Nach einem Gespräch mit dem Vereinsvorsitzenden, der mir gute Möglichkeiten für die Küche, aber auch für die anderweitige Verwertung nannte, und der Feststellung, daß wir viel zu viele Brassenzwerge in unserem Vereinsweiher haben, nahm ich mir diese am Montag von 15 bis 20 Uhr einmal hemmungslos vor. Heraus kam ein stellenweise hektischer, aber überaus interessanter Angeltag mit zahlreichen Fischkontakten und neuen Erfahrungen.
Zuerst montierte ich eine Grundrute mit einem 10g-Laufblei. Diese bestückte ich mit 12er Haken am 60cm langen Vorfach, als Köder kamen immer drei oder vier Maden drauf. Eine absolut brassenzwergfängige Kombination also, die ich auch auf der Posenrute montierte und den ganzen Angeltag über nicht mehr veränderte. Während ich noch die Posenrute fertigmachte, bekam ich schon zwei Bisse an der Grundangel: einen Kaulbarsch und der erste Brassenzwerg, dem noch einige folgen sollten.
Die Posenrute war kaum drei Minuten im Wasser, und ich hatte eben erst angefüttert, als die Pose schon abtauchte. Und der gehakte Fisch stellte gleichzeitig das erste Highlight des Tages dar: eine wunderschöne Rotfeder von ca. 25 cm, meine erste überhaupt (sie sah toll aus - ich hätte ein Foto machen sollen). Da diese jedoch gerade laichen, durfte sie wieder schwimmen, um für reichlichen Nachwuchs zu sorgen.
Die nächsten zwei Stunden ähnelten eher einem Arbeits- statt einem gemütlichen Angeltag, haben aber trotzdem viel Spaß gemacht. Das Anfüttern hatte Unmengen von Brassenzwergen an meine Angelstelle gelockt, und entsprechend viele Bisse bekam ich auch. Mehrmals lagen beide Ruten am Ufer, weil ich mit dem Bestücken nicht mehr nachkam. Einmal konnte ich einen gut dreisekündigen Zupfer an der Grundrute nicht anschlagen, da ich an der Posenrute gerade einen weiteren Brassenzwerg drillte. Wie immer ging aber auch knapp die Hälfte aller Anschläge ins Leere, und zwei oder drei Fische verlor ich im Drill.
Danach wurde es ruhiger. In den letzten zweieinhalb Stunden fing ich nur noch einen Brassenzwerg, ansonsten waren noch drei Kaulbarsche scharf auf die Maden. Normalerweise wäre jetzt ein Wechsel von Köder, Hakengröße usw. erforderlich gewesen, um weiterhin gut zu fangen, aber ich beließ es dabei, weil ich mich nun endlich mal gemütlich auf den Hintern setzen konnte.
Am Ende hatte ich insgesamt elf Brassenzwerge der üblichen Größe (20-25 cm) in meinem Setzkescher, bei deren Tötung ich mir wie ein Serienkiller vorkam, aber da führt nun mal kein Weg daran vorbei, wenn die Fische nicht in ein anderes Gewässer eingebracht oder gleich zurückgesetzt werden. Leider war auch eine Kreuzung aus Rotauge und Brassen dabei, was ich in der Hektik übersehen hatte und erst beim Öffnen der Kiemenklappen für den Kiemenschnitt bemerkte, die viel zu klein für einen Brassen waren. Der grotesk aussehende Fisch war kurz hinter dem Kopf diagonal geteilt: Die untere linke Hälfte war Rotauge, und die obere rechte Hälfte Brassen! Sogar der rotaugentypische Blauschimmer war wie in einem Farbverlauf von unten links (am stärksten) bis oben rechts (nichts mehr) verteilt. Schade, ihm hätte ich gerne die Freiheit geschenkt, um ihn als Kapitalen zu sehen...naja, beim nächsten mal werde ich besser aufpassen. Wieder was gelernt, und ein schöner Tag am Wasser ging zu Ende.