Beiträge von cohosalmon

    Hier mal ein kurzer Bericht vom vorherigen Wochenende. Wir hatten Deutschlandbesuch von einem Forumsmitglied und seiner besseren Haelfte. Wir hatten schon vor einiger Zeit kommuniziert und uns fuer das Wochenende zum Angeln auf dem Meer verabredet. Moritz und Lotte hatten eine Rundreise durch BC unternommen, mit der letzten Station auf Vancouver Island. Leider hatten sie riesiges Pech; durch die extremen Waldbraende im Inneren BCs war auf der ganzen Tour wegen Rauch und Qualm kaum ein Berg oder Panorama zu sehen gewesen. Die Luft kann auch nicht sehr angenehm gerochen haben; sogar hier auf der Insel war es fuer 3-4 Tage dunkel und verqualmt gewesen. Das war wirklich ein bloedes Timing fuer so eine weite Reise! Aber ich sag’s hier nochmal, die Waldbrandsituation von Saskatchewan bis BC in Kanada und bis nach Kalifornien runter wird jedes Jahr schlimmer und kann einem den Urlaub und seine Traumreise arg versauen. Wer die Moeglichkeit hat, vermeidet Juli und August und plant lieber die Vor-oder Nachsaison. Juni und September sind fantastische Zeiten um hier zu reisen. Nicht nur weil man die Braende vermeidet, aber auch weil alles nicht so voll und auch billiger ist.


    So konnte ich den beiden hier bei uns vor Victoria und Sooke nicht mal die herrlichen Bergpanoramen des Mt. Baker oder des Olympic National Park zeigen. Alles war im Halbdunkel und im rauchigen Nebel verhuellt. Wir planten 2 Tage Lachsschleppen vor East Sooke. Es war zwar gerade Hochsaison auf Lachse hier vor Ort mit 3 verschiedenen Lachsarten, die gerade durchzogen, allerdings kamen erschwerend die extremen Gezeiten dazu. Das Wochenende war kurz nach Vollmond und hatte die mit niedrigsten Ebbfluten des ganzen Jahres. Keine Idealbedingungen zum Angeln. An Heilbutt war schon gar nicht zu denken. Ich war trotzdem hoffnungsvoll, dass ich Moritz an seinen ersten Lachs bringen wuerde.


    Am Samstag kam mein Sohn Alex mit und wir slippten in Sunny Shores im Sooke Basin. Ich wollte mal wieder die Krabbenfalle auslegen um die beiden vielleicht auch mit diesem kulinarischen Genuss zu verwoehnen. Im Sooke Basin hatte ich die letzten Jahre den konstantesten Erfolg beim Krabbenfangen. Dann fuhren wir zur Trap Shack Bucht vor dem East Sooke Park um Lachse aufzustoebern. Dort war schon Grosskampftag; volle Hochsaison, 2 Fishing Derbies und ertraeglicher Wind. Das hatte so einige Angler angelockt. Der Moritz passte ganz genau auf, wie Alex und ich das Schleppgeraet bedienten und ich muss sagen, ich hatte noch nie einen so schnellen Lerner dabei. Der hatte die Handgriffe im Nu drauf und bediente das Geraet bald nicht nur wie ein Profi sondern hatte sich auch gleich genau meine Eigenheiten abgeguckt; wie ich wo was hinstecke und ablege usw. Ein ganz helles Kerlchen, dieser Moritz! Lotte musste erstmal lernen, wie kalt so ein Tag auf dem Boot ist wenn die Sonne nicht durch Nebel/Rauch durchbrennt. Aber sie war ganz tapfer.


    Das Angeln war ganz zaehe. Wir drehten Runde um Runde ohne jeden Anfasser. Wir sahen auch sonst keinen was fangen. Nach einiger Zeit versuchten wir etwas weiter draussen ob vielleicht noch ein paar der Rotlachse herumhingen. Auch nichts. Dann holte Moritz einen kleinen Shaker heraus – einen vielleicht 25 cm Coho. Sein erster Lachs, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wo sich Moritz aber schnell als Experte herausstellte war das Barschefangen. An allen erdenklichen Lachsschleppkoedern und in allerlei Tiefen brachte er es fertig kleinere Felsenbarsche verschiedenster Gattungen zu haken. Ich glaube ich fange in einem Jahr beim Schleppen nicht so viele Barsche wie Moritz in den 2 Tagen! Und er war trotz der ausbleibenden Lachse guten Mutes und gab nicht auf.
    Zum Mittag fuhren wir zur einer kleinen Privatmarina wo es ein kleines Bistro mit guter Hauskueche gab. Dort konnte man als Gast anlegen und war nur Minuten von den Lachsgruenden weg. Sehr praktisch. Und die Kalamaris waren sehr lecker! Etwas aufgewaermt wagten wir noch eine kleine Extraschicht auf dem Wasser. Vor dem Beechey Head hatten wir eine kurze Phase mit ein paar veielversprechenden Bissen. Einer loeste den Clip sofort aus, blieb aber leider nicht haengen. Zwei kleine Chinook-Shakers zeigten an, dass Leben im Wasser war. Aber wo waren die Grossen? Schliesslich gaben wir auf.


    So musste es zum Abendbrot eben Steak geben. Zur Verfeinerung gelang uns der Fang zwei schoener Krabben. Klasse, dass das wenigstens geklappt hatte! Mit leckerem Okanagan Valley Wein, feinen Steaks und frischen Krabben und Knoblauchbutter machten wir uns einen der besten Dinner des Jahres!


    Am Sonntag wollten wir es noch mal wissen. Alex hatte allerdings andere Plaene, aber Moritz war ja nun schon ein Vollprofi und so konnte ich auf Alex’s Hilfe verzichten. Diesmal slippten wir in der Cheanuh Marina, East Sooke. Ich beschloss ersteinmal in der Becher Bay zu bleiben, welche bei Ebbe eine grosse Kehrstroemung bildet. Vielleicht hingen hier ein paar grosse Chinooks herum. Aber wieder sollte es ein Geduldsspiel werden. Moritz vertrieb sich die Zeit wieder einige Barsche zu fangen. Wie er das nur machte? Manchmal hingen unsere Koeder 30 m ueber Grund und er fing Barsche, die sich eigentlich nur wenige Meter aus ihren Verstecken trauten? Mit ihm muesste man mal Pilken gehen!


    Wir kreisten um die Beford Islands herum, beobachteten Adler und Robben. Von Walen war leider auch keine Spur dieses Wochenende. Wir sahen die Whale Watch Boote ein paar Mal nach Westen vorbeiduesen aber die Wale blieben wohl da. Lotte hatte aber auch schnell gelernt und sich heute warm angezogen. Sie machte viele Fotos und drueckte Moritz noch fest die Daumen fuer einen Lachs. Wir warfen wirklich alles in den Ring, alle heissen Koeder der letzten Jahre mussten mal heran, eine Rute blieb immer mit Koederfisch bestueckt und so ziemlich alle Tiefenlagen sahen irgendwann einmal unsere Koeder. Es war kaum zu glauben!


    Ich werkelte gerade mit der Steuerbordrute herum als ich aus meinem Augenwinkel die Backbordrute fast schon aus dem Rutenhalter herausreissen sah. Ich rief im gleichen Augenblick wie Lotte Moritz anrief. Der hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. In diesem Moment durchbrach ein guter Lachs etwa 20 m hinter dem Boot die Oberflaeche und sprang zweimal vielleicht einen Meter heraus. War das Zufall oder war das unser Fisch? Es riss beachtlich an Moritz’s Rute. Da musste Gewicht dran sein, die Rute bog sich zum Aeussersten. Das war kein Shaker, das musste der Springer sein! Ich riet Moritz die Bremse etwas zu lockern und den Fisch fahren zu lassen, wenn er abzog. Jetzt nur mit Ruhe und Vorsicht, den wollten wir auf keinen Fall leichtsinnig verlieren! Ich raeumte alle anderen Ruten aus dem Weg und machte den Kescher klar. Moritz brachte den Fisch schon Richtung Boot. Das war kein Chinook, das war ein guter Coho. Diese Akrobaten waren fuer ihre wilden Luftspektakel beruehmt!


    Als Moritz den Fisch in Bootsnaehe hatte, drehte der aber auf. Mehrfach riss er in kurzen Spurts Schnur von der Rolle und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Moritz grinste und erfreute sich an dem Kampf. Der gab nicht so einfach auf. Ich stand mit dem Kescher bereit aber kam nicht an dieses Energiebuendel heran. Immer wieder buechste er im letzten Moment aus. Dann endlich, als Moritz sich richtig in die Rute reinlegte, kam der Lachs an der Oberflaeche auf das Boot zugeschliddert und ich sackte ihn ein. Geschafft! Ein ordenlicher Lachs lag im Kescher. Es war ein unmarkierter Coho, der demzufolge wieder zurueck musste. Aber erst nach einem kurzem Fotoshooting. Ich enthakte den Fisch und Moritz machte sich die Haende nass. Dann packte er sich den Lachs aus dem Kescher und hielt ihn stolz in die Kamera. Lotte schoss ein paar Fotos mit einem aergerlichen Silberlachsmaennchen und einem gluecklichen Faenger! Der Lachs bekam schon langsam einen Laichhaken. Innerhalb von 10 Sekunden war der Lachs wieder im Wasser und sausste augenblicklich davon. Na also!


    War das jetzt der Auftakt zum grossen Beissen? Nein! Wir drehten einige Runden in der Bucht ohne weitere Lachse. Zurueck in der Becher Bay holte Moritz noch zwei kleine Chinooks ans Boot und natuerlich ein paar Barsche. Dann hatten wir noch ein paar besondere Erlebnisse. Erst wurden wir am Aldridge Point auf eine kreischende Vogelschar aufmerksam. Als wir in die Naehe kamen, sah das Wasser schlierig rotbraun aus. Krill! Unglaubliche Mengen Krill waren durch die extremen Gezeiten von weit offshore in die Juan de Fuca Strasse hereingedrueckt worden und hatten sich hier in der Becher Bay angesammelt. Wohin man auch sah, waren diese roetlichen Schlieren an der Oberflaeche zu sehen. Teils sprangen diese kleinen Minishrimp zentimeterweit aus dem Wasser, so dass es aussah als ob das Wasser kochte. Wieviele Milliarden Tierchen mussten das sein! Moritz fing den Kescher voll und hielt ihn kurz hoch – so konnten wir die Tierchen mal kurz begutachten bevor sie durch das Keschernetz durchschluepften. Wahnsinn! Sowas hatte ich in 16 Jahren erst einmal zuvor gesehen. Damals hatten wir einen phaenomenale Cohofischerei darauffolgend denn die Cohos ziehen diesen Krillschwaermen hinterher. Aber nicht nur Cohos fressen Krill; soziemlich alles im und ueber dem Meer findet dieses Minishrimp super lecker.


    Und als ob der Pazifik Moritz und Lotte zeigen wollte, dass er ausser Lachs noch so viel mehr Leben zu bieten hat, kamen wir an einen kleinen Heringsball der von Moewen von oben und von etwas von unten bearbeitet wurde und einen dichten Schwarmball kurz unter der Oberflaeche formte. Moritz sackte fast den ganzen Schwarm mit dem Kescher ein, liess ihn aber im Wasser. Ich befand, dass die Heringe zu klein fuer brauchbare Koeder waren und so schauten wir uns das Gewimmel nur mal kurz an. Na wer kann schon sagen, dass er an einem Tag so um die 700 Fische gefangen hat? Moritz kann! Dann packten wir ein und fuhren zurueck. Das Minimalziel war erreicht, Moritz hatte seinen ersten Lachs, einen vielleicht 10 pfuendigen Coho gefangen. Ansonsten war die Angelei super zaehe gewesen. Dafuer hat uns das Meer mit einigen Sondererlebnissen ueberrascht, die man so auch nicht haeufig hat. Man weiss halt nie…aber das ist ja auch das Spannende am Angeln! Petri Heil, Moritz und danke fuer die schoenen Fotos, Lotte!

    Tag 5
    Wir standen nochmals recht frueh auf damit sich die Morgentour auch lohnen wuerde. Das Haus musste 11 Uhr geraeumt sein, also gegen 10 Uhr mussten wir wieder ‘drin sein. Wir fuhren nur kurz um die Ecke, an einen wilden Kuestenabschnitt wo sich felsige Klippenstrecken mit sandigen Buchten abwechselten. Auch wenn eine ganze Anzahl Boote hier unterwegs waren, zog sich die Flotille auseinander und es war eigentlich ganz enspanntes Angeln. Carl und Ross meldeten einen etwa 14 pfuendigen Chinook gleich kurz nach Einlassen ueber Funk. Na mal sehen, vielleicht war ein neuer Schub Chinooks hereingekommen. Das Wasser war auch nicht mehr ganz so trueb wie noch vor 3 Tagen. Unsere Entspannung liess augenblicklich nach als wir ploetzlich trotz detailiertem Kartenplotter mit Sonar-Charts beide Downrigger am Boden festhaengen hatten als wir eine Felsklippe dicht unter Land umfahren wollten. Ich konnte meine Seite gerade noch hochziehen ohne dass sich das Geraet voll verhang. Dave hing fest. Als ich meine Seite in Sicherheit hatte, zirkelte ich einen Kreis zurueck um hoffentlich den Haenger freizukriegen. Nach einigen Versuchen war das Geraet dann ploetzlich frei. Huch, nochmal Glueck gehabt! Ein Vollabriss wird da ganz schoen teuer! Zeigt mal wieder, man kann sich nicht 100% auf die Elektronik verlassen. Die Tiefenkarte war an dieser Stelle ungefaehr 7 m abweichend von der Realitaet.


    Wir drehten ein paar Runden in einer gutausehenden Bucht. Meine Rute riss ploetzlich runter und aus dem Clip. Sofort war ich dran und hieb an. Die Schnur kam sofort nach oben und schon katapultierte sich ein vielleicht 10 pfuendiger Coho voll aus dem Wasser. Klasse Show! Der Fisch machte richtig Dampf und ich genoss den Drill im flachen Wasser. Als er muede war, konnte ich ihn leicht am Boot vom Haken befreien. Mehr konnten wir aber aus der Bucht nicht herauskitzeln. Als naechstes entlang der Kueste kam ein felsiger Abschnitt an dessen Klippen sich die kleine Duenung wild brach. Mit ein paar Kelppflanzen zwischen einzelnen Felsen sah das auch sehr fischig aus. Ich hielt uns in ca. 17 m Wassertiefe und unsere Koederfische liefen zwischen 10 und 15 m. Wir waren ca. 50 m vom Land entfernt als meine Rute einen harten Ruck erfuhr und sofort ausloeste. Das sah vielversprechend aus!


    Ich nahm die Rute und schlug an, was mir mit einigen schwere Kopfstoessen quittiert wurde. Oh ja, das war ein Guter! Nach einigen Sekunden nahm der Fisch die Flucht auf und die Rolle sang los. Ich konnte die Kurbelgriffe gar nicht mehr sehen so schnell drehte sich die Rolle und ich zog die Bremse fester denn die Schnur zeigte auf eine Klippe in ca. 100m Enfernung. “Wir muessen dem hinterher, der will in die Felsen!”, rief ich Dave zu. Ricardo kam nun auch aus der Koje und uebernahm das Ruder. Der Fisch war nicht zu bremsen; mal verlangsamte er seine Flucht um dann wieder voll davonzustuermen. Dann sah ich in der Entfernung einen grossen Platsch an der Oberflaeche und im selben Moment verdoppelte sich die Geschwindigkeit mit der die Schnur abzog. Ich drehte die Bremse fast zu und trotzdem riss es mit Gewalt Schnur ab.


    Ich wusste nur zu gut was passiert war; eine Robbe hatte sich meinen Lachs geschnappt. Den einzigen Grossen den ich bei dieser Tour drangekriegt hatte und diese Sch…robbe musste sich diesen greifen und nicht etwa einen der vielen Halbstarken die wir die letzten Tage gefangen hatten. Ich haette heulen koennen. Aber noch bestand eine geringe Chance den Fisch der Robbe streitig zu machen. Die Robbe wollte auf die Klippen. Der Moment wenn sie mit dem grossen Lachs an Land wollte war unsere Chance – da wuerde sie unbeholfen klettern muessen mit dem Fisch im Schlepptau. Vielleicht konnten wir den Fisch da wegziehen und schnell ans Boot bringen. Diese Gedanken flogen durch meinen Kopf und ich zeigte Ricardo an der Robbe Richtung Land zu folgen. Wir waren vielleicht 50 m weg von der Klippe auf die die Robbe beharrlich zusteuerte, als ein anderes Angelboot um die Ecke kam und sich anschickte genau zwischen Klippe und uns durchzufahren. Dave schrie und winkte dem Boot zu, die zwei Insassen starrten wir gebannt auf unsere wilden Gebaerden und fuhren weiter. Ich fuehlte einen dumpfen Stoss als meine Schnur von seinem Downriggerkabel erfasst und durchschnitten wurde. Alles weg.
    Fassungslos schauten wir uns alle an. Dann richtete sich unsere Wut Richtung des anderen Bootes und ich will mal lieber nicht wiederholen was da so ueber den Ozean flog. Die beiden schauten verdutzt zu uns aber schienen immer noch nichts zu kapieren, sie tuckerten einfach weiter als waere nichts geschehen. Ich gab auf’, was soll’s auch, es war vorbei und aus und ich bekam wieder nicht meinen Tyee. Erst die Robbe und dann ein Googan, dagegen kann man einfach nicht gewinnen. Es waere eh hoechst fraglich gewesen, ob wir den Fisch auch nur von der Robbe zurueckgekriegt haetten. Aber diese Ignoranz der anderen Angler war schon bedenklich.


    Ich packte mein Zeug ein; ich war fertig mit der Stelle. Dave schleppte noch ein bisschen weiter Richtung Bamfield zurueck. Da schnappte seine Rute ploetzlich zurueck und er hatte einen Fisch ‘dran. “Nichts Grosses”, meinte er und winkte ab. Seine Rute war aber arg gebogen, so holte ich doch lieber mal den Kescher heraus. Als er den Fisch neben das Boot brachten, staunten wir beide – das war ein ordentlicher Chinook in der 15 Pfund Klasse! Er machte keine Anstalten sich auszutoben. Von dem Erlebnis und miserablen Kescherergebnis offshore am ersten Tag gewarnt, verweigerte ich einen waghalsigen Kescherversuch; noch dazu halb zwischen den Motoren. So ruckte Dave ein paar Mal an um den Fisch aufzuwecken und tatsaechlich ging er jetzt ab. Allerdings dauerte das nicht lange an denn ploetzlich wurde Daves Rute schlapp. Was? Weg? Er holte ein und die Haken fehlten. Vorfach durchgebissen. Das war nicht unser Morgen. Jetzt hatte auch Dave genug und wir packten kopfschuettelnd ein.


    Glenns Boot konnte keinen Heilbutt mehr erwischen und Ross mit seinem 14 Pfuender war der einzige erfolgreiche Angler in unserer Truppe am letzten Morgen. So troesteten wir uns alle gegenseitig. Ich hatte besonders viel Trost noetig! Wir raeumten das Haus und die Kapitaene fuhren die Boote zurueck zum Ausgangshafen nahe Port Alberni, waehrend die anderen die Trucks ueber die 2 stuendige holprige Schotterpiste zur Marina zurueck brachten. Ricardo kam mit mir auf dem Boot mit und wir genossen die flotte Fahrt durch den langen schmalen Fjord. Die Fahrt dauerte etwas mehr als eine Stunde bis zur Marina. Es war schon erstaunlich wie so ein enger Fjord an einigen Stellen ueber 300m tief sein kann! Es war wieder eine schoene Tour, die beste Unterkunft bisher, beste Wetterverhaeltnisse und bisher unbekannte Offshoregefuehle. Viel Fisch aber wenig Grosse. Highlights und auch einige Tiefpunkte. Eigentlich alles dabei! Kann es schon gar nicht erwarten bis zum naechsten Mal!

    Tag 4
    Nicht ganz so frueh machten wir uns auf den Weg. Es sollte bedingungsmaessig der beste Tag werden. Also dann mal los. Aber diesmal bis zum Hockey Stick, 17 nautische Meilen. Das Meer war extrem ruhig und so dauerte unsere Fahrt trotz weiterer Entfernung nicht laenger als gestern. An der eishockeystockfoermigen Bank angekommen, bestaunten wir Ententeichbedingungen. Wow. Es waren hier schon um die 20 Boote unterwegs, inklusive des Guides von unserem Dock. “Also dann mal los”, mahnte ich an. Die Crew arbeitete nun schon wie eine gut geoelte Maschine; alle Handgriffe waren eingespielt. Im Nu hatten wir 3 Ruten an 3 Downrigger draussen. Ich fischte diesmal einen 13 cm Heringsblinker relativ flach und es sollte ein Erfolgsschlager werden. Diesmal angelte ich Dave in Grund und Boden. Im 5 Minutentakt hatte ich schoene Cohos und halbwuesige Chinooks am Band. Waehrend Dave nur hin und wieder mal zuschlug. Als Ricardo aus seinem Morgenschlaefchen aufwachte, uebergab ich regelrecht kaputt an ihn und goennte mir erst mal ein spaetes Fruehstuck und steuerte das Boot. Es schienen hier noch mehr Lachsschwaerme zu stehen und zu fressen. Und die Fische waren aggressiv!


    Auch die tiefe Rute brachte den einen oder anderen Fisch, allerdings keine Grossen. Glenn vermeldete einige Chinooks zwischen 10 und 15 Pfund. Wir konnten keinen ueber 10 Pfund finden. Wie verhext. Ricardo hatte einen Heidenspass mit den Cohos extrem flach. Manchmal schnappten sie sich den Blinker wenn er nur 15 m hinter dem Boot an der Oberflaeche schlidderte.


    Nebel zog hin und wieder mal rein und wieder raus. Wir mussten auch wieder mit der Stroemung kaempfen um ueberhaupt auf der Bank zu bleiben. Dave fuellte noch den Rest seines Besitzlimits mit schoenen Cohos und einem Sockeye. Ich nahm wieder nichts mit. Nach 3-4 Stunden mussten wir um die 50-60 Lachse gefangen haben. Da beschlossen wir mit Glenns Crew ein paar Untiefen auf dem Rueckweg nach Heilbutt abzuklopfen. Wir hatten Ricardos Thun in leckere Streifen geschnitten und so zwei Naturkoederruten fertig gemacht. An einem vielversprechendem Unterwasserberg hielten wir an und liessen die Ruten ab. Nach einer langen Weile brachte ich einen Dornhai hoch. Dave dann auch einen. Dann waren wir ueber den Berg hinweggetrieben und ich fuhr die naechste Stelle an.


    Glenns Boot war im etwas dichter gewordenen Nebel verschwunden. Es war schon irgendwie unheimlich wenn man weit vom Ufer im Nebel in einem kleinen Boot sitzt und nichts und niemand mehr um sich herum sehen kann. Aber Wind und Wellen spielten fabelhaft mit. Der Wellengang war gerade genug um die Koeder ein bisschen in Bewegung zu halten. Die Drift perfekt. Wir unterhielten uns ueber dieses und jenes als ich ploetzlich harte Rucke an Daves Rute sah. Dave hatte gerade seine Fressbox in der Hand und konnte nicht sofort reagieren, also sprang ich vom Fahrersitz zu seiner Rute. Als ich aber ankam, war da keine Bewegung mehr drin. Mist, der hatte wieder losgelassen! Das war kein Dornhai gewesen!


    Eine halbe Stunde spaeter, riss es ploetzlich und ohne Warnung an Ricardos Rute. Er sass gleich daneben und reagierte blitzschnell. Die Rute ging in die Knie, Fish On! Der hing. Die Knarre was ausgestellt so konnte ich nicht hoeren ob der Fisch Schnur nahm. Spaeter berichtete Ricardo, dass der Fisch die ersten 10 Sekunden richtig abgezogen war. Daran messe ich meist die Groesse eines Buttes; nimmt er richtig Schnur kurz nach dem Anschlag kann man von mindestens 30 Pfund ausgehen. Kleinere nehmen meist keine Schnur. Rochen nehmen auch keine Schnur. Ricardo pumpte etwas Schweres hoch, daran bestand kein Zweifel aber ich konnte nicht sie typischen Heilbutt-Hammerschlaege in der Rute erkennen. Und weil es Exotenfaenger Ricardo war, vermuteten wir einen Riesenrochen. Ricardo stoehnte und aechzte aber pumpte seinen Widersacher Stueck fuer Stueck nach oben.


    Wir stierten alle gespannt ins Wasser. Endlich tauchte ein brauner Umriss auf, oh je, das war ein grosser Butt! Ich machte im Nu die Harpune klar und instruierte Ricardo den Fisch ganz sachte bis fast zur Oberflaeche zu bringen. “Ja nicht den Kopf ueber Wasser ziehen!” und “Ja nicht herumreissen!”. Der Fisch hatte noch keine Energie verbraucht und ich wusste, dass er explodieren wuerde sobald er bemerkte, dass hier etwas faul war. Manche Guides beruehren solch einen gruenen Butt mit der Harpunenspitze damit er wieder zum Grund rast und sich vor der Landung austobt. Ich wollte das Ricardo nicht antun und ich sah auch, dass nur einer der zwei Haken im Maul sass. Dies hier war kein Sportfisch, das war Essen auf dem Tisch der Familie, und zwar sehr leckeres!


    Ricardo hievte das Biest sachte bis kurz unter die Oberflaeche und ich stach mit der Harpune zu. Ich rammte die Harpunenspitze bis durch und zog den Schaft heraus. Augenblicklich musste ich das Seil fest packen denn der Butt drehte durch. Was jetzt die naechsten 2-3 Minuten passierte, habe ich beim Buttangeln noch nie erlebt und ich hatte schon einige sportliche Buttlandungen erlebt! Der Kerl tobte so, dass ich manchmal glaubte ich muesste das Harpunenseil loslassen. Er sprang (wirklich sprang!) zwei oder dreimal voll aus dem Wasser, vielleicht einen Meter hoch. Ricardo, der noch die Rute neben mir hielt, und ich waren von oben bis unten durchnaesst. Dave hatte sich in die Kabine zurueckgezogen. Der Butt raste ein paar Mal in seiner Tobsucht voll gegen das Boot an, so dass ich wirklich ueberlegte ob er die Glasfiberhuelle durchbrechen koennte. Ich musste mich voll einstemmen wenn er wegwollte. Unfassbar welche Kraft so ein Tier entwickeln kann. Da der Harpunenstich aber seine Organe zerrissen hatte, war dann aber auch bald Schluss. Gott sei Dank!


    Ich verpasste ihm noch ein paar kraeftige Schlaege mit dem Gaff auf den Kopf und zerschnitt dann seine Kiemen um ihn auszubluten. Dann band ich ihn zum Rollmops zusammen und liess ihn aussen am Boot haengen solange wir noch weiterangeln wollten. Wir freuten uns riesig ueber diesen Fang. Ricardo’s neuer Rekordfisch ueberhaupt. Das spornte jetzt natuerlich auch Dave und Glenn’s Crew an noch eine Platte zu erwischen. Es blieb aber weiterer Butterfolg aus. Als wir einpackten und wieder in Funkreichweite mit Carl kamen, erfuhren wir von deren Erfolgen. Sie hatten an einigen bekannten Lachsstellen geschleppt und konnten zwei Chinooks zwischen 10 und 12 Pfund und einen guten Coho um die 9 Pfund vorweisen. Nicht gerade die Rekordfische aber zumindest was.


    Den letzten Abend machten wir ein richtiges Festmahl mit Rippchen und Zubehoer und auch einigen Getraenken. Fuer den letzten Morgen wollten Carls und mein Boot an der Kueste auf Lachs schleppen waehrend Glenns Boot heiss auf Heilbutt war. Sie wollten aber nicht weit raus; nur die ersten Rinnen und Berge vor der Kueste, immer in Funkreichweite.

    Tag 3
    Wir duesten wieder zur 10 Meilen Bank raus. Diesmal war die Fahrt etwas heftiger. Ein bisschen Wind hatte sich quer zur Duenung gelegt und wenn dann auch noch entgegen der Stroemung ueber Untiefen, bauten sich schon mal Wellen in der 2-3 m Hoehenkategorie auf. Die waren jedoch weitfrequentig so dass man keine grossen Sorgen haben musste, allerdings musste man schon vom Gas gehen sonst haette die Landung im Wellental einem eine Nierentransplantation gekostet. Diesmal waren wir eine Stunde unterwegs fuer die gleiche Strecke.


    Anglerisch wiederholte sich das gleiche Spiel. Ich versuchte die kleineren Lachse mit grossen Koedern und grossen Tiefen zu vermeiden. Daher war meine Fangquote wieder deutlich geringer als Daves. Allerdings konnte ich wieder keinen Grosslachs auf die Schuppen legen. Wir fingen aber wieder ein paar tolle Cohos die bestimmt 10 Pfund schwer waren. Dummerweise waren diese Brocken alle unmarkiert. Aber wir fingen auch genug markierte, so dass wir die Kiste ohne Probleme wieder haetten fuellen koennen. Aber auch Dave hatte keine grossen Ambitionen wieder ein Schlachtfest abzuhalten und behielt nur den einen oder anderen. Eine ganz neue Seite an Dave! In der Vergangenheit hatte ich oft seine Fische filetiert, da er da nicht so begabt war. Damals hatte er nie eine Gelegenheit ausgelassen, einen legalen Fisch mitzunehmen! Jetzt wo er selber die Arbeit hatte, sah die Sache schon anders aus! Ha!


    Carl und Glenns Bootscrew war da nicht so faul. Die langten wieder zu. Glenn hatte sogar 2 Sockeye (Rotlachse) gefunden. Er war sich mit der Identifizierung nicht ganz sicher und so spielte sich ein lustiger Funkverkehr zwischen uns ab (schau mal ins Maul, hat er Haare-eh Zaehne auf der Zunge, wie dick ist sein Schwanz etc), der sicher amuesierend fuer alle zufaelligen Mithoerer war. Highlight auf unserem Boot war wohl was unser Exotenfaenger wiedermal fabrizierte: Ricardo fing doch tatsaechlich einen kleinen Thunfisch! Wir rieben uns die Augen; ein Jack Mackerel, vielleicht 50 cm lang. Wie er das nur immer macht?


    Am Nachmittag nahm der Wind zu und wir beschlossen nicht zu spaet einzupacken. Der erste Teil der Rueckfahrt war noch ok. Als wir in Landnaehe kamen, bauten sich die Wellen auf und der Wind nahm zu. Es war wie in einer Waschmaschine. Die Wellen hatten hier keinen berechenbaren Rhythmus mehr sondern kamen von allen Seiten. Ricardo, wie sonst immer bei Hin-und Rueckfahrt fest am schlafen unter Deck, kam gebeutelt heraus weil er wohl paar Male an die Kabinendecke geschleudert worden war. Es war wirklich keine schoene Fahrt die letzten 3-4 km. Ich war aber beeindruckt, wie mein 19 Fuss Arima trotz des relativ flachen Bodens die Wellen gut vertrug. Ich hatte nie Bedenken um unsere Sicherheit haben muessen. Mein Boot war super stabil in diesem Geschuckel. Das Boot kann wohl weit mehr vertragen als ich – gut zu wissen!


    Kurz vor der Hafeneinfahrt zu Bamfield packten Carl und Ross nochmal fuer paar Minuten die Lachsruten aus. Und tatsaechlich, als ich schon an der Tankstelle stand, kam ein Funkspruch durch, Ross hatte einen schoenen Chinook erwischt. Schau mal einer an!


    Am Dock trafen wir den Guide, der gerade sein Boot saeuberte. Er hatte offshore zwei schoene Chinook von 22 und 26 Pfund erwischt. Wo, wie, bombardierten wir ihn. Eine Bank weiter draussen, “Hockey Stick” genannt. 17 Meilen vom Ufer. Hm. Beim Abendbrot debattierten wir; Carl und Ross wollten nicht mehr weit raus sondern es lieber zwischen den Inseln auf Grosschinook probieren. Ross’ 21 Pfuender heute hatte sie beiden ueberzeugt, dass da was ginge. Und Carl hatte sich wohl bei der Heimfahrt den Ruecken etwas angeschlagen – war ja auch nicht sehr bandscheibenfreundlich gewesen. Glenn dagegen hatte wohl noch etwas Platz auf den 3 Besitzlimits der drei und wollte gerne wieder weit raus. Ich war nun das Zuenglein an der Waage; Glenn wuerde nicht alleine raus fahren. Wind sollte gut werden. Ich befragte meine Crew und wir beschlossen mit Glenn raus zu fahren.

    Tag 2
    Wir machten einen ziemlich fruehen Start am naechsten Morgen, da wir ja eine ziemliche Fahrtstrecke vor uns hatten. Wir peilten die 10 Meilen Bank an. Einer hinter dem anderen duesten wir los, Carl mit seinem Radar an der Spitze. Die Fahrt war nicht ganz unanstrengend; zwar war kaum Wind aber das Meer war trotzdem in Bewegung mit einer flachen aber kurzfrequentigen Duenung. Asserdem war es nebelig und hin und wieder war die Sicht nicht mehr als 100 m. Nach etwa 45 Minuten Fahrt waren wir da und es tauchten ploetzlich etliche andere Boote aus dem Nebel auf. Komisch, 45 Minuten lang ein leeres Meer und ploetzlich eine Stelle wo 20-30 Boote ziemlich dicht aufeinander sitzen!


    Dave hatte sein Geraet zuerst im Wasser und ich machte die zwei anderen Downrigger und Ruten klar; zumindest versuchte ich es. Noch bevor ich auch nur eine meiner 2 Ruten ins Wasser bekam, hatte Dave schon 3 Cohos ans Boot gebracht von denen zwei auch markiert und damit Keeper waren. Ich wurde staendig mit Keschereinsaetzen belaestigt und von meinem Geraet abgehalten! Na das ging ja wie das Bretzelbacken, dachten wir. Endlich war auch mein Geraet im Einsatz. Ich setzte einen grossen Blinker sehr tief in Grundnaehe um vielleicht einen der groesseren Chinooks zu erwischen und die andere Rute ueber die Mitte des Hecks etwas flacher. Bald rappelte es auch an meinen Ruten und Ricardo und ich brachten im Wechsel einige Lachse an’s Boot. Ich wollte eigentlich nur einen grossen Lachs mitnehmen, da ich schon viel Fisch in meiner Truhe hatte. Ich war nur fuer den Sport oder eine Trophaee hier.


    Es war eine kurzweilige Angelei. Auch wenn es mal eine 15 oder 20 minuetige Beisspause gab, wir fingen bestimmt 10 Lachse pro Stunde. Es herrschte eine flotte Stroemung ueber die Bank, die von etwa 200m tiefen Wasser auf 70m hochkam. Der Trick war auf der Bank zu bleiben. Hatte Dich die Stroemung in’s tiefe Wasser rausgezogen, liessen die Bisse schlagartig nach. Viele Bisse kamen auch tief unten bei 50 m oder mehr. Das nahm ein bisschen den Spass weg, weil die Bisse nicht so hart durchkamen und die Fische auch erstmal recht traege wirkten. Erst wenn die Lachse an der Oberflaeche ankamen oder am Boot waren, spielten sie verrueckt und machten Dampf. Das kostete Dave den ersten richtig schoenen Fisch; wieder einmal sah Dave ein Ruckeln seiner Rutenspitze und als er anruckte und anzog, blieb die Rute richtig krumm. Hm, etwas Besseres als die 6-10 Pfund Coho und Chinooks bisher? So richtig konnte Dave das nicht beantworten, es fuehlte sich schwer an und blieb tief aber nahm keine Schnur wie das grosse Chinooks eigentlich tun.


    Nach einer Weile brachte Dave etwas nach oben. Ich stand mit dem Kescher bereit und starrte neben dem Boot ins Wasser. Das Wasser war auch hier nicht ganz klar wegen der Algenbluete, wenn auch nicht ganz so schlimm wie inshore. Ploetzlich tauchte ein breiter Ruecken auf! Der war nicht schlecht; ein mindestens 15 pfuendiger Chinook! Aber der hatte noch gar keine Energie verbraucht und war noch gruen! Und ich sah ihn kaum im trueben Wasser. Er stand nun ca. 1 m tief neben dem Boot. Ich zoegerte trotzdem nicht und stiess den Kescher direkt vor den Kopf des Fisches. Nun war es vorbei mit der Ruhe; der Fisch explodierte sausste auch kurz in den Kescher rein – das konnte ich deutlich spueren aber es dauerte vielleicht 1-2 Sekunden um den Kescher aus einem Meter Tiefe heraufzuholen und das war genug fuer den Fisch den Ausgang zu finden und sich wieder hinauszuwinden. Dabei blieb der zweite Haken von Dave’s Squidimitat im Netz haengen und der Lachs riss sich so den Haken selber aus den Maul heraus. Flupp, weg war er! Dave schaute verdutzt und ich traute mir gar recht ihm laenger ins Gesicht zu sehen – ich wusste wie sehr er es hasst Fische zu verlieren. Gott sei Dank hatte ich noch einigen Kredit gut bei ihm fuer Fische die er mir beim Keschern schon verloren hatte!


    Dave war definitiv on fire heute; obwohl er nur mit einer Rute angelte brachte er wohl zwei Drittel aller Fische an’s Boot und hatte auch bald eine schoene Sammlung in der Fischkiste. Er wechselte oft Koeder und Tiefe was sich bezahlt machte denn ploetzlich hatte er in nur 25 m Tiefe einen guten Fisch am Band. Der nahm Schnur und so raeumten Ricardo und ich unsere beiden Rute auf und machten das Deck klar fuer Landung. Als nach einigem hin und her Dave den Fisch endlich am Boot hatte, fuehlte ich einen strengen Blick in meinem Nacken- wenn ich diesen Fisch auch noch versemmelte, dann warf mich Dave in’s Wasser, soviel war klar. So nahm ich mir Zeit und sondierte die Situation, nahm das Gas komplett weg und wartete geduldig bis der Fisch an der Oberflaeche war. Kurz und fett war er! Dann sackte ich ihn ein – na also! Wir strahlten alle ob des Erfolgs. Die Waage schwankte zwischen 16 und etwas und 17.5 Pfund. Dave war mit 16.5 Pfund vorerst zufrieden. Damit hatte er sein Tageslimit an Lachs.


    Ich bot ihm an noch auf mein oder Ricardos Limit zu fischen, da wir nicht vorhatten Lachs zubehalten, es sei denn ein richtiger Brocken biss. Carl’s Crew funkte, dass sie es nun mit Naturkoeder auf Heilbutt versuchen wollten da auch sie ihr Lachslimit hatten. Glenn’s Crew war noch nicht ganz so weit und blieb mit uns auf der Bank. Wir trollten noch zwei Stunden bis Glenn am Limit war. Dave hatte noch zwei schoene Cohos eingeboxt und Ricardo hatte auch noch einige schoene unmarkierte Cohos in der 8-10 Pfundklasse gefangen und wieder freigelassen. Die Cohos bissen meist flach und waren ein toller Sport!


    Wir trafen uns alle 3 an Carls Driftstelle. Die waren inzwischen auf eine Stelle mit vielen kleineren Sablefish gestolpert und hatten einige dieser leckeren Gesellen eingesackt. Mit 40-50 cm im Schnitt waren die zwar noch jugendlich (werden bis 1,5 m lang) aber man hat nicht oft die Gelegenheit diese Art mit der Angel zu fangen, da der typische Lebensraum in unerreichbaren Tiefen ist. Heilbutt konnten sie allerdings nicht finden. Wir verabredeten auf dem Rueckweg mal an der 5 Meilen Bank zu stoppen um einfach mal zu sehen war da ging. Vielleicht musste man ja gar nicht 10 Meilen rausfahren.


    Wir liessen an der 5 Meilen Bank also nochmal unsere Lachsruten ins Wasser. Ich montierte einen Megablinker und schickte den bis auf Grund. Es war hier deutlich ruhiger. Nach einer halben Stunde hatten wir lediglich zwei untermassige Chinooks vorzuweisen. Carl draengte schon zum Aufbruch als sich meine tiefe Blinkerrute ploetzlich tief durchbog und aus dem Clip ausloeste. Ich sprang hin und schlug an. Wegen der Tiefe (ca. 70 m) und der Schnurdehnung konnte man kaum Durchschlag eines Anhiebes erwarten. Es fuehlte sich sauschwer an aber ES nahm keine Schnur. Ich konnte nichtmal Kopfstoesse erfuehlen. Komisch. Ich stellte den Motor auf Leerlauf und legte mich in die Rute, pumpte Meter fuer Meter. Es war keine Gegenwehr zu spueren ausser ein grosses Gewicht. Ich sprach jetzt laut aus was ich insgeheim ja auch gehofft hatte: Heilbutt. Oder ein Monster Ling. Solche grossen Grundfische spueren manchmal den Haken nicht und lassen sich dann laaaangsam nach oben bringen ohne irgendwelche Anstalten zu machen. Ich vermute, dass diese Fische willig dem langsamen Zug nach oben folgen als ob eine starke Stroemung sie erwischt haette.


    Aber jetzt, ein gewaltiger Gegenzug und noch waehrend ich an der Bremse herumfummelte ein Ruck und der Widerstand war weg. Oh, nein!!! So ein Mist! Ricardo war auch enttaeuscht, stand er doch schon mit Harpune und Gaff bereit. Wir packten ein und fuhren zurueck. Dave hatte 2 Stunden lang zu filetieren und zu vakuumieren. Diese Strapaze duerfte seinen Durst nach Masse wohl etwas gedaempft haben fuer die naechsten Tage! Das Besitzlimit ist sowieso nur zweimal das Tageslimit. Wir alle waren sehr zufrieden mit diesem Tag gewesen und meine Furcht vor den Weiten des Meeres war etwas abgeebbt. Und so wurde schon am Abend beschlossen, das Erlebnis nochmal zu wiederholen. Vielleicht konnte man ja auch mal die 20 Pfund Marke durchbrechen!

    Unser jaehrlicher Maenner-Angeltrip war endlich wieder faellig; wir hatten uns schon lange darauf gefreut. Nach 3 Jahren Port Hardy am Nordzipfel von Vancouver Island hatten wir dieses Jahr beschlossen ein neues Revier zu erforschen. Die Wahl fiel auf Bamfield an der Westkueste der Insel. Naja, ganz unbeschrieben war Bamfield fuer uns alle nicht; Carl hatte seine alte Jalopy schon vor Jahren mal nach Bamfield gebracht und Dave, Glenn und ich hatten vor 4 Jahren den glorreichen Trip zur Tyee Lodge in Bamfield gemacht. Ausserdem war ich schon vor etlichen Jahren mal mit meiner Familie dort – der Bericht muss ziemlich am Anfang meiner Berichterstattungen hier sein. Wir hatten jedenfalls alle gute Errinnerungen an Bamfield. Es ist ein ziemlich cooles Fischerdorf, dass wirklich zum Grossteil nur vom Angeltourismus lebt. Es ist nur ueber eine rauhe Schotterpiste zu erreichen oder aber per Boot wenn man in Port Alberni slippt. Der Fakt, dass man nur ueber eine rauhe Schotterpiste hinkommt, schreckt viele Normaltouristen ab; nur die Hardcoreangler finden sich hier zusammen. Alle Huetten und Haeuser sind um den natuerlichen Hafen gebaut und es gibt auf beiden Hafenseiten Bordwalks die die Haeuser, ein/zwei Imbissbuden, den Pub und eine kleine Meeresbiologiestation miteinander verbinden. Ausserdem gibt es eine Tankstelle, einen Reparatur-Alles-Laden und einen kleinen Lebensmittelladen. Das war’s. Richtig niedlich!


    Vor Bamfield liegt der Barkley Sound; eine riesige Meeresbucht die von unzaehligen Inseln und Inselchen durchsetzt ist. Ausserdem faengt am Ende der Bucht der Port Alberni Canal an, einer der laengsten und tiefsten Inselfjorde. Fuer die Angelei hat man die geschuetzten Stellen im Barkley Sound fuer Lachs und Grundfisch jeder Zeit zur Verfuegung. In der Inselwildnis findet man bei jeder Windrichtung ein stilles Plaetzchen. Ein Teil der Inselwelt; die “Broken Islands”, sind allerdings ein Schongebiet in dem nicht geangelt werden darf. Aber das stoert kaum da dieses Gebiet nur einen Teil des Sounds ausmacht. Ausserdem kann man von Bamfield aus bei gutem Wetter die nahen oder fernen Offshore-Baenke erreichen, die eigentlich immer Fisch haben. Wir suchen uns immer Ziele fuer unseren jaehrlichen Trip, die eine gewissene Flexibilitaet bieten.


    Dave buchte uns ein unglaublich grosses Haus zu einem sehr guenstigen Preis: wir hatten 11 (!) Schlafzimmer ueber 2 Etagen fuer nicht mal $700 die Nacht. Eine grosse Kueche mit 3 Kuehlschraenken, 4 Baeder und einen semi-privaten Dock fast vor der Tuer. Einfach klasse. War zwar nicht alles in nagelneu Kondition aber fuer einen Maenner-Angelausflug allemal gut genug. Fuer mich ein Genuss dem Schnarchkonzert vollkommen entfliehen zu koennen! Was mich aber am meisten begeisterte, war das der Wind endlich Erbarmen hatte, nachdem dieses Jahr schon 2 meiner Angeltrips vom Wind stark beeinflusst gewesen waren. Dave hatte die Windvorhersage auf Speed Dial auf seinem Handy und es sah fuer die naechsten paar Tage bestens aus. Nach einem kurzem Gespraech mit einem Guide der den selben Dock benutzte, stellte sich heraus, dass die meiste Action offshore war. Eine Algenbluete im Barkley Sound machte gerade das Wasser sehr trueb und machte die Lachsangelei am Ufer zur Geduldsprobe. Es wurden zwar taeglich gute Lachse zwischen den Inseln gefangen aber es waren wenige und man musste teilweise Stunden auf einen Biss warten. Dagegen offshore sollten sich die Lachse tummeln. Von der 10 Meilen Bank und weiter waeren unzaehlige und ziemlich grosse Cohos nur so gestapelt und mit grossen Schulen kleinerer Chinooks durchmischt. Ein paar grosse Chinooks wurden auch gefangen, meist tief - nahe dem Grund unterhalb der kleineren Lachse. Heilbutt sollte auch gehen – wo auf den Baenken wurde uns leider nicht verraten.
    Das hoerte sich doch schon mal gut an! Glenn war das erste Mal mit seinem eigenen Meeresboot unterwegs. Sein Jetboat am Fraser River war fuer das Meer natuerlich nicht geeignet. Aber da seine Firma prima lief, hatte er kuerzlich bei einem guenstigen Gebrauchtboot in der 21 Fuss Klasse zugeschlagen. Da der Fraser River vor seiner Haustuere bis zu unserem Trip komplett fuer Lachsentnahme geschlossen war, war er besonders scharf ein paar Meeresfischfilets in seine Gefriertruhe zu packen. Er hatte seinen Sohn und einen Freund mit dabei.


    Auf meinem Boot sollten mein Sohn Ricardo und mein langjaehriger Angelpartner Dave fischen. Dave war auch auf Masse aus; er war seit unserem gemeinsamen Nanaimoabenteuer noch ueberhaupt nicht auf’s Meer gekommen. Carl hatte unseren gemeinsamen Freund Ross, der auch nur Gelegenheitsangler ist, und einen Arbeitskollegen Josh mit auf seinem Boot. Eigentlich waren nur Carl und ich regelmaessig auf dem Wasser und eher an Qualitaet statt Quantitaet interessiert; aber die Aussicht auf mal richtig non-stop Action liess auch unsere Augen glaenzen. Ich war ausserdem heiss auf Heilbutt – die Heilbuttsaison bei uns im Sueden der Insel war bisher sehr klaeglich.


    Es wurde also einstimmig beschlossen den ersten und hoechstwahrscheinlich auch den zweiten Tag weit raus zu brettern. Fuer mich etwas ausserhalb meiner Komfortzone, aber im Tandem mit zwei anderen Booten und dem guten und stabilen Windbericht liess ich mich ueberzeugen. Fuer den ersten Abend wollten wir allerdings nur kurz zwischen den Inseln pilken gehen. Darauf freute sich mein Sohn Ricardo schon richtig. Wir verteilten uns in verschiedene Richtungen und blieben ueber Funk in Kontakt. Nach ein paar kleineren Grundfischen hatten wir dann schnell eine klasse Stelle gefunden. Zwischen zwei Inseln war da eine ziemlich steile Kante mit sandigem Grund und einigen Steinen durchsetzt – darueber waren riessige Mengen Futterfisch versammelt. Und wo die sind, sind die Raeuber nicht weit.


    Wir pilkten zuerst alle drei und im Nu waren unsere Ruten krumm, manchmal alle drei gleichzeitig. Das interessante war, dass es oft total verschiedene Fischsorten waren. Hier mussten sich alle Gattungen zum Abendmahl versammelt haben! Ricardo brachte einen Fisch nach dem anderen nach oben. Viele Felsenbarsche der Gattung Canary Rockfish, einen fast 5 pfuendigen Yellowtail Rockfish, und eine breite Palette anderer Felsenbarsche. Dave brachte einen guten Copper Rockfisch und ein paar untermassige Ling Cods hoch. Wir behielten nur zwei der groessten Felsenbarsche. Ich musste einige der schoenen roetlichen Canaries wieder mit dem Ablassgeraet auf den Meeresgrund hinunterfuehren, um ihnen das Barotrauma zu ersparen. Bei der Fangrate der beiden an Bord war ich bald mit nichts anderem mehr beschaeftigt. Ich setzte ausserdem unser Boot immer wieder zum Ausgangspunkt unserer Drift zurueck.


    Dann sahen wir ploetzlich eine Menge Echos im Mittelwasser. Ricardo pilkte nun halbhoch und rumms hatte bald einen halbstarken Chinook am Haken. Er brachte noch ein paar an’s Boot. Die waren zwar massig, so um die 4-5 Pfund, aber wir wollten keine so kleine Chinooks mitnehmen. Einer hatte sich den Pilkerdrilling allerdings komplett und kompliziert inhaliert und musste demzufolge mit. Natuerlich blieb Ricardo seinem Ruf als der Exotikfaenger treu und holte auch mal eine Seegurke vom Grund, dann mal eine Scholle und ploetzlich auch einen massigen Ling Cod. Er war nicht zu stoppen der Junge und hatte einen Heidenspass mit dieser kurzweiligen Fischerei. Ich meldete unseren Erfolg zu Carl und Glenn und bald drifteten wir Seite an Seite und hatte unseren Angelspass gemeinsam. Nach etwa zwei Stunden, nahe der Daemmerung, brachen wir zufrieden ab und fuhren zurueck. Jeder hatte ein paar gute Fische zu saeubern. Das war ein klasse Anfang!

    Melde Dich auf jeden Fall mal falls Du Richtung Insel kommen solltest. Bin vom 8.8. bis 12.8. in Bamfield an der Westkueste. Wir sind da mit 3 Booten und koennen Dich gerne noch 1-2 Tage mit raus nehmen wenn Du Lust hast. Kannst mir ja mal Deine Email Adresse ueber eine PN schicken.

    21.7. - 28.7.2018, Leech Lake, MN


    Hier mal eine ganz andere Geschichte. Wir hatten dieses Jahr 2 Wochen Sommerurlaub bei unseren Freunden in Minnesota, US verbracht. Ich hatte dort in den 90gern viele schoene Erlebnisse am und um die vielen, vielen Seen und Fluesse. Es war hoechste Zeit dort mal wieder aufzutauchen. Natuerlich hatten wir eine heftige Portion Angelzeug im Fluggepaeck – Geraet fuer Hecht, Zander und Barsch das ich schon viele Jahre nicht mehr benutzt hatte aber gut verwahrt hatte. Meine Jungs Ricardo und Alex freuten sich auch auf diese fuer sie neue Angelei die fast ausschliesslich aus Spinnfischen bestand. Jeder von ihnen wollte einen Hecht fangen, wenn moeglich natuerlich einen Meterhecht und mehr! Auch auf Zander waren sie gespannt, gibt es diese bis auf einige kleine Ecken ganz im Osten BC hier nicht. Im Vorfeld dieses Trips kramte ich natuerlich meine Fotosammlung aus den 90gern heraus und ich zeigte meinen Jungs stolz meine grossen Faenge in Minnesotas Gewaessern. Auch Opas Krokodil-Hecht vom Leech Lake kam zum Vorschein. Wir waren alle aufgeregt und gespannt. Fuer mich persoenlich, ich wollte mal einen Musky-Hecht fangen, einen dieser wunderschoen getigerten oder gepunkteten Riesenhechte, die es in einigen Seen und Fluessen Minnesota gab.


    Ich buchte uns und meinen Freunden eine Woche im Oak Point Resort am beruehmten Leech Lake im noerdlichen Minnesota. Ich hatte dort vor vielen Jahren herrliche Tage auf und am Wasser verbracht. Wir bezogen eine ordentliche Huette und unsere Freunde parkten ihren Campinganhaenger im Resort. Wir hatten 2 fantastische Mietboote fuer die Woche: ich nahm das 18 Fuss Lund mit 60PS und Front-Minnkota Elektromotor. Nur das Echolot an meinem Boot war etwas duerftig und hatte keinen Kartenplotter. Ryan, mein Freund, uebernahm das 16,2 Fuss Lund mit 40 PS und einem neuesten Echolot-GPS Geraet, dafuer hatte er keinen E-Motor. Ryan ist nur Gelegenheitsangler und war fuer die weibliche Belegschaft zustaendig, die meist nur 2-3 Stunden am Schilfrand Posenangeln wollten. Ich nahm die ernsthaften Angler, meine beiden Soehne (15 und 13) und Ryan’s Sohn Andy (10) mit auf mein Boot und wir machten lange und ausgiebige Touren.


    Leech Lake ist ein typischer Minnesota See, Teil der riesigen Grundmoraenenlandschaft zwischen den grossen Seen und den Rocky Mountains. Minnesota ist der State of the 10,000 Lakes und das zaehlt wohl nur die groesseren Seen. Auf der 4 stuendigen Fahrt von Minneapolis zum Leech Lake kamen wir im Minutentakt an herrlichen Seen und Weilern vorbei, alle voll mit Hechten und Barschen. Auch liegt im noerdlichen Minnesota die Quelle des Mississippi. Der kommt dort als Baechlein aus einem grossen See heraus und formt auf seinen naechsten Stromkilometern eine Kette unzaehliger durchflossener Seen – aehnlich den Havelseen um Berlin und Potsdam. Leech Lake, direkt nebenan und durch den Leech Lake River mit dem Mississippi verbunden, ist ein sehr grosser See, allerdings in viele Arme und Buchten zergliedert was ihn nicht so sehr windanfaellig macht. Er hat viele ausgepraegte Krautzonen in denen vorallem die Hechte und Muskies hervorragenden Lebensraum finden. Diese Krautfelder und Zonen sind allerdings alle sehr flach. Trotz seiner riesigen Flaeche ist der Leech Lake im Schnitt wohl nur 2-3m tief. Vor dem suedlichen Ufer, um den Ort Walker herum sind jedoch auch tiefe Loecher bis zu 50m Tiefe. In der Vergangenheit hatte ich viel Fangerfolg mit in die Krautfelder geworfenen Spinnern. Dafuer gab es in der nordoestlichsten Bucht herrliche Stellen. Das Oak Point Resort war in der westlichsten Bucht, die noch flacher und krautiger war. Schien eigentlich perfekt.


    Ein weiterer Aspekt spornte besonders meine beiden Jungs zum Fangerfolg an, ihre Freunde Alec und Owen waren zur selben Zeit mit ihrer Familie zu einem gleichen Urlaub in Saskachewan, CAN, aufgebrochen. Auch sie verbrachten dort einige Tage an einem grossen See bei Freunden und wollten angeln. Mal sehen ob Kanada oder USA Hechte, Zander und Barsche groesser waren! Ohne Wettkampf geht bei den Teenagern nichts!


    Wir bekamen erzaehlt, dass wir gerade eine 2 woechige Hitzewelle im mittleren Westen der US verpasst hatten. Es war wohl 2 Wochen um die 40 Grad gewesen. Wir waren froh, dass das Wetter bei unserem Seeaufenthalt sehr angenehm dagegen war; ca. 25-28 Grad und immer eine Brise Wind. Fuer den Fischfang war das allerdings nicht so ideal. Wir mussten bald feststellen, dass die flachen Krautzonen von der vorherigen Hitzewelle so aufgeheizt waren, dass die Fische wohl unter Sauerstoffmangel litten und recht lethargisch waren. Wir fanden das gleich am ersten Angeltag heraus an dem wir Krautfeld nach Krautfeld mit unseren Spinnkoedern bombardierten und kaum etwas vorzeigen konnten. An einem Schilfguertel hakte ich endlich einen schoenen Schwarzbarsch, ca. 45cm und 4 Pfund. Der hatte klasse gekaempft und einen ca. 1m hohen Sprung vor dem Kescher hingelegt. Er hatte nur knapp gehangen – Glueck gehabt!


    An einem anderen Krautfeld hatte ich einen harten Anfasser der aber nicht haengenblieb. Wir bearbeiteten die Stelle weiter und Andy hatte einen Hechtnachlaeufer bis an’s Boot. Ich rief ihm zu den Spinner im Wasser zu lassen und neben dem Boot entlang zu ziehen. Tatsaechtlich sah ich den ca. 60-70 cm Hecht den Spinner kurz anschnappen aber Andy spuerte nichts und schlug nicht an. Als ich ihm zurief, hatte der Hecht den Koeder schon wieder ausgespukt. Damn!


    Wir muehten uns die naechten Tage ab was brauchbares ins Boot zu bringen. Wir wollten wenigstens mal eine Fischmahlzeit fuer uns alle haben. Die Frauen und Maedchen mit Ryan hatten bei der Posenangelei mehr Glueck und fingen viele Flussbarsche und Sonnenbarsche die sie allerdings alle wieder freiliessen. Es bliess nun tagsueber immer recht kraeftig Wind und wenn sich auch keine grossen Wellen aufbauten durch die Zergliederung des Leech Lakes, machte der Wind die Positionierung des Bootes zum Werfen sehr schwierig. Der E-Motor am Bug half dabei sehr gut, ansonsten waere eine vernuenftige Angelei so gar nicht moeglich gewesen. Wir verlegten unsere Angellei so mehr in die Morgen- und Abendstunden wenn der Wind meist etwas abliess und die Fische sowieso ihre aktivste Phase hatten. Tagsueber machten wir dann lieber ein paar Landausfluege oder schleppten die Kinder mit Reifen hinter dem Boot oder badeten im warmen See. Die Lodge hatte auch eine grosse Gemeinschaftshalle in der eine Tischtennisplatte, ein Kicker und viele andere Spiele, Puzzle, Buecher und ein TV mit vielen DVDs waren. Da konnte man locker fuer einige Tage bei Regen oder Schietwetter genuegend Unterhaltung finden.


    Am zweiten Abend fuhr ich mit den Jungs ins tiefere Wasser vor Walker. Mein Kalkuel war, wenn das flache Wasser zu warm war, zogen sicher einige Fische in die tieferen Bereiche und die Raeuber mussten dort aktiver sein. In 15 Minuten erreichten wir ca. 5-10 m Wasser. Wir schleppten dort kurz vor Sonnenuntergang grosse Wobbler. Go Big or Go Home war das Motto und ich montierten einen 20 cm Rapala im Barschdekor und einen 8 cm gelben Rapala auf der anderen Seite. Beide natuerlich mit Stahlvorfach – ich kannte die Leech Lake Hechte als aggressiv und es war nicht ungewoehnlich gewesen, wenn die Hechte Wobbler und Spinner voll verschluckt hatten. Und diesmal hatten wir eine magische halbe Stunde: Andy, der auf diesem Trip das erste Mal angelte, rief ploetzlich Fisch On! Seine Rute war krumm und Schnur lief von der Rolle. Alex coachte ihn toll waehrend Ricardo die andere Rute herausholte. Der Fisch nahm noch mal hier und da einen Rutsch Schnur ab und kam dann ans Boot. Ich erwartete einen guten Hecht, war aber freudig ueberrascht als ein praechtiger Zander auftauchte. Ricardo sackte ihn im Kescher ein bevor Andy noch irgendeinen Fehler machen konnte. Was fuer ein Brocken! Amerikanische Zander sind nahe verwandt mit dem europaeischen Zander, werden allerdings nicht ganz so gross. Ein Zander ueber 60 cm und 5 Pfund gilt da als gross. Auch ist die amerikanische Version mehr golden gefaerbt. Aber die Amis sind verrueckt auf Zander und lieben ihn auf dem Teller. Ein 10 Pfund Zander bekommt dort ein Vielfaches an Aufmerksamkeit im Vergleich zu einem vieleicht 30 Pfund Hecht.


    Andy war sehr stolz auf seinen Fang – 73 cm - und wir mit ihm. Der ging mit und sollte uns gut schmecken! Im Resort wurde er mit dem Fisch schnell beruehmt und es stand ein ganzes Gratulationskommittee beim Schlachttisch spaeter! Wenige Minuten nach dem Zander war Alexanders Rute am kleinen Wobbler krumm. Auch der nahm etwas Schnur. Alex brachte einen mittleren Hecht ans Boot – auch so knapp ueber 70 cm schaetzte ich. Ich gab Andy den Kescher und dachte er wuerde das schon machen. Aber er hob den Kescher nicht an als der Hecht halb drin war und so kam es wie es immer wieder kommt, ein loser Drilling verhakte sich im Netz und riss den Wobbler aus dem Hechtmaul und der Hecht machte eine Rolle rueckwaerts und war wieder weg. Verdutzt sahen wir uns an – Andy entschuldigte sich mehrfach aber Alex nahm es sportlich – auch wenn ich wusste, dass er seinen ersten Hecht gerne mal gehalten haette. Wir haetten ihn ja eh wieder freigelassen, meinte ich. “Und wir kriegen schon noch mehr und groessere”, war meine feste Ueberzeugung.


    Naja, im Nachhinein muss ich sagen war das eine Fehleinschaetzung. Wir fingen zwar noch einen ganze Anzahl Hechte, auch Alex, aber keine groesseren mehr. Frueh zum Sonnenaufgang konnten wir immer 2-3 Hechte aus den Krautfeldern herauskitzeln. Einmal hatte ich einen schweren Anfasser auf einen 20 cm Hechtimitatwobbler. Ich sah den grossen Schwall kurz nach dem Hit aber er blieb nicht haengen. Das war ein grosser gewesen. Am letzten Tag war der Wind ruhig genug und ich fuhr mit den Jungs in die oestliche Bucht, die ich von frueher her kannte. Gute 40 Minuten Vollgas! Und dort rappelte es auch. Wir fingen um die 10 Hechte, auch Andy landete mindestens 2, allerdings nichts ueber 60 oder 65 cm. Viele Flussbarsche blieben auch haengen, aber auch hier eher die Kinderstube. Wir hatten trotzdem viel Spass, alle paar Minuten hing was dran!


    Unterdessen hatten uns unsere Freunde in Kanada ihre Erfolgsbilder geschickt. Wow, die hatten 2 Tage Grosshechtalarm. Sie landeten 4 Hechte ueber einen Meter! Da mussten wir uns eindeutig geschlagen geben! Wir konnten allerdings in der Zander und Barschkategorie einen leichten Vorteil verbuchen. Aber insgesamt muss man schon eingestehen, Kanada klar vor USA diesmal! Aber Leech Lake, wir kommen wieder – wir haben noch eine Rechnung mit Deinen Grosshechten offen und ich ein Date mit der grossen Muskydame!
    Ein Erlebnis will ich noch schildern weil es mich pesoenlich beschaeftigt. Aus der oestlichen Bucht fliesst der Leech Lake River bei Federal Dam heraus. Ein idyllisches Gebiet denn der ca. 10 m breite Fluss zog sich maeandernd und traege fliessend durch die Wiesen und Waelder. Der Fluss hatte sehr krautige Ufer und war das Zuhause von vielen Hechten, wie ich aus frueheren Touren wussten. Ich bin damals ein paar Mal mit dem Kanu den Fluss befahren und hatte herrliche Momente erlebt. Einer beschaeftigt mich heute noch. Wir waren jungen Maenner als Ryan und ich im Kanu an eine alte Holzbruecke am Fluss kamen. Wir landeten und ich schaute von der Bruecke in den Fluss. Da stand der groesste Hecht, den ich bis damals je gesehen hatte; direkt hinter den hoelzernen Brueckpfeilern. Der war 1,2 m lang, mindestens. Aufgeregt holte ich meine Angelrute und versucht den Hecht von der Bruecke zum Anbiss zu reizen. Aber was ich ihm auch vor das riessige Maul hielt, interessierte ihn nicht. Launische veraergert zog er irgendwann ab- unter die dunkle Bruecke. Meine Knie hatten geschlottert – ich konnte es nicht fassen, dass der nicht beissen wollte. Ich fing ein-zwei andere ordentliche Hechte von der Bruecke - um die 80-90 cm - aber dieser Riesenhecht blieb unfangbar fuer mich!


    Etwa 25 Jahre lebte ich nun schon mit dieser Geschichte und diesem unerfuellten Traum von diesem Brueckenhecht. Ich hatte inzwischen andere Meterhechte gefangen aber dieser Kerl bleib in meinem Gedaechtnis eingebrannt. Nun, auf unserem Heimweg vom Leech Lake nach Minneapolis dieses Jahr wollte ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen um meinen Jungs diese Bruecke, von der sie ihr ganzes Leben schon gehoert haben, zu zeigen – falls sie ueberhaupt noch da war. Aber das Leben hier am Rande der Wildnis geht noch etwas langsamer und simpler vonstatten und die Veraenderungen sind klein und langsam. Und so fand ich die Bruecke vor wie frueher. Der Fluss so lieblich und unberuehrt wie frueher und als wir von der Bruecke herunterschauten – noch etwas war wie frueher: da lag hinter dem selben Brueckenpfeiler ein Riesenhecht – wie frueher! Und was fuer ein Brocken! Wir rieben uns die Augen – der hatte unglaubliche Ausmasse! Ricardo bettelte ob er das Angelzeug nochmal herauskramen duerfte. Ich konnte seine Aufregung sooo gut verstehen. Er montierte den groessten Blinker den wir hatten und liess ihn direkt neben dem Hechtmaul herab. Mal ganz davon abgesehen, dass die Chancen enorm gering waren so einen Riesenhecht zwischen hoelzernen Brueckenpfeilern und anderen Hindernissen im Wasser und ohne guten Zugang zum Ufer ueberhaupt erfolgreich landen zu koennen, Ricardo wollte ihn erstmal nur haken und dann weitersehen. Er sah sich schon auf Knien diesen vielleicht 40-50 Pfund Hecht kaum halten koennen und die mageren Meterhechte seiner Freunde in Kanada wie Koederfische dagegen aussehen zu lassen! Der Hecht hier war noch groesser als der den ich vor 25 Jahren hier gesehen hatte. Er war nicht nur 1,3-1,4 m lang aber als Ricardo den Blinker fast auf seinen Kopf schmiss drehte er langsam zur Seite und zeigte uns seine Tiefe – der hatte einen Meter Leibumfang! Wahnsinn! Aber auch er blieb unfangbar, egal was Ricardo auch als Koeder an seinem Unterstand vorbeitreiben liess.


    Alexander versuchte es auch noch – ich konnte die Rute nicht anfassen – ich war einfach nur fasziniert von dem Tier und dem Dejavu. Mutter mahnte schon zum Aufbruch und Alexander machte mit dem Blinker noch ein paar Wuerfe am krautigen Ufer entlang – von der Bruecke. Ploetzlich schoss ein schoener Hecht darauf, ein harter Ruck aber der Fisch hing nicht. Alex liess den Blinker in der Stroemung taumeln und der Hecht kam zurueck und schaute sich den Blinker genau an. Wir konnten das sehr gut von der Bruecke mit den Polbrillen beobachten. Der Hecht folgte dem langsam eingezogenen Blinker und attakierte ihn ein – zweimal ohne den Haken ins Maul zu kriegen. Alex kribbelte es in den Haenden – es war ein getigerter Musky – wir konnten die schoene roetliche Zeichnung deutlich unter uns sehen. Jetzt hatte er den Blinker wieder im Maul und Alex hieb an – weg. Nun hatte der Hecht genug und verschwand im Kraut. Unglaeubich schauten wir uns alle an – der war vielleicht 80-90 cm lang gewesen und waere unser aller erster Musky gewesen.


    “Nun, meine Jungs”, sagte ich zu beiden, “jetzt werdet ihr fuer die naechsten 25 Jahre eine Geschichte in eurem Gedaechtnis haben, die euch nicht mehr verlaesst! Viel Spass!”. In Gedanken versunken, packten die Jungs zusammen und blieben wortlos fuer die naechte Stunde im Auto. Ich sah Ricardo hin und wieder seine Hand verkrampfen wie um einen Rutengriff gewickelt und lautlose Woerter murmeln. “Ich kann Euch so gut verstehen, Jungs!” Aber die Erinnerung wird eine schoene wenn auch unvollendete bleiben!

    Tag 4:


    Der letzte Tag stand an und es sollte der letzte aber dafuer heftigste Windtag werden. Die Vorhersage fuer die naechsten Tage war absolute Windstille. Kaum zu glauben unser Pech! So machten wir uns ein letztes Mal zum Leuchtturm auf. Wir wussten, dass wir nur ein paar Stunden haben wuerden bis uns der Wind wieder in den Fjord jagen wuerde. Es hiess nun diese Stunden zu nutzen. Vielleicht waren ja mit der letzten Flut ueber Nacht ein paar neue Schwaerme in Kuestennaehe gekommen. Lachsbedingungen koennen sich taeglich, manchmal sogar mir jeder Gezeit drastisch aendern!


    Das Meer war eigentlich nicht zu rauh am Morgen und so setzten wir sogar 3 Downrigger ein um unsere Chancen zu maximieren. Wir wollten heute nur noch richtig gute Fische mitnehmen; wir hatten schon eine Menge auf Eis. Heute galt Qualitaet ueber Quantitaet. Und es sollte auch nicht allzu heiss hergehen. Wir bekamen den einen oder anderen Biss aber alles nur von Kleinkram. Man konnte meist schon am Biss erkennen ob es ein Kleinfisch war. Ein Glow-Gruener Cohokiller Blinker schien aber heute das Mass aller Dinge zu sein. Fast alle Bisse kamen daran.


    Dann riss es einmal wieder etwas beherzter an der Rute und der Clip loeste aus. Alec sprang elektrifiziert hinzu – es galt Ricardo’s 16 Pfund zu schlagen! Der Fisch kaempfte ordentlich, war aber kein Grosser. Alec brachte einen vielleicht 5,5 Pfund Coho an das Boot. Mitnehmen? Der war sauber im Vorderkiefer gehabt. “Freilassen”, entschied ich. Es ging nun wieder auf den Gezeitenwechsel zu und wie hergezaubert tauchte ploetzlich eine Menge Futterfisch auf dem Echolot auf. Meist in Bodennaehe. Ich hiess die Jungs wenigstens einen der Blinker am Grund langzuziehen. Da! Ploetzlich loeste die tiefe Rute aus und ruckte hart an. Ricardo sprintete hin und ruckte fest an. Ein paar schwere Kopfstoesse und ein Ansatz einer Fluch und….weg. Mist! Das war was Groesseres! Ricardo setzte die Rute schnell wieder ein und ich fuhr eine Schleife ueber die selbe Stelle. Nichts.


    Weiter oberhalb drehten wir wieder um und ich fuhr nun etwas flacher. Die tiefe Rute begann zu ruckeln weil das Blei ueber den Grund polterte. Alec holte das Riggerkabel Stueck fuer Stueck hoch aber ich hiess ihn es immer mal wieder den Grund beruehren zu lassen. Ploetzlich schnappte die Rute zurueck – war es nur fehlausgeloest vom Grundkontakt oder Fisch? Im erstem Moment wenn die Rute zurueckschnappt und die Schnur schlapp wird kann man das nicht sagen aber ich hatte ein Gefuehl und das war fischig! Ich rief Alec zu “Fish On!” und er krallte sich die Rute und kurbelte wie besessen um die schlappe Schnur einzuholen und Kontakt zu kriegen. Und tatsaechlich, die Rute zog sich krumm. “Oh ja, oh ja!”, meinte Alec nur als er schwere Kopfstoesse und die erste kleine Flucht verspuerte. Das war ein richtiger Fisch! Ricardo holte die Rigger und die 2. Rute ein. Ian stand schon mit dem Kescher bereit. “Der ist noch lange nicht kescherreif”, sagte ich zu Ian und er stellte den Kescher erstmal wieder weg.


    Alec gewann nun schon erstaunlich viel Schnur zurueck; auch wenn es schwer ging, eigentlich hatte ich ein paar weite Fluchten erwartet. Dann war der Fisch ploetzlich schon da und wir konnten ihn ca. 5 m neben dem Boot bewundern. Aber er war noch tief und sah noch voll fit aus. Da, jetzt hatte er uns gesehen und nahm reisaus! Jetzt jaulte die Rolle auf und Alec liess blitzschnell die Kurbelgriffe fahren sonst haette er kraeftig was auf die Finger bekommen. So muss das gehen! Der Fisch musste bis auf den Grund gesaust sein. Alec pumpte ihm wieder hoch aber wieder raste der Fisch stur nach unten.


    Ich drehte das Boot so das wir mit dem Heck die Wellen aufnahmen und moeglichst wenig herumschaukelten. Dann hatte Alec den Fisch wieder am Boot; diesmal an der Oberflaeche. “Mindestens 15 Pfund”, sagte ich, “das ist ein Kandidat fuer den Titel!”. Aber Alec liess sich nicht aus der Ruhe bringen und war voll konzentriert. Ricardo schnappte sich nun den Kescher. Ich dachte nur “Hm, hoffentlich ist da keine Sabotage im Spiel!”, immerhin wuerde Alec Ricardo entthronen wenn der Fisch schwerer als 16 Pfund ist! Aber hier war nur ehrliche Teamarbeit am Werk. Beim ersten Kescherversuch sausste der Fisch nochmal ab und Ricardo nahm augenblicklich das Netz hoch um nichts zu verfitzen. Als Alec zum naechsten Landungsversuch ausholte und den Fisch mit Schwung Richtung Boot zog, stiess Ricardo mit dem Netz zu und sackte den Fisch ein. Yeeesssss!


    Ein vielstimmiger Jubelruf hallte gegen den Wind als der Fisch vor uns zu Fuessen lag. Endlich ein ordentlicher Chinook. Blitzeblank, der kam frisch von offshore! Alec fummelte die Handwaage heraus aber in dem Wellengang schwankte die Anzeige zwischen 15 und 17 Pfund. Das war zu knapp um zu entscheiden. Die Waage in der Marina musste es zeigen. Jetzt wollten wir aber sehen ob da noch mehr da waren. Chinooks sind keine Einzelgaenger. Wir liessen auch Graham die Einzelheiten wissen und so pfluegten wir nun zu zweit den Boden. Aber es ging nichts mehr. Die hoeheren Ruten brachten noch den einen oder anderen Shaker aber kein Chinook tauchte mehr auf. Der Wind wurde immer ungemuetlicher und selbst die grossen Guideboote kamen von offshore zurueck und drehten noch ein paar Runden im Leuchtturmwindschatten. Schwere Herzens brachen wir ab und stellten erneut auf Pilkerei um. Graham verschwand an seine Stelle hinter den ersten Inseln und wir huepften von Stelle zu Stelle quer durch die Fjord und Inselwelt. Wir fanden unzaehlige Felsenbarsche in allen erdenklichen Farben. Einige hatten schon so 3-4 Pfund auf den Rippen aber wir beschlossen nur schwerverletzte Fische mitzunehmen oder noch einen schoenen Ling. Ich hatte wieder viel zu tun die Barsche zum Grund zurueckzuschicken. Lings hatten wir aber nur einen oder zwei kleinere. Ploetzlich brachte Alec eine Mego-Seegurke hoch und nun hatte er das Gelaechter auf seiner Seite.


    Wieder kamen wir an einem Seeotter vorbei und konnten diesen beim stillen Driften eine ganze Weile beobachten. Ein Seeadler stiess ploetzlich zu als Ricardo mal wieder einen Barsch entliess, der nicht schnell genug abtauchte. War leider zu schnell und ploetzlich um noch ein Foto zu erwischen. Wir hatten viel Spass bei dieser Angelei wenn es auch keine Riesenfische waren die wir fingen. Aber die Spannung war staendig da, da es jeden Augenblick geschehen konnte, dass ein grosser Lincod einstieg. Graham funkte, dass seine Crew 4 schoene Lings an Bord gebracht haette. Sie sagten absichtlich nicht wie gross und Alec zitterte nun um seinen Titel. Als wir uns dann am fruehen Nachmittag an der Marina trafen, war schnell klar, dass Alec’s Chinook mit knapp 17 Pfund zum Gesamtsieg reichte. Aber Graham’s Crew hatte nochmal kraeftig zugelangt mit 4 massigen Lings wobei die groessten jeweils 13 und 14 Pfund schwer waren. Nicht schlecht und ein guter Abschluss! Wir holten noch die Krabbenfalle ein und es waren 8 oder 9 schoene, grosse Dungenesskrabben drin – leider alles nur Weibchen wie sich schnell herausstellte. Die muessen wieder zurueck. Was war denn das fuer eine Stelle, nur Weiber? Ein Kloster dort unten? Nach ein paar schoenen Gruppenfotos in der Marina ging es an’s Schlachten und Putzen und Einpacken. Abfahrt war der naechsten Morgen.


    Nach dem Abendessen, zog ich mit den Grossen, Alec und Ricardo, nochmal los. Alec hatte schon am vorherigen Abend schon mal gefragt ob einer mit ihm zum Conuma River fahren koennte. Er wollte dort mal sein Forellenspinnzeug zum Einsatz bringen. Ich war zu beschaeftigt am Abend zuvor aber heute hatte ich noch etwas Energie uebrig. Ricardo wollte auch mit. So zogen wir zu dritt los. Der Conuma River ist nicht sehr gross. Besonders jetzt im Sommer ist er nur ein paar Meter breit. Ich hatte Alec schon gewarnt, dass sich vorhandene Forellen jetzt in einige tiefere Abschnitte zurueckziehen wuerden und nur mal kurz frueh morgens und spaet abends fressen wuerden. So waren unsere Erwartungen nicht sehr hoch, aber eine Flusserkundung ist immer spannend auch wenn nicht fischreich.


    Wir parkten den Truck an der Lachsaufzucht- und Brutstation, die jetzt friedlich und fast verlassen dastand. Hier wuerden im Herbst hunderten Chinooks die Eier und Samen entnommen um fuer eine Aufstockung der Wildbestaende zu sorgen. Auch die Cohos standen seit 2 Jahren auf dem Stuetzprogramm. Einer der Gruende fuer die fantastische Lachsangelei im Fjord im Hochsommer. Hinter der Station kamen wir zum Fluss. Er war sogar noch etwas wasserreicher als ich gedacht hatte; es hatte ja auch die letzten Tage genug geregnet! Ricardo und ich machten erst unsere Ruten fertig; ich meine Fliegenrute und Ricardo eine Spinnrute. Alec war schon fertig und ueberquerte gerade eine Flussarm in seinen Gummistiefeln. Ich warnte ihn sich ja leise anzuschleichen da etwaige Forellen super scheu sein wuerden bei diesem niedrigen Wasserstand und glasklarem Wasser. Ich wiess auf einen Baumstumpf im Seitenarm hin der in einem tiefen Pool stand.


    Was jetzt kam habe ich eigentlich geschworen zu verschweigen. Ein guter Bekannter, der Head Guide von Nootka Marine Adventures hatte mich am naechsten Tag schwoeren lassen, unser Erlebnis am Fluss strengstens geheim zu halten. Nun, da ich weiss von Euch plaudert keiner, erzaehle ich es Euch trotzdem. Aber nicht weitersagen ! Alec und Ricardo hatten eigentlich kein richtiges Forellenzeug dabei ausser den Ruten. Alex hatte sich aus der Lachsblinkerkiste ein paar schlanke ca. 8 cm lange Blinker herausgesucht. Ricardo wollte es mit einer orangen Plastikperle als Lachseiimitat versuchen. Ich hatte nicht allzuviel Hoffnung fuer die beiden. Am erfolgversprechendsten erschienen mir noch meine Fliegen. Die meisten kleineren Inselfluesse beinhalteten nur ein paar kleinwuechsige Regenbogen- oder kehlschnittforellen. Es gab in der felsigen Gegend nicht viel Nahrung um Forellen gross und vielfaeltig gedeihen zu lassen. Der groesste Nahrungsschub fuer die Insel-Flussfische kommt jeden Herbst mit den Lachsen (Eier, Kadaver, Junglachse). Zu dieser Zeit (Herbst-Winter) kann man grosse Raubforellen in kleinen Fluessen antreffen (Steelhead, Searun Cutthroat Trout). Aber nachdem die Lachssmolts die Fluesse verlassen haben im Fruehling, gehen auch diese Raubforellen in die Muendungsgebiete oder direkt ins Meer um dort genuegend Futter zu finden. Kleine, genuegsame Forellen bleiben dann im Fluss zurueck. So kannte ich es von den meisten Inselfluessen und Baechen.


    Alec warf seinen Blinker hinter den Baumstumpf in den Pool. Beim zweiten Wurf schrie er ploetzlich auf; ein riesiger Fisch waere dem Blinker ein Stueck weit gefolgt. Unglaeubig blickten Ricardo und ich uns an und schuettelten laechelnd den Kopf – Anglerlatein! Ich verfolgte Alecs naechsten Wurf und schon kurz nach dem Auftreffen des Blinkers war seine kleine Spinnrute krumm wie ein Halbkreis. Haenger? Nein! Etwas zog unaufhaltsam ab Richtung Ufergestruepp und als Alec den Fisch zu halten versuchte, sprang er zweimal hintereinander voll aus dem Wasser und schlug dabei mehrere Saltos in der Luft. Wahnsinn! Das war mindestens ein 60 cm Fisch! Es platschte nur so als der Fisch in dem kleinen Pool auf dem Wasser aufschlug. Eine kurze Flucht zum Eingang des Pools und ploetzlich war der Widerstand an Alecs Rute weg. Betroffen kurbelte Alec ein und schaute nur immer wieder unglaeubig auf seinen Blinker, den Pool und uns. Wir waren alle sprachlos. Ricardo und ich wateten vorsichtig zu Alec und leise wiess ich ihn an es nochmal zu versuchen. Mit zitternden Haenden warf Alec nun immer wieder hinter den Baumstumpf im Pool. Aber es tat sich nichts mehr. Mann, was fuer ein Brocken war das denn. Wir konnten es immer noch nicht fassen. Ob das eine Sommer-Steelhead war? Die kommen in groesseren Fluessen schon im Sommer rein um dann im naechsten Fruehjahr zu laichen. Da unsere Inselfluesse zumeist recht kleine Fluesse sind, gibt es hier eigentlich nur eine handvoll bekannte Gewaesser mit Sommer-Steelheads. Und wenn schon, dann nur ein paar wenige Exemplare die streng geschuetzt sind. Ich hatte aber noch nie was von Steelheads im Conuma gehoert oder gelesen, geschweige denn Sommer-Steelheads.


    Ich schlug vor die Stelle nun ruhen zu lassen und in 1-2 Stunden noch mal zurueckzukommen. Ich haette doch nur zu gerne den Fisch mal nahe vor mir begutachtet. Vielleicht war es eine solitaere Searun Cutthroat? Die koenne bis um die 5 Pfund gross werden. Wir wanderten am Flussufer flussab. Ein braunes Ding, dass sich weiter unten am Ufer bewegte, liess uns erst auf Baer tippen. Als wir vorsichtig naeher kamen, erkannten wir aber einen jungen Hirsch der sich dann auch schnell trollte. Wir warfen noch hier und da ein paar tiefe Stellen an, konnten aber keine Abnehmer finden. Alec musste sogar schwimmen gehen, da er seinen festhaengenden Blinker nicht hergeben wollte. Weiter flussab wurde der Fluss breit, flach und traege – es ging dort dem Delta entgegen. Das sah nicht nach vielversprechenden Forellenstellen aus.


    So wanderten wir wieder zurueck und aufgeregt zur Baumstumpfstelle. Wir schlichen uns wie die Indianer an. Alec versuchte es zuerst alleine. Nichts. Ich ging weiter hoch zum Pooleingang und bearbeitet diese Stelle mit der Fliege und Ricardo warf seine Perle in den unteren Poolabschnitt. Nichts. Nicht ein Nachlaeufer und der grosse Brocken war wohl verschreckt. Schade!


    Ich schaute flussauf und an der naechsten Flussbiegung sah es noch verdaechtig aus. Also marschierten wir noch dahin. Hier kam der Fluss breit aus einer Rieselstrecke in eine schnellfliessende Rinne die etwas tiefer war. Ich warf meine Koecherfliegenlarve ein paar mal quer zu Stroemung. Keine Abnehmer. Dann kam Alec und warf bis kurz vor das andere Ufer in den stroemungsarmen Saum der Rinne. Ploetzlich ein Einschlag in seiner Rute, die Rute fast am bersten und die Rolle sang los. Die Augen von Alec quollen fast ueber und er stoehnte nur “Ja, ja, oh my god….”. Ich sah einen grossen Schwall und eine riesige Schwanzflosse im ruhigen Wasser auftauchen, dort wohin Alecs Schnur hinzeigte. Dann jagte der Fisch in die schnelle Stroemung, machte noch eine Wendung und schon kam Alec der leere Blinker entgegengeflogen. “Nooooooo…..”, schallte es durch den Wald. Das kann doch nicht wahr sein! Noch so ein Klopper, eher noch groesser als der Erste, und schon wieder ausgeschlitzt! Verdammten Einzelschonhaken! Ich haette ein Vermoegen dafuer gegeben, so einen Fisch mal vor den Fuessen zu haben. Alle nachfolgenden Versuche diesen Brocken oder einen anderen nochmal zu ueberreden, blieben erfolglos. So kamen wir fast fassungslos ueber das Erlebte bei unserer Truppe wieder an die auch nur unglaeubig mit dem Kopf schuettelten.


    Wie gesagt, am naechsten Tag fragte ich meinen Bekannten, der hier seit Jahren als Guide und Operations Manager arbeitet und jede Pfuetze in der Umgebung schon befischt hat. Als er mich etwas zur Seite genommen hatte, erklaerte er mir, dass er und ein paar wenige Eingeweihte diese Fische schon seit Jahren zum Spass beangelten, aber nur ohne Gaeste. Er erklaerte, dass es sich um sowas aehnliches wie eine Steelhead handeln wuerde; nur eine Form die nicht wie die normalen Steelheads weit im Meer umherziehen sondern eine seltene Steelheadform die sich in der Warmwasserzeit nur ins Brackwasser zurueckzieht um dann im Herbst mit den Lachsen wieder in den Fluss zu kommen. Er nannte sie eine Delta-Regenbogenforelle. Es waeren nur so um die 40-50 davon da und die wuerden bis zu 10 Pfund schwer. Er und seine Kumpels wuerden nur strengstes Catch & Release betreiben wenn sich es mal auf diese Forellen versuchen wuerden. Und keiner sagte das Geheimnis weiter. Er befuerchtet, wenn die Resortleitung oder andere Angler das erstmal herauskriegen wuerden, dann waere diese seltene Art wohl bald verschwunden auch wenn generell Catch & Release an Vancouver Island Fluessen galt. So, nun wisst Ihr es. Ich hoffe Ihr geht vorsichtig mit diesem Schatz um!


    Beim letzten abendlichen Zusammensein waren wir uns alle einig, dass es ein schoener, sehr lustiger und allgmein auch erfolgreicher Trip gewesen war. Klar hatten wir uns gehofft die Bonanza der grossen Chinookschwaerme ausnutzen zu koennen und waren etwas enttaeuscht, dass der Wind das einfach nicht erlaubte. Aber wir hatten ein paar gute Fische gefangen, tolle Erlebnisse gehabt, in fantastischer Gesellschaft viel gelacht und keine nennenswerten Verluste oder Havarien gehabt. Alles in allem wieder ein erfolgreicher Trip!

    Tag3:


    Der naechste Morgen brach sonnig aber windig an. Wir goennten uns einen gemuetlichen und etwas spaeteren Aufbruch. Nach dem Fruehstueck ging’s wieder los. Vor der offenen Kueste kampften wir uns ein kleines Stueckchen weiter vor als gestern aber viel mehr war wieder nicht moeglich. Aber es war sonnig und daher warm und die Duenung schienen auch nicht ganz so hoch wie gestern. Graham zog es dicht unter Land zum Sandstrand. Ich blieb im Tieferen und hatte damit wohl den besseren Riecher. Es war jetzt gerade Gezeitenwechsel, typischerweise eine gute Beisszeit.Wir trafen bald wieder auf einen Cohoschwarm und ich tat mein Bestes um an dem Schwarm dranzubleiben. Die Jungs waren alle 10 Minuten am Fisch. Es waren aber auch ‘ne Menge Shaker dabei aber die Jungs brachten auch wieder 2-3 feiste Cohos ins Boot. Alec hatten einen am Band fuer den es sich schon lohnte die andere Rute schnell einzuholen und klar Deck zu machen. Der nahm paar Mal Schnur und kam dann hinter dem Boot zweimal voll aus dem Wasser katapultiert. Wow! Owen Fuehrte noch die Wertung mit einem reichlich 7 Pfund Coho. Der hier war ein Anwaerter fuer die Trophaee. Der Fisch wollte nicht aufgeben und sausste vom Boot immer wieder weg. Alec wurde nervoes! Aber Ian sackte den Lachs irgendwann bald geschickt ein und da lag er der neue Anfuehrer. 7,5 Pfund. Nicht schlecht.


    Wir unterrichtete natuerlich auch Graham von unserem Erfolg und wir sahen wie seine Crew einholten und er sein Boot zu uns versetzte. Es dauerte nicht lange bis uns freudige Funksprueche erreichten; auch sie hatten nun Coho-Erfolg.


    Die Cohos waren weiterhin vor Ort aber waren nicht mehr ganz so bissig. Meine Crew goennte sich nun laengere Nickerchen unter Deck und ich nutztes das um auch endlich mal einen Fisch zu drillen. Ein etwa 5 pfuendiger Coho kam zum Boot und weil er knapp und sauber gehakt war, liess ich ihn neben dem Boot wieder frei. Auch Ian bekam mal eine Chance aber sein Fisch schlug sich noch vorm Kescher wieder los. Ricardo brachte dann auf einmal einen massigen Chinook ans Boot. Er hatte mit einem guten Coho gerechnet aber jetzt lag hier ein ca. 5 pfuendiger Chinook. Der Haken kam zum Auge wieder heraus; daher beschloss ich ihn mitzunehmen. Der erste massige Chinook des Trips – traurig aber wahr!


    Dann war Beisspause angesagt. Graham konnte auch keinen weiteren brauchbaren Lachs mehr einsacken. Alec war mal wieder am Schlafen und Ricardo auf Rutenwacht als die linke Rute ploetzlich ausloeste und wild nach hinten ruckte. Das musste etwas Besseres sein! Ricardo hatte im Nu die Rute aufgenommen und ruckte nochmal kraeftig dagegen. Der Fisch zog gleich ein Stueck Schnur von der Rolle und das veranlasste uns auf etwas Groesseres vorzubereitet zu sein. Alec kam aus seiner Schlafhoehle und holte die 2. Rute und Rigger ein. Ian machte den Kescher fertig – und nicht zu frueh denn seltsamerweise hatte Ricardo den Fisch ploetzlich schon am Boot. Wohl doch nur was Kleines? Ich schaute ins Wasser wo der Flasher auftauchte. Ha, ein halbstarker Chinook! Aber der wachte nun erst auf und tobte wie ein Berserker um das Boot herum. Gluecklicherweise waren alle Schnuere und Kabel aus dem Wasser heraus. Ian setzte paar Mal zum Keschern an aber der verrueckte Fisch riss immer wieder aus; mal unter das Boot und kam zur anderen Seite wieder hoch so dass ich das Boot komplett drehen musst und Ricardo die Rute tief ins Wasser stecken musste; dann sausste er wieder unaufhaltsam tief, dann sprang er aus dem sich schon zuziehenden Kescher heraus – unglaublich dieser Kerl. Ich glaube beim 6. oder 7. Kescherversuch war er denn endlich geschlagen. Kein Riese, auch so um die 7 Pfund aber was fuer ein Kampfpaket! Ricardo freute sich!


    Gegen Mittag zog der Wind weiter an und die See begann sich aufzutuermen. Zeit die Segel zu streichen! Die Jungs waren wieder heiss auf Pilken! Graham stimmte zu und wir fingen wieder an meiner Lieblingsstelle vor der ersten Insel in Fjord an. Die Jungs nahmen wieder kleinere Pilker und waren sofort am Fisch. Einige schoene Red Snapper kamen hoch und ich hatte die Ehre sie wieder sicher nach unten zu befoerdern. Graham war hinter der Insel verschwunden. Da wir keine Lings finden konnten und keine Felsenbarsche mitnehmen wollten, zogen wir weiter durch die Inselwelt und versuchten es an einigen vielversprechenden Stellen. Ich probierte auch mal und konnte ein paar Barsche ueberlisten. Alec fing einen knapp untermassigen Ling (60 cm). Ich suchte mir steile Kanten im Windschutz auf dem Kartenplotter heraus und setzte uns fuer die Drifts in Stellung.


    An einer neuen Stelle hiess ich die Jungs ablassen als wir fast nur eine Armlaenge vom Ufer wegwaren; allerdings war es hier schon 30m tief. Ploetzlich aechzte Ricardo auf; seine Rute war zum Halbkreis gebogen und die Rolle gab widerwillig Schnur her. Aha, der erste gute Ling! Aufgeregt verfolgten wir den Drill. Ricardo wackelte ein paar Mal wenn der Fisch seinen gewaltigen Schaedel schuettelte und die Rute tief pumpte. Dann bekam Ricardo die Oberhand und pumpte den Fisch Stueck fuer Stueck nach oben. Noch ein Fluchtansatz auf halber Strecke – hoffentlich hielt der Haken!? Und dann kam der gefleckte, laengliche Koerper eines schoenen Lings in Sicht. Alec wollte gaffen aber schlug in der Aufregung daneben und die Spitze verpassten den Fisch der jetzt neben dem Boot tobte. Ich konnte aus der 2. Reihe nur noch Schaum und aufgeregte Teenagers sehen. Dann aber hatte Alec den Gaffhaken versenkt und hievte den Fisch an Bord.


    Auf dem Boden tobte der Ling noch umher und wir musste uns vorsehen vor den dolchartigen Zaehnen. Als er erledigt war, hingen wir ihn kurz an die Waage: 16 Pfund. Das konnte sich sehen lassen. Ricardo war der neue Spitzenreiter. Wir versuchten es noch hier und da. An einer sandigen Stelle brachten die Jungs einige Schollen hoch, bei denen ich schon fast geneigt war sie zubehalten. Aber die Aussicht auf eine stundenlange Filetierarbeit schreckte mich ab und wir liessen die Platten wieder frei. Die Schollen waren so um die 30-35 cm Laenge, eigentlich eine schoene Essgroesse. Ricardo zauberte natuerlich auch noch die eine oder andere Seegurke herbei; wie er dass nur immer anstellt!? Aber der absolute Hammer war als er eine kleine Krabbe am Pilker hatte. Wie geht denn sowas? Wir lachten uns kaputt und schuettelten nur noch die Koepfe. Sowas kann man sich gar nicht ausdenken!


    Dann ging es heim. Wir trafen Graham und Crew am Dock und die Juengeren bestaunten diesmal unseren Fang, insbesondere den Ling. Alex und Jack hatten wohl auch Lings erwischt aber nicht ganz massig. Graham und ich hatten Schlachtdienst und Ian zauberte das Abendbrot. Ich legte noch eine Krabbenfalle vor der Muendung des Conuma Rivers aus. Koeder hatte ich von den vielen Schlachtabfaellen genug. Eigentlich galt der tiefe Nootkasound nicht gerade als Toprevier fuer Dungenesskrabben aber ich hatte vor paar Jahren mal einen guten Fang vor der Flussmuendung gemacht, sogar zum Erstaunen der lokalen Guides. Vielleicht war ja morgen wieder was drin und wir konnten ein Krabbendinner machen. Danach hatten wir noch Zeit ein paar Wuerfelspiele zu spielen und ein Bierchen zu vertilgen. Abends bot das Resort sogar noch ein Feuerwerk an zu Ehren des Kanada-Feiertags. Ich sprach noch mit einem bekannten Guide, der die letzten Tage mit seinen Gaesten an den Offshorebaenken angelte. “Nicht ganz einfach in 1.5 m Wellen und 3 m kurzfrequentiger Duenung zu angeln, auch von einem 10 m Boot aus, aber die Fische sind da und beissen.”, meinte er. Seine Gaeste brachten taegliche Limits and Chinook, Coho, Heilbutt und Lingcod mit nach Hause. Einfach zu schade, dass das fuer unsere Bootsklasse einfach unerreichbar blieb.

    Tag 2:
    In der Nacht ging ein Wolkenbruch hernieder und weil ich im Boot schlief, musste ich Schotten dicht machen. Frueh morgens regnete es immer noch unablaesslich und windig war es auch. Keine tolle Kombination zum Angeln! Nach dem Fruehstueck machten wir uns auf. Graham und ich verabredeten es soweit wie moeglich vor die Kueste zu schaffen auch wenn es etwas wellig war. Wir konnten dann ja mit dem Wind und Wellen die Kueste wieder zurueckschleppen aber wenigstens vielleicht etwas naeher an die Lachse vor der Kueste kommen! Als wir den Leuchtturm umrundeten, gings gleich ordentlich los; hier kamen nun 2-3 m Duenung mit 1 m Wellen obendrauf an. Wir kaempften uns vielleicht 1-2 km dagegen an aber gaben dann auf. Schaumkronen soweit man blickte, kein Windschutz mehr an diesem Kuestenabschnitt. Schade, wir wussten, dass das zu kurz war um die Schwaerme weiter draussen zu erreichen. So drehten wir 180 Grad um und schleppten mit den Wellen wieder Richtung Leuchtturm und Windschutz.


    Es kam auch bald Leben in unsere Ruten und die Jungs sprangen eifrig hinzu. Sie brachten aber nur untermassige Cohos und Chinooks an’s Boot; Shakers. Wir konnten partout keine groesseren finden. Aber die Jungs freuten sich trotzdem das regelmaessig was biss. Und das groessere Exemplare unterwegs waren, bestaetigte Graham’s Crew eindrucksvoll: nach 2 Stunden hatten die 4 schoene Cohos bis zu 7 Pfund im Boot. Sie hatten sich hinter der Leuchtturmfelsspitze zu ein paar anderen Booten in den Windschatten gesellt und bearbeiteten ausdauernd eine Horde hungriger Cohos. Ich hoffte immer noch auf eine Schule Chinooks for der offenen Kueste und hielt es am laengsten in diesem Waschkessel aus. Ich hatte ja auch eine seefeste Crew – ok, bei Ian war ich mir nicht so ganz sicher aber auch er zeigte nach einiger Zeit keine Anzeichen von Seekrankheit. Aber wir kamen einfach nicht ueber die Shakergroesser hinaus. Unfassbar, Futterfisch war doch genug vorhanden!?


    Ich kurvte nun wieder zum Leuchtturm hin und das Geschuckle wurde besser. Dafuer kam jetzt der Regen bis weit unter das Bootsdach geblasen. Wir hatten zwar alle Regenjacken- und hosen an aber Ian hatte nur Turnschuhe. Die waren bald pitschnass und ab da froestelte Ian erbaermlich fuer den Rest des Morgens. Wir kreuzten mehrfach den Weg mit Graham dessen Crew sich nun mehr und mehr in die trockene Kajuete verzog und Nickerchen hielt. Es ging gegen Mittag zu und ich sah, dass der bibbernde Ian nicht mehr lange aushalten wuerde. Ich schlug vor noch ein Stuendchen pilken zu gehen. Die Aussicht vielleicht da einige gute Fische zu haken, motivierte die Jungs wieder.


    Ich funkte Graham, dass wir bis zur ersten Insel im Fjord schleppen wuerden und dann dort ein bisschen pilken wollten. Die Stelle hatte uns vor 2 Jahren schon ein paar stattliche Lings und auch Red Snapper gebracht. Auf dem Weg dahin kreuzten wir wohl wieder einen Kleinlachsschwarm – es war ohne Unterlass fuer vielleicht 20 Minuten, aber alles nur Kleinkram. Dann kamen wir noch an einem Seeotter vorbei der mit einer Krabbe in den Pfoten gemutlich auf dem Ruecken herumschaukelte und uns bis auf 5 m herankommen liess. Von nahem realisierte man erstmal wie gross die Seeotter im Vergleich zu den putzigen Fischottern sind; der hier war locker 1.5 m lang.


    Dann kamen wir an der Pilkerstelle an. Eine Untiefe vor der ersten Inselkette knapp innerhalb des Nootka Sounds. Die hoechte Erhebung kam von ca. 70 m auf etwa 40 m hoch. Ricardo und Alec liessen ihre Pilker hinabsaussen. Ich dagegen machte mein ‘Hinunterlassgeraet’ klar; Red Snapper, ein Verwandter des Rotbarsches war nun dieses Jahr komplett geschuetzt. Diese Fische erleiden oft ein Barotrauma vom Hochkurbeln aus groesseren Tiefen und verenden dann weil sie, aehnlich wie Dorsch, Leng und Lumb, aufgeblasen nicht mehr abtauchen koennen. Wenn man die Fische aber ruckzuck wieder in die Tiefe zurueckbringt, haben sie angeblich eine 80% plus Ueberlebenschance. Soviel zur Theorie aber ich war gewillt dem zu glauben und mein Bestes zum Bestandsschutz beizutragen. Und ich bekam zu tun.


    Ricardo und Alec zogen bei jeder Drift ein paar Fische nach oben. Meist allerlei Felsenbarschsorten, auch einige kleine bis mittlere Red Snapper und ein paar untermassige Lings. Die Snapper und Felsenbarsche liess ich nun an meinem Releasegeschirr wieder hinunter und ich musste zuweilen die Jungs bitten Pause zu machen, weil ich kaum hinterherkam. Ian amuesierte sich beim Anblick von einer Bootsseite, die die Fische hochbrachte und der anderen Seite die die Fische wieder hinunterbefoerderte. Lingcods haben keine Schwimmblase und konnten so freigelassen werden. Um uns auf groessere Fische zu beschraenken, hingen die Jungs nun die groessten Pilker und Gummifische an die Schnuere. Aber wir fanden keine richtigen grossen Fische an dieser Stelle.


    Graham pilkte hinter einer anderen Insel und hakte auch ein paar halbstarke Lings aber nur Jack erwischte einen der gerade das Mass hatte und in die Truhe durfte. Wir fuhren zusammen noch ein paar andere Untiefen auf der Strecke zur Marina im Fjord an. Da gab es noch ein paar Lacher als Ricardo wieder einmal eine fette Seegurke vom Meeresgrund aufpilkte und dann Schwierigkeiten hatte dieses unfoermige und glitschig-ledrige Wesen vom Haken zu entfernen. Der Seegurkenkoenig! Dann packten wir ein und rasten um die Wette nach Hause – jeder wollte der erste unter der warmen Dusche sein!


    Graham hatte noch Schlacht- und fischverpackungsdienst um den ich ihn heute beneidete und Ian war unser Koch. Am Schlachttisch machten die Juengeren den aelteren Jungs natuerlich eine lange Nase. Owen fuehrte in der Tophaeenwertung mit einem 7 Pfund Coho. Graham zeigte mir den erfolgreichen Blinker; rot/schwarz/weiss gestreift, ha, den hatte ich auch in der Kiste aber schon seit Jahren nicht mehr herausgekramt.
    Nachdem am spaeten Nachmittag alle wieder aufgewaermt und gut gefuettert waren, zogen einige der Jungs schon wieder mit einer leichten Spinnrute bewaffnet auf den Bootsstegen umher um Shiners oder andere Fische zu fangen die sich um die Docks tummelten. Graham und ich schlugen vor noch eine Sonnenuntergangstour anzubieten. Alle, sogar Ian, waren sofort wieder bereit! Und so duesten wir gegen 18:00 Uhr nochmal vor den Fjordausgang. Das Meer war immer noch kabbelig aber der Regen hatte sich gelegt. Ich fuhr wieder ein Stueck gegen die Wellen an und drehte dann um, in Richtung Leuchtturm. Auf halber Strecke ruckte ploetzlich die linke Rute los. Mein Sohn Ricardo war gleich dabei und genoss den Drill eines feisten Lachses. Ein ca. 5 Pfund Coho sprang bald hier und da um das Boot herum und Alec versuchte ihm mit dem Kescher einzufangen. War lustig zuzusehen wie die beiden von den Wellen hinundhergeschubst versuchten diesen Fisch zu landen. Dann endlich lag er im Boot. Der Anfang war gemacht. Ich drehte uns wieder in die Wellen um die Fangstelle wieder zuerreichen. Das war schon kein Spass mehr, mehrfach schwappte die Suppe schon gegen die Windschutzseite. Aber bald war nun Alec am Fisch! Der schien noch besser zu kaempfen als der vorherige. Und tatsaechlich brachte er einen knappen 7 Pfuender in den bereitgestellten Kescher. Ein wahrer Rodeofisch!


    Wir bekamen nun regelmaessig Bisse auf der Strecke zum Leuchtturm und direkt vor dem Leuchtturm ueber ca. 40-50 m Wassertiefe. Die Cohos jagten etwa auf halber Tiefe. Ich funkte das zu Graham durch, der noch auf der Innenseite vm Leuchtturm sein Glueck versuchte. Da bei ihm bis jetzt nichts ging, kam er ruck zuck herueber und wir sahen auch seine Crew bald an den Ruten arbeiten. Der Blinkertip von Graham war gut, die meisten der Bisse kamen daran. Wir hatten etliche Bisse; Ricardo ging besonders verschwenderisch mit den Bissen um und verlor bestimmt 3 oder 4 in der naechsten Stunde. Einer davon nahm sogar ein Stueck Schnur und schien ein ordentlicher Brocken gewesen zu sein. Alec verlor auch den einen oder anderen aber packte auch bald noch einen ca. 6 Pfuender in die Fischkiste. Auch Graham’s Crew sahen wir ein paar Mal mit krummen Ruten fest an die Reling gekrallt dastehen.


    Die See legte sich gegen Abend und ich zog einige Bahnen vor der Kueste in einer sandigen Bucht. Wir liessen die Koeder und Downriggerbleie durch den Sand schleifen. Wenn Chinooks da sind dann muessen die jetzt beissen, dachte ich. Aber nichts geschah. Weiter draussen hatten wir einen harten Biss aber es blieb kein Fisch haengen.


    Bei einer weiteren Schleife durch das aufgwuehlte Wasser riss mal wieder Ricardo’s Rute tief nach hinten. Alec hatte sich gerade in die Kajuete abgepackt und Ricardo schien auch abwesend – so war es mir vorbehalten den harten Biss anzumahnen. Ricardo sprang auf und ruckte an und die Rute bog sich beachtlich. Der nahm sogar ein bisschen Schnur und wehrte sich kraeftig. Ian machte schon mal den Kescher klar und ich versuche das Boot moeglichst ruhig zu halten. Natuerlich wollte der Fisch dann unbedingt auf die Bootsseite, wo die andere Rute noch ausgelegt war. Ricardo hatte Muehe den sportlichen Fisch vom Geraet und den Motoren wegzuhalten. Dann langte Ian zu und ein weiterer schoener 7 Pfund Coho kam ins Boot. Das machte 4 ordentliche Cohos in der 5-7 Pfund Klasse. Fuer diese Jahreszeit keine schlechte Groesse. Bis zum Herbst wuerden die 10 Pfund plus wiegen! Aber mit Chinooks schien nichts zu gehen, von ein paar kleinen Shakern abgesehen. Es schienen einfach keine Chinooks dicht unter Land zu sein.


    Es war nun schon kurz vor 20:30 Uhr und wir hatten noch 45 Minuten Heimfahrt vor uns. Ich wollte auf keinen Fall im Dunkeln durch die Fjordwelt brettern. So packten wir diesmal zufrieden ein und fuhren im Tandem zurueck. Es gab nun noch viel zu tun; den Fisch filetieren und verpacken, ausserdem Boot reinigen und auftanken. Graham’s Boot hatte keine massigen Lachse gefunden und war deswegen schneller fertig und er konnte mit Ian noch ein Absackerbier auf der Terasse geniessen. Komisch wie manchmal der Fangerfolg wechselt. Es war fast Mitternacht als ich fertig war und todmuede in die Koje versank. Grosse Plaene brauchten wir eh nicht fuer morgen schmieden; wir wuerden wieder soweit fahren wie es die Bedingungen zuliessen und dann auf das Beste hoffen. Leider sah ich meine Gelegenheit mal vor der Kueste den Anker zum Heilbuttangeln zu werfen dahinschwinden. Bei solchen Wind- und Wellenbedingungen was das unmoeglich.

    Tag 1:
    Und ploetzlich war schon wieder unser fast schon jaehrlicher Nootka Sound Angeltrip da! Wie die Zeit verfliegt. Ich musste den Abend vor der Abfahrt noch lange packen, sortieren und Boot/Anhaenger und Auto ueberpruefen damit einem erfolgreichen Trip nichts im Wege stand, zumindest was ich beeinflussen konnte. Ich nahm auch noch kurz Kontakt mit dem Chef-Guide im Moutcha Bay Resort auf um die Fanglage zu erkunden. Was James Fisher mir berichtete klang einerseits sehr gut; ergiebige Chinook und Cohoschwaerme vor der Kueste, am besten an den ersten offshore Untiefen an welchen sich auch Butt und Lingcod tummelten. Aber andererseits hatte er schlechte Nachrichten vom Wetter; eine Sturmfront war im Anmarsch und wuerde die Kueste ganz schoen aufwuehlen. Autsch!


    Wir kamen Freitag nachmittags im Moutcha Bay Resort an. Graham, unser 2. Skipper, hatte sein Boot bis zum Resort ueber die Schotterpiste getrailert. Das Boot und Anhaenger waren mit Schlamm nur so verkrustet. Ich hatte mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River gewassert und Ian hatte dann den leeren Anhaenger zum Resort gefahren. Mein Boot sah prima aus im Vergleich zu Graham’s. Ein wesentlicher Grund warum ich mein Boot nicht auf Schotterpisten bewege.


    Nachdem wir unsere Unterkunft fuer 3 Erwachsene und 5 Teenagers bezogen hatten, zog es uns schon auf’s Wasser. Der Wind sollte jeden Tag schlimmer werden, demzufolge wollten wir keine machbare Minute ungenutzt lassen. Ich hatte die beiden aelteren Jungs Alec und Ricardo sowie Alec’s Vater Ian auf meinem Boot. Graham hatte die junge Bande Owen, Alex und Jack bei sich. Unsere Boote waren in etwa gleich gross. Wir duesten zum Fjordausgang und wurden dort schon von einem pfiffigen Wind und etwa 1m Wellen begruesst. Etwa ein Duzend anderer Boote schleppten dort schon im Wind- und Wellenschatten der letzten Felsen vor dem Friendly Cove Leuchtturm. James hatte berichtet, dass einige Cohoschwaerme bis dicht unter Land kamen und man so um den Leuchtturm herum den einen oder anderen Silberbarren abfassen konnte. So zogen wir unsere Bahnen im den Fjordeingang. Ueber Funk standen wir in staendigem Kontakt mit Graham. Graham vermeldete einen guten Biss und so konzentrierten wir uns auf diese Gegend. Aber wir sollten keinen Fischkontakt mehr bekommen.
    So packten wir bei Sonnenuntergang etwas enttaeuscht unser Zeug zusammen und duesten im Kombo heim.

    Nach der Ankuedigung der Angelbeschraenkungen fuer 2018, vom Fischereiministerium in Ottawa festgelegt, setzt nun bei uns allen langsam Ernuechterung ein. Wiedereinmal ist die Sportfischerei unfair ins Fadenkreuz des politischen Aktionismus geraten und fuer den schlechten Zustand der nordpazifischen Lachsbestaende und fuer die unterernaehrten lachsfressenden Orcas bestraft worden. Zwei Drittel der hiessigen Juan de Fuca Strait sind fuer die Angelei komplett geschlossen worden und an vielen Strecken der Kueste bis hoch nach Alaska darf nur noch 1 Chinook behalten werden. Der Skeena und Fraser River bleiben zumindest die erste Haelfte der Saison fuer Lachsangelei komplett geschlossen und auch in den Muendungsgebieten beider Fluesse darf nicht mehr geangelt werden. Unsere Lobbygruppen haben lange vergeblich versucht darzulegen, dass die Angelei ein solch kleiner Einfluss auf die Bestaende hat, dass ohne Massnahmen an den wirklichen Ursachen fuer die Lachseinbrueche, keine Verbesserung erwartet werden kann. Bis jetzt traf man in Ottawa auf verschlossene Ohren. Die Angelei zu beschraenken geht schnell, kostet erstmal nichts und sieht in der Oeffentlichkeit nach was aus. Das fuer eine insgesamt unbedeutende prozentuale Einsparung eine ganze Lebenskultur und nationale Tradition an den Rand des Untergangs gebracht wird, von vielen Jobs und Einkommen vor allem in kleinen Kuestenkommunen ganz abgesehen, ohne Aussicht auf Besserung, ist eine Tragoedie. Ich habe kuerzlich einem Fischereiministeriums Gesandten noch eine andere Botschaft mit nach Ottawa gegeben, etwas was ihn scheinbar sehr ueberrascht hatte, naemlich, dass die meisten Lachsbestandsaufbau- oder stuetzprojekte, die meisten Flussrehabilitationsprojekte und viele Gewaesserreinigungsprojekte ohne Angler einfach nicht stattfinden wuerden, ohne deren endlosen Freiwilligenstunden oder finanzielle Unterstuetzung. Und was fuer eine Motivation ist das fuer diese fleissigen Angler weiter Schweiss und Aufwand in diese Fisch-und gewaesserprojekte reinzustecken wenn sie die ersten sind die dann wieder ungerechtfertigt ueber die Klinge springen muessen und ihr Hobby nicht mehr ausueben koennen!


    Nun, ganz verzichten muessen wir hier vor Victoria noch nicht; noch koennen wir zwei markierte Chinooks pro Tag behalten und ab August dann auch unmarkierte. Fuer mich ist die Hauptsache, dass ich ueberhaupt noch Angeln gehen kann, ich muss nicht unbedingt immer was mit nach Hause nehmen. Meine Catch & Release Methoden sind gut und ermoeglichen zu allermeist eine schonende Entlassung der gehakten Lachse. Es ist aber gut die Moeglichkeit zu haben einen tief gehakten Lachs oder kiemengehakten Lachs mitnehmen zu koennen wenn dessen Ueberlebenschancen gering waeren. Noch haben hier die Anti-Catch&Release Aktivisten keine grosse Zustimmung aber noch ist die Gepflogenheit der Meeresangler in BC hauptsaechlich fuer den Kochtopf zu angeln auch sehr ausgepraegt und Catch&Release hauptsaechlich was fuer Flussangler. Aber auch das kann sich aendern!


    Ich war einige Male mit meinen Soehnen an den lokalen Seen zum Forellenangeln. Mit ordentlichen Erfolgen zumeist. Schoene Regenbogner und auch Kehlschnittforellen bis so um die 40 cm. Die Jungs haben auch paar schoene Schwarzbarsche auf die Schuppen gelegt.


    Das vorherige Wochenende hatte ich dann mit Carl mal einen Abstecher ins Meer vor Port Renfrew, dem Beginn der offenen Westkueste, zum Lachsangeln gemacht. Er will dort naechstes Wochenende an einem Lachsderby teilnehmen und wollte schon mal kundschaften. Wir fanden aber nur sehr magere Ausbeute vor Ort. Wir fingen vielleicht ein Dutzend untermassige Lachse, aber nichts zum Vorzeigen. Die Boote von den Offshorebaenken kamen wenigstens mit ein paar halbstarken Lachsen und ein paar kleineren Heilbutten zurueck. Aber heiss auf’s Derby machte dieses Resultat nicht. Es ist eines der magersten Lachsjahre im Pazifik vorausgesagt worden fuer 2018 und diese Prognose scheint sich zu bestaetigen. Es wird ueberall sehr schlecht gefangen.


    Waehrend der letzten Woche war mal mein alter nun verrentneter Arbeitskollege Larry mit seinem Boot vor Victoria auf den Oak Bay Flats unterwegs gewesen. Er und sein Freund konnten 4 Chinooks von 8 bis 12 Pfund am Morgen einsacken. Das war mal ein ordentliches Resultat und gab Hoffnung. So liebaeugelte ich mit einem Wochenendtrip vor meine Haustuer. Oak Bay ist nur paar Minuten vor meiner Haustuer, ich koennte fast hin laufen. Allerdings gibt’s an dem Kuestenabschnitt keine brauchbare Slipanlage und so muss ich erst durch die halbe Stadt durch um dann die ganze Kueste wieder zurueckzuschippern um dann hier vor der Tuere mit dem Boot zu angeln. Samstag war es noch zu windig aber fuer Sonntagmorgen ergab sich ein Windfenster. Ich war noch unschluessig ob vielleicht doch East Sooke aber dann siegte die Bequehmlichkeit. Um 4:00 Uhr aus den Federn und um 4:45 Uhr war ich an der Rampe. Es war etwas windig aber der Wellengang nicht zu toll. Mit halber Kraft war ich dann 5:15 Uhr an der Stelle und liess 2 Blinker in die Tiefe; einen glow-gruenen Coho Killer direkt am Grund und einen Nootka Blinker in etwas mehr als halber Tiefe.


    Das Echolot war sofort voll mit Futterfisch. Wow, hier war Leben im Wasser! Auch grosse Sicheln waren hier und da vorhanden. Heute musste doch was gehen! Ich hatte tatsaechlich die ganze Bucht fuer mich alleine – normalerweise waren hier immer 10 bis 20 Boote. Aber es war ja auch verdammt frueh, gerade ging die Sonne auf. Ich starrte wie gebannt auf immer neue Fischschwaerme, manche halb suspendiert, viele ueber Grund. Wahrscheinlich waren die tiefen Sandaalschwaerme waehrend die hoeheren Heringe waren. In der Ferne sah ich wie die Moewen auf einer basketballfeldgrossen Flaeche tobten und ins Wasser sturzflogen – dort musste ein Kleinfischschwarm von etwas an die Oberflaeche getrieben worden sein – ein typischer Heringsball. Ich schleppte mal in die generelle Richtung.


    Den Coho Killer hielt ich immer direkt am Grund; das gab mir staendig zu tun denn ich fuhr schraeg ueber die Tiefenkontouren. Da! Es riss kurz am Coho Killer und die Schnur loeste aus. Ich sprang hin und riss die Rute raus und kurbelte rasend um Kontakt zu kriegen. Fuer eine Sekunde dachte ich fuehlte Widerstand aber es konnte auch der Flasher gewesen sein. Es war nichts mehr dran. Mist! Aber ein Zeichen, dass Lachse da waren und Lust hatten! Schnell setzte ich die Rute wieder am Rigger ein und liess sie wieder zum Grund hinab. Ich setzte mich gerade hin und wollte am Echolot herumzoomen als die selbe Rute wieder ausloeste und anzog. Diesmal brauchte ich nicht nach Widerstand suchen, etwas Schweres zog schon unaufhaltsam ab als ich die Rute aufnahm. Der war gut!
    Es war wirklich ein Genuss zu drillen! Ich hatte kein Boot weit und breit auf das ich aufpassen musste, kein Ufer im 1 km Radius, ich musste also ueberhaupt nicht darauf achten wohin ich langsam weitertuckerte oder wohin ich abtrieb. Ich sah auch keine Robben oder Seeloewen die mich veranlassen mussten, den Drill zu forcieren. Ich hatte alle Zeit und allen Platz um den Drill zu geniessen! Der Lachs war erst etwas faul und stand nur stur in der Tiefe. Nach und nach hievte ich ihn in hoehere Gefilde und jetzt wurde er auch sportlicher. Jetzt riss er ein paar Mal ein gutes Stueck Schnur von der Rolle. Ich jubilierte innerlich; man vergisst wie stark solche groesseren Lachse sind! Dann hatte ich ihn neben dem Boot. Ein schicker Silberling etwa 13 Pfund. Hoffentlich markiert, dachte ich.


    Aber jetzt begann der schwierigste Teil; solo keschern. Ich musste aufpassen, dass der Lachs nicht auf die andere Bootsseite schwamm wo noch meine zweite Rute am Rigger hing. Da half mir mein hinteres zweites Steuerrad mit dem ich mir das Boot in der Endphase des Drills in Position drehen konnte. Ausserdem erwiess sich nun auch meine neueste Bootsmodifizierung, die um den Hals gehaengte Fernsteuerung zur Schleppmotordrehzahl, als sehr hilfreich. Als der Lachs das erste Mal kurz Breitseite neben dem Boot zeigte, stellte ich den Motor auf Lehrlauf, und schob den langstieligen Kescher Richtung Fisch um gleichzeitig mit der Rute nach hinten zu ziehen. Der Lachs schlidderte in den Kescher als gebe es nichts einfacheres in der Welt. Jawollllll! Juhu, ein wunderschoener markierter (abgeschnittene Fettflosse, zeigt Lachs aus kuenstlicher Brutstation an) Lachs kam an Bord! Das war ja wie im So-Muss-Man-Es-Machen-Film.


    Begeistert versorgte ich den Fisch und machten dann wieder das Geraet klar. Ich wechselte noch den anderen Blinker fuer einen andere glow-gruen Blinker aehnlicher Groesse und schleppte dann wieder zur Fangstelle zurueck. I ch war waehrend des Drills etwas ins tiefe Wasser abgetrieben und es dauerte etwas bis ich wieder in der generellen Gegend war. Wieder tauchte viel Futterfisch am Echolot auf. Ich zog einmal hin und wieder zurueck ueber die Fangstelle. Aber nichts. Ich zog die Bahn etwas weiter und kam in etwas flacheres Wasser – so um die 35m tief. Meine tiefe Coho Killerrute ruckelte jetzt ueber Grund und ich zog den Rigger etwas hoch und dreht mich kurz weg. Als ich wieder hinsah, konnte ich noch sehen wie die Rute ausloeste und wild nach hinten zog. Wow!


    Schnell die vollgespannte Rute aufnehmen und schon ging die Post ab! Die Rolle sang los! Als der Fisch nach 10 Sekunden stehenblieb, ruckte ich nochmal kurz an. Daraufhin zog der Fisch wieder ab und ploetzlich ein Ruck und weg. Neeeeiiinnn! Ich kurbelte wie besessen um vielleicht doch noch wieder Kontakt herzustellen – nichts, der war weg. Vielleicht hatte er nur knapp gehangen und mein nachtraeglicher Anschlag hatte die gehakte Haut zerrissen. Aber dann waere er wohl sowieso irgendwann im Drill verlorengegangen. Beim Trolling hat man nun mal keine Kontrolle ueber die Hakenposition, man muss nehmen wie man es kriegt. Ich setze immer lieber einen Anschlag um einen losen Haken voll einzutreiben auch auf das Risiko hin mal den einen oder anderen damit herauszureissen was dann meiner Meinung nach sowieso passieren wuerde.
    Naja, man kann nicht alle kriegen. Aber das war ein starker Fisch gewesen. Und wieder am Coho Killer! Ich setzte nun den anderen Blinker auch tiefer, wenn auch nicht ganz auf Grund. 2 Koeder am Grund zu managen wenn man solo schleppt, ist viel Arbeit. Ich zog jetzt bewusste einige Schleifen in flachere Gefilde. Wieder kam ich an Stellen an denen der Schirm von Echolot fast ueber die gesamten 40 m Wassertiefe voll Futterfisch war. Wahnsinn! Mittlerweile waren nun ein paar anderen Boote vor Ort und einige pilkten um diese Futterbaelle herum. Es bildeten sich wieder Moewenwolken wo die Kleinfischschaerme nach oben kamen.


    Nach einer ereignislosen halben Stunde machte ich gerade einen recht scharfen Bogen bei der die innere tiefe Coho Killerrute ueber Grund ruckelte. Ich wollte gerade den Rigger wieder etwas hochholen als das Rucken etwas zu unruhig wurde fuer Grundkontakt. Ich nahm die Rute auf und ruckte mal auf Verdacht an. Die Schnur kam aus dem Clip raus und sofort spuerte ich Gegenkontakt. Und nun ging die Rute in die Knie! Der zog ab wie ein D-Zug! Wow! Ich konnte fuer vielleicht 30 Sekunden gar nichts machen. Das war wieder ein guter Fisch! Hoffentlich hielt alles. Waehrend der Fisch noch abzog holte ich den Downrigger hoch und machte den Kescher klar und legte ihn griffbereit. Aber soweit war der Fisch noch lange nicht. Es muss ein Jahr hergewesen sein, seitdem ein Fisch so ein Spektakel an meiner Rute gemacht hatte. Dieser Fisch hier war ein Vollathlet! Kaum hatte ich ein paar Meter zurueckerkaempft, rums riss er die Schnur wieder ab. Ich hatte gluecklicherweise wieder allen Platz der Welt, die anderen Boote waren eine gutes Stueck weg.


    Dann kam der Fisch auf’s Boot zugeschwommen und ich kurbelte wie ein Berserker bis mir das Handgelenk schmerzte. Ich drueckte wieder auf meine Fernbedienung um den Hals und drehte damit den Motor auf um mir beim Druckhalten zu helfen waehrend der Fisch mit 30 km/h auf mich zukam. Er war jetzt flach und musste schon nahe am Boot sein. Ich fuehlte immer noch keinen richtigen Gegendruck und bangte ob der Fisch noch dran war. Aber die Schnur ging kurz hinter dem Boot noch steil ins Wasser – ein loser Flasher wuerde schon weit hinter dem Boot an der Oberflaeche herumplantschen. Da, jetzt bog sich die Rute wieder voll durch – Gott sei Dank! Nun musste ich den Fisch unter dem Boot vorholen und er hatte den Hang immer zu der unbequehmen Seite mit der anderen Rute im Wasser zu ziehen. Oha, der wird nicht so einfach. Aber noch kam er ueberhaupt nicht in Keschernaehe. Etliche Male riss er ploetzlich wieder aus und zog mal eben 20-40 m Schnur ab. Aber er kam nicht mehr tief. Es war jetzt nur noch eine Frage der Geduld meinerseits. Einmal hatte ich ihn genau hinter den beiden Motoren und ich stellte auf Lehrlauf und griff nach dem Kescher. Ich sah, dass der Blinker nur knapp vorne im Kiefer hing. Den sollte ich besser nicht zu hart rannehmen!


    Um den Kescher zu greifen, liess ich die Rolle los. Als ich den Kescher ueber das Heck schob, drehte der Fisch wieder ab und riss aus. Es riss mir fast die Rute aus der Hand und ich musste den Kescher wieder weglegen. Der Fisch schoss nun wieder unter das Boot und hing unter den Motoren. Nicht gut! Hau ab dort! Ich steckte die Rutenspitze ins Wasser und zog hart an und er kam. Aber wieder auf die falsche Seite und verdammt nahe an die ausliegende Schnur der anderen Rute. Bloss nicht! Ich hob an. Jetzt lag er fuer einen Augemblick ruhig ca. 2 m hinter dem Boot. Ich griff nach dem Kescher und schob ihn raus. Ich konnte aber den Fisch nicht komplett erfassen, er war zu weit weg! Ich fasste die Schnur ueber dem Flasher und zog hart an. Der Lachs schlidderte ueber den Kescherbuegel aber mit nur einer Hand an so einem langen Stiel konnte ich ihn nicht augenblicklich eintueten und jetzt wachte der Fisch auf und fing an sich zu waelzen. Nicht gut, gar nicht gut…. ich liess die Schnur fahren und griff mit zwei Haenden zum Kescher und konnte gerade noch das Netz anheben bevor sich der Lachs wieder ueber den Buegel herauswaelzen konnte. Geschaaaaafffft! Ich fuehrte den nun tobenden Lachs im Kescher zur Seite des Bootes und schaute nach der Fettflosse. Keine da, praechtig! Fantastisch! So konnte ich endlich mal wieder eine ordentlich Portion Lachs mit nach Hause bringen und den Raeucherofen klar machen.


    Gute 14 Pfund brachte der zweite Bursche auf die Waage. Fast Zwillinge. Damit war ich fertig, hatte mein Tageslimit an Chinook. Andere Lachsarten hatten wir noch nicht vor Ort. Es war erst 8:00 Uhr! Viele Boote kamen jetzt erst raus und ich war fertig! Ich schleppte noch ein Stueck Richtung Hafen und packte dann ein. Das Fruehaufstehen hatte sich auf alle Faelle gelohnt, ein toller Morgen mit sehr schoenen Fischen und ein lebendiges Meer. Es ist noch nicht alles verloren hier. Noch bin ich optimistisch, dass die guten Lachsjahre wiederkommen werden, auch wenn es viel dafuer zu tun gibt! Aber ich moechte, dass auch meine Enkel nochmal solche Morgenerlebnisse am Wasser haben koennen.

    Letzten Sonntag wollten Carl und ich es noch mal wissen. Wir zwei sind dieses Jahr unabhaengig voneinander oder zusammen fuenf mal auf Heilbutt raus und bis jetzt hatte von uns beiden noch keiner Erfolg vorzuweisen. Das ist wirklich ungewoehnlich da wir beide eigentlich als erfahrene Buttjaeger ausserhalb der Guideklasse gelten. Wenn ich in mein Fangbuch der letzten paar Jahre schaue, sind da etliche Butte im Maerz und April verzeichnet. Nur dieses Jahr war irgendwie ganz anders und nicht auf eine gute Art und Weise! Aber aufgeben gibt es nicht!


    Es sollte ein absolut windstiller Tag mit maessigen Gezeiten werden. Das heist den ganzen Morgen ueber sollte eine langsame Ebbe herrschen und dann ab Mittag sollte eine zuegige Flutstroemung einsetzen. Das hiess frueh raus! Carl war einverstanden, besonders als ich vorschlug mein Boot zu nehmen. Auch er kriegt nicht mehr oft eine Mitfahrgelegenheit bei der er mal nicht fuer alles verantwortlich ist. Das wuerde dann auch eine gute Gelegenheit ergeben, Carl mal meine neusten Upgrades vorzufuehren. Er mag sowas.


    Um 6:00 Uhr morgens holte ich Carl ab, er brachte die Koeder – reichlich – und seine Ruten. Den Rest hatte ich parat. Bei Ebbe ankere ich gerne auf der Westseite der Constance Bank wenn es auf Butt geht. Die Bank ist etwa 2 km2 gross und kommt auf 20m Tiefe hoch bei ca. 100 m tiefem Wasser ringsherum. Lachse und Heilbutt moegen diese Bank. Und die Ling Cod – Kinderstube. Oft treiben sich auch Heringsschwaerme um oder auf der Bank herum was sicherlich ein grosser Anziehungsaspekt fuer die Raeuber ist. Die Westseite ist bei Ebbe die stromabwaerts gelegene Seite und meine Theorie ist, dass dann Futter von der Bank ins Tiefe gespuelt wird und die Butte da auf Lauer liegen oder besser gesagt bei nicht allzu starker Stroemung dort herumjagen. Bei zu starker Stroemung verkriechen sich die Butte meiner Erfahrung nach und suchen sich Unterstand – man sieht ihnen ja an, dass sie nicht gerade die hydrodynamischste Figur machen. Die Westseite der Bank ist von einigen Rinnen und Erhebungen zerfurcht was das Terrain noch interessanter macht.


    Carl war mit meiner Platzwahl einverstanden. Wir beide standen heute unter maechtigem Erfolgsdruck – unsere beiden Frauen hatten uns unabhaengig voneinander zu verstehen gegeben, dass wir uns ohne die leckeren Filets gar nicht mehr blicken lassen brauchten. Schluss mit lustig, heute musste geliefert werden! Ausserdem mussten wir unsere Anglerehre wiederherstellen nach so viel Fehlversuchen. Irgendwo und irgendwann mussten doch die Butte sein und hungrig sein!?


    Bei absoluten Ententeichbedingungen duesten wir vor Victoria los. Nach 15 Minuten waren wir angekommen und es war ganz schoen was los auf der Westseite. Ca. 15 Boote lagen da schon verteilt vor Anker. Ich quetschte uns noch an der 100 m Tiefenmarke dazwischen. Hinter uns im noch tieferen Wasser war keiner mehr. Diese Stellung war aber gar nicht so verkehrt, lagen wir doch am weitesten stromab von allen und die Duftspur von allen Booten musste die Butte bei uns zuerst vorbeibringen. Theoretisch jedenfalls!


    Carl hatte Hering und Lachsfetzen als Koeder dabei. Ich hatte einen vollen Duftsack mit den Lachsresten vom letztwoechigen Trip nach Nanaimo. Und so legten wir selbst eine guten Duftspur und Koederpalette aus. Es blieb eine halbe Stunde ruhig und dann rief Carl ploetzlich Alarm und zeige zu meiner Rute. Die wippte beachtlich und erwartungsvoll sprang ich hin und kurbelte in das Gewippe hinein um den Haken zu setzen. Ein anstaendiges Gewicht blieb am anderen Ende haengen. Als ich die Rute aufnahm und zu kurbeln anfing wurde aber schnell klar, dass das nur Dornhai war. Schade! Es kam ein grosses Dornhaiexemplar zur Oberflaechen. Der sah schon wie ein richtiger Hai aus, ca. 1 m lang. Hoffentlich kam da heute noch was anderes! Es blieb noch fuer eine weitere halbe Stunde ruhig aber dann hatte wohl ein Dornhaischwarm die Duftspur aufgenommen. Wenn so ein Schwarm am Platz war dann geht es ohne Ablass. Die Bisse kamen immer schneller hintereinander; nach einer Weile war es so schlimm, dass der Koeder nicht einmal mehr den Boden erreichte bevor etwas daran herumriss. Erstaunlich war die Groesse der Haie! Wir hatte mehrere von weit ueber 1 m Laenge.

    Als einmal wieder meine Rute krumm zog und meine Rutenspitze beim Ankurbeln bis fast ins Wasser ging, da wurde ich auf einmal aufgeregt – das kann doch kein Dornhai mehr sein, so schwer!? Aber es kam nicht das typische Heilbuttklopfen in der Rute. Sollte das ein Rochen sein? Oder ein Oktopus? Hier an der Bank kann man schon mal solche Ueberraschungen erleben. Als ich die gefuehlte Tonne endlich am Boot hatte, entpuppte sich das Ganze als Haidoublette, beide knapp einen Meter lang. Schwer enttaeuscht und fast schon verzweifelt diskutierten wir ob es Sinn machte, die Stelle zu wechseln. Aber wo wuerde es besser sein? Wir beschlossen durchzuhalten.


    Ich machte einen Riesen-Dufttwister als Koeder fertig. Angeblich gehen die Haie nicht gerne an Kunstkoeder, aber die Butte schon. Ich war gerade fertig um den neuen Koeder einzulassen als Carl in seiner typischen Manier an mir vorbeiflog und an seiner Rute riss. Ja, da hatte was sehr kraeftig gezogen aber ich war schon etwas abgestumpft nach so vielen Fehlalarmen. Aber als Carl die Rute in der Hand hatte hoerte ich ploetzlich die Rolle kurz singen! “Nimmt der Schnur?” fragte ich. Und Carl nickte und meinte das muesste ein Butt sein. Jetzt kam wieder Energie in meinen Koerper! Sollte das wirklich sein? Carl schwankte hin und her mit seiner Beurteilung jetzt wo der Fisch sich hochziehen liess. Doch nicht? Es ist ja fuer uns beide schon so lange her, dass wir einen Butt gefangen hatten, wir wussten eben nicht mehr genau wie sich das so anfuehlt!


    Dann sah ich aber das typische Pumpen der Rute wenn der Butt versucht abzuziehen und mit der Schwanzflosse kraeftig pumpt. Das war ein Butt, jetzt waren wir es gewiss! Ich kramte Harpune und Seil heraus – heute gehen wir auf Nummer sicher egal wie gross oder klein der ist! Ich brachte auch vorsichtshalber den Downrigger mit dem Duftsack hoch um ja keinen Tueddel zu provozieren. Waehrend Carl die letzten Meter hochpumpte starrten wir begierig in das gruen-klare Wasser. Da! Ein Schatten tauchte auf – YEEESSSS – ein Butt! Kein Riese aber ein Saisonanfang! “Wenn jetzt nur nichts mehr schiefgeht!”, dachte ich! Der Haken sass denkbar knapp vorne im Maul. Carl trat zurueck als der Fisch an der Oberflaeche war und ich stach mit der Harpune direkt hinter dem Kiemendeckel zu und drueckte die Harpunenspitze bis sie an der Unterseite wieder heraus kam. In diesem Moment spritzte ein Blutstrahl aus der Einstichstelle und der Butt tobte los. Ein Schwall blutiges Meereswasser schoss an mir vorbei und auf Carl zu. Der stand mit geoeffneten Mund da und staunte wohl ueber diese Energieexplosion und bevor er auch nur den Mund zuklappen konnte, hatte er schon einen Schwall dieser salzig-blutigen Bruehe voll frontal genommen und inhaliert. Ich kruemmte mich vor Lachen als Carl spukte und spie und der Butt weiter wie wild tobte – ich hatte ihn wie einen wilden Hund an der Leine und musste fest zugreifen um ihn nicht zu verlieren.


    Bald beruhigte sich der Fisch und ich konnte ihn sicher am Boot vertaeuen und erledigen. Carl, hinter mir, spukte immer noch und lachte jetzt auch ueber sein Missgeschick. Was man nicht alles fuer einen Butt in Kauf nimmt! Wir klatschten uns ab – jetzt war die Ehre und die Ehe gerettet! Wir waren natuerlich begierig nun noch einen zu erwischen. Mit erneutem Eifer fischten wir uns durch die Haie hindurch. Wieder kamen fast schon riesige Dornhaie hoch ans Licht – bei einigen stieg unser Puls schon wieder kurzfristig. Auch ich an meinem Monstertwister hatte noch einige Haie – soviel zu der Annahme, dass die Biester Kunstkoeder in Ruhe lassen. Ab 11:00 Uhr nahm dann die Stroemung betraechtlich zu und die meisten der Boote um uns herum packten ein. Auch wir machten dann bald Schluss und wollten auf der Bank noch eine Runde auf Lachs drehen. Da waren auch schon eine Menge Lachsjaeger unterwegs – ueber Funk hatten wir frueh morgens vernommen, dass die Silberlinge wohl ganz gut gebissen haben mussten. Ich fuehrte nun Carl mein neue Kicker-Motorfernsteuerung vor. Mit einer kabellosen Fernbedienung kann ich nun die Drehzahl meines Schleppmotors feinjustieren und von jeder Stelle auf dem Boot veraendern ohne den Motor anfassen zu muessen. Sehr praktisch und Carl war begeistert.


    Leider war die Beisszeit der Lachse wohl schon vorbei, obwohl wir noch ein Boot neben uns den Kescher zuecken sahen. Naja, das waere dann wohl vielleicht auch zuviel des Guten gewesen. Wir waren heute froh mit unserem einen Butt – der Anfang war gemacht, der Fluch durchbrochen! Ein Traumtag fuer Meeresangeln, tolle Bergsicht, 25 Grad, sonnig, kein Wind und die Fischgoetter ziemlich wohlgestimmt!

    Endlich mal wieder ein Fangbericht! Ich hatte Euch ja schon berichtet, dass diese Angelsaison nur sehr schleppend in Gang gekommen ist; Heilbutte sind erstaunlich wenige unterwegs oder nur nicht hungrig? Winterlachse waren nicht besonders zahlreich vor Ort, was schon kein gutes Zeichen fuer die naechsten 1-2 Jahre ist. Dann kamen die ersten Wissenschaftsberichte heraus und die deuteten auf eine unterdurchschnittliche Lachssaison in 2018. Das Fischereiministerium bruetet seit dem an Fangbeschraenkungen etc. – bis jetzt ist noch nichts entschieden aber es wird nicht toll werden fuer uns Angler! So in all dieser duesteren Stimmung kann einem schon ein bisschen die Lust am Angeln vergehen. Letzten Freitag Abend hatte sich der Kern unserer Angelfreunde mal bei unserem gemeinsamen Freund Dave getroffen. Der hatte gerade seinen Haeuslebau abgeschlossen und wollt mal seine neue Behausung vorstellen und begiessen. Carl, Jerrod und ich waren gleich bereit dazu und sofort kam auch gleich die Idee auf, das Treffen irgendwie mit einer Angeltour zu verbinden.


    Jerrod wohnt etwa 45 Minuten noerdlich von Victoria und hat somit auch Angelkenntnisse von den noerdlicher Gefilden. Er hat uns schon oefter mal von einer tollen Maifischerei vor Nanaimo (2h von Victoria) auf Lachs erzaehlt. Wir alle kennen die guten Berichte von schoenen Chinookfaengen jedes Jahr im April-Mai aus den Online-Foren aber konnten uns bisher noch nie aufraffen das mal auszuprobieren. Wahrscheinlich schien es nicht der Muehe wert im Anbetracht unserer eigenen guten Fischerei hier praktisch direkt vor unserer Tuer. Dieses Jahr sieht das nun anders aus; nur wenig gute Berichte von den lokalen Stellen und etliche Fangbeschraenkungen waehrend es vor Nanaimo gerade rappelt und die dort (NOCH) keine Fangbeschraenkungen haben. So hatten wir ruckzuck beschlossen uns Freitag bei Dave zu treffen, etwas den Bauabschluss zu begiessen und dann Samstag Morgen mit 2 Booten nach Nanaimo aufzubrechen. Da Dave’s Haus fuer mich schon 20 Minuten auf dem Weg nach Nanaimo war, brachte ich gleich Boot und Geraet mit und uebernachtete bei ihm in seinem AirB&B Anbau. Jerrod machte uns abends mit den letzten Fangberichten noch richtig heiss und erklaerte was wir zu beachten und zu erwarten haetten.


    Die besagten Fangstellen vor Nanaimo liegen vor den Gulf Islands an der Westkueste der Georgia Strait. Die Georgia Strait ist die Meeresenge zwischen Festland und Vancouver Island, vielleicht 40 km breit und 250 km lang. An der Ostseite von Gabriola Island vor Nanaimo erstreckt sich ein Riff mit vielen Untiefen (Thrasher Rock) und an der Aussenseite des Riffs faellt das Wasser der Georgia Strait schnell auf >300m Tiefe ab. Die Lachse sammeln sich jedes Jahr im Mai an dieser Kante und ueber dem ultra-tiefen Wasser. Warum, wissen wir auch nicht wirklich. Und sie versammeln sich da auch nur fuer einen kurze Zeit – die gute Fischerei dort dauert nur so 3-4 Wochen und dann rangiert diese Stelle wieder nur in den unteren Raengen der Beliebtheitsskala. Meine Vermutung ist folgendermassen: im Maerz versammeln sich Unmengen Heringe leicht noerdlich von Nanaimo zum Laichen. Das lockt natuerlich auch allerlei Lachse an. Ist der Laichakt vorbei, zerstreuen die die Heringe und ziehen wahrscheinlich suedwaerts dem offenen Pazifik zu, die Lachse im Schlepp. Ende April/May kommt dieser Schwall Leben dann bei Nanaimo – am Trasher Rock vorbei und geguenstigt eine gute Fischerei bis die Heringe plus Lachse dann ab Juni wieder verschwunden sind.


    Wir waren alle aufgeregt denn keiner von uns hatte dieses Jahr schon einen ordentlichen Lachs am Band gehabt. Jerrod brachte auch seinen 11 jaehrigen Sohn mit auf Carl’s Jalopy. Dave fuhr bei mir mit. Wir slippten in Ladysmith, etwas suedlich von Nanaimo um von dort unseren 45 minuetigen Bootstrip durch die Gulf Islands zum Trasher Rock zu machen. Eine klasse Slipanlage und auch noch umsonst – beste Bedingungen! Es nieselte, aber es war Null Wind! Es war eine angenehme Fahrt durch die Inselwelt – ein GPS und Kartenplotter sind allerdings Voraussetzung fuer eine problemlose Fahrt sonst kann man sich schon mal verirren, auf gefaehrliche Riffe auflaufen oder die Paesse zwischen den Inseln verpassen.


    Nach 45 Minuten kamen wir auf der offenen Georgia Strait an und sahen auch schon eine Flotte von ca 30-40 Booten ziemlich weit verstreut vor der Kueste. Wir fingen ueber 150 m tiefem Wasser an zu angeln. Jerrod hatte uns geraten, alle Tiefen zwischen 30 und 60 m mit den Downriggern abzuklappern. Das war schon ein bisschen anders als unsere Fischerei in Victoria oder Sooke wo man dicht an den Ufer- oder Bodenstrukturen auf Lachs fischt. Wir sind es gewoehnt staendig auf das Echolot und den Plotter zu schauen um dicht an der Struktur zu fischen ohne Geraet zu verlieren und dabei noch etlichen Booten, die auch um dieselbe Struktur fischen, auszuweichen. Hier, das war ja eine superleichte und stressfreie Angelei! Man fischt im Mittel-bzw-Oberwasser ohne Risiko fuer’s Geraet und weil es keine Struktur gibt, die die Fische an einer bestimmten Stelle haelt, verstreuen sich die Angelboote ueber viele Kilometer und man kann praktisch mit einem Autopilot fischen. Sehr entspannt! Der Nachteil ist, man weiss halt nie wo gerade die Fische sind. Wir sahen den ganzen Tag kaum Zeug auf dem Echolot.


    Dave und ich setzten erst einmal nur 2 Downrigger ein. Ich wollte erstmal sehen wie der Hase so laeuft und ob es etwa staerkere Stroemungen gab, die den Einsatz eines dritten Downriggers erschweren wuerden. Vielleicht wurde es auch so aktiv, dass wir zu zweit keinen dritten Rigger bedienen konnten. Ich montierte mir zwei nacheinandergeschaltete Inline Flasher direkt an das Downriggerblei und haengte nur einen Heringblinker ohne Flasher an den Clip. Das Ganze ging dann auf 44 m Tiefe. Dave hatte einen anderen Blinker mit Flasher am Start und begann etwas flacher. Wir tuckerten in’s immer tiefer werdende Wasser der Offshore-Flotte entgegen. Kurz vor einer tiefen Untiefe riss ploetzlich meine Schnur aus dem Clip und die Rutespitze ruckte wild los. Ich sprang schnell hin und nahm die Rute auf, kurbelte auf Spannung und hieb kraeftig an. Bei der Tiefe und mit Monoschnur muss man sich schon reinlegen damit am anderen Ende ueberhaupt noch was ankommt. Es hing etwas dran! Juhu, jubilierte ich innerlich, endlich mal wieder am Lachs! In der Tiefe hatte man kein richtiges Gespuer fuer die Groesse des Gegners aber der Fisch kam jetzt steil herauf und durchbrach ca. 50 m hinter dem Boot den Wasserspiegel. Da ich keinen Flasher an der Schnur hatte, konnte der Fisch frei herumtoben. Toll, kein Gewicht, Flasher oder anderes stoerendes Geraet zwischen mir und dem Fisch. Der Fisch sausste ein paar Mal hierhin und dahin, musste dann aber bald Farbe bekennen – er war kein Riese – aber ein schoener Keeper! Bald hatte ich ihn neben dem Boot wo er noch mal durchdrehte und paar Mal unter das Boot sausste. Dann packte ihn Dave mit dem Kescher ein. Aha, es geht also noch! Wir klatschten uns ab und ich schlug und stach den etwa 9 Pfuender ab.


    Eine weitere Runde ueber die Fangstelle brachte nichts mehr. War auch nichts auf dem Echo zu sehen. Schon komisch! Auch die Jalopy, die hinter uns auch bald ueber unsere Fangstelle schleppte, konnte nichts zum Anbiss ueberreden. So schleppten wir schliesslich weiter in’s immer tiefere Wasser. Bald waren wir weitlaeufig von Booten umgeben aber wie gesagt in sehr anstaendigen Abstaenden. Eines gab uns etwas zu denken; die BC Ferries Faehre von Nanaimo nach Vancouver kam ploetzlich zum Vorschein und dueste fast genau durch die Angelgegend hindurch. Mit denen wollten wir uns nicht anlegen – da sollte man schon aufpassen besonders wenn es mal nebelig sein sollte. Die Faehre der Gegenrichtung fuhr dann ca. eine Stunde spaeter andersherum aber viel weiter offshore. Gut so!


    Wir sahen hin und wieder mal ein Boot mit einer krummen Rute aber ansonsten war es schon ruhig – etwas zu ruhig nach unserem Geschmack. Die Jalopy hatte noch gar nichts. Mittlerweile waren wir ueber 300 m tiefen Wasser. Das war schon ein neuer Rekord fuer mein Echolot und ich war jetzt entschlossen auch die 1000 Fuss Marke zu durchbrechen um einmal 4 Stellen auf der Echolotanzeige zu sehen. Ich wartete jeden Augenblick darauf, dass das Geraet Bodenkontakt verlor aber ich konnte selbst in 1096 Fuss Tiefe noch die Bodenlinie erkennen und das immer noch im 200kH Modus. Klasse Maschine!


    Ich hatte gerade meinen Blinker um 5 Meter hochgeholt als die Rute zu rucken anfing. Anschlag, leichtes Zucken – Kleinlachs. Dann fing auch Dave’s Rute an zu wackeln und kurz darauf auch noch die inzwischen eingesetzte dritte flache Rute. Alles nur kleine Cohos. Da musste ein ganzer Schwarm unterwegs sein weil sobald wir die Ruten wieder im Wasser hatten, ging der Spass wieder von vorne los. Carl funkte auch Fischkontakt durch, hatte allerdings auch einen besseren dabei der in die Kiste kam. Kurz darauf fing Jerrod auch einen Keeper und kaempfte dann noch 10 Minuten mit einem richtig Grossen der aber leider kurz vor der Landung ausstieg. Jetzt war auf einmal Leben in der Bude! Aber auf dem Echolot war trotzdem nicht viel zu erkennen obwohl ich in die oberen 70 Meter einzoomte. Da, ploetzlich zog es ungeduldig an meiner tiefen Blinkerrute! Noch bevor ich die Rute aufnehmen konnte, sah ich wie der Clip ausloeste und die Schnur kurz schlapp wurde. Ich kurbelte wie besessen und als ich Widerstand spuerte, hieb ich an. Der sass!


    Ich konnte fuer einige Augenblicke keine Schnur gewinnen aber der Fisch nahm auch keine Schnur. Da stand ich nun mit vollkrummer Rute und es ging nicht vorwaerts noch rueckwaerts! Da sahen wir wie der Schnurwinkel immer flacher wurde – aha, der Fisch rast nach oben! Es war kein richtiger Sprung aber ein wildes Waelzen was wir kurz darauf weit hinter dem Boot wahrnahmen. Trotz der Distanz konnten wir sehen, dass das ein besserer Lachs war. Nun raste er auch weiter davon und die Rolle sang los. Herrlich dieser Klang! Wie hatte ich das vermisst! Dave raeumte inzwischen das Deck und bereitete alles zur Landung vor. Wir mussten und aber noch ein bisschen gedulden, das Tauziehen war noch nicht vorbei! Ohne einen Flasher konnte der Lachs seine ganze Athletik und Akrobatik ausleben was natuerlich fuer paar bange Momente bei uns sorgte. Dave hasst es generell Fische zu verlieren, sieht er doch vorallem ein leckeres Filet am anderen Schnurende. Normalerweise bin ich da viel entspannter aber heute wollte auch ich Fisch mit nach Hause bringen! Immer wieder wich der Lachs dem Kescher aus und sausste wieder ab. Dann endlich konnte ich ihn in den Kescher schliddern. Geschafft! Ein schoener 12 Pfuender lag zu unseren Fuessen. Klasse! Und wie herrlich wenn man waehrend des Drills nicht von Klippen wegsteuern muss oder andere Boote wegwinken muss!


    Ermutigt kreisten wir weitere Runden in dieser Gegend aber ausser ein paar kleinen Cohos biss nichts anstaendiges mehr. Auch auf der Jalopy kehrte Ruhe ein. So schleppten wir nun vielleicht 2 Stunden ereignislos umher. Ich peilte in den flacheren Gefilden eine langgestreckte Untiefe an (immernoch in 150m Tiefe). Vor der Kante hatte Dave ploetzlich einen Biss in ueber 60m Tiefe. Er riss die Rute heraus, ruckte an und die Rute kruemmte sich gut durch. Doch die Hoffnung waehrte nicht lang, der Fisch stieg aus und die Schnur wurde schlapp. Schade, bisher nicht Dave’s Tag! Aber vielleicht ein Zeichen, dass die Lachse jetzt noch tiefer zogen!? Wir stellten entsprechend um.


    Etwa 20 Minuten danach funkte Carl, dass er langsam einpacken wuerde. Dave funkte zurueck dass wir noch eine Stunde blieben und verabschiedete sich. Carls Tocher hatte ihre Geburtstagsparty und die wollte er nicht verpassen. Dave und ich hatten noch Zeit. Es regnete zwar inzwischen ungemuetlich aber wir waren unter dem Dach trocken. Mittlerweile waren wir auf dem Ruecken der Untiefe angekommen und ich zog gerade die Mittelrute aus dem Clip um zu kontrollieren. Die Rute noch in der Hand sah ich wie meine andere Rute ploetzlich leicht zu zucken anfing. Ich liess die Mittelrute fallen und schnappte mir die andere und schlug an. Gewichtiger Widerstand – aber war es Fisch? Da sprang Dave auf und riss seine Rute raus – auch krumm. Oh Mann, sagte ich, wir haengen wohl zusammen! Doch in dem Moment riss es mir ungeduldig Schnur von der Rolle. “Nee, ich bin am Fisch!” meinte ich zu Dave, aber er schien auch Leben in die Rute zu kriegen. Sollten wir mit einem Fisch zusammen haengen!? Oje! Wir brachten unsere Downrigger hoch und um das Kraut fett zu machen, hing nun an Daves Downriggerkabel der Koeder der Mittelrute deren Schnur nun ein einem immensen Bogen ueber den halben Pazifik hinter unserem Boot hing. Daves Fisch zog nun auf meine Seite und meiner auf seine – jedenfalls wussten wir nun mal schon, dass wir beide nicht am selben Fisch hingen. Doppelbiss!


    Aber wie sollten wir denn auch nur einen von den Lachsen landen solange die Mittelrutenschnur noch alles hinter dem Boot blockierte. Das wuerde einen Fitz geben! Mein Fisch gab nun richtig Gas und nahm Schnur. Daves war wohl kleiner und kam schon in Bootsnaehe. Ich griff noch mit einer Hand nach dem Kescher und zog den Teleskopstiel fuer Dave aus. “Du bist auf Dich alleine gestellt!” meinte ich zu ihm und warnte ihn nochmal ob der losen Mittelrutenschnur im Wasser. Wie durch ein Wunder blieb Daves Fisch weg von der Schnur und kam irgendwie daran vorbei zur Seite des Bootes. Waehrend ich noch in der Hin-und-Her Phase meines Drills war, sah ich Dave nach dem Kescher greifen und irgendwie zulangen. Das erste Mal ging noch schief aber beim zweiten Ansatz schaufelte er den etwa 7 Pfuender heraus. Er warf den Fisch schnell in die Kiste unter Deck, fummelte den Blinkerhaken aus dem Netz und raeumte dann endlich die Mittelrute aus dem Weg. Auch mein Lachs war wundersamerweise nicht in den losen Schnurbogen hineingeschwommen obwohl er ihn wohl mehrfach knapp gekreuzt haben musste. Kurze Zeit spaeter sackte Dave auch meinen Lachs ein – der Groesste des Tages – etwa 13 Pfund! Na das war ja ein Paukenschlagende denn mit 4 Chinooks waren wir am Limit unserer zwei Lizenzen.


    Ich funkte zur Jalopy, dass wir mit ihnen zusammen zurueckfahren wuerden. Erstaunt fragte Carl nach dem Grund des ploetzlichen Sinneswandels und staunte als er hoerte, dass wir innerhalb der letzten Minuten unsere Ausbeute verdoppelt hatten. So packten wir geschwind ein und fuhren die Strecke durch die Inselwelt zurueck und dann die 1,5 Stunden Autobahn nach Victoria. Ein gelungener Ausflug was man im Anbetracht unserer Unerfahrenheit mit den dortigen Gegebenheiten nicht unbedingt haette erwarten muessen. Wir werden das mit Sicherheit nochmal wiederholen bevor dieser Nanaimo-Spuk wieder vorbei ist!


    Interessanterweise stellte sich heraus, dass die 4 Lachse wohl von unterschiedlichen Heimatfluessen stammen muessen - alle hatten eine andere Fleischfarbe! Dave hatte einen blutroten und einen richtig weissene, ich wieder einen orange-roten und einen zart-rosa (siehe letztes Foto). Der Harrison, der Chilliwack und der Squamisch River sind bekannt fuer ihre Weiss-fleischigen Chinooks - eine ziemlich seltene Genmutation.