Beiträge von cohosalmon

    Die langersehnte Angelpause von Arbeit und Hausrenos war nun endlich da! Ihr kennt das ja auch mit Norwegen und anderen Angeltrips auf die man sich schon Monate vorher freut, auf die man sich geistig und angeltechnisch schon lange vorbereitet und auf die man so lange hinfiebert. Ja, auch wenn man hier Lachs- und Heilbuttangeln direkt vor der Tuere hat, freut man sich darauf mal was Anderes zu sehen und zu beangeln.


    Wir waren dieses Jahr wieder nur 2 Boote da unser Freund Jerrod aus beruflichen Gruenden kurzfristig absagen musste. Carl sollte Glenn und seinen Sohn Cody mitnehmen und ich bekam Dave, Ross und meinen jungen Angelfreund Alec mit auf’s Boot. Das Wetter wuerde nicht so tropisch wie letztes Jahr werden; das war schon klar, aber wir hofften, dass der Wind wieder mitspielte und uns vielleicht einen Tag offshore fischen liess. Natuerlich traeumten wir alle von riesigen Lachsen – alle in der Tyee-Klasse, dicken Butten und zaehnestarrenden Lingcod-Monster. Auch auf grosse Cohos hofften wir, hatten wir doch letztes Jahr einige in der 13-15 Pfund Klasse erwischt. Cohos scheint es dieses Jahr bei uns im Sueden fast keine zu geben oder sie sind sehr spaet dran. Ueberhaupt ist 2016 kein besonders gutes Lachsjahr bisher. Die Angelcenter an der Westkueste und der Ostkueste der Insel berichten alle von langen, zaehen Angeltagen mit sehr ueberschaubaren Resultaten. Die Windverhaeltnisse liessen nur hin und wieder mal ein Fenster fuer weite Offshore-Touren, aber wenn dann konnten dort gute Faenge gemacht werden. Ob das natuerlich die schmerzlich erwarteten lokale Lachse waren, die nur von besseren Fressgelegenheiten offshore Gebrauch machten, oder ob das nur vorbeiziehende Ami-Lachse waren – das kann keiner mit Sicherheit sagen. Wir hofften jedenfalls das die Lachse nur spaet dran waren und wir sie dann daher an der Nordspitze der Insel aufspueren wuerden.


    Am ersten Morgen ging es sehr frueh raus. Es war noch dunkel als ich vom Wecker angeklingelt wurde. Aber wir waren alle heiss und daher schnell auf den Beinen. Ein kurzes Power-Fruehstueck, die Futterpakete eingepackt und ab auf die Boote. Carl’s Mannschaft war etwas traeger und so langten wir etwas frueher am ersten Punkt an. Drei Ruten wurden an den 2 Downriggern eingesetzt mit den unterschiedlichsten Koedern. Man musste ja erst einmal ausfuehlen was die Fische hier diesmal mochten. Es dauerte nicht lange und Alec’s Rute machte Alarm. Er war auf Zack und schlug an und hatte gleich einen guten Gegner am Band. Ein paar Mal musste er die Rolle freigeben und etwas Schnur nachgeben. Bald brachte er einen strammen Coho neben das Boot wo der Fisch nochmal verrueckt spielte und sich aus dem Wasser katapultierte. Dave stellte nochmal klar, dass man hier einen unmarkierten Coho pro Tag behalten konnte. So sackte ich den etwa 9 pfuendigen Coho ein bevor er sich doch noch loswinden konnte. Der Anfang war gemacht, der Schneider vermieden nach nichtmal 10 Minuten! Die Hoffnungen blieben hoch.


    Auch Ross und Daves Ruten fanden bald Abnehmer – Pinks! Zwar waren wir generell nicht sehr scharf auf eine endlose Pinkshow aber wir brauchten ein paar Lachsstuecke fuer Heilbuttkoeder und Duftsack und so durften 2 dieser quirrligen Gesellen zum Coho in die Fischbox. Dann kam Carls Boot und gesellte sich zu den mitlerweile 10 anderen Booten um den Duval Point. Nach einer Stunde und nur noch dem einen oder anderen Pink, beschlossen wir eine Inselkette weiter unser Grosslachsglueck zu versuchen.


    Dave hatte gerade seine mit Koederfisch bestueckte Rute hinabgelassen und sich umgedreht, als Alec schon aufgeregt auf seine wippende Rutenspitze zeigte. Dave hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. Yup, der hing! An seiner nedelaehnlich-weichen Rute sah jeder Fisch aus wie ein Riese – der hier zog auch ganz ordentlich. Konnte aber kein Kapitaler sein, Schnur geben musste Dave gar nicht. Wir liessen sogar noch die anderen beiden Ruten drin und dachten Dave koennte seinen mittelpraechtigen Lachs leicht daran vorbeidirigieren. Aber als Dave den Fisch hinter dem Boot hatte, ging der Tanz erst richtig los. Ganz so klein war der Chinook naemlich nicht – so um die 10 Pfund und nun war es zu spaet die Ruten noch einzuholen. Ross hatte sich den Kescher geschnappt, konnte den Fisch aber zwischen Ruten und Downriggerkabeln nie richtig erwischen. Es war schon lustig anzusehen, was der Lachs in ein paar Minuten fuer ein Chaos anrichten kann. Endlich hatte Ross ihn eingesackt. Mitnehmen oder nicht? Jeder Lizenzbesitzer konnte 4 Chinooks auf dem ganzen Trip mit nach Hause nehmen. Offensichtlich wuerden wir alle mehrere 20 und 30 Pfuender fangen und mitnehmen also kann man ja am Morgen des ersten Tages keinen 10 Pfuender behalten! Allerdings wollten wir ja auch mal ein Fischessen machen fuer die ganze Belegschaft und dieser Lachs hatte genau die richtigen Masse dafuer. Also ging er mit!


    Wir kreisten nun unermuedlich um die Fangstelle. Auch die Jalopy, Carls Boot gesellte sich dazu. Nichts, aber auch gar nichts ging mehr. Wir suchten die ganze Inselkette nach Lachsen ab. Wir fanden riesige Futterfischschwaerme aber keine Raeuber herum. Oder sie bissen nicht. Wir versuchten es aggressiv dicht ueber Grund und hakten ein paar kleine Felsenbarsche. Aber Silber gab es nicht. Dave fing sogar etwas was er sich nie hatte traeumen lassen; ein Adler kam von den Baumwipfeln herab und griff sich kurz hinter unserem Boot den an der Overflaeche ruhenden Flasher waeren Dave umkoederte. Der Adler ergriff den Flasher und flog auf und um ein Haar haette Dave seine ganze Rute eingebuest denn er hatte ueberhaupt dich darauf geachtet und die Rute nur lose zwischen die Beine geklemmt. Der Ausdruck seiner Augen war koestlich als es ploetzlich an seiner Rute riss, er blitzschnell zugriff, gar nicht verstand was los war – dachte wohl ein Fisch haette sich den Koeder an der Oberflaeche geschnappt, aber dann zeigte die Schnur steil in die Luft und die Rolle kreischte los wie besessen. Bis er begriff das ein Adler mit seinem Geschirr abmarschierte – es schien eine Ewigkeit! Wir johlten vor Vergnuegen. Nach paar Sekunden kam dem Adler das Ganze wohl Spanisch vor und er liess das dumme glitzernde Plastikteil fallen. Dave war froh sein Geraet ohne Verluste wieder zurueckzuhaben. So was hatten noch keiner von uns erlebt! Adlerdrill!


    Lachse waren den ganzen Tag Fehlanzeige. Als wir mitte Nachmittag zum Resort zurueckkamen, waren wir nicht nur die einzigen mit langen Gesichtern. Mit unserem Coho, 2 Pinks und einem halbstarken Chinook waren wir noch ueberdurchschnittlich ausgestatten. Carl hatte nur 2 Pinks und andere gar kein Silber. Wo waren nur die Chinooks and Cohos?

    Heute nur mal ein Kurzbericht von der schoenen BC-Kueste. Bin noch voll mit meiner Hausrenovierung eingespannt und daher immer noch nicht regelmaessig auf dem Wasser. Habe allerdings ein paar Boots- und Angeltrips vor der Tuer – daher muss ich Fortschritt machen auf der Baustelle. Letztes Wochenende konnte mich Carl aber doch mal fuer ein paar Stunden wegziehen und mich mit auf seine Jalopy zum Lachsangeln vor Sooke verschleppen. Richtig gewehrt habe ich mich aber auch nicht!


    Hin und wieder hoerte man mal von ein paar guten Chinookfaengen aber insgesamt sieht die Saison an der ganzen Inselkueste bis jetzt nicht so toll aus. Wir hoffen alle die Lachse sind nur spaet dran dieses Jahr. Carl liebt den Otter Point vor Sooke und so duesten wir ruckzuck dahin. Carl hat nun auch einen 4-Takt Motor an seine Jalopy drangehaengt und ist ganz gluecklich mit weniger Krach, Gestank und ruhigerem Lauf.
    Wir hatten keine Koederfische dabei und waren so auf Kunstkoeder angewiesen. Ich fischte den Nootkablinker und Carl vertraute einem gruen-weissen Squidimitat. Ein paar Runden vor der Felsenspitze und ploetzlich ruckte Carl’s Rute los. In typischer Carl-Manier flog er zu seiner Rute und setzte schon einen Anschlag als der Fisch wahrscheinlich noch gar nicht ans Beissen gedacht hatte. Hing trotzden! Er vermeldete ein paar gute Kopfstoesse und der Fisch nahm auch etwas Schnur. Carl erfreute sich mal wieder an einem Lachsdrill – auch er war noch nicht oft angeln dieses Jahr.


    Er brachte ihn schliesslich ans Boot und ich sackte den 12-13 Pfuender ein. Kein schlechter Anfang, dachten wir. Es wurde aber kein berauschendes Beissfest danach. Eine Stunde spaeter hatte ich einen kleineren unmarkierten Coho – den ersten dieses Jahr! Der durfte natuerlich wieder schwimmen. Ein weiterer Biss bei Carl brachte einen ordentlichen aber nicht genehmigten Sockeye (Rotlachs) ans Boot. Herrlich sind die anzusehen im Wasser – gruen-blaeulich schimmern mit blitzeblanken Silberflanken. Und schliesslich hatte ich auch noch einen Sockeye am Blinker der sich neben dem Boot schon selber abhakte. Wir sahen auch einige Lachse springen – wahrscheinlich auch Sockeye, da musste gerade ein Schwarm vor Sooke durchziehen. Der diesjaehrige Sockeye-Run in den Fraser ist allerdings gering und daher von aller Entnahme geschuetzt.
    Dann war unser kurzes Angelzeitfenster auch schon wieder vorbei. War schoen mal wieder am Hausgewaesser geangelt zu haben auch wenn ich nichts mit nach Hause bringen konnte. Bald geht’s nach Port Hardy mit den Jungs!

    Das offizielle Derby war vorbei, das Wochenende auch und das Resort leerte sich am Montag morgen. Aber wir hatten noch ein paar Angelstunden vor unserer Abfahrt geplant. Die Hausuebergabe war 11:00 Uhr und wir packten schon mal frueh das Meiste zusammen damit wir bis zum Anschlag draussen bleiben konnten. Wir wollten aber nicht gar so frueh raus – ich hatte ja noch eine lange Boots – und Autofahrt vor mir und wollte nicht am Steuer einnicken.


    Gegen 7:00 Uhr verliessen wir die Marina und flogen ein letztes Mal den Fjord entlang. Am Leuchtturm angekommen, setzten wir die Ruten ein. Es war nun schon alles wie Routine. Ich fuegte noch eine dritte Rute hinzu um wirklich alles in’s Gefecht zu werfen. Das sollte uns schnell ins Schwitzen bringen denn offensichtlich war ein grosser Schwarm Kleinlachse an diese Stelle gezogen. Es ging Schlag auf Schlag – ein Shaker nach dem anderen, manchmal zwei gleichzeitig. Da wurde die dritte Rute schnell zur Plage und ich nahm sie wieder heraus. Ausserdem richtete ich die Bootspitze zu den Wash Rocks um von den Kleinlachsen wegzukommen. Dicht an den Felsen angekommen, kam der Grund ploetzlich hoch. Ich hiess die Jungs die Ruten auf 20 m hochzuholen.


    Als Owen gerade die Rute wieder losliess kam sie auch schon zurueckgeschnellt. Owen stutzte einen Moment und dachte wohl er haette die Schnur zu straff gespannt und so aus dem Clip gerissen aber ich rief gleich “Fish on!” und da sah er auch schon die Rute kraeftig nach hinten ziehen. Nun wusste er was zu tun war und beide Jungs waren wieder sehr aufgeregt beim Drill – dieses Spiel wird eben niemals alt!


    Ich gab Ians Boot unsere Situation und Daten durch. Inzwischen hatte Owen alle Hand voll zu tun seinen Fisch unter Kontrolle zu bekommen. Der machte wieder die ueblichen Tricks und wurde auch nicht so schnell muede. Es war wieder etwas wellig um die Felseninseln und ich musste etwas Antrieb haben um uns in den Wellen steuern zu koennen. Das machte es Owen nicht leichter seinen Lachs zum Boot zu kriegen. Endlich hatte er ihn am Boot, wir sahen ihn mit einem herrlichen gruenlich-violetten Schimmer neben dem Boot im Wasser. Wollte ich heute nochmal Fische filetieren? Ach was, so viel hatten wir ja noch nicht gefangen; nach meiner langen renovierungsbedingten Angelabstinenz dieses Jahr konnte ich schon noch etwas Fisch fuer die Familie gebrauchen. Schwupps sackte ich den 11-12 Pfuender ein. Die Jungs freuten sich und prahlten ueber Funk ganz schoen. Ian berichtete, dass die Stimmung bei Ricardo und Alec auf einen Tiefpunkt sank als wir schon wieder fingen und sie nur Shaker erwischten. Sie kamen jetzt direkt neben uns.


    Diesmal war es der silberne Cohokiller gewesen. Wir setzten die Ruten wieder ein und drehten grosse Runden vor den Wash Rocks. Owen und Alex schnappten sich jeder eine Cola und kletterten auf den Bug des Bootes und machten es sich dort gemuetlich. Bei all dem Gekicher und Herumgealber hatte ich das Gefuehl es ging um Maedchengeschichten. So schnell waren die Lachse schon wieder vergessen! So hatte ich also Rutenaufsicht. Ich fischte jetzt in etwa 30 m tiefem Wasser. Den Nootkablinker hatte ich auf etwa 23 m Tiefe und ich liess den Cohokiller bis auf 30 m hinunter. Da das Downriggerkabel durch den Stroemungsdruck nicht ganz vertikal hing, musste der Koeder ganz dicht ueber Grund agieren. Da! Ein kurzer Ruck an der Cohokillerrute, dann ein heftiger Schlag und die Schnur loeste aus. Bis ich an der Rute war, war diese schon zum Halbkreis gebogen und die Rolle gab widerwillig Schnur frei. Ich hatte Muehe die so gespannte Rute aus dem Rutenhalter zu kriegen. Ich rief die Jungs als ich die Rute endlich hatte und die Rollenbremse etwas mehr loeste. Das war ein guter Fisch, das merkte ich sofort, da war Gewicht dahinter.


    Alexander uebernahm die Rute und konnte die Rolle gar nicht anfassen – der Fisch raste wie besessen und die Rolle drehte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Jungs johlten vor Aufregung und Vergnuegen. Owen und ich holten das restliche Geschirr aus dem Wasser. Ausserdem drehte ich den Motor zurueck denn Alex hatte sicher schon 100 m Schnur verloren. Aber wir hatten den ganzen Ozean fuer uns – Platz und Zeit, ich beruhigte Alex und sagte, dass es viel besser ist wenn der Fisch sich weit weg vom Boot austobte als dicht am Boot. Ich liess Ian wissen was los ist und bekam nur ein Stoehnen meines zweiten Sohnes zurueck.


    Alexander bekam nun etwas Schnur zurueck und rief schon nach dem Kescher. Aber ich wusste, dass da noch was kommt und ploetzlich riss es wieder unwiderstehlich an der Rute und Alex musste die Rolle wieder saussen lassen. “Ruhe und Geduld!” mahnte ich an. Owen spekulierte schon ueber die Groesse des Fisches. Schwer zu sagen in diesem Stadium – wir hatten ja noch nichts zu sehen bekommen aber ich meinte, dass das ein Konkurrent fuer unseren internen Cup – den Mones Cup – sein koennte. Das haette ich vielleicht nicht sagen sollen denn Alexander wurde nun richtig nervoes – keinesfalls wollte er den Fisch jetzt noch verlieren.


    Alec und Ricardo funkten schon ungeduldig und wollten wissen wie gross. Aber wir hatten noch keinen Blick auf Alex’ Fisch werfen koennen. Der kam zwar jetzt dichter ans Boot aber hing tief unten. Meistens ein Zeichen eines Grosslachses. Dann wurde die Schnur ploetzlich flacher und ein grosser Schwall brach ca. 20 m hinter dem Boot durch die Wellen. Der war gross – ich wusste es nun aber hielt meine Klappe. Der war in den 20gern. Zwar riss der Fisch jetzt nicht mehr weit aus, brach aber immer wieder mal hier und da hin zur Seite aus und Alex musste die Rucke abfangen und kurz Schnur geben um keinen Schnurbruch zu provozieren. Machte er klasse! Nun waelzte und schuettelte sich der Fisch – ah, das mag ich gar nicht! Der Flasher durchbrach immer mal wieder die Oberflaeche und erzeugte immer dann fuer einen Bruchteil einer Sekunde einen Ruck und das Gefuehl der Fisch waere weg.


    “Keine Sorge” beruhigte ich Alex, “versuch’ den Flasher ueber Wasser zu halten und mach’ Druck wenn der Fisch den Kopf zu uns hin zeigt”. Alex Arme brannte wohl schon aber er gab nicht auf. Dann hatte er ihn das erste Mal neben dem Boot aber noch etwa 3-4 m weg. “Rute hoch und zuruecktreten!” rief ich ihm zu und hing weit ueber der Reling mit dem Kescher. Aber irgendwie kriegte Alex den Fisch nicht naeher. Ich schaltete den Motor in Leerlauf aber auch das brachte den Fisch nicht naeher. Alex versuchte weiter Schnur einzukurbeln aber dabei kam die Rutenspitze wieder runter und waehrend der Fisch jetzt dichter am Boot war, war er nun in ca. 2m Tiefe. “So kann ich ihn nicht erreichen!”, rief ich.
    Noch ein paar Sekunden und der Fisch wuerde wieder Kraft geschoepft haben und wieder davonspurten. “Rute hoch – mit allem was Du hast!” rief ich Alex zu und Owen packte mit an der Mitte der Rute an und nun kam der Fisch hoch. Ich stiess mit dem Kescher zu und sackte ihn noch tief im Wasser ein. Den Kescher vertikal halten um den Sack zuzumachen und den Fisch in Boot hieven waren praktisch eine Bewegung. Da landete das fette Tier vor unseren Fuessen! Mensch, das war ein feiner Lachs! Breit und hoch war er – eine richtige Kante! Die Jungs jubelten und tanzten um den Fisch. Alexander war ganz aus dem Haeuschen – jetzt war es sicher, er hatte Alec nun auch noch den Mones Cup abgenommen – in letzter Minute! Ein toller Abschluss! Unsere Meldung an Ians Boot wurde nur mit eisigem Schweigen entgegengenommen.


    Wir packten das Lachszeug zusammen und wollten noch ein wenig pilken. Die Lingstelle vor den ersten Schaeren sollte heute morgen gut zubeangeln sein. Die Jungs waren gluecklich und freuten sich auf’s Pilken. Die Stelle war ein Unterwasserberg der von ueber 100 m auf ca. 55 m hochkam. Wir machten eine schwere und eine leichte Pilkrute fertig. Owen angelte schwer. Und es dauerte nicht lange bis auf seinen Grosspilker etwas einstieg. Ein paar harte Fluchten und dann begann das lange Pumpen. Nach einiger Zeit tauchte ein oranger Schatten auf. Ha, ein guter Red Snapper (eigentlich Yelloweye Rockfisch) – ein Verwandter des Rotbarsches, der aber ueber 30 Pfund werden kann. Der hier war vielleicht 8 Pfund und vielleicht 50 Jahre alt. Es wurden schon Snapper analysiert und auf ueber 100 Jahre alt berechnet. Wenn auch sehr lecker, wuerde ich persoenlich die Snapper oft wieder zuruecksetzen. Aber aehnlich wir bei Dorsch oder Leng, koennen die Snapper den Druckunterschied nicht gut ab.


    Diesen hier mussten wir mitnehmen. Wo einer war sind aber oft noch mehr und ich ermahnte die Jungs, die Fische langsam nach oben zu bringen. Tatsachlich kamen noch weitere 3 oder 4 Snapper an die Oberflaeche, aber deutlich kleiner als der Erste. Ich hakte die Kerle mit einem schweren Pilker knapp durch die Haut am Maul und liess sie langsam wieder zum Grund hinab und riss dort den Haken aus der Haut. So hatten die Barsche die beste Chance das zu ueberleben. Den Trick hatte mir ein Meeresbiologe mal gezeigt und erklaert. War ein Versuch wert.


    Ploetzlich kruemmte sich Owens Rute wieder bis zum Griff und Schnur wurde von der Rolle gerissen. Aha, da hatte was groesseres zugeschnappt. Nach einiger Zeit und einigem Stoehnen und Aechzen brachte er einen ca. 15 pfuendige Lingcod hoch – den liessen wir wieder frei – wir hatten genug Fisch und ich wollte nicht noch 2 Stunden filetieren muessen! Ich funkte zu Ian, dass er hierherkommen sollte um die Stimmung seiner Crew etwas zu verbessern. Hungrige Fische schien es hier auf dem Berg genug zu geben. Als Ian bei uns ankam, gaben wir ihnen unsere Erfolgspilker und Gummis denn wir waren jetzt fertig. Es war 10:00 Uhr und ich wollte schon anfangen das Haus zu raeumen, zu bezahlen und die Fisch zu versorgen. Ian s Boot konnte ja noch paar Minuten pilken.


    Am Resort luden wir unsere Fische aus und der vortaegige Gewinner des Juniorenpreises kam zufaellig vorbei und sah Alex’ Lachs und grinste schelmig – er wusste, Alex haette ihn geschlagen am Tage zuvor. Timing ist eben alles! Dann kamen die Anderen zurueck und brachten doch noch eine Lingcod zur Fischladung. Auch hatten sie noch ein paar Snapper erwischt und wieder schwimmen lassen und Ricardo hatte sogar noch eine Seegurke gehakt – angeblich war das etwas ekelig vom Haken zu entfernen!


    Das war ja nochmal ein schoener Mix am letzten Tag. Alex’ Lachs brachte 22,5 Pfund an der Waage und damit war er offiziell der Gewinner unserer Tour und Gewinner des Mones Cups. Nach einem Abschlussfoto fing ich an die Fische zu versorgen waehrend die Jungs das Haus raeumten. Dann verabschiedeten wir uns von Moutcha Bay und ich fuhr mit Owen und Alex mit dem Boot nach Gold River und Ian brachte Truck und Anhaenger dahin. Beim Mittagessen in einem Restaurant in Campbell River ueberreichte ich Alex den Mones Cup und hatte auch ein paar kleine Preise fuer die anderen Jungs und auch fuer Ian, der sich als erstmaliger Kapitaen sehr gut gehalten hatte und mich sogar am ersten Tag geschlagen hatte. Well done, boys!


    Alle waren sich einig, dass war wieder ein herrlicher Trip gewesen und soll nicht unser letzter gewesen sein!

    Nachdem nun Ian als Anfaengerkapitaen mir am Tag 1 ganz schoen mein Ansehen als Top-Fisch-Captain angekratzt hatte, musste ich ja meine Muehe verdoppeln um meine junge Crew an ein paar mehr und bessere Lachse zu bringen. Fuer den Sonntag mussten wir auch ein Auge auf das Wetter haben; ab Mittag sollte sich der Wind aus Norden stetig aufbauen und bei ca. 14:00 Uhr Staerken erreichen, die ein Angeln vor der offenen Kueste fast unmoeglich machen wuerden. Um Punkt 16:00 Uhr war Derbyschluss; und da die Heimfahrt ja schon ca. 45 Minuten dauerte, wuerden wir also nicht allzu viel Angeln mehr verpassen nach 14:00 Uhr, falls sich der Wind an den Plan hielt.


    Ian und ich beschlossen frueh einen kurzen Stop am Friendly Cove Leuchtturm zu machen und wenn da nicht gerade ein Schwarm von guten Lachsen hungig vor Ort war, wuerden wir es weiter nordwestlich hinter den Wash Rocks bis Beano Creek versuchen, da wo gestern etwas Action war. Dort konnten wir dann bleiben, bis der Wind aufkam und dann mit dem Wind wieder zurueck in den Fjord hineinsurfen.


    Die Nacht war kurz und die Jungs hatten tiefe Augenringe als sie um 4:00 Uhr aus den Kojen gekrochen kamen. Ziemlich lautlos wurde gefruehstueckt, Snackpakete gepackt und dann die Boote beladen. Ich besorgte noch 2 Pakete gefrorene Heringe; spielte ich doch mit dem Gedanken mitte Morgen eine paar Driften auf Heilbutt zu probieren falls das Lachsfischen zu wuenschen uebrig liess.


    Ians Boot dueste zuerst los. Ich liess noch meine Krabbenfalle mit Fischresten von gestern als Koeder bestueckt an der Muendung des Conuma River vor dem Resort ein. Vielleicht gab’s ja noch ein Krabbendinner heute abend! Dann drehte ich den Yamaha mal voll auf und hatte Ian schon bei der Haelfte des Fjordes wieder eingeholt. Als wir um die Fjordspitze mit dem Leuchtturm herumkamen, waren da schon ein paar Boote am Schleppen. War auch etwas kabbelig, das Wasser. Aber machbar.
    Wir setzen beide Ruten ruckzuck ein. Heute wollte ich neben dem Nootkablinker auch einen silberblanken Cohokiller-Blinker probieren. Ich hatte naemlich gestern beim Fischefiletieren in einigen Lachsen eine Menge kleiner Sandaale gefunden – nur 5-7 cm lang. Der Nootkablinker war etwas laenger; etwa 10-12 cm aber der kleinere Cohokiller war wohl ein besseres Ebenbild dieser kleinen Sandaale.
    Direkt am Leuchtturm ging ausser einem Shaker gar nichts. Ians Boot war schon weitergezogen – Alec wollte wohl unbedingt an seine Fangstelle von gestern zurueck. So schleppten wir nun auch weiter die Kueste hoch. Kurz vor den Wash Rocks schlug es ploetzlich hart an der Cohokillerrute ein. Die Schnur loeste aus und die Rute wurde jaeh zurueckgerissen und bis Alexander dabei war, lief schon Schnur von der Rolle. Jetzt wurde es hektisch an Bord. Ich drehte den Motor vorsichtig etwas zurueck, holte den leeren Downrigger hoch und hiess Owen die andere Rute und Downrigger einzuholen. Dann positionierte ich das Boot mit den Wellen um die Schaukelei zu verringern. Alex drillte inzwischen expertenmaessig. Der Fisch nahm immer mal wieder in kurzen Spurts Schnur und liess sich dann wieder widerwillig Richtung Boot fuehren. Endlich tauchte er hinter dem Boot auf. Der war in den Teens, das war sicher! Owen setzte schon paar aufgeregte Funksprueche zu Ians Crew ab. Ich machte den Kescher klar – ich war jetzt froh ueber meine Modifikation bei der ich den originalen Kescherstiel mit einem Teleskopstiel ausgetauscht hatte mit dem ich jetzt locker 2 m Reichweite hatte wenn ich wollte. Alex hatte naemlich Muehe den Fisch den letzten Meter naeher an’s Boot zu ziehen ohne ihn wieder tiefer zu lassen. So steckte ich dem Lachs den Kescher mit einem Ruck vor den Kopf in ca. 1m Tiefe und der raste doch direkt erschrocken rein ins Netz. Geschafft!


    Ich zog einen schoenen 12-13 Pfuender ins Boot und Alexander war gluecklich endlich einen ordentlichen Lachs hier in Nootka gelandet zu haben. Waehrend ich das Deck aufraeumte und mit dem Schlauch abspritzte, setzten die Jungs beide Rute schnell wieder ein. Ich brachte unser Boot wieder in die Gegend des Bisses und drehte dort Achten. Zack, der Nootkablinker wurde ploetzlich inhaliert und die rechte Rute ging in die Knie! Ich war gleich daneben und riss die Rute raus und schlug an. Da hing was dran! Owen uebernahm und fing an zu drillen. Die Schnur sauste einen Augenblick raus und stoppte dann. Ich rief “kurbeln was das Zeug haelt!” aber Owen konnte keinen Kontakt mehr finden. Mist, ausgestiegen! Wieder eingelassen und eine Kurve gedreht. Hier tauchte eine grosse Futterfischwolke auf dem Echolot auf. Ich fuhr voll durch und konnte die Schnuere zittern sehen als sie tausende Kleinfische beruehrten. Am Ende des Futterschwarms als ich gerade zum Umkehren ansetzte, loeste ploetzlich wieder die rechte Rute aus und es riss ungeduldig daran. Alex gab Owen den Vortritt weil er so tragisch seinen vorherigen Fisch verloren hatten.


    Diesmal schien der Haken besser zu sitzen denn bei der ersten langen Flucht hielt alles stand. Alex raeumte diesmal das Deck auf und ich positierierte das Boot wieder vorteilhaft. Der Fisch war ein echter Kaempfer und Owen hatte alle Haende voll zu tun. Der Fisch nahm ein paar Mal kraeftig Schnur, ging dann tief und bockte so dass Owen sich richtig reinhaengen musste um ihn hochzukriegen, dann waelzte er sich an der Oberflaeche und waere vielleicht sogar gesprungen wenn das der Flasher nicht so gut wie unmoeglich machte. Ich konnte gar nicht hinsehen – das Rachenschuetteln als er Richtung Boot zeigte war oft der Vorbote eines Verlustes. Aber diesmal hatten wir Glueck. Nach scheinbar ewigen Minuten hatte Owen ihn am Boot. Alex ueberlegt erst ob er Kescherns sollte aber Owen machte ihm unmissverstaendlich klar, dass er kein weiteres Risiko eingehen wollte und schaute zu mir. Alex war ein bisschen betroffen von so viel Ehrlichkeit aber schluckte das auch schnell wieder herunter. Ich sackte den Fisch ein und die Jungs tanzten vor Freude. Der duerfte ueber 14 Pfund sein! Klasse!


    Nach ein paar aufgeregten Funkspruechen der Jungs zu Ians Boot, packten die schnell ein und kamen zu uns heran um vielleicht auch noch was von der Action abzubekommen. Sie hatten bis jetzt nichts als ein paar Shaker erwischt. Aber wie das so ist, ab da wurde es ruhig. Wir konnten noch einen guten Biss verbuchen der aber schon beim Ruteaufnehmen wieder vorbei war und dann trat Ruhe ein. Wir kreisten noch geduldig 2 h um die Stelle und den immer noch vorhandenen Futterschwarm herum aber nichts ging mehr. Wir experimentierten mit Tiefe und anderen Koedern, es half nichts. Da beschloss ich ein paar Driften auf Heilbutt zu versuchen. Ians Boot war auch einverstanden. Im Moment als wir losfahren wollten, sah ich ploetzlich vieleicht 20 m hinter Ians Boot einen gewaltigen Ruecken hochkommen. Ich stotterte nur etwas wir “Da! Dort!” und zeigte in die Richtung. Alle drehten sch um uns sahen gerade noch wie die grosse Schwanzflosse eines Buckelwals in der Tiefe verschwand. Mensch, das war aber nah! Nach diesem kleinen Walschreck fuehrte ich uns nicht so sehr weit entfernt zu der Gegend wo wir mit Carl letztes Jahr keine Muehe hatten ein paar Butte zu finden. Ein sandiges Plateau vor der Fjordmuendung. Wir sahen auch ein paar Boote vor Anker in der ungefaehren Naehe. Schnell waren die schweren Rute herausgekramt und das Koedergeschirr angehaengt. Die Drift war perfekt und der leichte Wellengang hier besorgte schon fast die noetige Koederaktion.


    Nach einer vergeblichen Stunde versuchten wir noch eine Stelle weiter draussen aber auch dort konnten wir keinen Butt ueberreden. Owen and Alex pilken schon mit einer 3. Rute um die Zeit zu vertreiben und brachten zwei kleinere Schollen herauf. Aber das war’s, keiner zu Hause. Das war schon etwas enttaeuschend aber eben auch lehrsam; auch hier springen die Fische nicht zu jeder Zeit an den Haken. Da hatten wir letztes Jahr wohl nur etwas Glueck gehabt!


    Wir packten nach ca. 2 h das Heilbuttzeug wieder ein und gingen wieder zum Lachsschleppen vor der Kueste ueber. Ich fuhr etwas weiter nach Nordwest zum Beano Creek, Ians Boot wieder in die Gegend von heute morgen. Am Beano Creek waren einige Boote unterwegs und wir sahen auch ein Boot einen ordentlichen Lachs landen kurz nachdem wir ankamen. Das liess uns hoffen, dass hier bald noch was passierte. Weit draussen konnte man eine Menge Punkte am Horizont erkennen. Dort war das Bajo Reef, dass gestern schoene Lachse produziert hatte. Ich spielte eine zeitlang mit dem Gedanken, Ian am Ufer zurueckzulassen und dort hinzuduesen. Dann aber rollte eine Nebelbank heran und ich wollte Ian nicht alleine lassen und war auch nicht so begeistert von der Aussicht nun eine halbe Stunde gegen die Wellen dort hinauszuhaemmern und dann eine total neue Angelgegend zu erforschen, wohlmoeglich noch im Nebel mit nur zwei jungen Kerlen als Crew. Ich sah davon ab.


    Wir hatten keinen einzigen Biss am Beano Creek. Ich beschloss nochmal eine Pilkrunde an den Riffen von gestern zu probieren. Die Jungs waren sofort einverstanden. Ians Boot kam mittlerweile auch aus dem Nebel heraus und zu uns herueber. So pilkten wir Seite an Seite fuer eine Weile und die Jungs hatten wieder ihren Spass mit den Felsenbarschen. Es ging zwar heute nicht ganz so flott und regelmaessig wie gestern aber dafuer schienen auch ein paar andere Bodenbewohner wach zu sein. Auf Ians Boot konnten sie einen guten Lingcod ins Boot zerren und auch Owen schien einen Ling fuer einen Moment am Haken zu haben bevor der wieder ausstieg. Ich hatte etwas Zeit zum Erholen, holte mir ueber Funk ein paar Fang und Wetterdaten ein. Ein 26.8 Pfund Chinook hatte knapp die Derbyfuehrung uebernommen – natuerlich vom Bajo Reef! Und der Wind und die Wellen waren offshore schon da und rollten heran. Ich schnappte mir auch noch kurz eine Pilkrute – zeigte den Jungs, dass auch ein Skipper fischen kann und machte dann wieder die Lachsruten klar. Wir schleppten nun mit den Wellen Richtung Fjordeingang. Ians Boot war uns voraus und deutete auf keinerlei Action. Als wir die Wash Rocks umkurvten, ruckte ploetzlich die Cohokillerrute los. Alex sprang hin und schlug an. “Fish On!”. Hier wackelte das Boot von der Brandung gegen die Felsinseln ganz schoen und ich ermahnte die Jungs sich vorsichtig und ueberlegt zu bewegen – ich wollte hier keine Rettungsaktion starten muessen. Die Jungs waren aber klasse und ich konnte mich auf sie verlassen. Owen half die Ruten und Downrigger einzuholen und Alex stand breitbeinig an das Heck gelehnt und drillte seine Fisch fachmaennisch. Auch der Fisch machte ganz schoen Radau was natuerlich noch von den Wellenbedingungen verstaerkt wurde. Aber wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team und so lange der Haken hielt, hatte ich keine Angst den Fisch noch zu verlieren. Als Alex ihn das erste Mal in Bootsnaehe hatte schob ich die volle Kescherstiellaenge ueber Bord und ich bekam die Fisch gerade so ueber den Kescherrand. Aber dann verhakte sich der Sprengring im Kescher und erlaubte dem Fisch nicht tief ins Netz runterzugleiten, statt dessen hing er am Kescherrand – Gott sei Dank – innen fest. Fast waere mir der Kescher in meiner Hand rotiert und haette den Fisch wieder ausgekippt aber ich fasste nach und konnte schliesslich den Fisch gluecklich an Bord hieven. Ha, another one bites the dust! Kein Riese aber mit knapp 11 Pfund auch kein Schlechter. Alex freute ich, dass er sagen konnte, er haette sein Chinook Limit von 2 am Tag gefangen – auch wenn das nicht fuer den Derbypreis oder den internen Cup reichen wuerde.


    Ich konnte nun keine Schleife mehr um die Stelle drehen – wie vorrausgesagt, puenktlich um 14:00 Uhr wurden die Wellen ca. 1.5 m hoch mit Schaumkronen und wir konnten nur noch bequehm mit den Wellen uns in den Fjord hineintreiben lassen. Kein Biss mehr unterwegs. Ians Boot war schon auf dem Heimweg zum Resort. Wir stoppten noch an einer Lingstelle und Owen war ploetzlich wieder im Geschaeft! Er war wohl der Ling-King vom Nootka Sound denn wieder hatte sich ein starker Ling seinen Pilker geschnappt und liess ihn ganz schoen schwitzen. Hier war es auch noch tief und es dauerte einige Minuten bis er das zaehnestarrende Monster an der Oberflaeche hatte. Alex lieferte wieder eine perfekten Gaffvorstellung ab und schwupps kam der gefleckte Bursche ins Boot. Ein guter Abschluss eines fuer uns ordentlichen Tages. Diesmal hatten wir Ians Boot gezeigt, dass wir auch angeln konnten!


    Vor dem Resort holten wir noch die Krabbenfalle ein und fanden auch zwei gute Exemplare darin – auf ein Krabbendinner freute ich mich richtig – das hatte ich schon lange vermisst! Bei der Derby-Wiegestelle war grosser Andrang und die Jungs staunten ueber einige fette Lachse um die 25 Pfund. Gibran White, der landbekannte Top-Guide des Resorts hatte eine Filmcrew von der Fishing Show “Big Coast” mit hinausgenommen und wohl an die richtige Stelle gefuehrt. Die hatten mehrere Lachse ueber 20 Pfund und einen der nur ganz knapp den Derbysieg verpasst haette wenn er in der Wertung gewesen waeren. Alec musste zaehneknirschend feststellen, dass ein anderer Junior (auch noch einer mit einem Bayern-Trikot!) einen 21,5 Pfuender eingewogen hatte und ihm damit den Juniorenpreis streitig gemacht hatte. Gestern der Held, heute der Pechvogel, so schnell kann’s gehen beim Angeln!


    Nachdem ich alle unsere Fische versorgt hatte und das Boot fuer den letzten Morgen getankt und gesaeubert hatte, gingen wir ins Resort-Restaurant zum Dinner und um dort auch gleich der Siegerehrung beizuwohnen. Zwar ging kein Preis in unsere Richtung aber wir hatten viel Spass an der Live-Auction bei der der Resortmanager James eine tolle Show abzog und einige hundert Dollar extra fuer ein paar Ruten und Rollen etc herausholte weil er so klasse die Bieter gegeneinander aufschaukelte. War ja alles fuer einen guten Zweck – das ganze Derby war ja eine Benefitsveranstaltung fuer die Nootka Sound Watershed Society, die viel Zeit und Aufwand betreibt die Lachsbestaende in dieser fantastischen Gegend zu erhalten und wieder aufzubauen. Ich ueberreichte ihnen auch noch einen Cheque mit einer schoene Spende von unserem Fishing Derby in Victoria und so war dieses Event wieder ein voller Erfolg gewesen.


    Damit war aber unser Nootkatrip noch nicht zu Ende. Wir hatten noch vor den Montagmorgen bis 10:00 Uhr zu fischen bevor wir dann unser Chalet raeumen mussten. Also wieder frueh ins Bett und frueh ‘raus!

    Das letzte Juniwochenende ist nun schon fast traditionell fuer einen Angelausflug mit dem Fischernachwuchs zum Nootkasound gebucht. Letztes Jahr hatte ich meinen juengeren Sohn Alex und seinen angelbegeisterten Freund Alec mit zum Moutcha Bay Resort Fishing Derby genommen. Das war so ein Erfolg, dass mir Alex und Alec schon seit Monaten im Ohr lagen, den Trip zu wiederholen. Ich war gerne dazu bereit aber diesmal wollten wir auch deren Brueder Owen und Ricardo mitnehmen. 4 junge Kerle – das war zu viel fuer 3 Tage angeln auf meinem Boot. Ich ueberzeugte Alecs und Owens Vater Ian als Skipper eines Mietbootes mitzukommen. Da Ian weder Boots- noch Angelerfahrung hatte, teilte ich ihm die aelteren Jungs Ricardo und Alec zu und nahm selber die Kleinen auf’s Boot. Ian machte vor paar Wochen seinen Bootsfuehrerschein um ueberhaupt ein Boot ausleihen zu koennen.


    Ich ueberzeugte die Moutcha Bay Derby Organisierer einen Juniorenpreis zu stiften, was die auch gerne machten – ein schoenes Ruten/Rollen Kombo war das Ziel falls es mit dem Gesamtsieg und den $3000 Preisgeld nicht klappen wuerde. Und falls auch der Juniorenpreis verfehlt werden sollte, hatte ich noch eine Trophaee und ein paar kleinere Preise nur fuer unsere Truppe besorgt. Der Wettkampf konnte beginnen!
    Die Fahrt bis zum Ende des Asphalts in Gold River dauerte 4 Stunden. Dort liessen wir mein Boot ins Wasser und Owen und Alex begleiteten mich im Boot auf der Fahrt durch die Fjorde zum Moutcha Bay Resort. Ian und die Grossen brachten das Auto und den leeren Anhaenger ueber die Schotterpisten zum Resort. Ich vermeide Fahrten auf Schotterstrecken mit dem Bootsanhaenger um jeden Preis. Der Staub, Steinschlagschaeden am Boot, Anhaengerverschleiss – fuer mich genug Gruende um das zu umgehen.


    Nach ca. 45 Minuten kamen wir beide zeitgleich am Resort an. Ich bemerkte einige Neuerungen und Verbesserungen an der Marina. Der Resortbesitzer muss tiefe Taschen haben! Wir bezogen unser bequehmes Chalet direkt am Wasser und registrierten uns fuer das Derby. Wir kauften nur fuer die Jungs Teilnehmnertickets – Ian und ich blieben nur Skipper. Ausserdem war ich ja Schiedsrichter fuer unseren internen Wettbewerb. Nachdem wir die Preistische genuegend bestaunt hatten und ich einige alte Bekannte begruesst hatte und schon einige Angeltips eingeheimst hatte, machten wir uns auf den Weg in die Falle. Ian hatte inzwischen schon das Mietsboot abgeholt und die Einweisung erledigt. Es sollte frueh losgehen.


    5:00 Uhr waren wir beim ersten Licht abfahrbereit. Ich half Ian noch das Lowrance Echo/GPS Geraet richtig einzustellen und dann flogen wir ueber das glatte Wasser durch die Fjordwelt. Ein herrlicher Morgen! Einige Boote waren schon viel frueher abgefahren. Die meisten der groesseren Boote fuhren zu den offshore Riffen und Baenken raus. Das Bajo Reef war eine bekannte und fischreiche Stelle. Wir wollten nicht so weit hinaus – wir hatten vor am Fjordausgang an der Aussenkueste entlang zu fischen. Dort hatten wir letztes Jahr mehr als genug Erfolg. Ausserdem durften die 18 Fuss Center Konsolenmietboote nicht offshore – da hatte das Resort Grenzen gezogen. Ian als Anfaenger war auch ganz einverstanden mit einem kleineren Aktionsradius. Immerhin war auch unsere Fahrt vom Moutcha Resort bis zum Fjordausgang etwa 40 Minuten lang. Unterwegs stoppten wir noch kurz weil wir an einem verspielten Seeotter vorbeikamen und einen Buckelwal abtauchen sahen. Einfach eine tolle Wasser-Fjordwelt der Nootka Sound.


    Am Leuchtturm am Fjordausgang angekommen liessen wir unsere 2 Ruten an den Downriggern in die Tiefe. Ich zeigte Owen und Alex nochmal wie das Geraet zu bedienen war und ueberliess das von da an zum Grossteil den Jungs. Wir vertrauten zuerst dem Nootkablinker und einem glow-weissen Squidimitat. Tatsaechlich dauerte es nicht lange bis die erste Rute ruckelte. Alex war zuerst dran und brachte einen untermassigen Chinook ans Boot. Nach 10 Minuten loeste dann ploetzlich die Squidrute aus. Ich rief “Fish On” und Owen schnappte sich die Rute und began zu drillen. Dieser Fisch schien etwas mehr auf den Rippen zu haben. Aber Schnur nahm er nicht, so liessen wir die 2. Rute drin und machten nur die eine Bootseite frei. Bald hatte Owen den Fisch am Boot – zwar hatte dieser Chinook das Mindestmass aber wir wollten keinen 3 Pfuender einen der 2 Plaetze auf Owens Lizenz wegnehmen. Aber ein vielversprechender Anfang!


    Die Lachse bissen weiter in guter Regelmaessigkeit. Auf auf Ians Boot war Betrieb allerdings alles nur kleine Fische. Alex hatte gerade wieder einen Kleinlachs abgehakt als ich die Blinkerrute tief rucken sah. Owen hatte sich gerade etwas hingelegt so musste ich hinspringen und den Anschlag setzten. Der fuehlte sich groesser an, nahm aber auch keine Schnur. Wir riefen Owen und als er endlich da war gab ich ihm die Rute. Ich liess die andere Rute im Wasser da wir wieder Kleinlachs erwarteten. Der Fisch war ploetzlich schon am Boot und als ich einen guten Blick darauf bekam, wurde ich ploetzlich unruhig – der war mitnehmwuerdig – sozusagen als Eisbrecher.


    Nun explodierte der Fisch aber – die Naehe des Bootes passte ihm wohl gar nicht – er sausste unter das Boot dann Richtung Motoren und dann unweigerlich zu der Seite wo noch die 2. Rute im Wasser war. Er schwamm stracks um das Downriggerkabel herum und ich riss Owen die Rute aus der Hand und fummelte die Rute um das Kabel herum noch bevor die Schnur-Kabelreibung die Schnur zerschneiden konnte. Ich gab Oweb die Rute zurueck und nahm nun den Kescher und versuchte eine gute Kescherstelle zu finden. Aber der Fisch tobte immer noch im Affenzahn unter und um das Boot herum. Alex nahm den Kescher und wollte es ueber das Heck versuchen aber verpasste den flinken Fisch zwei oder dreimal. Dann wieder ich mit dem Kescher und endlich sackte ich ihn ein! Was fuer eine Aufregung! Owen hielt nun stolz seinen etwa 9 Pfuender hoch. Damit war er in der Wertung – aber hoffentlich nicht lange - da sollte doch noch Schwereres drin sein!


    Unser Partnerboot hatte die Aufregung auf unserem Boot gesehen und verlangten einen Update per Funk. Wir gaben die Fangdaten bereitwillig heraus. Wir schleppten jetzt Kreise um die letzte Fangstelle. Doch nun blieben die Bisse auf. Nichts, gar nichts mehr. Auch Ian’s Boot war wie tot und die Teenager nickten schon ein. Doch das schoene an einer Wasserwelt wie Nootka Sound ist, dass sie weit mehr zu bieten hat als nur Lachsangeln. Da tummeln sich noch eine Menge andere hochinteressante Angelobjekte im Wasser. Ich beschloss fuer etwas Abwechslung zu sorgen; pilken an Riffen und Kanten.


    Schnell hatte ich auf dem GPS Plotter ein paar Felsenriffe ausgemacht die auf etwa 20 m Tiefe hochkamen. Das sind heisse Territorien fuer Felsenbarsch und Lingcods. Die Jungs waren auf einmal wieder hellwach und machten ihre Pilkruten aufgeregt fertig und suchten sich ihre Lieblingspilker heraus. Ich benachrichtete inzwischen Ians Boot woraufhin diese auch heruebergeduest kamen – die wollten keinesfalls einen guten Spass verpassen. Ich positionierte das Boot an den Rand des Riffs, bremste ab und rief “Go!”. Gleichzeitig saussten 2 Pilker hinunter, Grundkontakt, Rolle zu und --- beide Rute krumm und lachende Gesichter! Volltreffer!


    Nacheinander oder gleichzeitig brachten Owen und Alex nun regelmaessig schoene Felsenbarsche in allen nur denklichen Farben nach oben. Auch etliche der im Sueden der Insel schon seltenen China-Barsche (Schwarz-gelb – die wurden ruck-zuck BVB Barsche getauft). Rot-weiss gestreifte (wir nannten die Bayernbarsche), knallrote, schwarze, braune…. Es war wie am tropischen Korallenriff fischen! Ian bestaetigte, dass auch seine Crew kraeftig am pumpen war. Das ging ja klasse! Einige waren richtige Brummer in der 4-5 Pfundklasse. Wir liessen alle bis auf 2 wieder frei. Lingcods schien es hier allerdings nicht zu geben oder sie hatten einfach keine Chance so schnell an den Pilker zu kommen. Nach etwa 45 Minuten waren die Arme schlapp und wir beschlossen es nochmal auf Lachs zu versuchen. Schliesslich war ja ein Lachsderby im Gange und kein Barschtournier.


    Wir zogen ein paar Kreise vor dem Beano Creek Strand ohne Lachsbisse zu bekommen. Ian berichtete, dass Ricardo und Alec nun auch Barsch an den Lachskoeder hatten. Die schleppten wohl hart ueber Grund. Dann schleppten wir langsam die wilde Kueste entlang Richtung Fjordeingang. Da wir nun die Stroemung gegen uns hatten, dauerte diese Strecke ziemlich lange. Halb durch kamen wir zu den Wash Rocks – eine Ansammlung von Felsbrocken und Inselchen die bis zirka 300 m in das Meer verstreut herumlagen. Ich setzte gerade zu einer weiten Schleife um diese Felsbrocken herum an, als ploetzlich die eine Rute hart heruntergerissen wurde. Ich rief nach Owen der dran war aber die Jungs waren in der Kabine und es dauerte einige Sekunden bis Owen an der Rute war. Er riss und kurbelte aber konnte keinen Widerstand mehr finden. Schade!


    Ians Boot war einige hundert Meter zurueck und ploetzlich vermeldete Ian dass Alec am Drillen war. Wir machten kehrt und schleppten in ihre Richtung und konnten noch das Happy End eines schoenen Lachsdrills erleben. Ricardo brauchte einige Versuche, bis der Fisch im Kescher war. Um die 17 Pfund! Na also! 23 m, Nootkablinker kam zu uns als Nachricht.


    Im Kehrwasser der Wash Rocks drehten wir nun beide unsere Runden. Zack, die tiefe Blinkerrute, die ich nun auch auf 20 m Tiefe gestellt hatte, ruckte hart, loeste aus und bog sich weit nach hinten. Ich sprang hinzu und schlug an und fuehlte schwere Kopfstoesse. Ich loeste etwas die Bremse um den Fisch ziehen zu lassen und uebergab dann die Rute dem vor Ungeduld neben mir stampfenden Alex. Der Fisch nahm ein gutes Stueck Schnur und ich verlangsamte den Schleppmotor um den Abstand zum Boot nicht zu gross werden zu lassen. Im selben Moment musste sich der Fisch gedreht haben und auf’s Boot zugeschwommen sein. Alex verlor Kontakt und kurbelte etwas zu zaghaft um die Schnur schnell wieder straff zubekommen. Auch mein wieder Hochdrehen des Motor konnte nichts mehr aendern – der Fisch war weg.


    Es war mittlerweile auch etwas wellig geworden, besonders hier so dicht an den Felsinseln wo das Wasser richtig augewuehlt wurde. Das half natuerlich nicht beim Drillen. Schnell setzten wir die beiden Ruten wieder ein und drehten weitere Kreise um die verdaechtige Stelle. Ian vermeldete schon den 2. guten Lachs in ihrem Boot – wieder von Alec. Ricardo hatte wohl zwischendurch einen halbstarken gehakt und so seinen Turn verloren. Das spornte uns noch mehr. Da ruckelte wieder eine der Rute los und diesmal sprang ich hin wie ein Hecht beim Angriff, riss die Rute raus und schlug an und began gleich zu kurbeln. “Fish On!” und uebergab an Owen. Schnell wurde aber klar, dass das kein Grosser war. Nur ein Shaker – wie wir hier untermassige Lachse nennen.


    Dann war der Spuk wieder vorbei und auch Ians Boot konnte keine weiteren Bisse verbuchen. Meine Jungs haderten noch etwas ueber ihr Unglueck oder Missgeschick aber ich troestete, dass das jedem Anderen auch so passiert waere. Ein bisschen Glueck gehoert eben immer dazu. Nun schleppte Ian den restlichen Weg zum Fjordausgang voran. Wieder kam ein Funkruf “Alec am Fisch” – Owen und Alex konnten es nicht fassen; Alec fischte heute alle in Grund und Boden wie es schien. Es stellte sich raus, das Alec dicht ueber Grund mit dem Lachszeug einen 11 pfuendigen Lingcod abgefasst hatte. Alexander war neidisch weil Lingcods seine Lieblingsfische sind. Ich schlug vor auf dem Heimweg durch die Fjordwelt noch an ein oder zwei Lingcod verdaechtigen Stellen anzuhalten. Beide Jungs waren sofort einverstanden.


    Von meiner ersten Nootkatour 2012 hatte ich im Fjord noch ein paar Lingcodmarkierungen auf dem Plotter und diese steuerte ich an. Die erste Stelle war vor der ersten Schaerenkette am Fjordeingang. Dort stand nun allerdings voll der Wind drauf und in 70 m Tiefe war dort nicht mehr vernuenftig zu angeln. Die naechste Stelle brachte nur ein paar Babybarsche. Hm, einen Versuch wollte ich noch machen. Ians Boot dueste an uns vorbei zurueck zur Marina – Alec wollte seine Lachse rechtzeitig wiegen lassen, er hatte ja eine Chance in der Juniorenpreiscategorie die Fuehrung zu uebernehmen. Wir konnten uns Zeit lassen, Owens Chinook war kein Preiskandidat.


    Ich sah eine Steilkante an einem Leuchtturm tief im Fjord drinnen. Dort stoppte ich auf der Flachseite und liess uns ins tiefe Wasser abdriften. Beide fuehlten mit dem Pilker den Boden ab und Alex hatte gerade noch so einen Haenger vermeiden koennen als Owen ploetzlich einen Biss meldete und zu kurbeln beginnen wollte. Barsch, dachte ich fuer einen Moment doch dann kruemmte sich Owens Rute voll durch und er hing sich mit all seiner Kraft rein um die Rute nicht ins Wasser zu verlieren. Der Ausdruck seiner Augen war Gold wert – als er hilflos an seiner Rute hing die auf der Bordwand lag und die Rutespitze tief im Wasser zeigte. Die Rolle sang ihr kreischendes Lied. Lingcod, eindeutig! Alex war total aus dem Haeuschen und feuerte Owen an der, als der Fisch aufhoerte Schnur zu nehmen, zu pumpen anfing. Ich hing ihm den Gimbal um damit er sich nicht gruene und blaue Flecken in der Bauchgegend holte. Er stoehnte und aechzte aber er schlug Alex’ Angebot ihn abzuloesen katagorisch aus. Noch einmal versuchte der Fisch den Grund zu erreichen und Owen musste die Rute mit aller Macht festhalten. Dann ging’s wieder Richtung Boot. Wir starrten alle gebannt ins Wasser um den ersten Anblick nicht zu verpassen. Ploetzlich tauchte ein braunes Etwas im gruenlichen Wasser auf – dann konnte man einen zaehnestarrenden Rachen erblicken – typisch Lingcod. Dann lag der Fisch erschoepft neben dem Boot – ein schoener 14 – 15 Pfuender. Alex schlug expertenmaessig mit dem Gaff zu und nagelte den Ling genau durch das Hirn fest und hievte ihn ins Boot. Da jubelten die beiden und ich freute mich mit ihnen. Sie bestaunten den furchterregenden Rachen und die Dolchzaehne. Der Ling wuergte im Boot noch einen halbverdauten Baby-Wolfsaal hoch – ein Verwandter des Steinbeissers.


    Zufrieden und in bester Laune duesten wir nun zurueck um. Waehrend ich die 3 Lachse und 2 Ligcods filetierte und verpackte, bestaunten die Jungs die Fische, die von anderen Anglern fuer’s Derby registriert wurden und dann geschlachtet wurden. Die Offshore-Baenke hatten einige schoene Chinooks in der 20 Pfund plus Klasse hergegeben. Auch einige Red Snapper und Lingcods und ein paar wenige Heilbutte kamen von dort. Ein 26.5 Pfund Chinook fuehrte die Tabelle an, Alec hatte bis jetzt den groessten Lachs in der U16 Kategorie mit 17.6 Pfund und, was fuer die Jungs noch wichtiger war, er fuehrte im internen Duell.


    Bis ich an mein verdientes Abendbier kam, musste ich noch mein Boot saeubern und fuer die hungrige Meute Abendbrot kochen. Als Vorspeise tafelte ich die 2 gegrillten Felsenbarsche auf und alle waren sich einig, dass das eine der besten Fischgerichte je war. Die Jungs zogen abends nochmal um die Docks und fingen kleine Shiner und Seaperch die um die Docks in Schwaermen umherzogen – nicht zu stoppen dieser Angelnachwuchs. Alt wurde aber keiner denn der fruehe Start steckte uns allen in den Knochen und morgen sollte es wieder frueh raus gehen!

    Langes Mai Wochenende sollte mir meine naechste Gelegenheit fuer eine Bootsangeltour ermoeglichen. Meine beiden Soehne und ihr Freund Alec wollten gerne mal wieder zusammen Lachse angeln und so einer Bitte kann ich nie wiederstehen. Zwar waren die Lachsberichte der letzten Tage durchwachsen und auch ein Besuch im lokalen Angelshop am Tag zuvor brachte nicht allzuviel Schluessiges ueber wo und wie aber die Entscheidung wurde mir dann vom Wetterbericht abgenommen: eine steife Brise von west bis zu 30 km/h. Die einzige vielversprechende Lachsstelle war da innerhalb der Pedder Bay in East Sooke. Zufaelligerweise war das auch die Stelle wo ich mit Alex vor kurzem recht erfolgreich war; demzufolge hatte ich Vertrauen in diese Stelle.


    Mit 3 Teenagern brauch man gar nicht erst mit frueh morgens ankommen, schon gar nicht um diese Jahreszeit wo Sonnenaufgang kurz nach 5:00 ist. Also lud ich das Auto um 9:00 mit meiner Crew und 9:45 waren wir auf dem Wasser. Da wir nur an dem Buchtausgang fischen wollten, waren wir auch im Nu an der Angelstelle. Da waren schon so gegen 10 andere Boot fleissig am Schleppen – weiter hinaus trauten sich wohl kaum welche. Direkt vor dem Ufer sah Alec Kleinfische an der Oberflaeche schnappen. Es sah aus als ob das Wasser kochte auf einer Flaeche von einem halben Fussballfeld. Mussten junge Heringe sein. Das sah schon mal vielversprechend aus.


    Wir setzten 3 Ruten ein; einen 10 cm Coyote Blinker, einen Nootkablinker und einen Koederfisch am System. Wir, und ein anderes Boot, dass die Kleinfische auch bemerkte, zogen 2-3 Kurven vor dem Ufer direkt an dem Schwarm vorbei. Der Echolotschirm war fast komplett voll bis in 20 m Tiefe. Allerdings schienen noch keine silbernen Raeuber dieses All You Can Eat Menu gesehen zu haben. Einmal tat sich an keiner Rute etwas und weiter schienen die Kleinfische ganz ungestoert fressen zu koennen – werden sie angegriffen und gejagt, ziehen sich Kleinfischschwaerne sofort zu einem Ball zusammen.


    Nach einer Weile zogen wir weiter am Buchtrand entlang. Die Jungs hatten eine Reihenfolge ausgelost in der sie die Ruten bedienten. Als die Nootkablinkerrute das erste Mal zuckte, sprang Alexander auf, schlug an und hing sich in die krumme Rute. Fuer einen Moment dachte ich Alex haette einen guten Lachs am Band und ich hiess die anderen beiden die restlichen Ruten einzuziehen. Schnell stellte sich aber heraus, dass Alex nur etwas schauspielte und er brachte nur einen halbstarken Felsenbarsch ans Licht. Die Jungs hatten trotzdem Spass mit diesem stacheligen Ungetuem. Bald waren die Ruten wieder alle im Wasser. Ich zog nun einige Runden in knapp 50 m tiefem Wasser und liess den Nootkablinker dicht am Grund arbeiten.


    Wir konnten eine Menge Futterschwaerme und auch einige ordentliche Sicheln am Echolot beobachten. Da musste doch was gehen. Da die Schwaerme in Grundnaehe waren, war ich mir fast sicher, dass es sich um Sandaale handelte. Der Nootkablinker war dafuer die beste Imitation. In unsere Naehe gesellten sich nun zwei Kleinboote von denen die Insassen mit Pilker auf Lachs fischten. Es war Gezeitenwechsel und die Stroemung war momentan gering, eine wichtige Voraussetzung zum Pilken hier. Grundsaetzlich ist Geweitenwechsel immer eine potentielle Beisszeit.


    Da zuckte wieder die Nootkablinkerrute und Alec sprang hinzu. Aber schnell war klar, dass auch das kein Lachs war. Alec brachte einen mittleren Greenling ans Boot der auch wieder schwimmen durfte. Die Grundfische schienen beisswillig. Das musste doch auch den einen oder anderen Lachs anstecken! Ich sass neben der Nootkablinkerrute auf der Bordwand neben der Hecksteuerung als ich ploetzlich bemerkte wie die Rute hinter mir hochschnellte. Ich schaute nur kurz hin und als ich die Schnur straff werden sah rief ich “Fish On!”. Ricardo war dran und schnappte sich die Rute und war sofort in die Defensive gezwungen. Der Fisch riss nur so Schnur von der Rolle – das war Lachs, das war sicher!


    Wir anderen 3 raeumten die Rute ab und machten alles landungsklar. Ricardo hatte viel Schnur von der Rolle verloren aber ich beruhigte ihn – besser der Fisch tobte sich weit weg aus als dicht am Boot. Es war ja weit und breit kein anderes Boot in der Naehe. Ich drehte den Motor ganz runter und machte den Kescher fertig. Allerdings war der Fisch noch lange nicht so weit. Ricardo gewann jetzt mehr Schnur zurueck als er in kurzen weiteren Fluchten wieder verlor. Ricardo machte das klasse – er liess keine Sekunde die Schnur schlaff werden. Gute Schule, muss ich sagen! Nach ca. 10 Minuten tauchte der Fisch dann endlich am Boot auf. Wieder war der Fisch kleiner als man nach solch einem Drill erwartet hatte – trotzdem ein guter Chinook!


    Ich fuhr den langen Kescherstiel in dem Moment aus, als der Lachs mit aufgerissem Rachen den Kopf wild ueber Wasser schuettelte – ein klassisches Abrissmanoever. Aber zu spaet fuer den Fisch denn ich sackte ihn ein bevor irgendetwas noch schief gehen konnte. Die Jungs freuten sich lauthals! Und ich mit ihnen. Knapp 11 Pfund – fast ein Klon von Alexanders letztem Lachs! Und ein markierter so dass wir ihn behalten durften – perfekt!


    Nun waren die anderen beiden heiss und beobachteten die Rutenspitzen wie Luchse. Und Alex sah einen Zupfer der sogar mir entging und schnappte sich die Rute und hatte tatsaechlich einen Fisch dran – wieder brachte er einen Felsenbarsch herauf – sogar einen bisschen groesseren als das vorherige Mal. Alec konnte nicht nachstehen und hakte ebenfalls einen Barsch – sehr ungewoehnlich heute so viele Barsche beim Lachsschleppen zu erwischen. Angeblich gab es in den 60 und 70gern noch so viele Felsenbarsche, dass die ein staendiger laestiger Lachsbeifang waren; jedoch hatte eine jahrzehntelange Ueberfischung die Bestaende dieser altwerdenden (bis ueber 100 Jahre!) Fische besonders in stadtnahen Gewaessern stark schrumpfen lassen. Seit ich hier lebe, darf man nur einen Felsenbarsch pro Tag und Angler mitnehmen vor Victoria. Gezieltes Angeln auf die lohnt sich daher nicht. Waere ja schoen wenn das hier Zeichen einer Bestandserholung sind.


    Ich fuhr etwas dichter an die anderen Schleppboote um die Navy-Boje herum. Dort war auch viel Futterfisch auf dem Echo. Da ruckte die Blinkerrute wieder los und Ricardo war am Fisch. Wieder hatte er einen Lachs am Band – die anderen beiden Jungs dampften fast vor Neid! Wieder holten die Jungs die restlichen Rute ein aber da begann die Gong Show. Erst sausste der Lachs in die Schnur die Alec noch einholte. Ich musste eingreifen und die Schnuere entfitzen. Ricardo war zum Warten verdammt bis ich seine Schnur freihatte und er wieder kurbeln konnte. Waehrendessen hatte sich das Boot gedreht und Ricardos Schnur hing nun um das Downriggerkabel. Als ich das geloest hatte, verfing sich Alexander in Ricardos Schnur – unglaublich. Endlich hatte ich Ricardos Schnur von allem befreit aber der Fisch war weg – das konnte ja nicht gutgehen. Ricardo sprach von absichtlicher Sabotage – die Jungs grinsten nur.


    Vielleicht ging ja noch mehr. Etwas spaeter sahen wir eine Frau in einem Nachbarboot an einen guten Lachs geraten. Wir beobachteten den Drill aus sicherer Entfernung und sahen den Fisch letztendlich im Kescher landen. Sie hielten den Lachs hoch fuer uns zu bestaunen – ca. 13 Pfund schaetzten wir – um ihn dann wieder freizulassen – er war unmarkiert. So kann’s auch gehen. Es waren also immer noch ein paar beisswillig Chinooks in der Bucht. Aber unsere Zeit lief aus und wir kehrten heim. Im Anbetracht der beschraenkten Optionen wegen des Windes waren wir zufrieden mit der Ausbeute – einige Bisse und Fische hatten wir ja immerhin gehabt – es war nicht langweilig geworden.


    Als wir den Lachs an der Marina filetierten, kamen ein Dutzend helle Squids aus dem Magen. Hm, ein Tipp fuer meine naechsten Koederwahl!

    30. April und meine erste Angeltour des Jahres auf dem Meer. Ein trauriger Rekord aber besser spaet als nie. Mein Angelfreunde haben mich schon die letzten Wochen verrueckt gemacht mit ihren Fangmeldungen. Das Heilbuttjahr hatte besonders gut angefangen – gute Stueckzahlen aber auch ein gutes Durchschnittsgewicht von etwa 30 Pfund und mehr. Einige 50 – 70 Pfuender sind auch an den Haken meiner Kumpels gelandet und ich habe von einigen “uebermassigen” freigelassenen gehoert (Maximalmass 2016 ist 133 cm). Damit ist wohl die 3-4 jaehrige Kleinbuttperiode zwischen 2010 und 2014 ueberwunden.


    Winter Chinooks gab es auch regelmaessig aber da gab es wohl auch Schneidertage und die Groessen liessen manchmal zu wuenschen uebrig. Mein Freund Larry hatte die Woche zuvor an der Constance Bank den Vogel abgeschossen mit 12 gelandeten Chinook und 4 behaltenen zwischen 8 und 14 Pfund. So was ist aber schon ein besonderer Tag.


    So, letzten Samstag trat eine kleine Renovierungspause zu Hause ein, mein neuer Bootsanhaenger war fertig modifiziert und eingestellt und zur Wassertaufe bereit. Am Boot hatte ich auch einige kleine Verbesserungen in Angriff genommen; eine staerkere Salzwasserpumpe die ordentlich Druck auf den Deckreinigungsschlauch macht und eine neue Automatik-Bilgenpumpe. Fuer die beiden Pumpen musste ich den Benzintank herausnehmen und habe dann auch gleich den Salzwasserpumpenansaugstutzen, der vorher billiges Plastik war, mit einem ordentlichen Bronzestutzen ersetzt. Ausserdem kam noch eine LED Leselampe in die Kabine.


    Mein juengerer Sohn Alexander wollte gerne mit auf meine erste Ausfahrt. Er hat sich zu einem guten und geduldigem Angelpartner entwickelt. Mein Aelterer, der sonst eher mit beim Angeln dabei war, ist jetzt ein fauler Teenager geworden, den nichts mehr frueh aus der Koje bringt. Mit Alexander hatte ich dieses Jahr schon die eine oder andere ordentliche Forelle aus den hiessigen Seen gezogen, an den Tagen an denen ich mal 2-3 Stunden Zeit fand. Aber jetzt wollten wir uns mal wieder an richtigen Fischen versuchen. Heilbutt ging noch nicht weil ich gar nichts fuer einen Duftsack hatte und auch erst mal wieder ein paar Lachsbauchlappen als Koeder haben wollte. So sollte es am Samstag auf Winter Chinooks gehen. Die Grossen sind noch nicht richtig da und die paar die schon durchzogen, sind jetzt geschuetzt und muessen freigelassen werden. Man kann momentan nur markierte Chinooks ueber 67 cm behalten vor Victoria. Gott sei Dank versorgen uns um diese Jahreszeit etliche US Lachsaufzuchtstationen im Puget Sound um Seattle herum mit einer Menge schoener Winterlachse (Fresslachse) und weil in der USA alle Aufzuchtlachse mit einer fehlenden Fettflosse markiert werden, koennen wir fein von geschuetzten (unmarkierten) und ausreichend vorhandenen (markierten) Lachsen unterscheiden und duerfen weiterangeln. Im Prinzip sind die Chinooks zwischen November und Mai hier vor Victoria zu 95% markierte US Chinooks.


    Ich wollte urspruenglich am Samstag zur Constance Bank um es Larry eventuell nachzumachen. Als ich mich mit meinen Freunden Dave und Jerrod besprach, die auch raus wollten, bekam ich mit das grosses Heilbuttderby angesagt war fuer den Tag. Da ausserdem warmes und windstilles Wetter vorausgesagt war, konnte man einige hundert Boote vor Victoria auf dem Wasser vermuten und besonders auf einer guten Heilbuttstelle wie Constance Bank. Nee, das wollte ich mir nicht antun an meinem ersten Angeltag des Jahres. Auch wuerden die Marinas und Bootsrampen frueh morgens einem Autobahnvollstau aehneln und da ich mir mit meinem neuen Anhaenger noch nicht so sicher war, wollte ich mich keinesfalls in solch ein Getuemmel werfen. Ich entschloss daher noch am Freitag Abend mit Alexander zur Pedder Bay Marina zu fahren, das Boot dort in Ruhe schon einzulassen und mir einen Liegeplatz in der Marina fuer die Nacht zu besorgen. Wir konnten ja auf dem Boot schlafen! Eine neue Option die auf meinem alten Red Hot nie moeglich war. Alexander war einverstanden – Bootcamping, wem wuerde das nicht gefallen! Ging alles wie geschmiert und wir verbrachten die Nacht halbwegs bequem im Boot in der Marina. Weckerstellen brauchte man nicht da der Laerm der Heilbuttjaeger beim ersten Licht sowieso alles aufweckte in der Marina. Bloss gut, dass ich mich da nicht an der Rampe eingliedern musste. Waehrend Alexander noch weiterschlief, schipperte ich uns auf’s Meer und fuhr nach Whirl Bay. Ein wunderschoener Sonnenaufgang mit sommerlichen Temperaturen belohnten mich fuer die Entscheidungen. Ich setzte 2 Ruten an den Downrigger ein; eine mit einem glow Coho Killerblinker bestueckt und die andere mit dem verlaesslichen Nootkablinker. Beide hart am Grund gefischt.


    Ich musste mich erst wieder an die ganzen Handgriffe gewoehnen und ich war ein bisschen rostig im ganzen Ablauf. Aber so nach und nach kam die Routine wieder. Leider tat sich erstmal gar nichts. Ich suchte die Bucht erst im Flachen dann im Tiefen ab. Es war auch kaum ein Anzeichen von Futterfisch zu sehen. Die Stroemung war wie an einem typischen Heilbuttag sehr gemaechlich und machte das Angeln etwas einfacher, aber liess den Futterfischen auch alle Moeglichkeiten hierhin oder dahin zu schwimmen. Dann ruckte ploetzlich der rechte Downrigger los und…. hing fest am Grund. “Sch……!” Ich rief Alexander aus dem Bett und waehrend ich sofort auf rueckwaerts schaltete und die Rute am festgesetzten Rigger ausloeste, holte Alexander den anderen Downrigger hoch und zog die zweite Rute ein. Wir bekamen alles zurueck ausser den einen Rigger; der hing felsenfest am Grund. Ich konnte nichts am Echolot erkennen, kannte die Stelle eigentlich gut und war mir auch keines Riffs oder felsigen Grundes bewusst. Es war eigentlich alles kiessig, sandig hier mit ein paar groesseren Steinen hereingestreut. Ich drehte eine ganze Runde um die Stelle wo das Kabel senkrecht nach unten zeigte aber konnte damit nicht verhindern, dass ploetzlich das Kabel direkt am Boot zerriss. So ein Mist! Ich fluchte noch eine Weile und Alexander verzog sich schnell wieder in die Kabine – in der Stimmung hatte er keine Lust mit mir umzugehen – total verstaendlich!


    Na das fing ja gut an. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich Kabel, Stoppmechanismus, Gummizug und Bleikugel wieder ersetzt hatte und der Rigger wieder einsatzfaehig war. Mittlerweile waren auch Dave und Jerrod auf dem Wasser und schleppten in der Becher Bay in Jerrods Boot nur um die Ecke herum. Ich zog noch eine Bahn in Whirl Bay und war dann auf dem Weg zur Nachbarbucht, wo meine Freunde wenigstens eine Menge Sachen auf dem Echolot sahen. Mein Boot wurde gerade in die Ebbstroemung um die Church Rock Insel ins tiefere Wasser gezogen als die linke Rute leicht zuckte. Nanu? Sieht so etwa ein Biss aus? Nach so langer Zeit war ich mir dessen gar nicht mehr sicher. Ich nahm die Rute aus dem Halter und fuehlte kurz mit gespannter Schnur. Tatsaechlich, irgendetwas ruckelte daran und es war definitiv nicht Boden denn der fiel hier steil ab.


    Ich setzte einen Anschlag, loeste dadurch die Schnur vom Clip und nahm Fuehlung auf. Ja, Fish on! Ich fuehlte einen maessigen Widerstand und ein widerwilliges Rucken als ich mit dem Einholen began. Das war sicher nichts Grosses aber es war mein erster Lachs im Jahr 2016. Kurz darauf hatte ich den ca. 45 cm Chinook am Boot und hakte ihn schnell ab. Er huschte sofort in die Tiefe und rief hoffentlich seine groesseren Kumpels zum Stelldichein. Ich drehte das Boot und fuhr zur Bisstelle zurueck. Es war direkt an der Stroemungskante wo das Wasser von 40 m auf fast 70 m Tiefe abfiel. Nur paar Minuten spaeter hoerte ich erst ein knarrendes Geraeusch und als ich die linke Rute ins Blickfeld bekam, sah ich diese tief wippen. Fish on! Ich sprang hinzu und brauchte gar nicht mehr anschlagen da der Fisch schon abzog. Das war ein Besserer! Ich rief Alexander und beim dritten Ruf wachte er endlich auf und kam verschlafen heraus und staunte. Ich hiess ihm die zweite Rute und Rigger hochholen und den Kescher fertigmachen. Er dachte wohl fuer einen Moment, dass ich ihm die Rute aushaendigen wuerde aber diesmal blieb ich egoistisch – ICH wollte meinen ersten Keeper Lachs 2016 landen!


    Der Fisch kaempfte maessig; nahm mal kurz Schnur aber liess sich sonst langsam aber stetig Richtung Boot kurbeln. Dann kam er in Sicht: kein Riese aber ein ca. 70 cm typischer Winterlachs. Nun tobte er noch an der Oberflaeche herum und ich hoffte nur, dass der Haken gut hing. Alexander hatte den Kescher fertig und wartete auf seinen Einsatz. Da ich zum Winterlachsangeln immer etwas feinere Rute benutze als im Sommer wenn man immer mit einem Monsterlachs rechnen muss, wurde das Finale eines Drills immer etwas heikel weil man mit den duenneren Rute die Fische nicht ganz so schnell und zuegig zum Kescher hinziehen kann. So buechste der Lachs ein paar Male immer wieder knapp vor dem Kescher aus und trieb Alexander zur Verzweiflung. Er stiess paar Male mit dem Kescher zu aber der Fisch bekam im letzten Augenblick die Kurve und konnte dem Kescher entweichen.


    Ich war auf der ganz anderen Seite des Bootes um Alexander allen Raum zum Keschern zu geben und konnte gar nicht verstehen warum der Fisch nie im Kescher war nachdem Alexander zulangte. Wir wurden beide nervoes und das verschlimmerte die Situation denn Alex verlor nun langsam die Geduld und den Kopf. So sah ich ihn wiedermal zulangen als der Fisch gerade in Kescherentfernung ankam aber er liess das Netz nicht rechtzeitig los und so waelzte sich der Fisch wie von einer Bratpfanne wieder ueber den Kescherbuegel heraus. Alex schrie vor Wut und Verzweiflung. Das naechste Mal langte er zu frueh zu und er stubste den Fisch nur an der nun wie von der Tarantel gestochen unter das Boot raste und sich beinahe am Downriggerkabel verfing. Nun fluchte ich und dirigierte den Fisch wieder neben das Boot. So ging das noch paar Male und eine gefuehlte Unendlichkeit weiter bis dann endlich der Lachs im Keschernetz lag. Mein Gott, was fuer ein Spektakel fuer so einen halbstarken Chinook!


    Alexander war den Traenen nahe aber ich beruhigte ihn und sagte, dass das den Besten mal passiert und ja alles gutgegangen waere. Wie der Einzel-Schonhaken so lange gehalten hatte, war mir allerdings ein Raetsel. Im Kescher war der Haken jedenfalls schon nicht mehr im Fischmaul. So gleicht sich das eben aus; erst hatten wir so ein Pech mit dem Haenger und Abriss und nun war uns das Glueck hold gewesen! Nun freuten wir uns beide, dass wir endlich mal wieder einen Lachs erlegt hatten und gleichzeitig war auch die Grundlage fuer den naechsten Heilbuttrip geschaffen!


    Ich kreiste noch 2-3 Runden ueber die selbe Stelle, konnte aber keinen Lachs mehr zum Biss verleiten. Wir liessen Dave und Jerrod von unserem Fang wissen. Dann zog uns die Ebbstroemung endlich komplett um Church Rock herum. Hier ging der Boden rauf und runter und wir hatten zu tun die Koeder in Grundnaehe aber vom Felsboden wegzuhalten. Als eine der Ruten mal wieder dicht am Grund vorbeizog, meinte Alex einen Ruck gesehen zu haben. Er riss die Rute heraus und schlug an. Und tatsaechlich hatte er was dran. Er zog einen halbwuechsigen Felsenbarsch herauf. Ein stolzes Foto und der wurde wieder freigelassen, war aber vom Druckunterschied mitgenommen und paddelte eine Weile an der Oberflaeche herum. Sofort stiegen zwei Adler vom Church Rock auf und nahmen Kurs auf den armen Barsch. Etwa 10 m hinter dem Boot stuerze der eine Adler hinab und griff sich den Barsch. Immer wieder bezaubernd diese majestaetischen Voegel in Aktion zu sehen. Wie die so einen kleinen Fisch nur von mehreren hundert Metern Entfernung sehen koennen!?


    Das machte nun Alexander Spass und er fischte seine Rute weiter aggressiv am Grund und konnte tatsaechlich noch 2 oder 3 weitere Felsenbarsche erwischen. Wie so oft; Kindern ist die Groesse oder die Art der Fische meist egal; die wollen einfach nur Action und sind auch ueber kleine Fische begeistert. Wir liessen die Barsche aber alle wieder frei.


    Dave und Jerrod hatten genug von ihrer unproduktiven Stelle und kamen in unsere Richtung. Ich zog aber wieder gen Osten in die Whirl Bay Bucht und als sich da immer noch nichts tat, weiter Richtung Heimatmarina durch die Race Passage zur Muendung der Pedder Bay. Dort sahen wir ein Mietboot das wohl im Drill war. Leider verloren die ihren Fisch nach einigen Minuten aufregendem Drill. Da sprang Alexander ploetzlich auf und schnappte sich die rechte Rute die den Coyote Blinker in ca. 47 m Tiefe laufen hatte. Ich hatte leider nichts gesehen aber Alex meinte sicher, das die Rute sich tief verneigt haette und ausgeloest hatte.


    Er ruckte hart an und sofort darauf sang die Rolle los. Auweiha, das ist etwas Groesseres! Der Fisch raste wie ein Berserker Richtung Ufer, dass aber gluecklicherweise recht weit weg war. Ich raeumte das Deck und bereitete alles zur Landung vor. Alexander machte das klasse; er liess sich vom Schnurverlust nicht aus der Ruhe bringen und nutzte jede Verschnaufpause des Fisches um ein paar Meter zurueckzugewinnen. Ich schaltete den Motor in Leerlauf, war aber augenblicklich bereit ihn wieder hochzudrehen falls der Fisch auf’s Boot zuschiessen sollte und Alexander nicht mithalten konnte. Alexander hatte sichtlich Spass und die Spannung war in sein Gesicht geschrieben. Nun konnte er oefter wieder einholen aber ab und an sauste der Fisch wieder in die Tiefe – nicht mehr so viel Ferne, was ein gutes Zeichen war, dass der Fisch langsam muede wurde. Ich schaetzte den Fisch nach dieser Kraft zu urteilen auf mindestens 15 Pfund. Alexander war aus dem Haeuschen!


    Als der Fisch dann doch mal auf’s Boot zuschwamm und er wie ein Verrueckter kurbeln musste, aechzte er und ueberlegt kurz ob er die Rute an mich abgab aber ich ermunterte ihn, dass er das schon schaffen wuerde. Wie stolz wuerde er spaeter sein, wenn er den Fisch ganz allein bezwungen haette! Dann tauchte ein Schatten hinter dem Boot auf. Ich war erst etwas enttaeuscht, hatte ich einen deutlich groesseren Fisch erwartet. Ich zog meine Kescherstange voll aus, die ebenfalls modifiziert jetzt mindestens 2 m lang war, und sah meine Chance und langte zu als der Fisch sich das erste Mal faul am Boot entlang ziehen liess. Gewonnen! Wir jubelten auf und klatschten uns begeistert ab als der Fisch ins Boot kam. Diese Landung war ja im Gegensatz zu der vorherigen total unspektakulaer gewesen obwohl der Fisch um einiges groesser war. So kann’s gehen.


    11 Pfund zeigte die Waage und Alex praesentierte den Fisch stolz fuer ein Foto. Der ging voll auf sein Konto – er hatte die Rute eingesetzt und bedient, hatte den Biss gesehen und von da an bis auf’s Keschern alles alleine gemacht. Mein Sohn!


    Schnell machten wir beide Ruten wieder startklar und drehten weite Runden um die erfolgreiche Stelle. Wir gaben auch Dave and Jerrod ueber Funk die Meldung durch und die beiden tauchten 10 Minuten spaeter auch in der Naehe auf. Da, es ruckte an der rechten Rute und wir beide sprangen auf und rammten uns fast gegenseitig um zur Rute zu kommen. Ich liess Alexander den Vortritt und er riss die Rute aus dem Halter. Als er anruckte und Fuehlung aufnahm war leider nichts mehr zu spueren. Fehlbiss. Nun gut, zumindest wussten wir doch das da unten noch was auf Futtersuche war. Nicht lange danach sahen wir das gleiche Nachbarboot wieder einen Fisch drillen. Sie hollerten uns noch freudig zu, etwas spaeter an der Marina lernten wir, dass sie auch diesen Fisch wieder verloren hatten.


    Wir sahen Dave und Jerrod seltsame Runden vor der Bucht in der Stroemung drehen. Kurze Zeit spaeter hoerten wir ueber Funk, dass Dave einen 10 Pfuender gelandet hatte und Jerrod einen groesseren verloren. Doppelbisse sind immer heikel und besonders an stroemungsreichen Stellen.
    Es war nun schon voller Mittag und uns knurrte langsam der Magen. Wir hatten 2 gute Fische, einen ordentlichen Sonnentan und packten zufrieden ein. War nicht ein epischer Fangtag und wir mussten unsere Beute auch mit ordentlichem Materialverlust bezahlen, aber es war ein wunderschoener Tag, wie Sommer, und ein schoenes Vater-Sohn Erlebnis. Auch gut zu wissen, dass Boot, Anhaenger und das Angelgeraet alles gut funktioniert und bereit ist fuer weitere, hoffentlich baldige, Einsaetze.

    Verdamp lang her das ich hier was hoeren lassen habe. Es gab aber auch kaum was zu berichten. Habe eine grosse Hausreno am Hals, war mal im alten Europa im Urlaub und habe am Boot herumgebastelt ohne es mal am Fisch zu testen - bisher. Ein paar Trips zu den lokalen Seen auf Forellen aber sonst war anglerisch bei mir noch nicht viel los dieses Jahr. Hoffe das aendert sich bald.


    Hier mal ein paar coole Videos auf die ich gestossen bin; wir hatten gestern Abend eine Maennerrunde um unseren diesjaehrigen Port Hardy Angeltrip zu bequatschen - alle freuen sich riesig auf die gefraessigen Lingcods - daher die Videos. Viel Spass!


    https://www.youtube.com/watch?v=RaHZYOKmgmU
    https://www.youtube.com/watch?v=icND-gu1fj0

    Das Kaspische Meer ist Salzwasser. Der Baikal hat das groesste Suesswasservolumen aller Seen weil er so tief ist. Flaechenmaessig gibt es groessere Seen. Ich habe auch nur von kleineren Fischarten im Baikal gehoert bis jetzt. Bin sehr gespanntauf diesen exotischen Bericht!

    Diese Woche hatte ich eine unablehnbare Einladung von meinem Freund Glenn im Fraser Valley zur jaehrlichen Angel-Campingparty am Harrison River bekommen. Eine etwa 20koepfige Maennergruppe trifft sich dort seit Jahren im Herbst fuer eine Woche auf dem Flussgrundstuecks eines gemeinsamen Freundes. Was vor etlichen Jahren mit Zelten und im Auto pennen anfing, ist nun zu einen regelrechten RV Park angewachsen. Es sammelten sich etwa 5-6 RVs und Campinganhaenger zur einer Wagenburg, in der Mitte wurde ein grosses Partyzelt mit Grills und Raeucheroefen und Kuehlkisten zur Kueche und Bar umfunktioniert und ein Holzbeauftragter brachte eine Pickupladung Feuerholz fuer das ewig brennende Lagerfeuer. Jeder brachte was Festes oder Fluessiges fuer die Allgemeinschaft – wer sagt denn Kommunismus funktioniert nicht?! Einige der Beteiligten kannte ich schon von meiner Teilnahme vor 3 Jahren, andere von meinem Fishing Derby in Victoria und andere durch meine Arbeit. Die meisten waren auch begeisterte Angler – einige allerdings mehr auf die Geselligkeit und abendliche Party eingestellt.


    Ich stiess am Donnerstag Mittag zu der Truppe die schon seit Mittwoch vor Ort war. Die Fangberichte waren nicht sehr rosig – dennoch freute ich mich ungemein auf was da so kommen wuerde. Grossflussangeln ist selten bei mir angesagt – auch schon wegen der mangelnden Gelegenheiten im Sueden von Vancouver Island. Dann ist so eine Jetboattour auf einem Fluss immer schon ein Erlebnis in sich selbst. Vor 3 Jahren hatten wir kapitale Chum (Hundslachse) und auch Chinook gefangen; ich sogar an der Fliegenrute. Es ist eine extreme Herausforderung an Material und Angler solche 20 – 40 Pfund Brocken am Fliegengeschirr zu drillen. Ich kann mich noch gut an gebrochene Ruten und zerfetzte Fliegenschnuere erinnern. Aber letztlich hoffte ich auch auf eine Gelegenheit auf Stoer zu fischen. Wenn die Lachse zum Laichen ziehen, ist Hochsaison fuer die Stoere im Frasereinzugsgebiet. Der Harrison River, ca. 1,5 Stunden oestlich von Vancouver, ist ein grosser Nebenfluss des Frasers. Eigentlich aendert sich der Name dieses Fraserzulieferers mehrfach denn er kommt aus dem Kuestengebirge kurz hinter Whistler – und heisst dort Birkenhead River. Dieser ergiesst sich in den legendaeren Lillooet Lake welcher zum Lillooet River wird, der sich wiederum in den riessigen Harrison Lake ergiesst. Aus dem See windet sich schliesslich der Harrison River zum Fraser River hin. Weil das gesamte Harrison Flusssystem fuer Fische manoevrierbar ist, ziehen die Lachse also bis zum Birkenhead River durch beide Seengebiete hindurch. Auch Stoere sind im gesamten Fluss-Seengebiet vorhanden.


    Die Naehe zur Metropole Vancouver hat natuerlich Auswirkungen auf die Anglerdichte – vorallem an Stellen die leicht zugaengig und von den Strassen erreichbar sind. Mit einem Jetboat hat man natuerlich die Gelegenheit sich weiter flussauf den Massen zu entziehen und eine einsame Insel im Fluss oder eine abgelegene Uferstrecke zu erreichen. Zum Stoerangeln braucht man sowieso ein Boot.


    Das Wetter war sonnig aber windig – es pfiff ganz schoen das Flusstal hinunter. Aber ausser dem Werfen beim Fliegenfischen sollte uns das beim Flussangeln nicht weiter stoeren. Der Wasserstand war eigentlich perfekt nach den paar Regenfaellen in den letzten Wochen. Da es aber seit Tagen trocken war, war das Harrison Wasser glasklar. Die Chinooks sollten im vollen Zug sein und die Hauptmasse der Chum musste gerade in den Fluss hineinmarschieren. Auch ein paar Cohos sollten im Fluss sein – wenn es denn welche gaebe dieses Jahr. Wie schon in meinen anderen Lachsberichten von Vancouver Island angedeutet, es scheint ein schlechtes Jahr fuer die Silberlachsstaemme im Sueden BCs zu werden. Irgendetwas hat im Ozean nicht gepasst und die Cohos muessen aeusserst widrige Umstaende angetroffen haben. Eine ungewoehnlich warme Meeresstroemung, die in diesen Sommer im Nordpazifik vorherrschte, scheint darauf hinzudeuten.


    Jedenfalls hatten die Angler nur den einen oder anderen Chum erwischt und zwei noch ziemlich blanke Exemplare auch gleich in den Raeucherofen gehaengt. Ausserdem wurde mir von schoenen Kehlschnittforellenfaengen berichtet – Beifang beim Blinkern auf Cohos. Ein riessiger Chinookkadaver, mindestens 50 Pfund schwer am Flussufer deutete jedoch an, was im Fluss sein Unwesen trieb. Stoer hatte noch keiner versucht bis ich ankam. Glenn kam wieder rein als ich meine Ankunft textete und holte mich und Mike ab. Glenn war fuer alles bereit und ueberliess es Mike und mir was wir beangeln wollten. Da Lachs nicht so toll zu laufen schien, entschieden wir uns fuer Stoer. Nach meinem letztjaehrigen Stoererlebnis mit Glenn und meinen deutschen Gaesten, war ich heiss auf ein neues Dino-abenteuer!


    Glenn fuhr uns nur etwa 5 Minuten flussab hinter einen Brueckenpfeiler. Hier hatte der Fluss ein tiefes Loch ausgewaschen und die Stoere konnten vor der Stroemung geschuetzt im Loch liegen und warten bis Futter (Laich und Lachskadaver) dahinein gespuelt wuerde. Wir ankerten direkt stromauf vom Loch und konnten so die 3 Koeder direkt vom Heck in die tiefe Stelle einwerfen. Als Koeder verwendeten wir Lachseiersaeckchen und einen Koederfisch. Dann begann das Warten. Wir hatten uns noch nicht einmal richtig vorgestellt, als es an der rechten Laichrute anfing zu zuppeln. Es sah mehr nach einem Rotauge aus aber Glenn war sich sicher, dass hier ein Stoer am Werke war. Mike und ich schauten uns zweifelnd an. Ploetzlich schlug Glenn an und die Rute bog sich beachtlich durch. Gibt’s doch gar nicht! Ich uebernahm die Rute von Glenn und der Tanz begann! Der Fisch katapultierte sich gleich erst einmal 2 Mal voll aus dem Wasser.


    Damit wusste ich nun schon mal mit wem ich es zu tun hatte – ein etwa 1.7 m langes Kraftpaket. Es ist immer wieder verblueffend wie stark diese Tiere sind. Ich hing mit beiden Armen an der Rute lehnte mich mit meinem vollen Kampfgewicht in das Geraet um den Fisch Stueck fuer Stueck zum Boot zu pumpen. Dazwischen bekam der Fisch immer wieder den Kopf gedreht und zog unaufhaltsam ab. Ein alter Pfahlstumpf schaute ca. 30 m neben dem Boot aus dem Wasser heraus und der Stoer zog paar Mal genau daraufhin. Bloss nicht dahin lassen, da waren wir uns einig. Es gelang und nach etwa 10 Minuten Drill hatte ich den Fisch am Heck und Glenn holte ihn kurz auf die Motorandeckung im Boot wo wir den Haken entfernen und die Urigkeit dieser Tiere kurz bewundern konnten. Mike hatte noch nie einen Stoer live gesehen – er war ein Gebirgsbachangler. Nach nicht mal 30 Sekunden im Boot liessen wir ihn wieder schwimmen.


    Wow, das ging schnell! Ich war ziemlich kaputt vom Drill. Glenn bekoederte neu und wir feuerten die 3 Ruten wieder aus. Ein Siegerbier und wir zeigten uns gegenseitig die Fotos vom Drill als Glenn ploetzlich wieder aufsprang und die Mittelrute anschlug. Rumms, wieder krumm die Rute und Glenn meinte nur „Big Fish!“. Das gibt’s doch gar nicht! Mike war nun dran und er verschuettet gleich sein Bier im Eifer. Er stoehnte als der Fisch stur wie eine Eisenbahn die Schnur von der Rolle zu. „Da machst Du ja gar nichts mehr!“, meinte er. Glenn und ich holten die anderen 2 Ruten ein und die beiden Driftsaecke. Dann holte Glenn den Anker ein und meinte, dem Fisch muessten wir mit dem Boot folgen. Mike hing sich voll rein, verlor aber immer noch viel mehr Schnur als er gewann. Dann kam die Schnur ploetzlich flach und wir sahen ein Monster durch die Oberflaeche brechen. Da wird einem ja himmelangst wenn man so ein ueber 2 m langes Tier sich voll aus dem Wasser katapultieren und sich dann mit einem Getoese wieder hineinstuerzen sieht! Wie soll man sowas an Rute und Rolle baendigen?


    Nach 15 Minuten war noch gar nichts entschieden; der Fisch blieb jetzt stur am Boden und verlangte Mike alles ab um ihn auch nur zentimeterweise zu bewegen. Ich uebernahm fuer ein paar Minuten um Mike eine kleine Pause zu goennen. Nach einer halben Stunde stand der Fisch direkt unter dem Boot in etwa 5 m Tiefe. Wir waren schon etliche 100 m weit abgetrieben. Glenn steuerte uns an allen Hindernissen vorbei wobei immer Glueck dazugehoerte, dass der Stoer nicht in einen versunkenen Baum etc. reinschwamm. Mike war nun bereit den Kampf zu Ende zu bringen. Er kam und waelzte sich ein paar Mal wuchtig an der Oberflaeche hinter dem Boot und zog kurz wieder ab und hing unter dem Boot. Er war auch muede, das merkte man. Dann hatten wir ihn endlich muede am Boot. Er war sicher 2 m lang und viel zu schwer um ihn in das Boot zu bringen – was auch nicht gut fuer solch grosse Fische ist. Leider war auch kein guenstiges Ufer zum stranden in Sicht. So bewunderten und betatschten wir den Burschen nur kurz im Wasser neben dem Boot bis Glenn ihn vom Haken befreite. Majestaetisch zog er wieder in die Tiefe ab! Gluecklich und ziemlich fertig packten wir ein um zum verabredeten Grillen ins Camp zu kommen. Auf der Heimfahrt begegneten wir Kelly und Joey in einer Flussbucht auch im Drill. Wir beobachteten die beiden eine Weile und feuerten Kelly an der Rute an. Das konnte aber noch eine Weile dauern und wir wollten nicht im Weg sein, so fuhren wir bald weiter.


    Es wurde ein geselliger Abend mit vielen Fischgeschichten und natuerlich Luegen. Kelly zeigte stolz die Fotos von seinem 2,20 m langen Stoer den er endlich zum Strand gezogen hatte. Frischer Raeucherlachs machte die Runde ums Lagerfeuer und frischgrillte Forellen. Nach einigen Bierchen machte ich mich auf mein Nachtlager in meinem Truck.


    Ich hatte mich mit Glenn und Mike fuer 7:00 Uhr frueh verabredet. Wir wollten eine Morgenlachstour den Fluss hochwaerts machen. Nach einem coolen Fruehstueck mit Schweinebraten und Raeucherlachs donnerten wir den Fluss hoch. Es waren schon eine Menge andere Boote unterwegs und die unteren Flussufer teils dicht bevoelkert mit Anglern. Je hoeher wir kamen, desto einsamer wurde es. Wir landeten an einer Kiesinsel und schwangen alsbald unsere Ruten. Wir versuchten Bodendriften, Posenangeln und Blinkern. Glenn hatte bald einen starken Gegner am Band, der jedoch nach kurzem Kampf wieder ausstieg. Ich verbuchte einen kurzen Ruck in der Rute ansonsten blieb ich Schneider. Mike hatte auch kein Glueck. Ein paar Fliegenangler auf der anderen Flussseite landeten inzwischen ein paar schoene Chum. Die fischten die etwas langsamer stroemende Innenkurve waehrend wir die schnelle Aussenkurve hatten. Zwar sprangen monstroese Lachse auch auf unserer Seite, aber wir vermuteten bald, dass die Hauptwanderrinne der Lachse auf der anderen Flussseite verlief. Nun ja, man kann nicht immer Glueck haben. Wir genossen einen tollen Sonnenaufgang im Flusstal zu Fuessen des Kuestengebirges, hatten Adler und Otter um uns herum zu beobachten und einmal, als ich so im knietiefen Wasser stand und Wurf um Wurf taetigte, schwamm mir doch ein stattlicher aber schon sichtlich geschwaechter Chum-Milchner direkt zwischen meine Beine und ruhte sich dort, etwas von der Stroemung geschuetzt, aus. Cool!


    Dann juckte uns wieder das Angelfieber und beschlossen wieder auf Stoer zu probieren. Vielleicht ging ja wieder was! Als wir an unserer gestrigen Stelle an der Bruecke ankamen, sassen dort schon 2 andere Boote – eins von unserer Truppe. Glenn fuhr weiter flussab zur Muendung des Harrison in den Fraser. Dort hatten wir schon mal vor 3 Jahren probiert und waehrend ein Guideboot 30 m neben uns Stoer auf Stoer fing, hatten wir so dicht daneben keinen einzigen Biss. So wichtig war die richtige Platzierung an den Stoerstellen. Es war sowieso eine interessante Stelle diese Flussmuendung. Das glasklare Wasser des Harrison mischte sich hier mit den lehmtrueben Fluten des Frasers in einer toilettenspuelungsartigen Strudelstroemung. Mal war das Wasser klar und gruen und mal braun und trueb um das Boot herum. Glenn ankerte an zwei Plaetzen und wir angelten jeweils 20 Minuten an jeder Stelle ohne Erfolg als Glenn diese Stelle aufgab und weiter in den Fraser hineinfuhr.


    Er beobachtet konzentiert das Echolot und fand ein 10 m tiefes Loch unterhalb einer Halbinsel in den Strom hinein. Das Loch war vielleicht 20 m lang und 10 m breit und rings herum war das Wasser nur 5 m oder flacher. Auf der Uferseite hin ragten mehrere versunkene Baumreste aus dem Wasser. Bald waren unsere 3 Koeder wieder im Wasser. Auf einmal bekamen wir Besuch von einem anderen Boot – Fischereiaufsicht! Angellizenzen! Mike hatte seine im Camp vergessen – dank Technologie konnten die Officer das jedoch online abfragen und gaben ihm nur eine freundliche Warnung, dass die Lizenzen bei sich getragen werden muessen. Alles klar! Waehrend wir mit den Officern verhandelten, bekamen wir einen Biss. Leider kamen wir zu spaet zur Rute. Die Officer legten ab und wuenschten uns viel Erfolg und ermahnten uns die Stoere vorsichtig zu behandeln. Gut, dass die so aufpassen – waere schade wenn es dem Weissen Stoer wie dem Europaeischen Stoer erginge.


    Als ob dieser unerwartete Besuch der Startschuss gewesen war, nun brach die Hoelle oder besser gesagt der Stoerhimmel ueber uns herein. Was nun folgte war eine der verruecktesten Angeleien die ich je erlebt habe. Nur 10 Minuten nach dem Behoerdenbesuch ruckelte eine der Ruten los und Glenn schlug an und war am Fisch. Diesmal drillte er und wir konnten nach etwa 20 Minuten einen etwa 1.8 m Stoer landen. Kaum waren die Ruten wieder 5 Minuten im Wasser – Biss! Ich sah es zuerst und schlug an – Fisch! Der war auch nicht klein – auch irgendwo zwischen 1,5 und 2 m Laenge. Dann war Mike dran – seiner war aber wirklich klein – vielleicht 70 cm – richtig niedlich so ein kleiner Stoer! Wir hatten kaum Zeit ein Bier zu oeffnen – Glenn sprang auf, schlug an; „Big, big Fish!“ meinte er nur als er die Rute zu Mike reichte. Ich holte die anderen Ruten ein und die Driftsaecke, Glenn holte den Anker ein. Mike stoehnte nur und wurde bedenklich wegen des rasanten Schnurverlusts. Mike zog die Rollenbremse fester und der Fisch zog doch tatsaechlich das Boot eine ganze Strecke die Bucht hoch. Dann warf Glenn den Motor an und jagte dem Fisch hinterher. Der Fisch stand tief und liess sich nicht hochbewegen – so hart Mike auch zog. Nach 20 Minuten konnte Mike nicht mehr und ich uebernahm. Unvorstellbar die Kraeft dieses Fisches! Jetzt jagte der Fisch stromab und wir fanden uns bald 1 km flussab nahe 2 anderen verankerten Booten. Dann ging es wieder flussauf. Nach 30 Minuten hatten wir noch keinen entscheidenden Vorteil erzielt und ich uebergab erschoepft an Glenn und uebernahm das Steuer.


    Glenn murmelte was von der Mutter aller Stoere und mindestens 3,5 m lang – aber noch hatten wir keinen Blick auf unseren Gegner werfen koennen. Wenn wir ihn doch bloss mal zu sehen bekaemen! Komisch, dass er nicht gesprungen war bisher. Ploetzlich gab der Fisch wieder Gas und die Schnur zog hart unter das Boot. Glenn wollte parieren und die Rollenbremse verringern um die Rute ins Wasser gesteckt um das Heck des Bootes herumzufuehren. Irgendwie ueberschlug sich die Multirolle jedoch und ploetzlich hatte sich die Schnur auf der Rolle verheddert – und der Fisch zog immernoch unaufhaltsam ab. Glenn ging fast ueberbord als er an der Rute festhielt und um Hilfe rief. Ich drehte den Motor auf und jagte dem Fisch hinterher um den Druck von der Rute wegzunehmen. Als Glenn die Rute wieder aus dem Wasser herausbekam und sich sammeln konnte, bemerkten wir, dass die Rutenspitze gebrochen war – etwa 10 cm fehlten und tanzten auf der Schnur. Die Schnur war aber immer noch verheddert und Glenn arbeitete fieberhaft den Fitz zu beseitigen. Ich hielt das Boot im Schritt mit dem davonschwimmenden Fisch um Glenn die Chance zu geben die Schnur schlaff zu haben. Wenn nun der Schonhaken herausfiel, so konnten wir das auch nicht aendern.


    Endlich schaffte es Glenn und die Schnur konnte wieder abziehen. Er kurbelte an und der Fisch war noch da. Mike uebernahm wieder und Glenn knipste mit der Zange die Rutenringe der abgebrochenen Rutenspitze auf um dieses Hindernis zu beseitigen. Was fuer eine Gong Show! Glenn uebernahm jetzt wieder das Steuer und war ueberzeugt, dass das der groesste Fisch seiner Stoerkarriere war – bisher zumindest. Und er hatte schon fast 3 m lange Dinos gestrandet! Mike muehte sich und pumpte weitere 10 Minuten ohne das wir den Fisch zu sehen bekamen. Ich uebernahm wieder gerade recht zu einer weiteren brutalen Flucht. Ploetzlich zitterte die Rute unter dem Druck – Glenn krauste bedenklich die Augenbrauen – war der Fisch etwa in ein Hindernis hineingeschwommen? Es fuehlte sich komisch an und ich zog mit aller Gewalt – ein Ruck und die Schnur wurde schlaff. Oh, nein! Wir stoehnten auf aber ploetzlich war der Widerstand wieder da und das Zittern weg. Ha! Was auch immer das gewesen war, es war losgerissen. Glenn fuhr uns direkt ueber den Fisch und ich zog mit allem was ich noch in den Armen hatte. Der Fisch kam nicht hoch. Glenn uebernahm und zog auch voll an und die Rute war kurz vorm Bersten. Wir vermuteten, dass der Fisch immer noch um einen Ast oder Baumstamm hing aber wir konnten nicht mehr herausfinden von welcher Richtung er etwa hindurchgeschwommen war. Es musste jetzt und hier enden – entweder gelang es uns den Fisch mit Gewalt hindurchzuziehen oder das Geschirr riss. Es geschah das letztere. Nach 45 Minuten Drill riss das Vorfach und wir fielen erschoepft und enttaeuscht auf unsere Sitze. Was fuer ein Wahnsinnsdrill. Haetten wir ihn wenigstens mal zu sehen bekommen!


    Glenn brachte uns wieder zum Ankerplatz und wir legten nun nur noch 2 Ruten aus. Ich sagte Mike, er waere dran – ich waere zu fertig noch so einen Dino zu drillen. Denkste. Es dauerte vielleicht 10 Minuten bis die rechte Rute hart abzog – direkt hinter mir – also schnappte ich mir die Rute. Nach dem gerade Erlebten fuehlte der sich an wie ein Baby – ich meinte zu Glenn, dass wir nicht den Anker lichten muessten. Dann sprang der Bursche ploetzlich und mir wurde klar, dass der auch um die 2 m Laenge hatte. Unglaublich. Aber der Fisch hier war beherrschbar auch wenn meine Arme nun zu brennen anfingen. Ich rehabilitierte mich fuer den vorherigen Verlust und brachte den Stoer nach etwa 15 Minuten zum Boot wo er noch im Wasser abgehakt wurde. Ich fiel total fertig auf meinen Sitz, verschlang mein Wasser und eine Cola und massierte mir meine Unterarme.


    Waehrend dessen hatte Glenn wieder bekoedert und eingelassen. Und wie es kommen musste, Minuten spaeter ruckte es an der Koederfischrute und Glenn schlug an und war am Fisch. „Schwerer Fisch“ meinte er nur, als er die Rute Mike uebergab. Und wieder begann der Tanz. Ich wuenschte Mike viel Glueck – hatte nicht vor nochmal selbst in das Geschehen einzugreifen. Alles Geraet rein, und bald war klar, der musste wieder verfolgt werden. Ich kann schon gar nicht mehr alles im Detail wiedergeben weil es mit den anderen Drills verschwimmt, aber dieser Fisch zog wieder unaufhaltsam flussab, fand auch ein Unterwasserbaum aus dem wir ihn aber unter groesster Anstrengung wieder herausmanoevrieren konnten – einmal rissen Aeste ab und wir konnten die Schnur daraus befreien. Dann schoss er weiter stromab direkt zwischen die beiden anderen verankerten Boote. Wir glaubten den Fisch schon sicher verloren aber diesmal hatten wir Glueck und holten ihn von direkt unter der Ankerleine eines Bootes hervor. Die anderen Angler winkten uns viel Glueck zu!


    Inzwischen hatte ich wieder die Rute von Mike uebernehmen muessen, der am Ende mit seinen Kraeften war. Da wir an dem einen verankerten Boot gerade vorueber waren und nun auf das zweite zudrifteten, setzten wir alles auf eine Karte. Glenn fuhr uns langsam Richtung Ufer hin – von den Booten weg und ich zog die Bremse total zu, setzte mich auf die Motorabdeckung und stemmte mich mit den Fuessen an der Reling ein und hielt die Rute mit allem was ich noch uebrig hatte. Langsam schleppten wir den Stoer nun Richtung Ufer. Noch nicht ganz da, da zog er noch einmal unaufhaltsam davon und wenn ich nicht die Rute verlieren wollte oder selber baden gehen wollte, musste ich die Bremse oeffnen. Als nun der Fisch wieder Schnur nahm, stoppte die Schnurabgabe ploetzlich. Die Schnur hatte sich durch den uebermaessigen Druck tief in die drunterliegende Schnur eingegraben und lief nun nicht mehr frei ab. Wieder mussten wir panisch roedeln um das zu reparieren bevor wir etwa das ganze Geraet verlieren wuerden. Ging gerade nochmal gut. Weiter Richtung Ufer schleppten wir das Tier und hofften einen zur Landung geeigneten Platz zu finden. Nicht wirklich – alles steinig und felsig am Ufer. Musste trotzdem gehen. Als Glenn und Mike das Boot am Ufer vertaeut hatten, pumpte ich den Stoer Meter um Meter heran. Er war nun auch fertig und hing nur noch schwer in der Schnur. Dann schnappte sich Glenn die Schwanzwurzel und Mike schob den Fischkopf zwischen Boot und Ufer. Der Schonhaken hing sauber im Maulwinkel. Erstaunlich das der bei den ganzen Kapriolen festgehalten hatte. Aber Stoere haben ein sehr ledriges Maul und wenn ein Haken einmal tief sass, kam er wohl kaum noch von selber wieder heraus.


    Wir schossen ein paar Siegerfotos mit dem Fisch nur knapp ueber die Wasseroberflaeche gehoben und ich liess ihn schliesslich wieder hinter dem Boot frei. Recht kraeftig und zuegig zog er schnell davon sobald er seine Freiheit spuerte. Zaehe Biester diese Stoere!


    Wir klatschten uns ab, Mike und ich waren voellig fertig und ueberwaeltigt von dieser Angelei. Das war ja nicht mehr normal 5 oder mehr von solchen Monstern in ein paar Stunden zu fangen. Wir hatten ja zweimal solange gedrillt wie eigentlich auf Bisse gewartet. Ich kann es heute noch kaum fassen, was wir dort erlebt hatten – voellig verstoert! Ich musste mich beeilen um noch meine Spaetfaehre zurueck zur Insel zu bekommen. Ich glaube nicht, dass Mike an diesem Abend nochmal eine Angelrute angefasst hatte. Bin mal gespannt, was Glenn mir noch vom folgenden Tag berichten wird.































    Keiner soll sagen, ich wuerde etwa nur von erfolgreichen Angeltagen berichten. Es ist natuerlich nicht nur viel spannender Fische zu fangen als nicht, sondern auch spannender darueber zu lesen als ueber einen langweiligen Schneidertag. Und das es solche Tage auch hin und wieder hier in BC gibt, davon hier jetzt mehr.


    Tobias, mein letzter Deutschlandgast dieses Jahr, kam nach seinem Flussangelabenteuer in Campbell River nochmal zwei Tage zu mir nach Victoria. Er musste ja noch seinen gefrorenen Fisch vor dem Heimflug abholen. Ich konnte mir kurzfristig den Montag freimachen und so ergab sich noch einmal die Moeglichkeit 2 Tage auf’s Wasser zu ziehen. Es sollte auf Cohos gehen – vielleicht waren ja mittlerweile neue und groessere Schulen vor Sooke aufgetaucht.


    Wir liessen das Boot in Sooke am Montag Morgen ins Wasser und duesten aus dem Hafenfjord. Es herrschteleider ein unangenehmer Suedostwind der mit der Flut kollidierte und das Wasser wie eine Waschmaschine verwarf. Mein Sohn Alexander war mit von der Partie und als dann nach einiger Zeit endlich ein Biss an der Plastiksquidrute erfolgte, sprang mein Sohn doch auch gleich hinzu und liess Tobias keine Chance an die Rute zu kommen. Er drillte einen kleineren 4-5 Pfund Coho an das Boot. Es war ein unmarkierter und schon aus Gewohnheit holte ich die Zange und Tobias entliess den Fisch wieder in die Freiheit. Nachher aergerte ich mich, dass ich ganz vergessen hatte, dass ab 1.10. auch ein unmarkierter Coho pro Lizenz pro Tag behalten werden kann. Aber Tobias hatte seine Gefrierkiste schon rappelvoll und ich brauchte auch keinen Fisch mehr fuer meine Kueche – so war es schon in Ordnung, dass der kleine Kerl wieder schwimmen durfte.


    Neben ein paar gewoehnlichen Natuerbeobachtungen wie Wale in der Ferne und ein paar Delfinen ums Boot konnten wir allerdings keine weiteren Erlebnisse verbuchen. Tobias hatte Zeit mir seine ganzen Lachsstories von Campbell River zu erzaehlen!


    Und weil man ja so einen Fastschneidertag nicht auf sich sitzen lassen kann, mussten wir es natuerlich Montags nochmal probieren. Aber es waren einfach kaum Cohos da und wir schnitten noch schlechter ab als am Tage zuvor. Einmal ruckte die Koederfischrute hart aber als Tobias anschlug, war nichts mehr dran – nur der Koederfisch total zerfleddert. Wenn die Cohos nicht wollten oder konnten, dann vielleicht die Chum (Hundslachse), dachte ich. Die muessten nun auch langsam eintrudeln und zum Sooke River hinziehen. Die faengt man nur schwer; gaaaanz langsam schleppen mit kleinen Shrimp-Squidimitaten. Einen Nootka-Blinker schleifte ich durch den Sand um vielleicht einen Winterspring aufzustoebern.


    Tatsaechlich meinte ich ploetzlich ein paar leichte Rucke an der Blinkerrute gesehen zu haben. Ich schlug auf Verdacht an und spuerte Widerstand. Tobias uebernahm die Rute und brachte einen anstaendigen Quillback Felsenbarsch ans Boot. Nichts auf was wir auswaren aber cool anzusehen. Nach einem Foto ging der Stachelige wieder ins Meer zurueck.


    Und das war auch schon die ganze Aktion fuer diesen Tag. Manchmal kann man es nicht einmal erzwingen. Aber jetzt hat Tobias wenigstens noch einen Grund mal wiederzukommen! Bis bald!



    Sonntag wurde sehr windig und daher nutzten meine drei Gaeste den Tag zum Sightseeing in Victoria. Ich nahm mir dafuer Montag frei und plante einen zweiten Angelausflug mit den Dreien. Ausserdem wollte mein Sohn Alexander mit. Als wir abends zusammensassen, beschlossen wir eine etwas andere Taktik als am Samstag; von Sooke hoerte man nichts Neues, vorwiegend kleinere Cohos. Die Chinooks schienen dort nun endgueltig durch zu sein. Aber vielleicht hingen noch einige der Chinooks die letzte Woche noch vor Sooke waren nun vor downtown Victoria herum. Ein Versuch wert. Ausserdem braechte das uns in angenehme Reichweite der Heilbuttgruende an der Constance Bank. Vor Victoria wuerde es allerdings nicht sehr viele Cohos geben. Schwarmlachse wie Cohos, Pinks oder Sockeyes kamen seltener in die Victoria Buch hinein sondern zogen normalerweise von Sooke an auf die offene Juan de Fuca Strait und von da zum Fraser River. Die Chinooks hingegen folgten oft sehr dicht dem Kuestenverlauf entlang und machten keine Abkuerzungen ueber das offene Wasser. Es stand also Qualitaet statt Quantitaet auf dem Programm.


    Wir liessen das Boot in Victoria zu Wasser und fingen praktisch direkt vor der Bootsrampe an zu schleppen. Meine Crew war ja nun schon eingespielt am Geraet – dachte ich – und ausserdem hatte ich ja in Alexander einen Co-Skipper! Wir setzten einen Nootkablinker auf 27 m, einen Koederfisch auf 18 m und einen weiteren Koederfisch auf 12 m. Tobias liess sogar noch einen Blinker an seiner Spinnrute an der Oberflaeche hinterherziehen. Vor Victoria ist immer eine Menge los auf dem Wasser. Wasserfluzeuge landen und starten, Faehren kommen und gehen, Whalewatchboote etc. fahren vorbei, man kann die Touristen auf der Mole beim Spazierengehen beobachten, manchmal kommen Kreuzfahrtschiffe herein oder heraus. Wir sahen auch wieder Define und Robben, wobei ich die letzteren mit kritischen Blicken bedachte; waren sie doch potenzielle Lachsraeuber und jeder Angler der schon mal einen schoenen Fisch an der Angel hatte und dann von einer Robbe geklaut bekommen hatte, kann mich gut verstehen!


    Es tat sich eine Stunde lang gar nichts. Aber das Wetter war herrlich sonnig und wir hatten ja viel zu plaudern. Da! Ploetzlich riss es an der Blinkerrute und die Rute sprang zurueck – schon ausgeloest! Jochen sah es auch gleich und sprang hinzu. Ich rief noch “schon ausgeloest!” aber er schlug noch mal voll an bis er selber merkte, dass er schon direkt am Fisch war. Der Haken musste tief sitzen nach diesem Anschlag!! Dann ging schon die Post ab und ich sah die Rute horizontal werden. Ich rief Jochen zu: “Lass die Rolle los, Rolle loslassen!” Er zoegerte etwas – das Drillkonzept mit einer Centerpinrolle war ihm wohl nicht ganz geheuer und er hielt immer noch die Kurbel fest. Ich sah wie sich die Rute vollkommen aufzog und die Spannung an der Schnur sich aufbaute – etwas musste geben, entweder Schnur oder Jochen! Endlich liess Jochen die Rollenkurbel fahren und die Spannung entlud sich – ein Teil an Jochens Fingerknoechel die er nicht ganz schnell genug aus dem Weg der rasenden Rollenkurbel bekam. Autsch! Deswegen heissen die Rollen auch “Knuckle Buster”!


    Der Fisch nahm ein gutes Stueck Schnur. Das war Grosschinook – das war uns allen klar. Jetzt hiess es klar Schiff machen und ruhig bleiben. Tobias und ich holten die restlichen Ruten ein – zwei davon hatte Jochens davonsaussender Chinook schon aufgegabelt – allerdings konnten wir die Schnuere schnell trennen. Annette steuerte das Boot von Hindernissen weg bis wir den Schleppmotor in den Leerlauf stellen konnten. Alexander holte beide Downrigger hoch. Teamwork! Und inzwischen drillte Jochen den Fisch wie ein Profi. Er hatte sich nun an das Hin und Her mit der Rolle gewoehnt und schaffte es gut die Schnur gespannt zu halten. Am Blinker war nur ein Einzel-Schonhaken. Eine Sekunde schlappe Schnur und der Fisch schuettelt den Haken ab. Jochen wusste um was es ging – seinen Traumlachs.


    Tobias filmte den Drill mit seiner GoPro am Kopf und stand schon mit dem Kescher bereit. Wir waren alle gespannt auf den ersten Blick auf den Fisch. Der Bursche hatte zweimal ordentlich Schnur genommen aber jetzt gewann Jochen stetig Schnur zurueck. Ich hielt bange Ausschau nach etwaigen Robben – war aber keine in Sicht. Dann brach der Fisch das erste Mal durch die Oberflaeche, ca. 20 m hinter dem Boot. Eine grosse Schwanzflosse wurde sichtbar aber man konnte noch keine Groesse schaetzen. Ich bereitete Jochen auf eine wahrscheinliche erneute Flucht vor – meistens scheuen die Lachse beim ersten Anblick eines Bootes noch mal und rasen wieder weit davon. Der hier schien mutiger und Jochen brachte ihn das erste Mal in unmittelbare Naehe des Bootes. Jetzt konnten wir ihn gut sehen – der hatte mindestens 20 Pfund auf den Rippen. Vielleicht noch mehr. Tobias verliess nun der Mut zum Keschern und ich uebernahm das Netz. Der Fisch zog noch mal kurz ab und kreuzte dann hinter dem Boot auf die andere Seite. Gut, dass wir alles andere Geraet herausgenommen hatten!


    Wieder zog Jochen ihn dicht vor’s Boot und diesmal kam er flach. Mensch war der gross, dachte ich nur und sagte es wohl auch. Nun war er in Reichweite und waehrend ich immer noch auf eine weitere lange Flucht gefasst war, beschloss ich es zu riskieren; ich schob den Kescher blitzartig vor den Lachskopf und der Fisch schwamm reflexartig hinein. Ich zog zu und er war im Sack! Gleichzeitig schnappte die Rute zurueck – der Haken war gebrochen! Wow, Glueck gehabt! Ein vielstimmiges Siegesgeschrei ertoente als ich den Brocken ins Boot hievte. Das musste der Tyee sein! Was sonst! Wir klatschten uns ab und bewunderten den Silberbrocken. Was fuer ein Fisch. Ich hatte leider keine Waage dabei, war mir aber recht sicher, dass der 30 Pfund haben wuerde. Alles richtig gemacht.


    Wir setzten die Ruten wieder ein und schleppten eine ganze Weile weiter, immer um die erfolgreiche Stelle herum. Wir sahen noch wie ein anderes Boot in einen laengeren Drill verwickelt war und schliesslich einen Fisch landete aber ansonsten war nichts mehr los. Schliesslich schleppten wir dann ein gutes Stueck die Kueste weiter entlang und machten dann sogar noch einen kurzen Abstecher zu den Oak Bay Flats. Auch hier war ausser einigen Fotos vom durchlukenden Mt. Baker nichts zu holen. Ein One Hit Wonder! Gegen 13:00 Uhr packten wir das Lachszeug zusammen und fuhren zur Westseite der Constance Bank um den Heilbutten auf die Pelle zu ruecken.


    Dort waren schon eine Anzahl an Booten verankert und ich musste genau aufpassen, dass ich nicht zu dicht an andere Boote herankam. Die Stroemung war noch so stark, dass wir mit 1 kg Bleien beginnen mussten. Der obligatorische Duftsack ging auch runter um die Butte herzulocken. Alexander hoffte, dass es auch Dornhaie anlocken wuerde – wir ermahnten ihn das Wort nicht einmal auszusprechen. Zu spaet! Die Koeder waren keine 5 Minuten im Wasser als die Rutenspitzen zu ruckeln anfingen und Alexander hatte nun zu tun die Haie einem nach dem anderen nach oben zu kurbeln und mittlerweile fing wohl auch er an zubegreifen, warum man das Wort “Dogfish” beim Heilbuttangeln besser nicht ausspricht.


    Die Stroemung liess bald nach und wir konnten zu geringeren Gewichten greifen. Wir hatten gerade die rechte Rute mit neuen Lachsresten bestueckt und abgelassen, als Tobias einen kraeftigen Ruck an der Rute bemerkte und er ging in Stellung – da! noch ein Ruck und schon ging die Rutespitze stetig nach unten. Wie vorher besprochen, kurbelte Tobias hart ein paar Umdrehungen an der Rolle um praktisch den Anschlag zu setzen. Ich finde das funktioniert besser beim stationaeren Grundangeln als erst die Rute aus dem Halter nehmen und dann anrucken. Das in-den-Fisch-Hineinkurbeln wenn die Rute noch im Rutenhalter steckt garantiert eine unmittelbare und zeitnahe Hakenplatzierung was oftmals noetig ist um einen kurzbeissenden Butt zu haken. Mit Kreishaken ist das natuerlich eine ganz andere Sache aber die verwende ich nicht.


    Tobias machte das vorbildlich und der Fisch hing. Waehrend ich ihm den Gimbal umhaengte zog der Fisch gut Schnur von der Rolle und wir dachten, dass das ein besserer Fisch sein musste. Gekonnt und norwegen-butterfahren drillte Tobias den Fisch und fing auch die folgenden Fluchten mit der richtigen Bremseinstellung ab. Nach und nach kam der Fisch hoch. Auf halber Hoehe bekam der Butt nochmal seine zweite Luft; allerdings schaffte er es nicht mehr bis zum Grund. Dann hatte Tobias den Burschen endlich oben. 20 Pfund meinte ich. Tobias war skeptisch. Wir ueberlegten was wir mit dem Fisch machen sollten. Ich brauchte kein Fisch mehr fuer meine Verwendung. Und es war zuviel Fisch um es unterwegs auf Reisen zu verwerten. Tobias beschloss ihn mitzunehmen, bei mir gefroren aufzubewahren bis er am Ende seiner Rundreise vielleicht eine Moeglichkeit gefunden hatte es zu verschicken oder selber mitzunehmen.


    Er gab Alexander die Rute um den Butt zu gaffen. Irgendetwas lief schief beim Gaffen den ploetzlich tobte der Fisch neben dem Boot los und rast unter dem Boot hindurch. Alexander hatte die Rute zwischen seine Beine geklemmt und war auf so einen ploetzlichen Ruck nicht gefasst – die Rute entfaltete eine gewisse Hebelwirkung ueber die Bordwand und Alexander kruemmte sich vor Schmerz in seinen Weichteilen. Wir konnten uns ein Schmunzeln nicht verkneifen waehrend wir die Situation unter Kontrollen zu kriegen versuchten. Der Butt hing noch fest und kam nicht weit. Ich machte die Harpune klar und stach dann zu. Dann wurde der Butt vertaeut und ausgeblutet.


    Wir angelten noch eine Weile weiter aber es sollte wieder bei einen One Hit Wonder bleiben. Wir sahen in der Ferne wieder einen Moewenschwarm verrueckt spielen und wollten das noch mal auskundschaften bevor wir heimfuhren. Tobias, Jochen und Alexander pilkten und blinkerten um das Vogelgetoese aber wieder war kein Lachs bereit die Kunstkoeder zu nehmen. Mein Freund Larry kam mit seinem Boot vorbei und warf uns seine Handwaage herueber damit wir den Tyee bestaetigen konnten. Leider war die Batterie seiner Waage platt und wir bekamen keine vernuenftige Anzeige.


    So duesten wir zurueck und nahmen die Fische ganz mit nach Hause um sie dort zu wiegen und zu filetieren. Ausserdem wollten Annette und Jochen bei mir noch ein Abschieds-Steakdinner fuer uns alle zaubern. Ein schoener Angeltag ging zu Ende – wie erhofft und geplant, es war Qualitaet statt Quantitaet! Leider, leider fuer mich stellte sich heraus, dass Jochen’s Chinook doch nicht ganz ein Tyee war – die Waage blieb bei 27,6 Pfund stehen. Ein toller Fisch zum Saisonabschluss und sicher ein Traumfisch fuer Jochen – fuer mich bleibt jedoch das Verlangen nach einem Tyee nach so vielen Jahren Verzicht! Tobias hatte einen ordentlichen Butt gefangen der 20,5 Pfund Lebensgewicht hatte. Damit hatten alle drei meiner Gaeste ein paar anstaendige Fische gefangen, wenn das Angeln auch nicht red hot war. Wir hatten eine schoene Zeit zusammen verbracht, uns kennengelernt und interessante Geschichten ausgetauscht – nicht zuletzt auch von unseren vergangenen Norwegenerlebnissen. Die drei haben mal einen Einblick in die hiessige Fischerei mit ihren Vorzuegen und auch Problemen bekommen, das hiessige Geraet in Aktion gesehen und betaetigt und ausserdem die schoene Gegend am Suedzipfel von Vancouver Island genossen. War klasse! Gerne wieder!




    Letzten Freitag trafen drei deutsche Angler aus vom Forum beim mir ein um mal ein bisschen Meeresluft und Fischduft mit mir zu schnuppern! Annette und Jochen und Tobias hatten sich auf der Faehre nach Victoria getroffen und schlugen also Freitagnachmittag bei uns auf. Wir hatten eine gemeinsame Ausfahrtfahrt fuer Samstag und vielleicht Sonntag geplant. Beim Willkommenstrunk und Essen fragt ich die drei was sie denn am liebsten mal fangen wollten. Ich erklaerte die momentanen Moeglichkeiten: Lachs – da waren auf jeden Fall Cohos vor Ort und alles von 3 – 15 Pfund moeglich, vielleicht noch der eine oder andere Spaetzuegler-Chinook; Heilbutt – dafuer waren nachmittags geeignete Gezeiten. Die drei waren sich schnell einig, dass Lachs das Hauptziel fuer sie war – Heilbutt gab’s ja auch in Norwegen! Alles klar, dachte ich. Nach dem gemeinsamen Dinner mit Lachs und Heilbutt als Vorgeschmack auf was da hoffentlich kaeme, ging’s dann bald in die Kojen.




    Mitte Morgen kamen wir in Sooke an der Bootsrampe an und liessen das Boot zu Wasser. Wir hatten die Krabbenfalle mit – vielleicht gingen ja sogar paar Scherenbeiner in den Kaefig! Dann duesten wir zu viert bei absolut ruhiger See aus dem Hafen-Fjord in die JDF Strait. Ich hatte Otter Point angepeilt – dort bestuenden Chancen sowohl auf Coho als auch auf den vielleicht letzten Grosschinook im Meer. Die Sooke River Chinooks warten naemlich schon an der Flussmuendung im Sooke Fjord auf den Regen der den Fluss anschwellen lassen wuerde. Apropo Regen, einige Schauer waren fuer heute angesagt und wir hatten alle unsere Regenkombis an oder dabei. Tobias hatte auch seine GoPro bereit um Ueber- und Unterwasseraufnahmen zu machen. Unterwegs sahen wir ploetzlich eine Unmenge an Moewen und andere Wasservoegel an einer Stelle verruecktspielen. Auch Delfine trieben sich da herum. Das mussten wir natuerlich auskundschaften.


    Ich schipperte uns vor den Trubel und ploetzlich trieb der Heringsschwarm, hinter dem die Voegel her waren direkt neben das Boot. Ein Gekreische und Getoese – irgendetwas musste die Heringe zur Oberflaeche druecken und ich konnte auch ein, zwei Fischschatten herumhuschen sehen. Tobias machte seine Spinnrute fertig und warf einen leichten Pilker neben das unmittelbare Gewuehle. Gleich war auch seine Rute krumm und wir dachten schon der erste Lachs kaeme an Bord als sich der Gegner als ein Wasservogel entpuppte. Der arme Kerl hatte den Haken im Fluegel und die Schnur um sich gewickelt. Annette schnappte sich todesmutig den Kopf um den spitzen Schnabel von mir fernzuhalten und ich befreite das Tier. Unverletzt dueste der verstoerte Vogel davon. Was es alles gibt!


    Leider konnten wir hier an der Stelle nicht schleppen weil rings herum Bojen von Berufskrabbenfischern schwammen und Kabel und Leinen unter Wasser andeuteten. Tobias pilkte noch ein bisschen um die Heringe herum, konnte aber nichts zum Anbiss ueberreden. Dann verliessen wir dieses Schauspiel und fuhren weiter zum Otter Point.


    Ich erklaerte den Dreien die Downriggergeheimnisse und die Geraetewahl. Wir setzten 3 Ruten an den beiden Riggern ein; eine mit Koederfisch, eine mit Squidimitat und eine mit dem Nootkablinker. Es dauerte nicht lange da sah ich die Blinkerrute loszucken. Hoeflich liessen die Maenner Annette den Vortritt und Annette schnappte sich die ruckende Rute. Sie hatte gut aufgepasst bei meinen Instruktionen und loeste perfekt die Schnur vom Clip und drillte gekonnt den Fisch. War kein grosser, das war schnell klar. Als sie den zappelnden Silberbarren neben dem Boot hatte, langte ich mit dem Kescher zu und Annettes erster Lachs war Geschichte. Er war sogar ein markierte und durfte damit behalten werden. Da die beiden nach diesem Wochenende noch ein paar Tage mit dem WoMo unterwegs sein wuerden, wollten sie gerne ein paar leckere Filets mitnehmen. Gesagt getan.


    Nicht lange dannach riss es an der Mittelrute am Squidimitat und auch Jochen konnte einen halbstarken und markierten Coho zum Boot bringen. Der ging auch mit! 2 fuer 2 an markierten Cohos ist schon selten. Leider ist eine Groesse von 4-5 Pfund fuer Cohos um diese Jahreszeit auch selten. Die sollten jetzt um die 8-10 Pfund im Schnitt sein. Ich erklaerten, dass wir wohl gerade einen Run eines kleineren Stammes mit einer Brutstation am Fluss vorbeiziehen hatten. Nach dem zweiten Fisch wurde es ersteinmal ruhig. Ich zog ein paar Bahnen dicht am Strand und Ufer vorbei um vielleicht noch einen Chinook da herauszukratzen. Ging nicht. Dann fuhr ich etwas weitere Schleifen ueber tieferes Wasser und ploetzlich sah Tobias die Koederfischrute leichte Bewegungen machen. Ich nickte und Tobias war schnell dran. Leider nur ein untermassiger Chinook.


    Wir blieben in der Umgebung und 20 Minuten spaeter loeste ploetzlich die Koederfischrute aus. Ich dachte schon an einen groesseren Fisch dem Biss nach zu urteilen, aber es sollte wieder nur ein mittlerer Coho sein. Jochen drillte den Fisch zum Boot – ein unmarkierter – und wir liessen ihn wieder schwimmen. Dann wurde es ganz ruhig. Nichts interessierte sich mehr fuer unsere Koeder. Nach einer Weile beschloss ich die Stelle zu wechseln. Ich wollte es vor der Hafeneinfahrt und um Secretary Island herum versuchen. Eigentlich immer fuer ein paar Fische gut. Auf der Fahrt dahin kamen wir an ein paar Seelowen und Delfinen vorbei.


    Dann schleppten wir eine gute Stunde ohne jeden Anfasser am Possession Point und vor Secretary Island herum. Weiter draussen waren einige Boote unterwegs. Als wir daraufhin steuerten, erkannte ich Carl mit der Jalopy. Ueber Funk berichtete er von einigen mittleren Cohos in 23 m Tiefe. Ich stellte unsere Ruten etwas tiefer und siehe da es kam wieder Leben in die Sache. Wir fingen noch 3 oder 4 Cohos wovon aber nur einer markiert war; da Tobias diesen am Haken hatte, hatte er also auch was zum mitnehmen. Jochen liess noch 2 oder 3 from Haken springen als Tobias versuchte Unterwasservideos mit der GoPro zu filmen. Es war sicher nicht das grosse Beissen und es waren auch keine wesentlich groesseren Fische dabei aber wenigstens tat sich immer mal was.


    Dann kam noch ein Highlight der anderen Art. Eine kleine Flotte von Whalewatching Booten sammelte sich auf einmal dicht neben uns und kurz darauf kamen doch wirklich noch die Orcas vorbei. Es ist auch fuer mich immer wieder ein schoenes Erlebnis diese grossen Meeresraeuber zu beobachten. Meine drei Gaeste waren natuerlich begeistert und liessen die Kameras rattern. Dann war es Zeit einzupacken. Wir mussten ja noch die Krabbenfalle einholen, die Fische filetieren, wollten auf der Heimfahrt noch was Essen gehen und wollten dann noch ein Eishockeyspiel meines Sohnes besuchen. Am Dock, waehrend ich die Lachse filetierte, fuetterten Jochen und Tobias die wartenden Robben mit den Fischresten und hatten ihren Spass dabei!


    Es war ein klasse Ausflug; auch das Wetter war ab Mittag viel besser geworden - mit Sonne und Spaetsommerwaerme. Wir hatten abwechslungsreiche Erlebnisse auf dem Wasser gehabt und auch ein paar Lachse erwischt. Vielleicht gab’s ja am zweiten Tag mehr Qualitaet.









    Montag war Feiertag und ich fuhr solo auf’s Wasser. Vom spaeten Morgen bis kurz nach Mittag wollte ich auf Lachsjagd gehen und es dann noch 2 Stunden am Anker auf Heilbutt versuchen. Bei wunderschoenem Altweibersommerwetter und kaum Wind schiffte ich mich in Sooke an der Sunny Shores Marina ein und dueste dann die ganze Laenge des Sooke Fjords entlang bis in die Juan de Fuca Strait. Ich wollte eigentlich direkt vor dem Hafen/Fjordeingang fischen, allerdings baeumte sich dort die See wieder stark mit der Stroemung auf. Zu ungemuetlich, zumal ich alleine war. Ich fuhr weiter bis zum Otter Point und dort lag die See ruhig. Schnell hatte ich eine Rute mit Flasher und dem treuen Nootka Blinker bestueckt und eingesetzt und gleich danach eine zweite mit Flasher und Koederfischsystem. Die erstere lief auf 18 m die zweite auf 10 m Tiefe.


    Ich sah eine Menge Guides in der kleinen Flotte um mich herum. Das konnte kein schlechtes Zeichen sein. Die Flutstroemung fing gerade an Fahrt aufzunehmen; oftmals der Startschuss zu einer Beisszeit am Otter Point. Die Guides wussten das natuerlich auch. Nach etwa 10 Minuten ruckte es zweimal hart an der Blinkerrute und im Moment als ich die Rute aufnahm, loeste auch schon der Clip aus und ich spuerte ein ungeduldiges Ziehen am anderen Ende. Erst dachte ich an einen mittleren Coho der sich halbwegs problemlos zum Boot hieven liess, aber als der Fisch in Bootsnaehe kam, zeigte er seine wahren Farben. Da ging auf einmal die Post ab und ich wusste, dass ich an einem ordentlichem Chinook hing! Es waren nur einige Boote um mich herum und ich hatte reichlich Platz zum Drillen. Ich genoss es und liess mir Zeit. Der Fisch nahm zweimal richtig Schnur und spielte dann auch neben dem Boot verrueckt. Ich sah, dass er um die 15 Pfund war. Bei weitem kein Tyee aber Spass total! Ich wollte den Fisch eh freilassen und spielte nur mit ihm um ein paar Fotos von ihm zu machen. Dann durfte er unberuehrt wieder abtauchen.


    Na das war ja ein verheissungsvoller Start! Und es sollte weitergehen. Der naechste Biss kam an der Koederfischrute und war ein vielleicht 5 pfuendiger unmarkierter Coho. Markiert, unmarkiert, da ich heute nur catch&release betreiben wollte auf der Suche nach einem Tyee, spielte das eh keine Rolle. Hoffentlich verhakte sich keiner zu tief. Es kamen in der naechsten halben Stunde noch 2 oder 3 Cohos des selben Kaliber hinzu – einige Bisse gingen leer aus – ich war gut beschaeftigt. Als ich eine weitere Schleife ins etwas tiefere Wasser zog und ich das Boot gerade um ein treibendes Krautfeld steuerte, sah ich ploetzlich meine Koederfischrute schon hart nach hinten ziehen und schon schrie auch schon die Rolle auf. Das musste etwas Besseres sein! Ich tippte wieder auf einen halbstarken Chinook wie vorhin denn der Fisch nahm paar Mal Schnur und fuehlte sich schwer an. Waehrend ich den Fisch langsam Richtung Boot dirigierte, machte ich noch die Kamera fertig. Ich wollte mal den Moment festhalten, in dem diese Grosssalmonide das erste Mal im gruenen Wasser auftaucht – einer meiner Lieblingsmomente beim Lachsfischen.


    Als der Fisch auftauchte und ich die Kamera rasseln liess, stellte ich fest das das nicht ein mittlerer Chinook sondern ein praechtiger Coho war. Mit 13-14 Pfund war das mein groesster Sooke Coho seit einer ganzen Weile. In Port Hardy hatten wir ein paar in dieser Gewichtsklasse gesehen – hier in Sooke sind solche Silberbrocken eher selten. Als ich genug Fotos hatte und der Fisch neben dem Boot endlich mal still hielt, hebelte ich den Schonhaken heraus und der Fisch verschwand in einem Schwall der mir eine kalte Dusche ins Gesicht verpasste. Na gut!


    Kurz darauf packte noch ein etwas kleinerer Coho am Blinker zu und als ich schon eine Rute eingeholt hatte um zu den Heilbuttgruenden zu wechseln, packte sogar nochmal ein Chinook am Koederfisch zu. Wieder ein sportlicher Drill eines aehnlich dimensionierten Chinooks den ich allerdings nicht mehr loshaken musste da der Haken schon freiwillig herauskam als ich den Fisch am Boot sich austoben liess. Das war wirklich eine tolle und kurzweilige Angelei gewesen auch wenn es nichts mit dem Tyee wurde. Abends musste ich lernen, dass ein anderer Angler nicht allzuweit entfernt einen ueber 40 Pfuender erwischt hatte. Sie sind also noch da die Brocken!


    Ich dueste dann zum Mudhole und setzte mich noch 2 Stunden an den Anker. Die Heringe von gestern waren noch aufgetaut und mussten eh verbraucht werden. Lange tat sich nichts – nicht mal Haie schienen mehr da zu sein – und das war auch gut so. Ich lag in der Kabine und lass eine Angelzeitschrift als ich ploetzlich und ohne Vorwarnung meine rechte Rute sich verbiegen sah. Die Rolle kreischte los und ich sprang auf. Reinkurbeln hatte gar keinen Sinn mehr, etwas Grosses riss schon unaufhaltsam Schnur von der recht straff eingestellten Bremse. Ich band mir noch den Gimbal an und nahm dann die Rute auf.


    Schwere Stoesse – unmissverstaendlich von einem aergerlichen Heilbutt. Und der war schwer, sauschwer! Das konnte ja heiter werden – alleine! Ich pumpte vorsichtig um ihn nicht zu sehr zu veraergern. Trotzdem drehte er nach einigen Meter immer wieder um und riss bis zum Grund aus. Ich bekam den Fisch ja nicht mal vom Grund weg! Der musste noch groesser sein als der gestrige! Ich fing an zu schwitzen und war nach 10 Minuten noch nicht weiter – der Fisch kam immer wieder am Grund an. Da, wieder ein paar harte Schlaege in der Rute und………Kontakt ploetzlich weg! NEEEEIIIIINNNNN! Ich liess des Koeder noch lange am Grund und pilkte leicht aber der Butt kam nicht wieder. Schon wieder! Ich war ganz schoen entgeistert. 2 Traumfische in 2 Tagen verloren! Ein leichter Trost war, dass ich mir keinerlei Schuld geben konnte; das Geraet hatte perfekt funktioniert, ich hatte weder ueberhastet noch zu zoegernd gehandelt – es war einfach Pech gewesen, die Burschen hatten einfach nicht richtig gehangen. Ich blieb noch ein bisschen aber es blieb bei diesem einen Biss und der einzigen Chance. Dann wurde die Stroemung zu stark und ich musste das Feld raeumen.


    So, das war mein Sommer. Ab jetzt wuerde es nur noch ein paar sporadische Herbsttouren geben. Die naechsten beiden Wochenenden wuerden jeweils ein paar deutsche Angler vom Forum hier vorbeischneien, die ich bei gutem Wind mal mit rausnehme. Das wird sicher spassig werden – ist es eigentlich immer und ich habe so schon viele nette Typen kennengelernt und einige an ihre Traumfische bringen koennen. Ich befuerchte nur, dass die Grosschinooks dann schon durch sind. Es wird also hauptsaechlich auf Coho gehen mit vielleicht dem einen oder anderen Winter-Chinook. Oder vielleicht noch mal eine Butttour wenn die Gezeiten stimmen.








    Am letzten Sonntag ging es also auf Heilbutt. Weil es bei mir diese Saison wohl anscheinend wieder nicht mit einem Tyee klappen sollte, schielte ich hoffnungsvoll auf einen Grossbutt. Zwar hatte ich dieses Jahr wieder einige Heilies auf die Schuppen gelegt und mit dem kuerzlichen 50 Pfuender auch keine schlechten, aber ein Drill mit einem ueber 100 Pfuender waere auch mal was. Den muesste man allerdings laut geltender Regeln wieder freilassen – was mir auch nicht weiter schwerfallen sollte da die Familienkueltruhe schon gut versorgt war. Es ging nur um persoenliche Rekorde – der liegt bei mir bei 78 Pfund und ist schon etliche Jahre alt. Ich hatte meinem Freund Claude schon mal bei der Landung eines 108 Pfuenders geholfen – ich wusste also um was es ging!


    Dave, sein Sohn Nathan und auch mein Sohn Ricardo kamen mit. Der Tag sollte eine ausserordentliche Herausforderung werden. So ziemlich nichts lief so wie es sollte. Trotz mehrfacher Konsultierung mehrerer Windvoraussagen, die alle Windstille andeuteten, bekamen wir es direkt vor der Pedder Bay mit ordentlichem Seegang zu tun. Wir dachten erst es muesse von einer Reststroemung sein und sich bald legen aber je weiter raus wir fuhren, desto unangenehmer wurde der Wellengang. Mit meinem alten Boot waere ich schon wieder umgekehrt.


    Auf der Constance Bank endlich angekommen, sah es nicht besser aus – 1.5 m Wellen mit einer unangenehmen Frequenz. Da wir immer noch auf Besserung hofften, warfen wir trotzdem den Anker. Es sollte 11 Uhr Stroemungsstillstand sein und von da an leicht ebben. Das ist die Konstellation die fuer mich auf der Westseite der Bank fuer Heilbutte normalerweise funktioniert. Seltsamerweise flutete es noch so hart, dass die Ankerboje voll unter Wasser gezogen wurde. Unter solchen Bedingungen hatte das tiefe Grundangeln keinen Zweck – es musste 2 Knoten oder mehr stroemen. So holten wir den Anker wieder ein und fuhren weiter auf die Bank und schleppten eine halbe Stunde auf Lachs. Dave erwischte sogar einen kleineren Chinook und ich verpasste noch einen guten Biss.


    Dann sahen wir 2 andere Boote in der Gegend ankern und nahmen an, dass die Stroemung nun besser war. War sie auch wenn auch immer noch stark. Sehr komisch! Die Wellen bekamen wir nun seitwaerts was das Boot schwer rollen liess. Keine gemuetlichen Bedingungen. Als wir 2 Ruten bekoedert und im Wasser hatten, machten wir es uns so bequehm wie moeglich. Beim ersten Koedercheck hing ich im Downriggerkabel, an dem der Duftsack hing. Es stellte sich heraus, dass eine Unterstroemung herrschte die das Stahlkabel des Riggers diagonal unter und hinter das Boot zog. Wenn ich also meine Rute zu nah am Boot einliess, schwirrte das Geschirr unweigerlich in das Kabel. Ich musste also das schwere Zeug regelrecht auswerfen. Sollten wir einen Fisch bekommen, mussten wir hoellisch aufpassen. In Port Hardy hatten wir erlebt was passiert wenn ein Butt die Hauptschnur um das Riggerkabel verwickelt.


    Durch die immer noch starke Stroemung wurden unsere Koeder sehr weit vom Boot abgetrieben – ich konnte an meiner trotz geflochtener Schnur kaum Bodenkontakt fuehlen. Ich hatte kein sehr gutes Gefuehl bei diesen Bedingungen. Nach einer Stunde meinte ich ein paar kleine Rucke an meiner Rute gesehen zu haben. Als weiter nichts passierte, holte ich nach einer Weile ein. Es war ploetzlich schwer und ich meinte sogar ein paar Rucke zu verspueren. Dann hoerten man das Schleifgeraeusch am Downriggerkabel. Gibt’s doch nicht, schon wieder! Ich drueckte den Riggerhochholknopf und als der Motor alles was auch immer da unten am Kabel hing heraufholen wollte, merkte ich wieder harte Stoesse in der Rute. Ich hielt den Downrigger wieder an und meinte ernsthaft zu Dave, dass da ein Fisch am Haken hing. Vorsichtig hievte ich Meter um Meter hoch bis Dave die Stelle erreichen konnte wo die Angelschnur um das Stahlkabel gewickelt war. Schnell fuehrten wir die Rute zweimal um das Kabel herum und ich war endlich frei. Dave holte den Rigger nun komplett hoch.


    Ich konnte nun deutlich die Kopfstoesse eines ordentlichen Fisches spueren. Das war kein Hai oder anderes Gemuese, das war ein Butt. Dann kam er in Sicht – ein feiner Butt mitte 30 Pfund! Dave stach mit der Harpune zu und der Fisch war sicher! Ha, etwas chaotisch und unkonventionell aber wir hatten es geschafft! Wir schuettelten nur den Kopf! Ich untersuchte meine Schnur auf etwaige Schaeden vom Kabelkontakt und dann ging es weiter.


    Nach einer Weile sah ich meine Rute beim rythmischen Rucken im Wellengang anhalten, zwei, drei kraeftige Rucke – ich tippte die Kinder an – “schaut hin, Buttbiss!” und ploetzlich war die Rute krumm und Schnur zog von der Rolle. Ich sprang hinzu und kurbelte noch ein paar Mal hart hinein bis die Rute voll gespannt war – der hing! Da die Kinder von der Schaukelei etwas beeindruckt waren, und unter solchen Bedingungen wohl keinen Butt drillen wollten, schnappte ich mir wieder die Rute, steckte das Rutenende in den Gimbal und drillte meinen zweiten Butt heute. Und was fuer ein Drill. Kaum hatte ich den Fisch 20-30 m hochgekurbelt, riss er unaufhaltsam Schnur ab bis er wieder am Boden war. Das ging 3-4 Male so und wir debatierten schon ob das mein neuer Rekordbutt sein koennte. Es war jedenfalls ewig her, dass ich so einen starken Gegner am anderen Ende bekaempft hatte.


    Der Fisch musste nun schon in hoeheren Gefilden sein aber ich musste eine kurze Kurbelpause einlegen um meine Finger fuer einen Moment etwas zu entkrampfen – der Drill waehrte wohl schon 15 Minuten – diese Pause nutzte der Fisch um wieder eine Flucht nach unten hinzulegen und waehrend also Schnur abzog ruckte es kurz und ploetzlich wurde die Schnur schlapp. Oh nein! Gibt’s doch nicht! Ich liess das Geschirr schnell noch mal nach unten denn vielleicht gab’s noch eine kleine Chance dass der Bursche beim Abtauchen nochmal zugriff. Aber er hatte wohl genug und verzog sich schnell. Wenn ein Butt kurz nach dem Biss und sogar nach einer kurzen Drillzeit aussteigt, konnte man viele nochmal zu einem zweiten Biss ueberreden. Der hier war wohl gut gewarnt nach der Tortur.


    Enttaeuscht schauten wir uns alle an. Was fuer eine Platte mag das wohl gewesen sein? Ich war erstmal selber platt und ruhte mich aus. Wir angelten noch eine gute Stunde weiter ohne weiteres Geschehen. Dann machten wir Schluss und fuhren mit einem Angelerlebnis mehr im Lebenslauf zurueck. Wellengang, Gezeiten und Grossfisch waren nicht sehr kooperativ gewesen. Aber wir waren mit dem 35 Pfuender zufrieden und Dave bekam ein grossen Teil des Fisches fuer seine Familienfeste mit. Morgen war fuer ‘ne Weile die letzte Chance auf Grossfisch. Nach dem heutigen Erlebnis wollte ich auch nochmal Heilbutt versuchen.