Hier mal ein kurzer Bericht vom vorherigen Wochenende. Wir hatten Deutschlandbesuch von einem Forumsmitglied und seiner besseren Haelfte. Wir hatten schon vor einiger Zeit kommuniziert und uns fuer das Wochenende zum Angeln auf dem Meer verabredet. Moritz und Lotte hatten eine Rundreise durch BC unternommen, mit der letzten Station auf Vancouver Island. Leider hatten sie riesiges Pech; durch die extremen Waldbraende im Inneren BCs war auf der ganzen Tour wegen Rauch und Qualm kaum ein Berg oder Panorama zu sehen gewesen. Die Luft kann auch nicht sehr angenehm gerochen haben; sogar hier auf der Insel war es fuer 3-4 Tage dunkel und verqualmt gewesen. Das war wirklich ein bloedes Timing fuer so eine weite Reise! Aber ich sag’s hier nochmal, die Waldbrandsituation von Saskatchewan bis BC in Kanada und bis nach Kalifornien runter wird jedes Jahr schlimmer und kann einem den Urlaub und seine Traumreise arg versauen. Wer die Moeglichkeit hat, vermeidet Juli und August und plant lieber die Vor-oder Nachsaison. Juni und September sind fantastische Zeiten um hier zu reisen. Nicht nur weil man die Braende vermeidet, aber auch weil alles nicht so voll und auch billiger ist.
So konnte ich den beiden hier bei uns vor Victoria und Sooke nicht mal die herrlichen Bergpanoramen des Mt. Baker oder des Olympic National Park zeigen. Alles war im Halbdunkel und im rauchigen Nebel verhuellt. Wir planten 2 Tage Lachsschleppen vor East Sooke. Es war zwar gerade Hochsaison auf Lachse hier vor Ort mit 3 verschiedenen Lachsarten, die gerade durchzogen, allerdings kamen erschwerend die extremen Gezeiten dazu. Das Wochenende war kurz nach Vollmond und hatte die mit niedrigsten Ebbfluten des ganzen Jahres. Keine Idealbedingungen zum Angeln. An Heilbutt war schon gar nicht zu denken. Ich war trotzdem hoffnungsvoll, dass ich Moritz an seinen ersten Lachs bringen wuerde.
Am Samstag kam mein Sohn Alex mit und wir slippten in Sunny Shores im Sooke Basin. Ich wollte mal wieder die Krabbenfalle auslegen um die beiden vielleicht auch mit diesem kulinarischen Genuss zu verwoehnen. Im Sooke Basin hatte ich die letzten Jahre den konstantesten Erfolg beim Krabbenfangen. Dann fuhren wir zur Trap Shack Bucht vor dem East Sooke Park um Lachse aufzustoebern. Dort war schon Grosskampftag; volle Hochsaison, 2 Fishing Derbies und ertraeglicher Wind. Das hatte so einige Angler angelockt. Der Moritz passte ganz genau auf, wie Alex und ich das Schleppgeraet bedienten und ich muss sagen, ich hatte noch nie einen so schnellen Lerner dabei. Der hatte die Handgriffe im Nu drauf und bediente das Geraet bald nicht nur wie ein Profi sondern hatte sich auch gleich genau meine Eigenheiten abgeguckt; wie ich wo was hinstecke und ablege usw. Ein ganz helles Kerlchen, dieser Moritz! Lotte musste erstmal lernen, wie kalt so ein Tag auf dem Boot ist wenn die Sonne nicht durch Nebel/Rauch durchbrennt. Aber sie war ganz tapfer.
Das Angeln war ganz zaehe. Wir drehten Runde um Runde ohne jeden Anfasser. Wir sahen auch sonst keinen was fangen. Nach einiger Zeit versuchten wir etwas weiter draussen ob vielleicht noch ein paar der Rotlachse herumhingen. Auch nichts. Dann holte Moritz einen kleinen Shaker heraus – einen vielleicht 25 cm Coho. Sein erster Lachs, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wo sich Moritz aber schnell als Experte herausstellte war das Barschefangen. An allen erdenklichen Lachsschleppkoedern und in allerlei Tiefen brachte er es fertig kleinere Felsenbarsche verschiedenster Gattungen zu haken. Ich glaube ich fange in einem Jahr beim Schleppen nicht so viele Barsche wie Moritz in den 2 Tagen! Und er war trotz der ausbleibenden Lachse guten Mutes und gab nicht auf.
Zum Mittag fuhren wir zur einer kleinen Privatmarina wo es ein kleines Bistro mit guter Hauskueche gab. Dort konnte man als Gast anlegen und war nur Minuten von den Lachsgruenden weg. Sehr praktisch. Und die Kalamaris waren sehr lecker! Etwas aufgewaermt wagten wir noch eine kleine Extraschicht auf dem Wasser. Vor dem Beechey Head hatten wir eine kurze Phase mit ein paar veielversprechenden Bissen. Einer loeste den Clip sofort aus, blieb aber leider nicht haengen. Zwei kleine Chinook-Shakers zeigten an, dass Leben im Wasser war. Aber wo waren die Grossen? Schliesslich gaben wir auf.
So musste es zum Abendbrot eben Steak geben. Zur Verfeinerung gelang uns der Fang zwei schoener Krabben. Klasse, dass das wenigstens geklappt hatte! Mit leckerem Okanagan Valley Wein, feinen Steaks und frischen Krabben und Knoblauchbutter machten wir uns einen der besten Dinner des Jahres!
Am Sonntag wollten wir es noch mal wissen. Alex hatte allerdings andere Plaene, aber Moritz war ja nun schon ein Vollprofi und so konnte ich auf Alex’s Hilfe verzichten. Diesmal slippten wir in der Cheanuh Marina, East Sooke. Ich beschloss ersteinmal in der Becher Bay zu bleiben, welche bei Ebbe eine grosse Kehrstroemung bildet. Vielleicht hingen hier ein paar grosse Chinooks herum. Aber wieder sollte es ein Geduldsspiel werden. Moritz vertrieb sich die Zeit wieder einige Barsche zu fangen. Wie er das nur machte? Manchmal hingen unsere Koeder 30 m ueber Grund und er fing Barsche, die sich eigentlich nur wenige Meter aus ihren Verstecken trauten? Mit ihm muesste man mal Pilken gehen!
Wir kreisten um die Beford Islands herum, beobachteten Adler und Robben. Von Walen war leider auch keine Spur dieses Wochenende. Wir sahen die Whale Watch Boote ein paar Mal nach Westen vorbeiduesen aber die Wale blieben wohl da. Lotte hatte aber auch schnell gelernt und sich heute warm angezogen. Sie machte viele Fotos und drueckte Moritz noch fest die Daumen fuer einen Lachs. Wir warfen wirklich alles in den Ring, alle heissen Koeder der letzten Jahre mussten mal heran, eine Rute blieb immer mit Koederfisch bestueckt und so ziemlich alle Tiefenlagen sahen irgendwann einmal unsere Koeder. Es war kaum zu glauben!
Ich werkelte gerade mit der Steuerbordrute herum als ich aus meinem Augenwinkel die Backbordrute fast schon aus dem Rutenhalter herausreissen sah. Ich rief im gleichen Augenblick wie Lotte Moritz anrief. Der hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. In diesem Moment durchbrach ein guter Lachs etwa 20 m hinter dem Boot die Oberflaeche und sprang zweimal vielleicht einen Meter heraus. War das Zufall oder war das unser Fisch? Es riss beachtlich an Moritz’s Rute. Da musste Gewicht dran sein, die Rute bog sich zum Aeussersten. Das war kein Shaker, das musste der Springer sein! Ich riet Moritz die Bremse etwas zu lockern und den Fisch fahren zu lassen, wenn er abzog. Jetzt nur mit Ruhe und Vorsicht, den wollten wir auf keinen Fall leichtsinnig verlieren! Ich raeumte alle anderen Ruten aus dem Weg und machte den Kescher klar. Moritz brachte den Fisch schon Richtung Boot. Das war kein Chinook, das war ein guter Coho. Diese Akrobaten waren fuer ihre wilden Luftspektakel beruehmt!
Als Moritz den Fisch in Bootsnaehe hatte, drehte der aber auf. Mehrfach riss er in kurzen Spurts Schnur von der Rolle und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Moritz grinste und erfreute sich an dem Kampf. Der gab nicht so einfach auf. Ich stand mit dem Kescher bereit aber kam nicht an dieses Energiebuendel heran. Immer wieder buechste er im letzten Moment aus. Dann endlich, als Moritz sich richtig in die Rute reinlegte, kam der Lachs an der Oberflaeche auf das Boot zugeschliddert und ich sackte ihn ein. Geschafft! Ein ordenlicher Lachs lag im Kescher. Es war ein unmarkierter Coho, der demzufolge wieder zurueck musste. Aber erst nach einem kurzem Fotoshooting. Ich enthakte den Fisch und Moritz machte sich die Haende nass. Dann packte er sich den Lachs aus dem Kescher und hielt ihn stolz in die Kamera. Lotte schoss ein paar Fotos mit einem aergerlichen Silberlachsmaennchen und einem gluecklichen Faenger! Der Lachs bekam schon langsam einen Laichhaken. Innerhalb von 10 Sekunden war der Lachs wieder im Wasser und sausste augenblicklich davon. Na also!
War das jetzt der Auftakt zum grossen Beissen? Nein! Wir drehten einige Runden in der Bucht ohne weitere Lachse. Zurueck in der Becher Bay holte Moritz noch zwei kleine Chinooks ans Boot und natuerlich ein paar Barsche. Dann hatten wir noch ein paar besondere Erlebnisse. Erst wurden wir am Aldridge Point auf eine kreischende Vogelschar aufmerksam. Als wir in die Naehe kamen, sah das Wasser schlierig rotbraun aus. Krill! Unglaubliche Mengen Krill waren durch die extremen Gezeiten von weit offshore in die Juan de Fuca Strasse hereingedrueckt worden und hatten sich hier in der Becher Bay angesammelt. Wohin man auch sah, waren diese roetlichen Schlieren an der Oberflaeche zu sehen. Teils sprangen diese kleinen Minishrimp zentimeterweit aus dem Wasser, so dass es aussah als ob das Wasser kochte. Wieviele Milliarden Tierchen mussten das sein! Moritz fing den Kescher voll und hielt ihn kurz hoch – so konnten wir die Tierchen mal kurz begutachten bevor sie durch das Keschernetz durchschluepften. Wahnsinn! Sowas hatte ich in 16 Jahren erst einmal zuvor gesehen. Damals hatten wir einen phaenomenale Cohofischerei darauffolgend denn die Cohos ziehen diesen Krillschwaermen hinterher. Aber nicht nur Cohos fressen Krill; soziemlich alles im und ueber dem Meer findet dieses Minishrimp super lecker.
Und als ob der Pazifik Moritz und Lotte zeigen wollte, dass er ausser Lachs noch so viel mehr Leben zu bieten hat, kamen wir an einen kleinen Heringsball der von Moewen von oben und von etwas von unten bearbeitet wurde und einen dichten Schwarmball kurz unter der Oberflaeche formte. Moritz sackte fast den ganzen Schwarm mit dem Kescher ein, liess ihn aber im Wasser. Ich befand, dass die Heringe zu klein fuer brauchbare Koeder waren und so schauten wir uns das Gewimmel nur mal kurz an. Na wer kann schon sagen, dass er an einem Tag so um die 700 Fische gefangen hat? Moritz kann! Dann packten wir ein und fuhren zurueck. Das Minimalziel war erreicht, Moritz hatte seinen ersten Lachs, einen vielleicht 10 pfuendigen Coho gefangen. Ansonsten war die Angelei super zaehe gewesen. Dafuer hat uns das Meer mit einigen Sondererlebnissen ueberrascht, die man so auch nicht haeufig hat. Man weiss halt nie…aber das ist ja auch das Spannende am Angeln! Petri Heil, Moritz und danke fuer die schoenen Fotos, Lotte!