Hier ein aktueller Bericht aus der ZEIT vom 27.01.10
"Die Fangquoten sind illegal und umweltschädlich"Ein Biologe und ein Jurist haben Europas Fischerei unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Aktuelle Fangquoten verstoßen gegen Gesetze und schaden der Umwelt massiv.
"Die Ergebnisse unser Studie sind niederschmetternd", sagt der Fischereibiologe Rainer Froese vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR). Hatten die Forscher ohnehin schon ein negatives Ergebnis befürchtet, so zeigt der Vergleich der Ist- mit den Soll-Bestandswerten, dass nur noch rund fünf Prozent der Fischbestände eine ausreichende Bestandsgröße aufweisen und nachhaltig befischt werden.
"In Europa werden die Bestände absichtlich so klein gehalten, dass sie gerade nicht zusammenbrechen", sagt Froese mit Verweis auf die in der Fachzeitschrift Fish and Fisheries veröffentlichten Ergebnisse seiner Studie. Zusammen mit dem Juristen Alexander Proelß vom Kieler Walter-Schücking-Institut für Internationales Recht kommen die Kieler zu dem Schluss, dass mit den Fangquoten latent gegen internationales und EU-Recht verstoßen wird. Und das, obwohl eigentlich alles geregelt zu sein schien: Bereits auf dem Weltgipfel 2002 in Johannesburg waren sich die EU-Länder darin einig, ihre Fischbestände bis 2015 soweit wieder aufzubauen, auf dass sie auch weiterhin höchste Erträge liefern. "Nach unseren Analysen ist das Ziel jedoch längst nicht mehr zu halten", erläutert Froese. Mit Seelachs, Ostsee-Sprotte und Stöcker erreichen nur drei von 54 untersuchten Fischarten im Nordost-Atlantik eine ausreichende Bestandsgröße.
Für einige Fische sei es bereits zu spät. "Der Zustand von zwölf Fischarten – darunter Kabeljau, Scholle und Heilbutt – ist so schlecht, dass sie sich selbst bei einem kompletten Fischereistopp bis 2015 nicht mehr erholen könnten", sagt Froese. "Weitere Bestände ließen sich nur noch durch drastisch reduzierte Fangquoten stabilisieren."