Eigener Pachtweiher - Bewirtschaftung - generelle Fragen

  • Hallo Zusammen,


    ich habe mich hier neu angemeldet um ein wenig mehr über Gewässerbewirtschaftung zu erfahren. Zu mir...ich bin 31 Jahre alt, Jäger seit 1999 und Angler seit meinem 14 LJ.


    Ich habe vor 4 Wochen einen kleinen, ca. 8.000 qm grossen "Waldsee" mit umliegendem Gelände und Hütte (eher schon Häuschen) gepachtet. Nun kenne ich mich mit der Bewirtschaftung eines solchen, für den privaten Angelbetrieb angeschafften Sees absolut nicht aus.
    Vielleicht kann mir da jemand weiter helfen.


    Vom Preis her habe ich auch keine Erfahrung - denke aber dass 1.200 € p.a. für See mit Fischereirecht, Hütte ca. 40 qm mit Holzofen und externem Plumpsklo, Brunnen, offene Feuerstelle und 2 Überdachten Freisitzen recht günstig ist.


    Der See ist der unterste einer ganzen Reihe von zur Fischzucht genutzten Weihern, mit von unten sickerndem Grundwaser (Quellen) und einem kleinen Wassergraben als Zulauf (eher stehendes als fließendes Wasser). Die Tiefe schätze ich je nach Wasserstand, der sich durch 2 Abläufe regulieren lässt auf bis 1,8 m. Der Grund ist teilweise schlammig, teilweise kiesig mit Pflanzen und an etlichen Stellen versenkten Wurzelstöcken als Unterstände.


    Der Verpächter - der Fischzüchter- sagte dass ein ca. 5 jähriger Besatz drin wäre (Karpfen, Hecht, Zander, Schleie, div. Weißfische, Barsche, Grasfische und Waller, Forellen seien auch eingesetzt gewesen.)


    Ich habe mehrfach Karpfen gesehen, einen Waller mit ca. 1,4 m hatte ich schon an der Rute, konnte diesen aber nicht landen, da 1 m vorm Ufer das Vorfach gerissen ist.


    Jetzt stehe ich vor der Frage...welchen Fischbestand einsetzen, sollten der/die Waller raus? Macht ein Besatz mit Forellen sinn? Wie sieht es mit Stör/Sterlet aus? Wieviel Fisch sollte man einsetzen, zu welcher Jahreszeit, in welcher Grösse? Macht Aal oder gar Quappe Sinn?


    Möchte den See nur mit meinem Kumpel und den ein oder Anderen persönlichen Gästen befischen.


    Was mich sehr verwundert...trotz eines offenbar guten Besatzes lassen sich die Karpfen nicht zum Biss überreden...mehrmalige Versuche haben das bestätigt...der See wurde vor mir noch nie befischt.


    Um Tips bin ich sehr dankbar.


    Habe das Thema mal in die Gewässerecke gestellt, falls es hier nicht passt bitte verschieben...

  • An dem Teich würde ich vorerst nichts ändern, wenn dort ein derart kunterbunter Besatz drin ist, würde ich mich daran "ergötzen" und ihn zur "Bestandsaufnahme" befischen. Vielleicht kannst Du uns in geraumer Zeit ja mal informieren, welche Fische denn tatsächlich drin sind. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Teil des Besatzes im Nirvana verschwunden ist, denn solch ein buntes Völkchen verträgt sich eigentlich nicht in einem solchen Teich.


    Stör/Sterlet würde ich keine besetzen, da ich der Meinung bin, dass dieser Modefisch in solchen Teichen nichts zu suchen hat. Auch Forellen würde ich lassen, es sei denn, Du möchtest die Hechte und Waller füttern.


    Für Quappe wird das Wasser wohl zu warm werden, Aalbesatz finde ich persönlich immer gut. Wenn der ein oder andere vielleicht den Weg in seine alte Heimat findet und einen relativ unverbauten Wanderweg findet, dann tust Du für das Geld ein kleines gutes Werk.


    Und mit den 1200 Euro Pacht p.A. kannst Du eigentlich nichts falsch machen, ist alleine das schöne Fleckchen Erde wert.

  • Hallo Gerd,


    also dieses Jahr werde ich eh nichts mehr einsetzen, möchte mich nur gründlich informieren.


    Also was tatsächlich drin ist: Karpfen (schon etliche gesehen, einen gefangen) Rotaugen, Rotfedern, Barsch, und Waller.


    War selbst total überrascht...erster Wurf mit nem kleinen Spinner an ner stabilen Karpfenrute...Mist...ich häng irgendwo...kräftig an der Rute gezogen...hmm...der vermeintliche Hänger liess sich wie ein sack ranziehen...ca. 2 m...dann gab er Gas...keine Chance ihn mit der Rute dran zu hindern unter seinen Wurzelstock zu flüchten...Schnurriss...


    2. Versuch ein paar tage später...Norwegenrute mit geflochtener und Köfi raus...


    Biss...Fisch ist mit dermaßen geschwindigkeit auf mich zu, dass er wieder unter seinem baumstumpf war bis ich überhaupt anschlagen konnte...musste erst mal die ganze lose Schnur aufspulen...


    3. Veruch ...Wieder gleiche Stelle...Köfi...Biss, Anschlag, sitzt...war nur sehr schwer möglich ihn mit mächtig Druck von seinem Unterstand fern zu halten...und dann...1 m vorm Ufer Vorfach gerissen...SCH***E!


    Sollte der Waller raus, oder soll ich ihn wieder schwimmen lassen wenn ich ihn denn mal landen kann...? Denke auch dass es nicht der Einzige ist der dort rum schwimmt...


    Wie siehts denn mit Besatz von Katzenwelsen aus?


    Was mich allerdings sehr verwundert...die Karpfen, obwohl offenbar massig drin wollen einfach nicht beissen...


    Also was ich sicher nächstes Jahr setzen werde...Aale...


    Also mit dem Preis denk ich hab ich nichts falsch gemacht...auch wenn eine Menge Arbeit drin steckte...kann ja mal ein paar Fotos posten...





  • Schöne Bilder und ein schönes Gewässer.


    Also der Wels ist sicher ein Highlight, aber er frisst natürlich auch gerne Forellen und vor allem Aale. Das solltest Du bedenken wenn Du Aale besetzen willst.


    Ich würde auch nichts großartig besetzen. Hecht oder Zander, wenn Du auf Forellen nicht aus bist, wären eine Möglichkeit. So bunt finde ich den Besatz auch nicht, ich würde höchstens die Graskarpfen und Forellen überdenken (und eben den Wels). Stör/Sterlet würde ich auch nicht einsetzen, du hast ja schon einen relativ normalen und natürlichen Besatz. Karauschen wären evt. noch einen Versuch wert.


    Von daher würde ich mir überlegen soll er Natur nah sein oder nicht. Wenn er Natur nah sein soll müssen eben die Exoten raus und Aal und evt. Karausche (keine Ahnung wie die da zurecht kommen wenn schon Schleie, Graskarpfen und Karpfen drin sind) eben rein. Bei den Raubfischen würde ich auch überlegen ob es nicht Sinn mach nur Hecht oder nur Zander zu nehmen statt beide. Wenn Du etwas Exotenbesatz haben willst, dann nimm die Forellen. Ist ja wohl eh ein Forellenteich und wenn Du eben ein wenig Abwechselung haben willst, dann weichen die ja scheinbar nicht vom Besatz der anderen Teiche ab. Die mögen die Hechte aber auch.

  • Hi kai,


    nun...ich bin jetzt nicht so ein begeisterter Karpfen und Weißfischangler...hab da eher einen Faible für Raubfische...


    Karausche dürfte auch drin sein...zumindest kenn ich keinen anderen Fisch der so aussieht/aussehen kann...


    Hatte im Überlauf einen Jungfisch drin, ca. 15 cm gross...sah von der Körperform aus wie eine kleine Brachse, allerdings silberne Schuppen wie ein Rotauge und rote Flossen...ich hab keine Ahnung was das sons hätte sein können...


    Also im grosseren Nachbarweiher, der bis vor 2 Jahren als Angelweiher genutzt wurde waren sogar Huchen eingesetzt...nebst Waller, hecht, Zander, Karpfen, Forellen...


    Vielleicht mach ich folgendes:


    Waller versuchen abzufischen, Hecht, Zander, Zwergwels (die werden ja nicht so gross und schmecken auch gut), Aal und Forellen rein...

  • Hallo eichenlaub80,


    ein tolles Gewässer hast du da. Genauso wie Gerd, würde ich erstmal auf Besatzmaßnahmen verzichten. Das Gewässer scheint ja schon gut besetzt, von daher ist ein Besatz nicht nötig. Persönlich bin ich ein Freund naturnaher Gewässerbewirtschaftung und würde dir von Besatz mit Katzenwelsen, Stören/Sterlets oder anderen Exoten abraten.


    Falls noch keine Vorhanden sind, würde ich evtl. noch Karauschen einsetzen, allerdings nur, wenn du tatsächlich auf Karauschen angeln möchtest (Edit: hat sich mit dem obigen Post erledigt). Aalbesatz wäre eine gute Idee, allerdings ist Aal zur Zeit recht teuer und die Waller werden da evtl. gut aufräumen.


    Um eine gute und nachhaltige Besatzplanung zu entwickeln, sollte man das Gewässer halbwegs gut kennen. D.h.


    • Naturertrag (da du nicht zufütterst ist die natürliche Energieproduktion deines Weihers der limitierende Faktor. Dieser wird durch Temperatur, Gewässertiefe, Nährstoffgehalt ... beeinflusst)
    • Aktueller Besatz (Ist-Bestand der einzelnen Fischarten)
    • Fangzahlen (Was geht jährlich an Fischen verloren)


    ... sollten bekannt sein. Das erfordert etwas Zeit.


    Evtl. ist es dann gar nicht nötig Fische zu besetzen, da der Jahresfang unterhalb der Produktion des Gewässers liegt. Es sei denn man möchte neue Fischarten etablieren (bei deinem Gewässer m.M.n. unnötig).


    Ob du Welse zurücksetzt oder nicht musst du letztendlich selbst klären. Ein Wels frisst viel, entgegen der Meinung mancher Petrijünger wird ein Wels allerdings kein Gewässer leer fressen. In Konkurrenz zu den anderen Räubern steht er aber trotzdem und wird deren Bestand so natürlich indirekt beeinflussen. So lange du kein Massenaufkommen hast, würde ich für dich verwertbare Welse verwerten und die zu großen Tiere zurück setzen.


    Evtl. kannst du Karpfen, die du beobachtest mit Schwimmbrot fangen. Hat an meinem Pachtweiher gut funktioniert ( da wurden die Enten immer mit Brot gefüttert), an Mais, Frolic etc. musste ich die Fische erst langsam gewöhnen. Tauwürmer dagegen fingen ziemlich gut, sind allerdings nichts ehr selektiv (wobei das ja an einem neuen Gewässer sehr spannend sein kann).


    Zum Thema welche Fische und wann:
    Erstmal keine Fische, wenn dann ein Besatz nötig wird, dann im Spät-Herbst oder Frühjahr besetzen, mit nicht fangfähigen Fischen. Laichtiere zu besetzen macht meiner Erfahrung nach in den seltensten Fällen Sinn. Besser ein bis zweijährige Fische besetzen.


    Das Thema Besatz ist sehr Komplex und lässt sich schwer in ein paar Postings erklären. Deshalb würde ich mich an deiner Stelle erstens beim Besatz vom Fischzüchter beraten lassen und zweitens folgende Bücher kaufen:


    Haas, Ewald - Der Karpfenteich und seine Fische
    Geldhauser, Gerstner - Der Teichwirt: Karpfen und Nebenfische


    und gebraucht diese Bücher:
    Jahn, Wiederholz - Angelteiche. Besatz, Bewirtschaftung, Fangmethoden (gibt es momentan bei Amazon gebraucht für 1Cent)
    Blinker Sonderheft "Richtig Besetzen" (schwer zu bekommen evtl. über ebay. Inhalt: sehr gut, genau für deine Fragen, mit konkreten Zahlen zu Besatz etc.)


    Grüße Friedfischfreund

  • Hallo Friedfischfreund,


    danke für die ausführliche Antwort. Ich komme auch langsam auf den Trichter, dass ein grossartiger Besatz nicht notwendig ist...ausser Aal, wobei lt. Eigentümer da auch schon welche eingesetzt wurden...


    Wie gesagt, ich habe noch keinen rechten Überblick, was nun noch alles drin ist und was durch Fischdiebe und Räuber verschwunden ist...


    Mit Schwimmbrot ist bei den Karpfen auch nichts zu machen...hab schon ganze Brotlaiber (zerkleinert) rein geworfen um mal zu checken was da alles dran knabbert...bis auf Futterfisch geht da nichts dran...


    Der Fischzüchter hat allerdings immer mit Getreideabfall gefüttert...da stehen die drauf wie Lotte...Vermutlich kennen sie einfach kein Brot und keinen Mais...mit Wurm ist das so ne Sache...5 Minuten und der erste Barsch vergewaltigt den Wurm...


    Vielleicht werde ich einfach mal regelmässig an einer Stelle mit Mais anfüttern...


    Vertraglich wurde festgelegt, dass der Pächter die entnommenen Fische durch Besatz nach Art und Stückzahl durch Besatz ersetzt...jetzt mag der Ein oder Andere etwas den kopf schütteln, allerdings hat diese Formulierung im Speziellen seinen Sinn.


    Der Verpächter ist selbst Fischzüchter und wollte mir die komplette Bewirtschaftung aufs Auge drücken. Da ich ihn schon länger kenne und weiss dass er ab und an ein wenig Profitgier entwickelt, wollte ich mich durch diese Formulierung einfach schützen. Insbesondere da er verständlicherweise drauf besteht, dass ich den Neubesatz bei ihm kaufe. Das ist ja auch in Ordnung.


    Er sagt selbst, dass der see wohl einen Fischertrag von ca. 1500 bis 2000 € beim Abfischen erzielen würde.


    Ich möchte auch keinen "Fischpuff" aus diesem schönen Idyll machen, vielmehr soll der See dazu dienen, dass ich mit meinem Kumpel, der sich zu 50% an der Pacht beteiligt, einfach ein paar Mal im Jahr dort zum erholsamen Angeln hin gehe, ein paar Grillfeiern mit Familie und Freunden veranstalte und die gefangenen Fische halt gleich auf den Grill schmeissen kann...*g*


    Wie verhält es sich denn mit dem Aalbesatz? Sollte der auch im Spätherbst erfolgen? Was macht da mehr Sinn? Glasaale oder doch schon ein wenig grössere einsetzen?


    Wie ihr seht...ich bin zu dem See gekommen wie die Jungfrau zum Kind und nun möchte ich das Beste für die persönlichen Bedürfnisse draus machen...*g*


    PS: Es war nach grade erfolgter Recherche definitiv eine Karausche, die ich aus dem Überlauf gefischt habe.


    Übrigens...es sind im Ablauf des Sees massenhaft richtig grosse Muscheln vorhanden, nach Recherche handelt es sich wohl um Teichmuscheln, dies zeugt doch von guter wasserqualität, oder irre ich mich?

  • Naja den Satz mit dem Besetzen finde ich nicht gut.
    Zum einen bedeutet es Du musst jeden Fisch quasi ersetzen, also wird die natürliche Reproduktion außen vor gelassen.


    Zum anderen hast Du Dich damit auch verpflichtet den Wels wieder zu besetzen wenn er raus kommt.


    Und solltest Du echt etwas anderes einsetzen, dann bedeutet es, wenn er Profit gierig ist, das Du selbst die schon von DIR gekauften Fische nach dem Fang wieder ersetzen muss. Er bekommt also Deinen Besatz kostenlos wenn die Pacht mal um ist.


    Bei Deinem Raubfischfaible sage ich mal Forellen raus, denn die sind dann Futter, und Wels auch raus wenn Aal rein soll. Der Bestand Zander und Hecht ist evt. schon gut, wenn nicht ein wenig Nachsetzen, dann passt es doch schon. Evt., nur eine Art besetzen da die ja auch Konkurrenten sind, auch wenn sie miteinander doch klar kommen können.

  • Bei der Formulierung liegt der Teufel wohl im Detail. Klar würde das bedeuten den Wels zu ersetzen, allerdings würde ich das mit einem Setzling tun...nach Art und Stückzahl, es steht nichts von Gewicht und Größe drin...


    Den von mir eingebrachten Besatz würde er so oder so bekommen, obgleich auch im Vertrag steht : sämtliche dem gepachteten Bereich durch den Pächter zugeführten Dinge bleiben Eigentum des Pächters. Demnach würde auch ein Besatz mein Eigentum bleiben.


    Dass ich die von mir gekauften und entnommenen Fische ersetzen würde müsste dann Fallweise dem entsprechenden Besatz entschieden werden.


    Also ich denke im Gossen und Ganzen passt die Formulierung schon.

  • Ich würde fürs erste den Weiher so belassen, wie er ist. Per Beangelung den Bestand feststellen und diesen Waller entnehmen. Wenn du ihn ersetzen musst, dann als zentimeterlangen Setzling, so wie du es eh schon angedeutet hast.


    Bei den Aalen solltest du bedenken, dass sie nicht billig sein werden und irgendwann packt sie die Reiselust und sie büxen dir aus.

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