus der Terrassentuer schauten, zeigte sich das Wetter von keiner guter Seite. Ein stetiger Wind aus noerdlicher Richtung liess sogar bis tief in die Mitchell Bay Schaumkronen formen. Das sah nicht gut aus. Die Nordseite von Malcolm Island war damit komplett tabu. Ich wollte heute einen Bekannten von Vancouver Island abholen, der gerade mit seiner Familie in der Naehe von Port McNeill beim Camping war. James war ein begeisterter Angler ohne Boot und hatte sich auf einen Tagesausflug mit uns gefreut. Dave meinte wir koennten wenigstens ein bisschen im Windschatten der vielen Inseln im Sueden von Malcolm pilken. Das war also unser Plan. Wir fuhren rueber nach Telegraph Cove wo James schon ungeduldig wartete.


    Die Fahrt bis zur Inselwelt war zwar etwas ruppig, aber machbar. Ich suchte uns vielversprechende Kanten und Riffe und die 3 pilkten bis die Arme schmerzten. Leider nicht von brachialen Drills sondern von der konstanten und stundenlangen Pilkbewegung. Es kamen nur ein paar kleinere Felsenbarsche und Greenlinge zutage. Von den Lings war ueberhaupt keine Spur – nicht einmal Kleine. Sehr komisch. Gegen Mittag wurde es immer windiger und auch die Stroemung nahm zu, was das Pilken an tieferen Stellen fast unmoeglich machte. Ich entschied wieder zur Vancouver Islandseite ueberzusetzen und dort im Schutze einiger Buchten und Inselchen ein Stueck bis nach Telegraph Cove zurueckzuschleppen. Dort fingen die Jungs ein paar kleine Chinooks, verpassten ein paar bessere Bisse bis James dann endlich kurz vor der Marina einen ordentlichen Pinklachs fing und doch noch ein Notdinner zu seiner Familie zum Lagerfeuer mitnehmen konnte. Wirklich sehr schade fuer James, dass nicht mehr ging an diesem Tag. Aber wenigstens hatten wir es versucht.


    Zurueck am Dock war Ricardo natuerlich eifrig dabei seinen Riesenbutt zu locken. Leider liess der sich heute nicht blicken. Ich hatte dann aber doch noch ein anglerisches Highlight am Nachmittag als ich ein bisschen am Boot herumbroeddelte. Ein Vater kam mit 2 kleinen Kinder runter zum Ende des Docks und gleich neben meinem Boot liessen die vielleicht 4 und 6 jaehrigen Kinder einen kleinen Pilker an kleinen Spielzeugruten ins Wasser. Ich musste einen Moment an den Monsterbutt denken; was der wohl mit dem Spielzeuggeraet anstellen wuerde wenn er Lust auf kleinen Pilker haette. Ich stand aber davon ab das den Kindern oder Vater zu erzaehlen – sie hatten soviel Spass und ich wollte sie nicht verschrecken. Die Chance war wohl gering das so ein grosser Butt an so einen Spielzeugkoeder ging. Nach vielleicht 15 oder 20 Minuten wurde den Kleinen das Angeln wohl langweilig, weil nichts an die Pilker ging. Das etwas aeltere Maedchen spielte nun mit Schlingpflanzen und der kleine Junge pfluegte und peitschte das Wasser mit der Rute. Der Vater versuchte die beiden weiter interessiert zu halten.


    Ich winkte den beiden Kinder und schuechtern kamen sie rueber. Ich holte ein Stueck Lachs aus unserer Koederkiste und schnitt den beiden paar kleine Fetzen ab und zeigte ihnen wie man die an dem Drilling befestigte. Dann ermunterte ich sie wieder weiterzuversuchen. Kurz darauf hoerte ein freudiges Quieken und Jauchzen als der kleine Junge eine kleine Grundel aus dem Wasser hob. Der Vater war begeistert, der Junge kriegte sich gar nicht mehr ein und als gleich danach auch noch das Maedchen eine gleichgrosse Grundel fing und die nun noch dazustossende Mutter das auch noch bewundern durfte, war die Familie eine einzige Glueckseligkeit. Da wird einem doch das Herz warm dabei!

  • Nach dem Windtag sah es fuer Mittwoch wieder gut aus, windmaessig. Also frueh raus und die Lachsstellen auf der Nordseite im Visier! Das Meer was wieder glatt und wir bekamen einen herrlichen Sonnenaufgang als die Sonne durch die Wolken brach. Was fuer eine tolle Stimmung! Wenn jetzt nur noch die Fische mitspielten. Wir fingen wieder kurz hinter dem Suedzipfel an zu schleppen. Da waren heute vielleicht 4 oder 5 andere Boot unterwegs. Eine Crew sahen wir auch schon in einen heftigen Lachsdrill verwickelt. Gut, da sollte wohl was gehen heute morgen. Wir schleppten ueber die Stelle von Ricardo’s Tyee, aber da war nichts zu Hause. Als wir vielleicht 45 Minuten spaeter weg von den anderen Booten in der Bucht kurz vor dem Lizard Point ankamen, fing Ricardo’s Rute ploetzlich an zu rucken. Er sprang auf und hieb an. Der sass!


    Ein sportlicher Fisch ging sofort auf Distanz und waehrend er Schnur abzog, raeumten Dave und ich das Deck. Ricardo genoss den Drill und brachte nach einigem Hin und Her einen guten Chinook so um die 15 Pfund zum Boot. Ein feiner Keeper. Die Kescherung verlief unaufgeregt und wir hatten den ersten Fisch in der Box auf Eis. Fein, weiter so, meinten wir als wir uns abklatschten. Schnell waren die Ruten wieder bekoedert und eingesetzt und ich drehte eine Schleife zurueck ueber die Bisstelle. Rumms! Ricardo’s Rute ging wieder in die Knie – diesmal ohne vorheriges Ruckeln oder Vorwarnung. Wieder ein feister Fisch der zwei lange Fluchten hinlegte. Waehrend Dave mit dem Kescher wartete, fragte er Ricardo noch wie tief der Fisch gebissen hatte: 27m, gab er zurueck. Dave hatte seinen Koeder den ganzen Morgen auf 17m laufen lassen. Hm. Nach paar Minuten sackte Dave einen etwa 17 Pfuender ein fuer Ricardo. Praechtig! Ab in die Kiste!


    Dave ging nun auch auf knapp 30m runter, Ricardo sowieso. Da ich auch mal ein bisschen teilhaben wollte, holte ich eine dritte Rute vom Dach und montierte ein weisses Plastiksquid und liess das am mittigen Downrigger auf 15 m runter. Ricardo verbuchte gerade wieder einen Biss der aber nicht haengenblieb. Ich war schon auf dem Weg zu der dritten Rute in der Mitte gewesen um sie herauszuholen, falls Ricardo wieder einen Ripper dran hatte, um Tueddel zuvermeiden, als doch ploetzlich diese Mittelrute wild losruckte. Aha! Ich griff zu, haute an und krumm war die Rute. Der Fisch blieb erst ein bisschen stur und ich konnte ein paar Kurbelumdrehungen gewinnen. Vielleicht ein kleinerer? Aber die Biegung der Rute deutete auf einen ordentlichen Fisch – auch spuerte ich den einen oder anderen unwilligen Kopfschlag. Nach paar Metern wurde der Fisch dann ploetzlich wach und liess meine Rolle aufheulen. Jawoll! Es ist irgendwie immer wieder begeisternd wenn man diese Wucht eines davonziehenden Lachses fuehlt. Hin und her ging es und Ricardo wartete geduldig mit dem Kescher. Seine Seite war geraeumt. Dave hatte seine Rute drinnen gelassen in der Hoffnung auf einen Doppelbiss. Der Motor war immer noch im Gang, aber nur sehr langsam. Bald kescherte Ricardo meinen Fisch heraus: vielleicht 13 Pfund. Ab in die Kiste.


    Dave wurde nun etwas ungeduldig – er war noch leer ausgegangen. Er wechselte seinen Flasher und Koederfischhalter auf die gleiche Farbe (gold-chrom) die Ricardo verwendete. Ich sah vor dem Lizard Point einiges Leben auf dem Wasser. Viele Wasservoegel waren da wohl am Fressen und wir sahen auch zwei Delfine herumschwirren. Es war zwar auch einiges an Schwimmkraut im Wasser aber man konnte noch herummanoevrieren. Da! Dave’s Rute ruckte los und loeste aus und wurde gleich darauf hart zurueckgerissen. Schnur lief schon von der Rolle bis Dave auch nur die Rute in der Hand hatte. “Big fish!”, meinte er nur und stemmte sich gegen den immensen Druck. Der Fische sausste los aber nach etwa 30 Sekunden war der Kontakt ploetzlich weg. Uh, Dave war angefressen! Ich hatte inzwischen den Motor auf Standgas zurueckgedreht aber Ricardo hatte diesmal noch seine Rute dringelassen. Sein Koederfisch hing wohl ziemlich schlapp im Wasser. Aber irgendwie musste auch das interessant fuer die Lachse heute sein denn ploetzlich ruckte seine Rute los und als er anschlug, war seine Rute wieder krumm.


    Gibt’s ja nicht! Der Junge war ja heute nicht zu stoppen! Dave schuettelte nur den Kopf waehrend er einen neuen Koederfisch montierte. Kurz darauf packte Ricardo seinen 3 Lachs in die Kiste – wieder so zwischen 15 und 20 Pfund. Feine Sache! Wir zogen nun Kreis um Kreis vor dem Lizard Point und wieder in die anliegende Bucht und in schoener Regelmaessigkeit alle 15 oder spaetestens 20 Minuten ging eine unserer Ruten in die Knie. Wir wechselten uns beim Steuern ab und so konnte ich noch einen Teener Chinook landen und auch Dave bekam noch einen fetten Chinook. Dabei verloren wir noch einige, bei 2 oder 3 vermuteten wir sogar noch einen groesseren Brocken, nach dem Kampfverhalten zu schliessen. Ein paar kleinere Chinooks waren auch hin und wieder dabei, aber nur selten. Alles schien so in der 13-20 Pfundklasse zu sein. Tolle Kaempfer und gut fuer die Kueche. Aber keine Cohos oder Pinks. Als wir 6 Chinooks in der Kiste hatten, ging der Deckel kaum noch zu und wir mussten aufpassen, nicht ueber den hochstehenden Deckel auf dem Bootsboden zu stolpern. Es war eine fantastische Angelei; so muss das gehen! Einer der besten Chinooktage in meinem Lebenslauf. Wir liessen auch noch 3 oder 4 Teener Chinooks wieder frei und gegen Mittag waren wir einfach nur gluecklich kaputt. Wir haetten noch weiterangeln und fangen koennen aber beschlossen den kommenden Gezeitenwechel im Tiefen auf Heilbutt zu versuchen.


    Es war mittlerweile sonnig und heiss geworden und ein bisschen Fahrtwind war uns willkommen. Ich fuhr uns zu einer grossen Bank ein paar Kilometer noerdlich von Malcolm Island, an der wir schon vor Jahren Heilbutterfolg gehabt hatten. Wir setzten uns vor Anker und liessen 2 Buttruten am Heck runter. Vorn am Bug sass Ricardo mit einer schweren Pilkrute. Es wehte kein Lueftchen und die Sonne brannte. Wir sassen bald in Boxershort und liessen unsere Beine regelmaessig ins Wasser baumeln um uns abzukuehlen. Ich ueberlegte mir mehrmals reinzuspringen aber bei 12,5 Grad Wassertemperatur schien das keine gute Idee zu sein. Leider waren die Butte wohl auch auf Siesta denn ausser dem einen oder anderen Dornhai tat sich gar nichts an den Ruten. Als die Ebbstroemung etwas losging, zogen wir den Anker ein und drifteten langsam etwas hoeher auf der Bank. Ploetzlich stand Ricardo mit einer kreisrunden Rute am Bug und pumpte etwas Schweres hoch. Leider stieg der Fisch aus bevor wir einen Blick darauf werfen konnten.


    Da! Ein Ruck an meiner Buttrute, dann zwei heftige Rucke und sofort kurbelte ich hinein und etwas blieb haengen! Die schweren Kopfstoesse deuteten stark auf Butt und wir wurden aus unserer Sonnenanbeterlethargie gerissen. Der Fisch nahm aber keine Schnur und so vermutete ich einen kleinen Butt. Aber jeder Butt ist ein guter Kuechenbutt – der sollte ins Boot kommen, unbedingt! Nach einer kleinen Weile hatte ich meinen Widersacher an der Oberflaeche – ein kleiner Butt von vielleicht 15 oder 17 Pfund. Ich rief nach dem Gaff und dachte Dave wurde mir die Ehre tun aber er reichte mir das Gaff und wollte nicht die Verantwortung fuer meinen mir wichtigen Butt haben. Ich griff nach dem Gaff, zog den Fisch dicht an das Boot und zielte auf den Kopf. In dem Moment als ich das Gaff zum Schlage schwang zog der Butt ein Stueckchen tiefer runter und mein Gaff klatschte laut auf das Wasser und musste wohl den Butt etwas getroffen haben, sank aber nicht ein. Nun spielte der Butt verrueckt und tobte nur so neben dem Boot. Ich hielt das Vorfach fest und hoffte nur das der Haken gut hing und wartete auf den Moment den der Butt mal stillhielt fuer einen weiteren Gaffversuch. Nach ein paar bangen Sekunden nagelte ich dem Butt dann endlich das Eisen in den Kopf und hob ihn ins Boot. Na also, geht doch! Nun auch noch weisses Fleisch fuer die Kueche!


    Wir blieben noch eine Weile aber ausser ein paar Felsenbarschen, die Ricardo nun hochbrachte, ging uns nichts mehr Vorzeigbares an den Haken. Dave and Ricardo waren aber noch nicht ganz zufrieden und wollten es unbedingt noch auf Ling probieren. Dave suchte sich paar vielversprechende Untiefen und Riffe auf dem Plotter und fuhr uns dann dorthin. Ich liess direkt mein Heilbuttgeschirr auf den Grund; Dave und Ricardo pilkten. Aber wie schon gestern, es war weit und breit kein Ling Cod bereit mitzuspielen. Ein paar Felsenbarsche, die alle wieder schwimmen durften und schliesslich fing Ricardo, immer gut fuer einen Ueberraschung, sogar noch einen brauchbaren Dorsch. Aber Lings gab es nicht! Sehr seltsam. Die waren wohl im universalen Hungerstreik. Als Kroenung eines aussergewoehnlichen Tages kam dann auch noch eine Orcagruppe und zog gemaechlich an unserem Boot vorbei. Was will man noch mehr?
    Wir hatten ein ordentliches Schlachtfest bei unserer Unterkunft und waehrend Dave die meisten der Fische fuer sich versorgte, zeigte ich meinem Sohn endlich einmal wie man ordentlich filetiert. Er hatte von sich aus gefragt und ich lehrte das ihm gerne. Sah schon ganz gut aus! So langsam werden sie fluegge und koennen auf eigenen Beinen fischen!

  • Nur noch eine Morgensitzung blieb uns von unserem mehrtaegigen Trip. Nach dem fantastischen gestrigen Tag hatten wir praktisch genug Fisch um unsere Familien zu Hause gluecklich zu machen. Ok, in meinem Gepaeck war immer Platz fuer einen weiteren Heilbutt, aber wir waren ausgelachst. Sogar Dave war vollauf zufrieden nachdem ich ihm das Meiste von Ricardo’s und meinen Faengen gegeben hatte. Und so stand nur noch der sportliche Aspekt an und die Jagd auf den Kapitalen.


    Wieder wurden wir mit einem schoenen Sonnenaufgang bei leicht bewoelktem Himmel und null Wind fuer’s fruehe Aufstehen belohnt. Heute musste nochmal das Black Bluff her! Ricardo verkroch sich in der Kajuete waehrend ich uns im flotten Tempo zum Black Bluff steuerte. Dort angekommen, waren schnell 2 Koederfischruten montiert und schon bald schleppten wir in Einsamkeit und Ruhe vor dem vielbesungenen Kelpbett entlang. Zwei, drei Strecken ohne einen Fischkontakt im Flachen liessen uns ins etwas tiefere Wasser ziehen. Ich setzte meine Rute auf 30m und schleppte damit etwa 10m ueber Grund. Ploetzlich sah ich ein leichtes Zittern an meiner Rutespitze; ich konzentrierte mich darauf und ja, da nippte irgendwas daran herum. Ich ging neben die Rute und da, wieder ein Zucken. Ok, wohl ein Shaker der dranhing und nicht ausloesen konnte. Ich nahm die Rute auf und ruckte die Schnur aus dem Clip, kurbelte ein paar Mal bis ich direkten Kontakt zum Koeder hatte und schlug einfach mal an. Es war als haette jemand die Rutespitze dabei festgehalten; etwas gaaaanz Schweres hing dran. Etwa auf Grund festgehangen? Ich zog zurueck was die Rute in sich hatte und konnte keinen Zentimeter gewinnen – aber ich spuerte zwei unwillige Rucke.


    Das war ein Fisch, kein Zweifel! Aber wenn das ein Lachs war – die Rute war gekruemmt wie noch nie und ich konnte nur Zentimeter um Zentimeter herankurbeln. Was immer es war, es konnte nicht mehr am Grunde festhaengen weil wir inzwischen bei ueber 45m Wassertiefe waren. Mein Gegner nahm aber auch keine Schnur. Ein Heilbutt? In 30m Tiefe dicht unter Land und dannoch vielleicht 10 m ueber Grund? Eigentlich eher unwahrscheinlich aber nach unserem Dock Erlebnis war eigentlich alles moeglich. Stueck fuer Stueck arbeitete ich das Gewicht heran, Dave hatte das Gas fast weggenommen um es mir leichter zu machen. Wir waren gespannt. Der Flasher tauchte nach einer Weile auf aber man konnte immer noch nicht erkennen was da hinterher kam. Dann eine Bugwelle und dann konnte man was Braunes sehen. Tatsaechlich, ein Butt! Wieder kein Grosser aber egal, der sollte noch mit. Heilbutt war mit Abstand unser beliebtester Speisefisch. Ich sah schon, der Butt hatte meinen Koederfisch vollkommen inhaliert. Der Haken wuerde nicht herauskommen, aber er konnte mit den scharfen Zaehnen das 30# Mono durchbeissen. Diesmal wagte sich Dave an das Gaff. Da der Fisch im lahmen Drill noch keine Energie verbraucht hatte, wusste ich, dass er verrueckt spielen wuerde sobald er beruehrt wurde. Dave war gewarnt.


    Er langte zu und hakte ihn durch den Bauch. Der Fisch fing sich an zu winden und umherzuwuchten aber Dave brachte ihn schon ueber die Bordwand. Hier fiel er vom Gaff und jetzt fing der Heilbutttanz an! Wie ein Wahnsinniger truemmerte und trommelte der Butt zu unseren Fuessen und spritzte Blut und Schleim wirklich ueberall hin! Das Boot sah aus wie in einem schlechten Horrorfilm! Endlich kam ich an den Burschen heran und konnte ihn ein-zwei zwischen die Augen zimmern! Na da schau mal einer an! Wer haette das gedacht! Gestern beim Heilbuttangeln auf den Lehrbuchstellen nur einer und jetzt hier beim Lachsschleppen unter Land einer. So geht’s manchmal. Ich war aber sehr zufrieden damit. Waehrend Dave noch eine halbe Stunde weiterschleppte, saeuberte ich erstmal das Boot. Dann beschlossen wir dem Black Bluff, das wieder einige Geschichten geliefert hatte, den Ruecken zu drehen und die letzten 2 Stunden nochmal vor dem Lizard Point zu versuchen.


    10 Minuten spaeter setzten wir die Ruten am Lizard Point ein, natuerlich bei 27m und wir begannen dem GPS Pfad von gestern zu folgen. Was soll ich sagen? Die Stelle war einfach heiss hier, unsere Ruten verneigten sich wieder beachtlich, Dave fing erst einen schoenen Chinook von fast 20 Pfund, dann kam Ricardo heraus und legte sich mit einem gleichen Kaliber an. Ich kescherte noch einen fuer Dave, ein paar Bisse und Fische gingen noch verloren, ich glaube Ricardo hatte noch einen den er schon im Wasser wieder abhakte und dann sollte sogar ich nochmal in Aktion treten. Einer der letzten Koederfische den wir noch in der Koederkiste hatten, wurde von einem feisten Lachs an meiner Rute genommen. Der Fisch nahm ein paar Mal Schnur und ich dachte wieder an die gleiche Chinookgroesse die sich hier in grossen Mengen herumtreiben musste. Dann sprang mein Fisch trotz Flasher ploetzlich ueber einen Meter aus dem Wasser. Nanu? Das war aber ungewoehnlich fuer einen Chinook. Als ich den Fisch dann das erste Mal neben das Boot gezerrt hatte, schaute ich genau hin und tatsaechlich, das war ein Coho! Aber was fuer ein Brocken dieser Gattung! Der hatte bestimmt 15 Pfund was in etwa meinem persoenlichen Bestwert entspricht. Den haette ich gerne mal im Kescher begutachtet und fuer ein schnelles Foto herausgeholt. Er war natuerlich ein wilder – unmarkierter – und damit geschuetzt. Im Moment als Ricardo zum Kescher griff kam mir ploetzlich der Haken entgegengeflogen. Schade! Was fuer ein herrliches Tier. Wo waren denn nur die anderen Cohos? Der Magel an Cohos war schon etwas bedenklich dieses Jahr. Dave verlor unseren letzten Koederfisch bei einem Biss und dann machten wir vollauf zufrieden um 11:00 Uhr Schluss. Dave musste die Faehre um 13:30 Uhr kriegen.


    Ricardo und ich schipperten gemuetlich zur grossen Insel rueber. Wie immer bestand Ricardo noch auf ein paar Pilkstopps. Wo doch die Lings den ganzen Trip durch nicht wollten, machten wir uns nicht viel Hoffnung. Aber siehe da, an einem Krautfeld zog Ricardo 2 Lings in fast massiger Laenge (65 cm) heraus. Es fehlten vielleicht 2-4 cm. Spass hatte er allemal und auch diese kleineren Lings kaempften gut. Greenlinge schienen immer beissen zu wollen. Der Junge hatte wieder einen Heidenspass dabei. Dann ging es nach Alder Bay, wo ich meinen Butt filetierte und wir uns am Café noch ein Mittagessen goennten bis Dave ankam und wir das Boot auf den Haenger laden konnten. Dann ging die lange 6 stuendige Heimfahrt los. Ziemlich kaputt aber mit tollen Erlebnissen und schoenen Fischfilets beladen kamen wir abends an. Das war wieder eine tolle Tour in ein faszinierendes Revier gewesen, mit Geschichten fuer die Enkel und die Ewigkeit. Und nicht an Corona oder anderen weltpolitischen Sch… gedacht.

  • Nach unserer Rueckkehr von Malcolm Island musste ich natuerlich unbedingt einige Geschichten mit meinen Angelkumpels teilen. Dabei lernte ich allerdings auch, dass die Chinooks vor Sooke aktiv waren und gute Faenge moeglich waren. Mein “Kleiner”, Alex, sollte nun auch mal wieder in den Genuss eines Screamers kommen und so packte ich das gerade generalgesaeuberte Boot und Alex am Sonntagmorgen fuer eine Lachstour nach Sooke ein. Wir liessen es aber gemuetlich angehen und waren nicht vor 8:00 Uhr auf dem Wasser.


    Das Sooke Inlet war schoen ruhig und auch vor der Kueste waren kaum Wellen. So duesten wir zuegig zum Otter Point, wo schon eine ganze Armada unterwegs war. Es hatte sich wohl schnell herumgesprochen, dass ein guter Lachszug unterwegs war. Als wir uns mit 2 Ruten im Wasser eingereiht hatten, sahen wir auch schon das eine oder andere Boot ausscheren und deren Crew in ein Fisch drillen. Also Fische waren da und auch hungrig. Wir mussten also nur die richtige Tiefe treffen und warten bis wir dran waren. Auch das Echolot zeigte vielversprechende Futterwolken und Fischsignale.


    Nach 10 Minuten ruckte unsere flache Koederfischrute los. Alex war blitzschnell dabei und zog an. Der hing! Erst kam der Fisch zwar widerwillig aber recht flott Richtung Boot und wir dachten an einen kleineren Fisch. Ich liess also auch die 2. Rute drin und scherte auch nicht aus der Kolonne aus – aber ich drehte das Gas etwas zurueck. In Bootsnaehe rappelte sich der Fisch dann aber auf und begann wild zu kaempfen. Aha, doch nicht ganz so klein. Ein paar kleine Spurts mit Schnurnehmen deuteten auf Chinook. Dann sahen wir ihn neben dem Boot; knapp 10 Pfund, die perfekte Groesse fuer meine Raeuchertonne! Der sollte mit. Ich musste mich noch etwas gedulden mit dem Kescher denn neben und hinter dem Boot veranstaltete der Fisch jetztt allerlei Rabatz. Dann sackte ich ihn ein. Klasse! Feiner Anfang!


    Wir schleppten weiter dicht am Stand die Kueste runter. Am 2. Rock vorbei, am 3. Rock vorbei, danach kam eine flache sandige Bucht bei der man typischerweise links abdreht und dann im Tieferen den selben Kuestenabschnitt bis zum Otter Point wieder zurueckfaehrt. “Rechte Rute zum Ufer” war die Schleppetikette. Die meisten hielten sich dran. Wir waren halb zurueck zum Otter Point als wieder unsere Koederfischrute wild losruckte. Gleich loeste sie auch aus. Der musste besser sein. Alex war wieder zur Stelle und musste sofort die Bremse lockern denn der Fisch zog ab. Und wie! Alex grinste und ich wusste wie schoen das Gefuehl war wenn einem ein Fisch die Schnur so brutal von der Rolle reisst. Ich holte die zweite Rute und beide Rigger ein und drehte eine langsame Schleife weiter raus, weg von allen Booten. Alex gewann nun mal ein Stueck Schnur zurueck aber verlor auch gleich wieder einen ganzen Rutsch. Nach und nach arbeitete er den Fisch heran. Sein Arm war muede aber er wollte sich nicht meinem Spott ausliefern und so verbiss er sich jedes Stoehnen.


    Dann war der Fisch am Boot. Knapp 20 Pfund schaetzte ich. Er waelzte sich noch ein bisschen und duckte sich ein-zweimal vom Kescher weg aber dann schaufelte ich ihn in das Netz. Gewonnen! Wir klatschten uns ab. Klasse Drill und schoener Fisch. Er hing nur am Angsthaken und lag unverletzt im Netz im Wasser. Der sollte wieder schwimmen. Alex holte ihn mit nassen Haenden kurz zum Fotoshoot aus dem Netz und liess ihn gleich darauf wieder frei. Der Fisch schoss sofort in die Tiefe. Feine Sache!


    Wir drehten noch eine volle Runde vor dem Otter Point und hatten auch noch einen Biss, der allerdings nur eine zerbissene Anchovy im Koederfischhalter hinterliess. Dann zog ich uns weiter westlich Richtung Muir Creek; eine einfach zu fischende Stelle, die bei Ebbe und Flut produziert, wenn Fisch da ist. Ich musste erst ein paar kommerziellen Krabbenfallen umfahren um die Stelle zu erreichen. An der Scharkante angekommen, ruckte wieder die Koederfischrute los. Alex war unter Deck und suchte sein Futter und so nahm ich mir das Recht auf den Fisch. Ich drillte einen halbstarken Fisch an das Boot und dachte an Coho, aber es stellte sich wieder als ein halbstarker Chinook um die 8 Pfund heraus. So, so, dann wir die Raeuchertonne eben noch voller! Auch der ging mit.


    Die Stroemung hatte nun auf Flut umgeschwungen und der leichte Wind kam nun entgegengesetzt der Stroemung. Das verwarf das Wasser in eine ekelige unruhige See. Wir, und alle anderen Boote, schaukelten umher. Ich sah einen Kumpel mit seinem kleinen Sohn gerade einen ordentlichen Fisch drillen aber in ihrem 5.5 m Boot mussten sie sich ganz schoen konzentrieren nicht wie wild herumzustolpern. Um den vielen Booten etwas zu entgehen, fuhr ich die Kante an der tiefen Seite ab. Und das stellte sich als eine glueckliche Entscheidung heraus: wieder ging die Koederfischrute ab und Alex drillte seinen 2. schoenen Chinook. Wir wollten jetzt nichts mehr behalten und Alex konnte sich nur noch auf seinen Spass konzentrieren. Wieder landete er einen Chinook in den hohen Teens.


    Vielleicht 20 Minuten spaeter riss es unglaublich hart an der Koederfischrute und Alex war fast erschrocken ueber die brachiale Gewalt die dieser Fisch entwickelte. Ich spornte ihn an; “Das muss ein Tyee sein! Dein Bruder hat es ja auch geschafft!”. Man sollte nie das Konkurrenzdenken von Teenage-Bruedern unterschaetzen! Lol Ich musste doch tatsaechlich dem Fisch ein Stueck hinterherfahren damit Alex endlich mal Schnur zurueckgewann. Dann drehte der Lachs natuerlich um und schwamm auf das Boot zu. Ich nahm sofort das Gas weg aber Alex musste immernoch wie ein Besessener kurbeln um den Kontakt zu halten. Gut gegangen, klasse gemacht, Alex! Dann war der Fisch aber auch platt und liess sich bald leicht keschern. Dem musste ich die Haken etwas tiefer im Maul herausoperieren aber auch hier keine grosse Verletzungen. Alex gab sich einige Minuten Muehe den Fisch im kalten Wasser wiederzubeleben und endlich schwamm auch er wieder erholt in die Tiefe.


    Und weil es so schoen war, kam nach ein paar kleinen Shakern an der Blinkerrute dann noch ein guter Biss auf einen unserer letzten Koederfische. Wieder ein Teener Chinook und Alex war jetzt routiniert und abgebrueht und brachte auch den kompetent zum Boot. Der war mit vielleicht 15 Pfund eher ein Kleiner heute. Ein vorbeifahrender Guide, den ich gut kenne, beglueckwuenschte uns als wir ihn gerade freiliessen und musste im selben Moment zu seiner wild wackelnden Rute springen. Nice work, Roy!


    Gegen Mittag packten wir ein. Ich wollte auf dem Heimweg nochmal einen kurzen Stopp vor der Hafeneinfahrt machen um kurz zu probieren ob sich dort auch Chinooks angesammelt haette. Alex lag kaputt und muede in der Koje und kam nicht mehr heraus. Kaputtgeangelt! Ich schleppte noch eine halbe Stunde ohne Fischkontakt da herum. Es war auch hier sehr schaukelig und als sich abzeichnete, dass hier nichts aktiv war, brach ich ab und fuhr uns zurueck. Ich filetierte die 2 Chinook an der Marina und Alex hatte wieder seinen Spass die Robben mit den Abfaellen zu fuettern und zu dressieren.


    Wieder ein schoener und sehr erfolgreicher Angeltag, diesmal mit meinem Kleinen und vor der Haustuer. Dieses Jahr istein klasse Chinookjahr. Schade, dass keine Touristen das miterleben koennen. Hoffentlich naechstes Jahr wieder!

  • Nachdem das letzte Wochenende so viel Spass mit den Chinooks vor Sooke gewesen war, wollten mein Kleiner und ich dieses Wochenende unbedingt wieder raus. Da ich mein Boot mit 3 Mann Crew fuer das einzige Fishing Derby dieses Jahr hier vor Sooke am ersten Septemberwochenende angemeldet hatte, wollte ich auch noch ein bisschen “ueben”. So die Begruendung meiner Frau gegenueber. Mein Grosser waere auch gern mitgekommen, aber er musste arbeiten.
    Dieses Mal waren die Gezeiten etwas anders als letzte Woche; es wuerde schon frueh am Morgen fluten, was normalerweise neue Lachse anschwemmt. Der Stroemungswechsel war so um 9-10:00 Uhr. Daher draengte ich auf einen Fruehstart; 5:30 Uhr Abfahrt zuhause. Kurz vor 7 hatten wir am Otter Point beide Ruten im Wasser. Es herrschte ein leichter Wellengang der sich ab 11:00 Uhr verstaerken sollte wenn dann die Ebbstroemung mit dem angekuendigten Westwind kollidieren wuerde. Daher machten wir uns auf einen verkuerzten Angeltrip gefasst. Es war ziemlich viel los am Otter Point und wir reihten uns in die Bootsschlange ein, die an der Felsnase vorbei, dicht am Strand entlang schleppte.
    Wir sahen schon die eine oder andere krumme Rute und Kescher die in Bewegung kamen. Es ging wohl was heute. Wir waren etwa ¾ der Strandstrecke entlang; am sogenannten 3rd Rock, als die Koederrute mit dem glow-gruenen System losruckte. Alex, der sich eigentlich gerade unter Deck hinlegen wollte, sprang auf und hieb an. Etwas blieb haengen. “Ein ‘richtiger’ Fisch?”, fragt ich paar Mal, bekam aber keine definitive Antwort. Als der Fisch nach ca. 30 Sekunden immer noch keine Anstalten machte Schnur zu nehmen, vermutete ich etwas Kleineres. Bald hatte Alex ein umherschwirrendes Silberpacket neben das Boot gebracht – sah coho-maessig aus, meinte ich. Als der Fisch dann mal kurz still neben dem Boot schwamm, konnten wir eindeutig den Coho identifizieren. Ein Blick auf die Fettflosse – war da – also muss der wieder schwimmen. Schnell mit der Zange abgehakt, sausste er wie der Blitz in die Tiefe. Der war wohl so um die 6 Pfund gewesen.


    Waehrenddessen waren wir an das Ende der Strandstrecke gekommen und ich drehte hier 180 Grad und fuhr nun im tieferen Wasser die Strecke wieder zurueck. Ungefaehr am 3rd Rock, aber jetzt ueber 30m Wassertiefe, schlug wieder das gruene Koederfischsystem an und Alex war sofort auf dem Posten. Die Kruemmung der Rute liess einen guten Fisch erahnen. Aber wieder wollte der Fisch keine Schnur nehmen und so liess ich die zweite Rute erst einmal drin. Ich war aber etwas nervoes wegen der starken Rutenkruemmung; das musste eigentlich ein schwerer Fisch sein!? Da, jetzt setzte der Fisch zu einer Flucht an aber nach 2-3 m war wieder Schluss. Sehr komischer Drill. Alex arbeitete den Fisch Stueck fuer Stueck naeher und dann bekamen wir einen ersten Blick auf den Fisch, noch tief und ein Stueck weg vom Boot; jupp, der war ordentlich! Aber warum wollte er nicht mehr kaempfen – so ein fauler Fisch! Aber auch gut so denn die 2. Rute war noch draussen und es war jetzt zu spaet die noch vor der Landung einzuholen. Ich habe es nicht gerne wenn grosse Fische gruen und noch fit zum Boot kommen und dann dort verrueckt spielen. An kurzer Schnur und mit allen Hindernissen direkt am Boot hat man da als Angler oft das Nachsehen. Besonders wenn noch weiteres Schleppgeraet im Wasser war.


    Ich machte den langstieligen Kescher klar um den Drill so schnell wie moeglich zu beenden. Alex schaffte es den Lachs bis auf etwa 1m Tiefe neben dem Boot hochzuzerren und ich steckte den Kescher tief ins Wasser – genau vor des Fisches Nase. Wie gehofft schwamm er erschrocken hinein. Ich glaubte gewonnen zu haben – musste ich doch den Kescher nur noch hochziehen. Aber aus der Tiefe, das dauerte wohl eine Sekunde zu lange und der Lachs schaffte es eine Kehrtwendung im Netz zu machen und im Moment als der Kescher die Oberflaeche durchbrach, sprang der Lachs elegant wieder heraus. Wir schauten uns entgeistert an und Alex musste nun eine kraeftige aber wieder nur kurze Flucht abfangen. Aber auch diese Episode schien den Lachs nicht allzusehr zu beaengstigen und er kreuzte mehr oder weniger relaxt neben und hinter dem Boot herum bis er flach genug war und ich ihn endlich einsacken konnte. “Haha, verspielt, verspekuliert, Du komischer Kauz!”, dachte ich mir. 80cm und bestimmt 17 Pfund schwer, aber faul wie ein Dorsch! Der ging mit. Ich wollte 2 fuer die Raeuchertonne, nachdem meine letzte Raeucherung so ein Erfolg war und das Produkt ruck-zuck in den Rachen der Teenager verschwunden war. Vielleicht bekam ich ja bei dem naechsten Rutsch auch mal ein Stueck ab!


    Wir freuten uns und machten die faengige Rute schnell wieder klar. Der naechste Biss kam wieder an der gleichen Rute und sah nach etwas Grossem aus: die Rute ruckte einmal hart und loeste sofort aus. Das passiert meistens nur wenn ein Grosslachs den Haken spuert und mit einem schweren Kopfschlag den laestigen Haken versucht loszuwerden. Alex war schneller als ich – aber scheinbar nicht schnell genug denn so viel und schnell er auch kurbelte, er konnte nie Kontakt zu einem Fisch herstellen. Fehlbiss. Schade.


    Jetzt wollte ich aber auch mal ran! Wieder waren wir an der Strandseite nahe dem 3rd Rock als es an der gruenen Rute ungeduldig zu ziehen anfing. Sah eigentlich nicht nach einem Grossfischbiss aus aber das war schwer einzuschaetzen. Ich ruckte die Schnur aus dem Clip, kurbelte die momentan schlappe Schnur ein und als sich die Rute auflud, schlug ich an. Jawoll, da war was dran. Und nichts Kleines! Der Fisch ging in Fluchtmodus und Alex raeumte das Deck auf waehrend ich auf eine Spurtpause des Fisches wartete. Alex steuerte uns nun langsam vom Strand weg und die nachfolgenden und weiter draussen schleppenden Boote machten hoeflich Platz und liessen uns auf die Aussenseite durch. Ich gewann mal ein bisschen Schnur und musste dann wieder alles gewonnene hergeben. Der Lachs machte im Gegensatz zu Alex’ Fisch ordentlich Dampf. Darum waren wir etwas ueberrascht als wir ihn zum ersten Mal sahen; der war hoechstens so gross wie der Erste, wohl eher 1-2 Pfund leichter. Machte aber Spass und der war der perfekte Ergaenzungsfisch fuer eine volle Raeuchertonne. Alles ging glatt und wir legten den Lachs zu seinem Cousin in die Kiste auf Eis. Feine Sache!


    Der Tag entwickelte sich wieder zu einem den man endlos ausdehnen moechte. Die Fische waren da und hungrig und die Bisse kamen in schoener Regelmaessigkeit. Alex hakte und drillte einen feisten Coho, der bestimmt auf die 10 Pfund zuging. Wieder ein wilder den wir schwimmen lassen mussten. Aber wir wollten auch keinen Fisch mehr mitnehmen – das war jetzt alles nur noch zum Spass. Und was fuer einen Spass wir hatten! Innerhalb der naechsten anderthalb Stunden fing Alex nun noch 2 Chinooks zwischen 15 und 20 Pfund, die wieder schwimmen durften. Wir verloren auch noch ein paar gute Fische und Bisse. Seltsamerweise kamen alle Bisse auf das gruene Koedersystem auf der einen Bootsseite, sogar als ich die andere Rute auf die faengige Tiefe brachte und das gruene System etwas tiefer laufen liess. Weil wir knapp mit den Koederfischen wurden, montierte ich nun ein glow-gruenes Blinkersystem an der toten Rute.
    Alex legte sich in einer Beisspause unter Deck – der naechste Fisch war fuer mich. Als ich uns wieder an der Strandroute entlang fuhr, ruckte ploetzlich wieder die gruene Koederfischrute los. Ich sprang hin und schlug an. Widerstand, fuehlte sich gut an! Ein Ruck und weg war der Druck. Mist. Waehrend ich einkurbelte, sah ich die Blinkerrute auf der anderen Seite loszerren. Hae? Auf der toten Seite? Wirklich? Ich war fuer eine Sekunde so verbluefft, dann liess ich die erste Rute fallen und schnappte mir die Blinkerrute und ruckte an. Nichts mehr. Waaaassss? Einen Doppelbiss komplett verpasst! Schnell die Koeder wieder ins Wasser. Am Ende der Strandschleife drehte ich wieder um und fuhr die tiefere Strecke zurueck. Ich liess nach einer Eingebung den Blinker auf 40m Tiefe, und damit bis zum Grund, herunter. Ich hatte den Downrigger gerade losgelassen, da zuckte es zweimal an der Blinkerrute (!). Ich riss die Rute aus dem Halter und schlug an. Wow, schwerer Widerstand. Ein, zwei schwere Kopfschlaege und dann nahm der Fisch Fahrt auf. Erst langsam und dann immer schneller riss es stetig Schnur von der Rolle. Oha, das fuehlte sich gross an! Ich musste die Bremse etwas lockern und nach etwa 30 Sekunden Schnurverlust rief ich nach Alex. “Grossfischalarm!”, sagte ich nur und er fing an das Deck zu raeumen.


    Einmal blieb der Fisch kurz stehen aber als ich gerade mit kurbeln anfangen wollte, ging er wieder auf Tour. Ich sah nun etwas aengstlich auf ein paar andere Boote ca. 100 m weg von uns. Der Fisch rannte in deren Richtung und wenn ich denen nicht andeutete was los war, konnten die unwissend ueber meine Schnur fahren. Ich musste wieder dichter an den Fisch und so drehte ich das Lenkrad hart um und fuhr Richtung Fisch. Was ich nicht bedacht hatte, war das ich nun mit der schnellen Flutstroemung fahren wuerde und ausserdem den Motor noch auf ziemlich flott hatte. Um das Kraut noch fett zu machen, drehte der Fisch im selben Moment um und kam auf uns zu. Und so flog unser Boot nun in einer 6 km/h Stroemung plus 4 km/h Fahrgeschwindigkeit auf einen Fisch zu der wohl locker 20 km/h auf uns zugeschossen kam. Ich brauche wohl nicht zu erwaehnen, dass ich nie wieder Kontakt zu dem Fisch fand. Der Einzel-Schonhaken des Blinkers hatte keine Chance. Ich machte ein langes Gesicht als ich das Geraet blank einzog. In 10 Minuten 3 Bisse vergeigt! Das war kein gutes Training fuer ein Derby! Naja, vielleicht hatte ich jetzt die Fehler aus meinem System raus!


    Wir hatten nach dem Stroemungsumschwung eigentlich mit ungemuetlichen Wasserverhaeltnissen gerechnet. Aber der angesagte Wind blieb relativ ruhig und so fischten wir bis ca. 13:00 Uhr unbehelligt weiter. War zwar etwas schuckelig geworden aber keineswegs schlimm. Die Bissrate nahm aber zusehends ab und Alex fing noch einen kleineren Chinook, der zwar vielleicht nur 5 Pfund war aber schon etwas dunkel in seinem Laichkleid. Ein Jack, ein Fruehreifer! Zwei Shaker gesellten sich noch dazu und ein oder 2 verpasste Bisse. Aber wir waren hochzufrieden mit dem Morgen und beschlossen es morgen gleich nochmal zu versuchen. So macht Angeln einen Riesenspass.


    Am naechsten Tag begleitete uns nun auch mein Grosser, der sich solch einen Spass nicht entgehen lassen wollte. Aber wie das so ist, andere Verhaeltnisse – anderes Angelergebnis. Kein Tag ist eben wie ein anderer. Es war eine mond-und sternenklare Nacht in der die Lachse fressen konnten. Kaum Wind, Sonne pur, warm, T-Shirt Wetter. Ricardo sah 2 leichte Anfasser an einer Rute und schlug an und hatte tatsaechlich was Grosses gehakt. Der nahm gleich Schnur und fuehlte sich wohl gut an. Ich machte klar Schiff und wartete dann auf Ricardo’s Kommandos. Dann sah ich ploetzlich einen Ruck an der gekruemmte Rute und der Spuk war nach vielleicht nur 1 Minute vorbei. Es stellte sich heraus, der Lachs hatte den Angsthaken abgebissen. Sehr schade! Um diese Jahreszeit benutze ich regelmaessig staerkere Vorfaecher da die Lachse am Ende ihres Zykluses ein zaehnestarrendes Raubtiergebiss entwickeln und so schnell die Angelschnur durchbeissen koennen. Das Stueck Schnur vom Drilling zum Angst-Einzelhaken beschuetze ich zudem noch mit einen duennen Plastikschlauch. Aber wenn die Schnur unguenstig im Rachen haengt, dann helfen selbst diese Extramassnahmen nichts. Wirklich schade denn das sollte unser einzeiger Grossfischkontakt heute sein. Es war deutlich ruhiger auch auf allen anderen Booten um uns herum. Wir fingen insgesamt 3 wilde Cohos, aber keinen Chinook. Also nichts zum mitnehmen.


    Auf dem Rueckweg hatten wir dann noch ein Erlebnis. In voller Fahrt Richtung Hafeneinfahrt sah Ricardo ein anderes Boot weiter draussen nach uns winken. Sofort steuerte ich auf das Boot zu. Ein ca. 5.5 m RIB-Boot mit 2 jungen Maennern und einen kleinen Jungen drifteten auf dem Meer umher weil die – haltet Euch fest – den Propeller verloren hatten. Und keinen Kicker-Motor hatten. Ich dachte ich haette schon alles erlebt aber das hatte ich noch nie gesehen. Gluecklicherweise hatte ich noch das Schleppgeschirr fuer Wasserski and Tubing an Bord und so schleppte ich die Jungs zu ihrer Marina. Eine gute Tat, die sich hoffentlich auszahlt wenn ich mal Hilfe auf dem Wasser brauchen sollte.

  • Ok, war viel los in meiner Welt; paar schoene Sachen und paar nich so. Aber ich schulde Euch noch 3 Berichte seit Anfang September. Fangen wir mal mit Samstag den 5.9.2020. Da hatte ich eine geraeumige Ferienwohnung im Sooke Harbour Marina und Resort fuer das ganze lange Wochenende gebucht. Am Samstag sollte das einzige BC Fishing Derby 2020 hier im Meer stattfinden. Alle anderen Angel-Events waren wegen Corona abgesagt dieses Jahr. Dieses einzig uebriggebliebene Event war eine Benefitsveranstaltung zugunsten des Sooke Chinook Netpen Projektes, welches Chinookbrut ein paar Wochen im Sooke Hafenfjord an den Geruch des Sooke Rivers gewoehnt waehrend sie aufgepeppelt werden und so bessere Ueberlebenschancen im Meer haben. Dieses Projekt laeuft jaehrlich seit 2016 und diesen Sommer/Herbst sollten die ersten Rueckkehrer die hiessige Kueste silbrig beleben. Tatsaechlich hatten wir vor Sooke im August eine tolle Chinookfischerei; allerdings bin ich nicht 100% ueberzeugt, dass das nur ein Erfolgsprodukt des Netpen Projektes war, denn auch andere Kuestenabschnitte berichteten von klasse Chinookfaengen im selben Zeitrahmen. Die Antwort wird wohl erst kommen, wenn wir naechstes Wochenende fuer die Aufzucht-und Brutstation Aufsteiger im Sooke River fangen und anhand derer, DNA Analysen feststellen werden, woher die meisten Lachse kamen – Fluss oder Netpen.


    Aber das Fishing Derby am 5.9. musste stattfinden, Corona oder nicht, da die Gelder dringend gebraucht wurden. Es war ein Event ohne alle Annehmlichkeiten, kein Essen/Trinken, keine grosse Party, nur eine Preisuebergabe an 3 oder 4 Personen im Parkplatz der Cheanuh Marina. 50% der Ticketeinnahmen gingen an das Projekt, der Rest an die Preise. Ca. 150 Tickets waren verkauft und damit der Toppreis etwa $3000. Ich hatte 3 Tickets fuer mein Boot gekauft und wollte im Derby mit meinem Sohn Ricardo und meinem Arbeitskollegen Ian fischen. Wir uebernachteten im Resort wo mein Boot in der Marina lag. Am Sonntag wollte dann der Rest meiner Familie kommen und wir noch einen Familien-Bootsausflug machen. Der Abend vor dem Derby war sehr windig und liess ein kleines Testfischen leider nicht zu. Es bliess noch bis 4 Uhr morgens und ich machte mir schon Sorgen, dass wir nicht zu meinen angepeilten Angelstellen am Otter Point und Muir Creek kommen wuerden. Aber als wir gegen 6:30 Uhr ablegten, hatte sich der Wind und auch das Meer beruhigt und es war nur noch ein leichtes Geschaukel auf dem Wasser.


    Natuerlich waren wir nicht die Einzigen auf dem Wasser und beim Otter Point gesellten wir uns zu der normalen Wochenend-Angel-Armada. Ich sah einige Kumpels die auch im Derby mitmachten. Es war aber eine zaehe Fischerei am Otter Point. Einmal sahen wir ein Boot von der normalen Schlepproute abweichen und etwas spaeter einen guten Chinook keschern. Das gab uns allen etwas Mut es weiter zu versuchen. Da ruckte dann auch wirklich Ricardo’s Rute mit Koederfisch los und er brachte einen kleineren Lachs ans Boot. Ein Coho – ein weiterer Blick liess erkennen: ein markierter Coho. Ha, ein Keeper, auf Anhieb. Der ging mit, der Schneider war verhindert! Selten, dass der erste Coho schon ein markierter ist – oft ist die Quote 1:5 oder sogar noch schlechter. Weitere Bemuehungen brachten aber keine weiteren Bisse. Nach einer Weile hatte ich genug vom toten Otter Point und ich manoevrierte das Boot an einer Anzahl von Berufskrabbenfallen vorbei zur Muir Creek-Strecke. Hier zogen Lachse an der Scharkante bei jeder Gezeitenkonstellation vorbei – wenn denn Lachse da waren.
    Ein alter Bekannter, Graham, kam mit seinem kleinen Sohn im Boot vorbei und berichtete von einem 17 pfuendigen Chinook in der Kiste. Na, wo einer war, waren sicher noch mehr. Kurz danach ruckte ploetzlich meine Rute los (wir fischten 3 Ruten). Ich liess nichts anbrennen und der Fisch war auch kein grosser Kaempfer und ich brachte einen etwa 8 pfuendigen Chinook in den Kescher. Ein Keeper, aber sicher kein Gewinnerfisch. Aber Ian, der kuerzlich Vater geworden war und selber nun erstmal kaum auf’s Wasser kam, nahm dankend jeden Fisch mit fuer seine Familie.


    Dann kam Ricardo’s beste Phase; er hakte und erlegt 2 Lachse innerhalb von 20 Minuten. Beim ersten kam sogar kurzzeitig Aufregung auf, da der Fisch gleich nach dem Anschlag schwer zu sein schien. Die Rute bog sich beaengstigend und Ricardo bekam kaum Schnur rein. Der Fisch nahm aber auch kaum Schnur. Irgendetwas stimmte nicht; aber wir wollten nicht nachlaessig sein und so raeumte Ian blitzschnell das Deck ab und ich steuerte das Boot ins Freie um Ricardo Platz zu schaffen. Andere Boote beobachteten uns aufmerksam da nicht allzuviel Action ringsherum los war. Dann hatte Ricardo seinen Widersacher endlich an die Oberflaeche gekriegt und von weitem konnte man schon sehen was los war – ein halbstarker Chinook hatte den Angsthaken im Maul aber der freie Drilling hatte sich irgendwo hinter dem Kiemendeckel verhakt und so konnte der Fisch seitwaerts Druck machen. Es dauerte wirklich noch etliche Minuten bis wir den Fisch endlich einsacken konnten. Die anderen Boote waren wohl enttaeuscht nach so langem Drill nur so einen halbstarken Fisch zu Gesicht zu bekommen. Reichlich 10 Pfund, mehr hatte er nicht. Kurz darauf ging wieder Ricardo’s Rute ab und er brachte einen feinen 8 pfuendigen Coho heran – der auch wieder markiert war! Also in der Kategorie hatten wir heute den Vogel abgeschossen – 2 von 2! Dafuer gab’s leider keinen Preis. Ian’s groesste Beisteuerung an diesem Tag war ein etwa 20 cm langes Coho-Baby. Nicht sein Tag. War trotzdem Spass mit den beiden gewesen.


    Ein 24 Pfuender gewann den Hauptpreis, und Graham’s Sohn, mit einem 17.4 Pfund markierten Chinook gewann noch einen elektrischen Downrigger fuer den 2. groessten markierten Chinook. DNA Analysen werden hoffentlich feststellen, dass das ein Sooke Netpen-Chinook war. Das waere jedenfalls eine klasse Bestaetigung fuer das Projekt.

  • Wenn wir gedacht haetten, der Derbytag war zaehes Fischen, dann bekamen wir am naechsten Tag noch eine andere Kategorie geboten. Meine zwei Jungs und ich hatten ganze 2 Bisse den ganzen Vormittag von denen einer sich als Shaker herausstellte. Wir bekamen aber eine klasse Walshow als Ausgleich, und absolut ruhiges Wasser bei strahlendem Sonnenschein. Nun ja.

  • Eine Woche spaeter schienen die Chinooks alle weg zu sein. Man hoerte kaum noch von Chinookfaengen – nur vereinzelt hier und da. Wenn dann hatten sie es allerdings in sich: ein Bekannter erwischte einen 39 Pfuender! Wow. Die meisten Angler konzentrierten sich jetzt auf die dicker werdenden Cohoschwaerme. Fand man eine Gruppe hungriger Cohos weiter draussen an den Gezeitenlinien, dann konnte man schnell 10 – 20 Lachse zwischen 6 und 12 Pfund fangen. Es wurden sogar ein paar um die 15 Pfund gefangen. Die meisten waren allerdings unmarkierte und mussten wieder zurueck. Aber mit etwas Geduld konnte man schon 2-4 markierte am Tag erwischen.


    An dem Samstag beschloss ich mal eine Solotour auf Coho zu machen. Hin und wieder war es auch mal schoen alleine im Boot zu sein und nur sich selber und die Fische dabei zu haben. Wind sah gut aus aber leider, leider zogen nun schon seit paar Tagen die Rauchschwaden von den riessigen Waldbraenden in Kalifornien und Oregon und Washington zu uns herueber. Normalerweise herrscht bei uns eine westliche Pazifikbrise, aber hin und wieder gibt es auch mal Suedostwinde und die brachten diesen beisenden Qualm zu uns. Sehr ungesund, ekelig und dicht wie Nebel. Wenn man diese Rauchentwicklung an der ganzen Pazifikkueste sieht, und wie Millionen von Menschen ueber Wochen diese ungesunde Luft einatmen muessen, dann relativieren sich die ganzen Coronaaengste schnell. Atmen koennen ist doch noch ein Zahn wichtiger. Ich muss ehrlich sagen, ich waere an dem Tag wohl besser im Haus geblieben denn auf dem Meer war ich dem ganzen irgendwie noch direkter und ungeschuetzter ausgeliefert und hatte abends moerderische Kopfschmerzen und einen kratzigen Hals. Schlimm sowas.


    Die Angelei war aber fantastisch und ich hatte viel Spass mit den Cohos. Bestimmt 15 kampfstarken Silberpaketen zwischen 6 und 10 Pfund; und ich fand auch zwei Markierte zum Mitnehmen. Ich haette sogar den Groessten mitnehmen koennen – was eigentlich nie passiert. Ich fischte anspruchsvoll mit 3 Downriggern um 3 Tiefen abfischen zu koennen. Das barg natuerlich die Gefahr, dass Fische im Drill in noch ausliegendes Geraet schwimmen konnten und mir einen totalen Schnursalat liefern konnten. Aber ich traute mir das zu und es ging auch recht gut bis ich den groessten Coho des Tages an der Mittelrute bekam. Er biss auf einen grossen blau-chrom Apex direkt unter der Oberflaeche. Er sprang schon aus dem Wasser als ich noch gar nicht so richtig geschnallt hatte, was los war. Der Fisch war voll im Angriffsmodus und riss Schnur von der Rolle und machte was er wollte. Ich hatte keine Chance eine der anderen Ruten herauszuholen um eine Bootsseite fuer eine Kescherlandung klar zu machen. Die Chance, das so ein Brocken auch noch ein markierter waere, schien sowieso super klein. Und so zerrte ich den Fisch nach einer Weile am Downriggerkabel und Angelschnur vorbei und wollte ihn mit der Zange abhaken. Da brach er wieder aus, und natuerlich um das Downriggerkabel und jetzt hatte ich den Salat. Er konnte nicht mehr weiter, ich konnte nicht mehr Schnur geben und so lag er in aller Pracht einen Moment still. Ein tolles Maennchen mit Hakenschnautze – mindestens 10 Pfund schwer. Und da – keine Fettflosse! Der durfte mit! Keschern ging gar nicht mit dem Schnursalat, der Einzelhaken des Apex hing fest seitlich im Maul und so griff ich das 30 Pfund Vorfach und schwuppte den Fisch hoch. Er erreichte die richtige Hoehe um die Bordwand zu ueberwinden aber als ich seitlich zog um ihn ins Boot hineinzuschwuppen, fing er an in der Luft zu tanzen und der Haken flog raus und der Fisch direkt neben dem Boot wieder ins Meer. Als ich verdutzt ins Wasser schaute, war schon nichts mehr als die Spritzwellen vom Fisch zu sehen. Tja, so knapp! Aber wie gesagt, ich bekam noch meinen zweiten Keeper fuer mein Tageslimit von 2 Cohos, wenn auch keiner so gross war wie der verlorene.


    Ein Krabbe hatte ich auch noch in der Falle um einen feinen Westcoast-Dinner perfekt zu machen. Leider hatte der Rauch einen sonst fast perfekten Tag einen traurigen Anstrich gegeben. Mir tun die Menschen weiter suedlich direkt in den Feuergebieten sehr leid. Manche haben in den Flammen alles verloren, manche werden auf Jahre in einer verkohlten Gegend leben und fast jeder von Mexiko bis nach BC hat eine Unmenge an giftigen Gasen und Partikel einatmen muessen. Und was diese Feuer fuer die Lachs-und Steelheadfluesse an der amerikanischen Pazifikkueste bedeuten werden, moechte ich eigentlich gar nicht wissen. Eine kaputte Welt!

  • Dieser Sonntag war vielleicht die letzte Chance auf einen 2020 Aufsteigerlachs denn der Wetterbericht sagte ergiebige Regenfaelle fuer die kommende Woche voraus. Eigentlich ein bisschen frueh im Vergleich zu vergangenen Jahren mit sonnigem und warmen Wetter bis in den Oktober hinein, aber wir alle goennten der Natur das Wasser; um die Waldbraende zu loeschen und um den Lachsen den Weg in die Fluesse und Baeche zu ermoeglichen. Vor den hiessigen Flussmuendugen tummelten sich schon die Chinooks und viele Cohos. Auch Chum waren dabei. Von den Chums und Cohos wuerden noch weitere Schwaerme bis in den November ankommen aber normalerweise sind die ersten ergiebigen Regen das Ende der Sommerlachssaison fuer mich. Ich stelle dann auf Suesswasserangeln um.


    Und so brauchte ich meinen Sohn Ricardo auch nicht lange ueberreden, die letzte Sommerlachschance am Sonntag wahrzunehmen. Wir mussten nicht einmal frueh raus – es wurde ja vor 7 Uhr sowieso nicht hell und der Stroemungswechsel war gegen 9 Uhr. Und so waren wir um 9 Uhr auf dem Wasser und zogen schon bald eine letzte Versuchsrunde auf Chinook dicht vor den Klippen. Nichts. Dann also weiter raus auf der Suche nach den Cohos. Oftmals fange ich dicht unter Land vor Secretary Island an und schleppe dann im Zickzack raus ins Tiefe. Manchmal findet man Cohoschwaerme schon relativ dicht am Ufer, manchmal erst einige Kilometer vor der Kueste.


    Das Wasser war perfekt heute und der Rauch war seit 2-3 Tagen weg – dafuer aber herrschte heute stellenweise dichter Nebel. Gespenstisch wenn ploetzlich ein Boot aus dem Nebel neben einem auftaucht. Als wir dann Stellen mit Treibgut fanden, wussten wir, dass wir an einer Gezeitenlinie angekommen waren, wo sich Stroemungskanten bildeten. Dort jagten die Cohos mit Vorliebe, da sich dort oft auch Futter aufhielt. Und dort kamen auch die ersten Bisse – hammerhart rissen die Cohos die Schnur immer schon direkt aus dem Downriggerclip. Einige legten spekakulaere Luftshows hin, fuer die die Cohos so beruehmt sind. Wir fanden keine dichte Schule die uns Doppelbisse oder Non-Stop Action besorgt haetten, aber es biss regelmaessig und bevorzugt an der 30 m tiefen Rute auf ein weisses Squidimitat. Es waren heute wohl fast nur unmarkierte Cohos dabei – was auch die anderen Angler ueber Funk bestaetigten. Von vielleicht 10 gefangenen fanden wir nur einen der markiert war. Aber das war fuer uns nicht schlimm, wir angelten heute zum Spass und genossen den letzten Sommertrip.


    Hin und wieder brach die Sonne durch den Nebel und es wurde heiss. Dann kam eine neue Nebelbank rein und es wurde dunkel und kuehl. Gegen Mittag hatten wir uns ausgespielt und wir fuhren zurueck. An der Sooke River Muendung sprangen die Lachse und es standen Angler mit Wathose tief im Wasser um an die Fische heranzukommen. Ein paar Bellyboote und Kleinboote versuchten hier auch ihr Glueck wasserseits. Wir warfen auch einen Blinker ein paar Mal in Richtung springender Lachse, konnten aber keinen ueberreden. Das bedarf Geduld! Diese Lachse frassen nicht mehr und nur ein aggressiver Beissreflex konnte hier und da mal einen ueberlisten. Wir versuchen das bald nochmal im Fluss!

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