Als BLINKER-Mitarbeiter eine Meinung gegen den Mainstream zu äußern, wird mich hoffentlich nicht gleich den Job kosten
All die Theorien über die Form, das "verführerische Wedeln" usw. klingen sehr einleuchtend und logisch - und ich bin ihnen jahrelang artig gefolgt. Habe allerdings nie einen Fisch getroffen, der sie mir bestätigt hätte ...
Meine ganz persönliche Erfahrung ist, dass es anscheinend viel mehr auf den Geruch ankommt, als auf visuelle Reize. Ich konnte letztlich nie einen relevanten Unterschied zwischen der Fängigkeit eines liebevoll zurecht geschnitzten Filets und einem hastig zusammengemanschten Fleischklumpen feststellen - bis auf zwei m.E. wichtige Aspekte: Die Position und Größe des bzw. der Haken und die Größe des Köders. Ersteres natürlich auch in Anhängigkeit von Zweiterem.
Beim Zandertwistern in Dänemark hatte ich einmal den ganzen Vormittag nichts weiter als einen halbverhungerten Barsch. Den habe ich dann widerstrebend geopfert und zusätzlich zum Twister nur ein kleines Würfelchen Filet auf den Haken gesteckt - das Blatt wendete sich schlagartig. Während mein Angelkamerad, der noch eine Weile stur mit nacktem Twister weiterfischte, keinen Biss bekam, fing ich vier oder fünf (weiß nicht mehr genau, sorry) ganz gute Zander. Und als er dann auch ein Fetzchen steckte, klappte es auch bei ihm - er fing sogar zwei Hechte (!).
Diese Minifetzen hatten keine definierte Form, waren einfach nur annähernd würfelartig aus dem Fleisch geschnippelt....
Schwebend oder beim Schleppen fische ich (im Süßwasser) keine Fetzen, sondern ganzen Fisch. Fetzen nur am Grund. Wozu soll ich einen Köderfisch, der eine verletzte, aber noch lebende Beute imitieren soll, bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln? Damit der Räuber vielleicht doch misstrauisch wird?
Was dagegen am Grund liegt und verführerisch duftet, braucht m.E. keine spezielle Form. Das kennt der Räuber, dass von anderen getötete und halbzerfleischte Beutefische hin und wieder auch einfach mal so am Grund herumliegen
Micha