Beiträge von cohosalmon

    Relativ ermuedet erreichten Ricardo und ich Port Renfrew rechtzeitig zur Abendbrotzeit am 17.6. Wir kamen in diesem kleinen Ort an der Bibliothek/Touri Info vorbei und ploetzlich stieg ich auf die Bremsen. Dort sah ich Carl’s Truck parken. Ich hielt daneben und siehe da, auch Dave sass in seinem Auto daneben. Beide in ihr Handy vertieft. Schoene Angler! Port Renfrew hat kein Handysignal – daher hatten wir auch kein Update der beiden unterwegs erhalten koennen – und so parkten beide vor dem Gebaeude, das WLAN bot. Ganz schoen albern diese Onlinesucht!


    Naja, jedenfalls hatten beide ziemlich lange Gesichter – frueh raus, den ganzen Tag hart gefischt und ausser ein paar kleinen Felsenbarschen keinen einzigen brauchbaren Fisch gefangen. Autsch! Und so waere es wohl 80% der Derbyteilnehmer gegangen. Und morgen sollte eine Tiefdruckfront mit Regen und Wind einziehen. Doppelt autsch! Wir sind dann erstmal zum Pub/Restaurant gefahren und haben ordentlich gespachtelt. Dave fuhr dann nach Hause und Carl brachte uns zu unserer Huette. Die bestand nur aus einem Zimmer plus Bad und da ich Carl’s Schnarcheskapaden kannte, machte ich gleich die Ladeflaeche meines SUV’s als Bett fuer mich fertig. Ricardo wollte es in der Huette probieren. Wir wanderten mit einem Bier noch durch die Marina und quatschten noch mit ein paar Bekannten und den Derby-Fuehrenden – immerhin ein 33.4 Pfund Chinook. Viele hatten nichts vorzuzeigen – es waere kaum Futterfisch da und daher auch kaum Raubfisch. Wir bestaunten noch ein paar der praechtigen Westcoastboote in der Marina und hofften das ueber Nacht ein bisschen Leben an diesen Kuestenabschnitt einziehen wuerde.


    Ricardo kam dann 2:00 Uhr ins Auto gekrochen – Carl’s Schnarchorchester war selbst ihm zu viel. Um 5 Uhr legten wir dann mit der Jalopy ab. Ich hatte meine eigene Lachsrute und Geschirre mitgebracht. Das Meer – hier die offene Pazifikkueste – war noch schoen ruhig aber ein kalter Nieselregen machte die Haende schon bald klamm und kalt. Wir setzten zwei Koederfischsysteme ein und da man hier dicht unter Land schleppte und das Wasser nur etwa 15-20 m tief war, schleppte man sehr flach zwischen 10 und 15 m am Rigger. Ich nahm die tiefere Schicht. Wir verkrochen uns gerade in Jalopy’s enger Kabine wo Carl eine lebensrettende Propanheizung laufen hatte, als Ricardo ploetzlich zu meiner Rute zeigte und “Fish On!” schrie! Alle 3 sprangen wir auf und zwaengten uns durch den Reissverschluss der Kabinenplane – Ricardo war zuerst raus und an der Rute – er schaute sich nochmal zweifelnd nach mir um – es war ja schliesslich Vatertag und er wollte mir den Vortritt lassen – aber ich sah nur wie der Fisch schon Schnur von der Rolle zog und hiess ihm die Rute selber zu schnappen.


    Er setzte noch einen gewaltigen Anschlag, obwohl die Schnur schon laengst aus dem Downriggerclip heraus war – gewagt, entweder riss es den Haken aus dem Maul oder der Haken war nun tief im Fischmaul begraben. Hoffentlich letzteres! Das war ein Chinook, keine Frage, der Fisch riss einige Meter Schnur ab bevor Ricardo mal an die Rollenkurbel kam. Aber routiniert drillte er den Fisch – mein Sohn!, dachte der stolze Vater. Carl, der nun wohl schon um die 15 fischlose Stunden am Angeln war, trichterte Ricardo ein, den Fisch ja nicht zu verlieren – der musste an die Waage fuer wenigstens einen der Lotteriepreise im Derby! Carl holte seine Rute und die Rigger ein und ich steuerte das Boot. Gott sei Dank waren hier kaum Boote um uns herum. Bald gewann Ricardo die Oberhand und brachte den Fisch ans Boot. Ein mittelpraechtiger Chinook – vielleicht 13 Pfund – aber im Anbetracht der Fischflaute ein toller Fisch! Carl sackte ihn im Kescher ein! Nun gut, die ersten 10 Minuten heute waren schon erfolgreicher als der ganze vorherige Tag von Carl und Dave. So kann’s doch weitergehen. Ging’s aber leider nicht. Runde um Runde zogen wir diesen Kuestenabschnitt hoch und runter. Das Echolot zeigte kaum mal etwas an. Es war wirklich nicht viel Leben hier. Wir sahen nicht ein einziges anderes Boot was fangen. Das Wetter wurde immer schlechter – der Regen heftiger und der kalte Wind staerker.


    Da ruckte mal wieder meine Rute los und gleich darauf auch Carls. Wir sprangen hin und hatten beide einen Felsenbarsch am Haken. Meiner war ein klasse Exemplar der Quillback Gattung. Gingen aber wieder zurueck. Carl versuchte nun verschiedene Blinker aber ich blieb beim Koederfisch. Ricardo hatte sich mittlerweile zu einem Nickerchen in die beheizte Kajuete verzogen. Ich nickte auch auf dem Beifahrersitz etwas ein. Ploetzlich rief Carl “Fish on!” und zeigte zu meiner Rute die aufgeregt wippte. Im Halbschlaf flog ich hin, riss die Rute aus dem Halter und ruckte an. Definitiv Lachs, aber nichts grosses. Der Fisch kam schnell zur Oberflaeche und wurde sehr akrobatisch. “Mann, der kaempft aber klasse, auch wenn es kein Riese ist!”, dachte ich. Als ich den 7-8 Pfuender an das Boot brachte sauste er unaufhaltsam unter das Boot und in die Motoren rein. Es bedurfte einiger riskante Manoever meinerseits ihn da wieder herauszukriegen. Er gab einfach nicht auf. Carl stand schon ungeduldig mit dem Kescher bereit – wir trieften schon vom Regen der auf uns herabprasselte. Als der Lachs einen Moment still hielt konnte ich den gruenlichen Schimmer erkennen – ein Rotlachs! Leider sind die diesjaehrigen Rotlachsstaemme arg dezimiert und diese Lachsart muss sofort wieder zurueckgesetzt werden. Ich nahm ihn kurz aus dem Wasser fuer ein Foto und um Carl den Haken entfernen zu lassen und dann durfte dieser praechtige Sockeye wieder schwimmen.


    Schnell verkrochen wir uns dann wieder unter dem Dach. Was fuer ein Mistwetter. Viele Boot brachen schon ab und fuhren zurueck obwohl das Derbyende erst Mittag war. Meinen Koeder schnappte sich noch ein kleinerer Coho – ich hatte nun 3 von 5 pazifischen Lachsarten an meiner Rute gehabt heute! – und als dann auch noch Carl’s Propanvorrat zuende ging, packten wir auch ein und fuhren zurueck. Der Wellengang war mittlerweile sehr ungemuetlich geworden! Wir holten schnell noch die Jalopy aus dem Wasser und parkten das Geschirr auf dem Parkplatz. Wir wogen den Chinook ein und waren damit sogar noch in den Top 20. Dann waermten wir uns in der Festhalle beim Preistisch auf, besorgten uns was zum Mittag. Ricardo und ich machten uns dann schon wieder auf den Heimweg waehrend Carl noch abwartete, ob er etwas gewinnen wuerde. Leider nicht. Wir nahmen aber den Chinook mit nach Hause – der wird uns beim naechsten Grillabend gut schmecken!

    Letztes Wochenende war angelmaessig sehr vollgepackt. Fuer Samstag musste ich Charter-Guide spielen, hatte ich doch fuer eine Eishockeyclubspendenaktion im Winter einen Angeltrip auf meinem Boot gespendet und ausgerechnet Ricardo’s Trainer James hatte die Versteigerung dafuer gewonnen. Da hatte ich nicht nur Erfolgsdruck weil er ordentlich Geld bezahlt hatte, sondern auch weil Ricardo es sich nicht mit seinem Coach verscherzen wollte. Und dann wollten Ricardo und ich sofort nach Port Renfrew an die Westkueste aufbrechen, weil uns dort mein Freund Carl zu einem Lachsderby eingeladen hatte. Er fischte den Samstag schon mit unserem gemeinsamen Freund Dave, der aber Samstag Abend wieder abreisen musste. So wollten wir Carl’s Crew sein fuer den einen Tag. Ein volles Vaterstag-Wochenendprogramm!


    Ricardo und ich packten alle unsere Sachen schon am Freitag Abend ein und schleppten Max-Waldi zur Pedder Bay Marina. Da dort am Samstag auch ein kleineres Derby stattfinden sollte, wollte ich den morgentlichen Andrang an der Bootsrampe vermeiden und dass Boot schon im Wasser haben wenn James, seine Frau Debbie und sein Sohn Carter um 4:45 Uhr morgens kamen. Ricardo musste am Samstag an der Marina zurueckbleiben – 4 Angler waren genug fuer mein Boot. Er hatte noch Hausaufgaben und wollte sich mit der Krabbenfalle in der Marina beschaeftigen. Er hatte auch sein Barschangelzeug eingepackt – ein kleiner See war in Wanderdistanz zur Marina.


    Es hatte zwei Tage lang ordentlich geblasen und ich betete, dass sich der Wind wie angesagt ueber Nacht legen wuerde. Ich war um 4:00 Uhr auf und machte das Boot und Geraet startklar bis meine Gaeste eintrafen. James wollte am liebsten Heilbuttangeln; etwas was er von seinem eigenem Kleinboot nicht konnte. Wenn wir schnell Erfolg haetten, koennten wir vielleicht sogar noch Lachsangeln dazupacken – aber Fokus war auf Butt. Wir hatten den 17.6. extra herausgesucht, weil die Gezeiten bis mindestens 14:00 Uhr fuers Buttangeln hervorragend waren. Die drei Gaeste kamen gut vorbereitet an; alle hatten einen Regenanzug dabei, Rettungswesten und James brachte sogar zwei seiner eigenen Ruten/Rollen mit. Ich hatte ihn wohl verschreckt, als ich andeutete, dass ich Linkshandkurbeler bin. Ganz ungewoehnlich fuer die Pazifikkueste!


    James schnueffelte ganz begeistert ueberall in meinem Boot herum – er hatte sich wohl im Winter selber ein 6 m Aluboot geholt, dass er nun fuer sich selber ausruesten und aufbauen wollte. Nun, auf Max-Waldi mit seinen ganzen Modifikationen konnte er sich eine Menge Ideen holen. Selbst wenn es mit Fischen nichts werden sollte, ganz ohne Erfolg wuerde die Tour nicht werden fuer ihn!


    Der Wind hatte nachgelassen aber doch etwas Wellen hinterlassen. Ich wollte zu meiner neuesten und bisher sehr erfolgreichen Buttstelle nahe der US Grenze fahren. Von Pedder Bay ganz schoen weit, aber ich hatte Pedder Bay gewaehlt, weil wir von dort auch die Lachsgruende vor East Sooke erreichen konnten und ausserdem das Mud Hole fuer Heilbutte ziemlich nahe lag, falls Wind und Wellen die weite Fahrt zur Grenze verbieten sollten. Die 3 schienen allerdings einer etwas kabbeligen Fahrt nicht abgeneigt und so wollte ich die Strecke versuchen. Nach etwa 25 Minuten kamen wir an und der Wellengang war dort eigentlich ganz angenehm.
    Schnell war der Anker raus, die Ruten bekoedert und versenkt und der Duftsack im Wasser. Na dann mal los. Ich zeigte James wie ich einen ganzen Hering an dem Vorfach mit zwei Einzelhaken befestigte und von da an versorgte er seine eigene Buttrute auf der linken Bootsseite. In jungen Jahren hatte er mal ein paar Saisons auf einer Fishing Lodge in den Queen Charlotte’s als Guide gearbeitet. Netter Typ. Vollkommen hockeyverrueckt aber auch ein begeisterter Angler. Und er beruhigte mich auch gleich – er wuesste was Erfolgsdruck beim Guiding bedeutete und er und seine Familie wuerden den Tag auf meinem Boots so oder so geniessen, Fisch oder nicht, sie waren einfach mal froh auf das weite Meer hinauszukommen und am Vatertagwochenende ein bisschen extra Zeit als Familie zu verbringen. Er versicherte mir, er saehe den Auktionspreis fuer diesen Trip als eine Spende an das Hockeyteam und jeglicher Fisch der daraus resultieren moege als eine suesse Verzinsung. Das erleichterte mich doch etwas!


    Sobald die Koeder den Boden erreicht hatten, ruckelten die Rutenspitzen los. Carter, der Sohn, war begeistert. “Sehr kurzweiliges Angeln!”, meinte er, als er die ersten Dornhaie heraufkurbelte. Ich dachte nur zu mir selbst “Ich hoffe Deine Begeisterung dauert an falls diese Plagegeister uns den ganzen Tag belaestigen sollten!”. Nach einer halben Stunde hatten wir bestimmt schon ueber 10 Haie gefangen und wieder losgelassen. Unablaessig waren sie ueber unsere Koeder her. Gott sei Dank hatte ich viele Koeder besorgt, es war ja nicht unbekannt, dass die Haie im Sommer dick auftreten konnten. Aber das war schon ein bisschen viel heute.


    Da, jetzt riss es mal ein bisschen heftiger an der rechten Rute und ich nickte Carter aufmunternd zu. Er legte sich ins Zeug und war nun mit einem besseren Fisch beschaeftigt. Ich sah die Rutenspitze mehrfach kraeftig nicken und Carter hatte ganz schoen zu tun um einige Meter Schnur zu gewinnen. Das koennte Butt sein! James beobachtete das Echolot wo man das Etwas hochkommen sehen konnte. Noch 50 m, 30, 10 – ich stand mit dem Gaff bereit und starrte in die Tiefe. Da! Jetzt tauchte ein weisser Umriss auf – laenglich – nicht butttypisch. Oh nein! Wieder ein Dornhai aber diesmal ein Ausgewachsener! Der war etwa 1.2 m lang und bestimmt 20 Pfund schwer. Aber eben nichts verwertbares. Carter staunte ueber diesen schon ansehnlichen Hai als ich ihn abhakte. Ich war weniger begeistert.


    Und es wurde immer schlimmer. James brachte nun nicht nur einen Hai auf den anderen hoch sondern regelmaessig 2 gleichzeitig. Auch Carter hatte einige Doubletten und es war schwere Arbeit die aus 80 m hochzukurbeln. Und ich hatte dann die Vorfaecher wieder zu entwirren. Wir hatten wirklich keine 5 Minuten mal Zeit uns hinzusetzen und was zu knabbern oder trinken. Carter brauchte eine Pause und ich brachte nun auch ein paar Haie ans Tagesslicht. Nach 2 Stunden schlug ich vor die Stelle zu wechseln. Alle waren einverstanden. Als ich den Duftsack hochholte, klaffte ein grosses Loch in dem groben Nylongeflecht – die Biester hatten sich doch tatsaechlich da durchgenagt! Unglaublich!


    Wir hievten Anker und ich fuhr eine Strecke zurueck bis zur Constance Bank. Dort war Hochbetrieb und wir fanden kaum Platz zwischen den Booten um zu ankern. Als wir dann endlich festsassen und weiterangelten, ging die Dornhaishow ohne Unterlass weiter. Wie viele mussten davon da unten hausen und ueber die gesamte Strasse verteilt sein? Unfassbar! Nach weiteren 1-2 Stunden und jetzt mit Sicherheit einer Ausbeute von 70 Haien und nichts in der Fischkiste schlug ich vor einen letzten verzweifelten Versuch zu machen: zurueck bis vor Pedder Bay im Mud Hole. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Stroemung dort noch befischbar war denn die naheliegenden Race Rock Inseln erzeugten zu bestimmten Gezeitenkonstellationen lokale Starkstroemungen; aber versuchen konnte man es ja mal. Wir hatte nicht mehr viele Koeder und es ging jetzt um Alles.


    Auch da lagen schon ein paar Boote vor Anker aber das Mud Hole war weitlaeufig und man fand immer noch Platz. Als wir verankert waren, gingen die jetzt etwas sparsamer bekoederten Ruten in die ueber 100 m Tiefe. “Bitte lass uns hier von den Haien verschont bleiben!” Es blieb tatsaechlich ein paar Minuten ruhig. Und dann ruckelte es doch wieder an meiner rechten Rute. Ich uebernahm und kurbelte den Hai herauf. Waehrenddessen riss es ein paar Male etwas heftiger an James Rute. Geduldig wartete er noch ein bisschen und ruckte dann an. Etwas Schweres war dran, auch wenn sein steifer Knueppel nicht viel Aktion verriet. James hievte seine Beute Meter um Meter hoch. Ich hatte inzwischen meinen Hai oben und abgehakt und beobachtete James aus dem Augenwinkel. Der hatte zu tun aber meldete keine Buttkopfstoesse oder Fluchten. Entweder wieder 2 Haie von einer groesseren Sorte oder vielleicht ein Rochen? Ich wollte gerade meine Rute einlassen als James ausrief: “Hali, hali!”. Tatsaechlich, da brachte er doch einen Butt herauf und der lag nun schon neben dem Boot. Auch kein Winzling! Ich hatte die Harpune nicht fertig und so musste das Gaff herhalten. Ich schlug mit dem Gaff zu und zerrte den etwa 25 pfuendigen Butt ins Boot.


    Na das hatten wir uns verdient und wir klatschten uns alle erfreut und begeistert ab. Ich hatte ja schon fast die Hoffnung verloren. Mit erfrischtem Eifer versorgten wir schnell den Butt und liessen frische Koeder ein. Wo einer ist, sind meist noch mehr! Ich liess die rechte Rute ein und ploetzlich hielt die Schnur inne obwohl ich noch locker 30 m vom Boden weg sein musste. Das muss ein Fisch sein. Aber bis ich das geschnallt hatte, die Rolle zugezogen und Schnur straff gezogen hatte, war nichts mehr zu spueren. Als ich den Koeder kontrollierte, zeigte der eindeutig Bissspuren. Was kann das bloss gewesen sein? Lachs? Ein Butt weit ueber Grund? Haie im Mittelwasser?


    Kurze Zeit spaeter ruckte es wieder an meiner Rute und ich winkte Carter. Der wartete bis der Fisch abziehen wollte und kurbelte dann hinein. Der hing wie die stark gebogene Rute verriet. Carter meinte, der waere etwas schwerer oder kraeftiger aber ich dachte nur ein groesserer Hai vielleicht oder wieder Doublette. Ich kannte meine Rute genau – das war kein Butt. Als er seinen Gegner dann endlich oben hatte, tauchte zuerst ein riessiger Kopf auf. Was? Ein Dorsch! Und kein schlechter! Schnell holte ich das Gaff und brachte auch diesen Kerl an Bord. Na das war ja mal eine interessante Ueberraschung! Das passierte schon mal, dass man einen Dorsch beim Heilbuttansitz fing, war aber doch recht selten. Und Carter’s war mit knapp 15 Pfund schon ein stattliches Exemplar. Debbie und James waren stolz auf den Faenger! Das wuerde auch ein paar leckere Filets abgeben. Vielleicht war ja eine ganze Dorschtruppe da unten am Werk und vielleicht war das auch die Erklaerung meines Mittelwasserbisses. Der Dorsch wuergte auch ein paar 20 cm lange Hake aus – das sind wohl die Schwaerme die wir regelmaessig auf dem Echolot durchziehen sahen.


    Dann mischten sich wieder ein oder zwei Dornhaie dazwischen aber insgesamt schienen diese Plagegeister hier nicht so dicht zu stehen. Dann wippte James’ Rute auf einmal verdaechtig los – das war Butt, keine Frage. Jetzt wurde es hektisch! James nahm seine Rute auf und nahm Fuehlung. Da! Wieder riss es an der Rute und James gab etwas nach und setzte dann ploetzlich einen Anschlag. Leider kam der nicht richtig durch weil seine Rollenbremse zu lose war und er nicht fest genug die Trommel abgebremst hatte, an seiner grossen Penn Senator Rolle. Dennoch ging seine Rute nach diesem Ruck in die Knie und James musste sie mit beiden Haenden festhalten.


    Unwiderstehlich zog der Fisch ab! Oha, das ist ein Grosser! Die Bremse knarrte bedenklich und es dauerte ein paar Sekunden bis James mal an die Rollenkurbel kam. Ich holte rasend schnell meine Rute ein – fuer den Fisch wollte ich kein Risiko eingehen. Dann machte ich die Harpune fertig und jubilierte innerlich – das waere eine tolle spaete Belohnung fuer all die Arbeit heute. James hatte immer noch kaum Schnur zurueckgewonnen – man konnte selbst an seiner steifen Rute die harten Kopfstoesse des Buttes sehen. James wollte nun die Rute an Carter uebergeben, so dass der auch mal den Genuss einen Grossbuttdrills erleben konnte. Die Uebergabe war etwas langwierig und bis Carter richtig an der Rolle war, war die Schnur wohl ein paar Sekunden nicht sehr straff gewesen. Der Fisch war aber noch dran wie ein- zwei ploetzliche Rucke andeuteten. Dann kurbelte Carter stetig. Oft kamen Heilbutte im Mittelwasser dann faul mit dem Zug mit bis zum Boot.


    Nach einer Weile stetigem Kurbeln fragt ich Carter ob er denn noch Widerstand fuehlte. Er zuckte nur die Schultern. James uebernahm wieder und legte sich rein ins Geschirr aber auch er konnte keinen Fischkontakt mehr finden. Irgendwo unterwegs war der Butt wohl ausgestiegen. Schade, schade! Wir troesteten Carter – das passiert schon mal, nicht Deine Schuld. James nahm es sehr sportlich – er freute sich schon, dass er mal wieder das Ziehen eines Grossbuttes gespuert hatte – seit vielen Jahren mal wieder! Er nahm es als Ansporn es bald mal wieder auf Butt versuchen zu wollen – entweder von seinem eigenen Boot oder vielleicht mal wieder mit mir. Ich sagte, er waere herzlich willkommen mal wieder mit mir mitzufahren.


    Die Stroemung nahm jetzt merklich zu und auch die Dornhaidichte. Wir verangelten unsere letzten Koederfetzen und gegen 14:00 Uhr machten wir erschoepft aber zufrieden Schluss. Wir hatten ungelogen an die 100 Haie gefangen! Das war mit Abstand die groesste Anzahl die ich je beim Buttangeln erlebt hatte. Den 25 pfuendigen Butt hatten wir uns mehr als verdient. Gluecklicherweise hatte der Wind auch mitgespielt, wenn es auch nicht ganz glatt war. James war noch gut im Filetieren und so ueberliess ich diese Aufgabe ihm. Nach ein paar Fotos an der Waage verabschiedeten wir uns herzlich und ich machte das Boot fest, was bis Sonntag in der Marina blieb, waehrend Ricardo und ich zu einem neuen Abenteuer nach Port Renfrew aufbrachen.

    Zitat von #Allround#Nachhaltig

    Sauber petri!
    denkst du wirklich so schnell wachsen die? In 4 wochen das doppelte gewicht und das in der größe?


    Ja, das ist was die Fischereibiologen sagen; Cohos sind unglaubliche Fressmaschinen die vom Fruehjahr bis Herbst in ihrem letzten Lebensjahr alle 4 Wochen ihr Gewicht verdoppeln koennen wenn genug Futter da ist. Chinook sind nicht ganz so effektiv aber nicht weit davon entfernt.

    Zitat von Gerd aus Ferd

    Das Wasser sieht aus, als würde gerade ein dicker Hagelschauer runter kommen 8)


    Ganz schön Betrieb auf dem Wasser, ist da immer so viel los ?


    Ja, und sogar noch mehr wenn die Juli/August Hauptsaison los geht und jeder Urlaub hat.

    Bin schon eine Woche in Verzug mit meinen Berichten. Zu viel um die Ohren zur Zeit. War am Sonntag den 11.6. mal zu einer Solo-Lachstour in East Sooke draussen. War ein fauler Tag, bin erst so gegen 9:00 Uhr an der Cheanuh Marina angekommen, weil ich auch mal ausschlafen wollte. Seltsamerweise war gar nicht so viel los im Hafen – hatte sogar noch einen vernuenftigen Anhaengerparkplatz bekommen – ungewoehnlich, wenn man so spaet auftaucht. Bin dann bei tollem sonnigen und vorallem winstillen Wetter bis zur Trap Shack geduest. Dort schnell meine beiden Lachsruten an die Downrigger gehaengt und einen Blinker und einen Koederfisch am System in die Tiefen geschickt.


    Der erste Biss kam nach nur ein paar Minuten und ich war noch gar nicht richtig darauf eingestellt – verpasst. Aber der naechste am Koederfisch liess nicht lange auf sich warten – Anschlag – der hing. Aber nicht viel Gegenwehr. Ein kleiner 2 pfuendiger Coho kam ans Boot. Ha, der erste Coho der Saison! Meist kommen die Cohos erst im Juli/August hierher aber wir hatten auch schon verrueckte Cohosommer in den letzten 5-8 Jahren wo die Cohos schon im Juni auftauchten und uns eine fantastische Sommerfischerei geboten hatten. Und es ging munter weiter. Auch den Blinker verschmaehten die Silberlachse nicht – wenn ich ihn in die oberen 20 m brachte. Es mussten ganze Horden der Cohos umherziehen denn ich hatte auch einige Doppelbisse. Aber alles nur Kleingemuese – die groessten vielleicht 3,5 Pfund. Aber gut im Futter. Gib denen mal noch 4 Wochen mit ordentlicher Futterversorgung und sie verdoppeln ihr Gewicht. Bis zum Herbst sind es dann praechtige 10-15 Pfuender.


    Weil die Doppelbisse alleine schwierig zu verwerten sind, stellte ich die Blinkerrute tiefer um die Cohos zu vermeiden. Ich hoffte, dass da tiefer unten vielleicht auch ein paar groessere Chinooks raubten. Das brachte mir aber nur den einen oder anderen Felsenbarsch, die bis auf einen grossen Yellowtail Rockfish alle wieder zurueckgingen. Chinook war heute Fehlanzeige. Cohos hatte ich bestimmt 20 am Band, allerdings nichts Grosses. Ich nahm zwei markierte in der 3 Pfund Klasse mit, die den Haken sich etwas tiefer einverleibt hatten.


    Als ich dann gemuetlich zurueck in die Becher Bay schleppte, sah ich ein seltenes Spektakel in der gesamten Bucht. Erst sah ich einige Cohos direkt vor meinen Boot raubend an der Oberflaeche herumsausen. Selbe Groesse. Aber hinter was waren die her? Als ich meinen Blick weiter ueber die sonnenbestrahlte Oberflaeche gleiten liess, kam es mir vor, als ob das Wasser in der ganzen Bucht kochte. Was war denn das? Als ich in diese “Kochzone” hineinglitt, wurde mir bewusst, dass das alles Kleinfische waren, die an der Oberflaeche nach Futter schnappten! Mein Echolot konnte den Boden nicht mehr finden und ich sah eine unendliche Menge von 10-15 cm langen Fischen unter, neben, vor und hinter meinem Boot vorbeiziehen und immer wieder zur Oberflaeche stossen. Und das auf einer Flaeche von vielleicht 10 oder mehr Fussballfeldern. Das mussten Unmengen an Kleinfischen sein. Ich versuchte ein paar mit meinem Kescher zu erwischen, um festzustellen, ob es sich um Heringe handelte. Waren aber zu flink die Kerle. Aber etwas blieb in meinem Netz haengen, was den ganzen Spuk erklaerte: Krill!


    Eine ganze Wolke dieser Kleinstshrimps war wohl von einer starken Stroemung in Kombination mit starken Winden von Offshore in die Juan de Fuca Strait hineingeschwemmt worden und die Heringe waren ihnen gefolgt. Und natuerlich sind die Cohos und wahrscheinlich auch andere Raeuber den Heringen gefolgt. Das ist ein grosser Gluecksfall fuer die JDF Strasse. In 2009 oder 2010 hatten wir schon ein mal so ein Ereignis und brachte uns eine tolle Sommer-Cohofischerei. Hoffen wir mal, dass das wieder so laeuft!

    @Allround
    Karpfen sind in dem See keine. Die Schwarzbarsche kommen normalerweise schnell an die Oberflaeche und springen auch. Der Fisch blieb tief und zog ordentlich Schnur ab. Es werden immer mal wieder Forellen bis zu 5 kg in den hiesigen Seen gefangen. Keine Frage, da war auch Dusseligkeit meinerseits dabei, aber ein 4 lbs Vorfach ist eben auch sehr fein. Hier mal ein Bild von einem Kumpel von einem Nachbarsee vor kurzem. Wenn Du so einen Brummer am feinen Geraet hast dann ist es eben ein 50/50 Tauziehen.

    Nee, heute mal kein Lachsbericht – es war zu windig auf dem Meer. So habe ich mit meinen Jungs einen Abstecher zum lokalen Prospect Lake zum Forellenangeln gemacht. Die mit dem Schlauchboot auf Schwarzbarsch und ich im Belly Boot mit Flugangel auf Forelle.


    Eine schwarze Wooly Bugger Fliege brachte mir zum Anfang gleich eine wunderschoene 44 cm Cutthroat Trout (Kehlschnittforelle) der ich den Magen gepumpt habe, was, siehe da, einige rote Zuckmueckenlarven zu Tage brachte. Ich hatte gluecklicherweise zwei solche Imitate in der Fliegenbox und versuchte eine davon an der schnell sinkenden Schnur. Eine Weile passierte nichts. Als ich dann kurz nach dem Einwerfen praktisch in der Sinkphase einen Biss bekam, daemmerte es mir – die Fische stehen flach. Schnell hatte ich auf eine langsam sinkenden Schnur umgestellt und nun ging es Schlag auf Schlag! Ich fing noch 7 schoene und fette Regenbogner bis ca. 42 cm und 3 Pfund. Tolle Drills an einer 5er Rute! Die eine kescherten mir die Jungs als sie mal bei mir vorbei kamen. Sie hatten sich an den Schwarzbarschen schadhaft getan und Exemplare bis ueber 40 cm gelandet und wieder entlassen. Fotos haben sie leider nicht gemacht. Sonntag sind wir abends dann nochmal hin aber der Zuckmueckenspuk war schon vorbei und ich musste wieder umdisponieren. Fing dann aber doch noch 4 Forellen, diesmal tiefer unten. Eine lachsgrosse Forelle machte leider kurzen Prozess mit meinem 2 kg Vorfach – nach den Spurts zu urteilen, war das eine der groessten Forellen die ich je am Haken hatte! Leider habe ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Naja, wie immer: The Big one gets away!


    Naechstes Wochenende hoffentlich wieder auf dem Meer!

    Letzten Samstag Abend und Sonntag waren Olaf und Elke wieder zu einem Kurzbesuch bei mir. Die beiden Westkuestenfans touren nun schon zum zigsten Mal in dieser Gegend hier herum – sie kriegen einfach nicht genug! Wir hatten uns schon letzten Herbst kurz in Victoria getroffen. Leider hatte es da nur fuer einen etwa zweistuendigen Angelausflug abends in der Woche nach der Arbeit gereicht – und leider ohne Erfolg. Olaf ist aber ein findiger Angler der auch alleine schon ein paar ordentliche Fische in den kuestennahen Gewaessern erwischt hat. Dieses Mal wollten wir aber unbedingt mal eine ernsthafte Tour auf Meeresfische unternehmen.


    Ende Mai ist sicherlich eine tolle Reisezeit hier in BC; gleich aus mehreren Aspekten. Einmal sind noch nicht die grossen Touristenmassen da, die die Nationalparks und die beliebten Reiseziele im Hochsommer regelrecht ueberschwemmen koennen. Das macht das Reisen erholsamer und den Einblick in die hiesige Natur einfach authentischer. Desweiteren kann man noch die reduzierten Randsaisonpreise bei Fluegen, Unterkuenften und Fahrzeugvermietungen ausnutzen um etwas mehr fuer sein Reisebudget zu bekommen. Aber nichts hat halt nur Vorteile und so muss man sich im Mai auf andere Angelbedingungen einstellen. Die Lachse sind noch im Meer unterwegs und in den Fluessen sind daher “nur” Forellen zu fangen. Die Wintersteelheads sind schon wieder im Meer und die Sommersteelhead noch nicht im Fluss. Im Meer steht Heilbutt ganz gross auf der Liste – allerdings ist man da ein bisschen auf die Gezeiten und auf jeden Fall auf ein Boot angewiesen – leider waren letztes Wochenende keine guten Heilbuttgezeiten. Die Grosslachse sind noch vor der Westkueste unterwegs und erst in kleineren Gruppen in den inneren Kuestengebieten zu fangen. Die Lachsangelei vor Victoria bis Vancouver und Seattle beschraenkt sich um diese Jahreszeit immer noch hauptsaechlich auf die kleineren Fresslachse – Winter Chinooks. Mai bis mitte Juni ist vorallem Forellensaison fuer die Touristen mit Angeln im Gepaeck. Es sei denn sie chartern ein Guideboot an der Westkueste der Insel.


    So hatte ich es Olaf auch erklaert und dementsprechend hatte er sich mit seinem Angelgepaeck auch vorbereitet. Am Sonntag Morgen wollten wir aber raus auf’s Meer um zu sehen was es schon zu fangen gab. Irgendetwas wuerde schon beissen, dachte ich. Ich nahm auch eine Pilkerrute mit damit Olaf vielleicht ein paar der urigen Bodenbewohner zu sehen bekam. Elke wollte auch mit obwohl sie nichts weiter mit Angeln am Hut hat. Ich war unschluessig an welcher Stelle wir es probieren sollten. Ich hatte vereinzelte vielversprechende Berichte von den Oak Bay Flats direkt vor Victoria gehoert. Dort sollte der Wind am Sonntag auch am schwaechsten sein. Allerdings erwarteten wir alle den ersten groesseren Schwall an Grosslachsen von Westen her und daher tendierte ich lieber zum westlich gelegenen Sooke oder East Sooke. Dort sollte es aber etwas schaukeliger werden und die Chance, dass die Grosslachse gerade an diesem Tag auftauchten waren auch nicht gerade riesig. Eine schwierige Entscheidung.


    Am fruehen Morgen hatte ich dann entschieden Richtung Westen zu fahren und die typischen Sommerlachsgruende vor East Sooke zu probieren. Die wilde Kueste dort wuerde eine schoene Kulisse bilden und vielleicht hatte wir ja Glueck! Elke und Olaf war es egal, meinem Sohn Alexander, unserem Fishing Guide Assistenten heute, auch. Als wir an der Cheanuh Marina ankamen, war erstaunlich wenig los an der Rampe. Der Marinabetreiber befuerwortete meine Angelplatzwahl – die Trap Shack Bucht. Angeblich waeren in den vergangenen Tagen dort einige ordentliche Lachse gefangen worden. Trap Shack ist nie verkehrt in einer starken Ebbstroemung.


    Wir liessen vor der Marina noch kurz die Krabbenfalle hinab und machten uns dann auf die etwa 10 minuetige Fahrt. Am Ausgang der Becher Bay Bucht verschluckte uns nicht nur dichter Seenebel (warmes, trockenes Wetter und kaltes Meer) sondern empfing uns auch ein ordentlicher Wellengang. Es war eine sehr schaukelige Tour bis zum Angelplatz aber ich wusste, dass es in der Trap Shack Bucht besser sein wuerde. War es auch, wenn auch nicht gerade ruhig. Zwischen 2-3 anderen Booten machten Alex und ich 2 Schleppruten mit Blinker und Koederfisch fertig. Olaf schaute gespannt zu um zu lernen. Dann steuerte ich eine Runde dicht unter Land was aber durch den dichten Nebel kaum zu sehen war.


    Es dauerte nicht lange da sahen Alex und Olaf ploetzlich die Blinkerrute ausloesen. Ich war am naehesten und sprang hin um anzuschlagen. Leider war kein Kontakt mehr da als ich die Rute in der Hand hatte. Hm, Fehlbiss. Aber immerhin ein Lebenszeichen. Olaf trainierte etwas mit den Rutenhaltern und schaute sich die Moochingrolle genau an, damit er Bescheid wusste wenn es so weit war. Eine Schleife ueber das O’Brian Riff und ploetzlich zuckte wieder die Blinkerrute los. Alexander sah es zuerst und war sich erst nicht ganz sicher, ob das auch wirklich Fisch war denn es war viel Treibgut und Kraut im Wasser. Als ich es auch zucken sah und bestaetigte, nahm er die Rute auf und ruckte an. Was auch immer dran hing kaempfte nicht viel sondern liess sich einfach herankurbeln. Ein kleinerer Felsenbarsch wie sich herausstellte. Alex hakte ihn schnell ab – schneller als gewollt, da Olaf wohl gerne mal einen Blick darauf geworfen haette. Alex, als verantwortlicher Fishing Guide, fuehlte sich schlecht, dass er die Wuensche unseres Gastes so vergessen hatte! 


    Es kamen immermal wieder gute Futterschwaerme durch das Echolot. Das machte mich hoffnungsvoll, dass heute noch was passieren wuerde zumal die beste Beisszeit um den Stroemungswechsel so zwischen 10 und 11:00 Uhr ja noch bevor stand. Ich hoffte auch, dass die Sonne bald durch den Nebel durchbrannte – so war es regelrecht kalt auf dem Boot und wir waren alle froh eine dicke Jacke mitgebracht zu haben. Mir wurde immer wieder warm vom Kraut von den Schnueren entfernen und das Boot in dem Geschuckele auf Kurs zu halten. Bei diesen lausigen Bedingungen hatte wir uns ein paar Fische redlich verdient.


    Dann zog ich eine weitere Schleife ueber das Trap Shack Riff. Ploetzlich merkte Olaf auf und zeigte zur Blinkerrutenspitze hin die unruhig zuckte. “Jaaa, Biss!”, meinte ich und nickte Olaf zu. Der holte sich die Rute aus dem Halter und ruckte die Schnur aus dem Clip. Da in diesem Moment die Schnur kurzzeitig schlapp wird, dachte er erst, der Fisch waere weg aber ich rief ihm zu zu kurbeln. Und tatsaechlich wurde die Rute gleich darauf krumm. Oha, der Fisch zog auch gleich ein Stueck Schnur ab. Jawoll! So haben wir das gerne! Alex und ich holten die andere Rute ein und die Downrigger hoch und machten das Deck landungsbereit. Oalf’s Gegner war ein ziemlich sportlicher Geselle, nahm er sich doch immer wieder ein Stueck der Schnur zurueck, die Olaf ihm gerade abgewonnen hatte. Olaf machte das ganz geschickt und abgebrueht – da merkte man, dass da jahrzehntelange Angelerfahrung dahinter steckte. Aber ein paar Mal dachte er schon er haette den Fisch verloren weil die Spannung nachliess. Der Fisch schoss aber nur auf’s Boot zu und ich riet Olaf zu kurbeln wie ein Berserker. Der Fisch war noch dran! Dann kam der Fisch in Sicht. Ich war etwas enttaeuscht – nach dem Hin und Her hatte ich ein zweistelliges Kaliber erwartet. So sackte ich den etwa 7-8 pfuendigen feisten Chinook mit dem Kescher bald ein. Na gut! Als Anfang nicht schlecht aber vielleicht ging ja noch mehr! Olaf schien schon sehr zufrieden. Elke hatte ein paar Fotos vom Drill gemacht.


    Ich drehte nun etliche weitere Runden um die Fangstelle herum; aber ersteinmal erfolglos. Wir sahen auch um uns herum kein anderes Boot drillen. Ein paar bekannte Guides bearbeiteten die gleiche Gegend aber bislang wohl erfolglos. War natuerlich auch schwer zu sehen im Nebel. Vielleicht fingen andere Boote den einen oder anderen Fisch wenn sie ausser Sicht waren. Die Stroemung liess dann merklich nach und ploetzlich ruckte es wieder an der Blinkerrute. Olaf sah es zuerst und kannte nun schon den Drill – schnappte sich die Rute und bekam Kontakt zum Fisch. Es stellte sich schnell heraus, dass das nichts Grosses sein konnte. Der Fisch nahm keine Schnur und wehrte sich nur mit ein paar Kopfstoessen. Als Olaf den Fisch neben das Boot gebracht hatte, warf ich kurz einen Blick darauf – wieder ein markierter Winter Chinook, ziemlich klein aber doch brauchbar. Ich entschloss ihn auch mitzunehmen. Der Haken fiel schon im Kescher raus – der hatte ganz knapp gehangen! Mit ca. 5 Pfund war dieser Lachs sicher keine Trophaee aber ein klasse Speisefisch. Und bei den erschwerten Bedingungen heute hatten wir jede Belohnung verdient.


    Kurz darauf versuchten wir mal ein paar Bodenfische mit dem Pilker aufzustoebern. Leider hatte die Flut nun schon so stark zugenommen, dass man an den tieferen Riffen gar nicht mehr vernuenftig angeln konnte. Ich versetzte uns direkt vor die Klippen und vor Krautzonen – normalerweise erwischt man dort immer mal ein paar Barsche, Lings oder Greenlings. War heute aber nicht so. Ich glaube ein oder zwei kleine Barsche konnte Olaf hochbringen. Und er hatte noch ein paar Bisse, die er verpasste. Aber das lief heute nicht sehr gut. In einer kleinen Bucht vor Beachy Head stellte ich wieder auf Lachs um und hatte vor bis kurz vor die Marina zu schleppen. Bei Flut konnte es gut sein, dass sich dort Futter und daher auch Lachs versammelt hatte. Dummerweise fuhr ich in irgendein Unterwasserhindernis – wahrscheinlich ein altes Kabel oder versunkenes Krabbenfallengeraet was uns beide Downrigger- und Koedergeschirre kostete. Ich versuchte von 3 Seiten herum das Geraet loszubekommen – keine Chance. Es blieb uns nur noch die Kabel und Schnuere abzutrennen. Damit war der Tag gelaufen. Naja, das war zwar sehr aergerlich und auch kostspielig aber es haetten schlimmere Katastrophen passieren koennen und ich wollte auch nicht, dass so ein Missgeschick uns die gute Laune verdarb.


    Die Krabbenfalle war leider auch leer. Doch die Sonne in der Marina war uns nun sehr willkommen – schnell wurde uns wieder warm nach dieser nebelverhangenen Tour. Ich schnitt den beiden 4 feine Lachsfilets am Schlachttisch und nahm die Reste mit fuer meinen Heilbuttduftsack. Dann verabschiedeten sich die 2 und fuhren der Westkueste weiter entgegen. Alex und ich fuhren wieder nach Hause. Mein Nachbar sah mich kurze Zeit spaeter das Boot reinigen und erzaehlte, dass er mit 2 Kumpels zu den Oak Bay Flats zum Fischen gefahren war. Nun waren diese Kerle nicht gerade Angelexperten und eher dem Bier zugeneigt. Nun war ich aber wirklich sauer: hatten diese 3 Clowns doch mal so nebenbei 3 schoene Chinooks von 9-13 Pfund gefangen, hatten den ganzen Tag Sonne pur genossen und kaum eine Welle auf dem Wasser gehabt. Aber wann war Angelglueck schon je fair verteilt?

    So, die deutsche Reisesaison hat wieder angefangen und ich konnte am letzten Samstag den ersten deutschen Angler in 2017 bei mir begruessen. Philipp, als regelmaessiger Rheinangler und Norwegenfahrer, war bisher bei seinen Angelkumpels als Heilbuttschreck verschrieen, war es ihm doch noch nie geglueckt einen Butt im gelobten Land zu landen. Nun war er heiss das im Pazifik zu aendern!


    Den Morgen ueber sollte eine leichte Ebbe herrschen, die das Buttangeln vom verankerten Boot ermoeglichte. Wie ich schon oefter erlaeutert habe, ist das die wichtigste Voraussetzung fuer eine erfolgreiche Buttangelei hier vor Victoria. Ausserdem packten wir zwei Pilkruten und 2 Lachsruten ein – falls wir frueher als erwartet fertig wuerden mit dem Buttangeln. Die grossen Lachse lassen dieses Jahr auf sich warten. Die meisten Lachsangler stellten immernoch den kleineren Fresslachsen nach; einmal weil erst ein paar wenige der Grossen da waren und ausserdem weil die grossen Wildlachse noch von einem Maximalmass geschuetzt sind und daher wieder freigelassen werden muessen. Ich hatte aber schon am vorherigen Wochenende die erste Beruehrung mit einem diesjaehrigen Gross-Chinook. Auf einer Solotour am 13.5. packte sich bei Sonnenaufgang ein Frachtzug meinen Nootka-Blinker dicht vor den Felsen in der Trap Shack Bucht und zog unaufhaltsam ab. Ich hatte Muehe das Boot aus der Bucht herauszusteuern waehrend ich die Rute mit der ewig kreischenden Rolle hielt. Gott sei Dank waren nur etwa 2-3 andere Boote in der Gegend unterwegs so dass ich schon mal diese Sorge weg hatte. Die Rolle wurde schon bedenklich leer als ich endlich wieder Schnur zurueck gewinnen konnte. Der Lachs war locker 200 m ausgebuechst. Schwere Kopfstoesse liessen einen dicken Brocken erwarten. Nach etwa 15 minuetigem Hin und Her hatte ich den Kerl endlich neben dem Boot. Was fuer ein herrliches Tier, der Ruecken fast 30 cm breit, und tief war er auch. Sicher in den oberen 20gern. Aber ein unmarkierter (wilder) und damit hatte ich ihn wieder schwimmen zu lassen. Ich wollte wenigstens noch ein Foto schiessen und zog mir den Fisch, die Schnur am Flasher haltend, in Pose und hatte die Kamera in der anderen Hand als der Lachs einen kurzen Kopfruck machte, das Vorfach zerriss und mit meinem Blinker im Mundwinkel abtauchte. Damn! Aber na gut, ich hatte meinen Spass gehabt, konnte ihn eh nicht behalten und der Blinker war ersetzbar. Danach schleppte ich noch 5 weitere Stunden ohne einen einzigen weiteren Biss.


    An der Lachssituation hatte sich auch in der einen Woche bis Philipps Ankunft wenig geaendert. Daher wollten wir uns erstmal auf Heilbutt konzentrieren. Nach dem Kennenlernen beim gemeinsamen Abendbrot und ein paar Bieren, legten wir den Jagdplan fuer den Sa zurecht. Sein Bruder wollte lieber die hiesigen Mountainbiketrails erkunden und die Eltern die Stadt besuchen. Mein Sohn Ricardo wollte mit auf Buttjagd. Wir trafen bei sommerlichen Bedingungen um 7:30 Uhr an der Pedder Bay Marina ein und mussten uns in den Bootsrampenverkehr einordnen – ganz schoen was los heute! Ging aber doch ruck zuck und bald waren wir unterwegs. Es stellte sich heraus, dass das Wasser ausserhalb des Pedder Bay Fjordes doch ganz schoen aufgewuehlt war. Viele Boote ankerten dadurch an den naheliegenden und etwas geschuetzt liegenden Stellen. So kam es, dass auch meine Zielstelle nahe Race Rocks schon gutbesucht und beankert war. Sollten wir uns noch dazwischenquetschen oder lieber eine neue Stelle ausprobieren? Es gab in der Mitte der Juan de Fuca Strasse noch eine Stelle, die ich schon immermal ausprobieren wollte. Dort kam der Grund von 150 m auf unter 100 m herauf. Allerdings lag diese Stelle nur kurz ausserhalb der Schifffahrtsstrasse. Als wir dort ankamen, war es nicht nur haesslich wellig sondern wir sahen uns auch von einem grossen Containerschiff angepeilt. Wer weiss wie genau die sich an die Schifffahrtsstrassengrenzen hielten! Wir drei schauten uns kurz an und schuettelten die Koepfe. Gut, weiter. Da war die Stelle kurz vor der US Grenze, an der ich mit Carl vor 3 Wochen einen Butt erwischt hatte und an der Carl gestern, am Freitag, erfolgreich zwei 25 Pfund Butte erlegt hatte. Das war aber noch eine ganze Strecke – besonders bei diesem Wellengang. Aber da mussten wir jetzt durch. Nach weiteren 20 Minuten kamen wir dann endlich an der Stelle an. Ich suchte auf der GPS Karte noch etwas herum und fand in der Naehe einen kleinen Huegel der so auf 73 m hochkam. Das roch doch nach Fisch. Und auch hier war schon ein anderes Boot – auf dem naechsten Huegel verankert.


    Kurz darauf hingen wir am Seil und machten unsere 2 Ruten klar. Auch der Duftsack ging am Downrigger bis zum Grund hinab. Stroemung war fast keine und unsere Koeder hingen fast senkrecht unter dem Boot. Nach einer kleinen Weile zuppelte die linke Rute, an der Philipp stand, los. Dornhai! Bloss gut, dass es hier nicht so tief war, dachte ich und Philipp gab mir nach seinem dritten Dornhai wohl auch recht. Seltsamerweise, gingen diese Plagegeister nur an die linke Rute – die rechte, von Ricardo bewacht, lag einsam und still. Philipp hatte gerade seine Rute zum Koederkontrollieren oben, als es ploetzlich ziemlich hart an der rechten Rute ruckte es. Ricardo wollte herbeispringen aber da war auch schon nichts mehr. Ich meinte noch, dass das nicht nach Dornhai ausgesehen hatte, als die Rute wieder hart ruckte und diesmal kam die Rutenspitze nicht mehr hoch sondern zeigte weiter und weiter gen Wasser. Der zog schon ab! Buttalarm!


    Ricardo war gleich dabei und kurbelte in den Fisch hinein. Der hing! Ich schnallte Philipp schnell den Gimbalgurt um und Ricardo ueberliess ihm das Feld. Kurz zog der Fisch noch etwas Schnur ab und dann stellte Philipp die Rollenbremse ein und begann sein Tauziehen. Die harten Schlaege in der Rute wiesen eindeutig auf Butt hin. Wir freuten uns mit Philipp, der nun endlich seinen schlechten Heilbuttruf loswerden konnten. Ich freute mich, dass sich die lange, holprige Anfahrt gelohnt haben koennte. Langsam aber sicher pumpte Philipp seinen Gegner hoch. Ich machte die Harpune klar und als Philipp den Fisch bis neben das Boot gebracht hatte, stach ich zu. Dann wurde der Butt aussen am Boot vertaeut und ausgeblutet und erst dann klatschten wir uns freudig ab. Na also! Und vielleicht ging ja noch mehr!


    Der naechste Dornhai an Philipps Rute schwamm auch gleich in die rechte Rute hinein und noetigte uns eine komplette Montagenerneuerung ab. Dann wurde es ruhiger. Die Stroemung nahm nun etwas zu so dass die Schnuere nun nicht mehr ganz senkrecht hingen. Gut, dann zog die Duftspur etwas weiter! Da! An der rechten Rute war ein entschlossener Ruck zu sehen – Ricardo war schon auf dem Sprung und noch bevor er an der Rute ankam, ging diese in die Knie und etwas zog brachial nach unten. Ricardo versuchte noch zu kurbeln aber die Bremse liess schon Schnur raus. Der hing! Ricardo mannte die Rute bis Philipp den Gurt umgeschnallt hatte und fuer seinen zweiten Heilbuttdrill fertig war. Dann nahm er die Rute aus dem Halter und legte sich ins Zeug. Doch der Gegner hatte andere Absichten und riss mehrfach eine gute Strecke Schnur von der Rolle. Die Rute war teilweise zum Halbkreis gebogen! Der duerfte groesser sein als der etwa 20 pfuendige Erste. Kaum hatte Philipp etwas Schnur zurueck und begann den Fisch vom Grunde wegzuheben, da sausste der wieder zum Grund zurueck.


    Philipp kam ins Schwitzen. Ich konnte den Fisch auf dem Echolot sehen und gab ihm hin und wieder ein Update wie weit er noch entfernt war. Muehsam, Stueck fuer Stueck kaempfte er den Fisch nach oben. Dann kam der Butt endlich in Sicht – oh ja, der war ein besseres Kaliber! Nur ein Haken hing knapp im Maul! Ich hatte die Harpune fertig und wartete auf meine Gelegenheit zuzustossen. Der Butt hing aber Maul nach oben und wollte sich partout nicht flachlegen lassen. Dann endlich konnte ich die Harpune versenken und im selben Moment flog der Haken aus dem Maul. Huh, das war knapp!


    Der Butt tobte noch ein bisschen an der Harpunenleine bis wir auch diesen Butt vertaeuten und abstachen. Philipp strahlte ueber das ganze Gesicht und musste erst einmal eine rauchen! Ich fragte, ob wir noch fuer einen dritten versuchen wollten oder lieber gleich noch was anderes versuchen sollten. Es war ja erst 10:30 Uhr. Wir beschlossen noch eine halbe Stunde vor Ort zu bleiben und dann mal zu pilkern und zu schleppen. Der Wind liess nun sehr nach und die See wurde richtig ruhig. Perfekt, so mussten wir nicht die lange Strecke zurueck gegen hohe Wellen ankaempfen. Heute scheint ja alles zu passen! Ein dritter Butt war uns aber nicht mehr gegoennt. Auch verlor ich noch meinen Duftsack am Downrigger – vielleicht hatten die Haie die Halteschnur durchgenagt.


    Dann duesten wir ueber die nun ruhige See zurueck unter Land mit 2 schoenen Heilies unter Deck. Bei den Race Rocks wollten wir die Seeloewen besuchen aber die waren wohl gerade auf Jagd unterwegs – es lagen nur 1 oder 2 und ein paar Robben auf den Klippen. Zwei Weisskopfseeadler liessen uns dicht an ihren Standort heran, allerdings liessen sie das hingeworfene Lachsstueck aus unserer Koederkiste unberuehrt. Hinter den Inseln hielt ich das Boot an einem Riff an. Philipp und Ricardo liessen ihre Koeder raus – Ricardo einen Pilker und Philipp einen Gummifisch. Ruck zuck hatten beide 2 oder 3 kleinere Felsenbarsche heraufgezogen. Wir wollten nichts davon behalten sondern nur Philipp mal ein paar andere Fischarten zeigen. Er brachte auch einen Greenling herauf. Ricardo bald einen kleinen Seeskorpion. Das liess sich auch ganz gut an auch wenn die Groesse der Fische noch zu wuenschen uebrig liess. Das naechste Riff war wie tot und Ricardo musste sogar einen Pilker opfern.


    Ich fuhr uns dann zur Church Rock Insel und die beiden pilkten vor dem Krautsaum direkt vor der Felseninsel. Hier erwischte Philipp 2 kleine Lingcods. Auch Ricardo konnte eine Super-Miniversion von dieser Art haken. Leider blieb uns ein ordentliches Exemplar verwehrt. Der Wind nahm nun wieder zu und ich draengte nun ein paar Runden durch die Whirl Bay auf Lachs zu versuchen, bevor der Wind uns zurueck in die Marina zwang. Wir schleppten ca. 2 Stunden kreuz und quehr und bis vor den Pedder Bay Fjord zurueck aber hatten keinen einzigen Anfasser bis ganz zum Schluss als Ricardo ploetzlich zu seiner Rute hinsprang und anschlug aber nichts daran haengenblieb. Nun ja, es kann halt nicht alles funktionieren. Wir waren sehr zufrieden mit den beiden Butten. Philipp wog beide am Schlachttisch: 20 und 48.5 Pfund. Das war eine Menge Filets! Und keiner kann mehr sagen, Philipp waere ein Heilbuttschreck!

    Gerd, als noch-Direktor der hiesigen Anglergesellschaft bin ich einer der Organisatoren dieses Projektes. Technisch verlasse ich mich da auf einige erfahrene Fischbiologen und alte Hasen. Mein Betrag zum Projekt liegt mehr in der Finanzierung, Genehmigungsverfahren, Vermarktung und generelle Koordination. Dazu haben wir ein Steering Committee eingerichtet. Bis jetzt hat alles ganz gut geklappt.


    Ein interessanter Aspekt des Projekt ist auch, dass das Fischereiministerium auf Markierungsimplantate bei 50% der Smolts bestanden hat. Das war zwar recht teuer aber wird uns eine Menge Daten ueber die Wanderrouten und Streuung der Lachse bringen.


    Also, merkt Euch: 2021 im August/September vor Sooke! Das koennte eine Traumfischerei werden wenn die kleinen Chinooks gut durchkommen!

    Hier mal ein paar Bilder vom heutigen Tag. Diesmal keine Fischentnahme sondern Fischnachwuchs. Wir haben heute den ersten Teil von 300000 Chinook Smolts in ein Netzbecken im Sooke Harbour gebracht. Die Fische stammen von der Nitinat River Aufzuchtstation - die Nitinat Chinooks sind genetisch 100% identisch mit den Sooke River Chinooks. 120000 Smolts wurden heute von dem Tankertruck in das erste Netzbecken gepumpt. Cool wie die Lachse durch das Rohr schwammen - oder besser geschwommen wurden! Als all drin waren, habe ich ganze 4 Tote gezaehlt. Ganz schoen robust, diese Kerle! Jetzt werden sie etwa 3-4 Wochen in den Netzen gehalten und gefuettert. In dieser Zeit verdoppelt sich die Groesse der Fische und dadurch erhoeht sich die Ueberlebensrate beim Entlassen gewaltig. Das ist der Anfang eines mehrjaehrigen Projektes, das die Chinookstaemme im Sooke River Einzugsgebiet kraeftig ankurbeln soll. Das Projekt ist von Freiwilligen durchgefuehrt und von Sponsoren und Spenden bezahlt! Ich habe natuerlich den einen oder anderen Fisch schon an meinen Geruch gewoehnt heute und zum Rendezvous 2021 an meine Lieblingsangelstelle bestellt.

    Das laeuft tatsaechlich ueber die Lizenz, ist aber trotzdem immer wieder ein heiss diskutiertes Thema. Nach den Regeln must Du jeden gefangenen Butt sofort in eine vorbereitete Tabelle auf Deiner Lizenzkarte eintragen. Wirst Du auf dem Wasser kontrolliert und hast einen Butt im Boot aber keinen Eintrag in der Lizenz - Strafe. Sechs Butte pro Jahr max. pro Lizenz - mehr kannst Du auch nicht eintragen. Das funktioniert uebrigens auch fuer die anderen regulierten Arten die eingetragen werden muessen: Lingcod, Chinook, Steelhead.


    Natuerlich wird man nicht sehr haeufig auf dem Wasser oder an jeder Marina kontrolliert und die Chance, dass man bei Nichteintrag erwischt wird, ist relativ gering. Ich muss gestehen, dass ich hin und wieder auch mal den sofortigen Eintrag vergessen habe - nicht um betruegen zu wollen aber einfach weil im Stress einer Beisszeit dafuer manchmal einfach keine Zeit war und ich es dann einfach vergessen habe. Habe das vergessene dann schon manchmal zu Hause oder im Auto nachgetragen - einfach um ehrlich zu sein. Ich habe noch selten 6 Butte pro Jahr auf meiner Lizenz alleine entnommen. Meine Soehne haben auch Lizenzen und 3*6=18 Butte im Jahr sind viel zu viel um das fuer uns persoenlich verwerten zu koennen. Und genau das ist ja das Ziel der Sportlizenzregeln - genug fuer den Eigenbedarf aber nicht fuer etwaigen Verkauf. Wenn ich das mal so in meinem Freundeskreis der regelmaessigen Buttangler betrachte, wenn wir pro Lizenz im Jahr im Schnitt jeder 3-4 Butte mitnehmen und wir durch unsere Lage sicherlich die mit am beguenstigsten in BC sind fuer den Buttfang, dann ist der Schnitt pro Angler in BC inkl. Touristen sicherlich weit darunter - wenn ueberhaupt 1 Butt pro Jahr pro Angler - auch wenn vielleicht ein paar schwarze Schafe hier und da ein paar mehr mitnehmen als erlaubt. Das ergibt fuer mich keine Masse, die mir fuer die Bestaende bedenklich erscheint - aber wie gesagt, ich bin ja kein Fischereibiologe mit Detaileinblick in die Bestaende - das sind nur meine persoenlichen Einschaetzungen und Beobachtungen. Eine weitere Fangbeschraenkung beim Heilbuttfang ist das Maximalmass. Eigentlich gehasst bei den Anglern, vorallem den Touristen und Lodges, wegen dem Wegfall des Trophaeenfangs, und rein politisch eingesetzt um den Sportfang per Tonne zu verringern um den Berufsfischern mehr Tonnage zu geben. Die Entscheidung hatte keinerlei Bezug auf Bestandsschonung - reine Gewichtsmathematik. Der Nebeneffekt ist aber doch, dass einige der grossen Laichweibchen eine weitere Chance zum Ablaichen kriegen wenn sie mal an einen Sporthaken gehen. Berufsfischer haben leider keine solche Laengenbeschraenkung und daher ist der Effekt natuerlich sehr begrenzt wenn man von der Quotenteilung Sport/Berufsfischerei = 15/85 ausgeht.

    Von den Anglern ist da sicher keine Bestandsgefahr zu erwarten. Auch wenn sich die Angler an den Stosstagen manchmal an den beliebten Stellen draengeln so ist das doch ein grosses Meer und die tatsaechliche Entnahme durch die Angler verschwindend gering im Vergleich zum Bestand. Dafuer sorgen ja auch schon den recht strikten Entnahmebestimmungen (ein Butt pro Angler pro Tag, 6 pro Jahr max). Ein Longliner Berufsfischer nimmt in einer Sitzung mehr raus als die ganze Anglerflotte mehrere Wochen am Stueck. Vertrauen wir mal den Regulatoren und Wissenschaftlern, die behaupten die Buttbestaende in Kanada sind stabil und sogar steigend. Ich habe jedenfalls in den letzten 15 Jahren keinen Abfall der Buttbestaende gesehen - was meine Beobachtungen angeht. So weit so gut wuerde ich da sagen.

    Letztes Wochenende war grosses Victoria Heilbuttderby. Da das Wetter angenehm und windstill werden sollte und die Gezeiten gut fuer Heilbuttangeln waren, konnte man sich schon ausrechnen, dass jede bekannte Heilbuttstelle von Horden von Anglern belegt sein wuerde. Mein Freund Carl wollte sich davon aber nicht abschrecken lassen und ueberredete mich zu einer Heilbutttour am Sonntag – allerdings ohne Derbytickets. Wir beschlossen ein paar neue Stellen zu probieren die abseits der Massen und vielleicht auch tiefer als unser uebliches 100 m Limit lagen.


    Wir trafen uns 6:30 Uhr bei Carl und fuhren mit der Jalopy im Schlepp nach Pedder Bay, East Sooke. Der Anhaengerparkplatz zeugte schon von vielen Booten die schon auf dem Wasser waren. Wir slippten und fuhren erst einmal zur Whirl Bay um eine Runde auf Lachs zu schleppen, bis die Ebbe soweit nachgelassen hatte, dass wir ein paar tiefe Driften westlich der Race Rocks Inselkette probieren konnten. Die Lachsruten brachten keinen Erfolg. Als wir dann eine Stunde spaeter zu den ausgewaehlten Untiefen fuhren, trafen wir auch dort schon 3 andere Boote an, die verankert auf Heilbutt angelten. Wir machten unsere Heilbuttgeschirre klar, bekoederten mit Hering und Lachsstuecken und tasteten dann den Boden ab.


    Es dauerte nicht lange da hatten wir beide schon je ein Bleigewicht den Riffgoettern geopfert. Das ist halt der Nachteil des Driftangelns. Ploetzlich riss es an meiner Rute aber bis ich einen Anschlag setzen konnte, war schon nichts mehr. Es stellte sich heraus, dass mein Koeder schon etliche Meter ueber Grund hing – ob das wohl ein Butt gewesen sein mag? Nicht sehr haeufig faengt man die Butte hier weit weg vom Grund. Dann hatte Carl einen Biss und irgendetwas hing dran. Bei 100 m Tiefe dauerte es eine Weile bis wir das Opfer sahen: ein praechtiger Kupfer-Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Der hatte bestimmt 5 Pfund, war aber leider noch geschont bis 1.5. Wir setzten noch zweimal zu derselben Drift an, aber ohne weiteren Erfolg.


    Wir durchforsteten die Tiefenkarte der Juan de Fuca Strasse – Carl hatte ein tolles App auf seinem Tablet, das eine viel hoehere Tiefenaufloesung hatte als die typische Chipkarte fuer’s GPS Geraet. Wir waehlten eine Sandnase in einem weitraeumigen Plateau in 120 m Tiefe aus, kurz vor der US Grenze. Dort duerften wir mit dem Meer alleine sein – ausser vielleicht der US Kuestenwache! Ob’s dort auch Butte gab war eine andere Frage. Wir duesten 20 Minuten ueber das fast spiegelglatte Meer. Die Stelle hatten wir tatsaechlich grossflaechig alleine, allerdings war ich erstaunt, dass 3 oder 4 Boote doch noch in der naeheren Umgebung verankert lagen. Wie voll mussten dann die bekannten Stellen sein?


    Als der Anker sass, brachten wir den Duftsack aus und liessen dann unsere beiden Ruten zum Grund. Es war totaler Stroemungsstillstand, was nicht gerade von Vorteil ist, wenn man eine Durftspur ausbringen will. “Da muessen wir uns wohl ein bisschen gedulden, falls wir nicht zufaellig gerade ueber dem Buttwohnzimmer geankert haben”, meinte ich zu Carl. Wir machten es uns bequehm und Carl warf den Grill an und wir grillten uns ein paar Wuerstchen. Nach einer halben Stunde ruckte es das erste Mal an meiner Rute. Das sah sehr nach Dornhai aus – nicht gerade was wir uns erhofft hatten – alle paar Minuten einen kleinen Hai von 120 m Tiefe hochzukurbeln! Aber ein Positives hatte die Dornhaiwelle, die nun ueber uns hereinbrach, doch, zeigte sie doch an, dass die Duftspur funktionierte. Ich brachte wohl um die 6-7 Haie bis zu 90 cm Laenge herauf und war es schon fast leid. Carl schien einen Koeder gefunden zu haben den die Haie nicht so mochten – er hatte eine grell-farbige Koedermarinade benutzt, die wirklich erbaermlich roch. Wuerden die Butte daran gehen wenn nicht einmal die Haie davon etwas wissen wollten? Waehrend ich einen Hai nach dem anderen fing, hatte er kaum mal einen Ruck verbucht. Nach anderthalb Stunden hatte Carl genug und bekoederte auch mal konservativ und prompt ging seine Rute in die Knie. Aha, das sollte doch wohl ein echter Fisch sein und Carl philosophierte waehrend des Drills schon wie er die Heilbuttfilets verwerten wollte. Der Fisch nahm zwar keine Schnur aber die Rutespitze verriet schwere Kopfstoesse – das konnte doch nur ein Butt sein, meinten wir beide.


    Was dann nach mehreren Minuten Kraftanstrengung nach oben kam, war allerdings ein rekordverdaechtiger Dornhai. Der musste ueber 1,2 m Laenge haben – nur einmal vor Jahren hatte ich so einen grossen Dornhai gesehen. Enttaeuscht entfernte Carl den Haken und liess ihn wieder frei. Gab es denn gar nichts anderes hier an dieser Stelle? Die Stroemung nahm nun kraeftig zu und die Schnuere liefen in einem flachen Winkel ins Wasser. Noch konnten wir aber Grund halten. Die Stroemung schien aber die Haie zumindest von unseren Koedern vertrieben haben denn es wurde nun ruhiger an den Ruten. Da ruckte es ploetzlich wieder heftig an meiner Rute und ich kurbelte hart hinein. Etwas Schweres blieb haengen.


    Hm, koennte das etwas anderes sein? Schwer genug fuehlte sich mein Gegner an aber ich vermisste das typischen Buttklopfen, das sich wir Hammerschlaege in der Rute anfuehlte. Auch Schnur wollte der Fisch nicht nehmen – hing einfach dran wie eine Sperrholzplatte in der Stroemung. Ich tippte schon auf Rochen oder eben wieder einen Rekord-Dornhai. Nach einiger Zeit tauchte ein breiter weisser Schatten im Wasser auf. “Da soll’s doch!”, das ist wirklich ein Butt! Carl machte schnell das Gaff klar und ich hievte den Burschen die letzten Meter bis zum Boot. Ohne irgendwelche Einwaende liess der Butt sich gaffen. Erst als er auf dem Bootsboden landete, donnerte er herum. “Zu spaet, mein Freund!”. Wir freuten uns ueber diesen 25 pfuendigen Erfolg – das machte die vorherige Haiarbeit wieder wett. Aber so einen lahmen Butt hatte ich auch noch nicht an der Angel gehabt!


    Natuerlich hofften wir jetzt auf eine Buttbeisszeit aber leider musste dieser wohl ein Einzelgaenger gewesen sein. Es liess sich nichts mehr ueberlisten. Kurz vor Schluss holte ich noch eine kleine Seltenheit hoch – einen jungen Sablefish – zu deutsch Kohlenfisch. Er war mit seinen vielleicht 40 cm ein Jungtier, koennen diese Fische doch weit ueber einen Meter und ueber 100 Pfund schwer werden. Allerdings werden solche Brocken nur im offenen Pazifik in grossen Tiefen gefangen. Sehr selten faengt man hier mal ein Jungtier dieser Art. Vor etwa 12 Jahren war mir das schon mal gelungen. Geraeuchert eine wahre Delikatesse! Gluecklicherweise war der kleine Kerl unverletzt und flitzte schnell wieder in die Tiefe. Dann packten wir zusammen, auch weil der Wind mittlerweile ungemuetlich wurde.


    Zurueck an der Marina erfuhren wir, dass die Derbyteilnehmer nicht gerade berauschenden Erfolg gehabt hatten dieses Jahr. Zwar wurden einige schoene Butte bis zum Max-Limit von 133 cm eingewogen, aber eine ganze Reihe von Anglern war wohl auch leer ausgegangen. Hoffentlich kein Zeichen fuer eine magere Buttsaison – jetzt wo ich gerade erst wieder auf Touren komme!

    Ich habe vor weit ueber 20 Jahren mal ein paar Ausfahrten auf Conger in Saintes-Maries-de-la-Mer in der franzoesischen Camargue am Mittelmeer gemacht - mit Erfolg! War spottbillig und wir haben jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend Conger bis vielleicht 1,2 m gefangen. Wie schon erwaehnt, ganz grobes Geschirr und brutaler Drill ohne Schnurgeben.

    Das der Keta nicht zum Essen geeignet waere is einfach nur Bloedsinn! Habe schon viele verputzt und ich kann Euch garantieren, dass diese Art Frisch aus dem Meer absolut lecker it! Natuerlich nimmt die Fleischqualitaet eines pazifischen Lachses im Fluss ab je laenger er sich im Fluss befindet - total dunkle und farbige Lachse wuerde ich auch nicht mehr empfehlen. Aber generell ist auch der Keta ein hervorragender Speisefisch. Im Vergleich zu den anderen pazifischen Lachsen ist sein Fleisch etwas oeliger und blasser. Dadurch eignet er sich fantastisch zum Raeuchern weil das Oel den Rauchgeschmack und Geruch bestens annimmt. Guten Appetit!

    Kennt jemand einen Forellensee in der Naehe von Detmold, der leicht zu befischen und fast Fanggarantie bietet? Ich bin im Sommer fuer 2 Tage dort und wuerde gerne meinen 5 jaehrigen Neffen an einen Fisch ketten ohne grosse und lange Aufstaende machen zu muessen.

    Habe ich schon mal erwaehnt, dass ich es liebe einen Freitag fuer’s Angeln frei zu haben? Letzten Freitag ergab sich mal wieder eine solche Gelegenheit und ich stahl mich mit meinem Boot “Max Waldi” auf’s Meer. Der Drang auf’s Wasser schon am Freitag kam sicherlich auch von den windigen Wettervorhersagen fuer das kommende Wochenende. Aber auch wenn ich mich recht problemlos von Arbeit fuer diesen einen Tag loseisen konnte, sollte meine Solotour erst mit Verspaetung beginnen. Als ich zur Abfahrt bereit nochmal einen Inspektionsgang um das Gefaehrt machte, fiel mir auf, dass mein Nummernschild am Bootsanhaenger fehlte. Die Halterung war abgebrochen – entweder war das Plastik durch Vibration auf dem Highway weggebrochen oder jemand hatte es gestolen. Was nun? Ich rief die Versicherung an und die bestellten mich ein. Wie das so geht, Computerprobleme bla bla bla, und der ganze Spass kostete nicht nur ein paar Dollar sondern auch ca. 2 h Zeit.


    Gegen Mittag kam ich dann endlich an der Pedder Bay Marina in East Sooke an. Die freundliche Bedienung sagte mir das die ganze Flotte schon draussen war – deswegen haette ich die Rampe komplett fuer mich alleine. Flugs war das Boot im Wasser und der Haenger geparkt und ab ging’s. Da meine effektive Angelzeit durch den verspaeteten Start auf etwa 3 h max. zusammengeschmolzen war, hoffte ich auf eine fischige Belohnung meiner ganzen Muehe. Das Meer war fast spiegelglatt, kein Wind und endlich mal fruehlingshafte Temperaturen. Als ich aus dem Fjord herauskam, sah ich eine ganze Menge Boote direkt vor dem Fjordausgang schleppen. Ich hatte das Marinapersonal noch gefragt, wo die besten Faenge der letzten Tage herkamen, aber bekam keine schluessige Auskunft da wetterbedingt nicht viel Verkehr war und wenn mal jemand rausfuhr dann waren die Ergebnisse bescheiden. Ich hatte mir aber Whirl Bay als Ziel in den Kopf gesetzt. Ersteinmal zeugte mein Fangbuch dort von ordentlichen Erfolgen im Maerz in vergangenen Jahren und bei diesen Gezeitenkonstellationen (harte Ebbe in der JDF Strait) und ausserdem war diese Stelle leicht zu befischen, was wichtig ist wenn man solo schleppt.


    So donnerte ich an der Flotte vorbei und fuhr 10 Minuten weiter zur Whirl Bay. Hier enstand bei Ebbe ein ruhiges Kehrwasser, das oft Futterfisch ueber dem kiesigen Grund ansammelt. Ich hatte die ganze Bucht fuer mich alleine (ca. 1 km2). Bei leicht bedenktem Himmel setzte ich zwei glow Flasher mit Sandaal-aehnlichen Blinkern an den beiden Downriggern ein. Eine Rute ging direkt auf Grund oder dicht drueber und die andere etwa ins Mittelwasser. Zwei Ruten am Grund sind fuer einen Solofischer schwer zu managen. Vielleicht kam ja schon der eine oder andere Gross-Chinook in hoeheren Gefilden durch, waehrend ich mit der tiefen Rute auf die Winter-Chinooks spekulierte.


    Nach ca. 20 Minuten naeherte ich mich der Church Rock Insel welche die Whirl Bay nach Westen hin begrenzt. Hier wurde der Grund felsig und kam dann in Inselnaehe schnell hoch und so war ich hochkonzentriert auf die tiefe Rute und das Echolot. Da! Ein kraeftiger Ruck – war das der Boden oder ein Fisch? Es ruckte wieder jetzt - fischmaessig nach meiner Beurteilung. Ich riss die Rute raus, kurbelte etwas ein und ruckte hart an. Widerstand. Aber irgendwie fuehlte sich das nicht lebendig genug an – wahrscheinlich hing ich noch im Clip – und so kurbelte ich nochmals bis die Schnur wie eine Guitarrensaite gespannt war und ruckte dann ein, zwei und dreimal hart an – aber es wurde nicht leichter wie wenn die Schnur aus dem Clip sprang. Was war nur los? Im selben Moment loeste sich das Raetsel denn die kraeftigen Rucke hatten wohl jemand aufgewacht da unten. Die Schnur war naemlich schon laengst aus dem Clip raus – es hing nur ein schwerer Fisch dran der wohl anfaenglich etwas traege am Haken hing. Direkt nach dem dritten Ruck meinerseits, riss es meine Rutenspitze zur Wasseroberflaeche und die Schnur raste von der Rolle. Oha! Das war ein anderes Kaliber als die Halbstarken vor Victoria kuerzlich. Nach paar Metern blieb der Fisch kurz stehen und ich spuerte einen kraeftigen Kopfstoss und dann war der Kontakt weg. Nein! So ein Mist, da hatte ich wohl etwas uebertrieben mit dem dreifachen Anschlag!


    Na gut, jetzt wusste ich wenigstens, dass Lachse vor Ort waren und auch beisswillig. Das naechste Mal wuerde ich nicht mehr so plump hereinfallen. Ruck zuck war die tiefe Rute wieder in Aktion auf 53 m Tiefe am Downrigger. Kurz vor Church Rock kam der Boden schon etwas hoch und ich sah Fischsignale auf dem Echolot, genau ueber dem Boden. Ich setzte zur 90 Grad Kurve an; der Boden kam hoch 50 m, 45 m – jetzt sah ich wie das Downriggerblei auf dem Boden aufschlug und die Rute rhythmisch rucken liess. Ich wollte gerade den Rigger ein paar Meter hochbringen, als die Rutenaktion vom rhythmischen Rucken zu einem ungeduldigen Reissen ueberging. Das musste Fisch sein! Ich riss die Rute raus und schlug an. “Fish on!”, sagte ich zu mir selbst sehr zufrieden. Waehrend ich die ersten Fluchten parierte, brachte ich den freien Rigger hoch und machte den Kescher klar. Ich hatte den Kescher mit einem 2 m Telestiel versehen – eine Modifikation die besonders beim Solofischen sehr hilfreich ist da es mit einem ordentlichen Lachs am Haken immer schwierig ist den Fisch mit nur einer Hand an der Rute den letzten Meter zum Kescher zu hieven. Diesen letzten Meter konnte ich mir jetzt sparen!


    Das musste ein besserer Fisch sein denn er nahm hin und wieder mal fuer einen Moment Schnur von der Rolle und schoss hin und her. Dann kam er an die Oberflaeche und tanzte dort ordentlich herum – nur keine Dummheiten mein Kerlchen, dachte ich. Der sollte ins Boot als Beute! Als er das zweite Mal in Bootsnaehe kam, klemmte ich die Schnur gegen den Rutegriff und zog hart an und langte gleichzeitig mit dem Kescher zu. Geschafft! Elegant wie ein Profi versank ich den Lachs im Netz. Ein schoener und kraeftiger 7,5 Pfuender, wie meine Waage zeigte. Schnell abgeschlagen und ausgeblutet und weiter ging’s im Programm. Jetzt hatte ich Blut geleckt.


    Ich vollendete meine Kurve und fuhr die Bucht nun wieder hoch – auf der tieferen Aussenseite. Minuten spaeter ruckte wieder die tiefe Rute los. Anschlag, Motor runterdrehen…der fuehlte sich nicht so gross an. Schnell hatte ich den vielleicht 3-4 pfuendigen am Boot und hakte ihn los. Als ich meine Rute wieder fertigmachte und mal zur flacheren Rute, die eigentlich tot im Wasser haengen sollte, schaute, sah ich diese wild ruckeln. Ha, Doppelbiss, und das an einem fast unbewegtem Blinker! Schnell griff ich mir diese Rute und stolperte dabei ueber die andere – das wurde nun chaotisch alleine im Boot. Dieser Fisch fuehlte sich wieder besser an und ich genoss den beherzten Drill. Dabei machte ich mir nun schon Gedanken was ich mit diesem Fisch machen sollte. Das war ein Keeper, keine Frage, und ich wollte auch mein Chinooklimit von 2 mit nach Hause nehmen. Aber wenn ich den abschlug, dann war ich fertig. Ich hatte ja kaum eine Stunde geangelt! Ich koennte zwar noch catch&release weiterangeln aber wenn ich dann noch einen weit groesseren fing? Waehrend mir diese Gedanken durch den Kopf schossen, brachte ich den Fisch nun in Bootsnaehe. Als ich einen guten Blick auf in werfen konnte, sah ich einen etwa 6 Pfuender der nur knapp vorne im Maul hing. Der eignete sich perfekt fuer ein Release. So machte ich statt Kescher die Kamera klar um noch ein paar Wasseraufnahmen von diesem Silberpfeil zu machen. Als ich ihn an die kurze Leine nahm und in Position zog und die Kamera fokusierte, schlug er ploetzlich wie wild um sich, spritzte mich und die Kameralinse nass und verabschiedete sich blitzschnell in die Tiefe. Da stand ich nun verbluefft und betroeppelt!


    Nun gut, ich machte beide Ruten wieder klar und steuerte die erste Bisstelle an. Als ich in die Gegend kam, sah ich wieder Signale auf dem Screen. Da war auf jeden Fall Leben am Grund. Ich kreuzte die Stelle ohne Fischkontakt und drehte dann eine weite Schleife um in der entgegengesetzten Richtung diese Stelle nochmal zu ueberfahren. Manchmal moegen’s die Lachse nur von einer Seite. Ich liess noch etwas mehr Schnur raus an der tiefen Rute bis ich wieder Bodenkontakt mit dem Blei spuerte. Ich wollte mich gerade hinsetzen, als die Rute runterriss und auch schon ausloesste. Wow, das geht ja heute wie das Brezelbacken! Ein kurzer Anschlag in die schon voll aufgeladene Rute, Downriggerknopf gedrueckt, und nun auf den Fisch konzentriert. Der nahm erstmal ein gutes Stueck Schnur, was mir Zeit gab den Kescher auszufahren und bereitzulegen.


    Der Fisch war staerker als der 7,5 Pfuender. Als er endlich das erste Mal fertig war Schnur zu nehmen, musste ich schon ordentlich ziehen um seinen Kopf gedreht zu bekommen. Starke Stoesse liessen mein Adrenalinspiegel steigen. Das war mal wieder ein ordentlicher Lachs. Man vergisst wie stark die sind! Dann kam er eine Strecke Richtung Boot geschwommen und ich musste kurbeln wie ein Berserker um die Schnur nicht schlaff werden zu lassen. Dann sausste er wieder davon und so ging das noch 5 Minuten hin und her bis ich den Lachs endlich in Bootsnaehe werkeln konnte. Als er vielleicht 7 m hinter dem Boot das erste Mal seine Schwanz- und Rueckenflosse zeigte, war ich hochzufrieden. Das war ein schoener Winterlachs – um die 10 Pfund. Ich konnte ihn dann neben das Boot dirigieren und wollte nun mit dem Kescher zulangen. Aber er war noch zu frisch und sausste wieder ab, als er den Kescher kommen sah. Ich liess schnell den Finger, der die Schnur am Griff festklemmte, los, und liess ihn ziehen. Er kam nicht mehr weit und die naechste Bootsannaeherung war seine letzte. Der lange Kescherstiel packte ihn ein bevor er nochmal Kraft fuer eine Flucht sammeln konnte.


    Ich freute mich ungemein und bestaunte den kurzen aber sehr kraeftigen Fisch im Kescher. Mein groesster Lachs bisher in 2017. Die Waage zeigte 9 Pfund. Als ich ihn versorgt hatte beschloss ich nur Richtung Marina zurueckzuschleppen. Als ich den Rueckweg antrat, funkte ich noch an Unbestimmt, dass Whirl Bay rund lief – falls es jemanden interessierte. Noch bevor ich Whirl Bay aus den Augen verlor sah ich zwei Boote ankommen. Vielleicht hatten die aehnliches Glueck. Als ich um die Ecke in den Pedder Bay Fjord kam, ruckte wieder die tiefere Rute los und ich dachte schon an das Dilemma wenn ich jetzt einen 15 Pfuender erwischen wuerde. Der Fisch entpuppte sich aber schnell als ein fetter Felsenbarsch, der jetzt in Schonzeit stand.


    Zurueck an der Marina filettierte ich die Lachse und gewann 4 feine Filets. Um die Reste stritten sich zu meinen Fuessen Robben, Otter und Moewen. An ihrem Hunger zu urteilen, war ich wohl der erste heute der mit Beute zurueckkam. Und ich war voll zufrieden mit dem Resultat – nach nur ca. 2 h Angeln. Manchmal muss man eben einen richtigen Riecher haben!