Beiträge von cohosalmon

    Ich habe eine klasse Story fuer Euch, auch wenn ich nicht selber involviert war - sehr schade eigentlich! Ein Freund hat das gerade von einen Bekannten berichtet und es laeuft hier wie ein Prairiebrand durch die Anglerwelt:


    Ein paar Kumpels waren noerdlich von hier zu einem gemuetlichen Heilbutttrip unterwegs. Verankert und auf Grund angeln. Der Captn wollte seine neue GoPro Kamera mal unter Wasser ausprobieren und montierte sie am Downriggerblei (Dynema Geflochtene!) und liess sie langsam hinunter. Es war knapp 50 m tief. Bei 30 m riss die Downriggerschnur und die Kamera verabschiedete sich auf nimmer Wiedersehen zum Grund. Seine Kumpels troesteten ihn und sie angelten weiter, fingen ein paar Heilbutte und hatten ansonsten einen wunderschoenen Tag. Wenn da der teure Verlust nicht gewesen waere. Einer der Kumpels, ein Anfaenger, meldete kurz vor Schluss ploetzlich einen Biss und kaempfte daraufhin mit etwas Grossem. Nach einer Weile brachte er einen Schnursalat der allerersten Guete nach oben. Der Captn erkannte seine Downriggerschnur die sich voellig um den Spreizdraht gewickelt hatte und zog sie vorsichtig nach oben. Zutage kam das Downriggerblei mit der Kamera daran (siehe 1. Video unten). Natuerlich ekstatisch gluecklich ueber diesen unglaublichen Glueckfall packten die Jungs ein und fuhren heim. Zu Hause aber stellte sich erst der wirkliche Wert dieses Gluecksfalls heraus: die Kamera hatte ueber 4 Stunden einwandfreie und tolle Aufnahmen vom Meeresgrund aufgenommen. Er konnte gar nicht glauben was da alles zu Tage kam als er die Aufnahmen herunterlud. Er hatte eine Koederschnur mit Hering an die Kamera gebunden (ohne Haken) um Fische dicht an die Kamera anzulocken. Hatte perfekt funktioniert. So sieht man wie Lachse sich dafuer interessieren, ein Ling Cod, viele Meerkatzen (Ratfish), Heilbutte, sah riesige Schwaerme an Sandaalen die von Lachse gejagt wurden. Ein Heilbutt schnappte sich den Hering und riss die Kamera glatt um. Am Ende des 3. Videos kann man die Koedermontage des Anfaengers knapp neben der Kamera auf dem Boden aufschlagen sehen - die die schliesslich die lose Downriggerschnur einfangen sollte um das alles buchstaeblich zu Tage bringen sollte. Viel Spass dabei. Ich hoffe die Videos laufen bei Euch!?


    http://www.youtube.com/watch?v=1C-qA...ature=youtu.be
    http://www.youtube.com/watch?v=4pMsv8iymi4
    http://www.youtube.com/watch?v=w_uhy...ature=youtu.be

    Letzten Freitag bin ich mal ganz frueh solo zur Lachsjagd aufgebrochen. Ich wollte mal sehen ob sich schon paar Gross-Chinooks vor der East Sooke Kueste herumtreiben. Einige Geruechte liessen das vermuten.


    Es war ein traumhafter Sonnenaufgang mit herrlich ruhigem Wasser und lauen Temperaturen. Nur leider liess sich kein Silber ueberreden. Ein Nachbarboot ganz frueh zeitig konnte in Sichtweite von mir einen ordentlichen vielleicht 15 Pfuender landen (Boot im Bild unten). Etwas spaeter an der Trap Shack sah ich ein aelteres Paerchen im Kleinboot im Doppeldrill mit Grosslachs. Konnte nicht erkennen ob die auch beide landen konnten. Fuer mich tat sich leider nichts.


    Am Beechey Head traf ich dicht an der felsigen Kueste auf grosse Kleinfischschwaerme und das Echolot zeigte auch groessere Fischsicheln herum an. Ich nahm meine Pilkrute und versuchte es eine zeitlang auf diese Weise einen Lachs zum Anbiss zu ueberreden. Wenn ich auch sonst die ganze Fischpalette fing, mit Lachs sollte es an diesem Tag fuer nicht einfach nichts werden. Ich habe Euch aber mal paar Fotos von den ueblichen Fisch-Spezien hier gemacht. Waren keine Riesen aber viele der Fische hier sind super-schoen gezeichnet. Von den schwarzen Felsenbarschen muss ich wohl an die 20 nach oben gebracht haben. Einer davon hatte sich heftig verhakt und wurde dann eine leckere Mahlzeit spaeter. Alles andere schwimmt wieder gesund und munter.


    Viel Spass!


    Fotos 1-3: USA Seite der JDF Strait



    Fotos 4,5: Beechey Head, East Sooke


    6: Gluecklicher Lachsfaenger


    7: Black Rockfish


    8: Copper Rockfish


    9: Baby Ling Cod


    10, 11: Maennliche Greenlings

    Hier mal ein kurzer Bericht vom letzten Wochenende. Meine ganze Familie hatte sich zu einem Campingtrip nach Port Renfrew aufgemacht. PR ist der Anfang der wilden Vancouver Island Westkueste – dort hoert der Schutz der Olympic Mountains im Sueden auf und der offene Pazifik beginnt. Wildnis pur von da an. Dort faengt auch der beruehmte Westcoasttrail an; ein 5-7 taegiger Wanderpfad fuer gut trainierte und gut ausgeruestete Wanderfreaks. Da der Regenschutz der Olympic Mountains dort wegfaellt, regnet es dort sehr viel haeufiger als in Victoria oder Sooke und natuerlich herrschen dort auf dem Meer andere Wind-und Wellenverhaeltnisse als in der geschuetzten JDF Wasserstrasse.


    Wir trafen uns dort mit zwei befreundete Familien und schlugen unsere Lager am Fairy Lake – einem Wilderness Campground – auf. Wir hatten uns von Freunden einen Anhaenger geliehen welcher uns bei dem angesagten wechselhaften Wetter trocken halten sollte. Carl kam mit seiner Familie und brachte auch sein 6 m Boot mit. Natuerlich stand auch Angeln auf dem Programm!


    Samstag ging es nach dem Fruehstueck los. Bei leichtem Nieselregen aber null Wind stand Heilbutt auf dem Programm. Der Rest der Gruppe brach mit den kleineren Kindern auf zum Standwandern und Gezeitenpools untersuchen. Carl, mein Sohn Ricardo und ich liessen das Boot im Gordon River an der Port Renfrew Marina zu Wasser. Die Marina liegt ca. 3 km flussaufwaerts von der Muendung des Gordon’s ins Meer. Es ist eine schoene Bootstour den unverbauten Fluss hinunter bis zur Muendung. Nur muss man auf den gezeitengesteuerten Wasserstand im Fluss aufpassen weil es zwei seichte Stellen gibt die bei sehr niedriger Ebbe nichtmal mit einem Kleinboot zu passieren sind.


    Einmal draussen konnten wir Gas geben weil das Wasser glatt war wie ein Spiegel. So stoerte uns auch die leichte Feuchtigkeit von oben nicht weiter. Die Krabbenfallen noch kurz in der Bucht eingelassen und dann zog es uns ostwaerts zu einer kleinen Unterwasserrinne ca. 5 km weit weg. Der Untergrund an diesem Kuestenabschnitt ist eigentlich recht langweilig weil der Grund gleichmaessig abfaellt. Da Carl ebensowenig wie ich schon einmal vor Port Renfrew ufernah auf Heilbutt geangelt hatte (bei unserer jaehrlichen Maennertour nach Renfrew charterten wir immer Guides und fuhren mit den grossen Booten dann zur 40 km offshore Swiftsure Bank zum Heilbuttangeln), hatten wir uns diese eine auffaellige Stelle zuvor auf dem Kartenplotter herausgesucht. Meist wird in Renfrew nur auf Lachs ufernah geangelt. Und die Lachsangler fuhren fast alle westlich aus der Bucht heraus. So waren wir fast allein, bis auf ein Boot mit Bekannten, die wir zufaellig an der Marina getroffen hatten. Die wollten sich auch in der Naehe halten und auf Heilbutt versuchen. Sie hatten allerdings kein Ankergeraet dabei und wollten nur Driftangeln.


    Wir warfen den Anker in ca. 70 m Tiefe vor der Untiefe. 2 Ruten, beide mit Hering plus Plastikoktopus bestueckt. Ich verfeinerte den Koeder noch mit einem Speziallockstoff (Butt Juice). Nicht lange und meine Rute begann zu wackeln. Ricardo sprang begeistert hinzu und kaempfte mit etwas in der Tiefe. Ich tippte auf einen ordentlichen Felsenbarsch, die hier noch viel haeufiger vorkommen als vor Victoria. Der Fisch entpuppte sich allerdings als ein feister Dornhai. Na fein. Ich wusste was jetzt kam. Wenn die Kerle erstmal am Platz waren dann war Koederverfuettern angesagt. Und so kam es auch. Ricardo kurbelte noch 3 Haie hoch bevor wir entschieden umzusetzen. Ueber Funk erfuhren wir, dass unsere Bekannten an einer anderen Stelle beim Driften auch noch nichts erwischt hatten und auch weiter wollten.


    Wir entdeckten ca. 2 km weiter oestlich einen Unterwassercanyon mit einer Tiefe von ca. 50-60 m Tiefe bei einer Umgebung um die 30 m Tiefe. Das sah fischig aus. Bald waren wir wieder im Einsatz. Es dauerte nur Minuten da zog es ploetzlich wieder meine Rutenspitze ein bisschen herunter – sie blieb dort fuer 2 Sekunden stehen um dann wild nach unten zu reissen. Das war ein richtiger Biss eines richtigen Fisches! Nachdem ich den Haken gesetzt hatte und ich die butttypischen Kopfstoesse spuerte, uebergab ich die Rute wieder Ricardo. Der drillte den Fisch gekonnt nach oben und ich gaffte den kleineren Butt. Vielleicht 7 kg. Aber die Frauen wollten Fisch essen heute abend!


    Als ich die Rute neu bekoedert hatte, wollte Carl eine dritte Rute einsetzen. Ich montierte an dieser einen kleinen UV Hootchie (Squidimitat) und haengte noch einen Heringskopf an den Haken. Und natuerlich Butt Juice. Das Ganze ging mit einem leichten Gewicht weiter hinter dem Boot auf Tauchgang. Ich erklaerte Ricardo gerade etwas als Carl wie ein Besessener aufsprang und nach der gerade eingelassenen Mittelrute griff. Die war schon kreisrund und schon war Carl am drillen. Ich warnte noch, dass der kleine Koeder nur mit duennerem Monovorfach bestueckt war. Das war eigentlich fuer Felsenbarsche bestimmt gewesen. Aber Carl hatte ganz schoen zu tun mit seinem Gegner and dem feineren Geschirr. Nach einer Weile brachte auch er einen kleinen Heilbutt nach oben. Vielleicht 1-2 Pfund groesser als vorher. Ging auch mit.


    Kaum war der Fisch versorgt, riss es wieder meine Rutenspitze ins Wasser. Ich war gleich da und setzte den Haken. Fish on! Jetzt war aber ich dran! Denkste! Ricardo bettelte nochmal drillen zu duerfen. Ok dann. Er musste doch schon schmerzende Arme haben! Aber bei der geringen Stroemung heute und der recht moderaten Tiefe angelte ich nur mit 500g und somit war der Drill nicht ganz so erschoepfend.


    Wieder die gleiche Groesse. Wir mussten direkt ueber einem Heilbutt-Kindergarten geankert haben. Mit diesen 3 Butten waren wir fertig. Unsere Bekannten kamen vorbei und als wir 3 Fische hochhielten, konnten sie es gar nicht glauben. Vor einer Stunde waren wir noch Schneider gewesen! Wir duesten zurueck und zogen 8 fette Dungeness Krabben hoch welche dann eine erstklassige Westcoastmahlzeit fuer 3 Familien vervollstaendigten. Heilbutt-Backfisch und frische Krabben bis zum Abwinken! Hmmm.


    Port Renfrew, immer wieder ein magischer Platz und das Meer noch voll von Leben.













    Freitag war frei und somit Angeltag! Mein Freund Dave wollte unbedingt Heilbutte jagen und da die Gezeiten gut aussahen, sagte ich zu. Die beste Zeit zum Ankern war zwischen 9:00 Uhr und 13:00 Uhr. Um Dave auch noch eine Chance auf einen oder zwei Lachse zu geben, beschloss ich frueh morgens bis 9:00 Uhr auf den Oak Bay Flats auf Lachs zu probieren und dann auf Heilbutt umzustellen.


    Wir schleppten bei idealen Bedingungen fuer 2-3 Stunden ueber die Flats, aber bis auf einen recht grossen Felsenbarsch, der wieder schwimmen durfte, und ein paar kleine Ling Cods konnten wir nichts an unsere Koeder ueberreden.


    Dann duesten wir zur Constance Bank um an der Stelle zu ankern, an der ich zuletzt mit Ricardo einen Butt erwischte. Aber die ganze Westseite der Bank war schon uebersaeht mit verankerten Booten. Wow! Und das an einem Werktag! Aber das Wetter war auch nicht zu schlagen.


    Wir suchten uns eine kleine Untiefe zwischen 2 tieferen Rinnen in etwas tieferen Gefilden und warfen da die Kralle aus. Dann hiess es warten. Nach 1,5 Stunden beschloss ich mal den Koeder zu kontrollieren. Es kam mir beim Hochziehen etwas schwerer vor als erwartet und ich dachte erst ich haette mich vielleicht mit Dave’s Schnur verheddert. Aber es kam ein fetter Ratfish zu Tage. Dave war nicht sehr begeistert aber ich erinnerte ihn an Claude’s Worte: Ratfish ziehen sehr oft mit Heilbutten umher.


    20 Minuten spaeter bleibt meine Rutenspitze beim regelmaessigen Auf-und Ab durch die leichten Wellen ploetzlich unten stehen. Ich dachte erst noch Haenger aber Dave fuchtelte schon aufgeregt mit den Armen und als ich die Rute gerade aufnehmen wollte, riss es auch schon die Rutenspitze brutal nach unten und ich hatte ordentlich tun die Rute aus dem Halter zu bekommen. Schnell den Kampfgurt um und den Fisch weg vom Boden. Der hatte aber andere Plaene und sausste mindestens zweimal wieder direkt zum Boden. Selbst als ich ihn schon beinahe die halbe Strecke (in 85 m Tiefe) hoch hatte, bekam der Butt auf einmal wieder Sehnsucht zum Boden und riss bestimmt wieder 30 m Schnur ab. Der machte richtig Dampf und ich hatte diesmal auch eine etwas leichtere Rute als sonst.


    Nach 10 Minuten hatte ich ihn dann oben und waehrend Dave die Rute hielt, erledigte ich den Rest mit der Harpune. Geschafft. Den Schneidertag vermieden. Um die 30 Pfund geschaetzt. Nun war Dave begierig auf seine Chance. Und er sollte tatsaechlich nicht lange danach seine Chance erhalten. Wie aus dem Nichts verneigte sich seine Rute ploetzlich kraeftig und wippte paar mal hoch und runter. Dave sprang hinzu und riss die Rute aus dem Halter, zog die Hebelbremse zu und ruckte an. Ging aber ins Leere. Sofort liess er den Koeder, oder was davon noch uebrig war, wieder zum Boden hinab. Oft kommen Butte bei Fehlbissen zurueck.


    Aber nach 15 Minuten erfolglosem Warten vermuteten wir, dass der Koeder wohl komplett weg war. Als das Geschirr nach oben kam, staunten wir nicht schlecht: das Vorfach war komplett weg. Aber nicht weil es gerissen war, nein, Dave hatte den Karabinerverschluss nicht richtig zugemacht. Haha, und das Dave, der es hasst Fische zu verlieren. Er bekam keine zweite Chance mehr an diesem Tag. Zum Trost ueberliess ich ihm ¾ meines Fisches. Fazit: ueberpruefe gruendlich und ohne Hast nochmal Dein Geraet bevor es zum Einsatz kommt!





    So, Samstag war Derby-Tag in Sidney. Mit 300 Tickets verkauft war die Veranstaltung ausverkauft. Da unsere neue Angler-Interessengemeinschaft einen Stand in der Veranstaltungshalle hatte und wir nunmal sowieso schon dort waren, dachten wir es waere sinnvoll und Spass auch gleich am Wettkampf teilzunehmen und ein Team zu stellen. Chris Miller stellte sein komfortables 21 Fuss Aluboot (Silverstreak) zur Verfuegung und der Praesident der Interessengemeinschaft, noch ein Chris, gesellte sich gerne dazu.


    Die beiden kamen etwas spaet zur Bootsrampe so dass wir erst kurz nach 6:00 Uhr starten konnten. Einen Vorteil hatte die Verspaetung allerdings: alle anderen Boote waren schon draussen und wir hatten die Rampe fuer uns alleine! Eine Stunde frueher waere da wohl die Hoelle losgewesen. Keiner von uns hatte schon mal richtig auf Lachs vor Sidney geangelt. Sidney liegt am Nordzipfel der Saanich Halbinsel vor Victoria und ist der Eingang zu den Gulf Islands – die Inselwelt zwischen Vancouver Island und Vancouver – Stadt auf dem Festland. Zwar kommen immer noch einige Lachszuege an Sidney vorbei, jedoch ist es nur noch ein Schatten seiner alten beruehmten Tage. Die Einheimischen wissen aber wo man noch hier und da Erfolg hat.


    Wir suchten uns drei bekannte und erfolgsversprechende Stellen auf der Karte heraus und steuerten zuerst Fairfax Point an. Eine recht steile Felskueste, vor der man bis dicht unter Land schleppen kann weil es schnell tief abfaellt. An zwei Stellen entdeckten wir Koederschwaerme auf dem Echolot und konzentrierten uns auf diesen Abschnitt. Wir versuchten es mit Koederfischmontage und Plastik und Metall. Es ging nichts. Kein Biss. Wir sahen auch auf den anderen Boot ringsum keinerlei Action. Ueber Funk wurden jedoch die ersten guten Fische bei der Derbyzentrale registriert. Immerhin, es ging um $11000 fuer den Gewinner!


    Nach 2-3 Stunden entschieden wir eine andere Stelle aufzusuchen. 10 Minuten Fahrt mit dem schnellen und bequemen Silverstreak und wir kamen am Saanichton Spit an. Eine sandig/kiesige Landzunge, die von starker Stroemung umspuelt wird. Wieder markierten wir Koederschwaerme – diesmal dicht am Grund in 30 m Tiefe. Hin und wieder tauchten auch einige grosse Fischsicheln direkt ueber Grund auf. Wir schleppten nun hart am Grund was auf Dauer ganz schoen anstrengend ist weil man staendig den Downrigger und die Angelschnur rein- oder auslassen muss. Ein Haufen Schwimmkraut machte das Angeln nicht gerade einfacher. Wir kamen bei 25 Grad und praller Sonne ganz schoen ins Schwitzen.


    Als ich mal wieder den schwenkbaren Downriggerarm mit der Rute im Halter hochklappte um die Schnur und Kabel vor vorbeischwimmendem Kraut zu schuetzen, ruettelte es ploetzlich stark am Downrigger als ich ihn noch in der Hand hielt. Ich sah auch die Angelrute kraeftig pumpen – dachte aber im erstem Moment, dass das Blei und Koeder hart ueber Grund rumpelten. Als dann die Rute jedoch ausloeste und sich tief verneigte und die Rolle zu kreischen anfing, schrie ich Fish On! Das konnte nur ein guter Fisch sein. Waehrend ich die Rute aufnahm und mich um den rasenden Fisch kuemmerte, raeumten meine beiden Kollegen die 2. Rute und beide Downrigger schnell ein. Mein Fisch riss immernoch rasend Schnur von der Rolle. Da ich noch gar keine Chance hatte die Bremse zu justieren, zog der Fisch gegen eine relative hart eingestellte Bremse. Ich wollte einfach nicht riskieren meine Finger zwischen die sich rasend schnell drehenden Kurbelgriffe zu stecken und an dem Bremsknopf zu drehen. Erstens tut es ausserordentlich weh wenn die fliegenden Kurbelgriffe bei einer derartigen Geschwindigkeit auf die Finger knallen und zweitens koennte ein ploetzliches Blockieren des Schnurabzug das Geschirr zum Bersten zu bringen. Also liess ich ihn hart ziehen.


    Als der Fisch endlich stehen blieb, lockerte ich die Bremse etwas und machte Druck. Ich gewann einige Meter zurueck und spuerte starke Kopfschlaege. Ploetzlich liess der Widerstand nach. Er rast auf’s Boot zu dachte ich, und begann so schnell zu kurbeln wie ich konnte. Gleichzeitig drehte Chris den Motor auf um es mir zu erleichtern wieder Spannung zu bekommen. Nichts mehr, der Fisch war weg! So ein Mist! Wir philosophierten aufgeregt, dass das die Risiken der Schonhaken waren. Als ich eingezogen hatte, staunten wir nicht schlecht: Der Einzelhaken an dem kleinen Coho Killer Blinker war am Schaft glatt abgebrochen! Gibt’s doch gar nicht dachten wir uns.


    Wir fischten konzentriert weiter – nun mit 2 Coho Killer Blinkern (aber mit neuen Haken an beiden) an beiden Ruten. Es sollte sich aber nichts mehr tun. Wir wechselten noch einmal die Stelle und fischten die letzten 2 Stunden des Derbies dort. Chris hatte dort auch noch einen guten Biss auf Koederfisch am System aber auch der hing nicht. Es sollte einfach nicht sein an diesem sonst herrlichen Tag.


    Beim Dinner und der Preiszeremonie stellte sich heraus, dass ein 22,5 Pfund Chinook den Toppreis gewonnen hatte. Wir schauten uns vielsagend an und waren uns einig, dass mein Fisch wahrscheinlich groesser gewesen war. Ob ich den chinesischen Hersteller verklagen kann....:roll: ? Auf jeden Fall geh ich demnaechst mal ganz genau durch meine Blinkerkisten durch und tausche grosszuegig einige Originalhaken aus.








    Letzten Samstag bot sich mal wieder die Gelegenheit auf Silberjagd zu gehen. Leider war keiner meiner Angelfreunde in der Lage mich zu begleiten, so dass ich eine Solotour unternehmen musste. Hin und wieder gehe ich auch gerne mal alleine zum Angeln. Meistens bevorzuge ich jedoch Gesellschaft; vorallem beim betriebsamen Lachsangeln wo immer was zu tun ist und bei hektischen Beissperioden auch schnell mal (angenehmes) Chaos ausbricht.


    Ich hatte in den letzten Tagen einige vielversprechende Fangberichte von den Oak Bay Flats vernommen. Dieses sandig-kiesige Plateau direkt vor der Haustuere des Victoria Ortsteils Oak Bay war frueher (60-70ger Jahre) ein fast schon beruehmtes Angelrevier. Die damaligen bekannten Angelgroessen und Autoren mannigfaltiger Angelliteratur beschworen seinerzeit Oak Bay als einen absoluten Hot Spot an der ganzen Nordpazifikkueste. Grosse Lachsschwaerme zogen dort um die vielen Riffs und Inselchen herum, welche Futterfische in Massen an stroemungsguenstigen Stellen beherbergten. Heilbutte gab und gibt es auf diesem sandigem Plateau vor den Inselgruppen auch in grossen Mengen und an einigen Stellen auch in gewaltigen Groessen. Desweiteren waren die vielen Felsriffe die Heimat unzaehliger Felsenbasche und Ling Cods, auch in beachtlichen Groessen.


    Leider sind die Lachsschwaerme heute laengst nicht mehr so zahlreich wie damals. Einige Lachsstaemme gibt es fast gar nicht mehr . So gab es zum Beispiel einen fruehen Fraser River Chinook Run der Victoria im Maerz/April passierte. Diese fruehen Chinooks waren wahre Schweine – 30 – 50 Pfund, kurz und unglaublich kompakt und muessen einen Riesenspektakel an der Rute veranstaltet haben. Diese Chinooks waren unterwegs bis fast in die Rocky Mountains - an die Quellgewaesser des grossen Fraser Rivers. Um bis zum Spaetsommer da hinaufzukommen mussten die Fische sehr frueh schon in den Fluss ziehen; immerhin war ihre Reise im Fluss weit ueber 1000 km lang. Kommerzielle Ueberfischung, Beeintraechtigung der Wasserqualitaet - und quantitaet entlang ihrer Reisestrapaze haben diese fruehen Chinooks fast ganz verschwinden lassen. Wir sehen heute fast keine dieser Kraftpakete mehr im Maerz/April und wenn doch mal ein Angler zufaellig einen solchen Riesen erwischt, muss er schonend wieder freigelassen werden. Bis Mitte Juni duerfen wir hier nur aussschliesslich markierte Chinooks ueber 67 cm mitnehmen oder unmarkierte kleiner als 67 cm; also Chinooks die aus einer Brutstation entstammen oder unreife Wildlachse die offensichtlich nicht zu den selten gewordenen fruehen Fraser-Chinooks gehoeren.


    Die einst schier unerschoepflichen Felsenbarsch- und Ling Cod Populationen in Oak Bay sind durch reine Ueberfischung dezimiert worden. Und in diesem Fall muessen sich auch die Angler an die eigene Nase fassen. Zwar ist es in erster Linie ein Versagen der Fischereibehoerde, die viel zu spaet eingegriffen hat, jedoch haetten die Angler den negativen Trend ohne weiteres erkennen koennen und ihren Beitrag zur Arterhaltung leisten koennen. Noch bis in die 80ger Jahre gab es 2 oder 3 Kuttertouranbieter aus der Oak Bay Marina, die aehnlich wie in Heiligenhafen o.a. eine Menge Pilkangler zu den Riffen brachten. Es gab damals kein Limit fuer Anzahl oder Groesse fuer Felsenbarsche und es war keine Ausnahme wenn jeder Angler mit einer Schubkarre voll Barsche und Lings zurueck kam. Nun muss man wissen das Felsenbarsche absolute standorttreu sind und ausserdem sehr langsamwuechsig. Es kann bei einigen Unterarten bis zu 20 Jahre dauern, bis sie geschlechtsreif sind und das dann bei vielleicht 30 cm Laenge. So ist es kein Wunder, dass es nicht ewig lange dauerte bis die Riffe leergefischt waren. Die Kutterfahrten lohnten bald nicht mehr und als die Fischereibehoerde die Reissleine zog, waren nur noch wenige kleine Barsche uebrig, die nun Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, brauchen um die Population wieder aufzubauen. Bis heute darf man hier vor Victoria und Sooke nur 1 Felsenbarsch pro Tag mitnehmen, was dafuer sorgt, dass keiner mehr wirklich gezielt auf sie fischt, aber es einem erlaubt, falls man doch mal einen aus Versehen beim Lachs-oder Heilbuttangeln faengt und er durch den Druckunterschied halb tot ins Boot kommt, den Fisch sinnvoll zu verwerten. Felsenbarsche kommen in einer Vielzahl an Unterarten vor (google mal pacific rockfish), oft sehr farbenfroh, sind dem Rotbarsch in Groesse und Aussehen sehr aehnlich nur leben die pazifischen Felsenbarsche eher an flacheren Felsenriffs und Kelpzonen. Waehrend die meisten Unterarten maximal 50 cm lang werden, gibt es eine Art, den Yelloweye Rockfish oder auch Red Snapper genannt, der schon in Groessen von fast 1 m Laenge gefangen wurde und ueber 30 Pfund schwer werden kann. Dieser Barsch, dem Rotbarsch vom Aussehen am aehnlichsten, liebt auch eher die tieferen Zonen; 100 m oder mehr. Solche riesigen Snapper koennen dann fast 100 Jahre alt sein. Kulinarisch sind alle Felsenbarsche ein Genuss.


    So, jetzt aber wieder zu den Lachsen. Wenn wir also auch nicht mehr die riesigen Frueh-Chinooks haben, so tummeln sich doch besonders im Fruehjahr eine Menge Winter Chinooks – auch Winter Springs genannt auf den Oak Bay Flats. Die rangieren so in Groessen von 5 Pfund bis 15 Pfund und sind fast alle markierte Chinooks von den vielen USA Brut-und Aufzuchtstationen um Seattle und der Olympic-Halbinsel. Diese Winter Springs haben sich vornehmlich auf die vielen Sandaale im Sandplateau eingeschossen. Als Koeder sind also alle ca. 10 cm langen und schlanken Kunstkoeder direkt ueber dem Grund angeboten angesagt.


    Ich liess Red Hot um ca. 8:30 Uhr am Samstag in Victoria zu Wasser und dampfte alleine los. Musste noch etwas ueber das Ungeschick eines anderen Anglers lachen an der Marina. Ein junger Kerl, auch solo und wohl noch angeschlagen von einer wilden Party am Abend vorher, liess neben mir sein Boot ins Wasser. Oder besser gesagt er schmiss es rein. Ein lauter Platsch und ein kleiner Tsunami als ich sein Boot regelrecht vom Anhaenger wegfliegen sah. Dann sein Gesicht als er bemerkte, dass er die Dockleine nicht festgehalten hatte und sein Boot nun herrenlos zwischen den Docks umherschwamm. Gluecklicherweise wehte der leichte Wind das Boot wieder auf seine Dockseite wo er es ergriff und sich alsbald an die Stirn schlug: Stoepsel im Boot vergessen reinzutun – Boot laeuft voll Wasser. Panisch sprang er nun umher um sein Boot so schnell wie moeglich wieder auf den Anhaenger zu kriegen und es an Land zu ziehen. Zwei wartende Angler sprangen hinzu und halfen. Da brachen 2 seiner Bootshalterrollen am Anhaenger und machten das Aufladen sehr kompliziert. Als ich mein Auto zum Parkplatz fuhr, kam ich an ihm vorbei und wuenschte ihm mehr Glueck auf dem Wasser. Ein Wasserstrahl wie aus einem vollaufgedrehtem Gartenschlauch schoss aus dem Ablaufloch des Bootes heraus. Mann oh Mann, keiner guter Start in den Tag fuer ihn.


    Auf dem 20 minuetigen Weg nach Oak Bay liess ich underwegs noch die Krabbenfalle ein. Dann kaempfte ich mich durch die unruhige See an der Victoria downtown Seite. Als ich dann nach Osten in Oak Bay einbog wurde das Wasser schoen ruhig. Gute Entscheidung hierher zu kommen!


    Drei andere Boote zogen schon ihre Runden. Zwei davon renomierte Charterboote. Ich montierte an einer der beiden Schleppruten den unfehlbaren 10 cm glow-gruen Coyote Blinker vor einem glow/Chrom Flasher. Das Ganze ging auf ca. 40 m Tiefe direkt ueber Grund. Die zweite Rute bestueckte ich erstmalig mit einem neuen Koeder den ich im Handel gefunden hatte: eine Art Kombination aus Streamer und Wobbler. Eine uebergrosse Glitterfliege mit einem Kopf inklusiver Tauchschaufel. Das Ganze auch in glow-gruener Ausfuehrung. Spielte verfuehrerisch neben dem Boot. Ich liess diesen Neuling erstmal ohne Flasher bis ca. 3 m ueber Grund hinab.


    Das Echolot gab nicht viele Schluesse wo die Fische eventuell waeren. Nur zweimal machte ich Koederfischschwaerme in Grundnaehe auf dem Bildschirm aus. Ich schleppte die gaengige Strecke 2-3 Mal auf und ab. Mal auf der flacheren Seite in reichlich 30 m Tiefe und mal tiefer - dichter an der 50 m Marke. Ich hatte eine Menge markierter Stellen auf dem Echolotscreen von erfolgreichen frueheren Trips. Auch bei den Nachbarbooten tat sich nichts wie wir uns gegenseitig anzeigten.


    Als ich wiedermal eine kleinere Koederwolke auf dem Schirm sah, liess ich den Blinker bis auf den Grund hinab und liess das Schleppblei durch den Sand/Kies schleifen. Das wirbelt den Grund etwas auf und zieht neugierige Raeuber an. Und tatsaechlich ruckte es ploetzlich staerker an der Blinkerrute als das es nur Bodenkontakt sein konnte. Ich nahm die Rute auf, spannte die Schnur und ruckte an. Der Downriggerclip entliess die Schnur und nun konnte ich den Fischkontakt spueren. Es konnte kein Grosser sein. Nach 5 Minuten hatte ich einen vielleicht knapp 50 cm Chinook neben dem Boot. Hm, massig ist er, dachte ich, aber viel dran war da noch nicht. Der Haken hing nur knapp im Oberkiefer. Ich langte runter und nahm den Haken heraus. Der Fisch flitzte wie der Blitz in die gruene Tiefe. Da kommt bestimmt noch Besseres, dachte ich mir.


    Ich zog noch ein paar enge Kurven ueber die gleiche Stelle, leider ohne weiteren Erfolg. Bald schleppte ich wieder weiter herum und kam gerade an dem einen Charterboot relativ dicht vorbei als deren Guide aufsprang und sich eine der Ruten schnappte, anschlug und die Rute lachend an einen der 4 Gaeste gab. Der war sofort in einen rassigen Drill verwickelt wie ich an den Anfeuerrufen und am Heulen der Rolle hoerte. In sicherer Entfernung um den Nachbardrill nicht zu stoeren, wendete ich das Boot und ueberfuhr die selbe Stelle nochmal. Als ich erneut ueber die Stelle zick-zackte, riss es ploetzlich brutal an der Blinkerrute und die Rute loeste aus. Im dem Moment als sich die Schnur wieder spannte und der Fisch Schnur von der Rolle zog, hatte ich die Rute schon in der Hand und kontrollierte den Schnurabzug.


    Das war kein ganz Kleiner! Er blieb tief und zog immer wieder Schnur ab wenn ich versuchte ihn zu drehen und Schnur zurueckzugewinnen. Waehrend des Drill liess ich den leeren Downrigger hochkommen um eine Bootsseite frei fuer die Landung zu haben. Der Schleppmotor tuckerte nun nur ganz langsam vorwaerts um nicht zuviel Druck auf den Fisch zu machen. Nach paar Minuten hatte ich den Fisch das erste Mal in Bootsnaehe. Er mochte mein Boot aber partout nicht leiden und zog immer wieder weg, wenn auch flach jetzt. Ich schaute mich bange nach Robben um, die in dieser Gegend von Anglern gefuerchtet sind weil ganz gerissen. Die lieben es solche Situationen auszunutzen wenn ein fast abgekaempfter Lachs in Bootsnaehe herumplatscht. So ein Robbenangriff ist fuer Soloangler, die etwas laenger brauchen einen Fisch zu landen, immer mit dem Verlust des Fisches und meist auch des Koeders verbunden. Aber ich hatte Glueck heute. Endlich konnte ich den Fisch dicht ans Boot herandirigieren und mit einer Hand im Kescher versenken. Geschafft!


    Ein schoener etwa 10 pfuendiger markierter Winter Spring lag vor mir. Den Blinkereinzelhaken sauber im Mundwinkel – 75 cm makelloses Silber mit einem violettem Hauch am Ruecken! Schnell abgeschlagen und die Kiemen zum Ausbluten zerschnitten und in die Fischkiste verstaut. Mal sehen ob noch mehr ging. Zwei Chinooks pro Tag pro Lizenz war das Limit.


    Den Blinker spruehte ich noch mit etwas mit Fischoel ein, lud die Glowfarbe mit einer Taschenlampe auf und ab ging’s wieder in die Tiefe. Ich kreiste jetzt wieder in weiten Schleifen ueber die gleiche Stelle. Es war ca. 10:30 Uhr. Nicht weit weg sah ich Aufregung auf dem zweiten Charterboot – die mussten was erwischt haben. An dem Streamer tat sich nichts. Ich schaltete noch einen Flasher vor den Streamer um vielleicht etwas mehr Action zu erzeugen. Da ruckte ploetzlich wieder die Blinkerrute. Aber es blieb bei einem Ruck.


    Bei einer Rechtskurve schliff die Blinkerrute auf der Innenseite fuer paar Sekunden hart auf Grund. Ich meinte etwas gesehen zu haben und schlug an. Schien aber Fehlalarm gewesen zu sein. Als der Koeder hochkam hing jedoch ein Mini-Ling Cod daran, vielleicht 25 cm. Bis in 3 Jahren!


    Dann hatte ich genug vom unproduktiven Streamer und wechselte gegen einen Glow-Coho Killer Blinker aus. Dieser Blinker imitiert perfekt die kleineren Sandaale. Man muss nur die Originalhaken austauschen und einen Wirbel zwischen Blinker und Haken schalten sonst verliert man groessere Fische. Diesen Koeder setzte ich auf 40 m Tiefe so dass er bald in unmittelbarer Grundnaehe fischte aber auch mal bis zu 10 m ueber Grund. Kurz nach dem Einlassen, ruckte es auch an diesem Koeder kurz einmal – wieder kam nichts hinterher. Waehrend ich gespannt auf die Coho Killerrute starrte, musste etwas an der anderen Rute passiert sein. Als ich mein Blick mal wieder die Runde machte sah ich die Rute schlaff im Rutenhalter stehen. Hm? Nur eine Sekunde spaeter zog die Rute kraeftig nach unten. Aha, Fish On!


    Ich riss die Rute aus dem Halter – anschlagen war schon gar nicht mehr machbar, die Rolle heulte auf und es riss mir mindestens 20 m von der Rollen. Feiner Spass! Waehrend des Runs konnte ich nicht viel machen also steuerte ich mit einer Hand das Boot etwas von den anderen Booten weg um Raum fuer den Drill zu haben. Jetzt blieb der Fisch stehen – die Schnur wurde schlaffer, ich begann zu kurbeln, konnte aber den Wiederstand nicht mehr finden. Rannte der Fisch auf’s Boot zu? Ich kurbelte wie ein Besessener aber es war zu spaet. Der Schonhaken hatte sich wohl beim Umdrehen und beim kurzen Schnurerschlaffen befreit. Nun ja. Man kann nicht alle kriegen!


    Schnell machte ich die Rute wieder einsatzbereit. Dann tat sich eine Weile nichts mehr bei mir. Ich sah aber ein anderes Kleinboot mit seiner Zweimannbesatzung in Drillmodus uebergehen und in einiger Entfernung sah ich den Kescher eintauchen. Die Lachse waren also immernoch da und auch beiswillig. Bei einer weiteren Schleife vom etwas tieferen Wasser zum Flacheren geriet ich in das Fahrwasser des einen Charterbootes. Direkt vor meinen Augen sah ich seine Mittelrute eine tiefe Verneigung machen, zurueckschnellen und dann wieder nach unten reissen. Der Guide war schnell da und setzte den Anschlag und ueberreichte die Rute einem yahooendem Gast. Die hatten wirklich Spass wie es aussah. Als ich scharf abdrehte um denen Spielraum zu geben, fiel mein Blick auf meine Coho-Killerrute und die wollte schon fast schwimmen gehen. Als ob es kein Morgen mehr gaebe, riss es an der Rute und nun schrie auch die Rolle laut auf.


    Es war gar nicht einfach die Rute unter solcher Spannung aus dem Halter zu bekommen. Wieder hielt sich der Fisch anfaenglich sehr tief und kaum hatte ich mal einen Meter zurueckgewonnen, da schaffte es der Fisch sich wieder zu drehen und abzuziehen. Ganz schoene Kraftpakete diese Winter Springs! Nach und nach arbeitete ich den Fisch nach oben. In ca. 20 m Entfernung stellte er sich quer gegen den Stroemungsdruck und machte mir die letzten Meter sehr schwer. Ich sah den Haken im klaren Wasser nur ganz vorn in der Schnauze haengen. Das wird knapp!


    Der Fisch nutzte auch wirklich jeden Vorteil den er ergattern konnte aus und zog jetzt auf die andere Bootseite wo die 2. Rute noch ausgelegt war. Und natuerlich schoss der Lachs einmal um die Schnur herum um sich dort zu verwickeln! Jetzt spaetestens braeuchte man einen Helfer! Der Kescher kam zwischen Downriggerkabel und zweiter Angelschnur nicht an den Fisch heran der nun in greifbarer Naehe parallel mit dem Boot mitschwamm und sicher neue Kraeft tankte mit jeder Sekunde die ich zoegerte. Ich schaffte es die Rute einmal um die andere Schnur herumzufuehren und die Schnuere damit zu entwickeln. Dann zog ich den Fisch hart aus der Gefahrenzone heraus, der dabei wild zu toben begann so dass das Wasser neben dem Boot aufschaeumte. Ich liess aber keine Schnur mehr von der Rolle, hatte die Finger fest an der Spule. Mit der anderen Hand schaufelte ich den Kescher unter das schaeumende Getobe und in dem Augenblick in dem meine Schnur schlaff wurde und der Blinker hochschoss, zog ich den Kescher zu und.....der Fisch war tatsaechlich drin! Haha!! Gewonnen!


    Ich vollfuehrte einen kleinen Freudentanz und holte den Fisch herein. Ein kleines Stueck kuerzer als der vorherige aber fast das gleiche Kaliber! Wieder markiert. Ein klasse Kampf! Damit war ich fertig. Ich haette noch ein bisschen Catch und Release angeln koennen, aber es war kurz vor Mittag und ich wollte lieber in Ruhe die Fische filetieren und mein Boot entsalzen und dann noch etwas Zeit fuer die Familie haben. Zufrieden packte ich ein, funkte noch mit dem einen oder anderen – andere Boote hatten auch noch Erfolg. Eine Beiszeitt von ueber 2 Stunden passiert auch nicht jeden Tag.


    Die Krabbenfalle hatte wohl neben einem Kloster gelegen – jedenfalls waren nur Weibchen darin, die ordnungsgemaess alle wieder freigelassen wurden. Aber das liess mir meine Laune nicht verderben. Ich hatte einen tollen Tag gehabt und freue mich nun auf immer groesser werdende Lachse diese Saison!






    Bevor man Lachse fangen kann, muessen erst welche aufwachsen. In unberuehrten Gewaessern passiert das auf natuerliche Weise. In kompromittieren Gewaessern muss der Mensch nachhelfen wenn man Lachspopulationen erhalten moechte. Haette man das in Deutschlands Fluessen von Anfang an gemacht, als man die Gewaesser massgeblich zuveraendern anfing, dann haette man heute sicher noch einige erwaehnenswerte deutsche Lachsstaemme vorzuweisen. Ist eine Oekoniche erst einmal fuer laengere Zeit unbesetzt und der Genpool verloren, dann wird es sehr sehr schwer die Zeit wieder zurueckzudrehen.


    Wenn man auch sonst nicht allzuviel von den begangenen Fehlern anderer lernen moechte hier in BC, die Erkenntnis hat sich wohl doch durchgesetzt, dass man mit zunehmender Beeintraechtigung der Lachsfluesse auch zunehmende Stuetzmassnahmen ergreifen muss. In den 40-60ger Jahren ging der Gedanke in den USA sogar so weit, dass man meinte das ganze Lachsbrutprogramm eh besser als die Natur ‘drauf zu haben und man in einer unuebertrefflichen Arroganz die Lebensadern vieler Lachsstaemme mit riessigen Daemmen versperrt hat und gedacht hat, dass man mit einer Massen-Brutstation das Ganze viel effizienter ausgleichen koennte. Das war der Anfang vom Ende des scheinbar unerschoepflichen Lachs-Steelhead-und Stoerreichtums des Columbia Rivers und des Sacramento Rivers zum Beispiel. Viele Staemme dieser Fischarten verschwanden komplett innerhalb weniger Generationen. Die Massenproduktion stellte sich nicht als der erwartete Erfolg heraus.


    Heute ist man schlauer und macht Sperrwerke passierbar fuer anadrome Fische und lediglich ergaenzt den wilden Aufwuchs mit kuenstlich erbrueteten. Es gibt allerdings auch heute noch Fluesse im Nordwesten Amerikas die vollkommen auf kuenstliche Erbruetung angewiesen sind weil die Originalstaemme komplett ausgerottet wurden und einige Sperrwerke auch heute noch unueberwindlich sind. An einigen solcher Daemme faengt man die Lachse unterhalb der Staumauer in Fallen und Netzen und faehrt sie in Tanklastern zum Oberlauf!


    Hier in Victoria gibt es eine Anzahl kleinerer Baeche, die jeweils vor 100 Jahren noch einigen hundert Coholachsen als Heimatgewaesser galten. Grunderschliessung, Bebauung, Einleitungen und Verrohrungen haben einige dieser Baeche als Oekosystem komplett ruiniert; andere stark beeintraechtigt. Heute gibt es viele Freiwilligeninitiativen, die versuchen zu retten was noch zu retten ist und aufzubauen was noch Potenzial hat.


    Ein solche Initiative, die ich als besonders wertvoll erachte, ist das in vielen Grundschulen hier die 3. Klassen von solchen Freiwilligenverbaenden, finanziell unterstuetzt von der Regierung, Aquarien, Kuehlgeraete, Sauerstoffgeblase und Lachseier einer lokalen Brutstation bekommen. Das passiert so im November jedes Jahr. Die Schulklassen lernen dann wie man die Eier behandelt und beobachtet, sehen taeglich im Klassenzimmer nach ob alles in Ordnung ist, sehen dann die Larven ausschluepfen, fuettern die Jungfische dann bis so um diese Zeit herum und lassen die Junglachse dann in einem geeignetem Bach in Schulnaehe frei.


    Ich finde das eine grossartige Idee den Kindern so die Bedeutung der Lachse fuer die hiesige Natur beizubringen und ihnen ueber den Zeitraum von mehreren Monaten auch die Fragilitaet dieses ganzen Vorgangs vor Augen zu fuehren. Ausserdem erzeugt die monatelange Fuersorge fuer die Lachse eine persoenliche Beziehung wie zu einem Haustier und sensibilisiert die Kinder so fuer die Gefahren und Bedrohungen der Lachse in unserer modernen Welt. Es sind hunderte Grundschulen, die dieses Programm jedes Jahr vollziehen und ich ziehe meinen Hut vor den Lehrern und den Verantwortlichen dieses Programmes. Es gibt nichts Besseres als den naechsten Generationen schon frueh die Bedeutung unserer Fische fuer ein gesundes Oekosystem beizubringen und ihnen ihre persoenliche Verantworlichkeit einzuimpfen. Wenn unsere vorangegangenen Generationen ein solches Bewusstsein besessen haetten, waeren wir sicher in einer ganz anderen Position heute.


    Hier ein paar Bilder von der Klasse meines juengeren Sohnes als sie letzte Woche etwa 300 Junglachse im Mt. Douglas Creek in Victoria freiliessen.





    Ha, da habe ich doch mal die Schlechtwettergoetter ausgetrickst. Nachdem es das ganze letzte Wochenende, ein Wochenende an dem nicht nur das beliebte lokale Heilbuttfestival stattfand sondern auch nahezu perfekte Gezeiten zur Heilbuttjagd vorherrschten, gnadenlos gestuermt hatte und ich keine Chance sah weder am Festival fischend teilzuhaben noch auf eigene Faust eine erfolgreiche Tour zu unternehmen, war bei mir schlechte Laune am Montagmorgen angesagt. Um dem ganzen Reinfall noch die Krone aufzusetzen, begruesste mich Montagmorgen mit strahlender Sonne und kein Lueftchen....!


    Ein paar wackere oder besser verrueckte Angler hatten trotzdem Sa und So am Heilbuttfestival teilgenommen und gefischt. Ich hatte So einen Aufkunftstand an der Wiege-und Partystelle in Victoria bemannt und mir einige haarestraeubende Geschichten anhoeren koennen. Das keiner gesunken oder verunglueckt war, war wohl echt nur Glueck. Verankerte Boote ineinander gedriftet, fast gerammt, ein Containerschiff etwas von der Schifffahrtsstrasse abgekommen und zwischen mehreren verankerten Kleinbooten durchgefahren, Angler beim Messen und Behandeln gefangener Fische (Maximimalmass 126 cm) fast ueber Bord gegangen usw... Sa war an vielen guten Heilbuttstellen 2-3 m Seegang. Sonntag war mit knapp 1 m etwas besser. Viele gruene Gesichter von denen die Guides berichteten.


    Das ist eben die Gefahr bei einer solchen Veranstaltung wo es um $7500 Preisgeld fuer den Gewinner geht und sie in einer wetterunbestaendigen Jahreszeit abhaelt. Da riskieren einige Kopf und Kragen.


    Erstmalig mit dem bloeden Maximalmass von 126 cm dieses Jahr hatte die Veranstaltung sowieso schon einen merkwuerdigen Charakter bekommen. Lagen sonst die Gewinner immer um die 100 Kg Marke, wurde dieses Jahr der schwerste Fisch bis 126 cm belohnt, sowie eine Menge ausgeloste Gewichte und Lospreise vergeben. Klar war, dass es mehrere Fische dicht beisammen an der 126 cm Marke geben wuerde. Kurz und fett war angesagt!


    Stellte sich heraus, dass ein guter Bekannter von mir, Justin Wilson, das Glueck gebucht hatte dieses Mal. Nachdem er Sa wegen des Wetters auf das Fischen verzichtet hatte, traute er sich am So mit einem Freund auf sein schickes Boot (26 Fuss Osprey) und in’s Getuemmel an den wenigen etwas geschuetzteren Stellen. Nachdem sie schon einen Butt um die 35-40 Pfund hatten, erwischten sie noch kurz vor Schluss einen von 124 cm und 57,5 Pfund. Da sie den Fisch falls uebermassig wieder freilassen mussten, massen sie ihn lebendig neben dem schaukelndem Boot. Jeder der schon mal einen ordentlichen Heilbutt nebem dem Boot gehabt hat, wird bestaetigen, dass es kein Selbstlaeufer ist die genaue Laenge auf den Zentimeter unter solchen Bedingungen zu bestimmen.


    Beim Messen und Wiegen an der Meldestelle konnte Justin gar nicht hingucken. Kurz vorher hatten die Veranstalter noch 2 Teilnehmer abgewiesen, einer 2 cm zu lang einer 0.5 cm!!! Aber Justin hatte alles richtig gemacht: 124 cm und um 0,1 Pfund den bisherigen Ersten ueberholt. Es sollte dann bis zum Schlusspfiff reichen und Justin teilte sich mit seinem Freund die reiche Praemie. Ich goenne es ihm sehr gerne! Er ist ein sehr netter Kerl und ein erstklassiger Angler, der hier grossgeworden und bei seinem seinem Vater und Grossvater alle lokalen Tricks gelernt hat. Er ist im Sommer ein Teilzeit-Guide und ich kann sein Geschaeft nur jedem empfehlen, der hier vor Victoria/Sooke mal nach einem Guide sucht: http://www.tailspincharters.com


    Als ich nun Montag Nachmittag so gegen 15:20 Uhr aus meinem Buerofenster auf einen strahlendblauen und windstillen Tag schaute, schlug eine wilde Entschlossenheit zu. Das Gutachten konnte noch bis morgen warten – die Fische nicht! Es waren nur noch heute und Dienstag gute Heilbuttgezeiten, dann erst in 10 Tagen wieder. Ich rannte zum Auto, dueste nach Hause, packte Ricardo, der gerade von der Schule nach Hause kam, ein, Boot angehaengt, Ruten, Koeder und Snacks eingepackt und auf ging’s zur Victoria Bootsrampe.


    Um 16:30 Uhr legten wir ab und ich liess den Motor heulen um moeglichst schnell zur Constance Bank zu kommen. Bei dem ruhigem Wasser konnte ich fast voll aufdrehen und erreichte mein Ziel nach ca. 15 Minuten. Damit es schneller ging machte ich das Geraet alleine klar, bekoederte mit noch gefrorenen Heringen und liess schnell eine, dann die andere Rute hinab. Der Duftsack war schon vorher eingelassen worden. Ich musste Ricardo aber versprechen, dass der erste Fisch ihm gehoerte. Abgemacht!


    Ich hatte es auf den Westhang der Bank abgesehen, weil dort die Ebbstroemung Futter von der flachen Bank ins Tiefe spuelen wuerde und die Butte sich am Fusse der Bank vor der Stroemung druecken konnten und sich das Futter nur vor die Nase spuelen lassen mussten. So war mein Plan. Nun war der Westhang nicht ganz gleichmaessig. Er war eher zerklueftet und wiess mehrere Canyons und Untiefen zwischendurch auf. Ich waehlte einen Unterwasserberg der auf 70 m von der 90 m Umgebung heraufkam, als Ankerpunkt. Die schwingende Stroemung wuerde mich dann mal flacher und mal tiefer angeln lassen.


    Meine zweite Rute war gerade am Boden angekommen und ich zog ein paar Umdrehungen ein als die Schnur ploetzlich riss und knapp ausser Reichtweite neben dem Boot unterging. Nanu? Was war denn hier los? Ich aergerte mich ueber den Abriss, den ich mir gar nicht erklaeren konnte. War da eine angewetzte Stelle an der Schnur gewesen? Geflochtene Schnur ist nunmal sehr abriebanfaellig. Hm. Ich fertigte eine neue Koedermontage und liess wieder ein. Puff, wieder Schnurbruch! Was zum Teufel...!??


    Nun schaute ich mir die Schnurfuehrungsringe genau an und siehe da, die Keramikeinlage des Spitzenrings hatte eine feine Bruchstelle und bildete eine scharfe Kante. So ein Mist! Zwei Montagen wegen diesem Mist geopfert – aber noch schlimmer, wertvolle Angelzeit auf einem Kurztrip vergeudet! Mit mir selbst unzufrieden und vor mich hin schimpfend kramte ich wieder neues Geschirr hervor. Ich beruhigte mich aber bald und troestete mich mit dem Gedanken, dass es Gott sei Dank nicht bei zwei Fischdrills passiert war.


    Natuerlich genau in dem Moment in dem ich mehrere Angelkisten und koffer auf dem Deck offen und ausgebreitet hatte, kreischte die Rolle der anderen Rute los wie verrueckt. Erschrocken sah ich die Rute sich fast zusammenfalten und tief ins Wasser neigen waehrend der Rutenhalter beaengstigend knirschte. Die Bremse war jedoch genuegend locker eingestellt, so dass ich trotz des Druckes und des wilden Fisches die Rute herausbekam und in Kampfstellung uebergehen konnte. Da stand aber schon Ricardo neben mir und schaute verlangend herauf. Ok, ok, ich uebergab ihm die Rute, gab ihm noch paar Tips fuer seinen ersten Heilbuttdrill und kramte auch noch den Kampfgurt hervor.


    Waehrend Ricardo dem Fisch Meter um Meter abrang, packte ich das ganze umherliegende Angelzeug weg um machte das Landungsgeraet fertig. Die Rute, mit der Ricardo drillte, war eine recht leichte Rute, die sich zwar nicht so sehr fuer 1 kg Bebleiung eignete, aber dafuer den Heilbuttdrill mehr sportlich machte. Ein paar Mal revoltierte der Butt und zog wieder ab und kruemmte die Rute gewaltig. Ricardo sprach von einem Monsterfisch. Ich war mir sicher, dass es nur seine Unerfahrenheit mit Heilbutten und die ungewohnt leichte Rute waren, die ihn taeuschten. Er war ziemlich erschoepft, als der Fisch dann endlich weiss unter dem Boot auftauchte.


    Er hatte aber noch ein paar Tricks auf Lager bevor wir seiner habhaft werden konnten. Er sah naemlich das Downriggerstahlkabel, an dem der Duftsack hing, als eine Art Notausgang und raste hinein und wickelte glatt das Vorfach mehrfach darum. Gluecklicherweise war nur das Stahlvorfach am Kabel verwickelt und nicht die geflochtene Hauptschnur. Die wiederum haette die Reibung am Stahlkabel des Downriggers nicht lange ueberstanden und ich haette mit 3 Schnurbruechen dagestanden.


    So ging alles noch mal gut. Ich konnte den Butt am Vorfach in Reichweite ziehen und versetzte ihm das Gaff in den Kopf. Dann kam der knapp 85 cm Butt an Bord und nach dem Abschlagen direkt in die Fischkiste. Ricardo jubelte ob seines Erfolges und ich freute mich mit ihm. Auch wenn er einen etwas groesseren Fisch erwartet haette; ich war froh, dass er nicht viel groesser war sonst waere noch weiss was ich passiert.


    Wir beschlossen es denn auch dabei sein zu lassen und nicht nochmal zu bekoedern. Es war auch schon 18:30 Uhr und wir wollten noch Fotos machen und den Fisch an der Rampe filetieren. Wir waren zufrieden mit den 1,5 Stunden angeln heute und auch die anfaenglichen Verluste waren ueber den Erfolg vergessen. Und aus dem Frust ueber das verpasste Wochenende wurde Befriedigung ueber eine erfolgreiche Spontanaktion. Aber die Lektion war gelernt: kontrolliere regelmaessig die Schnurfuehrungsringe!


    An der Schlachtbank tummelten sich zwei Robben und ein Otter und stritten sich um die Reste, die Ricardo den Tieren Stueck fuer Stueck verfuetterte. Schoener Spass fuer ein Kind!


    Die ersten zwei Fotos sind Justins Gewinnerbutt.










    Dieser Bericht kommt etwas spaeter als geplant aber besser als gar nicht, denke ich. Vorheriges Wochenende sah erst nicht so aus als ob eine Bootstour vor Victoria moeglich waere. Das heisst, irgendwo findet man um Victoria herum immer windgeschuetzte Meeresarme, Fjorde oder Buchten – egal woher und wie stark der Wind weht. Aber ich hatte es auf Heilbutte abgesehen und meine Topstellen liegen nun mal in der offenen Juan de Fuca Wasserstrasse. Und dort stuermte es Freitag und Samstag und auch Sonntag war unguenstiger Wind angesagt. Aber wie es manchmal so kommt...


    Mein Freund Larry rief mich So frueh an und fragte ob wir nicht ‘rausfahren wollten. Er muesste mal wieder raus um salzige Luft zu schnuppern. Er hatte monatelang Probleme mit einem Schultergelenk und konnte selber keinesfalls ein Boot betaetigen. Selbst ein Fischdrill war zu heikel, aber er waere gerne mit an Bord um wenigstens dabei zu sein. Er meinte der Windbericht haette sich total geaendert ueber Nacht und saehe gut aus fuer den Rest des Tages.


    Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Im Nu hatte ich das Boot fertiggemacht und Koeder aus der Tiefkuehltruhe geholt. Eine Stunde spaeter stand ich vor Larry’s Tuer und 30 Minuten spaeter an der Bootsrampe in Pedder Bay Marina. Mit zwei Lizenzen an Bord konnten wir 2 Butte behalten; leider nichts ueber 60 Pund (126 cm). Die diesjaehrigen Bestimmungen (seit 1.4.) beschraenkten den Sportfang auf 1 Butt pro Tag pro Lizenz, 2 im Gepaeck, wovon aber nur einer ueber 83 cm und keiner ueber 126 cm sein darf.


    Um darauf mal einzugehen; falls jemand von Euch dieses Jahr einen BC Urlaub geplant hat um seinen Butt des Lebens zu fangen, plant besser um – entweder nach Alaska dieses Jahr oder verschieben auf 2014. Das Ganze hat leider nichts mit Artenschutz oder aehnlichem zu tun. Die Regierung hat wiedermal auf die starke Berufsfischerlobby gehoert und denen den Loewenanteil der jaehrlichen BC Heilbuttquote ueberlassen. Und die Berufsfischerflotte setzt keine grossen Butts zurueck! Die kanadischen Buttbestaende sind gut und stabil – habe ich selber auf der vor kurzem stattfindenden International Pacific Halibut Commission Conference von den Wissenschaftlern erfahren.
    Wir Angler waren wieder mal zu leise und unorganisiert um im Elefantenkonzert mithalten zu koennen und mussten also mal wieder den Kuerzeren ziehen. Mit der zugeteilten Fangquote war rechnerisch keine volle Heilbuttsaison zu ermoeglichen – entweder wir haetten jede Groesse behalten duerfen –dafuer waere die Buttsaison aber mitten im Sommer vorbei gewesen (Alptraum fuer die Lodges) oder aber eben nur kleinere Butte behalten und dafuer laenger angeln. Erschiessen oder Giftspritze – beides qualvolle Optionen fuer die Sportfischerei dieser Kueste. Gott sei Dank hat dieses Ereignis die Anglergemeinschaft (immerhin werden in BC jedes Jahr ueber 300000 Angellizenzen verkauft – bei 4 M Einwohnern) aufgeruettelt und es sind starke Interessenvertretergesellschaften gegruendet worden, die sich das Ziel gesetzt haben, mal Klartext mit den Entscheidungstraegern in Ottawa zu reden. Immerhin gibt es hier hunderte kleine Kuestenorte in denen die Sportfischerei und der zugehoerige Tourismus die weitaus groesste Einnahmequelle und damit die Existenzgrundlage ist. Wir hoffen, dass naechstes Jahr die Voraussetzungen fuer Angler wieder besser sind.


    Zurueck zum Sonntagstrip. Bei herrlichem Sonnenschein und etwa 15 Grad fuhren wir den Pedder Bay Fjord hinaus auf die Juan de Fuca Strait. Ich steuerte zielstrebig zum Mudhole, mein bekanntes 100 m tiefes Plateau, auf dem bei den vorherrschenden Gezeiten immer paar hungrige Butts umherziehen. Larry war’s egal, er genoss einfach mal wieder auf dem Wasser zu sein und Fisch zu quatschen.


    Angekommen, fand ich noch gerade genug Platz zum Ankern zwischen 3 anderen Booten. Ich halte einen Mindestsicherheitsabstand von ca. 200 m zu anderen verankerten Booten um ja nicht in deren Ankerschwingradius zu kommen. Zuerst liess ich den Duftsack am Downrigger zum Boden, oder besser 10 – 20 ueber Boden. Der Inhalt des Duftsackes waren Koederreste der letzten Tour und ein paar alte Lachsinnereien – verfeinert mit But Juice. Dann schnell 2 Ruten montiert, eine mit Hering und eine mit Makrele und ab zum Boden.


    Nach keinen 10 Minuten riss es zweimal kraeftig an der Backbordrute. Larry warnte mich weil ich gerade die Harpune montierte und beschaeftigt war. Ich sprang hinzu, sah die Rutenspitze noch einmal rucken, nahm die Rute in die Hand und nahm Fuehlung auf. Nichts mehr. Ich gab etwas Schnur nach, zog wieder etwas an um den Butt zum nochmaligen Zufassen zu animieren. Aber es passierte nichts mehr. Ich steckte die Rute wieder in den Halter; es war unwahrscheinlich, dass der ganze Koeder abgefressen war und ausserdem hatte ich immer noch den Glow Gummioktopus ueber den beiden Haken. Vielleicht kam er ja doch noch wieder. Heilbutte sind oft sehr gierig.


    Nach 10 weiteren Warteminuten gab ich auf und zog die Rute ein. Der Hering war halb abgebissen; der hintere grosse Einzelhaken hing lose heraus. Wie konnte er nur den halben Hering erwischen ohne an dem hinteren Haken festzuhaengen? Vielleicht war der Haken einfach zu gross und nicht feindrahtig genug. Es war ein Edelstahlhaken ca. 12 cm lang und mit einem Hakenbogen von fast 5 cm. Naja, ich liess einfach den halben Hering ‘dran und montierte ein frisches Heringshinterteil an dem hinteren Haken. Sah sehr buttlecker aus!


    Dann tat sich eine Stunde gar nichts mehr. Larry und ich quatschten ueber dieses und jenes. Da meinte ich ein leichtes Ruckeln an der Steuerbordrute wahrgenommen zu haben. Es wiederholte sich allerdings nicht mehr und ich meinte schliesslich ich muesste mich getaeuscht haben. Es war aber auch Zeit diesen Koeder mal zu kontrollieren. Larry versuchte sich aber meinte, dass waere zu viel Arbeit fuer seine kaputte Schulter. Ich uebernahm und meinte auch, dass das ungewoehnlich schwer war. Aha, aus der Tiefe kam ein Ratfish um mein Vorfach gewickelt hoch. Claude’s Heilbuttansager! Na dann. Koeder erneuert und ab ging’s wieder auf Tauchstation.


    Kurz darauf bemerkte ich Bewegung auf dem Echolot. Ein Strich loeste sich vom Boden und kam etwas hoeher – vielleicht um den Duftsack zu untersuchen und hoffentlich dabei gleich unsere Koeder zu kosten. Wie auf Ansage zog es ploetzlich wieder die Backbordrutenspitze ganz leicht um ein paar Zentimeter runter, noch ein bisschen mehr – wie beim Schleienangeln! - ich hatte meine Hand an der Rute und wollte gerade die Rute vorsichtig aus dem Halter nehmen als die Rute augenblicklich ‘runterriss und sich voll unter Spannung setzte. Muehsam gab die Rolle etwas Schnur her aber ich hatte Muehe die vollgekruemmte Rute aus dem Rutenhalter zu hebeln. Der machte ordentlich Betrieb!


    Endlich war ich in Kampfposition und rammte das Rutenende in den Kampfgurt. Der Fisch haemmerte wild drauflos und riss ein paar Meter Schnur von der Rolle. Muehsam konnte ich ein paar Meter gewinnen, die der Fisch sich gleich wieder zurueckholte. Der war munter, klasse! Als ich ihn dann endlich 10 – 20 Meter vom Grund weg hatte, ging der Fisch in den Traegheitsmodus ueber. Nur alle 10 m Tiefenunterschied ruettelte er mal wieder kraeftig seinen Kopf und versuchte sich stur nach unten zu orientieren. Nach einer guten Weile tauchte die braune Silhouette im Wasser auf. Als er das erste Mal die Oberflaeche durchbrach, tobte er nochmal wie von Besinnung los, schlug dabei kraeftig gegen meinen Schleppmotor und spruehte uns beide ordentlich nass. Al s er dann endlich fertig war mit seinem Tanz, sank Larry die Harpunenspitze durch den Fisch und er war uns sicher. Na wie klasse war denn das? Praktisch den Biss am Echolot vorausgesagt!


    Als ich ihn aussen am Boot vertaeute und abstach, fiel mir auf, dass der Fisch nur am oberen Haken hing und der grosse Edelstahlhaken wieder nicht gefasst hatte. Ich wollte jetzt zur Beiszeit nicht am Geraet herumdoktoren, wollte mir den Haken aber beim naechsten Geraetecheck zu Hause mal genauer ansehen. So bekoederte ich neu und liess das Geschirr wieder hinab zu hoffentlich noch weiterhin ertragreichen Buttgruenden.


    Weil der Biss so vorsichtig begann, starrte ich nun wie gebannt von Rutenspitze zu Rutenspitze und ab und an mal zum Echolot. Eine halbe Stunde spaeter verteilte Larry gerade Knabbereien als ohne irgendeine Vorwarnung sich die Steuerbordrute tief verneigte und mit der Rutenspitze im Wasser stehen blieb. Die Rollenbremse kreischte kurz auf. Ich zog den Bremshebel etwas zurueck um mir das Entnehmen der Rute vom Halter etwas leichter zu machen. Als ich die Rute in der Hand hielt, schien es kurz als ob der Fisch losgelassen hatte. Ich zog vorsichtig etwas entgegen und sofort wurde dies mit energischem Kopfschuetteln beantwortet. Jetzt zog ich die Bremse fest und schlug an. Der sass!


    Wieder wurde es ein Hin und Her bis ich den Butt etwas vom Boden weggearbeitet hatte. Dann war es nur noch Gewichtheben mit gelegentlichen Tobsuchtanfaellen des Fisches. Sah klasse aus wie der Butt im klaren Wasser langsam auftauchte. Er war jetzt seinem Schicksal ergeben und schwamm bald ganz friedlich neben dem Boot. Ich hatte fast mitleidige Gefuehle fuer dieses schoene Tier als Larry die Harpune in ihm versenkte. Er musste wohl glatt durch die Wirbelsaeule hindurch gestochen haben denn bis auf ein momentanes kurzes Aufbaeumen war der Fisch ganz schnell erledigt und ganz ruhig. Wir vertaeuten beide zusammen am Heck. Fast die gleiche Groesse. Spaeter wogen wir beide: 22 und 24 Pfund. Eine schoene Kuechengroesse.


    Waehrend der Fisch im Wasser ausblutete, berieten wir, was wir nun machen wollten. Catch & Release auf Heilbutt weiterangeln – da muessten wir das Geraet umstellen um keine Butts aus Versehen zu verangeln. Ausserdem war 100 m Tiefe keine verlockende Aussicht die Butts nur zum Spass hochzudrillen. Zumal Larry sowieso ausser Gefecht war. Wir wollten uns das fuer ein anderes Mal im Flacheren aufheben. Wir beschlossen mal kurz nach Whirl Bay hinueberzuduesen, um zu sehen ob dort irgendwas auf Lachs ging. Ich aergerte mich, dass ich keine Pilkruten mithatte. Es waere ein perfekter Tag gewesen, mal an ein oder zwei Stellen zu versuchen Lachse mit der Spinn/Pilkrute zu erwischen.


    Den Anker einholen war gar nicht so einfach. Waehrend der 2-3 Stunden, die wir hier waren, hatten sich noch paar andere Boote in der naeheren Umgebung verankert. Um den Anker jedoch wie ueblich gegen die Stroemung einzuholen (fahrend auftreiben mit dem Einweg-Release), haette ich praktisch mitten durch die anderen Boote vor uns durchfahren muessen, was natuerlich ein No No ist. So musste ich, sobald ich merkte der Anker hat den Boden verlassen, scharf nach rechts abdrehen. Klappte aber sehr gut und wir kamen niemanden in’s Gehege.


    In Whirl Bay war es ueberraschenderweise etwas windiger und sogar eine seltene Duenung herrscht hier vor. Wir sahen ein anderes Boot beim Schleppen und erkundigten uns kurz wie es lief. Bis auf einen untermassigen Winter Spring war es tote Hose, meinten die beiden.


    Nun ja, wir beschlossen dann gemuetlich wieder zurueck zu schippern. Man muss es ja nicht erzwingen. Es war ein schoener Tag und Larry war gluecklich mal wieder Seeluft geschnuppert zu haben. In Pedder Bay schnitten wir dann die herrlichen Filets von den Graeten – 16 volle Fischmalzeiten fuer eine Familie von 4. Hat sich doch voll gelohnt. Bis hoffentlich bald wieder!










    Hi TH,


    das kommt natuerlich ein bisschen darauf an wo am Missi (weil der nun mal mehrere tausend Kilometer lang ist und mehrerer Klimazonen ueberquert) und was Du gerne angeln moechtest. Aehnlich wie andere grosse Stroeme (z.B. Elbe, Rhein, Donau...) kannst Du eine Vielzahl an Fischen aller Art und Gattung im Missi fangen. Ich habe den Fluss von der Quelle (Minnesota) bis zum Mittellauf (St. Louis) ein paar Mal hier und da befischt und mich ausschliesslich auf die Spinnfischerei beschraenkt. Im noerdlichen Teil gibt es von Forellen und Schwarzbarsche nahe der Quelle bis zu Zander, Hecht (inkl. Muskies), und allerlei barschartige (Rock Bass, White Bass, Crappy, Sunfish, Perch...) in den Sued-Minnesota/Iowa Regionen nahezu alles mit Spinnkoedern zu fangen ist. Wuerdest Du dort Grundangeln mit Wurm oder Koederfisch koenntest Du auch Catfish, Karpfen und verschiedenen barbenartige (Suckers) Grundfische erwischen. Ab Missouri kommen dann auch exotische Fische wie Alligatorhechte und heringsartige Schwarmfische hinzu. Desweiteren Graskarpfen. Was sich ganz im Sueden im Missi tummelt weiss ich leider nicht aus eigener Erfahrung.


    Ich wuerde eine flexibel einsetzbare Spinnrute mitnehmen, Rolle mit 30ger oder 35ger Schnur, ein paar Spinner aller Groessen und Farben, paar Blinker und Wobbler, paar Haken und Grundbleie und gut. Sollte Dir alle Moeglichkeiten offen halten.

    Etwa um die gleiche Zeit wie gestern trafen wir in Pedder Bay ein und brauchten diesmal nur an Bord zu gehen. Auf dem Weg aus der Marina besprachen Claude und ich den Game-Plan. Claude meinte wir sollten es an einer der felsigen Untiefen vor Pedder Bay versuchen. Ist erstmal naeher und zweitens hatte er so ein Gefuehl nachdem wir im Tiefen nicht so berauschenden Erfolg hatten gestern, vielleicht zogen die Butte ja im Flacheren um die Riffs umher. Ich stimmte zu.

    Keine 7 oder 8 Minuten spaeter waren wir vor Ort. Ein weiteres Boot ankerte etwa 200 m ueber den Auslaeufern des Unterwassergebirges. Wir warfen den Anker direkt ueber der Bergspitze in etwa 53 m Tiefe. Bis die ganze Ankerleine raus war (ca. 160 m) sassen wir in ca. 70 – 80 m Tiefe. Das Gute am Ankern direkt auf der Bergspitze ist, dass die Stroemung einen immer auf der stromabwaertigen Seite fischen laesst – wo sich auch die Fische vorzugsweise aufhalten wenn sie im tieferen lauern auf alles was ueber den Berg gespuelt kommt.

    Ich setzte diesmal auf eine Makrele als Koeder und traeufelte noch kraeftig Lockstoff auf den Duftsack bevor ich alles hinabliess. Claude vertraute wieder seinem mit rostigen Haken bestueckten Hering. Wir merkten bald, dass hier der Untergrund anders geartet war. Als wir langsam von der wechselnden Stroemung um den Ankerpunkt herumschwangen, hing Claude’s Geschirr zweimal fest am Grund. Gluecklicherweise konnte er es beidemale wieder losbekommen. Wir wollten ja nur nicht die rostigen Haken verlieren!

    Ich passte scharf auf, dass sich nicht etwa das Dowriggerblei mit Duftsack festhing. Nach etwa einer Stunde knabberte bei mir was am Koeder. Ich zog ein paar Mal an und merkte schliesslich, dass etwas am Haken haengen musste. Ich kurbelte schnell hoch und wieder kam ein Ratfish zu Tage. Sehr gut meinte Claude nur. Es war nun die Zeit des Stroemungsstillstandes bevor sich die Richtung dann drehte und die Stroemung wieder zunahm. Und als ob der Ratfish tatsaechlich ein Warnzeichen waere, verneigte sich ploetzlich Claude’s Rute und die Rolle schnurrte los. Das ist doch....! Gelassen und leicht grinsend ging Claude wieder ans Werk. Die regelmaessigen Kopfstoessen liessen keinen Zweifel – das war ein Hali! Ich liess noch schnell meinen neubestueckten Haken wieder hinunter um vielleicht den groesseren Bruder dieses Fisches zu fangen.


    Der Koeder konnte noch nicht am Grund gewesen sein – ich schaetze so 20 m ueber Grund – als die Schnur ploetzlich stoppte. Ich stutzte einen Augenblick, schloss die Rolle und kurbelte ein paar Umdrehungen bis ich Widerstand fuehlte. Ich spuerte 2 – 3 kraeftige Rucke am anderen Ende und ruckte zurueck. Irgendetwas hing und zog zurueck. Ich begann zu pumpen und gewann ein paar Meter. Dann wurde es ploetzlich richtig schwer und nichts ging mehr. Ich spuerte auch keine Rucke mehr. Sehr seltsam.


    Claude schaute auch schon misstrauisch herueber ob ich nicht bald mit Gaff oder Harpune kommen wollte – er waere gleich oben.
    Als ich paar Mal kraeftig an der Schnur riss merkte ich was los war: ich hing am Downriggerkabel fest. Mist! Ein Knopfdruck brachte alles nach oben. Tatsaechlich hing der Spreizdraht am Kabel fest, meine Makrele war arg zerfleddert. Wir vermuteten, dass sich ein Fisch den hinunter flatternden Koeder kurz geschnappt hatte, dann beim Wegschwimmen aber am Kabel verfangen hatte und dann den Haken wieder losgeworden war. Koennte ein Lachs oder ein Lingcod, vielleicht auch ein Butt gewesen sein.

    Naja, Claude machte da nicht so viel Aufsehen und ich durfte gleich wieder einen Butt fuer ihn gaffen. Selbes Kaliber wie gestern. Claude konnte es nicht lassen, wieder aufreizend seine rostigen Haken vor meinen Augen nachzuschaerfen. Alles nur Glueck!

    Nachdem Claude noch einem Ratfish kurz das Tageslicht gezeigt hatte, war wieder Ruhe. Die Stroemung nahm jetzt merklich zu. Ich musste auf 1 kg Bebleiung erhoehen. Claude fischt sowieso nie mit weniger. Nach 2 Stunden liess die harte Stroemung ploetzlich nach ich war gerade dabei meinen Koeder zu kontrollieren als ich hinter meinem Ruecken das bekannte Holzrollenschnurren hoerte. Das gibt’s doch nicht! Claude schnappte sich seine Rute und schlug an. Haha, die Rute war wieder krumm. Claude drehte sich schweigend zu mir um und drueckte mir mit einem triumphierendem Laecheln seine Rute in die Hand. Er haette genug getan heute, meinte er dann. Nun gut, so durfte ich also mit dem Pruegel und den rostigen Haken endlich mal wieder einen Butt drillen.


    Der Fisch machte ganz schoen Radau und liess mich 2 mal die Rolle kurz sausen lassen. Nach und nach gewann ich die Oberhand und der Fisch tauchte auf. Ein Stueck groesser als der davor – wenn auch kein Riese aber 30 Pfund duerfte er gut haben. Claude jagte ihm die Harpunenspitze durch die Eingeweide und zu zweit erledigten wir ihn noch ausserhalb des Bootes. Ein kleine Dusche war fuer uns beide noch mit einbegriffen. Zufrieden packten wir ihn zu dem anderen in die Kiste. Damit waren wir fertig – diese Saison darf man nur einen Butt pro Tag pro Lizenz behalten.


    Beim Einpacken wiess Claude nochmal ausdruecklich auf die rostigen Haken hin. Vielleicht sollte ich ja ab jetzt auch mal mein Geschirr in Salzwasser einlegen bis es faengig ist!

    Zurueck an der Marina filetierten wir die 2 schoenen Fische. Der Heilbuttfluesterer hatte mal wieder alles richtig gemacht. Nach einer kurzen Zeit kam ein anderer Angler mit einem 94 Pfuender zum Schlachttisch. Moechte mal wissen wie rostig seine Haken gewesen sein mussten!! Vielleicht beim naechsten Mal!






    Here we go.... nach langer Abstinenz, endlich mal wieder was zu berichten! Die Eishockeysaison is abgewickelt – herzlichen Glueckwunsch an meinen Grossen – Vizemeister von Vancouver Island! – und den zweiwoechigen Deutschlandurlaub bei sibirischer Kaelte gut ueberstanden. Ich hatte es natuerlich nicht ganz ohne jegliches Angeln in Deutschland ausgehalten. Der Rhein, mein altes Revier, rief nach mir. An einem ertraeglich kalten Abend marschierten Ricardo und ich runter zum Fluss und warfen ein paar am Tage zuvor ausgesuchte Gummifische aus. Trotz der Unkenrufe meines Vaters, es gaebe keine brauchbaren Fische mehr im Rhein, konnte ich bald einen schoenen 72 cm Zander ueberlisten. So ganz habe ich es also noch nicht verlernt, das Angeln der deutschen Art!


    Apropos Angeln in Deutschland, ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass fast alle kleinen Angellaeden in den Staedten verschwunden sind. Auch Moritz in Duesseldorf war weg. Dafuer habe ich einen neuen Grossladen entdeckt: Fisherman’s Partner. Eine ordentliche Auswahl muss ich sagen. Hat Spass gemacht da herumzustoebern! Aber was ist denn mit den anderen Geschaeften passiert? Kauft Ihr alle keine Angelgeraete mehr ueber die Theke?

    Nachdem wir all wieder heil auf der Insel gelandet waren, war es dann am Montag und Dienstag soweit mal wieder den platten Grossraeubern nachzustellen. Ich hatte nach der langen Rueckreise noch diese beiden Tage freigemacht um den Jetlag beim Angeln besser zu ueberstehen. Claude, unser Heilbuttfluesterer hier, der sein eigenes Boot immernoch nicht startklar hat, war Feuer und Flamme mit mir rauszufahren an beiden Tagen. Die Heilbuttsaison war seit dem 15.4. wieder offen und die Gezeiten waren top ueber diese Tage. So liessen wir Red Hot um ca. 9:00 Uhr Montagmorgen zu Wasser an der Pedder Bay Marina und duesten hinaus zu den Buttgruenden. Um 11:00 sollten Gezeiten-bzw. Stroemungswechsel sein. Die Zeit kurz davor und danach ist immer die vielversprechendste.

    Ich hatte mir das 100 m tiefe Plateau ca. 2 km vor Pedder Bay ausgesucht. Nach meinen jahrelangen Aufzeichnungen war diese Gegend bei den vorherrschenden Gezeiten und dieser Jahreszeit die richtige Wahl. Es ist nichts als ein tiefes Plateau mit weichen Grund, dass von einigen felsigen Untiefen und Riffs durchwirkt ist. Bei moderater oder geringer Stroemung zogen dort die Banden hungriger Heilbutte umher. Und da ist es auch nicht so wichtig wo genau auf diesem grossen Plateau man ankert, solange man ordentlich feinen Dinnergeruch unter Wasser verbreitet.

    Das neue Ankergeschirr funktionierte perfekt; um 9:30 Uhr hingen wir fest und liessen zwei Ruten ein. Claude, ein Type der besonderen Art: ein freundlicher, ueberaus hilfsbereiter, geselliger aber ultra-sparsamer Francocanadier, kauft sich nie neues Angelgeraet. Alles ist selbstgebastelt oder auf Garagesales oder Flohmaerkten erhandelt. Selber sehr geschickt und mit allen Werkzeugen versehen, kann er auch alles reparieren oder herstellen. So benutzte er auch an diesem Tag einen unansehlichen Pruegel als Rute und eine antike Holzrolle. Die zwei Drillingshaken, die er seinem Koederhering verpasste, sahen fuer mich rostig aus – auf eine Bemerkung von mir hin zaehlte er mir auf wieviele Butte er damit schon gelandet hatte – waehrend er sie haarscharf anfeilte. Ich meinte nur laechelnd, dass es dann wohl vielleicht an der Zeit waere, diesen Haken ihre verdiente Rente zu goennen. Entschlossen mir zu zeigen, was noch alles in diesen alten rostigen Haken drinsteckte, liess er seinen Koeder zum Grunde ab und steckte den Pruegel in den Rutenhalter.


    Ich montierte den Duftsack am Downrigger an meiner Seite und liess die Leckerlies auch zum Grund. Meine Rute war wie immer mit ganzem Hering und einem Glow-Plastik-Oktopus bestueckt. Dann begann das Warten. Wir waren beide heiss auf Drills und tolle Fische. Gott sei Dank hatten wir beide viel zu erzaehlen weil wir uns in den letzten Wochen und Monaten nicht viel gesehen hatten- denn es tat sich erstmal nichts.

    Als Claude noch sein eigenes Boot (10 Yacht) in Betrieb hatte, bin ich eigentlich nie mit meinem Boot zur Heilbuttjagd raus gefahren. Musste ich auch nicht. Claude war schon seit Jahren ein Heilbuttexperte und fuhr eigentlich fast jeden Tag zum Angeln. So sprang ich lieber mit auf sein Boot als mich selber zu bemuehen. Ich lernte von ihm fast alle meiner Tricks und Kniffe der Heilbuttjagd – bis auf den Geraetegeiz, da entwickelte ich meinen eigenen Geschmack. Claude hatte schon mehrfach hervorragend bei Derbies und Tournieren abgeschnitten. Auch in meinem eigenen Fishing Derby war er schon bester Skipper gewesen.

    Nach der deutschen Kaelte, genoss ich das traumhafte Fruehlingswetter auf dem Boot. 15 Grad und Sonne pur. Nur die Fische wollten nicht. Was war nur los? Drei andere Boote waren in ca. 200 – 400 m Entfernung um uns verankert. Da tat sich offensichtlich auch nicht viel. Der Funk blieb still. Komisch. Wir checkten unsere Koeder ein paar Mal. Alles ok. Dann ruckelte es etwas an Claude’s Rute. Das war kein Butt. Nach ein paar Minuten hatte Claude genug davon und ruckte an und zog ein. Nach langem Kurbeln tauchte ein Ratfish auf. Meerkatze in Deutsch. Claude meinte, das waere ein gutes Zeichen weil oft ein Heilbutt biss wenn man vorher Ratfish fing. Woodoo? Jedenfalls ein Lebenszeichen vom Meeresgrund.

    10 Minuten spaeter holte Claude schon wieder einen Ratfish hoch. Auch dieser durfte natuerlich wieder schwimmen. Wir hatten uns gerade wieder in ein Gespraech bei einem Bier vertieft, als ich Claude’s Rute hinter seinem Ruecken eine tiefe Verneigung machen sah. Gleichzeitig jaulte seine Rolle auf! Biss!

    Fast aufreizend langsam holte Claude seine Rute aus dem Halter und nahm Fuehlung auf. Einen Moment schien nichts mehr da zu sein aber dann riss es ihm fast die Rute aus der Hand und der Kampf ging los. Der Fisch machte ordentlich Dampf und liess keinen Zweifel an der Gattung. Aber Claude hielt dagegen und hievte den Fisch Meter um Meter herauf. Es konnte kein Riese sein denn er musste keine Schnur geben – nur sich einstemmen wenn der Fisch nach kurzen Pausen wieder tobte. Ich konnte Claude lachend sagen wie viel Meter noch zu kurbeln waren denn ich sah seine Schnur und Fisch auf meinem Echolot hochkommen. Endlich war er oben und da lag der halbstarke Butt neben dem Boot. Vielleicht knapp 20 Pfund schaetzten wir. Nach so langer Durststrecke entschieden wir ihn mitzunehmen. Wer weiss ob noch viel passierte heute. Und das Gaff besorgte den Rest.

    Und es war eine gute Entscheidung denn ausser einem kleinen Dornhai, diesmal an meiner Angel, konnte sich kein Flossentraeger mehr fuer unsere Koeder begeistern. Um 15:00 Uhr packten wir ein und fuhren zurueck zur Marina. Da wir am naechsten Tag wieder raus wollten und ich noch an meinem Anhaenger ein paar Reparaturen vornehmen wollte, parken wir Red Hot an der Marina. Beim Filettieren musste ich mir dann mehrfach anhoeren wieviel besser doch die rostigen Haken heute abgeschnitten haetten und wie dumm wir wohl aus der Waesche schauen wuerden, haette Claude auf meinen Rat gehoert und die alten Dinger entsorgt.... Hmm...

    Foto1: Rheinzander


    2 & 3: Mt. Baker


    4: Blick auf Victoria


    5 & 6: Claude am Kaempfen


    7: In der Kiste!

    So, endlich das erste Mal auf’s Wasser dieses Jahr! Und es ist schon Maerz! Unglaublich wie schnell die Zeit wieder vergeht. Ich hatte die letzten Wochen sehnsuechtig die Fangberichte von Freunden und Bekannten gehoert – die Winterlachse waren das Ziel. An einigen Tage hatte es ordentlich gerappelt, vor Victoria, aber auch in Sooke. Einige Male ging auch gar nichts – irgenwie waren nur wenige Heringsschwaerme da - solche Berichte hatten mich dann immer beruht wenn ich wieder in irgendwelchen Eishockeystadien unterwegs war oder mit unserer neugegruendeten Anglergesellschaft beschaeftigt war. Nur nichts verpassen...lol!


    Heute passte alles, arbeitsfrei, herrliches sonniges und windstilles Fruehlingswetter und keine Termine! So hatte ich mich entschlossen, fuer 2-3 Stunden eines meiner Winterlieblingsreviere unsicher zu machen: Whirl Bay, zwischen Pedder und Becher Bay. Dort habe ich um diese Jahreszeit schon manchen Lachs herausgezaubert. Ausserdem mussten die neuen Bootssitze eingeweiht werden. Die Katze hatte die alten beim Krallenschaerfen regelrecht zerlegt und so habe ich nach ein paar Wochen suchen ein sehr guenstiges Gebrauchtangebot gefunden. Natuerlich musste alles wieder umgebaut werden weil die neuen Sitze nicht auf den Unterbau der alten passten. Immer das Gleiche!


    Jetzt aber zum Angeln. War also gegen 10:00 Uhr an der Pedder Bay Marina angekommen – war der einzige Kunde da heute. Schoen aber auch seltsam. Es war ein Genuss durch den warmen Vormittag den kleinen Fjord hinauszuduesen. Der Motor freute sich auch ueber den laengst faelligen Auslauf! Nach 15 Minuten war ich an der Whirl Bay. Kein Boot weit und breit. Es war maessige Flut und bei Flut fische ich gerne die Kehrstroemung hinter Church Rock – einer Insel am Westende der Bucht. Dort gibt es, vom sonst eher langweiligen Sandgrund um die 40-50 m abgesehen, eine Steilkante zu einem kelpbewachsenen Riff. Der Trick ist moeglichst dicht am Knick und dicht am Grund zu fischen denn dort jagen die Lachse entlang. Dort druecken sie sich vor der Stroemung und koennen vom tiefen aus Kleinfische an der Kante ueberfallen. Dicht am Riff und Grund ist natuerlich haengergefaehrlich und ich habe ueber die Jahre dort auch schon fleissig geopfert. Aber das gehoert eben dazu.


    Ich angelte mit einer Koederfischmontage etwas ueber Grund –in 40 m und mit einer Glow-Blinkermontage hart am Grund. Ich steuerte senkrecht auf das Riff zu und drehte dann dicht daran scharf parallel dazu um den Knick entlangzuschleppen. Der erste Pass war etwas konservativ um mich erst wieder einzuschiessen. Beim zweiten Pass war ich extrem dicht dran. Ich musste hellwach sein und schaute immer abwechselnd vom GPS Plotter zum Echolot und zu den Ruten. Ich war schon am Riff vorbei und die Tiefe fiel schon ab als die Blinkerrute ausloeste und wild zu rucken anfing. Juhu! Endlich wieder am Fisch! Ich schlug an und fuehlte Widerstand der auch gleich unwillig wegzog. Eine Strudelstroemung dreht das Boot und ich konnte mich nicht allein auf den Fisch konzentrieren sondern hatte eine Hand am Steuer.


    Waehrend ich nun etwas Schnur gewann, sah ich wie die zweite Rute zuruecksprang und ebenfalls zu reissen anfing. Na toll! Double header beim Solofischen! Ich drehte einfach die Rollenbremse etwas weicher und konzentrierte mich ersteinmal auf den ersten Fisch. Der ruckte und kamepfte ordentlich – immer noch tief. Mit zwei Knopfdruecken holte ich beide Downrigger hoch um nicht, falls ich auf’s Riff zuruecktrieb, die Gewichte zu verlierenr. Ich sah immer noch wie die zweite Rute wild tanzte und die Rolle 2 – 3 Mal kurz kreischte. Es muss doch auch immer Chaos passieren wenn man mal allleine ist!


    Jetzt hatte ich den Fisch dichter am Boot aber er mochte das wohl nicht und sausste wieder ab aber diesmal nach links und direkt in die Schnur der zweiten Rute. Es ging so schnell, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Jetzt zog es noch mehr an der zweiten Rute. Ich versuchte die Ruten untereinander durchzufuehren um die Schnuere wieder zu trennen aber es war schon hoffnungslos. Ich musste mich jetzt konzentrieren wenigsten einen der beiden Fische zu landen. Bei solchen Situation, besonders bei Sommer-Grosslachsen – gehen dann oft beide verloren. Ich loeste die Bremse der zweiten Rute ganz um keinen weiteren Widerstand zu erzeugen. Dann machte ich Druck auf den Fisch der jetzt Muedigkeitserscheinungen zeigte. Noch eine kurze Fluch unter das Boot – ich drehte den Schleppmotor auf und bekam den Fisch wieder an‘s Heck. Dann zog ich den Burschen mit Schwung in den Kescher. Geschafft! Haha! Die Schnur der zweiten Rute war hoffnungslos um den Flasher und Wirbel verleiert. Ich griff die Schnur die vom Kescher ins Wasser fuehrte und nahm Fuehlung auf. Aber es war nur noch der Flasher und Koedermontagenwiderstand zu spueren. Der war weg!


    Naja, ich kuemmerte mich um den feinen etwa 7 Pfund Winter Spring und entfitzte den Schnursalat. Man will ja den Koeder wieder schnell in die Beiszone bekommen. Bis ich wieder einsatzbereit war und wieder zum Riff zurueckgeschippert war, waren bestimmt 20 Minuten vergangen. Ich versuchte diese Tack noch 3-4 Mal aber es schien jetzt nichts mehr zu wollen. Bei einer sehr aggressiven Anfahr auf das Riff musste ich schnell den tiefen Koeder hochholen um ich spuerte wie das Downriggergewicht ueber Felsen holperte. Gluecklicherweise haengte es sich nicht fest. Als es in sicherer Hoehe war sah ich ein feines Zuckeln an der Rutenspitze. Ich wusste sofort was das war – ein Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Wahrscheinlich ein Kleiner. Tatsaechlich brachte ich einen stachligen Kupfer-Felsenbarsch von vielleicht 1-2 Pfund herauf. Die Kerle sind bis 1. Juni sowieso geschont und weil die Bestaende nicht mehr so zahlreich sind, lasse ich die meisten sowieso wieder frei. Nur wenn denen wie bei Dorsch oder Leng die Schwimmblase zum Halse heraushaengt, nehme ich sie schon mal mit in der Saison. Lecker sind sie allemal. Der hier war in tip top Verfassung. Ich machte noch ein Foto fuer Euch und hakte ihn dann ab. Er schoss sofort in die Tiefe, und das war auch noetig fuer ihn wie ich gleich merkte.


    Ein grosser Schatten fiel ploetzlich auf mich und ich schaute erschrocken nach oben. Keine 10 m ueber meinem Boot drehte gerade ein voll ausgewachsener Weisskopfseeadler ab der wohl schon voll im Sturzflug gewesen war. Der wollte sich den Barsch klauen! Ein toller Anblick wenn ich auch im ersten Moment richtig erschrocken war. Dann sah ich noch einen zweiten Adller etwas weiter hoeher kreisen. Mensch, da war ich wohl voll ihn ihrem Revier am Raeubern und sie machten mir das deutlich klar. Der eine flog in die hohen Baumwipfeln am Ufer und der anderen setzte sich auf die Felsklippen von Church Rock. Ich konnte nur noch den auf der Felsklippe als schwarz-weissen Punkt erkennen. Und die hatten den kleinen Barsch an meiner Angeln an der Oberflaeche zappeln sehen von dieser Entfernung. Alle Achung fuer eine solche Sehleistung.


    Ich versuchte es noch eine halbe Stunde aber die Lachse waren verschwunden. Auf dem Heimweg hoerte ich ueber Funk, das auf Constance Bank der Lachs nur so tanzte und einige Guide schon nach kurzer Zeit mit Limits an Winterlachsen fuer ihre Gaeste nach Hause fuhren. Naja, will nicht meckern, hatte einen sehr schoenen, geruhsamen Tag mit einem Fisch und einer tollen Adlerbegegnung! Jetzt geht’s erstmal 2 Wochen nach Deutschland und wenn ich wieder komme ist die Heilbuttsaison im Gange! Kann’s kaum erwarten!





    mehr Tiere


    Squat Lobster - oft Beifang in den Garnelenfallen


    Einsiedlerkrebs in der Krabbenfalle


    Eine Puget Sound King Crab - von einem Taucher vom Grund heraufgebracht


    Porpoises - delfinartige Kleinwale


    Lachs kurz vor Landung


    Biberdamm


    Seeloewe bei Fischattacke


    Das war knapp!


    Mr. Neugierig

    Leider gibt es momentan von mir wenig zu berichten. Ich hatte es letzten Freitag tatsaechlich mal geschafft, 2-3 Stunden mal auf's Wasser zu verschwinden. Die Motoren mussten mal wieder durchgespuelt werden und ich musste mal wieder salzige Luft schnuppern. Und die Haende zitterten auch schon leicht in Vorfreude auf grossartige Drills. Leider ging an dem Tage gar nichts. Kein Silber liess sich zum Tanz bitten, an drei verschiedenen Stellen. Es blieb bei einer schoenen Bootstour. Kein berauschender Beginn im neuen Jahr! Hoffe, dass aendert sich bald.


    Ich habe aber mal durch meine Fotoachive 2012 gestoebert welche auch von ein paar Freunden aufgestockt wurden und wollte wenigsten mal ein paar schoene Eindruecke mit Euch teilen. Viel Spass!


    Hier Bilder vom letzten Freitag.



    Mt. Baker und das Kuestengebirge in Washington State, US


    Olympic Mountains vor Victoria, BC


    Gulf Islands zwischen Vancouver Island und Festland


    Tierbilder


    Flussotter


    Robbe


    Weisskopfseeadler


    Seestern

    Letzten Freitag ergab sich die seltene Moeglichkeit mal wieder dem Ufer zu entfliehen und auf dem Boot mal wieder salzige Luft zu schnuppern und dabei vielleicht auch noch ein paar Delikatessen fuer die Weihnachtszeit zu ueberlisten. Winter Springs waren wohl vor Victoria als auch Sooke vor Ort, jedenfalls den Berichten einiger wetterunerschrockenen Hardcore-Angler zufolge, doch kamen die Berichte sehr sporadisch und undetailiert. So musste ich wohl selbst erforschen wo and wie.


    Ich entschied mich es die 3 Stunden in einem meiner Lieblingswintergebiete – Whirl Bay – zu versuchen. Ist zwar ein eine halbe Stunde Fahrt von der Haustuer bis zur Bootrampe in Pedder Bay, jedoch kenne ich diese Bucht sehr gut und sie war auch immer gut zu mir gewesen.


    Es waren nur 2 Bootsanhaenger auf dem Marinaparkplatz – im Vergleich zum Rummel im Sommer sah das fast gespenstig aus. Die 20 Mietboote lagen traurig in einer Reihe aufgebockt an Land hinter dem Parkplatz. Bei Null Wind liess ich Red Hot zu Wasser und dueste gleich den Fjord hinaus zur offenen Juan de Fuca Strait. Durch die Race Rock Passage durch, wo es bei unguenstigen Wind- und Gezeitenkonstellationen sehr schnell sehr ungemuetlich werden kann, und nach 10 Minuten war ich in Whirl Bay. Ein anderes Boot kreuzte dort schon herum.


    Ich genoss die Ruhe als der Aussenborder aus war, machte zwei Schleppruten mit Flasher und green-glow Blinker fertig und liess dann den kleinen Schleppmotor langsam forwaerts schnurren. Lachse waren mit Sicherheit da - irgendwo in dieser 1 km2 grossen Bucht mit sandig/kiesigem Untergrund. Frage war nur wo? Auf der tiefen Seite in ca. 50 m plus Tiefe oder auf der Uferseite bei ca. 30-40 m Tiefe? Ich entschied mich zuerst in tieferen Gefilden zu beginnen. Es war schliesslich schon 10 Uhr und die Sonne schien grell herab – Bedingungen unter denen Lachse normalerweise etwas tiefer rauben.


    Ich liess einen Blinker bis zum Grund hinab und den anderen etwa 3-4 m ueber Grund. Dann zog ich einige Kurven am Buchteingang hinter einer Untiefe entlang um dann der 50 m Kontourlinie nach West zu folgen. Es tat sich nichts. Nach einer Stunde ohne irgendeine Reaktion kam ich an den Westausgang der Bucht. Dort schloss Church Rock, eine kleine Felsinsel, die Bucht ab. Dort traf ich auf das andere Boot und wir tauschten nur unsere Nullnummererfahrung bisher aus. Wo steckten denn diese Kerle?

    Direkt vor Church Rock kam der Grund riffartig ploetzlich nach oben. An dieser Kante lag ein Kelpbett und bot damit Kleinfischen ein sicheres Biotop an, was natuerlich auch ein Anziehungsgrund fuer Raubfische war. Ich hatte schon eine Menge schoener Lachse direkt vor diesem Kelpbett abgeschleppt. Es war allerdings nicht so einfach zu befischen mit der Schleppmethode da die Stroemungen einen entweder flott auf das Riff hinzogen oder eine ungemuetliche Kehrstroemung mit dem Boot nur so spielte. Ein bisschen zu nahe an das Riff war der sichere Verlust des Schleppgeschirrs.


    Heute waren die Stroemungen moderat und ich wagte die Tour. Direkt vor dem Riff war der Grund etwa 35 m tief. Ich holte die eine Rute auf 30 m hoch um nur mit einer Rute hart manoevrieren zu muessen wenn es schnell gehen musste. Ich steuerte senkrecht auf das Riff hin um dann ca. 20 m entfernt davon 90 Grad einzuschwenken um dann parallel zum Riff entlang zu fahren. Das Wasser war sehr unruhig. Ich sah auf dem Echolot wie der Kiesgrund leicht anstieg...140 Fuss, 135...130, 125 ...noch ein Stueck dichter denn die Lachse kreuzen gern ganz dicht am Knick entlang...ich sah wie die Bodenlinie ploetzlich steil anstieg und auf 90 Fuss zulief.


    Ich riss das Lenkrad herum um wieder Tiefe zu gewinnen und holte den Downrigger gleichzeitig auf 100 Fuss hoch. Ich gewann gerade wieder die 110 Fuss Tiefe als die Rute ruckte und ausloeste. Ich warf einen schnellen Blick auf den Downriggerarm um festzustellen ob es etwa Bodenkontakt war – nichts – der Downrigger blieb ruhig – also muss es Fisch sein!


    Ich nahm die Rute auf und ruckte an. Ich fuehlte Widerstand und leichtes Kopfschuetteln. Waehrend ich langsam einholte, holte ich den Downrigger hoch und steuerte etwas weg vom Riff. Es war da schon klar, dass das kein Riese war am Haken. Ich drillte den kleinen Silberpfeil heran, der trotz seiner Kleine ordentlich Betrieb machte. Als er dann neben dem Boot nach einigen wilden Taenzen stillhielt, ergriff ich den Blinkerhaken mit der Zange und liess den vielleicht 40-45 cm kleinen Chinook wieder frei. Er schoss nur so davon.


    Na dass musste ich doch glatt nochmal versuchen. Vielleicht waren ja paar groessere Geschwister dabei. Die naechste Anfahrt brachte nichts, aber ich kam diesmal auch nicht ganz so dicht an das Riff heran. Die dritte Anfahrt war perfekt, brachte aber keinen Biss. Als ich schon fast vorbei war drehte ich nochmal voll gegen das Riff um die Koeder praktisch gegen die Wand prallen zu lassen, um dann schnell wieder abzudrehen. Ich befuerchtete fast zu viel riskiert zu haben denn das Echolot schoss schon bis auf 78 Fuss – da zuckelte es leicht wieder an der riffseitgigen Rute. Ich nahm Fuehlung auf und schlug an. Etwas war ‘dran aber keine richtige Gegenwehr.


    Ich vermutete einen der Felsenbarsche, die natuerlich an solchen Riffen haeufig zu Hause waren. Ich hatte Recht und brachte einen vielleicht 2 pfuendigen Copper Rockfish zum Boot. Leckere Filets an diesen Burschen aber sie sind sehr langsamwuechsig und daher lange nicht mehr so zahlreich wie frueher. Er war nur knapp gehakt und hatte auch durch den Druckunterschied aus der geringen Tiefe keinen Schaden gelitten – so liess ich ihn wieder frei. Frohe Weihnacht!


    Aber ich wollte auch nicht als Schneider nach Hause gehen und gab noch nicht auf. Ich beschloss nun die flachere Buchtseite wieder zurueckzuchleppen. Hier gab es kaum Hindernisse und ich schleppte beide Ruten hart am Grund. Das anderen Boot kam mir auf Hoehe der Buchtmitte genau entgegen und wir wollten gerade Erfahrungen austauschen als meine rechte Rute losruckte. Aha! Schnell den Anschlag gesetzt und ich fuehlte einen unerfreuten Kampfgegner. Sicher auch kein Riese aber er wehrte sich ordentlich. Ich drillte ihn gefuehlvoll zum Boot – der sollte mit wenn gross genug!


    Hinter dem Boot tanzte der Lachs nochmal kraeftig los und liess mich bangen. Gar nicht einfach alleine einen Lachs zu landen – der Motor war noch leicht in Vorwaerts um die zweite Rute nicht auf Grund sinken zu lassen... Beim zweiten Versuch war er dann im Kescher! Ca. 5 Pfund blankes Silber!


    Nun kreisten ich und das andere Boot mehrfach um die Fangstelle. Aber wir konnten nichts mehr ueberreden. Nach einer halben Stunde entschloss ich mich zurueckzufahren und noch direkt an der Fjordmuendung – Pedder Bay – eine kleine Runde um die verankerte Tonne zu drehen. Dort zogen auch haeufig Winter Springs herum.


    Auf dem Rueckweg kamen mir 2 Whalewatcher Boote entgegen. Nanu, waren die Orcas so nahe?


    An der Navigationstonne liess ich nochmal beide Rute ein und schleppte hart am Grund in ca. 40 m Tiefe. Es dauerte nicht lange, da loeste ploetzlich eine der Ruten aus und ich konnte nochmal den Haken in einem Fischmaul versenken. Wieder deutete sich ein Kleinlachs mit viel Energie an. Es ging alles wie geoelt und paar Minuten spaeter hatte ich Nummber 2 im Kescher. Der war etwas kleiner als der erste und wohl die unterste Groesse, die ich ueberhaupt und generell mitnehme aber heute war es gut genug und mit der erweiterten Familie ueber Weihnachten wuerden wir diesen Leckerbissen geniessen.


    Dann packte ich zufrieden ein und liess den Yamaha Aussenborder bis zur Marina sprinten. Wer weiss wann er mal wieder Auslauf bekommt!


    Frohe Weihnachten und einen guten Start in ein fischreiches neues Jahr!



    Endlich mal wieder ein Fangbericht von der Insel! Eishockey- und wetterbedingt ergeben sich momentan nicht viele Gelegenheiten mal auf’s Wasser zu kommen. Freitag hatte ich frei und Larry, mein alter Kollege in Rente, ueberzeugte mich, das der Wind erst am Nachmittag zulegen wuerde. Nachdem die Kinder zur Schule abzogen waren, machte ich das Boot klar, tankte auf und holte Larry daraufhin ab.


    Wir beschlossen es vor Victoria zu versuchen; erstens ersparte das uns den 30 minuetigen Weg nach Sooke und zweitens hatten wir 2 oder 3 ordentliche Fangberichte von Victoria gehoert/gelesen. Also das Boot in Victoria eingelassen und mit Volldampf Richtung Constance Bank gebrettert. Die See war recht ruhig – wenn auch nicht voellig glatt. Die Motoren freuten sich mal wieder dampfen zu koennen!


    Wir starteten an der Scharkante der Bank bei ca. 40 m Tiefe. Larry liess einen Koederfisch am System hinab in Grundnaehe und ich vertraute einem Glow-Plastiksquid direkt ueber Grund geschleift. Die Ebbstroemung riss uns schnell an der Kante vorbei und auf das flacherer Plateau an der Westseite der Bank. Es tat sich nicht. Ich fischte aggressive am Grund um etwaige faule Lachse durch Aufwirbeln von Sand und Kies mit dem Downriggerblei in Beislaune zu bekommen. Einmal hing sogar mein Downriggerblei am Grund fest und nur die schnelle Reaktion von Larry den Schleppmotor rueckwaerts zu schalten rettete das Geschirr. Das war knapp. Nach 2 erfolglosen Stunden entschlossen wir unser Glueck auf den Oak Bay Flats zu versuchen. Es schienen keine Winter Springs (Chinooks) auf dieser Seite der Bank zu sein.


    Nach 15 Minuten kamen wir in Oak Bay an. Dort stand der SO-Wind voll entgegen der Stroemungsrichtung und tuermte die See auf. Es wurde ein Wackelfest. Wir hielten trotzdem 1 Stunde aus und schleppten an den ueblichen und vielversprechenden Stellen. Nichts. Es war auch nichts auf dem Echolot zu sehen. Ein Paerchen Orcas kam vorbei und erheiterte unsere Laune etwas. Auch wenn das bedeutete, dass jetzt wirklich jeder Lachs Fersengeld gegeben hatte.


    Auf dem Heimweg wollten wir nochmal kurz vor der Victoria Mole anhalten und ein-zwei Runden drehen. Manchmal – besonders im Winter - kann es dort auch ganz ordentlich rappeln. Wir stoppten unterwegs bei einem anderen Kleinboot und erkundigten uns nach deren Erfolg. Nichts ausser ein paar vielversprechende Signale am Sonar. Also fuhren wir zur Mole und schleppten dort unsere Koeder dicht ueber Grund in 40 m Tiefe entlang. Ich hatte mittlerweile auf einen kleinen Coho-Killer Blinker umgestellt. Larry bliebt bei Koederfisch.


    Ich zoomte gerade an dem Kartenplotter als Larry mir zurief was mit meiner Rute los waere? Ein kurzer Blick und ich sah wie die Rute ungespannt im Halter steckte und die Schnur schlapp herunterhing. Aber nur fuer eine Sekunde denn dann spannte sich ploetzlich die Schnur und die Rute verneigte sich tief zum Wasser hin. Aha, Rute ausgeloest und Fish On! Ich sprang hinzu und wahrscheinlich mit einem breiten Grinsen und einem befriedigendem Gefuehl nahm ich die Rute zur Hand und setzte den Haken in etwas Schweres. Der hing!


    Sofort machte der Fisch ordentlich Betrieb und nahm auch einige Male paar Meter Schnur. Das musste ein anstaendiger Winter Spring sein. Das Durchschnittsgewicht dieser Fresslachse liegt zwischen 5 und 12 Pfund. Alles ueber 10 Pfund zaehlt als stattlicher Winterlachs. Der hier musste in diese Kategori e fallen so wie der sich verkauft. Ich genoss den Drill – war es doch eine Weile her seitdem ich einen Fisch selber gedrillt habe. Larry raeumte den Downrigger auf der einen Bootsseite aus dem Weg und wartete ungeduldig mit dem Kescher.


    Wir konnten einen schoenen silbernen Schatten noch tief neben dem Boot sehen aber der Fisch wollte noch nicht an die Oberflaeche kommen. Immer wenn ich dachte jetzt koennte ich ihn Richtung Netz dirigieren, sausste er wieder in die Tiefe davon. Dann endlich brach er die Oberflaeche und ich schlidderte ihn schwungvoll Richtung Kescher und Larry packte beherzt zu. Haha – gewonnen! Ein herrlicher Silberbrocken von genau 5 kg lag vor uns. Na wer sagt’s denn – es geht doch!


    Waehrend ich mein Geschirr wieder einsatzbereit machte, steuerte Larry eine Schleife um wieder zur Bisstelle zu kommen. Es schwammen aber nun ein paar Krautfelder genau wo ich vorher den Biss hatte. So schleppten wir ueber etwas tieferem Wasser – so 45 m. Larry hatte gerade sein Geschirr etwas tiefer gelassen als es an seiner Rutenspitze zu reissen begann. Er schnappte sich die Rute, wartete eine Sekunde und als er Widerstand spuerte, schlug er an. Im Nu war seine Rute krumm und er war am Fisch. Jetzt sah ich zum erstem Mal sein neues Ruten/Rollenkombo im Einsatz – ein Abschiedsgeschenk unserer Belegschaft zu seinem Renteneintritt.


    Larry machte der Drill sichtlich Spass und der Fisch machte auch ordentlich Dampf. Noch neben dem Boot waelzte er sich wild und sausste wieder tief hinunter und paar Mal musste Larry gefaehrlich um die Motoren herummanoevrieren. Aber der Drilling sass fest und irgendwann wurde der Fisch muede und ich konnte ihn keschern. Ein Stueckchen kleiner als meiner aber mit knapp 4 kg auch noch ein schoener Fisch. Wir versuchten es noch eine Runde ueber die gleiche Stelle, konnten aber nichts mehr ueberlisten. Das andere Boot kam heran und winkte fragend herueber. Larry deutete eine 2 an und die beiden anderen Angler staunten nicht schlecht, hatten wir doch vor 20 Minuten noch mit ihnen gesprochen und Misserfolg bestaetigt.


    So schnell kann’s manchmal gehen. Da haetten wir uns ‘ne Menge Zeit und Benzin sparen koennen wenn wir gleich an der Mole zu angeln angefangen haetten. Keine 5 Minuten von der Marina weg!


    Da ich momentan nicht zum Angeln komme muss ich meine Fischsucht halt anders stillen. Ich helfe den freiwilligen Flusswaertern der paar staedtischen Baeche beim Zaehlen und Umsetzen der Lachsaufsteiger. Hier in Victoria haben wir nur einige kleine Baeche, die in den umliegenden Bergen entspringen und dann praktisch mitten durch die Stadt fliessen. Ausserhalb der Wohn- und Gewerbegebiete sind diese Baeche recht idyllisch und naturnah. Durch die Stadt hindurch muessen die Baeche jedoch einiges erleiden. Zwar sind direkte Abwassereinleitungen mittlerweile auch hier tabu, aber es geschehen regelmaessig Heizoelunfaelle, Muell findet sich gelegentlich an gut zugaenglichen Stellen im Wasser und die Regenwasser/Strassenablaufkanalisation wird in diese Baeche abgeschlagen, mit allen hydraulischen und biologischen Folgen.


    Es ist erstaunlich, dass trotz all dessen, jedes Jahr wieder die Cohos (Silberlachse) zurueckkommen und die Fischgenerationen weiterleben lassen wollen. Natuerlich sind die Bestaende durch die vielen Risiken stark schwankend und ohne die Hilfe von Freiwilligenverbaenden und Stuetzbesatz waere von den Lachsbestaenden nicht mehr viel uebrig. Gluecklicherweise und noch ohne jegliche Erklaerung, sind die Cohos dieses Jahr besonders zahlreich. Das gilt fuer die gesamte Inselkueste und wir Angler haben davon schon den ganzen Sommer und Herbst ueber profitiert.


    Auch die kleinen Victoria Baeche (Craigflower Creek, Colquitz Creek, Goldstream River) haben enorme Aufstiege dieses Jahr. Im Craigflower Creek tummeln sich gerade ueber 600 Cohos und es ist noch Zeit fuer mehr. Und das ist ein Bach der im Schnitt hoechstens 2 m breit und 20 cm tief ist. Wenn der Aufstieg Ende Nov vorbei ist, bin ich mir sicher wird die Nummer wohl bei 1000 liegen. So viele sind dort seit Jahrzehnten nicht mehr gezaehlt wurden. Der Flusswart zaehlte in der Falle am Fischzaun vor 3 Tagen alleine 165 Stueck an einem Tag.


    So ein Fischzaun wird als Wanderbarriere quer ueber den Bach installiert mit einer Durchlassoeffnung die Lachse aufhaelt aber kleinere Fische und Lebewesen durchlaesst (Forellen, Gruendlinge, Krebse etc).. Eine Oeffnung im Zaun laesst die Lachse in einen geschlossenen Kaefig in dem sie sich ansammeln, bis 1-3 Mal am Tag der Flusswaerter kommt, sie dort herauskeschert, kurz misst, Geschlecht bestimmt und dann overhalb des Zaunes wieder freilaesst. So bekommt man eine Idee wie gross die Bestaende sind, wie stark die Schwankungen sind, und wie die prozentualen Rueckkehrraten sind fuer die jeweilige Generation.


    Erstaunlich und erfreulicherweise haben wir dieses Jahr eine Menge Coho Jacks gezaehlt. Jacks gibt es haeufig bei Cohos und Chinooks (vielleicht auch bei den anderen 3 pazifischen Lachsen – ist mir aber nicht bekannt) und die sind praktisch das Gegenteil eines Ueberspringers beim Atlantischen Lachs (oder Meerforelle) aus dem gleichen Zweck. Cohos kommen normalerweise im 3. oder 4. Lebensjahr zurueck zum Laichen im Geburtsfluss; Jacks sind dann also Cohos die schon nach 2 Jahren zurueck kommen. Zwar sind die Jacks deutlich kleiner als die “richtigen” Aufsteiger, bekommen jedoch auch haeufig eine Chance zum Ablaichen. Habe schon mehrmals beobachtet wie sich die kleineren Jacks zwischen ein laichendes Grosslachspaar dazwischenmogeln und auch noch schnell ihren Senf dazugeben. Wahrscheinlich nehmen die grossen Milchner die Jacks gar nicht so richtig als Konkurrenz um das Weibchen wahr – genau darin liegt dann der Jacks Chance. Mit dieser Einrichtung hat die Natur fuer Bestandsueberleben bei katastrophalen Generationsausfaellen gesorgt.


    In der Praxis ist ein hohes Jack-Aufkommen ein Zeichen fuer einen grossen Run im folgenden Jahr. Man bekommt also schon mal einen Einblick in die naechstjaehrige Zukunft.


    Die Freiwilligen organisieren um diese Jahreszeit haeufig Besichtigungen der Zaun/Fallenanlage fuer Schulklassen und andere Interessierte. Das ist Biologie zum Anfassen und viele staunen, dass solche kleinen Baeche, und noch dazu mitten in der Stadt, immer noch wichtige Oekosystemfunktionen haben. Das erzeugt Umweltbewusstsein und rekrutiert vielleicht den einen oder anderen neuen Helfer oder Spender. Ich bin jedenfalls mit Stolz und Elan dabei!


    Anbei noch ein paar Bilder von den Victoria Baechen. Viel Spass.


    1) und 2) Craigflower Creek im Oberlauf


    3) Volle Lachsfalle im Craigflower Creek


    4) Schoener Coho Milchner


    5) Lachsbesatz fuer Craigflower von der Brutstation


    6) Colquitz Creek


    7) Fischzaun und Lachsfalle am Colquitz Creek