Gestern ein neues Angelabenteuer! Es waren die letzten passablen Heilbuttgezeiten fuer die naechsten 2,5 Wochen und ich wollte noch einen ordentlichen Butt erwischen um fuer die anstehenden grossen Familienfeste gut versorgt zu sein. Wetterbericht klang vielversprechend und Urlaubstage waren auch noch vorhanden. Nur konnte ich mit so kurzer Vorwarnung mitten in der Woche keinen Angelpartner finden. Also ging’s solo raus!
Ein paar grosse Heringe als Koeder aus der Tiefkuehltruhe gekramt und ein paar Lachskoepfe/graeten fuer den Chum- Sack. Eine zweite Heilbuttrute musste ich noch zusammenstellen da ich sonst ja immer Partner mit eigenem Geschirr dabei habe. Eine neue Rolle sollte die Bewehrungprobe bekommen – Shimano TLD 25. Normalerweise vertraue ich der guten alten Penn GTI 330 – die Level Wind – Multirolle. Die Shimano hat keine automatische Schnurverlegung aber dafuer einen fantastischen Hebel-Bremsmechanismus welcher der Penn (Star Drag) bei weitem ueberlegen ist. So sollte ich beide Rollen parallel benutzen und vergleichen koennen.
Nachdem meine letzten paar Heilbuttausfluege nur Kleinfisch brachten, wollte ich mal etwas anderes probieren. Offensichtlich hatten sich die meisten und vor allem groesseren Butte noch nicht auf den typischen Baenken eingefunden. Ein paar befreundete Guides berichteten von guten Heilbuttfaengen in tieferen Gefilden. So beschloss ich es mal tief zu probieren und suchte mir ein 100 m tiefes Gebiet zwischen 2 bekannten Untiefen vor Pedder Bay heraus. Der Untergrund wuerde sandig/schlammig sein und die Gefahr bestand, dass der Anker nicht richtig griff, besonders wenn etwas Stroemung herrschte.
Normalerweise sollte man mindestens zweimal soviel Ankerleine auslegen wie die Ankertiefe (fuer uebernacht Ankern 3:1) aber ich hatte nur ca. 170 m Ankerleine. Aber mein Anker ist recht gross dimensioniert fuer meine Bootsklasse und mit 7 m Ankerkette sollte das hoffentlich reichen.
Als ich nach 20 m gemuetlicher Fahrzeit an der Stelle – keine richtige Stelle, eher eine Gegend von vielleicht 20 ha – ankam, sassen da schon 3 Charterboote im weiten Kreis verankert. Ich suchte mir sorgfaeltig einen Platz der ausreichend Raum zu allen Seiten liess um ja nicht bei schleifendem Anker in die Ankerleine eines anderen Bootes zu driften. Dabei muss man auch den Schwingradius bei Stroemungswechsel beachten. Und dann hoffen, dass der Anker auch greift.
Ging alles glatt und bald sass ich fest. Ich montierte beide Ruten und bekoederte sie mit einem Hering and einem Glow-in-the –dark Plastiksquid an zwei grossen Einzelhaken per Stahlvorfach. Der untere Haken des einen Rigs hatte einen Kreishaken. Das ist das erste Mal, dass ich einen solchen Haken versuchen wollte. Angeblich sitzt ein Fisch bombenfest daran wenn einmal gehakt und der Haken saesse immer im Maulwinkel was dann schonende Loesung und Zuruecksetzen ermoeglicht. Aber komisch sieht das schon aus wenn man einen Haken hat der keine richtige herausragende Spitze hat.
Als ich beide Rute ausgelegt hatte und die Bremsen eingestellt hatte, machte ich den Downrigger mit dem Chum-Sack fertig. Ein Blick auch das Echolot – 103 m. Mist! Das Downriggerkabel ist nur 85 m lang! So knuepfte ich 25 m einer dicken Geflochtenen an das Kabel und liess dann endlich die Duftbombe hinab. Nun hiess es warten und hoffen, dass keine Dornhaie oder Ratfish oder andere Koederdiebe mich das Geschirr staendig aus dieser Tiefe heraufhieven liessen. Aber es blieb ruhig.
Ich hoerte einige Stories ueber Funk mit. Einige fischten auf Lachs auf Constance Bank und in Oak Bay und einige schoene Fische wurden gefangen. Einer aergerte sich, dass er einen weit ueber 20 Pfund Lachs wieder schwimmen lassen musste weil zur Zeit hier vor Victoria im Fruehling nur Gross-Chinooks behalten werden duerfen wenn es marierte sind. Einige der oberen Fraser River Chinook Staemme sind seit einigen Jahren arg geschrumpft. Das hat vielerlei Ursachen, nicht zuletzt verfehltes Fischerei Management der Regierung die lieber politische Entscheidungen trifft anstatt der Wissenschaft zu glauben. Aber so sieht es wohl ueberall in der Welt aus und auch British Columbia – Kanada ist da leider keine Ausnahme.
Zwei Stunden passierte nichts und ich hatte es mir schon auf der ausgezogenen Schlafbank im Boot bequehm gemacht und nickte fast ein. Ich kurbelte nacheinander beide Koeder mal hoch zum kontrollieren aber es war alles unberuehrt. Sollte diese Tiefseefischerei eine Fehlentscheidung gewesen sein?
Die Stroemung schlug um auf Flut und unsere Boote schwangen zur anderen Seite vom Anker . Ich war bedacht, dass die Rutenspitzen beim leichten Auf-und Ab der Wellen immer Bodenkontakt anzeigten. Da meinte ich ein – zwei leichte Rucke in der einen Rutenspitze gesehen zu haben. Oder setzte das 1 kg Blei nur wieder hart auf Grund auf? Nein, da zog es etwas heftiger an der Rute und im Nu hatte ich die Rute in der Hand. Es war die Rute mit der neuen Shimano Rolle und dem Kreishaken. Ich fuehlte zwei heftige Schlaege an der Rute und dann lief Schnur von der Rolle. An den Kreishaken denkend, liess ich den Fisch ein paar Meter abziehen bevor ich den Bremshebel auf die Anschlagposition schob und kraeftig dagegen zog.
Es gib wohl kein aufregenderes Gefuehl fuer einen Angler als wenn man einen harten Anschlag in etwas Schweres und Hartes – sich bewegendes setzt. Der oder die Haken sanken in etwas Grosses, das stand fest. Erbarmungslose Kopfschlaege folgten und der Fisch wollte weg. Ich zog den Bremshebel flugs wieder auf die Drillposition und im Nu flogen 20 m Schnur von der Rolle. Ich zog den Bremshebel fester um den Fisch zu stoppen was auch gelang. Dann begann das ermuedende Tauziehen. Zweimal sausste der Fisch wieder Richtung Grund als ich ein paar Meter Schnur gewonnen hatte. Ein paar Mal musste ich meinen linken Arm kurz entlasten vom staendigen Pumpen. Nach 20 langen Minuten hatte ich ihn neben dem Boot.
Ein klasse Fisch! Ich sah, dass der Kreishaken leer neben dem Kiemendeckel baumelte und nur der zweite Haken vorm im Maul sass. Nicht ideal. Jetzt nur keinen Fehler machen und den Fisch veraergern so dass er wieder bis zum Grund zuruecksausst. Aber wie die Rute zu einer weiteren Flucht bereithalten waehrend die Harpune zu bedienen?
Ich versuchte es mit leicht eingestellter Bremse die Rute in den Rutenhalter zu stecken. Aber die Rute ist 2.1 m lang und platzierte den Fisch zu weit weg vom Boot als das ich einen sicheren Harpunenstich hinbekommen konnte. Also griff ich nach dem Vorfach und zog den Fisch vorsichtig bis neben die Bordwand. Gluecklicherweise hielt er lang genug still und legte sich flach unter die Wasseroberflaeche so dass ich einen guten Harpunenstoss hinbekam.
Jetzt spielte der Butt verrueckt und tobte neben dem Boot wie wahnsinnig und waehrend ich die Harpunenleine festhielt wurde ich komplett geduscht! Aber kann es eine schoenere Dusche geben? Ich jubilierte innerlich! Schnell entfernte ich den Haken, haemmerte ihm ein paar Mal ueber den Schaedel und zog eine starke Leine durch sein Maul und Kiemendeckel und vertaeute ihm am Boot. Dann stach ich in Herz und Kiemen um ihn ausbluten zu lassen.
Danach setzte ich mich erstmal hin um mich zu beruhigen und den Augenblick zu geniessen. Nach ein paar Fotos und einer Staerkung fing ich an einzupacken. Das diesjaehrige Tageslimit fuer Heilbutt ist nur 1. Damit war ich fertig. Catch und Release in 100 m Tiefe klang nicht sehr verlockend. Ich wollte es lieber auf dem Heimweg noch mal auf Silber probieren. Als ich fertig zum Ankerholen war, zurrte ich den Butt wie ein Rollmops zusammen damit er im Boot nicht mehr herumtanzen konnte und etwaigen Schaden anrichten konnte. Nicht ungefaehrlich groessere Heilbutte in kleine Boote hereinzuholen.
Dabei hing ich ihn an die Handwaage und die zeigte genau 25 kg an. Das ist in hiessigen Maasen etwa 56 Pfund. Noch kein Riese aber schon ein nicht alltaeglicher Fang und mein Groesster seit 2010. Und ein besonderer Fisch im Anbetracht der Tatsache, dass ich ihn ganz allein besiegt hatte!
Ich fuhr dann direkt vor die Victoria Stadtkulisse und schleppte da noch ca. 45 Minuten auf Lachs. Leider sollte der Double Slam heute nicht gelingen und kein Silber wanderte neben Braun/Weiss in die Kiste.
Zurueck an der Slipanlage schoss ich noch paar Fotos und schnitt dann ca. 15 kg 1A Heilbuttfilets von den Graeten. Bei $3 pro 100g Marktwert waeren das $450 im Supermarkt und noch nicht mal so frisch wie das hier! Das wird die hungrige Meute zu Hause fuer eine Weile fuettern. Und wie lecker Heilbutt ist – fuer mich unbestritten der beste Speisefisch! Danach kommen wohl mit Abstand Thunfisch und Felsenbarsch und andere.
Im uebrigen bin ich mit der Shimanorolle sehr zufrieden. Zwar haeuft sich die Schnur etwas in der Mitte der Spule da keine automatische Schnurverlegung fuer die Verteilung sorgt, aber im Prinzip stoert das nicht und ich kann mir ja noch angewoehnen mit dem Finger waehrend des Kurbelns etwas nachzuhelfen. Wirklich ein tolles Geraet!
Beiträge von cohosalmon
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Bin gestern mal paar Stunden auf’s Wasser um das Zeitfenster mit nur leichter Stroemung zu nutzen. Mein Arbeitskollege Larry begleitete mich. Kaum Wind, bedeckt aber trocken – also prima Bedingungen. Leider sahen dass auch hunderte andere Angler so und so war der Parkplatz an der Slipanlage schon rappelvoll. Draussen an den vielversprechenden Heilbuttbaenken sassen die verankerten Boote wie Mohnkoerner auf einem Broetchen!
Wir suchten uns eine neue Stelle an der Suedseite der Constance Bank. Wir fanden da eine zungenfoermige Rinne die etwa 10-15 m tiefer war als der umliegende Boden. Die leichte Stroemung wuerde vom flachen Wasser vor der Zungenspitze genau laengs zur Rinne verlaufen; Futter wuerde also von der Bank in diese Rinne hineingespuelt werden wo die Heilbutte hoffentlich hungrig darauf lauern wuerden. Die Rinne war etwa 65 m tief.
Im Nu war der Anker gesetzt und die 2 Ruten ausgelegt. Ein paar Lachsangler schleppten in unserer Naehe im flacheren Wasser auf der Bank. Zuerst zerlegten uns Dornhaie die Heringskoeder. Zwei von den Raeubern erwischte ich am Haken – recht ordentliche Kaliber mit fast einem Meter Laenge. Allerdings haben die Kerle die unangenehme Angewohnheit sich mit dem Schwanz um die Hauptschnur zu wickeln und einem Aal aehnlich das Vorfach und Geschirr in einen furchtbaren Knoten zu verwickeln. Da ich Stahlvorfaecher zum Heilbuttangeln verwende, geht dabei schon mal das eine oder andere Vorfach ‘drauf. Ausserdem muss man sich vor dem Dorn an der hinteren Rueckenflosse in Acht nehmen und die geflochtene Hauptschnur genau auf Beschaedigungen untersuchen da die sandpapierartige Haifischhaut ganz leicht Abriebschaeden anrichten kann.
Mittlerweile ankerten noch 4 oder 5 weitere Boote um uns herum – praktisch auf den Hoehenzuegen um unsere Rinne herum. Ein kleiner Kahn legte sich an den tieferen Ausgang der Rinne in vielleicht 80 m Wassertiefe. Larry sagte nach einer Weile dass die Stroemung nun komplett stagnierte und gleich umschwingen wuerde. Er hatte es noch nicht ausgesprochen, da riss es kurz an meiner Rute und als ich die Rute aufnahm spuerte ich wieder einen strammen Zug an der Schnur. Ich schlug dagegen und fuelte Widerstand der die typischen Heilbuttschlaege erkennen liess. Konnte kein Grosser sein denn beim konstanten Hochkurbeln musste ich hoechsten mal kurz langsamer werden um die Schlaege aufzufangen.
Al s er oben ankam wartete Larry schon mit dem Kescher. Lohnte sich gar nicht die Harpune dafuer fertig zu machen. Vielleicht 15 Pfund. Wir freuten uns trotzdem. Es sollte wiedermal unser einziger Heilbutt des Tages sein. Etwas merkwuerdig schon, dass ich diese Saison immer nur einen kleinen Heilbutt pro Trip erwische.
Als wir an der Slipanlage das Boot herauszogen und Larry dem Butt das Fell ueber die Ohren zog, kam auch das kleine Boot, das unweit von uns im etwas tieferen Wasser ankerte, herein. Ich fragte nach ihrem Resultat und die zwei jungen Burschen nickten zufrieden. Als ich naeher kam, schaute mir eine riesige Schwanzflosse entgegen. Dann sah ich ein Heilbuttmonster in dem kleinen 5.5 m Boot! Wie da noch 2 Personen hineingepasst hatten? Der Fisch belegte praktisch den gesamten Bootsinnenraum!
Zu zweit hievten sie den Heilbutt auf die Dockplanken. Ich schaetzte mindestens 100 Pfund. Ihre Waage war auch bei 100 am Ende. Was fuer ein Fisch! Und so nah bei uns! Man weiss halt nie! -
Letzten Sonntag bin ich nochmal mit Claude auf Heilbuttjagd gegangen. Bei wunderschoenem Fruehlingswetter und atemberaubender Bergsicht haben wir uns kurz vor Race Rocks (Insel vor Victoria) verankert. Nach 2,5 h geduldigem Warten kurbelte ich einen herrlich gezeichneten Seeskorpion herauf. Nach kurzen Fotoshooting ging er natuerlich wieder in die Tiefe.
Eine halbe Stunde spaeter verneigte sich wieder meine Rute kraeftig wie aus dem Nichts. Ich sprang hinzu und setzte den Haken in etwas Hartes und kurbelte den Widersacher etwa 10 m vom Grund hinauf. Claude machte schon die Harpune fertig als meine Schnur ploetzlich schlaff wurde. Mist! Ich liess die Schnur sofort wieder hinab und der Koeder war noch nicht am Grund als sich die Rute ploetzlich wieder tief verneigte und der Fisch zum zweitenmal einstieg. Diesmal sass der Haken. Der Fisch sauste ruck zuck zum Grund zurueck wonach ich mit dem Drill quasi nochmal von vorn begann.
Ich arbeitete den Fisch nach und nach aus der Tiefe und Claude verpasste ihm gekonnt die Harpunenspitze. Ein recht kleiner Kerl 15-16 Pfund vielleicht aber wir hofften auf mehr. Leider sollte sich aber nichts mehr tun an dem Tag.
Ein traumhafter Tag auf dem Wasser, ein kleiner Butt zum Versuessen und zum Hoffen auf reichere Beute beim naechsten Mal. Hier noch paar Fotos. Das Seeskorpionbild muss ich nachreichen weil Claude es mir noch nicht geschickt hat.
Der Anker sitzt:
Die Leinen sind ausgebracht:
Bergkulisse: Olympic Mountains, Washington State, USA
Race Rocks:
Tagesbeute:
Hier Mr. Ugly
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Ein Bericht von meinem ersten Lachstrip in 2012. Ostermontag hatte ich die Gelegenheit mal wieder das Lachsgeschirr zu befeuchten. Wetter: erstklassig und fruehlingshaft bei knapp 20 Grad und null Wind. Gezeiten, nicht so toll; starke Ebbstroemung bis fruehen Nachmittag.
Musste leider solo fischen weil keiner meiner regulaeren Crew Members Zeit hatte. Bin zur nagelneuen Bootsrampe der Stadt Sooke; einwandfreie Anlage und umsonst. Werde dort wohl haeufiger einlassen dieses Jahr. Normalerweise fische ich im Winter/Fruehling meist Victoria aber ich wollte die neue Slipanlage mal ausprobieren. Ausserdem spukten einige ordentlich Fangberichte herum in den letzten Tagen vor Ostern. So, ein paar fette Winterlachse sollten also da sein.
Auf dem Parkplatz sah’ ich schon den Anhaenger und Truck meines Kumpels Jerrod stehen. Er war also schon ‘draussen. Ich funkte Jerrod an sobald ich aus dem Hafen kam und er meldete einen 10 Pfund Lachs von frueh morgens nahe Otter Point. Wir verabredeten uns in der Gegend in 20 Minuten. Ich liess 2 Leinen gegen 10 Uhr ein und schleppte zwischen den Sooke Bluffs und Otter Point in ca. 40 m Wassertiefe. Ich liess die Koeder (ein Blinker und ein Squid) ueber den sandig/kiesigen Boden gleiten. Bodenkontakt mit dem Downriggergewicht ist im Winter immer vielversprechend.
Ich traf nach einer Weile auf Jerrod und wir schleppten eine Weile parallel und quatschten. Jerrod vermeldete, dass nach einem kurzem Morgenbiss jetzt Totenstille herrschte. Und wirklich tat sich nichts in 2 Stunden.
Als die Stroemung nachliess und auf Flut drehte, sah ich einen anderen Bekannten in der Ferne nach dem Kescher langen. Ich zog ein und fuhr hinueber. Roland hatte gerade einen schoenen 14 Pfund Chinook gelandet und setzte eilig die Ruten wieder aus. Er fischte mit Koederfisch. Hmm, vielleicht wollten die Kerle heute nur echtes Fleisch? Ich hatte ein paar kleine Heringe dabei, eigentlich mehr fuer die Krabbenfalle aber mit etwas Fummeln gingen die auch in die Koederfischsysteme ‘rein.
So zog ich meine Kreise weiter in der Gegend und nach einer Weile zuckelte die Koederfischrute etwas. Ich zog an und es gab Widerstand, jedoch keinen richtigen Kampf. Einfach nur schwer. Wahrscheinlich ein Felsenbarsch oder kleiner Ling. Zu meinem Erstaunen kam eine ordentliche Scholle herauf. 43 cm, so eine faengt man nicht alle Tage!
Jerrod wollte aufgeben und heimfahren. Ueber Funk diskutierten wir ein bisschen ueber Strategien und schulterzuckend meinte ich vielleicht weiter ‘draussen an der Scharkante wo der Boden schnell von 60 auf 100 m abfiel. Jerrod meinte er wuerde das auf dem Heimweg mal probieren.
Nach einer halben Stunde gab Jerrod einen kleinen Erfolg durch’s Funkgeraet. Er hatte noch einen kleinen 6 Pfuender in 65 m Tiefe gehakt und gelandet und packte jetzt ein. Roland blieb noch bei der alten Taktik, aber ich fuhr nun raus zur Kante. Nach 20 Minuten fing dann endlich die Blinkerrute an zu zucken und ich setzte den Haken. Ein beherzter Widerstand machte klar dass das ein halbstarker Lachs sein musste. In ca. 70 m Tiefe gehakt, das war ein langer Weg hoch zum Boot. Dummerweise hielt der Fisch sich nicht an die Anstandsregeln und flitzte in die noch ausliegende zweite Leine. Schnursalat. Irgendwie kam das ganze Durcheinander dann doch nach oben und mein Kescherstiel was gerade lang genug, dass ich den ganzen Salat mit Fisch kurz hinter dem Boot herausholen konnte.
Der Schneidertag war vermieden. Es was 15:00 Uhr und ich fuhr zurueck nach Sooke. Die Krabbenfalle im Hafen war voll aber seltsamerweise alles nur Weibchen, die alle wieder zurueckgingen. Beim Bootrausholen fragte ich noch zwei andere Crews nach ihren Resultaten und beide Boote kamen leer heim. Wirklich kein berauschender Fangtag, aber das traumhafte Wetter und die schoene Aussicht machten vieles wett.
Roland, der in Sooke wohnt, schickte mir dann abends eine email und bedauerte mich, dass ich nicht laenger geblieben war. Um 16:30 Uhr, als die Flut im vollen Gange war kam die Beisszeit und er hatte noch 4 weitere Lachsdrills innerhalb einer halben Stunde und konnte noch 2 schoene Exemplare davon landen.
Tja, manchmal muss man VIIIEEEEEL Geduld und Zeit haben. Aber ich will mich nicht beschweren...Red Hot in Action
Neuer Motor laeuft klasse; die Ruten sind ausgebracht
Leider viel Zeit fuer Umgebungsfotos: Olympic Mountains, USA
Bikinizeit im April in BC
Doch noch ein paar Fische
Rolands Fang
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Wunderschoene Bilder! Danke dafuer!
Wow, und das alles in nur 3 Wochen? 3-4 verschiedene Klimazonen...! Ihr seid ja verrueckt! Dir muss doch der Hintern jetzt noch weh tun vom vielen Sitzen im Auto!
Im Prinzip alles gesehen. Das Ganze hat bei mir nur fast 10 Jahre gedauert was Ihr in 3 Wochen gemacht habt. Wenn Du das naechste Mal nach Victoria kommst, melde Dich mal und lass Dir 2 Tage Zeit da. Dann nehme ich Dich mal mit zum Angeln und dann gibt's vielleicht noch ein oder zwei Bilder von Lachs und Heilbutt
!
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Rudi, wo wolltest Du denn urspruenglich zum Lachstrolling? Ich sehe Du kommst aus Soest; ich hab' nicht allzuweit davon gewohnt und noch einige Freunde in Werl. Das ist eine ganz schoene Distanz wenn man regelmaessig zum Lachsangeln will. Wohin faehrst Du denn da so? Kennst Du jemand privat mit Boot an der Kueste oder buchst Du Guides?
Mich interessiert die Trollingszene in Deutschland sehr. Wuerde gerne mehr davon lesen.
Klasse Forelle, ABU!
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Ein paar von Euch haben gefragt warum wir in solchen Tiefen ankern muessen um Heilbutte zu fangen; besonders wenn es doch gefaehrlich werden kann?
Will das gerne mal hier oeffentlich beantworten weil das sicher auch einige Norwegenfahrer interessiert. Schliesslich sind der atlantische und der pazifische Heilbutt praktisch der gleiche Fisch; in gleichen Groessen und mit gleichen Lebensgewohnheiten. Das hat sich basierend auf meiner Norwegen- und Pazifikerfahrung auch praktisch bestaetigt.
Bis auf die Laichzeit, leben und rauben Heilbutte in kuestennahen Zonen, dort wo nahrungsreiche Tiefenstroemungen an den Kontinentalsockeln nach oben und in flachere Kuestengewaesser gedrueckt wird. Die Kanten am Kontinentalsockel sind wohl die vielverprechendsten Heilbuttgebiete (z.B. vor Hitra in Norwegen oder Vancouver Island im Nordpazifik). Von da schwaermen die Heilbutte in Trupps auch bis in flache Kuestenzonen; woauch immer sich Futter findet.
Meiner Erfahrung nach bevorzugen Heilbutte, ausserhalb der Laichzeit, Wassertiefen zwischen 50 - 100 m. In diesen Tiefen wird man Heilbutte am ehesten antreffen, und dort sollte man in neuen Revieren anfangen zu suchen. Natuerlich gibt es immer wieder Meldungen mit Heilbuttfaengen in Flachwasserzonen teilweise 10 m und weniger, aber das sind doch Ausnahmen und durch Futterangebot bedingt. Heilbutte, als opportunistische Fresser, nutzen jedes Buffet das sich bietet. Aber die Gebiete in denen sich Heilbutte zur Ruhe und zum Verdauen zurueckziehen wenn sie nicht auf Jagd sind, liegen etwa in diesem 50 - 100 m Bereich. Vielleicht auch noch etwas tiefer. Von ihren Standorten dort starten die Trupps ihre Jagd.
Ich vermute, die Trupps bestehen aus vielleicht 5 - 10 Fischen aehnlicher Groesse. Das ist jedoch nur auf meiner Erfahrung basiert - keine wissenschaftlich belegte Erkenntnis. Da Heilbutte nicht gerade die elegantesten und stroemungsfoermigsten Schwimmer sind, verlegen sie ihre Fress- und Jagdzeiten auf stroemungsarme Gezeiten; einfach um weniger Energie zu verbrauchen. Wer bei voller Flut oder Ebbe einen Heilbutt fangen moechte, muss die Ruhestandorte der Heilbutte wissen und dann mit schwerstem Geraet versuchen den Koeder in direkte Naehe des Buttes zu bringen. Beim Driftangeln in vielversprechenden Gegenden kann man so bei voller Gezeitenstroemung Glueck haben und direkt ueber ein paar Ruhestandorte von Heilbutts hinwegzudriften. Vorausgesetzt das Koedergewicht ist schwer genug um Grund in der Tiefe zu halten, kann man so Erfolg haben. Dafuer muss man aber entweder genaue Ortskenntnis haben oder eine Gegend mit hoher Heilbuttdichte beangeln. Beides ist fuer Touristenangler oder selbst gelegentliche Wochenendangler in den meisten Revieren sehr selten.
Man ist in den meisten Heilbuttrevieren besser beraten, das Angeln auf die stroemungsarme Zeit beim Stroemungswechsel zu verlegen. Man beachte, dass ich nicht Gezeitenwechsel sondern Stroemungswechsel sagte. Besonders in Fjord- und Schaerenregionen, wie viele Stellen in Norwegen und Westkananda, kann es zu einer grossen Zeitdifferenz zwischen Gezeitenwechsel und Stroemungswechsel kommen. Das ist durch die Traegheit und Stroemungsverzoegerung durch die Inseln und Meeresengen bedingt. Je hoeher die Amplituden der Gezeitentafelkurve, desto groesser die Zeitdifferenz zwischen Gezeitenwechsel und Stroemungswechsel - logisch denn es dauert laenger einen schnellfliessenden Fluss abzubremsen als einen traege fliessenden. Also unbedingt nach Stroemungsruhestand schauen. Den Fischen ist es egal wie hoch oder niedrig der Wasserstand ist, solange die Stroemung reisst, kommen sie nicht aus ihren stroemungsgeschuetzten Standorten hervor. Hier mal die links zu der heutigen Gezeitentafel in Sooke und dazu vergleichbar die Stroemungstafel:
Tide: http://www.tides4fishing.com/ca/british-columbia/sooke
Stroemung: http://www.dairiki.org/tides/daily.php/juaZu sehen, niedrigste Ebbe ist 10:30 morgens aber die Ebbstroemung haelt noch an bis 14:30 Uhr weil es eine sehr starke Ebbe (Amplitude) ist.
So, wenn wir also nun auf Heilbuttpirsch in der stroemungsarmen Zeit gehen (ich suche nach Stroemungen < 1.5 Knoten oder 2.8 km/h), ergeben sich mehrere Vorteile: erstens kann man mit viel leichterem Geschirr angeln und zweitens sind die Heilbutte aktiv unterwegs.
Wo sind sie nun aber unterwegs? Wo lauern wir ihnen nun auf. Nun, aus Erfahrung - und besonders was ich von langjaehrigen Guides und Berufsfischern gelernt habe; generell ziehen die nun aktiven Heilbuttrupps von ihren Standorten auf regelmaessigen Routen umher. Das passt so genau, dass einige Guides Dir mit Sicherheit sagen koennen, dass die Bisse in der ersten Stunden nach Stroemungswechsel 500 m links von Punkt 1 auf der Untiefe erfolgen werden, in Stunde 2 300 m suedlich von Punkt 1 und in Stunde 3 direkt auf Punkt 1. Und ich sage Euch, Du kannst fast Deine Uhr danach stellen. Solche erfahrenen Guides wissen einfach genau wo die Butts bei welcher Stroemungskonstellation sind. Wer das weiss, wird immer nach BeliebenButt fangen koennen.Fuer uns Andere, Sterbliche, wir muessen einen anderen Weg finden an die aktiven Butts zu kommen. Der Schluessel zum Erfolg liegt im Geruchssinn der Heilbutte. Wer schon mal im Nordatlantik oder Nordpazifik tauchen war, wird bestaetigen, dass in 100 m Wassertiefe Dunkelheit herrscht. Besonders in nahrungsreichen Gewaessern mit viel Plankton. Die Heilbutte verlassen sich also fast ausschliesslich auf ihren Geruchssinn beim Jagen. Sind sie in der Fresszone dann spielen Gespuer (Seitenlinie) und mit Abstand auch Sicht eine Rolle. Sicht sicher nur sehr begrenzt. Koederfarben spielen beim Heilbuttangeln in 50 - 100 m Tiefe keine Rolle. Alle Farben erscheinen in solcher Tiefe sowieso nur als Grau und die Dunkelheit machen jedes Farbenspiel bedeutungslos. Einzig Glow-in-the-Dark, also phosphorizierende Farben sind immer eine gute Idee.
Wir muessen also eine verfuehrerische Duftspur legen um die Heilbutte zu unserem Haken hinzulocken. Liegen unsere Duftkoeder dicht an der "Jagdroute" der Heilbutte, kommen die Bisse schneller. Haben wir keine Ahnung wo Butte jagen, muessen wir etwas laenger warten bis sie unsere Koeder finden, vorausgesetzt wir angeln zumindest in sagen wir 1 km oder weniger Entfernung zur Heilbuttjagdroute. Je weiter weg, desto mehr Geruch brauchen wir. Sitzen wir nun in einem driftenden Boot, das sich durch Wind und leichter Stroemung vom Ort wegbewegt, dann wirkt unsere Duftspur nicht wirklich denn wir geben den Butts kein festes Ziel und sie werden bald aufgeben und auf ihre "normale" Jagdroute zurueckkehren.
Daher ist ankern so wichtig beim Heilbuttangeln. Wir legen eine feste Duftspur aus die zu einer festen "Futterstelle" fuehrt. Haben die Heilbutte Deinen Platz gefunden, wirst Du sicher fangen. Typischerweise faengt man 2 - 4 Exemplare innerhalb von einer Stunde. Entweder war der Trupp dann nicht groesser oder die anderen haben Lunte gerochen, weil einige ihrer Kumpels ploetzlich verschwunden sind. Nach einer Weile kann es sein, dass sich ein neuer Trupp einstellt und die schmerzenden Arme muessen nochmal 'ran.
Um eine gute Duftspur zu legen, eignet sich fast alles fischiges or fleischiges. Je oeliger desto besser. Es gibt natuerlich auch die bestialisch stinkenden Koederzusaetze in den Angellaeden. Immer ein Versuch wert. Ich mag Makrelen, Heringe oder Lachsstuecke. Wie oben im Bericht beschrieben, versuche ich mit extra Fischresten am Downrigger noch mehr Duft zu legen. Natuerlich muss man damit rechnen, dass auch andere Feinnasen sich am Ort einstellen. Wenn das auch nervig sein kann und an das Koederkontigent herangeht, ist es doch ein sicheres Zeichen, dass die Duftspur funktioniert.
Wenn die Butts endlich angelockt sind, ist es fast egal was man als Koeder unten hat. Hungrige Heilbutte sind nicht waehlerisch und auch futterneidisch und stuerzen sich auf alles was halbwegs gut riecht. Vorfachdicke etc. spielt dann alles keine Rolle wenn der Fressrausch eingesetzt hat. Habe es mehrfach erlebt, dass sogar abgegangene Heilbutte sich sofort nachmal auf den Haken stuerzen.Also, zusammenfassend: findet eine heilbuttverdaechtige (oder erprobte) Zone, wartet die stroemungsarme Zeit ab, ankert und setzt eine kraeftige Duftspur aus. Dann warten und hoffentlich bald schwer drillen!
Eine andere Fangtechnik bietet sich an den Offshore-Baenken. Dh. Untiefen kurz bevor die Tiefe unerreichbar in den offenen Ozean abfaellt. Solche Baenke gibt es wiederum in beiden Ozeanen zur genuege; meist Erhebungen auf bis zu 30 m waehrend die Umgebung mehrere hundert Meter tief sein kann. An solchen guenstigen Futterstellen ist die Heilbuttdichte oft sehr hoch und Driftangeln kann sehr produktiv sein. Eine bekannte Offshore Bank hier vor Vancouver Island ist Swiftsure Bank. Ich habe schon ein paar Fangberichte davon under dem Lachs-Thema eingestellt. Dort ankert praktisch keiner weil die Buttdichte es erlaubt in absehbarer Zeit ueber eine aktive Heilbuttfresstrecke zu treiben. Auch faengt man dort regelmaessig Heilbutte beim Lachsschleppen in Grundnaehe. Das Durchschnittsgewicht an einer solchen "Chicken Ranch" ist allerdings geringer. Muss also wie eine Mensa an einer Grundschule sein. Ein 20 Pfund Butt ist dort schon ein ordentlicher Fang, waehrend in Kuestennaehe eher 30-40 Pfund Durchschnitt sind. Aber dafuer faengt man eben viel und schnell die Butts an den Offshore Baenken. Natuerlich ist zum Angeln an solchen Stellen, die teilweise wie Swiftsure 40 km vor der Kueste liegen, ein entsprechendes Boot und Ausruestung von Noeten.
Ich hoffe das gibt Euch eine Idee warum und weshalb.
Drill und gluecklicher Faenger, ca. 30 Pfund
Typische Anker-Heilbutte (30 - 70 Pfund)
Typische Charterboate fuer`s Fischen an den Offshore-Baenken
Typische Fangstrecke von Offshore-Trips
Typischer Beifang beim Ankerangeln mit Duftspur:
Ratfish
Dornhai
Rochen
Selten mal auch einen Pazifischen DorschHier mal ein Offshore Butt am Riesentwister
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Nach langer Zeit mal wieder ein Angelbericht von der Insel. Ich war lange “trockengelegt” weil mein Boot einen neuen Aussenborder bekommen hat. Habe meinen 33 Jahre alten Johnson, 70 PS, 2 Takter, mit einem gebrauchten 100 PS Yamaha, 4 Takter ersetzt. Ist zwar auch schon 10 Jahre alt aber durchgecheckt und in guter Verfassung. Das sollte fuer einige Jaehrchen halten und ich bin nach ein paar Testfahrten sehr zufrieden mit Leistung, Verbrauch and Fahrgefuehl. Werde den Krach und den Zweitaktgestank nicht vermissen; wenn der Yammi nur auch so zuverlaessig ist wie der Alte!
Letztes Wochenende hatte ich sehnsuechtig auf ein Einsehen der Windgoetter gewartet – umsonst. Die Gezeitenstroemungen waren perfekt fuer einen Heilbuttversuch, aber der Wind machte mir einen Strich durch die Rechnung. Da die Gezeiten/Stroemungstafeln noch gute Bedingungen bis Mittwoch voraussagten, war ich durchaus bereit auch einen Urlaubstag zu opfern. Aber auch Montag und Dienstag waren vom Winde verweht! Dienstag Abend sagte der Wetterbericht endlich ein Windloch fuer Mittwoch voraus. Kurz umdisponiert, Urlaub eingereicht, Claude, meinen Heilbuttexperten-Freund, angerufen – er war auch startklar und heiss auf Butt!
Ab 10:30 Uhr liess die Stroemung auf unter 1,5 Knoten nach, was zum Ankern in bis zu 100 m Tiefe Voraussetzung ist wenn man nicht lebensmuede ist. Jedes Jahr werden uebermuetige oder leichtsinnig/unerfahrene Angler von der Kuestenwache gerettet - oder auch nicht, die den Regeln der Physik zu trotzen versuchen. Wer in stark stroemenden Gewaessern in solcher Tiefe ankern will, sollte seine Lektionen gelernt haben und das richtige Werkzeug dabei haben oder es kann in Sekundenschnelle lebensgefaehrlich werden.
Also fruehaufstehen war nicht noetig. Claude und ich beschlossen es auf der Westseite der Constance Bank, 5 km vor Victoria zu versuchen. Wir wasserten Red Hot gegen 9:45 Uhr und liessen den neuen Motor rennen. Bei ruhiger See schaffte der neue Motor knapp 60 km/h, das ist ungefaehr 15 km/h mehr als der Alte. Und dabei konnte man sich immer noch einigermassen unterhalten.
So waren wir ruck zuck an der Untiefe. Ein paar Angelboote waren schon verstreut verankert. Ich hatte mir eine ungefaehr 70 m tiefe Rinne in 40-50 m Umgebungstiefe herausgesucht aber Claude zeigte zu einem Loch im flach abfallenden Hang und meinte wir sollten es doch am Rande des Loches versuchen. Das Loch war ungefaehr einen Hektar gross und 70 m tief und die Raender kamen auf 50 – 60 m hoch.
Keine Einwaende meinerseits; der Anker ging ab in die Tiefe und 10 Minuten spaeter liessen wir unsere 2 Heilbuttruten hinab. Claude fischte mit 2 kleineren Heringen an 2 Einzelhaken; ich dagegen montierte eine grosse, alte Makrele an meinem Stahlvorfach. Die Stroemung war schon soweit zurueckgegangen, dass wir bequehm mit 500g Gewichten dicht unter dem Boot Grund hielten.
Um die Heilbutte noch zusaetzlich anzulocken, liess ich einen kleinen Netzsack mit alten Lachskoepfen und Graeten am Downrigger hinab. Das wuerde eine unwiderstehliche Geruchsfahne hinterlassen! Dann hiess es warten. Das Radio, ein-zwei Bier und alte Angelgeschichten verkuerzten die Wartezeit. Die Sonne kam heraus und waermte uns herrlich. Bis jetzt hatten wir einen recht bescheidenen Fruehling.
Nach einiger Zeit zupfte es an meiner Rute. Nur kurze tap tap Zupfer. Das war kein Heilbutt. Wahrscheinlich hatten die Dornhaie die Duftspur gefunden. Ich zog an und laessiger Widerstand bestaetigte meine Theorie. Der erste war recht gross und fast einen Meter lang. Nachdem er wieder wegschwamm ging es Schlag auf Schlag. Meine Koederkiste war eine Stunde spaeter fast leer. Claude hatte komischerweise nur einen. Er amuesierte sich an meiner Muehe die kleinen Raeuber aus 60 m Tiefe heraufzukurbeln. Gegen Mittag war Slack, Stroemungsstillstand und danach drehte die Stroemung leicht auf Flut. Das Boot schwang um den Ankerpunkt herum. Ploetzlich waren die Haie weg.
Dann zitterte Claude’s Rutenspitze ganz leicht. Ich wiess ihn darauf hin; er meinte ich traeume. Da war es schon wieder! Claude nahm die Rute und zog an. Leichte Gewichtszunahme, meinte er. Er brachte einen Ratfish herauf. Ein urig aussehender Kleinhai. Ich habe leider kein Foto gemacht. Claude meinte schmunzelnd, dass das ein sehr gutes Zeichen fuer Heilbutte waere. Oftmals wenn man Ratfish faengt, kommen die Heilbutte kurz danach.
20 Minuten spaeter, wir waren gerade in einer Unterhaltung vertieft waehrend ich seine Rute im Blickfeld hatte, bemerkte ich zwei kurze Zupfer an Claude’s Rute; ich warnte ihn und als er sich heumdrehte bog sich die Rute schon fest Richtung Wasserspiegel. Die Rute kam nochmal kurz hoch, dann hatte Claude sie in der Hand und waehrend er Fuehlung aufnahm und ich befuerchtete der Fisch haette wieder losgelassen, sah ich wie sich die Rute in Claude’s Hand wieder kruemmte als der Fisch erneut abzog. Claude zog dagegen und das Tauziehen begann! Ich konnte die typischen Kopfstoesse an der Rutenspitze erkennen. Ein Heilbutt, das war jetzt sicher!
Waehrend ich aufgeregt Claude’s Kampf begleitete, beobachtete ich auch meine Rute. Nicht selten beissen zwei gleichzeitig. Nach einigem Aechzen und Stoehnen hatte Claude den Butt nach obengebracht ich ich setzte die Harpunenspitze durch den Bauchlappen. Es war ein recht kleiner Heilbutt – hoechsten 20 Pfund. Aber als erster der Saison doch herzlich willkommen! Fachgerecht vertaeut und abgestochen konnte der Butt nun aussen am Boot ordentlich ausbluten. Wir fischten noch eine Stunde, konnten aber keinen weiteren Heilbutt ueberzeugen. Als die Stroemung zulegte, zogen wir den Anker ein und flitzten zurueck zur Victoria Bootsrampe.
Alles Geraet hatte bestens funktioniert. Und die Fischgoetter sind auch noch wohlwollend gestimmt. Na das kann ja nur eine klasse Saison werden!Die Ruten sind ausgebracht, das Warten beginnt.
Claude hat eine kleine Jakobsmuschel und einen kleinen Seeigel an seinen Haken!
Anschlag sitzt!
Heilbuttdrill
Das Resultat
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So, nach langer Durststrecke moechte ich mal wieder einen Bericht einstellen. Diesmal keine Lachs- oder Heilbuttgeschichte, sondern einen Steelheadjagdbericht!
Falls einige von Euch keinen Begriff von Steelheads haben, hier eine kurze Erlaeuterung: Die Steelhead Forelle (zu deutsch Stahlkopfforelle) ist eine spezielle Form der allgemein bekannten Regenbogenforelle. Unterschied; die Steelhead verlaesst als Jungfisch das Suesswasser und wandert in das Meer ab wo sie, den Lachsen aehnlich, laengere Wanderungen bis zur Geschlechtsreife unternimmt.
Durch das groessere Nahrungsangebot im Meer erreicht die Steelhead eine erheblich groessere Durchschnittsgroesse als die Suesswasser-Regenbogenforelle (mal abgesehen von gemaesteten Teichforellen). Steelheads koennen ueber 30 Pfund erreichen; allerdings gelten Exemplare von ueber 20 Pfund als absolut kapital und werden heute nur noch selten gefangen.
Zum Laichen kommen Steelheads zu ihren Ursprungsgewaessern zurueck und koennen im Gegensatz zu den Pazifischen Lachsen diese Strapaze auch haeufig ueberleben und kehren nach getaner Pflicht wieder ins Meer zurueck. Daher koennen Steelheads mehrfach laichen. Prinzipiell kommen Steelheads an der pazifischen Nordamerikakueste von Kalifornien bis Alaska in allen pristinen Kuestenfluessen- und Baechen vor. Bedauerlicherweise trifft die Bezeichnung “pristin” nur noch auf eine begrenzte Anzahl an Fliessgewaessern zu – je weiter suedlicher desto seltener wird das Vorkommen der Steelhead Forelle.
In British Columbia gibt es noch eine Vielzahl an Steelhead-Revieren, wenn auch eine Menge von Bestandsstuetzaktionen abhaengig sind. Man unterscheidet generell zwei Typen von Steelheads: die Sommer-Steelheads und die Winter-Steelheads. Beide Typen unterscheiden sich nur durch die Aufstiegszeit in den Fluss.
Der haeufigste Typ in BC is die Winter-Steelhead, welche zwischen Dezember und April in die Fluesse kommt, sich an den Lachseiern labt und dann nach dem Laichen im Fruehjahr in den unteren Flussgebieten wieder absteigt. Die Sommer-Steelheads laichen meist in den oberen Flusseinzugsgebieten und ziehen dadurch bedingt schon zwischen July und November in die Fluesse um zum Fruehjahr ihre Laichgebiete erreicht zu haben.
Das Angeln auf Steelheads ist streng reguliert. Hier in BC ist es erlaubt wenn man eine extra Marke fuer seine Angellizenz kauft, allerdings muss man sich an die oertlichen Geraete- und Fangbeschraenkungen halten. Unmarkierte Steelheads (Fettflosse noch dran) darf man fast ueberhaupt nicht mehr entnehmen und auch markierte nur in einigen wenigen Gewaessern (Stamp River z.B.). Es ist also fast ausschliesslich eine Catch&Release-Fischerei.Am letzten Sonntag hatte ich nun endlich mal die Gelegenheit diesem fabelhaften Sportfisch nachzustellen. 10 lange Jahre hat es bis zu diesem Moment gedauert – aber ich habe mir nun selbst versprochen, dass das von nun an oefters passieren wird!
Hier direkt um Victoria herum haben wir leider keine erfolgversprechende Steelheadgewaesser. Im Sooke River sind ein paar vorhanden; dass weiss ich von meiner Taetigkeit bei der Lachsaufzuchtstation. Jedes Jahr erwischen wir in paar Winter-Steelheads und erbrueten dann auch ein paar tausend Jungsteelies. Aber es waere wohl eine gewaltige Geduldsprobe es mit der Angel auf die 2 – 3 Duzend Exemplare im Fluss abzusehen. Die naechsten vielversprechenden Fluesse sind der San Juan River und Gordon River in Port Renfrew und natuerlich der sehr bekannte Cowichan River in Duncan.
Nun ist Flussangeln auf Winter-Steelheads von vielen Faktoren abhaengig: wenn Starkregen oder Schneeschmelze den Fluss stark anschwellen lassen und trueben, sind die Aussichten auf einen Fang minimal. Ist der Wasserstand sehr niedrig und das Wasser Gin-klar, sind die Steelheads aeusserst vorsichtig und leicht verschreckt.
Ausserdem ist es nicht jedermanns Sache bei klirrender Kaelte oder peitschendem Winterwind oder monsunartigem Regen am oder im Fluss zu stehen. Ausserdem gelten Steelheads als waehlerisch und ziehen im Fluss umher. Wer also nicht oft am Fluss ist, kann kaum wissen wo und was heute gerade geht. Ausserdem kommen Steelheads in kleinen Trupps nach und nach in den Fluss, aber nicht in grossen Schwaellen wie Lachse so dass ploetzlich der Fluss voll Fisch waere.
Alle diese Faktoren hatten mich bis jetzt davon abgeschreckt. Ist es die Muehe wirklich wert?Mein Freund Greg ist ein begeisterter Flussangler und da er nicht weit vom wahrscheinlich aussichtsreichsten Steelheadfluss auf Vancouver Island lebt (Stamp River), hat er auch schon einige Erfahrung mit dieser Art. Weil er nun arbeitsbedingt nach Alberta umsiedelt, wollte ich mit ihm noch einmal ein besonderes Angelerlebnis teilen. Ich beschloss uns einen Steelheadguide mit Driftboot am Cowichan River zu buchen.
Weder Greg noch ich haben jemals am Cowichan auf Steelhead geangelt. Ich bin den Cowichan schon zweimal geschnorchelt um fuer das Fischereiministerium Fische zu zaehlen, und habe auf diversen Campingtrips im Sommer mal hier und da eine Angelschnur eingeworfen.
Es gibt eine klasse Population an schoenen Bachforellen (eingeschleppt aus Europa), ansaessigen Regenbognern und einige Cutthroat Forellen die entweder im oberen Bereich aus dem grossen Cowichan Lake herunterziehen oder aus dem Meer (den Lachseiern hinterher) aufsteigen. Der Cowichan hat nur Winter-Steelheads. Ausserdem ist der Cowichan ein sehr malerischer Fluss der an vielen Teilen noch an unberuehrte Natur erinnert.
Der Cowichan hat einen fast ausschliesslich wilden Steelheadbestand und es werden jedes Jahr Exemplare um die 20 Pfund gefangen und natuerlich wieder freigelassen. Die Entnahme ist verboten.7:30 trafen Greg und ich unseren Guide Ian in Duncan, von wo aus wir dann zusammen zum 10 Minuten entfernten Fluss fuhren. Wir liessen zwei Autos an der unteren Bootslandestelle und fuhren dann 12 Flusskilometer flussaufwaerts. Ian ist ein noch junger aber schon erfahrener Guide, der alle groesseren Vancouver Island Fluesse bedient. Dadurch ist er vielleicht nicht der absolute Experte in einem einzelnen Fluss, aber er ist ein sehr angenehmer Typ, der weiss was zu tun ist und seine Gaeste sicher und mit Freude fuehrt. Er besitzt ein klasse Fluss-Schlauchboot, was mir als aeusserst stabil und recht bequem vorkam.
Greg und ich hatten beide jeweils eine Spinnrute und eine Fliegenrute mitgebracht. Ist zwar nicht noetig, da Ian alles geraetemaessig auch zur Verfuegung stellt, aber da wir passendes Geraet besitzen, wollten wir lieber unser eigenes Geschirr benutzen.
Ich brachte auf Ians Ratschlag meine 3 m, #7 Fliegenrute mit einer #7 Sinkspitzen-Schnur wobei die 5 m Sinkspitze mindestens eine Sinkgeschwindigkeit von 10-15 cm pro Sekunde aufweisen sollte. Fuer Spinn- oder Posenfischen brachte ich eine 3 m Shimano Sedona Rute, 20 – 60g Wurfgewicht mit einer Saenger Stationaerrolle mit 30ger Fluro-beschichteter Mono.
Er stellte sich heraus, dass die Flussbedingungen nicht die besten fuer Fliegenfischen waren. Posenfischen war angesagt, ein 15 cm langer, kraeftiger und gut sichtbarer Schwimmer-Kork, 5 oder 6 grosse Bleischrote, Wirbel und ein vielleicht 70 cm langes 28ger Mono-Vorfach. Daran ein widerhakenloser Einzelhaken mit einer orangen Plastikperle auf die Schnur oberhalb des Hakens gezogen. Das war’s. Sehr simpel.Es hatte am Tag zuvor etwas geregnet, so dass das Wasser nicht ganz klar war – aber bei weitem nicht trueb. Eigentlich ideal. Nur etwas mehr Wasser wuenschte sich Ian. Wir stiegen alle ein und Ian schob uns in den Fluss. Greg sass am Heck und ich am Bug. Ian verzoegerte die Drift durch zureuckrudern und hiess uns an vielversprechende Stellen auswerfen. Meist waren das Stroemungskanten mit 1-2 m Wassertiefe.
Die tiefen Pools seien nicht erfolgsversprechend fuer Winter Steelhead, meinte Ian. Haette man Wurm oder echte Lachseier – dann ja. Aber da wir mit einer Plastikperle im Lachseidekor fischten, mussten wir die Fische im vorbeirauschen da erwischen, wo die Steelies keine Zeit fuer lange Koederinspektionen hatten.
So zumindest reimte ich mir das zusammen warum wir tiefe Gumpen und ruhige Kehrstroemungen ausliessen. Das heisst ich warf viele davon im vorbeischwimmen trotzdem an, hatte aber kein Glueck. Die besten Stellen schienen nach Ians Meinung die tailouts von Pools und Gumpen – als die Schwanzstrecken wo das Wasser wieder zusammenkommt und Geschwindigkeit aufnimmt. Dort kommt dann das Futter konzentriert vorbei.
An verheissungsvollen Stellen ankerte Ian das Boot im Fluss oder wir landeten am Ufer um dann konzentriert die Stelle abzuarbeiten. Leider liess sich eine ganze Weile nichts blicken. Nicht mal eine der Bachforellen schnappte zu.
Ich war das viele Auswerfen und Einkurbeln gar nicht mehr gewoehnt! Richtig Arbeit! Ian zeigte mir genau wo ich hinwerfen sollte, wie ich die Schnur verbesserte und straff hielt und wie ich die Drift beeinflussen sollte. Hin und wieder schnappte er sich auch seine eigene Angel. Er fischte die gleiche Montage nur mit einer Centerpinrolle. Ich beobachtete begeistert wie er 20-30 m Wuerfe mit dieser Fliegenrolle aber ohne Fliegenschnur hinbekam.
Bei jeder Koederdrift musste man sich hoellisch auf die Pose konzentrieren denn die verschwand oefters in einem Schwupps. Natuerlich Haenger – aber man weiss ja nie! Ian meinte, dass man bei jeden Posenverschwinden mit einem Biss rechnen muss und man einen Anhieb innerhalb von 2 Sekunden durchbringen muss da ansonsten die Steelhead die Plastikperle durchschaut und wieder ausgespuckt hatte.
Das ganze war auch nicht ganz ohne Geraetverlust moeglich, ein paar mal musste ich das Vorfach sprengen um das Restgeschirr freizubekommen und eine komplette Montage ziert jetzt eine ueberhaengende Zeder vor einem tiefunterspuelten Ufer. Aber im Vergleich zu Spinnkoedern oder mein Meeresgeschirr fuer Lachs ist diese Steelheadmontage ja spottbillig.So gegen 10:30 ankerten wir wieder mal dicht vor einem zugewachsenen Ufersaum (es gibt an diesen Wildfluessen nur wirklich wenig vom Ufer aus zugaengige Stellen – daher ist ein Boot sooooo mehr vielversprechend) und warfen an die Stroemungskante und liessen die Koeder weit hinabtreiben. Greg und ich fanden uns in einen abwechselnden Wurfrhythmus um uns nicht zu verfangen.
Ich warf vielleicht zum 10. Mal ein und liess mein Geschirr diesmal noch weiter treiben und zog es dicht vor ueberhaengendes Ufergestruepp. Meine Pose war sicher 30 m stromab und durch die glitzernden Wellen und durch Zeige verdeckt, verlor ich Sicht. Zeit zum Einkurbeln dachte ich und zog an. Hm, haengt fest!
Ich zog fester und es kam ein oder zwei Kurbelumdrehungen. Dann ploetzlich zog es unaufhaltsam ab mit kraeftigen Stoessen! Wow, das ist ein Fisch! Und bestimmt kein Kleiner! Ian und Greg wurden ganz aufgeregt und machten freie Buehne fuer mich. Da sprang ein riesiger Fisch weit unten, ich sah einen grossen grauen/silbernen Leib aufplatschen und waehrend es mir etliche Meter Schnur von der Rolle zog, yahooten Ian und Greg gleichzeitig auf vor Vergnuegen.
Das musste doch ein Lachs sein, sagte ich zu Ian. Nein, keine Lachse mehr im Fluss, meinte er. Du hast eine grosse Steelhead gehakt, meinte Ian schmunzelnd. Der Fisch waelzte sich wieder an der Oberflaeche, ich hatte noch nicht einen Meter Schnur gewonnen.
Der Fisch stand in der schnellen Stroemung und versuchte durch Waelzen und Kopfschuetteln den Haken loszuwerden. Ich konnte gar nicht glauben, dass das eine Forelle sein sollte.
Nur nicht Spannung verlieren, rief Ian immerzu. Ich zog was die Schnur hergab und ganz langsam zog der Fisch naeher an das Boot. Nach vielleicht 10 Minuten hatte ich ihn das erste Mal in Bootsnaehe. Der Fisch schien dem stetigen Druck nun widerwillig zu folgen, aber ohne gross herumzutoben. Vielleicht war das meine Chance ihn ohne weiteres Risiko in den Gummikescher zu ueberlisten.
Als ich den Schatten neben dem Boot sah, erschrak ich. So gross kann doch keine Forelle sein! Ian jaulte schmerzvoll auf als er diesen Prachtfisch sah, er wollte ihn gerne mal vor der Kameralinse sehen. Greg lachte nur und meinte zu mir: “Good luck with that!”. Die beiden wussten wohl was noch kam.
Der Fisch war zu tief zum Keschern und als er Ian mit dem Kescher fuchteln sah, raste er wieder flussabwaerts. Nichts als nur zugucken konnte ich. Die Schnurspule meiner Rolle qualmte fast. Unglaublich! Und jetzt hielt der Fisch auch noch auf Ufergestruepp zu.
Ich versenkte meine Rutenspitze tief ins Wasser um die Schnur ja nicht in den Uferzeigen zu verfangen. Der Fisch sauste einfach under dem Gestruepp durch ohne dass ich auch nur eine leiseste Chance gehabt haette ihn davon abzuhalten. In dem Moment hatte ich den Fisch praktisch abgeschrieben. Aber Anfaengerglueck haelt manchmal laenger!
Ian loeste den Anker und wir drifteten nun dem Fisch hinterher. Tatsaechlich hatte meine Schnur das Ufergezweig unbeschadet passiert. Der Fisch zog jetzt wieder Richtung Flussmitte. Ian ankerte wieder und ich gewann nun wieder Schnur zurueck. Dann 5 m stromab vom Boot wollte der Fisch nicht mehr. Ich konnte ziehen wie ich wollte, alles was das bewirkte war, dass der Fisch zur Oberflaeche kam, sich dort quer zur Stroemung stellte und ich ihn durch diesen Druck auf die Schnur wieder zum Flussboden gehen lassen musste.
Das ging ein paar Minuten so und jedes Mal wenn er zur Oeberflaeche kam, blieb uns das Herz stehen weil wir befuerchteten er wuerde springen und dann dem Ganzen ein Ende machen. Was fuer ein Fisch, dachte ich nur. Und das als meine erste Steelhead! Ian meinte der Fisch waere nun muede. Trotzdem keine Chance ihn gegen diese Stroemung die letzten 5 m zum Boot zu bringen ohne Schnurbruch zu riskieren. Ok, dann eben das Boot zum Fisch bringen, dachte Ian und loeste den Anker.
Wir trieben direkt ueber den Fisch und ich zog ihn wieder zur Oberflaeche – wir hatten nur eine Chance zum Keschern weil uns dann die starke Stroemung am Fisch vorbei stromab getrieben haette – aber es gelang! Der Fisch kam hoch und in diesem Moment moneuvrierte Ian den Fisch in den Kescher. Ein dreistimmiger Freudenschrei toente durch den Urwald! Der Haken war schon ‘raus!
Ich machte mir die Neoprenhandschuhe nass und hob den Fisch vorsichtig heraus um ihn in Ians und Gregs Kamera zu halten. Fett und hoch war er, nicht nur lang! Ian schaetze auf 15 Pfund oder sogar etwas mehr. Er war nicht mehr silbern, musste also schon ein paar Wochen im Fluss sein. Er hatte auch eine kleine Verletzung am Schwanz. Vielleicht ein Adler, oder ein Revierkampf mit einem anderen Maennchen.
Nach 2, 3 Fotos wollte der Fisch nicht mehr und begann sich zu winden. Ich wollte nicht riskieren, dass er in’s Boot faellt und dirigierte ihn praktisch im Fallen ueber Bord wo er mit einem lauten Platsch im Fluss verschwand! Mir zitterten die Knie, Ian war auch ganz aufgeregt und Greg schuettelte nur schmunzelnd seinen Kopf ueber mein unverschaemtes Glueck! Ich machte erstmal Brot-und Bierpause um wieder nochmalen Blutdruck zu bekommen.Dann drifeten wir weiter, fischten hier und da. Greg hatte einen kurzen Einsteiger aber leider nur fuer den Bruchteil einer Sekunde. Dann hielten wir zur Mittagspause an einem malerischen Flussbogen und wir schwaermten nach einer Staerkung zu Fuss aus. Aber leider liess sich da auch nichts ueberlisten.
Dann ging’s weiter im Boot, durch einige Rauschen und Stromschnellen die unser Boot super geschmeidig meisterte, ueber unergruendlich tiefe Gumpen mit tief-gruenem Wasser. Dann ankerte Ian neben einer Rausche auf der anderen Flusseite. Die Stelle sah gar nicht so verlockend aus fuer mich aber Ian bestand auf paar Wuerfe genau an der Grenze zur ruhigen Stroemung. Der Flussboden bestand hier durch die starke Stroemung bedingt aus sehr groben Kies und grossen Steinen.
Schon bei der zweiten Drift sah ich Greg seine Rute zurueckreissen und krumwerden. Fisch? Da platschte es auch schon 20 m stromab auf und ein silberner Fischkoerper waelzte sich an der Oberflaeche. Nach paar Sekunden wurde seine Schnur schlaff und ein Fluch ging ueber Gregs Lippen. Kurz vor einem Felsbrocken im Fluss war dieser Biss gekommen.
Wir liessen unsere Koeder abwechselnd dahin treiben. Ich stellte meine Montage einen Fuss tiefer. Dadurch schliff der Koeder und Blei ueber Grund und hing sich oefters an Steinen fest. Ich verlor ein oder zwei Vorfaecher aber ein paar Wuerfe spaeter verschwand meine Pose wieder ploetzlich und automatisch ruckte ich an und sofort erhielt ich Fischmeldung!
Der Fisch schraubte sich aus dem Wasser und wir konnten seinen blitzeblanken Koerper bewundern. Nur hing er bei der Landung nicht mehr am Haken. Mist! Jetzt agierten wir hochkonzentriert. Hier musste eine Gruppe lauern.
Zwei Driften spaeter liess ich meinen Koeder genau vor den Felsbrocken treiben, das Wasser musste dort tief sein. Im Moment als ich herausholen wollte, verschwand die Pose und ich schlug an. Und sofort ging der Tanz los.
Was jetzt folgte was atemberaubend! Der Fisch, eine silberblanke Steelhead, war wie auf Drogen. Der Fisch sprang unzaehlige Male und schien mehr in der Luft als im Wasser zu sein. Es war kein Riese aber mit geschaetzten 8 Pfund eine ordentliche Steelhead. Als Ian sah was sich abspielte schaltete er seine festmontierte Videokamera an und ich habe den link zu dem Youtube Video unten angehaengt. Ich hoffe sehr, dass das Video fuer Euch funktioniert.
Nach einer unglaublichen Akrobatikshow und unfassbarem Glueck, dass der relativ kleine widerhakenlose Haken durch diese ganze Show festhielt, konnten wir den Fisch gluecklich keschern, bewundern und unverletzt wieder freilassen.Was soll ich sagen, wenn man Glueck hat, hat man Glueck. Ich hakte kurz darauf noch eine Steelhead, die sich aber auch bei der ersten Flucht vom Haken befreite und hatte noch zwei weitere Bisse, die ich nicht verwerten konnte. Einer der Bisse kam keine 3 m vom Boot enfernt als ein Wurf zu kurz geriet und die Pose kurz nach der Landung ruckartig veschwand, war ich sicher es waere ein Haenger an einem der Steine die ich vom Boot aus sehen konnte.
Ich schlug nicht an sondern ruckelte nur ein bisschen herum um das Geraet zu befreien und merkte ploetzlich wie es am anderen Ende zurueckzog mit heftigen Kopfstoessen. Als ich verdutzt reagieren wollte, war es schon zu spaet und der Fisch spukte den Haken.
Dann hatten wir die Stelle wohl verangelt, wie Ian meinte, weil sich nichts mehr tat.Es sollte auch die letzte Fisch-Action bleiben an diesem Tag. Wir drifteten noch eine Weile durch diese traumhafte Flusslandschaft, sahen Adler in den Baeumen lauern und fanden Wolfsspuren im Ufersand. Das Wetter war klasse, bedeckt mit einigen Sonnenloechern, 10^C ; aber das Flusswasser war saukalt! Woran ich das merkte in meinen Neopren-Wathosen? Nun, ich glaube es ist Zeit fuer eine neue Wathose!
Beim Bootlanden trafen wir mit einem anderen Guide plus Gaesten zusammen und waehrend ich am Boot auf Greg und Ian, die den Haenger von flussauf abholten, wartete, tauschte ich mit den anderen beiden Gastanglern begeisterte Geschichten und Fotos aus.
Die hatten 9 Steelhead gelandet und eine davon schien sogar noch groesser als meine Grosse gewesen zu sein! Ihr Guide war wohl ein alter Hase am Fluss, der fast jeden Tag darauf unterwegs war, aber hinter vorgehaltener Hand sagte mir der eine Gast: “Ein alter Fuchs der den Fluss in- und auswendig kennt, aber ein alter muerrischer Brummbaer!”Na da war mir der freundliche und lustige Ian doch lieber fuer ein schoenes Abschiedsangeln mit Greg. Und der wird bestimmt bald mal wieder an die Kueste kommen um mir zu zeigen, dass er auch noch fangen kann!
Zu Fuss Ausschwaermen.
15 Pfund Cowichan River Steelhead
Von Boot aus angeln. Unsere 2. produktive Stelle.
Chromsilberne Steelhead auf Drogen!
Der link zum Video:
http://www.youtube.com/watch?v=wtBXrOA99Tk -
Das mit den Koehlern ist ja wirklich interessant! Das ist jetzt schon der 3. oder sogar 4. Bericht von Ostsee-Koehlern den ich innerhalb von ca. 6 Monaten lese. Ob da eine seltene Stroemung ein paar Koehlerschwaerme in die Ostsee gedrueckt hat? Ob das Futterangebot ausserhelb der Ostsee magelhaft ist, dass die Koehler weiter herumziehen auf Futtersuche? Mal sehen wie dass so weiter geht... Danke fuer den schoenen Bericht, Christian!
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So, endlich war's mal wieder soweit! Gestern passte alles zusammen, arbeitsfrei, kein Wind und ein paar Stunden keine anderen Verpflichtungen. Mein Freund und Arbeitskollege Larry sah das genauso und so verabredeten wir uns 9:30 morgens beim ihm. Er wollte seine lange nicht gestarteten Bootsmotoren mal wieder durchpusten, also war sein Boot 'dran. Nur ein kleines 16 Fuss Glasfiber Runabout aber gut gepflegt und vorallem faengig!
Um 10 Uhr waren wir auf dem Wasser praktisch vor downtown Victoria. Wir wollten eigentlich zur Constance Bank vor Victoria weil da die letzten Fangberichte von Erfolgen sprachen. Viel Kleinlachs mit einigen sogar untermassig (50 cm) - aber ein Bekannter hatte ueber die Feiertage einen 20.2 Pfund Winter Spring auf die Schuppen gelegt! Was fuer ein Fisch fuer diese Jahreszeit! Also man weiss nie!
Larrys Hauptmotor lief leider nicht sehr gut und nach 1-2 km beschlossen wir lieber dicht vor Land zu bleiben falls der Motor ganz ausfiel. Es ist nie gut einen Aussenborder - und besonders einen betagten - laenger als 4 Wochen ungestartet zu lassen. Jedenfalls der kleine Schleppmotor lief klasse und so liessen wir die Downrigger direkt vor der Victoria Mole ab. Ich hatte keine Fangerfolge von da gelesen aber normalerweise sind immer paar Winter Springs vor downtown.
Wir schleppten in ca. 40 m Tiefe direkt ueber dem Grund. Larry montierte einen kleinen schwarz/weissen Coyote Blinker vor einem glow-Flasher. Ich wollte mal etwas Neues probieren, dh. einen neuen Trick. Ich hatte neulich bei Angelzeug sortieren eine handvoll alter kleiner Knicklichter gefunden. Gibt's hier gar nicht - stammen noch von Aalansitzen aus meinen Deutschlandzeiten! Erstaunlicherweise stellte ich fest, dass die nach ueber 10 Jahren noch einwandfrei funktionieren. So beschloss ich ein glow Squirt mit einem Knicklicht auszustopfen um die Leuchtwirkung zu erhoehen. Das bot ich nur 60 cm hinter einem glow Flasher an, direkt am Grund.
Nach nicht mal 15 Minute riss es ploetzlich kraeftig an meiner Rute und der Downriggerclip loeste aus! Na das ging ja schnell! Ich sprang hinzu und setzte einen kraeftigen Anschlag und spuerte ordentlichen Widerstand. Larry war verbluefft ueber diesen Blitzstart. Ich gewann erstmal problemlos 20 - 30 m Leine. Auch wenn sich der Fisch schwer anfuehlte, kaempfte er nicht viel (noch).
Larry wusste nicht ob er seine Rute einziehen sollte oder nicht. Nachdem der Kampf so harmlos schien, liess er seine Rute 'drin da er einen kleineren Fisch vermutete. Nun kam der Fisch ca. 15 m hinter dem Boot zur Oberflaeche und ich konnte einen silbrigen Schatten hinter dem Flasher erkennen. Da, auf einmal bemerkte der Lachs die Gefahr und schuettelte mit kraeftigen Schlaegen den Kopf. Da wusste ich das das ein besserer Fisch war. Im selben Moment zog der Lachs ab und meine Rolle liess kreischend Schnur los!
Larry sah erstaunt auf mich und den Schnureintritt. Jetzt holte er doch seine Rute ein und hielt nach Robben Ausschau. Er befuerchtete das sich bei einem laengeren Drill eine Robbe einmischen wuerde. Gott sein Dank war weit und breit keine zu sehen.
Ich gewann wieder etwas Schnur zurueck aber sobald ich den Fisch wieder in 10 - 20 m Entfernung zum Boot hatte, spielte er verrueckt und riss wieder aus. Aber nach 3-4 Mal merkte ich, dass die Fluchten kuerzer wurden. Da entschloss sich der Fisch an der Oberflaeche zu waelzen. Das ist gefaehrlich weil sich die Schnur hinter Flossen oder hinter dem Kiemendeckel verfangen kann und dann dem Fisch zum Vorteil gereichen kann. Ich versuchte das Waelzen zu unterbinden im dem ich kompromislos zog und den Fischkopf zum Boot hin zwang.
Es gab einen kurzen Ruck auf den hin ich hart kurbelte um ja kein Slack zu erlauben. Kontakt war immer noch da. Glueck gehabt. Der Haken (2 Einzelhaken) musste gut sitzen! Doch jetzt wollte der Fisch wieder in die Tiefe und ich konnte ihn nicht aufhalten. Larry wurde ungeduldig. Mittlerweile spielte sich das Tauziehen schon recht dicht hinter dem Boot ab und wir konnten den Fisch gut erkennen. Ein praechtiger Fisch! Aber irgendwie kaempfte er haerter als ein 10 - 15 Pfuender wuerde vermuten lassen.
Da sah ich was los war: der Haken hing nicht mehr im Maul sondern unterhalb des Kiemendeckels. Bei dem Ruck den ich vorher verspuert hatte, musste wohl der eine Haken losgerissen sein, woraufhin sich aber der zweite in der Haut verfing. Da hatte sich das Hakenschaerfen wiedermal ausgezahlt!
Von diesem Winkel liess sich der Lachs natuerlich schwer kontrollieren. Wer weiss wie lange der Haken dort halten wuerde! Als ich den Lachs mal wieder an der Oberflaeche hatte, machte ich Druck und zog hart Richtung Kescher. Dem ersten Kescherversuch konnte der Bursche nochmal ausweichen aber dann war er sicher!Wir beide strahlten und klatschten uns ab! Ein klasse Fisch. Larrys Waage wackelte kurz ueber 13 Pfund herum. Mein Winter Spring Rekord liegt etwas ueber 15 Pfund. Da kann sich dieser Bursche durchaus sehen lassen.
Larry sah das Knicklicht ueber dem Haken da das Plastik-Squirt bis zum Flasher hochgerutscht war. Was ist denn das fuer ein komisches Ding, fragte er? Top secret, meinte ich nur schmunzelnd.
Paar Minuten spaeter fischten wir wieder. Etwa 20 Minuten spaeter sah ich Larrys Rute tanzen. Larry spielte gerade mit seinem GPS Geraet im Cockpit herum. Es dauerte ein paar Sekunden bis er die Rute aufgenommen und einen Anschlag gesetzt hatte. Der Fisch war noch da. Ein paar Kurbelumdrehungen und ploetzlich zog der Fisch ab und im selben Moment wurde die Rute schlaff. Weg.
Wir schleppten weiter die 40 m Kontour entlang aber es ging nichts mehr. Ein paar Boote kamen uns entgegen und zogen auf unsere vorherige Erfolgsstelle zu. Nach 45 Minuten ohne Erfolg drehten wir um und steuerten wieder unsere erste Stelle an, ueber der jetzt 3 andere Boote kreisten. Aber es war uns nichts mehr gegoennt.
Um 13:00 brachen wir ab und da Larry inzwischen am Motor erfolgreich herumgebastelt hatte, ging es mit Vollgas zur Rampe. Ein Fischereibeamter protokollierte meinen Fisch, nahm DNS und Schuppenproben und beglueckwuenschte uns zum groessten Lachs des Tages bis jetzt. Als ich noch filetierte, quatschte Larry mit einem anderen Angler, der von einem der 3 Boote kam, die an der Molenstellen nach uns kreisten. Er hatte eine halbe Stunde nach uns dort zwei 8 - 9 Pfuender erwischt. Es war also kein Zufallsfang an dieser Stelle heute!
War klasse mal wieder auf dem Wasser gewesen zu sein und dann noch einen tollen Lachsdrill zu bestehen. Und wer haette gedacht vofuer Knicklichter so alles gut sein koennen! Beim naechsten Deutschlandurlaub werde ich mir mal ein paar mehr davon zulegen!
Gerade jetzt gart ein halbes Filet des Lachses auf einer Zedernholzplanke auf dem Grill 'draussen. Hmm!
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Ist schon unglaublich, nicht? Keine Frage wer hier der wirkliche Fischer ist, der Fischadler oder wir! Am meisten beeindruckt mich der Schollenfang. Wer schon mal Schollen/Flundern beim Schnorcheln gejagt hat, weiss wie schwer diese auch nur aus 1 -2 m Entfernung zu entdecken sind. Jetzt ueberlege mal aus welcher Entfernung der Fischadler die Scholle erspaeht hat. Wahnsinn! Hut ab vor so einer Leistung.
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So, da hatte sich doch ein kleines Zeitfenster am letzten Sonntag geoeffnet und mir eine kleine Angeltour auf dem Meer erlaubt. Wetter war klasse, kein Wind, relativ warm fuer diese Jahreszeit und trocken. Die Kinder mussten/wollten mit. Und wenn es nur mal den Staub vom Boot abzuspuelen galt...!
Wegen der Kuerze der Zeit war nur die Victoria Waterfront moeglich. Aber es sollten sich ein paar Wintersprings auf der Constance Bank vor Victoria herumtreiben. Leider auch ein paar hungrige Robben, die es auf gehakte Lachse abgesehen hatten. Mal sehen...
Schnell war das Boot fertiggemacht und zwei Ruten plus Material eingepackt. Innerhalb von 20 Minuten war die Bootrampe in Victoria erreicht und 10 Minuten spaeter duesten wir auf die offene Juan de Fuca Strait. Nach 15 Minuten Vollgas erreichten wir die Untiefe und ich legte zwei Schleppruten, eine mit Glow-Blinker und eine mit Glow-Squid, aus. Im Winter muessen die Koeder generell direkt am Grund angeboten werden da das Futterangebot fuer die Winterlachse meist aus Needlefish (aehnlich wie Sandaale) besteht.
Die Westspitze der Constance Bank ist zwischen 20 und 30 m tief bevor es auf 100m Tiefe abfaellt. Der Untergrund ist sandig/kiesig was gut fuer die Sandaale ist. Daher kann man auch problemlos die Downriggergewichte durch den Dreck ziehen ohne Haengerprobleme zu bekommen (normalerweise!). Es ist nur etwas Arbeit die Downriggertiefe staendig anzupassen, so dass die Rutenspitze zwar regelmaessig Bodenkontakt signalisiert aber ohne dass man meterweise Kabel auf dem Boden entlang zieht. Wenn man zwei halbwegs erfahrene Angler an Bord hat, ist das Bodenschleppen mit 2 Ruten kein Problem.
Etwas Feingespuer muss man schon haben um einen Biss von dem staendigen Bodenkontaktgerucke zu unterscheiden. Haengt der Fisch richtig und zieht ab, loest der Downriggerclip aus und dann ist es offensichtlich das ein Fisch 'dranhaengt. Zerren die Lachse nur paar Mal am Koeder ohne auszuloesen, dann ist das Erkennen des Bisses Erfahrungs-und Beobachtungssache.
Nach fast einer Stunde erfolglosem Schleppen, sah ich endlich ein deutliches Reissen an der Rutenspitze das nur von einem Fisch verursacht werden konnte. Noch bevor ich die Rute ergreifen konnte, loeste auch der Clip aus und die Rute tanzte los. Na also! Ich uebergab die Rute nach einem Anschlag meinem Grossen und waehrend er drillte, spaehten mein Kleiner und ich angestrengt herum um etwaige Robbenattacken vorhersehen zu koennen. Fuer solche Faelle habe ich einen Katapult mit Glasmurmeln bereit. Zwar ist es unwarscheinlich, dass man eine Robbe damit direkt trifft, aber oftmals reicht eine Salve in die direkte Umgebung um sie vom Naeherkommen abzuschrecken. Mannchmal hilft aber gar nichts und man verliert nicht nur den Fisch sondern oft auch das ganze Vorfach/Koedergeschirr.
Wir blieben aber unbehelligt an diesem Tag und Ricardo landete gekonnt einen kleinen Winter Spring um die 5 - 6 Pfund. Die Jungs freuten sich ueber den Erfolg. Ich haette gern eine Nummer groesser gesehen.... Aber nach so langer Angelflaute ist jeder Fisch wie ein Tyee! Es war der Blinker, der zugeschlagen hatte. Ich montierte nun einen gleichen Blinker an die zweite Rute und drehte enge Runden um die selbe Stelle. Nach 10 Minuten meinte ich ein paar Bissrucke an der Rutenspitze erkannt zu haben, da sich beim Betrachten aber nichts mehr tat, kuemmerte ich mich wieder um die andere Rute. Als ich das naechste Mal herueberschaute war die Rute ausgeloest und die Schnur hing schlapp. Ich spring hinzu, kurbelte sehr schnell um Kontakt herzustellen und schlug auf Verdacht an....nichts. Mist, der Biss war verpasst.
Dann tat sich nichts mehr. Ploetzlich hoerte ich ein Aechzen und Stoehnen von der rechten Rute und als ich hinsah, konnte ich noch sehen wie sich das Downriggerkabel zum bersten spannte und auch die Rute sich tief verbeugte und dann ertoente der haessliche Knall mit dem das 150 Pfund Tragkraft-Edelstahlkabel zerriss. Haenge! Die Rolle schrie auf denn die Angelschnur war noch fest. Ich legte sofort den Rueckwaertsgang ein - vielleicht war ja noch das Koedergeschirr zu retten. Wir drehten ein paar Kreise um die Haengerstelle aber es war hoffnungslos fest. Schliesslich riss die Schnur. Ein Totalabriss. Ich beobachtete das Echolot aber es war kein Felsen oder Wrack zu erkennen. Vielleicht lag da ein abgerissener Bootsanker mit Kette - es ist im Sommer eine beliebte Heilbuttstelle. Anders konnte ich mir dieses Missgeschick nicht erklaeren. Das war ein teurer Abriss; aber seit wann ist Angeln auch billig!
Waherend ich den Dowrigger und die Rute verpackte, liess ich die Jungs etwas pilkern. Alexander holte tatsaechlich einen kleinen Lingcod herauf und die Jungs hatten einen Heidenspass beim Versuch den Haken aus dem zaehnestarrenden Maul herauszuholen. Dann packten wir ein.
Auf dem Rueckweg wollten die Kinder ein paar enge Kurven fahren um die eigenen Wellen zu ueberspringen. Ich tat ihnen den Gefallen. Die letzte Kurve war schon dicht vor Downtown an der langen Victoria Mole. Das Wasser war dort etwas unruhig von dem Gezeitenstrom und als ich wieder eine Kurve zog und die Kinder johlten, gab es ploetzlich einen harten Schlag under das Boot, der Motor heulte kurz auf und wir hoben tatsaechlich ab.
Erschrocken stoppte ich den Motor und inspizierte etwaigen Schaden. Ich sah ein grosses Brett hinter uns im Wasser schwimmen, ganz vollgesogen von Wasser und daher fast komplett unter der Wasseroeberflaeche. Der Motor lief ruhig - keine Vibrationen. Wenn wir uns kein Loch in den Bootboden geschlagen hatten, dann kaemen wir wohl nochmal mit dem Schrecken davon. Ich sah kein Wasser unter Deck eindringen. Also ab zur Rampe und schnell raus aus dem Wasser.Auf dem Anhaenger suchte ich Motor und Bootsunterseite nach Spuren ab. Nichts. Das Boot muss wohl bei der Geschwindigkeit einfach ueber das Brett geglitten sein und nur die Motorfinne vor dem Prop hatte den Schlag abbekommen aber da der Motor hochkippte hatte sie dem Aufprall ohne irgendwelche Schaeden standgehalten. Damit war der Propeller auch nicht beeintraechtigt worden. Ganz schoen Schwein gehabt! Das haette auch dumm ausgehen koennen.
Man sieht, man darf auf dem Wasser nie leichtsinnig werden. Das Pech mit dem Komplettabriss war damit wettgemacht und ich habe gern das Angelgeraet geopfert im Ausgleich fuer ein unbeschaedigtes Boot/Motor. Und als Kroehnung einen leckeren Winterlachs fuer den Grill!
Frohe Weihnacht und immer scharfe Haken!
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Beachy Head (East Sooke) im Dezember
Campbell River Muendung
Campbell River am Morgen
Indianerkunst Vancouver Island
Sonnenuntergang vor Nanaimo
Otter Point (Sooke) an einem Sommerabend
Quadra Island und das Kuestengebirge im Hintergrund
Saltspring Island bei Sonnenuntergang
Sooke Harbour bei Sonnenaufgang
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Ich habe es immer noch nicht wieder auf's Wasser geschafft obwohl Wetter und Fische durchaus gelaunt sind. Meine Freunde machen mich verrueckt mit ihren Angelberichten. Viele Winter Springs werden gefangen wenn auch die Groesse etwas zu wuenschen uebrig laesst - im Vergleich zu den letzten 1-2 Jahren um die gleiche Jahreszeit (ca. 5-8 Pfund im Moment im Durchschnitt mit einigen 10-12 Pfund hier und da).
Aber ich wollte einfach mal paar Bilder einstellen, die so nebenbei auf Angeltrips entstanden sind und deren Tragweite und Schoenheit man oft erst nachher erkennt. Auch ein Ausdruck meiner Sehnsucht wieder zum Wasser zu kommen. Viel Spass und Frohe Weihnachten!
Sonnenaufgang in Campbell River
Nebel ueber der Juan de Fuca Strait, aufgenommen vom Suedzipfel Vancouver Islands Richtung Sueden, im Hintergrund die Olympic Mountains, USA und unter dem Nebel liegt die Meeresenge
Trolling Sooke
Strand nahe Sooke
Sonnenuntergang Sooke
Sonnenuntergang im Sooke Harbour
Sooke Harbour
Canyon eines Vancouver Island Baches
Bach kurz nach der Quelle
Wasserfall an einem Westkuesten Fluss
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Du vermutest absolut zu Recht, dass Angler nur Erfolge berichten. Ist doch auch langweilig ueber NICHTS zu berichten und auch langweilig zu lesen. Davon mal abgesehen waere es aber durchaus hilfreich aus dem NICHTS-Bericht zu lernen. Bekanntlich lernt man immer aus Fehlern am meisten.
Regelmaessige Fangerfolge stellen sich erst mit Erfahrung an einem Gewaesser ein. Je groesser das Gewaesser, um so schwerer und laenger dauern wird es bis man das Gewaesser beherrscht. Ich habe als Kind angefangen an einem kleinen Baggersee bei Dresden zu angeln. Es war ein schwer beangelter kleiner See und die Fische waren verwoehnt und launisch. Das erste Jahr war ein kompletter Misserfolg auf egal was fuer Fische. Im 2. und 3. Jahr ging meine Fangquote steil nach oben und im 4. Jahr konnte ich fast zu jeder Jahres und Tageszeit einen ordentlichen Fisch fangen - natuerlich unterschiedliche Fischarten zu unterschiedlichen Zeiten. Ich gewan sogar regelmaessig Angelwettkaempfe an meinen Gewaessern. Ich hatte einfach die Gewohnheiten und Launen der Fische erlernt.
Meine Jugendjahre verbrachte ich am Rhein in NRW und der Umstieg zu der Grossflussangelei war nicht ohne Probleme. Fast alles was ich bis dahin gelernt hatte, musste neu sortiert werden und angepasst werden. Nach unendlich vielen Haengern und Abrissen und nassen Fuessen und frustierten Stunden an der Schifffahrtsautobahn Rhein, fing ich im 2. Jahr an zu fangen. Ich machte mir Notizen nach jedem Angeltag - Tageszeit, Koeder, Wasserstand, Wetter, Beiszeit etc. Bald sah man Verhaltensmuster der Fische und nach 2-3 Jahren konnte ich voraussagen ob es sich ueberhaupt lohnte an einem bestimmten Tag loszugehen. Wenn ich ging, und dass war immer noch oft, war ich sicher das ich meinen Zielfisch bekam. Ich haette eine Fanggarantie geben koennen.
Als ich dann vor 10 Jahren an die Pazifikkueste Kanadas kam, nuetzte mir fast nichts von meinen Baggersee oder Flussangelerfahrungen. Was mir nuetzte war das Wissen um die Notwendigkeit die neuen Gewaesser zu studieren und zu lernen. Man kann das wie ich in der Vergangenheit selber mit viel Fleiss und Schweiss machen - aber Alter macht bekanntlich auch weise. Ich befreundete mich schnell mit einem Einheimischen, der sein Leben lang auf Vancouver Island geangelt hat und er nahm mich mit und ich fragte Loecher in sein Boot. Was mich alleine wahrscheinlich Jahre gedauert haette (sehe das von anderen Neulingen die es alleine versuchen), das Lachs- und Heilbuttfischen im Pazifik zu erlernen, wurde durch den Erfahrungstransfer vom meinem Freund und Mentor Gary auf paar Monate verkuerzt und ich wurde in erstaunlich schneller Zeit in der lokalen Szene als ein Erfahrener anerkannt.
Du willst die Ostsee meistern? Hier meine Tips"
1) Suche Dir einen erfahrenen Ostseeangler, der Dir die Grundlagen beibringen kann, bis Du selber ein Gespuer fuer wann und mit was entwickelst. Manche Orte haben Guide Services - das Geld fuer einen guided Trip kann sehr gut angelegt sein wenn man schnell viel lernen will von den Besten.
2) Mache Dir Notizen ueber JEDEN Angeltag, erfolgreich oder erfolglos und werte diese Notizen aus am Ende jeder Saison. Es wird Dir nach 1-2 Jahren wie Schuppen von den Augen fallen wie berechenbar Angeln sein kann. Es gibt gute Gruende warum 10% der Angler 90% aller Fische fangen. Die haben es 'drauf und haben den Zyklus verstanden und spielen einfach innerhalb der Parameter. Jeder koennte das wenn er nur entsprechend Zeit und Muehe investiert. Guides machen ein Geschaeft daraus und fuer sie lohnt sich die Muehe noch viel mehr. Die sind wahrscheinlich die beste Wissensquelle wenn Du an sie herankommen kannst.
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That offer is hard to refuse. I will definitely take you up on that! Thanks and Merry Xmas!
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@ Madgraf: Ich verstehe was Du meinst. Da waere wohl ein fettes Ordungsgeld faellig und vielleicht auch zurecht. Im Gegensatz zu hier gibt es im deutschen stadtnahen Bereich keine Baeren und Adler mehr, die auf diese Nahrungsquelle angewiesen sind. Auch sind die kuestennahen Fliessgewaesser hier in BC recht naehrstoffarm und benoetigen auch diesen Duengerschub einmal im Jahr - natuerlich sind viele stadtnahen Baeche aehnlich wie in Deutschland auch hier normalerweise ueberduengt mit antropogenen Einleitungen.
@ Johnny: Die "Lachsnachhilfe" begann in den 70ger Jahren nachdem die USA Rueckkehrerfolge bei Ihren Hatchery Projekten vorweisen konnten. Bis dahin war die Kuestenfischerei und Flussfischerei auf Lachs einer der groessten und lukrativesten Industriezweige an der pazifischen Nordamerikakueste - von Kalifornien bis Alaska. Man fischte ohne Ruecksicht als ob es eine Endlosresource waere. Und das damals dann schon seit fast 100 Jahren mit immer effektiverer Technik. Als dann in der Mitte der 1900er auch noch einige Hauptfluesse systematisch verbaut wurden mit Daemmen und Staumauern, sanken die Fangertraege in den 60ger Jahren auf ein Bruchteil der urspruenglichen Menge. Es waren einige Lachsstaemme schon komplett vernichtet und viele arg bedroht.
Bezeichnenderweise fuer die Betrachtungsweise in den 60 und 70ger Jahren, war es die Bedrohung der wichtigen Fischerei die zur Loesungssuche fuehrte - nicht der Schutz der Lachse. In der technologischen Arroganz damals, dachte man "Wer brauch' schon richtige Natur - wir koennen das kuenstlich viel besser!" Und nach dem Motto baute man in den USA und kurz darauf in Kanada grosse staatliche Produktionsbrut- und zuchtstationen um praktisch die Habitatsverluste und die Fischereiquoten mit Beckenzucht auszugleichen.
Mit wenig Ruecksicht auf genetisches Verstaendnis wurde dadurch noch weiterer Schaden an den schon arg bedrohten Wildlachsstaemmen getaetigt. Aber fuer's erste schien alles gut weil auf einmal wieder eine Menge Fische da waren und die Fischerei wieder brummen konnte.
Nach und nach realisierte man, dass diese Beckenmassenproduktion keine Loesung zum eigentlichen Problem sein konnte sondern eine tickende Zeitbombe zur voelligen Ausrottung des Lachses war. Man fing dann in den 80ger Jahren an wieder Wert auf Durchgaengigkeit der Fluesse zu legen, Laichhabitat zu rehabilitieren, Wasserqualitaet zu verbessern und die Fischerei zurueckzufahren. Gleichzeitig fingen die Freiwilligenvereine an, auf biologische Studien gestuetzt, bedrohte Lachsstaemme gezielt mit kuenstlicher Brut zu stuetzen - nicht zu ersetzen. Man begriff, dass nicht der Bedarf der Fischerei bestimmend sein konnte, wieviel Lachse man brueten und aussetzen sollte, sondern wie viele noch wilde Lachse in einem Gewaesser jeweils vorhanden waren im Vergleich zu einer gewaesserkundlich tragfaehigen Kapazitaet. Stellte sich bei den Studien heraus, dass ein Gewaesser mehr Lachse beherbergen kann und das Oekosystem diese auch benoetigt, als vorhanden waren, dann begann man durch technische Massnahmen die Produktivitaet des Gewaessers zu erhoehen.
Oftmals bedeutete das die Errichtung einer Brut-und Zuchtstation welche die wilden heimischen Staemme als Genbasis benutzten. Es wurden aber auch extra Laichstrecken (vom Flusshaupstrom abgeleitet wie ein Muehlgraben) eingerichtet um die Kapazitaet an Laichbetten zu erhoehen, natuerliche Wasserfaelle oder Aufstiegshindernisse entfernt um mehr Laich- und Aufwuchshabitat zu schaffen, Wasserstaende wieder erhoeht oder reguliert bzw. dereguliert, Forstwirtschaft in Gewaessernaehe reguliert und in einigen Faellen sogar kuenstliche Duengung eines Gewaessers durchgefuehrt um mehr Futter fuer Junglachse zu schaffen. Alle diese Massnahmen (gibt noch eine Menge mehr) adressierten nun die wirklichen Probleme und sorgten fuer einen gesunden Aufbau der bedrohten Lachsstaemme.Wie erfolgreich waren und sind diese Massnahmen? Das ist unterschiedlich und es sind noch laengst nicht alle Probleme ueberall adressiert. Ausserdem sind zusaetzliche Gefahren hinzugekommen (z.B. norwegische Netzlachsfarmen mit allem dazugehoerigen Dreck und Krankheiten). Nehmen wir z.B. mal den Sooke River hier. Ueberlieferungen berichten, dass der Fluss historisch zwischen 2000 und 5000 Chinooks einstmals beherbergte. Durch Ueberfischung im Meer hauptsaechlich, aber auch durch Auswirkungen der menschlichen Siedlungen am Fluss ging der Chinookbestand stetig zurueck bis 1981 noch ein maennlicher Chinook zurueckkehrte. Man braucht kein Biologe zu sein um zu realisieren wie es um diese Generation bestellt war. Im selben Jahr wurde die Sooke Hatchery von Freiwilligen gegruendet und mit dem Erbgut der paar naechstjaehrigen Chinook-Rueckkehrer und mit Hilfe von Chinookbrut eines verwandten Nachbarflusses konnten die Chinookbestaende wieder stabilisiert werden. Es kehren jetzt wieder zwischen 1000 und 1500 pro Jahr zurueck was in Anbetracht des immer noch hohen Fangdrucks und den natuerlich weiterhin bestehenden menschlichen Siedlungseinfluessen ein ordentliches Resultat ist. Ohne die Hatchery waere der Fluss innerhalb weniger Jahre wieder bei 1981.
Das Problem fuer kleine Lachspopulationen kleiner Gewaesser liegt in der Natur der Fischerei. Die exakten Wanderungswege einzelner Lachsstaemme im Meer sind nicht bekannt und koennen sich auch aendern. Die 1000 Sooke River Chinooks z.B. ziehen dicht beieinander an der Westkueste Richtung Alaska entlang. Wo dort - keiner weiss es genau. Wenn dann die kommerziellen Fischer in Alaska oder Nord-BC eine Fanggenehmigung fuer 20000 Chinooks kriegen weil einige lokale Staemme ok sind, dann kann keiner garantieren, dass sich da nicht gerade auch die 1000 Sooke Chinooks herumtreiben und wenn diese in eine solche effektive Fangflotte geraten, koennen die ganzen 1000 Sooke Fische mit einem Netzzug weg sein.
Teure und langwierige Studien sind noetig um solche Dinge zu vermeiden. Aber Bedingungen veraendern sich mit der Zeit; daher muessten solche Studien staendig kalibriert werden.
Die kommerzielle Fischerei ist mittlerweile auf ein Bruchteil von frueher zureckgefahren. Zumindest in USA (suedlich von BC) und in BC. Fuer Alaska ist die Lachsfischerei noch eine wichtige Industrie. Die staatlich betriebenen Lachsbrut-und Aufzuchtstationen in BC und in USA (sued) schaffen praktisch Bedingungen, die eine gezielte Fischerei - zeitlich und oertlich stark begrenzt, erlauben. Diese Produktionsstationen haben nicht nur eine Art-Stuetzfunktion sondern produzieren Ueberschuss der gefangen werden kann und soll (um nicht den Genpool zu verduennen).
Mutter Natur hatte einen grossen Sicherheitsfaktor in die Lachspopulationen eingebaut. Etwa 2 bis 3 Mal so viele Lachse kamen in die Fluesse als eigentlich zum natuerlichen Fortpflanzen und Versorgen des Oekosystems gebraucht wurden. Dieser Ueberschuss liess allerdings die Lachse auch Eiszeiten und anderen Naturkatastrophen gefahrlos ueberleben. Heutzutage befinden sich die meisten Lachspopulationen um den Minimal-Ueberlebenslevel herum und Gott bewahre etwas Unvorhergesehenes passiert. Einige Lachsstaemme sind allerdings auch schon ausgestorben oder deutlich unter dem Nachhaltigkeitsniveau und daher auf kurz oder lang verdammt.Aber Aufgeben gibt's nicht! Nicht fuer mich, jedenfalls. Und Lachse sind unheimlich robust und ich schreibe sie noch nicht ab!
Ok, das war keine kurze Antwort. 'Tschuldige fuer die Ausschweifung!
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Hallo Lachsfreunde! Heute mal nicht mit einem Angelbericht; Hausrenovierungen, Eishockey-Papapflichten und Lachsnachwuchs halten mich momentan vom Angeln ab. Das heisst nicht, dass es nichts zu fangen gaebe im Moment. Es gibt etwas noerdlich oder westlich auf unserer Insel eine Menge Lachsfluesse in denen das Flussangeln auf Lachs erlaubt und auch erfolgversprechend waere. Ausserdem faengt jetzt die Steelheadzeit in den Fluessen an. Desweiteren haben wir gerade eine tolle Winter Spring Saison vor Victoria im Gange. Freunde von mir haben Touren mit bis zu 12 Lachsen pro Boot bis zu 19 Pfund kuerzlich getaetigt! Im Schnitt sind die Fische noch so 10 Pfund schwer aber der eine oder andere 15+ ist immer moeglich! Ist natuerlich um diese Jahreszeit immer ein Gluecksspiel mit dem Wetter. Haeufig windig oder regnerisch, manchmal auch frostig. Kann's kaum erwarten!
Aber ich wollte heute mal einen Bericht ueber das Lachsaufzuchtprogramm hier einstellen. Prinzipiell ist Lachsmanagement und Aufzucht (wo benoetigt) Bundesbehoerdenprogramm. Es gibt in Sued-BC eine Anzahl Salmon Hatcheries die von der Fischereibehoerde betrieben werden. Das sind haeufig sehr grosse Stationen, mehrere Millionen Dollar teuer und mit mehreren hauptamtlichen Angestellten. Die stellen sicher, dass die Lachspopulationen der schwer von Fischerei und sonstigen menschlichen Eingriffen betroffenen Fluesse erhalten bleiben um erstens einen natuerlichen wilden Bestand zu erhalten und zweitens die Fischerei (kommerziell und Freizeit) aufrecht zu erhalten. Die Idee dieser Produktionsstationen ist viele Lachse fuer die Fischerei zu erbrueten um den wenigeren wilden bessere Ueberlebenschancen zu bieten. Daher darf man in einigen Gebieten nur markierte Lachse mitnehmen (abgeschnittene Fettflosse bedeutet ein Lachs aus einer Brutstation) und muss unmarkierte wieder zuruecksetzten.
Neben diesen Produktionsstationen, gibt es allerdings eine Anzahl an viel kleineren Lachsbrut-und Zuchtstationen, welche nur von lokalen Freiwilligen gebaut und betrieben werden. Anglervereine sind haeufig daran beteiligt. Aber jeder kann mitmachen. In der Regel kuemmern sich solche Freiwilligenvereine um kleinere ortsnahe Baeche und Fluesschen und ohne deren Hilfe waeren viele dieser Gewaesser schon lange "lachsfrei". Diese kleinen Stationen sind keine Massenproduktionsstationen, die eine signifikante Fischerei stuetzen koennten, und sind nur dazu geeignet, eine bedrohte Lachsart in einem kleinem Gewaesser zurueckzubringen oder zu stuetzen. Oftmals sind stadtnahe Fliessgewaesser auf ewig auf solche Stuetzmassnahmen angewiesen, da die Risiken im stadtnahen Bereich einfach zu gross fuer ein natuerliches Gleichgewicht sind (Habitatverlust, Begradigungen, Wasserqualitaet, Wassermangel im Sommer, Fischereiverluste im Meer etc).
Hier in Victoria haben wir wohl ein Duzend solcher kleinen Fliessgewaesser, die noch mehr oder weniger geeignet sind Lachse zu beherbergen. Ich bin mir sicher, dass mindestens doppelt so viele in den letzten 150 Jahren komplett ruiniert wurden und oftmals gar nicht mehr vorhanden sind. Die noch geeigneten beinhalten jeweils zwischen 25 und 200 Lachse (laichreife Rueckkehrer nach 3-4 Jahren). Ausnahmen sind der Goldstream River vor den Toren Victorias (ca. 100 - 200 Coho, 50 - 100 Chinook, 20000 - 40000 Chum; jedes Jahr) und der Sooke River in Sooke (30 Min. westlich von Victoria) (ca. 5000 Coho, 1000 Chinook, 10000 Chum; jedes Jahr) - welche eine noch groessere Population verschiedener Lachse beherbergen. Sowohl der Goldstream als auch der Sooke River haben eine Freiwilligen Hatchery. Ich bin Mitglied in der Sooke Truppe und unterstuetze die Goldstream auch finanziell, einfach weil ich an das Konzept glaube und es funktioniert.
Die Goldstream Hatchery dient allerdings nicht nur fuer den Goldstream River alleine, sondern wird auch als Station anderer kleiner Victoria Baeche genutzt.
Letztes Wochenende war die erste Eierentnahme in der Goldstream Hatchery und ich bin mit der Familie hin, um ein bisschen zu helfen aber mehr um meinen beiden Jungs die Sache an's Herz zu legen. Habe auch paar Kumpels mitgeschleppt, damit die mal was ueber diese Sache lernen koennen. Da dachte ich, ich bringe das Ganze auch Euch mal etwas naeher mit paar Fotos und Erklaerungen. Es gibt in Deutschland auch ein paar emsige Verbaende, die Lachse erbrueten und aussetzen. Wer an dieser Idee Gefallen findet, sollte sich mal erkundigen - ich bin mir sicher die koennten alle auch finanzielle und handgreifliche Unterstuetzung gebrauchen (siehe Sieg in NRW oder Ostseefluesse in Holstein oder Mecklenburg).
An diesem Tag wurden Cohos und Chum eines kleinen Stadtbaches namens Craigflower Creek verarbeitet.
Also mal los:Hatchery am Goldstream River
Beckenhalle, da werden die kleinen geschlueften Lachse grossgezogen bis sie die Besatzgroesse haben (unterschiedlich fuer jede Lachsart und auch innerhalb einer Lachsart um durch Diversitaet bessere Ueberlebenschancen zu geben).
Aussenbecken; im Moment als Reifebecken benutzt. Die Lachse werden an einem Zaun im Bach aufgefangen und dann in diese Becken umgesetzt bis zu dem Moment an dem sie wirklich laichreif sind. Einige stoerrige Exemplare koennen sich manchmal wochenlang verweigern. Man merkt wenn die Weibchen reif sind, naemlich dann wenn der Bauch sich sehr weich und schlaff anfuehlt - d.h. dann die Eier lose und nicht mehr im Eiersack sind. Evtl. verlieren ueberreife Weibchen schon paar Eier im Becken.
3 Fotos von reifen Coho Maenchen. Schoene Faerbung und einen furchterregenden Hakenkiefer!
Hier ein reifes Coho Weibchen.
Da im Gegensatz zu den Atlantischen Lachsen sterben alle Pazifischen Lachse nach dem Ablaichen. Daher werden die Eier und Samen von frisch getoeteten Lachsen entnommen. Ist einfacher und effizienter. Nach dem Fang im Becken werden die Lachse waidgerecht abgeschlagen. (Na das wird ja wieder Kommentare geben
)
Nach den Cohos waren ein paar Chum 'dran.
Nach dem Toeten werden die Lachse kopfrunter aufgehaengt und die Kiemen zerschnitten um den Lachs ausbluten zu lassen. Blut ist eines der groessten Risiken beim kuenstlichen Befruchten. Die Eier haben eine winzige Oeffnung durch die der Samen eindringen kann. Blutzellen haben ungluecklicherweise die gleiche Groesse wie die Eieroeffnung und koennen diese hoffnungslos verstopfen. Gelangt auch nur eine kleine Menge Blut an die Eier, ist die ganze Charge verloren.
Dann werden den Weibchen die Baeuche aufgeschlitzt und die Eier in Eimer entnommen. Immer ein neuer Eimer fuer jedes Weibchen. Dabei muss man aufpassen, dass kein Regen oder anderes Wasser an die Eier kommt. So bald die Eier mit Wasser in Beruehrung kommen, schwellen diese an und nach 1 - 2 Minuten ist die kleine Samenoeffnung der Eier zugequollen.
Dann werden die Samen der Maennchen entnommen. Hier streift man nur ueber den Bauch und faengt den Samen in einer Tuete auf. Wiederum darf kein Wasser an den Samen kommen denn Wasser aktiviert den Samen und auch dieser hat nach Aktivierung nur 90 Sekunden Ueberlebenszeit.
Dann wird der Samen kurz mit Wasser aktiviert in den Tueten und zu den Eiern in den Eimern dazugegeben. Muss sehr flott gehen aus besagten Gruenden. Hier haben wir immer 2 Samensorten fuer jedes Weibchen benutzt um etwas zur Diversitaet beizutragen. In der Natur kommen meist auch mehrere Maenchen pro Weibchen zum Schuss.
Hier sieht man wie es waehrend der Befruchtung zum Schaeumen kommt.
Nach ein paar Minuten ist die Zauberei vorbei und die nun befruchteten Eier werden mit Wasser gespuelt um den ueberschuessigen Samen zu entfernen.
Dann werden die Eierchargen in Brutkaesten mit Desinfektionsmittel betraeufelt und dunkel und sanft umspuelt in dem Brutschrank gelagert. Regelmaessig werden dann ueber die naechsten Wochen und Monate faule oder taube Eier abgelesen und erst wenn die Junglachse geschluepft und frei schwimmen in die Hallenbecken umgesetzt und dann gefuettert.
Die toten Lachse werden dann wieder zum Bach zurueck gebracht um den nicht weniger wichtigen Aufgaben zu genuegen: die Baeche duengen, Waelder duengen, Baeren, Adler und andere Tiere naehren.