Beiträge von cohosalmon

    Am 28.3. hatte ich mich dann nochmal solo auf den Weg zu den Lachsgruenden gemacht. Eine gute Form der Selbstisolation auf meinem Boot. Merkwuerdig leere Strassen, die Marinagebaeude waren verschlossen, der RV Park verriegelt und still. Keiner da um die Rampengebuehr zu kassieren. Ein - zwei andere Boote machten sich auch auf’s Wasser. Man winkte sich still zu. Ein guter Bekannter, Roy, einer der Top Guides in Sooke/Victoria kam von seinem Boot am Dock zurueck und sah mich. Ich schaute ihn nur fragend an; “Was soll ich sagen? Ich bin ruiniert, muss wohl bald das Boot verkaufen. Willst Du es haben?”, fragte er. Kann nicht arbeiten, sitzt arbeitslos zu Hause und schaut ein-zweimal die Woche nach seinem stillgelegten Boot in der Marina. Ein traurige Welt an Land. Brrrr


    Auf dem Wasser sah es dann wieder aus wie immer. Und hoffentlich hatten die Lachse auch Lust zum Spielen. Ich wollte eigentlich zur Whirl Bay vor Pedder Bay fahren aber Roy hatte mir Constance Bank ans Herz gelegt. Da wuerde er hinfahren, wenn er raus duerfte. Hm, den Tipp eines Top Guides kann man nicht so einfach in den Wind schiessen. Er hatte recht; bei Ebbe fischt sich die Westseite der Bank gut: die Stroemung schob allerlei Futter von der Oberseite der Bank ueber die Kante ins Tiefe im Westen. Da standen die Fische an der Kante und liessen sich das Futter in die Maeuler spuelen. Ok, ich war ueberzeugt. Musste sowieso den Motor etwas bewegen.


    Ich dueste ueber das leicht gekraeuselte Wasser und nach 15 Minuten kam ich an der Bank an. Ein grosses Containerschiff ankerte genau oben im Flachen. Die Warenabfertigung im Vancouver Hafen war arg gedrosselt und so parkten die wartenden Frachtschiffe ueberall im kuestennahen Bereich an guenstigen Stellen. Zwei-drei andere Boote bearbeiteten schon die Kanten. Eines driftete lautlos in der Stroemung und Mann und Frau pilkten friedlich Seite and Seite. Das sah auch erholsam aus. Die anderen Boote schleppten – wie ueblicherweise mit Downriggern. Im Winter/Fruehling fischt man noch tief – mindestens 30m tief.


    Ich liess wieder die gleichen schlanken Blinker wie letztes Mal runter nachdem ich die Glow-Streifen aufgeladen und die Blinker mit Heringsoel eingesprueht hatte. Kein Trick auslassen! Den Cohokillerblinker liess ich direkt auf den Grund ab, den anderen etwa 5 m darueber. Dann drehte ich die Bootsnase in die Stroemung und tuckerte stromauf gaaanz langsam an der Kante entlang. Manchmal zog ich ein bisschen weiter ins Flache wo ich dann die Koedertiefen nachstellen musste und hin und wieder schoss ich mal ueber die Kante ins Tiefe hinaus wo es schnell von 30 m auf fast 100m abfiel. Bequehmer war zwar genau die gleiche Tiefenlinie beizubehalten da man so die Ruten unveraendert lassen konnte aber wenn nun die Fische nicht genau bei 40 m standen? Ich wollte heute nicht faul sein.


    Als ich nach einer halben Stunde mal wieder einen kleinen Abstecher ins Flache machte, sah ich die tiefe Rute auf dem Boden auftreffen aber gleich danach kam ein noch kraeftigerer Ruck, noch einer und dann loeste die Rute aus. Whoaaa, fish on! Ich schnappte mir die Rute und schlug an und fuehlte sofort guten Widerstand. Ich drehte die Bremse auf Drillstellung und liess den Fisch ersteinmal abziehen. Ich stellte den Downrigger auf hochkommen und machte schon den Kescher griffbereit – musste die Augenblicke nutzen um alles auf Sololandung vorzubreiten – ich konnte die ersten Sekunden eh nichts anderes machen als den Fisch sich austoben lassen. Das war ein guter Fisch, das war mir hier schon klar. Dann blieb der Fisch stehen und ich konnte Druck machen. Gelegentliche Kopfstoesse liessen mich wissen, dass der Fisch noch dran war. Wieder ein Ruck und….ich kurbelte schneller, und schneller…und konnte keinen Widerstand mehr finden. Mist! Losgekommen! Das schmeckte mir gar nicht – das war mein bester Fisch dieses Jahr – bis jetzt.


    Aber eines hatte mir der Biss gezeigt, meine Strategie schien nicht ganz falsch zu sein. Also machte ich weiter. Vielleicht eine weitere halbe Stunde spaeter driftete ich mal ins Tiefe und ich war gerade dabei die bodennahe Rute etwas herabzulassen, als ich im Augenwinkel ploetzlich die andere Rute wie wild rucken sah. Es riss fast die Rute aus dem Halter! Ich hechtete zur anderen Bootsseite und riss die Rute raus. Anschlagen ging gar nicht mehr - ich konnte nur die Bremse lockern und die Schnur losrasen lassen. Wow, der hatte Power! Nach vielleicht 15 Sekunden stoppte der Fisch und ich begann zu kurbeln. Wurde aber gleich wieder unterbrochen von einer weiteren rasanten Flucht. Der war sicher ueber 10 Pfund; vielleicht so gar viel groesser. Dann drehte der Fisch ploetzlich und kam auf’s Boot zu geschossen.


    Ich musste in diesem Moment aufpassen denn ich hatte vollkommen Kurs verloren und kam wieder ueber flacheres Wasser und meine erst kuerzlich tiefergestellte andere Rute schlug hart am Grund auf und es bestand die Gefahr, dass sich das Downriggergewicht irgendwo am Grund festhakte. So war ich kurz abgelenkt und brachte das Geraet in Sicherheit wahrend ich die fischlastige Rute einfach nur in der linken Hand hielt. Als ich mich wieder um meinen Fisch kuemmern konnte, war kein Druck mehr auf der Rute. So ein Sch….! Jetzt war ich aber wirklich aergerlich! 2 schoene Fische hintereinander zu verlieren? Was war denn nur mit meinen Haken los? Eine Kontrolle ergab – sauscharf und vollkommen ok. Bedienungsfehler? Pech? Coronaseuche?


    Ich machte weiter wo ich unterbrochen worden war. Ich zog jetzt mal eine groessere Schleife ins Flache dicht an das Frachtschiff heran. Wenn man mal so dicht neben so einem Ozeanriesen steht, merkt man erstmal wie riessig so ein Schiff ist. 5m von dessen Ankerkette wuerde mein Boot warscheinlich schon ueberladen. Hungrige Lachse schien es hier aber nicht zu geben. Ich sah zwar hin und wieder mal vielversprechende Einzelechos in Bodennaehe, hatte aber keine Anfasser. So schwenkte ich schliesslich wieder zur Kante hin wo 2 andere Boote dicht hintereinander schleppten. Ich fuhr gerade wieder ueber die Kante als die flachere Rute wieder kurz ruckte, und dann sofort aus dem Clip ausloeste und wild zu reissen anfing.


    Gibt’s ja nicht – heute kamen alle Bisse hammerhart. Kein Rumzuckeln und so – Biss und ab! Ich schlug ordentlich an und die Rute bog sich anstaendig durch. Der Fisch setzte zwar nicht zu einer laengeren Flucht an aber sausste hin und her – mal musste ich paar Meter Schnur geben, dann wieder einholen, dann stand er stur tief und schuettelte nur den Kopf. Nach und nach arbeitete ich den Fisch hoch. Die anderen beiden nahen Boote machten einen Bogen um mich und feuerten mich an. Diesmal hielt ich mein Boot im tiefen Wasser und ich musste mich nicht um die zweite noch eingesetzte Rute sorgen. Mir war schon bisschen mulmig vor der Sololandung – den konnte ich einfach nicht vergeigen! Da der Lachs nicht viel gefluechtet war, kam er noch relativ frisch neben das Boot. Kein Riese aber ein schoener Kerl, dachte ich als ich ihn das erste Mal sah. Und nun tobte er kurz hinter oder neben dem Boot. Ich hatte die Kescherstange auf 1.5 m ausgefahren aber immer wenn ich den Kescher ueber den Bootsrand schob, erschrak der Lachs und raste wieder davon. Das ging 4 oder 5 Mal so und mir wurde schon bange, dass irgendwann bald mir der Haken um die Ohren fliegen wuerde und der Fisch verloren ginge. Jetzt, jetzt hielt er fuer eine Sekunde still und schnappte Luft. Ich kurbelte Schnur bis der Flasher fast am Spitzenring sass, zog die Rute steil hoch und zurueck und riss den Fisch so ans Boot heran. Mit meiner rechten Hand schob ich den Kescher blitzschnell dem Fisch entgegen – schaufelte Rahmen und Netz darunter und wippte die Stange an der Bordwand nach oben. Der Lachs war im Netz! Jawoll! Gewonnen!


    Ich tanzte erstmal ein paar Huepfer um dem schoenen Lachs. Nicht sehr lang aber kraeftig war er! 66 cm und knapp 8 Pfund. Dafuer hatte er ganz schoen Betrieb gemacht oder ich hatte vergessen wie sportlich Lachse kaempfen! Nachdem ich den Fisch versorgt hatte, machte ich noch ein Weilchen weiter, konnte aber nichts mehr erwischen. Bald dueste ich wieder zurueck zur Pedder Bay aber anstatt direkt in den Fjord zur Marina zu fahren, machte ich noch einen Stopp an der Fljordmuendung und schleppte noch ein Stueck des Weges. Alles war ruhig bis das Echolot ploetzlich einen Stapel Fische an einem kleinen Unterwasserberg anzeigte. Bestimmt Felsenbarsche, dachte ich. Meine Koeder mussten bald direkt durch diesen Stapel durchgezogen werden. Und da ging es los – erst die rechte Rute die losruckelte und dann auch noch die zweite obwohl beide um die 10 m versetzt waren. Leider nur halbwuechsige Felsenbarsche die wieder schwimmen durften. Aber gut zu wissen, dass die Technik funktioniert! Ich packte dann aber zufrieden ein. Auch wenn es kein Action gepackter Tag gewesen war, die paar Bisse die ich gehabt hatte, waren alle ein kleiner Thriller gewesen. Mit einem Helfer an Bord waeren sicher ein oder sogar zwei Fische mehr in der Kiste gewesen. Aber 3 Stunden Ablenkung von der unschoenen Situation an Land waren eine angenehme Abwechslung fuer meine Seele gewesen. Bald wieder, hoffe ich!

    Habe schon eine Weile nichts mehr berichtet aber ich glaube in der jetzigen weltweiten Situation ist ein klein wenig Ablenkung und Aufmunterung dringend angebracht. Den Fischen geht’s naemlich prima und die fressen noch wie immer; also sollte man sie auch beangeln wie immer – eine kleine Welt, die im Moment vielleicht noch etwas Normalitaet bieten kann. Ok, nicht ganz, Angeltrips mit Freunden und dicht zusammen auf einem Boot sind momentan tabu aber alleine oder mit den Kindern ist noch drin.


    Am 1.3. wurde die Heilbuttschonzeit beendet und da Wind und Gezeiten gut aussahen an dem Tag, wollte ich auch gleich mal probieren was die 2020 Heilbuttsaison zu bieten hatte. Mein Sohn Alex kam mit und war auch gleich begeistert, als die Grundruten ruckzuck von den Dornhaien bearbeitet wurden. Aber der Spass wurde bald eine regelrechte Qual und nach 3 Stunden und vielleicht 50 hochgekurbelten Haien brachen wir ab. So wurde das nichts mit Butt. Leider waren die Berichte seitdem nicht sehr vielversprechend – nur vereinzelt wurde hier und da ein Butt gefangen. Aber die Saison ist noch lang – ich bin mir sicher, ich kriege noch paar gute Gelegenheiten.


    Nachdem wir die Buttruten weggepackt hatten und den Anker eingeholt hatten, fuhr ich uns zur Constance Bank um vielleicht einen Winterlachs abzufassen. Auch hier waren die Berichte nicht sehr rosig – aber es waren auch nicht sehr viele Angler unterwegs. Wir haengten schlanke Blinker an die Ruten und liessen sie am Downrigger auf Bodennaehe runter. Ein Guideboot fischte neben uns – das war noch bevor die strengen Distanzierungsregeln ueber uns hereinbrachen und Gruppenangeln ok war – und die hatten ploetzlich Bewegung an Deck. Nur kleine, untermassige Lachse wie wir beobachten konnten und der Schwarm schien nun auch unsere Koeder gefunden zu haben. Erst Alex und dann auch ich hatten einen dieser kleinen Zuppler dran.


    Dann ruckte die linke Rute etwas kraeftiger und Alex meinte auch der koennte etwas groesser sein. Leider verlor er den Kontakt schon Sekunden nach dem Biss. Aber das machte Hoffnung. Ich zog unsere Bahn jetzt dicht an einer Kante entlang, an der das Wasser von 30 m auf 70 m abfiel. Da ruckte die rechte Rute los und ich ergriff die Rute zuerst. War auch nichts Grosses aber der Fisch war kraeftiger als das Kleingemuese vorher. Ich brachte einen vielleicht 50 cm Chinook ans Boot – hm, ok, weil es der erste Keeper in 2020 war, ging er mit. Vielleicht konnten wir ja noch was dazupacken damit es sich auch lohnte, das Filetiermesser einzusauen. Wir hatten noch 1 oder 2 Fischkontakte, die sich aber alle wieder wie Winzlinge anfuehlten bevor sie wieder verfrueht losliessen. Wir sahen auch auf den anderen Booten keine nennenswerte Aufregung.


    So beschloss ich noch eine Runde vor Downtown Victoria und der Hafeneinfahrt zu drehen. Dort waren schon einige Boote in der bekannten hoch-und-runter-Schleife. Die meisten Angler konzentrierten sich auf die 40-50m Tiefenlinien. Wir reihten uns ein und schaukelten uns langsam Richtung Mole und Hafeneinfahrt. Ein Arbeitskollege und sein Vater kamen uns entgegen – sie zuckten nur mit den Schultern – hiess nichts Vorzeigbares. Auf dem Echolot war aber auch gar kein Leben zu sehen. Dann, direkt vor der Hafeneinfahrt, wo ich nicht gerne laenger herumhaenge weil hier die Schiffe und Wasserflugzeuge rein-und rauskamen und nicht gerade viel Ruecksicht auf Angelboote nahmen, war ploetzlich der Echoschirm voll! Ein riessiger Futterschwarm von 20m bis zum Grund bei 45m – und dass ueber eine Flaeche von einem halben Fussballfeld. Wir sahen auch eine Robbe – die wusste wohl auch was da unten los war, war allerdings auch fuer uns ein Risiko falls wir jetzt eine Biss bekamen. Ich drehte 2 scharfe Kreise durch und um die Futterwolke – allerdings konnten wir keine Bisse provozieren. Wir fokusierten unsere Koederpraesentation im unteren Tiefenbereich – hoffend, dass die Lachse von unten nach oben jagen wuerden. Soviel die klassische Theorie.


    Unsere Zeit lief ab und ich mahnte zum Aufbruch. Ich holte eine Rute rein und fing an alles zu verstauen. Alex loeste seine Rute vom Downriggerclip aus und liess den Blinker nacho ben trudeln. Ploetzlich rief er “Biss! Fish On!” Ich dachte erst er will mich verarschen aber dann sah ich doch eine vielversprechende Biegung und Rucke in seiner Rute. Gibt’s ja nicht! Beim Hochholen. Hatten wir etwa zu tief geschleppt und die Lachse frassen weiter oben?


    Alex brachte den mittelprachtigen Chinook ohne Robbenbelaestigung ans Boot und ich sackte ihn ein. 52 cm, unser Groesster heute – keine Material fuer die Blinker-Titelseite – aber mit dem anderen 50ger wenigstens etwas zum Verwerten in der Kueche. War gut mal wieder rauszukommen!

    Ein frohes und fischiges Neues Euch allen!


    Habe kurz vor Silvester einen Driftboottrip auf dem Cowichan River hingekriegt - nach langer Zeit mit Niedrigwasser und ohne Driftmoeglichkeit. Es sollte die eine oder andere Steelheadforelle im Fluss gewesen sein aber wir konnten keine landen. Ich hatte einmal fuer wenige Sekunden einen schwereren Fisch dran bis der Haken loskam - entweder eine richtig fette Flussforelle oder eine Steelhead - werde es leider nie erfahren. Dafuer haben wir alle zwischen 3 und 5 schicke Forellen gefangen. Seltsamerweise waren an dem Tag die Regenbogner weitaus groesser als die Bachforellen. Wir waren 2 Boote und 6 Angler. War nass und kalt aber trotzdem Spass und meine Rudererfahrung im Wildwasser wird immer besser!

    Waehrend ich auf meine naechste Angelgelegenheit warte, bin ich auf dieses Video gestossen. Ich habe von dieser Art der Lachsfischerei nun schon ein paar Mal gehoert - das scheint sich so zu einer neuen Mode zu entwickeln: Chinooks mit Lebendkoeder an der Posenmontage. Dabei gab es schon sehr aehnliche Techniken in der Vergangenheit. Als es Heringe noch in rauen Mengen gab, war hier an der BC Kueste das Mooching mit Lebendhering das Mass aller Dinge. Aus dieser Zeit (50-80ger) stammen die Mooching-Rollen, die heute zur Downriggerfischerei eingesetzt werden. Viel Spass!


    https://www.youtube.com/watch?…hRMzN90&feature=emb_title

    Fuer einen kurzen Augenblick hatte der Cowichan River seit fast einem Jahr mal wieder Wasserstaende die eine Befahrung mit dem Driftboot zuliessen. Es war ein unglaubliches Trockenheitsjahr fuer diesen Fluss speziell. Ende diesen Sommers mussten sogar gewaltige Pumpen in den Cowichan Lake eingesetzt werden um wenigstens einen Minimalabfluss ueber das Wehr zu gewaehrleisten. Sonst waere dieser tolle Fluss doch tatsaechlich trockengefallen. Am Pegel Lake Cowichan braucht man mindestens 1.2 m um ein Driftboot vernuenftig einsetzen zu koennen. Letzten Samstag war es soweit; gerade so 1,2 m. Meine eigene Anglerbrut hatte leider andere Verpflichtungen aber Alec und sein Vater Ian wollten gerne mit. Ich wollte nur ein paar der oberen Flusskilometer driften/rudern um erst einmal ein Gespuer fuer den Fluss zubekommen. Ich war ja trotz des diesjaehrigen Montanaausfluges immer noch ein Anfaenger wenn es um’s Flussrudern ging. Die lange, ca. 10-12 km Drift bis zu den Skutz Faellen war mir noch zu gross und ich hatte auch vor dem heiklen Ausstieg nur paar Meter oberhalb der Faelle noch gehoerigen Respekt.


    Ich fragte den hiesigen Angelladenbesitzer ob ich sein Flussgrundstueck zum Herausholen benutzen konnte und bekam sein ok. Die vermieten da eine schoene Huette an Angler und Wildnisurlauber. Die Strecke von der Einlasstelle bis zur Anglerhuette war etwa 4 Kilometer. Da wir mit 2 Autos unterwegs waren, war die Logistik diesmal einfach. Fuer zukuenftige Trips werde ich ein altes Mountainbike an einen Baum ketten um damit wieder zum Auto/Anhaenger zurueckzupendeln. Trotz des rauen Gelaendes an der Einlasstelle bekamen wir das Boot gut ins Wasser. Wir sahen schon etliche Lachse im Wasser bei ihrem Laichgeschaeft. Zu dieser Zeit sind die Flussforellen besonders aktiv und eine Menge groesserer Forellen aus dem grossen See lassen sich nun auch in den Fluss treiben – alle wollen Lachseier stehlen. Mit der Fliegenrute und einem Eiimitat ist das ein Riesenspass um diese Zeit. Alles nur Catch&Release und im oberen Flussabschnitt auch nur mit Fliegenausruestung erlaubt.


    Die Ruderei funktionierte prima. Ich kam gut zurecht mit Boot und Ladung. Auch der selbstgebaute Anker hielt einwandfrei in selbst sehr zuegiger Stroemung. Der Cowichan war schon ein bisschen anspruchsvoller und schneller stroemend als der Bighorn River in Montana. Einmal kamen ein paar Spritzer ueber uns als ich durch die 1 m hohen stehenden Wellen einer Stromschnelle fuhr. Ich fuchste mich aber gut ein und fand fast immer die Ideallinie. Einmal wurde es bisschen knapp an einer schnellen Aussenkurve als wir uns schon unter die ueberragenden Baumaeste ducken mussten bevor ich uns wieder vom Ufer wegbekam. Und einmal holperten wir an einer flachen Rieselstrecke ueber paar Steine was dem robusten Aluboot aber nicht viel ausmachte. Bezeugte aber, dass 1,2 m aber auch wirklich der Minimalwasserstand fuer eine vernuenftige Drift war. Alles weniger wuerde eine einzige Holperpiste sein. Wir fingen 11 oder 12 Regenbogenforellen; allerdings waren keine richtig Grossen dabei. Auch keine der beruehmten Cowichan Bachforellen schien zu Hause zu sein. Aber wir waren zufrieden mit diesem ersten Versuch auf eigene Faust!


    Beim Herausholen mussten wir etwas improvisieren weil ich den Anhaenger nicht die steile Boeschung hinuntergeschoben bekam. Aber mit 3 kraeftigen Kerlen und einer V8 Zugmaschine kriegt man so einiges hin. War ein toller Spass bei herrlichem Herbstwetter. Wir brauchen nun mehr Regen!

    Das ist eine verstaendliche Einstellung, Argail, die ich grundsaetzlich durchaus teile. Nur haben meine Jungs mich nun einige Male mit zum Fluss geschleppt und ihre Begeisterung fuer diese Angelei ist sehr ansteckend. Ich kann allerdings auch stundenlang am Fluss sitzen und nur den Lachsen zuschauen. Ich habe bei den Lachsen im Fluss nicht so das dringende Beduerfnis eine Rute auszuwerfen wie unter anderen Umstaenden. Der ganze Lachsaufstieg alleine ist schon ein faszinierendes Schauspiel. Allerdings, und ich habe das fuer mich selber auch oefter kritisch durchdacht, ist die hiesige Flussangelei auf die Lachse relativ harmlos und verkraftbar fuer die Lachse. Wir angeln mit Schonfliegen die kaum groesseren Schaden verursachen. Die Lachse verlassen nur sekundenweise das Wasser bevor sie freigelassen werden. Ich habe noch keinen freigelassenen Lachs straucheln sehen. Die Lachse bei uns sind im Prinzip schon am Ziel und muessen nicht noch hunderte Kilometer aufsteigen. Die meisten leben nur noch 1-2 vielleicht mal 3 Wochen. Ihr ganzer Koerper ist nur noch auf Abrieb eingestellt - Schleimschichtschutz etc spielt bei ihrer verbleibenden Lebensweise keine Rolle mehr. Die koerperliche Belastung, die sich die Lachse selber in dieser Zeit antun, stellt jegliche Belastung durch einen Drill in den Schatten. Die Lachse rammen gegen Felsbloecke beim Aufstieg, schleifen sich halb aus dem Wasser durch Flachstellen im Fluss, waehrend Moewen, Adler oder Raubtiere an ihren herausragenden Koerperteilen herumnagen. Robben, Seeloewen, Otter verursachen tiefe Fleischwunden falls der Lachs entkommt, und dann am Laichplatz angekommen, pruegeln, beissen und rammen sich die Lachse gegenseitig um zum Zuge zu kommen. Viele Lachse sehen kurz nach dem finalen Sex aus wie Zombies. Dagegen ist so ein sanfter Anglerdrill der reinste Kindergeburtstag. Und nach dem Laichakt ist es fuer die pazifischen Lachse eh vorrueber.


    Mit diesem Wissen und aus diesen Beobachtungen heraus, kann ich das Lachsangeln im Fluss vor mir selber rechtfertigen. Fuer andere Fischarten und unter anderen Umstaenden wuerde ich eine Fischerei zur Laichzeit auch nicht in Betracht ziehen. Ich hoffe das macht Sinn.

    Bin am letzten Samstag mit meinen beiden Jungs und Alec mal frueh morgens zum Sooke River gefahren. Der Fluss war durch die juengsten Regenfaelle kraeftig angeschwollen und wir mussten uns stromauf gegen die huefthohe Flut vorkaempfen. Verschwitzt kamen wir an unserer Lieblingstelle an. Die Pools, die wir normalerweise hier befischen waren ziemlich leer - die Lachse waren auf Wanderung zu ihren finale Laichplaetzen stromauf. Wir erwischten sie in den flacheren Rieselstrecken. Man brauchte eine super-schnell sinkende Flugschnurspitze um bei der starken Stroemung die Fliegen ueberhaupt in Grundnaehe zu bekommen. Als wir das richtige Geraet gefunden hatten, kamen auch die Bisse. Und die kamen brachial hart in der schnellen Stroemung. Das schoene hier im Flachen war auch dass so ziemlich jeder Fisch ein sauberer Anbiss war und nicht wie manchmal beim Poolfischen der eine oder andere an der Rueckflosse oder am Schwanz gehakt war. Im Pool stehen die Lachse so dicht an dicht, dass man solche Fehlhakungen nicht ganz vermeiden kann wenn man die Fische anwirft. Hier im Flachen zogen die Lachse einzeln oder in Paaren und die Fische waren sauber im Maul gehakt.


    Eine aergerliche Beobachtung und Close-Encounter hatten wir aber auch beim Fischen. Der hohe Wasserstand hatte es einigen dreisten Robben erlaubt bis hier hoch zu den Laichgruenden der Lachse zu schwimmen. Diese gefraesigen Raeuber holten sich doch die Lachse noch direkt von den Laichbetten. Und wir waren hier einige Kilometer flussauf – weit aus dem Brackwasserbereich heraus. Die Oldtimers unter den Anglern schuetteln nur die Koepfe – sowas gibt es erst seit einigen Jahren, seit die Robben und Seeloewenbestaende explodiert sind und ziemlich ausser Kontrolle sind. Die Jagd auf jegliche Meeressaeuger ist ja seit den spaeten 60ger Jahren verboten. Seitdem sind die Robben und Seeloewenbestaende extrem angewachsen. Wissenschaftler sehen inzwischen auch einen Zusammenhang zwischen den noch nie gesehenen Mengen an Robben und der Bestandsrueckgaenge vieler Lachsstaemme. Normalerweise ernaehren sich die meisten Robben und Seeloewen von Heringen und anderen Massenfischen. Die pazifischen Heringsbestaende sind jedoch bedroht und werden noch stark befischt und so haben sich die Meeressaeuger auf andere Nahrungsquellen eingeschossen.


    Wenn im Fruehjahr die Lachs-Smolts die Fluesse runter ziehen, lauern nun hunderte Robben in den unteren Flusslaeufen und Muendungsgebieten auf diese Kleinlachsschwaerme. Bei einem Futterbedarf von bis zu 10kg pro Tag und einer Durchschnittgroesse der Kleinlachse von ca. 25g kann man sich ausrechnen was einige Dutzend Robben im Fluss da anrichten koennen. Smolts ziehen meist nachts um dem natuerlichen Frassdruck auszuweichen aber Highwaybruecken mit Strassenbeleuchtungen verschaffen an einigen Fluessen den Robben ein fettes naechtliches Buffet. Auch hilft es nicht, dass noch viele Lachsaufzuchtstationen ihre Lachsbrut in einem grossen Schwall immer am selben Tag im Jahr freisetzen waehrend natuerlich geschluepfte Lachse in kleineren Gruppen und Schwaermen ueber Wochen verteilt abwandern. Die Universitaet von BC hatte in Partnerschaft mit der Pacific Salmon Foundation eine mehrjaehrige Studie unternommen um diese neue Lachsbedrohung mal wissenschaftlich zu untersuchen. Die hatten einen Sensor in Form eines Hockeypucks entwickelt, der einigen dieser neuerlich spezialisierten Flussrobben auf den Kopf geschnallt wurde. Dann wurden in einigen Lachs-Brutstationen einigen tausend Lachsbabies ein Sender eingesetzt der beim Verschlucken des Lachses dicht genug am Sensor am Robbenkopf vorbeikam um dort registriert werden zu koennen. Das Ergebnis war erschreckend; in einigen Fluessen entfernen die Robben bis zu 50% der Chinook-Smolts bevor die auch nur eine Chance hatten das Meer zu erreichen.


    Bei solchem Frassdruck braucht man sich dann nicht mehr wundern warum die Lachsbestaende einbrechen. Und dann kommt da noch der Frassdruck an den Lachsrueckkehrern dazu, den wir letzten Samstag selber beobachten konnten. Im Ozean haben Robben und Seeloewen kaum eine Chance einen gesunden Lachs zu fangen. Dafuer sind sie nicht schnell genug. Da haben die Meeressaeuger hoechstens einen Fischpolizeinutzen indem sie kranke oder schwache Lachse herausfischen. Aber in den Muendungsgebieten und in Fluessen selber koennen sie die Lachse einkesseln und abschlachten. Das ist ein ziemlich neu-angelerntes Verhalten von seitens der Robben da die wachsende Population neue Nahrungsquellen sucht. Ist auch nicht beschraenkt auf Vancouver Island sondern die ganze Pazifikkueste von Kalifornien bis Alaska hoch und runter. Frueher hatten die Eingeborenen eine rege Robben – Seeloewenjagd und hielten solche leicht zu jagenden Flussrobben kurz. Jetzt essen die Indianer auch lieber MacDonalds. Die Berufsjagd auf Meeressaeuger aller Art wurde wie gesagt Ende der 60ger eingestellt. Es ist auch kein Bedarf fuer Robbenfelle oder Robbenoel mehr da.


    Wiedermal ein Beispiel wie ein Oekosystem aus den Fugen geraet weil der Mensch an allen Stellschrauben herumgedreht hat. Es gibt Initiativen um die kommerzielle Heringsfischerei zu reduzieren oder ganz abzuschaffen denn angeblich ist der Heringsrogen, weswegen die Heringe ausschliesslich gefangen werden, gar nicht mehr so beliebt und gebraucht in Japan. Auch stellen sich Lachsaufzuchtstationen um und lassen ihre Brut in kleineren Mengen ueber Tage und Wochen verteilt frei. Und dann gibt es Antraege um einige der problematischen Flussrobben zu schiessen. In Oregon, US, unterhalb des Bonneville Damms wurden mittlerweile einige hundert Seeloewen geschossen nachdem die Fischereibehoerde ueber Jahre versucht hatte die Raeuber nur zu betaeuben und dann ins Meer umzusetzen. GPS Sensoren bewiesen, dass die allermeisten dieser Unholde innerhalb von Tagen wieder zurueckkamen. Endlich hatte man genug und erlaubte den Abschuss. Danach sah man erstaunliche Rueckkehrraten von Steelheads und Lachsen in den Fluessen oberhalb des Damms. Es ist halt in Zeiten von PETA und anderen extremen Gruppierungen schwer durchzusetzen, eine Kugel zwischen diese ach so treuen und lieben Robbenaugen zu setzen. Aber wenn wir noch Lachse und Steelheads in unseren aus dem Gleichgewicht geratenen Oekosystemen behalten wollen, dann muessen wir eben auch dazu bereit sein. Oder wir lassen der uebriggebliebenen Natur ihren Lauf und warten ab wie ein neues Gleichgewicht dann aussieht. Allerdings vermute ich mal sind da keine Lachse mehr dabei und nach dem Verschwinden der Lachse werden auch zig-tausende Robben eines Hungertodes sterben. Ist das die bessere Alternative?


    Alexander hat wohl jetzt auch nichts mehr gegen einen Robbenabschuss nachdem ihn eine Robbe im Fluss stehend fasst gerammt hatte und ihm dann seinen Lachs von Haken stehlen wollte. Wir haben gut gelacht und dann ordentlich Steine geworfen. Ups, darf ich das ueberhaupt sagen?

    Wenn Euch jemand sagen wuerde, dass Ihr morgen 7 Stoere drillen werdet und 6 davon erfolgreich landen werdet, waere doch jeder hin und weg, oder? Was soll ich sagen, und ich mach’s kurz heute: das war das Ergebnis unseres kuerzlichen Stoertrips an den Fraser River wo mein Freund Glenn mich, meine beiden Soehne und 2 ihrer Freunde mit auf sein Jetboot nahm. Glenn war vorher auch schon sehr zuversichtlich, hatte er doch die letzen Wochen regelmaessig Stoer gefangen und bis zu ca. 2.2 m Laengen. Was stimmte uns da nach so einem Trip so unzufrieden? Wir fingen nur Babies! Alle 6, und auch der ausgestiegene 7. war kein Riese gewiesen, waren 1,2 m und kleiner. Wirklich schade, sonst ein wunderschoener Tag auf dem Fluss, viel Spas smit Glenn und den Jungs und auch immer wieder Action; nur eben keine Qualitaetsfische. Aber schoen zu sehen, dass der Stoernachwuchs stimmt!

    Vergangenen Samstag peilte ich den letzten Heilbuttrip in diesem Jahr an. Die Gezeiten sind zwar noch ein paar Mal bis Ende Dezember gut aber ob dann auch der Wind und das Wetter mitspielt, ist fraglich. Keiner meiner Soehne oder Freunde hatte Zeit und so zog ich solo aus. Es war ein schoener und vorallem recht windstiller Herbsttag. Nach meinen Gezeitentabellen sollte erst um 14:00 Uhr die Stroemung genug nachlassen um am Westende der Constance Bank ankern zu koennen. Da ich aber nicht nur fuer 2 Stunden raus wollte, packte ich auch das Lachsgeschirr ein und fuhr schon am Vormittag los. Ich schleppte erst vor Downtown Victoria umher, wo sich noch ein ganzes Dutzend Trollingboote tummelte. Alle hofften noch auf einen verspaeteten Gross-Chinook oder auf eine Herde hungriger Cohos. Die Cohos machten sich allerdings sehr rar diesen Herbst. Ich vermute mal, dass die Rueckkehrraten der Cohos in Sued-BC recht schlecht ausfallen dieses Jahr.


    Nach einer Stunde ohne irgendwelcher Lebenszeichen im Wasser, fuhr ich zur Constance Bank. Suedlich davon, bis zur US Grenze, zogen normalerweise auch gerne Cohoschwaerme umher. Aber nicht heute. Gegen 13:00 Uhr sah ich dann ein anderes Boot vor Anker gehen. Komisch, dachte ich, denn die Stroemung fuehlte sich noch recht stark an. Aber ich sah seine orange Ankerboje ueber Wasser bleiben. Na, vielleicht war meine Tabelle etwas ungenau fuer heute! Und so beschloss ich auch meinen erwaehlten Ankerplatz anzusteuern und mich festzusetzen bevor vielleicht noch jemand anders dazwischenfunkte. Als der Anker griff, zog es meine Ankerboje voll unter Wasser. Was? Wieso denn nicht bei dem anderen Boot? Der musste wohl eine riesige, ueberdimensionierte Boje benutzen denn die Stroemung lief noch um die 6 km/h. Keine Chance ein 1kg Blei am Boden zu halten.


    Was nun? Sollte ich den Anker wieder hochholen? Das war ein Haufen Arbeit wenn man solo ist. Ausserdem ist das bei solcher Stroemung nicht ganz ungefaehrlich. Ich beschloss auf der Stelle zu bleiben und zu warten bis die Stroemung nachliess. Ca. 200 m neben mir machte ploetzlich ein Moewenschwarm richtig Radau und ich sah die Voegel Sturzfluege machen. Da musste ein Heringsschwarm an die Oberflaeche gedrueckt sein. Wahrscheinlich von Lachsen. Als ich das Wasser so hinter meinem Heckspiegel in der Stroemung gurgeln hoerte, dachte ich darueber nach wie ich wohl vom verankerten Boot die Lachsruten einsetzen koennte. Die Stroemung war noch so stark, dass ich doch wohl mit den Downriggern praktisch auf der Stelle schleppen koennte. Ich setzte eine Rute mit Blinker auf 30 m Tiefe. Der Flasher spielte einwandfrei in der Stroemung. Als das gut aussah, liess ich auch den zweiten Downrigger ein mit einem anderen Blinker in 15m Tiefe. Das war mal eine neue Angeltechnik – Trolling ohne Benzin zu verfahren!


    Ich fing an meine Heilbuttruten in Ruhe fertig zu machen. Da ruckte es ploetzlich an der flachen Rute. Wirklich? Jupp, keine Zweifel, Biss! Ich ruckte an und fuehlte Widerstand. Ruhig und stetig brachte ich einen herumwirbelnden Widersacher zum Boot. Muss wohl ein Coho sein, dachte ich. Denkste! Neben dem Boot tauchte ein 5-6 pfuendiger Chinook auf! Ein Winter Chinook! Wow, so flach und hier ueber keinerlei Struktur? Ich nahm ihn gerne mit. Keine 10 Minuten spaeter ruckte die tiefe Rute los. Unglaublich! Der machte noch mehr Betrieb und nahm sogar ein bisschen Schnur. Nach einiger Aufregung bei den Kescherversuchen sackte ich schliesslich einen 8-9 pfuendigen Chinook ein. Das ist ja ein Ding! Damit hatte ich mein Chinooklimit.


    Die Stroemung liess nun um einiges nach und meine Ankerboje taenzelte nun auf dem Wasser. Jetzt schaltete ich auf Heilbutt um. Der Duftsack ging am Downrigger in die Tiefe und zwei Koeder an den Ruten hinterher. Dann hiess es warten. Es passierte lange nichts. Die Stroemung schwang nun auf Ebbe um und mein Boot rotierte im Halbkreis um den Ankerpunkt. Als die Stroemung gerade wieder anfing zuzunehmen, riss es ploetzlich an der rechten Rute. Na endlich! Ich sprang hin und kurbelte hinein. Der hing! Ich fuehlte ein paar Kopfstoesse – klar Heilbutt. Dann wollte ich anfangen zu pumpen um ihn vom Grund hochzukriegen. Ging nicht. War der Fisch so gross? Ich fuehlte immer noch ein paar leichte Rucke aber irgendetwas stimmte nicht; der Fisch liess sich nicht bewegen, nahm aber auch keine Schnur. Hatte er sich etwa am Downriggerkabel und dem Duftsack verfangen? Ich drueckte kurz den Hochholknopf am Rigger und spuerte sofort einen Ruck an der Rute. Mist! Ich versuchte es nochmal mit aller Kraft ob ich den Fisch und das Downriggerblei und Duftsack hochpumpen koennte – keine Chance. So konnte ich nur hoffen, dass der Fisch dranblieb waehrend der Downrigger alles mit nach oben riss.


    Als das ganze Geschirr ankam war da kein Butt mehr am Haken. Sehr schade! Ich aergerte mich ueber dieses Missgeschick. Ich angelte noch eine Stunde weiter, konnte aber keine Abnehmer mehr finden. Nun ja, mein Buttpech war mit den unerwarteten Lachsfaengen versuesst. War ein schoener Herbsttag auf dem Meer gewesen. Das war’s wohl fuer 2019 mit Heilbuttfaengen. Kann’s schon nicht mehr erwarten bis zum Fruehjahr!

    Zitat von Argail

    Das wäre ein Ereignis,da wäre ich "mittendrin statt nur dabei" :D :D :D
    Was passiert eigentlich mit den abgetriffenen Fischen? Zurücksetzen wäre bei dem Streß und ohne Laich ja irgendwie sinnlos. Werden die vor Ort verwertet? Oder kann man so reife Lachse nicht mehr sinnvoll verwerten?


    Die pazifischen Lachse werden nicht so zart abgestreift wie die Atlantischen denn hier sterben 100% der Lachse nach dem Laichen. Die reifen Rogner werden abgeschlagen, mit dem Kopf nach unten ausgeblutet und dann die Eier aus dem Bauch geschnitten. Wichtig ist, dass kein Blut an die Eier kommt. Den Milchnern wird lebend die Milch abgestreift und dann wird er auch getoetet. Die Kadaver werden dann in den Fluss geworfen um die andere wichtige Aufgabe der Lachse zu erfuellen: Nahrung fuer Wildtiere und Naehrstoffe fuer den Fluss zu verschaffen.


    Essen kann man Lachse in diesem Zustand eh nicht mehr.

    Zitat von Thorben

    Klasse Bilder und schöner Bericht! Danke dafür! Konnte bei der Aktion jeder mitmachen der sich dafür interessiert?


    Ja, es war praktisch die ganze Kommune eingeladen. Die Freiwilligen der Jack Brooks Hatchery sind zum groessten Teil alternde Rentner und brauchen dringend jungen Nachwuchs. Waehrend der allergroesste Teil ihrer Arbeit sich immer still hinter den Kulissen abspielt, machen sie dann 1-2 Mal im Jahr so ein Spektakel um Interesse zu erzeugen. Aber es kommen eben immer mehr zum Feiern als zum Arbeiten.

    Obwohl die richtig ergiebigen Herbstregenfaelle noch nicht gekommen sind, hat es die erste Welle Lachse schon in die unteren und mittleren Flussabschnitte in vielen Vancouver Island Fluessen geschafft. Deshalb hatte die Freiwilligenbelegschaft der Sooke River Lachsbrut-und Aufzuchtstation letzten Samstag zum Einsatz am Sooke River gerufen um Chinooks fuer die Ei-und Milchentnahme zu fangen. Das ist immer ein grossartiges Ereignis fuer alle die gerne Fische sehen und fuehlen, denn es bedarf einer Menge Helfer das Netz durch eine ganze Flussgumpe zu ziehen. Ein richtiger Familienspass ist das! Besonders laut wird es immer wenn alle das Netz straff halten waehrend die grossen Chinooks und Chum – Brummer einem gegen die Beine oder hoeher rasen. Ein paar kraeftige Helfer keschern dann die Auserwaehlten Chinooks heraus und tragen sie dann zu den Behaeltern oder direkt zum Transport-Truck wenn es sich um schon ueberreife Exemplare handelt, die sofort behandelt werden muessen um die Eier und Milch zu benutzen.


    Es war wieder ein voller Erfolg; nicht nur vom Spassfaktor her sondern auch von der Anzahl der gefangenen Elternpaare. Am Ende hatte die Aufzuchtsgruppe knapp 100 stattliche Weibchen und um die 50 Maennchen zusammen, was in etwa die momentane Kapazitaet der Station ausmacht. Ich kann mich an Jahre erinnern, wo wir 3 oder 4 mal zurueckkommen mussten und trotzdem nur einen Gesamtfang von 70 oder 80 Chinooks vorweisen konnten. Ein paar richtige Chinook-Brocken waren auch wieder dabei und wurden natuerlich besonders gerne fuer den Zweck entnommen: Dave hievte ein Chinook-Maennchen von ueber 40 Pfund zum Behaelter. Ich sah noch einige in der 30 Pfund-Klasse. Eines war etwas enttaeuschend; wir hatten die ersten Rueckkehrer des 2016 Chinook Net Pen Projektes erwartet welche zu 50% markiert worden waren. Leider konnte ich bei keinem der Chinooks eine Markierung erkennen. Entweder die kommen spaet dieses Jahr oder sie haben es nicht geschafft. Die naechsten 2 Jahre werden den Beweis liefern ob dieses Grossprojekt erfolgreich war oder nicht.


    Schoen zu sehen war das unser BC Premierminister John Horgan auftauchte und auch mithalf. Sooke liegt in seinem Wahlkreis und es ist wichtig, dass die Politikgroessen sich fuer unsere Fische und deren Probleme interessieren. Nur so koennen wir Angler und Fischbegeisterte auch die so dringend benoetigte Unterstuetzung von oben erhalten.


    Ich hatte zwei Freunde meiner Soehne als Helfer mitgebracht und die beiden hatten auch einen Riesenspass an der Sache. Natuerlich konnten sie es nicht lassen, nachher noch in den Pools unterhalb ein paar Wuerfe mit der Fliegenrute zu machen. Ich hatte natuerlich auch mein Zeug dabei. Und wir waren nicht die Einzigen mit der Idee. Wegen des Niedrigwassers waren die Lachse auf die paar Pools von der Muendung bis ca. 2 Flusskilometer hoch beschraenkt und diese Pools waren gut belegt mit Anglern. Wir fanden aber noch eine Stelle die uns dreien ein bisschen Fischen erlaubte. Und wir fingen ein paar Chinooks, ein paar praechtige Chums und ich erwischte sogar einen schoenen Coho mit einer ordentlichen Hakennase. Carter hielt ihn fuer mich in die Kamera. Man vergisst wie brutal die Lachse mit Fliegenzeug umgehen! Ich bekam meine Rollenkurbel ein paar Mal kraeftig auf die Finger geknallt.

    Wahrscheinlich meine letzte Chance auf einen Gross-Chinook dieses Jahr, da ich mich in ein paar Tagen fuer 2 Wochen Richtung Vaterland aufmache. Bei meiner Rueckkehr werden die Chinooks im Fluss ihr letztes Geschaeft verrichten. Also packte ich mir gestern nochmal meinen Grossen ein und fuhr frueh morgens nach Sooke. Es sollte den Vormittag ueber windstill sein und fluten. Gute Bedingungen fuer einen Trip zum Otter Point und weiter westlich zum Muir Creek. Nachts kuehlt sich die tagueber noch ueber 20 Grad warme Luft ab und dadurch ensteht in dieser Jahreszeit haeufig dichter Morgennebel, bis die Mittagssonne durch den Nebel durchbrennt. Im dichten Nebel bis zum Otter Point fahren war kein Vergnuegen zumal ich vor kurzem bei einer Boetchentour mit der Familie eine Bekanntschaft mit einem grossen Baumstamm im Wasser gemacht hatte – war super gluecklich ausgegangen und nichts was ich wiederholen moechte!


    Wir hatten aber Glueck und der Nebel hing hauptsaechlich auf der amerikanischen Seite der Juan de Fuca Strasse. So hatten wir eine ruhige und schoene Fahrt zum Otter Point. Dort waren um 7:30 Uhr schon einige Boote unterwegs – ich hatte auch den letzten Anhaengerparkplatz an der Bootsrampe gekriegt. Erstaunlich wie viele Leute noch unterwegs waren trotz Ferienende. Aber die Fangberichte waren noch recht gut, wenn auch nicht mehr so spektakulaer wie im August. Aber jetzt war Gross-Lachszeit – groesser als jetzt werden die Chinooks nicht mehr da sie unmittelbar vor der Laichzeit stehen. Ein guter Regenguss und die sind alle weg im Fluss!


    Ich fuhr an der eifrigen Flotte direkt am Otter Point vorbei. Wir beobachteten die Boote im Vorbeifahren und konnten keinerlei Action sehen. So setzten wir in der westlichen Bucht hinter dem Otter Point unsere Ruten ein. Hier mussten die Lachse vorbeikommen wenn sie auch am Otter Point vorbeischwimmen wollten. Hier hatte ich im August mit Alec und Sohn Alex auch gute Fische gefangen. Ich setzte meine Rute flach auf 13 m und Ricardo ging etwas tiefer. Ich drehte ein paar Runden ueber die sandige Stelle und Ricardo experimentierte mit der Tiefe. Nichts. Nichtmal ein Kleiner.


    Bald nahm ich Richtung auf die Muir Creek Strecke auf. Dort hatte die Muir Creek Muendung ein flaches, sandiges Plateau aufgeschwemmt und davor gab es eine ziemlich abrupte Scharkante. Da zogen die Lachse gerne Richtung Otter Point. Einfach zu befischen, man schleppt einfach an der Scharkante entlang. Die Strecke ist etwa 5 km lang. Allerdings, vom Uebergang Otter Point zum Muir Creek muss man hoellisch auf Berufskrabbenfallen aufpassen. Die legen hier gerne ihre Strecken und manchmal sieht man die Bojen sehr schwer oder sehr spaet. Ich fuhr dicht an der Aussenseite so einer Krabbenstrecke entlang, Ricardo war fuer ein Nickerchen unter Deck gegangen, Ploetzlich sah ich die flache Rute zurueckschnappen – nanu? Aber dann zog die Schnur straff und die Post ging ab.
    Oja, der hatte was auf den Rippen. Als ich die Rute in der Hand hatte, riss der Fisch gleich mal gut 50 m von der Rolle. “Sollte ich Ricardo wecken oder alles alleine machen?” Aber ich sah die letzte Krabbenboje nur so 20 m neben dem Boot und ich hatte noch die zweite Rute draussen, besser mit Hilfe, dachte ich und rief Ricardo. Er kam heraus und orientierte sich erstmal wo und was los war. Der Fisch raste gerade ein zweites Mal los als ich Ricardo die Rute in die Hand drueckte: “Hier, ein Tyee, vermassel es nicht!”. Wir grinsten uns an. Ricardo war den halben Sommer in Deutschland gewesen und hatte dieses Jahr noch keinen grossen Chinook gedrillt. Er freute sich ueber meine Grosszuegigkeit. Ich fing an das Deck abzuraeumen und alles klar zur Landung zu machen, als Ricardo zu kurbeln anfing. “Noch da?” fragte ich, jupp, meinte er. Doch dann wurde ich misstrauisch, das ging zu einfach. “Wirklich?”, fragte ich wieder. Diesmal zuckte er unsicher mit den Schultern und kurbelte noch schneller. Dann sahen wir den Flasher auftauchen – er rotierte – ein sicheres Zeichen, dass kein Gewicht mehr hinten dranhing. Mist, weg! “Warum hast Du ihn den wegschwimmen lassen?” oder “Du hast ihn abgeschuettelt!”, oder “Bist Du sicher, Du hast Schnur eingekurbelt, und nicht raus?”. Er musste sich schon was anhoeren, der arme Junge! Schade, der hatte sich gut angefuehlt. Als ich neu bekoedern wollte, stellte ich fest, dass eine Drillingsflunke aufgebogen war. Hm, vielleicht hatte ich ihn zu hart rangenommen waehrend der ersten Fluchten. Naja, das muss man ja nicht gleich offen zugeben!


    Ricardo verschwand bald wieder in der Koje und ich drehte ein paar weitere Schleifen in der naeheren Umgebung. Die tiefe Rute hatte ich mittlerweile eine zeitlang auf 50 m runtergelassen da ich ein paar tiefe Signale auf dem Echolot gesehen hatte. Dann brachte ich sie aber wieder hoch. Waehrend der Downriggermotor das Geschirr schnell hochzerrte, loeste die Rute ploetzlich aus. “Wie jetzt? Nur herausgespungen?”, dachte ich fuer eine Sekunde, nahm aber vorsichtshalber die Rute in die Hand und Fuehlung auf. Die Schnur spannte sich und zog an. Ich schlug an und verspuerte schweren Widerstand. “Da schau mal einer an, was fuer ein seltsamer Biss!”. Wieder rief ich Ricardo und drueckte ihm die Rute in die Hand. Er zoegerte eine Sekunde aber ich bestand und er akzeptierte laechelnd. Ein heisser Tanz begann! Der Fisch riss ordentlich Schnur von der Rolle und ich drehte den Motor auf um uns von der Krabbenfallenboje weg zu kriegen. Dann kam der Fisch auf’s Boot zu und Ricardo hing sich in die Rollenkurbel. Dann ging der Fisch wieder auf Distanz – und wie! Ich wurde schon besorgt um Ricardo’s Schnurkapazitaet und ausserdem hatten uns ein paar andere Boote mit krummer Rute gesichtet, wollten teilhaben und kamen naeher.


    Ich drehte das Boot und fuhr ein Stueck hinterher was Ricardo wieder wie verrueckt kurbeln liess. Es ging noch einige Minuten hin und her und Ricardo hatte einen Riesenspass an so einem Gegner. Ist eben doch was anderes als eine Forelle an der Fliegenrute. Solche Kraftpakete! Dann endlich kam der Fisch in Bootsnaehe und er war jetzt auch kaputt. Er sausste nochmal kreuz und quer hinter dem Boot aber dann sackte ich ihn im Kescher ein. Etwa 19 Pfund, der ging mit nach Hause! Wir klatschten uns ab und freuten uns gemeinsam ueber den schoenen Fang. Zwar wieder kein Tyee aber ein toller Kampf. Natuerlich blieben wir noch in der Gegend, konnten aber keinen Abnehmer mehr finden. Ich fuhr dann weiter am Muir Creek vorbei. Dort erwischten wir einen kleineren unmarkierten Coho und einen Mini-Chinook. Aber sonst war es ruhig. Dann kam der Nebel ueber uns herein und es wurde merklich kuehler und ich musste mich vor anderen Booten vorsehen.


    Ich tuckerte uns zum Otter Point zurueck und noch bevor wir dort ankamen uebersah ich eine Krabbenboje und dann war es geschehen und die eine Bootsseite hing ploetzlich fest. Mit vereinten Kraeften und Herummanoevrieren bekamen wir alles Geraet schliesslich wieder zurueck. Das haette teuer werden koennen. Ich wollte noch eine Stelle vor der Sooke Fjordmuendung ausprobieren und da wir gerade alles Geraet im Boot hatten, nutzten wir die Gelegenheit und dampften vorsichtig zurueck. Gluecklicherweise lichtete sich der Nebel je weiter oestlich wir kamen und an der Stelle angekommen, schien schon wieder die Sonne. Es war einiges Leben hier, ein Schwarm Delfine trieb sich umher und jagte, viele Wasservoegel sassen auf dem Wasser. Das sah gut aus. Wir liessen die Koederfische wieder ein und jetzt ging es Schlag auf Schlag: ein fetter unmarkierter Coho – bestimmt 8-9 Pfund, freigelassen. Minuten spaeter, wieder ein heftiger Biss flach – ein etwas kleinerer Coho, wieder unmarkiert und weggeschwommen. Ich strippte die Schnur aus so dass der Flasher und Koederfisch etwa 7m hinter dem Boot trieben und wollte gerade die Schnur in den Downriggerclip einhaengen da riss es mir fast die Schnur aus der Hand – und ein grosser Schwall entstand hinter dem Flasher! Da wollte sich ein Coho den Koeder doch direkt schon am Boot und an der Oberflaeche schnappen!


    Wieder neu angekoedert liess ich das Geschirr auf 10 m runter und ich sass noch nicht im Sitz als die Rute wieder losruckte. Der Fisch tanzte schon paar Mal in der Luft bis ich ihn ueberhaupt in der Naehe des Bootes hatte – typisch Coho! Wildes Schuetteln und Drehen um die eigen Achse. Der Fisch war schliesslich so in das Vorfach eingewickelt, dass ihm wohl die Luft ausging. Gluecklicherweise war dieser verrueckte Coho ein markierter und wir konnten ihn mitnehmen. Bis ich ihn aus der Schnur ausgewickelt hatte und die Haken vom Maul und ausserhalb entfernt hatte, war naemlich nicht mehr viel Leben in dem Fisch.


    Ricardo fing auch noch ein Coho, der etwas kleiner war. Uns lief nun aber die Zeit davon und ich wollte lieber noch eine Chance auf einen Tyee mit unseren letzten 3 Koederfischen als die hier an die Cohos zu verfuettern, soviel Spass das auch war. So schleppte ich uns mit der Flut bis vor die Sooke Fjordmuendung – hier mussten die Sooke River Chinooks vorbei wenn sie bei Flut den Fluss mal austesten wollten. Und so klein der Sooke River auch war, es gingen immer wieder einige richtige Brocken bis ueber 40 Pfund diesen Fluss hoch. Vielleicht hatte ja einer dieser Riesen Lust auf einen Snack heute. Ich schleppte den einen Koederfisch dicht am Grund und tatsaechlich riss es ploetzlich an der tiefen Rute und Ricardo schlug an. Die Rute verbog sich ordentlich und er meinte der haette Schultern. Na fein, dieses Mal uebergab er die Rute mir und ich kriegt hoffentlich meinen Tyee!


    Der Fisch ruckte kraeftig dagegen und zog auch mal widerwillig ein paar Meter Schnur ab, aber ich war mir schnell klar darueber, dass das kein Tyee werden wuerde. Ich genoss den Drill trotzdem und der Fisch machte Dampf. Nach paar Minuten brachte ich einen vielleicht 10-11 pfuendigen Chinook ans Boot. Der durfte gleich wieder schwimmen. Den letzten Koederfisch schleppten wir noch ein paar Minuten bis zum Possession Point und dann war Schluss. Eine feine Chinooksaison ging zu Ende. Zwar war mein groesster dieses Jahr mit 22 Pfund kein richtiger Riese und noch lange kein Tyee aber wir hatten viele in den Teens und die hatten richtig Spass gemacht. Im Oktober duerfte dann noch eine Cohotour anstehen bis wir dann nach den ersten ergiebigen Regenfaellen die Fluesse beangeln wuerden.

    Versprochen, der letzte Bericht heute. Aber ich musste ja ‘ne Menge aufholen. Letzten Sonntag hatte ich mal einen seltenen Gast bei mir an Bord: meine Schwiegermutter Rosi. Sie ist gerade bei uns zu Besuch und kommt gerne mal mit auf’s Boot wenn das Wetter mitspielt. In den vergangenen Jahren hatte ich sie schon ein paar Mal mit zum Angeln genommen und immer hat sie mir Glueck gebracht. Natuerlich mache ich mit ihr keine endlose Touren. Meine beiden Jungs wollten auch helfen die Oma an einen Chinook zu kriegen. Wir liessen in East Sooke das Boot ins Wasser und fuhren vor die Trap Shack Bucht. Dort war viel Betrieb und ich beschloss das tiefere Wasser zu bearbeiten. Es war gegen 8:30 Uhr, Alexander war erstmal wieder in der Koje verschwunden und Ricardo und ich bedienten das Geraet. Ricardo war 4 Wochen in Deutschland gewesen und war heiss mal wieder einen Fisch zu fangen. Er hatte schon von unseren erfolgreichen Trips die Wochen zuvor gehoert.


    Die flache Koederfischrute trat zuerst in Aktion und wippte stark los. Ricardo war gleich dabei und meinte es waere ein guter Fisch. Nahm aber keine Schnur. Ricardo wollte die Rute seiner Oma weiterreichen aber die hatte es sich gerade erst bequehm gemacht und lehnte ab – sie wollte lieber ihrem Enkel zugucken. Das liess sich Ricardo nicht zweimal sagen. Der Fisch nahm zwar keine Schnur, machte aber ordentlich Alarm am Geraet und sprang letztlich auch zweimal. Vielleicht ein Coho? Pinks waren kein grossen Springer. Ich drehte den Motor etwas zurueck um Ricardo eine Landungschance zu geben. Als er den Fisch neben dem Boot hatte, warf ich einen kurzen Blick drauf – ja, Coho! “Ist er markiert?” Ricardo versuchte die Fettflosse zu erkennen waehrend er den Fisch am Vorfach im Wasser hielt. “Markiert!”, sagte er dann. Na fein, dachte ich, ein Coho zum Mitschicken nach Deutschland! Schnell gekeschert. Ein schoener etwa 7 pfuendiger Coho. Klasse Anfang! Auch Oma war ueberrascht wie schnell das ging. 2 Pinks fuer die Raeuchertonne wollte ich auch haben. Und wenn wir noch einen mittleren Chinook erwischten, den wuerde ich Rosi auch noch schoen einpacken.


    Aber jetzt waren wohl erstmal die Cohos vor Ort. Wir fingen noch 2 oder 3 kleinere und auch unmarkierte. Da hatten wir aber mit dem ersten Glueck gehabt, wann ist schon mal der Groesste der einzige Markierte? Die starke Flut trieb uns bis zum Beechey Head zurueck, einer Felsnase, die hier ins Meer ragt und einige Stroemungswallungen erzeugte. Immer interessant fuer Fische. Hier hielt ich uns in die Stroemung und wir schleppten praktisch auf der Stelle bis auf einige Schlenker, die ich machen musste um Treibgut auszuweichen. Da riss es ploetzlich wieder an der Koederfischrute und die Schnur sprang gleich aus dem Clip. Das musste was Besseres sein. Ricardo schnappte sich die Rute und ruckte an. Da hing was! Er ueberredete Rosi die Rute zu uebernehmen und nun war sie auch bereit. Sie hatte die Rute gerade erst in der Hand als der Fisch abzog. Die Rolle kreischte auf und Rosi hatte Muehe die Rute zu halten. Ricardo unterstuetzte und coachte sie und waehrend ich dieser Teamarbeit begeistert zuschaute, merkte ich ploetzlich das die andere Rute wild ruckte. Doppelbiss!


    Ich nahm Fuehlung auf und schlug an. Auch hier ein ordentlicher Widerstand und der Fisch nahm ein paar Meter Schnur ab. Na das konnte ja lustig werden! Ich konnte gerade noch verhindern, dass sich unser Boot um 180 Grad in der reissenden Stroemung herumgewirbelt wurde. Trotzdem war Rosi’s Fisch ploetzlich unter dem Boot und raste wieder davon. Ricardo griff an die Rute und hielt die Rutenspitze tief ins Wasser so dass die Schnur nicht an der Bordwand rieb oder sich an den Motoren verfing. Gluecklicherweise kam jetzt Alexander aus seiner Hoehle und half uns Boot und Ruten wieder zu entwirren. Leider war mein Fisch dann ploetzlich weg. Naja, macht nichts, Hauptsache Rosi fing ihren.


    Ricardo und sie arbeiteten weiterhin als Team zusammen und Ricardo gab ihr immer Signal wenn sie die Rolle loszulassen hatte um den Fisch wieder abziehen zu lassen, und wann sie kurbeln konnte. Bald wurde der Fisch muede und gemeinsam zogen sie den Fisch auf das Boot zu wo ich ihn elegant ins Netz gleiten liess. Ha, das gab ein lautes Freudengeschrei! Wir klatschen die stolze Oma ab, kein schlechter Fisch vielleicht 13 Pfund!? Und unter recht schwierigen Umstaenden, feine Sache! Beim Bonken schaute sie aber lieber nicht zu. Wir grinsten nur ueber diese Zartfuehligkeit. Der wird ihr prima den Winter ueber schmecken.


    Ich wollte gerne noch 2 Pinks fuer die Raeuchertonne und so kreuzten wir weiter vor dem Beechey Head aber etwas weiter draussen. Und es dauerte nicht lange bis erst Alexander einen schoenen fetten Pink ins Boot brachte und kurz darauf auch noch Ricardo einen. Rosi war, waehrend wir die Pinks jagten, beschaeftigt einen Buckelwal zu beobachten, der schon eine ganze Weile in der Gegend umherjagte. Manchmal war er etwas weiter draussen aber ein paar Mal kam er ziemlich nahe. Ein Mal kam er voll aus dem Wasser geschossen und klatschte etwa 100 m von uns ins Wasser. Auch ‘ne tolle Show fuer die Oma. Weil wir nach den Pinks auch genug gefangen hatten, lud ich uns alle noch zum Mittagessen an der Pacific Lions Marina ein, die ein kleines Restaurant direkt am Wasser mit voller Sicht ueber die Becher Bay in East Sooke hatten. Klasse wenn man mit dem Boot bis vor das Restaurant fahren kann. Oma war begeistert! Eine Krabbe hatten wir dann auch noch in der Falle um ein West Coast Dinner perfekt zu machen.

    Und weil es am Mittwoch mit meinem Sohn Alex so viel Spass war und sich der Spass natuerlich bei der Jugend ueber’s Netz schnell herumsprach, fragte mein anglerischer Adoptivsohn Alec gleich mal an ob er am Samstag mit zum Lachsangeln kommen koennte. Woher wusste er nur, dass ich ueberhaupt am Samstag angeln gehen wollte? Seelenverwandtschaft eben. Da konnte ich natuerlich nicht Nein sagen. Keiner meiner leiblichen Soehne konnte mit und so blieb es bei uns zweien. Selbes Konzept und selbe Logistik wie am Mittwoch. Wir fuhren wieder ueber einen spiegelglatten Ozean und landeten 20 Minuten spaeter am Otter Point. Der grosse Unterschied heute war die Anzahl der Boote – Junge, Junge, hier war heute Hochbetrieb, aber wer konnte es den Leuten veruebeln? Endlich durfte man wieder einen Chinook behalten, die Fische waren in guten Mengen da, das Wetter fantastisch und noch Sommerferien!


    Etwas ausserhalb der Grosskampfzone bereiteten wir unsere Ruten und Geraet vor und setzten 2 Ruten an den Downriggern ein. Eine flach und eine etwas tiefer. Dann wartete ich auf eine Luecke in der gegen den Uhrzeigersinn rotierenden Flotte und schluepfte da rein. Hier sahen wir alle Highliner der Sooke Angelflotte; alle Top Guides waren hier versammelt. Wenn das kein gutes Zeichen war! Es waren die letzten 2 Stunden Ebbe bevor es auf Flut umschwang. Bei Ebbe fischte sich der Strandabschnitt hinter dem Otter Point sehr gut und bei Flut steckte man normalerweise seine Bootsnase in die starke Flutstroemung direkt an der Felskante und schleppte praktisch auf der Stelle um die bei Flut durchziehenden Lachse abzufangen.


    Wir sahen schon das eine oder andere Boot mit krummen Ruten abdrehen oder einfach auf der Stelle stehenbleiben. Trotz der Menge an Booten ging das recht geordnet zu; fiel ein Boot aus der normalen Reihe oder blieb stehen, machten alle folgenden Boote einen grossen Bogen um den drillenden Anglern Platz und Raum zu geben. Ploetzlich sprang Alec auf und riss die eine Rute raus. “Fish On”! Jetzt waren wir es, die den geregelten Bootsfluss unterbrachen. Ich steuerte das Boot auf den davonsaussenden Fisch zu um keine grosse Luecke zu lassen, die andere Boot ueber unsere Schnur fahren lassen koennte. Alec hatte einen sportlichen Fisch am Band und freute sich ueber die kraftvollen Fluchten und Kopfschlaege. Es war schon eine Weile her, dass er einen Grossen gedrillt und gelandet hatte. Nach einer Weile sahen wir einen schoenen Chinook seine Schwanzflosse aus dem Wasser zeigen und ein silberner Schatten huschte durch das Wasser. Feiner Fisch! Es ging alles glatt, die Boote um uns herum machten hoeflich Platz und endlich konnte ich den Fisch keschern.


    Wir freuten uns und klatschen uns ab. Bestimmt 18 Pfund der Kerl! Alec hielt den Fisch aussen im Wasser im Kescher und ich drehte den Motor hoeher um uns aussen vor die Flotte zu setzen, so dass wir etwas Zeit mit dem Fisch hatten. Alec wollte gerne ein Foto. Als er ihn in die Kamera zeigte, merkten wir, dass er stark blutete. Das haette keinen Sinn gemacht, den wieder freizulassen. Aber Alec nahm auch gerne einen Fisch mit nach Hause. Also ging der mit! Dann machten wir unser Geraet wieder klar und gesellten uns in die Runde. Die naechsten 1,5 Stunden waren nicht sehr ergiebig fuer uns. Wir hatten einen Pink, den ich erstmal wieder freiliess obwohl ich einen Pink zum Abendbrot mitnehmen wollte. Aber sicherlich wuerden wir noch eine Menge Pinks fangen, dachte ich. Aber sonst war es ruhig. Dann war Stroemungsstillstand. Zu diesem Zeitpunkt waren wir wieder an der sandigen Stelle etwas westlich vom Otter Point und etwas ab von dem Trubel angekommen.


    Und hier kam der naechste Biss, der super vorsichtig war. Ich konnte kaum zwei kleine Rucke ausmachen. Sicher ein Shaker, dachte ich und ruckte nachlaessig an. Nanu, da war schwerer Widerstand am anderen Ende. Aber Schnur nehmen wollte das Etwas auch nicht. Mit stark gekruemmter Rute arbeitete ich das Gehakte heran – hatte ich vielleicht einen kleinen Fisch quer-gehakt? Wir sahen einen Schatten neben dem Boot auftauchen – und der war nicht klein! Es war ein Chinook, aber der wollte wohl nicht mitspielen. Aber als ich ihn zur Oberflaeche hochhieven wollte, ging nun ploetzlich die Post ab. Und wie! Hoch und runter, hin und her, halbe Spruenge trotz Flasher. Mein Gott, so ein komischer Drill! Schliesslich hatten wir ihn, vielleicht 10-11 Pfund. Ging ohne Schaden wieder zurueck. Sowas!


    Und jetzt fing wieder so eine Sternstunde beim Angeln an, die man nur hin und wieder erlebt, aber wenn dann wie im Rausch geniesst. Wir waren an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit und hatten den richtigen Koeder in der richtigen Tiefe. Alec hakte kurz nach meinem Fisch einen weiteren Chinook von vielleicht 10 oder 12 Pfund, ein blankes Silberpaket. Ein zwei Bisse gingen verloren aber bald hatte Alec wieder einen schoenen Fisch am Wickel. Der machte wieder richtig Alarm gleich von Anfang an. Wir waren immer noch weg von den anderen Booten und konnten uns voll entfalten. Wir konnten diesen Fisch landen, ein blitzeblanker 16-17 Pfuender. Auch wieder zurueck um Babies zu machen. Dann hatten uns die Kleinlachse gefunden und wir wichen denen aus um die Koederfische fuer die Grossen zu sparen. Komischerweise konnten wir keinen weiteren Pink haken – den einzigen Fisch den ich unbedingt noch mitnehmen wollte.


    Mittlerweile flutete es schon und wir liessen uns wieder zum Otter Point treiben und gesellten uns wieder in die Flotte zurueck. Ich quatschte mit dem einen oder anderen Guide als wir Seite an Seite mit denen in der Flut standen. Die meisten hatten ein oder zwei Chinooks in der Kiste aber es schien, dass wir mit 4 Chinooks schon ueberdurchschnittlich erfolgreich waren heute. Da riss es beachtlich an Alec’s Rute und ein Anschlag war da nicht mehr noetig! Der Fisch raste los und ich musste uns Platz schaffen. Doch da ruckte nun auch die zweite Rute los und ich liess das Steuer los und sprang zur Rute hin. Anschlag, schwerer Widerstand – aber keine Flucht. Bekam ich wieder so einen komischen Fisch? Aber es war gut so denn das erlaubte mir am Heck das Boot zu steuern und von anderen Booten und den Klippen wegzuhalten. Alecs Fisch war aber bedenklich weit weg und wir winkten den ankommenden Booten zu. Die verstanden und machten Platz fuer uns. Mein Fisch war praktisch senkrecht unter dem Boot, aber tief. Ich pumpte ihn ein Stueck hoch und das machte ihn wohl wach. Er sausste stur wieder runter und auf die andere Bootsseite. Alec und ich mussten Positionen tauschen um die Schnuere nicht zu kreuzen. Wir lachten und freuten uns an diesem Chaos. Das ist doch auf was man immer wartet – und wenn man dann auch noch ohne Fangdruck das ganze geniessen kann, weil man eh nicht vorhat die Fische mitzunehmen – um so besser.


    Ein lokale Anglerlegende, Roy Carver von Blue Wolf Charters, kam gerade neben uns und er und seine Kunden feuerten uns lautstark an. Da sah ich ploetzlich etwas grosses Braunes ca. 30 m hinter unserem Boot auftauchen. Ein Seeloewe! Oh nein! Alecs Schnur zeigte in die Richtung und ich rief “Kurbeln! Auf Teufel komm’ raus!”. Er verstand erst gar nicht was ich wollte und ich zeigte aufgeregt auf das Biest hinter uns. Er tat was er konnte aber einen Grosschinook kann man nicht mal so eben schnell einkurbeln. Der Seeloewe war eindeutig auf seinen Fisch aus und tauchte nun ab. Alec kurbelte und zog hart bis die Rute fast brach und sein Fisch kam an die Oberflache. Im selben Moment als der Fisch die Oberflaeche durchbrach sahen wir einen riesigen braunen Schatten von unten hinterherkommen, ein grosser Rachen kam aus dem Wasser und hatte den Chinook quer im Maul. Ich hatte die Dosenhupe geholt und hupte laut Richtung des Biestes aber der liess sich nicht aus der Ruhe bringen und biss den Fisch in halb. Alec kurbelt wieder hart um wenigstens den halben Fisch fuer uns zu retten aber wieder kam das vielleicht eintoennige Biest zurueck und vielleicht 5 m hinter dem Boot holte er den halben Fisch ein und in einem grossen Schwall verschwand nun auch Alecs letzter Rest von seinem schoenen Fisch.


    Roy und seine Kunden jaulten auf vor Vergnuegen ueber das Spekakel und spendeten uns fragwuerdigen Trost mit Kommentaren wie: “War eh nur ein Stichling!” oder “Immer schoen die Rutenspitze hochhalten!”. Wer den Schaden hat…. Alec stand mit offenen Mund da und brachte gar kein Wort heraus bis es fast die Rute aus seinen Haenden riss. Jetzt hing er naemlich an dem riessigen Seeloewen, der jetzt in der Tiefe verschwand. Die Schnur flog nur so von der Rolle und wir konnten nur hoffen das der Haken loskam oder das Vorfach riss bevor wir alles inklusive aller Schnur verloren. Gluecklicherweise riss bald das Vorfach und Alec bekam wenigstens den Flasher wieder zurueck. Aber ich hatte ja noch meinen Fisch der wohl vorsorglich die ganze Zeit ganz tief unter dem Boot stand ohne grosse Fluchten machen zu wollen. Aber ich musste ihn ja irgendwie muede kriegen. Es blieb ein hoch- und-runter-Drill was angesichts der vielen Boote um uns herum gar nicht so schlecht war. Nach einer ganzen Weile konnte ich den fetten vielleicht 16-17 pfuendigen Chinook zum Kescher ziehen. Der schwamm bald wieder unbelaestigt weiter. Na das war aber ein Erlebnis! Wow!


    Aber wir waren immer noch nicht fertig. Mit einem unserer letzten Koederfische hakte Alec unseren siebten Gross-Chinook heute und drillte ihn nun expertenmaessig zum Boot. Keschern, enthaken, Foto und Freilassen war nun schon fast Routine. Der letzte war auch unser groesster heute gewesen und war sicher sah an der 20 Pfundmarke. Es wurde langsam Zeit ans Heimfahren zu denken aber ich wollte unbedingt noch einen Pink. Es kann doch nicht sein, dass man den ganzen Tag grosse Chinooks faengt aber keinen dummen Pink!? Ich fuhr weiter raus ins tiefe Wasser und wir liessen einen dritte Rute mit Blinker an einer Tauchschaufel runter. Dort riss es bald heftig dran aber der Fisch blieb nicht haengen. Und dann hatte eine der Koederfischruten doch noch einen Biss und Alec brachte einen halbstarken Fisch ans Boot. Ich kann mich an kaum eine Gelegenheit erinnern bei der ich so gehofft hatte einen Pink neben dem Boot auftauchen zu sehen. Als es sich tatsaechlich als ein Pinklachs entpuppte, war ich ja fast schon nervoes beim Keschern. Alles gut, wir haben ihn, na endlich! Das funktionierte heute alles wie im Drehbuch!
    Zurueck an der Krabbenfalle hatten wir 4 Keeper in dem Kaefig. Besser geht’s nicht! Eben das Dream Team bei der Arbeit. Unvergesslich dieser Tag!

    Frisch zurueck von unserem Port Hardy Trip, hatte ich den naechsten Tag frei um Boot und Angelgeraet zu saeubern und aufzuraeumen. Als ich so am naechsten Morgen um das Boot schlich, daemmerte es mir, dass ich wirklich nicht den ganzen Tag dafuer brauchen wuerde und da das Boot nun schon mal “dreckig” war, wie waere es, es dann noch einmal zu benutzen bevor das grosse Saeubern begann? Alexander war auch sofort einverstanden und so fuhren wir schon eine halbe Stunde spaeter Richtung Sooke. Wir wasserten das Boot in Sunny Shores, wo wir auch direkt vor meiner zuverlaessigsten Krabbenstelle waren. Ruck zuck war die Falle im Wasser und wir duesten durch den verwundenen Sooke Fjord bis in die Juan de Fuca Strasse. Ich hatte Otter Point im Gefuehl und da Wind und Wellen kein Problem werden sollten, bretterten wir gleich bis dahin weiter. Dort herrschte fuer einen Wochentag schon ordentlich Betrieb; aber nach den langen Fangbeschraenkungen im ersten Teil des Sommers ist es kein Wunder, dass viele Lokale und Touristen ihre Angeltrips bis jetzt in den August verschoben hatten um eine Chance auf einen schoenen Chinook-Keeper zu haben.


    Wir liessen 2 Koederfischruten an den Dowriggern ein und ich steuerte uns unter die Flotte vor dem Otter Point. Wir waren noch gar nicht richtig bequehm im Sitz da ruckte die Backbordrute schon kraeftig los und loeste aus. Ich rief auf und Alex sprang los und schnappte sich die Rute, ruckte an und blieb an etwas Kraeftigem haengen. Schnur began herauszulaufen und ich suchte nach der naechsten Luecke in der Flotte um nach aussen zu kommen. Da rief Alex ploetzlich “Fisch ist weg!”. Ah, schade! Kein ersichtlicher Grund warum; das Geraet sah vollstaendig und gut aus. Manchmal sitzt der Haken eben nicht richtig. Schnell war die Rute wieder im Einsatz und wir fuehrten unsere Schleife fort. Als naechstes ruckte die andere Rute los und trotz grosser Erwartungen bei meinem Hechtsprung zur Rute stellte sich dieser Biss als Kleinfischalarm heraus. Ich liess den kleinen Chinook im Wasser wieder frei.


    Wir sahen noch ein, zwei andere Boote Lachse haken, was uns andeutete, dass Fische vor Ort waren und auch frassen. Aber wir konnten erstmal keinen weiteren Biss verbuchen. Nach einer Stunde zog ich unsere Runde etwas weiter Richtung Westen und damit auch aus der Flotte heraus. Hier war eine sandige Strecke von ca. 30-40 m Tiefe und die Berufskrabbenfischer stellten gerne ihre Poette hier aus. Daher war ich sehr auf der Hut und nach Bojen und Markern auf Ausschau. Aber die schienen heute Ihre Strippen und Poette etwas weiter westlich ausgelegt zu haben was uns einen ordentlichen Spielplatz zum Schleppen liess. Ich liess eine unserer Ruten tiefer und keine 5 Minuten spaeter wippte diese Rute auch los. Alex liess mir den Vortritt und ich war sogleich in einen feisten Drill verwickelt. Das war ein Chinook, keine Frage. Er nahm sofort ein gutes Stueck Schnur und ich spuerte gewichtige Kopfstoesse. Wir hatten nicht vor heute einen Fisch mitzunehmen. So konnte ich den Drill in aller Ruhe geniessen. Alex machte sicher, dass wir inzwischen nicht in die Krabbenfallenschnuere reintrieben und hatte auch schon die andere Rute aus dem Weg geraeumt. Wir waren ja ein eingespieltes Team.


    Jetzt flitzte der Fisch nochmal in Bootsnaehe hin und her und konnte sich nicht entscheiden auf welcher Bootsseite er in den Kescher wollte. Dann hatte ich ihn muede und schlidderte ihn zum Boot und Alex sackte ihn im Kescher ein. Mein Kescher ist ein feinmaschiger Catch&Release-freundlicher Kescher, ohne Knoten im Geflecht. Daher sind meine Lachse, wenn die Haken nicht gerade in den Kiemen hingen, immer gute Kandidaten zum Freilassen. Ich holte ihn mit nassen Haenden kurz aus dem Kescher und Alex war mit der Kamera schon bereit. Keine 10 Sekunden spaeter war er wieder im Wasser. Wir schubsten ihn an der Schwanzwurzel noch ein paar Mal hin und her und als er kraeftig anfing zu paddeln, liess ich ihn los und er verschwand im Nu in der gruenen Tiefe.


    Mit dieser Taktik sind die Ueberlebenchancen der freigelassenen Lachse sehr hoch. Was die Chancen drastisch reduziert, ist den Fisch ins Boot auf’s Deck legen, mit trockenen Haenden befummeln um die Haken zu entfernen oder auch an den Kiemendeckeln oder nur der Schwanzwurzel hochzuheben. Immer ein Zweipunktgriff schaffen sonst nimmt der Fisch Schaden. Auch minutenlange Fotosessions sind dem Ueberleben nicht sehr foerderlich. Und ein bisschen Zeit beim Wiederbeleben neben dem Boot sollte man sich auch nehmen um dem Fisch Sauerstoff ueber die Kiemen zu spuelen. Schmeisst man einen erschoepften Fisch einfach ins Wasser, braucht er viel laenger um sich zu erholen und die Chance, das eine Robbe oder Seeloewe den hinuntertaumelnden Fisch abfasst, sind um ein Vielfaches grosser. Am besten ist natuerlich einen Fisch ueberhaupt nicht zu beruehren und ihn neben dem Boot nur abzuhaken. Fuer viele Angler hier an der Westkueste ist das selbstverstaendlich; allerdings gibt es immer wieder einige entweder vollkommen Ruecksichtslose oder komplett Ahnungslose, die den Fischen wirklich Schaden zufuegen und deren Ueberlebenschance drastisch reduzieren. Und es sind auch Guides in diesen traurigen Typenklassen!


    Wir drehten noch einige Runden um die letzte Fangstelle und hatte noch einen vielversprechenden Biss der allerdings nicht verwertet werden konnte. Ich zog dann unsere Kreise weiter vor die Kante an der Muir Creek Muendung. Dort standen wohl die kleineren Lachsarten gestapelt denn wir fingen hier viele Pinks, einige halbstarke Cohos und auch viele kleine Chinooks. Unser Koederfischvorrat schrumpfte und schliesslich mussten wir auf Blech und Plastik umstellen. Diese Koeder waren nicht ganz so beliebt, das merkte man schon, aber wir waren trotzdem noch beschaeftigt. Zum Schluss schleppten wir nochmal am Otter Point vorbei, konnten dort aber nichts mehr holen. Wir packten ein und freuten uns diesen Trip noch so kurzfristig eingeschoben zu haben – hatte Spass gemacht. Und um uns noch ein Leckerli zum Abendbrot zu geben, fanden wir neben einigen kleineren 2 Keeper-Krabben in der Falle. Ein voller Erfolg!

    Wir konnten es gar nicht glauben, dass der so lange ersehnte Sommertrip schon wieder fast vorbei war! Wenn man Spass hat, fliegt die Zeit eben nur so dahin. Ross fuhr schon am letzten Abend zurueck; als Firmeninhaber hatte er unverschiebbare Termine. Wir beschlossen den letzten Morgen schon frueh aus der Unterkunft auszuziehen um dann noch ein paar Stunden zum Angeln zu haben. Die Grundfischangelei hatten wir jetzt abgeschlossen, leider mit minimalem Erfolg, und so wollten wir nur noch etwa 3 Stunden vor dem Duval Point auf Lachs Schleppen. Carl wollte lieber alleine auf seinem Boot fischen als auf eines von unseren dazuzukommen.


    Etwa um 8:00 Uhr hatten wir alles in unsere Fahrzeuge gepackt und verliessen die Marina ein letztes Mal im Konvoi. Kurz zuvor hatten wir noch einem bekannten Angel-TV Showmaster am Dock die Hand geschuettelt; er war gerade mit seinem schicken Boot und seiner TV Crew in die Marina gekommen. Er wollte die naechsten Tage eine Show in Port Hardy drehen und benutzte dafuer die Hilfe und Unterstuetzung des Marinabesitzers, der auch Guiding Service anbot. Mal sehen was da in paar Monaten im Fischkanal gezeigt wurde!


    Es war heute morgen – natuerlich windstill – aber auch etwas nebelig. Nicht gefaehrlich dicht aber so, dass man schon etwas Umsicht walten lassen musste, besonders am gut besuchten Duval Point. Da waren schon um die 20 Boote unterwegs. Alex war natuerlich am schlafen und so setzten Dave und ich wie immer morgens nur 2 Ruten ein. Ich hielt uns absichtlich etwas von der Flotte dicht unter Land entfernt; erst einmal mochte ich im Nebel kein dicht-an-dicht Angeln und ausserdem hatte ich hier etwas ab vom Punkt am ersten Abend meinen Grossen gefangen. Dave angelte flach, ich etwas tiefer. Nicht lange und meine Rute ruckte an – und ich sofort zurueck. Fish On! Kein Riese aber ein sportlicher Fisch zum Warmwerden. Dave kescherte bald einen 9 pfuendigen Chinook. Ich wollte keinen mehr behalten, Dave wartete auf einen Groesseren, aber Carl rief uns zu ein Geschenk annehmen zu wollen. So behielten wir ihn fuer den Solokapitaen heute.


    Daraufhin fing ich Pink auf Pink – und einige wirklich stattliche Exemplare von vielleicht 7+ Pfund. Der Weltrekord fuer Pinks liegt so bei 15 Pfund aber jeder Pink ab 10 Pfund ist ein Riese. Normalerweise sind sie in der 4-7 Pfundklasse. Die hier heute waren schon ueberdurchschnittlich. Das komische an den Pinks ist, dass sie gleich nach dem Biss ersteinmal ruhig sind. Man denkt ein Shaker und kurbelt den Fisch problemlos zum Boot. Aber dann drehen die Kerle komplett durch, springen, waelzen sich, oft wickeln sie sich regelrecht im Vorfach ein. Man kann oft minutenlang neben dem Boot gar nicht identifizieren ob es wirklich ein Pink ist weil sie so flink herumsaussen und reines Chaos neben dem Boot verursachen. Ausserdem haben die wohl einen hohen Blutdruck – hast Du den Pink nicht sicher in der Fischkiste wenn Du ihn bonkst und abstichst, dann sieht Dein ganzes Boot aus wie ein Schlachtfest. Die Pinks explodieren regelrecht vor Blut!


    Dann ruckte ploetzlich Daves Rute hart an und loeste aus. Das sah nach was Ordentlichem aus! Oha, schon sang die Rolle und der Fisch riss eine Menge Schnur ab. Ich war schon dabei meine Rute herauszuholen als Dave ploetzlich stoehnend verlautete – weg! Einfach losgelassen! Schade, das sah vielversprechend aus.


    Dann ging es weiter. Dave zog es in die Masse der Boote dicht unter Land – ich weiss auch nicht warum. Wir argumentierten noch als ich aus dem Nebel ploetzlich ein Boot im Vollgas auf uns zuhalten sah. Was soll das denn!? Sekunden spaeter wurde uns klar – wieder die Fischereibehoerde. Das gibt’s doch nicht! Zwei Tage hintereinander? Diesmal ein anders gefaerbtes Boot mit 4 Mann Crew, die eine Frau kannte uns noch von gestern. Ploetzlich wurde mir etwas mulmig – ich hatte unseren Chinook, den wir fuer Carl behielten, noch nicht auf meine Lizenz eingetragen. Waehrend Dave die Fender und die Seile zum Anlegen bediente und die freundlichen Fragen beantwortete, ging ich schnell unter Deck um die Lizenzen herauszuholen und zwischen Alex’s Fuessen schrieb ich ruck-zuck den Chinook in meine Tabelle. Huh, das war knapp – die Officers schienen nichts gemerkt zu haben. Alles in Ordnung, Petri Heil an uns und schwupps waren sie wieder weg. Nochmal gut gegangen. Ich glaube zwar nicht, dass die uns das Fell ueber die Ohren gezogen haetten fuer einen fehlenden Eintrag eines Fisches der deutlich erst kuerzlich gelandet wurde, aber besser das nicht auszuprobieren.


    Erleichtert angelten wir weiter. Ploetzlich, und ohne jegliche Warnung, riss es meine Rute runter und sofort aus dem Clip! Ich musste Dave, der gerade in seiner Koederbox herumkramte, fast aus dem Weg schubsen um an meine Rute heranzukommen. Die Schnur flog schon von der noch festgestellten Rolle als ich die Rute mit Muehe aus dem Halter herausholte. Das musste was Grossen sein! Nach paar Sekunden hielt der Fisch an und drehte wohl um. Ich fing an zu kurbeln um die Spannung zu halten, kurbelte und kurbelte aber je laenger ich kurbelte desto weiter sank die Hoffnung doch noch auf Widerstand zu stossen. Weg! Das Geraet kam leer zurueck, Der Koederfisch war bis zum Kopf abgebissen, der Koederdraht total verknotet. Schade!

    Dave hatte nun auch nichts mehr dagegen, dass ich dichte Kreise um diese Stelle weiter ab vom Ufer kreiste. Hier waren Fische vor Ort, keine Frage. Und auch keine Schlechten! Jerrod funkte, dass er einen Chinook in den Teens gelandet hatte. Er war auch nicht weit weg von uns. Von Carl hoerte man nichts, aber der war auch allein und hatte wahrscheinlich die Haende voll zu tun. Als sich der Nebel mal etwas hob und die Sonne durchbrach, sahen wir wieder Jerrod live in Action und beobachteten wie er sich muehte einen guten Fisch zu keschern und gleichzeitig die Rute zu halten. “Warum laesst er denn nicht seinen Sohn helfen? Der ist 12 Jahre alt und durchaus kraeftig!?” Wir riefen ihm das zu und tatsaechlich gab er die Rute an Demario und bediente den Kescher selber. Nach ein paar Minuten konnten wir freudige Rufe vernehmen und Demario winkte uns lachend zu. Na also! Darum geht es doch wenn man seine Kinder dabei hat! Jerrod war wohl zu sehr im Kampfmodus versunken und hatte allen Anstand vergessen! Wir freuten uns fuer ihn, dass er einen produktiven Morgen hatte. Er war ja der Einzige der Truppe geblieben, der noch keine Chinooks gelandet hatte bisher. Man muss schon sagen, die Lachsgoetter hatten die Fische sehr fair auf uns alle verteilt ueber die paar Tage. Jeder von uns hatte seine Momente gehabt!


    Die Zeit wurde nun knapp und Dave wollte gerne noch eine Chance. Ich drehte uns schon Richtung Marina als Dave’s Rute wirklich nochmal loswippte. Er schlug an und meinte “Big one!”. Noch stand er nur mit der vollgekruemmten Rute da und der Fisch musste wohl erst ueberlegen was zu machen ist. Aber dann heulte die Rolle los. Ok, das war fuer mich das Zeichen das Deck klar zur Landung zu machen. Dave yahoote ein paar Mal laut auf als der Fisch nach einer kurzen Pause wieder losraste. Sogar Alexander wurde nun wach und kam an Deck. Wenn wir den landeten, wuerden wir den Trip ja so beenden wie wir ihn angefangen hatten. Dave genoss den Drill sichtlich. Wir waren auf dem offenen, tiefen Wasser, keine Boote um uns, keine Robben in Sicht – es sah gut aus fuer ein erfolgreiches Ende! Alex wollte keschern. Nach 10 Minuten brachte Dave den Fisch das erste Mal zur Oberflaeche. Vielleicht 30 m hinter dem Boot sahen wir erst den Flasher auftauchen und dann einen grossen Schwall dahinter. Jetzt zog der Fisch wieder ab – ein Ruck – und der Flasher sprang zurueck zur Oberflaeche – Fisch weg. Waassss?! Wie denn das? Dave war erschuettert und konnte es nicht glauben.


    Er brachte sein Geschirr ein und schaute sich die Montage an und meinte ploetzlich “der Angsthaken ist weg!”. Wieder ein Schnurbruch der zum Fischverlust gefuehrt hatte. So ein Mist. Ich zeigte Dave den Trick den ich benutzte um diese Schnurstelle zwischen Drilling und Angsthaken vor scharfen Zaehnen zu schuetzen. Ich benutze einen ganz duennen knallroten Schlauch den ich ueber dieses 4-5 cm Schnurstueck zog. Das hatte ich mir vor Jahren mal von einem Guide abgeguckt und hatte seit dem kaum noch Probleme mit dieser Schwachstelle am Geraet gehabt. Nun ja, das half Dave heute nicht mehr aber vielleicht fuer den naechsten Grossen! Wir packten ein und dampften demuetig zurueck.


    Am Dock beglueckwuenschten wir Jerrod und Demario zu ihren Faengen; sie hatten sogar noch einen Chinook danach freilassen muessen weil sie ihr Limit schon hatten. Carl erzaehlte uns seine Geschichte – er hatte keinen schoenen Morgen gehabt: Er hatte schon frueh einen grossen Lachs am Band gehabt und kaempfte nun solo mitten in den vielen Booten mit Steuerrad und Rute und einer zweiten Rute, die noch draussen war. Da er nicht wie ich ein zweites Steuerrad am Heck hatte, musste er fuer Kurskorrekturen immer wieder unter das Dach kriechen. Dabei verfing sich seine Rutenspitze und Schnur zwischen den Rutenhaltern auf dem Dach. Natuerlich, in diesem Moment musste der Lachs wieder losrasen und weil die Schnur nicht ablaufen konnte, zerbrach seine Lieblingsrute. Der Fisch war aber noch dran und so drillte er mit einer halben Rute. Dummerweise trieb er nun in flachere Tiefen und seine noch eingesetzte zweite Rute und das Downriggerblei schlugen auf Grund auf und hingen fest. Nun war die Kacke am dampfen! Der Fisch schwamm nun um die festhaengenden Schnuere und Kabel herum, der Fisch riss ab und Carl verlor zu guterletzt auch noch sein Downriggerblei und Koeder der zweiten Rute. Er war bedient. Nicht sehr schoenes Ende fuer ihn, aber sowas passiert schon mal.


    Zurueck in der Marina bekam er den kleineren Chinook von uns und nach ein paar Witzen und Albereien war auch seine Laune wieder hergestellt. Wir zogen unsere Boote raus, nutzten die Suesswasserabspritzstelle um das Salz von Boot und Anhaenger abzuspuelen – eine feine Einrichtung. Wir fuhren nach Port Hardy und gingen zusammen Mittagessen. Und machten uns dann auf den 6-7 stuendigen Heimweg. In Nanaimo hielten wir alle bei Cabelas Outdoor Store an um die Koederverluste zu ersetzen und verteilten dann aus Carls Tiefkuehltruhe unsere Fischpakete um dann jeder in seine Heimatgefilde zu fahren. War wieder ein gelungener Trip mit vielen Erinnerungen und neuen und anderen Highlights als angenommen. Man weiss halt nie wie es kommt und das macht das Ganze ja auch so spannend!

    Fuer den vierten Tag konnten wir uns auf kein einheitliches Programm einigen. Jerrod wollte unbedingt nochmal zum Daphne Point um seinem entkommenden Tyee hinterherzujagen. Carl fand das unsinnig und wollte wieder im Gordon Channel paar neue Stellen auskundschaften. Ich haette lieber nochmal auf Heilbutt probiert aber die Stroemung sollte nun schon recht unerbittlich sein. Am Morgen hatte jedenfalls erst einmal Alexander viel Spass. Die Marina lag in einer recht tiefen Bucht und unser Echolot hatte die Wassertiefe an meinem Slip auf 23 m geclockt. Da ich zwei Krabbenfallen mitgebracht hatte, einen stationaeren Kaefig und eine aktive Klappfalle, hatten Alex und ich beschlossen es mal direkt unter dem Boot ueber Nacht zu versuchen. 20-30 m war eine perfekte Tiefe im Sommer. Und der Schlachttisch direkt nebenan sollte doch allerlei Viehzeug anlocken. Alexander und Demario hatten an den vergangenen Tagen schon einiges Krabbengetier mit der Klappfalle hochgezogen. Heute morgen holte Alexander die Kaefigfalle hoch und die war vollgestopft mit vielen Krabben aller Arten. Allerdings waren alle entweder zu klein oder Weibchen oder eine zugewanderte Art die nicht zu geniessen war und vernichtet werden sollte. Mit der Klappfalle fing Alex dann doch tatsaechlich sogar noch einen Fisch; einen Ratfish (Meerkatze). Super niedlich; in Alex’ Hand sah der aus wie ein begossener Hundewelpe.


    Heute sollte es bedeckt und sogar nass werden. Aber wieder keine Welle auf dem Ozean. Wir fuhren mit Jerrod zum Daphne Point waehrend die Therapy in den Gordon Channel dueste. Wir drehten wieder unsere bekannte Schleife um den bekrauteten Felsvorsprung. Heute war hier aber tote Hose; wir sahen auch kein anderes Boot nach dem Kescher greifen oder in Aktion treten. Nicht mal Pinks oder Shaker. Nach einer Stunde schlug ich vor mal die offene Seite der Masterman Islands zu erkunden. Dave war einverstanden. Jerrod blieb am Platz. Als wir die Inselgruppe fast umrundet hatten, fingen beide Ruten an zu ruckeln. Leider nur zwei kleine Felsenbarsche. Aber wenigstens half das uns die vielen Signale auf dem Echolot zu deuten. Als wir auf der Insel-Aussenseite ankamen, fuhren da schon 3-4 Boote auf und ab. Die fuhren recht dicht an der Felskante entlang. Es schien da schnell tief zu werden. Wir schlugen den gleichen Takt an und tatsaechlich war hier eine steile Kante bis auf 50m Tiefe. Die Stroemung war jetzt noch nicht allzu schnell und wurde weniger aber wenn hier die volle Flut kam, wuerde man hier an der Kante nur so vorbeisaussen.


    Mal sehen ob jetzt hier was ging; irgendetwas mussten ja die anderen Kapitaene wissen. Am unteren Ende der Strecke wurden wir von einem flacheren Riff ueberrascht welches nicht auf der Karte vermerkt war. Gott sei Dank kamen die Downriggerbleie nach anfaenglichem Zoegern doch wieder los und wir kamen mit dem Schrecken davon. Zeigte mal wieder, blindes Vertrauen in die Technik ist nicht ratsam. Ich machte gleich ein paar Marker am GPS. Es fing jetzt an zu regnen. Um mal etwas Anderes zu probieren, ging ich mit meinem Koeder auf 33 m runter. Und sofort hatte ich Kontakt – ein kleiner Chinook packte zu. Hm, Zufall oder waren die Fische hier etwa tiefer? Ich blieb bei der Tiefe und meine Rute blieb aktiv. Alles nur Kleingemuese, auch ein paar kleine Barsche dabei. Dave war von meiner Strategie noch nicht ueberzeugt und blieb noch bei 17 m. Es ging nun schon auf den Stroemungsstillstand zu und ich drehte das Boot gerade wieder fuer einen neuen Anlauf auf die Strecke, als ich wieder mal einen kurzen Ruck an meiner Rutenspitze sah. Dann nichts mehr. Ha, entweder hing nun ein Winzling dran oder der Koederfisch war schon ruiniert. Ich wollte gerade die Rute aufnehmen um einzuholen, da ruckte es wieder zweimal – wieder zaghaft. Ich nahm die Rute und ruckte halbherzig zurueck. Ich fuehlte kurz Widerstand und dann nichts mehr. Sehr komisches Getue. Ich drehte den Downrigger auf Einholen und hielt die Rute einfach in der Hand waehrend der Stroemungsdruck das Geschirr langsam an die Oberflaeche drueckte. Nach vielleicht 30 Sekunden riss es ploetzlich an der Rute und ich musste nachfassen um die Rute nicht saussen zu lassen. Nanu? Das war kein kleiner Fisch der jetzt hier wegwollte! War der nun schon seit den ersten Rucken drangewesen oder hatte er erst beim Hochholen gebissen? Wer weiss schon!? Ich verlor jedenfalls erstmal eine Menge Schnur und fuehlte auch ein paar ordentliche Kopfstoesse.


    Dave war schon flink dabei das Deck am raeumen. Er wusste, dass ich jeden weiteren Fisch wieder freilassen wuerde oder ihm anbieten wuerde und als die ehrlose Seele die er ist, hatte er kein Problem mit geschenkten Fischen. Der Fisch wuerde also in seine Truhe wandern und er war daran interessiert, dass der Fisch auch ins Boot kam. Nach der ersten langen Fluch spuerte ich ploetzlich einen harten Ruck und dann kam ein kurzer Moment, der sich anfuehlte als ob der Fisch weg waere. Ich kurbelte rasend und wollte gerade losfluchen als die Schnur ploetzlich wieder stramm wurde und ich maechtige Wuchten spuerte. “Das ist aber ein seltsames Gebahren, von Anfang an schon!”, meinte ich kopfschuettelnd. Mein Gegner schien an Kraft zu gewinnen statt zu verlieren. Ich konnte nur mit maximaler Kraft ein paar Meter gewinnen und verlor viel mehr wenn der Fisch wieder abzog. Dave musste dem Fisch hinterherfahren. War das endlich mein Tyee? Jetzt wurde ich auch langsam nervoes – so einen schweren Fisch hatte ich seit Jahren nicht mehr gedrillt. Hoffentlich hielt das Geraet.


    Nach 15 Minuten hatten wir immer noch nichts vom Fisch gesehen. Er konnte aber nicht mehr weit weg sein, Dave hatte uns fast ueber den Fisch gefahren, aber er sass tief. Wieder pumpte ich den Fisch Stueck fuer Stueck und vielleicht nach 20 Minuten Drillzeit kam er nun endlich das erste Mal hoch. “Ach!” und “Was?” entfuhr es uns beiden. Der war wahrlich kein Riese! Wie konnte der nur so ziehen? Das Raetsel loeste sich bald. Wir konnten erkennen, dass die Schnur nicht aus dem Maul kam sondern von der Brustseite des Fisches. Der Haken hing genau zwischen den Brustflossen. Der Moment, der sich wie der Verlust des FIsches angefuehlt hatte, war wohl der Moment gewesen an dem der Haken vom Maul loskam aber dann an der Brustgegend gefasst hatte. Scharfe Haken! Na das konnte ja noch lustig werden mit der Landung. Ich konnte den Fisch naemlich nicht ganz an das Boot heranzerren. Durch den Schnurwinkel von unten kam der Fisch nicht Kopf-zuerst zum Netz und drehte immer wieder ab bevor Dave zulangen konnte. Das ging bestimmt ein Dutzend Mal so und wir wussten nicht was wir noch machen konnten. Irgendwann bald wuerde der Haken aus der Haut ausreissen. Dave zog den Teleskopstiel des Keschers voll aus, ich gab alles was die Rute und Schnurstaerke hergab und endlich – halb ins Wasser fallend – konnte Dave den Burschen einsacken. Das war mindestens eine halbe Stunde Drill gewesen, und auf Biegen und Brechen. Ich war echt kaputt und vor mir lag vielleicht ein 14 Pfuender! Wir grinsten uns an und schuettelten nur die Koepfe.


    Ich meldete den Fang bei unseren Freunden um ihnen vielleicht einen Stellungswechsel vorzuschlagen, bekam allerdings von der Therapy eine freudige Rueckmeldung, dass Ross gerade einen mitte 20 Pfund Chinook am Castle Point gelandet hatte. Ha, na wer sagt’s denn! Das waere ja unser groesster Lachs bisher auf diesem Trip. Und Ross goennten wir alle einen guten Fisch, war er doch bisher trotz aller Geduld noch weitgehend leer ausgegangen.


    Wir drehten nun eifrig weitere Runden und auch Dave rutschte mit seinem Koeder eine Etage tiefer. Aber es waren viele laestige Kleinlachse vor Ort und wir gingen durch eine Menge Koederfische. Ich stellte letztlich auf ein glow-weisses Squidimitat um und liess das wieder auf 30 m runter. Ich wollte mich gerade hinsetzen als meine Rute hart ruckte, ausloeste und sich tief verbog. Ich sprang hin und schnappte mir die Rute und ruckte an. “Das ist ein Guter!”, ich spuerte unwilliges Kopfschuetteln und nun setzte der Fisch zur Flucht an und …. Schnur wurde schlapp. Waaassss? Gibt’s doch gar nicht! Warum? Als ich das Geraet eingeholt hatte, fehlte der Koeder. Vorfach einfach durch. Ich benutze 40 Pfund Mono und das reisst nicht so einfach durch. Entweder das Vorfach hatte von vorherigen Nutzungen schon ein paar unbemerkte Schadstellen gehabt oder es hatte ganz dumm zwischen den Lachszaehnen gelegen und war so durchgerieben worden. Wie auch immer, es war aergerlich einen guten Fisch so zu verlieren. Das Glueck, was mir noch beim letzten Fisch so hold gewesen war, hatte sich hier komplett versteckt.


    Es fing dann eine Weile moerderisch an zu schuetten und wir wollten bei den regelmaessigen Kleinfischbissen gar nicht unter dem Dach vorkommen. Wir beschlossen die Kleinlachse zu verlassen und zum Castle Point, zur Therapy, zu verlegen. Jerrod auf der MyTyee war mangels Erfolg am Daphne Point auch einverstanden. Wir dampften durch die jetzt nebelige, verwolkte Inselwelt zum Castle Point und gesellten uns dort zu ein paar anderen Booten und der Therapy. Ross zeigte uns stolz seinen Brocken. Und da war noch ein anderes Objekt fuer unsere Neugier; ich dachte ja ich haette schon alles gesehen beim Angeln aber was hier aus dem Nebel vor uns auftauchte, sprengte alle Vorstellungen vom Lachsangeln. Da kreuzte neben uns ploetzlich eine vielleicht 25 m Jacht; zwei abgedeckte Beiboote oben drauf, die wahrscheinlich so gross waren wie mein Boot. Hinten 3 Downrigger dran, die Angler taten so als waere das das Normalste der Welt. In der Lounge hinten sah man einen riessigen Flachbrett-TV laufen – tja, falls das Angeln langweilig wurde, schaut man sich eben einen Film ab dabei…. Was es alles gibt!


    Was es nicht gab waren Fische. Es war absolut tot hier. Nach einer Stunde brachen wir ab und fuhren alle zum Pilken zum Alex Rock. Es war aber keine gute Pilkzeit denn die Stroemung war hart und wir bezahlten unseren Mut mit einigen Koedern. Die Ruten waren aber trotzdem regelmaessig krumm; leider waren keine Gross-Lings dabei. Dafuer aber Felsenbarsche der Megaklasse. Ich glaube, bis auf Snapper, die eine eigene Klasse unter den Felsenbarschen bildeten, hatte ich noch nie so grosse Barsche gesehen. Dave und Alex fingen etliche um die 60 cm lang, vornehmlich Schwarze Felsenbarsche. Alex mit seiner leichteren Pilkrute hatten einen Riesenspass an dieser Angelei. Ich war wiederum mit der Umkehrmethode voll beschaeftigt. Als der Regen wieder hart einsetzte, brachen wir auch dieses Unterfangen ab. MyTyee und Therapy wollten am Duval Point nochmal auf Lachs versuchen. Ich war noch auf Heilbutt scharf und so suchten wir uns eine vielversprechende sandige Bucht, die etwas abseits der Hauptstroemung war. Auf dem Weg dahin fuhren wir durch einige winzige Kanaele und Meeresengen zwischen den unzaehligen Inseln – hier war man in einer anderen Welt; nur von Adlern und Meerestieren umgeben und scheinbar unberuehrter Wildnis. Wir tuckerten langsam durch diese fantastische Natur und stoppten noch mal hier und da und liessen die Pilker hinab. Wir fingen wieder etliche Barsche, ein paar Greenlings und auch paar kleinere Lings. Aber nichts mehr fuer die Fischkiste. War trotzdem zauberhaft in so einer Umgebung zu angeln.


    Dann liessen wir uns an der neuen Heilbuttstelle treiben. Tatsaechlich war die Stroemung hier sehr ertraeglich, fast schon zu lahm. Ein paar Haie knabberten an unseren Koedern und hielten uns wach. Im Hintergrund konnten wir wieder Wale und Delfine atmen and prusten hoeren. Dann kam ploetzlich aus dem Nichts ein grosses Schlauchboot auf uns zu. Whale Watcher? Nee, dafuer waren zu wenig Menschen an Bord. Doch nicht etwa….doch, Fischereibehoerde! Hier in der Wildnis? Wow! Ich angle schon seit 17 Jahren hier in BC und bin auf dem Wasser noch nie kontrolliert worden, obwohl ich von solchen Kontrollen schon gehoert hatte. Passieren viel zu selten! Die legten bei uns an, waren freundlich aber bestimmt, wollten unsere Fischkiste sehen – hatten ja meinen Chinook drin. Unsere Angellizenzen und schauten auch nach, ob ich meinen Chinook eingetragen hatte. Da wir jetzt auf Grundfisch angelten, konnten wir Koeder mit Widerhaken verwenden aber da wir ja offensichtlich schon auf Lachs geangelt hatten heute, wollten sie den verwendeten Koeder sehen – und sie checkten jede Hakenflunke! Alles klar, alles in Ordnung, und sie duesten wieder ab. Na das war ja mal eine ganz neue Erfahrung!


    Wir drifteten noch eine Weile ohne Erfolg und stoppten dann auf dem Heimweg noch fuer eine kurze Schleife am Duval Point. Dave fing noch 2 fette Pinks, die er einsackte. Dann war dinner time! Am Abend kam noch einer der bekannten Guides auf ein Bier bei uns vorbei. Er berichtete, dass er momentan bis kurz vor Rivers Inlet an die Festlandskueste fuhr um regelmaessig Chinook zu fangen und alle seine Grundfische kamen von mehreren Meilen offshore. Ich fragte ihn direkt wo er lokal hier im Moment Heilbutt angeln wuerde. Er sagte er wuerde es gar nicht erst versuchen; falsche Gezeiten. Da hatten wir es! Es lag gar nicht an uns. Dumm gelaufen. Er war aber ueberrascht, dass wir relativ gute Chinookfaenge vor der Haustuer produzierten. Da hatte er sogar noch was von uns gelernt! Wir hatten nur noch einen Morgen vor der endgueltigen Abfahrt. Wind sollte wieder nicht existieren – unfassbar!