Beiträge von cohosalmon

    Tag 3
    Der letzte unser 3 Angeltage stand an und es wurde klar, dass Wind und Wellengang auch heute kein Erbarmen haben wuerden. Die aelteren Jungs wollten wieder bei mir mitfahren weil sie vermuteten, dass nun wieder mein Boot heiss laufen wuerde und sie sich nicht wieder selber von der Action auswechseln wollten. Wir duesten wieder in aller Fruehe bis vor die offene Kueste. Es war heute nicht sonnig/windig sondern bedeckt und auch wenig Wind. Die See war aber noch von den vergangenen Tagen aufgewuehlt – es bedarf schon einer kleinen Weile Ruhe bis sich der grosse Pazifik beruhigt. Ich fuhr uns zu der ersten Bucht mit Sandstrand direkt hinter dem Leuchtturm. Hier drehte schon ein anderes Boot seine Runden. Ich liess die Jungs den Squidkoeder und Blinker sehr flach stellen und schleppte bis ganz dicht unter Land. Frueh morgens noch im Halbdunkeln ziehen die Lachse gerne sehr dicht am Land um zwischen Klippen und Pflanzen zu jagen. Bedecktes Wetter hilft oft um die gedimmten Lichtverhaeltnisse noch laenger herauszuzoegern und die morgendliche Beisszeit zu verlaengern.


    Die erste Runde passierte nichts aber ich sah eine Menge vielversprechende Signale auf dem Echolot. Bei der zweiten Runde ruckte die Blinkerrute los und loeste kurz Aufregung auf dem Boot aus aber Ricardo brachte nur einen kleinen Felsenbarsch ans Boot. Die Koeder waren in Grundnaehe – das passte. Da nun Alec an der Reihe war, legte sich Ricardo gleich mal unter Deck zum Schlafen. Ich zog die Schleife bis dicht an eine Felsinsel, die die Bucht zum Norden hin begrenzte. Hier war 20m tiefes Wasser bis dicht an den Felsen heran. Da musste doch ein Raeuber entlang ziehen, dachte ich. Es roch nach Fisch! Aber es tat sich nichts. Ich drehte gerade von der Klippe weg und der Boden fiel schon ab als ploetzlich die Squidrute hart anruckte, dann gleich ausloeste und wild zurueckgerissen wurde. Oh jaaaa! Alec sprang wie vom Stromschlag getroffen auf und riss die Rute an sich. Der hing!


    Und das es ein guter Fisch war wurde gleich klar als er mal eben so 50 m Schnur von der Rolle riss. Alec grinste von Ohr zu Ohr – auf diesen Moment hatte er seit 2 Tagen gewartet. In der Bucht waren wir etwas von dem Wellengang weiter draussen geschuetzt und so waren die Bedingungen fuer eine Grossfischlandung nicht schlecht. Das einzig andere Boot in unserer Bucht war gerade am anderen Buchtende und keine Gefahr fuer unseren Drill. 2, 3 gute Fluchten legte der Fisch hin und machte sich dadurch schoen muede. Alec fing die Fluchten gut ab und holte sich zwischendrin immer wieder ordentlich Schnur zurueck. Die grosse Frage war: “wie gross ist der Lachs?”. Wuerde er mehr als 23 Pfund haben? Wenn nicht, ging er auf jeden Fall wieder zurueck. Wir hatten genug Lachsfleisch auf Eis. Es ging nur noch um den Spass und den Titel. Zu gern haette Alec seinem Bruder den Titel noch am letzten Tag abgeknoepft. Ricardo wachte auf und kam heraus zum Helfen. Nach einer Weile brachte Alec den Fisch naeher ans Boot. Ich sah einen silbernen Schatten seitlich vom Boot – der war schoen aber keine 20. Schade.


    Der Fisch machte noch ein paar Kapriolen dicht am Boot, war aber insgesamt schon ausgedrillt. Ricardo sackte ihn bald mit dem Kescher ein. Ein kurzes Erinnerungsfoto und schon verschwand das Silberpaket wieder im Meer. Alec war zufrieden. Es war ein ordentlicher Fisch der gut gekaempft hatte. Seine Anglerehre war wiederhergestellt, wenn es auch nicht fuer den Titel gereicht hatte. Aber vielleicht kam ja noch mehr und noch Groesseres heute morgen! Wir wiederholten die Schleife. Allerdings aenderten sich die Bedingungen nun sehr schnell. Die Gezeiten drueckten nun eine ganze Menge Treibgut in die Bucht und besonders an die Stelle vor der faengigen Klippe. Es war super nervig und wir mussten alle paar Minuten die Leinen hochholen um Kraut abzupfluecken. Am Ende hatten wir die Koeder kaum noch im Wasser und wir brachen diese Strategie ab. Schade wirklich, denn ich bin mir sicher wir haetten noch ein oder zwei Lachse dort fangen koennen wenn wir die Stelle nur haetten ordentlich befischen koennen. Wir schleppten um die Felsinseln herum zu der zweiten kleinen Bucht, die schon so faengig gewesen war in den letzten beiden Tagen. Dort war Ian’s Boot unterwegs von denen wir noch gar nichts gehoert hatten. Auf dem Weg dahin hatten wir noch einen guten Biss den wir aber verpassten. Ein weiterer hing aber es war nur ein kleinerer Chinook.


    Dann schleppten wir eine Weile neben Ian entlang. Aber auf beiden Booten passierte nichts. Als ich mal eine besonders aggressive Passage an einer Klippe machte, ruckte die Squidrute los und etwas riss auch kraeftig zurueck. Bald kam ein kleinerer aber fuerchterlich aergerlicher Ling an die Oberflaeche den wir wieder unbeschadet abhakten. Ich wollte heute wenn ueberhaupt nur Butt mitnehmen. Da sich anscheinend heute keine hungrigen Lachse in dieser kleinen Bucht herumtrieben, beschloss ich nun einmal weiter rauszuschleppen. Hier bekamen wir nun wieder die volle Gewalt des Pazifiks zu spueren. Es war super ungemuetlich, besonders in die kurzfrequentigen Wellen hineinzufahren. Aber wir bekamen ploetzlich Leben in die Ruten. Ricardo und Alec fingen ein paar kleinere Chinooks und auch 1 oder 2 Cohos. Alles wurde wieder freigelassen aber die Jungs hatten Spass mit ein bisschen mehr Action. Ian funkte rueber, dass er mit den Juengeren die letzten 1-2 Stunden noch mal Pilken gehen wollte. Nun diskutierten wir auch. Pilken war immer ein Thema und die Chance auf einen kapitalen Ling bestand. Ich wollte noch Butt und hatte auch noch nicht ganz die Grosslachse abgeschrieben. Es waere nicht das erste Mal, dass ich noch in letzter Sekunde einen Cupgewinnerfisch gefunden haette.


    Wir beschlossen es weiter draussen auf Butt zu versuchen, beim Driften mit schwerem Geschuetz. Dafuer wollte ich ungefaehr die 70m Kontour erreichen. Wir holten alles rein und machten uns fertig fuer eine wirbelsaeulenschaedigende 30 minuetige Tour weiter raus. Es war wirklich kein Spass gegen diese Wellen anzufahren. Interessanterweise wurde das Wasser ruhiger je tiefer das Wasser wurde. Die Wellen tuermten sich wohl erst richtig auf als sie auf den ansteigenden Boden vor der Kueste trafen. Ich hielt bei ca. 60 m an, das musste reichen. Es waren hier einige Rinnen und Huegel auf dem Plotter zu sehen – eine typische Chicken Range – Jagdgruende der jugendlichen Heilbutte. Hier faengt man normalerweise kleinere Butt so um die 20 Pfund. Allerdings waren immer mal wieder Ausnahmen moeglich. Es bestand also eine reelle Chance Owen’s 23 Pfund Chinook hier zu toppen und obendrein noch meinen Buttbedarf in der Kueche zu decken. Die Angelbedingungen hier draussen waren gar nicht so uebel. Wir hatten eine 2-3 m hohe Duenung aber die kam hier mehr geordnet und regelmaessig von einer Richtung. Die Drift war perfekt etwa 1 km/h was es uns erlaubte das unbekannte Terrain abzuklopfen aber den Koeder immer sicher in Grundnaehe zu halten.


    Ich hatte eine Menge Flossen und Bachlappenreste der gestrig gefangenen Lachse also Koeder mit. So bestueckten wir zwei Buttruten und liessen die Koeder am 500 oder 1000g Blei runter. Und wir fanden wohl gleich eine gut bewohnte Strecke. Es kamen regelmaessig Bisse von Felsenbarschen und kleineren Lings. Auch ein grosser Dornhai sprang einmal an Alec’s Rute und liess uns fuer einen Moment auf Butt hoffen. Dann riss es wieder kraeftig an Ricardo’s Rute und er vermeldete die typischen Buttstoesse beim Drill. Tatsaechlich brachte er einen etwa 17 pfuendigen Butt hoch den ich liebend gerne in die Fischkiste packte. Die Hoffnung auf einen Cupgewinnerfisch wuchs. Die Jungs hatten das alles gut im Griff als wir so schaukelnd dahin drifteten und so legte ich mich mal ein bisschen auf’s Ohr. Nach vielleicht einer halben Stunde wurde ich von Laerm auf dem Deck geweckt. Alec lief aufgeregt herum und suchte etwas in allen Stauraeumen. Den Gimbalguerten fuer Ricardo, meinte er als ich fragte, Ricardo haette einen Monsterbutt am Haken. Waaassss? Ich schoss aus der Kajuette und da stand Ricardo mit der vollgespannten schweren Buttrute und verlor gerade ein Stueck Schnur an seinen Gegner. Er stoehnte und meinte das waere der groesste Fisch den er je am Haken gehabt hatte.


    Oh nein, sagte ich laut, wenn das stimmte dann waere der Fisch zu gross zum Behalten. 126 cm war dieses Jahr das Butt-Maximalmass. Aber fuer den Mones Cup muesste es doch trotzdem qualifizieren, diskutierten die beiden. Jetzt konnte Ricardo nicht mehr und uebergab die Rute an Alec. Auch der stoehnte bald. Was fuer ein Monster war das denn? Ich dachte an meinen 150 Pfund Butt in Port Hardy vor paar Jahren. Der war auch schwer und hartnaeckig gewesen, aber das hier? Der Fisch schien alle paar Sekunden mal nachzulassen und Alec konnte ein Stueck Schnur gewinnen aber dann kam der Konter und ein Stueck Schnur war wieder weg. Ich funkte Ian an und liess sie wissen, dass Owen’s Titel in Gefahr war. Da schnappte ploetzlich die Rute zurueck und Alec fiel fast rueckwaerts um. Wassss? Neiiin! Weg! Alec holte enttaeuscht hoch. Na da soll doch!? Das Blei am Seitenarm war abgerissen. Ich fragte die beiden ob das wirklich ein Fisch gewesen war oder ob es auch ein Haenger gewesen sein koennte. Hmm, beide waren sich nicht mehr so sicher. Aber es hatte doch Schnur genommen, meinte Alec. Ich wiess auf die 2-3m hohe Duenung. Das machte Sinn. Die beiden hatten minutenlang mit Vancouver Island gekaempft. Wir lachten und hatten einen Spass an allerlei weitergesponnenen Fantasien. Ich vermeldete “Abriss” ueber Funk zu Ian und hoerte noch im Hintergrund ein lautes Jubeln. Diese Bengel sollten sich mal noch nicht zu sicher fuehlen. Noch war alles drin!


    Wir konnten aber keine weiteren Butte erwischen und waren wohl inzwischen auch ueber Brachland denn die Bisse ebbten ab. Ich surfte uns zurueck vor die Kueste und dort schleppten wir die letzten 2 km mit den Wellen zurueck zum Leuchtturm. Hier kam wieder Leben in die Lachsruten und es bissen in Regelmaessigkeit wieder kleinere Chinooks bis vielleicht 8 Pfund und auch der eine oder andere Coho. Dann hatte Alec mal was Schwereres am Haken und brachte einen kleinen Butt hoch. Klasse der ging mit! Ricardo verpasste ein paar Bisse/Fische und hatte dann noch einen harten Biss der gleich etwas Schnur abriss. Vielleicht doch noch ein letzte-minute Grosslachs? Jetzt ging aber auch alles schief; der Fisch schwamm in die andere Schnur und verwickelte sich wild. Wir brauchten mehrere Minuten um das zu loesen, waehrend der Fisch noch weit draussen war. Ich war eigentlich sicher der Fisch waere nun laengst weg weil ich keinen Zug beim Enttueddeln gespuert hatte. Aber nein, die Rute war noch krumm aber keine Gegenwehr. So pumpte Ricardo das Etwas heran und siehe da ein schoener Butt von ca. 20 Pfund tauchte hinter dem Boot auf. Was?? Der Blinker war mindestens 10 m ueber Grund gelaufen – das war sehr ungewoehnlich. Aber der Blinkerhaken hing ganz knapp in der Lippe und als ich gerade das Gaff schwang, ruckte der Butt sich los und tauchte ab. Sch….! So knapp! Sehr schade.


    Die letzten Minuten verannen und wir packten am Leuchtturm ein. Es sollte nicht mehr gewesen sein. Die Jungs waren aber mit ihrem Schicksal versoehnt auch wenn der Stachel sass, dass die Juengeren dieses Mal eindeutig besser abgeschnitten hatten. Aber Alec hatte heute noch einen schoenen Lachs gefangen. Ricardo den besten Butt und beide hatten sich fuer paar Minuten als Faenger eines Monsterbuttes gewaehnt und Owen noch mal kurz um seinen Gewinn zittern lassen.


    Ich schnitt den beiden Butten noch die Filets von den Rippen und auch noch von einem mittleren Ling den Alex behalten hatte da er den Pilker voll inhaliert hatte. Alex hatte wohl wieder besonders erfolgreich gepilkert auf Ian’s Boot. Er und Ricardo waren die Ling Kings des Trips. Owen gewann die Trophaee knapp vor seinem Vater und Alec hatte seine Traumforellen gefangen. Man kann’s doch nicht besser arrangieren. Bei Abreise am Freitag waren Owen's und Ian's Fische immer noch in den Top 10 seit Resortoeffnung. Was allerdings noch nicht so lange her war und mit fortgeschrittener Saison werden die Lachse immer grosser werden und ihre Bestmarken werden bald verschwinden. Aber sie waren stolz auf ihre Faenge und das konnten sie auch sein! Nur ich hatte kaum eine Rute in der Hand gehabt. Aber das machte mir gar nichts! Meine Zeit kommt noch diesen Sommer.

    Tag 2 - Verlaengerung
    Damit war der 2. Tag aber noch nicht vorbei; ein besonderes Highlight wartete noch auf uns. Nach dem Abendbrot brannten die Jungs, besonders Alec, zum nahen Conuma River zu fahren. Vor 2 Jahren hatte Alec dort um die gleiche Jahreszeit auf einen Forellenblinker unerwarteterweise zwei Riesenforellen gehakt aber leider auch sofort wieder verloren. Bei ersten Anbiss sahen ich und Ricardo die Forelle voll aus dem Wasser springen und hatten daher eine Ahnung der Groesse. Keiner von uns hatte in diesem kleinen Fluesschen um diese Zeit mit niedrigem Wasserstand Forellen in dieser Groesse erwartet. Typisch in unseren kleinen Inselbaechen waren kleinere Regenbogen oder Kehlschnittforellen so um die 25-30 cm. Mehr gaben die meisten naehrstoffarmen Baeche nicht her. Erst im Herbst mit steigenden Wasserstaenden und einziehenden Lachse kamen auch groessere Forellen aus dem Meer und Brackbereich in die Fliessgewaesser. Einige Fluesse haben auch Winter-Steelheadbestaende von Dezember bis April im Fluss. Ein paar sehr wenige auch Sommer-Steelheads von September bis April. Aber der Conuma River besass keine bekannten Steelheadbestaende und Juni/Juli war auch keine Zeit fuer Steeheads im Fluss. Gibran White, der landesweit bekannte Guide am Nootka Sound hatte mir nach unserem Erlebnis von einer ganz seltenen Regenbogenforellenart im Conuma erzaehlt, von der nur eine Handvoll Leute wissen und das als strenges Geheimnis wahren. Er sagte, es handelt sich um eine grosswuechsige Regenbogenforelle, die fast das ganze Jah rim Fluss selber lebt, aber im Hochsommer dem warmen Niedrigwasser ins Muendungsgebiet ins Brackwasser abwandert, dann aber im Herbst mit den ersten Niederschlaegen wieder den Fluss hochschwimmt.


    Dieser Forellenstamm ist unerforscht und daher offiziell nicht bekannt. Er schaetzte, dass es nur etwa 50 Exemplare davon gibt im Fluss, die aber zu ueber 10 Pfund abwachsen koennen. Mengen an Lachseier im Herbst/Winter und Lachsbrut im Fruehjahr und allerlei kleine Fische im Sommer im Brackwasser erlauben so einen Abwuchs. Einmal so eine Forelle ganz nah sehen, das war unser Wunsch und Alec’s heisser Traum seit langem. Aber ob wir so eine seltene Forelle nochmal antreffen wuerden?


    Wir fuhren die 10 Minuten Schotterpiste bis zur Lachsbrutstation flussauf und liessen dort das Auto stehen und marschierten zum Fluss. Wir hatte 3 Spinnruten dabei. Was Wasser war niedrig und sehr klar und die Jungs mussten sich an die Gumpen und Pools regelrecht anschleichen. Ich hatte einen Kescher mitgebracht damit wir etwaige Faenge auch mal begutachten konnten. Ian und Owen angelten auch nicht und schauten den anderen 3 Jungs zu. Alec ging zu genau der selben Baumwurzel unter der vor 2 Jahren die erste Grossforelle gelegen hatte. Nichts schien zu Hause zu sein. Alex ging ein wenig weiter flussab und riskierte ein paar gefaehrliche Wuerfe zwischen umgestuerztes Holz. Ploetzlich rief er “Ja, Fish On!” und riss die Rute hoch – aber nichts mehr. Ich war ein Stueck weg und wollte noch nicht wirklich glauben das das wirklich ein Fisch war. Aber er schwor hoch und heilig er haette ein Biss gehabt von unter dem Stamm, als ich herankam. Sollten diese Forellen hier fuer immer ein unfangbares Phantom bleiben? Da! Ein Schatten huschte Alex’ Blinker hinterher und ploetzlich war die kleine Rute krumm. Alex kam rueckwaerts aus dem Wasser und ich ging mit dem Kescher rein und schaufelte die sich wild schuettelnde Forelle in den Kescher. Geschafft! Man konnte also doch Fische landen an diesem Fluss!


    Eine schoengezeichnetet Flussforelle von vielleicht 32 cm lag im Kescher. Fuer so einen Bach schon ein ordentlicher Fisch aber nicht die Riesenforelle auf die wir scharf waren. Trotzdem war Alex richtig stolz auf seinen Fang, zurecht!


    Alec kam mittlerweile auch flussab und kraxelte unterhalb von Alex’s Angelstelle ueber einen ganzen Haufen wild umgestuerzter Baeume im Fluss. Man konnte von Ufer aus gar nicht mehr sehen wo er eigentlich fischte – er verschwand vollkommen im Gestruepp und Geaest. “Denk’ nicht, dass ich Dir mit dem Kescher dahin folge wenn Du was drankriegen solltest!”, rief ich ihm noch zu. Da ertoente ploetzlich ein Aufschrei aus dem Gebuesch – “Fish On, a giant, help!”. Der spinnt doch, dachte wir erst noch aber als die Rufe andauerten, riss Alex mir den Kescher aus der Hand und kletterte durch das Gestruepp zu Alec. Bald hoerten wir auch Alex rufen “Oh my god, a monster!”. Ok, jetzt wurde ich auch neugierig und kletterte ebenfalls hinterher. Als ich auf dem hoechsten Stamm stand und hinunterblickte sah ich Alec mit vollgekruemmter Rute dastehen und Richtung eines Ast und Wurzelgewirres schauen und aufgeregt gestikulieren. Alex stand mit dem Kescher im Wasser und wusste nicht was er machen sollte. Zwischen all dem Holz war nur einen kleine Wasserflaeche von vielleicht 3x3m wo der Fluss tief und gruen unter die Baumstaemme trieb. Wie konnte man hier ueberhaupt angeln, dachte ich noch.


    Alec sah mich und zeigte auf einen versunkenen Baumstamm vor ihm im Wasser und meinte eine Riesenforelle hing an seinem Blinker und war in das Holz hineingestuermt. Jetzt sass sie fest. Alex rief aufgeregt, dass er sie saehe – sie waere riesig aber er kaeme nicht mit dem Kescher heran. Alec fragte was jetzt. Ja was jetzt? Was weiss ich? Ich dachte ans Aalangeln in Deutschland wo ich manchmal einen festgesetzten Aal wieder herausbekommen hatte indem ich die Schnur locker liess und wartete ob der Aal von sich aus wieder aus dem Versteck herauskam. Alec versuchte es. Und tatsaechlich, ploetzlich zog seine schlaffe Rute wieder krumm und ich sah ploetzlich einen grossen Schatten in der Gumpe herumsaussen. Alec und Alex schrien beide aufgeregt – der Fisch wollte weiter runter in noch dichteres Holz ziehen. Ich schrie nun auch “Ja keine Schnur geben, den musst Du jetzt mit Gewalt heranziehen bis Alex ihn keschern kann!” Alec hing sich voll rein und nun schaeumte und platschte es gewaltig vor den beiden und Alex schaufelte mit dem Kescher drauflos – und tatsaechlich sackte er den Fisch ein. Ein Freudenschrei der beiden ertoente und dann ein ehrfuerchtiges Staunen als sie ihre Beute im Kescher bestaunten. Ich hiess die beiden mir den vollen Kescher hochzureichen – ich wuerde ihn zum flachen Flussufer zu den anderen 3 tragen und dort warten bis die beiden aus dem Holzloch herausgeklettert waren. Als Alex mir den Kescher reichte und ich einen Blick hineinwarf, blieb auch mir die Spucke weg.


    Ich hatte nur 2 Mal in meinem Leben aehnlich grosse Wildforellen gesehen. Einmal am Nipigon River in Ontario mit einer aehnlich grossen Regenbogenforelle und einmal eine Kehlschnittforelle am Cameron Lake hier auf der Insel. Ansonsten kannte ich nur Steelheads in solchen Groessen. Als wir alle zusammen da waren, holte Alec den Fisch vorsichtig heraus. Makelos die Erscheinung, 60 cm lang und sicher mehrere Kilo schwer. Ein Traumfisch! In so einem kleinen Gewaesser! In so einer verrueckten Stelle! Was fuer ein Gluecksfang! Alec hatte den richtigen Flussriecher, auch wenn er im Meer heute nicht so toll abgeschnitten hatte, das hier war was ganz Besonderes. Und Alex, der blitzschnell mit dem Kescher in diese Gestruepp hinterhergeklettert war! Was fuer eine Anglerband habe ich da grossgezogen! Hut ab! Wir liessen den Fisch unbeschadet wieder frei und klatschten Alec gratulierend ab! Wir wanderten noch ein bisschen flussauf, konnten aber keinen Fisch mehr haken. Am naechsten Abend machten sich Alec, Alex und Ricardo nochmal auf und noch weiter oberhalb und Alec konnte noch eine dieser bezaubernden Fische fangen – eine Idee kleiner als die erste. Es war also wirklich kein Einzelfall. Das zweijahre alte Raetsel war geloest und Alec hatte einen Traumfisch gefangen.

    Tag 2


    Leider sollte der Wind und die Wellen auch heute nicht besser werden. Frueh morgens sollte es ein bisschen ruhiger sein aber ab Mittag war wieder eine haessliche Bergundtalfahrt abzusehen. So quaehlten wir uns wieder 4:30 Uhr aus den Betten und nach einem Fruehstueck und Snacks packen, duesten wir die 45 Minuten vor die Fjordmuendung. Heute hatte ich die aelteren Burschen – groesser kann man ja nicht mehr sagen da die juengeren eigentlich schon laenger als die aelteren waren. Ricardo und Alec hatten gestern nur einen mittleren Chinook gefangen und wollten sich nicht noch einmal von ihren juengeren Bruedern das Fell ueber die Ohren ziehen lassen. Sie waren fest ueberzeugt, dass meine Erfahrung und Angelkunst der Unterschied gestern war. Nun mal sehen.


    Ian war ein paar Minuten vor uns abgefahren weil ich noch die Krabbenfalle an der Conuma River Muendung auslegen wollte. Vielleicht gab es ja frische Krabben zu Abendbrot heute. Als wir endlich am Leuchtturm ankamen, sahen wir Ian’s Boot schon mit Leinen im Wasser seine Bahn durch die unruhige See ziehen. Ich wollte direkt zu der faengigen Stelle von gestern; vielleicht waren die Lachse noch da und kamen wieder in einen Fressrausch. So hoffte auch meine Crew. Wir waren gerade an unserer Stelle angekommen und machten die Ruten klar da ueberschlug sich der Funk mit Alexander’s und Owen’s Stimme – Owen haette einen Riesenlachs gefangen, der groesste den sie je gesehen hatten – Alex’s Stimme klang so aufgeregt, dass ich wusste das war echte Aufregung und keiner von den gerne gespielten Tricks und Fake-News um die Mones Cup Jagd noch spannender zu machen. Sogar von einem moeglichen Tyee war die Rede. Ich freute mich riesig fuer die beiden und Ian; meine Crew sah das etwas anders und sie schuettelten nur unglaeubig die Koepfe. Alec war hyper-ehrgeizig und konnte nicht gut verlieren – schon gar nicht zu seinem juengeren Bruder, der eigentlich gar kein regelmaessiger Angler war.


    Wir schleppten wieder unsere Buchtrunde. Ich hatte diesmal nicht den Cohokillerblinker montiert sondern einen Riesen-Heringsblinker – ca. 20 cm lang. Ich hatte naemlich gestern beim Filletieren in 2 Chinooks grosse Heringe im Magen gefunden. Alex war dabei gewesen und wir haben dann diskutiert ob man dieses Beuteschema mal abklopfen sollte. Alex hatte sich dann aus meiner Blinkerkiste so einen Heringsblinker herausgesucht und genau damit hatte Owen heute morgen seinen kapitalen Lachs gefangen – so der Funkbericht von Alex. Das mussten wir auch probieren. Es wurde aber ein zaeher Morgen fuer uns. Hin und wieder kam mal ein Biss aber nicht der erhoffte Grosslachs. Wir hakten ein paar kleine Chinooks und hin und wieder einen massigen aber wir wollten nichts unter 10-15 Pfund behalten. Wir konnten aber 2 ordentliche Cohos und die Kiste legen – einer hatte fast 8 Pfund, was sehr ordentlich ist fuer einen Coho um diese fruehe Jahreszeit. Die nahm ich gerne fuer den Raeucherofen mit. Ich versuchte nun ein paar gute Stellen weiter draussen zu erreichen. Dort hatte ich einige Markierungen auf dem Plotter von vergangenen Touren. Wir kaempften uns gegen die hohen Wellen voran. Aber auch dort war nur hin und wieder ein Kleinlachs zu finden. Einen vielversprechenden Biss hatte Ricardo und die Rute war auch kurz krumm aber dann war der Widerstand auch direkt wieder weg. Bei diesem Wellengang war es schwer die Schnur konstant straff zu halten.


    Dann kam ploetzlich wieder Alex ans Funkgeraet – Ian wuerde gerade mit einem riesigen Lachs kaempfen und er haette schon fast alle Schnur genommen. Das gibt’s doch nicht! Alec und Ricardo kruemmten sich vor psychischen Schmerz. Ian, der Nichtangler!? Und wir kriegten nichts? Ian’s Boot war von uns aus nicht zu sehen – sie waren hinter ein paar Klippen und hunderten Wellenbergen in der Bucht in der wir heute frueh begonnen hatten. Nach 10 Minuten kam der Freudenschrei von zwei Teenagern voll aus dem Haeuschen durch den Funk – Ian hatte einen kapitalen Chinook gelandet. Wieder am Heringsblinker. Unfassbar. Diese Anfaenger, in diesen Wellenbedingungen landeten die schon den zweiten Grosslachs!? Im Prinzip wusste nur Alex auf deren Boot etwas vom Lachsangeln. Waehrend die auf Ian’s Boot tanzten und feierten, war bei uns bedrueckte Stimmung. Wir machten ja nichts anders, nur waren wir wohl nicht zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.


    Gegen 10:00 Uhr hatten wir alle von der Schaukelei genug und wir wollten alle zum Pilken fahren. Wir verstreuten uns diesmal und versuchte ein paar andere Stellen als gestern. An einer steil abfallenden Kante liessen Ricardo und Alec zuerst ihre Pilker runter. Alec’s Rute war sofort krumm bevor der Pilker auch nur den Boden erreichen konnte. Ricardo bekam vielleicht 2 Pilkbewegungen hin bevor seine schwere Heilbuttrute tief in die Knie ging. Da war was Schweres dran! Alec brachte einen grossen Felsenbarsch ruck zuck hoch aber Ricardo musste erstmal Schnur lassen, was bei grossen Lings in den Klippen immer gefaehrlich ist. Wenn die in ihre Hoehle zurueckkommen dann ist Schluss und Abriss garantiert. Die Drift schob uns aber schnell ins tiefe Wasser und so kam der Fisch nicht mehr in Grundnaehe und Ricardo konnte seinen Widersacher keuchend nach oben pumpen. Ein zaehnestarrender Rachen tauchte zuerst auf – dahinter ein fetter marmorierter Koerper eines schoenen Lings. Der war knapp 20 Pfund. Der ging mit! Ein Blutbad veranstaltete die Landung ins Boot!


    Schnell setzte ich das Boot zur gleichen Drift um. Wieder waren beide Ruten sofort krumm. Diesmal ein etwas kleinerer Ling und wieder ein grosser Barsch. Aber wir liessen beide wieder frei. Mit den grossen Lachsen auf Ian’s Boot und dem einen Ling hatten wir genug Fisch fuer heute. Jetzt ging’s nur noch um Spass und den Mones Cup. Ein richtig grosser Ling von 30 Pfund und mehr war immer moeglich aber auch nicht alltaeglich. Ein Butt konnte die Grosslachse auch schlagen, der war aber nicht sehr wahrscheinlich hier in den Klippen. Also noch war nichts entschieden – es zaehlte der schwerste Fisch, egal welche Fischart. Und wir wussten ja noch nicht offiziell wie schwer Owen’s und Ian’s Lachse waren. Ich schaetzte mitte 20ger. Aber auch Ian’s Boot schien gute Lingstellen gefunden zu haben und die Lings waren wohl hungrig heute. Ian berichtete, dass Alex einen Ling nach dem anderen hochholte und auch in guten Groessen. Aber auch die liessen die alle wieder frei. Einmal, so berichtete Alex spaeter, hatte er einen mittleren Felsenbarsch am Pilker und er kurbelte ihn langsam hoch um ihm den Druckausgleich besser zu ermoeglichen. Irgendwo im Mittelwasser gab es dann ploetzlich einen Einschlag in der Rute und die Schnur wurde wie wild von der Rolle gerissen. Alex wusste sofort was los war; ein grosser Ling hatte sich den gehakten Felsenbarsch geschnappt. Langsam, ohne gross zu rucken, brachte er die Doublette zur Oberflaeche wo die anderen beiden ueber die Gefraessigkeit des Lings staunten. Kein Haken hielt den Ling aber der wollte den Barsch nicht loslassen! Erst als sie ihn mit dem Gaff mehrfach anschubsten, spukte er endlich den Barsch aus und verschwand in der Tiefe. Den Barsch konnten sie auch noch lebendig entlassen. Klasse Erlebnis!


    Ricardo brachte nach einem weiteren brachialem Drill noch so einen Ling um die 20 Pfund hoch. Wir befanden, dass der erste nicht kleiner war uns so durfte der hier wieder schwimmen wie noch ein paar andere Lings von mindestens 10 Pfund. Die bissen heute wie wild und die Jungs hatten richtig Spass dabei. Allerdings stieg kein richtig Kapitaler mehr ein, der vielleicht noch ein Cupgewinner haette sein koennen. Ian’s Boot war schon wieder zurueck als wir dann auch endlich einpackten. Zwei Krabben hatten Mass und so hatten wir eine feine Meerespalette auf dem Schlachttisch liegen.


    Ian’s Crew hatte heute aber wirklich abgeraeumt: Owen’s Chinook mit 23 Pfund, Ian’s mit 22,5 Pfund, Alex hatte noch einen 12 Pfund Chinook, und sie hatte noch ein paar schoene Lings um die 15 Pfund entlassen. Wow. Ricardo’s Ling sah mit 18,5 Pfund auch nicht schlecht aus aber lachsmaessig waren unsere beiden Cohos heute 2. Klasse. So kann es gehen, ein Tag der Held und der naechste Tag der Depp. Aber ich war wirklich stolz auf meinen “Kleinen”, Alex, der zum Grossteil fuer diesen Riesenerfolg verantwortlich war, da er die Stellen, die Koeder und die Strategien entschieden hatte. Aber auch Ian, der als Rookie unter solchen Umstaenden seinen groessten Fisch bisher ueberhaupt hatte landen koennen. Ein blau angeschlagener Daumen und ein tiefer Schnitt im Zeigefinger zeigten die Kampfspuren. Ausserdem war eine Rutenspitze zu Bruch gegangen. Aber diese Verluste waren den Erfolg wert gewesen.

    So, nach einer ganze Weile Funkstille meinerseits, hier mal wieder ein Bericht von der Westkueste BC’s. Es war die letzten Wochenenden immer sehr windig was mich von Angeltrips auf’s Meer abhielt. Meine Jungs und ich hatten daher nur hin und wieder mal die lokalen Seen unsicher gemacht und mit der Fliege schoene Forellen gehakt. Die Jungs hatten es auch ein paar Mal auf Schwarzbarsch probiert aber irgendwie waren die dieses Jahr nicht sehr spielfreudig.


    Um den Nationalfeiertag am 1. Juli hatten wir eigentlich wieder ein grosses Angelabenteuer geplant: wir wollten an einen der vielen Hechtseen in der Provinz Saskatchewan fahren. Die Familie unseres Angelfreundes Alec hatte Verwandte die dort eine Huette und ein paar Boote haben. Wir hatten schon den ganzen Winter geplant und Hechtfliegen gebunden und uns darauf gefreut. Leider machte nun Corona einen Strich durch diese Planung; der lokale Indianerstammesrat machte die Zufahrtsstrassen durch ihr Reservat fuer Touristen dicht. So mussten wir kurzfristig umplanen.


    Wir beschlossen auf unserer Insel zu bleiben um jeglichen Corona-Reisestress zu vermeiden. Ich fragte vor 3 Wochen mal vorsichtig beim Moutcha Bay Resort im Nootka Sound an, ob da noch eine Unterkunft fuer 6 zu kriegen waere. Normalerweise muesste man die erste Juliwoche um den Feiertag mindestens 6 Monate vorher buchen um noch irgendwas zu bekommen. Aber dieses Jahr ist eben alles anders. Wir konnten uns die Wohnung und den Bootsliegeplatz aussuchen! Keine auslaendischen Touris dieses Jahr und auch nur wenige oelreiche Albertaner liessen die Angelresorts regelrecht leerstehen. 2 von 3 Lodges und Resorts machen diesen Sommer gar nicht erst auf; einige werden wohl fuer immer schliessen. Die Fishing Guides stehen arbeitlos umher und warten vergeblich auf irgendeinen Kunden. Die paar Gaeste die dieses Jahr kommen, sind aus BC und bringen ihr eigenes Boot und brauchen keinen Guide. Eine ganze Industrie haengt in der Luft. Schon traurig zu sehen.


    Fuer uns war es natuerlich schoen, dass wir das halbe Resort fuer uns alleine hatten. Ich konnte mir den bequehmsten Liegeplatz in der Marina aussuchen, die Angelstellen hatten wir fast fuer uns alleine und jeglicher Resort-Service stand uns sofortig zur Verfuegung. Wir kamen am Montag den 29. Juni an, fischten 3 Tage bis zum 2. Juli und fuhren dann in Ruhe am Freitag den 3.7. gegen Mittag wieder ab. Wie immer liess ich mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River zu Wasser und fuhr mit den juengeren Burschen Alex und Owen die 45 Minuten zum Resort, waehrend der zweite Vater Ian mit den aelteren beiden Abiturienten Ricardo und Alec mit dem Auto ueber die Schotterpiste zum Resort kamen. Diese Bootstour durch die Fjordwelt ist immer ein Highlight und normalerweise eine ruhige Fahrt ueber glassglattes Wasser. Aber hier sollte sich schon mal andeuten, was uns dieses Jahr am Nootka Sound erwartete: Wind und Wellen. Einige lange Fjordstrecken lagen voll laengs am Wind und wir mussten uns da schon gegen 1.5 m Wellen vorkaempfen.


    Tag 1
    Und leider sah der Wetterbericht fuer die naechsten Tage nicht besser aus. Wir holten uns Montag Abend noch das 18 Fuss Centerkonsolen Alu-Mietboot ab und der Resortangestellte warnte uns vor einem ordentlichen Wellengang vor der Kueste. Der Vorteil so frueh in der Saison hierherzukommen ist normalerweise noch guenstigere Preise und Verfuegbarkeiten und nicht so viele Touristen. Der Nachteil ist, dass die Lachse noch nicht tief in den geschuetzt liegenden Fjorden sind, sondern sich noch vor der offenen Kueste tummeln wo man den Elementen ausgeliefert ist. Und diesmal hatten wir eine windige Periode erwischt. Als wir am Montagmorgen gegen 5:30 Uhr nach 45 minuetiger Fahrt am Nootka Leuchtturm des Fjordeinganges ankamen, begruesste uns ein 2-3 m hoher Wellengang – mit ca. 3-4 sec Frequenz. Brrrr, sehr ungemuetlich!


    Ich hatte die beiden juengeren Burschen beim mir im Boot waehrend Ian, ein Nichtangler und auch nicht sehr erfahrener Bootskapitaen, die beiden aelteren und boots-und angelerfahrenen Jungs an Bord hatte. So glich sich das Niveau etwas aus. Gott sei Dank sind die Mietboote vom Moutcha Bay Resort top notch, sehr seetauglich und stabil – sonst waere das bei dieser Schaukelei gar nicht gegangen. Wir hatten diese Boot schon mehrfach gemietet und wussten um deren Nachteil – nicht genug bequehme Sitzmoeglichkeiten. So hatten wir einfach 2 bequehme Campingstuehle mitgenommen was den Komfortlevel eindeutig anhob.


    Wir setzten zwei Ruten am Downrigger direkt vor dem Leuchtturm aus. Ich hatte mir sagen lassen, dass die Chinooks sich noch fleissig an Squids labten. So montierte ich ein glow-weisses Squidimitat und an der anderen Seite einen silbernen Cohokillerblinker, der kleine Sandaale imitieren sollte. Und so zogen wir unsere ersten Runden dicht unter Land entlang der Sandstraende und zwischen den umherliegenden Felsinseln. Es tat sich erstmal gar nichts. Alex ging bald in die Koje unter Deck. Auch auf Ian’s Boot blieb es still. Nach einer Stunde fand ich einen schmalen Durchgang zwischen zwei Felsinseln, der meiner Meinung nach fischig aussah. Ich hiess Owen die Ruten etwas flacher zu bringen weil der Durchlass nur so um die 15 m tief war. Wir waren gerade durch und der Boden begann wieder zu fallen als die Squidrute loszog und wild nach hinten riss. Owen sprang erschrocken auf; ich rief ihm noch zu, dass die Schnur schon aus dem Clip raus sei. Er hieb kraeftig an und musste sofort ein paar Meter Schnur abgeben. Das musste ein guter Fisch sein!


    Ich drehte den Motor etwas zurueck und wollte schon die zweite Rute herausholen aber da bekam Owen schon gleichmaessig Schnur zurueck. Die Rute war aber noch krumm; etwas war dran aber es kaempfte nicht mehr. Komisch. Bald loeste sich das Raetsel – als ein zaehnestarrender Rachen hinter dem Flasher die Oberflaeche durchbrach. Ein Ling! Aber kein Grosser. Er hatte vielleicht das Mindestmass von 65 cm aber wir wollten spaeter noch groessere pilken. Ich hakte ihn ab und wir angelten weiter. Wir waren jetzt in einer 50 x 100m Bucht die von 3 Seiten von Felsinseln und Riffen umschlossen war und nur einen weiteren Ausgang zum offenen Meer hatte. Durch diese etwas geschuetztere Lage waren die Wellen hier auch etwas kleiner. Es war im Schnitt so 20-25m tief und es schien hier Futter zu geben, wie das Echolot anzeigte. Das roch nach Fisch!


    10 Minuten spaeter ruckte ploetzlich wieder die Squidrute los, loeste aus und verbeugte sich tief. Owen schnappte sich die Rute wieder weil Alex noch in der Koje schlief und diesmal war klar: Lachsalarm! Der Fisch nahm gleich einmal einen guten Rutsch Schnur. Das gab uns Zeit das Deck klar zu machen. Alexander kam nun auch aus der Koje und half mit das restliche Geschirr einzuholen. Ich hielt das Boot mit dem Wind um das Geschaukel zu verringern. Nach und nach brachte Owen den widerspenstigen Fisch ans Boot. Ein halbstarker Chinook, etwa 10 Pfund. Ein Anfang. Alex langte mit dem Kescher zu und wir hatten den Schneider abgeschuettelt! Wir klatschten uns ab und ich informierte Ian’s Crew ueber Funk. Schnell liessen wir die Ruten wieder ein und ich wiederholte die enge Schleife durch die Bucht. Und es dauerte nicht lange und diesmal zog die etwas flachere Blinkerrute ab. Nun war Alex dran und landete bald einen brauchbaren Coho – um die 6 Pfund. Eine willkommene Ueberraschung.


    Und nun ging es Schlag auf Schlag; alle 10 Minuten riss es an einer unserer Ruten wobei die Squidrute etwas beschaeftiger war. Alex und Owen landeten ein paar ordentliche Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund die sehr aggressiv bissen und sehr sportlich kaempften. Manchmal, nach einem klasse Drill, waren wir ueberrascht, dass es kein groesserer Lachs war. Natuerlich machten die rauen Bedingungen die Drills noch extra schwierig aber die Jungs waren heiss und begeistert und erstaunlich effektiv; wir verwerteten jeden Biss in einen gelandeten Fisch. Ein paar kleinere Chinooks wurden wieder freigelassen aber die meisten Fische waren von guter Groesse. Ian’s Boot drehte mittlerweile auch Runde um Runde in unserer Bucht und ploetzlich waren auch die am Fisch. Wir sahen Ricardo mit einer krummen Rute auf dem Deck herumtanzen. Na also.


    Alex packte noch einen schicken Coho in die Fischkiste wo mittlerweile schon 4 Chinooks und 2 Cohos auf Eis lagen. Dann wurde es fuer eine Viertelstunde ruhig und die 1,5 stuendige Beisszeit schien zu Ende zu gehen. Da sah ich ploetzlich zwei kurze Rucke an der Squidrute und als ich Owen draufhinwiess, loeste die Rute schon aus und verneigte sich tief. Owen war wieder an der Reihe und schnappte sich die Rute, die nun schon fast aus seiner Hand gerissen wurde. Ich riet ihm die Bremse etwas zu lockern und nun sausste die Schnur nur so von der Rolle. Jawollll, ein Ripper! Das war ein guter Fisch! Alex und ich holten sofort das verbleibende Geraet ein. Ich liess Ian’s Crew wissen, dass wir einen guten Fisch am Band hatten – worauf nur ein Stoehnen kam; sie haetten genug von unseren Updates! Lol


    Bei Owen ging es hin und her; jedesmal wenn er wieder paar Umdrehungen Schnur auf die Rolle zurueckbekommen hatte, drehte sich der Fisch wieder und zog wieder ab. Der Fisch war noch ca. 100 m hinter dem Boot. Ian kam nun in diese Richtung und ich rief ihm ueber Funk zu abzudrehen was er auch prompt tat. Nach und nach kam der Fisch naeher und bald konnten wir eine fette Schwanzflosse an der Oberflaeche erkennen. Dem Kampf nach zu urteilen, haette ich wieder einen etwas groesseren Fisch erwartet aber der hier war definitiv unser Groesster bis jetzt heute. Da alle ausser mir wieder um die begehrte Mones Trophaee wettstreiteten, war dieser Fisch hier schon mal ein Statement fuer Owen’s Fuehrung. Alex kriegte kalte Fuesse als es ums Keschern ging und ueberliess das lieber mir dieses Mal. Ich fackelte nicht lange als der Fisch das erste Mal neben das Boot kam und mit meinem langen Kescherstiel konnte ich ihn auch etwa 1 m tief und etwas weg von Boot erreichen. Geschafft und eingesackt! 15.6 Pfund! Owen hatte eine solide Mones Cup Fuehrung! Die beiden Jungs grinsten vergnuegt. Das war ja noch ein toller Morgen geworden nach dem etwas zaehen Start.


    Aber mit diesem Fisch war wohl nun auch wirklich die Beisszeit vorbei. Nach ein paar weiteren und erfolglosen Runden in unserer Bucht wagten wir uns etwas weiter heraus. Es war hier sehr ungemuetlich; besonders gegen die Wellen. Ich beschloss nun noch die ca. 1 km Strecke bis zum Leuchtturm zurueck mit den Wellen zurueckzusurfen und dabei die etwas tiefere Scharkante abzuschleppen. Den Blinker flach und den Squidkoeder am Boden in ca. 40 m Tiefe entlang gezogen. Owen lag nun unter Deck und schlief. Alex fing noch ein oder zwei kleinere Shaker am Blinker. Dann zog ploetzlich die Squidrute ruhig aber stetig nach unten und loeste aus. Haenger? Nee, die lief knapp ueber Grund. Alex pumpte etwas Schweres langsam aber sicher heran. Kleiner Butt? Ich wettete darauf, Alex war sich nicht so sicher. Ling oder Felsenbarsch waeren schon an die Oeberflaeche gekommen. Und ich sollte Recht behalten; bald tauchte ein kleiner Butt neben dem Boot auf. Vielleicht 10 Pfund. Aber nach meinen mageren Butterfolgen vor Victoria dieses Jahr, war nun jeder Butt ein guter Butt: der ging mit. Das war ja eine bunte Palette heute beim Lachsangeln!


    Und um die Palette noch zu erweitern, verabredeten wir uns mit Ian’s Boot zum Pilkern vor den ersten Inselketten am Fjordeingang. Ian wollte das Mietboot bei Mittag wieder zurueckhaben um nur eine Halbtagsmiete bezahlen zu muessen, da die Windverhaeltnisse noch schlechter werden sollten am Nachmittag. Aber wir wollten noch ein Stuendchen im ruhigen Wasser zwischen den Inseln und Klippen pilken. Vielleicht kam ja noch ein ordentlicher Ling hoch. Aber die Lings wollten heute nicht. Ein paar kleinere Felsenbarsche und Snapper, die ich teilweise wieder hinunterbefoerdern musste wenn ihnen das Barotrauma zu schaffen machte. Owen brachte dann einmal einen riessigen Kupfer-Felsenbarsch hoch; aber da der in perfekter Verfassung war, liessen wir den auch wieder frei. Wir hatten genug Fisch und ich wollte nicht stundenlang filletieren muessen. Ian musste nun zurueck und Ricardo warf uns ihren einzigen Fang – einen 9 pfuendigen Chinook herueber. Autsch! Die hatten wir heute aber in Grund und Boden geangelt.


    Wir liessen uns noch Zeit und die Jungs pilkten noch hier und da an vielversprechenden Stellen auf dem langen Heimweg. Sie fingen auch noch ein paar kleine Lings aber nichts zum mitnehmen. Dann machten wir auch Schluss duesten heim. Das war schon eine ganz schoene Rodeoangelei gewesen bei den Bedingungen aber solange die Fische so mitspielten, war es die ganze Muehe wert. Ich hatte die naechsten 2 Stunden zu tun mit Fische verarbeiten, verpacken und sie im Frosthaus des Resorts einzufriern. Die Jungs vergnuegten sich mit dem Fang kleiner Shiner und Surf Perch vom Dock und spielten mit der Krabbenfalle. Aber zu groesseren Unternehmungen hatte heute keiner mehr Energie. Aber irgendwann wollten wir auf jeden Fall mal zum Conuma River wo Alec vor 2 Jahren 2 riesige Forellen kurz gehakt aber verloren hatte (siehe mein Bericht vom Juni 2018). Diesem Phantom wollten wir dieses Mal unbedingt die Maske abziehen.

    Zitat von Gerd

    200 :shock: Zweihundert in Worten :shock: Boah, das ist ja übel. Aber wenn ich immer von Deinen Fängen lese und diese auf die anderen Boote hoch rechne, dann habt ihr ja noch immer einen wahnsinnigen Fischbestand :p


    Du vergisst dabei, dass ich ein Ausnahmeangler bin und wie kaum ein Anderer fange! lolol :badgrin: :no:

    Da bist Du nicht alleine, Gerd! Im Gegenteil, so empfinden wohl die allermeisten der 200 Bootskaptaene und deren Mannschaften an einem Grosskampftag. Leider ist die Welt mit Menschen vollgestopft und auch hier in Kanada muss man in Stadtnaehe mit Menschenmassen rechnen, auch beim Angeln. Gluecklichweise kann man hier mit einer 1-2 stuendigen Autofahrt noch eine wirkliche Wildnis und Einsamkeit erreichen, wenn man das will. Nicht aber innerhalb und unmittelbar in Naehe der Grosstaedte. Beim Trolling hat man sich hier an Bootsmengen gewoehnt und es haben sich ungeschriebene Regeln eingebuergert. So fahren alle erfahrenen Trollingkapitaene "Rechte Rute zum Ufer" die Hot Spots ab. Das ergibt dann eine geordnete Schlange die die Stellen schleifenmaessig abfaehrt. Hat man einen Biss, schaert man aus soweit man kann um den Karusellbetrieb nicht allzuweit zu stoeren und um andere auch an die Erfolgsstelle heranzulassen. Laesst der Fischdrill kein Ausschaeren zu, bleibt man still am Ort und die Bootsschlange kurvt an einem vorbei. Diese Etikette funktioniert ziemlich prima auch wenn es immer wieder mal Neulinge oder Aersche gibt, die gegen den offensichtlichen Strom schwimmen muessen und Chaos anrichten. Aber dieses dichte Kampfangeln ist schon anstrengend. Da ist nichts mit Autopilot einschalten und mal wegnicken!

    Hi Gerd; was Du in den letzten Fotos siehst ist wirklich NICHTS an Angeldruck! Du musst mal meine Bilder 6-7 Jahre zurueck anschauen; im Juli oder August zur Hochsaison auf Lachs in Sooke oder East Sooke. Da kamen an einem windfreien Samstag in einer Top- Bucht locker 50 Boote auf einige Hektar Wasser zusammen. Ich hatte mal mit paar deutschen Anglern an so einem Spitzenbetriebsangeltag Boote gezaehlt. Wir kamen bei ca. 5 km Kuestenabschnitt in East Sooke auf ueber 200 Boote. Wenn da jetzt 4-5 Boote auf den Oak Bay Flats fischen, ist das gaehnende Leere!

    Nach dem ganzen Bodenfisch-Angeln der letzten Wochen hatte ich nun mal wieder Lust auf eine Lachstrollingtour. Man hoerte nicht viel von der lokalen Anglergemeinschaft da sich viele Angler um die paar wenigen Heilbutte bemuehten und wegen der abermals verschaerften Lachsentnahmeregeln die Lachsangelei bis spaeter in den Sommer verschoben, wenn einige der Beschraenkungen hoffentlich wieder aufgehoben werden. Ich weiss nicht, ob Ihr das bis nach Deutschland mitgekriegt habt und wenn dann ist das sicher in dem ganzen Coronakram untergegangen; Ende 2018 passierte im Fraser River Canyon, etwa 400 km nordoestlich von Vancouver, ein gewaltiger Erdrutsch, der einen 5 m Wasserfall im Fraser River hat entstehen lassen. Es muss wohl eine sehr entlegene Stelle sein denn es dauerte bis Juni 2019, bis das Fischereiministerium ueberhaupt auch nur davon hoerte. Bisschen komisch ist das schon dass es 6 Monate gedauert haben soll bis einer gemerkt hat, dass ein Berghang der Groesse eines Einkaufzentrums in den groessten Fluss BC’s gestuerzt war. In der heutigen Zeig mit Satellitenbildern und Drones etc, wirklich?


    Jedenfall stellte sich letzten Sommer heraus, dass die meisten Lachse ueber dieses Hindernis nicht hinwegkamen und die Lachse stapelten sich davor. Man versuchte zu retten was noch zu retten war und netzte und Helicopter-transportierte einige tausend Lachse ueber die Schwelle. Leider stellte sich spaeter heraus, dass die allermeisten Lachse schon zu erschoepft waren und trotz Umsatz ueber die Schwelle kurz darauf starben und es nicht auf ihre Laichbetten stromauf schafften. Viele oberen Fraser Zufluesse, die sowieso schon lachsmaessig arg gebeutelt waren, hatten nur ein paar Handvoll Lachse die es zum Laichen schafften. Sehr, sehr traurig, eine ganze Lachsgeneration ausgerottet. Wenn ueberhaupt, wird das eine ganze Weile dauern, bis sich einige der Fluesse wieder erholen. Da der Fraser River im Winter die niedrigsten Pegelstaende hat, konnte das Ministerium im vergangenen Winter schwere Maschinen und Sprengcrews an die Stelle schicken und die pickten an den Felshaengen herum und sprengten riesige Felsbloecke im Fluss um die Stelle wieder halbwegs passierbar zu machen. Mehrere hundert Millionen $ hatte das wohl gekostet – damals noch eine Riesensumme – jetzt im Vergleich zu Coronakosten eher ein Trinkgeld.


    Keiner weiss, ob das Vorhaben gelungen ist. Die Schneeschmelze laesst den Fraser jetzt anschwellen und das Zeitfenster fuer Rehabilitation ist vorbei. Jetzt kann man nur hoffen und beten, dass nicht auch noch die naechste Generation ausfaellt. Das waere definitiv das Ende der oberen Fraser Lachsbestaende. Ab Juni wird sich der Erfolg oder Misserfolg zeigen. Ich werde Euch mal berichten. Das nur mal so als Hintergrund zu den abermals verschaerften Entnahmeregeln fuer Lachse; man will jetzt jeden Fraserlachs schonen bevor man weiss, wie es um sie bestellt sein wird. Daher koennen in vielen Fraser Einzugsgebieten keine Chinooks behalten werden oder nur markierte US-Hatchery Chinooks (Fettflosse abgeschnitten). Fuer mich persoenlich bedeuten die Regelungen keinen Abbruch des Lachsangelns. Selbst wenn es nur noch Catch & Release Lachsangeln gaebe, waere ich dabei. Die Jagd, der Thrill einen Grosslachsdrills – das moechte ich niemals ganz vermissen. Ausserdem vertraue ich meinen Catch & Release Prozeduren und bin fest davon ueberzeugt, dass die allermeisten meiner freigelassenen Lachse ohne Problem ueberleben.


    So lud ich MaxWaldi am Sonntag mit meinen zwei Soehnen voll und wir duesten gegen 9:00 Uhr zu den Oak Bay Flats. Ich hatte vorher nochmal die Gezeiten und meine Fangbuecher gecheckt und festgestellt, dass ich bei dieser Gezeitenkonstellation schon einige gute Faenge an dieser Stelle erzielt hatte. Es war starke Ebbe bis Mittag und auf den Flats erzeugte das eine ruhige Kehrstroemung. So sollte sich Futter und daher auch Raeuber ansammeln.


    Bei der 45m Tiefenlinie hielt ich an und wir setzen einen Cohokilller Blinker und einen Koederfisch am System ein. Der Blinker ging bis ganz hinunter; der Koederfisch etwa 10 m ueber Grund damit kleine Bodenfische den nicht so schnell ruinieren konnten. Alexander verzog sich bald in die Koje – 7:30 Uhr aufstehen muss schwer sein fuer einen Teenager! Nach einer halben Stunde hart am Grund fischen, ruckte ploetzlich die Blinkerrute und der Clip loeste aus. Ricardo sprang hin und drillte einen kleineren Lachs ans Boot. Der war knapp 50 cm und deswegen unter meinem persoenlichen Mindestmass. Aber wenigstens ein Lebenszeichen aus der Tiefe. Es tauchten einige gute Futterfischwolken am Echolot auf und da die bis ins Mittelwasser kamen, vermutete ich stark Heringe. Die sonst hier haeufigen Sandaale bildeten kleinere und grundnahe Schwaerme. Ich holte die Koederfischrute bis ins Mittelwasser hoch.


    Aber der naechste Biss kam wieder am Blinker. Ricardo brachte nun den 2. Lachs zum Boot. Wieder so um die 50 cm. Zu klein fuer heute. Da musste doch noch was Groesseres da unten herumjagen. Eine Weile spaeter sah ich einen kurzen, zarten Ruck an der Blinkerrute. Ich warnte Ricardo: “Pass auf, die Rute geht gleich ab!”. 10 sec spaeter ein harter Ruck an derselben Rute und die Rutenspitze schnappte zurueck durch die momentan schlappe Schnur als der Clip ausloeste. Ein kleiner Fisch bringt das nicht zustande. Ricardo sausste zur Rute, nahm sie auf und kurbelte rasend die schlaffe Schnur ein. Als er sie straff hatte ruckte er hart an. Ein kurzer Moment schien es als wenn noch Widerstand da gewesen waere aber dann kam nur noch der blanke Koeder und Flasher zurueck. Schade, das war ein guter Biss gewesen. Ich ermahnte ihn, beim Einsetzen der Downriggerrute die Rute auf volle Spannung zu ziehen so dass moeglichst wenig schlaffe Schnur enstand wenn der Clip ausloeste. Ich vermutete, dass es zu lange gedauert hatte bis Ricardo die Schnur straff hatte und einen Anschlag setzen konnte.


    Vielleicht eine halbe Stunde spaeter loeste wieder die Blinkerrute aus und diesmal sass der Anschlag. Die Rute blieb krumm und Ricardo vermeldete einen staerkeren Fisch. Ich drehte den Schleppmotor etwas zurueck und machte seine Bootsseite klar zur Landung. Der Fisch machte ein paar Mal Anstalten zu einer Flucht bekam aber nicht viel Schnur von der Rolle. Und er blieb noch tief. Es sah nicht nach etwas Grossem aus aber sicherlich groesser als die vorherigen. Aber manchmal wird man ueberrascht! Ich erwartete den Moment wenn der Flasher die Oberflaeche durchbricht; ich sah den Schnurwinkel immer flacher werden. Ploetzlich meinte Ricardo: “Weg!”. Wie jetzt? Einfach weg!? Er zuckte nur mit den Schultern. Da kann man nichts machen, wenn die Kerle nur kurz beissen, dann haengen sie oft sehr knapp. Die beiden Kleineren hatten den Haken auch nur knapp vorne in der Schnauze gehabt. Aergerlich!


    Da an der Koederfischrute gar nichts passierte aber wir schon einige Bisse an dem Blinker gehabt hatten, wechselte ich nun den Koeder aus zu einem Gruen-Glow 10cm Blinker und schickte den kurz ueber Grund. Alexander kam gerade ausgeschlafen heraus und ich meinte: “Pass’ auf, dieser Blinker faengt heute noch den Groessten!”. Ricardo verschwand nun unter Deck. Schlafschichtwechsel.


    Ich erzaehlte gerade Alex von den gefangenen und verpassten Fischen und drehte eine harte Kurve als die Cohokillerrute wieder hart ausloeste. Ein fester und entschlossener Ruck war das. Kann nichts Kleines sein, dachte ich. Alexander war auch schnell dabei und ruckte dagegen….nichts. Wie kann denn das nur sein? Es lag also nicht nur an Ricardo. Die Fische mussten wirklich nur mit den Blinkern spielen. Vielleicht sollte ich einen Nachlaeuferhaken montieren? Mache ich aber nicht gerne wenn es galt Fische zurueckzusetzen denn wenn dann doch einer ordentlich zuschnappt dann war es schwer den Fisch schonend wieder zu loesen. Ich beliess es bei der Montage. Ich drehte uns wieder ueber die Stellen die Futterfischschwaerme zeigten. Es ging jetzt auf den Gezeitenwechsel zu – immer eine faengige Zeit. Leider brachte die Flut nun auch viel Treibgut und Stroemungsstrudel.


    Da! Aus dem Augenwinkel sah ich wie die bisher noch jungfraeulige Rute anruckte und zurueckschnappte. Den mache ich klar, dachte ich und war zuerst an der Rute. “Ich zeige das Euch jetzt mal”, verkuendete ich grossmaeulig. Ich hoffe ich hatte den Mund nicht zu voll genommen. Der Fisch riss sofort ein gutes Stueck Schnur von der Rolle. Als er stehenblieb, fuehlte ich ordentliche Kopfstoesse. Ach, fuehlte sich das gut an! Alexander holte inzwischen die andere Rute ein und machte den Kescher klar. Das musste ein besserer Fisch sein denn jetzt setzte er zur 2. Flucht an und die Rolle sang eine ganze Weile schoen auf. Wie ich das vermisst hatte! Man vergisst wie stark so ein Lachs sein kann. In Gedanken stellte ich mir schon einen 15 oder 17 Pfuender vor! Nach und nach gewann ich die Schnur zurueck und ich brachte den Fisch in Bootsnaehe. Jetzt spielte er erst richtig verrueckt und ueberschlug sich regelrecht an der Oberflaeche. Das konnte nicht lange gut gehen besonders weil ich schon den ganzen Blinker ausserhalb des Fischmaules erkennen konnte. Er konnte wieder nur knapp haengen. Ich zog entschlossen an und hievte das schaeumende Etwas in Kescherreichweite und Alexander schaufelte das Paket ins Boot. Na also! Hatte Papa mal wieder zeigen muessen wie es geht.


    10 Pfund blankes Silber, ein markierter Chinook. Praechtig! Nach dem Kampfgebahren haette ich sogar etwas mehr erwartet gehabt, aber so kann man manchmal die Groesse eines Lachses verschaetzen. Und auch noch Glueck gehabt: der Haken war nicht einmal im Maul sondern hatte sich seitlich des Maules aussen durch Haut und Fleisch gebohrt. Der muss den Blinker nur mit der Seite des Kopfes angestubbst haben und ungluecklicherweise am Haken haengengeblieben sein. Wir fischten nach diesem Erfolg noch eine Weile weiter aber die Stroemungsbedingungen wurden immer unguenstiger. Es war jetzt kaum noch moeglich den Koeder in Grundnaehe zu halten; es stroemte locker 6-7 km/h. Ich fuhr uns in bisschen flacheres Wasser und Ricardo brachte doch glatt noch eine Scholle vom Boden herauf. Die durfte aber auch wieder schwimmen. Dann packten wir zufrieden ein. Es war zwar kein grosses Fangfest aber stetige Action – alle halbe Stunde rappelte es mal an den Ruten. Kein schlechter Tag; wenn es sowas ueberhaupt gibt beim Angeln!

    Ein langes Wochenende dank eines Feiertags liegt hinter uns. Es war ein schoenes, warmes und vorallem nicht zu windiges Wochenende und vorallem: es waren Heilbuttgezeiten! Mein Sohn Alex und ich hatten noch eine (riesige!) Rechnung offen mit den Butten. Und wir waren entschlossen diese Rechnung nun ein fuer allemal zubegleichen. Wir machten trotzige Gesichter, klopften uns regelmaessig auf die Schultern und warfen uns vielsagende und entschlossene Blicke zu als wir Boot und Geraet zur Ausfahrt am Sonnntag fertig machten. Wir fuehlten uns wie erfahrene, angeschlagene aber tapfere Krieger, die in einen harten, fast aussichtslosen Kampf zogen, in dem die Chance auf einen Sieg nicht gut standen aber dem wir uns trotzdem mit verbissenem Mut und unverbruechlichem Ehrgefuehl stellten. Moegen uns die Butte doch wieder und wieder besiegen aber wir geben nicht auf! Wir kommen immer wieder bis irgendwann…..– das war unser Motto. 


    Das Gezeitenfenster war von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr. Wind sollte ab 13:00 Uhr etwas zunehmen – bis dahin sollte es ruhig sein. Ich hatte mir die Stelle unserer letzten gemeinsamen Niederlage herausgesucht. Nicht das ich erwartete den gleichen abgerissenen Butt wieder zu fangen; der war entweder hinueber oder wesentlich schlauer, aber wo es einen Butt gab, moegen weitere vorhanden sein. Woanders schienen die Buttgruende ja verlassen, aus was weiss ich fuer Gruenden. Als wir nach 20 Minuten an der Stelle ankamen, sassen da schon 3 andere Boote vor Anker. Nicht direkt wo meine GPS Markierung war aber nah genug als dass ich an einer 150m langen Ankerschnur ein ungutes Gefuehl bekommen haette. Mist. Das faengt ja klasse an! Ich fand einen kleinen Unterwasserberg etwa 500 m suedlich davon, der ganz interessant auf dem Plotter aussah. Als ich ihn mit dem Echolot driftend und langsam fahrend auskundschaftete, stellte sich heraus, dass die Wirklichkeit am Boden etwas anders aussah. Da hat ein Computermodell aber stark vereinfacht und ein paar Datenpunkte geradlinig verbunden. Wieder zurueck und doch zwischen die anderen Boote quetschen? Oder weitersuchen? Ein weiteres Boot kam an und scoutete in der Naehe. Wenn ich weiter zoegerte, ist das Meer bald voll!, dachte ich.


    Alex war’s egal und so liess ich den Anker einfach an einem leichten Hang hier herunter. Der Duftsack wuerde die Butte hoffentlich von weit her anlocken. Ich hatte die Reste des kuerzlich gefangenen Lingcods und Cabezons fuer den Duftsack eingeforen. Paar Minuten spaeter hingen wir am Anker und liessen Duftsack und 2 Ruten ein. Fuer eine Rute hatte ich einen Jumbo-Hering als Koeder montiert, die andere mit Lachsresten. Und immer schoen mit Butt-Juice eingeschmiert. Yummi! Wenn uns bloss nicht wieder die Dornhaie so piesacken wuerden. Obwohl, Alex haette wohl nichts gegen ein paar gehabt. Er mag die Haie! Es schien aber Leben hier zu sein – zumindest an der Oberflaeche. Wir sahen ein paar Lachse um unser Boot herum rauben. Alex machte die Pilkrute mit einem Blinker fertig und liess ihn einfach in der leichten Stroemung vielleicht 20 m hinter dem Boot trudeln.


    Nach 15 Minuten hatten wir noch keine Nibbler. Das war ermutigend aber auch komisch. Ich stand gerade mit dem Ruecken zu den Ruten als Alex ploetzlich rief: “Papa!” und zeigte zur backbord Rute. Ich drehte mich um und sah nichts. Ich schaute ihn fragend an und er schwor hoch und heilig, dass die Rutenspitze einmal fast bis ins Wasser gerissen worden war. Ich murmelte was von: “Du willst mich wohl verarschen! Das hast Du doch schon beim letzten Trip versucht!”. Und er immer wieder: “Nein, wirklich, glaub’ mir!”. Ich starrte auch die besagte Rute. Nichts. Wenn es wirklich ein Biss war und der Butt losgelassen hatte, kam er vielleicht nochmal wieder. Den ganzen Hering konnte er kaum in einem Ruck abreissen – dafuer faedelte ich ihn zu gut auf. Und ausserdem hatte ich ja noch das Glow-Plastik-Squid am Vorfach – dass alleine konnte auch noch einen Nachfasser provozieren. Da! Ein kurzes Erzittern der Rutenspitze….warten, warten….jetzt ein kleiner Ruck und gleich darauf ein fester Ruck der die Rutenspitze hart runter zog und gleich ein zweiter hinterher. Ich kurbelte hart an und die Rutenspitze bog sich Richtung Wasser und ich konnte Kopfstoesse spueren. Der haengt! Jawoooooollllllll!


    Wie von einer Adrenalinspritze aufgeputscht, waren wir ploetzlich elektrifiziert. Alex brachte gleich den Downrigger mit Duftsack hoch und kurbelte in Rekordzeit die zweite Rute ein – nur keine Hindernisse uebriglassen, die wieder zum Drama fuehren koennten. Ich pumpte den Fisch ein paar Meter hoch – dann zog er wieder zum Grund ab. Ahhh, der war sportlich und man vergisst wie stark Heilbutte kaempfen koennen – wenn sie es tun. Manche kommen hoch wie ein Zementsack. Der hier wollte spielen. Immer wenn ich mal 10 m Schnur gewonnen hatte, gingen mindestens 5 m Schnur wieder raus. Ich musste die Bremse gut justieren. Ich wollte ihn nicht zu hart drillen falls der Haken unguenstig hing. Aber ich wollte auch keinen unendlich langen Drill riskieren. Alex hatte aufgeregt die Harpune fertig gemacht und schaute gespannt ins Wasser. Kurz vor der Oberflaeche machte der Fisch sich nochmal auf einen Tauchgang auf aber er kam nicht mehr weit.


    Dann hatte ich ihn oben. Kein Riese aber 20 Pfund hatte er sicher. Jeder Butt ist gut heute! Einer der zwei Haken hhing nur knapp in der Lippe. Huch, das war knapp. Gut, dass ich vorsichtig gedrillt hatte! Alex ueberlegte, ob er selber harpunieren wollte aber ueberliess es dann doch lieber mir denn es waere sein erstes Mal gewesen. Ich gab ihm die Rute und riet ihm gut zuzugucken – fuer’s naechste Mal. Alles lief glatt, die Harpune besiegelte des Buttes Schicksal. Abschlagen, abstecken und aussen am Boot vertaeuen so dass er schoen ausbluten kann. Wir jubelten und freuten uns sehr. Endlich. Endlich! Nach so vielen missglueckten Versuchen. Den Fisch hatten wir uns sowas von verdient! Wir strahlten so dass der bedeckte und nasse Himmel doch bald schon Blaeue und Sonnenstrahlen zeigte. Und wir hatten erst 20 Minuten geangelt! Wer weiss was da noch so alles kam!?


    Wir liessen beide Ruten voller Erwartung und Befriedigung wieder hinunter und machten es uns bequehm. Etwas Party-Musik an, ein paar Snacks essen – das Leben war wieder ok. Aber es passierte nichts, gar nichts. Weit und breit keine Dornhaie. Sehr komisch. Alex nickte ein und ich bewachte die Geschirre und kontrollierte die Koeder regelmaessig. Keinen Anfasser irgendeiner Art. Das war schon seltsam. Wir mussten den Koder ja dem Butt regelrecht auf dem Kopf geschmissen haben. So schnell wie der Biss kam, konnte noch keine Duftspur angekommen gewesen sein. Aber es schien ein Einzelfisch gewesen zu sein oder seine Kumpels hatten sich schleunigest vom Acker gemacht als ihr Kumpel verschwand. Normalerweise jagen Butte in dieser jugendlichen Klasse immer im Pack. Als gegen 13:00 Uhr der Wind etwas zunahm und wir immer noch keinen weiteren Fischkontakt gehabt hatten, plante ich um: ich schlug Alex vor ein bisschen zu driften und mit den Grundruten so mehr Stellen abzusuchen. Offensichtlich waren keine Butts mehr vor Ort. Alex war’s recht.


    Wir zogen den Anker und ich fuhr uns zu ein paar gutausehenden Stellen zwischen hier und dem Heimathafen. Die Driften waren klasse – der leichte Wind brachte uns vorwaerts aber die noch lahme Stroemung erlaubte staendigen Bodenkontakt waehrend der Driften. Nur die Fische waren nicht beeindruckt. Hier war auch die Chance auf einen grossen Ling oder seltenen Tiefsee-Snapper. Wir drift-fischten bis ueber 100 m tief. Aber nichts.


    Als wir vor den Oak Bay Flats, einem bekannten Heilbutt und Lachsrevier ankamen, wo es so um die 50-70 m tief war, schlug ich Alex vor mal einen schweren Pilker zu probieren waehrend ich die zwei Grundruten bewachte. Alex ging aufs Bug und pilkte dort. Und er brachte bald ein paar richtig praechtige Felsenbarsche hoch. Einer musste wegen Barotrauma in die Fischbox aber die anderen konnte er unbeschaedigt entlassen. Auf einmal riss es auch noch an einer meiner Grundruten und ich setzte hoffnungsvoll den Anschlag und meinte noch Widerstand gefuehlt zu haben aber dann liess sich die Rute doch recht leicht einkurbeln. Als ich das Geschirr oben hatte, hing dann doch noch ein grosser Quillback Felsenbarsch dran. An dem schweren Heilbuttgeraet hatte man den kaum gemerkt. Auch der konnte gluecklicherweise ohne Schaden wieder freigelassen werden.


    Wir packten dann bald ein. Alex hatte doch noch etwas Action beim Pilken bekommen – eine jederzeit willkommene Angelart bei Kindern und Jugendlichen. Wir hatten unseren Butt, das war alles was zaehlte. Es war ein schoener, nach dem Fang entspannter Angeltag geworden. Und am Nachmittag war es sogar schoen warm und sonnig geworden. An der Marina sahen wir noch 2 andere Boote mit Heilbutten in der Box. Vielleicht kamen die Butte jetzt erst verspaetet zu den normalen Jagdgruenden? Der Fluch fuer uns ist vorbei und die Schande, Fisch fuer die Familie kaufen zu muessen, blieb uns vorerst erspart!

    Ok, ich glaube die Welt ist schon verrueckt genug und ich hatte glaube ich auch schon erwaehnt, dass diese Angelsaison auch nicht wie erwartet ablaeuft mit einigen unerklaerlichen Erscheinungen. Aber was gestern Abend passiert ist, setzt dem Ganzen ja noch die Krone auf! Es war ein winstiller and fast schon schwueler Abend und ich hatte nach dem Abendbrot den Drang an unseren oftbesuchten See zum Forellenangeln zu fahren. Bellyboot und Fliegenrute – da sollte doch um diese Jahreszeit einiges gehen. Mein Sohn Ricardo und sein Freund Alec waren gleich Feuer und Flamme und fuhren mit Alecs Bassboot mit. Es wurde ein schoener und entspannender Abend auf dem Wasser – als ich vom Ufer ablegte, kamen auch gleich die ersten Bisse. Ich hatte 4 Bisse und 2 gelandete Regenbogner in den ersten 15 Minuten. Danach wurde es etwas ruhiger und ich suchte verschiedene Tiefen mit verschiedenen Fliegentypen ab. Ich konnte noch ein paar Bisse registrieren und landete noch eine wunderschoene Regenbogner von 43 cm. Aber dann kam der Hammer! Alec und Ricardo schleppten ihre Koeder ganz in meiner Naehe herum. Ricardo hatte einen Spinner mit Wurm anzubieten und bekam unweit von mir einen guten Biss und drillte einen akrobatischen Fisch ans Boot. Alec machte den Kescher fertig und sackte den Fisch auf der mir abgelegenen Bootsseite ein. Ein lauter Aufschrei von Alec liess mich aufhorchen: “No way! A Coho! A Coho!”. Waaaasss? Die spinnen doch, die Jungs. Hatten die Alkohol an Bord geschmuggelt? Ein Lachs im Prospect Lake ist doch Bloedsinn.


    Alec rief zu mir rueber, es waere ein Coho, eindeutig. Ich winkte ihnen den Fisch vorbeizubringen. Sie fuhren mit dem Fisch im Kescher im Wasser zu mir herrueber und ich warf einen Blick auf den silbernen Fisch: tatsaechlich, zweifellos ein Coho – Silberlachs. Wie ist denn das moeglich? Die Fettflosse fehlte – also ein kuenstlich erbrueteter Lachs. Ich erinnerte mich dunkel an eine lokale Gruppe, die den Tod Creek, der aus dem Prospect Lake in das Saanich Inlet floss, wieder durchgaengig machen wollten nachdem vor vielen Jahrzehnten ein Wehr nahe der Bachmuendung jeglichen Lachsaufstieg verhinderte. Angeblich hatte es bin in die 30ger Jahre Lachse im Tod Creek gegeben, die bis in den Prospect Lake aufgestiegen waren. Aber dieser Lachsstamm war ja nun schon lange ausgestorben. Letztes Jahr vernahm ich mal ein Geruecht, dass neue Lachse im Tod Creek wieder ausgesetzt werden sollten. War das etwa passiert und wir hatte hier einen der ersten Ueberlebenden gefangen? Er war so um die 40 cm lang und sah putz-munter und gesund aus. Wir liessen ihn natuerlich schonend wieder frei nachdem wir schnell ein paar Fotos gemacht hatten. Das war ja eine tolle Ueberraschung. Und Ricardo wurde wiedermal seinem Ruf eines Faengers der komischen Dinger gerecht; er konnte sich einfach nicht an den Fangplan halten! Da waren vielleicht 30000 Forellen im Prospect Lake, und vielleicht 10000 Barsche und nur 3 oder 4 Lachse und er erwischt einen davon? Er sollte schleunigst mal ein Lottoticket kaufen!


    Ich kenne hier im Umkreis einige Lachsaktivisten und werde nun gleich mal Nachforschungen anstellen. Dieser Fang wird die sicherlich auch sehr interessieren. Was es nicht alles gibt: Lachse in einem Forellensee! Ein verruecktes Jahr!

    Zitat von Gerd

    Aber sag mal, hast Du da einen Grill an der Reling montiert ?


    Jupp, ein kleiner Edelstahl-Bootsgrill. Funktioniert klasse und macht ganz schoen Dampf. Ich nutze ihn nicht haeufig denn dort wo Du ihn montiert siehst, kommt er mit dem normalerweise montierten Downrigger ins Gehege. Und ich fahre nicht oft ohne Downrigger auf's Meer. Aber an diesem Sonntag wusste ich, dass nicht geschleppt werden wuerde. Hat irgendwie etwas wenn man auf dem Wasser sein Essen grillen oder kochen kann. Waterfront Dining! Die Jungs pilkten munter weiter waehrend die Wuerste auf dem Grill brutzelten. Man muss natuerlich wegen der Hitze ein bisschen aufpassen wie man den Grill sicher montiert und dann sich auch nicht daran verbrennt bei Bootsaktivitaeten. Und Edelstahl ist auf dem Ocean Pflicht sonst kann man sich trotz Pflege jedes zweite Jahr einen neuen Grill kaufen. Selbst ein Edelstahlgrill haelt nicht ewig - Hitze und Salz sind aggressive Metallkiller. Carl, mein guter Angelfreund, hatte sich den gleichen Grill vor paar Jahren mit mir gekauft und ihn haeufiger montiert gehabt und oefter benutzt. Und auch nicht so sorgsam gereinigt nach jeder Verwendung - den gibt's schon seit 1-2 Jahren nicht mehr.

    Muttertag ist eigentlich kein Angeltag. Da Zusammenkuenfte mit Freunden oder weiterer Familie weiterhin untersagt sind, waechst man eben als Haushaltfamilie noch enger zusammen und faengt auch an die Vorlieben und Hobbies enger miteinander zu teilen. So jedenfalls erklaere ich mir den Muttertagswunsch meiner Frau mit allen 3 ihrer Jungs ihren Ehrentag auf dem Boot auf dem Meer zu verbringen. Es war ein herrlicher Fruehsommertag mit 26 Grad Lufttemperatur, nur ein wenig Wind und greller Sonne. Ich montierte den Bootsgrill und besorgte Bratwuerstchen mit allem Zubehoer. Die Jungs machten 3 Pilkruten fertig und dann ging es am spaeten Morgen los. An der Bootrampe war kaum Wasser – es war extrem niedrige Ebbe. Ich war froh das mein Boot kaum Tiefgang hatte und der Propeller nur so 40 cm unter Wasser war. Groessere Boote haetten um diese Zeit gar nicht raus-oder reinkommen koennen.


    Ich hatte mir Oak Bay auf der anderen Seite von Victoria als Ziel ausgesucht. Dort konnte man Lachse erwarten und es gab viele Inseln, Riffe und Felskanten an denen allerlei Bodenfisch leben konnte. Bis vor 40 Jahren gab es hier taegliche Kutterausfahrten aus der Oak Bay Marina, die Heiligenhafen-aehnlich 20 Pilkangler zu den Riffen fuhren und bei denen jeder Angler eine Schubkarre voll Felsenbarsche, Lings u.ae. mit nach Hause brachte. Leider hatte man damals nicht bedacht, dass vorallem die Felsenbarsche (verwandt mit Rotbarsch) eine unheimlich niedrige Reproduktionsrate haben. Diese Barsche brauchen teilweise bis zu 15 Jahre um mit ca. 30 cm das erste Mal fuer Nachwuchs zu sorgen. Wenn man die dann natuerlich zu tausenden mit 29 cm abfischt, kann sich jeder vorstellen wie die Bestaende sich entwickelten. Die Bestaende brachen in den 80gern komplett zusammen und einige Arten sind hier um Victoria herum extrem selten geworden oder komplett verschwunden. Die fischereipolitische Notbremse kam viel zu spaet und auch nach vielen Jahren ohne nennenswerten kommerziellen Fangdruck und einem Angel-Tageslimit von 1 Barsch haben sich die Bestaende nur etwas und sporadisch erholt.


    Leider leiden geangelte Felsenbarsche auch unter Barotrauma – wie Dorschartige auch – und sind kein einfacher Kandidat fuer Catch&Release Angeln. Daher haben sich viele Angler von den Barschen als Zielfisch abgewandt – was fuer die Bestaende kein schlechtes Ding war. Mittlerweile wissen Angler auch besser mit Barschbeifang umzugehen – wenn man sie tief faengt und sie aber ganz langsam nach oben bringt, kann man das Barotrauma verhindern oder zumindest verringern, und schliesslich muss man mittlerweile ein Ablassgeraet im Boot haben mit dessen Hilfe man Barsche mit Barotrauma-Anzeichen wieder schnell auf Tiefe bringen kann, was denen wohl eine gute Ueberlebenschance bietet. Auch hat das Fischereiministerium ueberall an der Kueste Schongebiete angelegt in denen Angeln komplett verboten ist. All das hat dazu gefuehrt, dass die Barschbestaende in einigen Gegenden wieder einen Aufwaertstrend zeigen. Schade nur, dass man immer alles erst gegen die Wand fahren muss um aufzuwachen!


    Dem Ling Cod, ein gefraessiger Riffraeuber der enorme Grossen erreichen kann, und ein begehrter Speisefisch ist, erging es nicht anders. Gluecklicherweise sind Wachstumsrate und Fortpflanzungzyklus von Ling und Barsch total verschieden. Der Ling waechst schnell ab und wird auch schon nach 2-3 Jahren bei 50-70 cm Laenge geschlechtsreif. Auch hier gilt ein Tageslimit von 1 Ling pro Angler. Durch den stadttnahen Angeldruck findet man kapitale Exemplare von 1m plus nicht allzu haeufig vor Victoria, aber es besteht durchaus die Moeglichkeit so einen Brummer zu erwischen. Kulinarisch und auch fischereibiologisch sollte man eh die eher mittleren Groessen bis zu 1 m mitnehmen und die supergrossen, meist weiblichen Exemplare wieder freilassen. Lings haben auch kein Problem mit Barotrauma und lassen sich prima wieder freilassen.


    So waren unsere Zielfische zum Muttertagsausflug Ling Cod, Lachs und dann alles was noch Hunger auf Metall hatte. Die beiden Jungs gingen gleich in teenage-typischer Manier in Wettkampfmodus ueber und zaehlten sich jeden Biss und Fisch vor. Es war sehr spassig und selbst die Mutter schmunzelte ueber die eifrige Fischertaetigkeit der Burschen. Alexander hatte den Trick raus und legte ein paar kleine Lings und mittlere Barsche vor. Dann war seine Rute ploetzlich zum Halbkreis gebogen – Haenger? Nee, da kam Bewegung rein! Ich rief ihm zu er sollte den Fisch moeglichst schnell vom Boden wegpumpen. Aber nach paar Metern ging es wieder abwaerts – die Rutenspitze tief im Wasser versenkt, fummelte Alex blitzschnell an der Rollenbremse um den Fisch absaussen lassen zu koennen. Noch mal gutgegangen. Das musste ein ordentlicher Fisch sein! Ling oder Lachs? Nach einem heissen Drill kam was Braunes zum Vorschein – aha, ein guter Ling. Ich gaffte den Fisch und Alex hielt ihn stolz seiner Mutter als Muttertagsgeschenk vor. Naja, da kam wohl mehr ein Staunen als Dankeschoen herueber. Knapp 10 Pfund und 76 cm hatte er. Das war zwar kein Grosser aber schon ein vorzeigbarer Ling; besonders hier vor Victoria.


    Ricardo, der aeltere, verlor ein paar kleinere Fische und brachte allerlei komisches Zeug hoch: Seegurken, Seeanemonen, Steine… Wie immer eben! Ich bediente erstmal den Grill damit wir was zum Mittagessen hatten. Nach dem Essen fuhr ich uns wieder zu vielversprechenden Untiefen und Riffen. Alex legte nun richtig los und landete einen Fisch nach dem anderen: Felsenbarsche verschiedenster Gattungen, Greenlings, kleine Lings, und auch einen Stein…. Aber Ricardo hielt nun mit und verlor nach einigen Barschen einen guten Fisch. Ich probierte auch mal und landete einen schoenen Quillback Felsenbarsch, der auch wieder schwimmen durfte. Auch ich hatte fuer paar Sekunden noch einen schwereren Fisch dran, konnte ihn aber nicht zur Oberflaeche bringen. Die Flutstroemung zog ungemein stark und es war mit den 80-100g Pilkern schwer in mehr als 40m Tiefe Grund zu halten. So konzentrierten wir uns auf flachere Strecken. Ich liess uns bewusst auch mal bis in die Kies-und Sandstrecken neben den Felsriffen treiben. Vielleicht sass ja doch mal ein Heilbutt im Flachen. Oder eine Truppe Chinooks die an der Felskante entlang jagte.


    Dann hatte Alex wieder was Grosses dran. Er meinte der waere noch groesser als der Ling vorher. Seine Rute war wieder tief im Wasser als er eine der Fluchten parierte. Aber dann war der Kontakt ploetzlich wieder weg. Schade, den haetten wir gerne wenigstens mal zu sehen bekommen. Bei einer weiteren Drift tief in den felsigen Untiefen meldete dann Ricardo auf einmal einen Grossfisch an. Oha, der machte an seiner Rute auch ordentlich Alarm und er hatte die stabilste Rute von uns allen. Was mag das wohl sein? Als es rot-braun schimmerte waren wir uns sicher – wieder ein Ling. Aber als das Ding sich dann an der Oberflaeche waelzte, erkannte ich, dass das ein kapitaler Cabezon war. Wow! Der ging mit. Da hatte ich doch vor paar Wochen schon einen Cabezon in East Sooke gefangen. Aber der hier war ja noch ein bisschen groesser. Wir bestaunten dieses gruselig-haessliche Tier mit seinen Tentakeln und Stacheln und riessigen Flossen und grossem Maul. Was fuer ein Urvieh! Faengt man eigentlich selten; habe manchmal mehrere Jahre keinen Cabezon gefangen und jetzt 2 in 2-3 Monaten. Das ist so ungefaehr wie ein Seeteufel in Norwegen zu fangen. Ist auch von der Fleischqualitaet vergleichbar. Hervorragend. Interessanterweise hatte er eine Handvoll kleiner Krabben in seinem Magen.


    Ricardo hatte dann noch einen knapp untermassigen Ling am Band und der eine oder andere Barsch und Greenling mussten nochmal kurz das Licht erblicken bevor sie wieder schwimmen durften. Dann machten wir Schluss um es auch fuer die Mutter nicht zu uebertreiben. Leider hatte es mit Lachsen am Pilker heute nicht geklappt. Und auch meine heimliche Hoffnung auf Buttkontakt wurde nicht erfuellt. Aber guter Ling und ein toller Cabezon waren ein vorzeigbares und sehr essbares Ergebnis. Und es war ein wunderschoener Tag auf dem Wasser mit viel Action und einigen Lachern im engsten Kreise der Familie. Was will man mehr.

    Etwas Neues hatte ich mir fuer diese Angelsaison auch vorgenommen und meine Jungs waren von der Idee begeistert: ich wollte mehr Pilken dieses Jahr und hoffentlich auch ein paar schoene Lachse am Pilker erwischen. Zwar sind die Erfolgschances wesentlich geringer als beim Schleppen aber wenn dann doch mal ein fetter Lachs am Pilker einsteigt, dann ist Alarm los! Und der Drill an Geflochtener und ohne Flasher ist nochmal eine andere Klasse wenn dabei auch mit mehr Verlusten zu rechnen ist. Ausserdem, und das ist was die Jugend so faszinierend daran findet, faengt man beim Pilkern die ganze Vielzahl der Boden-und Riffbewohner und man weiss nie was als naechstes am Haken haengt.


    Ein unerwarteter Nebeneffekt war, dass meine Frau nun auch haeufiger mit auf’s Boot kam. Konnten sich die gewoehnlichen Lachsschlepptouren schon mal 8 oder gar 10 Stunden hinziehen, so waren die Pilktouren mit 2-3 Stunden recht kurz und daher eher verdaulich fuer Nichtangler. Laenger als 2-3 Stunden pilken haelt ja auch kein Arm aus. Einmal Anfang Mai fuhren wir vor East Sooke an die Riffe und Klippen und Alexander und ich pilkten bis uns die Arme schmerzten. Und wir fingen eine Menge Fisch: Greenling, Irish Lord, verschiedene Felsenbarscharten und Baby-Ling Cods. Leider war nichts kapitales dabei aber wir nahmen 4 der Greenlings mit – sind mit Ling Cod verwandt und daher auch lecker auf dem Teller. Bei tollem Wetter war das ein kurzweiliger Spass auf dem Wasser. Leider wollte kein Lachs an den Pilker.

    Die Welt ist anders geworden; irgendwie finde ich kaum noch Zeit Angelberichte zu schreiben obwohl ich ein paar Mal auf dem Wasser war. Sicherlich waren die Faenge nicht gerade weltbewegend aber das hatte mich frueher auch nicht vom Berichten abgehalten. Ich werde mich mal zwingen wieder haeufiger und zeitnaher zu berichten – es kann ja nicht alles den Bach runtergehen in dieser Welt!


    Die Heilbuttsaison war nun schon seit dem 1.3. geoeffnet und ich hatte es im Maerz schon zweimal versucht; mit null Erfolg. Das war schon seltsam. Im fruehen April dann nochmal mit meinem Sohn und wieder nichts mit Butt. Ich bin eigentlich ein erfahrener Buttangler und konnte ueber die letzten 10-15 Jahre regelmaessigen Fangerfolg vorweisen. So eine Null-Phase war mir relativ unbekannt. Ich fragte im lokalen Anglerkreis herum und bekam volle Bestaetigung – es waren einfach fast keine Heilbutte vorhanden – selbst Heilbuttfluesterer und Top-Guides kamen regelmaessig leer nach Hause. Irgendwas stimmte nicht – zu kalt, zu warm, zu wenig Futterfische, Sauerstoffmangel in der Tiefe – jeder hatte Theorien aber keine Fakten. Die sonst haeufigste und manchmal auch passende Ausrede, dass die Berufsfischer wiedermal alles abgegrast hatten, konnte diesmal nicht gelten denn durch Corona war die Fangflotte zuallermeist im Hafen geblieben. Bei den Krabben zum Beispiel sahen wir den positiven Effekt des Wegbleibens der Berufsfischer – die Krabbenpoette der Angler waren zumeist rammelvoll! Der Export nach China lag und liegt immer noch brach. Also muessten doch Unmengen von Butten hungrig umherziehen!? Dem war nicht so. Leider.


    Am 3.5. waren perfekte Gezeiten und der Wind wehte nur leicht. Mein Sohn Alex und ich sattelten das Boot und hofften das wir den Buttfluch ablegen konnten. Ich suchte mir eine relativ neue Stelle, weit abgelegen von den ueblichen Buttfangplaetzen aus um der restlichen Angelbootflotte aus dem Weg zu gehen. Lachsfischen war beschraenkt, gute Gezeiten und kein Wind – das wuerde eine Menge Angler zu den Buttgruenden locken. Aber die Stelle hatte fuer mich schon produziert. Wir fuhren bis kurz vor die US Grenze und ankerten dort an einem Kieshang. 2 Boote sassen in der weiteren Umgebung schon vor Anker. Ich hatte einen fetten Duftsack, der am Downrigger zum Boden in ca. 80 m Tiefe ging um eine unwiderstehliche Duftspur fuer die Butte zu legen. Die 2 Ruten wurden mit Hering und Lachsresten bestueckt und unter dem Boot versenkt.


    Es dauerte nicht lange bis die Tiefenbewohner die Duftspur gefunden hatten und es kam Leben in unsere Ruten. Leider waren das die Dornhaie die uns nun rund um die Uhr beschaeftigt hielten. Einer von diesen Tagen, dachte ich. Da muessen wir durch, uns durch die Haie durchangeln bis hoffentlich ein Butt von dem Buffet Gebrauch macht. Alex hatte die ersten 2 Stunden noch Spass mit den Haien – die teilweise ordentliche Groesse hatten. Einmal rief er “Das ist was Grosses!” und ich wurde aufmerksam. Tatsaechlich bog sich seine Rute beachtlich durch und er kurbelte nur mit grosser Muehe seinen Fang hoch. “Fuehlst Du Kopfstoesse?”, fragte ich mehrmals? War nur schwer, meinte er. Das war entweder ein Riesen-Dornhai, oder eine Haidoublette, ein Rochen oder ein super fauler Butt. Oder vielleicht ein seltener Dorsch – was auch nicht schlecht waere, dachte ich. Es kamen 2 grosse Dornhaie zum Vorschein. Schade, schade…. Dann wurden die Haie aber auch Alex laestig.


    Als dann die Stroemung etwas zunahm, liessen die Haie nach und wir hatten mal eine Verschnaufpause und Zeit zum Essen. Ich hatte gerade meinen Koeder kontrolliert und wieder hinabgelassen und drehte mich weg um zu meinem Sitz zu gehen als Alex rief: “Biss! Papa!” Ich drehte mich um und sah nichts mehr, aber Alex meinte meine Rute haette 2 Mal heftig geruckt – mehr als jeder Hai haette koennen. Ich dachte erst er wollte mich veralbern aber er versicherte immer wieder, dass das kein Witz war. Es passierte aber leider nichts mehr an der Rute. Aber wenn es stimmte, war nun vielleicht ein Butt am Platz und wenn er noch nicht richtig gehangen hatte, duerfte er auch nochmal beissen.


    Es passierte aber erstmal wieder nichts. Alex fing gerade wieder einen Hai und ich schaute seiner Catch&Release Abhaktmethode zu – als ich kurz zu meiner Rute schielte, hing die straff und etwas gebogen still. Komisch, mit etwas Wellengang schwuppte die Rutenspitze normalerweise etwas auf und ab. Entweder das Geschirr hing irgendwo am Grund fest oder….. ich kurbelte mal hart rein und die Rute zog sich kruemmer und kruemmer und nun ein hammerharter Ruck. Aha, das war Fisch! Und kein Kleiner! Ich nahm die Rute heraus und rief “Fish On”. Alex tanzte vor Aufregung von einem Fuss zum anderen. Ich liess ihn mir den Gimbal umbinden um mir den Drill zu erleichtern. Ich konnte den Fisch 10-20 m hochpumpen ohne grosse Gegenwehr. Das wird doch wohl nicht wieder eine Haidoublette sein? Oder ein Rochen? Da! Jetzt kam eine Serie von ungeduldigen und buttypischen Kopfstoessen – auf jeden Fall war das Butt, da war ich mir nun ganz sicher. Und der war ein ordentlicher, das stand fuer mich auch fest.
    Alex machte die Harpune fertig und das Gaff – je nachdem was wir brauchen wuerden. Ich betete laut, dass der Fisch bloss haengen blieb. Ich drillte ihn sachte und stetig nach oben – der hatte noch gar nicht gemerkt, dass er am Haken hing. Darin lag aber auch die Gefahr – er kam total gruen und voller Kraft nach oben. Ich schaute schon ins Wasser, ob ich was erkennen konnte als er ploetzlich Gas gab und mir brutal ein paar Meter Schnur von der Rolle riss. Gott sei Dank war die Rollenbremse richtig eingestellt. Das war ein Brummer; hoffentlich nicht zu gross – 126 cm war dieses Jahr die Maximalgroesse fuer Angler. Das sind so 50-55 Pfund. Ich bekam die Schnur wieder zurueck und konnte nun einen Schatten sehen – der sah gross aus – aber in vielleicht 5 m Tiefe sieht alles etwas groesser aus. Jetzt, vielleicht vom Sonnenschein geblendet, riss der Fisch wieder aus aber diesmal nicht vertikal sondern seitlich und genau in die Schnur der 2. Ruten. Sch…..! Aber das sollte sich doch loesen lassen, dachte ich.


    Ich kurbelte noch ein bisschen weiter und die Schnurkreuzung kam hoch zu meiner Rutenspitze. Mist, der war doch wirklich einmal komplett darumgeschwommen. Ich stoppte mit dem Einholen, Alex nahm seine Rute aus dem Halter und ich rief ihm zu: “Du unten durch und ich oben drueber”. Ich meinte die Richtung des Ueberkreuzen gesehen zu haben. Gluecklicherweise lag der Butt ganz ruhig da unten im Wasser. Wir die Ruten oben und unten durch und…. so ein Mist, verkehrt herum. Der einfache Tueddel war nun ein doppelter. Schnell wieder zurueck – wir waren mitten in unserer Rutenparade als der Butt genug hatte und Vollgas gab – beide Rutenspitzen wurden tief nach unten gerissen und ich riss den Bremshebel meiner Rolle noch voll zurueck aber die Reibung der Geflochtenen an der anderen Geflochtenen war zu gross und es gab einen haesslichen Knall und die Schnur war durch … und der Fisch weg.


    Ein Aufschrei meinerseits, ein koerperliches Verbiegen in Schmerz bei Alex…dann Totenstille. Wir konnten uns minutenlang nicht angucken. Dann kam eine ungewoehnliche Schimpftirade meinerseits. Und stilles Kopfschuetteln von Alex. Das tat physisch weh! Es schmerzt jetzt noch davon zu berichten! Ich versuchte mich wieder auf’s Angeln zu konzentrieren – wo ein Butt war, konnten auch noch mehr sein. Ich musste erstmal neu aufschirren. Nicht nur dass wir einen schoenen Fisch so knapp am Boot verloren hatten, und dannoch den ersten der Saison nach so langer Durststrecke – der Fisch schwamm nun mit dem ganzen Geschirr umher – wer weiss, ob er das ueberleben wuerde. Und dann war das Geschirr natuerlich auch ein finanzieller Verlust fuer mich. Ein triple-whammy Verlust!


    Wir fingen ausser noch ein paar Haien nichts mehr. Wir wurden noch von der Wasserpolizei kontrolliert – ein seltenes Ereignis und etwas komisches in Coronazeiten wo Abstandhalten auf Booten schwierig ist. An Bord kommen wollten die Beamten nicht, ich musste nur alle Dinge und Papiere sichtbar hochhalten. Bisschen albern, ich haette denen eine 10 Jahre alte Angellizenz und meines Vaters Bootsfuehrerschein hochhalten koennen. Und wie die 3 oder 4 Beamten so auf ihrem Boot um sich selber herumwackelten umssich nicht zu nahe zu kommen, war schon zum schmunzeln. Aber sie waren sehr freundlich und anscheinend auch angelinteressiert und litten mit uns mit, als wir von unserem Verlust erzaehlten. Ich glaube dieses Erzaehlen war wichtig fuer meine Psyche denn ich fuehlte mich nachher viel besser. Danke, ihr Seelsorgerpolizisten!


    Ich wollte es am folgenden Tag, einen Montag nochmal wissen und nahm mir einen Tag frei von Arbeit. Machen wir’s kurz – ich hatte einen fragwuerdigen Biss in 4 Stunden. Nichtmal einen Hai. Irgendwas stimmt hier nicht. Und ich bin 0:5 beim Heilbuttangeln in 2020; der schlechteste Saisonstart an den ich mich erinnern kann.

    Zitat von Gerd

    Was fährst Du denn ?? Ein Omnibus-SUV ?? :shock:


    Ok, mein SUV ist schon etwas auf der groesseren Seite da ich jahrelang ein halbes Eishockeyteam herumkutschiert habe. Allerdings laesst sich die 2.4m lange Froschboot-Wanne auch in einen kleineren SUV reinpacken. Aber dann vielleicht nicht mehr mit mehreren Mitfahrern.

    Habe zwar nichts weltbewegendes Neues zu berichten aber in diesen Zeiten der Corona-Tristesse kann ein bisschen Abwechslung nicht schaden. Da meine Bootsanhaengerbremsen mir wiedermal Probleme machten, musste der Haenger in die Werkstatt – aber ohne Boot. So hatte ich Max Waldi in der Cheanuh Marina in East Sooke einen Liegeplatz ueber das lange Osterwochenende gefunden. Die Marina war noch halb leer und hatte auch momentan den Slip-Betrieb eingestellt. Nur wer sein Boot in der Marina hat, durfte die Anlagen benutzen.


    Ich mache das nicht oft, mein Boot in einem Hafen im Wasser lassen. So fuehlte ich mich verpflichtet jeden Tag mal nachzuschauen ob alles ok war. Ist natuerlich eine klasse Ausrede viel mehr Zeit am Boot und auf dem Wasser zu verbringen! Ich lasse teures Angelzeug nicht gerne sichtbar am oder im Boot waehrend ich nicht dabei bin. Ich kann zwar Zeug in der Kabine einschliessen und habe das auch mit Downriggern und Koederboxen etc. gemacht, aber GPS und Echolotgeraete baue ich nicht extra ab. Aber es ist auch mal schoen einfach zur Marina zu fahren, auf’s fast fertige Boot zu steigen und einfach loszufahren und das Boot danach ohne grosse Putzaktionen wieder abzustellen. Insgesamt spart man zwar nichts an Arbeit weil nach einem laengerem Salzwasserliegeplatz eine umso gruendlichere Putzaktion ansteht, aber fuer die paar Tage war es schoen einfach und bequehm.


    Wir hatten ein herrlich sonniges und warmes Osterwochenende mit Temperature bis zu 20 Grad. Leider war es aber auch recht windig. Samstag hatte ich gar nicht erst den Dock verlassen wegen des Windes. Sonntag Vormittag ging noch und ich fuhr eine gute Strecke bis zur Trap Shack mit Lachsblinkern im Schlepptau. Hatte 2 untermassige Chinooks und ein paar kleine Felsenbarsche aber nichts zum Vorzeigen. Ab 14:00 Uhr kam dann ploetzlich eine Windfront vom Westen und jagte mich aber schleunigst wieder in den Stall.


    Am Montag war ich wieder morgens beim Boot und diesmal sollte der Wind ruhig bleiben. Ich fuhr mal zur Whirl Bay um dort paar Lachse aufzustoebern und fand nach einiger Zeit auf der 45 m Tiefenlinie ein paar hungrige Winterlachse. Der erste war der Beste – so um die 6 Pfund und ich hatte ihn schon fast im Kescher als der Haken herausflog. Nach einer halben Stunde kam der naechste Biss in der gleichen Gegend und diesmal kam der Haken schon nach paar Sekunden los und ich hatte noch keine richtige Vorstellung wie gross der wohl gewesen sein koennte. Ich verpasste noch ein paar Bisse und brachte noch allerlei kleine Bodenfische nach oben wie Mini-Lingcods oder eine kleine Scholle. Zu meiner Ueberraschung hing ploetzlich auch ein kleiner Dorsch am Blinker. Von denen hatte ich schon lange keinen mehr gefangen. Es gab Jahre, da waren grosse Schwaerme der Jung-Dorsche hier vor Sooke und Victoria. Meistens nur so 30-40 cm lang und kaum lohnend zur Verwertung. Beim Heilbuttangeln hatte ich ueber die Jahre den einen oder anderen guten Dorsch erwischt – so 10 – 15 Pfund, aber das waren auch nur vereinzelte Zufallsfaenge. Wann und warum diese Dorschfaenge manchmal auftraten, weiss hier niemand so richtig. Ist kein Fisch auf den Angler hier in BC gezielt ansitzen.


    Und so war die Angelei an diesem herrlichen sonnigen Ostermontag zwar abwechslungsreich aber kuechenmaessig brotlos und wegen der geringen Groessen auch ziemlich unsportlich. Als die Ebbstroemung nachliess und sich die Slack-Zeit anbahnte, holte ich mal die Pilkrute raus. Vielleicht ging ja da was und Pilkangeln war definitiv aktiver als Schleppangeln. Ich stoppte erst ueber den Stellen am Kiesplateau wo ich die Lachsbisse gehabt hatte und pilkte munter drauflos. Da tat sich aber gar nichts ausser noch einer kleineren Scholle. Dann fuhr ich dichter an die Church Rock Insel und liess den Pilker vor dem Felsriff hinab – und von da an war die Pilkrute non-stop krumm. Die ersten und gierigsten Abnehmer waren kleine und mittlere Gelbschwanz-Felsenbarsche, die fast wie Suesswasser Schwarzbarsche aussehen. Einige haetten sich vielleicht schon gelohnt mitzunehmen aber es war noch Felsenbarschschonzeit bis 1.5. Auch Lings waren noch geschuetzt. Von denen hatte ich auch einige im Mini-Format (~30 cm). Auch ein paar Kupferfelsenbarsche. Fast jeder Pilkablass provozierte innerhalb von Sekunden einen Biss oder Fang. Das war ein Spass! Und dann war ploetzlich die Rute voll-krumm! Eine Sekunde dachte ich noch Haenger aber dann kam etwas Schweres ein bisschen hoch. “Yeeesssss! Mal war Grosses!” freute ich mich. Mal sehen war das war. Hoffentlich ein Heilbutt. Die konnte man behalten. Aber ich vermutete eher ein ordentlicher Lingcod, was zwar Spass machte aber wieder zurueck musste. Langsam pumpte ich den Kerl Meter um Meter hoch. Die sensible Pilkrute mit der Stationaerolle und 15 Kg Schnur waren voll beansprucht und ich musste aufpassen um kommende Fluchten abzufedern. Die ersten Meter war es nur totes Gewicht aber vielleicht 10 m vom Grund weg zog der Fisch ploetzlich ab und nahm einige Meter Schnur zurueck. Das fuehlte sich ling-artig an, leider.


    Gefuehlvoll pumpte ich den Burschen hoch. 2-3 Mal zog der Fisch nochmal kraeftig dagegen. Als ich dann eine Silhouette im Wasser sah, fuehlte ich mich bestaetigt – das sah nach einem Ling aus. Ein bisschen enttaeuscht brachte ich den Fisch ganz zur Oberflaeche. Zu meiner Ueberraschung entpuppte sich mein Widersacher aber als ein ziemlich seltener Cabezon. Ein uriger Fisch der zur Familie der Seeskorpione dazugehoert. Aber ein toller Speisefisch war – aehnlich wie ein Seeteufel im Atlantik. Der hier war wohl so um die 10 Pfund was ein ordentliches Kaliber fuer die Art war aber noch keine kapitale Groesse. Leider blieb beim Filletieren nicht sehr viel Fleisch uebrig, aber was, das war finger-licking-good!


    Ich versorgte den Fisch und packte dann auch gleich ein. Das war eine abwechlungsreiche und letztlich sogar auch erfolgreiche Pilkerei gewesen. Das passiert so auch nicht immer aber ich hatte wohl den perfekten Stroemungsstillstand erwischt der zwischen den momentan starken Gezeitenstroemungszeiten eine ideale Fresszeit fuer die Fische ergab. Heilbutt wuerde ich hoffentlich bald bei den naechsten kleineren Gezeiten fangen koennen.

    Ha, Gerd, Du hast Recht! Die Idee wird sofort verarbeitet und verdoppelt! Danke!


    Die 4 Pontoons und der niedrige Schwerpunkt mit dem flachen Boden geben dem Frog Boat eine einzigartige Stabilitaet. Zwei Insassen koennen sich seitlich lehnen wie sie wollen ohne das Boot zu kippen. Du kannst ohne weiteres und auch ohne mulmiges Gefuehl in dem Boot stehen und werfen. Das beste ist, dass die 4 Pontoons mit einem einfachen Arretiermechanismus entfernt und im Boot verstaut werden koennen um den Transport zu erleichtern. Damit passt das Boot komplett in meinen SUV hinten rein - keinen Anhaenger noetig, kann von einer kraeftigen Person sogar alleine getragen und aufgebaut werden. Und geht viel schneller als ein Schlauchboot aufpumpen. Eine wirklich geniale Erfindung finde ich. Wegen der niedrigen Bordwand ist das Frog Boat natuerlich nichts wenn Wellengang herrscht. Daher nur bei ruhigem Wasser oder auf kleineren, geschuetzten Gewaessern. Ein E-Motor zwischen 36 und 50lbs Leistung ist voellig ausreichend. Man koennte auch einen Mini-Benziner dranmachen; habe ich aber nicht vor.

    Ok, ist zwar nicht Steelheadangeln aber Regenbogner sind nah dran!


    Letztes Wochenende war zu windig fuer eine Meerestour. So kramten Alex und ich unser hochmodifiziertes Froschboot heraus und montierten zum ersten Mal die Forellendownrigger. Wir wollten das neue Geraet mal auf dem Elk Lake auf Forellen probieren. Die warmen Fruehlingstage sollten doch die Forellen aufgeweckt haben.


    Wir haengten kleinste Blinker mit einem Stueckchen Wurm am Haken an die Ruten und liessen die Koeder auf 4 and 7m Tiefe runter. Funktionierte einwandfrei auf unserem Kleinboot. Mit 2,5 kg Blei jeweils. Das Echo/GPS gab uns die Tiefen vor. Zwar waren die Forellen nicht super bissig aber zweimal hatte es doch gerappelt. Den ersten Biss sah ich erst als es schon hinter dem Boot platschte. Die vielleicht 35ger Forelle musste nach dem Biss sofort zur Oberflaeche geschossen sein nachdem sie den Blinker vom Downriggerclip gerissen hatte. Alex hatte viel Spass beim Drill.


    Den zweiten Biss an der tieferen Rute sahen wir beide deutlich – zwei tiefe Verneigungen der Rute bis die Rute beim Ausloesen zurueckschnellte. Auch hier dauerte es nur ein paar Sekunden bis der Fisch akrobatisch an der Oberflaeche tobte. Der war war deutlich groesser und Alex brauchte laenger um den in den Kescher zu dirigieren. Wir freuten uns ueber dieses 45 cm Exemplar. Beide durften wieder schwimmen. War nur zum Spass und zum Ausprobieren der neuesten Froschbootmodifikation. Jetzt weiss ich wirklich nicht mehr was ich noch an dieses Kleinstboot anbasteln koennte. So ist das wenn man zuviel Zeit zu Hause hat!