Diese Woche hatte ich eine unablehnbare Einladung von meinem Freund Glenn im Fraser Valley zur jaehrlichen Angel-Campingparty am Harrison River bekommen. Eine etwa 20koepfige Maennergruppe trifft sich dort seit Jahren im Herbst fuer eine Woche auf dem Flussgrundstuecks eines gemeinsamen Freundes. Was vor etlichen Jahren mit Zelten und im Auto pennen anfing, ist nun zu einen regelrechten RV Park angewachsen. Es sammelten sich etwa 5-6 RVs und Campinganhaenger zur einer Wagenburg, in der Mitte wurde ein grosses Partyzelt mit Grills und Raeucheroefen und Kuehlkisten zur Kueche und Bar umfunktioniert und ein Holzbeauftragter brachte eine Pickupladung Feuerholz fuer das ewig brennende Lagerfeuer. Jeder brachte was Festes oder Fluessiges fuer die Allgemeinschaft – wer sagt denn Kommunismus funktioniert nicht?! Einige der Beteiligten kannte ich schon von meiner Teilnahme vor 3 Jahren, andere von meinem Fishing Derby in Victoria und andere durch meine Arbeit. Die meisten waren auch begeisterte Angler – einige allerdings mehr auf die Geselligkeit und abendliche Party eingestellt.
Ich stiess am Donnerstag Mittag zu der Truppe die schon seit Mittwoch vor Ort war. Die Fangberichte waren nicht sehr rosig – dennoch freute ich mich ungemein auf was da so kommen wuerde. Grossflussangeln ist selten bei mir angesagt – auch schon wegen der mangelnden Gelegenheiten im Sueden von Vancouver Island. Dann ist so eine Jetboattour auf einem Fluss immer schon ein Erlebnis in sich selbst. Vor 3 Jahren hatten wir kapitale Chum (Hundslachse) und auch Chinook gefangen; ich sogar an der Fliegenrute. Es ist eine extreme Herausforderung an Material und Angler solche 20 – 40 Pfund Brocken am Fliegengeschirr zu drillen. Ich kann mich noch gut an gebrochene Ruten und zerfetzte Fliegenschnuere erinnern. Aber letztlich hoffte ich auch auf eine Gelegenheit auf Stoer zu fischen. Wenn die Lachse zum Laichen ziehen, ist Hochsaison fuer die Stoere im Frasereinzugsgebiet. Der Harrison River, ca. 1,5 Stunden oestlich von Vancouver, ist ein grosser Nebenfluss des Frasers. Eigentlich aendert sich der Name dieses Fraserzulieferers mehrfach denn er kommt aus dem Kuestengebirge kurz hinter Whistler – und heisst dort Birkenhead River. Dieser ergiesst sich in den legendaeren Lillooet Lake welcher zum Lillooet River wird, der sich wiederum in den riessigen Harrison Lake ergiesst. Aus dem See windet sich schliesslich der Harrison River zum Fraser River hin. Weil das gesamte Harrison Flusssystem fuer Fische manoevrierbar ist, ziehen die Lachse also bis zum Birkenhead River durch beide Seengebiete hindurch. Auch Stoere sind im gesamten Fluss-Seengebiet vorhanden.
Die Naehe zur Metropole Vancouver hat natuerlich Auswirkungen auf die Anglerdichte – vorallem an Stellen die leicht zugaengig und von den Strassen erreichbar sind. Mit einem Jetboat hat man natuerlich die Gelegenheit sich weiter flussauf den Massen zu entziehen und eine einsame Insel im Fluss oder eine abgelegene Uferstrecke zu erreichen. Zum Stoerangeln braucht man sowieso ein Boot.
Das Wetter war sonnig aber windig – es pfiff ganz schoen das Flusstal hinunter. Aber ausser dem Werfen beim Fliegenfischen sollte uns das beim Flussangeln nicht weiter stoeren. Der Wasserstand war eigentlich perfekt nach den paar Regenfaellen in den letzten Wochen. Da es aber seit Tagen trocken war, war das Harrison Wasser glasklar. Die Chinooks sollten im vollen Zug sein und die Hauptmasse der Chum musste gerade in den Fluss hineinmarschieren. Auch ein paar Cohos sollten im Fluss sein – wenn es denn welche gaebe dieses Jahr. Wie schon in meinen anderen Lachsberichten von Vancouver Island angedeutet, es scheint ein schlechtes Jahr fuer die Silberlachsstaemme im Sueden BCs zu werden. Irgendetwas hat im Ozean nicht gepasst und die Cohos muessen aeusserst widrige Umstaende angetroffen haben. Eine ungewoehnlich warme Meeresstroemung, die in diesen Sommer im Nordpazifik vorherrschte, scheint darauf hinzudeuten.
Jedenfalls hatten die Angler nur den einen oder anderen Chum erwischt und zwei noch ziemlich blanke Exemplare auch gleich in den Raeucherofen gehaengt. Ausserdem wurde mir von schoenen Kehlschnittforellenfaengen berichtet – Beifang beim Blinkern auf Cohos. Ein riessiger Chinookkadaver, mindestens 50 Pfund schwer am Flussufer deutete jedoch an, was im Fluss sein Unwesen trieb. Stoer hatte noch keiner versucht bis ich ankam. Glenn kam wieder rein als ich meine Ankunft textete und holte mich und Mike ab. Glenn war fuer alles bereit und ueberliess es Mike und mir was wir beangeln wollten. Da Lachs nicht so toll zu laufen schien, entschieden wir uns fuer Stoer. Nach meinem letztjaehrigen Stoererlebnis mit Glenn und meinen deutschen Gaesten, war ich heiss auf ein neues Dino-abenteuer!
Glenn fuhr uns nur etwa 5 Minuten flussab hinter einen Brueckenpfeiler. Hier hatte der Fluss ein tiefes Loch ausgewaschen und die Stoere konnten vor der Stroemung geschuetzt im Loch liegen und warten bis Futter (Laich und Lachskadaver) dahinein gespuelt wuerde. Wir ankerten direkt stromauf vom Loch und konnten so die 3 Koeder direkt vom Heck in die tiefe Stelle einwerfen. Als Koeder verwendeten wir Lachseiersaeckchen und einen Koederfisch. Dann begann das Warten. Wir hatten uns noch nicht einmal richtig vorgestellt, als es an der rechten Laichrute anfing zu zuppeln. Es sah mehr nach einem Rotauge aus aber Glenn war sich sicher, dass hier ein Stoer am Werke war. Mike und ich schauten uns zweifelnd an. Ploetzlich schlug Glenn an und die Rute bog sich beachtlich durch. Gibt’s doch gar nicht! Ich uebernahm die Rute von Glenn und der Tanz begann! Der Fisch katapultierte sich gleich erst einmal 2 Mal voll aus dem Wasser.
Damit wusste ich nun schon mal mit wem ich es zu tun hatte – ein etwa 1.7 m langes Kraftpaket. Es ist immer wieder verblueffend wie stark diese Tiere sind. Ich hing mit beiden Armen an der Rute lehnte mich mit meinem vollen Kampfgewicht in das Geraet um den Fisch Stueck fuer Stueck zum Boot zu pumpen. Dazwischen bekam der Fisch immer wieder den Kopf gedreht und zog unaufhaltsam ab. Ein alter Pfahlstumpf schaute ca. 30 m neben dem Boot aus dem Wasser heraus und der Stoer zog paar Mal genau daraufhin. Bloss nicht dahin lassen, da waren wir uns einig. Es gelang und nach etwa 10 Minuten Drill hatte ich den Fisch am Heck und Glenn holte ihn kurz auf die Motorandeckung im Boot wo wir den Haken entfernen und die Urigkeit dieser Tiere kurz bewundern konnten. Mike hatte noch nie einen Stoer live gesehen – er war ein Gebirgsbachangler. Nach nicht mal 30 Sekunden im Boot liessen wir ihn wieder schwimmen.
Wow, das ging schnell! Ich war ziemlich kaputt vom Drill. Glenn bekoederte neu und wir feuerten die 3 Ruten wieder aus. Ein Siegerbier und wir zeigten uns gegenseitig die Fotos vom Drill als Glenn ploetzlich wieder aufsprang und die Mittelrute anschlug. Rumms, wieder krumm die Rute und Glenn meinte nur „Big Fish!“. Das gibt’s doch gar nicht! Mike war nun dran und er verschuettet gleich sein Bier im Eifer. Er stoehnte als der Fisch stur wie eine Eisenbahn die Schnur von der Rolle zu. „Da machst Du ja gar nichts mehr!“, meinte er. Glenn und ich holten die anderen 2 Ruten ein und die beiden Driftsaecke. Dann holte Glenn den Anker ein und meinte, dem Fisch muessten wir mit dem Boot folgen. Mike hing sich voll rein, verlor aber immer noch viel mehr Schnur als er gewann. Dann kam die Schnur ploetzlich flach und wir sahen ein Monster durch die Oberflaeche brechen. Da wird einem ja himmelangst wenn man so ein ueber 2 m langes Tier sich voll aus dem Wasser katapultieren und sich dann mit einem Getoese wieder hineinstuerzen sieht! Wie soll man sowas an Rute und Rolle baendigen?
Nach 15 Minuten war noch gar nichts entschieden; der Fisch blieb jetzt stur am Boden und verlangte Mike alles ab um ihn auch nur zentimeterweise zu bewegen. Ich uebernahm fuer ein paar Minuten um Mike eine kleine Pause zu goennen. Nach einer halben Stunde stand der Fisch direkt unter dem Boot in etwa 5 m Tiefe. Wir waren schon etliche 100 m weit abgetrieben. Glenn steuerte uns an allen Hindernissen vorbei wobei immer Glueck dazugehoerte, dass der Stoer nicht in einen versunkenen Baum etc. reinschwamm. Mike war nun bereit den Kampf zu Ende zu bringen. Er kam und waelzte sich ein paar Mal wuchtig an der Oberflaeche hinter dem Boot und zog kurz wieder ab und hing unter dem Boot. Er war auch muede, das merkte man. Dann hatten wir ihn endlich muede am Boot. Er war sicher 2 m lang und viel zu schwer um ihn in das Boot zu bringen – was auch nicht gut fuer solch grosse Fische ist. Leider war auch kein guenstiges Ufer zum stranden in Sicht. So bewunderten und betatschten wir den Burschen nur kurz im Wasser neben dem Boot bis Glenn ihn vom Haken befreite. Majestaetisch zog er wieder in die Tiefe ab! Gluecklich und ziemlich fertig packten wir ein um zum verabredeten Grillen ins Camp zu kommen. Auf der Heimfahrt begegneten wir Kelly und Joey in einer Flussbucht auch im Drill. Wir beobachteten die beiden eine Weile und feuerten Kelly an der Rute an. Das konnte aber noch eine Weile dauern und wir wollten nicht im Weg sein, so fuhren wir bald weiter.
Es wurde ein geselliger Abend mit vielen Fischgeschichten und natuerlich Luegen. Kelly zeigte stolz die Fotos von seinem 2,20 m langen Stoer den er endlich zum Strand gezogen hatte. Frischer Raeucherlachs machte die Runde ums Lagerfeuer und frischgrillte Forellen. Nach einigen Bierchen machte ich mich auf mein Nachtlager in meinem Truck.
Ich hatte mich mit Glenn und Mike fuer 7:00 Uhr frueh verabredet. Wir wollten eine Morgenlachstour den Fluss hochwaerts machen. Nach einem coolen Fruehstueck mit Schweinebraten und Raeucherlachs donnerten wir den Fluss hoch. Es waren schon eine Menge andere Boote unterwegs und die unteren Flussufer teils dicht bevoelkert mit Anglern. Je hoeher wir kamen, desto einsamer wurde es. Wir landeten an einer Kiesinsel und schwangen alsbald unsere Ruten. Wir versuchten Bodendriften, Posenangeln und Blinkern. Glenn hatte bald einen starken Gegner am Band, der jedoch nach kurzem Kampf wieder ausstieg. Ich verbuchte einen kurzen Ruck in der Rute ansonsten blieb ich Schneider. Mike hatte auch kein Glueck. Ein paar Fliegenangler auf der anderen Flussseite landeten inzwischen ein paar schoene Chum. Die fischten die etwas langsamer stroemende Innenkurve waehrend wir die schnelle Aussenkurve hatten. Zwar sprangen monstroese Lachse auch auf unserer Seite, aber wir vermuteten bald, dass die Hauptwanderrinne der Lachse auf der anderen Flussseite verlief. Nun ja, man kann nicht immer Glueck haben. Wir genossen einen tollen Sonnenaufgang im Flusstal zu Fuessen des Kuestengebirges, hatten Adler und Otter um uns herum zu beobachten und einmal, als ich so im knietiefen Wasser stand und Wurf um Wurf taetigte, schwamm mir doch ein stattlicher aber schon sichtlich geschwaechter Chum-Milchner direkt zwischen meine Beine und ruhte sich dort, etwas von der Stroemung geschuetzt, aus. Cool!
Dann juckte uns wieder das Angelfieber und beschlossen wieder auf Stoer zu probieren. Vielleicht ging ja wieder was! Als wir an unserer gestrigen Stelle an der Bruecke ankamen, sassen dort schon 2 andere Boote – eins von unserer Truppe. Glenn fuhr weiter flussab zur Muendung des Harrison in den Fraser. Dort hatten wir schon mal vor 3 Jahren probiert und waehrend ein Guideboot 30 m neben uns Stoer auf Stoer fing, hatten wir so dicht daneben keinen einzigen Biss. So wichtig war die richtige Platzierung an den Stoerstellen. Es war sowieso eine interessante Stelle diese Flussmuendung. Das glasklare Wasser des Harrison mischte sich hier mit den lehmtrueben Fluten des Frasers in einer toilettenspuelungsartigen Strudelstroemung. Mal war das Wasser klar und gruen und mal braun und trueb um das Boot herum. Glenn ankerte an zwei Plaetzen und wir angelten jeweils 20 Minuten an jeder Stelle ohne Erfolg als Glenn diese Stelle aufgab und weiter in den Fraser hineinfuhr.
Er beobachtet konzentiert das Echolot und fand ein 10 m tiefes Loch unterhalb einer Halbinsel in den Strom hinein. Das Loch war vielleicht 20 m lang und 10 m breit und rings herum war das Wasser nur 5 m oder flacher. Auf der Uferseite hin ragten mehrere versunkene Baumreste aus dem Wasser. Bald waren unsere 3 Koeder wieder im Wasser. Auf einmal bekamen wir Besuch von einem anderen Boot – Fischereiaufsicht! Angellizenzen! Mike hatte seine im Camp vergessen – dank Technologie konnten die Officer das jedoch online abfragen und gaben ihm nur eine freundliche Warnung, dass die Lizenzen bei sich getragen werden muessen. Alles klar! Waehrend wir mit den Officern verhandelten, bekamen wir einen Biss. Leider kamen wir zu spaet zur Rute. Die Officer legten ab und wuenschten uns viel Erfolg und ermahnten uns die Stoere vorsichtig zu behandeln. Gut, dass die so aufpassen – waere schade wenn es dem Weissen Stoer wie dem Europaeischen Stoer erginge.
Als ob dieser unerwartete Besuch der Startschuss gewesen war, nun brach die Hoelle oder besser gesagt der Stoerhimmel ueber uns herein. Was nun folgte war eine der verruecktesten Angeleien die ich je erlebt habe. Nur 10 Minuten nach dem Behoerdenbesuch ruckelte eine der Ruten los und Glenn schlug an und war am Fisch. Diesmal drillte er und wir konnten nach etwa 20 Minuten einen etwa 1.8 m Stoer landen. Kaum waren die Ruten wieder 5 Minuten im Wasser – Biss! Ich sah es zuerst und schlug an – Fisch! Der war auch nicht klein – auch irgendwo zwischen 1,5 und 2 m Laenge. Dann war Mike dran – seiner war aber wirklich klein – vielleicht 70 cm – richtig niedlich so ein kleiner Stoer! Wir hatten kaum Zeit ein Bier zu oeffnen – Glenn sprang auf, schlug an; „Big, big Fish!“ meinte er nur als er die Rute zu Mike reichte. Ich holte die anderen Ruten ein und die Driftsaecke, Glenn holte den Anker ein. Mike stoehnte nur und wurde bedenklich wegen des rasanten Schnurverlusts. Mike zog die Rollenbremse fester und der Fisch zog doch tatsaechlich das Boot eine ganze Strecke die Bucht hoch. Dann warf Glenn den Motor an und jagte dem Fisch hinterher. Der Fisch stand tief und liess sich nicht hochbewegen – so hart Mike auch zog. Nach 20 Minuten konnte Mike nicht mehr und ich uebernahm. Unvorstellbar die Kraeft dieses Fisches! Jetzt jagte der Fisch stromab und wir fanden uns bald 1 km flussab nahe 2 anderen verankerten Booten. Dann ging es wieder flussauf. Nach 30 Minuten hatten wir noch keinen entscheidenden Vorteil erzielt und ich uebergab erschoepft an Glenn und uebernahm das Steuer.
Glenn murmelte was von der Mutter aller Stoere und mindestens 3,5 m lang – aber noch hatten wir keinen Blick auf unseren Gegner werfen koennen. Wenn wir ihn doch bloss mal zu sehen bekaemen! Komisch, dass er nicht gesprungen war bisher. Ploetzlich gab der Fisch wieder Gas und die Schnur zog hart unter das Boot. Glenn wollte parieren und die Rollenbremse verringern um die Rute ins Wasser gesteckt um das Heck des Bootes herumzufuehren. Irgendwie ueberschlug sich die Multirolle jedoch und ploetzlich hatte sich die Schnur auf der Rolle verheddert – und der Fisch zog immernoch unaufhaltsam ab. Glenn ging fast ueberbord als er an der Rute festhielt und um Hilfe rief. Ich drehte den Motor auf und jagte dem Fisch hinterher um den Druck von der Rute wegzunehmen. Als Glenn die Rute wieder aus dem Wasser herausbekam und sich sammeln konnte, bemerkten wir, dass die Rutenspitze gebrochen war – etwa 10 cm fehlten und tanzten auf der Schnur. Die Schnur war aber immer noch verheddert und Glenn arbeitete fieberhaft den Fitz zu beseitigen. Ich hielt das Boot im Schritt mit dem davonschwimmenden Fisch um Glenn die Chance zu geben die Schnur schlaff zu haben. Wenn nun der Schonhaken herausfiel, so konnten wir das auch nicht aendern.
Endlich schaffte es Glenn und die Schnur konnte wieder abziehen. Er kurbelte an und der Fisch war noch da. Mike uebernahm wieder und Glenn knipste mit der Zange die Rutenringe der abgebrochenen Rutenspitze auf um dieses Hindernis zu beseitigen. Was fuer eine Gong Show! Glenn uebernahm jetzt wieder das Steuer und war ueberzeugt, dass das der groesste Fisch seiner Stoerkarriere war – bisher zumindest. Und er hatte schon fast 3 m lange Dinos gestrandet! Mike muehte sich und pumpte weitere 10 Minuten ohne das wir den Fisch zu sehen bekamen. Ich uebernahm wieder gerade recht zu einer weiteren brutalen Flucht. Ploetzlich zitterte die Rute unter dem Druck – Glenn krauste bedenklich die Augenbrauen – war der Fisch etwa in ein Hindernis hineingeschwommen? Es fuehlte sich komisch an und ich zog mit aller Gewalt – ein Ruck und die Schnur wurde schlaff. Oh, nein! Wir stoehnten auf aber ploetzlich war der Widerstand wieder da und das Zittern weg. Ha! Was auch immer das gewesen war, es war losgerissen. Glenn fuhr uns direkt ueber den Fisch und ich zog mit allem was ich noch in den Armen hatte. Der Fisch kam nicht hoch. Glenn uebernahm und zog auch voll an und die Rute war kurz vorm Bersten. Wir vermuteten, dass der Fisch immer noch um einen Ast oder Baumstamm hing aber wir konnten nicht mehr herausfinden von welcher Richtung er etwa hindurchgeschwommen war. Es musste jetzt und hier enden – entweder gelang es uns den Fisch mit Gewalt hindurchzuziehen oder das Geschirr riss. Es geschah das letztere. Nach 45 Minuten Drill riss das Vorfach und wir fielen erschoepft und enttaeuscht auf unsere Sitze. Was fuer ein Wahnsinnsdrill. Haetten wir ihn wenigstens mal zu sehen bekommen!
Glenn brachte uns wieder zum Ankerplatz und wir legten nun nur noch 2 Ruten aus. Ich sagte Mike, er waere dran – ich waere zu fertig noch so einen Dino zu drillen. Denkste. Es dauerte vielleicht 10 Minuten bis die rechte Rute hart abzog – direkt hinter mir – also schnappte ich mir die Rute. Nach dem gerade Erlebten fuehlte der sich an wie ein Baby – ich meinte zu Glenn, dass wir nicht den Anker lichten muessten. Dann sprang der Bursche ploetzlich und mir wurde klar, dass der auch um die 2 m Laenge hatte. Unglaublich. Aber der Fisch hier war beherrschbar auch wenn meine Arme nun zu brennen anfingen. Ich rehabilitierte mich fuer den vorherigen Verlust und brachte den Stoer nach etwa 15 Minuten zum Boot wo er noch im Wasser abgehakt wurde. Ich fiel total fertig auf meinen Sitz, verschlang mein Wasser und eine Cola und massierte mir meine Unterarme.
Waehrend dessen hatte Glenn wieder bekoedert und eingelassen. Und wie es kommen musste, Minuten spaeter ruckte es an der Koederfischrute und Glenn schlug an und war am Fisch. „Schwerer Fisch“ meinte er nur, als er die Rute Mike uebergab. Und wieder begann der Tanz. Ich wuenschte Mike viel Glueck – hatte nicht vor nochmal selbst in das Geschehen einzugreifen. Alles Geraet rein, und bald war klar, der musste wieder verfolgt werden. Ich kann schon gar nicht mehr alles im Detail wiedergeben weil es mit den anderen Drills verschwimmt, aber dieser Fisch zog wieder unaufhaltsam flussab, fand auch ein Unterwasserbaum aus dem wir ihn aber unter groesster Anstrengung wieder herausmanoevrieren konnten – einmal rissen Aeste ab und wir konnten die Schnur daraus befreien. Dann schoss er weiter stromab direkt zwischen die beiden anderen verankerten Boote. Wir glaubten den Fisch schon sicher verloren aber diesmal hatten wir Glueck und holten ihn von direkt unter der Ankerleine eines Bootes hervor. Die anderen Angler winkten uns viel Glueck zu!
Inzwischen hatte ich wieder die Rute von Mike uebernehmen muessen, der am Ende mit seinen Kraeften war. Da wir an dem einen verankerten Boot gerade vorueber waren und nun auf das zweite zudrifteten, setzten wir alles auf eine Karte. Glenn fuhr uns langsam Richtung Ufer hin – von den Booten weg und ich zog die Bremse total zu, setzte mich auf die Motorabdeckung und stemmte mich mit den Fuessen an der Reling ein und hielt die Rute mit allem was ich noch uebrig hatte. Langsam schleppten wir den Stoer nun Richtung Ufer. Noch nicht ganz da, da zog er noch einmal unaufhaltsam davon und wenn ich nicht die Rute verlieren wollte oder selber baden gehen wollte, musste ich die Bremse oeffnen. Als nun der Fisch wieder Schnur nahm, stoppte die Schnurabgabe ploetzlich. Die Schnur hatte sich durch den uebermaessigen Druck tief in die drunterliegende Schnur eingegraben und lief nun nicht mehr frei ab. Wieder mussten wir panisch roedeln um das zu reparieren bevor wir etwa das ganze Geraet verlieren wuerden. Ging gerade nochmal gut. Weiter Richtung Ufer schleppten wir das Tier und hofften einen zur Landung geeigneten Platz zu finden. Nicht wirklich – alles steinig und felsig am Ufer. Musste trotzdem gehen. Als Glenn und Mike das Boot am Ufer vertaeut hatten, pumpte ich den Stoer Meter um Meter heran. Er war nun auch fertig und hing nur noch schwer in der Schnur. Dann schnappte sich Glenn die Schwanzwurzel und Mike schob den Fischkopf zwischen Boot und Ufer. Der Schonhaken hing sauber im Maulwinkel. Erstaunlich das der bei den ganzen Kapriolen festgehalten hatte. Aber Stoere haben ein sehr ledriges Maul und wenn ein Haken einmal tief sass, kam er wohl kaum noch von selber wieder heraus.
Wir schossen ein paar Siegerfotos mit dem Fisch nur knapp ueber die Wasseroberflaeche gehoben und ich liess ihn schliesslich wieder hinter dem Boot frei. Recht kraeftig und zuegig zog er schnell davon sobald er seine Freiheit spuerte. Zaehe Biester diese Stoere!
Wir klatschten uns ab, Mike und ich waren voellig fertig und ueberwaeltigt von dieser Angelei. Das war ja nicht mehr normal 5 oder mehr von solchen Monstern in ein paar Stunden zu fangen. Wir hatten ja zweimal solange gedrillt wie eigentlich auf Bisse gewartet. Ich kann es heute noch kaum fassen, was wir dort erlebt hatten – voellig verstoert! Ich musste mich beeilen um noch meine Spaetfaehre zurueck zur Insel zu bekommen. Ich glaube nicht, dass Mike an diesem Abend nochmal eine Angelrute angefasst hatte. Bin mal gespannt, was Glenn mir noch vom folgenden Tag berichten wird.





























