Beiträge von cohosalmon

    Ich will Euch wieder einmal zu einem fantastischen Angelerlebnis mitnehmen. Letzten Samstag konnten meine Jungs endlich einen Gutschein von ihren letztjaehrigen Geburtstagen einloesen: einen Driftboottrip am Cowichan River. Schon letzten Herbst wollten wir das unbedingt machen aber bis Mitte Oktober hatte es kaum geregnet und die Guides meinten, es lohnte sich erst nach den ersten ergiebigen Regenfaellen. Naja, als es dann anfing zu regnen, kam es wie aus Eimern und nach paar Tagen war der Fluss schon zu hoch und zu gefaehrlich um darauf Boot zu fahren. An der Situation aenderte sich auch nichts mehr bis nahe Weihnachten und dann war unser Zeitfenster fuer die Tour durch. Ich hatte dann noch vorgeschlagen, den Trip in einen Steelheadtrip im Fruehling am Cowichan River umzuaendern, aber das wollten die Jungs nicht. Die wollten mal die Forellenfischerei im Herbst erleben, wenn die Lachse im Fluss waren und die Forellen sich an den Lachseiern labten. So mussten wir halt bis zu diesem Herbst warten. Letzte Woche rief mich der Guide Edd an und meinte “Kommt jetzt, es rappelt!”. Leider konnte mein Freund Ian am folgenden Wochenende nicht, weil er mit seinem Sohn Owen beim Eishockey war. Aber er meinte wir sollten ohne sie gehen, wenn die Bedingungen so gut waeren. Wer weiss wie schnell die Chance wieder vorbei waere! So nahm ich nur seinen aelteren Sohn Alec mit meinen beiden Soehnen mit. Der zweite Guide Nelson, mittlerweile ein guter Bekannter von uns, war auch verfuegbar am Samstag; und so stand der Tourplan fest! Da kann man mal sehen wie schwierig das selbst fuer Einheimische hier ist, die richtigen Flussbedingungen zum Angeln abzupassen. Fuer einen Touristen mit nur ein paar Tagen Zeit ist das schon eine gewaltige Gluecksache den Fluss in Bestform vorzufinden. Wer hier auf der Insel das Flussangelerlebnis sucht, fokusiert sich am besten voll darauf und bringt 2-3 Wochen Zeit mit. Dann duerften da auf jeden Fall einige Sternstunden dabei sein.


    So schlugen wir um 7:30 Uhr morgens am oberen Ende des Cowichan Rivers auf. Edd und Nelson hatten schon beide Boote gewassert. Wir brachten nun die Trucks und Anhaenger ca. 20km flussab zur Driftendstation und ich fuhr die Guides wieder zurueck. Die drei Jungs hatten schon sehnsuechtig auf uns gewartet; vor ihnen lag der Fluss in dem sich dunkle Schatten aller Groessen tummelten. Hin und wieder sprang ein Lachs. Das trieb die Jungs fast zum Wahnsinn! Den kribbelte es schon in den Fingern. Mir auch! Ich stieg mit meinem Juengeren Alex zu Edd ins Schlauchboot und ueberliess Nelson und sein schickes Aluboot Alec und Ricardo. Die drei verstanden sich von Anfang an praechtig. Dann legten wir ab. Edd ruderte nur bis zur Mitte des Flusses und ankerte sofort. Der erste Hot Spot war schon erreicht!


    Der Cowichan River ist nur um die 50 km lang und entspringt aus dem Cowichan Lake, einem riessigen, tiefen, oligotrophen See. Der See beherbergt grosse Forellen, besonders Cutthroat Trout (Kehlschnittforellen) und Regenbogner. Auch ein paar Saiblinge gab es darin. Lachse ziehen jedes Jahr den Cowichan River hoch und einige ziehen sogar durch den See und suchen sich kleine Seezufluesse zum laichen. Die Besonderheit des Cowichan Rivers im Herbst ist, dass etliche Forellen aus dem See in den Fluss ziehen um dort die zahlreich laichenden Lachse zu belaestigen. Dadurch verdoppelt sich der Forellenbestand fuer ein paar Wochen und Monate im Herbst und die Durchschnittgroessen der Forellen aus dem See sind auch beachtlich. 50 cm Forellen sind immer moeglich. 40 cm wahrscheinlich der Durchschnitt. Der Cowichan River ist aber auch einer der wenigen Inselfluesse der einen sich selbsttragenden Bachforellenbestand hat. Auch da ziehen einige Exemplare zwischen See und Fluss hin und her. Davon sind schon Brummer von ueber 5kg gefangen worden. Ca. 1,5 h von Victoria weg, ist der Cowichan zwar nicht gerade nebenan aber noch ziemlich leicht erreichbar; zumindest im Vergleich zu vielen anderen groesseren Fluessen der Insel an der Westkueste oder im wilden Norden.


    Ein paar Stellen kann man am Cowichan auch vom Ufer her erreichen aber das volle Potenzial dieses Flusses erfaehrt man nur per Boot. Motorboote sind nicht erlaubt, nur Driftboote. Das ist bei einigen Stromschnellen und Wasserfaellen nicht ganz ungefaehrlich und so sollte man sich dafuer lieber einem erfahrenen Guide anvertrauen. Das kostet zwar zwischen $300 und $500 pro Boot, ist aber jeden Cent wert wenn man den richtigen Guide und die richtigen Bedingungen erwischt. Der Cowichan River ist allerdings ein Catch&Release Gewaesser und man sollte daher andere Dinnerplaene haben als frischen Fisch. Sind die Lachse zahlreich im Fluss und das Fischereiministerium ist von einem guten Zug ueberzeugt, werden manchmal im Spaetherbst einige Lachsarten freigegeben. Da muss man sich aber zeitnah kundig machen.


    Wir 4 hatten uns etwas Besonderes fuer diesen Tag vorgenommen: wir wollten soviele verschiedene Fischarten wie moeglich fangen. Die Trophaee des Mones Cups wuerde an den gehen, der die meisten Arten gelandet hatte. Einen Extrapunkt gab es fuer den, der die meisten Fische gefangen hatte. So waren die Jungs noch heisser! Ich war natuerlich ausserhalb der Wertung, nur ein Schiedsrichter. Edd gab an, was wir erwarten konnten: Regenbogner, Bachforelle, vielleicht Coho, vielleicht Cutthroat, vielleicht Chinook, unwahrscheinlich Chum, unwahrscheinlich Steelhead. Na da waren wir mal gespannt!


    An der ersten Stelle tummelten sich die Lachse neben und unter dem Boot. Hier war Laichgebiet der Chinooks und wir sahen wie Weibchen ihre Kuhlen bauten und die Maennchen sich um die Weiber balgten. Und um diese Nester lagen Gruppen von Forellen auf der Lauer. Die Forellen waren schwerer zu erkennen; perfekt camouflaged ueber dem kiessig-steinigen Untergrund. Aber mit der Polbrille und etwas Geduld konnte man die genau ausmachen. Hier, bis ca. 10km stromab, war ausschliesslich Flugangelstrecke. So boten wir Lachseiimitatsfliegen an der Fliegenrute an. Schluessel zum Erfolg war eine schnellsinkende Schnurspitze. Die Stroemung war ganz ordentlich denn die Lachse laichten nicht im ruhigen Wasser.


    Von Nelson’s Boot kamen schon aufjauchzende Rufe; Alec hatte schon eine Regenbogner und eine schoene Bachforelle gefangen. Ricardo stand auch schon mit einer krummen Rute da. Die legten ja los wie die Feuerwehr! Alex und ich schwangen unsere Ruten aus. Edd erklaerte genau in welchem Winkel zur Stroemung einzuwerfen war, wie man die Schnur verbesserte um dem schnellen Sinken zu helfen und wie man den Koeder in der Stroemung schwingen laesst. Alex’ Rute war zuerst krumm. Und zwar richtig! Ein mittleres Chinookmaennchen hatte sich vor Aerger das orange Eiimitat geschnappt. An der #6 Fliegenrute hatte Alex nicht viel Chancen den vielleicht 10 pfuendigen Chinook gegen die Stroemung an’s Boot zu holen. Edd lichtete den Anker und driftete dem Fisch hinterher. Leider stieg der Fisch aber kurz darauf aus. Alex aergerte sich. Sofort sassen wir wieder vor Anker. Ich warf ein Laichnest an und liess meinen Eikoeder knapp an den Lachsen vorbei treiben. Ich konnte leider keine Einzelheiten im vielleicht 2 m tiefen Wasser erkennen aber kurz hinter dem Nest rappelte es ploetzlich an meiner Schnur. Fish on!


    Eine wunderschoene Regenbogenforelle kam zu Boot, vielleicht 35 cm. Zwei Wuerfe spaeter, rumms, wieder war eine sportliche Regenbogner an meiner Schnur. Klasse! Der naechste Wurf landete zwischen zwei entfernteren Lachsgruppen und ich liess das Ei durchtreiben – nichts. Das Ei musste nun schon weit hinter dem Boot durch den Stroemungsdruck nach oben treiben als ich einzustrippen begann. Rumms! Der Fisch sprang gleich zwei mal meterhoch aus dem Wasser! Eine herrliche Cuttroat um die 40 cm! Meine erste im Cowichan! Grosse Klasse! Alex wurde etwas nervoes weil er keine Bisse bekam. Aber Edd coachte ihn gut. Ploetzlich war seine Rute megakrumm. Er hatte einen alten Chinook foulgehakt. Edd riet den Haken auszureissen was auch gelang. Warum wollten denn die Forellen bei Alex nicht beissen? Aber auch bei mir liessen nun die Bisse nach. Wahrscheinlich hatten sich meine Faenge herumgesprochen. Und so liessen wir uns 100 m weiter flussab treiben. Edd meinte, hier oben dicht am See waeren die meisten Forellen und so wollten wir diese ersten Strecken intensiv befischen.


    Ich fing noch eine richtig fette Regenbogner die aber kurz vor dem Kescher ausstieg. Danach hatte ich nur noch etliche Fehlbisse. Jetzt lief aber Alex heiss und brachte gleich erstmal eine tolle Bachforelle ans Boot. Seine erste ueberhaupt! Glueckwunsch! Dann fing er eine Regenbogner nach der anderen. Es schien, immer nach 3 oder 4 Forellen an einer Stelle, wurde die Stelle erstmal kalt. Und so drifteten wir nach und nach den Fluss hinab. Schoen war, dass wir das zweite Boot immer in Sichtweite hatte oder uns sogar gegenseitig ueberholten. Alec war on fire, er hatte schon 12 Forellen gelandet, bei 2 Arten. Ich erzaehlte den anderen von meiner Cutthroat und alle raunten erstaunt. Die wurden nicht oft im Fluss gefangen. Keine 10 Minuten spaeter war Alex mal wieder am Fisch und als der Fisch an der Oberflaeche tobte, sah man ein gelbliches Farbkleid. Bachforelle? Nein, wieder eine wunderschoene Cutthroat! Mit den vielen Punkten, der gelblichen Faerbung, den orangenen Kehlzeichnungen und einem grossen Raubmaul sind die einer der schoensten Forellen, meiner Meinung nach.


    Ich hatte wieder nur ein paar Bisse die ich nicht verwerten konnte. Dann schnappte sich doch tatsaechlich einer der Chum Lachse mein Ei; der Tanz dauerte allerdings nur paar Sekunden. Ich sah den Fisch wie ein Bueffel davon stuermen und bremste meine kreischende Rolle ab – peng, 10 Pfund Vorfach durch. Die scharfen Hundszaehne und die Gewalt der Flucht waren kein fairer Gegener fuer mein Geraet. Wir wollten spaeter, unterhalb der Fliegenstrecken, dann nochmal gezielt auf Coholachse probieren. Gesehen hatte ich bis jetzt nur viele laichende Chinooks und ein paar Chum.


    Alle 3 Jungs waren voll im Fanggeschaeft. Ich genoss deren Begeisterung, schoss eine Menge Fotos, genehmigte mir auch mal eine Brotzeit oder Pinkelpause – ich war ja nicht im Wettbewerb. Ich bewunderte auch die Wurffertigkeiten aller drei Jungs – das sah richtig klasse aus wie die ihre Schnuere auswarfen. War manchmal gar nicht so einfach mit teilweise dichtem Bewuchs direkt hinter einem. Alex hakte eine feiste Regenbogner waehrend einer Drift direkt vor einer Stromschnelle. Er schaffte es tatsaechlich die Schnur bei dem ganzen Getoese stramm zu halten und den Fisch unterhalb noch zu landen. Er fuehrte den Wettbewerb mit 3 Arten, allerdings war Alec mit 2 Arten und mehr Fischen gleichauf. Dann kam die Nachricht quehr ueber den Fluss gerufen, Alec hatte nun auch eine Cutthroat erwischt und war damit vor Alex in der Wertung. Sogar Edd schuettelte unglaeubig den Kopf; 3 Cutthoats an einem Tag, soviel fing er manchmal das ganze Jahr nicht, und das bei 50 Touren! An der Grenze der Flugangelstrecken wechselte Alex zu einer Posenangel, aber auch mit Eikoeder. Nur war es damit einfacher schnell zum Grund zu kommen. Edd machte es vor und fing gleich einmal eine richtig grosse Regenbogner.


    Ich blieb bei meiner Flugangel, ich hatte zu viel Spass daran. Wir stiegen dann mal aus und machten ein paar vielversprechende Stellen zu Fuss unsicher. Alex schnappte sich die Fliegenrute und ging flussauf zu einem kleinen Seitenarm der einen Gumpen bildete. Schoen schwang er immer wieder seine Rute. Dann ploetzlich ein Ausruf und seine Rute war krumm. Nach heissem Drill in der schnellen Stroemung unterhalb der Gumpe konnte er eine wunderschone Bachforelle von ueber 40 cm landen. Sehr stolz, er und ich! Dann ging es weiter und Alex nahm wieder die Posenrute auf. Sein Arm war schon muede vom vielen Werfen und Drillen. Er liess die Pose einfach unter der Rutenspitze neben dem Boot haengen waehrend Edd uns weiterdriftete. Ploetzlich platschte es laut neben dem Boot und Alex stand mit einer krummen Rute da. Wieder eine tolle Bachforelle. Direkt neben dem Boot! Kurze Zeit spaeter mit gleicher Taktik hakte er etwas kleines. Er wollte den vielleicht 25cm langen Fisch schon neben dem Boot abschuetteln, da meinte ich “lass’ doch mal schauen was das ist!?”. Er hob den Fisch vor meine Nase und tatsaechlich, mein Verdacht wurde bestaetigt, eine Baby-Steelheadforelle, mit der typischen Parr-Zeichnung von einer heimischen Regenbogner zu unterscheiden. Ha, das war seine 4. Art heute. Er jubilierte. Jetzt muesste nur noch ein Coho oder noch ein anderer Lachs kommen und die Trophaee waere seine!


    Wir waren nun in dem Flussabschnitt, in dem Edd und Nelson Cohos erwartet haetten. Wir schauten in jeder Kurve und jeder Gumpe aufmerksam ins glasklare Wasser aber konnten keine Gruppen von Cohos ausmachen. Die waren entweder noch nicht aufgestiegen oder hatte schlechte Rueckkehrraten. Da es immer noch nicht sehr viel geregnet hatte, hofften wir auf ersteres. Aber ein paar mussten schon im Fluss sein, meinte Edd. Wir landeten beide Boote an einem herrlichen tiefen Gumpen. Ein Flussarm kam hier langsam um die Kurve geflossen und hinter einem umgestuerzten Baumriesen hatte sich ein tiefes Loch gebildet. Hier war es mit Sicherheit 5 m tief; man konnte den Grund nicht sehen. Hin und wieder sprang ein Lachs und ich sah ein paar dunkle Schatten hier und da auftauchen. Ich fischte nun schon seit einiger Zeit (erfolglos) mit einer schicken Spinnerfliege auf die Cohos normalerweise flogen. Wir bearbeiteten diese Gumpe zu viert. Alec und Ricardo fischten mit der Spinnrute und Spinner, Alex und Edd mit einem Twister und ich mit der Spinnerfliege. Da, ein harter Ruck an meiner Rute, Anschlag, nichts mehr. Arrggg. Immer wieder warfen wir unsere Koeder in die Tiefe aber es schien, dass keiner Lust hatte zu spielen. Dann war ploetzlich Alec’s Rute krumm und der Tanz began. Ein ordentlicher Fisch schoss stromab aus dem Gumpen heraus in flacheres Wasser wo leider auch eine Menge Holz und Gestruepp im Wasser war. Der Fisch sprang bei seiner Flucht 2-3 mal aus dem Wasser – das war ganz klar ein Coho! Noch konnte Alec ihm folgen und ihm ein paar Meter Schnur wieder abnehmen aber die naechste unaufhaltsame Flucht endete in einer Ansammlung von Aesten und Staemmen unterwasser und der Fisch hing fest.


    Nach einer Menge von Fluechen blieb Alec nichts anderes uebrig als die Schnur zu zerreissen. Sehr schade. Alex war wohl ein bisschen schadenfroh wegen des Wettbewerbs, aber Alec nahm es sportlich. Wir versuchten es noch eine Weile ohne weitere Action. Dann legte Nelson zuerst ab. Als wir folgten sahen wir Alec und Ricardo am Zusammenfluss der beiden Flussarme ihre Spinner auswerfen. Es war hier recht flach und schnellstroemend und sah nicht sehr fischig aus. Und so soll man sich taeuschen denn vor unseren Augen riss Ricardo ploetzlich seine Rute zurueck und war am Fisch. Wir machten uns schleunigst aus dem Weg denn der Fisch sausste auf uns zu. Nelson zog den Anker und folgte dem Fisch stromab. Wir drifteten hinterher und eine Flussbiegung weiter sahen wir Ricardo von Land aus drillen und Nelson mit dem Kescher warten. Ein Siegesruf meines Grossen liess uns den Ausgang des Drills bekannt werden. Wir waren nun nicht mehr weit von der Endstation. Wir genossen die letzten Minuten der Drift auf diesem wunderbaren Fluss. Auch ohne Fische waere so eine Flussfahrt ein Erlebnis.


    Kurz oberhalb der Skutz Faelle holten wir beide Boote heraus und erzaehlten uns mit glaenzenden die Highlights. Auch die Guides waren zufrieden. Wir hatten 5 verschiedene Salmonidenarten gelandet, 2 weitere gehakt aber verloren. Alex alleine hatte 4 Arten ueberlistet. Alec 3 aber mit 18 gelandeten Fischen und dem schmerzlichen Verlust des Cohos den Tiebreaker fuer sich entschieden. Ricardo hatte 3 Arten und 13 Fische. Alex 9 Fische, ich 4. Das war ein stattliches Ergebnis und Zeugnis fuer ein ueberragendes Salmonidenrevier im Cowichan River. Ich kann es schon kaum erwarten wiederzukommen!

    Ich bin jetzt nicht der ganz grosse Stoerexperte, daher Verzeihung wenn meine Antworten etwas schwammig und unprofessionell klingen. Stoere werten richtig alt. Es sind schon einige der 4 m Exemplare mit ueber 100 Jahre bestimmt worden. Die Maximalgroesse wird mit ueber 6m angegeben. Wo die Altersobergrenze liegt, weiss wohl keiner so genau aber ich habe schon 200 Jahre gelesen. Ab einem Meter werden die Stoere wohl geschlechtsreif bei einem ungefaehrem Alter von 10 Jahren. Demzufolge waren unsere gefangenen Stoere wohl von 5 bis vielleicht 40 Jahre? Ich glaube die Jungstoere wachsen recht schnell, aber ab einer gewissen Groesse (vielleich 1m?) zieht sich das dann lange hin. Das Geschlecht kann man (wenigstens beim Weissen Stoer) nicht erkennen. Ich habe noch nicht gehoert, dass die groessten Exemplare weiblich waeren, moeglich koennte das aber sein. Ist ja bei einigen Fischen der Fall.

    Dreamworker: es ist schon ziemlich schweres Geschuetz aber kein Big Game Zeug. Eher mit Heilbuttgeraet vergleichbar. Glenn hatte Shimanoruten ca. 2.4 m, 30-100lbs, mit Daiwa Saltiga 2-Gang Rollen (fantastische aber auch nicht billige Rolle!), 130lbs Geflochtene. Die Ruten muessen eine sensible Spitzenaktion haben um die feinen Bisse gut anzuzeigen. Aber sie muessen auch praktisch unzerbrechlich sein. Wir haben uns voll reingehaengt.

    Wie jedes Jahr im Oktober haben sich letzte Woche einige hartgesottene Angler am Harrison River im Fraser Valley getroffen. Der harte Kern sind so 20 Maenner um die Firma Corix herum; Mitarbeiter, gute Kunden, Zulieferer und einfach Freunde, die sich von Mittwoch bis Sonntag an einem privaten Flussgrundstueck in der Naehe der Muendung des Harrison’s in den Fraser treffen. Das Grundstrueck ist unbebaut und mehrere Hektar gross, vor dem Deich gelegen und daher wohl auch fuer Bebauung nicht geeignet. Der Besitzer ist ein Freund eines der Corix Angestellten und stellt sein Grundstueck fuer dieses jaehrliche Zusammenkommen gerne zur Verfuegung. Er bekommt auch Gegenleistungen; die Truppe hat ihm ueber die Jahre ein klasse Rundgazebo mit Feuerplatz gebaut wo man auch bei Regen mit 30 Mann bequem ums Feuer, trocken und ueberdacht, sitzen kann. Auch ein Plumsklo mit Versickerungsfeld wurde angelegt. Ausserdem ein brauchbarer gemauerter Feuergrill. Daher kann ich schon verstehen, dass er die Truppe gerne jaehrlich beherbergt.


    Als ich vor ca. 4 Jahren das erste Mal zu diesem Treffen eingeladen wurde, kamen die meisten noch in Zelten, mit vielleicht einem alten Wohnmobil oder einem Campertruck. Ich und mein Freund Glenn schliefen damals meist hinten in unseren SUVs auf Isomatrazen. Mittlerweile sieht dieses Treffen wie ein Showraum eines RV Herstellers aus; die tollsten und neuesten und groessten Wohnanhaenger mit Slideouts und allem Zip und Zap! Wo nur der ganze Wohlstand auf einmal herkam? Corix und Freunden muss es wohl ganz gut gehen!


    Normalerweise sind dann auch 4-6 Boote dabei, die die ganze Belegschaft dann zu den Fischen bringt. Fokus der Angelei ist Stoer und Lachs, wobei um diese Zeit hauptsaechlich Chum (Hundslachs) im Harrison ziehen. Hin und wieder geht noch ein Chinook an den Haken. Fuer die Cohos (Silber) ist es meist noch ein bisschen frueh. Praktischerweise sind immer ein oder zwei Meisterkoeche dabei die koestliche Gelage (Maennerfood!) herzaubern. An fluessiger Nahrung aller Art mangelt es sowieso nie; die Abende am Feuer werden oft lang und fuer einige Teilnehmer ist dieser Teil auch das Highlight und Angeln nur eine Nebensache. Die Mengen an Feuerholz die in diesen Tagen durchgehen, sind auch sehr beachtlich. Einer hat es sich als Ziel gesetzt, jedes Mal einen halben Wald mitzubringen. Er kommt jedes Jahr mit einer LKW Ladung von bestem Feuerholz an und das Feuer brennt praktisch non-stop von Mittwoch Nachmittag bis Sonntag Mittag.


    Ich kenne die Jungs von meinem Fishing Derby an dem einige der Truppe regelmaessig teilgenommen hatten. Daher bin ich eingeladen. Ausserdem ist mein Freund Glenn ein guter Kunde von Corix und daher auch mit von der Party. Seit letztem Jahr kommt auch unser gemeinsamer Freund Carl und Glenn’s Freund Jason mit. Wir 4 machen dann die Crew auf Glenn’s Jetboot aus. Carl und ich sind die einzigen Teilnehmer von Vancouver Island, sozusagen die Exoten. Alle anderen kommen aus der Umgebung von Vancouver und muessen nicht den langen Weg mit Faehre einplanen. Carl und ich stiessen erst am Freitag zur Truppe. Da war die Party schon fest im Gange. Wir kamen zu spaet fuer jegliches Angeln am Freitag aber puenktlich zum Beginn des Festgelages. Glenn’s grosser Wohnanhaenger war auch gleich die DJ Station und so ging es laut und froehlich zur Sache. Es waren einige schoene Lachse gefangen worden, lernte ich. Auch einige grosse aber schon sehr dunkle Chinooks. Die Stoere waren wohl sehr zickig; am Mittwoch waren wohl noch welche gehakt worden aber seitdem nicht mehr. Die Fluesse waren noch extrem niedrig; es hatte immer noch nicht richtig geregnet. Der Regen war aber unterwegs und sollte am Sa Nachmittag ueber uns hereinbrechen.


    Ich entzog mich noch vor Mitternacht dem Gelage; ich hatte vor frueh aufzustehen und zu angeln! Wir verabredeten uns um 7:00 Uhr. Um 7:30 Uhr war ich in voller Watmontur umgezogen und fertig gefruehstueckt und gepackt. Jason kam schwer hoch aber um 8:00 Uhr duesten wir 4 als erste Gruppe ab. Glenn wollte gleich seine guten Stoerloecher abklopfen. Wir ankerten erst an der Harrison River Muendung in den Fraser. Das ist immer eine interessante Stelle – dort mixt sich die braune Schlammflut des Frasers mit dem ginklaren Wasser des Harrison. An den Grenzzonen gibt es sehr interessante Wasserfaerbungen. Uns gegenueber lagen eine Menge Lachsangler mit Booten vor Anker. Auch ein paar Uferangler sah man fleissig werfen. Hier und da sah man einen Lachs springen oder finnen. Aber es blieb ruhig. Nur ein paar Pike Minnows oder Maraenen knabberten an unseren Koeder (Lachseier), blieben aber nicht an den sehr grossen Stoerhaken haengen.


    Nach einer Weile hatte Glenn genug und wir fuhren weiter raus in den Fraser. Ich hatte diesen Strom noch nie so klein gesehen. Einige Inseln waren jetzt Teil des Ufers und ganze Flussarme lagen trocken. Wir brauchen Regen, wie auch die deutschen Fluesse, wie ich gelesen habe! Eine weitere, eigentlich vielversprechende, Stelle brachte keine Stoerbisse. Glenn gab aber noch nicht auf. Wir fuhren nun den Harrison herauf und ankerten direkt vor unserem Camp. Wir standen in ca. 3m tiefen Wasser und ich konnte den Grund gut sehen. Hier und da sah man mal einen Lachs durchhuschen. Hinter dem Boot wurde es etwas tiefer und dort lagen unsere 4 Koeder. Ich stand gerade am Bug und suchte den Flussgrund nach Fischen ab als ich Rufe von hinten hoerte. Glenn rief “Nimm es, schlag an, los!”. Jason folgte wohl und hakte etwas, uebergab die Rute aber an Carl, der noch Stoerjungfrau war.


    Jetzt ging die Post ab und ein Stoer kam vielleicht zur Haelfte etwa 20 m hinter dem Boot aus dem Wasser geschossen. Woah! Der war ganz ordentlich und Carl musste sich kraeftig dagegen lehnen. Die Bremse sang auf und der Fisch zog etliche Meter davon. Wir holten alle anderen Ruten ein und machten Carl Platz. Der pumpte aechzend und verlor dann doch wieder die gerade gewonnene Schnur. Aber der Fisch zog nicht zu einer der ganz langen Fluchten davon und so blieben wir vorerst vor Anker. Nach 10 Minuten schwerstem Tauziehen brachte Carl den Fisch erstmalig in die Naehe des Bootes. Und jetzt erfuhr ich warum Glenn so gerne im Harrison Stoere angelt, in dem glasklaren Wasser konnte man den Fisch nun unter und neben dem Boot beobachten. Eine ganz klasse Show! Im Fraser sieht man die Fische erst wenn sie an der Oberflaeche sind. Faszienierend zu sehen wie der Stoer unter dem Boot am Grund hing und den Kopf nur hin und her schuettelte und dann wieder herumwirbelte. Dann wurde der Fisch endlich muede und kam hoch. Carl wollte gerne ein Foto mit seinem ersten Stoer haben und so zog Glenn den Anker ein und fuhr zu einer Sandbank etwa 100m flusshoch. Dort sprangen dann alle ins flache Wasser und landeten den Stoer. Vorsichtig streichelte Carl seinen Fang und bewunderte diese uralte Gattung. Faszinierende Tiere! Dann durfte er wieder abziehen. Wir schaetzten ihn auf ca. 1,8m Laenge.


    Wir drifteten wieder zur Fangstelle zurueck und warfen den Anker. Jetzt war ich dran! Nach einer halben Stunde kam allerdings Wind auf und drueckte das Boot hin und her, was keine guten Bedingungen zum sensiblen Stoerangeln sind. Denn so gross auch die Stoere sind, die Bisse sind oft sehr vorsichtig, schleienaehnliches Herumgenibbel das manchmal in einem Abzug endete, oft aber muss man auf Verdacht anschlagen. Wenn die Ruten von Wind und Drift herumgeruettelt werden, kam man die Bisse nicht richtig wahrnehmen und die Stoere moegen es auch nicht wenn der Koeder sich viel bewegt. So packten wir das Stoerzeug ein fuer heute und fuhren den Fluss hoch zu den Lachsstellen. Hier war man ein wenig windgeschuetzter und beim Lachsangeln ist Windstille auch keine Voraussetzung.


    Ich packte meine #8 Fliegenausruestung aus, die anderen 3 Maenner benutzten Driftangelzeug. Glenn ist ein ausgesprochener Fuchs an der Driftangel und es dauerte nicht lange bis er ein paar furchterregende Chum hakte. Auch einen sicherlich ueber 30 pfunedigen Chinook brachte er ins Flache. Alle Fische gingen wieder in den Fluss zurueck. Er ermahnte uns jedoch ein Chumweibchen der Eier wegen zu behalten (bester Stoerkoeder). Den Fisch selber konnten wir dann im Camp raeuchern. So sein Auftrag an uns.


    Ich fischte am weitesten stromauf an einer Stelle wo eine Kiesschwelle im Wasser lag. Jeweils davor und hinter der Schwelle tummelten sich etliche Chum. Ich warf meine Fliege an dem extrem schnellsinkenden Vorfach etwas stromauf von der Schwelle und liess die Fliege auf die Fische vor der Schwelle zutreiben. Fasste keiner zu, trieb die Fliege ueber die Schwelle in ca. 1 m tiefem Wasser. Dort spuerte ich wie die Fliege an den Kiesbrocken zeitweise kurz haengen blieben und weiter polterte. Dann fiel die Fliege in den Gumpen hinter der Schwelle direkt vor die Nasen der dort stehenden Lachse. So hatte ich zwei Chancen einen Biss zu bekommen. Es stellte sich heraus, dass weit auswerfen gar nicht noetig war, besonders wenn ich foulhaken vermeiden wollte. Denn ein paar Mal als ich die Fliege vielleicht 20m hinausgefeuert hatte und am Ende der Drift einstrippte, pakte der Haken eine Rueckenflosse eines Chum. Der Kampf mit einem foulgehaktem 20 Pfund Chum im schnellfliessenden Fluss ist nur noch brutal und nicht gut fuer’s Geraet. Einmal riss mir das Sinkvorfach und zweimal die Fliege ab.


    Daher warf ich bald nur noch kuerzer und behielt die Fliege fast noch im Auge. So konnte ich das Foulhaken zu allermeist verhindern und zuschauen wenn ein Lachs auf die Fliege reagierte. Zweimal langte ein Weibchen zu als die Fliege dicht daran vorbeidriftete. Die erste durfte wieder schwimmen, das zweite Weibchen war prallvoll mit Eiern und ich dachte an Glenn’s Wunsch und nahm sie mit. Dann schnappten noch ein paar feiste Maennchen zu. Die Drills waren super hart und verlangten mir und dem Geraet alles ab. Eigentlich sollte man besser mit #10 Geraet anruecken aber dann wird man noch schneller vom Werfen des schweren Zeugs muede. Es war ein besonderer Genuss die ganze Angelei praktisch auf Sicht zu machen. Da sieht man mal genau wie wenig die Lachse eigentlich auf Koeder reagieren und nur hin und wieder einer, dem man das Federvieh genau vor die Schnautze driftet, dann aus Aerger zuschnappt. Ohne eine dichte Formation der Lachse wuerde man nicht viel fangen. So hatte ich nach etwa 5 gelandeten und bestimmt noch 7-8 halbgedrillten und verlorenen oder abgerissenen Lachsen lange Arme und machte Schluss. Seltsamerweise konnte unser Stoerfaenger vom Vormittag, Carl, keinen Lachs vorweisen. Auch Jason’s Ausbeute war mager. Die Fische waren nicht sehr aggressiv heute und man musste an der richtigen Stelle sein, so mein Fazit.


    Wir fuhren zu einem spaeten Mittagessen ins Camp – geraeucherter Truthahn! Man merkte dann auch schon, dass das Wetter umschlug. Der Wind wurde immer kraeftiger und der blaue Himmel war weg. Der Wind aus den Bergen war kalt und roch nach Feuchtigkeit. Bald wuerde der Regen kommen!


    Wir fuhren am spaeten Nachmittag nochmal zu den Lachsstellen. Ich fand wieder eine schoene Stelle, beobachtete eine Menge Adler auf der anderen Seite und hakte wieder ein paar Chum. Wieder waren auch ein paar foulgehakte dabei. Das liess sich einfach nicht ganz vermeiden, wie es schien. Bald war der Wind so stark, dass mir die Fliege beinahe wieder ins Gesicht zurueckflog. So hatte das keinen Sinn mehr. Wir brachen ab und besprachen unser weiteres Programm. Eigentlich wollten wir alle nochmal Stoerangeln aber bei solchen Windverhaeltnissen hatte das hier wohl keinen Sinn. Glenn meinte, im Fraser nahe seines Hauses waeren wir viel windgschuetzter als hier am Fusse der Berge. So beschlossen wir noch heute unser Camp abzubrechen und zu viert bei Glenn in Maple Ridge zu uebernachten um dann So frueh nochmal auf den Fraser zu kommen.


    Auf der ca. einstuendigen Fahrt zu Glenn fing es an zu schuetten. Gute Entscheidung! Die ganze Nacht kam es wie aus Kuebeln aber puenktlich zum Fruehstueck hoerte der Regen auf. Auch der Wind legte sich komplett. Wir liessen das Boot in Mission in den Fraser und Glenn’s Sohn Cody chauffeurte uns zu einem Hotspot, vor der Stave River Muendung. Dort warfen wir Anker an einem tiefen Loch. Zu unserem Erstaunen lief die Stroemung stromauf – starke Flut im Meer! Sehr komisch wenn der Fluss verkehrt herum fliesst!


    Wieder fanden uns die kleineren Bodenfische zuerst und waren an den beiden Eierkoedern am herumnuckeln. Dann ruckte die Rute mit einem Neunaugenkoeder los und Glenn schlug an. Die Rute bog sich gewaltig und er reichte sie gleich mir zu. Oha, der Zug war gewaltig und ich musste mich einstemmen und passte erst einmal die Bremse an. Im selben Moment wurde die Schnur immer flacher und ein Monsterfisch schoss voll aus dem Wasser und landete mit einem Riesenschwall wieder im Wasser. Wow! Leider hatte keiner schon die Kamera fertig. Um mich herum war geschaeftiges Treiben um das Deck zu raeumen, mir den Sissiguertel umzuschnallen und den Anker zu lichten. Das war ein grosser Stoer! Den kann man nicht mal eben ans Boot zerren. Die erste Flucht riss vielleicht 100m Schnur ab. Nicht panisch aber schnell und kontinuierlich. Cody fuhr nun dem Fisch hinterher und ich gewann Schnur zurueck. Dann waren wir ueber dem Fisch. Ich fuehlte ein paar leichte Rucke aber ansonsten stand der Fisch recht still am Grund. Ich ruckte an und zog was das schwere Geschuetz hergab um ihn wieder in Bewegung zu kriegen. Da! Ein, zwei schwere Kopfstoesse die mich einen Meter hin und zurueck zogen und jetzt sausste er wieder unaufhaltsam los.


    Es ist ein seltsames Gefuehl wenn man an einer Angelrute etwas dran hat, dass deutlich staerker ist als man selber. Man fuehlt sich so hilflos, klein, unbedeutend… Als er anhielt versuchte ich seinen Kopf zu drehen und Druck zu machen. Ich wollte den Drill so kurz wie moeglich halten. Ich konnte vielleicht 20 Minuten alles reinlegen und ihn dann mit meinen letzten Kraeften landen oder ich konnte mit ¾ Kraft fuer eine Stunde an ihn angekettet sein und dann voellig am Ende sein und vielleicht sogar noch die Rute an einen meiner Kumpels abgeben muessen. Das letztere wollte ich mir ersparen! Ich brachte den Fisch ein paar Meter hoch, dann gings wieder runter. Mal auf die linke Seite des Bootes, dann wieder rechts. Mir wurde heiss in der Neoprenhose und meine Vorderarme schmerzten schon. Ich zog die ganze Zeit mit allen 130 Pfund der Schnurtragkraft und immer noch kein Zeichen des Aufgebens. Nach vielleicht 15 Minuten gewann ich das erste Mal richtig Schnur zurueck und ich bekam den Fisch in Sichtweite neben dem Boot. Wow, ein massiver Kopf von vielleicht 70x50cm tauchte auf und schon zog er wieder ab. Aber jetzt nicht mehr sehr weit und ich bekam ihn wieder hoch. Vielleicht sprang er nochmal?


    Der Stoer war noch nicht richtig muede, das merkte man - mit welchem Elan er immer wieder umdrehte und davonflog. Aber ich hatte die Bremse fast ganz zu und liess ihn nicht mehr weit weg. Cody manoevrierte das Boot jetzt Richtung flaches Ufer zu und ich zog den Fisch langsam mit. Hoffentlich waren keine Hindernisse wie Baumstaemme im Wasser in Ufernaehe. Waere schade den jetzt noch zu verlieren! Ging aber alles glatt! Unser Boot lief auf sandigen Grund und ich sprang hinaus und drillte das letzte Stueck vom Strand aus. Das U-Boot kam heran. Unfassbar, der war ueber 2 m lang und kraeftig gebaut! Vielleicht 400 Pfund? Er war jetzt ganz ruhig und Glenn schnappte sich die Schwanzwurzel. Ich griff in das Ruesselmaul, nahm den Haken heraus und hielt ihn so fest. Jason musste noch dazu kommen um ihn fuer ein Foto ein Stueck ueber Wasser zu hieven. Wir packten zu und hoben an, und in diesem Moment hatte der Stoer genug und schlug mit dem massigen Kopf um sich. Keine Chance ihn so zu halten und ich liess los und der Stoer wand sich aus den Griffen an Bauch und Schwanz und stob davon. Was fuer ein Tier! Naja, wir hatten ein paar brauchbare Fotos und so waren wir ueber den schnellen Abgang nicht enttaeuscht. Wir klatschten uns ab und ich setzte mich strahlend und kaputt auf die Bootsbank. Mein Tageswerk war getan.


    Nur 15 Minuten nach dem wir wieder an der Stelle sassen und die Ruten auslagen, ruckte wieder die Fleischrute an und Carl hing ploetzlich wieder am Fisch. Auch wenn dieser mit vielleicht 1.2m ein kleinerer Stoer war, machte er ordentlich Rabatz, sprang zweimal und zog ordentlich an der Rute. Wir liessen ihn aber im Wasser und hakten ihm neben dem Boot ab. Schoen! Kurz darauf schlug Jason an und hing auch an einem Fisch. Der war wieder ein paar Zentimeter kleiner als Carls und daher nicht mehr ganz so sportlich. Aber selbst ein Kleinstoer mit reichlich einem Meter Laenge ist immer noch ein stattlicher Fisch ueberhaupt! Dann war erstmal Ruhe. Es hatte sich wohl da unten herumgesprochen, dass hier erfahrene Angler am Werke waren. Glenn setzte uns nochmal zu einer anderen Stelle um und dort fing Cody noch einen richtig niedlichen Stoer von vielleicht 60 cm. Dann machten wir Schluss denn die Insulaner mussten noch die Faehre kriegen.


    Ein toller Ausflug und ein fantastischer Stoer-Sonntag. Vier Stoere an einem Tag sind fuer einen Amateurangler bei unguenstigen Wetter-und Stroemungsbedingungen eine klasse Ausbeute. Die Groessenvielfalt zeigt einen gesunden Mix der Stoerpopulation, was hoffen laesst, dass die Dinos auch noch Zukunftgenerationen erfreuen laesst. So ein Stoerdrill ist schon brutal und man sollte physisch fit sein sonst kommt man schnell an seine Grenzen. Diese Angelei ist wohl das naechst Beste nach Big Game nur ohne grosse Duenung oder Wellengang. Mit einem Guideboot ist es aber kostenmaessig mit offshore Big Game vergleichbar. Ohne Boot allerdings nicht durchfuehrbar.

    Na dann mal her mit Dir, rhinefisher! Das Bett ist schon gemacht und das Boot betankt!


    So, wieder zurueck in BC musste ich doch gleich mal probieren ob die Flussangelerfolge in D auch hier weitergehen konnten. Seit es Anfang September schon mal kraeftig geregnet hatte, waren einige Lachse schon in die hiessigen Fluesse aufgestiegen. Fuer die Lachse leider, hatten die Regenfaelle dann schnell aufgehoert und die Pegelstaende sind danach wieder kraeftig gefallen. Somit kam es zu der Situation, dass die Fruehaufsteiger nun in einzelnen Pools haengengeblieben sind und die naechste Welle von aufstiegswilligen Lachsen vor den Flussmuendungen festhing. Das gilt allerdings nur fuer die Fluesse im suedlichen BC; im Norden und auch im noerdlichen Teil der Insel war es weiterhin feucht geblieben und die Fluesse liessen einen ununterbrochenen Lachsaufstieg zu.


    Meine beiden Soehne und deren Freund Alec warteten schon seit Wochen sehnsuechtig auf die Moeglichkeit die Lachse im Sooke River zu jagen. In meiner Abwesenheit hatte mein aeltester, Ricardo, eine Schar Teenagers an den Fluss gefuehrt und einige Chum und Chinooks gefangen. Der Sooke River ist ein kleinerer Fluss der etwa 500-1000 Chinooks, 40000 Chum und vielleicht 5000 Cohos aufnimmt. Die Cohos kommen erst nach anhaltenden und ergiebigen Regenfaellen und laichen zu allermeist in einem Nebenbach des Sooke Rivers. Chum (Hundslachs) ist die einzige Lachsart im Sooke River, die ohne Stuetzmassnahmen noch fast historische Zahlen erreicht. Die originalen Sooke River Chinooks (bis zu etwa 3500 pro Jahr) waren 1981 Geschichte als nur noch ein einziger zurueckkehrte. Die Berufsfischerei und Schweinereien im Flusseinzugsgebiet hatten die Bestaende erledigt. Auch die Cohobestaende waren um diese Zeit arg in Gefahr. Ein lokaler Angler und Lachsliebhaber, Jack Brooks, nahm sich des arg gebeutelten Flusses an und begann mit Errichtung einer Brut- und Aufzuchtstation. Um den Fluss wieder mit Chinooks neu zu besiedeln, wurden Chinookeier vom Nitinat River an der Westkueste benutzt. Cohoeier wurden von den noch vorhandenen Cohos im Sooke River gewonnen. Die entstandene Jack Brooks Hatchery hat dann dafuer gesorgt, dass der Sooke River wieder Heimat von wenigstens 500-1000 Chinooks pro Jahr ist. Auch die Cohobestaende haben sich seitdem wieder stabilisiert. Die Berufsfischerei in BC ist seit den spaeten 70gern arg zurueckgefahren und hat bei weitem nicht mehr so viel Auswirkung auf die Bestaende. Da Nitinat/Sooke River Chinooks aber bis nach Alaska schwimmen, kommt es allerdings dort noch zu Stammverlusten durch die Alaskaflotte. Einige Suenden im Flussgebiet sind mittlerweile auch behoben worden, allerdings hat der Besiedlungsdruck fuer weitere Risiken gesorgt. So muss man sich wohl damit abfinden, dass der Sooke River, wie die meisten der stadtnahen Gewaesser, ohne Bestandsstuetzung auf Dauer nicht mehr auskommt, wenn man Lachse im Fluss sehen will. Bis jetzt sind diese Stuetzmassnahmen zu 100% von Anglern organisiert und finanziert.


    Ich brach mit 4 Teenagern ganz frueh am Sa auf um die besten Stellen an den wenigen tiefen Pools zu bekommen. Um diese Jahreszeit tummeln sich einige Angler um den einzigen nennenswerten und beangelbaren Lachsfluss um Victoria. Der Fluss ist eine ausschliessliche Fliegenstrecke und streng Catch&Release. Hauptfangziele sind Chum und Coho mit einer Chance auf hin und wieder einen Chinook. Manche beangeln auch die Laichraeuberforellen, die den Lachsen dicht folgen. Das sind dann Kehlschnittforellen zwischen 25 und 50 cm. Es gibt auch einen winzigen Bestand von Winter-Steelheadforellen. Wahrscheinlich nicht mehr als 10 oder 12 Stueck pro Jahr und die Chance auf einen Zufallsfang sind sehr gering. Allerdings koennen die Gewichte von bis zu 20 Pfund bringen; ich habe schon ein paar solche Exemplare in den Haelterbecken der Brutstation gesehen, wenn die Betreiber das Glueck hatten ein paar zu erwischen.
    Als wir am Fluss ankamen, war es gerade hell geworden und dennoch war unsere Lieblingsstelle schon von 3 Anglern belegt. Wir begnuegten uns mit einem tiefen Pool innerhalb einer Flusskurve. Am Poolausgang waren auch schon 2 Angler aber oberhalb derer war noch Platz fuer uns 5. Wir montierten alle unsere selbstgebundenen Cohofliegen und schnell stellte sich heraus, dass blau und gruen heute besonders beliebt waren. Dabei muss man sagen, dass die Lachse im Fluss nicht mehr fressen und man einen Biss aus Aggression heraus provozieren muss. Die im Pool ausharrenden Lachse ziehen rastlos umher, die Maennchen positionieren sich um die Weibchen und tragen allerlei Machtkaempfe aus. Das muss man ausnutzen und mit bunten Fliegen vor allem die Maennchen immer wieder nerven bis einer zubeisst. Daher faengt man meist Maennchen. Da man immer wieder in die dichten Schulen wirft, kommt es auch haeufig vor, dass man einen Lachs fehlhakt. Das ist dann immer eine Plackerei denn so einen 20-30 Pfund Lachs an der Ruecken oder Schwanzflosse ans Ufer zu zerren, ist Schwerstarbeit. Die Jungs schien das nicht zu stoeren aber ich versuche dann oft die Fliege schnell auszureissen um mir das Tauziehen zu ersparen. Mit den Schonhaken geht das oefters auch ganz gut.


    An diesem Tag waren die Lachse erst recht beissfaul. Die ersten paar Fische, die wir hakten waren alle fehlgehakt. Die Jungs jubelten trotzdem und hatten ihren Spass. Da der Fluss sehr niedrig war, musste man auch nicht weit werfen. So kam auch der blutige Fliegenfischanfaenger Jackson an einige Fische heran. Alec und Alexander machten wieder Wettkampfangeln und lagen Kopf an Kopf. Ich, als der Schiedsrichter, hatte allerdings festgelegt, dass der Gewinner heute nicht derjenige mit den meisten gelandeten Fischen war sondern der mit den meisten Fischarten war. Das war mal ein neuer Anreiz verschiedene Taktiken zu versuchen.


    Nach einer Weile, die Sonne stand nun schon voll im Tal, legten die Lachse richtig los. Ich hatte jetzt alle paar Minuten etwas dran, verlor aber viele gleich nach paar Sekunden. Ich aenderte meine Strategie leicht; nach dem Auswurf Richtung anderes Ufer wo der Prallhang war, liess ich meine Fliege absinken, wenn ich vermutete, dass sie am Grund angekommen war, hob ich meine Rute und liess die Fliege wieder hochkommen, dann wieder absinken. In der Absinkphase beobachtete ich die Schwimmschnur hinter der Sinkspitze genau. Da! Die Schnur zog ein Stueck seitlich ab, anrucken, der haengt! Die Lachse nahmen die Fliege am liebsten in der freien Sinkphase, nicht beim Einstrippen. Der Lachs schoss sofort an die Oberflaeche und raste unaufhaltsam stromab. Die Jungs unterhalb mussten mich durchlassen. Jetzt sprang er 2-3 mal, ein fetter maennlicher Chum mit den typischen violetten Tigerstreifen und furchterregenden Reisszaehnen. Es war schwer so einen Brocken an einer Klasse 9 Fliegenrute unter Kontrolle zu kriegen. Jedoch war die Kampfarene auf den Pool begrenzt und so musste man dem Fisch nicht kilometerweit hinterherwatzen. Ein paar Mal bekam ich kraeftig was auf die Finger von der rasenden Rollenkurbel. Hier muss man eine gute Rollenbremse haben damit man bei einem Run vollkommen die Haende von der Rolle nehmen kann und die Rollenbremse die Bremsarbeit machen lassen kann. Bei billigen Rollen muss man mit der Hand nachbremsen, das tut dann oefters weh!


    Mein Chum kam dann bald in Ufernaehe und ich sah, dass er die Fliege sauber im Mundwinkel hatte. Hat man die Lachse sauber gehakt, gelingt die Landung in einem ruhigen Pool innerhalb von 5-10 Minuten. Hat man einen Brocken fehlgehakt, kann das eine halbe Stunde dauern. Ich schoss noch ein paar Fotos von meinem Fang und liess ihn dann gleich wieder frei. Ein toller Spass! Es ging nun Schlag auf Schlag. Zu einem Zeitpunkt hatten 4 von uns gleichzeitig einen Lachs dran. Ich glaube 3 davon wurden gelandet. Alec brachte auch als erster einen Chinook heran. Das liess Alexander allerdings nicht auf sich sitzen und schlug auch bei einem Chinook zu der ihn tatsaechlich bis 200m unterhalb des Pools abschleppte. Die allermeisten gefangen Lachse waren aber Chum; einige richtige Brocken um die 25 Pfund herum. Ricardo erwischte wohl den groessten! Ricardo hatte auch entweder eine Forelle oder einen Jack-Chinook dran, der allerdings ausstieg bevor ich es gut erkennen konnte. Cohos waren leider noch keine im Fluss. Da muessen wir auf einen guten Regenguss warten.


    Mittag machten wir Schluss, wir hatten alle schmerzende Arme. Unser Fliegensortiment hatte sich arg gelichtet und Alexander hatte seine Klasse 8 Rute zerbrochen. Lachsangeln an der Fliegenausruestung ist harte Arbeit und Stress fuer’s Geraet aber ein toller Spass und immer wieder ein schoenes Flusserlebnis. Leider kamen uns heute keine Schwarzbaeren besuchen aber eine Otterfamilie von 6 Stueck machten ordentlich Laerm und Betrieb um uns herum.

    Ich muss schon sagen, interessante Varianten genannt aber einer kennt sich wohl genau aus in "meinem Revier": rhinefisher, hat es perfekt getroffen! Die Erftmuendung in den Rhein, bei Neuss. Eine Stelle, die fuer mich viel Geschichte hat und tolle Fische abgegeben hat. Und wie man sieht, immer noch erfolgsversprechend ist, trotz extremen Niedrigstand. Was ich gar nicht fassen konnte, wieviele Kreuzfahrtschiffe mittlerweile den Rhein passieren. Waren das vor 25 Jahren noch ein paar pro Jahr, sah ich letzte Woche 3-4 pro Stunde! Unfassbar!

    Und hier macht man Urlaub wenn man an der kanadischen Westkueste lebt! Wer erraten kann wo das ist, gewinnt eine Uebernachtung und einen Bootstrip auf Lachs/Heilbutt vor Victoria auf Vancouver Island :-)


    So eine Stadtromantik hat schon auch etwas, besondern in solchen verrueckten Farben. Und wenn es dann auch mit den Fischen klappt...!? Ich scheine es noch nicht verlernt zu haben. War Spass!

    War am Sonntage nochmal mit meinem Sohn und seinem Freund Alec draussen. Es sind immer noch gute Coho Schulen unterwegs wenn es auch nicht gerade red hot fuer uns war. Ricardo hatte 2 schoene Cohos von vielleicht 8-9 Pfund ans Boot gebracht und Alec hatte auch zwei besseren am Band aber beide verloren. Auch wieder einige gefraessige Kleinlachse die staendig fuer Unruhe sorgten. Best war aber eine tolle Orca Show, wir hatten alles ausgestellt und sind lautlaus herumgedriftet waehrend die Orcas um uns herum spielten, jagten. Fantastisch!

    Gut gesehen, Gerd. Genau so. Weil meine bessere Haelfte ohne Graetenfreigarantie keinen Fisch essen wuerde, habe ich mir angewoehnt die Graetenzeile in jedem Filet gleich herauszuschneiden. Das dauert hoechstens eine Minute pro Filet bei den einfachen Fischen (Lachs, Forelle, Barsch, Ling, Heilbutt, Zander, Dorschartige). Bei Hecht oder Gott behuete Karpfen doktort man da schon laenger herum. Ich erfuehle erst mit den Fingern kurz den Graetenverlauf und schneide dann an den Graeten entlang bis zur Haut durch und laengs der Zeile entlang. Am hinteren Teil verliert man das Gefuehl der Graeten weil die dort schon sehr weich sind. Ich kenne den weiteren Verlauf schon aus Erfahrung und schneide so noch ein paar cm weiter. Danach ist es eh egal ob man auch die allerletzte erwischt weil sie dort nur noch hauchduenn und unmerkbar sind, selbst fuer meine pingelige Frau! Der einzige Trick des ersten Schnitt entlang der Graeten ist, dass man das Messer beim Tieferschneiden von einer vertikalen Haltung mit zunehmender Tiefe mehr horizontal rotiert um dem Graetenverlauf exakt zu folgen. Nach diesem ersten Schnitt nehme ich das Filet auf und fummele das Messer von der Schwanzseite her direkt hinter die Graetenzeile und lege nun Stueck fuer Stueck die Graetenzeile von der zweiten Seite frei. Dazu presst man nur das Messer dicht an die Graeten, und zwar diesmal von unten nach oben - also von der Haut zur Oberflaeche hochziehen - man kann die Klinge dabei schoen vom ersten Schnitt her durchschimmern sehen so das man kein Fleisch verschwendet. Wenn das Messer vorne am Kopftteil des Filets ankommt, hat man die komplette Graetenzeile freigelegt. Jetzt reisse ich diese Zeile nur noch von der Haut los und verfuettere sie an die Moewen oder Robben, fertig. Keine Fummelei mit Pinzette oder Zange um dann doch welche zu vergessen und Aerger zu kriegen!

    Es ergab sich die seltene Gelegenheit mal ein paar Stunden unter der Woche auszubuechsen und das Boot ins Wasser zu schmeissen. Das Wetter war schoen und windstill, die Flut stand ab mitte Morgen an und die Cohos zogen vor Sooke ihren Heimatfluessen entgegen. Auch der eine oder andere Chinook wurde noch gefangen; wenn man jetzt einen erwischte, bestand die Chance auf einen besonders grossen! Es hielt mich nichts im Buero!
    Gegen 11:00 Uhr war ich in Sooke auf dem Wasser, solo. Ich hatte noch ein paar eingefrorene und eingelegte Anchovies als Koederfische, die ich verwerten wollte. Ansonsten waren Cohos eigentlich immer gut auf Metall oder Plastik zu fangen. Man musste nur die Schulen der herumziehenden Cohos finden. Chinooks ziehen oft dicht unter Land und um Strukturen herum; Cohos sind da unberechenbarer. Manchmal muss man mehrere Kilometer offshore und manchmal jagen sie direkt an der Surflinie herum.


    Ich setzte 2 Ruten an den Downriggern ein sobald ich vor dem Sooke Hafenfjord angekommen war. Es war hier nur 30 m tief und ich liess eine Rute mit einem glow-weissen Squidimitat bis in Grundnaehe herab, waehrend die andere mit Koederfisch auf Halbtiefe gehen sollte. Ich war gerade noch beim Zusammenstellen der Koederfischrute beschaeftigt, als ich ein aechzendes Geraeusch von der fischenden Rute hoerte. Ein Blick und die Rute wurde hart nach hinten gerissen, war praktisch horizontal und die Rolle liess widerwillig Schnur ab. Ich liess alles fallen und rettete meine Rute – wer weiss wie lange Halter und Rute diesem Druck noch standgehalten haetten!


    Der Fisch kam sofort an die Oberflaeche geschossen und katapultierte sich zweimal voll aus dem Wasser; das zweite Mal mit tollem Salto. Wow! Ich benutzte Release-Flasher die nach einem harten Ruck ausloesten und danach nur noch schlapp auf der Schnur glitten ohne Widerstand zu leisten. Damit konnte der Fisch ungehindert akrobatisch werden und man hatte einen direkten und unbehinderten Draht zum Fisch. Viel mehr Spass! Und dieser Coho nutzte diese Freiheit voll aus. Er tobte eine Weile an der Oberflaeche und schoss dann wieder tief. Der war ein guter, um die 10 Pfund. Es sollten auch einige in der 15 Pfund Klasse gefangen worden sein! Cohos sind zwar nicht ganz so kraftvoll wie grosse Chinooks, einfach der geringeren Gewichtsklasse wegen, aber Pfund fuer Pfund verkaufen sich die Cohos fantastisch und liefern einen atemberaubenden Drill.


    Bald hatte ich den Burschen in Bootsnaehe aber damit war der Kampf noch lange nicht vorbei. Neben dem Boot drehte er wieder auf und raste nach vorne, ueberholte mein Boot und wollte vorn quer kreuzen. Die andere Seite war noch frei weil die zweite Rute noch gar nicht drin war. Ich steckte meine Rute tief ins Wasser und zog die Schnur unter den Motoren und dem Boot auf die andere Bootsseite. Jetzt wurde es spannend: handelte es sich um einen markierten oder unmarkierten? Bis 1.10. konnte man nur markierte Cohos mitnehmen, alle anderen mussten schonend wieder freigelassen werden. Waehrend der Fisch nun neben dem Boot etwas Luft holte, versuchte ich eine Fettflosse zu erkennen. Nicht ganz einfach mit der Lichtreflektion auf dem Wasser und den Wellchen. Da war sie, Fettflosse war dran, der musste wieder los. Ich hatte meine Kamera noch gar nicht ausgepackt, also nur kurz die Zange geschnappt, das Vorfach festgehalten und einen guestigen Moment mitten im wild Herumschlagen des Fisches zu finden um den Einzel-Schonhaken auszuklinken. Schwupps, schon war er weg! Na das war ein toller Anfang gewesen!


    Ich musste mich erst einmal wieder auf Kurs bringen und das Chaos auf dem Deck lichten. Nach einigen Minuten waren dann beide Ruten im Wasser und ich steuerte wieder die Fangstelle an. Es gab an dieser Stelle zwar keinerlei Untergrundstrukture, die die Fische anlocken koennte, aber ich machte einen Stroemungssaum unweit von mir aus. Da brach sich die einsetzende Flutstroemung an einer Kehrstroemung. Zwar war es dort etwas wackeliger und es war auch eine Menge Schwimmkraut und Holz an der Oberflaeche, aber sowas roch immer nach Fisch. Ich versuchte knapp ausserhalb des Gemenge zu bleiben. Nach einer Weile wollte ich diese Strategies schon aufgeben als sich ploetzlich und ohne Vorwarnung wieder die Squidrute wild verneigte. Man konnte glauben, dass der Rutenhalter fast nachgeben muesste, so hart riss es an der Rute. Mann, die waren heute aggressiv! Die kamen wohl mit 50 km/h angeflogen und stoppten zum Anbiss nicht einmal ab!


    Wieder erlebte ich einen heissen Tanz, auch wenn dieser hier nicht ganz so springfreudig war. Dafuer schlug er bald in Bootsnaehe fast minutenlang Weisswasser; ich hatte keine Chance auch nur die volle Gestalt des Fisches zu erkennen so wild gebaerdete sich der Fisch. Wieder wollte er unter dem Boot durch aber diesmal konnte ich das nicht zulassen. Die Fernsteuerung fuer den Schleppmotor um meinen Hals war ein Segen bei so einem Solodrill. Dann stand der Coho mal ruhig neben dem Boot; aha, wieder ein wilder, so zwischen 8 und 9 Pfund. Schnell abgehakt und auf die Weiterreise geschickt. Das machte so viel Spass! Ich hatte sicher ein grossen Grinsen auf dem Gesicht!


    Komisch, dass auf Koederfisch nichts ging. Ich haette erwartet, dass das erste Wahl gewesen waere. Da ich die Squidrute tiefer gefischt hatte, liess ich den Koederfisch auch etwas tiefer herunter. Es schien, dass die Cohos heute 30 m und tiefer zogen, etwas ungewoehnlich. Und so trieb ich mich weiter in dieser Gegend herum. Da, ein Ruckeln am Koederfisch! Ich schlug an und fuehlte ein bisschen Gegenwehr; Shaker. Noch waehrend ich die Rute einzog, ruckelte auch die andere Rute los. Oh je. Ich war in einen grossen Schwarm Kleinlachse geraten. 30 cm Chinooks und noch kleinere Cohos; die sprangen jetzt einer nach dem anderen an die Haken. Die schienen ueberall zu sein. Nach dem 4. oder 5. machte ich hier Schluss; ich wollte die naechste Generation nicht verangeln. Es bestand immer die Gefahr, dass die grossen Einzelhaken durch das Auge oder durch die Kiemen gingen und dann die Ueberlebenschancen der kleinen Lachse stark reduziert wurde.


    Ich fuhr weiter raus wo ich einige andere Boote herumzirkeln sah. Um diese Jahreszeit schienen 3 Boote auf einen Quadratkilometer schon viel. Es ist sehr erholsam um diese Jahreszeit auf dem Meer zu fischen, besonders in der Woche; kaum Verkehr an den Marinas und an den Topstellen und wenn das Wetter noch so wunderschoen ist dann kann man relaxte Sternstunden beim Angeln erleben. Ich setzte die Koederfischrute noch tiefer, auf ca. 40m. Das Wasser war hier 130m tief. Ich fischte hier an einer scharfen Scharkante entlang. Da riss es auf einmal an der Koederfischrute. Sie ruckte noch wild bis ich sie aus dem Halter nahm, aber als ich anzog, war der Widerstand weg. Mist! Der Koederfisch war total zerfleddert. Schnell erneuerte ich den Koeder und liess wieder zur gleichen Tiefe ab. Nach 10 Minuten wieder das gleiche Spiel; ein wilder Biss aber nichts hing mehr dran als ich Kontakt aufnehmen wollte. Wie konnten diese Fisch nur einen Drilling und einen sauscharfen Angsthaken umgehen, aber den groessten Teil des Koederfisches erwischen? Gerissene Luder!


    Die Flutstroemung hatte mittlerweile ungemein Fahr aufgenommen und wenn man nicht gerade auf der Stelle bleiben wollte, blieb einem nichts anderes uebrig als langsam mitzudriften oder rasend schnell mit der Stroemung zu schleppen. Ich machte so ein Mittelding quer zur Stroemung und steuerte eine etwas ruhigere Kehrstroemung an. Hier war das Wasser wie Glas und ich konnte hin und wieder Koederfische aus dem Wasser springen sehen. Ich sah auch eine kleine Gruppe groesserer Fisch an der Oberflaeche finnen – das war wahrscheinlich eine Vorhut der Chums (Hundslachse), die sich gerne so verhielten. Auch sah ich zweimal einen Coho springen. Und letztlich tauchte auch noch ein Buckelwal ca. 100 m vor meinem Boot auf. Hier war Leben!


    Ich stellte beide Ruten wieder etwas flacher. Da! Die Koederfischrute loeste aus und ruckte los. Ich war gleich dabei und schlug an. Widerstand und Kopfstoesse, der hing. Waehrend ich mich auf den Drill vorbereitete, sah ich nun auch die Squidrute ausloesen und wild ruckeln. Na das konnte ja heiter werden, Doppelbiss! Ich drehte die Bremse der anderen Rolle etwas lockerer so dass der Fisch ersteinmal Schnur nehmen konnte und konzentrierte mich nun voll auf die Rute in meiner Hand. Vielleicht hatte ich ja Glueck und der Haken an der anderen Rute hielt bis ich mit dem hier fertig war!
    Ich machte ordentlich Druck aber der Fisch liess sich nicht draengen. Er zog ersteinmal stur seine Bahnen und hatte so seine Ideen. Auch dieser setzte einmal zur Flugakrobatik an und wollte dann partout auf die andere Bootsseite. Kostete mich einige Anstrengung das zu verhindern. Als ich den ersten guten Blick auf den Fisch werfen konnte, stach gleich eine schoene fette Fettflosse heraus. Aha, der musste eh wieder schwimmen. So forcierte ich den Drill denn ich sah, dass die andere Rute im Halter immer noch herumwippte. Beim Versuch den Coho am Vorfach zum Boots zu zerren und den Haken zu entfernen, bekam ich eine ordentliche Dusche und ich musste die Schnur wieder fahren lassen. Beim dritten Versuch hatte ich endlich Zugriff und hebelte den Drilling aus dem Mundwinkel. Der Drilling kam total zermuellert heraus und der Fisch schoss davon. Ich raeumte schnell die Rute weg und schnappte mir die andere. Der Fisch hing immer noch und weil ich erwartet hatte, dass er sich bis jetzt schon ausgetobt hatte, war ich ueberrascht was dieser Kerl noch so alles drauf hatte.


    Es ging noch paar Mal hin und her und ich musste noch ein paar Male Schnur geben. Selbst neben dem Boot gebaerdete sich der Fisch wie ein Verrueckter und schlug Schaum und sprang und sausste hin und her. Ich nahm die Kamera und schoss ein paar Fotos waehrend er sich austobte. In einer Ruhephase bekam ich mal einen guten Blickwinkel auf den Fisch und siehe da dieser war markiert! Ich hatte den Kescher gar nicht griffbereit und so packte ich nur das 40 Pfund Vorfach und schwuppte den Fisch ins Boot. Gelungen! Hier tobte er noch eine Weile herum und das Boot sah aus wie eine Schlachtbank. Ein feister 9 Pfuender! Nicht schlecht, dachte ich!


    Es dauerte eine Weile bis ich alles geordnet, bekoedert und wieder eingesetzt hatte. Ich drehte nun weitere Runden an dieser fischigen Stelle und wurde in den naechsten 1,5 Stunden noch mit zwei weiteren Cohos belohnt. Einer am Squid und einer am Koederfisch. Beide um die 10 Pfund und schoene Milchner mit Laichhakenansatz. Aber beide waren unmarkiert und durften weiterschwimmen.


    Ich verpasste noch ein/zwei Bisse und musste insgesamt feststellen, dass die Lachse jetzt nicht mehr so aggressiv wie noch heute vormittag bissen. Dann war auch mal eine Beisspause angesagt. Ich probierte sogar eine dritte Rute mit einem tieflaufenden Wobbler. Leider war das aber nicht so beliebt wie ich gehofft hatte. Ich hoerte ueber Funk, dass einige Cohos bei Secretary Island gefangen wurden und konnte dort in ca. 1 km Entfernung auch ein paar Boote ausmachen. So liess ich mich mit der Flut dahintreiben. Unterwegs kam ich wieder in einen Schwarm kleiner Chinooks hinein, die meinen Koederfischvorrat arg schroepften. Aber ich wollte eh bald einpacken. Vor der Insel zog ich ein paar Runden von dicht unter Land bis ueber tiefes Wasser. Ein Ruck an der Koederfischrute liess mich aufblicken, die Rute loeste aus aber blieb ruhig. Nichts, es kam kein Nachfasser. Der Koederfisch war wieder vollkommen zerstoert. Ich montierte einen meiner letzten Koederfische und setzte diese Rute wieder etwas tiefer.


    Ich war schon in meinen letzten 5 Minuten als die Koederfischrute nochmal anruckte. Diesmal stand ich gleich daneben und bekam schnell den Kontakt. Der hing! Ich genoss nochmal einen sportlichen Drill mit allem Spektakel den Cohos nun mal so bieten. Meine Jungs waeren jetzt so neidisch auf mich, dachte ich nur! Als ich den vielleicht 7 Pfuender am Boot hatte, war ich regelrecht ueberrascht noch mal einen markierten Coho zu sehen. Der durfte als Abschiedsfisch noch mit! Fantastisch! Wieder wuppte ich den Fisch nur ins Boot – es lohnt sich ja nicht den Kescher noch in der letzten Minute schleimig und nass zu machen! Damit war ich am Coho Limit. War auch Zeit einzupacken, musste ja noch filettieren! Ein klasse Tag, regelmaessig was am Haken, tolle Drills, bestes Spaetsommerwetter und 4 schoenste Filets zum mitnehmen! Schwer zu toppen!

    Ich wurde jetzt schon mehrmals gefragt ob und wie man an Lachse herankommt wenn im Fluss nichts geht. Da der Lachsaufstieg vorallem in regengespeisten Fliessgewaessern wie auf Vancouver Island z.B. nicht genau berechenbar ist und Touristen normalerweise nur so ein Zeitfenster von 2-3 Wochen haben, kann man die Lachse auf seiner Traumreise sogar komplett verpassen. Das passiert meistens wenn die Spaetsommer oder Herbstregen verspaetet sind. Dann sitzen die Lachse vor den Flussmuendungen im Meer fest. So wie und wo kommt man als Touriangler da am besten an die Lachse ran?


    1) Wer das Budget hat kann natuerlich mit einem Guideboot die Lachse bequehm und fast mit Fanggarantie erreichen. Vielen ist das zu teuer und fuer einige ist der Reiz auch groesser die Lachse selber und mit eigenem Geraet zu ueberlisten.


    2) An einigen wenigen Stellen gibt es Mietboote mit denen man es als Touri Lachsangeln im Meer probieren kann (Moutcha Bay Resort - Nootka, Pedder Bay Marina - Victoria, Horseshoe Bay - North Vancouver).


    3) An der Kueste von Van Island kann man Lachse auch vom Ufer aus fangen. Die Arten die dazu infrage kommen sind vornehmlich Coho (Silber) und Pink (Buckel). Seltener gelingt der Fang eines Chinooks (Koenig) vom Ufer aus. Erst einmal muss man sagen, dass die Moeglichkeit auf diese 3 Arten ueberhaupt nur zwischen Juli und Sept besteht. Cohos und Pinks sind ausserhalb dieser Zeit weit offshore im Pazifik. Chinooks sind zwar ganzjaehrig in Kuestennaehe, aber nur in dieser Zeitspanne in Wurfweite vom Ufer.


    4) Am ehesten hat man die Chance an Cohos vom Ufer aus heranzukommen. Stellen die dazu geeignet sind, sind Klippen mit tieferem Wasser und Kelppflanzenguertel davor. Frueh morgens und abends rauben an solchen Stellen garantiert ein paar Cohos. Besonders an der ganzen Westkueste Vancouver Islands ist das erfolgsversprechend. Aber auch an einigen Strecken der Sued und Ostkueste der Insel und an der Festlandkueste. Schlanke Blinker, kleine Pilker oder grosse Streamer an der Fliegenrute mit extrem schnellsinkender Schnur. Immer Ausschau nach an der Oberflaeche raubenden Fischen halten. Entweder sind das Felsenbarsche oder Cohos.


    5) Ab Ende August bis Ende Okt sind die Sand-und Kiesstraende vor Flussmuendungen hochinteressant fuer Cohos und Pinks. Bei Ebbe eher im Salzwasser um die Muendung herum, bei Flut direkt im Muendungsbereich oder direkt im Fluss. Spinner, schlanke Blinker und vorallem Streamer sind hier erfolgreich. Auch hier Augen offenhalten, die Lachse verraten sich an der Oberflaeche. Fuer diese Angelei sind Wathosen ratsam. Gute Stellen auf Van Island fuer diese Fischerei: Port Renfrew - San Juan River Muendung, Campbell River - Campbell River Muendung, Oyster River Muendung, Big Qualicum River Muendung.


    6) Die beste Chance einen Chinook vom Ufer aus zu fangen, abgesehen von Zufallsfaengen beim obengenannten Cohoangeln von Klippen, ist von menschengemachten Strukturen wie Piers und Molen. Da waeren z.B. die Mole (breakwater) in Victoria, der Pier in Sidney fuer eine halbe Chance auf Chinook; am besten geht's am Pier von Campbell River. Der ist extra in die Reiseroute aller Lachszuege hineingebaut worden um bootlosen Anglern eine faire Chance zu geben. Zwar wuerde ich da auch keine taegliche Fanggarantie geben, aber wer sich im August dort 3 Tage richtig Zeit dafuer nimmt, wird sehr wahrscheinlich mit einem Lachs belohnt. Die haben sogar Leihgeraet am Pier-Kiosk, Wenn man den Buckellachszug perfekt erwischt, kann man auch Sternstunden mit zweistelligen Ergebnissen haben. Der Trick ist seinen Pilker (60-100g) beim Stroemungsstillstand anzubieten. Ausserhalb dieses kurzen Zeitfensters reisst die Stoemung der Johnston Strait wie ein Fluss und man hat kaum eine Chance den Pilker in Grundnaehe zu kriegen. Tipp: knall-pinke Pilker versuchen!

    Ungewoehnlich, aber wahr; es hat schon Anfang September ausgiebig geregnet und die Flussangelsaison ist da! Aber nicht nur das, Gott sei Dank ist damit auch die schlimme Waldbrandsaison im inneren BC’s zu Ende und Mensch und Natur koennen wieder atmen! Normalerweise habe ich September seit ich hierher gekommen bin als eine trockene und noch durchaus sommerliche Zeit kennengelernt. Die meisten Jahre kamen die Herbstregenfaelle erst ab Mitte Oktober und bis dahin konnte man sich noch getrost einer sommerlichen Illusion hingeben. Nicht dieses Jahr. Am 6.9. oeffneten sich die Himmelsschleusen und es kam herunter, aber richtig! Den ganzen Freitag hindurch und auch am Sa mit kuerzeren Pausen. Was alle Sommerfans und viele Touristen natuerlich schade finden, ist aber ein Segen fuer die Natur und vorallem fuer die Lachse. Die Rotlachse, die Buckellachse und die Chinooks sammelten sich schon vor den Flussmuendungen und warteten auf eine Gelegenheit zu ihren Laichgruenden vorstossen zu koennen. Es hat Jahre gegeben, in denen die fruehen Lachse im Brackwasser zugrunde gingen bevor sie auch nur eine Chance hatten fuer Nachwuchs zu sorgen weil die Regenfaelle und damit guenstige Fluss und Bachpegelstaende erst Ende Oktober kamen; was aber zu spaet fuer einige Lachsarten war. Chinooks z.B. brauchen mindestens 30 cm Wassertiefe um aufsteigen zu koennen. Ausserdem sterben Lachse in sommerlich warmen, abgestandenen Wasser schnell ab.


    Somit haben wir dieses Jahr die seltene Konstellation, dass noch gutes Lachsangeln im Meer moeglich ist weil noch etliche Lachsstaemme und Lachsarten im Meer unterwegs sind, aber auch schon eine Lachsfischerei im Suesswasser moeglich ist. Im Anbetracht der Moutcha Bay Kajakderby Fangresultate vom 1.9-2.9., wo Angler von Kleinbooten 100 Chinooks direkt vor dem Resort an der Muendung des Conuma River gefangen hatten, hatte ich mit meinen beiden Jungs und deren Freund Alec beschlossen am letzten Wochenende dorthin zu fahren um mit dem Kanu und unserem Froschboot ein paar grosse Chinooks zu drillen. Wir waren alle super aufgeregt in der Erwartung wie wohl ein Grosslachsdrill von solchen Kleinbooten erfolgreich oder weniger erfolgreich ablaufen koennte. Das Schoene war, dass wir das 17 Fuss Kanu und das Froschboot ohne Anhaenger einfach mit dem SUV mitbringen konnten und so die 1 stuendige Schotterpistenstrecke von Gold River zu Moutcha Bay Resort kein logistisches Hindernis ergab. Kanu auf’s Dach und Froschboot hintenrein.


    Wir donnerten erst am Sa Nachmittag die 3 Stunden nach Campbell River. Dort zueckten wir gleich einmal die Ruten als wir am Campbell River selber direkt neben der Strasse anhielten. Ich packte meine Fliegenrute heraus, die drei Jungs die Spinnruten. Was muss ich sagen, Fliege war die richtige Wahl. Da der Abfluss des Campbell Rivers von einem Staudamm geregelt wurde, hatten die schweren Regenfaelle nicht zu einer grossartigen Abflusserhoehung gefuehrt. So floss der Campbell relativ flach und klar ueber die vielen Steine durch sein Bett. Da ich den Campbell River in der Vergangenheit schon zum Lachsaufsteig geschnorchelt hatte, wusste ich, wo sich die Lachse gerne aufhielten. Es waren jetzt viele Buckellachse im Fluss (Pinks) und ein paar Chinooks. Die besten Stellen waren kleinere Becken unterhalb von grossen Felsbrocken im Fluss. Dort standen die Pinks gerne in Gruppen um sich fuer den naechsten Aufstiegsabschnitt auszuruhen. Meine kleine rosa selbstgebundene Lachsfliege liess ich immer wieder durch so eine Stelle schwingen, moeglichst dicht ueber Grund und direkt an den stehenden Pinks vorbei oder mittendurch. Irgendwann schnappt dann mal einer zu, aus reinem Aerger, weniger aus Fressreflex. Aber man muss den Pinks die Fliege wirklich dicht vorsetzen, sie jagen ihr nicht hinterher wie das Cohos oder vielleicht noch Hundslachse taeten.


    Ich hatte kaum 3 oder 4 mal geworfen, rums und ich war am Fisch. Ich drillte 2 kleinere Pinks ins Flache und zeigte meinen Jungs stolz den Fang. Als ich noch zwei kurz danach hakte, aber im Drill verlor bettelte Alex mal mein Geschirr probieren zu duerfen. Er hatte anfangs noch etwas Probleme die schwere Sinktipschnur halbwegs gerade auszuwerfen, aber man musste ja gar nicht weit werfen. Etwa 10 m vor uns schoss das Wasser ueber ein paar Felsbrocken und dahinter hatte sich eine tiefere Rinne gebildet. Endlch hatte Alex die Technik gemeistert und ein Wurf landete perfekt in der Rinne. 2 Sekunden sinken lassen und dann schnell einstrippen; so hatte ich ihm gesagt. Er setzte zum zweiten Mal strippen an und ploetzlich war die Rute krumm und wippte stark. Alex jauchzte auf. Der Fisch schoss aus der Rinne durch ein paar Stroemungsrinnen stromab und Alex sprang von Stein zu Stein am Ufer hinterher. Selbst mit einer Klasse 8 Fliegenrute hatte man bei 4 Pfund Buckellachsen in der starken Stroemung ersteinmal nichts zu lachen. Das war ein knallhartes Tauziehen. Dann endlich konnte Alex den maennlichen Pink in ruhigeres Wasser ziehen und mit den Fuessen im flachen Wasser einkesseln. Ein kurzes Foto mit dem herrlich verfaerbten und verbuckelten Pinkmaennchen und dann sausste er wieder in den Fluss.
    Jetzt hatte Alex Blut geleckt und war voll konzentriert dabei. Es klappte mit dem Werfen auch schon ganz gut jetzt. Rums und schon war wieder einer dran. Der schlug sich noch frei aber 5 Minuten spaeter fing er noch ein Pinkmaennchen. Er war so stolz auf seinen Erfolg. Ich durfte auch noch mal ran und hakte einen Pink in der Rueckenflosse. Das passiert schon recht haeufig wenn man solch dicht gedraengte Lachsschulen anwirft. Ich versuche dann immer den Drill schnell zu beenden und den Haken auszureissen aber oft haengt der Schonhaken erstaunlich fest in einer Flosse oder in der ledrigen Haut. Dann hat man zu tun selbst einen kleineren Lachs, der sich quer stellen kann, gegen die Stroemung zu dirigieren. Den Jungs scheinte von aussen haken nichts auszumachen – je mehr Rabatz desto besser!


    Alec konnte nun auch nicht mehr zuschauen und erbat sich mal meine Rute. Er hatte allerdings Pech und verfing die Fliege zweimal in den Steinen und beschloss nach den Verlusten aufzugeben. Es war auch schon dunkel. Am Spinnzeug ging nicht viel. Ricardo hatte zwei fingerlange Forellen an einem kleinen Blinker erwischt. Die Lachse wollten nur Wolle heute!


    Hungrig fiel unsere Gruppe ueber ein naheliegendes Restaurant her um danach die einstuendige Fahrt nach Gold River im Dunkeln zu bewerkstelligen. Normalerweise ist die Fahrt von Campbell River nach Gold River eine Scenic Tour, fuehrte sie doch am Fusse des alpinen Strathcona Gebirge mit Gletscher vorbei, an einigen grossen Seen und herrlichen Gebirgsbaechen und Taelern entlang. Im Dunkeln, spaet abends bei einsetzendem Regen war die Piste nicht so toll, zumal ich ja immer Fahrdienst hatte. Um 22:00 Uhr waren wir in Gold River und fanden gluecklicherweise noch ein ordentliches Motel, dass noch offen war. Den Wecker auf frueh gestellt und ruck zuck eingeschlafen.

    Frueh raus und schnell das Continental Breakfast verdrueckt. Dann ab ins Auto und die 50 minuetige Fahrt nach Moutcha Bay ueber die Schotterpiste. Es goss in Stroemen und ich war mir nicht mehr ganz so sicher, ob es die ganze Muehe wirklich wert sein wuerde. Bei solchen Wolkenbruechen wuerden wir es nicht lange in den Kleinbooten aushalten. Wir kamen an den Zufluessen des Conuma Rivers vorbei oder fuhren drueber und es waren braune Sturzfluten. Oje, das sah nicht nach optimalen Flussangelbedingungen aus! Als wir in Moutcha Bay die Boote auspackten, liess der Regen nach. Na wenigstens was! Das Resort sah schon ganz schoen verlassen aus. Ein paar Boote lagen noch in der Marina und die Lodge mit ihren Gaestewohnungen war noch in Betrieb aber man merkte, dass hier bald Schluss war. Als wir vom Ufer ablegten, hoerte der Regen ganz auf. Alex und ich paddelten mit dem Kanu Richtung Flussmuendung und Ricardo und Alec fuhren im Froschboot mit dem Elektromotor nebenher. Wir entwickelten soetwa die gleiche Geschwindigkeit. Vom Hoerensagen wusste ich, dass bei Sommerwasserstand im Fluss die wanderlustigen Chinooks sich vor dem Resort und der Flussmuendung (ca. 500 m entfernt) in der Meeresbucht in grossen Gruppen versammeln und umherziehen um auf hoehere Pegelstaende im Fluss zu warten. Das kann in manchem Jahr wochenlang dauern und es koennen sich zehntausende grosse Chinooks ansammeln. Oft springen oder saussen sie dann an der Oberflaeche herum. Fressen tun sie zwar dann schon nicht mehr, aber hin und wieder ging einer aus reiner Aggression auf einen angebotenen Koeder wie Blinker, Pilker, Spinner oder Streamer. Die Prozentzahl der potentiellen Beisswilligen war zwar gering aber wenn man tausende Fische dicht beisammen hatte, dann fanden sich eben genug beisswillige darunter.


    Als wir nun zur Flussmuendung fuhren, sahen wir hier und da einen Springer oder im Flachen eine Bugwelle vereinzelter Lachse aber es gab kein Zeichen von grossen Schulen. Eine Menge Robben waren wohl auch auf der Suche nach den Lachsen. Wir waren zu spaet – die vielen Chinooks waren schon in den Fluss gezogen! Es kamen zwar immer wieder neue Schulen aber nur in kleineren und verstreuten Gruppen und so blieben alle unsere Anwurfversuche fruchtlos. Wir drifteten umher und warteten bis wir an der Oberflaeche Zeichen von Fischen sahen und warfen diese dann an. Aber wir konnten keinen Fisch zum Anbiss ueberreden. Es waren einfach nicht genuegend Fische da um eine realistische Chance auf einen der wenigen Beisswilligen zu haben. Wir beschlossen den Lachsen in den Fluss hinterherzuziehen. Es war gerade Flut und so hatten wir gute Bedingungen durch das Delta in den eigentlichen Flussstrom zu gelangen. Je weiter wir den Fluss hochkamen, desto mehr Leben war im Wasser. Und ueberall Wasservoegel und vorallem Adler die jetzt ihre fetten Wochen hatten. Es war aber auch anstrengend gegen die immer staerker werdende Stroemung anzupaddeln und Alec und Ricardo sorgten sich um den Batteriezustand – schliesslich mussten sie ja noch den Weg zurueck schaffen. So legten wir an einer guenstigen Stelle an und machten uns zu Fluss auf dem Weg flussaufwaerts. Wir nahmen unsere Fliegenruten mit.


    Wir wanderten einen Pfad vom Fluss weg durch den Wald bis wir vielleicht 2 km stromauf wieder an den Fluss kamen. Ich kannte diese Stellen hier; hier hatte Alec im Juli seine grossen Forellen gehakt. Aber der Fluss und die Stellen waren kaum wiederzuerkennen; das Baechlein war ein reissender Fluss von vielleicht 30 – 40 m Breite geworden und die Fluten waren braun. Wir wagten ein paar Wuerfe hier und da aber fanden keine richtig vielversprechende Stelle wo sich die ziehenden Lachse dichter versammelten. Wir schlugen uns einen kleinen Pfad am Ufer entlang wieder flussabwaerts und mussten paar Mal durch dickstes Gestrueppt und tiefe Wasserloecher klettern. Ploetzlich oeffnete sich der Dschungel und wir standen an einer Flusskurve. Die schnelle Stroemung traf vor unseren Fuessen auf den Prallhang – hier war nichts mit angeln. Aber auf der anderen Flussseite bildete sich am Gleithang eine ruhige Kehrstroemung. Ricardo und Alec riefen ploetzlich aufgeregt auf und zeigte dorthin. Ha, dort standen die Chinooks gestapelt. Wir sahen grosse Schulen von schwarzen Schatten unter der Oberflaeche ziehen. Immer wieder im Kreise zogen die Lachse durch diese Stelle. Das waren mehrere hundert und das waren nur die, die wir an der Oberflaeche sahen. Wieviele wuerden noch tief unten am Grund stehen? Sie ruhten sich aus um dann irgendwann die schnellen Flussstellen zu meistern. Es war hoffnungslos fuer uns diese Lachse zu erreichen. Ich versuchte verzweifelt stromauf und stromab eine Stelle zu finden wo man ohne Lebensgefahr den Fluss haette ueberqueren koennen – nichts. So blieb uns nur die Fische von fernab zu bewundern. Wir wanderten dann wieder zu unseren Booten zurueck um nun neumotiviert nach noch weiteren Lachsschulen zu suchen. Wir paddelten soweit stromauf wie gegen die Stroemung moeglich und fanden dann eine Stelle die Platz zum Anwerfen einer vielversprechenden Rinne hatte. Alex und ich waren zuerst dort und schwangen bald unsere Fliegeruten. Alex fischte einen Seitenarm hinter mir ab und ich konzentrierte mich auf die tiefe Rinne vor meinen Fuessen. Hin und wieder sprang oder buckelte ein Chinook in Wurfweite und spornte mich an. Ich musste nur aufpassen, da war ein versunkener Baumstamm ca. 10 m stromab von mir, genau in meinem Driftweg.


    Ricardo und Alec paddelten (um die Batterie zu sparen) nun auch auf meine Stelle zu und landeten gerade als ich einen Ruck an meiner Fliege spuerte. Ich zog augenblicklich an und die Rute blieb krumm. Im ersten Moment konnte ich noch kein Leben spueren und dachte ich haenge am Grund fest aber dann kamen die ersten Kopfstoesse. Fish on! Ich rief es laut aus und die Jungs hinter mir wurden lebhaft. Mein Fisch zog erstmal ruhig und gelassen Richtung Flussmitte. Alex war schon direkt hinter mir und feuerte mich lautstark an, Alec sprang nach dem Kescher der sich natuerlich in den Zweigen des Ufergebuesches verfing und Alec zur Panik brachte. Auf einmal war die Hoelle los hier! Ich liess mich nicht aus der Ruhe bringen; ich liess den Fisch immer wieder ein Stueck fahren, aber machte dann Druck. Ich konnte es mir nicht erlauben den Fisch weit wegschwimmen zu lassen. Ich hatte keine Moeglichkeit ihm etwa am Ufer zu folgen. Und ich konnte ihn auf keinen Fall stromab in den versunkenen Stamm lassen.


    Der Lachs war stark aber auch nicht unbeherrschbar, das merkte ich bald. Es konnte kein kapitaler 20 Pfund plus Chinook sein, aber es war auch kein Kleiner! Immer wenn ich ihn fast zur Oberflaeche gezogen bekam und vielleicht bald mal eine Gestalt haette sehen koennen, zog er wieder stur in die Tiefe. Dann hatte er ploetzlich die Idee stromab zu rasen. “Das darf nicht passieren!”, dachte ich nur und meine Hand hielt die Rollenspule fest. Die Rute bog sich zum Bersten aber hielt und der Lachs kam nun hoch. Jetzt sahen wir einen goldenen Schatten unter der Oberflaeche. Ein mittelmaessiger Chinook! Ich bekam ihn gedreht und er zog wieder stromauf. Langsam wurde er muede. Alec stand nun mit dem Kescher bereit vor mir. Ich gewann Schnur zurueck und machte Druck. Der Lachs kam hoch und auf uns zu. Ich wagte es, hielt die Rolle zu und lief ein paar Schritte rueckwaerts und zog den Fisch auf Alec zu. Der tauchte den Kescher ein und langte zu – verpasste aber den Fisch, der sich nun drehte und wieder wegwollte. Doch Alec schwang den Kescher herum und stellte ihn dem Fisch vor die Nase und der schwamm hinein. Geschafft! Gluecklich und stolz hob Alec den Kescher hoch.


    Da lag ein herrlich gezeichneter goldfarbener Chinook um die 10 Pfund drin. Die Jungs bewunderten und betaetschelten den Fisch, der sich nun im Kescher schwimmend ausruhte. Ich holte ihn fuer ein kurzes Foto heraus, nahm den Haken, der einwandfrei im Mundwinkel sass heraus, und liess ihn wieder schwimmen. Klasse! Es geht doch! Nun war der Bann gebrochen und die Jungs warfen nun ihre pinken Streamer immer wieder an meine Fangstelle. Fuer 4 Angler war hier kein Platz und so machte ich Pause und Snackzeit und schoss ein paar Fotos.


    Ploetzlich war Alec’s Rute krumm. Aha, Fish on! Wieder ging ein Spektakel los und Alec kommentierte jede Bewegung seines Fisches lautstark und aufgeregt. Man haette ein tolles Anglerhoerspiel daraus machen koennen. Nach einigen Aufregungen konnten wir auch diesen Chinook keschern. Selbe Erscheinung, einen Tick groesser als meiner, musste ich zugeben. Nach ausreichender Bewunderung durfte auch der wieder schwimmen. Weitere Bemuehungen blieben nun vergeblich; vielleicht auch weil es mittlerweile auf Ebbe wechselte und keine neue Lachse aufstiegen. Ich mahnte zum Aufbruch, schliesslich wollten wir vor dem Dunkelwerden nochmal am Campell River Buckellachse aergern! Ich fuhr mit Alex zuerst flussab. Wir stoppten nochmal auf der anderen Flussseite und Alex schwang nochmal seine Rute. Ich suchte noch einen geeigneten Standort als Ricardo ploetzlich “Baer!” zu mir herrief. Ich schaute mich um, konnte aber in dem Ufergestruepp nichts erkennen. “100 m weg von Euch!” hoerte ich die Jungs rufen. Sie paddelten etwa 100 m stromauf am Ufer entlang und ich sah sie ans Ufer starren und zeigen. “Jetzt nur noch 50 m, der kommt direkt auf Dich zu, Papa!”. Ok, es war Zeit einzupacken. Wenn ein Baer sich ein Ziel gesetzt hat, sollte man nicht im Wege stehen.


    Als ich Alexander ins Kanu eingepackt hatte, riefen die Jungs “Er ist direkt hinter Euch!”. Wir legten ab und fuhren ein paar Meter stromauf. “Da ist er!”, rief Alex vorne im Kanu. Jetzt sah ich auch die schwarze Wolle im Dickicht. Er lief am Ufer entlang und durchs Gestruepp und kletterte ueber gefallene Baeume. Wir verfolgten ihn leise vom Wasser aus. Er hatte uns gerochen und drehte nun um und zog wieder stromauf. Wir blieben ihm lautlos fuer vielleicht 15 Minuten auf den Fersen. Er kuemmerte sich bald nicht mehr um uns und frass an Straeuchern und schwamm durch einen Altarm. War toll einen Baeren mal so lange beobachten zu koennen. Aber dann war es hoechste Zeit zum Aufbruch. Wir liessen uns die erste stromab Stecke mehr oder weniger von der Stroemung treiben. Um eine Flusskurve herum stand ploetzlich auf einer kleinen Lichtung eine ganze Herde von Wapitihirschen am Ufer. Wir kamen wenige Meter an ihnen vorbei und der Leithirsch schaute uns nicht gerade begeistert an. Wir sahen zu, dass wir zum anderen Flussufer kamen. Die Hirsche marschierten auch weiter weg vom Ufer so dass wir bald eine sichere Distanz hatten. Wenn man so einen Hirsch von der Bootsperspektive sieht, bemerkt man erst einmal wie riesig diese Tiere sind. Alexander war sehr beeindruckt. Wir paddelten weiter durch das wilde Flussarmgewirr des Deltas bis wir wieder in die Meeresbucht kamen.


    Dort stand uns nun leider der Wind ins Gesicht. Und an den flachen Sandbaenken vor der Flussmuendung bauten sich schon kleine Wellen auf. Nichts Schlimmes aber doch genug um unsere Kleinbootkapitaene ins Schwitzen zu bringen. Obendrauf war nun die Batterie des Froschbootes erschoepft und die beiden mussten sich in die Riemen legen. Die letzten 200 m band ich das Froschboot noch hinten an das Kanu und half mit voranzukommen. Erschoepft kamen wir am Moutcha Bay Resort wieder an. Schnell war alles auf- und eingeladen und dann donnerte ich los. Wir schafften es in reichlich 1,5 h nach Campbell River; schneller geht es wirklich nicht ohne Kopf und Kragen zu riskieren. Dort hatten wir dann noch 2 h Tageslicht. Wir wollten es erst im kleineren Quinsam River, einem Nebenfluss des Campbell Rivers, probieren aber hier waren die Fluesse noch nicht so angeschwollen, im Gegenteil es war sehr flach im Quinsam und nicht sehr geeignet fuer unser Geraet. So setzten wir um und angelten an der Muendung des Quinsam in den Campbell.


    Es sah dort erst auch nicht so vielversprechend aus, aber ich machte eine gute Stelle aus wo doch wohl sicher ein paar Pinks hinter einer ueberflossenen Steinreihe standen. Und ich hatte nicht unrecht. Ricardo angelte dort als erster und holte einen Pink nach dem anderen heraus. Wann auch immer ich zu ihm hinschaute war seine #7 Fliegenrute voll durchgekruemmt. Und er strahlte von Ohr zu Ohr. Alec gesellte sich zu ihm und war nun auch bald am Fisch. Alex kam als letzter hinzu und brauchte etwas laenger um die richtige Wurfweite und Treibtaktik zu finden. Bald kamen auch die ersten Haenger und Abrisse hinzu und da ich Traeger der Utensilien war, war ich bald nur noch mit Reparaturen beschaeftigt. Machte mir aber nichts aus. Die Jungs hatten einen Heidenspass!


    Ich suchte mir nur paar Meter stromab von den Jungs eine ganz kleine Kehrstroemung hinter einem grossen Stein raus um auch mal paar Wuerfe zu probieren. Die Stelle war vielleicht 2x3m gross und konnte keinen grossen Schwarm beherbergen aber es sah fischig aus dort. Es stellte sich raus, dass die Stelle auch nicht sehr tief war, vielleicht 1 m. Mit meinem schweren Sinkkopf hing ich schnell am Grund fest wenn ich nicht sofort nach dem Auswerfen begann einzustrippen. Die Stelle war nur 5-6 m weg von meinem Standort und so brauchte ich die Fliegenschnur eigentlich nur auszuschwingen. Es tat sich aber nichts. Ricardo hatte ploetzlich etwas Groesseres gehakt was im Nu die Haupstroemung erreichte und den Fluss hinabschoss. Ricardo stolperte im flachen Wasser hinterher. Hier war vielleicht ein Chinook eingestiegen aber Ricardo mit seiner leichten #7 Rute vollkommen ueberfordert. Das konnte nicht gutgehen. Der Fisch war schon mehr als 100m weiter stromab und in einer Stromschnelle brach der Kontakt ab. Ricardo war sichtlich enttaeuscht aber konzentrierte sich bald wieder auf die zahlreichen Pinks an seiner Stelle. Es wurde nun schon duster als auf einmal 3 Schwarzbaeren am anderen Ufer aus dem Dickicht kamen. Eine Mutter mit zwei fast schon erwachsenen Jungen. Die drei trollen sich gemaechlich am anderen Ufer entlang, sicherlich in der Hoffnung eine leichte Lachsbeute zu finden.


    Ein harter Ruck an meiner Rute riss mich aus meinen Beobachtungen heraus. Aha, da war also doch ein Fisch. Ich konnte den Pink von der Haupstroemung fernhalten und drillte ihn im flacheren Wasser aus bevor ich ihn wieder auf die Reise schickte. Ich kontrollierte meine Fliege und schwang sie wieder zur Stelle. Ich schwoere sie hatte gerade das Wasser beruehrt da war schon wieder ein Fisch dran. Nanu? Erst gar nichts und nun zwei hintereinander? Noch ein Pink Weibchen im Laichkleid. Der naechste Wurf ging leer aus aber der naechste danach brachte den naechsten Biss. Und ploetzlich waren sie da. Es musste nun auf einmal in meinem kleinen Loch nur so wimmeln vor Fisch. Ich konnte im Halbdunkeln auch hier und da eine Rueckenflosse erkennen. Es musste ein neuer Schwarm aufgestiegen sein und machte jetzt an meiner Stelle Rast. Ich fing nun einen Fisch nach dem anderen, einige hakte ich auch von aussen, ein untruegliches Zeichen, dass der Fisch dick vor meinen Fuessen stand. Alex praesentierte mir nun auch noch stolz einen gefangenen Pink. Als es stockdunkel war liessen die Bisse merklich nach und wir machten Schluss. Ein toller Abschluss eines abenteuerlichen Wochenendausfluges. Wir suchten uns noch ein Restaurant zum gemeinsamen Abendbrot und liessen die vielen Eindruecke noch mal nachwirken. Dann ging es auf den Highway zur dreistuendigen Heimfahrt. Natuerlich war ich total platt nach der Tour aber es war wirklich ein tolles Erlebnis gewesen.