Tag 3
Der letzte unser 3 Angeltage stand an und es wurde klar, dass Wind und Wellengang auch heute kein Erbarmen haben wuerden. Die aelteren Jungs wollten wieder bei mir mitfahren weil sie vermuteten, dass nun wieder mein Boot heiss laufen wuerde und sie sich nicht wieder selber von der Action auswechseln wollten. Wir duesten wieder in aller Fruehe bis vor die offene Kueste. Es war heute nicht sonnig/windig sondern bedeckt und auch wenig Wind. Die See war aber noch von den vergangenen Tagen aufgewuehlt – es bedarf schon einer kleinen Weile Ruhe bis sich der grosse Pazifik beruhigt. Ich fuhr uns zu der ersten Bucht mit Sandstrand direkt hinter dem Leuchtturm. Hier drehte schon ein anderes Boot seine Runden. Ich liess die Jungs den Squidkoeder und Blinker sehr flach stellen und schleppte bis ganz dicht unter Land. Frueh morgens noch im Halbdunkeln ziehen die Lachse gerne sehr dicht am Land um zwischen Klippen und Pflanzen zu jagen. Bedecktes Wetter hilft oft um die gedimmten Lichtverhaeltnisse noch laenger herauszuzoegern und die morgendliche Beisszeit zu verlaengern.
Die erste Runde passierte nichts aber ich sah eine Menge vielversprechende Signale auf dem Echolot. Bei der zweiten Runde ruckte die Blinkerrute los und loeste kurz Aufregung auf dem Boot aus aber Ricardo brachte nur einen kleinen Felsenbarsch ans Boot. Die Koeder waren in Grundnaehe – das passte. Da nun Alec an der Reihe war, legte sich Ricardo gleich mal unter Deck zum Schlafen. Ich zog die Schleife bis dicht an eine Felsinsel, die die Bucht zum Norden hin begrenzte. Hier war 20m tiefes Wasser bis dicht an den Felsen heran. Da musste doch ein Raeuber entlang ziehen, dachte ich. Es roch nach Fisch! Aber es tat sich nichts. Ich drehte gerade von der Klippe weg und der Boden fiel schon ab als ploetzlich die Squidrute hart anruckte, dann gleich ausloeste und wild zurueckgerissen wurde. Oh jaaaa! Alec sprang wie vom Stromschlag getroffen auf und riss die Rute an sich. Der hing!
Und das es ein guter Fisch war wurde gleich klar als er mal eben so 50 m Schnur von der Rolle riss. Alec grinste von Ohr zu Ohr – auf diesen Moment hatte er seit 2 Tagen gewartet. In der Bucht waren wir etwas von dem Wellengang weiter draussen geschuetzt und so waren die Bedingungen fuer eine Grossfischlandung nicht schlecht. Das einzig andere Boot in unserer Bucht war gerade am anderen Buchtende und keine Gefahr fuer unseren Drill. 2, 3 gute Fluchten legte der Fisch hin und machte sich dadurch schoen muede. Alec fing die Fluchten gut ab und holte sich zwischendrin immer wieder ordentlich Schnur zurueck. Die grosse Frage war: “wie gross ist der Lachs?”. Wuerde er mehr als 23 Pfund haben? Wenn nicht, ging er auf jeden Fall wieder zurueck. Wir hatten genug Lachsfleisch auf Eis. Es ging nur noch um den Spass und den Titel. Zu gern haette Alec seinem Bruder den Titel noch am letzten Tag abgeknoepft. Ricardo wachte auf und kam heraus zum Helfen. Nach einer Weile brachte Alec den Fisch naeher ans Boot. Ich sah einen silbernen Schatten seitlich vom Boot – der war schoen aber keine 20. Schade.
Der Fisch machte noch ein paar Kapriolen dicht am Boot, war aber insgesamt schon ausgedrillt. Ricardo sackte ihn bald mit dem Kescher ein. Ein kurzes Erinnerungsfoto und schon verschwand das Silberpaket wieder im Meer. Alec war zufrieden. Es war ein ordentlicher Fisch der gut gekaempft hatte. Seine Anglerehre war wiederhergestellt, wenn es auch nicht fuer den Titel gereicht hatte. Aber vielleicht kam ja noch mehr und noch Groesseres heute morgen! Wir wiederholten die Schleife. Allerdings aenderten sich die Bedingungen nun sehr schnell. Die Gezeiten drueckten nun eine ganze Menge Treibgut in die Bucht und besonders an die Stelle vor der faengigen Klippe. Es war super nervig und wir mussten alle paar Minuten die Leinen hochholen um Kraut abzupfluecken. Am Ende hatten wir die Koeder kaum noch im Wasser und wir brachen diese Strategie ab. Schade wirklich, denn ich bin mir sicher wir haetten noch ein oder zwei Lachse dort fangen koennen wenn wir die Stelle nur haetten ordentlich befischen koennen. Wir schleppten um die Felsinseln herum zu der zweiten kleinen Bucht, die schon so faengig gewesen war in den letzten beiden Tagen. Dort war Ian’s Boot unterwegs von denen wir noch gar nichts gehoert hatten. Auf dem Weg dahin hatten wir noch einen guten Biss den wir aber verpassten. Ein weiterer hing aber es war nur ein kleinerer Chinook.
Dann schleppten wir eine Weile neben Ian entlang. Aber auf beiden Booten passierte nichts. Als ich mal eine besonders aggressive Passage an einer Klippe machte, ruckte die Squidrute los und etwas riss auch kraeftig zurueck. Bald kam ein kleinerer aber fuerchterlich aergerlicher Ling an die Oberflaeche den wir wieder unbeschadet abhakten. Ich wollte heute wenn ueberhaupt nur Butt mitnehmen. Da sich anscheinend heute keine hungrigen Lachse in dieser kleinen Bucht herumtrieben, beschloss ich nun einmal weiter rauszuschleppen. Hier bekamen wir nun wieder die volle Gewalt des Pazifiks zu spueren. Es war super ungemuetlich, besonders in die kurzfrequentigen Wellen hineinzufahren. Aber wir bekamen ploetzlich Leben in die Ruten. Ricardo und Alec fingen ein paar kleinere Chinooks und auch 1 oder 2 Cohos. Alles wurde wieder freigelassen aber die Jungs hatten Spass mit ein bisschen mehr Action. Ian funkte rueber, dass er mit den Juengeren die letzten 1-2 Stunden noch mal Pilken gehen wollte. Nun diskutierten wir auch. Pilken war immer ein Thema und die Chance auf einen kapitalen Ling bestand. Ich wollte noch Butt und hatte auch noch nicht ganz die Grosslachse abgeschrieben. Es waere nicht das erste Mal, dass ich noch in letzter Sekunde einen Cupgewinnerfisch gefunden haette.
Wir beschlossen es weiter draussen auf Butt zu versuchen, beim Driften mit schwerem Geschuetz. Dafuer wollte ich ungefaehr die 70m Kontour erreichen. Wir holten alles rein und machten uns fertig fuer eine wirbelsaeulenschaedigende 30 minuetige Tour weiter raus. Es war wirklich kein Spass gegen diese Wellen anzufahren. Interessanterweise wurde das Wasser ruhiger je tiefer das Wasser wurde. Die Wellen tuermten sich wohl erst richtig auf als sie auf den ansteigenden Boden vor der Kueste trafen. Ich hielt bei ca. 60 m an, das musste reichen. Es waren hier einige Rinnen und Huegel auf dem Plotter zu sehen – eine typische Chicken Range – Jagdgruende der jugendlichen Heilbutte. Hier faengt man normalerweise kleinere Butt so um die 20 Pfund. Allerdings waren immer mal wieder Ausnahmen moeglich. Es bestand also eine reelle Chance Owen’s 23 Pfund Chinook hier zu toppen und obendrein noch meinen Buttbedarf in der Kueche zu decken. Die Angelbedingungen hier draussen waren gar nicht so uebel. Wir hatten eine 2-3 m hohe Duenung aber die kam hier mehr geordnet und regelmaessig von einer Richtung. Die Drift war perfekt etwa 1 km/h was es uns erlaubte das unbekannte Terrain abzuklopfen aber den Koeder immer sicher in Grundnaehe zu halten.
Ich hatte eine Menge Flossen und Bachlappenreste der gestrig gefangenen Lachse also Koeder mit. So bestueckten wir zwei Buttruten und liessen die Koeder am 500 oder 1000g Blei runter. Und wir fanden wohl gleich eine gut bewohnte Strecke. Es kamen regelmaessig Bisse von Felsenbarschen und kleineren Lings. Auch ein grosser Dornhai sprang einmal an Alec’s Rute und liess uns fuer einen Moment auf Butt hoffen. Dann riss es wieder kraeftig an Ricardo’s Rute und er vermeldete die typischen Buttstoesse beim Drill. Tatsaechlich brachte er einen etwa 17 pfuendigen Butt hoch den ich liebend gerne in die Fischkiste packte. Die Hoffnung auf einen Cupgewinnerfisch wuchs. Die Jungs hatten das alles gut im Griff als wir so schaukelnd dahin drifteten und so legte ich mich mal ein bisschen auf’s Ohr. Nach vielleicht einer halben Stunde wurde ich von Laerm auf dem Deck geweckt. Alec lief aufgeregt herum und suchte etwas in allen Stauraeumen. Den Gimbalguerten fuer Ricardo, meinte er als ich fragte, Ricardo haette einen Monsterbutt am Haken. Waaassss? Ich schoss aus der Kajuette und da stand Ricardo mit der vollgespannten schweren Buttrute und verlor gerade ein Stueck Schnur an seinen Gegner. Er stoehnte und meinte das waere der groesste Fisch den er je am Haken gehabt hatte.
Oh nein, sagte ich laut, wenn das stimmte dann waere der Fisch zu gross zum Behalten. 126 cm war dieses Jahr das Butt-Maximalmass. Aber fuer den Mones Cup muesste es doch trotzdem qualifizieren, diskutierten die beiden. Jetzt konnte Ricardo nicht mehr und uebergab die Rute an Alec. Auch der stoehnte bald. Was fuer ein Monster war das denn? Ich dachte an meinen 150 Pfund Butt in Port Hardy vor paar Jahren. Der war auch schwer und hartnaeckig gewesen, aber das hier? Der Fisch schien alle paar Sekunden mal nachzulassen und Alec konnte ein Stueck Schnur gewinnen aber dann kam der Konter und ein Stueck Schnur war wieder weg. Ich funkte Ian an und liess sie wissen, dass Owen’s Titel in Gefahr war. Da schnappte ploetzlich die Rute zurueck und Alec fiel fast rueckwaerts um. Wassss? Neiiin! Weg! Alec holte enttaeuscht hoch. Na da soll doch!? Das Blei am Seitenarm war abgerissen. Ich fragte die beiden ob das wirklich ein Fisch gewesen war oder ob es auch ein Haenger gewesen sein koennte. Hmm, beide waren sich nicht mehr so sicher. Aber es hatte doch Schnur genommen, meinte Alec. Ich wiess auf die 2-3m hohe Duenung. Das machte Sinn. Die beiden hatten minutenlang mit Vancouver Island gekaempft. Wir lachten und hatten einen Spass an allerlei weitergesponnenen Fantasien. Ich vermeldete “Abriss” ueber Funk zu Ian und hoerte noch im Hintergrund ein lautes Jubeln. Diese Bengel sollten sich mal noch nicht zu sicher fuehlen. Noch war alles drin!
Wir konnten aber keine weiteren Butte erwischen und waren wohl inzwischen auch ueber Brachland denn die Bisse ebbten ab. Ich surfte uns zurueck vor die Kueste und dort schleppten wir die letzten 2 km mit den Wellen zurueck zum Leuchtturm. Hier kam wieder Leben in die Lachsruten und es bissen in Regelmaessigkeit wieder kleinere Chinooks bis vielleicht 8 Pfund und auch der eine oder andere Coho. Dann hatte Alec mal was Schwereres am Haken und brachte einen kleinen Butt hoch. Klasse der ging mit! Ricardo verpasste ein paar Bisse/Fische und hatte dann noch einen harten Biss der gleich etwas Schnur abriss. Vielleicht doch noch ein letzte-minute Grosslachs? Jetzt ging aber auch alles schief; der Fisch schwamm in die andere Schnur und verwickelte sich wild. Wir brauchten mehrere Minuten um das zu loesen, waehrend der Fisch noch weit draussen war. Ich war eigentlich sicher der Fisch waere nun laengst weg weil ich keinen Zug beim Enttueddeln gespuert hatte. Aber nein, die Rute war noch krumm aber keine Gegenwehr. So pumpte Ricardo das Etwas heran und siehe da ein schoener Butt von ca. 20 Pfund tauchte hinter dem Boot auf. Was?? Der Blinker war mindestens 10 m ueber Grund gelaufen – das war sehr ungewoehnlich. Aber der Blinkerhaken hing ganz knapp in der Lippe und als ich gerade das Gaff schwang, ruckte der Butt sich los und tauchte ab. Sch….! So knapp! Sehr schade.
Die letzten Minuten verannen und wir packten am Leuchtturm ein. Es sollte nicht mehr gewesen sein. Die Jungs waren aber mit ihrem Schicksal versoehnt auch wenn der Stachel sass, dass die Juengeren dieses Mal eindeutig besser abgeschnitten hatten. Aber Alec hatte heute noch einen schoenen Lachs gefangen. Ricardo den besten Butt und beide hatten sich fuer paar Minuten als Faenger eines Monsterbuttes gewaehnt und Owen noch mal kurz um seinen Gewinn zittern lassen.
Ich schnitt den beiden Butten noch die Filets von den Rippen und auch noch von einem mittleren Ling den Alex behalten hatte da er den Pilker voll inhaliert hatte. Alex hatte wohl wieder besonders erfolgreich gepilkert auf Ian’s Boot. Er und Ricardo waren die Ling Kings des Trips. Owen gewann die Trophaee knapp vor seinem Vater und Alec hatte seine Traumforellen gefangen. Man kann’s doch nicht besser arrangieren. Bei Abreise am Freitag waren Owen's und Ian's Fische immer noch in den Top 10 seit Resortoeffnung. Was allerdings noch nicht so lange her war und mit fortgeschrittener Saison werden die Lachse immer grosser werden und ihre Bestmarken werden bald verschwinden. Aber sie waren stolz auf ihre Faenge und das konnten sie auch sein! Nur ich hatte kaum eine Rute in der Hand gehabt. Aber das machte mir gar nichts! Meine Zeit kommt noch diesen Sommer.