Beiträge von cohosalmon

    Eigentlich wollte ich an diesem freien Freitag mit meinen 3 Gaestebayern in Port Renfrew angeln. Eine Bootstour dort hatte ich mir schon abgeschminkt da 3 – 4 m Duenung vorausgesagt war. Als Alternative wollte ich allerdings vom Ufer aus die aufsteigenden Cohos an der San Juan Flussmuendung anwerfen. Die Jungs waren mit dem Wohnmobil schon dort und sollten mir einen Lagebericht erstatten, ob es sich lohnen wuerde hinzufahren. Leider war die Kommunikation durch die Abgeschiedenheit Port Renfrews schwierig (kein Wifi, kein Handyempfang) und ich bekam keine Nachricht. Gegen 13:00 Uhr beschloss ich denn solo nach Sooke zu fahren – null Wind angesagt.


    Ich liess das Boot an der Prestige Rampe zu Wasser und dueste direkt zu Ricks Stelle vor der Hafenmuendung. Dort war aber absolut tote Hose und so zog ich bald ein und fuhr weiter westlich zum Otter Point. Dort zog ich dicht am Ufer entlang wo Martin vor einer Woche noch seinen spaeten Grosschinook erwischte. Ich markierte eine Menge grosser Fischsicheln auf dem Echolot; konnte aber nichts zum Zuschnappen ueberreden. Nach zwei erfolglosen Passagen musste ich mich entscheiden: entweder immer wieder ueber die markierten Fische schleppen bis vielleicht einer endlich das Maul aufkriegte oder weiter raus auf Cohoschwarmjagd zu gehen. Ich entschloss mich zu letzterem.


    Ich schleppte bis ueber ca. 150 m tiefes Wasser und kreuzte dort hin und her auf Suche nach hungrigen Cohobanden. Bald rappelte es auch schon an einer und gleich darauf an der zweiten Rute obwohl ich die eine Rute in ca. 25 m Tiefe und die andere in 40 m Tiefe hatte. Ich drehte nur die Bremse der einen Rolle etwas lockerer und lies diese Rute im Halter waehrend ich den einen Fisch drillte. Unmarkierter Coho, ca. 6 Pfund, released. Dann zur anderen Rute, Fisch noch dran, gedrillt, unmarkierter Coho etwa 8 Pfund, released. Kaum hatte ich beide Rute wieder eingesetzt, loeste wieder die flachere mit dem gruen-weissen Coho Killer Blinker aus. Wieder ein unmarkierter Coho der gleichen Guete. So kam ich ganz schoen ins Schwitzen.


    Dann hatte ich aber den Anschluss an diese Schule verloren; die Flutstroemung hatte mich wohl zu weit weggetrieben. Ich kreuzte noch paar Mal ueber meine GPS-Spur konnte aber keine Bisse mehr provozieren. So zog ich weiter mit der Flut gen Osten. An zwei oder drei weiteren Stellen bekam ich weitere Doubleheader. Es war fast schon berechenbar; erst ruckte die flachere Rute los und sobald ich die Rute in der Hand hatte, drehte ich den Schleppmotor auf langsam und in dem Moment schlug die zweite Rute aus. Es ist immer etwas chaotisch wenn man zwei Fische gleichzeitig alleine managen muss. Aber es war auch viel Spass und ich wusste, dass ich die meisten Fische eh wieder freilassen musste und so kuemmerte es mich auch nicht wenn der eine oder andere Fisch im Chaos verloren ging.


    Es ging dann schon bald auf Abend zu. Das Wasser war spiegelglatt und nur leichter Nieselregen zerriss die bleierne Wasseroberflaeche. Ich war mittlerweile mit der Flut wieder bis zur Hafenmuendung zurueckgetrieben und drehte meine Kurven in ca. 80 m tiefem Wasser. Ein anderes Boot kreuzte in der Naehe, ansonsten hatte ich das Meer fuer mich alleine. Da loeste ploetzlich die tiefere Rute zuerst aus, mit einem UV Hootchie als Koeder. Ein anstaendiger aber kein riesiger Fisch liess sich widerwillig herandrillen. Wie es kommen musste, loeste nun auch die flachere Rute aus und es der Fisch wollte unbedingt weg. Ich drehte die Bremse lockerer und waehrend ich den Drill des ersten Fisches nun forcierte und versuchte von der zweiten Schnur wegzuhalten, zog der andere Fisch eine Menge Schnur von der Rolle. Der musste ein paar Pfund mehr auf den Rippen haben, dachte ich.


    Ich hatte nun den ersten Fisch neben dem Boot und war bereit den Haken herauszuhebeln als ich die fehlende Fettflosse bemerkte. Ha, der konnte mitgehen! Mit einem schnellen Ruck hob ich den Fisch am Vorfach in das Boot und verpasste ihm schnell eins ueber den Schaedel und kuemmerte mich dann der immer noch ungeduldig wippenden zweiten Rute und abspulenden Rolle. Der Fisch war trotz der langen Flucht immer noch energiegeladen und widersetzte sich meinen Schnurgewinnungsversuchen sehr vehement. Aber nach paar Minuten hatte ich ihn dann doch in Reichweite und zu meinem weiteren Erstaunen war das kein feister Coho sondern ein schoener reichlich 8 pfuendiger Chinook! Wie der sich wohl unter die Cohos gemischt hatte?


    Somit hatte ich nun nach etlichen freigelassenen auf einmal 2 Keeper im Boot. Es war nun gegen Ende der Flut und es schienen sich immer mehr Fische hier im flacheren Wasser vor der Hafenmuendung einzufinden. Ob das nun einheimische Lachse, die dem Sooke River im Sooke Inlet zustrebten, waren oder nur Durchreisende, die hier Nahrung witterten, kann ich nicht sagen. Aber es war richtig viel Spass nach Herzenslust zu drillen. Der Coho Killer Blinker fing nun 3:1 gegenueber dem Hootchie und ich liess noch eine Menge weitere schoene Cohos wieder frei.


    Einmal schlug ich wieder an nachdem der Downriggerclip beim Biss ausgeloest hatte und sofort wollte der Fisch Schnur haben. Dieser Fisch verlangte dem Geraet alles ab: die Rute bog sich voll durch und die Rolle raste beim Schnurlassen. Als der Fisch endlich stehenblieb und ich Druck machen konnte, spuerte ich starke Kopfstoesse. War das etwa wieder ein Chinook, nur diesmal ein noch groesserer? Wahrscheinlich! Ich gewann ein paar Meter und dann drehte sich der Fisch wieder und es riss mir die Rollengriffe aus der Hand so schnell zog er wieder ab. Es entspann sich ein fantastischer Drill! Als ich den Fisch dann ca. 10 m hinter dem Boot hatte, explodierte ploetzlich das Wasser und der Fisch versuchte halb springend und waelzend den Haken loszuwerden.


    Als er das erste Mal neben dem Boot entlang glitt, konnte ich den Fisch als Coho identifizieren. Aber was fuer ein Brocken! So einen grossen Coho hatte ich seit Jahren nicht mehr gefangen! Der konnte 7 kg haben! Ein breiter Ruecken und kompakt gebaut. Ein wahres Muskelpaket! Und schon den Ansatz eines boesartig aussehenden Laichhakens. Ein toller Fisch! Leider zu vollstaendig – im Besitz der vollen Fettflosse und damit kein Keeper. Ich schoss ein paar Fotos als der Fisch erschoepft neben dem Boot lag und liess ihn dann wieder schwimmen. Elegant zog er ab in die Tiefe.


    Kurz danach packte ich ein; einen besseren Fisch wuerde ich heute eh nicht mehr fangen und die feuchte Kaelte kroch mir in die Knochen. Das war ein fantastischer Angelnachmittag alleine mit den Fischen!





    rhinefisher: Scotty macht die Griffe die man an die Rute anbringen kann:
    http://scotty.com/fishing-gear…lders/ReelEZRodHandle.htm


    Wenn man mit groesseren Multirollen lange und Schweres pumpen muss, dann ist es recht muehsam die Rute vom Hin-und Herkippeln durch die Kurbelaktion zu bewahren. Mit diesem Griff kann man die Rute viel besser ruhig halten waehrend man pumpt und kurbelt. Kann ich nur empfehlen fuer z.B. Norwegenangler.

    Tag 7; Do Sept 12, 2013:


    So, dieser Tag sollte der Abschluss unseres Angelmarathons vor Victoria werden und die drei Jungs wollten dann mit ihren Wohnmobil auf eigene Faust die Insel erkunden um ein paar Fluesse unsicher zu machen. Evtl. wollten wir uns das Wochenende darauf am Conuma River im Nootka Sound treffen, da ich dort einmal den Coho-Run im Fluss erleben wollte. Dafuer musste es jedoch erst einmal ordentlich regnen damit die Cohos auch in den Fluss hineinkamen.


    Den letzten Meeresangeltag wollten wir nochmal “Lachseln” wie die Bayern das so suess beschreiben. Wir waren wieder zu viert auf mein Boot angewiesen, jedoch sah der Windbericht gut aus bis in den Nachmittag hinein. Wir wasserten Red Hot wieder an der Prestige Bootsrampe und dampften durch den Nebel auf’s Meer hinaus, zu Rick’s Lieblingsstelle. Da es den Morgen ueber fluten wuerde, erwarteten wir auch gleich stetige Coho-Action.


    Und wir sollten uns nicht getaeuscht haben. Die Bisse kamen meist im Doppelpack und die drei wechselten sich an den 2 Ruten ab und hatten viel Spass. Es waren wieder schoene Exemplare dabei die aber alle ausnahmslos unmarkiert waren.





    Von Chinooks war nichts zu sehen. Als die Gezeiten auf Ebbe drehten, schleppte ich in die Kehrstroemung hinter Secretary Island wo wir hart an den Klippen und Riffen fischten. Wir markierten einen Menge grosser Fischsicheln auf dem Echolot aber es wollte keiner jener zuschlagen. Wir hatten ein paar Zufasser bei denen aber nichts haengenblieb obwohl der Koederfisch komplett zerfleddert oder sogar weg war. Es blieb ein Raetsel wie das geschehen konnte ohne an einem der 4 nadelscharfen Haken haengenzubleiben. Aber Lachse werden in Laichflussnaehe sehr waehlerisch und launisch und fressen nur noch selten oder schnappen lustlos aus Gewohnheit.


    Ich beschloss, als sich das als fruchlos herausstellte, wieder weiter rauszusteuern um ein paar Cohoschulen zu finden. Ueber ca. 70 m tiefem Wasser fanden wir sie und sie bissen in allen moeglichen Tiefen. Martin ging auf 170 Fuss am Downrigger runter um vielleicht einen Grosschinook unter den Cohoschwaermen zu finden und hakte auch dort einen etwa 10 pfuendigen wilden Coho. Auch eine dritte Rute bestueckt mit einem Blinker direkt an der Oberflaeche verbuchte ein paar Biss die jedoch nie haengenblieben. Hin und wieder schnappte sich auch noch ein spaeter Pink den Koeder. Wenn Herbi oder Martin manchmal auf 40 m und tiefer versuchten kamen auch einige 5-7 pfuendige Winter Springs zutage, die aber auch alle wieder schwimmen durften. Es fehlte also nicht an Abwechslung und Action. Jeder der drei musste wohl mindestens 10 Lachse gedrillt haben als es um 13:00 Uhr recht rauh vor der Hafeneinfahrt und an Ricks Stelle wurde.




    Ich beschloss einen letzten kurzen Verzweiflungsversuch auf Gross-Chinook weiter west am Otter Point zu starten – manchmal war es dort windstiller als direkt vor Sooke. Wir kaempften uns nun gegen nun schon ungemuetlichen Wellen bis zum Otter Point vor. Gerade als wir um die Felsnase kamen wo sich die Stroemung und der Wind trafen und einen Waschmaschineneffekt mit hohen Wellen hinterliessen, tauchte links von uns ein anderes Boot auf, dass die von mir angepeilte 25 m Tiefenlinie abfuhr. Rechts von mir die Felsen, links ein Boot und um uns herum ein kochendes Wasser – keine idealen Bedingungen.


    Martin und Fred machten die zwei Ruten fertig und waren bereit einzulassen. Es war erst 45 Fuss tief und ich sagte: “einer auf 30 der andere hoechstens 40 Fuss tief” bis ich uns in etwas tieferes Wasser bekam. Martins Koeder war noch nicht eine Minute unten, da loeste der Downrigger hart aus. Mist, dachte ich, Felsen! Doch dann sang die Rolle auf und Martin war am Fisch. Fish On!

    Ich konnte jedoch nicht viel nach hinten schauen, da ich uns in die Wellen und Wind halten musste und auf das Boot weiter links achten musste. Ich fragte gerade ob es was ordentliches waere und noch waehrend Martin irgendetwas unsicher daherbrabbelte hoerte ich die Rolle aufkreischen und den Fisch eine lange rasante Flucht hinlegen. Grosslachsalarm! Das war kein kleiner Fisch und vielleicht der Dicke auf den wir so lange gewartet hatten!


    Die Bedingungen waren denkbar unguenstig mit den Wellen, dichten Felsen, Boot auf links.... Jetzt musste alles funktionieren wenn wir den Fisch landen wollten! Ich rief Fred zu sofort seine Rute einzuziehen. Waehrenddessen holte ich beide Downrigger ein und die Gewichte ins Boot um ja keine Hindernisse noch am Boot zu haben. Martin drillte den Fisch perfekt; einmal schwamm er auf das Boot zu und ich sah die Rutenspitze etwas flach fallen – ich sprang zum Schleppmotor und drehte auf um Martin beim Einkurbeln weiter Spannung auf die Schnur zu geben. Hat geklappt! Der Fisch drehte wieder ab und sausste davon so dass die Rolle nur so kreischte. Ich musste mich wieder um’s Steuern kuemmern. Fred machte schon den Kescher klar – ich fragte ihn ob er sich der Verantwortung beim Keschern bewusst war; aber er war ganz cool.


    Endlich hatte Martin den Fisch dichter am Boot und ich hatte uns mittlerweile wenigstens in 20 – 25 m tiefes Wasser gebracht und etwas weg von Klippen und Brandung. Ich liebe den Moment wenn ein Grossfisch seine Runden im klaren Wasser dicht am Boot zog und man den Fisch von oben bestaunen kann. Leider war ich an das Steuer gebunden und verpasste diese Momente in diesem Drill. Da langte Fred ploetzlich mit dem Kescher zu und.... er brachte ihn ins Boot! Gewonnen! Ein vierkehliger Ausruf toente ueber das Wasser und ein ca. 20 pfuendiges Goldstueck lag im Boot!



    Ein schoener Fisch, der wohl schon am Frischwasser geschnuppert hatte und seine Laichverfaerbung angefangen hatte aber nochmal eine letzte Mahlzeit im Meer hatte einnehmen wollen. Sein Verhaengnis! Wir waren uebergluecklich ueber diesen Fang!


    Es wurde jedoch immer rauher und die Wellen bauten sich schon ueber einen Meter auf. Ich steuerte uns durch diese Achterbahn auf die windgeschuetzte Hinterseite von Otter Point. Die Fangstelle war jetzt nicht mehr beangelbar. Das war wirklich in allerletzter Sekunde gewesen!


    Wir schleppten auf der windgeschuetzten Seite Richtung Hafen und Herbi und Fred verbrauchten auch die letzten beiden Koederfische fuer einen weiteren Double Header Cohos wovon allerdings nur Herbi den Fisch bis zum Boot brachte. Ausgeangelt und zufrieden packten wir ein und fuhren heim wo die Glaeser nicht ganz trocken blieben an diesen Abend!



    Tag 6; Mi Sept 11, 2013:


    Nachdem die Heilbuttour am 4. Tag ein Fangausfall war, wollten wir es unbedingt nochmal auf die Platten versuchen. Wenigstens jeder der drei sollte einen Heilbutt fangen und mitnehmen koennen – das war das Ziel. Martin hatte ja schon einen am 2. Tag gefangen. Die Gezeiten waren unbrauchbar fuer meine Lieblingsstelle – das Mudhole – aber die Westseite der Constance Bank war befischbar und faengig bei den vorherrschenden Verhaeltnissen. Da wir erst gegen 11:00 Uhr geeignete Stroemungsverhaeltnisse vorfinden wuerden, schleppten wir vorher noch ein bisschen auf Lachs an der Bank. Martin erwischte einen kleinen Chinook, der zwar massig war aber in dieser Kleine uninteressant fuer uns war. Sonst konnten wir nichts weiter an den Haken verfuehren auch wenn ein anderes Boot ueber Funk von besseren Fischen berichtete. Aber als wir diesen Funkspruch erhielten, war es schon kurz vor 11:00 Uhr.


    Ich sah wie schon eine Anzahl anderer Boote ihre Anker auf dem westlichen Abhang der Bank ablegten. Tatsaechlich war die Stelle, die ich eigentlich anpeilte schon belegt. Ich hatte aber eine Ausweichstelle, an der ich zu den gegebenen Bedingungen schon einmal erfolgreich war. Zwar verpasste ich den kleinen Unterwasserberg als die Stroemung mich unerwartet schnell darueberhinwegtrieb und ich blieb in etwas tieferem Wasser haengen als geplant, jedoch beschloss ich da trotzdem auszuharren. Der Duftsack wuerde sie schon zu den Koedern fuehren!


    Wir versuchten es erst mit 500g Bleien aber es bestand keine Chance den Boden in ueber 100m Tiefe so zu erreichen. So griffen wir zu den schwersten Geschuetzen, die wir an Bord hatten: 1 kg und 1.1 kg Bleie. Ich mag nicht so schwer fischen, besonders wenn es so tief ist und sich noch Dornhaie herumtreiben koennen, aber sobald die Stroemung nachliess, konnten wir ja auch leichteres Geraet umstellen.


    Schnell waren die Heringe montiert und ausgelegt. Ich war ueberrascht wie stark die Stroemung noch zog und liess an dem 1 kg Blei immer wieder Schnur nach um sicher zu gehen, dass der Koeder in Grundnaehe war. Die Schnuere liefen in ca. 45 Grad Winkel hinten hinaus – dadurch war eine Menge Schnur von den Rollen und an der einen Rolle sah ich, dass die Schnur weiter unten nicht ganz sauber verlegt war. Ich liess jetzt eine Menge weitere Schnur von der Rolle um die Schnur dann gegen den Stroemungsdruck wieder sauber einzuholen. Als ich an den Punkt kam wo ich wieder direkten Kontakt zur Endmontage herstellte, hing der Koeder fest. Mist, dachte ich! Ich zog so hart das Geraet erlaubte und...siehe da es kam ein kleines Stueck!


    Es war sauschwer aber es war kein lebendiger Widerstand fuehlbar. Altes Berufsfischerzeug? Kommerzielle Krabbenfalle? Oder altes verrostetes Ankergeschirr? Es war so schwer, dass es meine Rute und Schnur an die Belastungsgrenze brachte und ich manchmal fuerchtete die Rute wuerde brechen. Aber ES kam Zentimeter und Zentimeter. Die Aussicht bei ueber 100 m Tiefe war da nicht sehr rosig und nach 20 Minuten war ich kaputt vom Pumpen und bereit die Schnur zu kappen um wieder zum Angeln zurueckzukehren. Aber die drei Jungs waren nun neugierig was da dran hing und spornten mich weiter an. Es muss wohl eine halbe Stunde gedauert haben, bis etwas unfoermig Rotes weit hinter dem Boot in Oberflaechennaehe auftauchte: Oktopus! Und kein Kleiner!





    Na das war ja eine Ueberraschung und es herrschte Aufregung auf dem Boot. Ich zog das Biest nun ganz heran und hier lag nun ziemlich benommen ein vielleicht 30 – 50 kg Oktopus. Die 6 langen Fangarme waren jeder mindestens 1 m lang und der ballonartige Kopf vielleicht 60 cm im Durchmesser. So einen grossen Kerl hatte ich auch noch nicht lebendig gesehen. Die Haken hingen ganz in der Naehe der schnabelartigen Mundoeffnung – sollten sich aber leicht entfernen lassen wenn er nur still hielt. Wir hatten keine Ambition den Kerl zu toeten – manche esses wohl Oktopus aber es ist wohl ganz schoen viel Vorbereitungsarbeit noetig um das zaehe Lederfleisch geniessbar zu machen. Und fuer Heilbuttkoeder mochte ich so eine imposante Kreatur auch nicht toeten.


    Gluecklicherweise war der Oktopus wohl vom Druckunterschied etwas benommen und wedelte nur leicht mit den Fangarmen so dass ich die Haken recht muehelos entfernen konnte. Die einzige Gegenwehr waren einige Schuebe Tinte die Gott sei Dank im Wasser blieben und nur das Wasser ein paar Male einnebelten. Die Jungs schossen eine Menge Fotos und dann liess ich den Kerl wieder frei und er schoss elegant in grossen Pumpzuegen wieder in die Tiefe. Na dass war ja mal ein nichtalltaegliches Abenteuer! Aber ich war nach diesem Gewichtheben kaputt und sagte den Jungs, dass ich heute nichts mehr hochkurbelte!




    Nach einiger Zeit Wartens liess die Stroemung ploetzlich nach und wie auf Kommando zog es die linke Rutenspitze etwas nach unten – dort blieb sie fuer 2 Sekunden stehen bis sie sich dann stetig immer tiefer verneigte. Herbi war gleich dran und schnappte sich die Rute und zog dagegen. Hing! Der Fisch war gleich von Anfang an sehr munter und zog ordentlich Schnur von der Rolle. Ich liess Fred die andere Rute einholen, falls es sich um ein wirklich grossen Butt handeln sollte. Nach und nach bekam Herbi den Fisch unter Kontrolle und gewann Hoehe. Ein paar Mal fiel es dem Fisch nochmal ein Richtung Grund zu steuern aber dann liessen seine Kraeft nach und Herbi pumpte den Butt nach oben. Nach dem beherzten Drill hatte ich etwas mehr erwartet aber mit ca. 20 Pfund war ich auch nicht unzufrieden.




    Harpuniert und aussen am Boot festgezurrt und abgestochen – war schon wie Routine. So um die 30 Heilbutte mussten wohl dieses Jahr schon auf Red Hots Rechnung gegangen sein. Leider kaum einer von wirklich nennenswerter Groesse. Masse statt Klasse dieses Jahr! Aber ich freute mich mit den Jungs – der Schneider war schon verhindert und alles was jetzt noch kam war nur noch Sahne obendrauf!


    Die Stroemung ging nun fast auf Null zurueck und wir montierten leichtere Gewichte. Es tat sich aber erst einmal nichts mehr. Wir doesten in der Sonne und das Boot schaukelte leicht in den seichten Wellen. Ein paar Whalewatcherboote hielten nicht weit von uns Richtung Amerika und wir konnten auch die Rueckenflossen und die Atemfontaenen einiger Orcas erkennen. Leider kamen die Wale nicht dichter an unser Boot heran. Ich nickte etwas ein und wurde durch ein Gepolter geweckt als Fred zu seiner Rute sprang weil er einen Biss gesehen hatte. Als er anzog, hing allerdings nichts dran. Ich riet sofort wieder herabzulassen – was er auch tat und tatsaechlich schien sich wieder etwas fuer den Koeder zu interessieren.


    Nach ein paar Rucken zog Fred erneut an und schien den Fisch wieder verpasst zu haben. Er kurbelte nun ein um den Koeder zu kontrollieren. Ich doeste wieder ein als Fred ploetzlich rief: “Butt!”. Ich sprang auf und es lag wirklich ein kleiner Butt neben dem Boot. Fred hatte gar nicht gesagt, dass er was am Haken hatte. Er war wirklich nicht viel groesser als vielleicht 12 Pfund aber wir wollten einen Butt fuer jeden und da kann man nicht so waehlerisch sein. Gaff und zack war die Sache erledigt. Nummer zwei.


    Dann hatten uns augenscheinlich ein paar Dornhaie gefunden denn beide Rutenspitzen zuckten nun in regelmaessigen Abstaenden. Martin erwischte wohl auch einen und liess ihn wieder frei. Dann sah ich wieder die linke Rutenspitze verdaechtig stehenbleiben – ich warnte Herbi – als sich die Rute ploetzlich tief verneigte. Fred rief Herbi zu erst einmal in den Fisch hineinzukurbeln bevor er die Rute aufnehmen sollte. Gesagt, getan und schon war Herbi wieder im Buttdrill. Der machte diesmal nicht so viel Alarm und nach paar Minuten hatte Herbi einen vielleicht 15 Pfuender an der Oberflaeche. Gaff, abschlagen, festzurren und ausbluten waren nun schon geuebte Handgriffe.



    Kurz darauf nahm die Stroemung wieder zu und es war auch Zeit heimzukehren. Da war uns doch eine ordentliche Revenge fuer unseren vorherigen Schneidertag gelungen! Jeder der drei konnte sich ein paar schoene Filets in das Gefriergepaeck fuer zu Hause einpacken! Und die Oktopusgeschichte obendrein! Toller Tag!


    Tag 5; Di Sept 10, 2013:
    Wie schon gesagt, Tag 4 gab’s nichts zu berichten ausser ein Herumgeschaukel und Koederbaden auf Heilbutt. Einzig brauchbare Erfahrung von diesem Tag war, dass es auch zur Not zu viert auf meinem Boot machbar war – gut zu wissen, weil wir ab Mittwoch kein Partnerboot mehr zur Verfuegung hatten. Zur Not haetten sich die Jungs dann ein Kleinboot von der Pedder Bay Marina mieten muessen.


    Fuer den Dienstag hatten wir uns nochmals mit Rick verabredet. Gleiche Zeit, gleicher Ort. Diesmal half ihm sein Freund Kevin aus und diesmal durfte Herbi auf dem deutschsprachigen Kutter bleiben und Martin wurde verliehen. Wieder war es sehr nebelig im Sooke Basin und noetigte uns zu einer langsamen Ausfahrt. Vor der Muendung war der Nebel jedoch wie weggeblasen und es war ein herrlicher sonniger Morgen mit vorerst keinem Lueftchen Wind.






    Im Prinzip war dieser Tag ein Spiegelbild des 3. Tages an gleicher Stelle und ich moechte meine Leser nicht mit Duplikaten langweilen. Wir fingen ein paar kleinere Cohos gleich zu Anfang und dann lief waehrend der letzten Stunden der Ebbstroemung nicht mehr viel. Unser Boot war wieder ein bisschen experimentierfreudiger und wir kreuzten weiter oestlich bis vor Possession Point. Ich gedachte dort in der Ebbkehrstroemung hinter Secretary Island vielleicht noch einen Gross-Chinook aus den Felsennischen zu kratzen. Wir sahen auch eine gute Anzahl grosser Fische auf dem Echolot an dieser Stelle, doch wollten die ihre Maeuler nicht oeffnen.


    Zum Gezeitenwechsel waren wir wieder bei Ricks Stelle und schleppten geduldig auf und ab. Es hatten sich jetzt ein paar andere Boote inklusive einiger Guideboote dazugesellt. Mit einsetzender Flut kamen auch die Bisse. Und diesmal waren die Cohos groesser als das letzte Mal. Wir bekamen hammerharte Bisse, die sofort ausloesten und dann einen aufregenden Drill ablieferten. Einige der Cohos nahmen auch stellenweise Schnur von der Rolle. Wir liessen einige wunderschoene vielleicht 10-12 pfuendige Cohos wieder schwimmen. Einige Maennchen hatten schon die Andeutung eines Laichhakens.





    Es ging nun wieder Schlag auf Schlag und meistens kamen die Bisse im Doppelpack. Die Jungs hatten einen Heidenspass und konnten sich teilweise nichtmal hinsetzen um ein Brot zu essen. Leider waren wieder alle Grosscohos unmarkiert, so dass nichts in der Fischkiste haengen blieb. Auf einmal sah ich wieder Freds Rute hart ausloesen und brutal nach unten reissen; die Schnur fing schon an herauszulaufen als ich Fred warnte und er augenblicklich Fred zugriff. Ich rief noch “schon ausgeloest!” aber nun ging alles blitzschnell: Fred hatte mich ueberhoert und ruckte mit voller Kraft an um die Schnur aus dem Clip zu loesen. Ich sah mit Horror wie der harte Ruck in die voll gespannte Rute mit direkter Schnur zum Fisch ging und augenblicklich wurde die Schnur schlaff. Das war kein kleiner Fisch gewesen; entweder unser lang ersehnter Gross-Chinook oder ein Monster Coho.


    Fred begriff erst gar nicht was passiert war und kurbelte verbluefft ein. Der Drilling war von der Gewalt des Ruckes aufgebogen. Fred aergerte sich ob der verpassten Chance auf einen Kapitalen. Die beiden fingen noch eine Menge weiterer Fische, darunter wieder schoene Cohos bis es ploetzlich sehr wellig und rauh wurde.







    Es ist immer schwer aufzuhoeren wenn es gerade toll beist aber ich beschloss dass der Wellengang grenzwertig wurde und wollte kein unoetiges Risiko eingehen. So fuhren wir zurueck mit einem vielleicht 6 pfuendigen markiertem Coho und einem Pink in der Kiste, die ich fuer den Raeucherofen haben wollte.


    Am Dock kam uns Martin mit seinem Fang entgegen. Er hatte einen tollen vielleicht 11 pfuendigen markierten Coho erwischt neben ein paar kleineren Coho und Pinks. Wieder ein sehr fischiger Tag doch leider blieb der Grosslachs weiterhin ein Traum. Und die Chancen noch einen zu erwischen wurden von Tag zu Tag geringer. Auch Rick, sonst immer gut fuer einen Grossen, meinte es waere wohl vorbei mit Gross-Chinook fuer dieses Saison. Als Trost nahmen wir noch 3 Krabben aus den Fallen mit, die die Bayern mit Genuss zu Hause verspeisten!

    Tag 3; So Sept 8, 2013:


    Als ich Sa abend nach dem Angeln und einem Geselligkeitsbier schon in die Falle wollte um fuer den naechsten Tag fit zu sein, rief mich mein Freund Rick an. Er war unser Partnerboot fuer Sonntag und wollte Lagebericht geben denn auch er war am Sa vor Sooke draussen gewesen. Er berichtete von einer Welle von guten Chinooks bis zu 25 Pfund von denen er und sein Kumpel vier Stueck fuer sich behielten. Das klang ja aussichtsreich fuer den naechsten Tag! Vielleicht konnten meine drei Gaeste ja doch noch ein oder zwei Grosslachse auf die Schuppen legen!


    Rick und ich verabredeten uns fuer So Morgen um 7:00 Uhr an der Sunny Shores Marina, wo Rick sein 24 Fuss Schlachtschiff vertaeut liegen hat. Er brachte noch seinen Freund Ron mit da Rick gesundheitlich nicht mehr ganz so fit war und immer lieber eine weitere Hilfe an Bord hatte.




    Herbi wurde wieder fuer den Tag an Rick’s Boot ausgeliehen. Martin und Fred halfen Red Hot ins Wasser zu lassen und dann duesten wir durch relative dichten Nebel durch das Sooke Basin hinaus auf’s Meer. Rick kam etwas spaeter nach da er noch seine Krabbenfallen checken wollte. Wir hatten uns an seiner gestrigen Fangstelle verabredet. Die ersten 2-3 Stunden wuerde es noch ebben, was an dieser Stelle nicht unbedingt beste Voraussetzungen waren. Aber anscheinend hatte das die Lachse gestern auch nicht gestoert. So gegen 10:00 Uhr war dann Umschwung auf Flut and von diesem Gezeitenwechsel versprach ich mir einiges. Dann duerften durch die zunehmende Flutstroemung allerlei Fische dicht vor das Ufer getrieben werden.





    Martin und Fred liessen ihre beiden Ruten mit Koederfischsystem ein und es dauerte keine 5 Minuten und wir bekamen einen Double Header. Fred brachte einen kleineren Chinook ans Boot und Martin einen etwa gleichgrossen unmarkierten Coho. Wir beschlossen beide wieder schwimmen zu lassen. Die Sonne brach stellenweise durch den Nebel und waermte un saber das Fangen kuehlte sich rapide ab. Es tat sich erst einmal gar nichts mehr. Aber wir wollten geduldig sein. Rick kam nun endlich auch mit seiner zweikoepfigen Crew vorbei und wir schleppten hin und her auf der gleichen Stelle an der Rick und Ron gestern noch so erfolgreich waren. So schnell koennen die Bedingungen sich manchmal aendern.


    Kurz vor dem Gezeitenwechsel zog ich eine Versuchsbahn etwas weiter vor die Kueste ueber 50 m und tieferen Wasser. Und tatsaechlich fanden wir jetzt einige Coho und Pinks. Wir liessen Rick und Herbi wissen, dass sich einige Schulen weiter draussen herumtrieben aber Rick glaubte fest daran, dass seine Stelle noch heisslaufen wuerde. Wir wiederum vergnuegten uns erst einmal weiter mit den Cohos und Pinks. Einige der Cohos hatten schon stattliche Groessen und gingen wohl auf ueber 10 Pfund hinaus. Leider waren alle groesseren Cohos unmarkiert. Martin aber behielt sein glueckliches Haendchen und packte den einen oder anderen markierten Coho und Pink auf Eis.


    Dann wurde ploetzlich der Funk lebendig und auch Ricks Boot fing an zu fangen. Wir gesellten uns wieder ins flachere Wasser hinzu und standen nun voll im Fisch. Es ging jetzt Schlag auf Schlag und wieder waren schoene Cohos dabei – allerdings nur zum Freilassen. Aber da musste doch noch ein Grosschinook irgendwo dabei sein!?




    Da das Gesamtlimit fuer Lachs pro Person 8 ist, entschlossen sich Martin und Fred nur noch Fische ueber 10 Pfund zu behalten. So liessen wir auch noch den einen oder anderen markierten Coho und mehrere Pinks frei, die dieses Kriterium nicht erfuellten. Nach dem Gezeitenwechsel nahm die Bissquote etwas ab aber wenn ein Biss kam, so kam er meist im Doppelpack. Mit zunehmender Flut nahm die Bissquote wieder zu und als wir 3 Pakete Koederfische mit je 10-12 Stueck verbraucht hatten, machten wir Schluss. Herbi hatte noch das Glueck einen 10-11 pfuendigen Chinook zu erwischen. Aber das sollte es fuer Chinooks gewesen sein.




    Es waren keine Riesen die wir heute erlegt oder nur gedrillt hatte, dafuer jede Menge! Die Jungs hatten jedenfalls viel Spass gehabt! Am naechsten Tag wollten wir eine Heilbuttour machen, aber ich kann es vorweg nehmen, es war die einzige Schneidertour der Woche. Kein Butt war hungrig und es wurde auch schnell sehr rauh so dass wir auch bald abbrechen mussten.

    Tag 2; Sa Sept 7, 2013:


    Fuer diesen Tag hatten Carl und ich einen Lachs-Butt-Combotag vorgesehen. Meine drei Gaeste wollten unbedingt auch mal einen Heilbutt fangen und so gegen Mittag sollten die Gezeiten fuer die Buttjagd geeignet sein an einer meiner Erfolgsstellen vor Victoria. Am Morgen wollten wir mal die Oak Bay Flats und vielleicht noch Constance Bank nach Lachs abklopfen. Normalerweise kommen nach Oak Bay nicht viele der Cohoschwaerme, aber es rauben dort das ganze Jahr die Winter Springs; Chinooks zwischen 5 und 15 Pfund. Vielleicht ging da ja was.


    Wir kamen zu einer sehr beschaeftigten Bootrampe in Victoria welche dazu noch in dichtem Nebel lag. Bald hatten wir unsere zwei Boote im Wasser und duesten in den nebeligen Morgen. Kein Wind, leicht feucht durch Nebel und Nieselregen. Wir waren die einzigen zwei Boote als wir in Oak Bay ankamen. Ich deutete Fred und Martin an, dass die Chinooks dicht am Boden zu erwarten waeren. Eines der beiden Downriggergewichte liessen wir direkt ueber den Grund schleifen. Aber die Ruten blieben bei uns still.




    Carl dagegen fischte eine seiner beiden Ruten im Mittelwasser und meldete ueber Funk bald, dass Herbi zwei Bisse verpasst hatte; einer davon musste wohl was Besseres gewesen sein. Wir sollten ihm mal uebersetzten, dass er aufmerksam verfolgen sollte ob der Downriggerclip schon von allein ausloeste oder die Schnur noch im Clip sass beim Biss. Wir schleppten jetzt fast nebeneinander und bald darauf sahen wir Carl aufspringen und sich diesmal die Rute selber schnappen. Bald brachte er einen vielleicht 5 pfuendigen unmarkierten Coho zum Boot. Aha, da zogen also doch ein paar Cohos hier umher. Weil sich bei uns aber gar nichts tat, beschlossen wir es nochmal auf der Constance Bank zu versuchen.


    Nach 10 Minuten Fahrt kamen wir auf der Untiefe an und wir versuchten es erst ganz oben in ca. 23 m Wassertiefe. Dort ging gar nichts ausser ein paar kleinen Ling Cods. Carl hatte mal wieder den richtigen Riecher denn er liess sich schon bald mit der Ebbstroemung westlich ueber die Kante ins Tiefere treiben und ueber Funk meldete Herbi den ersten Pink im Boot neben weiteren Bissen. Wir drehten nun auch dahin ab und sobald wir die Scharkante erreicht hatten, ruckelte Martins Rute mit einem Coho Killer Blinker los und er war im Drill mit einem ordentlichen Coho. Wieder war Martin der Glueckspilz und brachte einen markierten Coho ins Boot. Bald darauf loeste Freds Rute aus und er konnte sich mit einem bedeutend groesseren Coho messen, der ordentlich Radau machte – aber nach Handlandung und Fototermin wegen der vorhandenen Fettflosse wieder schwimmen durfte.






    Fred und Martin waren nun im Minutentakt gefragt und hatten Spass mindestens noch 3 oder 4 wilde Cohos zu drillen. Fast hatten wir Carl’s Position erreicht als wir einen Funkspruch erhielten: “Double Header and one of them is big!”. Ich fragte nach der Fangtiefe und bekam 40 m als Antwort. Wir passten uns dementsprechend an. Wir kamen noch genau rechtzeitig um das Ende eines aufregenden Drills von Herbi zu verfolgen. Der Fisch riss paar Mal ordentlich Schnur von der Rolle und Herbi berichtete spaeter von schmerzenden Fingerknoecheln – dort wo die Rollengriffe beim Abspulen seine Finger erwischt hatten. Aber die ganze Uebung vom heutigen Morgen zahlte sich nun aus und schliesslich hatte Carl den Fisch im Kescher. Stolz hielt Herbi einen schoenen 14 pfuendigen Winter Spring, den neuen Rekord-Chinook hoch.




    Im selbem Moment loeste Freds Rute mit einem Glow-UV-Hootchie aus und der Fisch zog sofort Schnur von der Rolle. Das war auch was Groesseres, keine Frage! Fred schnappte sich die Rute und spuerte noch ein paar Kopfstoesse – aber dann schoss der Fisch wohl Richtung Boot und Fred verlor Kontakt. Ich drehte den Schleppmotor noch voll auf um vielleicht nochmal Spannung herzustellen aber es war schon zu spaet! Der Fisch hatte den Haken abgeschuettelt! Sehr aergerlich!


    Es war nun Zeit zum Heilbuttankerplatz zu fahren. Aber es war natuerlich keine leichte Entscheidung diese Stelle jetzt zu verlassen wo wir anstaendige und hungrige Lachse gefunden hatten. Ich ueberliess die Entscheidung meinen beiden Gaesten und die entschieden sich fuer Butt. Wir hatten nur ein vielversprechendes Zeitfenster von ca. 3 Stunden fuer die Butte.


    Auf dem Weg zum Mudhole kreuzte uns ein Whalewatcherboot driftend. Wir hielten kurz an und fragten, was es zu sehen gaebe. Ein Buckelwal waere hier gerade abgetaucht und muesste nach paar Minuten irgendwo hier wieder auftauchen. Wir warteten eine Weile, konnten aber nichts sehen. Gerade als ich nun ungeduldig abfuhr kam der Wal gleich neben Carls Boot kurz zum Atemholen hoch und Herbi war der einzige der dieses Schauspiel zu sehen bekam.


    Dann waren wir am Buttplatz und warfen den Anker. Der Duftsack wurde abgelassen und 2 Ruten mit Heringen bestueckt. Butt Juice durfte natuerlich auch nicht fehlen am Koeder. Wir hatten uns gerade gemuetlich niedergelassen, als die rhythmisch schwankende Rute Martins ploetzlich gekruemmt stehen blieb und dann sich immer tiefer verneigte. Martin war im Nu dabei und riss die Rute heraus und schlug an. Fish On! An den haemmerden Kopfstoessen erkannte ich sofort einen Butt. Gerade funkte Carl und fragt ironisch ob wir schon unser Limit haetten und ich antwortete wir waeren gerade am ersten Drill. Unglaublich, meinte er nur. Ich muss zugeben, wenn es um Butt geht habe ich den besseren Riecher im Vergleich zu Carl. Bei Lachs war das schon anders!




    Nach einer Weile brachte Martin seine Beute nach oben und ich harpunierte den reichlich 20 pfuendigen Butt. Kein Riese aber ein schoener Anfang! Vielleicht ging ja noch mehr! Und tatsaechlich, nur vielleicht 15 Minuten spaeter ruckte es erst heftig zweimal wieder an Martins Rute, Martin versuchte anzuschlagen, verpasste allerdings den Fisch. Ich riet sofort wieder zum Grund zurueckzulassen und tatsaechlich kam der Fisch wieder. Diesmal riss er hart an der Rute und Martin kurbelte hart hinein waehrend die Rute noch im Halter steckte. Der hing! Und es flogen sofort etliche Meter Schnur von der Rolle. Das war ein besserer Fisch! Ein paar Mal musste Martin noch Schnur geben bis er den Fisch dann endlich vom Grund weg hatte. Dann begann das Pumpen. Er musste den Fisch wohl schon mehr als die Haelfte der Strecke noch oben gebracht haben, als ploetzlich der Fisch ausstieg. Schade! Das passiert nicht haeufig beim Naturkoederangeln aber es passiert eben.


    Wir funkten Carl und Herbi unser Missgeschick zu. Die hatten noch keinen Biss gehabt bisher. Etwas spaeter hatte wohl ein kleiner Trupp Dornhaie unsere Duftspur gefunden und die Ruten ruckelten hier und dann und ein oder zwei der kleinen Koederdiebe mussten auch kurz Tagesluft schnuppern. Aber buttmaessig war es nun gelaufen. Gegen 15:00 Uhr packten wir zufrieden ein und fuhren zur Rampe und zum Schlachttisch wo die Robben und Otter schon auf unsere Abfaelle warteten.


    Herbi steigerte den Chinookrekord auf 14 Pfund und Martin packte einen ueber 20 Pfund Butt dazu. Dazu noch etliche Cohodrills und einen Pink und Coho zum mitnehmen. Kann man nicht meckern!




    Alles klar, Tom! Vielleicht bist Du ja auch dabei das naechste Mal!


    Nach einer kleinen Sendepause moechte ich mal wieder ueber den Stand der hiesigen Fischerei berichten. Ich hatte fuer eine Woche drei angelverrueckte Bayern und Forumsmitglieder bei mir. Die drei hatten eine dreiwoechige Tour durch Vancouver Island geplant mit einem Mix aus Meeres und Flussangeln. Ich hatte die Jungs eingeladen bei mir ein paar Tage zu wohnen und mit mir auf’s Meer raus zu fahren bevor sie dann im Wohnmobil auf eigene Faust auf Lachsjagd gingen.


    Tag 1; Fr Sept 6, 2013:


    Eigentlich hatte ich ja vier Angler erwartet; doch einer der Truppe musste leider kurzfristig absagen. Da mein Boot fuer 4 erwachsene Angler etwas eng bemessen ist, hatte ich fuer 4 Tage ein Partnerboot organisiert. Mein Freund Carl erklaerte sich gern bereit, einen der drei fuer die ersten beiden Tage auf seine Jalopy mitzunehmen. Da Herbi von den dreien am besten Englisch konnte, wurde er dorthin verfrachtet. Carl und ich planten den ersten Tag vor Sooke auf Lachs zu angeln. Es ging mir darum, die Jungs vielleicht noch mit dem einen oder anderen spaeten Gross-Chinook zuverkuppeln. Da wir kurz vorher noch ein paar kraeftige Regenfaelle hatten, waren die meisten Chinooks schon in die Fluesse gezogen und es waren hoechstens noch ein paar Nachzuegler zu erwarten. Die durften dann aber auch ordentlich gross sein! Ausserdem war jetzt Coho – Hauptsaison und Pinks wuerden sich auch noch sporadisch herumtreiben. Fisch war also fast garantiert – nur ob wir einen richtig Grossen erwischen wuerden, war die Frage.


    Wir starteten nicht zu frueh am Freitag und wasserten unsere beiden Boote an der Prestige Rampe in Sooke und duesten dann direkt vor die Sooke Basin Muendung. Wir drehten einige Runden dicht an den Felsen und Riffs vor Possession Point in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein Gross-Chinook den Marschbefehl der Natur verschlafen hatte. Tatsaechlich sahen wir wie ein anderes Boot ploetzlich in einen feinen Drill verwickelt wurde und nach einiger Zeit einen schoenen mind. 20 pfuendigen Chinook keschern konnte. Es war also noch nicht ganz vorbei! Das spornte natuerlich an! Ich wies Martin und Fred auf meinem Boot in das Geraet ein und liess sie dann alles selber machen – gab nur hin und wieder mal einen Tip fuer die zu versuchende Tiefe. Als wir einmal dicht ueber ein Riff zogen, schnappte sich ein brauchbarer Felsenbarsch den Koederfisch. Sonst blieb es bei uns erst einmal ruhig.


    Herbi meldete dann ueber Funk, dass er einen Pink erlegt hatte. Der erste Lachs in der Kiste fuer die Jungs – wenn auch kein Riese. Aber mehr liess sich dann auch nicht mehr aus den Felsen herauslocken. Wir zogen nun unsere Bahnen etwas weiter hinaus und ploetzlich rappelte es an der einen Rute und waehrend Fred noch drillte, zog auch die Rute auf Martin’s Seite ab. Fred brachte einen mittleren unmarkierten Coho zum Boot, der wieder schwimmen durfte. Martin’s Fisch war nach nur Sekunden wieder weg.


    Dann sahen wir Aufregung auf Carl’s Boot und Herbi mit einer krummen Rute. Nach einer Weile sahen wir Carl mit dem Kescher zulangen und wir hoerten die Siegesrufe der beiden. Ich dachte erst die haetten einen schoenen markierten Coho erwischt – spaeter stellte sich heraus, dass Herbi einen etwa 12 pfuendigen Chinook erwischt hatte. Wir drehten noch ein paar Rundenum die Stelle aber es tat sich nichts mehr und wir beschlossen weiter westlich am Otter Point noch unser Glueck zu suchen.


    Otter Point ist Carl’s Lieblingsrevier und er zog dort schnell seine gewohnten Bahnen. Ich hielt auf das Westende des anschliessenden Strandes zu und dort fanden wir auch die Fische. Es trieb sich dort eine Coho-Schule umher und es ging nun Schlag auf Schlag. Viele der 5-8 pfuendigen Fische waren unmarkierte aber Martin hatte wohl ein gluecklicheres Haendchen und packte bald auch einen markierten Coho und einen ordentlichen Pink auf Eis. Nach einer ganzen Weile und schon am Ende der Tagestour erwischte dann endlich auch Fred einen Keeper – einen weiteren Pink.


    In der Zwischenzeit hatten auch Carl und Herbi eine Menge wilder Cohos gefangen und wieder freigelassen. Einmal hatte Herbi wohl etwas Grosses am Bande, dass er allerdings nicht lange am Haken halten konnte und leider wieder verlor. Aber die Jungs hatten alle eine Menge Fische gedrillt und sich an das neue Geraet gewoehnt und auch 5 Lachse und einen Barsch mit nach Hause genommen. Herbi’s Chinook war der Groesste bis jetzt.







    Letztes Wochenende war eigentlich unser jaehrliche Maennertrip nach Port Renfrew an welchen wir immer 2 oder 3 Charterboote mieten, die uns dann offshore zur Swiftsure Bank fahren. Leider konnte ich an der eigentlichen Tour dieses Jahr nicht teilnehmen da die Eishockeysaison wieder anstand und ich Papapflichten hatte. Ich hatte allerdings Freitag frei und Carl, der Organisator des jaehrlichen Renfrewtrips schlug vor, mit seinem Boot und Camper schon am Donnerstag Abend nach Renfrew zu fahren – nur er und ich – und dann am Freitag in seinem Boot praktisch vorzuangeln bis die anderen so gegen Freitagabend kamen. Das klang wie Musik in meinen Ohren; auch wenn wir natuerlich in Carl’s Jalopy nicht 40 km offshore fahren wuerden. Aber so hatte ich wenigstens ein bisschen Teil an dieser schon laengeren Tradition.


    Als wir Donnerstag Abend an der Port Renfrew Marina und Resort ankamen, wurden wir dort mit tollen Fangberichten begruesst. Es war wohl “on fire” gewesen und fast jeder kam mit seinem Tageslimit von 2 Grosslachsen zurueck. Das klang ja toll! Wir liessen die Jalopy zu Wasser, stellten den Camper auf und liessen den Abend in grosser Vorfreude ausklingen. Das so erfolgreiche Dream Team und dann noch bei solchen vielversprechenden Bedingungen! Was sollte da noch schiefgehen?



    Frueh raus und ab ins Boot und den Fluss hinaus ins Meer.



    Exzellente Wind-und Wellenbedingung trotz des offenen Pazifiks vor Port Renfrew. Wir duesten die 15 Minuten zu den bekannten Kuestenstellen wie Rock Pile, Camper und Logan Creek und setzten dort erwartungsfroh unsere beiden Ruten ein.



    Carl vertraute seinem gruen/chrom Flasher – und Koederfischsystemcombo. Ich montierte das Gleiche in glow-gruen. Es war noch etwas nebelig und die leichte Duenung krachte neben uns an die felsige Steilkueste. Die Kueste zwischen Port Renfrew und Bamfield gehoert zum Pacific Rim National Park dazu und ist unbewohnte Wildnis. Allerdings durchzogen vom beruehmten West Coast Trail, dem 5-7 Tage Extremwanderpfad an dem sich jedes Jahr hunderte Wanderfreaks versuchen.


    Meine Rute loeste ploetzlich aus und ich sprang hinzu – nicht mehr dran. Der Koederfisch zwar zerfleddert aber irgendwie hatte der Fisch die Haken umgangen. Dann zuckte es an Carl’s Rute – wieder das Gleiche! Sein Koederfisch war kurz hinter dem Drilling glatt abgebissen. Die spielten nur mit den Koedern!


    Dann brachte Carl einen untermassigen Chinook zu Tage. Auf keinem anderen Boot war irgendetwas fischiges zu beobachten. Nach 3 Stunden brachen wir ab und wollten eine Weile auf Heilbutt am Anker versuchen. Da wir das hier noch nie gemacht hatten, waren wir uns nicht sicher wo eine vielversprechende Stelle dazu waere. Die Kueste war eigentlich sehr langweilig, keine Riffs oder Untiefen, ueberall sandig-kiesig mit Felsbrocken dazwischen. Die Butte koennten ueberall sein! Wir entschieden uns es beim Carmanah Leuchtturm in 70 m Tiefe zu versuchen.


    Es liessen sich aber ausser 3 riesigen Dornhaien keine verwertbaren Bodenfische anlocken und ueberlisten. Eine Schule von Lachsen zog an uns vorbei waehrend wir der Dinge harrten. Es sprang und platschte hier und da um uns herum. Ich schlug vor eine 3. Rute nur mit einem leichten Schleppblinker hinten rauszulassen und in der leichten Stroemung trudeln zu lassen. Es dauerte nicht lange und die Blinkerrute wurde hart hinuntergezogen und ein Fisch hing fest. Carl drillte einen feisten Pink ins Boot. Aha, das waren also die Oberflaechenjaeger! Wenigsten nicht mehr Schneider, dachten wir. Es schnappte noch ein kleiner Coho zu aber dann brachen wir ab. Es war gegen Mittag und wir wollten zum Mittagessen zum Port Renfrew Pub und dort dann ausserdem unseren Freund Jerrod fuer die Nachmittagsschicht abholen, der eher von Arbeit weggekommen war. Nach dem Essen ging es direkt wieder zur Lachskueste. Jerrod konnte gar nicht glauben, dass wir erst einen Pink im Boot hatten und wollte uns zeigen wie man es richtig macht.



    Aber auch er musste schnell feststellen, dass die Lachse heute einfach nicht wollten. Sie mussten sich gestern so satt gefressen haben, dass sie heute nur noch faul umherhingen. Gegen 16:00 Uhr war etwa die hoechste Flut und der folgende Gezeitenwechsel und auf einmal wurden die Fische wach. Da, ein Boot neben uns wurde aktiv und sie drillten einen guten Fisch. Dort auch, dort und da.... Es war als ob jemand einen Schalter umgelegt hatte. Carl steuerte uns mitten ins Geschehen ohne jemanden zu nahe zu kommen. Da rief Carl auf und zeigte zu meiner Rute. Im erstem Moment sah ich nichts aber nach 2-3 Sekunden ruckte es wieder zweimal an der Rutenspitze. Ich riss die Rute heraus, kurbelte bis die Schnur extreme straff war und ruckte dann hart an. Der Downriggerclip loeste aus und im naechsten Moment fuehlte ich ruckenden Widerstand. Ich schlug nochmal leicht an und begann dann einzukurbeln.


    “Scheint kein Grosser zu sein” meinte ich. Doch dann zog der Fisch auf einmal etwas Schnur ab; erst langsam und zoegerlich und ich meinte nur “naja, vielleicht doch eben kein Winzling aber nichts riesiges” – doch dann riss es mir die Rute flach und die Schnur flog nur so von der Rolle. Wow! Wo kam das denn auf einmal her! Der Fisch war wohl gewachsen! Ich hatte einen Riesenspass an dem nun folgenden Wechselspiel zwischen Schnur raus – Schnur rein. Carl meinte es muesste ein Monster sein und fuhr dem Fisch etwas hinterher. Nun musste ich kurbeln bis mir die Gelenke schmerzten um ja nicht die Spannung zu verlieren. Nach etwa 10 Minuten kreiste der Fisch tief unter dem Boot. Nocheinmal zog er davon und dann konnte ich ihn Richtung wartenden Kescher schliddern.


    Als er im Boot lag, waren wir drei etwas enttaeuscht: nach dem Kampf hatten wir mindestens 25 Pfund plus erwartet. Dagegen lag ein fetter aber kurzer 15 Pfuender am Boden. Der hatte wirklich aussergewoehnlich hart gekaempft. Und der Fisch hatte nur am Angsthaken gehangen, der beim Keschern sofort aus dem Maulwinkel herausfiel. Riesenglueck gehabt! Die Fische waren einfach nicht richtig hungrig.


    Eine Viertelstunde spaeter loeste wieder meine Rute aus und ich spuerte noch ein-zwei Kopfstoesse bis der Kontakt weg war. Das sollte es fuer uns gewesen sein! Es fing an zu regnen und nach 12 Stunden Angeln hatten wir genug!


    Das Fangergebnis war sicher etwas enttaeuschend fuer die ganze Anstrengung aber ich habe das Port Renfrew Meer noch selten so ruhig erlebt und daher die spektakulaere Natur sehr genossen. Es war eben einer dieser beruehmten Tage von dem die anderen sagten: “Ihr haettet mal gestern hier sein sollen...!”.



    Die Jungs hatten einen erfolgreichen offshore Trip am Samstag mit vielen schoenen Chinooks zwischen 15 und 20 Pfund, einige Heilbutte bis 30 Pfund und ein paar ordentliche Ling Cods. An der Kueste konnte Jerrod am Samstag auch noch einen 22 Pfund Chinook erlegen aber sonst war es immernoch recht ruhig dort. Wir hatten den Fressrausch um einen Tag verpasst.

    Um das Kinder-Angelwochenende komplett zu machen, hatte ich mich als freiwilliger Skipper fuer das Pink Salmon Festival 2013 gemeldet. Das ist eine Benefitsveranstaltung bei der man finanziell minderbemittelte Kinder mit zum Angeln nimmt. Alle 2 Jahre wenn die Pink Lachse ziehen, findet diese klasse Veranstaltung statt und ich bin seit 8 Jahren als Skipper dabei. Ich liebe es Kindern das Angeln naeher zu bringen und habe nichts als positive Erfahrungen dabei gemacht. Es gibt nichts Besseres als das glueckliche Lachen eines Kindes, wenn es seinen ersten Fisch gefangen hat!


    Ich hatte 2 kleine Maedchen mit einem Vater bei mir eingeteilt. Gluecklicherweise spielte das Wetter dieses Mal mit und das Meer war ruhig. Wir hatten 3 Stunden Zeit zum Angeln – es ging nicht um besonders grosse Fische sondern um das Erlebnis und moeglichst viel Action fuer die Kleinen. Ich fuhr gleich weit raus um die ziehenden Pinkschwaerme zu erreichen. Ich sah die grossen Schwaerme in 70 – 120 m Tiefe auf dem Echolot ziehen und war mir sicher, dass wir da ein paar hungrige Trupps finden wuerden. Es stellte sich allerdings schwieriger heraus als gedacht. Erst nach einer Weile und einer Menge winziger Cohos als der erste Pink zuschnappte. Die elfjaehrige Maya machte das prima und landete bald einen schoenen Pink. Nun wollte natuerlich auch die neunjaehrige Alexandra einen Fisch in die Box legen. Es liess sich aber partout kein weiterer ueberreden.


    Ueber Funk fragte ich ein paar Freunde ob sie irgendwo Pinkschwaerme gefunden haetten. Vor Beachy Head sollte was gehen. Wir duesten die 10 Minuten dahin. Dort sahen wir einige Drills auf anderen Booten und nun kam auch mehr Leben in unsere Ruten. Allerdings nicht die Zielfischart! Wie verhext heute! Ein paar untermassige Chinooks und dann kamen wir in eine Schule Cohos. Alex schnappte sich die ruckelnde Rute und hatte einen akrobatischen Coho am Band. Ihr Vater musste etwas beim Rutenhalten helfen. Als ich den Fisch als markiert erkannte, atmete ich auf denn somit konnte ich endlich Alex ersten verwertbaren Fisch heute landen. Sie strahlte gluecklich! Maya fing darauf einen richtig grossen Coho den ich aber wieder freilassen musste. Ich hielt ihn kurz hoch fuer sie zu bestaunen. Ein wirklich fetter Coho - schon mit Laichhaken.


    Auch Alex musste noch einen Coho freilassen. Wo waren nur die Pinks? Als wir schon Richtung Marina schleppten, fuhr ich aus Versehen in eine Menge Schwimmkraut. Die eine Rute loeste aus und ich dachte, das seine Menge Kraut an der Schnur das verursacht hatte. Als ich die Rute einholen wollte, war da aber ploetzlich heftiger Widerstand! Ha, Fish On! Alex war dran und kaempfte einen schweren Fisch heran. Neben dem Boot explodierte dann das Wasser und der Fisch spielte verrueckt. War ein fetter Kerl – mindestens 8 Pfund. Ich dachte sofort wieder an Coho und als ich eine Fettflosse sah, stellte ich den Kescher weg um den Fisch mit der Zange zu befreien. Ich hatte den Haken schon in der Zange als mich der violette Schuppenschimmer aufsehen liess. Moment Mal, das war doch ein Pink! Schnell den Kescher wiedergeholt und im Moment als der Kescher den Fisch umschloss, kam der Haken herausgeflogen! Glueck gehabt!


    So hatten wir wenigstens 3 Fische fuer die 2 Ladies. Wie immer erzaehlte ich den Maedchen noch Verschiedenes von den Lachsen und deren Lebensgewohnheiten. Einiges wussten sie schon aber einiges erstaunte sie doch ordentlich. Sie hatten viel Spass in der kurzen Zeit gehabt und hoffentlich war es mir gelungen wieder einmal einen Funken zu zuenden in der naechsten Generation. Leider hatte ich keine Zeit Fotos zu machen.


    Zurueck an der Marina gab’s dann Essen und Unterhaltungsprogramm fuer die 200+ Kinder, Eltern und Skipper. Klasse Veranstaltung!

    Samstag hatte ich meine beiden Jungs mal mit raus genommen. Das geschieht recht selten da die beiden zusammen ein doch sehr dynamisches Paket sind und das auf einem kleinen Boot schnell nervig werden kann. Aber die beiden versprachen sich zusammenzureissen und freuten sich unheimlich auf die Tour.


    Wind sollte kein Problem sein, Fische waren auch reichlich vor Ort – alle Voraussetzungen schienen da zu sein. Wir mussten sehr frueh starten um die Anglermasse an den Bootsrampen zu vermeiden. Ich wollte in Sooke an der neuen Prestige-Rampe wassern und um einen der dortigen begehrten 20 Anhaengerparkplaetze zu bekommen muss man um diese Jahreszeit verdammt frueh da sein. Es ist jetzt absolute Hochsaison fuer das Meeresangeln an der Westkueste. 4 der 5 pazifischen Lachsarten waren vor Ort, Heilbuttsaison noch offen, letzten 2 Wochen der Schulferien, klasse Wetter und viele Touristen in der Stadt. Zwischen Victoria und Sooke muss man jetzt am Wochenende mit ueber 200 Sportbooten rechnen, die sich an den bekannten 4 oder 5 Topstellen tummeln. Kampfangeln!



    Wir kamen bei Daemmerung an der Bootsrampe in Sooke an und erwischten das Zeitfenster bevor der Ansturm begann. Wir duesten bei glasigem Wasser aus dem Hafen und drehten nach west Richtung Otter Point ab. Dort mischten wir uns unter die schon 20 anderen Boote. Ein befreundeter Guide begegnete uns und zeigte an, dass er schon einen schoene Chinook im Boot hatte. Gutes Zeichen!


    Wir schleppten 2 Ruten mit Koederfischsystem. Die ersten Runden zog ich dicht under Land in nur 25 m tiefem Wasser mit den Koedern in 20 und 15 m Tiefen. Die Gezeiten hatten gerade erst auf Flut gedreht und daher war die Stroemung recht schwach. Eigentlich beste Voraussetzungen fuer eine ordentliche Fruehstuecksbeisszeit der Lachse. Und die Pink Lachse waren auch voll in Beislaune. Wohin man schaute, auf irgendeinem Boot wurde immer gerade gekeschert oder gedrillt. Auch unsere Koeder fanden bald Spielpartner und die ersten Pinks kamen ins Boot. Sie waren nicht sehr gross – nur 4-5 Pfund aber ich wollte mir heute eine Rutsche voll zum Raeuchern mitnehmen.


    Pinks sind hervorragend geraeuchert. Ich finde Pinks ueberhaupt sehr lecker und zaehle sie zu den besten Speisefischen. Dadurch das sie noch so zahlreich sind im Vergleich zu den anderen Lachsarten, sind sie die billigste Lachsart im Laden. Deswegen denken und meinen viele, dass sie minderwaertiger als Chinook oder Coho oder gar Sockeye (teuerster) sein muessen. Stimmt aber gar nicht! Pinks sind absolut top auf dem Grill oder aus dem Raeucherofen. Wer klug ist, nutzt diese menschliche Schwaeche fuer’s teuere aus und kauft sich lieber ein Kilo Pink statt 100g Sockeye Filet. Ein weiterer Grund dafuer, dass manche Angler Pinks als minderwaertig einschaetzen, ist, dass einige die frisch gefangenen Pinks nicht ordentlich versorgen nach dem Fang. Das Fleisch der Pinks ist etwas fettiger als z.B. der Sockeyes oder Cohos, aber es ist auch dadurch leichter verderblich wenn es nicht sofort gekuehlt wird. Wenn natuerlich einige schlaue Angler ihre Pinks 5 Stundenlang in der Sonne backen lassen, brauchen sie sich nicht zu wundern wenn das Fleisch dann weich und matschig ist. Es sind eben kleinere Fische und daher erhitzt das Fleisch schneller als ein 25 Pfund Chinook der 8 cm dicke Filets hat. Also immer sofort auf Eis und wenn moeglich auch sofort ausbluten und die Pinks sind dann ein Genuss! Nur mal so als Tip!



    Meine Jungs hatten ihren Spass an der stetigen wenn auch nicht unausgesetzten Action. Alle 15 Minuten vergriff sich etwas am Koeder. Ricardo war ja schon routiniert im Umgang mit Downrigger und Geraet und konnte mir so viel Arbeit abnehmen. Als ich mal wieder aufmerksam durch die Bootsflotte hindurch steuerte, hoerte ich ploetzlich Alexander rufen “Papa, Papa!” und ich sah wie die linke Rute schon tief durchgebogen war und die Rolle leise Schnur abgab. Da war wohl die kleine Feder des Klickermechanismus gebrochen und deswegen hoerte man nicht wie die Schnur abzog. Alexander muehte sich die super gespannte Rute aus dem Halter zu nehmen; bekam es dann auch hin und war dann sofort in einen heissen Kampf mit dem Fisch verwickelt. Al s er merkte, dass er es hier mit einem groesserem Gegner zu tun hatte, wollte er mir die Rute uebergeben. Ich lehnte erst ab aber er bestand darauf. Ich fragte noch Ricardo aber der rief nur aufgeregt: “Papa – Du!”. Ok, ehe ich mich schlagen lasse....


    Der Fisch war wirklich ein feister Kerl. Er schoss nur so davon, dann blieb er wieder stehen und liess mich Schnur gewinnen und urploetzlich riss es mir wieder die Rollenkurbeln aus der Hand. Da es hier nicht sehr tief war, kam er auch bald an die Oberflaeche und wir sahen einen grossen Wirbel ca. 30 m hinter dem Boot. Der Fisch surfte nun mir grosser Geschwindigkeit gleich unter der Oberflaeche und man sah nur die Bugwelle die er vor sich herschob dabei. Sah richtig cool aus! Ich war aber etwas besorgt wegen der Anzahl anderer Boot um uns herum. Zwei Nachbarboote hatten gerade auch etwas gehakt und schienen in aufregende Drills verwickelt. Aber es kamen mehr Boote hinter und vor uns auf uns zugeschleppt. Ich hiess Ricardo das Boot zu steuern und dem Fisch hinterher zu fahren um etwas dichter am Fisch zu sein um so die Chance, dass ein anderes Boot uns ueber die Schnur schleppte, zu verringern. Das klappte auch recht gut. Gluecklicherweise sahen die anderen Boot auch was los war und drehten ab.


    Mein Fisch tobte jetzt dicht am Boot und wir sahen ein paar Mal eine kraeftige Schwanzflosse auftauchen. Kein Riese aber um die 15 Pfund. Ich traute den Jungs allerdings nicht zu den Chinook erfolgreich zu keschern. Alexander hatte schon seine Muehe einen Pink zu keschern. So uebergab ich nun Ricardo die Rute und er musste noch einige beherzte Fluchten parieren. Dann brachte er ihn in Kescherreichweite. Den ersten Versuch musste ich noch abbrechen weil der Fisch im letzten Moment noch mal abzog aber beim zweiten Versuch verschwand er im Netz. Gewonnen! Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber die fette Beute. Nun hoerten wir auch ein Siegesgeschrei in einem der Nachbarboote. Ob das dritte Boot den Fisch auch gelandet hatte, konnten wir nicht mehr feststellen.


    Stolz stellten wir fest, dass das ein richtiger Familienfisch gewesen war mit gleichwertiger Arbeitsteilung: Alexander hat den Biss gesehen, die Rute aufgenommen und die erste Flucht pariert, ich hatte den Mittelteil des Drills bewerkstelligt und Ricardo den Schlussteil. Klasse gemacht, Jungs!



    Wir fingen noch ein paar Pinks aber behielten nur noch einen davon. Als sich kein Chinook mehr sehen liess, schleppten wir weiter Richtung west zum Muir Creek. Auf dem Weg dahin kreuzten wir eine grosse Schule winziger Coho. Unablaessig hing einer dieser Winzlinge am Haken. Dann auf einmal rappelte es an der rechten Rute und Ricardo war an einem kampfstarken Fisch. Er musste sogar paar Mal Schnur geben und al s er ihn das erste Mal ans Boot brachte sah ich einen fetten Coho. Der hielt aber keinen Augenblick still um erkennen zu lassen ob er markiert war oder nicht. Er sprang und waelzte sich – er wusste wohl was ihm bluehte denn als ich endlich die fehlende Fettflosse identifizieren konnte, kam der Kescher raus und der Fisch ging zu den anderen Gefaehrten auf Eis!


    Alexander fing kurz darauf noch einen etwas kleineren Coho der aber unmarkiert war und wieder schwimmen durfte. Gegen 11:00 packten wir ein; wir hatten genug Fisch und viel Spass gehabt.


    Am Filetiertisch stellte sich der Chinook als ein weiss-fleischiger Chinook heraus – also auch bestens zum Raeuchern geeignet. Passte sehr gut. Nur der Coho blieb fuer den Grill.



    Im Gespraech mit dem bekannten Marinabesitzer erfuhr ich vom 3. Lachs ueber 50 Pfund (54) dieses Jahr zwischen Victoria und Sooke. Ein weiterer 50 Pfuender war wohl auch in Port Renfrew gemeldet worden mit einigen ueber 40 Pfund. Das zusammen mit dem kuerzlichen Bericht eines 61.5 Pfund Chinooks im Tyeepool vor Campbell River (Mitte – Ost von Vancouver Island) so scheint dieses Jahr ein wirklich gutes Lachsjahr zu sein fuer die hiesigen Angler. Bleibt zu hoffen, dass die Flussbedingungen im Herbst gut werden so das viele schoene Lachse eine Chance zur Vermehrung bekommen werden. So eine Fischerei darf sich ruhig wiederholen!

    So, wieder zu Hause nach zweieinhalb abwechslungsreichen Wochen Urlaub. 4,5 Tage Angelurlaub auf Malcolm Island mit meinem Sohn Ricardo und meinem Freund Dave. Und dann 11 Tage Roadtrip die Kueste runter bis nach San Francisco. Letzteres war angelfrei – ok, fast, konnte nicht an den Cabela’s Angel-Outdoor Laeden vorbei ohne mal laenger darin herumzustoebern! Ausserdem haben wir durch die 3 Staaten Washington, Oregon und Nord-Kalifornien unzaehlige Bilderbuchfluesse ueberquert welche jedes Anglerherz hoeher schlagen lassen! Fantastische Angelmoeglichkeiten dort! Man denkt immer nur nordwaerts gibt’s was! Falsch gedacht!


    Ich moechte nun mal ueber unseren diesjaehrigen Malcolm Island Trip berichten. Zweifellos immer ein Highlight meines Anglerjahres. Dieses Jahr sollte der Trip eine wirkliche Herausforderung fuer uns und unser Material werden. Aber auch das gehoert eben dazu!


    Es fing schon auf der Hinfahrt an als ich mich in der Magengegend unwohl fuehlte und fast schon die Abfahrt verschieben wollte. Als es dann Mittwoch den 24.7. nachmittags losging, war die Qual aber wieder relativ ertraeglich. Wir uebernachteten wieder in Comox bei Dave’s Freund und hatten dann am Donnerstag nur noch 3 Stunden bis zur Telegraph Cove Marina zu fahren. Dort liessen wir Red Hot zu Wasser und Ricardo und ich fuhren durch die Inselwelt Richtung Malcolm Island mit dem Boot waehrend Dave das Auto mit zur Autofaehre nach Port McNeill nahm um uns dann auf Malcolm am Bed & Breakfast Midden Lane zu treffen. Der Bootsanhaenger blieb an der Marina zurueck.


    Tag 1:
    Auf dem Weg zur Malcolm Insel durchquerten wir etliche top Pilkstellen an den zahlreichen Riffs und Untiefen. Ricardo hatte wieder seinen Spass mit Gummifisch in Sichweite Barsche und kleinere Lings zu fangen. Es is unglaublich wie klar das Wasser dort ist! In 20 m Tiefe kann man noch den Fischen beim Anbeissen zusehen! Da ein Tag zuvor Vollmond war, herrschte eine beachtliche Stroemung zwischen den Inselchen und Riffs. Ich musste konzentriert das Boot positionieren damit Ricardo gut angeln konnte. Ein paar stattliche Kelp Greenlings brachte er auch zum Vorschein. Einige brachten sicher 3 Pfund auf die Waage. Und am leichten Spinnzeug machte diese Angellei richtig Spass! Ich musste es auch ein paar Male hier und da probieren wo die Stroemung es erlaubte das Steuer kurz zu verlassen.


    Auf einmal brachte Ricardo einen ganz urig aussehendes Monster nach oben. Nicht sehr gross (vielleicht 30 cm) aber alles voll Stacheln und spitzen Flossen, Tentakeln und was weiss ich noch und dabei feuerrot! Giftiger kann kein Fisch mehr aussehen. Leider vergass ich ein Foto zu machen. Mit der Zange schuettelten wir diese Kreatur vom Haken. Wir wollten gerne noch einen passenden Fisch fuer’s Abendbrot mitnehmen. Entweder einen groesseren Felsenbarsch oder einen gerade massigen Ling Cod (65 cm). Ich setzte diesmal das Boot vor ein Riff um die tiefe Sohle davor mal nach Lings abzuklopfen. Ich benutzte dafuer eine stabilere Rutenausstattung mit einem 300 g Pilker. War natuerlich gefaehrlich vom Tiefen ins flachere zu driften.


    Kaum hatte mein Pilker den Grund erreicht und ich ihn zweimal angehoben, riss es mir fast die Rute aus der Hand und Schnur sausste von der Rolle. Das war ein Grosser! Gerade kam ein anderes Boot vorbeigefahren und sah mich mit der gebogenen Rute und stoppte um den Drill zu verfolgen. Als die erste Flucht nachliess konnte ich Druck machen und gewann einige Meter. Dann spuerte ich wie sich der Fisch wieder zu drehen versuchte und es haemmerte paar Male kraeftig in der Rute und dann... Schnur schlapp! Schade! Herauf kam der Pilker mit einer Drillingsflunke leicht aufgebogen. Der hatte wohl nur ganz knapp gehangen! Die beiden Angler im anderen Boot winkten mitleidig herueber und duesten weiter.


    Ich versuchte es noch dreimal mit dieser Drift, erreichte aber nichts weiter als den Koeder letztendlich ganz einzubuesen am haengertraechtigen Riffhang. Dann liess ich Ricardo noch bisschen in den Kelpfeldern Gummifischen und tatsaechlich war seine kleine Rute einmal richtig krumm und er brachte einen vielleicht 70 cm langen Ling herauf. Zaehnestarrendes Monster! Der ging mit fuer heute abend! Dann packten wir ein und fuhren zum Dock wo dann Dave schon auf uns wartete.


    Tag 2:
    Die Windvorhersage klang nicht so toll fuer den spaeteren Morgen und Nachmittag. Frueh sollte es noch gehen. Meine Lieblingsstelle, der Black Bluff, lag natuerlich auf der windanfaelligen Nordseite der Insel und war ca. 20 Minuten Fahrt vom Dock entfernt. Ich beschloss das kleine Zeitfenster am fruehen Morgen fuer den Black Bluff auszunutzen und dann auf windgeschuetztere Stellen auszuweichen wenn der Wind aufkam. Es war eine kuehle Fahrt um 5:00 Uhr morgens. Als wir am Black Bluff vor dem verschlafenen Kelpfeld ankamen, konnte ich die Lachse foermlich riechen. Ich habe erst wenige Stellen gesehen, die so eindeutig nach Fisch aussehen. Es ist fuer mich DIE Lachsstelle im Meer schlechthin. Man konnte es regelrecht ahnen wie die grossen silbernen Brocken vor dem langgezogenen Kelppflanzenguertel an der davorliegenden Scharkante in 20 m Tiefe entlangzogen um jedem unvorsichtigen Kleinfisch, der sich aus dem Planzenschutz herauswagte, den Garaus zu machen!


    Ricardo wickelte sich nochmal in seinen Schlafsack ein waehrend Dave und ich die zwei Ruten einsetzten. Ich hatte meine Rute noch nicht auf Tiefe als Dave zu seiner Rute hinsprang, sie herausriss und anschlug. Rute krumm! Wahnsinn! Der Fisch zog auch ersteinmal ab. Ich holte meine Rute direkt wieder ein um Spielraum zu schaffen. Nach einigem Hin und Her brachte Dave einen feisten Teener hinter das Boot. Vielleicht 13 Pfund schaetzten wir. Aber er wollte nicht aufgeben! Als er wieder mal am Boot vorbei schoss, hielt ich ihm den Kescher vor den Kopf und der Lachs schoss hinein. Schneller noch als ich den Kescher zuziehen und herausheben konnte hatte er sich allerdings umgedreht und wollte wieder hinaus.


    Der Fisch hing nur am Angsthaken und ich sah wie der freie Drilling sich im Keschernetz verfing und der Fisch nun wilde Rollen drehte bis der Angsthaken auch ausschlitzte. Der Lachs hing halb im Kescher und halb draussen und ich konnte ihn nicht fassen da dass Keschernetz jetzt ein einziges Knaeuel war. Als ich das ganze schaeumende Etwas heranzog und mit der Hand zugreifen wollte, schoss der Lachs an mir vorbei und in die Tiefen des Meeres zurueck. Ha! Etwas entschuldigend zuckte ich die Schultern als ich Dave so die Nachricht beibrachte. Dave machte grosse vielsagende Augen – er hasste es Fische zu verlieren. Naja, da wird wohl noch reichlich mehr kommen!


    Wir kuemmerten uns wieder um unser Geraet und diesmal war ich eher im Wasser. Kaum eine Minute spaeter riss es kraeftig an meiner Rute. Ricardo schaute gerade mal heraus um zu sehen wie die vorherige Schlacht ausgegangen sein mochte – ich rief ihm zu: “Fish On”! Sofort kam er hervor und schnappte sich die ruckende Rute. Auch der Fisch nahm paar Mal Schnur und verkaufte sich teuer. Dichter am Boot sprang er mehrfach fast einen Meter hoch aus dem Wasser. Coho? Als Ricardo ihn dann endlich bis neben dass Boot gedrillt hatte, sah ich dass es tatsaechlich ein strammer Coho war. Aber unmarkiert. Ich fragte Dave ob man hier unmarkierte Coho behalten durfte (Dave war immer der Datenbeauftragte der Tour) , er sagte es waere wie Sooke – also nur markierte Cohos zum Entnehmen. So griff ich kurz mit den Haenden nach dem Fisch um den schoenen Kerl kurz fuer ein Foto hochzuheben. Dave schoss ein Foto und dann liessen wir den mindestens 10 pfuendigen Coho wieder schwimmen. Ricardo war stolz auf seinen Fang!


    Natuerlich stellte sich nachher heraus, dass hier pro Lizenz ein unmarkierter Coho pro Tag entnommen werden durfte dieses Jahr. Damit waren wir quit, Mr. Dave! Jeder hatte dem anderen einen Fisch vergeigt! Aber wir wuerden ja noch hunderte Fische fangen wenn es so weiter beissen wuerde....! Denkste. Auf einmal war Schluss mit lustig und nach einem kleinen Pink den Dave noch erwischte, tat sich gar nichts mehr. Wir versuchten alles und auf allen Tiefen aber es war wie tot.


    Mitte Morgen nahm der Wind zu und wir verliessen den Black Bluff um auf der geschuetzteren Suedostseite unser Glueck zu versuchen. Ausser noch ein oder zwei kleinen Pinks die Dave hakte, tat sich da aber auch nichts. Auch auf anderen Booten herrschte eher Sightseeingstimmung. Ein Buckelwal tauchte sporadisch auf und sorgte fuer Unterhaltung. Mittlerweile schleppten wir 3 Ruten um das Potenzial zu vergroessern. Dave schlug vor meine Rute in ca. 40 m ueber Grund zu schleifen um vielleicht einen Heilbutt zu erwischen. Warum nicht? Nach ca. 20 Minuten sah ich Dave auf meine Rutenspitze starren und als ich hinsah, sah ich gerade noch wie ein stetiger und harter Zug die Rute ausloeste. Fish on! Der Fisch merkte wohl gar nicht, dass er gehakt war denn bis auf ein paar halbherzige Kopfstoesse fuehlte es sich einfach nur schwer an. Mit der Lachsrute kann man nun auch nicht allzuviel Druck auf einen Butt ausueben und so brachte ich den Fisch Zentimeter um Zentimeter heran. Tatsaechlich lag paar Minuten spaeter ein ca. 15 pfuendiger Heilbutt neben dem Boot. Dave schlug mit dem Gaff zu und endlich war der erste Fisch in der Kiste heute! Es sollte das letzte Erfolgsereignis sein fuer diesen Tag.


    3. Tag:
    Es deutet sich schon am Morgen ordentlich Wind an als wir ausliefen. Ich wollte dennoch den Versuch zum Black Bluff unternehmen. Hinter Lizard Point, wo man zur offenen Nordseite dreht, sah es nicht angenehm aus und nach paar Minuten Rodeo brach ich ab und wir fuhren zur Suedostseite zurueck und angelten da bei angenehmen Bedingungen. Ricardo hatte sich die ganze Nacht uebergeben muessen und war platt und schlief fast den ganzen Morgen durch. Er wollte aber unbedingt mitkommen – zu Hause bleiben kam nicht in Frage. Es war ein seltsamer Morgen – anglerisch. Manchmal gibt es Sachen, die man nicht erklaeren kann. Wir schleppten also so vor uns hin als neben uns ein anderes Kleinboot etwas hakte. Nach einer Weile landeten die beiden einen schoenen vielleicht 20 pfuendigen Chinook. Fische waren also da und auch nicht total abgeneigt. Es war allerdings kein Fressrausch angesagt. Doch hatte ich an meiner Rute nun auch regelmaessig Action. Der erste Fisch der meinen Koederfisch inhalierte war ein feister Coho von vielleicht wieder 10 Pfund. Ich genoss den Drill – leider flog mir der Haken kurz vor der Landung leer entgegen. Eine halbe Stunde spaeter ruckte es wieder kraeftig an meiner Rute und diesmal konnte ich nach wiederum beherztem Drill einen schoenen vielleicht 9-10 pfuendigen Coho landen. Ich drehte weitere Runden um diese Stelle herum und vielleicht nach wiederum einer halben Stunde das selbe Spiel. Dieser Coho war einen Hauch kleiner – ging auch mit! Drei unmarkierte konnten wir ja behalten. Dave wurde ganz unruhig, weil er noch nichteinmal einen Biss gehabt hatte. Er kopierte mein Geschirr auf’s Haar und schnappte sich sogar meine erfolgreiche Tiefe (45 Fuss). Eine Weile spaeter sah ich meine Rute ausloesen und die Rolle aufheulen! Aha! Ein richtiger Fisch!


    Ich drillte einen aeusserst kampfstarken Fisch. Er blieb stur tief und zog jedesmal wenn ich paar Meter gewonnen hatte, die selbe Menge wieder ab. Als wir ihn dann endlich flach ziehen sahen und eine Idee von der Groesse bekamen, staunten Dave und ich nicht schlecht. Der war gar nicht gross! Und trotzdem brauchte ich bestimme nochmal 10 Minuten bis ich den Burschen ins Netz zerren konnte. Ich war richtig kaputt und hatte wohl noch nie 20 Minuten fuer einen vielleicht 12-13 pfuendigen Chinook gebraucht. Auf Drogen! Hat aber richtig Spass gemacht!


    Dave konnte gar nicht fassen warum er keinen Biss bekam. War da was nicht in Ordnung auf seiner Bootseite? Sogar die Mittelrute erwischte noch einen fetten Pink der aber wieder schwimmen durfte. Da ich schon 3 Lachse gelandet hatte, versuchte ich wieder einen Heilbutt abzuschleppen. Gerade kam ein Sund’s Lodge Boot an uns vorbei und die Lodgegaeste fragten ob sich bei uns was taete weil bei ihnen nicht viel ging, da schnappte meine Rute zurueck und ich war wieder beim Abschleppen eines traegen Buttes. Dieser war wirklich klein und vielleicht nur 10 Pfund. Ich wollte ihn wieder freilassen aber Dave war wohl missgelaunt ob seiner Nullnummer heute und bestand auf Entnahme. Ausserdem tat es seinem Ego wohl gut einen Fisch herauszuholen waehrend die Profis neben uns Flaute hatten...


    Ich war recht zufrieden mit meiner Ausbeute auch wenn es keine Rekordfische waren. Und ausserdem war ich froh, dass Ricardo sich schnell wieder erholte. Dave dagegen bruetete Rache....Ricardo fing am Abend dann noch etliche Sachen mit einer Krabbenfalle vom Dock: Ratfish, Seeskorpione, Flundern, Krabben, Seesterne.... schoen zu sehen, wenn Kinder so viel Spass haben mit der Natur!


    4. Tag:
    Sagen wir mal so, es waere besser gewesen einen faulen Strandtag zu machen. Der Wind heulte schon frueh so dass eine Lachstour zu den bekannten Stellen unmoeglich war. Da aber Malcolm Island das Tor zum Broughton Achipel war, eine ungeheure Anzahl kleiner Inselchen vor dem Knight Inlet und Blackfish Sound, so hofften wir auf gute Pilkstellen im Windschutz der vielen Inseln. Die Fahrt ueber die ca. 1 km offene Wasserstrasse bis zu der Inselwelt war auch ganz gut mit dem Wind zu bewaeltigen. Wir hofften einfach, dass es bis zum Nachmittag besser wurde wenn wir wieder zurueck mussten.


    Wir fanden traumhafte Stellen in der Inselwelt und fanden immer genuegend Windschutz. Teilweise fanden wir uns umzingelt von einer Herde Delphine die wohl auch auf Jagd auswaren. Anglerisch war heute war Dave’s Tag. Nachdem er mir bei einer Haenge eine Pilkrute zerbrochen hatte, kam er mit seiner weichen Lachsrute ganz gross raus. Er holte 3 schoene Ling Cods von den Klippen wovon wir 2 mitnahmen. Es waren keine Riesen aber mit 13 und 9 Pfund doch ordentliche Kerle. Ich konnte nur kleinere Lings erwischen. Und wir drei zusammen fingen eine Unmenge an Felsenbarschen und Greenlings die alle wieder schwimmen durften. Zwei davon hatten allerdings nicht ueberlebt denn ein Weisskopfseeadler hatte uns wohl genau beobachtet und als Dave mal wieder einen kleinen Felsenbarsch freiliess der nicht sofort abtauchte, rauschte der Adler von den Baeumen heran und schnappte sich den Fisch vielleicht 5 m hinter dem Boot. Ein immer wieder faszinierendes Bild! Etwas spaeter versuchten wir es direkt mit anfuettern und Dave warf einen kleinen Greenling Richtung Adler und diesmal wollten wir Fotos machen. Der Adler kam auch wirklich und holte sich den Fisch aber so schnell wie sich das abspielt, kamen die Fotos nur verschwommen und verwackelt raus. Wir beobachteten den Adler noch eine Weile wie er den Fisch verspeiste.


    Dann war es Zeit zur Rueckfahrt aber ich wollte den Gezeitenwechsel abwarten um die Stroemung mit dem starken Wind zu haben. Die offene Strecke war momentan unpassierbar fuer ein Kleinboot. Wir beobachteten einen Heringsschwarm der von Robben zusammengetrieben wurde und an der Oberflaeche von Moewen attackiert wurden. Dave fing vielleicht tausend Heringe mit dem Kescher – soviele, dass der Kescher ihm fast aus der Hand gerissen wurde als die vielen Heringe im Gleichtakt im Kescher zu einer Seite versuchten wegzuschwimmen. Wir behielten etwa 50 als Koedervorrat. Es waren recht kleine – vielleicht 15 cm lange. Gut zum Lachsschleppen. Dann dockten wir eine Weile an einer Fischfarm bis nach unserem Kalender endlich die Stroemung umschwang.


    Leider hatte wir aber die Traegheit des Wassers aus den endlos tiefen Fjorden nicht bedacht und auch die vom Inland kommenden Winde die jeden Nachmittag von den erhitzten Bergen durch die Fjorde hinausblasen. Um es kurz zu machen, es war grenzwertig bis gefaehrlich und ich habe die Grenze meines Bootes gesehen und wir waren wirklich heilfroh als wir wieder am Dock waren. Wir hatten weit ueber 100 km Strecke zurueckgelegt an diesem Tag und die neue Motorisierung meines Bootes in den letzten 2 Jahren hat sich ausgezahlt.


    Tag 5:
    Wie aus Trotz wurde nun Dave magenkrank und verbrachte die halbe Nacht auf der Toilette. Aber auch er bestand auf die finale Morgentour bevor es wieder nach Hause ging mit der Mittagsfaehre. Es war total windstill am letzten Morgen aber dafuer hoellisch nebelig. Da wir aber nur paar Stunden zur Verfuegung hatten und unbedingt nochmal zum Black Bluff wollten, mussten wir wieder was riskieren. Bei gutem Wetter dauerte die Fahrt 20 Minuten. Bei solchem Nebel, der einem zum Langsamfahren zwingt, wuerde es eine Stunde unserer wertvollen Zeit dauern. Wir beschlossen Tandemsteuern: Dave am Steuer und am Gashebel steuerte nach GPS die Richtung und ich hinten stehend – ueber das Dach hatte ich viel bessere Sicht als Dave durch die Scheibe – am verlaengertem Steuerrad uebernahm die Nebelwache und Notsteuerung bei Bootssichtung oder Hindernissen im Wasser. Das klappte ganz prima auch bei manchmal nur 50 m Sichtweite.


    Am Bluff angekommen, waren unsere Nerven gespannt wie Flitzebogen. Wir schleppten unsere Koeder ganz dicht an dem Kelpfeld vorbei, flach und tief, aber irgendwie schien niemand zu Hause zu sein. Zwei andere Boote gesellten sich hinzu, hatte aber auch keinerlei Erfolg. Dave setzte nun ungeduldig auch die dritte Rute ein – ganz flach. Und nur Minuten spaeter riss es genau an dieser Rute und Dave war sofort dabei! Auch wenn er mit meiner Linkskurbelrolle klarkommen musste, so drillte er seinen durchaus kraeftigen Gegener gekonnt. Mehrfach suchte der Fisch in der Flucht sein Heil. Dave genoss das langvermisste Lachsdrillgefuehl! Endlich kam ein schoener wenn auch kein riesiger Chinook zur Oberflaeche. Vielleicht 14-15 Pfund. Und diesmal gelang mir auch das Keschermanoever! Das sollte nun der versoehnliche Abschluss unserer Tour sein denn ca. 9:00 Uhr mussten wir zurueck. Leider schien es, dass Ricardo kein Lachsdrill mehr gegoennt war auf diesem Trip. Es war immer noch eine Waschkueche bei der Rueckfahrt.


    Als Dave dann zur Faehre aufbrach, packte ich mit Ricardo das Boot und wir tuckerten los. Es war immer noch sehr nebelig und ich wollte die Wasserstrasse bei den Sichtverhaeltnissen nicht bei Schnellfahrt ueberqueren. So holte ich die beiden Lachsruten nochmal raus und wir schleppten gemuetlich Richtung Vancouver Island. Ricardo bediente die eine Rute und ich die andere. Er liess seinen Koederfisch auf seine beliebte 101 Fuss hinab – ich hatte dafuer wenig Hoffnung auf dem offenen und tiefen Wasser – aber liess ihn machen. Da ruckte es ploetzlich kraeftig an Ricardos Rute und weil ich gleich daneben stand holte ich die Rute aus dem Halter und schlug an. Ein beherzter Widerstand am anderen Ende und ich uebergab die Rute meinem Sohn. Der hatte nun doch noch seinen Lachsdrill und er hatte sich ihn verdient! Er machte das klasse und parierte alle Fluchten perfekt und selbst die Luftshow die der nun deutlich zu erkennende Coho veranstaltete half dem Fisch nichts. Er kam in den Kescher und Ricardo war stolz auf seinen ueber 8 pfuendigen Coho!


    Es war sicher nicht die Tour der Fischgiganten und auch nicht der Massenfaenge. Und auch wenn wir mit Uebelkeit, Wind und Nebel keine freundlichen Umstaende zu bewaeltigen hatten, hatten wir Spass und eine Menge toller Erlebnisse. Bis zum naechsten Jahr, Malcolm Island!


    Tag 1:




    Tag 2:





    Tag 3:








    Tag 4:











    Tag 5:










    So, grosser Derbytag! Knapp 300 Teilnehmer aus ganz BC und anderen Teilen Nordamerikas. Traditionell ein windstiller Tag – doch nicht dieses Jahr! Ca. 30 km/h Wind entgegen der Morgenstroemung! Ich fuerchtete das einige der 16 Fuss Boote mit 3 Mann Besatzung beim Anblick der stehenden Wellen am Hafenausgang direkt wieder umkehren wuerden. Es stellte sich aber Gott sei Dank als machbar heraus. War zwar ein kleines Rodeo auf einer 500 m Strecke, aber mit Vorsicht machbar.


    Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe den neuen Presidenten des Derbys auf meinem Boot mitzunehmen nachdem der Motor seines Bootes ein paar Tage zuvor aufgegeben hatte. Er durfte natuerlich nicht zurueckgelassen werden. Ausserdem war es einer meiner besten Freunde: Carl, mit der jetzt kaputten Jalopy! Wir freuten uns auf eine gemeinsame Tour und hatten beide ein gutes Gefuehl. Wir hatten beide die letzten Tage vor der Veranstaltung sehr hart an den Vorbereitungen gearbeitet, ich als Ex-President und er als jetziger. Die paar Stunden ruhiges Angeln gemeinsam hatten wir uns verdient bevor die grosse Galashow am Nachmittag begann (http://www.consultantsinvitational.ca). Unsere offiziellen Aufgaben hiessen uns schon um Mittag wieder zurueck zu sein. Aber bei einem 5:00 Uhr Start liess uns das noch genug Zeit vielleicht einen konkurrenzfaehigen Fisch zu landen.


    Nachdem wir uns durch die aufgetuermten Wellen am Hafenausgang hindurchgekaempft hatten, drehte ich zur Trap Shack ab. Dort fanden wir durchaus gute Bedingungen vor und setzten unsere beiden Ruten ein. Ich versuchte es in 13 m Tiefe, Carl in ca. 17 m. Wieder waren die Pinks zuerst da und wir beide liessen 2 oder 3 wieder frei. Da zuckelte es wieder an Carls Rute und wie immer stuerzte er wie ein Besessener zum Rutenhalter. Manchmal glaube ich der Fisch hat noch gar nicht ans Zubeissen gedacht da setzt Carl schon den Anschlag ;-)


    Als er anzog bog sich seine Rute sofort voll durch! Aha, ein richtiger Fisch! Carl meinte sofort “Big fish, for sure!”. Ich war mir noch gar nicht so ganz sicher und liess erstmal noch meine Rute im Wasser. Carl brachte unter grossem Druck den Fisch sofort zur Oberflaeche. Als in ca. 20 m Entfernung die Schwanzflosse neben einem riesigen Schwall auftauchte, war uns augenblicklich bewusst, dass wir hier einen Kapitalen am Wickel hatten. Im selben Moment zog der Fisch auch das erste Mal unaufhaltsam ab und riss mit Sicherheit 50 m Schnur eben mal so ab.


    Jetzt kurbelte ich im Rekordtempo meine Rute ein, holte beide Downrigger herauf und machte das Heck gefechtsklar. Waehrenddessen hatte Carl weiterhin viel Boden zum Fisch verloren und er wollte, dass ich ihm hinterherfuhr. Ich mache das nicht so gerne weil man dabei schnell die Spannung verlieren kann und die Schonhaken dann leicht herausfallen koennen. Es waren auch nur wenige Boote um uns herum die uns haetten in die Quere kommen koennen. Aber ich wollte auch nicht Spielverderber sein und drehte langsam das Boot herum und fuhr dem Fisch langsam hinterher. Ich nahm jedes Mal sofort den Gang heraus wenn ich merkte Carl kam mit dem Kurbeln schwer hinterher. Einmal warf ich hart den Rueckwaertsgang ein als der Fisch einen Moment lang auf das Boot zuschoss.


    Dann stand der Fisch tief und Carl konnte ihn kaum von der Stelle bewegen. Fast unter dem Boot. Ich war nun im Leerlauf und machte den Kescher klar. Aber der Fisch war noch lange nicht reif. Nach ca. 15 Minuten kreuzte er das erste Mal in vielleicht 5 m Tiefe neben dem Boot. Ein Superfisch! Das koennte ein Tyee sein! Potenzieller Derbygewinner! Aber daran sollte man in dem Moment nicht denken – aber man kann es doch nicht lassen. Wenn jetzt nur alles hielt und das Geraet keine Schwaechen hat. Immer wieder zog der Fisch nach unten wenn Carl ihn wieder zur Oberflaeche dirigiert hatte. Nach 20 Minuten hatten wir ihn das erste Mal erschoepft neben dem Boot aber immer noch etwas ausser Kescherreichweite. Und da der Fisch laenger als der Kescherdurchmesser war, brauchte ich einen sicheren Versuch um den Fisch einsacken zu koennen. Wieder zog der Fisch bestimmt 20 m davon. Nervenkitzel pur!


    Da, jetzt kam er wieder mit der Breitseite hoch. Noch 3 m weg. Ich lehnte mich mit dem Kescher weit hinaus und gab Carl Kommando hart anzuziehen. Der Kopf drehte zum Boot und der Fisch schlidderte auf mich zu – ich hielt den Kescher davor und halb darunter und zog zu! Geschafft! Der Fisch wand sich noch wild im Kescher und ich musste aufpassen, dass er mir nicht entglitt oder den Kescher zerbrach. Dann hievte ich ihn ins Boot! Was fuer ein herrlicher Fisch! Wir yahooten und tanzten laut um unsere Beute. Ich schaetzte auf 30 Pfund, Carl war etwas vorsichtiger mit hohen 20gern. Der Haken hing nur knapp im Mundwinkel. Glueck gehabt! Carl kriegte sich gar nicht mehr ein! Jedem Boot mit Bekannten und Derbyteilnehmern hielt er stolz den Fisch hin.


    Vielleicht ging ja noch mehr!? So zogen wir bald wieder unsere Runden. Alles was jetzt noch kam war nur noch Zuckerguss obendrauf. Ich fragte ihn vorsichtig ob er sich mal ueberlegt hatte wie es aussieht wenn der President sein eigenes Derby gewinnt? Er stutzte kurz aber winkte dann wieder lachend ab! Er war voll im Adrenalinfieber!


    Ein paar Pinks stahlen uns weiterhin ein paar Koederfische. Wir behielten ein paar die bluteten oder besonders fett waren. Ich zoomte gerade mein GPS Plotter als Carl aufrief und ich meine Rute ausloesen sah. Nanu? Ein Monsterpink? Oh nein, die Rute faltete sich und die Rolle kreischte auf. Grosslachsalarm!


    Wieder ging der Tanz los nur das diesmal ich direkt involviert war. Ich spuerte kraeftige Kopfstoesse; das untruegliche Zeichen eines Grosslachses. Er zog Schnur ab wie er wollte. Gluecklicherweise war er mit mittleren Distanzen scheinbar zufrieden, so dass wir den Fisch diesmal nicht jagen mussten. Wir waren unweit von Land direkt vor der Trap Shack (kleine Uferhuette) und damit auch ausserhalb des ueblichen Bootsverkehrs. Ich hatte alle Zeit der Welt den Fisch auszudrillen und zu landen. Als der Fisch das erste mal in Sichtweite kam, sahen wir wieder so einen silbernen Brocken hinter dem Boot entlang ziehen. Der sah fast noch groesser aus, meinte ich. Wir jaulten freudig auf. Die Aufregung auf unserem Boot blieb bei unseren Bekannten nicht unbemerkt und ein paar Kollegen von Carl kamen heran und schossen ein paar Fotos von unserem Drill.


    Nach einer scheinbar ewigen Zeit konnte ich den Fisch das erste Mal Richtung Boot und Kescher dirigieren. In dem Moment als Carl mit dem Kescher zulangen wollte, sah der Fisch aber die Gefahr und zog nochmal ab. Carl zog sofort den Kescher zurueck um ja nicht das Netz an einem etwaig freistehenden Haken zu verfangen. Beim naechsten Versuch trat ich zurueck um Carl zur Bordwand zu lassen, zog dann hart an und hoffte, dass alles gut ging. Ich konnte nicht sehen wann hinter Carls Koerper direkt am Boot los war aber es platschte wild auf und ich sah Carl sich abmuehen. Aber es war schon alles in Butter und Carl hievte noch so einen Lachsriesen ins Boot. Wow! Jetzt sahen wir, dass er etwas kleiner war als Carls, aber immer noch ein kapitales Stueck!


    Wir konnten es gar nicht fassen. Wenn das nun so weiterging? Die Fischkiste war praktisch voll mit den 2 Brocken und vier 6-7 pfuendigen Pinks. Aber es war ja erst 7:00 Uhr!? Wir konnten doch nicht aufhoeren? Die Wiegestation machte erst Mittag auf. Aber die Fischgoetter hatten wohl ein Einsehen und drehten nun den Grosslachshahn fuer uns zu. Wir fingen und liessen noch eine Menge Pinks wieder schwimmen aber konnten keinen Chinook und auch keinen Coho mehr erwischen. Gegen 11:00 Uhr packten wir extrem zufrieden ein, tauften uns das “Dream Team” und fuhren zurueck.


    Wir waren die ersten die eincheckten und die Waage blieb bei 29.0 Pfund und 24.8 Pfund jeweils stehen. Am Ende hatte es fuer Carl nicht ganz gereicht denn ein 30.0 Pfuender stahl ihm den Titel. Wer weiss, sein Fisch hatte von 5:30 Uhr bis Mittag in der Fischkiste gelegen und sicher etwas Blut und Wasser verloren... haetten wir sofort wiegen koennen, haette Carl vielleicht auch 30 Pfund erreichen koennen. Aber das war auch gar nicht so wichtig. Bei dem Derby geht es nicht um Preisgelder sondern nur um die Prahlrechte und Carl konnte sich als zweiter auch noch einen wunderschoenen Preis aussuchen – er nahm ein Lowrance HDS5. Ich wurde uebrigens 6. mit meinem Chinook und Red Hot war damit eines der erfolgreichsten Boote in der Veranstaltung.


    Wie gesagt, man hat keinen Einfluss auf die Groesse der Fische die anbeissen aber die Tatsache, dass wir an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit da waren, schreibe ich doch meiner guten Vorbereitung und Interpretation der Gegebenheiten zu. Das Derby erzielte eine Rekordspende von $16500 an 3 wichtige Lachsprojekte: $7500 an die Sooke River Salmon Hatchery, $5000 an die Charters Creek Hatchery and Salmon Educational Centre und $4000 an die Streamkeeper des Craigflower Creeks in Victoria. 300 zufriedene Gesichter und Sponsorenversprechungen fuer naechstes Jahr sprachen eine deutliche Sprache fuer den Erfolg dieser Veranstaltung. Mehr Fotos wird es bald auf der Webseite geben. Morgen geht’s nach Malcolm Island!



    Ein langes und fischiges Wochenende liegt hinter mir! Es war Derbywochenende und das heisst fuer mich immer Testfischen am Tage davor (Freitag) und dann natuerlich der Derbytag selber.


    Zum Testfischen nehme ich nun schon seit paar Jahren einen guten Kunden und Freund mit. Greg ist vor anderthalb Jahren aus beruflichen Gruenden nach Edmonton, Alberta gezogen und vermisst daher die Westkuestenangelei sehr. Er freut sich schon immer monatelang auf unsere gemeinsame Testangeltour vor dem eigentlichen Derbytag. Auch wenn die Gezeiten nicht nach Heilbutt rochen, hatte ich beschlossen es die 1-2 Stunden waehrend des Gezeitenwechsels trotzdem auf Butt zu probieren. Nach meinen diesjaehrigen Butterfolgen war ich zuversichtlich, dass dieses kurze Zeitfenster fuer einen Butt reichen wuerde.


    Es war das Wochenende mit einer der staerksten Gezeitenhuebe und –stroemungen des ganzes Jahres. Am Morgen eine extreme Ebbe und der Stroemungswechsel kurz nach 8:00 Uhr. Dabei war noch ein frischer Westwind angesagt, der am Morgen entgegen der Ebbe blasen sollte. Keine angenehmen Angelbedingungen; soviel stand schon mal fest.


    Bei einem ueppigen Abendmahl, bei dem wir zu elft etwas mehr als einen ganzen (kleinen) Heilbutt als Backfisch verspeisten, verabredete ich mich mit Greg um 5:00 Uhr morgens an der Sooke Harbour Marina. Ich wohnte da mit meiner Familie von Do – So und hatte Red Hot in der Marina fuer die ganze Zeit gedockt. War schoen bequehm mal nur einfach auf’s Boot zu steigen und loszufahren!


    Greg war puenktlich da; seine Frau hatte keine Lust gehabt und schlief lieber aus. Wir fuhren aus dem Sooke Harbour hinaus und direkt nach links zur Trap Shack. Diese Bucht bildet eine schoene ruhige Kehrstroemung bei Ebbe in der sich die Lachse vor der Ebbstroemung ducken konnten um nicht wieder auf den offenen Pazifik hinausgezogen zu werden auf ihrem Weg zum Fraser River im Osten.


    Greg setzte seine Rute mit Koederfisch auf meinen Rat auf 13 m Tiefe ein und ich ging auf knapp 20 m. Gregs Rute zuckte schon nach paar Minuten. Ein feister Pink, der wirklich ausdauernd kaempfte, mit wilden Spruengen und blitzschnellen Spurts unter das Boot usw., wurde gleich wieder freigelassen. Ich sagte Greg, dass ich heute keinen Fisch mitnehmen wuerde und er entscheiden muesste was in die Fischkiste kam und was nicht. Greg wollte gerne ein paar schoene Chinooks oder Cohos mit nach Alberta nehmen.


    Auch meine Rute bekam nun zu tun – die Pinks waren selbst bei der starken Ebbe schon dicht unter Land. Das konnte ja heiter werden, wenn erst die spaetere Flut die groesseren Pinkschwaerme in Ufernaehe brachte! Die Chinooks wuerden keine Chance haben auch nur in die Naehe eines Koeder zu kommen. Wir mussten den Morgen fuer Chinooks und vielleicht Coho nutzen, wollten dann auf Heilbutt versuchen und danach vielleicht noch ein bisschen Spass mit den Pinks haben.


    Da! Ein etwas kraeftigerer Biss bei Greg, der den Downriggerclip auch direkt ausloeste. Das musste was Groesseres sein! Tatsaechlich zog der Fisch, nach anfaenglicher Traegheit, auf einmal eine gute Rutsche Schnur ab! Aha, ein richtiger Fisch! Der wollte uns nur austricksen. Greg war aber wachsam und hatte seine Bremse gut eingestellt. Es entspann sich ein spannender Drill bei dem der Fisch sehr tief blieb und immer wieder zum Grund wollte. Greg genoss den Drill sichtlich! Dann kam der Fisch in Sicht. Naja, kein Riese aber ein ordentlicher Chinook um die 13 Pfund. Wie sich das fuer ein gut eingespieltes Team gehoerte, so gelang die Landung elegant und unaufgeregt. Der Anfang war gemacht.


    Die Bisse kamen nun in schoener Regelmaessigkeit. Wir verloren etliche Pinks im Drill – was uns auch lieb war, wollten wir eh keinen davon behalten. Dann hatte ich scheinbar etwas Groesseres am Haken. Aber irgendwie war es nur sehr schwer und kaempfte nicht richtig. Heilbutt? Ling Cod? Nichts dergleichen! Ein staemmiger Pink von vielleicht 7-8 Pfund hatte sich den Angsthaken in den Kiefer gehakt und der freihaengende Drilling hatte sich am Kiemendeckel verfangen. So musste ich den Pink halb seitwaerts heranschleppen!


    Greg hatte einen Pink am Band von dem wir erst dachten, er waere ein groesserer Chinook. Der nahm wirklich einige Meter Schnur von Gregs Rolle und erst als er sich an der Oberflaeche wild waelzte, erkannten wir ihn als Pink. Der musste ueber 8 Pfund sein! Einige der Pinks waren dieses Jahr wirklich riesig. Ich habe zwar schon mehrerer Pinks von ueber 10 Pfund gefangen, allerdings etwas spaeter im Jahr; Anfang September, kurz vor deren Laichzeit, wenn sie ihre Maximalgroesse erlangten. Aber bis dahin waren es ja noch 7 Wochen. Kaum vorzustellen wie ein jetzt 8-10 pfuendiger Pink nach 7 Wochen weiterer Mast aussehen wuerde. Ich glaube der Weltrekord ist um die 14 Pfund. Das kann dann nicht mehr weit davon weg sein.


    Als Greg sich mal wieder an einem Drill eines solchen Monsterpinks erfreute und ich schon mit der Loesezange am Bootrand wartete, sah ich ploetzlich einen silbernen Schimmer auf der Schwanzflosse. Aha, gar kein Pink diesmal, das war nun wirklich ein halbstarker Chinook! Ca. 9 Pfund schaetzte ich. Ich fragte Greg was er damit machen wollte. Eher er noch antworten konnte, entschied ich auf Daumen runter denn ich sah, das der Haken tief sass und der Fisch schon blutete. Der kam mit! Greg war es recht.


    Meine Rute schien heute kein Chinookmagnet zu sein. Kurz vor 8:00 Uhr holte ich meine Rute ein und machte alles zur Abfahrt zu den Heilbuttgruenden klar. Wir liessen Gregs Rute die paar Momente noch drinnen und das sollte sich auszahlen! In der letzten Sekunde riss es noch mal ungeduldig an seiner Rute und ein wiederum beherzter Drill begann. Dieser Fisch kam schnell flach und setzte paar Male zum Sprung-Waelzen an. Selbst diese kleineren Lachse von unter 10 Pfund machten wirklich Spass! Wieder sah ich einen silbernen Schimmer an der Schwanzflosse als der Fisch neben dem Boot cruiste. Greg wollte diesen etwa 7-8 pfuendigen Chinook diesmal freilassen – ich reichte mit der Zange zum Haken und in dem Moment erkannte ich – keine Punkte auf der Schwanzflosse! Coho! Und er war sogar markiert – also keine Fettflosse! Also ein Keeper! Und ich schwuppte den Fisch einfach mit der Zange am Haken ins Boot. Ein schoener Silberbarren! Ein Coho und dann gleich ein markierter – das nenne ich Glueck!


    Mit den 3 Lachse in der Kiste machten wir uns auf die lange Fahrt nach Osten zu dem Mudhole vor Victoria. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt und auch Nebel herangebracht. Es war eine ungemuetliche Fahrt bei der ich hoechstens Halbgas fahren konnte und wegen dem Nebel sehr aufpassen musste. Nach ca. 25 Minuten waren wir da. Aber was wir da sahen, entsprach nicht unseren Vorstellungen von Spass. 1,5 m hohe See. Ich sah Justin von Tailspin Fishing Charters in seinem schicken 26’ Osprey herankommen. Er nahm auch ein paar Topsponsoren meines Derbies zum Testfischen raus. Er fragte ob wir das Ankern wagen wollten. Ich war mir noch unschluessig. Dann dachte ich an letzte Woche als die Bedingungen sehr aehnlich waren und ich Ron doch noch zu seinem Butt gebracht hatte und wie gluecklich er danach war. Wann wuerde Greg mal wieder eine Chance haben einen Heilbutt zu fangen? Aber dann wiederum waren die Stroemungsverhaeltnisse letztes Wochenende viel besser als heute gewesen. Es war nicht einfach eine Entscheidung zu treffen, zumal wir nun schon so eine grosse Strecken gefahren waren um hierher zu kommen.


    Ich entschied es mal zu versuchen. Greg verliess sich auf meine vernuenftige Urteilskraft. Ich liess den Anker hinab und nach paar Minuten Drift griff der Anker endlich. Ich machte die erste Rute fertig. Dann merkte ich wie die noch hart ziehende Stroemung das Boot seitwaerts in die Wellen drehte. Das war gar nicht gut. Jetzt krachten die 1,5 m hohen Wellen gegen die Seite meines Bootes. Da beschloss ich den Versuch abzubrechen. Kein Fisch war es wert sein Leben zu riskieren. Das musste nicht sein und Spass machte es bei solchen Bedingungen auch nicht zu angeln. Ich glaube Greg war auch froh ueber meine Entscheidung.


    Als wir den Anker problemlos wieder eingeholt hatten, kaempften wir uns nun die lange Strecke gegen die Wellen zurueck. Ich wollte nicht wieder so nass werden wie letzte Woche mit Ron, schon mal weil es heute durch den Nebel kuehl auf dem Wasser war und man nicht so schnell trocknen wuerde. Einmal schwappte aber doch etwas Wasser herein und so ganz trocken kamen wir nicht davon. Ueber eine Stunde brauchten wir fuer die Strecke zurueck.


    Bei Trap Shack war das Wasser wieder relativ ruhig und wir angelten noch 2 Stunden auf Lachs. Einige Pink Lachse konnten wir noch zum Spass drillen. Von Chinooks war nichts mehr zu sehen. Kurz nach Mittag brachen wir ab und fuhren zufrieden zur Marina zurueck. Greg hatte ein paar schoene Filets fuer sich zum Mitnehmen nach Alberta und ich hatte einige interessante Aufschluesse fuer den folgenden Derbytag. Fakt war, Chinooks waren in der Trap Shack Bucht da, wir hatten viel Futterfischschwaerme auf dem Echolot in der Gegend gesehen – ein wichtiger Grund weshalb die Chinooks sich wohl ein paar Tage an der Stelle aufhalten wuerden. Das wir keine Grossen gefangen hatten, hiess nicht viel. Wo mittlere sind, sind auch Grosse. Die Groesse des Fisches der anbeist kann man kaum beeinflussen. Das ist einfach nur Glueck. Aber noch eine wichtige Erkenntnis war, dass ein Ansitz auf Heilbutt bei angesagten noch staerkeren Winden am Derbytag keinen Sinn machte. So konnte ich mir schon mal das ganze Heilbuttgeraet und die Anfahrzeit sparen. Als Justin zurueck in die Marina kam, sah ich enttaeuschte Gesichter. Sie hatten es sehr lange am Anker in den Wellen ausgehalten aber nichts als paar kleine Dornhaie gefangen. Da hatten wir also alles richtig gemacht! Das Derby konnte kommen!



    Leider, leider nicht von mir persoenlich aber ein guter Bekannter hat gestern abend richtig zugeschlagen vor Sooke: erster Lachs ueber 50 Pfund hier in Victoria/Sooke in 2013. 50.2 Pfund. Wahnsinn! Und jetzt soll man sich auf's Arbeiten konzentrieren?



    Trotz allem Vorbereitungsstress fuer mein grosses Angelderby am 20.7. hatte ich mir doch letzten Sonntag freigemacht um mit meinem alten Freund Ron Grant eine Angeltour zu unternehmen. Ron ist ueber 70 und hat sein ganzes Leben in allen Regionen BCs geangelt. Er kann unglaubliche Geschichten aus den “guten, alten Zeiten” erzaehlen als man noch glaubte die Lachspopulationen waeren unerschoepflich und unendlich. Er besass selber bis vor ein paar Jahren ein herrliches Angelboot und war immer gerne bereit Freunde oder Bekannte auf Trips mitzunehmen. Als er vor paar Jahren in Rente ging und seine Frau gesundheitliche Probleme bekam, kauften sich die zwei eine Winterresidenz in Kalifornien und verbringen nun die 6 kaelteren and nasseren Monate hier dort unten im Warmen. Im Zuge dessen verschwand auch Ron’s Angelboot und er ist nun auf seine Freunde und Bekannte angewiesen, ihn hin und wieder mal mitzunehmen.


    Ich mache das liebend gerne da Ron nicht nur Ahnung und Erfahrung hat, sondern auch ein unheimlich freundlicher, froehlicher und positiver Mensch ist, mit dem es einfach Spass macht Zeit zu verbringen. Da er naechstes Wochenende auch an meinem Derby teilnehmen wird, wollte er vorher gerne noch mal den Rost von seinem Angelgeraet polieren um alles eingespielt bereit zu haben.


    Wir verabredeten uns zu einer Lachs-Heilbutt-Kombotour da die Gezeiten sehr gut fuer Heilbutt waren. Samstag Abend lass ich noch die fangfrischen Berichte in unserem hiesigen Angelforum und es verhiess ein erfolgreicher und windstiller Angeltag zu werden in East Sooke. Ich holte Ron um 4:30 Uhr frueh ab und wir fuhren zur Cheanuh Marina in East Sooke. Vor der Becher Bay Bucht sahen wir schon eine dicke Nebelbank haengen. Minuten spaeter legten wir ab und duesten die 10 Minuten zum Beechey Head. Dort war genau die Nebelgrenze und es zogen dicke Schwaden mal rein und wieder raus. Wir setzten unsere 2 Ruten am Downrigger ein; Ron ging auf 22 m und ich auf 15 m Tiefe. Wir fischten beide erst einmal mit Koederfischen.


    Es war die letzte Stunde der Flut und ich wusste, dass die Flut normalerweise die grossen Coho und Pinklachsschulen dicht unter Land brachte. So dicht, dass sogar eine Menge Spinnangler auf den Felsenklippen von Beechey Head standen und ihre Pilker und Blinker bis dicht an unsere Boote warfen. Da musste man wirklich aufpassen, da die Werfer bei dem teilweise sehr dichten Nebel uns Bootsflotte gar nicht sehen konnten. Ich hoffte, dass die Cohos und Pinks uns erstmal in Ruhe lassen wuerden und uns eine faire Chance auf ein oder zwei fette Chinooks lassen wuerden.


    Aber die kleinen Kerle hatten andere Plaene. Sie waren voll im Fressrausch und es dauerte nur wenige Minuten bis unsere Ruten im regelmaessigen Takt anfingen zu ruckeln. Ron war es vollkommen egal! Er hatte solange nicht mehr geangelt und er freute sich wie ein kleines Kind jedesmal wenn er einen Biss bekam und einen Pink oder kleineren Coho drillte. Ich goennte ihm seinen Spass von Herzen, hoffte aber doch, dass der schnell verschwindende Koederfischvorrat noch reichen wuerde bis zu dem Moment wo vielleicht ein Gross-Chinook einmal schneller war als die Kleinlachse. Wir liessen die meisten der Fische wieder frei und viele fielen auch im letzten Moment am Boot vom Haken. Auch wenn diese Lachse nur zwischen 4 und 7 Pfund sein mochten, so machten sie doch ein ordentliches Spektakel an der Rute und Ron hatte einen Spass daran! Wir suchten nur nach den groessten zum Mitnehmen weil ich vorhatte nach 3 Stunden Heilbutt nochmal auf Lachs umzustellen und erwartete dann um die Mittagszeit non-stop Coho- und Pinkaction. Jetzt sollte Chinookzeit sein!


    Da riss es etwas haerter an Ron’s Rute und der Fisch loeste den Downriggerclip von alleine aus und zog sogar etwas Schnur von der Rolle bevor Ron auch nur zu seiner Rute hinkam. Das war definitiv etwas Groesseres. Ich drehte den Schleppmotor zurueck und holte Ron’s Downrigger hoch waehrend er drillte. Aber kurz darauf verlor Ron den Kontakt zum Fisch und die Schnur kam schlapp herein. Hmm. Liess zumindest hoffen, da sich doch einige groessere Lachse unter die Pinks und Cohos gemixt haben mussten.


    Ich zog unsere Kreise dicht unter Land und liess meine Rute tiefer herab um vielleicht unter den Kleinlachsschwaermen eine bessere Chinookchance zu haben. Da hakte Ron wieder einen etwas kampfstaerkeren Fisch. Es konnte kein Riese sein aber Ron musste doch paar Male Schnur abgeben. Er genoss den Drill und yahoote als ich endlich einen vielleicht 8-9 pfuendigen Chinook kescherte. Schoener Fisch! Aber da muss doch noch mehr gehen....!? Wir behielten noch einen Pink um die 7 Pfund herum. Um 7:30 Uhr schlug ich vor auf Heilbutt umzustellen und dazu zum Mudhole vor Pedder Bay zu fahren. Ron war vollkommen einverstanden und aufgeregt, da er schon ewig keinen ordentlichen Heilbutt mehr gefangen hatte. Vor Jahren hatte er mal einen ganz kleinen unter 10 Pfund erwischt – mehr aus Versehen. Und dann vor paar Jahren auf einem Guideboot mal ein oder zwei.


    Wir packten ein und fuhren bei nun sehr dichtem Nebel vorsichtig gen Osten. Es war vielleicht 50 m Sichtweite und ich wusste, dass wir ein paar heftig frequentierte Angelstellen passieren wuerden. Dementsprechend vorsichtig fuhr ich mit einem Auge am GPS Plotter und ein Auge an die Windschutzscheibe geklebt. Durch die Race Passage wurde es rauh und auch als wir an meiner Heilbuttstelle ankamen, war es nicht gerade schoen. Ca. 1 m Wellen liessen das Boot ganz schoen schaukeln. Der Wind bliess hier erstaunlicherweise sehr stark und baute sich gegen die Gezeitenstroemung auf. Noch ging es aber die Stroemung wuerde gegen Mittag zunehmen und dann wuerde es hier sehr ungemuetlich werden wenn der Wind sich nicht legte. Bis 11:00 Uhr duerfte es gehen, verriet ich Ron. Er hatte kein Problem damit und war ganz aufgeregt und hatte Buttfieber. Als der Anker endlich griff, liessen wir 2 Heringskoeder in die Tiefe. Der obligatorische Duftsack ging auch auf 100 m Tiefe.


    Dann hiess es beten, dass die Dornhaie nicht gar zu arg wurden. Unter diesen rauhen Bedingungen war ich nicht scharf darauf Hai auf Hai aus 100 m Tiefe heraufzukurbeln. Aber die Fischgoetter hatten uns heute wohl das volle Programm aufgetischt. Es dauerte nur wenige Minuten bis die Rutenspitzen ruckelten und wir die Schwerstarbeit begannen. Abwechseln kurbelten wir die Ruten herauf, entliessen die gierigen Haie wieder, bekoederten neu usw. Manchmal waren sogar 2 Haie gleichzeitig ‘dran. Dann riss es einmal kurz recht heftig an der rechten Rute und ich rief “Butt” zu Ron. Der war gleich an der Rute die jetzt aber still blieb. Der musste irgendwie Lunte gerochen haben! Kurz darauf machte dann wieder ein Hai Garaus aus dem Koeder. Ich ermunterte Ron, dass wir einfach durch die Haie durchfischen mussten. Irgendwann wird dann mal ein Butt zuschnappen. Der Lohn sollte uns aber enthalten bleiben wie es schien. Es war schon 10:30 Uhr und die Stroemung hatte gedreht und lief nun genau gegen den Wind und baute die See auf. Ich sagte noch 15 Minuten zu Ron als es sehr ungemuetlich wurde. Auch liefen jetzt die Angelschnuere vom Heck unter das Boot nach vorne und es bestand staendig die Gefahr, dass sich die Schnuere in den Propellers oder Echolotgebern verfing. Ich steckte nun die eine Rute in den linken Heckhalter und hielt die andere in meinen Haenden um die Schnur so von den Hindernissen fernzuhalten.


    Ich erzaehlte Ron gerade von unserem anstehenden Malcolm Island Angeltrip als es ploetzlich einmal hart an der Rute in meiner Hand zog. Ich griff fester zu und war gerade im Begriff aufzustehen, als es mir fast die Rute aus der Hand riss! Aha, Heilbutt!!! Ich hielt dagegen und schaute erstmal nur zu wie ein paar Meter Schnur von der Rolle verschwanden. Ich rief Ron zu er solle sich den Gimbal umschnallen und reichte die Rute dann zu ihm. Er klemmte sich zwischen Bordwand und Hecksitz um von den nun recht hohen Wellen nicht umgeworfen zu werden und begann mit seinem Drill. Er hatte einen Riesenspass dabei und hatte auch einen munteren Gegner erwischt. Ein paar Male riss der Butt wieder aus und wollte zum Grund zurueck. Mensch, ich moechte mit 72 auch noch so fit sein und sowas erleben duerfen!


    Nach vielleicht einer Viertelstunde tauchte der Butt dann zwischen den Wellen auf. Ich haette ehrlich geglaubt, dass er etwas groesser waere aber ich wollte Ron nicht den Spass verderben und bewunderte ihn mit ihm. Gaffen war bei dem Wellengang zu gewagt und so langte ich sicherheitshalber mit der Harpune zu. Ich schoss den Speer genau durch den Kopf und Kiemen um ihn moeglichst rasch zu toeten denn er musste ins Boot rein. Ich konnte mich bei dem Seegang nicht ueber Bord lehnen und den Butt ausserhalb des Bootes vertaeuen. Das war unmoeglich heute. Ich schlug ihm ein paar Male mit dem Knueppel ueber den Kopf und zog dann den Butt an der Harpunenschnur ins Boot. Da veranstaltete er den Heilbutttanz und machte wieder einmal klar warum man keinen Grossbutt lebendig in ein Kleinboot holt. Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber den spaeten Erfolg unserer harten Arbeit. Ca. 25 Pfund schaetzte ich. Er passte schoen in meine Fischkiste unter Deck.


    Dann packten wir ein und zogen den Anker. Wir hofften, das weiter westlich die Wellen nachlassen wuerden und wir dort nochmal die Chance auf Lachsfang bekommen wuerden. Ich wollte Ron unbedingt wenigsten mit seinem Fanglimit nach Hause schicken. Die anschliessende Fahrt gegen die Wellen spottet jeder Beschreibung. Ich konnte nicht mehr als 15 km/h fahren und an einigen Stellen bauten sich die Wellen 2 m hoch auf. Dreimal schlug eine Welle ueber den Bug gegen die Fenster und ueber das Dach. Jedesmal kam ein Schwall kaltes Salzwasser am Saum von Glasfenster zu Vinylfenster durch und Ron und ich waren beide absolut durchweicht! Ich schluckte sogar Salzwasser bei einer Gelegenheit als ich eine Sekunde nicht aufpasste und wieder ein Schwall gegen die Scheiben prallte. Ron lachte sich kaputt! Jetzt weiss ich warum man wasserdichte Elektronikgeraete auch innerhalb den Bootes installieren sollte! Alles war nass!


    Wenn jetzt der Motor versagte, waeren wir in grosse Schwierigkeiten gekommen. Wir kaempften uns zurueck zur Becher Bay und hofften, dass wir vielleicht in der Bucht etwas Windschutz finden wuerden. Weit gefehlt, es kachelte voll in die Bucht hinein. Es war aber nicht nur der Wind, der vielleicht 30 km/h bliess. Es war die perfekte Kombination aus Stroemung und Wind an den unguestigen Stellen. Der Nebel war jetzt hier verschwunden und es war sonst ein herrlich sonniger und warmer Tag. Daher machten uns die Salzwasserduschen auch nicht viel aus. Ich war aber drauf und dran den Trip abzubrechen als ich die rauhe Bucht sah. Da zeigte Ron auf eine Reihe von Booten bei Beechey Head, ca. 500 m weiter westlich. Und einige der Boote sahen gar nicht gross aus. Sollte es dort schon wieder besser sein? Wir schauten uns an und entschieden es wenigstens mal zu erkunden.


    So kaempften wir uns weiter gegen diesen hohen Wellengang am Buchtausgang voran und kamen nach ca. 20 Minuten am Beechey Head an. Viel besser! Vielleicht noch 50 cm Wellen. Aber bei der Trap Shack nochmal 500 m weiter schien es spiegelglatt zu sein!? Jetzt fuhren wir auch das Stueck noch weiter und was fuer ein Unterschied! Es war regelrecht lieblich hier und wir gratulierten uns zu dieser Entscheidung. Bei regelrecht heissem, sonnigem Wetter trockneten wir schnell waehrend wir wieder auf Lachs schleppten. Alle 5 – 10 Minuten rappelte es an einer unserer Ruten und Pink auf Pink kam in die Fischkiste. Wir schlossen den Tag mit einen Doppelbiss ab, bei dem ich meinen Fisch verlor aber Ron einen schoenen, fetten 6 pfuendigen Pink landete.


    Wir hatten nun 6 Lachse und einen Heilbutt an Bord und das war vollkommen genug als Belohnung fuer unsere Anstrengungen heute. Die Fischgoetter hatten aber auch alle Hindernisse in unsere Wege geworfen: Nebel, Wind, Wellen, Haie... Aber wir hatten uns als richtig hartgesottene Angler bewiesen und unseren Lohn dafuer bekommen! Ich filetierte die Fische fuer Ron und sein grosses Familiengrillen in 2 Wochen war gut versorgt.


    Zu Hause musste ich nicht nur das Boot und alles Geraet ausserhalb des Bootes sondern auch innerhalb des Bootes vom Salz abspuelen. Das war mir auch noch nicht passiert! Und das Wackeln vorm Spiegel hielt bis Dienstagmorgen an!



    Liest noch jemand???


    Am Samstag hatte ich mich mal mit meinem Kleinen zum Angeln verabredet. Alexander ist kein wirklicher Angler und kommt eigentlich nur mit wenn es sich andeutet, dass viel Action ist und er mal Papas volle Aufmerksamkeit kriegen kann. So hatte ich eine kurze Heilbutt-Lachs-Kombotour geplant von 10:00 bis 14:00 Uhr. Richtige Touristenstunden, aber ich wusste, dass zumindest die Cohos mich bei Flut nicht im Stich lassen wuerden. Fuer die Heilbutte gab’s Samstag nur ein kurzes Zeitfenster von 1-2 Stunden in denen die Gezeitenstroemung Ankern und Grundangeln erlauben wuerde. Ob da was mit Butt ging wusste ich auch nicht so recht aber ich wollte es einfach mal kurz probieren; schon alleine weil die gleichen Gezeitenverhaeltnisse in 2 Wochen waehrend meines eigenen Fishing Derbies vorherrschen wuerden und ich wissen wollte ob sich ein Versuch auf Butt lohnen wuerde.


    Ich kaufte noch einen 10er Pack gefrorene grosse Heringe an der Marina und dann duesten wir in den warmen und sonnigen Tag. Schnellfahren, das mag Alexander! Am Mudhole liessen wir den Anker ein und ich merkte gleich, dass die Stroemung noch richtig stark war. Wir drifteten noch ca. 500 m ab bis der Anker endlich fasste. Unter 1 kg Bebleiung brauchte man heute gar nicht anfangen; was das Angeln fuer Kinder in 100 m Tiefe nicht gerade einfach macht.


    Im Nu hatten uns die Dornhaie gefunden und sobald ein Koeder den Grund erreicht hatte, ruckelte es an der Rutenspitze. Aber Alexander war es vollkommen egal – er hatte einen Riesenspass Hai auf Hai hochzukurbeln! Und das die Groesse der Haie immer etwas zunahm, spornte ihn noch mehr an. Er wollte unbedingt seinen persoenlichen Fischrekord von 6 Pfund brechen! Ich sah unseren Koedervorrat sehr schnell schwinden. Dann hatte er etwas Schwereres gehakt und ich musste ein paar Male die Rute uebernehmen. Da kamen doch glatt 2 Haie gleichzeitig hoch. Diese gierigen Biester! Alexander hatte seinen Spass und befuehlte vorsichtig ihre raue Haut bevor sie wieder schwimmen durften.


    Ich ersetzte an der einen Rute die Koederfischmontage mit einem grossen Blinker der fett mit Butt Juice eingeschmiert wurde. In der immer noch recht harten Stroemung duerfte der Blinker gut arbeiten und hoffentlich einen Butt ueberlisten. Den vorletzten Koederfisch montierte ich an der zweiten Rute. Ich konnte jetzt auf 500 g Bleie herunterschrauben denn der Stroemungswechsel setzte ein. Alexander machte mich wiedermal auf ein ungeduldiges Rucken an der Koederfischrute aufmerksam. Ich nahm die Rute einfach auf und zog hart an um den Koeder den Haien zu entreissen. Ha, der hing schon wieder fest. Alexander war schon an meiner Seite und war fest entschlossen diesmal seinen 7 Pfund Rekordfisch zu fangen.


    Er pumpte und kurbelte und der Hai wehrte sich kraeftig. Vielleicht wieder 2 Haie? Ich fragte ob er Abloesung brauchte aber er war entschlossen seinen neuen Fischrekord alleine zu verdienen. Nun gut. Nach ca. 10 Minuten hatte er es endlich geschafft und ein.... Heilbutt tauchte hinter dem Boot auf! So eine Ueberraschung! Kein Wunder, dass Alexander so kaputt war! Nun war er ganz aus dem Haeuschen... “mein erster Heilbutt!!!” Ich gaffte den vielleicht 15 Pfuender und reichte ihn ihm am Gaff fuer ein Siegerfoto! Redlich verdient und seinen persoenlichen Rekord auf mehr als das Doppelte gesteigert! Faszieniert untersuchte er diesen urigen Fisch als er in der Fischkiste lag.


    Ich bemerkte, wie Fische rund um das Boot herum an der Oberflaeche schnappten. Nicht viele, aber hier und da einer. Das konnten nur Lachse sein. Da sprang auch einer ca. 30 m entfernt. Das war das Startsignal. Wir hatten kaum noch Grundkoeder und die Stroemung wuerde auch gleich wieder zunehmen. So zogen wir den Anker und verbrachten die letzten 2 Stunden beim Lachsangeln. Ich fuhr etwas westlich vor die Becher Bay, East Sooke, und wir gesellten uns zu einer Menge anderer Boote. Das Meer war hier durch die harte Stroemung und etwas Wind etwas unruhig, aber machbar. Ich setzte 2 Ruten am Downrigger ein; eine mit purple haze Hootchie und eine mit einem 10 cm Coyote-Blinker mit Minischeibenflasher. Der Blinker ging auf 15 m Tiefe und der Hootchie auf Alexanders Verlangen auf 105 Fuss (35 m). Es dauerte keine 5 Minuten und der erste Coho rappelte an der tiefen Rute.


    Alexander drillte ihn heran und ein langer Blick liess keine Fettflosse erkennen. Keeper! Er war zwar klein aber Alexander war aeusserst zufrieden ueber seinen silbrigen Fang und noch dazu das Glueck sofort einen Markierten erwischt zu haben. Es ging nun Schlag auf Schlag. Aber immer nur an der tiefen Rute. Wir verloren einige Fische im Drill und liessen 3 oder 4 unmarkierte wieder frei. Dann schleppten wir schon Richtung nach Hause und es wurde fuer paar Minuten ruhig. Ich setzte jetzt mal die Blinkerrute auf 30 m runter und sofort riss es die Rutenspitze nach unten. Aha, es lag also an der Tiefe, nicht an dem Koeder!


    Ich war dran mit drillen und ich hatte einen feisten Coho erwischt. Der nahm richtig Schnur und wollte stur nicht zu Boot kommen. Kurz hinter dem Boot sprang er 2 mal voll aus dem Wasser und wir sahen dass das ein schoener fetter vielleicht 10 pfuendiger Coho war. Ich brachte ihn endlich neben das Boot und wir beide starrten ins Wasser um eine Markierung oder die Fettflosse zu erkennen. Ja, nein, ja doch.... wir waren uns noch nicht einig als der Fisch ploetzlich die zweite Luft bekam und sich wild ueberschlug und dabei den Haken loswurde. Nun ja, wir beschlossen, dass es ein unmarkierter gewesen sein musste...lol


    Es kamen nun auch regelmaessig Bisse auf der Blinkerrute – ich meinte die waeren im Schnitt sogar groesser als die Fische an der Hootchierute. Ich erwischte auch tatsaechlich noch einen markierten – wenn auch nur um die 5 Pfund herum. Damit hatten wir genug und packten kurz vor 14:00 Uhr ein und duesten zu einer verdienten Eiscreme an der Marina.


    Alexander entschied das Angeln doch nicht so langweilig ist und er viel Spass gehabt hatte. Stolz zeigte er zu Hause der Mama seinen Fang. Was will man mehr als Papa!




    Meine beiden Arbeitskollegen Rick und Larry fragten mich ob ich sie mal zum Heilbuttangeln mit raus nehmen koennte. Larry ist selbst ein erfahrener Lachsangler und hat sein eigenes Boot aber die Ankerei ist ihm zu gefaehrlich und er hat auch nicht das Geraet dazu. Rick ist ein regelmaessiger Gast auf meinem oder Larrys Boot und wir drei verstehen uns bestens.


    Montag war Feiertag und das sommerliche Wetter lud zu einer Bootstour ein. Die Gezeiten waren auch sehr geeignet fuer eine Heilbuttjagd. Was sollte da noch schiefgehen? Als wir in Pedder Bay ca. 9:00 Uhr morgens ankamen, schaute ich schon bedenklich auf die schwankenden Pappelkronen. Es war wohl etwas windig heute. Was soll’s, dachten wir, jetzt sind wir einmal hier. Andere Boote liefen auch aus – so schlimm kann’s schon nicht werden.


    Als wir aus dem geschuetzten Fjord herauskamen, bliess uns eine steife Brise von West an. Na das wird ungemuetlich, dachte ich mir. Wir arbeiteten uns zu meiner Lieblingsstelle, dem Mudhole, ca. 3 km vor der Kueste und liessen dort den Anker ab. Wir schaukelten heftig in den ca. 1 m hohen Wellen. Ich hiess die beiden sitzenbleiben und montierte die beiden Ruten auf Knien selber. Bald gingen zwei leckere Koeder bestehend jeweils aus Lachsresten und Hering zum Boden in 100 m Tiefe hinab. Auch den Duftsack mit Lachsskeletten liess ich am Downrigger ab.


    Ich hatte die Hoffnung, dass in Kuerze die Stroemung von Ebbe auf Flut umschwingen wuerde und dann der Wind und die Stroemung aus der gleichen Richtung kommen wuerden und den Wellengang merklich verringern wuerden. Nach paar Minuten zuckelte schon etwas an der rechten Rute. Ich vermutete gleich das die Dornhaie uns schon gefunden hatten. Tatsaechlich waren wir nun regelmaessig genoetigt die Koeder zu kontrollieren, auszubessern und hin und wieder so einen verfressenen Hai vom Haken zu nehmen. Ich hatte einmal sogar zwei Haie gleichzeitig an dem Doppelhakenvorfach. Das war bei diesem Wetter und dieser Angeltiefe harte Arbeit.


    Ich war jedoch sehr zuversichtlich, dass wir Butt fangen wuerden da ich bei der heutigen Gezeitenkonstellation bisher immer bestens Erfolg auf Butt an dieser Stelle gehabt hatte. Da riss es ploetzlich zweimal kraeftig an der rechten Rute! Das war definitiv kein Hai! Larry sprang hinzu aber als er die Rute in der Hand hielt schien der Widerstand erstmal weg zu sein. Ich riet ihm den Koeder sofort wieder zum Boden zu lassen. Er hatte kaum den Boden erreicht und legte gerade den Rollenhebel um als die Rutenspitze baden ging. Larry zog dagegen und fing an zu kurbeln und ploetzlich war der Widerstand wieder weg. Larry fluchte leise und liess wieder hinab. Nach ca. 10 Sekunden ruckte es noch zweimal kurz hintereinander und Larry war diesmal fest entschlossen den Fisch richtig schlucken zu lassen. Aber irgendetwas gefiel dem Fisch da nicht mehr denn es passierte nichts mehr.


    Das war aergerlich. Larry holte nach einer Weile ein und fand seine Haken blank. Schlaues Vieh! Wir holten dann noch 2 kleine Dornhaie kurz ans Tageslicht bis es dann richtig ruhig wurde. Auch die Wellen liessen etwas nach denn die Stroemung hatte sich mittlerweile gedreht. Da zog es sichtlich an der linken Rute und die Rute blieb krumm stehen. Als ich mir die Rute schnappte, merkte ich erst gar nichts. Ich hob die Rute langsam an und da riss es ploetzlich hart nach unten. Ich ruckte dagegen und der Fisch hing diesmal. Ich uebergab Rick die Rute und er fing mit dem langen Drill aus 100 m Tiefe an. Er musste sich wegen der Wellen immer noch gut einstemmen und anlehnen um nicht umgeworfen zu werden. 2-3 mal machte der Fisch etwas Alarm und schickte sich an wieder zum Grund zu schiessen aber es blieb dann doch nur bei einer ganz kurzen Flucht. Rick pumpte den Fisch ganz ruhig und ohne grosses Reissen nach oben. Wahrscheinlich war der Fisch deswegen so friedlich und ich verschaetzte mich ein wenig mit der Groesse. Ich hatte einen kleinen Butt von unter 20 Pfund erwartet; eine Groesse, die ich meist nur gaffe statt zu harpunieren.


    Als die Silhouette im Wasser auftauchte war ich ueberrascht einen stattlichen etwa 30 Pfuender zu sehen. Fuer diese Groesse war der Fisch zu ruhig und wahrscheinlich noch top fit. Ich wollte bei dem Geschaukele allerdings jetzt nicht mehr Harpune und Spitze auf dem Bootsbug hervorkramen und nahm entschlossen das Gaff, schlug es in den Kopf und hievte den Fisch ins Boot. Hier tobte er natuerlich wie erwartet erst einmal paar Minuten herum bis ich ihm ein paar ueber den Kopf zimmern konnte. Dann vertaeute ich ihn, durchstach die Kiemen und hing ihn aussen an das Boot.


    So, Schneider waren wir schon mal nicht mehr – egal wie es weitergehen mochte! Rick freute sich ueber seinen ersten Butt seit langem und Larry gab eine Runde Bier aus zur Feier. Es tat sich dann aber leider nichts mehr und wurde mit zunehmendem Wind wieder ungemuetlicher. Ich schlug vor, zu einer naeher am Ufer liegenden und windgeschuetzten Stelle umzusetzen. Die beiden stimmten zu.


    Wir suchten uns eine langgestreckte Erhebung am Grund in 50 m Tiefe unweit der Kueste. Die Bedingungen waren regelrecht gemuetlich im Vergleich zu weiter draussen. Ob es hier auch Butte gab? Hoffentlich. Nach kurzer Zeit hatten uns die Haie wieder gefunden. Dann zog es nochmal herzhaft an der rechten Rute und ich nahm Fuehlung auf. Als es wieder kraeftig abzog ruckte ich an – allerdings ins Leere. Und der Fisch kam nicht mehr wieder.


    Es sollte bei einem Fisch bleiben fuer uns heute. Aber in Anbetracht der Bedingungen waren wir ganz zufrieden und wir hatten doch eine Menge Spass gehabt. Besonders als Larry Rick auf Knien den Gimbal um die Huefte legte – ein Anblick fuer griechische Goetter...lol