Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • 23.1.2025; Victoria;


    Es wird wohl mein erster Winter ueberhaupt in dem ich nicht eine Schneeflocke sehen werde. Naja, es kann noch was kommen aber es sieht wirklich nicht danach aus hier!


    Letztes Wochenende musste ich das sonnige und windstille Wetter nutzen um wieder auf Lachsjagd zu gehen. Erst wollte noch mein Freund Dave mitkommen aber er sagte dann kurzfristig noch ab. So zog es mich am Sonntag Morgen alleine auf’s Meer. An der Victoria Bootsrampe standen 9:30 Uhr schon einige Bootsanhaeger – ich war wohl wieder der Spaeteste. Als ich vor die Kueste dueste sah ich die Boote weit verteilt – hier und da. Es war also kein heisser Tipp angekommen, etwa von einer hochproduktiven Stelle. Jeder versuchte woanders die Lachse aufzustoebern. Im Winter zogen die Fresslachse primaer dem Futter hinterher und konnte in einem Moment da und im anderen dort sein. Die reifen Sommerlachse haben Ihren Kompass auf die Heimatfluesse gerichtet und zogen an bekannte Strecken entlang. Natuerlich sind auch im Sommer Stellen mit viel Futterfisch immer Hotspots aber im Winter sind die Lachse noch ungebundener und auch hungriger dem Futter auf den Fersen.


    Wir hatten in den letzten paar Jahren ein paar spektakulaere Heringslaichereignisse vor der Victoria Navy-Hafeneinfahrt. Sowas zieht Lachse (und andere Tiere) natuerlich magisch an und jetzt sind wir wieder kurz vor der Heringslaichzeit. So konzentrierte ich mich zuerst auf diese Gegend und voila ich sah auch eine Menge Futter auf dem Echo. Es koennte also bald wieder passieren und die Lachse duerften dann auch nicht weit sein. Im Gegensatz zu dem sonst ueblichen Lachsfutter, den Sandaalen, die eher immer bodennah zu finden sind, kann man die Heringe normalerweise flacher im Wasser antreffen. Und so sah das auch am Sonntag auf dem Echo aus. Ich schleppte dann so ueber 45-50m tiefem Wasser und stellte eine Rute mit einem Heringsblinker auf 40m Tiefe und den anderen Sandaalblinker direkt auf Grund.


    Regelmaessig tauchten schoene Futterwolken auf und ich konnte die Ruten schon foermlich lostanzen sehen. Und tatsaechlich dauerte es nicht sehr lange bis der erste Biss kam, Erst noch am Sandaalblinker. Der war um die 50 cm, aber sauber und ohne Verletzung gehakt und so liess ich den ersten frei in dem Vertrauen auf was Besseres. Die naechsten 2 Bisse kamen auf den Heringsblinker aber die Lachse wurden immer kleiner. Ich drehte weiter meine Runden auf einer vielleicht 5 ha grossen Flaeche. Ein anderes Boot gesellte sich bald zu mir und hatte auch hin und wieder Fischkontakt. Aber es war noch keine Qualitaet dabei. Aber die waermende Sonne, das tolle schneebedeckte Bergpanorama vor Downtown Victoria – das war schon alles alleine den Trip wert.


    Aber dann sah ich ploetzlich aus dem Augenwinkel wie die flachere Rute ploetzlich ausloeste und wild zu rucken anfing. Ich wollte gerade den Koeder an der anderen Rute kontrollieren und musste so diese Rute erst wieder weglegen bis ich zu der anderen hinkam. Da riss mittlerweile schon etwas sehr heftig daran und diesmal war ich mir sicher das das ein besserer Fisch war. Da waren schon wuchtige Kopfstoesse dabei und ein – zweimal musste ich auch etwas Schnur geben. Natuerlich zog der Fisch nun auf die andere Bootsseite wo noch die andere Rute und Downriggerkabel draussen waren. Solo hatte ich keine Moeglichkeit die aus dem Weg zu raeumen. Ich konnte nur Druck machen und hoffen das ich den Fisch aus dem Zeug heraushalten konnte.


    Dann tauchte er zu erstem Mal auf und ich freute mich endlich einen schoenen vielleicht 7-8 pfuendigen Kerl erwischt zu haben. So einen sportlichen Lachs alleine zu keschern ist nicht einfach und ich brauchte 3 Versuche bis ich ihn endlich einsacken konnte. Klasse! Schnell versorgt und dann drehte ich weitere Kreise um die gleiche Stelle – vielleicht waren da noch mehr. Einen Biss, der auch gleich die Schnur aus dem Downriggerclip herauszog, bekam ich noch aber den konnte ich leider nicht verwerten. Bis ich an der Rute war, war der Kontakt weg. Die Lachse bissen spitz heute. Und so blieb es auch bei dieser Ausbeute nach etwa 3h Angeln. Ich haette mir keine bessere Sonntagsbeschaeftigung vorstellen koennen. Und neuer Motor laeuft wie ein Traum!



  • 2.3.2025; Victoria;


    Ich bin schon wieder hinterher mit berichten! Nach dem spaeten Kurzwinter Anfang Februar waren die zweite Haelfte des Monats und der Maerzanfang schon wieder fruehlingshaft und erlaubten mir ein paar Trips auf das Meer. Es ist im Moment eine gute Anzahl an Winter Chinooks vor Ort, die uns eine sehr gute Angelei bescheren. Die Groessen sind zwar im Durchschnitt nichts Ueberwaeltigendes – so 5-6 Pfund aber es werden auch immer mal wieder welche >10 Pfund und sogar der eine oder andere 20+ Pfuender gefangen. Die Lachse schiessen sich jetzt auf die hereinkommenden Laichheringe ein und daher faengt man sie jetzt gerade oefters mal hoeher ueber Grund und auch mit groesseren Koedern wie Blinker oder Wobbler.


    Letzten Sonntag rueckte ich zu einem kurzem Solotrip raus. Kurz nicht weil ich knapp an Zeit war sondern weil ich ruckzuck mein Limit hatte. Ich traf einen Bekannten an der Rampe der auch solo rausfuhr und schon vom Vortag eingefischt war. Er gab mir die Koordinaten seiner gestrigen Fangstelle und dorthin duesten wir dann auch gleich. Er lieferte noch kurz seine Krabbenfalle an einer bekannten ufernahen Stelle ab und stiess ein paar Minuten spaeter zu mir. Ich hatte meine beiden Blinker ueber 40m tiefem Wasser ausgelegt – eine fuer mich gaengige Ausgangstiefe im Winter. Aber ich sah meinen Bekannten schon bei 90 m Tiefe anfangen und auch sofort fangen. Na klar, dass ich nun auch gleich dorthin zog und ploetzlich kam Bewegung in den Bildschirm. Grosse und weitgezogenen Futterwolken liessen auch hungrige Lachse in der Naehe vermuten.


    Ein paar Minuten spaeter rappelte eine meiner Ruten los. Der war zwar massig aber unter meinem selbstgesetzten Mindestmass von 50 cm. Der naechste war schon 57 cm und durfte mit. Jetzt wollte ich gerne auf einen groesseren warten um damit dann mein Tageslimit vollzumachen. Es kamen schoene harte Bisse in regelmaessigen Abstaenden aber ich bekam keinen ueber 60 cm. Mein Bekannter bestaetigte meine Erfahrung. Statt mich weiter durch die kleineren Chinooks durchzufischen, zog ich weiter westlich in der Hoffnung eine Schule groesserer Exemplare zu finden. Dort jetzt kam gar nichts mehr und auch das Futter war weg. Ich blieb mit meinem Bekannten ueber Funk in Kontakt und der versuchte es gerade in die andere Richtung aber mit gleichem Misserfolg.


    Die Lachse schienen in dem einen Gebiet um das Futter konzentriert zu sein. Ich wagte noch einen Versuch im tieferen Wasser bei 50 m. Da fand ich auch einige kleinere Futteransammlungen direkt am Grund. Ich liess den kleinen Cohokiller Blinker direkt ueber den Grund rappeln. Baemm! Die Rute riss runter und ruckte wild los. Ein sportlicher Drill liess einen besseren Fisch vermuten. Naja, gerade 60cm. Ich pokerte nochmal und liess ihn wieder schwimmen. Dann haette ich fast einen teuren Abriss gehabt – ploetzlich hing der Downrigger am Grund fest. Ich schaltete sofort in den Rueckwaertsgang und liess erstmal mehr Stahlkabel raus waehrend ich die Rute einzog. Das Angelgeraet war vom Haenger verschont geblieben aber die Bleikugel hing bombenfest. Richtiger Mist. Wenn das Stahlkabel riss dann waren etwa $100 Geraet weg. Also liess ich mir Zeit und fuhr bis hinter die Haengerstelle zurueck und hebelte und ruckte dann am Downriggerarm. Ploetzlich kam es etwas und der Riggermotor spulte wieder etwas Kabel auf. Ich konnte manuell einige Meter Kabel hochhebeln aber irgendwas Sauschweres hing dran was zu schwer fuer den Riggermotor allein war. Sollte ich das schwere Etwas nun 50m per Hand hochhieven muessen?


    Nach paar weiteren Rucken war es ploetzlich frei. Gott sei Dank und nichts war verloren. Das hatte sich sehr nach altem Krabben oder Garnelenzeug der Berufsfischer angefuehlt. Oder eine alte Ankerleine. Na gut, ich fischte nun nicht mehr ganz so aggressiv am Grund und markierte mir die Haengerstelle am GPS. Aber ich schleppte nicht lange und der naechste Chinook war schon am Band. Diesmal fast 61 cm. Ok, dachte ich, heute gibt’s nur eine Kategorie und der Haenger war wohl ne Warnung gewesen, es nicht zu uebertreiben. So, verfrachtete ich den Letzten noch in die Kiste und packte ein. 7 Lachse im Ganzen gefangen, 2 behalten; kein schlechter Tag – war Spass gewesen und etwas Glueck gehabt. Mein Bekannter kam etwas spaeter rein und hatte auch keinen Grossen mehr gefunden. Interessanterweise aber nicht sehr erstaunlich war das ich und mein Bekannter heute nur markierte Chinooks – also Lachse aus Brutstationen, gefangen hatten. Was gut war denn nur diese darf man hier im Fruehjahr behalten. Das zeigt wieder wie wichtig diese Hatcheries mittlerweile fuer die Lachsbestaende und auch die Fischerei in einigen Gebieten sind.


    Abends, ueber unser hiessiges Forum, stellte sich dann heraus das viel weiter westlich vor Sooke die besseren Lachse von 8-10 Pfund unterwegs gewesen waren, und in guter Stueckzahl. Na da haben wir ja ein Ziel fuer das kommende Wochenende – wenn der Wind mitspielt!


  • 22.3.2025; Sooke


    Letztes Wochenende - alles richtig gemacht! Die Woche ueber hatte ich schon die ueblichen Fangberichtskanaele verfolgt und waehrend einige ok Berichte von den bekannten Stellen vor Victoria kamen, postete ein bekannter Guide von hervorragenden Winter Chinookfaengen vor Sooke. Das ist etwa 30km westlich von Victoria und im Winter nicht so stark befischt ausser von den paar Sooke Bewohnern selber. Victorianer bleiben ausser im Sommer lieber daheim weil oft die Fischerei nicht schlechter ist als vor Sooke. In der Hauptsaison im Sommer ist das anders denn die ziehenden Laichlachse schwimmen geballt vor Sooke vorbei aber nur sporadisch direkt vor Victoria. Das liegt an Stroemungen im Meer. Die Fresslachse im Winter kuemmert das nicht, die schwimmen ueberall dorthin wo Futter ist. Die Laichlachse im Sommer interessieren sich nicht mehr viel fuer Futter sondern wollen lieber kalorienschonend zu ihrem Heimatfluss.


    Leider kriegen wir ab April wieder Fangbeschraenkungen und ganze Gebietssperrungen uebergebuegelt. Um einige bedrohte Wildlachsbestaende zu schonen werden grosse Gebiete noerdlich und westlich von Victoria fuer die Chinookentnahme geschlossen. Generell bin ich immer fuer zweckdienliche Schonmassnahmen; allerdings bin ich auch allergisch gegen politisch motivierte oder regelrecht bloedsinnige Beschraenkungsmassnahmen fuer Angler. Am Ende dieses Berichtes werde ich nochmal darauf zurueckkommen und beweisen warum die jetzt kommenden Massregeln so frustrierend sind und so wenig Sinn machen. Jedenfalls wenn ich nochmal dieses Fruehjahr aus der angeblich vor Sooke vorhandenen Lachsbonanza Nutzen schlagen wollte, dann waere letztes Wochenende meine letzte Chance gewesen. Daher peilte ich am Wochenende fest einen Trip nach Sooke an. Erste gute Entscheidung!


    Vor ein paar Wochen hatte ich an der Bootsrampe beim Slippen einen netten Angler kurz kennengelernt. Der liess auch gerade sein Boot solo ins Wasser. Wir witzelten hin und her das wir uns doch ne Menge Aufwand haetten ersparen koennen wenn wir zusammen mit einem Boot rausgefahren waeren. Er gab’ mir damals direkt seine Handynummer und meinte “jeder Zeit wenn Du Lust hast!”. Wir texteten uns paar Mal ueber die letzten Wochen aber fanden keinen gemeinsamen Termin – bis letzten Samstag. Und jetzt habe ich einen tollen neuen Angelkumpel! Wir hatten so viel Spass und liegen wirklich auf einer Welle bei vielen Ansichten. Zweite gute Entscheidung!


    Und das wir uns fuer Samstag entschieden hatten und uns auch nicht an der sehr rauen Hafeneinfahrt beirren liessen – dritte gute Entscheidung. Sonntag sollte zwar der Wind weniger sein aber es goss – und giesst noch jetzt, Montag Abend – aus vollen Kuebeln. Absoluter Monsunregen der nur wenige Stunden nach unserem Samstagtrip anfing. Brrrrrr


    Kris, meine neuer Angelkumpel, kam 9:00 Uhr Samstag zu mir nach Hause und wir fuhren dann zusammen nach Sooke. Ich hatte ihm nicht gesagt irgendwelches Angelzeug mitzubringen und so kam er auch vollkommen ohne. Normalerweise bringen meine anderen Angelfreunde wenigstens ihre Rute und Rolle mit da ich ein Linkshandkurbeler bin, im Gegensatz zu den meisten Kanadiern. Alle meine langjaehrigen Freunde wissen das, aber ich hatte vergessen Kris darueber zu informieren. Es stellte sich heraus, dass er ueberhaupt keine Probleme mit Linkskurbeln hatte und es sogar bevorzugte. Bestens,so konnte er eine meiner Ruten benutzen! Koeder und Zeugs hatte ich eh genug auf dem Boot; da findet er schon was nach seinem Geschmack!


    Auf der Fahrt lernten wir uns erst einmal etwas kennen. Er ist paar Jaehrchen juenger und gerade in Elternzeit mit seinem einjaehrigen Sohn zu Hause. Ansonsten auch total verrueckter Angler, vom Festland bei Vancouver stammendnund vor 6 Jahren nach Victoria gezogen. Hatte sich erst vor anderthalb Jahren sein erstes Meeresboetchen gekauft aber schnell die Tricks und Tuecken des Lachstrollings vor der Insel erlernt.


    Wir liessen an der oeffentlichen Rampe in Sooke neben dem Prestige Hotel ins Wasser und duesten dann den Hafenfjord hinaus. Durch eine starke Ebbstroemung und gegesaetzlichen Westwind staute sich eine unerwartet hohe Welle vor dem Fjordeingang auf. Super unangenehm aber wir mussten uns da durchkaempfen. Ich hatte zwei Stellen im Auge; vor den Sooke Bluffs – das war nicht weit von der Hafenfjordeinfahrt weg, und dann kurz vor dem Otter Point. Letzteres war ein paar Kilometer westlich aber lag etwas geschuetzt, waehrend die Bluffs ziemlich rau ausahen. So arbeiteten wir uns gegen die Welle bis zum Otter Point durch. Wir waren froh das es dort wirklich wesentlich ruhiger war. Hoffentlich waren auch die Lachse hier. Kris rief schon nach Sekunden das eines der 3 anderen Boote schon im Drill waere. Na das sind doch gute Vorboten!


    Jeder machte sich eine Rute fertig; er nahm den kleinen Cohokillerblinker, ich den Amundson Heringsblinker und runter gingen die Koeder auf den Boden in etwa 40 m Tiefe. Ich brauchte etwas laenger und fummelte noch ein meiner Rolle herum als ich Kris schon seine Rute herausreissen und einen Anschlag setzen sah. Fish on! Gibt’s ja nicht! Ein kleiner Lachs – Shaker, blieb gleich im Wasser. Ruckzuck hatte er seinen Koeder wieder im Wasser und ich wollte mich gerade im Steuersessel bequem machen da wiess Kris auf meine Rute die jaeh nach hintengerissen wurde. Das sah besser aus! Ich sprang hin und hatte die Rute schon in der Hand als es mir eine Strecke Schnur von der Rolle zog. Holla, das war ein Guter und wir freuten uns schon. Waehrend ich nun in einen sportlichen Drill verwickelt war, goennte sich Kris einen Moment um den morgendlichen Kaffee zu entsorgen. So stand er nun neben seiner Rute und machte sein Geschaeft als es ploetzlich wild an seiner Rute zu reissen began. Ich rief auf und er schaute erschrocken auf die bis zum Bersten gebogene Rute und seine Rolle die aechszend etwas Schnur freigab. Aber er konnte wohl den Ablassvorgang nicht so einfach abbrechen und so riss der Fisch weiter und weiter Schnur von der Rolle. Ich stichelte Kris er wuerde den Fisch noch verlieren, er sollte sich doch besser beeilen – er wollte gern aber er brauchte noch etwas Zeit. Es war zum zerschiessen bis er sich endlich seiner Rute widmen konnte; und erstaunlicherweise war der Fisch tatsaechlich noch dran.




  • 22.3.2025; Sooke cont.


    Es war ein Doppeldrill vom Feinsten! Mein Lachs war dann zuerst bereit aber Kris hatte noch alle Haende voll mit seinem Drill. So schnappte ich mir den Kescher und wollte meinen Lachs zuerst einsacken. Es war ein fetter schoener 10 Pfuender! Aber dann kam auf einmal Kris’ Lachs auch auf meine Seite und drohte sich mit meiner Schnur zuverwickeln. Er hielt ihn mit Gewalt weg von meiner Schnur und sein Fisch tobte wie wild direkt neben dem Boot. So langte ich zuerst nach seinem Fisch und sackte ihn ein. Auch so ein feiner reichlich 10 Pfund Silberbarren. Ich liess meinen Lachs nochmal ziehen bis Kris den Kescher freihatte und dann auch meinen Lachs routiniert kescherte. Da lagen zwei herrliche Winterlachse vor unseren Fuessen. Wir freuten uns laut und klatschten uns ab. Kris’ Hosenstall war immer noch offen – wir lachten laut! Was fuer ein Angeltaganfang!


    Ich weiss gar nicht recht wie ich die naechsten 2 Stunden beschreiben soll aber wir hatten keine 5 Minuten Atempause. Es biss im Minutentakt und wir hatten noch einige weitere Doppelbisse. Es waren einige kleinere Lachse dabei – die heute klein erschienen denn die meisten waren wohl massig aber da wir ja nur 4 Lachse insgesamt mitnehmen durften, wollten wir die Kleineren nicht weiter belaestigen. So liessen wir etliche in der 5-6 Pfundklasse wieder frei die an vielen anderen Winterangeltagen eine gute Beute gewesen waeren. Kris fing die meisten aber ich hakte wohl die groesseren. Zwei richtige Brocken verlor ich im Drill ohne sie auch nur zu sehen. Aber die waren richtige Kaliber gewesen und hatten ordentlich Schnur genommen. Kris hatte dann einen 6 Pfuender der blutete und so nahmen wir den mit. Ich hatte dann einen in der 8 Pfund Klasse am Boot bei dem wir uns nicht schluessig waren ob wir damit unser letztes Ticket fuellen sollten. Wir zoegerten so lange mit dem Keschern bis sich der Lachs schliesslich selbst losschlug. Das beantwortete diese Frage.


    Auch die anderen 3 Boote sahen wir regelmaessig mit krummen Ruten in Aktion. Ein paar Mal hatte ich den Koeder gerade auf die Tiefe – also direkt am Grund – gebracht und den Downriggerhebel losgelassen als der Clip schon ausloeste und ein Lachs am Haken hing. Wohl direkt vor die Nase gesetzt!? Es schien egal wo auf einer Flaeche von vielleicht 5 ha – es kamen ruckzuck Bisse. Es war eine fantastische Angelei und wir hatten einen Riesenspass. Und wir verstanden uns blendend. Kris fand sich im Nu im Boot zurecht und wenn ich drillte uebernahm sofort das Steuer bis auch er wieder drillte. Es war verueckt. Allerdings wurden dann gegen Ende die Lachse wieder kleiner und wir bereuten nun fast das wir den einen 8 Pfuender so leichtfertig ausschlitzen lassen hatten. Aber heute gelang eben alles und so brachte Kris dann doch noch einen 7-8 pfuendigen Chinook ins Boot. Damit waren wir am Limit. Aber es war erst kurz nach Mittag und die Sonne kam sogar heraus. Bis 1 Uhr noch C&R, machten wir aus. Kurz vor 1 Uhr hakte Kris dann nochmal einen gewichtigen Fisch der sogar einmal voll aus dem Wasser sprang. Der koennte wieder fast zweistellig sein, meinte ich. Ich hatte aber keine Zeit mehr das Schauspiel zu beobachten denn nun riss es wieder wie wild an meiner Rute. Und genau wie der Tag angefangen hatte, hoerten wir mit einem tollen Doppelfang auf. Wir hakten diese beiden herrlichen 10 Pfuender unbeschadet neben dem Boot ab und strahlten ueber beide Ohren. Was fuer ein Tag! Wenn das in unserer neuen Anglerfreundschaft so weitergeht, dann koennen sich die Fische auf was gefasst machen!


    Eine Sache hatten wir den ganzen Tag ueber festgestellt – weil wir im Moment nur markierte Chinooks behalten duerfen, hatten wir natuerlich immer ein Auge auf die Fettflossen oder besser gesagt auf das Fehlen der Fettflosse. Von den 25 – 30 Lachsen die wir in den 3 Stunden oder so gefangen hatten, hatte keiner (!) aber auch wirklich kein einziger eine Fettflosse. Alle Lachse die wir gehakt hatten, entstammten aus Brutstationen; hoechstwahrscheinlich US Hatcheries, die 100% ihrer freigelassenen Smolts die Fettflosse zur Erkennung entfernen. Diese Brutlachse sind freigelassen wurden um Bestaende zu stuetzen aber vorallem um Anglern eine Fischerei ohne Schaden an den Wildbestaenden zu ermoeglichen. Daher duerfen wir ja markierte Lachse beangeln, muessen aber unmarkierte wieder freilassen. Und um nochmal zu meinen anfaenglich erwaehnten unsinnigen Bestimmungen zu kommen, ab April duerfen wir dann vor Sooke ueberhaupt keine Chinooks mehr behalten – also auch nicht diese heute angetroffene Bonanza an Brutlachsen, um angeblich Wildlachse im oberen Fraser River zu schuetzen, die alle unmarkiert hier vorbeiziehen. Das macht ueberhaupt keinen Sinn. Warum duerfen wir dann im April und Mai keine Brutlachse, die fuer uns gezuechtet wurden, fangen? Und dann noch dazu, vor Victoria, 30 km oestlich, duerfen wir aber 1 markierten Chinook pro Tag behalten. Liegt auf der selben Zugroute. Begreift man nicht! Kopfschuetteln und aergern…. Aber selbst das konnte uns die Laune am Samstag nicht verderben. Ein toller Angeltag!


  • 29.3.2025; Sooke


    Ich bin schon wieder ein Stueck hinterher mit meinen Berichten; die Zeit fliegt nur so dahin und es ist auf und nach der Arbeit immer viel los zur Zeit. Das letzte Maerzwochenende wollte ich aber unbedingt nochmal fuer einen Lachstrip nach Sooke nutzen. Einmal weil es mir eine Woche zuvor richtig Spass dort gemacht hatte und ausserdem um meinen bootslosen Freund Dave auch mal wieder an einen Lachs zu kriegen. Sein Winterfischvorrat war inzwischen aufgebraucht. Wir fuhren wieder direkt auf die Ostseite vom Otter Point und verfolgten die gleiche Strategie wie die Woche vorher. Auch ein anderer Freund von uns, Graham, war dort schon am Schleppen. Und es schien gleich weiterzugehen wo wir es vor einer Woche abgebrochen hatten. Dave drillte schon einen Lachs bevor ich auch nur meine Rute am Rigger eingesetzt bekam. Er brachte einen etwa 6 pfuendigen Chinook ans Boot. Mutig und vielleicht auch ein wenig hochmuetig liessen wir den wieder frei und meinten wir koennten das noch besser.


    Und es biss auch noch fleissig weiter, aber die Lachse wurden immer kleiner. Bis dann ploetzlich ganz Beissflaute war. Auch auf den Nachbarbooten war jetzt Ruhe – allerdings hatte Graham’s Crew schon 2 schoene Winter Chinooks an Bord. Dave wurde langsam etwas unruhig und wechselte nun fleissig die Koeder. Aber daran schien es nicht zu liegen. Wir sahen zwar noch gute Signale auf dem Echo aber den Lachsen war jetzt das Maul vernagelt. Wir schleppten etwas tiefer und ploetzlich loeste meine Rute aus und blieb tief verbogen. Das war ein Schwerer, meinte ich zu Dave und jetzt gab der Fisch auch kurz Gas so dass ich ueberzeugt war, an einem Grosslachs zu haengen. Doch dann war es nur noch sauschwer mit einigen gelegentlichen Kopfstoessen. Wir guckten uns an – Heilbutt?! Das darf doch wohl nicht wahr sein! 3 Tage vor Schonzeitende! Tatsaechlich kam ein etwa 20 pfuendiger Butt ans Boot und schweren Herzens hakte ich diesen Beifang wieder ab.


    Das war aber auch der letzte Fischkontakt im Tieferen. Nun schleppten wir wieder in flacheren Zonen und sahen ploetzlich Graham neben uns im Drill. Ich schwenkte etwas in die selbe Zone ohne denen ins Gehege zu kommen und rumms zog auch schon meine Rute am Grund ab. Na also! Der fuehlte sich auch ganz brauchbar an und liess uns ein wenig schwitzen bis er im Kescher lag. Na also, geht doch, auch so knappe 6 Pfund. Dann kamen erstmal wieder ein paar Kleinere – aber wenigstens war jetzt wieder Leben im Meer. Wir sprachen schon von der letzten Viertelstunde als auf einmal Dave’s Rute losruckte und er einen gute Kontakt vermeldete. Ich wollte gerade den Kescher holen als auch meine Rute abzog, selbst ausloeste und schon wild nach hinten riss. Der war gut! Und so waren wir nun in einem Doppeldrill! Natuerlich mussten die beiden Lachse dann noch mehrmals Seiten wechseln und wir unter uns durchkriechen oder rueberklettern. Ich schnappte mir dann den Kescher und sackte meinen alleine ein und kam dann auch gleich noch zur anderen Seite und schoepfte auch Dave’s Lachs ein. Da lagen nun 2 schoene 7 Pfuender nebeneinander im Netz. So schnell kann es gehen!


    Natuerlich verlaengerten wir nun noch um eine halbe Stunde um auch noch den letzten und vierten Lachs zu erwischen aber es sollte uns nicht mehr gelingen. Auch noch eine andere Stelle auf dem Heimweg blieb ertraglos. War trotzdem mal wieder schoen mit Dave einen Tag auf dem Boot zu verbringen und er konnte 2 der 3 Lachse fuer seine hungrigen Maeuler zuhause mitnehmen. Auch wenn die Lachse diesmal ein bisschen kleiner waren als die Woche zuvor, es war erstaunlich, wieviele Lachse sich vor Sooke um diese Jahreszeit herumtrieben. Wenn das ein Gradmesser fuer die Sommersaison ist, dann wird es wohl richtig rocken dieses Jahr!


  • 18.4.2025; Victoria


    Statt Ostereier zu jagen, stand bei mir Lachsjagd auf dem Programm. Karfreitag war ja Feiertag und als guter Christ sollte man sich an diesem Tag ja lieber von Fisch ernaehren; aber der muss eben auch erst gefangen werden. So oder aehnlich begruendete ich mein Verschwinden zuhause. Leider konnte keiner meiner Soehne mit und so rief ich einen kuerzlich wiedergefundenen alten Freund an, der, mir unbewusst, vor einiger Zeit von Vancouver nach Victoria gezogen war. Frueher hatten wir zusammen gearbeitet und auch einige Male zusammen gefischt. Dann kamen Jobwechsel, kleine Kinder und gesundheitliche Schwierigkeiten dazwischen und der Kontakt zu Stefan riss ueber viele Jahre ab. Bei einem neuerlichen gemeinsamen Mittagessen bekundete Stefan grosse Lust mit mir zum Angeln zu kommen. Also textete ich ihm Donnerstag Abend kurzentschlossen und er war sofort dabei.


    Ich holte ihn Freitag nicht ganz so frueh ab und wir fuhren zusammen zur Pedder Bay Marina, wo mein Boot fuer 2 Wochen lag, bis mein Anhaenger repariert war. Ist auch mal ganz bequehm einfach auf’s Boot in der Marina zu steigen und loszufahren. Nachteil ist, dass man es nicht ordentlich saeubern kann nach dem Angeln. Wir duesten einfach vor die langgezogene Pedder Bay und liessen dort gleich bei 40 m Tiefe die beiden Blinker zum Boden. Als zweite Option haetten wir noch Constance Bank – etwa 8 km vor der Kueste. Aber wenn die Fische unter Land waren, braeuchte man ja vielleicht gar nicht so weit rausfahren.


    Schon beim Motorstarten und Rutenausbringen bemerkte ich die Unmengen an Futterfisch auf dem Echo. Die Ebbstroemung drueckte hier wohl viel Kleinfisch an den Rand der Bucht. Das sah doch schon mal vielversprechend aus. Stefan war etwas rostig am Geraet und ich musste ihm nochmal die Handgriffe zeigen und erklaeren. Waehrend wir mit seiner Rute herumhantierten, sah ich ploetzlich wie meine Rute wild nach hinten gerissen wurde. Ich wollte erst Stefan den Vortritt lassen, sah aber wie er zoegerte und ganz unglaeubig zu der vollgekruemmten Rute blickte, also schnappte ich mir die Rute denn das sah nach einem guten Fisch aus. Aber als ich versuchte anzuziehen – ging nichts. Richtig viel Gegengewicht – aber es ruckte! Es war also ein Fisch. Aber was? So kaempft doch kein Lachs – nahm keine Schnur aber ich konnte auch keinen Zentimeter gewinnen. Das wird doch nichts schon wieder ein Heilbutt sein!? Waere diesmal aber hochwillkommen – denn mittlerweile war die Buttsaison eroeffnet!


    Stefan freute sich schon auf ein fuer ihn unbekanntes Schauspiel, als es ploetzlich einen harten Ruck an der Rute gab und die Spannung merklich abnahm. NEIN! Ist der etwa abgerissen? Ploetzlich war wieder Widerstand da aber diesmal sportlicher und spritziger wie ein Lachs. Sehr komisch! Ich drillte einen beherzten Lachs zum Boot und ein feiner 6-7 Pfuender tauchte auf. Ein kurzer Blick – jupp, ein Markierter – der war zum Behalten! Ich gab Stefan das Kommando zum Keschern und er schoepfte den Lachs perfekt ein. Na das ging ja schnell! Stefan war total begeistert ueber diesen schnellen und feinen Erfolg. Ein komischer Biss/Drill war das aber schon gewesen – ich vermutete dass sich der Fisch direkt nach dem Haken irgendwo am Grund verfangen hatte und es daher so schwer war, aber er dann gluecklicherweise wieder aus dem Hindernis herauskam. Damit war nun schon eines unserer beiden Tickets voll (im Moment nur 1 markierten Chinook pro Tag).


    Dann hatten wir endlich beide Ruten am Schleppen und wollten nun auch mal quatschen. Wir hatten mindestens 10 Jahre aufzuholen. Aber die Lachse hatten andere Ideen denn ploetzlich zog wieder meine Rute ab. Loeste auch sofort aus – das war mit Sicherheit ein guter Fisch. Da Stefan wieder langsam reagierte, sprang ich hin und hieb an, Kontakt da und dann drueckte ich dem verdutzten Stefan die Rute auch gleich in die Hand: “Hier, kurbeln!”. Er kurbelte auch gleich los aber ich sah keinen Druck auf der Rute. Da sah ich, dass er die Rolle rueckwaerts drehte! Bis er dann endlich Kontakt zum Geschirr hergestellt hatte, war der Fisch leider weg. Nun ja, Anfaengerfehler. Das die Kanadier aber auch so ein Problem mit Linkskurbeln haben! Meine Angelfreunde brachten daher alle lieber ihre eigenen Ruten/Rollen auf mein Boot, aber Stefan hatte kein eigenes Lachszeug. Naja, alles nur Gewoehnung.


    Dann schien erstmal etwas Ruhe einzukehren bevor dann aus dem Nichts auf einmal Stefan’s Rute loszog. Diesmal war er schnell dabei, bekam aber die Schnur nicht gleich aus dem Clip und so verabschiedete sich auch dieser Fisch. Es musste eine Menge Lachs da unten sein und wenn man die Menge an Futter auf dem Echo so sah, dann wusste man auch warum. Vielleicht koennte man die Lachse heute auch pilken und das wuerde Stefan vielleicht einfacher fallen? Ihm war es recht und so baute ich zwei Pilkruten zusammen. Als wir dann die Schleppruten einpackten und nach Futterschwaermen herumsuchten, kam ein riesiger Heringsschwarm unter dem Boot durch. Mit der Polbrille konnte man die 10-15 cm Silberlinge gut sehen. Hier tummelten sich auch viele Wasservoegel – schien perfekt zum Pilken. Und so legten wir los. Aber irgendwie wollten die Lachse unsere Angebote nicht. Kein Anfasser.


    Wir setzten paar Mal um – immer wieder entweder direkt im Futterschwarm oder kurz daneben aber es war keiner zum Anbiss zu ueberreden. Mit zunehmender Ebbstroemung duennten sich die Futterwolken schliesslich aus. So wechselten wir nochmal zum Schleppen zurueck aber auch das blieb nun erfolglos. Tja, so kann’s manchmal gehen. Wenn es beisst, muss man eben konzentriert am Ball sein. Wenigstens hatten wir ja einen und Stefan war voll und ganz zufrieden damit. Ich musste ihm aber versprechen, ihn bald wieder mitzunehmen.


  • 21.4.2025; Victoria


    Ostermontag war bei uns zuhause grosses Festessen; aber erst um 13:00 Uhr. Ich wollte morgens nochmal nach dem Boot in der Marina sehen; es war am Abend zuvor ganz schoen windig gewesen. Ich fuhr alleine hin und hatte auch nicht viel Zeit, aber ich war entschlossen wenigstens eine kleine Schlepprunde vor Pedder Bay zu drehen. Nur so 1-2 h. Vielleicht konnte ich ja noch einen Lachs zum Tanz ueberreden. Zum Osteressen kam mein alter und nun behinderter Freund Gary, der mich vor 23 Jahren in das Lachsangeln eingefuehrt hatte und mir den einen oder anderen unbezahlbaren Trick verraten hatte. Durch seine Behinderung kommt Gary nun so gut wie nie mehr auf ein Boot zum Angeln und so bringe ich ihm hin und wieder wenigstens ein Stueck Fisch aus meinen Faengen vorbei. Waere toll wenn ich ihm heute einen Osterlachs fangen koennte!


    Die Marina war sehr ruhig fuer einen Feiertag. Ein paar Besucher liessen sich an Mietbooten einweisen und tuckerten dann los. Ein Einheimischer kam schon mit seinen Krabbenfallen zurueck und ich hoerte wie er von ziemlich windigen Bedingungen berichtete. Ja, die Ahornflagge auf dem Hauptgebaeude wehte auch ordentlich; es war kein Supertag da draussen aber im Schutze der Pedder Bay bauten sich selten grosse Wellen auf und so durchkreuzte das meine Plaene nicht. Schnell waren die Downrigger montiert und dann legte ich ab. Ich fing an diese Bequehmlichkeit, einen Liegeplatz zu haben, zu geniessen!


    An der Muendung der fjordaehnlichen Bucht empfing mich eine gute Brise aber der Wind kam von Land und so gab es nur weiter draussen Wellen. Am Horizont sah ich etliche Boote im Mudhole auf Heilbuttjagd. Nach meinem Stroemungskalendar war heute morgen nur ein kurzes Heilbuttfenster. Aber die Jungs hielt wohl nichts zurueck! Ich setzte beide Schleppruten ein; ein Blinker lief ein paar Meter ueber Grund und der andere dicht am Grund. Ich hielt nach dem grossen Heringsschwarm Ausschau; wenn der noch da war und ich ihn fand, dann fand ich auch die Lachse. Ich hatte auch wieder eine Pilkrute dabei. Der Wind drueckte mich etwas tiefer als ich eigentlich fischen wollte und waehrend ich nun konzentriert gegensteuerte, gab es ploetzlich einen harten Ruck am Downrigger der tieferen Rute. Sofort dachte ich das sich das Bleigewicht da unten an etwas angeschlagen oder sich gar festgehaengt hat. Aber es war hier 52 m tief und mein Geschirr lief auf 40 m. Ich schaute zur Rute die gerade ausloeste und im ersten Moment schlapp dastand. Aber als sie dann brutal nach hinten gerissen wurde, war klar das das nur ein Fisch gewesen sein konnte, und zwar kein Kleiner!


    Waehrend ich die Rute aufnahm und den Downrigger hochholte, sang meine Rolle kreischend auf und ein gutes Stueck Schnur verschwand hinter dem Boot im Gruenen. Wow, da war Power dahinter! Ich drehte die Motordrehzahl etwas zurueck – sah aber zu dass noch genug Fahrt da war um die zweite Rute vom schlapp herumbaumeln abzuhalten und mir bei dem Wind etwas Steuerung zu erlauben. Sonst haette mich der Wind wohl mehrfach um die eigene Achse gedreht und eine Landung super schwer gemacht. Jetzt gewann ich etwas Schnur, aber nach ein paar Metern ging es wieder in die andere Richtung. Das koennte mein groesster Lachse bisher in 2025 sein! Und natuerlich beisst der wenn man solo bei windigen Bedingungen unterwegs ist!


    Dann hiess es schier endlos kurbeln da der Fisch sich jetzt ziehen liess. Nur hin und wieder spuerte ich einen heftigen Kopfstoss und ich machte mich auf eine weitere ploetzliche Flucht gefasst. Aber solange ich seinen Kopf in Bootsrichtung hielt und nicht drehen liess, gewann ich Meter um Meter Schnur. Natuerlich zog er nun unaufhaltsam auf die Steuerbordseite wo die zweite Schlepprute und Downrigger noch draussen waren. Keine Chance ihn jetzt noch auf die andere Seite zu zerren; ich musste ihn neben dem noch fischenden Geschirr keschern. Wenn er von dort dann nochmal in diese Schnuere und Kabel ausbuechste, dann wuerde es heikel werden. Ich reichte nach dem Kescher hinter mir und lehnte ihn gegen die Bordwand.


    Da kam er endlich in Blickweite, noch tief neben dem Boot. Ein feiner Chinook, weit ueber 10 Pfund. Hoffentlich war er auch markiert! Er kam jetzt friedlich an die Oberflaeche, hinter dem Downrigger. Ich drueckte die Rute mit meiner linken Hand soweit es ging nach hinten um den Fisch Richtung Bordwand zu ziehen und schob den Kescher mit der Rechten zum Fisch. Der Kescherrand beruehrte kurz den Lachs und der explodierte und sausste Gott sei Dank nach vorne – weg vom Downrigger und Angelschnur der zweiten Rute. Nach vielleicht 10 m blieb er stehen und schuettelte wild den Kopf. “Aufhoeren”, schrie ich innerlich! Dieses Kopfschuetteln hatte mir und tausenden anderen Anglern schon viele schoene Lachse gekostet. Ich hatte gesehen, dass der Haken gut im Kiefer hing aber bei Einzelschonhaken konnte immer viel passieren.


    Ich machte schnell den Teleskopstiel des Keschers etwas laenger und zog den Kerl wieder hoch. Mit dem verlaengerten Kescherstiel konnte ich den Fisch dieses Mal besser erreichen und das Netz umschloss ihn schon als er wieder exlodierte. Gefangen, juhu! Ein banger Blick in den Kescher und zur Fettflosse – nur eine glatt vernarbte Wunde, also markiert! Klasse, der ging mit fuer Gary! Ich zitterte noch ein bisschen vom Adrenalinschub und freute mich riesig. So ein schoener Lachs und auch gut genaehrt. 77 cm und etwa 13 Pfund. Das war mein groesster bisher dieses Jahr und liess meine Vorfreude auf noch groessere diesen Sommer aufbluehen. Man vergisst ueber den Winter einfach wie kraeftig und athletisch die grossen Lachse sind.


    Aber was nun? Ich hatte keine 10 Minuten gefischt und war mit meinem Tageslimit fertig. Auf den Buttgruenden war es mir zu wellig heute. Auch hatte ich nicht soviel Zeit. Also beschloss ich wenigstens die eine Schlepprunde noch fertig zu machen. Und wie das eben so ist wenn man es gar nicht mehr braucht; keine 5 Minuten spaeter ruckte wieder die tiefe Rute los und ein weiterer schoener Lachsdrill began. Ein feiner 8 Pfuender lag bald neben dem Boot und bewundernd hakte ich ihn mit der Zange einfach ab. Als ich zufrieden um mich blickte, sah ich wie auch die andere Rute wild nach hinten riss. Gibt’s doch gar nicht! Und so schnappte ich mir auch diese Rute und drillte einen etwas kleineren Lachs zum Boot. Aber auch der waere eine willkommene Beute an einem anderen Winter- oder Fruehlingstag gewesen – so um die 6 Pfund. Allerdings war der hier unmarkiert und haette nicht verwertet werden duerfen. Ob es auch tatsaechlich ein Wildlachs war oder einer der der ohne Markierung aus einer Brutstation entlassen wurde – gewollt oder ungewollt – kann man natuerlich nicht sagen. Aber die Regeln bestehen jetzt auf Schonung aller unmarkierten Lachse. War heute ja egal.


    Ich packte jetzt nur noch mal die Pilkrute aus um zu versuchen einen Lachs aktiv zu jiggen. Aber der Wind schob mein Boot so schnell voran, dass es kein kontrolliertes Angeln in 30-50 m Tiefe erlaubte. Und so packte ich dann bald ein und fuhr zurueck zur Marina. Am Schlachttisch standen schon zwei Guides und filetierten je 4 Heilbutte fuer ihre Gaeste. Sie schwaermten von der Menge an Butts da draussen. Waren zwar recht klein aber die diesjaehrigen Bestimmungen erlaubten auch nur Entnahme von Butts bis 102 cm. Da will ja keiner wirklich einen Grossen. Aber das wird auf jeden Fall mein naechstes Ziel: Heilbutt!


  • 3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound


    Tag 1


    Es war wieder Zeit fuer eine Nootka-Tour gewesen und ich hatte diesmal deutsche Begleitung. Tobias war schon mal vor 10 Jahren als junger Spund hiergewesen und jetzt hatte es endlich mal mit einem Wiedersehen geklappt. Dieses Mal brachte er seinen Vater Reinhard mit, der auch mal die Pazifikkueste kennenlernen und befischen wollte. Und dabei war BC nur ein Teil ihrer gemeinsamen Reise. Momentan sind die beiden noch in Alaska; natuerlich auch zum Fischen!


    Aber welch ein besserer Platz um die Schoenheit und Fischvielfalt von Vancouver Island zu erkunden als am Nootka Sound, einer meiner Happy Places. Ich war ja nun schon etliche Male da und Ihr habt ja die Berichte hier schwarz auf weiss gelesen; mit seinem tiefreichenden und verzweigten Fjorden, den hohen Bergen im Hintergrund und der wilden offenen Kueste davor, ist der Nootka Sound eines der schoensten Ziele der Meeresangler hier. Es ist noch relativ gut zu erreichen – daher zur Hauptsaison auch gut besucht und befischt aber schon weit genug weg von den Staedten um noch Wildnischarakter zu haben und praktisch die volle Palette an Fisch-und Tierwelt zu bieten. Er ist leider nicht mehr unberuehrt, wie Tobias gleich feststellte; es gibt eine Anzahl an (norwegischen!) Lachsfarmen, die ihren Dreck und invasive Atlantische Lachse hinterlassen und die Holzwirtschaft geht systemmatisch durch die dichtbewaldeten Berge durch. Aber noch sind das kleinere Schandflecken, die man im Gesamten uebersehen kann wenn man regelmaessig Wale, Delfine, Seeotter, Adler und Baeren beobachten kann, und natuerlich der gesamten nordpazifischen Fischpalette nachjagen kann.


    Als wir die Tour im Winter planten und bei Anfang Juli landeten, machte ich Tobias klar, das die Tour um diese Jahreszeit mit dem Risiko verbunden war, windbedingte Ausfalltage zu beinhalten. Die grossen Lachse, auf dem Heimweg zum Laichfluss, wuerden noch nicht in die Fjorde hineingezogen sein, sondern wuerden sich noch vor der offenen Kueste vollfressen und auch vorbeiziehen. Die Nootka-heimischen Lachse kaemen erst Ende Juli tief in die Fjorde wo man sie dann auch an windigen Tagen mit einem Kleinboot befischen kann. Jetzt, Anfang Juli muss man fuer die grossen Lachse nach draussen. Im Fjord wuerden sich hoechsten kleinere bis mittlere Fresslachse (Winter Chinooks) aufhalten. Und der eine oder andere gute Lingcod und kleinere Felsenbarsche. Deswegen hies es auf windarmes Wetter hoffen!


    Die beiden kamen am kanadischen Nationalfeiertag bei uns in Victoria an. Dieses Jahr war das Land besonders gut beflaggt, hat doch der orange Clown im Sueden den kanadischen Nationalstolz ordentlich angefacht. Am ersten Tag erkundeten die beiden Victoria und wir erstiegen unseren Hausberg vor der Tuere. Dann hiess es packen und das Gespann fertigmachen. Am 3.7. ging es sehr frueh los denn ich wollte vor Mittag auf dem Wasser sein um die typischen Nachmittagswinde im langen Fjord vor Gold River zu vermeiden. Wir hatten eine etwa 45 minuetige Bootsfahrt vom Ende der Asphaltstrassen und der Bootrampe zum schwimmenden Critter Cove Resort. Aber diese 45 Minuten koennen leicht zu einer 2h wirbelschadenverursachende Horrorfahrt werden wenn man sich gegen Wind und Welle durchkaempfen muss. Ob es nun am Grosseinkauf im Supermarkt oder beim extra Tankstopp oder beim Besuch des Angelshops in Campbell River gelegen hat, keine Ahnung, aber wir kamen spaet in Gold River an und bis wir auf dem Wasser waren, kachelte es schon ganz gut. Reinhard war wohl nicht ganz seefest, wie mir Tobias mitteilte, aber Gott sei Dank hielt er diese erste Probe schon mal gut durch. Durchgeschuettelt aber aufgeregt kamen wir am Resort an und bezogen unsere 2 Kabinen. Das Resort war noch lange nicht gefuellt – die Hauptsaison fing ja erst 2 Wochen nach uns an – und so war es ruhig und wir hatten viel Platz fuer unser Boot direkt vor der Huette. Ich war erst etwas bestuerzt, dass das Resort das freie WLAN abgeschafft hatte und man jetzt nur noch an der Rezeption und Restaurant fuer 25 cent pro Minute WLAN kriegen kann. Das habe ich die ganzen Tage auch nur zur Wind-und Wettervorhersage genutzt. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich diese Abgeschnittenheit eigentlich sehr genossen. Befreiend wenn man mal nicht erreichbar ist und von den weltlichen Katastrophen mal nichts mitkriegt.


    Aber natuerlich wollten wir dann schon bald fuer eine erste Testtour los. Ich beschloss fuer den Abend nicht mehr vor die offene Kueste zu fahren, was ungefaehr 20 Minuten Bootsfahrt von Critter Cove ist, sondern lieber im Fjord erstmal den beiden das Trolling beizubringen. Wir hoerten von Hausnachbarn das sich bei Hoiss und auch Coopte Point Schwaerme von Winter Chinooks herumtreiben sollten. Das sollte zur Uebung an den Downriggern und Schleppruten genuegen und mit etwas Glueck koennen die Winter Chinooks auch schon mal an die 10 Pfundmarke klopfen. Tobias wollte unbedingt einen Lachs fuer seine Lachs-Pasta fangen. Der Hauptfjord war noch etwas wellig aber als wir um den Hoiss Point zum Eingang des Tahsis Inlets einlenkten, war es schoen geschuetzt und ruhig. Es schleppten schon zwei andere Boote dort und wir gesellten uns dazu. Waehrend ich die zwei Schleppruten fertig machte, erklaerte ich den beiden das Geraet und die Hilfsmittel. Als ich die zweite Rute gerade auf Tiefe gebracht hatte und an der Rute simulierte wie ein Biss aussehen wuerde, ruckte die Rute ploetzlich an und loeste sofort aus. Ich riss sie sofort aus dem Halter, kurbelte straff und schlug an; guter Widerstand! Gibt’s ja nicht! So schnell geht das hier! Und damit drueckte ich die Rute gleich Reinhard in die Hand.


    Der war etwas verdutzt und brauchte paar Sekunden um sich zu besinnen aber das war zu lange und der Fisch war dann schon wieder weg. Schade, aber eine gute Lektion um zu verstehen wie wichtig schnelle Kontaktaufnahme und stetiger Druck auf der Schnur ist beim Trolling. Besonders mit Einzel-Schonhaken. Das Echolot war voll mit Futterwolken und auch einzelnen Fischsicheln, Gute Platzwahl, dachte ich! Und das Beissen ging munter weiter. Erst kamen wir durch einen Schwarm kleiner Felsenbarsche. Dann auf der anderen Uferseite fanden wir eine hungrige Schule Winter Chinooks. Tobias und Reinhard fingen jeder sicher 4 oder 5 kleinere Chinooks, etliche gingen verloren, aber das war die perfekte Praxis am Geraet. Und ploetzlich hatte Reinhard auch etwas staerkeren Widerstand. Der schraubte sich trotz Flasher einen Meter aus dem Wasser und gab Reinhard was zu tun. Nach und nach brachte er einen gut 5 pfuendigen Chinook ans Boot. Die perfekte Essgroesse fuer uns drei und so nahmen wir diesen Fisch mit. Dann machten wir irgendwann Schluss und fuhren zurueck. Ich filetierte schnell den Lachs und dann zauberten die beiden eine koestliche Lachspasta auf den Tisch vor Ihrer Kabine. Bei einem kalten Bier liessen wir den langen Tag dann ausklingen und wir freuten uns schon auf den naechste Tag an dem es frueh losgehen sollte.


  • 3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

    Tag 2


    Um 4:20 Uhr riss mich der Wecker aus dem Schlaf. Es war noch dunkel aber ich hoerte schon eifriges Treiben im Resort. Viele wollten wie wir die angesagten windruhigen Morgenstunden zum Angeln vor der offenen Kueste nutzen. Einige groessere Boote hatten sicher auch Offshoretouren zu den Bodenfischgruenden vor. Da gab es bekannte Offshorebaenke bis 50 km weit draussen zu denen einige der Boote und auch Guideboote unterwegs sein wuerden. Nichts fuer uns, Reinhard war nicht allzu seefest und ich auch nicht. Nach einem kurzem Fruehstueck machte Tobias noch die Snackbox fertig und dann legten wir gegen 5 Uhr ab. Es war nun schon hell genug um sicher durch den Fjord donnern zu koennen. Hinter uns brach die Morgenroete durch die Berggipfel. Eine magische Stimmung. Ein Buckelwal im Fjord und einige super niedliche Seeotter liessen uns aber nochmal hier und da anhalten und so war es schon nach 5:30 Uhr als wir am Fjordeingang beim Friendly Cove Leuchtturm ankamen. Direkt dahinter liegt eine flache, sandige Bucht von felsigen Klippen eingerahmt. Dort hatte ich schon einige schoene Lachse herausgeholt und wollte heute da anfangen. Wir stellten die Downrigger ziemlich flach auf jeweils 15 m und 10 m und dann drehte ich zwei Runden durch die Bucht bis dicht unter Land. Aber an den Ruten passierte nichts. So schleppten wir weiter zu den Wash Rock Felseninseln. Auch hier waren auf meinem Plotter schon eine Menge gespeicherte Fangstellen. Heute war hier nichts! Auch kaum Futter im Wasser. Und nach dem Motto, “finde die Futterschwaerme und Du wirst die Lachse finden”, zogen wir weiter.


    Wir schleppten nun an der Scharkante wo die Tiefe schnell von 30 auf 70 m abfiel. Hier zogen wir ein Squidimitat direkt am Grund lang. So koennte auch gut mal ein Heilbutt einsteigen. Aber die Ruten blieben still. Nichtmal ein Kleinlachs; das war schon seltsam. Am Maquinna Point war es wie immer sehr rauh; dort kam das Wasser praktisch von Japan und tuermte sich am hochkommenden Grund auf und wurde an den vielen Unterwasserriffen und Ueberwasserfelsklippen in alle Richtungen umgelenkt, hochgedrueckt und hin- und hergeworfen. Waschmaschine. Aber dadurch wird auch oft Futter angesammelt und da sind die Raeuber normalerweise nicht weit. Normalerweise; heute nicht. Als weiterhin nichts passierte, zogen wir ein und fuhren weiter nordwestlich zur Beano Creek Bucht, die etwas geschuetzt liegt und oft Futter und Lachs hielt. Ein paar andere Boote hatten sich diese bekannte Stelle auch schon auserkoren. Wir drehten die ueblichen Schleifen durch diese Stelle und sahen eine Unmenge Futter am Echolot. Hier war definitiv Leben im Wasser und hier musste was gehen!


    Wir sahen auch schon hier und da mal Action auf anderen Booten aber wir mussten uns noch weiter gedulden. Gegen 9 Uhr war es dann endlich soweit. Die Rute mit der Flashfly als Koeder ruckte kurz an und loeste dann gleich aus. Tobias war gleich dran und parierte auch schon die erste Flucht. Das war ein guter Fisch; das konnte man gleich an der vollgespannte Rute erkennen und wie der Fisch auch mal Schnur von der Rolle zog. Allerdings ging der Fisch nicht auf eine lange Flucht sondern legte immer mal kurze Sprints weg vom Boot hin, um dann gleich wieder auf’s Boot zugeschossen zu kommen. Tobias hatte alle Haende voll zu tun mit dem Fisch mitzuhalten und ja nicht die Schnur schlaff werden zu lassen. Klasse machte er das und das gestrige Training an den kleinen Lachsen zahlte sich jetzt aus. Ich raeumte das Deck frei von der zweiten Ruten und holte beide Downriggergewichte heraus um kein Hindernis am Boot zu haben. Der musste gelandet werden. Reinhard filmte Tobias’ Drill – wie sich hinterher heraustellte allerdings ohne den Startknopf gedrueckt zu haben!


    Ich hielt uns von den anderen Booten weg und drehte dann die Drehzahl zurueck um es Tobias zu erleichtern den Fisch heranzubringen. Aber der kam noch voller Energie zum Boot weil er immer noch keine richtig lange und erschoepfende Flucht gemacht hatte. Eine brenzliche Situation und jetzt wollte er auch noch unser Boot ueberholen und dabei unter dem Boot durchschwimmen. Ich half mit dem Motor etwas nach und drehte bei. Immer wieder buechste der Lachs aus und zog noch mal tief runter. Aber dann sah ich endlich eine Gelegenheit und schob fluggs den Kescher unter den Fisch. Geschafft! Gewonnen! Wilkommen in Nootka! Und ich hob einen schoenen und kraeftigen Chinook ins Boot. Wir freuten uns alle und klatschten uns ab. Na endlich! Wir schossen noch ein paar Fotos mit dem etwa 17 pfuendigen Lachs und packten ihn dann schnell auf Eis. Jetzt wollten wir mehr! Da muessen doch noch mehr da unten sein.


    Tatsaechlich verbuchten wir schnell noch zwei gute Bisse die aber irgendwie nicht haengen blieben. Die Lachse bissen spitz heute. Dann riss es wieder einmal an einer Rute und Reinhard schnappte sich die Rute und diesmal ging gleich die Post ab und der Fisch setzte zu einer Flucht an. Aber ein ploetzlicher Ruck in der Rute und der Kontakt war schon wieder weg. Mist! Reinhard meinte nur das waere ein Grosser gewesen. Und dann war der Spuk auch schon wieder vorbei. Wir sahen noch ein oder zwei Lachsdrills auf anderen Booten aber dann war wieder Beissflaute. Ein paar kleine Lingcods oder Felsenbarsche schnappten sich unsere Koeder sobald die mal in Grundnaehe kamen. Aber von Lachs keine Spur mehr. Gegen Mittag packten wir dann die Lachsruten erstmal zusammen und ich fuhr uns zu ein paar felsigen Barschbergen wo wir uns an den Bodenfischen mit Pilker oder Gummifisch versuchten. Tobias hatte einen Gummiaal aus Norwegen dabei und fing Fisch auf Fisch damit. Aber auch Reinhard am klassischen Pilker machte Strecke.


    Die beiden fingen 4 oder 5 verschiedene Felsenbarscharten in allerlei Groessen. Einmal zog es ordentlich an Reinhards Rute und er musste sogar ein bisschen Schnur abgeben. Das musste ein besserer Lingcod sein, dachte ich aber Reinhard brachte zum Erstaunen einen grossen Cabezon herauf. Wie ein riessiger Seeskorpion (zu deren Familie er auch gehoert). Der hatte sicher 7-8 Pfund und Tobias haette ihn gerne mal inspiziert und ein Foto gemacht aber er fiel leider direkt neben dem Boot vom Haken. Sind auch lecker diese haesslichen Biester. Zwei grosse Kupferbarsche nahmen wir fuer Ceviche und andere Leckereien mit. Das war eine kurzweilige Angelei die den beiden sichtlich Spass machte. Ich liess einige der Barsche, die an Barotrauma litten, wieder zum Riff hinunter. Das war ja jetzt Pflicht wenn man auf Bodenfische angelt. Ein paar kleinere Lingcods kamen auch mal mit nach oben, aber noch keine massigen. Die suchten wir dann in den Felsklippen um den Wash Rock herum und tatsaechlich brachte Reinhard ploetzlich einen 70ger Lingcod hoch. Auch der durfte mit – Tobias traeumte schon von einem Geschmacksvergleich zwischen Lingcod, Felsenbarsch und Heilbutt. Und weil dazu noch der Heilbutt fehlte, fuhr ich uns zu meiner schon vielmal erfolgreichen Driftangelstrecke auf der anderen Seite des Fjordeinganges. Dort hatten wir an einem kleinen Berg in der Vergangenheit schon einige kleinere Butte aber auch Lingcods und Rochen beim Pilken oder Naturkoederangeln erwischt. Mal seheh ob die Stelle heute wieder abliefern wuerde.


    Es war mittlerweile schon ganz schoen Wind aufgekommen und die Drift war schnell. Aber ploetzlich war Tobias’ Rute krumm und etwas kraeftiges hatte sich seinen schon zerfledderten Gummiaal reingezogen. Das sah vielversprechend aus. Leider stieg der Fisch wieder aus bevor wir ihn zu sehen bekamen. Reinhard, mit einem kleineren Pilker, hatte auch schnell Fischkontakt und brachte wieder einen besseren Lingcod von etwa 75 cm hoch. Der durfte wieder zurueck. Wir wiederholten die Drift noch mehrere Male aber es kamen keine weiteren Bisse. Der Wind legte weiter zu und wir brachen hier ab. Praktisch schon auf dem Nachhauseweg stoppten wir noch an zwei mir bekannten Ling und auch Buttstellen aber Wind und Welle liessen keine ordentliche Drift und Angelei mehr zu. So machten wir dann Schluss und duesten zurueck zum Resort. Wir hatten trotz schwierigen Bedingungen ein paar gute Fische gefangen, besonders die Felsenbarschvielfalt war klasse gewesen.


    Im Resort hoerten wir von den Nachbarn aehnliche Stories; es schienen wenige Lachse vor Ort und nur wenige wurden gefangen. Lingcods schien gut zu gehen denn wir sahen einige zu dem Schlachttisch kommen. Viele davon waren auf den Offshorebanks gefangen worden. Am Leuchtturm sollten einige Cohos gefangen worden sein. Wir entspannten den Nachmittag durch. Es war richtig heiss auf der Terasse vor unseren Kabinen. Wir machten ein feines Ceviche mit einem Felsenbarsch und Tobias und Reinhard grillten noch Steak und machten Bratkartoffeln. Wir lebten wie die Koenige!


    Gegen Abend war es im Hauptfjord und draussen vor der Kueste immer noch windig und so fuhren wir nochmal zum Coopte Point wo wir wieder den Schwarm Winter Chinooks antrafen. Es waren aber leider keine groesseren Lachse dabei. Als es duster wurde, fuhren wir wieder zurueck und suchten am Ufer entlang noch nach Baeren. Diesmal nicht. Dann ging es bald in die Kojen – morgen sollte der windstillste Morgen werden und der Wind erst am Nachmittag aufkommen. Das koennte unser bester Tag werden!


  • 3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

    Tag 3


    Wieder frueh raus und wieder eine schoene Fahrt ueber den morgendlichen Fjord mit Sonnenaufgang hinter uns ueber den Bergen. Auch am Leuchtturm und bei Maquinna Point lag die See heute morgen ruhig und so fuhren wir gleich weiter bis zum Beano Creek. Wir hofften alle, dass ein neuer Schwall frischer Lachse ueber Nacht angekommen war und wir waren nicht die Einzigen die das hofften. Das ruhige Meer lockte auch alle Kleinstboote bis weit raus – wir sahen sogar kleine Schlauchboote hier soweit vor der offenen Kueste. Und so schleppten wir hoffnungsfroh los. Es war wieder unheimlich viel Futterfisch in dieser Bucht – alle Zutaten zu einer anglerischen Sternstunde. Denkste! Wieder zogen wir Runde um Runde ohne Lachsbiss. Ein paar kleine Lings hielten uns wenigstens vom Einschlafen ab! Nach zwei Stunden brach’ ich ab; auch von unseren Bootsnachbarn hatten die Allerwenigsten etwas vorzuzeigen. Weil die See so ruhig war, beschlossen wir mal die Nase etwas weiter vor die Kueste zu stecken und an den ersten Offshorehuegeln vielleicht ein paar groessere Lings und Butte zu erwischen. Auch wenn es total windstill war, es herrschte ein paar Kilometer vor der Kueste doch eine kurzfrequentige Duenung von vielleicht 1.5 m Hoehe. Ganz egal war das meinem Magen auch nicht. Ich fand uns eine felsige Untiefe mit 30 m Tiefe und dort drifteten wir mit unseren Pilkern in Aktion drueber. Wir fingen gute Felsenbarsche – ich hatte gleich zwei schoene Schwarze Felsenbarsche – wieder eine neue Art fuer die beiden. Auch einige richtig gute Quillback Barsche kamen kurz hoch – gingen aber alle wieder zurueck. Keine Spur von Ling oder Butt. Aber Reinhard fuehlte sich bald nicht mehr ganz fangfrisch und so brachen wir ab.


    Wir wollten lieber nochmal zu der sandigen Stelle wo Tobias gestern einen vermeintlichen Butt verloren hatte und Reinhard den guten Ling gefangen hatte. Unterwegs sahen wir einen Buckelwal der weiter draussen offensichtlich verrueckt geworden war. Erst truemmerte er mit der Schwanzflosse viele Male auf das Wasser das es nur so knallte, dann wedelte er mit seinen Flossen umher und dann setzte er zu einer unnachahmlichen Sprungserie an bei der er etliche Male voll aus dem Wasser geschossen kam. Also was den geritten hat? Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Tobias waere gerne naeher rangefahren aber gegen die Duenung haette das lange gedauert und Reinhard’s Zustand nicht geholfen. Und ausserdem wollte ich gar nicht so nahe an diesen verruecktgewordenen Wal heran! Tobias hatte auch immer sein Schnorchelzeug im Boot dabei und wollte schon bei einer vorherigen Walsichtung direkt ins Meer springen und hinschwimmen. Ich konnte es ihm gerade noch ausreden – vielleicht besser wenn wir einem Wal im ruhigen Fjord begegneten – nicht hier draussen.


    Als wir an unserer Stelle ankamen, war es dort wesentlich ruhiger. Und so pilkten wir los – besser gesagt die beiden, ich machte eine Naturkoederrute fertig. Tobias verzeichnete die ersten Bisse auf seine Gummikoeder aber den ersten Fisch hakte Reinhard. Und der sah gut aus! Die Rute krumm und hin und wieder musste die Rolle Schnur geben. Ich tippte auf kleinen Butt – koennte aber auch ein guter Ling sein! Reinhard machte das ganz cool und liess sich beim Drillen Zeit. Tobias war da aufgeregter und filmte das Ganze und meinte das koennte Reinhard’s erster Heilbutt ueberhaupt werden. Nur kein Druck! Und tatsaechlich brachte er einen kleinen Butt an das Boot und ich griff ihn mir mit dem Gaff. Super! Cool! Wir freuten uns alle. Das war aber auch Zeit - mal wieder ein Erfolgserlebnis! Und da die beiden bei ihrer Weiterreise keine Fische mitnehmen konnten, wuerde dieser Butt meine Familie ernaehren. Bis auf ein Stueck – Tobias plante schon ein Eat-Off – Heilbutt gegen Lingcod gegen Felsenbarsch im Bierteig. Wir hatten alle Zutaten. Hm, lecker, ich wurde schon hungrig! Wir drifteten noch einige Male ueber die Stelle aber wieder wie gestern, nur die erste Drift blieb erfolgreich. Nur noch kleine Schollen und Flundern die unsere kleinen Fetzenkoeder am Pilker haben wollten.


    Dann kam doch wieder ordentlich Wind auf. Wir pilkten noch an den beiden Stellen die auf dem Weg nach Hause lagen und Tobias und Reinhard fingen noch zwei schoene Lings. Ich hatte auch mal einen dran der ordentlich Alarm an der Rute machte aber auf halber Hoehe wieder ausstieg. Dann fuhren wir rein und Tobias legte sich ins Zeug und praesentierte dutzende Fischstueckchen im Bierteig. Dazu Kartoffelsalat den Reinhard hergezaubert hatte – Mensch, keine 4 Sterne Lodge hatte so feines Essen. Reinhard und ich wussten nicht welcher Fisch uns in welcher Reihenfolge aufgetischt wurde und wir mussten bewerten. Es stellte sich heraus, dass Heilbutt knapp vor Felsenbarsch und wiederrum knapp vor Ling gewann. Alle 3 Arten waren super lecker aber der Butt hatte eben doch die Nase vorn. Ich hatte vorher auf den Barsch getippt.


    Waehrend ich das Boot betankte und saeuberte, rief Tobias ploetzlich das da was am Ufer im Gestruepp herumkriechen wuerden. Er meinte ein Baer. Wirklich, einmal konnte man ihn im Ufergestruepp kurz erkennen. Tobias und ich machten das Boot los und wir fuhren ganz langsam und leise dicht am Ufer entlang. In einer kleinen Bucht gab es ein paar kiesige Straende und da kam der Teddy dann auch raus und liess sich von uns ueberhaupt nicht stoeren. Er stoeberte unter Steinen herum, frass Gras und schlurfte friedlich das Ufer entlang. Wir konnten ihn 15 oder 20 Minuten lang schoen beobachten. Sehr schoene Begegnung!


    Abends fuhren wir dann noch ein paar Klippen und Riffe im Fjord an und pilkten dort. Ausser ein paar kleineren Felsenbarschen bissen heute aber nur die Seegurken! Und Reinhard war deren Meister. Eine nach der Anderen holte er hoch – ich versuchte mitzuhalten und hatte auch ne Menge aber ich kam auf keinen Fall an den Gurkenmeister ran. Angeblich kann man davon auch Teile gut essen aber das hatte ich noch nicht probiert und wollte es heute auch nicht. Gelohnt haette es sich aber schon! Das war es fuer den Samstag.


  • 3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

    Tag 4


    Wieder hofften wir auf frische Lachse ueber Nacht. Am Abend vorher hatten wir noch mit anderen Anglern im Resort gesprochen und der Tenor war der gleiche – momentan kaum Lachs da, allerdings waren doch ein paar auf der Innenseite des Fjordeingangs am Leuchtturm gefangen worden. Sieh einer an! Dort waere man auch beim ueblichen nachmittaglichen Nordwestwind geschuetzt. Diese Option wollten wir unbedingt mal ausprobieren. Aber zuerst donnerten wir wieder zum Beano Creek. Bei all dem Futter wuerden frische, neue Lachse unbedingt dort einen Stopp einlegen. So die Theorie. Heute waren nur ganz wenig Boote hier am Lachsschleppen. Wahrscheinlich hatten die mauen Berichte viele umdisponieren lassen und sie fuhren lieber zu Bodenfischstellen weiter draussen an, solange es noch windstill war. Es sollte wieder ein ruhiger Morgen werden und dann gegen Mittag zu blasen anfangen. Wir schleppten wieder die ueblichen Runden am Beano Creek. Ploetzlich loeste die eine Rute aus – war aber nichts mehr dran. Hm, war da was? Ich sagte noch laut: “Beisst doch mal richtig an, ihr Lachse, ich lass’ Euch auch wieder frei, versprochen!” Kurze Zeit spaeter ruckte es zweimal an Tobias’ Rute und dann loeste die Schnur sofort aus. Tobias hieb an und endlich, endlich blieb was ordentliches haengen. Der Fisch bockte heftig und sprintete mal hierhin und dahin aber nahm nie so richtig viel Schnur. Am Boot blieb er tief und wollte keineswegs naeher kommen. Wir sahen ihn dann gut – kein Riese aber vielleicht 12 – 13 Pfund. Dann hatte Tobias ihn endlich muede gedrillt und ich sackte ihn im Kescher ein. Na also! Tobias strahlte von Ohr zu Ohr. Stolz hielt er ihn vor die Kamera und dann setzten wir ihn wie versprochen wieder frei. Eine richtige Erloesung nach so langer Lachs-Leerzeit. Man musste den Lachsen eben nur die Freiheit versprechen.


    Wir verbuchten noch zwei gute Bisse von denen einer danebenging weil Tobias nach dem Biss aus Versehen rueckwaerts kurbelte und damit die Schnurspannung verlor. Schade. Aber heute ging mehr als gestern! Als der Wind dann schon frueher aufkam, schleppten wir die meiste Strecke bis zum Leuchtturm zurueck. Ich zog uns an der bekannten Scharkante entlang die mir schon so viele schoene Lachse und auch Butte beschert hatte, aber diesmal nicht. Auch in den Wash Rock Klippen fand sich kein hungriger Lachs. Also zogen wir uns zu der windgeschuetzten Seite des Leuchtturms zurueck und schleppten dort ueber ziemlich tiefen Wasser. Da ruckte ploetzlich Reinhard’s Rute los und loeste aus. Er war im Nu dran und machte Druck. Jawoll! Das war ein guter Fisch – die Rute bog sich tief und ich ermutigte Reinhard lieber etwas haerter als zu nachgiebig zu drillen. Ein paar Mal bockte der Fisch und wollte losziehen aber machte das dann doch nicht. Und dann wurde die Schnur schlaff. Neeeiiiin! Gibt’s doch nicht – ich rief “kurbeln!”, Reinhard gab sich schon geschlagen aber ich sah das der Flasher kurz unter der Oberflaeche nicht rotierte – da war noch Gewicht dran! Der Fisch schwamm nur auf das Boot zu. “Kuuuurbellln!”, rief ich und dann hatte Reinhard wieder Kontakt. Gott sei Dank!


    Jetzt tobte der Fisch neben dem Boot und ich sah wie er mit aufgerissenem Rachen den Kopf hin und herschlug. Das ist oft das drillendende Manoever weil mal nicht viel dagegen machen kann. Zieht man so hart, das der Lachs den Kopf nicht mehr schuetteln kann, laeuft man Gefahr den Haken eventuell herauszureissen. Laesst man locker, flog der Haken fast sicher raus. Gluecklicherweise sass der Haken hier fest genug und Reinhard fand das richtige Druckmass und letztendlich konnte er den Lachs zum Kescher zerren. Geschafft! Wir jubelten alle laut auf und klopften Reinhard auf die Schultern. Sein erster Grosslachs. Zwar auch kein Riese aber ein bei diesen Verhaeltnissen hier ein feiner Fisch. Reichlich 13 Pfund hatte er spaeter an der Resortwaage. Der ging naemlich mit! Frohgemut das nun jeder wenigstens mal einen Grossen gefangen hatte, schleppten wir noch ein wenig weiter die Runde. Und schwupps war nun auch Tobias wieder dran und hatte einen sportlichen kleineren Lachs am Haken. Als er ans Boot kam konnte man schon die blaeulichen Schimmer sehen – anders als ein Chinook – das hier war ein Coho. Vielleicht 6 oder 7 Pfund. Nicht schlecht! Wieder eine neue Art fuer die beiden. Und dann durfte der wieder schwimmen. Na also. Am Leuchtturm ging was, am letzten vollen Tag unseres Trips! Nach einer Weile machten wir dann aber Schluss.


    Wir fuhren nochmals zur Untiefe auf der anderen Fjordseite, die Reinhards ersten kleinen Butt geliefert hatte. Schon bei der ersten Drift hatte Reinhard bald wieder gewichtigen Kontakt und drillte aufmerksam wie immer. Ob das wieder ein kleiner Butt war? Nein, ein feiner Lingcod kam hoch, das zaehnestarrende Maul weit aufgerissen. Der war der groesste Ling unseres Trips bisher und schon ueber 80 cm. Nach einem Foto durfte der Bursche wieder schwimmen. Der Reinhard kann’s einfach mit dem kleinen Pilker! Dann sah ich Tobias’ Rute ploetzlich stark krumm gehen. Der Fisch stand kurz still – allerdings sah ich schon an den ziemlich heftigen Kopfstoessen, dass das ein guter Fisch sein musste. Und dann ploetzlich brach er aus und stuermte davon. Tobias fingerte verzweifelt an seiner Rolle dessen Bremse zu hart eingestellt war aber er war zu spaet. Ein haesslicher Ton, als die duenne Geflochtene zerriss. Ich war mir sicher, das war ein guter Butt gewesen. Tobias war wuetend auf sich selbst und konnte sich kaum beruhigen. Das wird eine Weile an ihm nagen. Aber auch wirklich bloed gelaufen. Er dachte der Fisch waere auch ohne grossartig Schnurgeben zu baendigen gewesen. Aber meines Erachtens ist eine 8 Kg Schnur auch zu wenig zum Buttangeln. Nicht nur weil da immer auch ein 50 Kg Scheunentor einsteigen kann, sondern weil bei einem Buttdrill immer mal was Unerwartetes eintreten kann bei dem man etwas extra Reserve benoetigt. Klar, wenn alles passt und kein Hindernis im Wege ist dann kann man auch einen groesseren Butt an 8 Kg Schnur langsam ausdrillen. Aber wann hat man schon mal alle Bedingungen auf seiner Seite!


    Natuerlich waren wir jetzt angestachelt und machten die Drift noch ein paar Mal. Aber wie schon die letzten Male, kamen waehrend der anschliessenden Driften keine weitere nennenswerte Bisse. Reinhard fing noch ein paar kleinere Schollen aber sonst blieb es ruhig. Also zogen wir bald weiter und stoppten noch kurz an der tieferen Pilkstelle auf dem Heimweg. Reinhard und Tobias fingen beide noch mittlere Lings und ein paar Red Snapper (eigentlich Yelloweye Rockfish). Mit ihrer grell-orangen Faerbung sahen sie dem Rotbarsch sehr aehnlich. Sie wuchsen auch zu enormen Groessen – bis zu 1m – bei ueber 100 Jahren Alter. Sind momentan aber geschuetzt und mussten wieder zurueck. Und weil sie sehr anfaellig fuer das Barotrauma waren, war es eine richtige Muehe die Kerle wieder runterzulassen. Ich fing den Groessten und fuer den brauchten wir 2 kg Blei um den Auftrieb zu ueberwinden. Aber schon coole Fische und wieder eine neue Spezie fuer die beiden zu sehen. Dann war Schluss fuer heute.


    Beim Nachmittagsessen gab es heute speckumwickelten Felsenbarsch und Ling. Dazu noch Bratwuerstchen und Salat. Was fuer ein Festmahl! Abends sind wir nochmal kurz zum Coopte Point rausgefahren aber dort war nun ploetzlich die Futterbonanza verschwunden und mit der auch die vorherigen Winter Chinookschwaerme. Am San Carlos Leuchtturm auf der anderen Fjordseite fanden wir dagegen einen Schwarm kleiner Chinooks. Beim anschliessenden Pilken wollten dann aber keine Lings anbeissen obwohl ich dort schon mal einen kapitalen gefangen hatte und wo einer ist, sind meistens mehr. Einmal Lingrevier – immer Lingrevier! Etwas wehmuetig packten wir abends schon alles zusammen damit wir morgens nochmal angeln fahren konnten. Die Kabinen mussten 9 Uhr leer sein aber wir durften unseren Krempel noch bis Mittag vor den Kabinen auf der Terasse stehenlassen.


  • 3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

    Tag 5


    Der letzte Morgen sollte nun tatsaechlich der Windigste von allen werden. Daher beschlossen wir gar nicht erst bis Beano Creek zu fahren sondern lieber die Stellen um den Leuchtturm herum abzuschleppen. Und wenn auf Lachs gar nichts ging, nochmal zu den Pilkstellen zu fahren.


    Gesagt getan. Ich fuhr uns in die sandige Bucht hinter dem Leuchtturm und die Maenner setzten ihre Lachskoeder ziemlich flach am Downrigger ein. So zog ich zwei Schleifen dicht unter Land. Aber es war kaum Futter hier zu sehen und nach einer halben Stunde ohne Fischkontakt verliessen wir die Bucht schon wieder. Schade. An der 30 m Scharkante parallel zur Kueste gesellten wir uns zu zwei oder drei anderen Booten und ein Koeder ging bis zum Grund hinunter. Wir kreuzten einige Gezeitenlinien und hatten zu tun die Schnuere von Treibgut freizuhalten. Action an den Koedern gab es sonst aber nicht. Auch kein Butt wollte abgeschleppt werden. Sehr seltsam und anders als ich das von dieser Stelle kannte. Dann legte der Wind schon zu und wir beschlossen die Mission Lachs abzubrechen und lieber noch 1 oder 2 Stunden zu pilken. Tobias hatte ja noch eine Rechnung mit einem Butt offen. Wir hatten doch tatsaechlich den gleichen Riesentwister in dem gut sortierten Angelshop bei der Resortrezeption gefunden – den Tobias gestern mit dem Fisch verloren hatte, war der Einzige dieser Art in meiner Koederbox gewesen. Und so wartete Tobias mit dem exakt gleichen Geraet auf seine Revenge – nur diesmal mit einer sorgfaeltig eingestellten Rollenbremse.


    Und so fuhren wir bald wieder auf die andere Fjordseite und stoppten an der kleinen Untiefe. Reinhard und ich nahmen Pilker und alle garnierten ihre Koeder mit einem Stueck Lachsfetzen. Heute herrschte ziemlich schnelle Drift und die Wellen pilkten die Koeder im Prinzip alleine. Die erste Drift brachte diesmal keinen Fisch. Ich setzte neu an und als wir gerade auf etwa 40 m Tiefe abgerutscht waren und Reinhard schon Schwierigkeiten hatte mit seinem relativ leichten Pilker Grund zu halten, bekam er ploetzlich einen harten Biss und die Rute war krumm. Und richtig krumm. Er bekam erst ein paar Pumphebungen Schnur auf die Rolle aber dann haemmerte der Fisch los und zog einiges an Schnur ab. Reinhards Bremse war perfekt eingestellt und er parierte die Flucht gekonnt. Die haemmernden Schlaege in der Rute liessen uns klar wissen was da dranhing – ein guter Butt. Hoffentlich nicht zu gut, dachte ich, wir durften maximal 102 cm mitnehmen.


    Der Drill zog sich einige Zeit hin. Wir waren mittlerweile in etwa 70m tiefes Wasser abgedriftet und der Fisch ging zweimal von halb hoch bis fast wieder runter. Reinhard drillte den Fisch ziemlich vorsichtig aber es schien nun Wirkung zu haben denn der Fisch kam nun stetig hoch. Tobias und ich sahen den Fisch auf dem Echolot. Noch 10m, noch 5m und dann tauchte er auf – ein schoener Butt! Aber war er 102 cm? Nur Tobias meinte das koennte knapp werden, Reinhard und ich meinten nicht. Bei dem Wellengang waere eine Vermessung neben dem Boot Unfug gewesen und so beschloss ich den Butt zu gaffen und auf unter 102 cm zu hoffen. Der Butt lag ruhig etwa 1,5 m neben dem Boot. Ich lehnte mich weit ueber Bord und konnte mit dem Gaff gerade den Kopf erreichen. Das reicht, dachte ich. Ich wuerde dem Butt das Eisen in den Kopf nageln und ihn dann an Bord zu hieven. Ich holte aus und schlug zu. Im selben Moment bekam der Butt seinen zweiten Wind und schuettelte seinen Kopf. Das Gaffeisen traf aber nicht so weit hinten im Kopf wie ich angepeilt hatte sondern hinter der Oberlippe. Egal, er hing und ich zog ihn ans Boot und hob an. Jetzt fing der Butt an zu toben und als ich ihn voll aus dem Wasser hatte und ihn gerade ueber die Borrdwand biegen wollte, riss die Lippe aus und der Butt fiel zurueck ins Meer. Und nun rastete er total aus und zog wieder tief nach unten. Ob er volle 70 m runterging weiss ich nicht aber es war tief.


    Ich schaute erschrocken auf Reinhards Rute – der Butt hing noch dran. Gott sei Dank hatte der Pilker in der Unterlippe gehangen sonst haette ich den Drilling glatt mir der Oberlippe ausgerissen. Das nenne ich mal Schwein gehabt. Reinhard schaute mich strafend an, er hatte nun den Butt nochmals nach oben zu drillen. Gluecklicherweise war der Fisch auch kaputt und kam ziemlich anstandslos wieder nach oben. Diesmal liess ich Reinhard den Butt dichter ans Boot ziehen und schlug das Gaff fest und solide in den Schaedel und zerrte den Butt endlich an Bord. Geschafft! Gewonnen. Wir jubelten und klatschten Reinhard ab. Was fuer ein toller Fisch zum Abschluss! Reinhard musste sich erstmal hinsetzen. Ihm war von der Schaukelei nicht ganz wohl aber das Adrenalin rettete ihn noch. Ich knueppelte den Butt erstmal gefuegig und dann waren wir auf die Vermessung gespannt. Er war ueber einen Meter – vielleicht sogar ein paar Millimeter ueber 102 cm aber innerhalb der Toleranzzone die einem wohl jeder Fischereiaufseher goennen musste beim Buttangeln. Die Maximallaenge der Filets (78 cm von Schwanz bis Brustflosse) passte dann absolut exakt. Also ein absoluter Volltreffer! Reinhards neue PB, und eine volle Truhe fuer meine Familie. Klasse!


    Das war nicht zu toppen und da ich jetzt auch noch eine Filetiersession einplanen musste, machten wir jetzt auch Schluss; auf dem Hoehepunkt sozusagen. Haette man im Skript nicht besser schreiben koennen. Tobias haette den Butt sicher gerne an seiner Rute gehabt, als Wiedergutmachung fuer seinen Oops gestern, aber Reinhard war nun mal der unbestrittene Pilkerkoenig auf diesem Trip. Bald hatten wir im Resort unser Zeug wieder auf das Boot geladen, die Kuehltruhe, nun leer an Lebensmitteln, war jetzt voll mit Fisch und Eis und puenklich um 11 Uhr legten wir ab und verabschiedeten wir uns von Critter Cove. Dann duesten wir eine Stunde lang bis nach Gold River zurueck. Das Muchalat Inlet – die letzten 10 km – waren wieder ziemlich rauh – aber wir fuhren nun mit den Wellen was es viel angenehmer machte. An der Rampe war Hochbetrieb mit Booten die einliessen und anderen die rausholten, aber letztendlich entknotete sich das Durcheinander und alle gingen ihres Weges.


    Wir machten in Campbell River noch einen Mittagessenstopp um dann die letzte Etappe nach Nanaimo zu nehmen, wo ich die beiden am Faehrhafen aussetzte. Es war eine herrliche Tour nach Nootka gewesen. Und wenn die Angelei nicht gerade On Fire gewesen war und wir uns die Fische wirklich erarbeiteten mussten, muss man doch sagen, das die Faenge gut gewesen waren. Wir hatten wirklich alle typsichen BC Meeresfischarten gefangen und in guten Groessen. Keine Monster, aber vorzeigbare Groessen. Artenvielfalt und Qualitaet ueber Quantitaet und so waren wir alle sehr zufrieden. Die herrliche Umgebung des Nootka Sounds, die vielen Tiere, das Wetterglueck und die tolle Gesellschaft haben den Trip als vollen Erfolg in meiner Erinnerung abgespeichert. Ein Trip an den ich mich immer gerne zurueckerinnern werde.


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