Beiträge von cohosalmon

    Vor unserem 3. Tag sassen wir abends noch eine Weile und diskuierten den Plan fuer den naechsten Tag. Wir beschlossen, den Morgen auf Lachs und den Nachmittag auf Butt zu probieren. Wir kamen diesmal recht frueh aus den Betten; es war noch stock-dunkel beim Fruehstueck. Wir wollten bei Sonnenaufgang schon am Angelplatz sein. Wir und MyTyee entschieden zu einem neuen Platz, bei den Daphne Point bei den Masterman Islands zu fahren waehrend die Therapy in den Gordon Channel etwas weiter weg fuhr. Ueber Funk konnte man dann berichten und umdisponieren wenn es anderswo rappelte.


    Am Daphne Point und vor den Masterman Island herrschte schon etwas Betrieb. Die meisten der Boote konzentrierten sich auf einen felsigen Vorsprung der von einem Kelpguertel umrandet war. Sah auch fischig aus die Stelle! Wir reihten uns ein um so allen mal ein Pass an der vermeintlich heissen Stelle zu erlauben. Wir fischten nur zwei Ruten da mein Sohn wieder fuer den ganzen Morgen in der Koje verschwand. Beide Rute waren mit Koederfisch am System bestueckt. Ich fischte irgendwo zwischen 15 und 25 m tief, Dave probierte es hoch und runter. Er war hochmotiviert und wollte nun endlich auch einen grossen Chinook auf seine Lizenz schreiben. Normalerweise hatten wir immer eine kleine Gruppenwette um ein paar Dollar, wer den groessten Lachs, Ling und Butt fing. Dieser finanzielle Anreiz liess Dave, als Freizeitspieler, ueblicherweise in den hoechsten Gang schalten und normalerweise die meisten Wetten gewinnen. Dieses Jahr hatte wohl keiner von uns Lust schon wieder eine Gebuehr in Dave’s Rentenfont abzugeben. Obwohl wir diese Mal kein Geld im Spiel hatten, war Dave heute heiss!


    Vielleicht eine halbe Stunde spaeter, ich hatte gerade den Ruecken zu den Ruten gedreht, sprang Dave ploetzlich an mir vorbei und zu seiner Rute. Er riss die Rute aus dem Halter und hieb an. Seine Rute blieb im Halbkreis gebogen trotzdem die Schnur schon aus dem Clip war. Das war erstmal noch kein Grund zur Aufregung fuer mich da Dave eine Rute so schlaff wie ein gekochtes Spaghetti benutzte und diese Nudel sich auch bei kleinen Fischen beachtlich durchbog. Aber dann zog etwas gewaltig an seiner Schnur und die Rolle kraehte los. Das war ein richtiger Fisch. Und er lief und lief! Wir hatten vor und hinter uns Boote und ich brach’ aus unserer Reihe aus um Platz zum Drillen weiter draussen zu finden. Nur der Fisch spielte nicht mit und rannte Richtung Ufer und zwischen die dort schleppenden Boote. Ok, Strategiewechsel um den Fisch nur nicht noch an anderen Schnueren und Downriggerkabeln zu verlieren denn es schien, dass keiner der anderen Boote bemerkt hatte, was bei uns los war. Besonders das Boot hinter uns kam Dave’s Schnur schon gefaehrlich nahe.


    Ich drehte das Boot kurzentschlossen um und fuhr dem Fisch hart hinterher und draengelte mich so vor das naechste Boot. Dave musste kurbeln wie verrrueckt um den Kontakt zum Fisch zu halten waehrend ich den Abstand zum Fisch deutlich verkuerzte. Das andere Boot schien immer noch nicht zu begreifen dass wir einen Fisch dicht vor seinem Bug hatten aber ich hielt weiterhin voll auf ihn zu bis wir endlich fast ueber dem Fisch standen. Jetzt sah ich panisches Hantieren auf dem anderen Boot und es drehte hart ab. Ahhh, endlich! Manche koennen mitten in einer Flotte voll am Schlafen sein. Dave’s Fisch machte noch ordentlich Kapriolen und riss noch ein- zweimal kurz aus aber die erste lange Flucht hatte ihm den Zahn gezogen. Ich war mir meiner Verantwortung bewusst – ich durfte das Keschern von Dave’s ersten ordentlichen Fisch nicht versauen. Er brachte ihn das erste Mal ans Boot, konnte ihn aber nicht richtig zur Oberflaeche ziehen obwohl seine Rute schon fast barst. Einer der Gruende warum ich solche Nudelruten nicht leiden kann; es fehlt eben einfach das Rueckgrat um den Fisch auch mal mit Kraft zu dirigieren. “Zu tief”, rief ich Dave zu. Bei der naechsten Bootsannaeherung hievte und zerrte Dave was er konnte und der Lachs kam hoch. Ich schob den Kescher vor den Kopf des Lachses und er schwamm einfach hinein. Geschafft! Dave freute sich und wir klatschten uns ab. Der Lachs war bestimmt 17 Pfund, kein Riese aber ein schoener Fisch!


    85 Fuss tief, war Dave’s Erfolgstiefe. Er liess sofort seinen Koederfisch wieder dahin hinab. Ich blieb nur ein paar Meter flacher. Wir meldeten den Erfolg ueber Funk an unsere anderen Boote und setzten unsere Schleife fort. Wir sahen ein anderes Boot abdrehen und einen der Insassen einen feisten Fisch drillen. Es war Beisszeit! Es ging auf den Gezeitenwechsel zu, immer eine vielversprechende Angelzeit. Vielleicht eine weitere halbe Stunde verging ohne weitere Ereignisse, dann sah ich ploetzlich wieder Dave’s Rute eine tiefe Verneigung machen und zurueckspringen als der Clip ausloeste. Wieder stuerzte Dave wie von einer Tarantel gestochen los und griff sich die Rute. Schon sang die Rolle los und gab mir das Signal zum Vorbereiten fuer eine Grossfischlandung. Diesmal waren wir am oberen Ende unserer Schleife und nicht so dicht bedraengt von Booten. Hier konnten wir gleich freies Feld gewinnen und Dave konnte seinen Drill ohne Panik geniessen. Dieser Lachs machte lieber kurze aber kraeftige Sprints statt einer superlangen Flucht. Wir sahen ihn schon ein paar Mal in Bootsnaehe und immer wieder schoss er stur davon; etliche Male. Er wollte einfach nicht aufgeben. Selbst Dave musste doch schon langsam muede werden aber er hatte einen Heidenspass an dem Drill; der erste Druck war ja schon weg mit dem Fang seines vorherigen Fisches. Dieser FIsch war Bonus fuer ihn. Irgendwann kam der Lachs dann mal in Kescherreichweite und ich sackte ihn ein. Wieder ein feiner Fisch, vielleicht einen Tick kleiner als der davor. So schnell dreht sich das Fangglueck – heute war Dave’s Tag!


    Alexander wachte auf und wir schleppten noch ein paar Runden um die gleiche Stelle. Bis auf ein paar Shakers war aber auf keinem Boot irgendwelche Action zu sehen. Jerrod und Demario hatten noch keinen Biss gehabt! Die Therapy Crew hatte ein paar mittelpraechtige Cohos aufgestoebert aber keinen markierten gefunden. Zum Mittag verabredeten wir uns alle zu einem Trip zu den Kiesbaenken vor dem Port Hardy Flughafen. Dieses Kiesplateau war immer gut fuer einen Butt und man konnte dort unbedenklich ankern. Gesagt, getan. Die Fahrt war nur so 15 Minuten lang und wir verstreuten uns in Sichtweite entlang der 100 m Kontourlinie. Ich machte auch einen Duftsack fertig und hoffte, dass das eine hungrige Buttgruppe anlockte. Es dauerte auch nicht lange bis unsere Duftspur Aufmerksamkeit fand; allerdings nicht von der Zielfischart. Die Dornhaie hatten uns gefunden und waren unablaesslich an unseren Koedern so dass ich bald eine Rute auf einen grossen Dufttwister umstellte. Aber auch da knabberten die Haie daran herum wenn sie auch den Koeder nicht inhalierten. Nach 2 Stunden und unzaehligen Haien hatten wir genug. Auf den anderen Boote sah es aehnlich aus. Jerrod wollte wieder zum Lachsfischen zurueck. Die Therapy kam mit uns mit Richtung Malcolm Island. Ich hatte auf meinem GPS ein paar alte Markierungen gefunden; nur ein paar km von unser jetztigen Position entfernt. Dort hatte ich mit den Sunds Lodge Guides 2011 ein paar Butte gefangen. Vielleicht klappte das ja wieder? Das Wasser war ruhig und wir waren noch unternehmungslustig. 20 Minuten brauchten wir bis dahin. Dort ankerten wir aber nicht sondern drifteten nur. Ich setzte mich auf den Bug und pilkte etwas mit der leichteren Rute. Es war schoen hier, bei null Wind, kaum Stroemung mitten in der Queen Charlotte Strait zu sitzen, die hohen Gipfel des Kuestengebirges hinter uns und das Strathcona Gebirge auf der Insel vor uns und tausende Inselchen rechts und links neben uns. Wir mitten drin, umgeben von Walen und Delfinen. Man konnte sie ueber Kilometer weg atmen und prusten hoeren. Hier und da sah man eine Fontaene oder eine Schwanz- oder Rueckenflosse. Aber das einzig fischige was ich die Oberflaeche brachte war wieder nur ein Dornhai. Alexander hatte ein bisschen mehr Glueck am Pilker und fing noch einen Greenling und ein paar kleinere Felsenbarsche. Ross erwischte eine kleinen Sable Fish, was nicht sehr haeufig vorkam, aber von Butten oder anderen Game-Fischen war keine Spur. Das Kleingemuese durfte alles wieder schwimmen.


    Ohne vorzeigbaren Fischerfolg aber gut erholt fuhren wir wieder zurueck. Ich war mit Abendbrotmachen dran und dafuer wollte ich etwas frueher zur Unterkunft. Die Therapy gesellte sich nochmal am Daphne Point zu Jerrod zum Lachsschleppen. Als alle hungrig zur Unterkunft kamen, sprachen alle aufgeregt von Jerrods verlorenen Riesenfisch. Nach stundenlangem erfolglosem Schleppen bekam Jerrod einen harten Biss und war dann in einen Thriller – Drill verwickelt. Carl und Ross waren in der Naehe und konnten das Drama verfolgen. Nach einiger Zeit hatte Jerrod seinen Gegner ans Boot gedrillt aber Demario – 12 Jahre alt – konnte den Fisch nicht in den Kescher kriegen. Der Fisch war wohl riesig – alle meinten mindestens mitte 30 Pfund! Schliesslich gab Jerrod Demario die Rute und versuchte sich selbst am Kescher. Er hatte ihn halb im Kescher als sich der lose Angsthaken im Netz verfing und der Fisch so nicht tiefer ins Netz gleiten konnte. Der Fisch wand sich und riss sich den Drilling dabei heraus und kam rueckwaerts wieder in die Freiheit. Jerrod stiess wohl ein paar laute, wilde, kinderuntaugliche Flueche aus. Aber wie das Sprinchwort eben so geht: “Always the big one gets away!” Jerrod brauchte ein paar Bierchen und Jaegermeister zum Abendbrot!

    Gerd: da gibt es ein paar raffinierte Geraete die bei einem voreingestellten Druck den Fisch, der an einer Lippzange haengt, wieder freilaesst. Jerrod hat zB so ein Geraet und hatte seinen grossen Snapper wieder auf Tiefe gebracht. Google mal Seaqualizer


    Ich benutzte eine selbstgebastelte Montour wie diese hier: https://www.rockfishidentifica…5fooduvfe34i745tsalrb9wyy
    wobei ich sagen muss, ich habe dieses Drahtgeschirr schon seit vielen Jahren schon so verwende und ich mir das haette patentieren lassen sollen. Die verlangen bis zu $20 dafuer und haben sich die Idee dazu sicher von mir geklaut! Geht nicht ganz so elegant wie der Seaqualizer und auch nicht ganz so schonend; Du durchstichst die Haut im Unterkiefer von oben nach unten und das Gewicht zieht den Fisch nun mit nach unten. Wenn Du meinst Du hast die Zieltiefe, ruckst Du an, was den Draht aus dem Unterkiefer herauszieht und voila. Das kleine Lock im Unterkiefer heilt ganz schnell und beeintraechtigt die Fische nicht. Klappt prima, habe ueber Jahre vielleicht nur 2 oder 3 Exemplare, die wieder hochkamen weil ich nicht tief genug ging. Dann sammle ich dan Fisch wieder ein und mache das Ganze nochmal.

    Das Wetter sollte absolut spitze sein heute – ueberhaupt kein Wind und Sonne pur. Eigentlich gar nicht typisch fuer die Nordinsel. Es war kurz vor Vollmond und wir hatten es mit grossen Gezeitenhueben zu tun diese Tage. Das resultierte in starke Stroemungen zwischen den Inseln und machte Grundfischangeln ueber Riffen oder auch Heilbuttangeln vom verankerten Boot sehr schwierig. Wir wollten heute die noch nicht ganz so starken Stroemungen vom spaeten Morgen bis Nachmittag zum Grundfischangeln ausnutzen. Am 3 und 4. Tag wuerde es immer schwieriger werden. Alle waren heiss auf grosse Lings und Butte!


    Den fruehen Morgen versuchten wir natuerlich am Duval Point unser Lachsglueck von gestern zu wiederholen. Unsere kleine Flotte von 3 Booten kam ungefaehr gleichzeitig an der Stelle an und wir liessen unsere Schleppruten an den Downriggern in die Tiefen. Es wurde ein kurzweiliger Morgen denn die Pinks waren hungrig und auch der einen oder andere kleinere Coho und Chinook war unterwegs. Pinks waren nicht so gefragt fuer die Fischkiste (eigentlich Bloedsinn, ein toller Fisch fuer die Kueche wenn man ihn sofort nach dem Fang kuehlt) und die anderen waren zu klein oder nicht markiert im Falle der paar Cohos. Es schienen keine Grossen vor Ort zu sein heute. Wir verstreuten uns schliesslich in alle Himmelsrichtungen. Carl und Ross in der Therapy zog es zum Castle Point, Jerrod und sein Sohn Demario auf der MyTyee zogen weitere Schleifen bei Duval und wir drei fuhren in den Gordon Channel. Jerrod kam bald zu uns und wir zogen unsere Koeder tief und flach durch eine sehr fischige Strecke; viel Futterfisch auf dem Echo, sogar ein Buckelwal labte sich an der Vielfalt und tauchte einmal 10 m vor unserem Boot auf – etwas zu dicht fuer unsern Geschmack! Leider war auch hier kein vorzeigbarer Lachs zu holen.


    Schliesslich gesellten wir uns alle zu Carl und Ross am Castle Point. Auch hier ging es nur schleppend. Dave wollte eine Runde im Flachen kurz vor den Klippen und dem Kelpguertel machen. Wir holten unsere Koeder in 10 und 14 m Tiefe hoch und Dave fuhr uns nur Meter am Krautrand entlang. Da! Dave’s Rute schnappte zurueck – Fish on! Der schien besser wenn auch kein Riese. Jetzt ruckte auch meine Rute los – Doppelbiss! Auch mein Fisch machte Betrieb wenn er auch keine richtige Flucht hinlegte. Alexander, der als richtiger Teenager bis jetzt in der Koje geschnarcht hatte, kam nun bei all der Aufregung heraus. Er half die Downrigger einzuholen und machte den Kescher bereit. Dave’s Fisch entpuppte sich als ein schicker Coho um die 7 Pfund herum – allerdings unmarkiert. Wurde also gleich wieder am Boot enthakt. Als ich endlich meinen widerspenstigen Gegner am Boot hatte, konnten wir einen halbstarken Chinook erkennen – etwa 8 Pfund. Dave ueberlegte eine Sekunde ob er ihn haben wollte – ich hatte schon verneint – aber dann beschlossen wir den auch wieder freizulassen.


    Na gut, da schienen Fische im Kraut zu stehen. Wir drehten noch zweimal die gleiche Runde und jedes Mal konnten wir noch einen Lachs zum Biss ueberreden. Dave fing noch einen unmarkierten Coho, etwas kleiner als der vorherige, und Alexander hatte noch einen kleinen Chinook. Carl und Ross, die weiter draussen schleppten, konnten auch Bisse vermelden. Es ging auf den Gezeitenumschwung hin und die Fische fingen an zu beissen. Einmal fuhren wir dicht an Jerrod vorbei und sahen ihn aufspringen, einen wilden Anschlag setzen und hoerten kurz darauf laut fluchen. Ueber Funk erzaehlte er uns dann frustriert, dass er zwei heftige Bisse hatte und jedesmal war der Fisch weg wenn er anzog. Er hatte dann aber doch noch Glueck als er einen schoenen 8-9 pfuendigen markierten Coho erwischte.


    Wir mussten uns nun entscheiden; entweder die Beisszeit hier ausnutzen und vielleicht doch noch eine Schule grosser Lachse finden oder jetzt zu unseren Grundfischstellen fahren und die guten Stroemungsverhaeltnisse an den Riffen und Rinnen ausnutzen. Wir waehlten zweiteres. Wir fuhren erst zu unserem Heilbuttloch wo wir vor 3 Jahren einige grosse Butte herausgezogen hatten. Unter anderem meinen Rekordbutt von geschaetzten 150 Pfund; war zu gross, musste wieder freigelassen werden. Ich weiss noch ganz genau das Gefuehl damals als sich bei einer vermeintlichen Haenge ploetzlich Vancouver Island zu bewegen anfing und ein wilder Tanz losging! Darauf hofften wir alle.


    Es herrschte kaum eine Drift, kein Wind und wenig Stroemung. Das war gut um die kleine Stelle von vielleicht einem halben Hektar mit 3 Booten zu beackern. Aber das schien den Butten wohl nicht zu gefallen. Wir drifteten faul hierhin und dahin, jedes Boot 2 Ruten mit leckeren Heringen, Lachsfetzen oder Oktopusstuecken bestueckt – es musste da unten duften wie am All-You-Can-Eat Buffet. Kein Anfasser, bei keinem. Alexander ging sogar auf den Bug und pilkte von da. Da rief er ploetzlich vor Erschrecken auf! Ich sah ihn mit seiner kraeftigen Spinnrute fast ins Wasser gehen – die Rute im Halbkreis gespannt. Noch bevor wir irgend etwas machen konnten war ploetzlich der Widerstand weg. “War das ein Fisch oder ein Haenger?”, fragten wir aufgeregt. Alex meinte es haette sich kurz bewegt und er waere beim Ablassen noch gar nicht am Grunde gewesen. Aber Alex hatte vorher schon Probleme gehabt Grundkontakt richtig zu erkennen, also so richtig traute ich seiner Geschichte nicht. Aber wenn das ein Fisch gewesen war, dann ein ordentlicher der Zielfischgattung. In jedem Fall spornte uns dieser Zwischenfall wieder an und wir machten hoffnungsvoll noch eine Stunde weiter.


    Ohne jeglichen Fischkontakt, beschlossen wir endlich dieses Unterfangen abzubrechen. Vielleicht waren die Lings am Alex Rock in besserer Beisslaune. Wir hatten ja Alex dabei – da musste doch was am Alex Rock gehen! Das war die Stelle wo wir in den vergangenen Jahren wahre Monsterlings herausgeholt hatten – Jerrod vor Jahren sein ueber 50 Pfund Ling der 3 ausgewachsene Buckellachse im Magen hatte und sich noch den 3 pfuendigen Felsenbarsch an Jerrod’s Rute einverleiben wollte. Was fuer ein Monster das gewesen war (siehe Fotos in damaligen Bericht). Wir waren das erste Boot an der Stelle und setzten zur ersten Drift an. Bei starker Stroemung war dieses Riff ein Koedergrab da die Felsen hoch und runtergingen und bei jedem Bodenkontakt laenger als 1 Sekunde der Pilker festhing und kaum wieder herauskaum. Heute hielt sich die Stroemung in Grenzen aber ich warnte Alex, der hier das erste Mal fischte, trotzdem. Dave und Alex liessen ihre Pilker runter. Ich wartete noch etwas – wollte erst sehen wie die Koeder trieben. Gleichzeitig riefen Dave und Alex “Fish on” – schien aber nichts groesseres zu sein. Dave hatte einen mittleren Felsenbarsch zuerst oben – ich sah ihn in ca. 3 m Tiefe – und dann sah ich einen grossen dunklen Schatten folgen! “Dave, lass den Barsch haengen – ein Ling kommt hinterher!”, rief ich aufgeregt Dave zu. Der stoppte mit dem Einholen und wir sahen vielleicht 2 m tief wie ein ordentlicher Ling um den Barsch herumschwamm. Aber er biss nicht zu sondern versuchte an den glitzernden Pilker ranzukommen dessen Haken aber leider komplett vom Barsch inhaliert waren. So liess ich augenblicklich meinen Pilker da runter und der Ling sprang sofort an und ich spuerte einen heftigen Ruck in meiner Rute.


    Im selben Moment rief Alex am Bug auf und gestikulierte wild mit seiner krummen Rute. Ich schaute nach vorne und da hatte er seinen Felsenbarsch hochgeholt und ein schoener Ling hatte sich den nun geschnappt und wollte nicht mehr loslassen. Das Gespann lag direkt an der Oberflaeche. Lange wuerde es nicht dauern bis der Ling losliess und sich davonmachte. Mein Fisch nahm noch Schnur und ich hoffte er hing gut so klemmte ich mir meine Rute fest zwischen die Beine, reichte nach dem Gaff und schlug die Stahlspitze Alex’ Ling in den Schaedel und zerrte das erschrockene Biest ins Boot und warf ihn zwischen meine und Dave’s Fuesse. Jetzt erst merkte der Fisch den Schwindel und drehte durch und schlug wie ein Berserker um sich und schnappte nach allem mit seinem Gebiss. Dave sprang vor Angst fast ueber Bord und auch ich tanzte herum mit meiner krummen Rute wieder in der Hand. Leider verlor ich in diesem Moment den Kontakt zu meinem Fisch, der wahrscheinlich in der selben Groessenordnung wie Alex’ gewesen war. Ich erledigte nun den wilden Ling im Boot und verstaute ihn unter Deck. Wir grinsten uns nun alle belustigt an – der Alex kann eben am Alex Rock!


    Carl kam gerade an und sah das Ende der Geschichte und rief nur rueber “Diese Stelle ist ja wie ein Fischladen, ankommen, einsacken.” Unsere Drift war nun schon vorrueber und wir fuhren wieder zum Anfang. Ein Ling war ja mindestens noch da, aber der war eben auch schon verangelt. Was war noch da unten? Dave und Alex fingen Fisch auf Fisch – alles Felsenbarsche. Am unteren Ende des Riffs wurden die Barsche immer groesser. Viele waren weit ueber 5 Pfund und um die 60 cm und mehr lang. Aber bis auf ein nur gerade massiges Exemplar sollte es mit Ling nicht mehr weiter klappen. Ross, auf Carl’s Boot erwischte noch einen um die 12 Pfund aber das war’s. Von den etlichen Felsenbarschen behielt Dave nur 3 grosse von der Black Rockfish Sorte. Sehr leckere Art. Aber auch sonst fingen wir China Rockfish (wir nennen den BVB Barsch weil Schwarz-gelb), Quillback mit den furchterregenden Stachelflossen und auch Kupferbarsche.


    Da die Felsenbarsche oft am Barotrauma, wie Dorschartige, leiden wenn man sie schnell aus der Tiefe hochholt, war ich meist dafuer zustaendig, die betroffenen Barsche wieder auf die Tiefe herunterzulassen. Das ist hier in BC nun Pflicht nachdem wohl Studien ergeben hatten, dass die Barsche so trotz aufgeblaehtem Magen eine gute Ueberlebenschance haetten. Jedenfalls besser als an der Oberflaeche festzustecken und dort leichte Beute der Adler oder Robben zu werden. Ich hatte mir ein Drahtgeschirr gebastelt mit einem Kiloblei dran, das ich mit einer Buttrute benutzte die Fische wieder auf Tiefe zu bringen – waehrend Alex und Dave die Fische hochholten, war ich der Umkehrangler!


    Als die Stroemung zulegte und wir genug Koeder den Felsen geopfert hatten, machten wir Schluss hier. Es war aber ein so lauer Tag, so ruhig, sonnig und wir waren noch fischhungrig, dass wir alle beschlossen im Convoi zwischen die letzten Schaereninseln zu fahren, vor die offene Kueste. Heute konnte man das unbedenklich wagen. Die Fahrt war schoen, durch die endlose Inselwelt bei Ententeich-Bedingungen. Nicht einmal Duenung herrschte vor der Kueste. Hier hatten wir eine gute Stelle an der wir alles von Butt, Ling und Red Snapper schon zuvor gefangen hatten. Ein etwa 100 m tiefes Plateau was hauptsaechlich sandig, kiesig mit ein paar verstreuten Felsbrocken bestueckt war. Man haette ankern koennen aber es liess sich hier auch prima driften. Wir angelten wieder mit zwei Grundruten und Alex pilkte hin und wieder. Er fing ein paar kleine Felsenbarsche am Pilker um sich die Zeit zuvertreiben.


    Wir drifteten alle recht dicht nebeneinander und konnten uns gegenseitig zurufen. Ploetzlich war auf der MyTyee Aufregung. Jerrod brachte irgendwas Schweres hoch. Es schien nicht gross zu kaempfen und wir dachten alle gleich Red Snapper. Diese knall-orangen Rotbarsch-Verwandten wurden bis zu einem Meter gross und 150 Jahre alt. Beliebt fuer ihr weissen, festes Fleisch, waren die Bestaende in den letzten Jahren stark zurueckgegangen so dass nun die Entnahme verboten ist in BC. Weil man sie oft in groesseren Tiefen antrifft, leiden gefangene Exemplare meist an Barotrauma Symptomen. Demzufolge waren wir gar nicht scharf auf diese Burschen, auch wenn sie toll aussahen. Tatsaechlich sahen wir bald einen orangen Brocken neben Jerrods Boot. Sein Sohn war aus dem Haeuschen bei dem Anblick. Der war mindestens 15 Pfund schwer. Jerrod liess ihn vorsichtig am Downrigger wieder runter. Hoffentlich schaffte er dieser Kerl!


    Wir diskutierten noch ueber Snappers als ich ploetzlich meine Rute beachtlich wippen sah. Ich sprang hin und hieb an. Etwas hing fest am anderen Ende. Es war ordentlich schwer aber machte nicht viel Alarm. Etwa auch ein Snapper? Bitte nicht! Butt war gefragt! Ich pumpte das Was-auch-immer Stueck fuer Stueck hoch. Ich hatte einige gespannte Zuschauer auf den anderen Booten. Die riefen natuerlich dreckige Kommentare rueber was ich doch fuer eine Sissy waere fuer so einen kleinen Fisch so lange zu brauchen und dergleichen. Wie das eben so zugeht auf einer Herrentour. Alexander hatte seinen Spass daran. Nun endlich sollte der Fisch in SIcht kommen – ein Butt, tatsaechlich! Kaum hatte ich das gesagt und mich schon gefreut als der Butt nun doch noch Gas gab und sofort wieder etliche Meter abtauchte. “Jetzt nur nicht noch verlieren!”, dachte ich noch. Ich pumpte ihn wieder hoch und Alex wollte ihn unbedingt gaffen – nun gut, mein Sohn, nur keinen Fehler machen. Aber routiniert schlug er dem Butt das Eisen in den Kopf und zerrte den vielleicht 15-17 pfuendigen Kleinbutt an Bord. Na gut, kein Riese aber der Anfang ist gemacht.


    Voller Hoffnung drifteten wir noch gute 2 Stunden ueber das Plateau aber wir konnten weder einen weiteren Butt noch einen Ling ueberreden. Alle wollten nochmal die Pilker schwingen um den Tag noch mit etwas Action ausklingen zu lassen. Wir suchten uns ein paar Kanten vor den Inselchen und Riffen und hier war wieder Barsch-Mania angesagt. Als wir so ziemlich alle Farben des Regenbogens an irgendwelchen Barschen gesehen hatten und die Arme schmerzten, machten wir Schluss und fuhren die 45 Minuten heim. Oh, nicht ganz, Dave bestand noch an einem Riff unterwegs anzuhalten und ratet mal was es da bis zum Abwinken gab: Felsenbarsche. Unfassbar, die waren dieses Jahr ueberall und in erstaunlichen Groessen. Schade, dass man nur 1 pro Tag mitnehmen darf.


    Ich konnte mich nicht beschweren, das Vater-Sohn Duo hatte einen schoenen Ling und einen kleinen Butt fuer die Familienversorgung mitgebracht. Das war in Ordnung. Dave hatte 3 Barsche fuer sich und einen kleinen Ling und war nicht ganz zufrieden. Die anderen Boote waren noch aermer ausgegangen. Also die Grundfischerei konnte sich noch stark verbessern, war das doch immer das Hardy Highlight gewesen.

    Endlich war er wieder hier; unser jaehrlicher Maenner-Angeltrip zu entlegenen Gegenden auf unserer Insel. Nachdem wir letztes Jahr an der Insels Westkueste den Fischerort Bamfield unsicher gemacht hatten, wollte die Mehrheit dieses Jahr wieder nach Port Hardy am Nordende der Insel. Nach 3 vorherigen Trips nach Hardy in den vergangenen Jahren, kannten wir die Gegend mittlerweile recht gut. Die endlose Inselwelt vor Port Hardy zum Festland hin, die wilde offene Nordkueste von Vancouver Island und das etwa 20 km entfernte Festland boten allerdings so viel Abwechslung an, dass keiner etwa Angst vor Langeweile gehabt haette. Hier konnte man ein Leben lang fischen ohne die gleiche Stelle zweimal zu beangeln.


    Wir waren dieses Jahr eine kleinere Runde da einige unserer Angelfreunde familiaere oder berufliche Verbindlichkeiten hatten. Dave hatte uns eine fabelhafte Unterkunft gebucht; fast schon zu luxurioes. Allerdings hatten wir diesmal keinen Bootsdock direkt vor der Unterkunft sondern mussten 5 Minuten fahren. Die Marina war klein aber gut gepflegt und ausgestattet. Mein “kleiner” Sohn Alexander kam dieses Jahr zum ersten Mal mit auf diese Maennertour, nachdem mein “Grosser”, Ricardo, schon etliche Male dabei war. Dave, Alex und ich fuhren schon am Donnerstag nach der Arbeit los und legten wie schon oft zuvor einen Uebernachtungsstop in Campbell River ein, was etwa die Haelfte der 6,5 stuendigen Strecke war. Dort blieben wir bei Daves Freund Stewart und bummelten nach dem Abendbrot zum anglerisch immer interessanten Discovery Pier. Dort waren bei Sonnenuntergang noch einige Angler aktiv um etwa einen Chinook oder ein paar Pinks vom Pier zu erwischen. Ich haette gerne mal wieder dem aeussert schwierigen Landungsmanoever eines Lachses zugeschaut. Es ist schon nicht leicht einen der vorbeiziehenden Lachse im vielleicht 10 m tiefen, schnell stroemenden Wasser zum Anbiss zu verleiten. Dann noch den Lachs vom Pier mit Schonhaken am Koeder zwischen einigen anderen Anglern auszudrillen. Dann den Lachs zwischen die Pierpfaehlung zu zerren und dann in der Stroemung einen Seilkescher etwa 5 m runterzulassen und den Fisch irgendwie daraufzubugsieren. Wahnsinn, dass jedes Jahr ueber 30 Pfund schwere Lachse so gefangen werden! Leider war an diesem Abend die Beisszeit wohl vorbei.


    Wir fuhren auch noch am Tyeepool vorbei; die Arena eines der aeltesten nordamerikanischen Angelclubs, des Tyee Clubs. Vor ueber 100 Jahren in Campbell River gegruendet, dessen Mitglieder sich ruehmend an einer begrenzten Stelle vor der Muendung des Campbell Rivers in die Johnston Strait einen 30+ Pfund Chinook (genannt Tyee) von einem Ruderboot mit 12 Pfund Schnur und nur einem Blinker oder Wobbler mit Einzel-Schonhaken gefangen zu haben. Ein Kultunternehmen, dass eine ganze Guideflotte geschaffen hat. Einige Beruehmtheiten aus Kunst, Sport und Politik konnten sich schon in die elite Mitgliedschaft einreihen. Waehrend vor 60-70 Jahren noch bis zu 200 neue Mitglieder pro Jahr aufgenommen wurden, sind es in den letzten Jahren noch hoechstens eine Handvoll pro Jahr gewesen. Viele probieren es etliche Male und fangen nicht mal einen Lachs ueberhaupt, geschweige denn einen Tyee. Trotzdem ist es noch ein beliebtes Unterfangen und an diesem Donnerstag Abend waren bestimmt 50-60 Ruderboote unterwegs, so dicht, dass man haette von Boot zu Boot springen koennen. Vielleicht koennen die lokalen Freiwilligen ja irgendwann mal wieder den beruehmten Campbell River Grosslachsstamm auf Vordermann bringen so dass 60 Pfuender nicht nur noch in schwarz-weissen historischen Fotos und Schautafeln des Tyee Clubs zu finden sind.
    Am Freitag donnerten wir dann die Reststrecke nach Hardy hoch. Bei feinem Sommerwetter kamen wir am fruehen Nachmittag an, nahmen die Unterkunft in Beschlag und liessen mein Boot ins Wasser. Bis die 4 anderen Jungs kamen, wollten wir schon mal Testfischen. Einige gute Lachsstellen lagen nur Minuten vor unserer Marina. Wer meine frueheren Berichte von Port Hardy gelesen hat, weiss, dass wir in Hardy nie so richtig gut Lachs gefangen hatten. Ok, das gilt fuer Chinook; bei Cohos und Pink hatten wir oefters zugeschlagen, aber die grossen Chinooks hier oben hatten wir nie richtig entraetseln koennen. Dafuer war uns die Grundfischangelei immer treu gewesen und hatte uns Sternstunden bei Heilbutt und Lingcod besorgt. Damit rechneten wir wieder.


    Dave, Alex und ich waren die Crew fuer mein Boot fuer die kommenden Tage. Alle erfahren am Lachs- und Grundfischgeraet. Da sollte doch was gehen. Wir fuhren zum Duval Point am Ausgang der Hardy Bay. So dicht vor dem Ort war dort immer etwas Bootsbetrieb und auch an diesem Nachmittag schleppten dort schon 10 Boote. Wir reihten uns ein und fuhren eine altbekannte Strecke, die uns in der Vergangenheit schon viele Cohos und Pinks und den einen oder anderen halbstarken Chinook gebracht hatte. Beide Ruten bekamen einen Koederfisch verpasst. Alex ging auf 26 m runter, Dave auf 18 m. Fuenf Minuten spaeter machte ich gerade einen Schlenker um ein bisschen Treibgut als Alex’ Rute leicht wippte. Hm, wird was Kleines sein, dachten wir und Alex schlich dementsprechen auch unmotiviert hin, nahm die Rute auf und ruckte an. Nanu? Die Rute blieb tief gekruemmt beim Anschlag stehen. “Noch im Clip?” riefen Dave und ich gleichzeitig. Alex ruckte nochmal feste an und auf einmal ging die Post ab!


    Der Fisch hatte wohl jetzt erst gemerkt, was Sache ist und riss nun aus. Die Rute wurde Alex fast aus der Hand gezogen denn die Bremse war noch sehr fest. Waehrend die Rolle stoehnend lossang, fummelte er an der Bremse herum – vorsichtig, um die schnell rotierenden Griffe nicht auf die Finger geschlagen zu bekommen. Der Fisch nahm gleichmal 50-60 m Schnur. Das war ein richtiger Fisch! Nach 5 Minuten! Was fuer ein Start in den Urlaub! Dave raeumte das Deck und ich manoevrierte das Boot ins offene Wasser weg von Booten und Uferkante. Gluecklicherweise spielte der Fisch mit und kam hinterher. Alex parierte alle Finten des Fisches klasse und nach 10 Minuten hatte er ihn in Bootsnaehe. Dave war mit dem Kescher bereit. Noch ein paar wilde Kapriolen um das Boot herum liessen Alex’ Puls nochmal schneller schlagen, aber dann sackte Dave den Fisch ein. Fantastisch! 18 Pfund nach 5 Minuten. Neuer Hardy Rekordstart! Alex war stolz auf seinen Fang.


    Wir drehten nun wieder Runden um die Fangstelle. Dave’s Rute zeigte einen Biss an und er schlug hart an. Fisch On, aber kein Grosser, das war schnell klar. Neben dem Boot fing Dave’s Fisch dann an zu toben – es dauerte eine Weile bis wir ueberhaupt identifizieren konnten, was Dave hier am Haken hatte. Ein fetter Pink – Buckellachs. Der durfte wieder schwimmen. Dave meinte, am Ende der Tour wuerde er vielleicht 2-3 davon mitnehmen, aber nicht am ersten Abend. Alex fing auch noch einen Pink, ich hatte noch einen untermassigen Chinook und dann war es Zeit heimzufahren um die anderen zu begruessen. Die wuerden ja staunen, dass wir schon Erfolg gehabt hatten. Wir schleppten schon in die Hardy Bay Richtung Marina und Dave holte schon seine Rute ein als ich einen Ruck an der anderen Rute sah. Da! Noch ein vorsichtiger Anfasser. Ich schnappte die Rute, nahm Fuehlung auf und als ich noch einen Ruck spuerte, setzte ich mal auf Verdacht einen Anschlag. Oha, sofort war die Rute krumm und ein paar gewichtige Kopfstoesse waren spuerbar. Das war kein Kleiner! Aber er wollte nicht abziehen. Langsam aber sicher brachte ich den Fisch zum Boot; wir waren alle gespannt was da wohl zum Vorschein kam; ich konnte immer wieder heftige Kopfstoesse spueren aber der Fisch wollte keine Flucht machen. Sehr komisch und gefaehrlich; so einen gruenen Fisch voller Energie an kurzer Schnur neben dem Boot herumtoben war nicht ideal. Da tauchte das erste Mal eine Schwanzflosse auf – und die war gross! “Mein Gott, Lachs! Los, renne Dich muede!” rief ich ihm zu. 5 m hinter dem Boot konnten wir ihn das erste Mal voll sehen; der war ueber 20 Pfund, auf jeden Fall. Jetzt kam er mit dem Kopf aus dem Wasser und schuettelte den Rachen hin un her – das ist normalerweise das Ende eines jeden Schonhakens der knapp hing. Ich hatte Glueck, der Drilling sass wohl gut!


    Nun tobte der Lachs hinter dem Boot immer wieder kopfschuettelnd, dann gerade nach unten rasend, dann kam er wieder hoch. Immer noch keine Anstalten eine typische Chinookflucht hinzulegen. Jetzt waelzte sich der Fisch wie wild – ich hatte Muehe Spannung zu halten. Dann sprang er sogar 2 Mal halbherzig; was fuer ein seltsamer Lachsdrill. Ich wollte dieses gefaehrliche Spiel so schnell wie moeglich beenden. Ich zog so hart wie ich konnte aber kurz vor dem Boot drehte er wieder ab und raste kurz auf die andere Bootsseite. Ich schob die Schnur schnell an den Motoren vorbei zur anderen Seite und machte wieder Druck. Alex stand mit dem Kescher bereit. Ich zog hart an und sah wie der Fisch Kopf zuerst auf Alexander zukam. Der langte mit dem Kescher zu und in dem Moment setzte der Lachs zu Sprung an. Ich konnte es nicht gut erkennen denn Alex stand vor mir und verdeckte mir die Sicht aber ich sah wie er mit dem Kescher arbeitete. Als ich ueber seine Schultern lugte, sah ich den Fisch halb im Kescher und im Versuch sich wieder herauszuwinden. Alex packte den Kescher dicht am Ring und wuchtete das Netz hoch so dass der Fisch endlich tief in das Netz hereinfiel. Gewonnen! Geschafft! Ich half Alex beim Hereinholen des vollen Keschers. Ein toller Fisch! Und was fuer ein gerissenes Biest das gewesen war! Wir klatschten uns alle ab. 22 Pfund! Was fuer ein Tourbeginn!


    Unsere Freunde warteten an der Marina auf uns und bestaunten unsere fruehen Faenge. Sollte es mit den Chinooks diesmal einfach werden? Wir waren gespannt auf die kommenden Tage. Ich hatte im Prinzip schon allen Lachs den ich fuer die Familie mit nach Hause nehmen wollte. Wenn das so weitergehen sollte, wuerde ich viele Lachse wieder freilassen!

    Da ist schon ein Grund warum die Experten vor Jahren den Downrigger erfunden haben so wie er jetzt zu haben ist. Wer ernsthaft schleppen will, kommt immer wieder darauf zurueck.

    Gerd; das haengt davon ab was Du vorhast:
    1) Lachstrolling oder Pilken im Meer auf Chinook: Juli/August am besten (Grosslachs) sonst ganzes Jahr auf kleinere Fresslachse (Winter Chinooks)
    1a) Trolling und Pilken auf Buckellachs: Ende Juli/Aug jedes ungerade Jahr
    2) Trolling/Spinnfischen/Fliegenfischen auf Cohos im Meer: Sept/Okt
    3) Spinnfischen auf Chinooks im Fluss auf Vancouver Island (wenig Moeglichkeiten): Sept/Okt
    4) Spinn/Flugangeln auf Coho/Chum im Fluss: Okt/Nov
    5) Steelheadfischen im Fluss: Jan-April
    6) Forellen in Fluss oder Seen: April-Juni und Okt-Dez
    7) Schwarzbarsch in Seen: April-Okt
    8.) Heilbutt vor Victoria: Feb-Juni, Sept/Okt
    9) Heilbutt/Lingcod/Felsenbarsch an West- und Nordinsel: Juni-Sept


    Das ist so ungefaehr der Angelkalender hier auf Vancouver Island. Die Flusslachsangelei haengt stark vom Timing der Herbstregen ab. Da koennen Touris schon mal Pech haben und die Fluesse sind im Okt noch trocken und die Lachse koennen nicht rein.


    Auf dem Festland im noerdlichen BC sind die Fluesse gletschergespeist und Lachse steigen den ganzen Sommer ueber auf, zB im Skeena Gebiet. Leider sind die Bestaende dort im Moment so schlecht, dass die Angelei teilweise komplett verboten ist. Kann ich momentan nicht empfehlen. Eher noch der Kitimat River.

    Dann schliesst Euch mal kurz und macht das klar! Naechstes Jahr wird es schon ziemlich voll hier bei mir aber vielleicht koennt Ihr 2021? Wartet nicht zu lang; ich werde auch nicht juenger und die Angelbestimmungen entwickeln sich auch nicht erfreulich! Noch geht's!

    Eine fantastische Angelei ist jetzt hier im Meer vor der BC Kueste moeglich. Ich hoerte ueberschwaengliche Berichte vom hohen Norden bis vor meine Haustuer hier im Sueden. Ob es einfach ein natuerlich guter Jahrgang ist (ganz im Kontrast was das Fischereiministerium vorausgesagt hatte) oder ob die Beschraenkungen der Berufs-und Freizeitfischerei vom Norden runter bis hier solch ein Resultat ergaben, jedenfalls ist im Moment eine Menge Chinooks vor Ort und obwohl man keinen behalten darf bis 1.8., erfreuen sich die Angler an gekruemmten Ruten.


    Sonntag fuhr ich mit meinem “Kleinen”, Alexander, und unserem Familienfreund und begeisterten Angler Alec zum Lachsangeln nach Sooke. Alexander erinnerte mich noch die Krabbenfalle mal wieder mitzunehmen. Ausserdem hatte ich mir erst letzte Woche nach einem kleinen Missgeschick beim Wassersporturlaub am Sproat Lake einen neuen Schleppmotor kaufen muessen. Der musste auf dieser Tour erst eingefahren werden. So hatte ich schon gleich ein paar Aufgaben. Bei voller Ebbe slippten wir an der Sunny Shores Marina und legten zuerst die Krabbenfalle in ca. 20 m Wassertiefe nicht weit vor der Marina aus. Auch wenn ich ein schlechter Krabbenfaenger bin, weil ich es nicht regelmaessig mache, diese Stelle dort hat fuer mich immer verlaesslich produziert.


    Dann duesten wir durch den warmen Sommermorgen den Sooke Fjord hinaus. Kaum Wind und keine Wellen – wenn jetzt noch die Lachse mitspielten, koennte das ein perfekter Tag werden, dachten wir. Es zogen gerade die Pinks (Buckellachse) durch die Juan de Fuca Strait. Zwar war dieser Zug auch schon nicht mehr so zahlreich wie noch vor 10-12 Jahren als jedes zweite Jahr 15-20 Millionen dieser Lachse zum Fraser River zogen. Aber selbst 5 Millionen waren noch eine Menge Fisch! Daneben die unerwartet zahlreichen Chinooks, vielleicht ein paar Cohos und wer weiss was noch!


    Alexander verzog sich gleich in die Koje und tauchte auch fuer die ersten 3 Stunden nicht mehr auf. Ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht. Wir kamen schon an einer Menge Boote vorbei; trotz der Entnahmesperre fuer Chinook bis zum 1.8. hatten die Pinks und das schoene Wetter etliche Angler herausgelockt. Alec und ich liessen je eine Rute an den Downriggern in Wasser. Ich schlug flach vor – wollte zuerst ein paar Passagen dicht vor den Felsen am Ufer entlang machen. Der neue Schleppmotor sprang sofort an – schon mal ein gutes Zeichen. Ich musste den Motor jedoch die ersten 10 Stunden hoch und runterdrehen und nur bis Halbgas. Die Fernsteuerung des ProTroll Systems machte das sehr bequehm und einfach.


    Ich drehte gerade das erste Mal dicht vor das Ufer da riss es an der Rute mit dem Glow-weissen Squidimitat und der Downriggerclip loeste aus. Alec sprang hin und meldete guten Widerstand. Nach ein paar wilden Kopfstoessen zog der Fisch los. Aha, gleich ein richtiger Fisch! Ich raeumte die 2. Rute aus dem Weg und holte beide Downrigger hoch. Ausserdem steuerte ich uns vom Ufer weg und durch die paar anderen Boote hindurch. Nach 2 guten Fluchtes des Fisches bekam Alec seinen Gegner langsam unter Kontrolle. Der Fisch tobte dann hinter dem Boot an der Oberflaeche und sausste immer wieder von links nach rechts und zurueck. Dadurch wurde er schnell muede und bald brachte Alec einen strammen 12-13 Pfund Chinook zur Bootsseite. Ein kurzes Foto zum Andenken im Wasser und dann durfte er unberuehrt wieder schwimmen. Ein feiner Anfang!


    Keine 10 Minuten spaeter zog wieder die Squidrute ab. Das ging ja wie das Bretzelbacken! Alec hatten wieder einen sportlichen Gegner, aber doch etwas kleiner dieses Mal. Ein vielleicht 8 pfuendiger Chinook kam in Kontakt mit unserer Loesezange. Kurze Zeit darauf noch einer der allerdings in die Klein-Chinookkategorie passte. Es zogen wohl einige groessere Gruppen Chinooks durch unsere Bucht. Hoffentlich waren auch paar ganz grosse Brocken dabei – vor 3 Tagen hatte ein alter Angelkollege von mir seinen ersten Tyee (30+ Pfund Chinook) gefangen! So einer fehlt mir schon seit Jahren in meiner Sammlung. Und fuer die Jungs auf meinem Boot heute waere es sowieso der erste Tyee.


    Eine erneute Runde dicht vor dem Ufer brachte noch einen weiteren Klein-Chinook und einen kleinen Felsenbarsch als wir mal dicht am Grund vorbeischleppten. “Dann vielleicht etwas weiter draussen”, dachte ich. Irgendwo sollten sich doch auch die Pinks herumtreiben. Erst einmal fanden wir eine Menge treibendes Seegras und anderes Treibgut was uns fuer einige Zeit beschaeftigt hielt. Ich zog jetzt meine Bahnen vor dem Trap Shack Riff ueber ca. 40 – 70 m tiefem Wasser. Da ruckte die Blinkerrute mal los aber bis ich dran war, war auch schon wieder Ruhe. Hm. Im naechsten Moment hechtete Alec an mir vorbei und zur Squidrute. Ich sah noch im Augenwinkel, dass die Rute, schon ausgeloest, sich tief verneigte. War das ein richtiger Fisch? Alec schlug an und nickte eifrig. Ich traute dem Ganzen noch nicht so richtig und liess die zweite Rute noch im Wasser. Aber dann heulte auf einmal Alecs Rolle los – ok, das war Grosslachs! Fix holte ich alle Geraete aus dem Wasser und bereitete alles zur Landung vor. Alec gewann inzwischen mal ein paar Meter und verlor wieder paar. Der Fisch war noch weit und tief.


    Jetzt wurde der Fisch wohl erst richtig wach denn mit einem Ruck waren bestimmt 50-80 m Schnur weg. Ich sah nun bedenklich auf zwei sich naehernde Boote, die keine Ahnung hatten, dass wir 150 m weg einen Fisch vor ihrem Bug hatten. Schnell drehte ich das Boot um und fuhr dem Fisch hinterher. Alec musste nun kurbeln wie verrueckt um mitzuhalten. Ausserdem winkte ich den beiden Boote zu und beide verstanden und drehten ab. Gut! Wieder machte Alecs Fisch einen Satz und nahm vielleicht 30 m Schnur mit. Das war ein Brocken, keine Frage. “Bestimmt Dein erster Tyee!”, machte ich Alec nun nervoes und lachte vergnuegt. Alec war sehr ehrgeizig und verlor nicht gerne. Ploetzlich drehte der Fisch und raste auf das Boot zu und Alec kurbelte wie ein Berserker um die Schnur straff zu halten. Um ihm zu helfen drehte ich den Motor auf. Als ider Fisch zum Stehen kam und ich Gas nachlassen wollte indem ich die Runtertaste an der Motorfernsteuerung drueckte, passierte nichts. Der Motor fuhr hochtourig weiter.


    Alec schaute mich fragend an denn seine Rute bog sich nun gewaltig under dem Druck und die Rolle sang auf. Was war los? Ich sprang zum neuen Motor und schaltete ihn ab. Um weiter zu untersuchen nahm ich den Deckel ab und fand, dass sich der Baudenzug der Fernsteuerung bei Vollgas verklemmte und nicht wieder zuruecksprang. Ich konnte das Problem beseitigen aber waehrend ich ueber dem Motor hing, schwamm Alecs Fisch wieder auf das Boot zu und er konnte kaum mithalten. Ich war aber noch nicht bereit wieder helfend mit dem Motor einzugreifen und so wurde die Angelschnur kurz schlapp und das Verhasste passierte – der Fisch war weg! Alec war aergerlich und ich war auch enttaeuscht. Wenn wir ihn wenigstens mal gesehen haetten! Wir haetten ihn ja eh wieder freigelassen. So werden wir nie wissen, wie gross der Bursche wirklich war. Er war gross gewesen, das stand fest!


    Ich wechselte danach den Blinker gegen einen anderen Blinker aus. Heute war anscheinend Squidtag aber ich wollte die Optionen offenhalten. Blinker versagen eigentlich nie total beim Schleppen. Aber wir setzten nun noch eine dritte Rute am 3. Downrigger ueber das Heck ein. Auch mit einem Squidimitat, allerdings in pink. Es mussten doch mit der einsetzenden Flut nun auch ein paar Pinks dichter unter Land kommen! Und der neue Blinker fuehrte sich bald gut ein – ein kurzer Ruck und die Schnur loeste aus und Alec war schon wieder am Fisch. Diesmal brachte er einen etwa 10 pfuendigen Fisch ans Boot, ich dachte erst ein halbstarker Chinook aber als der Lachs ploetzlich hinter dem Boot voll aus dem Wasser geschossen kam, dachte ich sofort Coho. Oha! Wenn es ein markierter war, dann wuerde ich den gerne mitnehmen. Gefuehlvoll drillte Alec den Fisch an die Seite des Bootes. Jepp, keine Punkte auf dem Schwanz - also kein Chinook und auch kein Pink. Chum (Hundslachse) waren noch nicht da, also Coho … oder, nein, ein Sockeye (Rotlachs). Und was fuer ein herrliches Exemplar! Die waren im Fraser auch selten geworden im Vergleich zu Zuegen von Millionen bis vor 20 Jahren.


    Alec freute sich ueber den seltenen Fang und wollte ein Foto. Aber waehrend ich die Kamera herauskramte und er den Fisch mit den Haenden versuchte zu fassen, kam der Haken los und der Fisch sausste unvermittelt davon. Ok, dann eben kein Foto! Wenn Sockeyes vor Ort waren, sah man immer ein paar Springer an der Meeresoberflaeche und tatsaechlich als wir in der naechsten Zeit das Wasser ueberschauten, sahen wir den einen oder anderen Fisch springen. Aber wo waren die Pinks? Alec fing noch ein oder zwei kleine Chinooks und einen kleinen Coho und dann rappelte ploetzlich die flache Rute mit dem pinken Squid los. Anschlag, Rute krumm, zwei, drei Kopfstoesse… Rute wieder schlaff. Mist. Kurz darauf die tiefe Rute mit dem weissen Squidimitat und diesmal hing der Fisch. Nach kurzer Zeit sahen wir eine kleineres Silberpaket hinter dem Flasher herumwirbeln. Als der Fisch neben dem Boot war, konnte ich eindeutig einen Pink identifizieren. Aha, hier weiter draussen vor dem Riff zogen sie! Schnell kescherte ich den vielleicht 5 pfuendigen Buckellachs. Ich wollte 4 fuer den Raeucherofen mitnehmen. Alec auch 2-3 fuer seine Familie.


    Bei dem naechten Rutenruck war ich mal zuerst dabei und landete einen richtig fetten Pink von mindestens 6,5 Pfund. Alec packte schnell noch einen dazu. Gerade als Alexander wach wurde und aus der Koje herauskam, liess die Beissaktivitaet nach. Bald erkannten wir auch warum. Ein Pod Orcas kam direkt auf uns zu! 3-4 der Transient Orcas – die Fleischfresser! Sie tauchten ca. 30 m hinter dem Boot ab und kamen 30 m seitlich vor uns wieder raus ohne dass wir sie im Wasser unter dem Boot gesehen hatten. Ueber Funk hoerten wir dass naeher am Ufer noch mehr durchkamen. Wir konnten in der Ferne die Fontaenen sehen und das Schnaufen hoeren. Immer wieder toll diese eleganten Schwimmer zu sehen.
    Auch wenn die Lachse von den Transient Orcas nichts zu befuerchten hatten, liess die Beisaktivitaet nun enorm nach. Fuer vielleicht eine Stunde tat sich gar nichts mehr. Ich schleppte langsam vor Secretary Island. Dort waren mindestens 20 Boote dabei die Stelle zu beackern. Wir gesellten uns dazu und wurden nicht enttaeuscht. Wir bekamen nun regelmaessig wieder Bisse, einmal sogar einen Doppelbiss. Die Pinks zogen tiefer als erwartet – 25 – 30 m tief. Aber als wir das heraushatten ging es Schlag auf Schlag. Als wir den 8. Pink im Boot hatten machten wir mit der Entnahme Schluss. Aber wir fingen bestimmt noch 5 oder 6 die alle wieder schwimmen durften. Auch noch einige kleinere Chinooks waren dabei und Alexander fing sogar noch einen schoenen Sockeye. Wir verpassten noch etliche Bisse und verloren viele Fische im Drill. Es war aber kein Gross-Chinook mehr dabei.


    Bevor ich noch einen Stellenwechsel zu einer guten Chinookstelle vornahm, fragte ich ob die Jungs noch ein bisschen pilken wollten. “Immer!”, meinten beide gleichzeitig. Ich setzte das Boot vor den Gezeitenstrom um die Insel herum und im Nu war Alexnders Rute krumm – aber auch wieder schnell weg! Dann Alec und er brachte doch tatsaechlich noch einen schoenen Pink am Pilker heran. Dann fuhr ich an die Klippen der Insel und beide fingen noch ein paar schwarze Felsenbarsche, wovon wir einen zum Abendbrot mitnahmen, ein paar kleine Gelbschwanz Felsenbarsche und Alec eine fette Seegurke. Diese Angelei war kurzweilig und machte uns viel Spass. Ein paar Koedereinbussen waren allerdings nicht zu verhindern.


    Fuer die letzte Stunde verlegte ich das Boot nochmal paar Minuten weiter westlich. Hier ergab sich am Ende der Flut eine leichte Kehrstroemung und Futter und Treibgut sammelte sich. Das war allerdings nicht sehr offensichtlich und da hier auch keine Bodenstruktur vorhanden war, war diese Stelle ziemlich unbekannt und wenig beangelt. Gut so, solch kleine Tricks muss man sich eben ueber Jahre erarbeiten. Wir setzten wieder alle drei Ruten ein und harrten der Dinge. Die erste halbe Stunde tat sich nichts. Ich zog in etwas tieferes Wasser und ploetzlich riss es die Squidrute fast aus dem Halter. Oha, das war was Besseres! Alec war zuerst dabei. Alex und ich raeumten ruckzuck das Deck ab. Alecs Fisch ging in Fluchtmodus und die Schnur flog nur so von der Rolle. “Nun kannst Du Dich rehabilitieren!”, feuerte ich ihn schmunzeln an. Er war angestrengt fokusiert. J”Ja nicht die Spannung verlieren”, meinte er leise immer wieder.


    Wir hatten das ganze Meer hier fuer uns und Alec konnte den Fisch in alle Richtungen austoben lassen. Nur wenn er auf uns zukam, musste er aufpassen und Spannung halten. Dann war es wieder so weit und der Fisch drehte um schwamm auf uns zu. Alec kurbelte stoehnend und ich drehte den Motor vorsichtig hoeher um nicht wieder das Kabel zu verklemmen. Aber das war nicht genug und Alec verlor wieder den Widerstand und was soll man sagen? Der Fisch war wieder weg! So eine Sch….! Alec war wuetend und fluchte dem Fisch hinterher. Schade, schade. Wir liessen die Koeder nochmal rein und schleppten nun schon Richtung Hafen. Die tiefe Rute ruckte tatsaechlich nochmal los und ich uebernahm nun nochmal die fischereiliche Verantwortung. Papa muss eben nochmal zeigen wie’s geht! Es war aber leider kein Grosslachs sondern nur noch mal ein anstaendiger 6 pfuendiger Pink der wieder schwimmen durfte. Dann duesten wir zurueck zur Krabbenfalle. Die war erstaunlich voll und so war die Stimmung in Vorfreude auf einen frischen Krabbenschmaus zum Abendbrot wieder in Ordnung.


    Alles in allem waren wir hochzufrieden mit diesem Tag. Wir hatten mit Sicherheit 20 Lachse gefangen, 8 davon mitgenommen, etliche noch verloren, ein paar Barsche gehakt, jeder 3 schoene Krabben zum Mitnehmen – eigentlich ein fantastischer Tag wenn da nur nicht der Stachel der zwei verlorenen Grosslachse waere! Spass war es auf jeden Fall! Und 4 von 5 Lachsarten an einem Tag. Vielmehr geht nicht!

    So ganz vorueber war die Angelei noch nicht! Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte Alec noch, vielleicht doch noch in letzter Minute Ricardo den Pokal unter den Finger wegzureissen. Statt einer fruehen letzten Drift am Bighorn am Anreisetag hatten wir uns entschlossen noch an einem oder zweien der traumhaften Fluesse unterwegs anzuhalten und ein paar Wuerfe von Ufer zu riskieren. In der Mitte von irgendwo in Montana, hinter der Kontinentalscheide, kamen wir wieder an dem kleinen Upper Clark Fork vorbei. Alec hatte in seinem Flyfishing Buch ein paar Zugangswegbeschreibungen gefunden und so fuhren wir vom Freeway ab und auf einem Feldweg Richtung Bach. An einer Bruecke stand schon ein Schild des Farmbesitzers “Angler willkommen, parkt hier und hinterlasst keinen Muell, bitte!”. Grosse Klasse!


    Der Clark Fork war hier ein herrlicher Wiesenbach mit einem fantastischen Rieselstrecke-Pool Wechsel. Herrlich unterspuelte Ufer und herrliche Gumpen. Schnell hatten wir die Wathosen und Schuhe herausgekramt ein paar Nymphfliegen an das Vorfach geknuepft und los ging’s. Das war ein Freestone River, hier sollten die Forellen auf groesseren Fliegenmuster beissen. Beim Geraetzusammenbau sah ich auch schon eine Maifliege auf dem Boot landen. Aha, ich wusste was ich dranhaengen wuerde – eine Selbstgebundene! Ich blieb an einer Bachkurve stehen. Ich meinte einen silbernen Blitz an der Stroemungskante gesehen zu haben. Ein paar Wuerfe und rumms, meine Rute war krumm. Alex kam mit dem Kescher. Ein Whitefish! Schau mal einer an! Alec war begeistert, dass wir hier so schnell Erfolg haben sollten und ging mit seiner Rute weiter aufwaerts. Nicht aber bevor er sich aus meiner Fliegenbox die gleiche Maifliegennympfe hatte geben lassen. Ricardo war schon aus dem Blickfeld. Alexander spielte wieder nur Kescherjunge und kam genau richtig als ich den naechsten Whitefish hakte. Toller Spass. Dann rief jemand von flussauf und Alex schoss davon.


    Nach einer Weile marschierte ich auch aufwaerts; eine Stelle war hier schoener als die andere. Ich machte aber nur paar kurze Wuerfe hier und da und wollte zu den Jungs aufschliessen. Als ich bei Alec ankam, empfing mich ein froehliches Laecheln – er hatte gerade eine schoene Bachforelle wieder freigelassen. Dann sah ich an der naechsten Kurve Ricardo mit krummer Rute dastehen und etwas Schweres drillen und Alex hechtete paar Mal mit dem Kescher hinterher. Er blieb mit den Watschuhen dabei im Uferschlamm stecken und fiel der Laenge nach in den Bach. Alle lachten laut auf. Endlich hatte er doch noch Ricardo’s Fisch in den Kescher gekriegt. Eine rekordverdaechtiger Whitefish!


    So schoen der Bach auch war und so kurzweilig die Angelei hier war, wir konnten uns nicht laenger aufhalten und machten uns wieder auf den Rueckweg. Marion hatte genug Geduld gezeigt. Wir machten noch eine kurze Station in einem Ort am Upper Clark Fork. Dort konnte Marion durch die paar Geschaefte bummeln waehrend wir den hier schon etwas breiteren Bach mitten in einem Stadtpark unsicher machten. In einer Bachkurve sahen wir Forellen auf der anderen Seite an der Oberflaeche nach etwas steigen. Sofort pfefferten wir ein paar Trockenfliegen hin, konnten aber keine Abnehmer finden. Und dann passierte es wieder – es grollte am Himmel und die ersten Tropfen fielen schon als wir uns umzogen und das Angelzeug nun endgueltig wegpackten. Dabei kam ein Einheimischer vorbei, bestaunte unser Boot und erzaehlte, dass seine Frau hier gestern auf Fliege eine 66 cm Bachforelle gefangen haette. Ok, es war Zeit zu gehen…noch mehr von solchen Fabelwesen und ich haette auch noch im Hagel die Angelrute wieder ausgepackt! Montana, wir kommen AUF JEDEN FALL WIEDER!

    Der letzte Tag am Bighorn stand an. Wir waren aufgeregt aber auch schon etwas wehmuetig. Der Wetterbericht sagte Gewitterchancen fuer den Nachmittag voraus. Wenn es wieder richtig schlimm kommen sollte, dann haetten wir zumindest eine Morgendrift schon gemacht. Wir wollten heute frueh und heute nachmittag die 3 Meilendrift jeweils einmal machen. Und das ausgeruestet mit unserem ganzen neuen Wissen von gestern. Wir verkuerzten unsere Fliegen and Bleiabstaende, so wir wir es bei George gesehen hatten. Unsere Posen gingen ganz hoch rauf zum Uebergang Schwimmschnur – Vorfach. Und ich war entschlossen auch die veraenderte Rudertechnik zu probieren. Als wir unterwegs waren, fand ich, dass das Uferrudern gar nicht so einfach war wie George es hatte aussehen lassen da ich staendig mit dem ufernahen Ruder entweder an Steinen oder Ufergestruepp haengenblieb. Wir ankerten wieder an der ersten Insel aber angelten heute vom Boot aus.


    Ricardo vermeldete den ersten Fischkontakt und der hatte es in sich. Der Fisch wollte nicht aufgeben und zog immer wieder Schnur ab. Keine Spruenge – was das wohl war? Nun, es war wieder eine typische Ricardoaktion. Er brachte Alex eine grosse Barbe in den Kescher! Natuerlich! Der Bursche lachte sich kaputt ueber seine aussergewoehnlichen Fischereikuenste! Was wir dann nicht mehr so lustig fanden waren dunkle Wolken die ueber dem Horizont aufzogen. Wir fuhren weiter. An den Kiesbaenken, an denen wir gestern so gut gefangen hatten, wollten wir aussteigen aber nach paar Minuten war schon klar, dass wir wieder in der Einflugschneisse des Wetters waren. Man konnte es von Minute zu Minute fuehlen, da kam was. Wir sprangen wieder ins Boot und waren noch keine 100 m weiter als Wind und Regen einsetzte und Donner grollte. Auf der anderen Flusseite war ein guter Anlegeplatz und dahinter ein Cottonwood-Waeldchen. Bis wir gelandet waren, das Boot fest gemacht hatten und zum Waeldchen hechteten war schon wieder die Hoelle um uns los. Ein Sturzbach fiel vom Himmel und es donnerte und blitzte im Minutentakt. Ich nahm noch schnell ein grosses Handtuch mit und baute uns in einer Astgabel ein bisschen Regenschutz – falls es wieder in Hagel umschlug waren wir so wenigstens ein bisschen geschuetzt. So kauerten wir uns eng zusammen. Ein Guideboot legte hier ebenfalls an und der Guide und seine beide Gaeste suchten hier auch Schutz.


    Zwar pitschnass bis auf die Knochen aber wenigstens mit etwas Gesellschaft und Unterhaltung verweilten wir den Gewittersturm. Als es trocken wurde gingen wir wieder zum Boot. Ich pumpte bestimmt 150 l Wasser raus bevor wir weiterfuhren. Die Jungs bibberten und waren nicht mehr sehr motiviert zum Weiterangeln. Wir beschlossen alles in die Nachmittagtour zu legen. Hoffentlich war die Sturmfront durch fuer heute. Als wir bei den Inseln vor der 3 Mile Station ankamen, machte Alex noch ein paar Wuerfe vor einem Ufergestruepp. Er hatte ja noch keinen Bighorn-Fisch gefangen. Seine Pose wurde wild zur Seite gerissen und er war so perplex dass er gar keinen Anschlag hinbekam. Er war sich sicher das waere ein Haenger und kurbelte nur die Schnur straff. Aber da sausste die Schnur schon in die andere Richtung und die Rute bog sich gewaltig – aber ploetzlich war der Widerstand weg. Der hat aber auch ein Pech, der Junge. Dann landeten wir und fuhren erstmal wieder heim zum Trocknen und Aufwaermen.
    Am Nachmittag war es wieder schoen warm und unsere Sachen trocken. Jetzt kam die letzte Ausfahrt. Es sollten keine Gewitter mehr im Anmarsch sein. Ich liess die aelteren Jungs wissen, dass erste Mission war, dass Alex einen Fisch kriegt. Sie waren einverstanden und wechselten sich beim Driftangeln ab damit Alex durchangeln konnte. Bis zur ersten Insel hatten Ricardo und Alex ein paar verpasste Bisse aber keinen festen Fischkontakt. Wir ankerten wieder unterhalb der Insel und wieder schlug hier Ricardo zu. Und wieder in typischer Manier! Ein starker Fisch liess ihn hoffen und bangen. Wir sahen es paar Mal gelblich aufblitzen – Bachforellen? Wieder eine Barbe etwa? Als Alec den Fisch im Kescher hatte, schuettelte er nur fragend den Kopf. Ich beugte mich darueber: ein Mountain Whitefish! Also eine Maraene/Felchen und was fuer ein stattliches Exemplar! Unfassbar der Kerl! Er freute sich diebisch und wir bestaunten diese fuer uns neue Fischart. Ich hatte mal vor Jahren ein paar kleine Exemplare dieser Gattung in einem kleinen Fluesschen im Okanagan Valley in BC gefangen. Aber das hier war ja ein richtiger Fisch! Angeblich sollen die auch kulinarisch nicht zu verachten sein. Allerdings hatten wir hier nicht vor Fische zu behalten. Ist aber durchaus moeglich; 5 Forellen pro Tag sind das Limit pro Lizenz, aber nur eine Forelle davon durfte ueber 45 cm sein. Was die Regeln fuer Whitefish waren, wussten wir gar nicht.


    Alex hatte wieder einen Anfasser ohne Glueck und dann wieder einen Moerdertueddel. Ach, Mensch! Wir fuhren erstmal weiter und hielten an der Kiesbank an, die wir heute morgen fluchtartig verlassen mussten ohne geangelt zu haben. Hier verteilten wir uns – Ricardo fischte wieder seine Aussenseite und wir 3 bearbeiteten die Rinne der Innenseite. Und jetzt endlich kam Alexander’s Stunde. Ploetzlich hoerte ich Alec rufen “Alex is On!”. Sofort liess ich alles fallen und schnappte mir den Kescher und rannte die Kiesbank runter. Dort stand mein Kleiner in huefttiefem Wasser und seine gebogene Rute zeigte flussab. Vor unseren Fuessen war eine gute Stelle zur Landung, wenn der Fisch nur nicht in die harte Stroemung der Rinne zurueckschwamm. Alex war ganz vorsichtig – wollte auf keinen Fall Schnurbruch oder Ausschlitzen provozieren. Ich hatte aber unsere Vorfaecher auf 6 Pfund Schnur verstaerkt und meinte er sollte etwas mehr Druck machen damit der Fisch, der jetzt traege im Tiefen stand, wieder in Bewegung kam. Zoegerlich zog Alex ain bisschen haerter. Der Fisch wachte auf und rannte daraufhin noch weiter stromab.


    Wir gingen ein Stueck weiter runter aber viel weiter konnten wir ihm nicht hinterher. Vorsichtig aber bestimmte kurbelte Alex den Fisch wieder weiter heran. Da! Jetzt konnten wir ihn das erste Mal sehen. Ein schoener Regenbogner! Alex zitterten sicher die Knie aber er blieb ruhig. Der Fisch sausste vor uns hin und her und gab mir keine Moeglichkeit mit dem Kescher ranzukommen. Ich musste mich immer wieder abducken, damit ich mich nicht in der Schnur ueber meiner Schulter verfing. Er schwamm zu tief. “Jetzt, zieh an!” rief ich Alex zu, er hob die Rute aber im selben Moment drehte sich der Fisch wieder und riss wieder 5 m Schnur von der Rolle. “Nochmal!”, ermunterte ich Alex. Wieder brachte er den Fisch praktisch vor meine Fuesse. “Jetzt hoch!” und er kam hoch, ich sah die Umrisse und langte mit dem langstieligen Kescher zu. “YES! Wir haben ihn!”
    Ich schleppte den Fisch im Kescher zurueck ins flache Wasser und Alex schaute sich ihn stolz an. Da konnte er auch stolz drauf sein; ein wohlgenaehrter Regenbogner von 46 cm. Klasse gemacht, Alex. Und jetzt war wohl der Knoten geplatzt bei ihm denn keine 10 Minuten spaeter brauchte er wieder Kescherservice. Diesmal hatte er eine wunderschoene Bachforelle von knapp 48 cm im Kescher. Mein lieber Scholli! Muss Ricardo noch um seine Trophaee fuerchten?


    Dann fuhren wir weiter und die Stimmung im Boot war super. Jeder hatte jetzt Fische gefangen und es schien was zu gehen heute! An der langen Rieselstrecke, an der Ricardo seine Grossforelle gestern gefangen hatte, hielten wir wieder an. Wir verteilten uns entlang des Ufers und schwangen aus. Man hatte wirklich nur wenige Sekunden Drift bevor man einholen und wieder stromauf auswerfen musste. “Warum wuerden hier Fische stehen?”, fragte ich mich. Weiter oberhalb war ein Steilufer am Prallhang. Dort war Grass und Gestraeuch, dass sicher allerlei Insekten enthielt und bei Wind ins Wasser bliess. Wir waren hier am Ausgang der Rieselstrecke unterhalb dieses Prallhangs. Die Rieselstrecke war sehr flach und super schnell und bot Fischen keinen Unterstand. Hier vor unseren Fuessen wurde das Wasser allerdings wieder tiefer – Wir standen etwa huefttief im Wasser und kurz vor meiner Rutenspitze war das Wasser vielleicht 1,2 – 1,5 m tief. Aber dieser Tiefenunterschied von vielleicht 50 cm Tiefe weiter oberhalb auf 1,5 m Tiefe hier am Rieselstreckenausgang war wohl schon genug um den Forellen Deckung vor der schnellen Stroemung zu bieten und dabei nach angespuelten Insekten die von der Rieselstrecke ankamen, zu schnappen. Um Deckung zu finden mussten sich die Forellen dabei sicherlich ganz dicht an den Boden anschmiegen. Damit mussten unsere Fliegen auch unbedingt in Bodennaehe driften – die Forellen wuerden in der starken Stroemung nicht einen Meter hochkommen und dabei einen halben Kilometer abzudriften zu riskieren. Da wir unsere Posen nicht noch tiefer stellen konnten, waere es vielleicht besser wir wuerden nicht noch weiter rauswerfen wo das Wasser noch tiefer war und unsere Fliegen bei der Stroemung irgendwo im Mittelwasser drifteten.


    Mit diesen Gedanken ging ich in flacheres Wasser zurueck und blieb etwa knietief im Wasser stehen. Und mein naechster Wurf war nicht 45 Grad raus so weit wie ich kam sondern mehr stromauf. Jetzt musste ich allerdings Schnur einstrippen wie ein Verrueckter denn die Pose kam auf mich zu und trieb direkt unter meiner Rutespitze an mir vorbei. Da konnte ich gut Schnurverbessern und bekam damit nochmal 2-3 Sekunden verzoegerungsfreie Drift. Pose runter, Anschlag – nichts. War das ein Biss gewesen? Nochmal das Ganze. Vor meinen Fuessen unter der Rutenspitze riss die Pose zur Seite, Anschlag – Fish On! Der Fisch kam sofort ins Flache auf mich zu und ich riss die Rute hoch soweit ich kam und strippte wie verrueckt Schnur mit der linken Hand. Der Fisch schoss beinah zwischen meinen Beinen durch bis er nun wieder die Flussmitte anpeilte. Alex kam mit dem Kescher. Nach schoenen Drill konnte ich einen fantastischen Regenbogner von vielleicht 46-47 cm landen. Der hatte einen Rachen, zum Fuerchten! Wie man mit so einem Maul die kleinen Fliegen jagen kann!?


    War das nun Zufall oder hatte ich die Stelle richtig gelesen. Nun mal sehen. Zwei Wuerfe spaeter, ein Ruck, Pose weg, Anschlag, Fish On! Leider stieg der nach paar Sekunden aus. Nach paar weiteren Wuerfen mit der selben Taktik, Fish On! Diesmal landete ich eine etwas kuerzere aber doppelt so fette Regenbognerin. Jetzt hatte ich das Raetsel gelueftet. Ich weihte meine Jungs in meine Taktik ein und sie kamen alle ein Stueck ins Flache und warfen kuerzer und was soll ich sagen? Es rappelte ueberall! Alec landete noch eine 48 cm Grossmaulforelle und kurz darauf eine wunderschoen gezeichnete Bachforelle. Auch Ricardo brachte Fische uns Ufer. Ich fing noch 2 Forellen und verlor mindestens noch 3 weitere. Alex rannte nur noch mit dem Kescher das Ufer hoch und runter und hatte einen solchen Spass dabei, dass er glatt vergass selber zu fischen! Jetzt, am letzten Tag lieferte der Bighorn die Show von der wir wochen- und monatelang getraeumt hatten. Was fuer eine Wahnsinnsfischerei!


    Aber irgendwann muss alles enden, uns lief die Zeit davon, Marion wuerde schon eine halbe Stunde auf uns warten muessen. Es war schwer sich von sowas loszureissen aber wir waren alle sowas von zufrieden im Herzen. Jetzt waren wir wirklich richtig am Bighorn angekommen; wir hatten sein Geheimnis geknackt und die Fische verstanden, und diesmal nicht per Anweisung von einem Guide. Das ist eine tiefe Befriedigung fuer jeden Vollblutangler.


    Zwischen den Inseln vor der 3 Mile Station machten wir noch ein paar Abschlussrunden und tatsaechlich fing Ricardo noch einen Abschiedsfisch – eine schoene Bachforelle. Damit hatten wir heute Nachmittag/Abend noch mehr Fische als mit dem Guide gefangen, und vorallem jeder war daran beteiligt gewesen! Ein fantastischer Abschluss eines tollen Abenteuers und der Fluss verabschiedete sich nochmal in voller Pracht zum Sonnenuntergang!

    Puenktlich um 8:00 Uhr trafen wir unseren Guide George vor dem Bighorn Angelshop. George war ein freundlicher und erfahrener Guide am Bighorn und versprach uns Fisch! Das klang doch schon mal gut. Er ging mit uns durch das Geraet und mich machte schon ein paar Notizen von seinem Setup: er montierte staerkere Vorfachschnur (ich nahm 4 Pfund, er 6 Pfund Tragkraft – anscheinend waren die Forellen nicht sehr schnurscheu), er hatte die Pose ganz oben am Vorfachanfang was von Pose bis untere Fliege etwa 3,5 m Abstand waren. Dann war der Abstand zwischen Bleischrot und erster Fliege und zwischen erster und zweiter Fliege noch kuerzer als bei uns (25 cm statt 40 cm, jeweils). Sollten solchen kleinen Unterschiede so eine grosse Rolle spielen? Die Fliegenmuster waren die gleichen.


    Wir liessen sein Adipose Glasfiberboot am Damm ins Wasser und ab gings. Er wollte nur 2 Leinen im Wasser sehen beim Driften. Aber wir wuerden oefter an Land gehen, so dass auch der Dritte zum Angeln kam. Gleich nach dem Einlassen schob George unser Boot dicht ans Ufer und driftete nur ganz langsam in zentimetertiefem Wasser waehrend Ricardo und Alec Richtung tiefes Wasser warfen. Das war anders! Alec hatte einen Biss aber verschlief den Anschlag. George meinte, die Forellen spukten die Fliegen blitzschnell wieder aus, daher bei jedem Zoegern der Pose sofort anschlagen auch wenn es oefter nur Bodenkontakt des Bleies waere. Anschlaege sind billig, war sein Motto! Gut gesagt! Als wir erfolglos durch die Stelle durch waren, hing er sich in die Riemen und ruderte ganz am Ufer 30 m wieder gegen die Stroemung zurueck. Aber auch die 2. Drift durch diese Stelle brachte keinen Fisch.


    Dann ging es zur anderen Seite. Wieder schlich George super dicht vor den Uferbueschen lang und hiess den Jungs raus zu werfen. Ohne Rueckraum waren Rollwuerfe angesagt. Auch nicht einfach mit der Montage. Aber George war schon zufrieden wenn die Pose auch nur 2 m neben dem Boot trieb. So dicht am Boot? Alecs Pose ging unter, Anhieb, Fish On! Yahoo! Die Rute bog sich beachtlich – kleine Fische schien es hier nicht zu geben! Da wir so dicht am Ufer trieben, hatte George das Boot auch ruckzuck gelandet – auch ein Vorteil dieser Taktik! Er kescherte eine herrliche Regenbogenforelle fuer Alec. Na also! Reichlich 45 cm lang, seine Mones Cup Fuehrung gefestigt! Schoen!


    Kurz darauf verpasste Ricardo seinen ersten Fisch heute; stieg direkt nach dem Anschlag wieder aus. Passiert, meinte George nur. Dann kreuzten wir den Fluss und Alec riss die Rute an. Fish on! Als wir an der Insel landeten, konnte George auch Alecs naechsten Regenbogner landen. Hier stiegen wir aus und auch ich konnte ein paar Wuerfe machen. Alec fing am oberen Ende des vielversprechendes Runs eine mittlere Bachforelle. Die war mit knapp 40 cm noch einer der kleinsten Fische bisher! Ricardo und ich gingen leer aus. Dann ging es weiter. Wieder ankerte George an einer Stelle, an der wir bisher immer vorbeigefahren waren. Zwei Kiesbaenke formten bei dem hohen Wasserstand zwei ganz seichte Inselchen und forcierten das Wasser drumherum, was ziemlich schnelle Rinnen erzeugte. George war der Meinung, dass diese Rinnen beiderseits der Kiesbank gute Stellen waren. Mal sehen!


    Alec hattes es wohl drauf und war gleich wieder am Fisch. Eine richtig fette Regenbognerin die seinem Geraet im schnellen Wasser alles abverlangte! Ricardo war auf der anderen Seite und rief ploetzlich auch nach dem Kescher. Das ging ja wie beim Bretzelbacken auf einmal. Ich kescherte Ricardo’s Fisch nach hartem Drill. Eine unglaublich fette Regenbognerin und mit 47 cm der neue Wertungsfuehrer! Wow! Ich kam kaum selber zum Angeln zwischen Fotografieren und Keschern. Macht nichts!


    Alec ueberliess mir seine Stelle und schob sich weiter stromab. Da, ein Ruck an meiner Schnur Anschlag, ein kurzes Kopfschuetteln – weg. Ich hab’ einfach kein Glueck! Dagegen Alec war schon wieder am Fisch und der schoss immer weiter stromab. Er rannte dem Fisch regelrecht der Kiesbank entlang hinterher, bekam ihn aber nicht mehr zurueck. Er aergerte sich maechtig, er dachte, dass das die erneute Fuehrung gewesen waere. Dann fuhren wir weiter. Wieder schlichen wir die Ufer entlang und sowohl Ricardo als auch Alec konnten eine schoene Bachforelle landen. Alec machte mal Pause und liess mich probieren und tatsaechlich war nun auch bei mir der Bann gebrochen: meine Pose riss runter und der Anschlag sass und das wonnige Ziehen am anderen Ende signalisierte einen Fisch und keinen Haenger! Die vielleicht 38 cm Bachforelle schoss zweimal voll aus dem Wasser – aber diesmal sass der Haken wohl gut. So akrobatisch hatte ich Bachforellen noch nie erlebt. Im Schnitt sprangen die hier mehr als ihre Regenbogengenossinen. Komisch. Vorsichtig holte ich mir meine erste Bighornforelle aus dem Kescher den mir George hinlangte. Feine Sache!


    Wir stiegen wieder an einer unscheinbaren Stelle aus; eine Innenkurve mit einer langezogenen Rieselstrecke. Hier sollen Fische stehen? Wir verteilten uns und warfen fleissig. Hier musste man auf Zack sein mit Schnurverbessern denn eine Drift dauerte nur paar Sekunden durch die schnelle Stroemung. George meinte, das Schnurverbessern waere sehr wichtig um wenigstens fuer 2-3 Sekunden den Fliegen zugfreie Drifts zuermoeglichen. Ein Schnurbogen, der die Fliegen aufhaelt, wuerde die Koeder vollkommen uninteressant fuer die Forellen machen. Interessant! Wir gaben uns Muehe. Ploetzlich riss Ricardo seine Rute hoch und die war krumm! Fish on! Da er noch einige Schnurschlaufen um seine Beine treiben hatte konnte er erstmal nur Schnur mit der Hang einstrippen als der Fisch auf ihn zukam. Er rannte rueckwarts ins Flache um Spannung halten zu koennen und wechselte sich mit Mund und Hand ab die Schnur einzustrippen. Ein komischer Anblick!


    George kam mit dem Kescher aber der Fisch hatte andere Plaene. Jetzt raste er raus ins schnelle Wasser und die Schnurschlaufen flogen nur so raus bis Ricardo den Fisch auf der Rolle hatte und bald in der Backing-Schnur war. Die schnelle Stroemung trieb den Fisch schnell flussab so dass Ricardo und George auf Wanderung gingen. Bald waren sie um die Flussbiegung hinter einigen Bueschen verschwunden. Das wollte ich sehen! Also legte ich meine Rute ins Boot und hechelte hinterher. Hinter der Biegung standen beide in etwas ruhigerem Wasser – hier konnte man landen aber weiter runter wurde es super schnell. Wenn der Fisch dort reinging war er sicher weg! Ricardo zog was das Zeug hergab. Hier kam ihm zugute, dass George staerkere Vorfaecher benutzte. Jetzt sprang der Fisch – oha, das war ein Brocken. Sogar George wurde aufgeregt! Ricardo kriegte ihn nun ins ruhige Wasser und George langte mit dem Kescher zu – verpasst. Nochmal, wieder buchste der Fisch im letzten Moment aus – so ging das noch 2-3 Mal und ich konnte Ricardo innerlich stoehnen hoeren. Dann hatten sie ihn. Was fuer ein Prachtfisch! 51 cm und prall gefuellt. Bis auf Steelheads war das die schoenste Regenbogenforelle, die ich bis jetzt je gesehen hatte. Die hatte sicher 5 Pfund. Ricardo strahlte und George klopfte ihm freundlich auf die Schulter und gratulierte ihm zu dem 20 inch plus Fisch. Das war unbestritten die neue Fuehrung im Mones Cup.


    Mehr konnten wir allerdings nicht aus dieser Stelle herauskitzeln. Die Zeit wurde auch knapp. Wir fuhren weiter. Da wir uns dem Ende naeherten, erlaubte George uns allen 3 gleichzeitig zu fischen waehrend wir drifteten. Wir riefen uns zu wenn einer von uns einholte und zum Werfen schwang. So vermieden wir Verhedderungen. Einmal trieben unsere Posen friedlich Seite an Seite nur um die 3 m neben dem Boot. Meine Pose war in der Mitte. Ein Ruck an meiner – Anschlag, nichts, dringelassen, wieder hielt die Pose kurz an – Anschlag, Widerstand, Fish on! Papa kann’s doch noch! Der Fisch sprang sofort, direkt neben dem Boot, und zwar ueber Ricardos Schur und war damit natuerlich sofort verheddert. Ricardo liess blitzschnell Schnur raus um ihn nicht zu behindern. Jetzt sprang der Fisch wieder und zwar Richtung Boot und landete ungelogen fast im Boot! Wir hoerten den Aufprall - aber nicht dass das den Fisch betaeubt haette! Nein, der schoss jetzt unter dem Boot durch, kam drueben wieder raus und sprang wieder!? Was?! Ein heilloses Schnurdurcheinander bis ich mein Rute und Schnur auf die anderen Bootsseite gebracht hatte. Ich konnte auch keine Schnur mehr geben – alles verknotet vor meinen Fuessen. Was fuer ein Durcheinander. George ergriff dass Vorfach und wollte den Fisch in den Kescher ziehen – der Fisch sprang wieder – traf George beinahe am Kopf und landete dann – im Kescher! Unfassbar! Wir groelten und johlten nach diesem Spektakel! Was es alles gibt!


    Der Haken war schon raus, George holte die schoene Regenbognerin im Laichkleid aus dem Kescher – gute 46-47 cm lang, und liess sie frei. Sie schoss davon als waere nie was passiert. Ich war fertig, mein Tueddel wuerde einige Zeit dauern und ich sagte George er solle nur weiterfahren und die beiden Jungs koennten die letzten paar Minuten noch angeln. Mit 3 gleichzeitig ging es einfach nicht von Boot. Ich hatte mein Tageswerk damit auch vollbracht – einen verrueckteren Fisch gab’s eh nicht mehr.


    Ich beobachtete wie George die Inselstellen vor der 3 Mile Station anfuhr und abruderte. Ricardo und Alec fingen beide noch einen Fisch und damit waren wir voll zufrieden. Wir halfen George noch beim Bootherausholen und quatschten noch auf der Heimfahrt – ich lud ihn zum Lachsangeln auf Vancouver Island ein, etwas von dem er schon lange traeumte. Wir verabschiedeten und bedankten uns herzlich und er wuenschte uns noch viel Glueck fuer unseren letzten Tag morgen.


    Dann war Mittagsruhe. Aber nicht fuer lange. Marion wollte auch mal den Fluss vom Wasser sehen und da ja nur wir beide einen Fuehrerschein hatten um den Anhaenger herumzufahren, blieb ich am Nachmittag zurueck und die Jungs (alle 3) fuhren mit Marion die 3 Meilenstrecke. Als sie ablegten, kam ein Guide zur Rampe mit einem Paehrchen als Gaeste. Waehrend sie das Boot bereitmachten, sah ich eine dunkle Front ueber die Berge am Horizont kommen. Ich fragte den Guide, der ja unbedingt ein erfahrener Lokalpatriot war, wie schlimm das werden konnte. Er zuckte nur die Schultern und wiegelte ab und stieg in Shorts und Flip Flops ins Boot. Ok, wenn der nicht besorgt ist um sich und seine Gaeste, dann wird es wohl nicht so schlimm werden, dachte ich. Ich haette die Jungs ja noch zurueckpfeiffen koennen, sie waren hoechsten erst 30 m weg.


    Ich fuhr zum Haus zurueck und raeumte bisschen auf. Es wurde ploetzlich dunkel draussen. Als ich vor die Tuer ging, zog eine beaengstigende Front am Himmel auf. Oje. Unser Vermieter kam vorbei und ich sagte, dass die Jungs mit Marion zu einer Spazierfahrt draussen waeren. Viel Glueck meinte er besorgt. Nur Minuten spaeter fiel die Temperatur um mindestens 10 Grad und Sturm setzte ein. Die Baeume um das Resort waren horizontal gebogen und ein Regen wie ein Wasserfall kam runter. Dann ein Gewitter das sich gewaschen hatte – ich hoffte nur die Bande war vom Fluss runter und irgendwo in Sicherheit. Es dauerte wohl 15 – 20 Minuten und dann riss der Himmel wieder blau auf als waere nie was passiert. Wow, das war schon krass. Obwohl die Jungs und Marion noch nie bei 3 Mile sein konnten, selbst wenn sie durchgefahren waeren, machte ich mich schon auf den Weg. Die wuerden in keiner guten Verfassung sein bei ihrer Ankunft, da war ich mir sicher. Hoffentlich nichts schlimmeres!


    Als ich den Feldweg zur Bootsrampe einfuhr war ploetzlich alles weiss um mich herum und das Auto schlingerte. Ich stieg aus und stand zentimetertief auf Hagelkoernern von walnussgross bis golfballgross. Oje, die Armen! Der Parkplatz an der Rampe war weiss. Nur ein anderes Auto mit Haenger stand dort – musste dem Guide gehoeren. Als ich naeher an dem Auto vorbeikam, sah ich, dass es total zerstoert war vom Hagelschaden. Die Fenster waren noch heile aber jedes Blechteil total zerbeult. Auch Du Sch….! Jetzt wartete ich unruhig und ziemlich bange. Ca. 30 Minuten spaeter sah ich sie kommen – alle aufrecht, Gott sei Dank. Aber schlotternd wie die nassen Ratten und entweder stumm vor Schock oder unablaessign quasselnd. Als die Blitze kamen sind sie noch rechtzeitig ans Ufer gekommen und hatten das Boot festgemacht, aber es waren dort gerade keine Baeume in der Umgebung. Als dann der Hagel niederschlug hatten sie nur paar stachelige Straeucher als Schutz. Die Schuhe ueber den Kopf gehalten und zusammengerollt wie die Rollmoepse mussten sie den Hagel ueber sich ergehen lassen. Marion hatte einige blaue Flecken an Arm und Bein davongetragen. Alex hatte ein Loch in seine nagelneue Wathose gerissen. Aber sonst sind sie nochmal glimpflich davongekommen.


    Besonders im Vergleich zu dem Guideboot, dass dann auch gleich anlegte. Ich weiss nicht wie man als Guide so unverantwortlich und naiv sein kann aber die 3 waren durch den Sturm hindurch auf dem Fluss geblieben und waren absolut verpruegelt worden. Davon mal abgesehen, bei Gewitter auf dem Wasser zu bleiben ist schon lebensmuede. Der Mann hatte seine Freundin mit seinem Koerper beschuetzt und sah auf Ruecken, an Bein und Arm aus als haette einer mit einem Baseballschlaeger zugelangt; ueberall blau und blutunterlaufene Flecken, blutige Beulen und der Guide hatte eine Platzwunde an der Augenbraue. Als der dann den Totalschaden an seinem Auto sah, war er ganz schoen bedient. Verdient hatte er es – wie man die Situation als Guide, dem man voll vertraut als Gast, so falsch einschaetzen kann! Unverantwortlich! Die Jungs waermten sich im Auto ruckzuck wieder auf und ich kuemmerte mich um’s Boot. Das war zu einem perfektem Partyboot geworden; etwa 15 cm tief mit Eiswuerfeln am Boden und die Dosenhalter halb voll mit Eis. Wundervoll, Kiste Bier rein und paar Sektflaschen und die Party mit garantiert kalten Getraenken kann starten!


    Schon bald lachten und witzelten wir ueber dieses Abenteuer. Aber das war schon grenzwertig gefaehrlich! Und Marion hatte wohl kein Beduerfnis mehr fuer weitere Boetchentouren. Das Wetter war schon bald wieder heiss und sonnig. Derartige Wetterschwuenge sind wir am Pazifik nicht gewoehnt. Dafuer hatte es heute morgen mal richtig an den Ruten gerappelt. Alec hatte 7 gelandet, Ricardo 4 und ich 2. Das kann sich schon sehen lassen! Worueber wir alle staunten, war die Durchschnittsgroesse der Fische. Wir hatten keinen Fisch unter vielleicht 38 cm Laenge gefangen. Der Durchschnitt lag bei etwa 45 cm. Das war schon enorm. George hatte uns erzaehlt, eine zweijaehrige Forelle waere 30 cm lang. Wahnsinn! Jetzt stand der letzte Tag vor der Tuer und mit unserem neuen Wissen und Selbstbewusstsein sollte da was gehen!

    Der zweite Tag unseres Montana-Abenteuers stand an! Heute sollte der Knoten platzen und die Bisse wie Maschinengewehrfeuer kommen! Wir hatten heute die lange Drift bis zur 13 Mile Station geplant da Marion, unser Anhaengertaxi, den Tag in Billings verbringen wollte. Ich hatte mir die 13 Mile Station im Mobil-GPS eingespeichert damit wir nicht ausversehen daran vorbeifuhren. Wer weiss wo dann der naechste Abholplatz waere! Dieser mittlere Abschnitt des Bighorns soll sehr veraestelt sein.


    Wir waren wieder das erste Boot auf dem Wasser obwohl es schon 7:30 Uhr war als wir slippten. Die Guides hier fuhren kaum vor 8:00 Uhr morgens raus. Eine faule Zunft wenn ich das mal mit den Pazifik-Lachsguides vergleiche. Wir hatten heute jeder das fuer uns neue, aufgemotzte Geschirr dran; Schwimmschnur, dann 3 m 3X verjuengtes Vorfach mit verschiebbarer Pose, 2 Bleischrote unten am Knoten, dann etwa 40 cm Fluoro, dann die erste Fliege (Groesse 16-20 Sow Bug) dann nochmal 40 cm Fluoro und dann eine winzige Midget Fliege (18-22). Das waere momentan die Erfolgsmontage bei dem hohen Wasserstand. Da dann mal los. Ricardo ruderte heute zuerst.


    Wieder bearbeiteten wir aufmerksam die ersten Stroemungskanten und Ufersaeume. Alec hatte einen Biss und kurz Kontakt aber der Haken kam wieder los. Auch ich meinte ein-zweimal Bisse zu haben, konnte aber keinen rechtzeitigen Anschlag setzen da ich zu viel Schnurbogen draussen hatte. Wir drifteten im tieferen Wasser und warfen Richtung Ufer. Ricardo war nicht der begabtestes Ruderer; wir verpassten die schoene Kehrstroemungsstelle am anderen Ufer weil er die Abdrift vollkommen falsch berechnet hatte. Alexander kaempfte mit seinem neuen Geschirr und kam nicht richtig klar. Es war auch nicht einfach eine Fliegenschnur mit Pose, Schrotblei und 2 Fliegen an einem langen Vorfach sauber auszuwerfen. Das Geschirr vertueddelte sich sofort wenn man nicht ganz genau aufpasste beim Wurf. Ausserdem kam Alex immer wieder mit einem von uns anderen Anglern ins Gehege. Als er dann einmal zu weit warf und seine ganze Montage im Ufergestruepp abriss, hatte er erstmal genug.


    Wir machten wieder einen Ausstieg an der ersten Insel. Hier installierte ich fuer Alex wieder eine neue Montage und ermunterte ihn es nur weiter zu probieren. Ich watete schliesslich bis unterhalb der Insel und warf meine Fliegen zu einer verdaechtigen Stelle. Wenn ich eine Forelle waere, wuerde ich dort unter dem ueberhaengenden Busch sitzen. Tatsaechlich sah ich ploetzlich ganz in der Naehe einen grossen Fischruecken auftauchen und ein Maul nach etwas schnappen. Immer wieder warf ich dorthin und liess meine Fliegen ueber diese Stelle driften. Nichts. Zwei Guideboote kamen an uns vorbei. Das eine fing beim driften vor uns 2 schoene Forellen. Das zweite ankerte in der Stroemungsberuhigung direkt am unteren Inselzipfel und die 2 Gaeste, ein Paar, war sofort am Fisch. Das gibt’s doch gar nicht. Von was ich beobachten konnte, benutzten die Angler genau unsere Montage: lange Vorfaecher und Pose. Etwas verbittert fuhren wir weiter.


    Ich ruderte jetzt wieder; Ricardo gab die Ruder gerne wieder ab. Wieder drifteten wir einen vielversprechenden Ufersaum entlang. Hier standen auf jeden Fall Fische; Alec und Ricardo, die vorne im Boot standen, sahen auch mehrere davonhuschen als wir drueberdrifteten. Ploetzlich ein Laut von Alexander hinter mir – er schlug hart an und seine #7 Rute war krumm. Haenger? Nee, das ist Fisch! Im naechsten Moment sang seine Rollenbremse als ein feister Fisch stromauf sausste. Der musste gut sein! Ich konnte hier aber weder landen noch ankern. “Alex, Du muss den Fisch dirigieren bis wir an eine ruhigere Stelle kommen!”, rief ich. Alex stoehnte etwas auf; der Fisch wollte wohl nicht mitkommen. Er war schon weit in seiner Backingschnur. Jetzt zog er die Bremse an und der Fisch setzte sofort zu einem gewaltigen Luftsprung an. Wow! Eine halbmetrige Bachforelle schoss anderthalb Meter aus dem Wasser und schlug laut klatschend auf und raste sofort wieder weg von uns.


    Ich musste mich jetzt auf’s Bootsteuern konzentrieren; ich peilte eine Kiesbank an. Alec rief ploetzlich: “Alex, Dein Fisch geht in die Uferbuesche, zieh’ hart an!”. Kurz darauf kam ein Seufzer von hinten – Fisch weg! Vorfach gerissen! So ein Mist, armer Alex, dachte ich nur! Der war bedient und machte erstmal Angelpause. Wieder waren seine beide Fliegen weg und ich musste neu montieren. Dann zogen wir weiter. An einer kleinen Bachmuendung hinter einer weiteren Insel rief Alec ploetzlich “Fish on!”. Na endlich! Wieder suchte ich eine Lande-oder Ankerstelle. Erst 50 m weiter war so eine Gelegenheit. Inzwischen musste Alec seinen Fisch von den anderen Angelschnueren fern halten und zweimal von unter dem Boot wiederhervorholen. Der Fisch war wir auf Steroids und sausste immer wieder ums Boot herum. Endlich landete das Boot und Ricardo konnte Alec’s Forelle keschern. Wieder ein schoener Regenbogner ueber 40 cm. Die Magenpumpe bestaetigte wieder das winzige Kruemelmenue. Wir hatten das richtige Zeug dran, keine Frage. Aber irgendetwas passte noch nicht ganz. Vielleicht angelten wir zu tief? Immerhin sahen wir immer mal Forellen an der Oberflaeche schnappen?


    Alec hatte bis jetzt die groessten Fische gehabt und war damit Fuehrer in der Mones Cup Wertung. Ich vergebe diese Trophaee mehrmals im Jahr wenn wir gemeinsame Angeltouren machten. Alle 3 waren schon namentlich auf dem Pokal, auch Alec’s juengerer Bruder Owen einmal. Aber Alec hatte die meisten Plaketten dran, dicht gefolgt von Alex. Ricardo stand auch ein oder zweimal drauf, aber weil er ja immer nur das exotische Zeug fing und sich nie an den Plan hielt, angelte er immer am Pokalgewinn vorbei. Mittlerweile war das natuerlich nur noch ein zusaetzlicher Spass – vor noch nicht allzu langer Zeit hatte die Jungs diesen Pokal noch richtig ernst genommen und waren harte Konkurrenten gewesen. Ich war immer der Schiedsrichter und bestimmte die Regeln; manchmal setzte ich den groessten Fisch als Gewinner an, manchmal die meisten Fische, aber auch schon mal wer die meisten verschiedenen Arten fing auf einem Trip. Was gerade so passte. Hier am Bighorn hatte ich festgelegt, der groesste Fisch gewinnt.


    Wir stiegen an einem Wiesenufer aus, welches an einer Innenkurve lag. Das Wasser sah zwar nicht super fischig aus, aber wir hatten gestern dort andere Angler Fische fangen sehen. Alexander kaempfte wieder mit einem heillosen Schnurfitz. Ich ging am weitesten stromauf wo hinter einem kleinen Strauch, der ins Wasser ragte, eine kleine Gumpe war. Ich warf meine Fliegen dorthin und nach nur 1-2 Sekunden riss meine Pose nach unten. Verbluefft schlug ich an und fuehlte Widerstand. Aber die Schnur bewegte sich nicht von der Stelle – also Haenger – aber dann kam langsam Bewegung in die Sache. Oha, doch Fisch! Jetzt zog mein Gegner aus der kleinen Gumpe heraus in die harte Stroemung. Ich gab Schnur nach und lief am Ufer mit. Gerade stolperte ich in das Uferwasser hinein da wurde die Schnur schlapp. Arrggghhh. Immernoch kein Bighorn Fisch fuer mich! Jetzt hatte ich natuerlich alles vergrault an dieser kleinen Stelle. Bald fuhren wir weiter. Alexander hatte keine Geduld mehr mit seinem Tueddel und machte Pause. Nun fuhren wir zwischen den Inseln an der 3 Mile Station durch. Hier beackerten wir wieder die erfolgreiche Stelle von gestern. Wir stiegen auch an einer Insel aus und wateten in verschiedene Richtungen. Alexander nahm nur den Kescher mit und kam mit mir. Wir fanden eine seichte Bucht und wateten durch. Am anderen Ufer stutzte ich kurz und deutete fuer Alexander vor uns zum Ufergrass. Dort gruendelten einige fette Karpfen zwischen Wasserpflanzen im schlammigen Grund. Cool zuzusehen! Wir scheuchten die Gruppe auf als wir weitergingen. Ich machte ein paar erfolglose Wuerfe auf der anderen Seite. Ricardo auf der anderen Seite hatte wohl einen kurzen Fischkontakt aber keine erfolgreiche Landung. Dann mahnte ich zum Aufbruch. Wir hatten schon die halbe Zeit verbummelt aber noch nicht ein Viertel der Strecke gemeistert.


    Alexander ruderte jetzt und machte das auch klasse! So kam auch ich mal zum Driftangeln. An einer Stroemungskante, an der wir vorbeisaussten, riss meine Pose nach unten und ich setzte instinktiv den Anschlag! Fish On! Eine schoene Bachforelle kam kurz zur Oberflaeche, waelzte sich und zog dann wieder ab hinter das Boot. Ricardo kramte gerade den Kescher heraus als ich ploetzlich keinen Widerstand mehr fuehlte. Mist! Ausgeschlitzt! Bei diesen winzigen Haken aber auch kein Wunder – wie soll man denn damit einen vernuenftigen Fisch in der Stroemung drillen? – der winzige Haken sank ja kaum durch die Haut im Fisch! Wir hatten aber auch ein Pech heute!


    Wir drifteten weiter – jetzt durch uns unbekanntes Terrain. Etwa nach der Haelfte der Strecke landeten wir an einer Insel welche einen traumhaft schoenen Nebenarm in Bachgroesse bildete. Hier machten wir Mittag. Alec versuchte mal paar Wuerfe mit der Spinnrute – vielleicht konnte das ja was produzieren. Am Bighorn waren alle Kunstkoeder erlaubt. Aber darauf standen die Forellen auch nicht. Es war bruetend heiss in der Mittagsonne und wir waren froh um unsere atmungsaktiven Wathosen. Die Jungs setzten sich ins flache Wasser um sich abzukuehlen. Ein anderes Driftboot kam den Nebenarm runter und wie um uns zu aergern, hakten die Insassen doch tatsaechlich einen Fisch vor unserer Nase. Das war dann doch demoralisierend! Die einzige Befriedigung war, dass sie diesen Fisch auch nicht landen konnten sondern verloren.


    Wir mussten nun metern und beschlossen kaum noch anzuhalten. Wir wollten Marion nicht lange warten lassen und wir hatten noch etliche Kilometer vor uns. Der Fluss wurde nun breiter und hatte mehr und mehr Inseln. Alec ruderte/steuerte nun ein Stueckchen und machte das auch gut. Dann uebernahm ich mal wieder. Ich suchte mir die Flussarme mit den schnellsten Stroemungen – ich wollte mich mal testen und das Boot auch. So richtige aufregende Stromschnellen gab es hier aber nicht. Zwei dreimal hatten wir vielleicht 1 m stehende Wellen fuer eine 30-40 m Strecken aber ohne irgendwelche Hindernisse im Fluss. Das war einfach zu navigieren so lange man den richtigen Eintrittswinkel hatte. Das Boot laechelte wohl nur ob dieser kleinen Herausforderungen. Bei etwa 10 Miles floss Soup Creek rechts hinzu und der Name des Baches war passend – von Regenabfluss angetruebt, sah das Bachwasser wie truebes Seifenwasser aus. Es war aber eine schoene Stelle zum Landen und so machten wir eine Pinkelpause. Alec und Ricardo wollte gerne mal den Bach erkunden und schnappten sich das Boot und ruderten stromauf. Ich hatte den Jungs ein Funkgeraet mitgegeben so dass wir kommunizieren konnten. Es dauerte nicht lange da meldete Alex, der bei mir geblieben war, dass die Jungs angeblich einen Fisch gefangen haetten. In dieser trueben Bruehe? “Die veralbern Dich doch nur!”, meinte ich. Wir wollen Fotobeweis!


    Nach einer halben Stunde kamen die Jungs wieder. “Na was habt Ihr denn gefangen?”, fragte ich und die Burschen grinsten. Raus kam das Handy und ein grosser silbriger Fisch im Kescher war da auf dem Foto. Alex war aus dem Haeuschen, “Es stimmt, doch!”. “Na mal ganz ruhig! Warum habt Ihr denn den Fisch nicht mal aus dem Kescher geholt fuer’s Foto?” Grinsendes Schulterzucken. “Und was ist das ueberhaupt fuer ein Fisch? Und an Fliege gefangen?”. Wieder nur vielsagende Blicke. Ich zoomte mal in das Foto – das war ein Goldeye, cool ausehender Fisch, einem Rotauge sehr aehnlich. Wirklich gross und fett fuer diese Art, die ich auch nur von Bildern her kannte. “Den habt Ihr doch niemals mit der Fliegenrute gefangen!”, meinte ich. Ok, ok, brach es aus den Bengeln heraus, Ricardo hatte die Wasserleiche mit dem Kescher rausgeschoepft – anfassen wollten sie den Kadaver nicht! “Entlarvt, Ihr Betrueger! Seid Ihr etwa luegende Angler, oder was?!”.


    Die letzten Kilometer waren mehr Sightseeing als ernsthaftes Fischen. Wir hatten die Hoffnung etwas verloren, genossen aber die herrliche Flusslandschaft. Wir sahen einen riessigen Weisskopfseeadler, etliche Fischadler und auch ganze Gruppen von Pelikane. Hin und wieder schreckte uns mal eine Kuh auf, die den Kopf durch die Ufervegetation steckte als wir dicht am Ufer vorbeihuschten. Das GPS mahnte mich, dass wir dicht an der 13 Mile Station waren und ich hielt mich ganz rechts im Fluss um es ja nicht zu verpassen. Dann sahen wir schon unser Taxi und den Parkplatz. Damit endete eine wunderschoene Flusstour, die uns allerdings an unseren Angelfertigkeiten zweifeln liess. Was ist zu tun um hier zum Erfolg zu kommen? Fische waren da und bissen auch; andere Angler fingen gut. Ein Guide muss her, beschlossen wir.


    Zurueck am Haus gingen wir zum benachbarten Angelshop. Ich sprach gleich einen der baertigen Gestalten an, die davor sassen und Bier tranken. Frage war, konnte man einen Guide so kurzfristig fuer morgen bekommen? Kein Problem, aber normalerweise nur 2 Gaeste. Ich schlug vor mit meinem Boot hinterher zu fahren, aber das hielten die nicht fuer praktisch. Machte auch Sinn, man kann ja nicht an jeder Stelle mit 2 Booten gleichzeitig ankern. Fuer einen Aufpreis koennten sie ein Boot fuer 3 Gaeste organisieren. Ok, gebucht, 8:00 Uhr morgens am Shop! Bester Guide in der Gegend! Ich schlug meinen Jungs vor, dass ich zurueck bleibe aber Alex war eh etwas demoralisiert und konnte sich gut vorstellen mal auszuschlafen und einen Tag am Haus zu bleiben. Ok, dann fahre ich als 3. Gast mit morgen! Ricardo und Alec, unsere Supermarktmillionaere, versprachen was zum Preis dazuzugeben.

    Der Moment, dem wir 4 schon seit Wochen entgegengefiebert hatten, war da! Wir liessen unser Driftboot an der Einlassrampe unterhalb der Sperre in den Bighorn River! Unsere Erkundungen hatten ergeben, dass schon direkt vor der Rampe gute Forellen stehen konnten. So waren die Ruten schon startklar und alsbald wir vom Ufer ablegten und ich mich in die Ruder haengte, fingen die Jungs an zu fischen. Es wurde schnell klar, dass es eine Herausforderung werden wuerde, vom Boot aus mit 3 Ruten gleichzeitig zu angeln ohne sich zu vertueddeln. Ich liess uns ein Stueck am Ufer abtreiben und liess die Jungs Richtung Ufersaum werfen. Nichts. Kein Anfasser hier. Auf dem anderen Ufer sah ich eine schoene Kehrstroemung mit ueberhaengenden Bueschen. Das sah fischig aus! Ich legte mich das erste Mal richtig in die Riemen um quer ueber den Strom zu kommen. Ging ganz gut und ich kam ungefaehr wie erhofft heraus. Ca. 7 m vom Ufer liess ich den Anker runter und der hielt auch prompt an der Stroemungskante.


    Alec wiess aufgeregt ins Wasser, da standen Fische fast unter dem Boot in etwa 2 m Tiefe. Also Fische waren da. Was frassen sie? Jeder montierte eine andere Fliege und die Jungs bearbeiteten das Wasser. Etwa 15 m stromab sah man ploetzlich eine Menge Fische an der Oberflaeche schnappen. Alec und Ricardo hatten im Nu eine Trockenfliege dran. Etwas schnappte nach Alec’s Grashuepfer aber blieb nicht haengen. Mist! Ueberall um uns herum frassen jetzt Fische oder sprangen sogar. Aber die Jungs kriegten keine Bisse. Alex machte mal Pause und ich schwang eine grosse Koederfischfliege ins Wasser. Auch nichts. Das kann’s doch nicht geben, so viele aktive Fische um uns herum und keine Abnehmer! Dann war ploetzlich Ricardo’s Rute krumm und es wurde laut im Boot. Vorsichtig drillte Ricardo den Fisch und Alec kescherte bald eine kleine Barbe heraus. Nanu? Das war aber nicht der Zielfisch! Aber wie immer musste natuerlich Ricardo das exotische Zeug fangen. Er freute sich trotzdem ueber unseren ersten Bighorn Fisch. Aber einer Barbe konnte man nicht den Magen pumpen um herauszufinden was die Forellen fressen.


    Wir versuchten es noch eine Weile, konnten das Raetsel aber nicht loesen. Dann zog ich den Anker ein und liess uns weiter treiben. Schliesslich hatten wir noch 5 km Flusstrecke vor uns und wir hatten einen Abholtermin mit Marion an der 3 Mile Station. Die unterspuelten Ufer mit ueberhaengenden Gestruepp sahen perfekt aus fuer Forellenunterstaende und tatsaechlich, ploetzlich war Alec am Fisch. Ich konnte nicht sofort ankern und musste erst eine passende Landestelle am Ufer finden und so vergingen noch paar bange Minuten bis wir den Fisch endlich im Kescher hatten. Eine schoene Regenbognerin, noch mit Laichfaerbung, ueber 40 cm lang. Klasse. Ich stahl der Forelle ihr Fruehstueck und schau’ mal an, nur kleines Gemuese wie kleine Suesswassershrimps (Scuds und Sow Bugs genannt). Duzende davon, klar sonst wird ein ordentlicher Fisch ja auch nicht satt von solchen Kruemeln. Ricardo und Alex montierten daraufhin kleinere Fliegen. Alec und ich trauten dem Ganzen noch nicht und blieben bei groesseren Fliegen.


    Ich kreuzte wieder den Fluss und steuerte auf eine Insel zu. Dort landeten wir und stiegen aus um die Stellen um die kleine Insel herum watend zu erkunden. Jetzt konnten wir uns auch verteilen und zu viert gleichzeitig fischen. Alec und Alex waren schon halb um die Insel rum als ich laute Rufe hoerte. Hoffentlich kein Notfall, dachte ich erst, aber da sah ich schon Alex winkend auftauchen – Alec hatte was Grosses dran, aber keinen Kescher dabei. Mann-o-mann, da hatten wir schon 2 Kescher im Boot um immer einen davon dabei zu haben und die Jungs haben das wieder vergessen. Also eilte ich zum Keschereinsatz. Als ich an der Stelle ankam, sahen mir schon lange Gesichter entgegen. Verloren. Nun ja, Jungs, ein bisschen planen und mitdenken waere hilfreich. War wohl ein schoener Fisch gewesen; an einem Streamer. An also, grosses Zeug geht doch auch!


    Mehr wollte hier aber nicht beissen, trotz einwandfreier Stellen um die Insel herum. Wir drifteten weiter und warfen so ziemlich alles in alle moeglichen Flussrichtungen. Keine weiteren Fische! Wir kamen nahe zur 3 Mile Station und ich wollte gut aufpassen, dass wir nicht vorbeidrifteten. Das waere fatal da wir keinen Motor und damit keine Moeglichkeit hatten, wieder stromaufwaerts zu kommen – die naechte Bootslandestelle waere 17 km stromab! Direkt vor der 3 Mile Station lagen 3 oder 4 Inselchen die den Fluss in mehrere Arme teilten. Zwischen den letzten beiden Inseln bearbeitete ein anderes Driftboot eine Kehrstroemung und die Crew war am Fisch – non stop! Ich betrachtete mir die Ruder- und Steuertaktik des Guides und wie er die Stelle anfuhr und reihte mich dann in das Karusell ein. Die Jungs warfen ihre Fliegen fleissig ein. Das andere Boot machte nach gefuehlten 6 Fischen vor unserer Nase Schluss und fuhr zur Landestelle. “Kommt Jungs, wir koennen hier nicht ganz leer ausgehen nach dieser Vorfuehrung!”, spornte ich meine 3 Schuetzlinge an. Bei der zweiten Umkreisung der Stellen rummste es ploetzlich in Ricardo’s Rute und die Spitze ging bis ins Wasser. Na also! Jetzt mal sehen ob wir die landen koennen! Ich ruderte uns rueckwaerts in ruhigeres Wasser und liess den Anker ab. Ricardo drillte seinen Gegner gefuehlvoll. Ein gelblicher Schatten tauchte vor uns auf – Bachforelle! – rief Alec. Nach 2-3 Minuten konnte er Ricardo’s Fisch keschern. Geht doch! Klasse! Wir klatschten uns alle ab. Da lag unsere erste Bighorn Bachforelle im Kescher, 40 cm lang und wieder nur Kleinzeug im Magen. Nicht zu fassen!


    Dann machten wir Schluss, Marion winkte schon ungeduldig da wir etwas verspaetet waren. 3 Fische gelandet, einen verloren und paar verpasste Bisse. Nicht schlecht aber auch nicht toll. Irgendetwas machten wir noch falsch. Am Nachmittag machten wir die gleiche Drift noch einmal – wieder mit maessigem Erfolg. Am Abend streiften wir durch die Angelshops, holten uns mehr Tips und winzige Fliegen. Angeblich muss man hier mit Bissanzeiger und 2 Fliegen am Vorfach fischen. Und unbedingt in Bodennaehe es sei den ein Schlupf passierte. Das war ganz neu fuer uns. Nun ja, wir hatten noch 3 Tage Zeit das Bighorn-Raetsel zu loesen! Schoen war es allemal und das Boot funktionierte prima und ich wurde immer sicherer mit der Ruderei. Morgen sollten auch mal die Jungs abwechselnd an die Ruder!

    26./27.6.2019, Montana


    So, diesmal ein Bericht von einer etwas anderen Art. Das letzte Juniwochenende war die letzten Jahre immer fuer den Nootka Sound Trip mit meinen Jungs und ggf Freunden vorgesehen. Das war immer ein tolles Ereignis und meistens auch anglerisch ein Highlight des Jahres. Im Winter hatten meine Jungs, Ricardo und Alexander und deren Freund Alec jedoch eine andere Idee ausgekocht. Alec hatte naemlich zu Weihnachten ein Buch “Die 50 besten Fliegenfischerziele in Amerika” geschenkt bekommen und fleissig darin gelesen. Montana, der US Bundestaat in den Rocky Mountains suedlich der kanadischen Grenze hatte eine ganze Liste von Fluessen die die Top 50 machten. “Vielleicht koennten wir ja einen Fliegenfischurlaub in Montana statt Nootka Sound machen?”, war der Vorschlag. Hm, das waere schon mal eine interessante Abwechslung, dachte ich. Aber an welchen Fluss bei dieser Vielfalt?


    So verabredeten wir uns in den Weihnachtsferien zu einem Diskussionsabend bei uns zu Hause, an dem jeder von uns 1 bis 2 Fluesse, die wir individuell recherchiert hatten, vorstellten, mit allen Vor-und Nachteilen. Natuerlich hatten wir uns zu dieser Zeit auch nochmal den Hollywood Klassiker “Aus der Mitte entspringt ein Fluss” angesehen und ich selber hatte den Blackfoot River, an dem der Film spielt, auf meiner Praesentationsliste neben dem weltberuehmten Madison River. Alexander stellte den fantastischen Beaverhead River vor, Alec hatte den Big Hole und den Jefferson River, und Ricardo den Bighorn River. Die Diskussion dauerte den ganzen Abend; wie sollte man bei solch fantastischen Forellenfluessen eine Entscheidung treffen? Wir wollten auf jeden Fall unser Driftboot mitnehmen, was bei allen diesen Fluessen ein grosser Vorteil war um an die Fische heranzukommen. Wir benutzten eine Bewertungstabelle um uns die Entscheidung leichter zu machen; Anfahrtdauer, Unterkunftsmoeglichkeiten, Bootzugang und Flussicherheit (wir waren ja noch Driftbootanfaenger!), Fischdichte, Artenvielfalt, Umgebung…), alles gute Entscheidungskriterien!


    Und trotzdem war es schwer; der Blackfoot River aus dem Film war der einzige unserer Fluesse, der noch in den Pazifik floss. Daher hatte er noch Cutthroat Forellen neben Bach- und Regenbognern. Dafuer war er an einigen Stellen recht wild und wir muessten gut aufpassen, das Boot rechtzeitig vor gefaehrlichen Stromschnellen und Faellen zu landen. Alle anderen Fluesse waren Zufluesse des Yellowstone Rivers, der in den Missouri floss welcher wiederum nach vielen hunderten Kilometern in den Mississippi muendete. Der Big Hole River war in malerischer Berglandschaft und hatte nicht nur Bach-Regenbogenforellen sondern auch als einziger Fluss Aeschen. Auch sehr interessant. Der Madison River war leicht zu befahren und hatte dicht am Highway viele Unterkunfts- und Versorgungsmoeglichkeiten. Der Beaverhead River war voll mit riesigen Bachforellen und sehr produktiv aber auch der kleinste und bei Niedrigwasser muesste man das Boot schon mal portagieren. Der Jefferson River entsteht aus dem Zusammenfluss des Big Hole and Beaverhead und noch eines Flusses und war einer der groessten die wir in Erwaegung zogen. Und dann kam Ricardo mit dem Bighorn River. Der war nun schon im suedoestlichen Montana; nochmal 6-7 Stunden weiter weg. Aber, er ist als einer der Top 3 Forellenfluesse in Nordamerika gefuehrt. Dieser Praeriefluss hat schon Legendenstatus durch seine extraorbitante Fischdichte. In seinen besten Jahren (2016-2017) hatten die Erhebungen bis zu 12000 Forellen pro Flussmeile ergeben. Das sind unglaublich viele Fische fuer ein Forellengewaesser. Zum Vergleich, unser produktivster Fluss auf Vancouver Island (ausserhalb der Lachswanderung) hat wohl so 500-800 Forellen pro Meile (1.7 km).


    Bootszugang zum Bighorn war fantastisch, in Fort Smith, einem winzigen Anglerort auf einem Indianerreservat gab es 4 (!!) grosse Angelshops, die auch Boote verleihen und Huetten am Fluss vermieten. Der Fluss, als maeandernder Praeriefluss, war einfach zu driften und durch einen Stausee oberhalb Fort Smith war der Wasserstand reguliert. Ich quaehlte mich mit der Anfahrtzeit, die sich auf fast 2 volle Tage erhoehen wuerde aber die Jungs waren aus dem Haeuschen mit der Aussicht auf so viel Fisch und auch die Chance auf richtig grosse Brocken. Jedes Jahr gibt der Bighorn Bach-und Regenbogenforellen um die 10 Pfund her. Das an der Fliegenrute! Wow!


    Damit war es also beschlossen, wir wuerden vom 26.6. bis 3.7. an den Bighorn River, Montana fahren; 3400 km Rundstrecke! Die dann folgenden Wochen verbrachten wir mit weiteren Recherchen wie man am Bighorn zum Erfolg kommt. Da der Flusspegel vom Talsperrenauslass bestimmt wird, sind die natuerlichen Insektenzyklen hinueber und es gelten andere Regeln an diesem Fluss im Vergleich zu den freifliessenden Fluessen nebenan. Der Staudamm war aber auch erst der entscheidende Faktor der den Bighorn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Vor 1967, als die Talsperre fertiggestellt wurde, war der Bighorn River ein Warmwasserfluss mit Fischarten wie Schwarzbarsch, Hecht, Zander und Karpfen. Ab 1967 aenderte sich das schlagartig als kaltes Tiefenwasser vom Grundablass der Talsperre in den Fluss floss. Die Wassertemperatur sank gewaltig, besonders direkt unterhalb des Sees, und Forellen zogen ein und fanden fantastische Verhaeltnisse vor. Durch die Kalksteinformationen hat das Flusswasser einen hohen pH Wert und eine hohe Alkaliniaet, ausserdem einen hohe Naehrstoffgehalt, was zusammen zu einer enormen Produktivitaet fuehrt. Ein hohes Wasserinsektenaufkommen stuetzt dabei die hohe Fischdichte. Der Bighorn River wird nicht besetzt; die Bach-und Regenbogenforellenpopulation traegt sich komplett selber. Nebenbei gibt es noch Mountain Whitefish (Maraenen/Felchen aehnlich), Barben, und immer noch Karpfen, ein paar Hechte, Barsche, Zander und Welse.


    Ich buchte uns ein Ferienhaus direkt neben dem einen Angelshop (das wird teuer!) und kommunizierte fleissig mit dem Besitzer. Da es im Juli in Montana typischerweise recht heiss wird, machte ich mir Sorgen wegen unseren Neoprenwathosen die wir normalerweise hier am Pazifik tragen. Der Angelshopbesitzer machte mir sehr gute Preisangebote fuer gute atmungsaktive Wathosen von der Firma Simms. Ricardo, Alex und ich nahmen das auch gleich in Anspruch. Ricardo und ich nutzten die Wochen bis zum Urlaubsanfang um etliche Fliegen zu binden. Ricardo war besonders eifrig und startete eine regelrechte Massenproduktion. Er band tolle Muster und vorallem super kleine, die ich nie hingekriegt haette. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie man mit 2-3 mm kleinen Fliegen 50 cm Forellen fangen koennte. Ich band lieber Grashuepfer und Kaefer. Die freifliessenden Fluesse (freestone rivers) des Yellowstoneeinzugsgebietes waren beruehmt fuer ihren Lachsfliegenschlupf (salmon fly) im Juni/Juli. Die Lachsfliegen sind uebergrosse Steinfliegen deren Larven bis zu 8 cm lang sein koennen. Wenn man den Schlupf erwischt, kann man Sternstunden mit grossen Trockenfliegen erleben. Leider haben die regulierten Fluesse wie der Bighorn diese Insekten nicht.


    Neben dem umfangreichen Fliegenarsenal, verfeinerten wir auch unser Geraet um auf die Umstaende optimal vorbereitet zu sein. Alec, Ricardo und ich hatten jeweils eine 3m #5 Fliegenrute mit ordentlicher Rolle und Spulen mit Schwimm und Sinkschnur. Alexander hatte eine #7 mit den ensprechenden Schnueren. Sinktips in allen Sinkklassen hatte ich auch besorgt. Dann die verjuengenden Vorfaecher in mehreren Klassen und Laengen. Bissanzeiger, Magenpumpe und und und. Fuer unser 14 Fuss Driftboot hatte ich Hueftstuetzen gebastelt, die helfen sollen wenn man stehend durch unruhiges Wasser schippert, so dass man nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Ich montierte auch ein paar Dosenhalter und Stauoptionen. Ausserdem hatte ich den 3m Rudern einen neuen Epoxidlack gegoennt. Fuer den Anhaenger hatte ich eine Ersatzradnabe mit allen Lagern besorgt und natuerlich ein Ersatzrad. Die kleinen Haengerraeder wuerden sich millionenfach drehen muessen auf dieser Moerdertour!


    Endlich war es dann soweit und am 26.6. um 4:00 Uhr morgens fuhren wir das Gespann zur Faehre von Victoria nach Port Angeles in Washington State, auf der Olympic Halbinsel. Von dort ca. 1,5h nach Tacoma, suedlich von Seattle, wo uns etwas Berufsverkehr aufhielt und von dort durch das Kuestengebirge. Schon auf dieser Strecke ueberquerten wir einige tolle Fluesse auf den Freeway-Bruecken – schon mal ein Vorgeschmack! Hinter dem Kuestengebirge (die Amis nennen das die Cascades) ging es dann auf die Interstate 90, die fast durch die halbe USA fuehrt. Darauf ging es erstmal stundenlang durch die Wuesten-Steppengebiete zwischen dem Kuesten- und dem Rocky Mountain Gebirge. Das zog sich endlos hin; es war auch heiss hier und die Landschaft gab nicht viel dem Auge her. Am Nachmittag hielten wir dann kurz in Spokane, ganz im Osten von Washington. Kurz dahinter ging es dann nach Idaho hinueber und damit in die Rockies. Hier wurde die Landschaft endlich wieder abwechslungsreich – es ging bergauf und wir schlaengelten uns durch herrliche, bewaldete Taeler. Grosse Stausseen waren mal auf der einen oder der anderen Highwayseite. Gegen Abend durchbrachen wir dann endlich die Staatsgrenze zu Montana. Hier wurden wir gleich mal zu einer Bootsinspektion herausgezogen. Die passen auf, dass man keine Algen oder Muscheln einschleppt. Ging ganz flott, bekam eine Plombe ans Boot und waehrendessen hatten die Jungs schon den Bach nebenan ausgespaeht und kamen ganz aufgeregt zurueck. Ein herrlicher Gebirgsfluss und gleich am Weg stand schon ein Flugangler mit krummer Rute und einer guten Forelle am Band. Na so begruesst also Montana seine Anglergaeste! Cool! Die Aufregung der Crew stieg.


    Da wir 1 Stunde durch die Zeitumstellung verloren war es schon fortgeschrittener Abend als wir in Missoula, das Fliegenfischer-Mekka in Westmontana ankamen. Hier trafen sich der beruehmte Blackfoot River mit dem unteren Clark Fork River und formierten einen ansehnlichen Strom voller Fische. Alles das Wasser floss weiter unten wiederum in den Columbia und damit in den Pazifik. In Missoula fanden wir ruckzuck ein halbwegs billiges aber sauberes Motel mit Fruehstueck, schoben uns noch schnell ein paar Pizzastuecke ein und fielen dann todmuede in die Kojen. Nach dem Fruehstueck gings dann wieder auf die Strecke. Der Highway fuehrte jetzt immer im Tal des Clark Fork Rivers hinauf. Wir konnten die Verwandlung des grossen Flusses in einen mittleren Gebirgsfluss und schlieslich in einen herrlichen Bach im Verlaufe einiger hundert Kilometer mitverfolgen. Traumhafte Stellen an denen wir mit grossen Augen gegen die Autoscheibe gedrueckt mitfieberten. Ganz selten sah man mal einen Angler im Boot oder vom Ufer aus. Aber was dann kam, sollte das alles noch in den Schatten stellen.


    Wir ueberquehrten gegen Mittag die Kontinentenscheide und von nun an floss alles Wasser zum Altantik, besser gesagt zum Golf von Mexiko. Schneebedeckte Gipfel towerten neben uns als wir das Hochgebirge verliessen und in die Vorberge und halbe Prairielandschaft einfuhren. Eine faszinierende Landschaft mit vielfaeltigen verwitterten Felsenformationen, tief eingeschnittenen Flusstaelern und teilweise Canyons und dann wieder rollende Grashuegel soweit mal sehen kann mit Waeldchen entlang der Fluesse und Baeche. Und diese gab es in Unmengen hier! Wo nur das ganze Wasser herkam? Alle gefuehlte 10 Minuten kamen wir ueber einen Fluss oder Bach der wie aus einem Hochglanzangelmagazin aussah. “Schoenster Fluss der Welt”, dachte man. 10 Minuten spaeter: “Ach, der ist ja noch schoener!”, und weitere 10 Minuten spaeter: “Und der ist noch mal viel schoener!”. Ein Traumgewaesser nach dem anderen. Einige erkannten wir aus unseren Recherchen; wir kreuzten den Jefferson, den Madison dann den Gallatin River, an dem die Angelszenen im Film “Aus der Mitte …” gedreht wurden und endlich den Yellowstone River, der hier schon ein beachtlicher Strom war. Nach langer aber kurzweiliger Fahrt kamen wir endlich in Billings an, den letzten richtigen Ort bevor wir im Niemandsland untertauchen wuerden. Hier gingen wir nochmal zum Essen aus und fuellten dann unsere Kuehltruhe mit Lebensmitteln. Dann ging es die letzten 1,5 Stunden nach Fort Smith.


    Wir ueberquerten jetzt ein paar Praeriebaeche die lehmig trueb angeschwollen waren. Autsch, so soll unser Bighorn aber lieber nicht aussehen. Die Jungs wurden ganz unruhig. Wenn das nur kein Reinfall wuerde nach dieser Strapaze! Endlich, nach einer weiteren Stunde ueberfuhren wir die erste Bruecke ueber den Bighorn. Wow! Der war groesser als erwartet! Und er war angeschwollen. Der Highway ging jetzt im weitlaeufigen Bighorntal entlang, durch die huegelige Praerie. Wir kreuzten etliche Nebenbaeche, die alle trueb liefen. Hier musste es tuechtig geregnet haben! Hoffentlich war der Bighorn unterhalb der Sperre klar! Wir hielten kurz an der 13 Mile Bootsrampe an um uns fuer spaetere Bootsfahrten zu orientieren. Meine Frau Marion, die auch dabei war, musste uns ja an den Take-Outs immer abholen. Die Bootsrampe war klasse; grosser Anhaengerparkplatz, Toiletten. Die 3 Mile Rampe hatte gleiche Bedingungen. Das Wasser war sehr kalt!


    Dann kamen wir nach Fort Smith. Wir schuettelten die Koepfe ueber die vielen Angelshops mitten in der Praerie mit nichts ringsherum. Kein Restaurant, kein Laden, keine Tankstelle, nur 4 grosse Angelshops, viele Driftboote (Mietboote) standen herum und einige Gaestehaeuser und Huetten direkt um die Angelshops. Wir hatten eines dieser Gaestehaeuser, ein Mobilhome aber geraeumig fuer uns 5 und mit Klimanalage; es war 35 Grad! Zum Angeln war es schon zu spaet, aber wir nahmen schon mal erste Tagestipps from Vermieter entgegen, kauften uns unsere Angellizenzen fuer 10 Tage (US$80 pro Person fuer ganz Montana) und fuhren dann zum Erkunden an die Einlassrampe direkt unterhalb des Vorsperrenauslasses und auch nochmal an der 3 Mile Station, die wir fuer den ersten Morgen geplant hatten. Die ersten Kilometer unterhalb der Sperre sollten die fischreichsten sein, weil dort das Wasser am kaeltesten war. Allerdings waren die Bedingungen nicht ideal, der Talsperrenbetreiber hatte als erstes Wasserkraftstromerzeugung und dann Bewaesserungsmanagment auf dem Programm und betrieb den Auslass dementsprechend. Optimale Fischereibedingungen unterhalb spielen da nur zweite Geige. Obwohl mir die Lokalen spaeter erklaerten, dass da jetzt ein Gremium mit allen Nutzern gegruendet wurde und Wasserwirtschaftsentscheidungen zusammen und mit Kompromissen getroffen wurden und seitdem die Bedingungen wieder besser werden.


    Aber momentan war der Auslass hoch und der Fluss angeschwollen, allerdings immernoch ziemlich klar. Die Fische bissen gut, versicherte man uns, sie waren nur ueber eine groessere Wasserflaeche verteilt, was das auffinden schwieriger machte. Ab etwa Mile 10 kamen die ersten Nebenbaeche rein, die durch kuerzliche Gewitterregen stark angetruebt waren und auch den Bighorn truebten. Daher riet man uns die Angelei in den oberen Gefilden zu betreiben. An der 3 Mile Station konnte Alec es nicht lassen seine Rute schon mal rauszuholen und ein paar Wuerfe zu probieren. Ich lief mit Marion den Fluss ein Stueck aufwaerts und ich schaute gebannt in die Gumpen und Kehrstroemungen. Schoene Forellen huschten weg, ich sah auch 2 mittlere Karpfen im Uferschlamm gruendeln. Also Fische gab es! Jetzt war es schwer ruhig einzuschlafen!

    Bevor ich noch weiter hinterherhinke mit meinen Berichten, hier ein kurzer Nachtrag von einem Lachstrip am 15.6. 2019. Kurzfristig und solo entschloss ich mich an diesem Samstag mal vor East Sooke zu fahren um zu sehen ob die wenigen aber vielversprechenden Lachsberichte stimmten. Seit der Nicht-Entnahmeentscheidung fuer Chinooks bis 1.8. sind nur sehr wenige Angler rausgefahren. Das reine Catch & Release – Angeln auf Lachs hat noch nicht viele Freunde hier gewonnen. Gerechtfertigt hin und her und aller Politiktricks inklusive, ich wuerde mich nicht komplett der Lachsangelei enthalten auch wenn es schoen waere ein oder zwei Fische mit nach Hause nehmen zu koennen.


    Als ich zu ungewoehnlich spaeter Zeit, um 6:30 Uhr, an der Cheanuh Marina ankam, konnte ich mir die Slipseite heraussuchen – weit und breit kein Boot. Noch vor einem Jahr haetten um diese Zeit 40 Boote an der Rampe Schlange gestanden! Autsch!


    Als ich nach 15 Minuten Fahrt an der Trap Shack Stelle ankam, waren da 6 andere Boote unterwegs. Wow, das wuerden ja entspannte Verhaeltnisse werden heute, dachte ich. Ich liess einen Koederfisch und einen Blinker in die gaengigen Chinooktiefen um 15 und 20 m hinab – und konnte mich nicht mal hinsetzen! Die erste Rute ruckelte schon los! Klein-Chinook. Noch bevor ich die Rute wieder im Wasser hatte, zuckte die naechste los. Wieder ein Kleiner!


    Was soll ich sagen? Die naechsten 4 Stunden waren non-stop Action! Ich fing wohl 40 + Lachse. Viele waren kleine Chinooks und kleinere Cohos, aber es waren auch schon einige bessere Cohos dabei, um die 4-6 Pfund. Viele waren unmarkierte und mussten somit alle wieder zurueck wie auch alle Chinooks, egal ob markiert oder unmarkiert. Allerdings fand sich doch ein etwa 4 pfuendiger markierter Coho in der Masse so dass ich unerwarteterweise sogar einen kleinen Bonus mit nach Hause nehmen konnte. Mitte Juni so viele Cohos vor Sooke ist recht ungewoehnlich. Normalerweise kriegen wir erst im August/September einen guten Strom dieser Silberpakete. Manche Jahre hatten wir Krill das tief in die Juan de Fuca Strasse hineingedrueckt wurde und viele Cohos von Offshore mitbrachte. Vielleicht hatten wir wieder ein aehnliches Phenomen dieses Jahr!


    Es war jedenfalls ein Heidenspass alle paar Minuten einen Lachs zu drillen. Einmal hatte ich einen schweren Brocken der zuschnappte. Der riss Leine von der Rolle, sicher ein Chinook, dachte ich. Als ich ihn ca. 5 m vom Boot hatte, schoss er ungelogen 1,5 m vertikal aus dem Wasser! Das war kein Chinook, das war ein mindestens 10 pfuendiger Coho! Wenn man bedenkt, dass diese Raeuber alle 3 Monate ihr Gewicht verdoppeln und Cohos auf keinen Fall vor Oktober laichen, so hatte ich hier einen potentiellen Weltrekordfisch an der Leine (31 Pfund). Aber ich bekam keine Chance ihn noch naeher zu inspizieren denn bei der naechsten Flucht flog mir ploetzlich der Blinker entgegen. Schade!


    Am spaeteren Morgen hatte ich ploetzlich dicht hintereinander zwei anstaendige Chinooks von vielleicht 13-14 Pfund. Die rissen gut Schnur von der Rolle und machten ordentlich Dampf bevor ich sie vorsichtig noch im Wasser abhakte. Oefters hatte ich Doppelbisse von Chinooks in der 6-8 Pfundklasse. Davon musste ein ganzer Schwarm hier in der Trap Shack Bucht sein Unwesen treiben. Die waren in allen Tiefen vorhanden und gingen auch auf alle Koeder. Mein 12er Koederfischpack reichte nichtmal fuer die erste Stunde.


    Etwa um 11:00 Uhr machte ich erschoepft Schluss. Schade, heute haette man ein paar Kinder oder deutsche Touristen dabeihaben sollen; so viel Lachs sollte man in Gesellschaft geniessen. Wenn es alle diese Lachse auch auf die Laichbetten schaffen koennten, waere die Zukunft der Lachsbestaende um einiges rosiger. Die Hoffnung stirbt zuletzt!