Der Beginn meiner Angelleidenschaft...

  • Jeder von uns Anglern hat sicher schon mal an damals gedacht, als der entscheidende Auslöser für die Angelleidenschaft kam.
    Nun, beimir war das im zarten alter von 8 Jahren. Meine Eltern wollten unbedingt ein Wochenendhaus haben, in der Stadt arbeiten, leben und seine Freizeit verbringen, das wollte mein Dad nicht. Jede freie Minute wälzte er Zeitungen, fragte Leute aus, um nicht zusagen, er quängelte wie ein kleines Kind. Bis, ja bis er endlich gefunden hatte, was er suchte. Meine Mum war da eher konservativer. Sie wollte nur einen kleinen Garten, um endlich herauszufinden, was ein "Grüner Daumen" sei.
    Im Waldviertel, nördliches Niederösterreich, in der kleinen Ortschaft Gars am Kamp war es nun. Das "Traumhaus" meines Dad's.
    Die erste besichtigung der Traumvilla erfolgte für meine Verhältnisse eher zu schnell. Konnte ja nicht mal die Gegend erkunden, Lager bauen usw...


    Das einzige was sich in meine Erinnerung gefressen hat, war dieser Fluss. Der Kamp. Der verlief nämlich nur etwa 50 meter neben unserem Haus!


    Das erste Wochenende im neuen Haus war da. Alle waren hektisch und genervt, weil mein Dad unbedingt einen ungefähren Plan zeichnen wollte, für den Umbau des Hauses. Umbau deshalb, weil mein Dad ein Haus im "Gammel Look" nicht haben wollte. Dafür war es billig, sagt er heute...
    Aus der Ortschaft kamen einige Einheimische Maurer und Handwerker, die ihm nebenbei helfen wollten. Für mich war da weder Zeit noch Platz. Klar, das mir fad wurde. Beim herum lungern in der Garage und im Keller, sagen wir mal, es war eine ungezielte Suche, endeckte ich ein paar alte Gummistiefel und, man glaubt es kaum, eine Angel!!! Ohne Rolle zwar und etwas gebrochen, aber das hat meinen Entschluss nicht geschmälert. Ich gehe angeln!
    Ohne Köder und ohne zuwissen wie was warum zog ich los.
    Da stand ich nun. Direkt am Ufer des stark strömenden Kamps. Da bemerkte ich erst, das ich gar keine Schnur hatte, um zu angeln. Frustriert legte ich die Rute nieder, und setzte mich ins Gras um meinen Frust heraus zu heulen. Da sah ich plötzlich, wie das Wasser zurück ging. Das sah so aus, wie in der Bibel verfilmung, als sich das Meer teilte.
    Überall waren statt dem fliessenden Flusses nur mehr lauter kleine Lacken. Mich hielt nichts mehr... Weiter oben war ein altes Wehr, das zur Überprüfung des öfteren geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Bis zum Hosenbund stand ich im Wasser, und spielte herum, als meiner Mum mittlerweile meine wenigkeit abging. Sie suchte mich und als sie sah, wie ich im Kamp herumplätscherte, wurde sie bleich und rannte zu mir. "Geh, komm raus! Aber sofort!" schrie sie.
    Bevor ich noch was sagen konnte, war auch mein Dad neben ihr und jeder von den beiden schnappte sich einen Arm von mir und schwupps, war ich aus den Fluten wieder im trockenen. Trotzig folgte ich den beiden nach hause, und im Vorgarten lies ich mich dann heulend nieder. Da war doch was? Ich zog meine übergrossen Gummistiefel aus, und was sah ich da? Einen Fisch! Wie zum Teufel war der da hinein gekommen? Er war wunderschön als er so beim zappeln in der Sonne glänzte. Ich war so auf den Fisch konzentriert, das ich nicht mal bemerkte, das unser neuer Nachbar neben mir stand und den Fisch mit begutachtete. "Das ist eine kleine Bachforelle, die Du da hast" sagte er. Ich bin so erschrocken, das ich nach hinten kippte. " Du musst sie ins Wasser zurückgeben, sonst stirbt sie." Wie in Trance folgte ich seinen Worten und seiner Erscheinung. Er ging mit mir an den Kamp zurück, wo das Wasser wieder seinen normalen Pegel hatte, und gab dem Fisch die Freiheit wieder.
    Nach ein paar freundlichen Worten mit meinen Eltern nahm er mich mit zu sich nachhause und lernte mir ein paar Knoten. Jedes Wochenende, wenn wir in unserem neuen Domizil waren, nahm er mich zum angeln mit, und erklärte mir so einiges, was ein kleiner Bub halt wissen wollte.


    Seitdem ist bei mir der Angelvirus ausgebrochen. Damals war unser Nachbar bereits über 70 Jahre alt und vor etwa 10 Jahren verstarb er knapp 90 jährig. Viele seiner "alten" Tricks und Kniffe habe ich heute noch unter Verwendung.


    Aber ohne seinem plötzlichen Auftreten bei uns im Garten hätte ich wahrscheinlich nie mit dem Angeln begonnen.


    Ach ja, das Haus wurde vor etwa 2 Jahren abgerissen. Das Fundament war durch das fast schon jährliche Hochwasser schon freigespült und die Festigkeit war nicht mehr gegeben. Das Haus unseres Nachbarn wurde voriges Jahr Opfer dieses Hochwassers.
    Heute sieht die Gegend dort aus, wie eine Mondlandschaft. Wo früher grosse, alte Bäume standen, ist nur ein Schlammloch geblieben.

  • Ich glaub wir machen hier nen Literaturclub auf!
    Sehr nette Geschichte! Klasse!

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  • Die Story ist nicht erfunden, sonder wahr. Der Fisch fiel mir nicht auf, denn da war ja noch mehr in meinen Stiefeln. Schlamm und viel, viel Wasser... :lol: :lol:
    Ich bin damit auf nicht gegangen. Sagen wir mal, es war eine Mischung aus Watscheln und Stolpern... War damals viel zu Stolz um zuzugeben das diese Stiefeln etwas zu gross waren.


    Wie Kinder so sind...

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