Ich sehe das "Problem"(für einige Angler, mich eingeschlossen) in Deutschland eigentlich ausschließlich bei der Grundeinstellung zum angeln selbst, das ist es, was uns von Anglern anderer Länder unterscheidet. Da muss man keine Gesetze oder Tierschützer in den Ring führen, das was hier in der Praxis gemacht wird, ist ausschließlich die Folge der hier agierenden Angler.
Es gibt auch in Deutschland eine Gruppe von Anglern, die in erster Linie und hauptsächlich angeln geht, weil sie Spaß daran hat. Diese Gruppierung möchte möglichst immer viele und vor allem große Fische fangen, dauerhaft und an möglichst vielen Gewässern. Diese Gruppe schielt gerne nach Ländern wie Holland oder England, weil es dort von den einheimischen (!) Anglern genauso vorgelebt wird. Nicht weil es der Gesetzgeber oder der Tierschützer so vorschreibt, sondern weil die Mehrzahl der dort agierenden Angler das so möchte.
In Deutschland ist es aber nun mal so, das die Mehrheit der Angler aus anderen Gründen ans Wasser geht, da beißt die Maus keinen Faden ab. Reines C&R, ja selbst selektive Entnahme sind hier nur wenig verbreitet, hier gilt die Angelei noch immer bei der Mehrheit als "Nahrungserwerb", die Aneignung von Fisch steht bei dieser Gruppe noch vor dem Angelvergnügen selbst. Diese Gruppe ist eben nicht darauf aus, möglichst viel Angelfreude in Form von vielen und/oder kapitalen Fischen zu erlangen, dieser Gruppe reicht es völlig aus, etwas zu fangen und dann dem Verzehr zuzuführen, egal ob nun kapitaler Fisch oder Küchenfisch.
Daher bin ich viele Aussagen die man in deutschen Angelforen immer wieder ließt mittlerweile leid. Wenn sich die siebenstellige Zahl von Anglern in Deutschland einheitlich dazu entschließen würde, anglerisch einen anderen Weg einzuschlagen, würde da weder die Politik, noch ein Tierschutzverein, noch sonst wer etwas dagegen machen können. Wie soll das auch aussehen, plötzlich > eine Millionen Strafverfahren eröffnen, die selbige Zahl an potentiellen Wählerstimmen verprellen, wohl kaum!
So lange die Mehrheit aber grundsätzlich andere Beweggründe zum angeln hat, als von mir aus die Holländer/Engländer, gibt es für die Mehrheit der deutschen Angler aber demnach gar kein "Problem". Der Großteil der Angler kann hier so angeln und entnehmen, wie er es scheinbar will. Das haben Leute wie ich und eben einige andere auch, zur Kenntnis zu nehmen. Das müssen wir nicht toll finden, aber ändern können wir es auch nicht. Andere Länder andere Sitten.
Die einzige Möglichkeit die unserer "Art" (
) hier in Deutschland bleibt ist es, sich entsprechend auf die Situation einzustellen und sich anzupassen. Das heißt, man muss sich zwingend Gewässer suchen, die auf Grund ihrer schieren Größe und Beschaffenheit nicht von Anglern/Fischern kaputt geangelt werden können. Zudem hilft es sich einen gewissen Vorteil gegenüber anderen Anglern zu verschaffen, zum Beispiel durch den Erwerb eines Bootes mit entsprechender technischer Ausstattung. Zudem muss man zunehmend darüber nachdenken, nicht all zu freizügig mit Informationen umzugehen, wenn man entsprechende Gewässer und Vorteile gefunden hat.
Insgesamt finde ich diese Situation schade, weil sie unter anderen Umständen so nicht existieren würde. Aber nur so kann ein "anders als die Mehrheit" agierender Angler in unserem Land "seiner Art zu angeln" wenigstens einigermaßen nachgehen. Es bringt nichts sich andauernd über das Verhalten anderer zu ärgern, wesentlich zielführender ist es sich möglichst anzupassen.