Beiträge von Heiner Hanenkamp

    Das Problem ist, dass die Curados hierzulande zu teuer angeboten werden. In den USA kriegt man eine Curado 200 für 120 US-Dollar, und das ist nicht zuviel.


    Übrigens haben die Curados einen Schnellverschluss. Bei der Chronarch hingegen muss man tatsächlich einen Schraubenziehen nehmen, um an die Fliehkraftbremse heranzukommen.


    Recht hast Du, wenn Du sagst, das Abu im mittleren Qualitätsbereich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, jedenfalls in Europa. Allerdings ist auch da in jüngster Zeit ein Trend zu höheren Preisen zu beobachten. Daiwa und Shimano glänzen vor allem in der Oberklasse, da sind ihre Produkte unerreicht. Technisch sind sie nach wie vor Marktführer, allerdings zu gepfefferten und gesalzenen Preisen.


    Und was den Trend zu Plaste und Elaste angeht: Das ist mittlerweile bei allen Dreien zu beobachten. Mir gefällt das auch nicht, aber das ist wohl nicht aufzuhalten in den Preisklassen, die man so als Massenware bezeichnet.


    Die Chronarch D ist allerdings aus Vollmetall und ziemlich robust und solide gemacht. Aber die schwer zugängliche Fliehkraftbemse ist ein NoGo, zumal diese Rolle ja nicht gerade billig zu nennen ist.

    Nicht bloß in Sachen Katalog, denn im Gegensatz zu Dir fische ich diese Geräte auch.


    Dafür erzähle ich hier auch keinem, wie man einen Boilie backt, denn das ist ein Thema, das mich nicht interessiert. Folglich habe ich dazu auch nichts zu sagen. Genauso wenig wie Du zu Musky-Ruten im Besonderen und Baitcaster-Gerät im Allgemeinen.


    So einfach ist das.

    Ja, wenn man die Rute im Angelladen kriegt. Aber einen erheblichen Teil des Angebotes, speziell bei Baitcaster-Ruten, gibt es dort gar nicht zu befummeln, auch bei Bekannten nicht. Was macht man dann?


    Wenn wir also schon bei typisch sind: Sich mit mangelhaften Produktinformationen abzufinden, als wäre das gottgegeben, ist eben "typisch deutsch"; Deutschland hinkt da halt ein bisschen hinterher. Nicht nur in den USA sind genauere technische Informationen bei Ruten üblich.


    Nur hierzulande nicht. Aber das wird sich ändern in den kommenden Jahren, einige deutsche Internet-Shops machen da schon was mittlerweile. Geht halt nur ein bisschen langsamer als anderswo.

    Ich hatte kürzlich ja mal erwähnt, dass es in Deutschland üblich ist, sich mit ziemlich unzureichenden Rutenspezifikationen zufrieden zu geben. Vielen genügt außer der WG-Angabe und der Länge schon, wenn da noch steht, dass es sich um eine "schnelle Rute" handele - was überhaupt nichts aussagt.


    In den USA würde so was nicht durchgehen, überm großen Teich werden von der Kundschaft detailliertere Angaben verlangt. Als Beispiel gebe ich hier einmal zwei Links auf die Legend-Tournament-Rutenserie der US-Firma St.Croix. Da muss man nicht lange rätseln, welche Rute wohl für welchen Zweck optimal sein könnte, es steht alles da. Und nebenbei: Die WG-Angaben stimmen und sind nach oben hin sogar etwas untertrieben.


    Alle Gewichtsangaben (line weight, lure weight, rod weight) sind in Unzen angegeben (1oz = 28g), alle Längenangaben in Foot (30,48cm) und Inch (2,54cm). Die Angabe 8'6" bedeutet 8 Foot und 6 Inch.


    Und zu den "Power"-Angaben: UL = ultra light, L = light, ML = medium light, M = medium, MH = medium heavy, H = heavy, XH = extra heavy. An der Power-Angabe kann man ablesen, wie viel "Wumms" oder besser Rückgrat die jeweilige Rute hat. Und zwar bezogen auf die jeweilige Spezies, für die die Rute gemacht ist - XH bei einer Bass-Rute bedeutet was anderes als XH bei einer Musky-Rute.


    http://www.stcroixrods.com/pro…-tournament-walleye-musky


    http://www.stcroixrods.com/product/legend-tournament-bass


    Ein "kleiner" Unterschied zu dem, was hierzulande so an "Kundendienst" geboten wird, nicht wahr? Diese Ruten sind tatsächlich auf die vom Hersteller angegebenen Baittypen (und die Zielspezies) optimiert, und das merkt man ihnen auch an. Das heißt nicht, dass mit diesen Ruten nicht auch ein paar andere Baits gefischt werden können, aber optimal arbeiten sie mit den genannten Typen, denn dafür sind sie ausgelegt.


    Nebenbei, die Rutenbauer hier werden es wahrscheinlich wissen: St. Croix verkauft von all ihren Ruten auch die Rohblanks. Zum Beispiel beziehbar über http://www.franglaisfishing.com. Diese britische Firma liefert auch sämtliche Ruten von St.Croix zu einem ziemlich günstigen Preis, wenn auch zum Teil mit ein paar Wochen Wartezeit.


    Für Hechtangler, die mit Multis fischen: Eine ziemlich gute Hechtrute, die auch in etwas weniger gut bestückten Gewässern brauchbar ist als "leichte Bigbait-Rute", wäre die Top-N-Tail aus der Musky-Serie. Spezifiziert ist sie für kleinere Bucktailspinner, Musky-Spinnerbaits und Topwater-Baits (Prop Baits etc). Die WG-Angabe beträgt 3/4oz - 3oz (21g - 84g) bei einer Länge von 8' (2,40m). Tatsächlich wirft diese Rute aber auch noch Gummilappen bis rund 130g problemlos und ohne Überlastungserscheinungen. Diese Rute ist einteilig, man braucht also hinreichenden Transportraum. Von dem relativ geringen Maximal-WG lasse man sich aber nicht täuschen. Die Rute hat ein Rückgrat, mit dem man auch Exemplare jenseits der Metermarke ziemlich schnell und sicher unter Kontrolle kriegt selbst in dichter Unterwasser-Vegetation. Nichts für Gewässer natürlich, wo schon ein 70er Hecht ein freudiges Ereignis ist und ein 80er ein Jahrhundertfang. Nichts sicherlich auch die Freunde ellenlangen "Drillspaßes". Wohl aber was für jene, die auf einen möglichst kurzen und daher (relativ) schonenden Drill wert legen und nicht gerade auf Schniepeljagd sind.


    Die Legend-Tournament-Serie ist relativ teuer. Es gibt aber aus der deutlich günstigeren Mojo Musky-Serie und der Premier Musky-Serie dieser Firma Ruten mit exakt den gleichen Spezifikationen wie die Top 'n Tail. Nur ist deren Blank halt von etwas weniger hoher Qualität, aber sie tun es nicht viel schlechter. In diesen beiden Serien finden sich auch etwas kürzere Versionen, ansonsten ebenfalls mit den genau gleichen Spezifikationen (3/4 - 3oz WG etc.). Wie beinahe alle US-Ruten gewinnen die von St.Croix nicht unbedingt einen Schönheitspreis - wer das will, muss den entsprechenden Rohblank kaufen und zum Rutenbauer gehen. Aber rein praktisch-technisch sind sie große Klasse.


    Leider ist auch bei dieser Firma die Korkqualität nicht mehr besser als das, was auch die anderen so liefern. Es ist noch nicht ewig lange her, dass St.Croix für die Legend-Tournament-Serie einen fast lupenreinen, kittfreien Kork von seltener Qualität verwendete, wie man ihn sonst höchstens noch an ein paar Fliegenruten der Luxusklasse findet. Aber diese Zeiten sind bedauerlicher Weise vorbei, offenbar ist das zu teuer geworden. Eine habe ich noch davon aus dieser Zeit, und die werde ich nicht weggeben, bis sie auseinander fällt. Da sieht man noch, was Kork einmal gewesen ist: Das beste Griffmaterial ever und nicht die zusammengekleisterte, bröselnde Kittorgie von heute selbst bei sehr teuren Produkten. So langsam kann man wohl sagen: Hochwertiges Duplon - auch da gibt es ziemlich große Qualitätunterschiede - dürfte in zunehmendem Maße die bessere Wahl werden.

    Als RH-Modell, meinst Du, entsprechend Kurbel auf der rechten Seite. LH-Modell bedeutet also: Kurbel auf der linken Seite, wie wir das gewohnt sind von unseren Stationärrollen.


    In den USA hat es Tradition, Multis und BC-Rollen mit der Kurbel auf der rechten Seite zu fischen. Vermutlich deshalb, weil man beim Kurbeln mehr Kraft in der rechten Hand hat (als Rechtshänder). Das führt allerdings zu einer etwas umständlichen Handhabung. Denn geworfen wird auch von den US-Kollegen mit der Rute in der rechte Hand. Nach dem Wurf greifen sie dann aber um, so dass die Rute beim Einholen in der linken Hand liegt und mit der rechten Hand die Kurbel betätigt werden kann.


    Ich kann mich damit nicht anfreunden, zumal die Führung des Baits über die Rute als Rechtshänder besser mit der rechten Hand geht. Daher fische ich, wie die Meisten hierzulande, ausschließlich LH-Rollen, das ist mir lieber. Allerdings hat man dann ein kleines Problem: Es gibt einige Multi- und BC-Rollen, die ausschließlich als RH-Versionen angeboten werden. Als LH-Angler muss man zwangsläufig mit einem kleineren Angebot vorlieb nehmen. Der mit Abstand größte Markt für Multi- und BC-Rollen ist nun einmal der US-Markt, und darauf abgestellt stricken die Hersteller ihre Modell-Politik. Und in der Meeresfischerei wird zudem weltweit vorrangig mit RH-Multis gefischt. Daher gibt es nur wenige Hersteller, die ihre Meeresrollen auch in LH-Versionen anbieten. Shimano machte es überhaupt nicht, aber von der US-Firma Avet gibt es sämtliche Rollen auch in einer LH-Version.


    Bei Shimano-Rollen erkennt man an der Kennziffer der Modellbezeichnung, ob es sich um ein LH- oder RH-Modell handelt. Die Calais 200A ist ein RH-Modell, die Calais 201A ein LH-Modell. Genauso wird das auch bei allen anderen Multis und BC-Rollen dieser Firma gehandhabt: Die Calcutta Conquest 400 ist ein RH-Modell, die Calcutta Conquest 401 ein Linkshandmodell. Dito ist die Core 50 eine RH-Variante, die Core 51 die LH-Version usw.


    Abu macht es genauso: Die Toro 50 ist das RH-Modell, die Toro 51 ist LH. Oder: Die 7000i ist RH, die 7001i hingegen LH.


    Etwas anders handhabt es Daiwa: Die Pluton SH ist ein Rechtshandmodell, beim Linkshandmodell ist an die Typenbezeichnung ein L angehängt, also Pluton SHL.

    Shimano hat schon vor einigen Monaten eine neue "Round Profile"-Multirolle in der gehobenen preislichen Mittelklasse auf den Markt gebracht, die Calcutta D-Serie. Der Shimano-Klassiker, die hervorragende Calcutta TE-Serie, dürfte damit wohl Geschichte sein, sie wird nicht mehr produziert. Auch der Goldton dieser Rollen ist nunmehr abgelöst von dem matt silbernen Ton der Calcutta D.


    http://www.tacklewarehouse.com…g_Reels/descpage-SCD.html


    Angeboten werden drei Größen in Linkshand- und Rechtshandausführung im 200er, 300er und 400er Format. In Japan gibt es außerdem noch eine 100er Größe zu kaufen, die aus unerfindlichen Gründen weder auf dem US- noch auf dem europäischen Markt angeboten werden wird. Die Rollen der Calcutta D-Serie sind deutlich kleiner als die Vorgängermodelle, bei dennoch nicht reduzierter Schnurkapazität. Außerdem kommt die Curado D mit einer kleinen Neuheit in Gestalt eines deutlich verkleinerten Drag Stars daher, der vor und nicht, wie sonst der Fall, hinter der Kurbel montiert ist. Das bietet einen gewissen ergonomischen Vorteil, da die Kurbel so näher am Gehäuse sitzt.


    So weit, so gut also. Aber hier kommt die schlechte Nachricht: Bei sämtlichen für den US- und den europäischen gelieferten Modellen der Calcutta D hat die Seitenabdeckung vor der Fliehkraftbremse keinen Schnellverschluss, sondern man muss mit einem Schraubenzieher umständlich zwei Schrauben lösen, um den Deckel zu öffnen und die Fliehkraftbremse verstellen zu können.


    Das mag so gerade eben noch angehen bei den 300er und 400er Modellen, denn mit diesen Rollen werden eh schwerere Baits geworfen, so dass man in aller Regel, allerdings auch nicht immer, mit einer einzigen Einstellung der Fliehkraftbremse auskommt. Aber beim 200er Modell ist das, höflich gesagt, eine nicht mehr nachvollziehbare Entscheidung. Und weniger höflich ausgedrückt, ist das eine ziemlich herbe Enttäuschung. Zumal sowohl die 200er als auch die 100er der ansonsten baugleichen Serie für den japanischen Markt beide mit einem Schnellverschluss der Seitenabdeckung geliefert werden, wie das auch bei den Vorgängermodellen der Calcutta D der Fall gewesen ist. Europäische und US-Kunden gelten offenbar als Kunden zweiter Klasse. Im Internet-Zeitalter wird sich das allerdings nicht lange unter den Teppich kehren lassen.


    Ein klarer Fall von einer bestimmt nicht gerade populären Sparmaßnahme. Besonders in den USA dürfte das Shimano wohl einige Kunden kosten. Wie überhaupt auffällt bei Shimano, dass sie in letzter Zeit dazu neigen, in ihrem Mittelklasse-Angebot das Nachfolgemodell einer Serie technisch abzuspecken, anstatt ein Upgrade zu liefern wie in den Jahren zuvor. So zum Beispiel auch bei der populären Curado-Serie (weniger Kugellager, Drag Star aus Plastik statt aus Metall).


    Man sieht: Die keineswegs ausgestandene Wirtschaftskrise samt reduzierter Kaufkraft vor allem der US-Kundschaft macht sich auch hier ziemlich unangenehm bemerkbar. Allerdings: Solche konstruktiven Schoten wie eine nur furchtbar umständlich zugängliche Fliehkraft- bzw. Magnetbremse leistet sich die Konkurrenz nicht. Da wird man sich wohl überlegen müssen, ob man nicht besser bei einem anderen Hersteller einkaufen sollte. Zumal die Calcutta D nicht gerade preiswert zu nennen ist, wenn man ihre technische Ausstattung in Betracht zieht. Und nur auf den Nimbus verflossener Zeiten zu setzen, wird wohl nicht lange gutgehen können.

    Du warst ja nicht gemeint. Ich hatte nur eine kleine Stoffsammlungs-Collage aus dem Gedächtnis rezitiert.


    Vielleicht solltest Du bei Deinem Kumpel mal die Nummer mit der Schwarzwälderkirsch-Torte probieren. ;)

    Gegen Küchenfenster, siehe Arlinghaus, hätte ich nichts. Aber so läuft es eben nicht in realiter, sondern leider ganz und gar anders. Mit den bekannten Folgen, unsinnige Besatzmaßnahmen inklusive.


    Ich habe es an anderer Stelle schon mal gesagt: Ein kleine handvoll versierter Hechtangler, die alles abschlagen, können den Bestand eines 20ha-Sees binnen weniger Jahre auf den Hund bringen. Und wenn's "gut" sind, auch noch etwas schneller.


    Zum Beispiel für supergeschmackvolle Hechtkopf-Trophäen auf edlem Birkenholz überm Kuchentisch, von wegen schöner Wohnen. Nur röhrende Hirsche in Öl und Goldrahmen können da ästhetisch so gerade eben noch mithalten. Als modischen Verfremdungseffekt kann man dem Hechtkopf aber noch ein Stückchen Schwarzwälderkirsch ins aufgerissene Maul schieben.


    Und außerdem: Wenn ich nicht draufklopfe, näh, kommt noch ein anderer Loser und klaut mir den Rekord. Aber angeschmiert mit Löschpapier und zack, hähä! Denn nur was von der Wand herunter glotzt und in der Truhe konserviert liegt, gehört nämlich auch wirklich mir.


    MIR, damit mal klar ist, wo der Barthel den Most holt. Tja, da guckt ihr Loser, was?! Ich sag's ja immer wieder: Einfach zu blöd zum Angeln!


    Lauter edle Motive eben, grundgut halt. Und so sympathisch. - Aber mach doch lieber mal bummsti, Alter, geile Meile! Alles Weicheier, Angeln ist eben nur was für stahlharte Kerle wie mich. Schonhaken, hä, hähäh! Ich sag nur Alabama Rig, das fetzt! Angelkunst vom Feinsten, nix für Pussys natürlich. Aber gib noch mal Becks und mach mal Lala.

    Vielleicht noch ein kurzes Wort zu einer bestimmten Sorte von "Spezialruten", nämlich solche, die Bucktailspinner und Spinnerbaits betreffen, also Blechköder. Auch solche Ruten gibt es, sie sind für Multirollen ausgelegt. Was diese Ruten auszeichnet, ist folgendes: Ein "fast Taper", ein ungewöhnlich kräftiges Rückgrat, und ein in Bezug zum Rückgrat relativ schwach ausgelegtes Spitzenteil.


    Warum das? Das starke Rückgrat deshalb, um auch große Fangexemplare direkt vor dem Boot und an hindernisreichen Stellen sicher unter Kontrolle halten zu können. Und warum das relativ schwache (allerdings nicht: schwächliche) Spitzenteil? Weil kleinere Bucktails und Spinnerbait relativ geringe Wurfgewichte haben. Die Rute muss aber in der Lage sein, auch solche Baits noch gut zu werfen und nicht bloß die gewichtigeren Modelle.


    Man kann mit solchen Ruten auch schwerere Gummibaits a la Bull Dawgs etc. fischen, und das wird auch viel gemacht. Jedoch sind sie dafür nicht so ganz optimal ausgelegt, weil eigentlich ein etwas kräftigeres Spitzenteil geeigneter wäre. Umgekehrt kann man größere Bucktails und Spinnerbaits auch mit Swimbait-Ruten fischen, die etwas kräftigeres Spitzenteile haben. Auch das geht, aber zu den leichteren Wurfgewichten hin bedeutet das ein paar Abstriche bezüglich der Wurfweite.


    Spezialruten solcher Art lohnen sich dann, wenn man sehr viel mit den betreffenden Baits fischt und die ganze Palette an Ködervarianten ausschöpfen will. Wenn nicht, kann man gewisse Abstriche in Kauf nehmen und einen Kompromiss wählen. Das ist ähnlich wie mit den neulich erwähnten Frogbait-Ruten. Wer ab und zu mal Frogbaits fischt just for fun, braucht so was nicht. Es gibt aber Leute mit Gewässern, wo solche Baits über weite Strecken der Saison gefischt werden müssen, weil anderes kaum geht. Und dann kommen solche Ruten in Betracht, weil sie helfen, die hohe Fehlbissrate auf Frogbaits etwas zu drücken. Im Grunde ist das nix anderes als das, was auch passionierte Ansitz-Spezies machen. Die greifen ebenfalls zu speziellem Gerät, das bei guter Qualität auch nicht gerade für einen Appel und ein Ei zu haben ist, weil die zu verkaufende Stückzahl klein bleibt. Und von Fliegenfischern wollen wir erst gar nicht reden, da hat das noch ganz andere Dimensionen.


    Dass ein Breitband-Allround-Angler so was eher skurril findet, ist nachvollziehbar. Aber der fischt eben auch nicht tagein, tagaus solchen Stiefel, sondern höchstens gelegentlich einmal. Dito bei den Rollen: Wer ab und zu auch mal Spinnfischen macht, hat eine andere Perspektive als jemand, der das durchgängig macht. Denn im letztgenannten Falle sind die Rollen ganz anderen Belastungen ausgesetzt, und vermeintliche Billigkäufe werden dann sehr schnell zu teuren Käufen unterm Strich.


    Multi-Ruten für (größere) Bucktailspinner und Spinnerbaits sind relativ lang und der Trend geht in Richtung längerer Ruten. Der Grund vor allem: bessere Wurfweiten. Sie sind nicht einmal besonders teuer in der Mittelklasse, weil in hohen Auflagen produziert, speziell für den US-Markt. Inzwischen gibt es welche von 2,70m Länge, und zwar in einem Stück, da Zweiteiliges nicht üblich ist bei solchen Ruten. Das ist eine Menge und nicht so leicht transportierbar. Weniger sperrig sind die gängigeren Ruten um die 2,40m Länge, die ein bisschen Wurfweite kosten, sich aber noch gut in einem Kleinwagen mit Schrägheck unterbringen lassen.

    Alle haben's eben nicht geschafft, ein paar Wenige bleiben immer übrig. Aber die überlebten die frisch-fröhliche Haudrauf-Party nur deshalb, weil sie besonders vorsichtig waren. Die kriegt man kaum dran mit dem üblichen 08/15-Zeug und den gewässerüblichen Standardverfahren.


    Ach und: Wenn Du mal einen Besseren fängst, weißt Du ja, was Du nicht tun solltest. Aber ich denke, das muss ich Dir gar nicht sagen.

    Von (Hecht-) Spezies wird so was schon länger gefischt, deswegen werden sie mittlerweile ja auch in Deutschland angeboten. Da existiert längst ein zwar relativ kleiner, aber solider Markt.


    Und warum nicht auch von "Breitband"-Anglern? Nicht alles, was es da so gibt, lässt sich mit üblichem Gerät verarzten. Aber der Genannte schon noch.


    Nur haftet eben auch diesen Ködern gar nichts Geheimnisvolles an. Im Grunde überhaupt nix Neues, bloß ein bisschen größer und mit einem kleinen Zusatzreiz anbei. Kann man fischen wie einen Mepps 3: Auswerfen, einholen und fertig. Nix besonderes, nur das Gerät muss ein bissi schwerer ausfallen. Aber eine 80g-Rute haben ja Viele im Keller.


    Eine 60g-Rute könnte ein bisschen knapp ausfallen, denn viele Hersteller machen Angaben bezüglich des oberen WG-Wertes, die "etwas" übertrieben sind. Zum Beispiel Shimano. Am besten gehen für Bucktailspinner Ruten mit "fast Taper" (Spitzenaktion im oberen Drittel und viel Rückgrat). Im Wesentlichen das, was man auch für größeres Gummizeug gern nimmt.


    Beim Kunstköderfischen ist es generell Blödsinn, eine Rute zu wählen, die auf dem letzten Loch pfeift oder gar darüber. Denn damit macht man sich die Sache bloß unkomfortabler, weil ein Teil der aufgewendeten Energie einfach im Blank verpufft beim Wurf und nicht auf den Köder übertragen wird. Eine gut gewählte Rute nimmt einem einen Teil der Arbeit ab und macht sie einfacher anstatt anstrengender. Wenn man zum Beispiel sehr viel mit Baits in der 50g- oder 60g-Klasse fischen will, ist es meistens nicht besonders günstig, eine Rute mit einem Maximal-WG von 60g zu wählen. Besser bedient ist man dann mit einer Rute, die für 80g oder gar 100g spezifiziert ist, denn die arbeitet näher an ihrem optimalen Bereich.


    Manche haben Angst, die Rute könnte dann aber "zu schwer" ausfallen. Jedoch: Das Mehrgewicht ist auf Dauer viel weniger belastend als eine Rute, die das gewünschte Gewicht nicht mehr gut wirft, sondern bloß noch so lala. Das geht viel mehr auf die Knochen.


    Das als Faustregel. Es gibt auch Hersteller, die durchaus realistische WG-Angeben machen, zum Beispiel viele US-Firmen. Es gibt aber auch das Gegenteil, nämlich heillos überzogene Angaben. Denn jeder Hersteller kann da machen, was er will, irgendwelche verbindlichen Normen gibt es nicht. Wenn man nicht weiß, welcher Hersteller das wie handhabt, kann man bei Blindbestellungen ganz schön in den Scheißetopf langen, wenn man zu knapp dimensioniert einkauft. Besser einige Reserve nach oben hin einkalkulieren. Nach unten hin schaut's meistens nicht viel anders aus, das angegebene Minimal-WG wirft auch kaum eine Rute mehr wirklich gut. Wenn man zweimal im Jahr auch mal einen Heintz-Blinker dranhängt, mag das wurscht sein. Aber wenn man viel mit Kunstködern fischt, ist das absolut nicht mehr wurscht.


    Gibt natürlich auch Wunderruten, die angeblich von 10g bis über 100g alles prima werfen. Aber das ist völliger Blödsinn, keine Rute kann das. Nur der Chiropraktiker findet so was bestimmt ganz große Klasse.


    Und was hat es mit Spezialruten auf sich, die Einige so furchtbar komisch finden? Die sind abgestimmt auf ganz bestimmte Ködertypen. Ob das Hand und Fuß hat, kann man nur beurteilen, wenn man erstens solche Köder häufig fischt und zweitens die entsprechende Rute überhaupt mal probiert hat. Ansonsten ist das bloß Wischiwaschi und Gelaber aus dem hohlen Bauch. Sicherlich gibt es auch Zeugs, auf das die Welt gut und gerne verzichten kann. Aber bei weitem nicht nur das. Einige US-Hersteller und auch japanische Hersteller geben mehr oder weniger detailliert an, für welche Ködertypen die jeweilige Rute geeignet und konstruiert worden ist. Das kann einem die Entscheidung bei der Bestellung sehr viel leichter machen. Insofern ist das eine kundenfreundliche Hilfe und keineswegs purer Blödsinn. Oder geht hier vielleicht jemand mit einer Karpfenrute zum Feedern? Man darf annehmen: Wohl kaum.


    Hierzulande bloß nicht üblich bei Spinnruten, relevante Angaben zu machen, weil man den Leuten so ziemlich alles andrehen kann mit ein paar flotten Sprüchen, die überhaupt nichts aussagen und tatsächlich bloßes Blabla sind. Bei vielen Shops kriegt man noch nicht einmal einen konkreten Hinweis über die Rutenaktion. Nichts außer Geschwätz von einer "schnellen Rute". Das bedeutet: genau gar nichts. Irgendwie "schnell" ist auch jedes Auto. Wer so was kauft, kauft eine Katze im Sack. Gehe ich hingegen, sagen wir, auf die Page des US-Herstellers St.Croix, lande ich mit ein paar Clicks genau da, wo ich hin will, die wesentlichen technischen Parameter inklusive. Und nicht irgendwo im diffusen Nirwana, wo man schlicht raten muss aufgrund völlig unzureichender Informationen, ob's vielleicht passen könnte oder auch nicht.


    Deutschland ist ein Angel-Entwicklungsland, jedenfalls was das Spinnfischen betrifft, und genau an solchen Dingen wird das leider ziemlich deutlich sichtbar. "Schnelle Rute", was ist das? Das kommt noch aus jener Zeit, als die heutigen Senioren mit entsetzlichen Schwabbelstecken fischen mussten, weil es anderes gar nicht gab. Alles hernach war dann irgendwie "schnell", was allerdings kein Kunststück war, denn schlabberiger als zuvor ging es eh nicht mehr. Und genau daher rührt auch das völlige Unverständnis, wieso für verschiedene Kunstködertypen u.U. verschiedene Ruten nötig sein könnten. Da steckt noch drin: Einmal Heintz und einmal Mepps 3 bitte, mehr braucht man nicht, denn was anderes gibt es eh nicht. Und außerdem fischen wir sowieso viel lieber mit lebendem Köfi oder Wurm, denn das funktioniert viel besser. Was auch stimmte, denn das Spinngerät jener Jahre war von einer Art, die ich heute nicht mal mehr meinem ärgsten Feind an den Hals wünschen wollte. Das Spinnfischen damit war eine Zumutung, weshalb es auch nur Wenige machen. Und das Einzige, was daran besser war, war der weniger zusammengekittete Kork, der Rest hingegen: Forget it. Aber diese Zeiten liegen mittlerweile schon ein ganzes Weilchen zurück. Manche hängen allerdings immer noch darin fest mit mindestens einem Bein.

    Mepps-Spinner und dergleichen kennt jeder. Bucktailspinner sind im Prinzip nichts weiter als eine vergrößerte Version tradierter Spinner, mit einem kleinen Anhang ("Skirt") zur Erhöhung der Reizwirkung hinten dran, der aus Gummifäden, Silikonfäden, Hirschhaaren, Mylar, Federn oder einer Kombination aus mehreren Materialien bestehen kann.


    Es gibt riesige Bucktailspinner, die gewaltig viel Druck machen und mit herkömmlichem Gerät nicht mehr fischbar sind. Es gibt aber auch solche, die zwar größer sind als das, was Viele so gewohnt sind, aber dennoch auch an herkömmlichem Stationärgerät, wie es sonst beim Spinnfischen auf Hecht verwendet wird, problemlos eingesetzt werden können. Einen will ich mal vorstellen, den Llungen Tale DC-8:


    http://www.pikeshop.de/spinner…ls/llungen-tail-dc-8.html


    Mit 18cm Länge und einem Gewicht von etwas mehr als 50g ist er ohne weiteres auch an einer herkömmlichen Spinnrute mit 80g Maximal-WG fischbar. Was man auf den Bildern nicht erkennt: Beim DC-8 ist vor dem Drilling ein azentrisches Bleigewicht montiert, das zwei Funktionen hat: Erstens verbessert es die Wurfeigenschaften und zweitens verhindert es effektiv Schnurdrall. Dieser Bucktailspinner hat ein Skirt aus Silikonfäden. Das ist besser als Gummifäden, da diese etwas dazu neigen, aneinander zu kleben.


    Wann und wo kann man Bucktailspinner einsetzen? Natürlich sind das reine Hechtköder, andere Spezies gehen kaum darauf. 18cm Länge mögen für Leute, die klein-klein fischen, nach sehr viel klingen. Tatsächlich handelt es sich hier aber um einen kleinen Bucktailspinner, der auch in Gewässern mit eher nicht so guten Hechtbeständen ohne weiteres gefischt werden kann.


    Bucktailspinner müssen, um gut zu spielen, relativ schnell eingeholt werden und laufen ziemlich flach, jedenfalls die meisten Modelle. Sie sind dann gut geeignet, wenn die Wassertemperaturen so hoch sind, dass die Kundschaft aktiv und in Jagdlaune ist. Also Köder für die warme Jahreszeit. Aber nicht gerade, wenn die Sonne vom Himmel knallt und 30° im Schatten herrschen, sondern... na, das kann sich dann sicher jeder selbst ausmalen. Des weiteren sind das eher Köder für Gewässer, die zumindest ein bisschen oder auch stärker eingetrübt sind.

    Bucktailspinner lassen sich ausgezeichnet über Kraut fischen, sind aber ebenso als schnelle Suchköder im Freiwasser geeignet. Außerdem gehören sie zu den besten Ködern für das Nachtfischen, dann auch in glasklaren Gewässern, denn sie machen Druck, haben ein gut sichtbares Format vor dem Nachthimmel und haken erheblich sicherer als viele andere Kunstköder. Wer es damit einmal probieren will in der kommenden Saison (oder solang es noch warm ist in dieser Saison): Der Llungen DC-8 ist ein sehr gut gemachtes Einstiegsmodell, das kein spezielles Gerät benötigt. Außerdem lässt er sich gut werfen.


    Kleiner Zusatztipp noch: Manche doppelblätterigen Bucktailspinner laufen etwas schwerer an nach dem Auftreffen auf dem Wasser. Ein kurzer, kräftiger Ruck mit der Rute und anschließendem Einholbeginn in zügigem Tempo lösen das Problem.



    Exkurs - auch ein kleiner Blick über den Gartenzaun schadet nicht, sondern kann einige nützliche Anregungen liefern, wenn auch nicht unbedingt im Format 1:1 übertragbar. Aber auch anderer Herren Länder haben schöne Kinder und bisweilen sogar schönere:


    Bucktailspinner gehören in den USA und Kanada zu den erfolgreichsten Muskie-Ködern überhaupt. Natürlich werden sie aber auch dort erfolgreich auf Hecht gefischt. Zwischen Muskie und Hecht gibt es allerdings ein paar kleine Unterschiede. Muskies vertragen hohe Wassertemperaturen viel besser als unser Hecht und stehen auch im Hochsommer häufig sehr flach, fast direkt unter der Wasseroberfläche. US-Kollegen fischen daher mit Bucktailspinnern einen Stiefel, der sich "Burnen" nennt. Das ist nichts weiter als ein Einholen des Bucktailspinners in extrem hohem Tempo.


    Bei den großen Bucktail-Formaten, die dafür verwendet werden, ist mit "normalem" Gerät allerdings nicht mehr viel zu bestellen. Für diese Technik werden große Multirollen mit möglichst niedriger Übersetzung bei möglichst hohem Schnureinzug pro Kurbelumdrehung samt Power Handle verwendet, um nicht schon nach kurzer Zeit zu ermüden. So was wie die Shimano Trinidad zum Beispiel, eigentlich eines Meeresrolle. Das muss man hierzulande nicht unbedingt kopieren, Hecht ist nun einmal kein Muskie. Aber in bestimmten Situationen kann das "Burnen" von Bucktailspinnern auch auf Hecht eine ausgesprochen effektive Methode sein, die (fast) alles andere um Längen schlägt.


    Fertige Rezepte gebe ich hier nicht, aber wer weiter oben aufmerksam gelesen hat, wird sich seinen Reim darauf machen können. Jedenfalls ist das häufig empfohlene "laaangsame" Führen beim Kunstköderfischen keineswegs generell richtig, sondern bisweilen völlig falsch und das genaue Gegenteil zutreffend. Deswegen gibt es eben auch sehr schnell führbare und nur sehr langsam führbare Baits, sowie alles Mögliche dazwischen. Ein Twitchbait gehört sicherlich nicht gerade zu den schnellen Baits, um ein Beispiel zu geben, denn allein seine Führung kostet Zeit. In einigen Situationen ist das absolut kontraproduktiv.


    Jeder Bait hat seine Zeit und seinen Ort, die sich an seinen Eigenschaften ablesen lassen. Weshalb Mepps 3 und EffZett-Blinker zwar schön und gut sind, aber bloß einen Bruchteil der Situationen bedienen können, die so vorkommen am oder auf dem Wasser. Und auch der viel gepriesene Ansitz-Köfi kann bei weitem nicht alles bedienen, er ist nicht selten sogar eine denkbar schlechte, ausgesprochen ineffiziente Wahl. Leute, die sich mehr oder weniger bloß auf einen einzigen Köder bzw. eine einzige Methode festlegen, werden zuzeiten zwar gut fangen. Aber ganz sicher nicht rund um die Saison und in jeder Lage, denn das funktioniert so nicht.


    Genauso wenig, wie es im ganzen bekannten Universum irgendeinen Wunder-Kunstköder gibt, der immer und jederzeit und jedenorts optimal oder auch nur halbwegs gut funktioniert. So was existiert schlicht nicht. Baits sind einfach Werkzeuge, die auf bestimmte Situationen passen und auf andere überhaupt nicht. Irgendwelche wundersamen, bloß erleuchteten Eingeweihten zugänglichen Geheimnisse gibt es da nicht. Denn die Physik, nach der sie funktionieren, ist ziemlich schlicht und stets die immer gleiche. Das ist alles längst ausgereizt in zig-facher Wiederholung, und wirklich Neues kommt schon lange nicht mehr nach. Was es stattdessen gibt, sind simple Qualitätsunterschiede, so wie bei Hosen, Jacken, Schuhen und anderem Krempel auch. Ein Schuh für 200 Öcken ist halt meistens besser verarbeitet und langlebiger und wahrscheinlich auch bequemer als einer für 14,50 aus der Grabbelkiste.

    Dann wird es auch klappen. Wenn's ein schwieriger See ist, sind wahrscheinlich eh ein paar mehr übrig geblieben. Und dass es kein Flachgewässer ist, ist auch gut für den Bestand. Gut möglich, dass da irgendwo die eine oder andere großformatige oder gar kapitale Überraschung schwimmt.

    (Sorry, doppelte Übertragung, die Leitung hier auf dem Job ist nicht die schnellste.)


    Aber wenn schon ein unnötiger Doppelbeitrag: Große Spinnerbaits kann man auch gut ohne Trailerhaken fischen, die Fehlbissrate bleibt auch dann marginal, außer bei Schniepelbissen. Warum also nicht ohne? Ganz einfach: Zwei Wochen Schneider wegen schlechter Bedingungen und schon kriegt man die Muffe, einen zu verpassen.


    Besagter Fang hätte aber auch ohne Trailerhaken sicher gehangen. Der Haupthaken saß schön sauber, geradezu lehrbuchmäßig im Maulwinkel. Die ganze Prozedur wäre vollkommen überflüssig gewesen und der Bait mit einem Ruck gelöst, wenn ich den Trailerhaken einfach weggelassen hätte, wie sonst auch.


    Solch kleine Widersprüchlichkeiten passieren eben immer wieder, trotz noch so guter Vorsätze. Aber bei gewissen Utensilien, von denen ich weiß, dass sie nicht gut sind, habe ich einen einfachen Riegel vorgeschoben: Ich nehme sie schlicht und einfach nicht mehr mit, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen. Zum Beispiel die Digitalkamera. Ist nicht drin, wenn man allein fischt und zurücksetzt. Da hat man anderes zu tun, und mehr als zwei Hände hat man nun mal nicht. Zu Zweit wäre es anders, dann kann man es machen.


    Es sind halt immer Abwägungsfragen, die jeder für sich selbst beantworten muss. Das ist anstrengend, und man kann ihnen auf die Dauer schlecht ausweichen, wenn man sich erst einmal dazu durchgerungen hat, C & R zu machen. Aber es ist nicht bloß anstrengend, es ist auch interessant, gewisse Dinge zu verändern, die einem früher selbstverständlich erschienen. Der Wechsel der Perspektive führt fast automatisch zu einer anderen Art des Angelns.


    Ganz ähnlich wie bei den Fliegenfischern, die schon sehr früh eine etwas andere Sicht der Dinge hatten als der Rest der Veranstaltung. Weniger aufs Stückzahldenken fixiert, mehr auf den "künstlerischen" Teil der Angelegenheit gerichtet. Sozusagen kultivierter, ein "Paradigmenwechsel" von der bloßen Quantität zur Qualität. Das allein wäre allerdings ein bisschen snobistisch, wenn es nicht auch einen handfesten Zweck verfolgte: Bestandsschutz. Aber es ist besser, ein bisschen snobistisch zu sein, als wie eine von der Leine gelassene Wildsau zu hausen, mit einem Horizont von 12:00 bis Mittag und nach mir die Sintflut.

    Einfach zuerst alles kappen, was sichtbar ist. Und dann erst abhaken. Ist natürlich nicht immer nötig, aber wenn's kompliziert wird, geht daran kein Weg vorbei. Übrigens auch - ich hab's woanders ja schon geschrieben - im Interesse der eigenen Fingerchen. Das allein sollte dann schon mal einen Owner wert sein oder auch zwei.


    Bei diesen "Verrichtungen" kommen einem manchmal die seltsamsten Einwände in den Kopf, die den Cut gern verhindern möchten. Zum Beispiel: Vor Wochen hatte ich an einem Spinnerbait mit montiertem Trailerhaken einen Guten dran und beide Einerhaken saßen fest im Harten. Wer Spinnerbaits kennt, der weiß, wie schwer es dann trotz Einerhaken werden kann. Also kappen, den Trailerhaken. Aber der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss: Mann, ich habe ja gar keinen Ersatz mehr in der Größe.


    Auf solchem Level spielt sich das ab. Irgendwie urkomisch, aber so oder so ähnlich läuft das immer wieder.

    Ja, ja, einmal Knipps und schon sind wieder ein, zwei Euro sind weg. Da rebelliert natürlich der knickerige Buchhalter. Jedesmal gibt's dieses fast unmerkliche Zögern dabei, das ist immer wieder der gleiche Fight.

    Ist mir zum Glück noch nie passiert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.


    Es genügt jedenfalls nicht, sich einfach dick und fett C & R auf die Visitenkarte oder das Boot printen zu lassen. Das allein bedeutet gar nix, wenn daraus nicht gewisse Konsequenzen folgen. Auch solche, die man gar nicht gerne trifft. Hat eine Weile gedauert, bevor ich aufhören konnte, gewisse besonders schädliche Baits zu verwenden. Das war nicht leicht, die aus meinem Programm zu streichen.

    Ja, und deswegen ist es so wichtig, dass darüber geredet wird. Das ist erheblich wichtiger, als jeden neuen Bait abzufeiern. Denn sonst muss jeder das Rad jedesmal neu erfinden - mit den bekannten unschönen Folgen.


    Natürlich hatte ich den ganzen Mist nicht mit Absicht gebaut, ich wusste es einfach nicht besser. Mit einer Ausnahme: die übertriebene Hakenbestückung. Denn dahinter stand ganz einfach der egoistische Wunsch, bloß keinen auszulassen. Und das war mir auch ganz klar.


    Auf einem guten Bolzenschneider steht Knipex drauf. Und der kostet ein bisschen was. Aber das ist eines der wichtigsten Utensilien überhaupt, wenn man C & R macht. Und daneben gehört dazu, dass man seinem eingebauten Buchhalter, der in Einzelhakenkosten rechnet, nachhaltig das Maul stopft.