Beiträge von cohosalmon

    Samstag den 25.3. 2017 hatten wir mal was besonderes im Programm. Ich mache das nicht haeufig und es ist auch nicht ganz billig aber am Ende jeden Cent wert: eine Driftangeltour auf Steelhead und Forelle. Wir hatten unseren beiden Soehnen Ricardo und Alex eine gefuehrte Tour auf dem Cowichan River zu Weihnachten geschenkt – zusammen mit ihren beiden besten Freunden Alec und Owen. Ian und ich, die beiden Vaeter, wollten aber auch mitkommen und so bestellten wir uns 3 Flussguides und 3 Driftboote. Die Steelheadsaison am Cowichan River geht normalerweise von Dezember bis Anfang April – das ist fuer Winter-Run Steelheads, also Wanderforellen die erst im Winter in den Fluss ziehen um im Fruehling zu laichen. Im Gegensatz dazu steigen Summer-Run Steelheads schon im Sommer in den Fluss und verbringen dann dort die ganze Zeit bis zum naechsten Fruehjahr. Auf Vancouver Island gibt es allerdings nicht allzuviele Fluesse, die Summer-Run Steelheads haben. Das liegt wohl daran, dass viele Inselfluesse im Sommer fast austrockenen durch das besondere Inselklima.


    Der Cowichan River ist einer der bedeutensten Fluesse auf Vancouver Island. Er kommt aus dem Cowichan Lake ca. 1.5 h noerdlich von Victoria und ergiesst sich suedlich von Duncan nach ca. 50 km Fliesstrecke in das Meer auf der Ostseite der Insel. Durch die stetige Wasserspeisung und Verbindung mit dem See, hat dieser Fluss auch im Hochsommer wenigstens noch etwas Wasser im Flusslauf und die heimischen Forellen haben die Moeglichkeit sich in den See zu verziehen wenn der Fluss zu niedrig und zu warm wird im Sommer. Der Cowichan Lake ist gross und extrem tief – also perfektes Salmonidenrevier. Hier hausen riesige Cutthroat und Regenbogenforellen und auch einige Saiblingstaemme. Der See spuelt auch staendig wichtige Naehrstoffe in den Fluss so dass dieser fuer einen Inselfluss ungewoehnlich produktiv ist. Es gibt aber noch eine andere Besonderheit am Cowichan River; es ist der einzige Fluss westlich der Rockies in Kanada, der eine sich selbsttragende Bachforellenpopulation hat. Die sind vor ueber 100 Jahren eingeschleppt wurden und haben sich gehalten und sogar praechtig entwickelt. Die natuerlichen Cutthroatbestaende im Fluss haben dadurch zwar gelitten aber die Bachforellen fuehlen sich in diesem Fluss pudelwohl. 50 cm plus Exemplare sind nicht selten und es gibt immermal Berichte und Bilder von 70-80 cm Monstern die ueber 5 kg wiegen wuerden. Das genaue Gewicht sollte man besser nicht wissen – der ganze Fluss ist ein reines Catch&Release Gewaesser ausser ein paar Lachsarten die man im Herbst eventuell behalten darf.


    Neben den Bachforellen ist der Fluss Heim fuer natuerliche Regenbogenforellen die auch zu beachtlichen Groessen abwachsen koennen aber meist in der 30 – 40 cm Klasse gefangen werden. Ein paar Cutthroatforellen steigen mit vielen Regenbognern aus dem See in den Fluss ab, wenn im Herbst die Lachse im Fluss laichen, um sich dann den ganzen Winter ueber an den Lachseiern zu laben. Und wie gesagt, die Winter-Run Steelheadforellen sind heimisch im Cowichan River. Das ist ein Wildstamm der bekannt ist fuer Exemplare bis ueber 20 Pfund. Die Durchschnittsgroesse, die man regelmaessig faengt, liegt immerhin noch bei 7 – 15 Pfund. Waehrend die Bachforellen (Brown Trout) im oberen Abschnitt, eine exklusive Fliegenstrecke, das Ziel vieler einheimischer und touristischer Angler sind, sind im mittleren und unteren Flussbereich die Steelhead und im Herbst die Lachse das Hauptziel.


    Unsere Tour sollte in der Flugangelstrecke beginnen und dann bis in den mittleren Bereich, das Steelheadrevier gehen. Das war auch eine gute Gelegenheit fuer die Jungs das Flugangeln mal zu lernen. Und es sollte uns nicht leicht gemacht werden! Die vielen Regenfaelle der letzten Wochen hatten den Fluss gut anschwellen lassen. Die Stroemung war oft so schnell und stark, dass unsere Guides die Boote nur an ruhigen Randstellen verankern konnten welche uns kaum Rueckraum fuer’s Werfen liessen. Aber die Jungs kamen schon nach kurzer Zeit gut klar mit dem Geraet.


    Schon an der Stelle, an der wir die 3 Boote zu Wasser liessen, sahen wir im klaren Wasser grosse dunkle Schatten am Grund stehen. Die Fischdichte im oberen Flussbereich war wirklich beeindruckend und wir waren alle aufgeregt und konnten den Start kaum erwarten. Die juengeren Burschen legten mit ihrem Guide Edd zuerst ab und waren praktisch fuer den ganzen Tag verschwunden. Die groesseren Jungen mit Guide Alex blieben immer in unsere Naehe, was schoen war um mal ein paar Fotos voneinander zu machen und auch um ein paar Witze und Ulkereien hin und herzurufen. Schliesslich hatten wir auch einen kleinen Wettkampf; pro gelandeten Fisch ein Punkt und fuer den groessten (vom Guide geschaetzt) Fisch 3 Punkte. Fuer den Gewinner gab’s die Mones Cup Trophaee.


    Wir legten nur kurz ab und verankerten keine 50 m flussab und begannen da mit dem Fischen. Vor dem Boot standen einige Regenbogner – manche wahrscheinlich 50 cm plus lang - zwischen Steinen am Grund. Die Schwierigkeit bestand darin, eine Fliege bei der starken Stroemung und ordentlichen Tiefe bis direkt vor die Fische zu kriegen. Das Wasser war noch eiskalt und die Forellen stiegen nicht. Der Koeder musste runter. Nur die schwerste Sink-Tip Schnur schaffte das. Ian, mein Bootspartner, hatte den Trick am schnellsten raus. Ruckzuck hatte er einen schoenen vielleicht 35 cm Regenbogner am Band. Herrlich im Laichkleid gezeichnet. Ich frickelte mal wieder mit der Flugschnur zu meinen Fuessen herum, als Nelson, unserer Guide zu mir meinte: “Hast Du nicht einen Fisch dran!?”. Unglaeubig strippte ich den Schnurbogen ein und tatsaechlich – meine Rute bog sich nun durch. Leider nur fuer ein paar Sekunden – der verpasste Anschlag raechte sich.


    Ploetzlich war wieder Ian’s Rute krumm und seelenruhig und unaufgeregt drillte dieser Anfaenger schon seinen zweiten Fisch an’s Boot. Kurz darauf schlug Ian wieder an und diesmal ging seine #5 Rute richtig in die Knie. Ich wollte gerade meine Schnur einholen um ein paar Fotos zu schiessen, rums, jetzt war ich auch am Fisch – Doppelbiss. Ich versuchte meinen Fisch von Ian’s Schnur wegzuhalten – dafuer sausste mein Fisch jetzt unter unser Boot – oh je, auf die Ankerschnur hinzu. Ich steckte meine Rutenspitze tief ins Wasser um den Fisch wieder da herauszudirigieren und ploetzlich war der Kontakt weg. Mist! Ian wiederum zauberte eine toll gezeichnete Regenbogenforelle in den Kescher – 40 cm! Wir bearbeiteten diese Stelle noch eine Weile weiter und verbuchten noch den einen oder anderen Biss. Ich beobachtete die Fische vor uns durch meine Polbrille und ploetzlich sah ich einen grossen Schatten – etwas heller als die anderen Forellen. Ich zeigte das Nelson und er meinte Steelhead. Der war locker 70 cm lang! Ich nahm meine #9 Rute und Nelson band eine Steelheadfliege dran. Ich liess die Fliege mehr als einmal genau auf die Forelle zutreiben und einmal machte sie auch einen seitlichen Schlenker – mir blieb fast das Herz stehen. Leider, leider nahm sie den Koeder nicht. Aber was fuer ein Adrenalinfischen – so auf Sicht!


    Dann drifteten wir weiter und uebernahmen eine Stelle, an der Alex mit den groesseren Jungs gerade gefischt hatten. Ricardo hatte eine Mini-Steelhead gefangen (vielleicht 20 cm) aber sonst waren die noch Schneider. Irgendwas mussten die aber falsch gemacht haben, denn Ian war sofort wieder am Fisch – und diesmal rappelte es richtig an seiner Rute. Der nahm voll Schnur und die Rute war ein Halbkreis. Ich beobachtete gespannt wie das Tauziehen ausging. Der Fisch sausste paar Mal in die starke Stroemung weiter draussen und nutzte dort seinen Vorteil. Ian hatte ordentlich zu tun, ihn von dort wieder in unsere ruhige Bucht zu kriegen. Dann war er endlich in Sicht – eine praechtige Bachforelle! Noch ein paar heikle Momente um das Boot und dann lag sie im Kescher. Was fuer ein toller Fisch! Ian war stolz – und zurecht; ein tolles Maennchen, 47 cm lang mit einem Hakenmaul.


    Dann ging es weiter flussab. Jetzt ankerten wir auf der gegenueberliegenden Seite von unseren grossen Jungs. Die hatten immernoch nichts weiter gelandet. Jetzt musste ich aber auch mal was vorzeigen. Ich wechselte auf Lachseiimitation und hatte am Stroemungssaum sofort einen Biss – verpasst! Damn! Noch einmal diese Drift – rums, Rutenspitze nach unten gerissen, Anschlag sass! Haha, in Sichtweite der Jungs drillte ich eine ordentliche Regenbognerin von vielleicht 35 cm. Nach beherzten Kampf kam sie gerade neben das Boot und Nelson wollte keschern als der Haken auschlitzte. Gibt’s ja nicht – wieder nichts zum vorzeigen! Ian schmunzelte nur “Wer ist hier der Experte?”.


    Dann drifteten wir durch ein paar Stromschnellen und durch tiefe Schluchten. Alleine die Bootstour war schon atemberaubend. Das Wetter war durchwachsen, hin und wieder ging ein Schauer nieder und dann kam die Sonne wieder heraus und liess die Natur dampfen. Ich war aber froh, dass ich die Neoprenwathosen anhatte. So war ich schoen warm die ganze Zeit. Wenn wir Strecke machten, zeigte uns Nelson vielversprechende kleine Stellen hier und da beim Vorbeidriften und wir warfen diese Stellen nach seinen Instruktionen an. An einer Pflanzen und Strauchueberwucherten Uferstelle an der wir mit guter Geschwindigkeit vorbeiflogen, warf ich genau vor die Zweige und Straeucher und zwei Sekunden spaeter gab es einen heftigen Schlag in meiner Rute. Die Schnur kam sofort an die Oberflaeche und eine tolle Bachforelle katapultierte sich wohl einen halben Meter aus dem Wasser. Whooaa – “fish on” rief ich, aber Nelson sagte nur “Bleib’ dran – hier koennen wir nicht halten!” Na das kann ja fein werden – ich konnte ja nicht mal einen Fisch am Haken behalten als wir ruhig in einer Bucht verankert lagen. Jetzt jagten wir mit einem Affenzahn den Fluss hinunter und ich hatte eine wilde Forelle am Schonhaken die schon wieder sprang und Schnur von der Rolle riss. Das kann doch nicht gutgehen.


    Es war aber auch wirklich eine unguenstige Stelle fuer eine Fischlandung. Mittlerweile hatte ich den Fisch das erste Mal neben dem Boot – ein herrlicher Fisch – aber Nelson konnte die Ruder nicht weglegen weil wir auf eine Flusskurve zutrieben an der ein Baum halb ueber den Fluss hing. Noch eine Flucht und dann schwamm der Fisch, nun wohl auch erschoepft, neben dem Boot in der schnellen Stroemung. Ich warf Ian den Kescher zu – der versuchte den Fisch ins Netz zu kriegen aber das war in dieser Stroemung gar nicht so einfach weil das Netz sich nicht oeffnen konnte. Dann schaufelte er den Fisch aber doch irgendwie in den Kescher und reichte ihn mir an das Heck. Ich hielt den Fisch im Kescher im Wasser bis wir nach 2-3 Minuten wieder ruhigeres Wasser erreicht hatten und am Ufer landen konnten.
    Hier bewunderte ich den Fisch ausgiebig und wir schossen von dem Weibchen noch ein paar Nahaufnahmen und liessen sie dann unversehrt schwimmen. 45 cm – eine meiner groessten Bachis – jemals.


    Es wurde jedoch deutlich, dass je weiter wir stromab kamen, desto geringer die Fischdichte wurde. Wir sahen vereinzelt in Pools und tiefen, klaren Stellen ein oder zwei Forellen stehen, aber nicht mehr die regelrechten Schwaerme wie weiter oben. Ian hatte noch einmal kurz Fischkontakt aber dann wurde auch diese Fangmaschine ruhig. Wir legten mal an und machte kurz Pause. Dann kamen wir bald an die Fliegenstreckengrenze und griffen nun zu den Spinnruten. Jetzt ging es auf Steelhead mit Pose und Lachseiimitat. Jetzt konnte man gut in Grundnaehe fischen. Wir hielten an einer Inselzunge an und befischten den stroemungsberuhigten Teil direkt unterhalb der Insel. Das roch nach Fisch. Nelson angelte nun auch ein bisschen und wollte etwas stromauf hinter der Insel werfen – seine Schnur blieb beim Wurf aber an einem Gestraeuchzweig haengen und sein Koeder baumelte gerade an der Wasseroberflaeche nur einen halben Meter vom Ufer weg. Waehrend Nelson versuchte seine Schnur vom Zeig freizuzuckeln, sahen wir ploetzlich wie ein riesiger silberner Koerper direkt vor seinem Koeder auftauchte, sich drehte und wieder abtauchte. Unglaublich! Nun feuerten wir ein ums andere Mal zu dieser Stelle und befischten die ganze Strecke ausgiebig. Nichts. Bummer! Als wir ablegten und langsam ueber die tiefe Stelle unterhalb der Insel trieben, sahen wir ploetzlich einen grossen Schatten tief unten herumziehen. Wow, das war ein 80 cm plus Fisch – wahrscheinlich 15 Pfund und mehr. Schade aber gewaltig anzusehen!


    Sie waren also da, die beruehmten Steelheads. Aber aehnlich wie eine Meerforelle in der Ostsee, nennt man die Steelhead den Fisch der 10000 Wuerfe. Da hatten wir noch etwas Arbeit vor uns. Das einzige Mal das ich den Cowichan River zuvor beangelt hatte, auch mit Driftboot und Guide, hatte ich das Glueck gleich eine fast 15 pfuendige Steelhead zu fangen neben noch einer etwas Kleineren plus 2 oder 3 im Drill ausgestiegenen. Das muss aber nicht immer so gehen.


    Wir ankerten dann mal wieder an einer Stelle wo sich das Flussbett teilte und ein kleiner Seitenarm hinter einer Kiesinsel mit Schwemmholz langfloss. Nelson hiess uns aber auf den Hauptarm an der Stroemungskante zu konzentieren. Da dort aber fuer drei Angler recht wenig Platz war, sprang ich raus und wollte den Seitenarm erkunden. Ich watete bis zu der Insel und kletterte ueber paar Baumstaemme und Wurzelwerk und kam an diese fischig riechende Stelle. Ein kleiner Teil des Flusses kam hier ueber ein paar Steine in diese kurze aber bestimmt 1,5 m tiefe Rinne geschossen, wo das Wasser etwas ruhiger lief bis es sich etwa 20 m weiter abwaerts wieder Richtung Hauptarm bewegte. Wenn ich ein Fisch waere, der sich mal von der brutalen Hauptstroemung ausruhen wollte, dann waere ich hier.


    Ich stellte meine Pose etwas flacher, so dass das Eiimitat genau am Grund entlang poltern musste, und warf an den oberen Saum der Rinne. Ich bekam nur eine etwa 5 Sekunden lang dauernde Drift aus dieser kurzen Stelle heraus. Beim dritte Wurf verschwand die Pose – haengt wohl irgendwo am Grund, denke ich – ich zog halbherzig an und ploetzlich fuehlte ich 2 – 3 schwere Kopfstoesse. Ehe ich noch “Fish on!” rufen konnte war der Spuk vorbei. Aha, da stand was drin in der Rinne. Konzentriert bis in die Haarspitzen versuchte ich weitere Wuerfe. Nichts mehr. Gerade wollte ich das Geraet einholen als die Pose etwas weiter abwaerts wieder verschwand. Ich ruckte vorsichtshalber diesmal an und – hoho, sofort ging die Post ab und Schnur wurde von meiner Rolle gerissen. “Fish on!” schrie ich Nelson zu denn hier brauchte ich Hilfe. Baumstaemme im Wasser weiter oben und unten – wenn der Fisch hier richtig Gas gab, hatte ich schlechte Karten. Ich drehte die Bremse fester und der Fisch kam an die Oberflaeche und waelzte sich. Ein toller fast silberner Fisch – weit ueber 10 Pfund, das war sicher. Aber das war auch alles was ich zu sehen bekam denn durch das Waelzen kam der Fisch frei und ich stand mit zitternden Haenden und Knien da – sehr enttaeuscht. Ein paar unschoene Worte entfuhren meinen Lippen als ich noch ein paar Wuerfe versuchte. Am Boot bekam ich dann ein paar troestende Schulterklapse, Nelson hatte den Fisch auch gesehen und verstand meine Gefuehl.


    Ein paar Ecken weiter, trafen wir wieder auf Ricardo und Alec und die packten gerade den Kescher zusammen. Ricardo rief mir stolz zu, dass er gerade eine etwa 10 pfuendige Steelhead gelandet haette. Na also! Mein Junge! Klasse! Er war aus dem Haeuschen. Wir ankerten unweit von denen vor einer Steilwand und versuchten unser Glueck. Oftmals wanderten Steelheads in kleinen Gruppen von 2 – 6 Exemplaren. Aber es sollte nicht sein fuer uns. Es ging dann wieder ueber Stromschnellen und durch schnelle Rieselstellen. Angeln war hier kaum moeglich – der Fluss war extrem schnell hier. Erst den letzten Kilometer vor der Endstelle fanden wir wieder ein paar Stellen die sich fuer ein paar Wuerfe lohnten. Allerdings blieb es bei der Ausbeute. Hier kamen wir an eine scharfe Flusskurve in der das Wasser sehr tief und ruhig floss. Nelson riet uns ueber den Bootrand ins Wasser zu schauen denn oft stuenden hier grosse Steelheads. Angeblich wuerden die hier aber nie beissen – zumindest haette er noch nie eine der hier stehenden Forellen fangen koennen – in all den Jahren die er schon Trips fuehrte. Und tatsaechlich sah ich einen Chinook-grossen Schatten weghuschen als wir ueber diesen Pool drifteten. Wow, das muss ein Klopper von Steelhead sein!


    Den abenteuerlichen Schluss bildete die Landung in einer kleinen Uferniesche direkt oberhalb der Skutz Faelle – ueber die wir auf keinen Fall fahren wollten. Die Guides wussten was zu tun war. Dennoch war es schon mit etwas Nervenkitzel verbunden wenn man 30 m weiter unterhalb das Wasser weiss rauschen und ueber Felsen stuerzen sah. Das ist nichts fuer Anfaenger am Ruder!


    Hier trafen wir uns alle wieder und die Jungs waren ganz aufgeregt und wollte alle Geschichten innerhalb zwei Minuten loswerden. Das war ein Geplappere und Fotogezeige. Ian lag gut im Rennen fuer die Trophae mit 4 gelandeten Fischen und einer 47 cm Forelle. Bis sein junger Sohn kam und ebenfalls 4 Fische inklusive einer 11 pfuendigen Steelhead ankuendigte! Wow! Wir wollten alle das Beweisfotos sehen – aber es gab nur ein Bild von einem grossen Platscher im Wasser – Owen hatte angeblich den Fisch aus den Finger gleiten lassen, bevor die Kamera schoss! Edd, sein Guide versicherte hoch und heilig und mein Sohn Alex bestaetigte. Das genuegt wohl in Anglerkreisen und so gewann Owen – der eher Anfaenger ist – die Trophaee. Ich war froh ueber diesen Ausgang. Jeder hatte mindestens einen Fisch gefangen und einige richtig tolle Fische. Ein Trip der uns immer in Erinnerung bleiben wird und hoffentlich nicht der letzte dieser Art gewesen sein wird!

    Ja, gut bemerkt Gerd. Wir hatten tatsaechlich noch ein paar Fehlbisse - die waren einfach nicht sehr aggressiv an diesem Tag. Gibt's schon mal allerdings eher im Sommer/Herbst wenn deren Gedanken schon mehr an der Fortpflanzung haengen. Wer soll's Ihnen auch verdenken wenn die sich auf das eine und einzige Mal im Leben freuen :-)


    Passiert im Winter oft, dass der Blinker im Schlund steckt.

    Samstag den 18.3. konnten mein Grosser und ich mal fuer ein paar Stuendchen mit dem Boot raus auf’s Meer. Es war immer noch ungewoehnlich kalt fuer die schon fortgeschrittene Saison aber wenigstens war es windstill. Ricardo hatte schon seid Monaten keinen Fisch mehr gefangen und hatte auch letztes Jahr nicht gerade das groesste Angelglueck. Aber als guter Sportler liess er sich nicht entmutigen und versuchte es mal wieder mit mir. Wir fuhren zur Constance Bank hinaus und kamen ungefaehr zum Gezeitenwechsel an – perfekt! Ein paar andere Boote bearbeiteten die Westseite der Bank schon und hier und da sah man krumme Ruten – vielversprechend!


    Wir setzten 2 Ruten am Downrigger ein und liessen 2 schlanke Blinker mit Glow-Farben bis zum Boden hinab. Es dauerte wirklich nur Minuten bis die erste Rute losruckelte. Ricardo brachte den ersten Lachs an seiner Rute zum Boot – bisschen zu klein fuer unseren Geschmack aber wenigstens ein Fisch. Das ging nun recht regelmaessig so weiter; wir waren wohl in einem Schwarm halbwuechsiger Winterlachse. Der glow-gruene Cohokiller war wohl besonders beliebt und so bestueckte ich auch die zweite Rute mit einem. Wieder ruckte eine Rute los und ich war diesmal schneller als Ricardo und schnappte mir die Rute. “Der fuehlte sich besser an.” meinte ich und Ricardo machte den Kescher fertig. Als ich ihn endlich am Boot hatte, war ich ein bisschen enttaeuscht – wieder nur so ein Halbstarker auf Drogen! Der hatte wirklich Rabatz gemacht fuer seine vielleicht 50 cm.


    Die Nachbarboote hatten auch regelmaessig solche Kaliber am Band. Gab es denn hier keine Grossen? Wir machten aus, dass wenn innerhalb einer halben Stunde kein groesserer Fisch biss, dass wir die Stelle wechseln wuerden – auch wenn es Spass machte, regelmaessig was zu fangen. Wir brachten wohl noch 3 oder 4 der gleichen Sorte ans Boot. Dann opferten wir ein Downriggerblei plus Geschirr einem Unterwasserhinternis – aua! Dann loeste meine Rute das erste Mal von selber aus und ruckte kraeftig nach unten. Das muss doch was groesseres sein! Und wieder meinte ich kraeftigere Kopfstoesse zu spueren und war ein paar Mal drauf und dran Schnur zu geben. Bald lag da nun wieder so ein 52 cm Winter Chinook neben dem Boot. “Ok, im Anbetracht des vorherigen Materialverlustes und im Anbetracht der Gefahr, dass da nichts mehr groesseres kommen koennte, geht dieser hier mit!” beschloss ich denn.


    Wir packten dann zusammen und fuhren an die Kueste vor der Marina. Dort schleppten wir den tieferen Graben bei ca. 50-60 m Tiefe ab. Nichts, kein Biss mehr. Statt dessen beobachteten wir einen Angler der mit seinem Boot driftete und mit einer Grundrute angelte und in schoener Regelmaessigkeit fette Schollen an Bord zog. Hm, das haette man auch machen koennen! Aber wir hatten kein Zeug dafuer dabei. Dann regte sich der ewige Hunger meines Teenage-Sohnes. Ich schlug vor, dass wir in den Victoria Hafen fuhren und dort ein Restaurant mit Dock suchten und einkehrten. Er war sofort einverstanden. So dampften wir um die Mole in den Hafen nach downtown Victoria und legten neben dem Wasserflugzeugterminal beim Restaurant “Flying Otter” an und waermten uns auf und stillten den Hunger. War ein schoener Abschluss dieses Tages.

    Ich mache das schon haeufiger. Ist so unkompliziert und auch bequem. Fuer 2 wuerde ich wohl lieber das Schlauchboot fertigmachen statt 2 Belly Boote. Aber ich mag Belly Bootangeln mit der Flugangel generell gerne. Bei den niedrigen Wassertemperaturen haeltst Du es eben nicht sehr lange aus aber wir hatten ja auch nicht so viel Zeit.

    So! Die Forellensaison ist fuer mich nun offiziell eroeffnet! Zwar waere ich lieber am Wochenende auf's Meer gefahren, kein Wind, fruehlingshaft warm und hervorragende Gezeiten aber wir hatten die Victoria Boots- und Angelmesse und die hiessige Angelgesellschaft, der ich mit vorstehe, hatte einen Messestand an dem ich ein paar Stunden aushelfen musste. Damit blieb nur Zeit fuer einen Sonntagmorgen Kurztrip zu einem der lokalen Seen. Der Durrance Lake, urspruenglich unser Ziel, liegt 100 m ueber dem Meerespiegel und hatte erstaunlicherweise noch eine Eisschicht. So wichen wir, 3 Teeagers und ich, zum nahem Prospect Lake aus. Ich hatte wegen der noch sehr niedrigen Wassertemperaturen (~4 Grad) keine grossen Erwartungen aber ich sollte positiv ueberrascht werden!


    Die Jungs fuhren zu dritt mit dem Aluboot und E-Motor los und ich setzte mich ins Belly Boot. Ich fand eine beisswillige Regenbogenforellengruppe sehr schnell an der 7 m Tiefenkontour und bearbeitete die mit einer schwarz-grauen Wooly Bugger Fliege. Schnelle Sinkschnur war noetig denn die Forellen waren dicht am Grund und nahmen die Fliege nur wenn man sie in Grundnaehe anbot und nicht zu schnell bewegte. Ich hatte Spass und fing in der ersten Stunde ruck zuck 5 schoene Regenbogner - die groesste knapp 40 cm. Die Jungs schleppten erst ohne Erfolg aber als ich ihnen dann Stelle und Tiefe verrat, kamen sie auch mit der Wurmangel schnell zu Erfolgen. Die 2. Stunde hatte ich noch mehrer Bisse und kurze Drills, konnte aber keine mehr landen - sie bissen jetzt knapp und zoegerlich. Nach 2 Stunden wurden meine Fuesse kalt und wir packten zufrieden ein. Alle Fische wurden wieder freigelassen - einer hat jedoch nicht ueberlebt; die Forelle war wohl vom Drill erschoepft und vom Hakenloesen etwas benommen und wurde eines Weisskopfseeadlers Beute bevor sie abtauchen konnte. Klasse Adlershow!

    Nach der wahrscheinlich laengsten Angelpause meines Lebens kamen gestern mal wieder alle wichtigen Faktoren im richtigen Wertebereich zusammen: der sonst in Victoria seltene Schnee war weg, Eishockeytermin erst am spaeteren Nachmittag, kein Wind und keine dringenden Arbeits- oder Hausverpflichtungen. Ich musste nur das Boot mit Downrigger und Angelzeug bestuecken und den groebsten Staub von Instrumenten und Sitzen entfernen. 8:00 Uhr war ich fertig und Alexander liess sogar sein Basketballtraining dafuer ausfallen und wollte unbedingt mit.


    Es gab nicht allzuviel aktuelle Fangberichte im hiessigen Angelforum weil das winterliche Wetter praktisch seit mitte Dezember die wetterverwoehnten Victorianer vom Wasser weghielt. Ein paar unerschrockene professionelle Guides berichteten von vielen kleineren Winterlachsen. Und da seit 1.2. auch die Heilbuttsaison wieder eroeffnet war, gab es auch die eine oder andere Buttmeldung. Wir waren aber scharf auf Lachs! Kurz vor 9 Uhr waren wir an der Victoria Bootsrampe und dort war Hochbetrieb. Wir waren wohl nicht die Einzigen denen es in den Fingern gejuckt hatte. Es stellte sich heraus, dass ein kleineres Angelderby stattfand und ausserdem war ja Montag Feiertag (Familientag).


    Schnell war das Boot gewassert, aber als ich den Motor starten wollte, stellte sich heraus, das meine normale Startbatterie dem Winter zum Opfer gefallen war. Gut das ich eine zweite hatte! Dann duesten wir aus dem Hafen und in die sonnendurchflutete See. Das Boot lief gut und die See war ruhig und so beschloss ich bis zur 7 km entfernten Constance Bank zu fahren um dort zuerst unser Glueck zu versuchen. Alex war einverstanden. Dort lag zu meinem Erstaunen immernoch das grosse Frachtschiff Hanjin – Hamburg vor Anker. Angeblich war diese Suedkoreanische Firma mit dem Schiff aus einer Hamburger Reederei pleite gegangen und die Crew sass nun in kanadischen Gewaessern fest, hatte keine Bleibegenehmigung in Kanada aber auch keinen Finanzierer einer Weiter-oder Heimfahrt. Arme Schlucker! Eine zahlreiche Trollingflotte zog um das Frachtschiff ihre Kreise.


    Wir machten schnell zwei Ruten klar – eine mit einem Heringsblinker – etwa 5 m ueber Grund eingesetzt und den Nootka Sandaalblinker direkt durch den Grund gezogen. Beide mit Glow-Flasher, die noch ordentlich am Flutlicht aufgeladen wurden, die Blinker mit Heringsoel eingesprueht und dann ab auf Tiefe. Da musste doch was gehen! Dann schauten wir gespannt auf die Ruten und die Boote um uns herum. Da! Auf einem Boot neben uns wurde es lebendig – einer sprang auf und zu einer Rute und zog kraeftig an. Wir sahen die Rutenspitze regelmaessig rucken – die waren am Fisch. Noch waehrend ich das beobachtete, sprang Alex auf und an mir vorbei zur Steuerbordrute. Bevor er ankam sah ich noch wie die Rute, schon ausgeloest, ordentlich ruckte. Biss!


    Das war meine neueste Rute mit dem Heringsblinker – eine relativ leichte Schlepprute von Fenwick die den Drillgenuss bei kleineren Lachsen wie auch den Winter Chinooks maximieren sollte. Alex freute sich ueber die Gegenwehr und das lang vermisste Gefuehl eines Drills. Es war uns aber schnell klar, dass das kein Grosser war. Mal sehen ob es zum Keeper reichen wuerde. Endlich hatte Alex den Lachs neben dem Boot und wir beschlossen, dass der zu klein war – vielleicht gerade das Mass von 45 cm aber unter 50 cm nahmen wir keine Lachse mit, es sei denn sie waren toedlich verletzt. Schnell war der quirrlige Kerl mit der Zange neben dem Boot abgehakt. Nun schnell wieder runter mit der Rute. Jetzt sahen wir noch mehrere Boot um uns herum mit zuckenden Ruten. Alles nur Kleinzeug, nur einmal sahen wir ein Boot zum Kescher greifen.


    Hm, wo steckten nur die Besseren? Wir fischten an der Scharkante der Bank in ca. 35 m Tiefe. Sollten wir weiter westlich im Tieferen oder weiter oben auf der Bank im Flacheren die Groesseren suchen? Ich entschied fuer die flacheren Bereiche. Ich achtete darauf das die tiefere Rute immer mal auf Boden aufschlug waehrend der Heringsblinker etwas darueber lief. Kurz darauf hakten wir wieder einen Shaker an dem Heringsblinker der allerdings schon nach wenigen Kopfstoessen den Haken wieder los wurde. Dann war erstmal Ruhe. Die Flotte um uns herum zerstreute sich auch in allen Himmelrichtungen. Ueber Funk meldeten einige ein paar Fischerfolge um die 6 Pfund. Vor Downtown Victoria war wohl auch Beisspause.
    Ich wechselte dann den Nootkablinker gegen einen Glow-Cohokillerblinker. Etwa 10 Minuten nach dem Koederwechsel riss ploetzlich die neubestueckte Rute aus dem Clip und ruckte kraeftig los. Ich sprang vom Sitz und hatte im Nu die Rute in der Hand und schlug an. Oh ja! Da war dieses wonnige Gefuehl wenn der Anschlag in einem Fischmaul landet und die ersten Kopfstoesse als Gegenwehr zu spueren waren. Der fuehlte sich ganz gut an, wenn ich mich auch kaum noch erinnern konnte. Ich gewann zwar stetig Schnur musste aber hin und wieder mal einhalten und sogar die Bremse fuer eine etwaige Flucht fertig machen. Alex raeumte inzwischen die andere Rute ein und hielt dann bange ums Boot nach Robben Ausschau. Dann war der Fisch oben und Alex griff zum Kescher. Er hatte nicht gerade den Ruf eines souveraenen Kescherers aber ich sprach ihm Mut zu und tatsaechlich schaufelte er den Lachs gleich bei der ersten Bootsannaeherung heraus. Juhu, der erste Fisch 2017 und der erste Lachs seit vielleicht Oktober? Er war zwar wirklich klein aber mit reichlich 50 cm doch in unserem Keeperbereich. Vieleicht 5 Pfund. Wir freuten uns wie ueber einen 20 Pfuender!


    Wir schleppten wieder in die Bissgegend zurueck und hofften auf mehr. Leider schien es ein Einzelgaenger gewesen zu sein. Wir konnten in den naechsten 30 Minuten keinen Biss mehr erzwingen. Da kam ein Funkspruch vom Hafen, dass gerade ein knapp 14 Pfuender als Derbyleader eingewogen worden war – gefangen nahe der Victoria Mole. Wir beschlossen der Constance Bank den Ruecken zu kehren und die letzte Stunde noch vor Downtown zu probieren. Schnell war alles Geraet eingeholt und das Boot wieder unter Land versetzt. Hier verteilten sich die Boote ueber eine grosse Flaeche; manche fischten im Flachen und manche fischten weit draussen ueber 100 m Tiefe. Ich stoppte bei der 40 m Tiefenline und liess wieder beide Blinkerruten runter.


    Wir besprachen Alexanders Fussballsaison; stand sein Team doch im Inselfinale und hatte gute Chances zu den Provinzfinals zu fahren. Ich stellte dann fest, dass meine Salzwasserpumpe fuer den Deckschlauch nicht funktionierte und Sicherungen frass. Ein Boot ohne Nutzung lange stehen zu lassen ist nicht gut – ich wuerde einiges zu reparieren haben vor der naechsten Tour! Ich zirkelte dann mal etwas ins tiefere Wasser und liess den Cohokiller konsequent bis zum Grund herab. Da riss es ploetzlich an dieser Rute und der Downriggerclip loeste aus. Da ich gleich daneben stand riss ich die Rute raus, nahm Fuehlung auf und ruckte an. Der hing!


    Alexander uebernahm von hier. Er meinte gleich, dass da nur ein Kleiner war und sagte er wolle nur ein bisschen Spass beim Drill haben. Ich liess die andere Rute also drin und drosselte nur den Motor ein klein wenig. Alex gewann stetig an Schnur aber der Fisch blieb tief. Normalerweise kamen kleine Lachse durch den Schnurdruck schnell zur Oberflaeche und man sah schnell den Flasher durch die Oberflaeche brechen. Hier musste der Fisch schon bis auf 10 m am Boot sein aber der Flasher war noch nicht aufgetaucht. Das war mir ein bisschen verdaechtig und ich erwaehnte zu Alex, dass der Lachs vielleicht doch nicht so klein war. “Ach was, Papa, der ist wieder so ein Shaker. Ich will nur ein bisschen Spass mit ihm haben!”, meinte er. Ich starrte angestrengt mit der Polbrille ins Wasser wo ich ihn erwartete aufzutauchen. Und ploetzlich sah ich ihn und griff hektisch nach dem Kescher. Der war nicht schlecht! Alex wollte es erst gar nicht glauben, hatte der doch gar nicht viel Rabatz gemacht – bisher. Jetzt naemlich, als er an die Oberflaeche neben dem Boot kam, wurde es dem Fisch wohl etwas mulmig und er schlug Schaum und tobte wie wild. Ich hatte die Kescherstange volle 2 m ausgefahren und schaufelte einfach in diesen Schaumball hinein ohne wirklich den Fisch sehen zu koennen. Ha! Geklappt! Der Lachs war im Netz und tobte dort noch weiter. Zu spaet mein Freund, dachte ich und klatschte mich mit Alex ab!


    Alex war wirklich verbluefft, das der Lachs groesser und besonders fetter war als unser erster Keeper heute. Man weiss halt nie und muss beim Angeln immer auf so ziemlich alles gefasst sein – die Lektion hatte er wohl nun gelernt. Schnell ein Foto und dann drehten wir noch 2 Kreise um die etwaige Fangstelle. Aber wieder war kein weiterer Lachs beisswillig. Da wir auch keine Futterfischschaerme in der Gegend auf dem Echolot sahen, verbuchten wir auch diesen Lachs als einen Zufallsfund – also einen Lachs, der hungrig mit einer kleinen Truppe umherzieht und Futter sucht und wir zufaellig seinen Weg gekreuzt hatten. Bis wir den Lachs gelandet hatten und wir zur Stelle zurueckgefunden hatten, war der Rest der Truppe schon wieder woanders.


    So packten wir nach einer weiteren halben Stunde dann doch recht zufrieden ein. Zwei brauchbare Lachse – 5 und 7 Pfund – und den ersten halben Sonnenbrand des Jahres, da kann man nicht meckern. Heute Abend gibt es frischen Lachs vom Grill!

    Gar nicht so einfach zu beantworten da es mehrere Formen der Regenbogenforelle gibt - hier in BC ist ja die eigentliche Herkunft dieses Forellenstamms!


    1) Meine groesste Regenbogner in einem lokalen See ist so um die 52 cm und 4-5 Pfund (Elk Lake, bei Victoria)
    2) Meine groesste Cutthroat Forelle (Kehlschnittforelle, end verwandt mit der originalen Regenbognerform): 68 cm, ca. 7 Pfund (Cameron Lake)
    3) Meine groesste Steelhead (Wanderform der Regenbogner) ca. 70 cm und ca. 12-15 Pfund (Cowichan River)


    Hier ein paar Brocken aus den Seen in und um Victoria.

    Keine Vereinsmeierei in BC. Du kaufst eine Jahreskarte (~$50 fuer Einheimische und ~$80 fuer Touristen) und kannst praktisch in jedem Suesswassergewaesser in BC angeln. Es gibt natuerlich besondere Regeln fuer einige Gewaesser, besonders fuer Fliessgewaesser mit Lachsen. An den allermeisten Seen in BC kann man angeln wie man will. Es gibt einige kleinere Seen auf Privatgrundstueck und die sind fuer die Allgemeinheit dann tabu.


    Viele stadtnahe und vielbeangelte Seen werden jaehrlich mit Regenbognern besetzt und bieten daher eine hohe Angelqualitaet trotz hohem Angeldruck. Das wird durch die Angellizenzgebuehren (oben) vom Land (Province) bezahlt. Daher meckert hier auch keiner ueber die Gebuehr - das klappt bestens. Man muss generell zwischen Kuestenregion und Interior BC unterscheiden:


    Kuestenregion:
    Naehrstoffarme Seen mit oft glasklarem Wasser. Kleinere Seen bieten da meist eine gute Bestandsdichte aber kleinere Groessen mit 30 cm als Durschnittsgroesse. Grosse Seen haben eher niedrige Bestandsdichte und dafuer gute Fischgroessen mit 50 cm + Forellen. Einige stadtnahe Seen haben mittlerweile auch einen guten Schwarzbarschbestand - natuerlich eingeschleppt und nicht so toll fuer das Oekosystem aber auch keine Katastrophe. Die abgelegeneren Seen in der Wildnis weisen meist einen guten Wildbestand an Regenbognern, Cutthroat-Forelle und in groesseren Seen noch Saiblinge und Kokanee (landlocked Salmon - reine Suesswasserform vom Rotlachs) auf. Es gibt auch ein paar Seen wo Bachforellen eingeschleppt wurden und zu enormen Groessen abwachsen (15 Pfund+) - Dichte jedoch gering.


    Interior BC
    Naehrstoffreichere Seen mit hoher Bestandsdichte und teils enormen Fischgroessen. Viele der riessigen Seen (Bodensee und groesser) beherbergen auch teils riesige Lake Trout (Namaycush Saibling) und spezielle Saiblings- (Bull Trout - bis ueber 20 Pfund) und Regenbognerarten (Gerrard Rainbow - bis ueber 20 Pfund) neben Barben und Quappen. Ohne Boat und Ahnung ist an solche Monster aber schwer heranzukommen. Die kleineren und mittleren Seen im Interior sind fantastisch fuer Flug- und Spinnangler und bieten gute Erfolgsaussichten auch fuer Anfaenger und Touristen auf Regenbogner bis 50 cm Laenge.

    Ich weiss, Ihr wartet alle auf mehr Lachsbilder und Berichte. Aber es regnet fast unaufhoerlich und die Fluesse und Baeche sind "blown out"; heisst trueb, super hoch, schnell und daher fast unbeangelbar. Weiss nicht ob ich nochmal an die Fluesse gehe; die Laichsaison in im vollem Gange und ich will die Lachse auf ihren Laichbetten auch nicht mehr stoeren. Die sollen jetzt mal in Ruhe ihr Ding machen - das haben die sich verdient! Frische Lachse, die aggressiv beissen, werden immer seltener im Fluss da die schweren Regenfaelle alles schon vor Wochen ins Suesswasser reingerufen haben.


    Dafuer sind die lokalen Seen heiss fuer Forellen.

    Hier mal eine kurze Meldung von der kanadischen Pazifikkueste. Die Lachse sind da! Die lokalen Baeche fuellen sich – nicht nur mit ordentlichen Mengen sondern auch mit teils aussergewoehnlichen Gewichten! So ist der Coho (Silberlachs) Run nicht nur zahlenmaessig beachtlich sondern besonders durch die grosse Durchschnittsgroesse aufgefallen. In kleinen stadtnahen Baechen wie Colquitz Creek und Goldstream River liegt die Durchschnittsgroesse der Heimkehrer bei weit ueber 10 Pfund mit Exemplaren an die 20 Pfund! Im Sooke River wurden von Freiwilligen etliche Cohos von ueber 20 Pfund zur Brutstation getragen! Und aehnliches hoere ich aus vielen Ecken in BC.


    Die Chinook-Rueckkehrraten in BC waren ok aber nicht toll. Sockeye (Rotlachs) bis auf Port Alberni (Somass River System) ueberall katastrophal. Die Hundslachse (Chum) kommen gerade erst an und scheinen wie erwartet.


    Ich bin mit meinem Sohn Alex mal einen Tag zum wilden Nitinat River an der Westkueste der Insel gefahren um vielleicht ein paar Lachse im Fluss zu haken. Ein toller Flussabschnitt und die grossen Chinooks lagen unruhig in den Pools. Alex konnte 2 kurz haken, leider sind beide aber nach kurzem Drill wieder ausgestiegen. So blieb Alex Schneider an dem Tag. Ich bearbeitete die Lachse konzentriert mit der Fliege und konnte letztlich einen ordentlichen Hundslachs landen der natuerlich sofort wieder schwimmen durfte. So hatten wir wenigstens einen Fisch ueberlistet auf dem Trip. Die Chinooks waren einfach nicht interessiert an den Koedern. Und es waren wirklich einige Klopper dabei – unter einem Holzstau sah ich einige in der hohen 30 Pfundklasse am Grunde stehen. Das einige von denen aber durchaus fangbar waren, bewiesen uns ein paar Angler stromauf von uns. Die hatten einige schoene Kerle am Band. Ob es an der Stelle oder dem Koeder lag, konnten wir leider nicht herausfinden.


    War trotzdem schoen am Fluss.
    Eine andere Tour fuehrte uns Ende Oktober nach heftigen Regenfaellen nur zum Beobachten an den Goldstream River wo die Chums mit dem Laichgeschaeft anfingen.


    Leider ist mein jaehrlicher Ausflug zum Harrison River mit meinem Stoer-Captain Glenn wegen Sturm und heftigem Regen ausgefallen. Die Tour vermisse ich sehr diesen Herbst – war immer ein Highlight meiner Saison! Ich hoffe, ich habe bald wieder was mit Haken und Rute zu berichten!

    Zeit fuer einen neuen Bericht. Nachdem ich letzte Woche nochmal Kurzbesuch eines Forummitgliedes hatte den ich leider in 3 Stunden nach der Arbeit bei lausigem Wind und Wetter nicht an den Lachs bringen konnte, war es gestern mal wieder Zeit etwas Wintervorrat fuer die eigene Kuehltruhe zu verschaffen. Und zwar Heilbutt. Das ist unser Lieblingsspeisefisch; bei meiner fischmaekeligen Familie laesst sich keine Fischart so gut verfuettern wie Heilbutt. Ich habe schon mehrfach versucht diesen Banausen andere leckere Fischsorten unterzujubeln – wie z.B. Lingcod oder Felsenbarsch oder Scholle – aber habe nur Naseruempfen geerntet. Besonders Heilbutt als Backfisch oder aber in Speck gewickelt auf dem Grill – das geht immer und da werden auch Unmengen verspachtelt. Normalerweise habe ich auch jede Menge Heilbutt zur Verfuegung und kann mir erlauben auch grosszuegig meinen Freunden bei gemeinsamen Touren Fisch zu ueberlassen aber dieses Jahr mit meiner Reno und wenig Angelzeit da gaehnte ein grosses Loch im Heilbuttvorrat. Und das in dem Jahr in dem ich meinen Rekordbutt gefangen hatte! Der aber nicht verwertet werden durfte – wie Ihr ja sicher oben schon gelesen habt.
    So, gestern standen alle Ampeln auf gruen – gute Gezeiten, kein Wind und eine Mitfahrgelegenheit fuer meinen Eishockeysohn so dass ich keinen Taxidienst haben musste. Also packte ich mir meinen Sohn Alexander und saemtliches Angelzeug fuer Lachs und Heilbutt auf’s Boot und los gings nach einem fruehen Fruehstueck. Wir fuhren zur Pedder Bay Marina um sowohl zu den Buttgruenden vor Victoria als auch zu den Lachsgruenden vor Sooke Zugang zu haben. Ich hatte mir einen Unterwasserberg an der Constance Bank fuer Butt ausgeguckt. Dort wuerde die Stroemung schon frueh guenstig sein fuer’s Ankern und Buttangeln.
    Wir duesten ueber das leicht bewegte Wasser und nach 15 Minuten waren wir vor Ort. Leider aber nicht allein. Gutes Wetter, gute Gezeiten, Wochenende – ich weiss nicht was ich erwartet hatte aber es musste eigentlich klar gewesen sein, dass das ein Rezept fuer volles Haus war. Alle meine guten Heilbuttstellen waren mit Booten belegt. Keine Chance sich da noch reinzudraengeln ohne uns alle zu gefaehrden. Also weitergesucht. Ich sah einen kleinen Unterwasserberg kurz vor der US Grenze. Da kam der Boden von ueber 100 m Tiefe auf etwa 70 m hoch. Eigentlich perfekt. Nach weiteren 10 Minuten Fahrtzeit waren wir da und ich liess den Anker auf dem Berggipfel ab. Leider stellte sich heraus, dass die Stroemung hier einfach zu stark war um vernuenftig angeln zu koennen. Zwar griff der Anker irgendwann und wir sassen fest aber selbst mit 1 kg Bleibeschwerung konnten wir nicht Boden halten. Nach 30 Minuten gaben wir auf und packten enttaeuscht ein.


    Wir beschlossen erst einmal Lachse vor Sooke zu suchen und dann spaeter nochmal zur Bank zurueckzukommen. Bis direkt vor Sooke, wo die Cohos im Moment in guten Schwaermen durchzogen, waren es gute 45 Minuten Fahrtzeit gegen eine unangenehmen Wellenfrequenz. Endlich waren wir da und schon sahen wir etliche Walboote um Secretary Island. Wir blieben etwas weiter draussen und setzten unsere 3 Lachsruten ein. Blinker, Gummisquid und Bucktailfliege kamen zum Einsatz. Nur paar Minuten spaeter riss es kraeftig an der Blinkerrute und Alexander war am Fisch. Wir fischten heute ohne Flasher oder besser mit Flasher am Downriggerkabel statt an der Angelschnur. Damit konnten auch kleinere Fische ordentlich Alarm machen und vorallem springen! Alex erster Coho war zwar kein Riese, begeisterte meinen Jungen aber mit 2 tollen Spruengen bei denen sich der Fisch bestimmt einen Meter aus dem Wasser katapultierte. Dann hatte Alex den etwa 6 Pfuender neben das Boot gedrillt. Ein unmarkierter Wildcoho – wurde gleich im Wasser abghakt. Die Benutzung von Schonhaken machte das verletzungslose Freilassen sehr einfach.
    Ich drehte ein paar weitere Runden um die Fangstelle und bald loeste die Squidrute aus und auch ich durfte mal wieder einen Lachs drillen. Der war etwas kleiner und wieder ein wilder und durfte nach kurzer Fotosession wieder schwimmen. Dann hatten wir eine Periode in der wir nur ein paar kleine Shaker ans Band bekamen. Ich fuhr uns nun dichter unter Land, auch weil die Whale Watching Boote sich jetzt nach Westen trollten und Platz machten. Da rappelte ploetzlich die Fliegenrute los und Alexander war wieder schneller an der Rute als ich und hatte Spass mit einem weiteren sehr sportlichen Coho. Der hatte so 6-7 Pfund auf den Rippen und beim Fotoshoot im Wasser wurde klar, dass der sogar markiert war. Eigentlich hatte ich trotzdem vor ihn nicht mitzunehmen aber beim Enthaken beging der Lachs praktisch Selbstmord als er mit voller Wucht gegen das Boot von aussen schwomm und dann benommen liegen blieb. Sowas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich versuchte ihn noch wiederzubeleben aber als er nach 5 Minuten hin und herschwenken immer noch nicht zuckte und meine Haende im eiskalten Wasser erfroren, nahmen wir ihn einfach mit. Der wird uns als Raeucherlachs prima schmecken!
    Und als ob uns die Fischgoetter dafuer bestrafen wollten, ging von da an nichts mehr. Ich glaube einen kleinen Shaker hatten wir noch innerhalb der naechsten 2 Stunden. Alexander ging schon bald unter Deck und goennte sich einen Powernap. Ich fuhr nun mit der Flutstroemung wieder Richtung Victoria – in 2 Stunden wollten wir es nochmal auf Butt versuchen. Anglerisch war die langsame Rueckfahrt ein totaler Ausfall aber ein junger Buckelwalbulle unterhielt mich praechtig fuer eine ganze Weile. Der musste wohl dieselbe Reiseroute haben denn er schwamm fuer mindestens 30 Minuten neben oder kurz vor meinem Boot entlang. Manchmal kam er sogar etwas zu dicht fuer mein Behagen. Ich sah ihn auch einmal unter meinem Boot auf dem Echolot – schon cool wenn man ploetzlich so einen Riesenfleck auf dem Schirm hat und den sich bewegen sieht. Ich markierte auch etliche Lachsschwaerme die sich faul mit der Stroemung in 150 m Tiefe gegen Osten treiben liessen. Leider gab es dabei aber wohl keine hungrigen Herumschwaermer.


    Das letzte Stueck fuhren wir dann wieder mit dem grossen Motor und um 14:30 Uhr waren wir wieder an der Constance Bank. Diesmal war meine Lieblingsstelle frei und ich liess den Anker ab. Bis der Anker griff, sassen wir zwar nicht mehr genau ueber dem Unterwasserberg sonder eher in der Rinne zwischen zweien aber das sah auch recht fischig aus. Wenn die Butte ersteinmal die Duftspur aufgenommen hatten, wuerden sie uns unweigerlich finden. Ich liess den Duftsack hinab der diesmal auch leckeren Lachsrogen beinhaltete. Das musste die Butte doch wachruetteln! Hoffentlich nicht die Dornhaie! Bald waren 2 Grundruten bekoedert und hinabgelassen. Nun begann die faule Wartezeit.


    1,5 Stunden tat sich nichts, aber auch gar nichts. Nicht einmal ein Dornhai oder Ratfish – was ich nicht vermisste im Gegensatz zu meinem Sohn der dann doch lieber irgendetwas fing als gar nichts. Er legte sich wieder auf Ohr.


    Um 16:00 Uhr, genau bei Stroemungsstillstand, ruckte es ploetzlich an der rechten Rute – 2 Male kraeftig genug um mir Butt anzuzeigen – ich wartete einen Augenblick bis der Fisch den Koeder hoffentlich tief im Schlund hatte und als die Rutenspitze sich dann in Richtung Wasserspiegel aufmachte, kurbelte ich hart dagegen. Der hing! Alexander stand schon eine Sekunde lang bei mir und sprang ploetzlich zur linken Rute und rief “Fish On”. Ich sah ihn nun auch mit einer krummen Rute. Na toll, Doppelbiss! Wer soll denn nun gaffen/harpunieren? Und ich bekam keinen Gimbal umgeschnallt. Alexander konnte es gar nicht fassen, dass wir ploetzlich 2 Butte gleichzeitig hatten. Er erfreute sich an der kraeftigen Gegenwehr seines Fisches und er spekulierte ob es wohl sein neuer Rekordbutt wuerde. Mein Gegner war ein schwerer Fisch, das konnte ich hin und wieder an den wuchtigen Kopfstoessen erkennen aber irgendwie kaempfte er nicht typisch. Nahm auch keine Schnur. Hm. Egal, hauptsache der kam ins Boot – ich brauchte dringend neue Buttfilets fuer die Familienkueche!


    Nach einer Weile vorsichtigem aber stetigem Pumpen kam mein Fisch in Sicht. Ein praechtiger Butt – aber was war denn dass? Er kam Maul-zuerst nach oben und 2 Schnuere kamen aus seinem Maul heraus. Gibt’s ja nicht! Alexander und ich hingen am gleichen Fisch und nicht etwa foul-gehakt, der Gierschlund hatte sich tatsaechlich beide Koeder voll einverleibt. Kein Wunder, dass er so seltsam kaempfte bzw gar nicht richtig kaempfen konnte. Alexander war ganz aus dem Haeuschen. Aber was jetzt? Der Fisch hing unter den Motoren weil von der einen Seite von Alexander gezogen und von der anderen von mir. Harpunieren in dieser Position ging gar nicht – ersteinmal konnte ich nur das offene Mauls sehen und dann war er zwischen und unter den Motoren kaum erreichbar. Ich hiess Alex seine Bremse zu lockern und zog den Fisch mit meiner Rute auf Alexanders Seite immer schoen vorsichtig die Schnur von den Motoren fernzuhalten. Alexander machte inzwischen die Harpune klar und als ich den Fisch neben dem Boot hatte, tauschten wir Geraete; Alex uebernahm die Rute und ich die Harpune. Ich wusste, dass der Butt noch fast alle Energie und Kraft in sich hatte und bei jeder Beruehrung explodieren wuerde.


    Ich versenkte die Harpunenspitze hinter dem Kiemendeckel und rammte sie bis sie auf der anderen Seite wieder herauskam, zog dann schnell den Speer heraus und stemmte mich mit dem Harpunenseil fest in beiden Haenden ein. Keine Sekunde zu frueh denn nun ging es los. Der Butt tobte etwa 2m neben dem Boot wie ein Irrer und wir bekamen einige Duschschwalle ab. Alexander johlte vor Aufregung und Vergnuegen. Als der Butt sich erstmals beruhigte, schlug ich ihm mit dem Gaffknueppel paar Male kraeftig ueber den Schaedel, schnitt seine Kiemen durch und faedelte dann ein Tau durch Maul und Kiemendeckel und machte ihn am Boot aussen fest. Dort konnte er nun ausbluten und blieb schoen kuehl. Wir waren gluecklich und klatschten uns ab! Das war ein Ding! Da hat ja der Spruch “Gemeinsam gefangen” eine ganz neue Bedeutung bekommen! Der musste im Vorbeischwimmen erst den einen und dann den einige Meter daneben positionierten zweiten Koeder innerhalb von 1-2 Sekunden verschlungen haben. Beide Hakensysteme hingen tief unten im Schlund. Wir bestaunten den Fisch neben dem Boot. Ich schaetzte auf 30-40 Pfund. Da wuerde eine schoene Menge Filet abfallen.


    Ich gab uns noch eine Stunde Zeit. Alles was jetzt noch kaeme waere ein Bonus, war ich doch schon ueberaus zufrieden mit diesem Resultat. Die Zeit verrann und wir sahen an den Schnueren, dass die Stroemung langsam wieder zunahm. Als die Stunde um war, holte Alexander die eine Rute ein und verpackte sie. Ich holte den Duftsack heraus und verstaute das Packet in einem verschliessbaren Eimer und machte alles fuer die Rueckfahrt klar. Ein letzter Blick auf die noch verbliebene Rute und ich sagte laut: “Die letzten Sekunden Ihr Butte, letzte Chance fuer einen Tanz heute!”. Ich drehte mich um um die Duftstofflasche zu verstauen als Alexander “Fish On!” schrie. “Jaja, veralbern kann ich mich selber”, dachte ich schmunzelnd und schaute zoegerlich und gelassen zur Rute. Weg war die Gelassenheit – die Rute verneigte sich tief Richtung Wasser! Ich sprang hin und riss die Rute heraus und zog an – solider Widerstand! Gibt’s doch gar nicht! Alexander kriegte sich gar nicht mehr ein und huepfte vor Aufregung von einem Bein zum anderen. Ich verlangte den Gimbal und Alex schnallte ihn mir flugs um.
    Jetzt begann der Drill. Ein paar Meter bekam ich den Fisch hoch vom Grund bis er zu einer unaufhaltsamen Flucht ansetzte. Die neue Penn Squall Multi heulte los. Nachdem der Fisch wohl den Grund erreicht hatte, gab ich wieder Gas. Das ging noch 2 oder 3 Mal so bis ich endlich ordentlich Schnur gewann. Im Mittelwasser schuettelte sich der Fisch nochmal aber bekam wohl keine richtige Flucht mehr hin. Als er sichtbar wurde, freuten wir uns riesig – der sah noch groesser aus als unser vorheriger. Als er neben dem Boot lag, uebergab ich die Rute wieder Alex und stiess mit der Harpune zu. Dieser Butt war schon muede und machte nicht mehr so einen Alarm. Aber er musste frisch ins Boot denn wir wollten zurueck. Ich liess ihn noch kurz ausbluten und band dann seinen Kopf mit dem Schwanz fest zusammen; wie ein Rollmops, so dass er nicht mehr umsichschlagen konnte. Ohne so eine Vorsichtsmassnahme kann ein umhertollender Butt auf einem Boot ganz schoen Schaden anrichten. Dann holten wir den ersten noch rein und fuhren zurueck. Lachend schauten wir oefters auf die Buttladung im Bootsheck. Das wird ein Schlachtfest und die Tiefkuehltruhe war mit einem Schlag voll.


    An der Marina haengten wir beide an die Waage. Ich hatte deren Gewicht etwas unterschaetzt, ich hatte wohl noch mein Port Hardy Monster im Gedaechtnis was alles andere als Kinderkram aussehen laesst. Der erste war 46 Pfund und der zweite 48. Filetiert brachten beide 50 Pfund feines Filet zusammen. Wenn das sich nicht gelohnt hat! Muede, erschoepft aber stolz und froh fuehren wir nach Hause. Fish und Chips zweimal die Woche fuer ein ganzes Jahr!

    Es ist nun schon wieder einen Monat her, dass ich das letzte Mal beim Angeln war. Das war noch auf unserem Port Hardy Trip. Meine Hausrenovierung ging in die heisse Endphase und erlaubte mir keinerlei Pausen. Inzwischen waren hier vor Victoria ein paar Lachse aufgetaucht und meine Freunde hatten einige gute Tage. Heilbutt ging wohl auch recht gut wenn man mal von der Dornhaiplage mitten im Sommer absieht. Es war und ist aber bei weitem kein gutes Lachsjahr an der ganzen BC Kueste. Ja, wenn man ein paar Tage hart fischt, faengt man einige Fische und es sind auch gute Stueckgroessen dabei aber es hat nicht die normale Konstanz, dass man fast sicher jeden Tag an Lachs kommt. Ein paar kleine Gruppen hier und da und wenn man mehr oder weniger zufaellig an der richtigen Stelle ist, kann man auch mal mehrere gute Fische in kurzer Zeit fangen aber dann kann die Freude auch schon wieder fuer ein paar Tage vorbei sein.


    Letztes Wochenende hatte ich mal wieder das Vergnuegen ein Forumsmitglied und seine Frau kennenzulernen und mit ihnen ein paar nette Stunden zu verbringen. Natuerlich stand auch eine Angeltour auf dem Plan – dazu war der Samstag von allen unwesentlichen Verpflichtungen freigehalten worden. Leider war die Windvorhersage nicht sehr verlockend aber da die beiden schon am Sonntag Vormittag weiter mussten, musste der Samstag herhalten. Frueh morgens waren 20-30 km/h entgegen der Ebbstroemung angesagt – etwas was wirklich unbequehme Bedingungen vor Sooke beschert. Dann ab 8:30 Uhr wuerde sich die Stroemung drehen und wenigstens mit der Windrichtung einhergehen. Ab 11:00 Uhr waren 40-50 km/h angekuendigt und das wollte ich nicht auf dem Wasser erleben! Also war eine Fruehschicht angesagt.


    Bernhard war als begeisterter Norwegenfahrer- und angler natuerlich heiss auf Lachse. Fuer Heilbutt war nicht nur der Wind heikel sondern auch die Stroemung viel zu stark am letzten Wochenende. Seine nichtangelnde Frau Lisa war aber sofort bereit uns auf die Fruehschicht zu begleiten. Hut ab bei diesen angesagten Bedingungen – da haette ich meine Frau nie und nimmer auf’s Boot bekommen. Mein Sohn Alexander stellte sich gerne als Fishing Guide und Aushilfskapitaen zur Verfuegung. Und so verliessen wir um 5:45 Uhr mit dem Boot im Schlepptau das Haus und waren ca. 45 Minuten spaeter an der Cheanuh Marina in East Sooke. Der erste Blick auf die Bucht verhiess nichts Gutes –Schaumkronen schon innerhalb der Bucht. Die Marina war trotzdem sehr belebt da sie ein Fishing Derby hier ausrichteten. Na toll, Wind und Wellen und viele Boote – das konnte ja lustig werden, dachte ich.


    Schnell war das Boot im Wasser, ich kaufte noch paar Koederfische falls die Lachse zu traege fuer Kunstkoeder waeren. Dann dampften wir los. Ich hatte Bernhard schon mal kurz theoretisch in das Downriggerfischenkonzept eingewiesen damit er eine gewisse Vorstellung von dem Kommenden hatte. Die Details wuerden dann im noetigen Moment erklaert werden. Dafuer hatte ich ja meinen Angelguide dabei!
    Die Bucht war sehr kabbelig und viele kleinere Boote fischten nur innerhalb der Bucht im quasi-Windschutz unter Land. Ich hatte aber vor mich durch die Wellen bis zur ca. 5 km entfernten Trap Shack Bucht durchzukaempfen, wusste ich doch, dass dort die Ebbe eine ruhige Kehrstroemung erzeugte und daher die Wellen dort kleiner sein duerften. Wer das nicht wusste, haette sich wahrscheinlich nie mit diesen Bedingungen auf diese Distanz angelegt. Als wir gut durchgeschuettelt am Platz ankamen, war es tatsaechlich ruhiger auch wenn der Wind hier kraeftig bliess. Waehrend ich die 3 Ruten klarmachte und einsetzte, hatte Alex ganz schoen Schwierigkeiten uns gerade auf Kurs zu halten. Sobald der Wind ein klein wenig Breitseite vom Boot erwischte, drehte er das Boot erbarmungslos herum. Wir hatte anfangs deswegen ein paar Male Schnursalat was bei solchen Verhaeltnissen wenig Spass macht zu enttueddeln.


    Es tat sich auch erst einmal gar nichts. Wir sahen auch kaum irgendwelche anderen Boote was fangen und wenn dann nur Kleinzeug. Nach vielleicht 2 Stunden ruckte es das erste Mal an der linken Rute und Bernhard hatte gut aufgepasst und war gleich dabei. Er schnappte sich die Rute, ruckte an und konnte einen Fisch fuehlen. Da er keine Schnur nahm, vermutete ich einen kleineren Fisch und liess erstmal die beiden anderen Ruten im Wasser. Das stellte sich als Fehler heraus denn beguenstigt durch den Zickzackkurs wegen des Windes fand der Fisch wohl einen Weg sich mit der Schnur der Mittelrute zuvertueddeln und war anschliessend weg und hinterliess einen praechtigen Schnursalat. Daraufhin beschlossen wir nur noch 2 Ruten zu betreiben – unter diesen erschwerten Bedingungen eine logische Entscheidung.


    Da nicht viel zu tun war, erzaehlte ich den beiden von den Fischen und der Kueste hier und wir hielten Ausschau nach anderen Tieren. Eine Robbe hier, ein Seeloewe da – die hatte ich gar nicht so gerne in der Naehe beim Angeln und ich erzaehlte den beiden auch warum. Mein Sohn hatte sich in die Kabine verkrochen – dem Angelguide war von dem Wellenreiten nicht ganz wohl zumute, auch wenn er das erst nachher zugeben wollte. Mittlerweile hatte auch die Stroemung auf Flut umgeschwungen und als wir wieder einmal dicht am Trap Shack Reef vorbeischleppen wollten, draengt mich ein anderes Boot weiter als ich es wollte ueber das Riff. Sofort erfasste uns die Flutstroemung und trieb uns gegen Osten. Im selben Moment ruckte es 2-3 Male an der linken Rute. Bernhard schaute noch kurz fragend zu mir und als ich OK signalisierte, schnappte er sich die Rute, ruckte ordentlich an und war am Fisch.


    Nach der Biegung der Rute zu urteilen, musste das ein Guter sein aber so richtig abziehen wollte er wohl nicht. Stueck fuer Stueck kurbelte Bernhard seinen Gegner heran. Alex war im Nu wieder fit und half mir das Deck zur Landung klar zu machen. Lisa drueckte mir schon den Kescher in die Hand – der Fisch war tatsaechlich schon am Boot. Der Flasher tauchte auf und dann sahen wir einen ordentlichen Chinook majestaetisch neben dem Boot entlang ziehen. Der konnte noch nicht fertig sein und ich half Bernhard die Rollenbremse etwas feiner zu justieren. Genau zur richtigen Zeit denn jetzt wachte der Fisch auf. Mit einmal raste er los und riss ein gutes Stueck Schnur von der Rolle. Dann kam er hoch und waelzte sich an der Oberflaeche 10 m hinter dem Boot. Ich mag das gar nicht wenn die Lachse sich an so kurzer Leine austoben wollten – da besteht immer die Chance, dass der Haken ausreisst wegen der magelnden Schnurdehnung auf der kurzen Distanz. Und bei dem hier hing der Nootkablinkerhaken ganz knapp vorne in der Schnauze. Bernhard machte das aber klasse; er hielt die Rutespitze hoch damit die Rute die Schlaege abfedern konnte und liess immer im richtigen Moment die Rolle los. Alex sprang ganz aufgeregt um ihn herum und gab ihm allerlei gute Ratschlaege  eben ein Topguide!


    Fast haette ich ihn schon auf der linken Bootsseite gekeschert aber er sausste nochmal ab und kam dann ueber das Heck ans Boot. Ich drehte das Boot herum und hatte ihn nun auf der rechten Bootsseite. Den langen Kescherstiel voll ausnutzend langte ich zu – riss dabei noch mit dem Netz einen Ersatzkoeder vom Tisch, der sich natuerlich im Netz verhakte aber gluecklicherweise sich nicht noch irgendwo anders verfing – und sackte den Fisch ein! Jawoll! Ein paar Jubelschreie verkuendeten den Erfolg als ich einen satten 17 Pfuender ins Boot brachte. Bernhard und Lisa staunten ueber den schoenen Lachs und Alex machte auch aufgeregt seine Taenze um den Fisch. Den hatten wir uns redlich verdient bei diesen Bedingungen! Hut ab fuer diese Drillleistung, Bernhard! Mit ungewohntem Geraet, ohne viel Uebung an kleineren Fischen vorher, bei diesen Bedingungen und dannoch einen unberechenbaren Fisch!


    Bernhard strahlte vor Freude und wir nutzten den Augenblick fuer ein paar Fotos. Solche Fangbilder im Moment selber wenn dem Faenger noch das Adrenalin in’s Gesicht geschrieben steht, sind einfach die Besten, finde ich! Jetzt war der Druck weg, alles was noch kommen moege, waere ein Bonus. Die Stroemung hatte uns weit vom Fangplatz weggetrieben und ich beschloss uns nicht wieder gegen die Wellen dahinzufahren, sondern uns zum naechsten stromabwaerts gelegenden Hot Spot treiben zu lassen – dem Beechy Head. Dort habe ich schon viele schoene Lachse bei Flut erwischt. Einer dieser dominanten herauskragenden Felsnasen um den die ziehenden Lachse einfach herum mussten.


    Wir setzten uns dort mit der Nase in die Stroemung und blieben praktisch still am Platz. Meine Gaeste staunten wie schnell so ein Meer stroemen konnte – wie ein Fluss. Wir mussten nur dem anschwimmenden Treibgut hin und wieder ausweichen. Ploetzlich ruckte wieder die Blinkerrute los und loeste auch gleich aus. Bernhard stand gleich daneben und hatte die Rute schnell in der Hand. Er ruckte nochmal kraeftig an – der duerfte gut haengen! Ich drehte den Motor etwas zurueck und Alex brachte die zweite Rute herein. Bernhard merkte bald, dass das ein etwas kleinerer Fisch sein musste, der nicht wirklich viel Schnur nehmen wollte. Aber Fisch ist Fisch und nach dem zaehen Start heute morgen genoss Bernhard das hartnaeckige Rucken am anderen Schnurende. Ich stand mit dem Kescher bereit und als Bernhard den Fisch an die Bootsseite dirigierte, tauchte dort ein schoener 6 pfuendiger Coho auf. Ein langer Blick und tatsaechlich keine Fettflosse. Der konnte mit! Ich versenkte den Silberbarren im Kescher und brachte Nachschub fuer die Fischkiste. Alexander erklaerte und zeigte den beiden noch wie man einen Chinook vom Coho unterscheiden konnte – Topguide eben!


    Wir sahen nun auch eine Reihe anderer Boote neben uns mit Fischen am Band oder im Netz. Sah meistens nach Coho aus; es musste wohl ein hungriger Schwall deren hier durchkommen. Wir setzten schnell wieder die Ruten ein und trieben uns weiter um die Felsspitze herum. Ich liess uns manchmal dicht unter Land druecken und dann wieder weiter vor die Kueste Richtung offenes Meer. Es kam gerade eine grosser Schleppkahn mit einer grossen Sandladung auf der Barge vorbei und ich erwaehnte, wie schnell das fuer einen unaufmerksamen Bootskapitaen zum Verhaengnis werden konnte wenn er nicht realisierte, dass da ein 100 m Stahlseil zwischen Schleppkahn und Barge unterwasser war als Alex wie ein Kugelblitz an mir vorbeigeflogen kam und zur linken, der Koederfischrute, hinsprang.


    Noch im Augenwinkel sah ich wie die Rute schon wild zurueckgerissen wurde – schon lange aus dem Downriggerclip heraus. Und wir hatten uns vor kurzer Zeit noch einen Screamer gewuenscht – bitte schoen! Alex nahm die Rute nur kurz auf und drueckte sie der etwas verbluefften Lisa in die Hand. Von wegen Nichtangler! Jetzt zeigte sie ihr wahres ICH. Der Fisch raste unaufhaltsame weg vom Boot waehrend Bernhard und ich die andere Rute und die Downrigger einholten. Alexander coachte Lisa perfekt und deutete den Moment an als eine Moeglichkeit bestand Schnur zurueckzugewinnen. Aber nach wenigen Kurbelumdrehungen entschied sich der Fisch wieder zur Flucht und die Rolle sang wieder erbarmungslos ihr Lied. Wow! Langsam wurde es kritisch. Der Fisch war sicher schon 150 m weg und es lauerten eine Menge Boote hinter uns nicht viel weiter zurueck. Ausserdem zog immer noch der Schleppkahn keine 200-300 m neben uns vorbei. Ich drehte den Motor weit zurueck so dass ich gerade noch genug Vortrieb hatte um die Richtung zu beeinflussen und somit drueckte uns die Flutstroemung in Richtung Fisch.


    Wenn der Fisch nicht bald stehen blieb, mussten wir ihm hinterherfahren um zu verhindern, dass andere Boote ahnungslos ueber unsere unsichtbare Schnur fuhren. Dann endlich hatte der Fisch genug und Lisa legte sich in die Kurbel. Alex feuerte sie and und ermahnte sie die Rutespitze hochzuhalten. Ich musste laecheln ueber so einen engagierten Guide und Trainer. Auch Bernhard musste schmunzeln als er den Drill mit einer Videoaufnahme verewigte. Das musste ein Grosser sein, wenn der so augebuechst war; vielleicht ein Tyee? Alex war ganz hibbelig vor Aufregung. Lisa’s Gesicht verzog sich langsam quahlvoll unter der unerwarteten Anstrengung. Sie hatte sich wohl nicht vorstellen koennen, wie stark so ein Lachs sein kann. Sportangeln eben! Nach ein paar weiteren Minuten Kurbeln wurde Lisa muede, ihre Arme brannten – und Coach und Kavalier Alex bot seine Hilfe an. Lisa uebergab an Alex und der hing sich rein um ja nicht die Schnur schlapp werden zu lassen. Der Fisch musste nach seiner Monsterflucht platt sein denn er schaffte es nicht mehr seinen Kopf zu drehen und wieder abzuziehen. Aber noch war er nicht in Sicht.


    Nach 2-3 Minuten Pause fuehlte sich Lisa wieder zum Endspurt bereit und Alex uebergab ihr wieder die Rute. Exzellente Arbeitsteilung! Teamwork! Ich stand schon lange mit dem Kescher bereit und dann sahen wir den Fisch zum ersten Mal. Kein Riese, vielleicht 15 Pfund. Fuer Lisa und Bernhard dennoch ein toller Fisch und schoen anzusehen wie der Silberkoerper in dem gruenen Wasser dahinglitt. Der Lachs machte nicht mehr viele Kapriolen in Bootsnaehe. Er schuettelte noch paar Mal sein Kopf und versuchte sich zu waelzen aber man merkte, dass er nicht mehr viel Energie uebrig hatte. Ich hiess Lisa von der Bordwand zuruecktreten und die Rute anheben damit der Fisch in Kescherreichtweite schliddern konnte und dann sackte ich ihn auch schon ein. Mann, das gab ein Jubelkonzert! Als ich den schoenen Lachs vor unsere Fuesse legte, klatschten wir uns alle ab – aber besonders Lisa. Ihr erster Fisch ueberhaupt und dann noch so ein sportlicher 15 pfuendiger Chinook!? Alexander kuemmerte sich sogleich um den Fisch, schlug ihn ab, entnahm den Haken und uebergab ihn Lisa mit strikten Haltevorschriften fuer das Fotoshooting. Ich nickte dem Topguide anerkennend zu. Bahnte sich da eine neue Guidingkarriere an? Gut, dann konnte er seine Collegegebuehren selber verdienen!


    Als wir den Fisch in die Fischkiste zu den anderen legten, befanden wir, dass wir schon ordentlich zugeschlagen hatten. Und das alles in der letzten Stunde. Da meine Gaeste keine Moeglichkeiten besassen den Fisch bis zum Abflug nach Deutschland frisch oder gefroren zu halten, beschloss ich von jetzt an alle weiteren Fische wieder freizulassen. Wenn da noch was kaeme. Und tatsaechlich waren wir noch nicht fertig. Aber erst mussten wir den grossen Motor anschalten um uns wieder zurueck zum Beechy Head zu fahren. Wir waren waehrend des Drills mindestens 1 km abgetrieben.


    Ca. 20 Minuten nach Lisa’s Lachs riss es ploetzlich wieder an der Blinkerrute. Bernhard war sofort an der Rute und am Fisch. Der nahm keine Schnur und so vermuteten wir einen weiteren Coho. Behutsam drillte Bernhard den Fisch an das Boot heran und nach paar Minuten sahen wir einen kleineren Chinook auftauchen. Vielleicht 6-7 Pfund. Alexander stand schon mit der Zange bereit um ihn am Boot abzuhaken und Bernhard versuchte den widerspenstigen Fisch dahinzudirigieren. Flupp, und der Flasher und Blinker kamen uns ploetzlich entgegengeflogen. Auch gut, ersparte uns die Muehe.


    Wir schleppten noch fast eine weitere Stunde kreuz und quer vor Beechy Head und dann stromab vor der Becher Bay ohne weitere Bisse. Wir sahen noch das eine oder andere Boot einige kleinere Fische landen. Ein paar Whale Watcher Boote donnerten vorbei und ich versuchte herauszufinden, wo sie anhielten. Lisa war sicher noch scharf auf eine Walshow aber bei den Wind-und Wellenbedingungen konnten wir nicht weit herumjagen um Wale aufzuspueren. Falls sie in unsere Richtung kaemen, konnten wir ihnen vielleicht ein bisschen entgegenkommen. Leider machten uns die Meeresriesen nicht mehr das Vergnuegen obwohl sie nicht weit weg sein konnten. Ab 11:00 Uhr nahm der Wind dann derart zu, dass wir dann auch bald zufrieden Schluss machten. Waehrend ich die Lachse an der Marina filetierte, fuetterte meine Crew die wartenden Robben mit den Resten. Wir sahen noch einige andere Angler mit ordentlichen Fischen am Schlachttisch aber es schien, dass wir besser als die meisten abgeschnitten hatten. Unter den Umstaenden war ich auch zufrieden mit der Ausbeute. In einem normalen Lachsjahr waere so ein Fang ok gewesen. Im Anbetracht eines schlechten Lachsjahres und der beschraenkten Moeglichkeiten durch das heutige Wetter, war das diesmal als stolzer Fang einzuordnen. Lisa und Bernhard waren sowieso gluecklich, dass sie trotz widriger Umstaende und einiger Enttaeuschungen an den hiessigen Fluessen und Baechen auf ihrer Tour doch noch zu Lachsfaengern geworden waren. Wegen ihres Fischtransportdilemmas fuellte sich meine fast leere Kuehltruhe auch wieder etwas an und Alex hatte sich zum Topguide entwickelt. Win win! Voller Erfolg wuerde ich mal sagen! Anbei noch mal ein paar Impressionen vom Abend zuvor.

    Unser 5. Tag war eigentlich nur noch ein letzter Morgen. Mittag wollten wir schon auf dem Highway zurueck sein. Ross war schon am Abend zuvor abgereist und wir hatten schon das Haus aufgeraeumt und halb gereinigt um moeglichst lange noch Fischen zu koennen. Es wurde ein kuehler und nebeliger Morgen und wir wollten wieder zur Heilbuttstelle. Dort angekommen konnten wir unsere zwei Boote kaum erkennen im Nebel. Unheimlich wenn man aber in der Stille jede Konversation im anderen Boot hoeren konnte ohne jemanden zu sehen.


    Wir drifteten versetzt die gleiche Strecke. Gegen 9:00 Uhr bog sich ploetzlich Alec’s Rute durch und er rief aufgeregt “Fish on, fish on!” Das schien wieder ein guter Fisch zu sein und ich suchte nach dem Gimbal. Als ich mich wieder umdrehte sah ich die Rute schlapp und Alec sich enttaeuscht umdrehen “er ist weg”. Ich hiess ihn sofort den Koeder wieder runterlassen – manchmal kommen die Butts zurueck zum Koeder! Der hier tat uns leider nicht den Gefallen. Schade!


    Da tauchte die Jalopy neben uns auf. Sie erkundigten sich gerade ob wir was haetten und noch waehrend wir redeten, riss es ploetzlich an Carls Rute und er hechtete hinzu. Wieder bekamen wir eine tolle Live-Fishing Show nebenan. Carl stoehnte und aechzte – er war an einem Grossbutt, das war klar. Mehrfach hoerten wir seine Rollenbremse aufheulen und Glenn stimmte mit seinem Johlen jedesmal dazu ein. Nach einer gefuehlten halben Stunde sahen wir einen grossen weissen Schatten neben der Jalopy auftauchen. Glenn fummelte mit einem Massband am Fisch herum und beschloss – er hat das korrekte Mass! Jetzt begann der Spass erst; Glenn stach mit der Harpune zu und wir alle dachten ‘Das war’s!” – denkste! Die Harpunenspitze (Carl benutzte eine glatte zylinderformige – ich eine pfeilartige mit Widerhaken) kam glatt wieder heraus und der Fisch tobte wieder zum Meeresgrund hinab und war nun total aus dem Haeusschen! Carl musste noch lange bange Minuten ueberstehen bis er das angestochene Biest wieder am Boot hatte. Die zweite Harpunierung ging dann glatt und nach einigem Ueberlegen und dann Knueppeln zogen die beiden Maenner den Butt mit 2 Gaffs ins Boot. Die Glueckpilze massen nochmal nach – 132 cm! An der Waage reichlich 70 Pfund. Carl tanzte vor Freude – auch er hatte nun seinen bisherigen Heilbuttrekord geknackt! Dann war bald Schluss. Ich beschloss Alec nochmal eine Chance auf einen Grossling zu geben, hatte er doch noch nicht so viel gelandet. An einem Riff unterwegs verloren wir ersteinmal noch einen Koeder. Dann stoppten wir an unserem bekannten Ling-Riff und schon an der ersten Drift faltete sich Dave’s Rute zusammen – oja, das war ein ordentlicher. Dave gab Alec seine Rute – dafuer sah ich Dave dankbar an! Alec musste sich ganz schoen reinknien denn der Ling gab nicht so schnell auf und wollte unbedingt wieder in seine Hoehle, was es natuerlich unbedingt zuverhindern galt. Dann hatte Alec ihn endlich oben und Dave schlug mit dem Gaff zu und brachte einen schoenen 15 pfuendigen Ling ins Boot. Somit hatte Alec doch noch was zum Vorzeigen fuer seine ganze Muehe!


    Damit ging der diesjaehrige Angeltrip nach Port Hardy zu Ende. Jetzt mit etwas Abstand schauen wir mit gemischten Gefuehlen zurueck; die Lachsangelei war enttaeuschend, keine Frage. Darueber konnte auch der eine Glueckchinook von Carl nicht hinwegtaeuschen. Und Lachsangeln war mindestens 50% der Erwartung gewesen. Aber das Grundfischen hatte es wieder in sich gehabt. Die Ling Cods waren verlaesslich und viel Spass und auch lecker – im Schnitt nicht ganz so gross wie letztes Jahr aber mit 15 – 30 Pfuendern kann man sich nicht beschweren. Heilbutt an unserer neuen Stelle war wie von einem anderen Stern; Dave, Carl und ich konnten neue persoenliche Buttrekorde aufstellen und Glenn, Carl und Dave hatten die Truhen voll mit leckersten Filets. Alles in allem ein toller Trip mit guten Freunden, gutem Wetter, keinen Havarien oder Verletzungen etc. Hatten viele schoene Momente, tolle Naturszenen, Stimmungen, viel Gelaechter auf beiden Booten. Ausser Lachs, alles gepasst! Ach, weil wir gerade bei Gelaechter sind; 7. Foto unten - Dave brachte das vom Meeresbooten herauf und ich meinte zu Alec mit ernster Miene: "Der Penis eines Delfins! Dave, schaemst Du Dich nicht!?" Alec, verbluefft: "Wirklich? Kann das sein? Oh mein Gott...!".... Uns standen Traenen in den Augen als Dave dieses Ding abmachte...!

    Apropo Lachse, jetzt nach einigen Wochen im Rueckblick und mit mehr Info von verschiedensten Quellen von der ganze Kueste; 2016 wird als ein ungewoehnlich schlechtes Lachsjahr in die Statistiken eingehen. Obwohl grosse Runs von Chinooks fuer die ganze Vancouver Island – Westkueste vorausgesagt waren, haben sich diese Vorhersagen bei weitem nicht bestaetigt. Die Rueckkehrprognosen wurden mittlerweile drastisch reduziert und wir konnten erfahren, dass die Zeit in der wir in Port Hardy waren die gesamte Nordinsel als auch samtliche Fishing Lodges an der Westkueste ueber Lachsmangel klagten und selbst gestandene Guides mit leeren Haenden zur Basis zurueckkamen. Warum das so war diesen Sommer wird wohl eine Weile dauern zu analysieren und sich hoffentlich nicht als der Beginn eines Tends herausstellen.

    Am Abend hatten wir noch beschlossen den 4. Tag hauptsaechlich den Grundfischen zu widmen. Einmal weil wohl kaum Lachse vor Ort waren und auserdem weil einige unserer Resortnachbarn ein paar heisse Tips fuer Heilbutt abgegeben hatten im Austausch fuer unsere Lingcodstellen. Da der Gezeitenwechsel erst am spaeteren Morgen stattfinden wuerde, wollten wir noch einen letzten Morgenversuch auf Lachs an einer noch unverbrauchten Stelle, dem Castle Rock Point, machen. Der Wind sollte nach Mittag wieder auffrischen und die Strassen zwischen den Inselketten ordentlich aufwuehlen. Frueh war also das Gebot.


    Kurz nach Sonnenaufgang zogen wir unsere Kreise schon am Castle Rock. Es waren da schon 5-6 andere Boote am Schleppen. Hier hatten wir letztes Jahr herrliche Cohos gefangen und Ricardo auch den groessten Chinook des Trips. Aber wieder konnten wir in zwei Stunden nichts ueberlisten, was auch immer wir als Koeder anboten, blieb unberuehrt. Auch sahen wir kein anderes Boot nach dem Kescher langen. Wir zogen dann ab und fuhren zwischen ein paar nahegelegenen Inseln zu einer Stelle, die unsere Nachbarn fuer Butt empfohlen hatten. Wir versuchten erst eine tiefe Rinne zwischen zwei Inseln. Ausser ein paar kleinen Barschen und ein paar Koederverlusten war da aber nichts zuvermelden.


    Wir suchten weiter und fanden eine sandig-kiesige Bucht mit ca. 50 m Wassertiefe. Das sah buttverdaechtig aus. Die Drift war angenehm langsam und unsere Naturkoeder mussten eine unwiderstehliche Duftspur im Revier hinterlassen. Aber es tat sich nichts. Die Jalopy suchte neue Stellen um die weiteren Inseln herum. Als wir auf eine kleine Felsinsel zutrieben und ich den Boden schon am Echolot hochkommen sah, waren ploetzlich alle 3 Ruten krumm. Kein Buttalarm aber schoene fette Felsenbarsche kamen nach oben. Wir machten die Drift noch dreimal, immer mit dem gleichen Ausgang. Dann spuerten wir weiter herum. Carl war ausser Sicht, funkte uns ploetzlich an - sie waeren am Butt!


    Wir fanden die Jalopy in einer von 3 Inseln fast eingeschlossenen Zone die eine 50 m tiefe Rinne dazwischen hatte. Glenn hob gerade als wir ankamen einen respektablen Butt von 35 Pfund hoch! Das war der benoetigte Ansporn! Wir positionierten uns mit Wind und Stroemung so, dass wir die moeglichst laengste Drift durch die nur ca. 200 m lange Rinne hatten. Erste Drift nichts. Zweite Drift; Alec fragte mich gerade ob ich mal fuehlen koennte ob seine Rute wirklich am Grund war – ich hob kurz an und liess das Geschirr absacken bis ich das Blei auf den Boden fallen spuerte – da ein Ruck, ein Biss und ich riss schlagartig zurueck und etwas blieb haengen. Ich drueckte Alec seine Rute wieder in die Hand und er begann seinen Drill. Noch waehrend wir ratschlagten ob das ein Butt sein koennte, faltete sich Dave’s Rute zusammen und nahm Dave fast mit. Fish on! Wow, Doppelbiss! Schnell wurde klar, dass Dave’s Fisch um einiges groesser als Alec’s Fisch sein musste; er nahm Schnur, und nicht zu knapp. Dave hing mi taller Kraft an der Rute und johlte vor Vergnuegen und vor Entsetzen wissend das er die ganze verlorene Schnur wieder zurueckgewinnen musste.


    Ich hoffte nur, das Alec’s kleinerer Fisch bald oben war und wir unsere volle Aufmerksamkeit Dave’s Monster widmen konnten. Bals hatte Alec seinen Gegener hochgepump und ein etwa 15 pfuendiger Butt tauchte auf. Alec war aufgeregt – erst sein zweiter Butt ueberhaupt! Ich hiess in zuruecktreten und holte mit dem Handgaff aus um es dem Butt in den Kopf zu schlagen. In diesem Moment zog Alec noch mal an – wahrscheinlich um es mir leichter zu machen und den Fisch noch naeher ans Boot zu holen – leider riss dabei der Haken aus und der Butt hatte die Geistesgegenwart diese Situation auch sofort auszunutzen um abzutauchen. Ich war mitten im Schwung und das Gaff traf volle Pulle auf die Wasseroberflaeche waehrend der Butt schon 20-30 cm tief war. Der laute Platsch erschreckte den Fisch nochmehr und er huschte schnell in die Tiefe noch bevor ich vielleicht tief haette nachlangen koennen mit dem Gaff. Weg! So ein Mist! Alec war die Enttaeuschung auch ins Gesicht geschrieben. Aber wir hatten ja noch einen zweiten Butt am Band!


    Wir hofften all, dass der Haken und das ganze Geschirr insgesamt hielt, denn es wurde kraftmaessig voll ausgereizt. Der Fisch, mit Sicherheit ein Butt oder ein Monster-Lingcod hatte gut 4 oder 5 Mal wieder die ganze Schnur bis zum Boden hin abgenommen so das Dave den Fisch nun schon mindestens 200 Hoehenmeter bewegt hatte. Er stoehnte und wir feuerten ihn an. Auch die Jalopy hatte mitgekommen, dass bei uns was los war und kam neugierig in die Naehe. Dann endlich hatte Dave seinen Gegner oben und eine grosse braune Platte tauchte auf. Auweia, ob der mal nicht groesser als das Maximalmass von 133 cm ist – das wird knapp! Ich legte die Harpune weg und langte nach dem Massband. Gaaaaanz vorsichtig, um den Fisch nicht zu erschrecken zog ich das Band der Seite des Fisches entlang – ich lass 133 cm – genau an der Marke. Genauer kann man nicht im Wasser messen aber der duerfte stimmen. Also Harpune wieder her und ich zielte wir immer kurz hinter den Kiemendeckel. Zack, getroffen, aber die Pfeilspitze sank nicht durch den Koerper hindurch wie sie sollte sondern blieb an der Wirbelsaeule stecken. Oh Gott, wenn der jetzt verrueckt spielt wird es noch mal eng. Wie das Biest jetzt vertaeuen? Ich musste es riskieren – Ross hielt die Harpunenschnur fest, Dave war an der Rute auf eine neue Flucht gefasst und Alec holte mir das Buttau. Ich versuchte dem Butt das Tau vom Maul durch die Kiemen zu schieben um ihn dann aussen am Boot festzumachen. Aber der Butt klappte den Kiemendeckel nicht auf - so bekam ich das Tau nicht durch. Wenn der Fisch jetzt nur nicht durchdrehte!
    Wir hatten schon einen Butt verloren, ich war entschlossen diesen hier zu verhaften, und so schob ich schliesslich todesmutig meine ganz rechte Hand und halben Arm in seinen Rachen um das Tau unter dem Kiemendeckel wieder hinauszuforcieren. Ich spuerte die kleinen scharfen Zaehne an meiner Hand und Arm aber jetzt gab es kein Zurueck mehr! Der Butt schluckte nur paar Male kurz aber hielt sonst ganz still. Endlich war es geschafft und der Butt sicher vertaeut. Ich schlug ihn ab und liess ihn ausbluten. Er zuckte kein bisschen mehr. Es stellte sich heraus, dass ich Glueck im Unglueck gehabt hatte – ich hatte zwar die Harpunenspitze nicht durch den Fischkoerper hindurchbekommen aber ich hatte die Wirbelsaeule mit solcher Wucht getroffen, dass diese gebrochen war und der Fisch somit gelaehmt keinen Rabatz mehr machen konnte. Schwein aeh Butt gehabt!


    Wir klatschten uns froh ab und Dave tat einen kleinen Freudentanz. Das war sein Rekordbutt und ausserdem genug Filet fuer ein ganzes Jahr – 75 Pfund! Aber vielleicht ging hier ja noch mehr! Ross, Alec und ich liessen wieder unser Geschirr ab nachdem wir das Boot wieder in die Ausgangsstellung gebracht hatten. Wieder die zweite Drift nach Dave’s Fisch, ich hatte gerade eingelassen und steckte die Rute in den Heckrutenhalter und schaute mich nach der Driftrichtung um; als ich wieder zur Rute sah, war die Spitze etwas krumm und blieb so. Mist, Haenger! Ich sprang hin um den Haenger hoffentlich schnell zu loesen, riss die Rute heraus und ruckte 2- 3 Male hart an um das Geschirr von einer Felsenfalle zubefreien. Wir hatten schon genug geopfert heute, dachte ich. Dann, wie im Textbuch, ploetzlich began sich der Boden zu bewegen. Gibt’s doch nicht! Fisch, Fisch, schrieh ich! Und schon ging die Post ab – wie als ob ich einen D-Zug gehakt haette, zog die Schnur unaufhaltsam ab – ich konnte nur die Rut emit beiden Haenden krallen und abwarten. Ich rief nach dem Gimbal den mir Alec umschnallte.


    Was nun losging ist kaum mit Worten zu beschreiben – das ist kein normales Angeln mehr. Ich habe sowas schon beim Stoerfischen erlebt; das ist ein echtes Tauziehen mit einem Gegener von dem man weiss, dass er staerker ist als man selbst. Jetzt hing alles am Funktionieren des Geraetes unter maximaler Belastung, etwas Finesse und natuerlich Ausdauer meinerseits und einer gehoerigen Portion Glueck. Der Fisch war kaum vom Grund hochzubewegen, gaaanz langsam konnte ich den Fisch Meter um Meter hochhieven unter absoluter Grenzbelastung des Geraetes. Ich hatte immer wieder Angst, dass die Shimanorute ploetzlich ‘knall’ sagen wuerde und abbrach. Dann hatte ich den Fisch vielleicht 20 – 30 m hoch und ploetzlich spuerte ich harte Hammerschlaege in der Rute und der Fisch sausste unaufhaltsam wieder zum Grund. Er schwamm sogar ein Stueckchen weiter und drehte halb das Boot entgegen der Drift. Meine Crew johlte vor Vergnuegen; Dave funkte zu Carl und liess sie wissen was hier abging.
    Mein sowieso schon etwas laedierter Ruecken began zu schmerzen aber das Adrenalin daempfte das ab. Wieder gewann ich ein paar Meter um sie ruck zuck wieder herzugeben. Wenn nur das Geraet durchhielt und der Haken festsass. Eines war uns allen schon vollkommen klar, der Fisch war weit ueber das Maximalmass – ueber eine Landung brauchten wir uns gar keine Gedanken machen. Nur sehen und vielleicht mal anfassen wollten wir dieses Monster. Noch 2 oder 3 brutale Fluchten folgten aber dann fuehlte ich wie meinem Gegner die Kraft nachliess. Schliesslich kam der Bursche hoch. Dave sah ihn zuerst “Holy!” entfuhr es ihm. Ich schielte ueber die Bordwand und ein riesiger brauner Schatten tauchte auf. Ganz behutsam brachte ich die Tischplatte neben das Boot. Wir konnten es gar nicht fassen! Alec war sprachlos, Ross’ Augen fielen fast heraus – keiner von uns hatte je einen so grossen lebenden Butt gesehen! Dave hakte das Blei schnell ab vom Spreizdraht damit es nicht gegen das Boot knallen wuerde falls der Fisch zu toben begann. Aber der Fisch lag ganz ruhig neben dem Boot und nun ratterten die Kameras. Aber wie fotografiert man so ein Monster im Wasser so dass man die wahren Ausmasse im Foto ueberhaupt erkennen kann. Ich versuchte irgendwie meinen Kopf neben den Fisch zu bekommen aber diese Bilder wurden alle nichts – vorallen wenn ich das Vorfach mit der Hand ergriff und den Kopf auch nur ein bisschen hochhob – oha, da schlug der Fisch wild auf und wir alle bekamen eine volle Dusche! Ganz vorsichtig liess er sich am Ruecken streicheln – mehr ging nicht.


    Die Jalopy kam heran um den Kerl zu bestaunen. Glenn hob seinen Sohn Cody hoch damit er einen besseren Sichtwinkel hatte. Daumen hoch von allen da drueben. Dave legte nun das Massband an – nee, das mochte er auch nicht – wieder eine Dusche und ein Haken war raus. Er hing jetzt nur noch knapp im Mundwinkel. 1,70 m war er mindestens – laut online Tabellen brachte er wohl 150 Pfund oder mehr auf die Waage. Das hatten wir auch so geschaetzt. Unglaublich. Der Schwanz alleine war mindestens 50 cm breit! Als ich ihn wieder mal am Vorfach fuer ein Fotos vorfuehren wollte, schlug er wieder wild um sich, der zweite Haken schlitzte aus und mit zwei, drei platschenden Schwanzschlaegen verschwand das Ungetuem in der Tiefe. Was fuer ein Erlebnis! Das machte alle fischlosen Stunden zuvor wieder wett. Ich hoffte nur, dass einige der Bilder geworden sind – war es doch ausser der ewigen Erinnerung das Einzige was ich von dem Fisch mit nach Hause nehmen konnte. Aber wer wuerde nicht gerne mal so einen Fisch fangen!


    Natuerlich mussten wir das nun weiter probieren. Drift auf Drift legten wir hin um weitere Butte aufzustoebern. Und diese kleine, unscheinbare Stelle war wohl immer noch nicht ausgeschoepft – Carl sprang ploetzlich zu einer seiner 3 Ruten und war am Fisch. Jetzt kamen die Yahoo-Rufe von der Jalopy. Carl musste wieder einmal um sein ganzes Boot herumrennen im Drill – bloss gut dass er ein Walk-Around-Boot hatte! Endlich stiess Glenn mit der Harpune zu und sie zogen einen schoenen 40 Pfuender ins Boot. Das war die beste Keeper-Groesse – ‘ne Menge Fleisch aber noch jung und zart!


    Dann hatten die Heilbutte wohl genug fuer heute und wir packten dann auch ein. Es gab mal wieder Fisch zu versorgen! Auf dem Heimweg wurde es zwischen den Inselketten schon etwas kabbelig aber als wir nun so Seite an Seite zum Resort zurueckfuhren, da kam bei uns der Wettkampfgeist wieder auf. Carl wollte nun mal sehen ob ich ihn noch abhaengen konnte und er kam ploetzlich an mir vorbeigeflogen. Das konnte ich mir natuerlich nicht bieten lassen und drehte auch auf. Es dauerte einige lange Sekunden bis ich mein Boot auf Maximalgeschwindigkeit hatte – es war ja auch kein glattes Wasser. Ich merkte schon, dass das ganz knapp werden wuerde und ich alles herausholen musste um wieder zu Carl aufzuholen und an ihm vorbeiziehen zu koennen. Trimmklappen alle hoch, Motor zur maximalen RPM hochgetrimmt – einen Tick bevor es Kavitation am Propeller geben wuerde, Gashebel voll durchgedrueckt – aha, jetzt holten wir langsam aber unaufhaltsam auf. Glenn stellte sich an als ob er mit dem Paddel nachhelfen wollte die Jalopy voranzubringen und Carl zeigte mir nur die geballte Faust als wir vorbeizogen. Ein 1802 Trophy ist zwar einen Tick kuerzer und etwas duenner als mein 19 Sea Ranger aber es wiegt eben mindestens 500 Pfund mehr leer da mit Holz unter dem GFK gebaut. So hatte ich wohl doch noch 4-5 km/h mehr auf Lager trotz praktisch identischer Motorisierung.

    Da fueh morgens die staerkste Ebbstroemung herrschte, brauchten wir also die Nahwitti-Barpassage gar nicht erst vor 9 – 10:00 versuchen. Das gab uns die Moeglichkeit mal etwas mehr Schlaf abzufassen und dann relaxt eine Weile am Duval Point zu angeln bis die Ebbe schwaecher wurde. Als wir gegen 7:00 bei Duval ankamen, fischten dort schon ca. 10 andere Boote. Was zu Hause als leer gelten wuerde, wurde hier als Kampfangeln betrachtet – 10 Boote an einer 3 ha grossen Stelle – mein Gott, wie voll! 


    Wir hatten die 3 Ruten gerade eingesetzt als die flache Rute losruckte – das war meine Rute und ICH war zuerst dran. Als Skipper muss man naemlich sehen wo man bleibt und viele Chancen hatte wir ja bis jetzt nicht bekommen! Es war schnell klar, dass das kein kapitaler Fisch war aber ich genoss mal wieder das Ziehen eines Fisches an der Rute – man vergisst ja schnell! Ein brauchbarer unmarkierter Coho kam bald zum Boot und da wir dieses jahr anscheinend nicht sehr waehlerisch mit Lachs sein durften, wurde der auch eingesackt. Nicht schlecht mit ca. 7 Pfund aber eine Welt von den kapitalen Cohos vom letzten Jahr (bis 15 Pfund) entfernt. Dannach wurde es wieder sehr ruhig und wir sahen auch auf den anderen Booten keinerlei Action. Wir schuettelten nur die Koepfe – jeden Morgen bekamen wir einen Trostlachs ruckzuck ins Boot und dann fuer den Rest des Tages nichts silbernes mehr.


    Die Jalopy schleppte schon weit im Norden der offenen Kueste zu. Carl funkte uns an und berichtete das Orcas um sein Boot herum waeren. Da wir bei Duval keinerlei Fisch-Action verpassten, packten wir schnell ein und duesten der Jalopy hinterher. Tatsaechlich bekamen wir noch eine schoene Walshow von einer Gruppe Orcas die mit einem Kalb auf Wanderschaft waren. Immer wieder toll diesen grazioesen Meeresriesen zu begegnen.


    Dann juckte uns die ungeduldige Erwartung; wuerden wir Schwaerme von Lachsen an der Aussenseite vorfinden. Es war noch etwas frueh und die Ebbstroemung lief noch recht schnell – keine optimalen Bedingungen fuer die Nahwitti-Passage aber wir konnten es nicht mehr erwarten und duesten im Tandem los, Carl voran. Das Meer auf der Innenseite war spiegelglatt und ein Genuss zu befahren. Ich merkte schon, dass Carl’s Jalopy einen neuen und staerkeren Motor hatte – bei dem unvermeidlich kommenden Rennen wuerde ich ihn diesmal nichts so leicht abhaengen – das merkte ich jetzt schon obwohl wir beide nicht voll ausfuhren. Es war hier und heute nicht der Zeitpunkt fuer ein Bootsrennen – wir durchquerten bislang unbekanntes Wasser. Dann kam die Passage und es wurde wesentlich kabbeliger. Wir mussten uns Welle um Welle vorankaempfen und staendig auf- und abtouren um nicht regelmaessig Wasser ueber das Dach zu bekommen. Alles in allem aber nicht gerade gefaehrlich zu diesem Zeitpunkt, aber ich konnte mir schon vorstellen, was hier los ist wenn es vom Westen her kachelt und eine starke Ebbe dagegendrueckt an einer Stelle wo der offene Pazifik durch eine Enge mit nur 20 m Tiefe durchmuss.


    Draussen angekommen, setzten wir aufgeregt unsere Ruten ein. Am Cape Sutil, gerade ausserhalb der Passage, war das Wasser immer noch unruhig, sah aber sehr fischig aus. Ein paar ins Meer gestreute Felsbloecke brachen die Brandung und sorgten fuer Strudel und Kelpfelder. Es war hier in Ufernaehe nur um die 20 m tief – es erinnerte uns sehr an das flache Strandfischen in Port Renfrew, was richtig Spass macht wenn man einen guten Lachs in nur 10 m Tiefe hakt und die dann nur horizontal ausreissen koennen. Das koennte ein richtiges Spektakel werden wenn die Lachse nur mitspielten. Taten sie aber nicht! Oder sie konnten nicht weil keine da waren. Zwar sahen wir Unmengen an Futterschwaermen, Delfine, Wale, Ross fing einen kleinen Heilbutt am Blinker, Felsenbarsche lauerten an jeder Unebenheit am Meeresboden – aber wo waren die Lachse? Die Jalopy fand auch keine obwohl wir uns strategisch ueber eine grosse Flaeche verteilten. Schliesslich gaben wir auf und drifteten auf Grundfisch ueber ein paar Plateaus weiter draussen. Perfekte Bedingungen, kein Wind, ganz leichte Duenung, regelrecht heiss in der Sonne aber auch die Grundfische hatten nun keine Lust mehr. Es war zum Verzweifeln.


    Am fruehen Nachmittag fuhren wir wieder durch die Passage auf die Innenseite wo Carl vor Anker ging und seinen Grill anschmiss. Wir drifteten ein bisschen in einigen Buchten herum und fanden ein paar Felsenbarsche und untermassige Lings zur Unterhaltung. Dann merkten wir wie der Wind zunahm und wir machten uns auf die lange Rueckreise. Die Jalopy sass noch am Anker als wir sie verliessen. Wir machten ein paar Abstecher durch die Inselketten um vielleicht ein paar interessante neue Stellen auszukundschaften aber die Wasserbedingungen wurden immer schlechter und die letzte halbe Stunde kaempften wir uns durch 1.5 m hohe Wellen. Wir funkten zu der Jalopy und rieten zur Heimkehr – sie waren nun auch schon unterwegs und bekamen ein paar Ladungen gegen die Windschutzscheibe und ueber das Dach. Erstaunlich wie schnell sich die Bedingungen aendern koennen. Wir waren froh als wir alle gegen 15:30 Uhr wieder heil am Dock waren. Da wir kaum Fische zu verarbeiten hatten, waren wir schnell fertig mit den Pflichten und hatten dann Zeit zum Ziplining quer ueber die Marina und zum Grillen und abends noch den einen oder anderen Witz am Lagerfeuer zu erzaehlen. Alles passte, nur die Lachse fehlten!

    Um uns wieder etwas aufzubauen, zog ein paar Runden durch das Resort und sprach mit dem Resortbesitzer, der jahrzehntelang in Hardy Berufsfischer war, und auch mit anderen erfahrenen Gaesten. Er kam mit der Ueberzeugung zurueck, wir muessten durch die ganze Inselwelt zur Festlandskueste. Dort waeren einige gute Chinooks gefangen worden. Squidimitate waeren angeblich das Ticket. Die Windvorhersage sah gut aus um diese ca. einstuendige Tour zum Festland zu machen. Nur mussten wir am Nachmittag rechtzeitig die 2 groesseren Wasserstrassen manoevriert haben wo e smit einsetzender Ebbe und aufkommenden Foenwind zu Verwerfungen kommen wuerde.


    Wieder krochen wir motiviert super frueh aus den Kojen und bereiteten uns fuer einen langen Tag auf dem Boot vor. Kein Wind aber Nebelbaenke zogen am Horizont zum Festland hin auf. Diesmal war die Jalopy crew auch puenktlich wach und ich liess Carl mit dem Radar vorfahren. Es war eine angenehme Fahrt durch die schier endlose Inselwelt die wie eine Maerchenwelt aus dem mal dicker mal weniger dicken Nebel auftauchte. Nach reichlich 50 Minuten waren wir am Ziel – den Jeanette Point am Festland. Hier hatten wir letztes Jahr ein paar schoene Cohos und paar Pinks gefangen. Nicht weit davon hatten wir auch eine geeignete Stelle fuer Heilbutt und Lingcods entdeckt. Jetzt sollten hier also Chinooks ihr Unwesen treiben. Mal sehen!


    Wir setzten wieder 3 Ruten ein um das ganze Tiefenspektrum abzudecken. Um die Felsspitze am Point war das Wasser noch bis zu 20 m tief wenn die Rutenspitzen schon fast die Felsen kratzten. Dann fiel es schnell auf ueber 50 m ab. Das Echolot war voll von vielversprechenden Signalen und Futterschwaermen. Was das wohl fuer Koederschwaerme waren? Squids? Heringe? Carl konnte e suns bald ueber Funk sagen – sie hatten einen 35 cm langen Hering am Blinker gefangen! Haette ich bloss mal mein Heringspaternoster mitgebracht!


    Wir zogen Runde um Runde um den Point und in die umlegenden Buchten. Nichts. Als die beste Zeit anbrach, der Umschwung von Flut auf Ebbe, kamen einige Guide-Boote hinzu. Auch diese fingen nichts und zogen bald weiter noerdlich die Kueste hoch. Es kann doch nicht sein, dass hier kein Lachs lebt und frisst! Ich spaehte am Plotter eine enge Passage zwischen einigen Inseln heraus, durch die mal hindurchschleppen konnte und die ein gutes Versteck vor der Ebbstroemung war. Ich hiess meine Crew die Ruten bis auf 20 m hochzuholen und wagte dann die Passage. Da! Eine Rute loeste aus, gegenueber fing die 2. Rute an zu ruckeln und um das Chaos perfekt zu machen zog die dritte Rute auch noch ab. Elektrifiziert und beinahe erloest sprangen Ross, Dave und Alec zu den Rute und stolperten dabei fast ueber sich gegenseitig. War das der Moment in dem der Knoten platzte? Schnell war klar – NEIN – keine Lachse! Wir waren ueber eine Gruppe Felsenbarsche gefahren und die fanden unsere Koeder lecker. Fette, stramme Burschen und einer blieb in der Kiste haengen, aber nicht auf was wir so fiebernd gehofft hatten.


    Als wir aus der Passage herauskamen, befanden wir uns hinter einer Insel genau im Stroemungsschatten der Ebbstroemung. Wenn ich ein heimwaerts wandernder Lachs waere und nicht von der Ebbe wieder auf den offenen Pazifik hinausgezogen werden wollte, wuerde ich an dieser Stelle ausharren. Futterschwaerme schienen sich da auch aufzuhalten – da musste doch was gehen! Die erste Runde in der Kehrstroemung – die tiefe Rute loeste ploetzlich aus. Das war Alec’s Rute und er war gleich dabei. Das war kein Barsch; der Fisch wehrte sich kraeftig und bog Alecs Rute ordentlich durch. Coho? Wir machten die eine Seite klar zur Landung denn was immer es war, es ging in die Kiste! Vorsichtig, um den Fisch ja nicht noch zu verlieren, brachte Alec den Fisch endlich zum Boot. Ein strammer 8-9 Pfuender schluepfte ins Netz und als Ross ihn ins Boot hievte, staunten wir nicht schlecht ueber einen fetten Pink! Wow, das war einer der groessten Pinks den ich dieses Jahr gesehen hatte.


    Nun waren wir wieder motiviert! Ein Pink kam nicht allein und wo Pinks Zuflucht fanden, mussten doch auch andere Lachsarten zu finden sein. So drehten wir Kreis auf Kreis hinter der Insel, mit Koeder flach und tief. Gingen wir zu dicht ueber Grund nahmen Felsenbarsche unsere Koeder an. Aber kein weiterer Lachs schien interessiert oder vorhanden. Carl steuerte seine Jalopy gerade weiter draussen genau am Stroemungssaum halb im Nebel. Wir sahen ihn ploetzlich in seiner typischen Manier aufspringen und die Rute herausreissen. Aha, Fish on! Nun verfolgten wir ein tolles Spektakel im Nebelspuk. Carl war an einem guten Fisch wenn man der Rutenkruemmung glauben konnte. Aber dann war der Fisch schon ploetzlich am Boot den wir sahen den Flasher auftauchen und Glenn zum Kescher hasten. Aber weit gefehlt! Der Fisch wollte sich wohl nur mal kurz seinem Gegner vorstellen und ging dann auf Angriff ueber! Unter dem Boot durch sodass Carl um seine Motoren mit der Rute tief im Wasser reichen musste; ploetzlich stand er auf dem Vorderdeck und drillte von dort. Gebannt verfolgten wir das Schauspiel – doch immer noch hoffend, dass eine unserer Rute den Bruder dieses Fisches dort abfassen wuerde.


    Zu Carls Leidwesen hatte sich sein Gegner auf Nahkampf um das Boot herum eingstellt was die erfolgreiche Landung so unendlich viel schwieriger macht. Glenn sah ein paar Mal einen Bruchteil einer Sekunden eine Chance mit dem Kescher zuzulangen aber ging jedes Mal wieder leer aus – der Fisch war zu tief oder blitzschnell wieder weg. Nach etwa 15 Minuten, als wir schon ueber einen Kilometer von der Fangstelle abgetrieben waren, gelang Glenn dann endlich die Landung. Ein mehrstimmiger Siegesruf und hochgereckte Arme zeugten von der Erleichterung auf der Jalopy. Ein freudestrahlender Carl hielt uns einen wunderschoenen kapitalen Chinook hoch – um die 30 Pfund schaetzten wir alle. Wir beglueckwuenschten die Jungs und machten uns wieder motiviert zur Stelle zurueck. Da konnte doch nicht nur einer davon gewesen sein! Stunde um Stunde durchpluegten wir die Gegend – NICHTS! Auch die Jalopy konnte keinen Zauber mehr vollbringen.


    Als die Ebbe langsam nachliess, beschlossen wir auf Grundfisch umzuschalten. Carl suchte sich eine Stelle zum Ankern, wir wollten lieber etwas driften. Ich montierte einen monstroesen Gummifisch – auf den beisst nu rein Grossling oder Grossbutt. Wir klopften ein paar Unterwasserberge und Riffe im 20-30 m Bereich ab. Ich sass vorn am Bug und verbuchte ein paar Anfasser an meinem Gummimonster aber haengen blieb leider nichts. Wahrscheinlich nur halbstarke Barsche und Lings – ich konnte die Bisspuren am Gummi sehen. Hinten im Boot kamen ein paar Barsche und untermassige Lings kurz hoch und wieder zurueck. Carl vermeldete auch noch keine zaehlbaren Erfolge weiter draussen.


    Wir fuhren zur selben Bank hinaus wo Carl verankert auf Fisch hoffte; aber wir drifteten. Leider buessten wie wir auch ein paar Koeder ein bis Ross’ Rute ploetzlich flitze-krumm war. Aha, das war was Besseres! Der Fisch nahm paar Mal stossartig Schnur – das konnte nur ein guter Lingcod oder Heilbutt sein. Ross hatte Spass endlich mal einen Fisch zu drillen und genoss die ganzen 70 vertikalen Meter. Als wir uns alle auf die Landung eines Grossfisches fertig machten, kam die Ernuechtuerung – Ross hatte einen halbstarken Ling an der Schwanzflosse gehakt. Er hatte das Mass aber war kaum 10 Pfund schwer. Was soll man da sagen!


    Nach einer Weile mit nicht mehr als paar kleineren Grundbewohnern, beschlossen wir unser beruehmtes Ling-Riff vom letzten Jahr zu besuchen. Wenn nichts weiter ging, dort mussten wir Erfolg haben. Dort hatte Jerrod letztes Jahr seinen 50 Pfund Lingrekord gefangen und ich meinen auf 30 Pfund hochgeschraubt und etliche andere in der 15-25 Pfund Klasse hatten dran glauben muessen. Da muessten doch ein paar neue Brocken nachgewandert sein, dachten wir.


    Wir liessen Carl ueber Funk wissen wo wir zu finden waeren und duesten los. Nach 20 Minuten waren wir am Ort und 3 Pilkruten gingen in Aktion. Dave’s Rute ging ploetzlich in ein Kreisbogen ueber und er stoehnte gluecklich – Oh ja! Ha, das Riff enttaeuscht eben nicht! Ein kurzes aber heftiges Tauziehen begann, dass das Geschirr bis auf das Auesserste forderte. Dann kame in zaehnestarrender Rachen herauf und ich schlug das Gaff in den Kopf. Was fuer ein Brocken! Ich hievte das Vieh an Bord und Ross und Alec sprangen entsetzt zur Seite als das Monster vor ihre Fuesse fiel. Dave war happy und erledigte das Tier. Die Jalopy kam gerade herangebraust und sie johlten uns ihre Anerkennung zu als Dave den Brocken hochhielt. Genau 30 Pfund zeigte die Waage.


    Minuten spaeter sahen wir Glenn’s Rute bis ins Wasser gerissen und ihn am Fisch. So kam auch auf der Jalopy ein guter Ling in die Box – um die 16 Pfund. Danach war aber Schluss und ausser ein paar Felsenbarschen liess sich kein Ling mehr locken. Ich verlor leider meinen Riesengummifisch in den Klippen – schade, ich hatte gerne mal den Abnehmer dieses 40-45 cm langen Koeders gesehen!


    Ein kurzer letzter Lachsversuch am Duval Point vor dem Resort brachte noch einen Pink auf der Jalopy aber dann waren wir ausgefischt. Wenn nicht sie Lings gewesen waeren, waere das eine aeusserst magere Ausbeute fuer 2 Boote und 10 Stunden Angeln gewesen. Carl’s Chinook zeigte 28,5 Pfund an der Waage und war der groesste Chinook seit Tagen im ganzen Resort. Hoffentlich ein Zeichen von Dingen die da kommen wuerden. Abends besprachen wir den Plan fuer den naechsten Tag. Dave hatte die neuesten Windmeldungen erhalten und die versprachen uns noch einen windfreien Tag – danach sollte es nachmittags ungemuetlich werden. So im Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum Lachse zwischen den Inseln von Vancouver Island bis zum Festland hin gefunden hatten, vermuteten – hofften wir, dass sich die Silberlinge noch vor dem Nordzipfel der Insel vor der offenen Kueste herumtrieben. Bis dorthin war es 1 bis 1,5 Stunden Fahrt und durch die beruechtigte Nahwitti-Bar wo die Pazifikduenung auf eine 20 m flache Schwelle traf und wo sich bei voller Ebbe 3-4 Meter stehende Wellen bildeten. Aber ohne Risiko kein Gewinn und morgen war die letzte Chance fuer einen Offshoretrip. Alle waren dafuer es zu probieren.