Also, hier ein paar Antworten auf eure Fragen:
Warum mit dem Bogen jagen?
Ich jage mit Bogen und habe auch viel mit dem Gewehr gejagt. Beides ist fuer mich ok. Der Gesetzgeber hier bevorzugt aber auf oeffentlichem Land (auf Privatland gelten andere Regeln) die Bogenjagd.
Im Klartext heisst das, Bogensaison ist vom ersten Oktober bis zum 15. Februar. Davon sind vielleicht zwei, drei Wochenenden "rifle days". In der restlichen Zeit sind nur Kleinkaliber und Schrot (fuer "small game", Hasen, Eichhoernchen, Voegel) zugelassen.
Will man also die schier unendlichen Moeglichkeiten Nutzen, oeffentliches Land zu bejagen, kommt man um den Bogen nicht herum.
Zur Kurzwaffe: da wird es kompliziert. Da die meiste Zeit der Saison keine Waffen (ausser KK und Flinten) auf oeffentlichem Land zugelassen sind, sind auch keine Kurzwaffen erlaubt. Man koennte ja damit jagen. Einen Fangschuss ansetzen geht daher auch nicht.
Nun gibt es allerdings die Moeglichkeit eine Lizenz zu erwerben, die es einem erlaubt eine Kurzwaffe verdeckt zu tragen (zur Selbstverteidigung). Die "trumpft" die Jagdregelung. Ich habe sowas, trage also immer eine KW bei mir, die ich aber weder zur Jagd, noch zum Fangschuss verwenden darf. Wie gesagt, kompliziert.
Fangschuss war bei mir auch nie noetig. Wenn es denn mal sein sollte, muss eben nochmal der Bogen verwendet werden, oder das Messer, wie erwaehnt.
Nauerlich braucht es mit dem Bogen mehr Uebung als mit dem Gewehr. Also muss man ueben, ueben, ueben. Was ja auch Spass macht, schoenes Hobby auch ohne Jagd.
Zum Thema "Tierquaelerei":
Ich bin bekennender Fleischesser. Um ein Schnitzel in die Pfanne hauen zu koennen, muss ein Tier sterben. Ich habe ernsthafte Probleme mit der industriellen Tierhaltung und -verarbeitung. Die Jagd finde ich daher persoenlich humaner. Ich decke nahezu meinen gesammten Fleischbedarf durch die Jagd.
Das Toeten an sich ist uebrigens fuer mich nicht einfach. Da ist kein Vergnuegen dabei, es ist eine traurige Notwendigkeit und es bleibt bei einem. Das ist fuer mich auch bei einem Fisch nicht wirklich anders. Sollte sich das mal aendern, werde ich Veganer.
Es kommt dann wieder ein Punkt danach, wo sich das Lebewesen in meinem Bewusstsein zum Nahrungsmittel verwandelt und dann habe ich wieder Freude daran.
Das kann man anders sehen, aber ich habe mich mit diesem Thema viel beschaeftigt und bin so ziemlich gefestigt in meinen Ansichten. Wer Fleisch isst, sollte den Tatsachen in die Augen sehen koennen und sich nicht damit beruhigen, dass andere die Drecksarbeit machen.
Ich habe vollsten Respekt vor Veganern und wuerde nie versuchen so jemand von seiner Position abzubringen. Meine ist eine andere.
Bleibt noch das Thema Pfeil vs. Kugel. Da kann ich nur aus eigener Erfahrung berichten, dass subjektiv der Pfeil mindestens so effektiv ist wie die Kugel, guten Schuss vorausgesetzt. Wer das mal konsequent durchdenken will, der Tod tritt immer durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff ein, sprich Blutverlust und -druckabfall. Das ist beim Kiemenbogenschnitt beim Fisch nicht anders.
Jagdpfeile haben drei oder vier scharfe Klingen. Bei einem Schuss durch beide Lungen ist der Blutverlust massiv und schnell, der Tod tritt innerhalb von Minuten ein. Das geht bei der Kugel auch nicht schneller. Die Kugel hat den "Vorteil", durch die hohe Energie/Schockwirkung bei weniger genau plazierten Schuessen effektiver zu sein.
Wenn man das selbst einige Male erlebt hat, faellt auf wie "unaufgeregt" das Toten mit dem Bogen ist im Vergleich zum Gewehr. Die Tiere scheinen zumindest weniger gestresst. Es gibt dazu auch wissenschaftliche Untersuchungen, wobei Wildfleisch auf Stresshormone untersucht wurde und die Mengen in mit dem Pfeil getoetetem Wild deutlich niedriger waren, als bei mit der Kugel geschossenem.
Zur "hardware":
Moderne Boegen sind unglaublich weit entwicket. Sie haben Umlenkrollen und Visiervorrichtungen. Die Praezision ist hervorragend. Hier ein Beispiel vom Uebungsplatz:
Von einer 10m hohen Plattform der Blick aufs Ziel in 40m Entfernung:

Zwei Schuss aus dieser Position:

Pfeil in Pfeil. Das ist zwar selten, kommt aber oft genug vor, dass ich beim Ueben nun nicht mehr auf dieselbe Stelle ziele. So ein Kohlefaserpfeil kostet $10...
Mein Bogen ist uebrigens ein Mathews Monster. Bild habe ich gerade keines zur Hand, kann man ja googlen.
Es gibt mittlerweile auch eine Bewegung weg von dem Hightech-Zeug. Das nennt sich "intuitive shooting" oder "instinctive shooting". Benutzt werden dabei einfache "long bows", wie sie schon Robin Hood hatte, ohne Umlenkung und Zielvorrichtung. Das ist die hohe Schule, kann man sich ja mal auf YouTube anschauen. Dafuer bin ich nicht gut genug...
Gruss, Hogy