Wie komme ich in meinem Gewässer zum Meterhecht?

  • Zitat von Heiner Hanenkamp

    Oha, das war jetzt aber nicht meine Schuld. Da ist irgendwas quer gelaufen bei der Übertragung. Bitte löschen, das Überflüssige.


    Hast bestimmt eine 6000er Leitung, deshalb wurde der Beitrag 6 mal gepostet. Wird nicht daran gelegen haben, dass er 6 mal abgesendet wurde :badgrin: :badgrin: :badgrin:

  • a, wahrscheinlich liegt's daran. Ok, noch mal zum Thema.


    Sicher kann man mit Köfi einen Großen fangen. Wer viel Sitzfleisch hat, für den ist das ok. Und in diesem Falle spricht dafür, dass das Gewässer stocktrüb ist - nicht gerade optimal für Kunstköder. Jedoch: Es gibt Kunstköder, die auch in trüben Gewässern auf Hecht funktionieren. Das sind solche, die viel Druck machen. Und damit meine ich keinen Mepps 3, denn der macht nicht viel Druck.


    Und wenn es gezielt auf Große geht, behaupte ich, dass nichts die aktive Angelei mit Kunstködern oder, in speziellen Fällen, die Angelei mit einem Köfi im Spinnsystem schlägt. Außer in der kalten Jahreszeit. Da kommt außer Ansitz sonst bloß noch Vertikalangeln als noch bessere Methode in Frage. Aber die kostet gewaltig viel an technischem Aufwand und kommt daher nur für Wenige überhaupt in Frage. Für mich kommt sie nicht in Frage, denn weder sind hier die dafür unumgänglichen Motorboote mit allen Schikanen erlaubt, noch hätte ich die Kohle übrig, um mir so was zu kaufen.


    Aber wenn's welche gibt, die sich so was leisten können oder wollen, ist's ja auch ok, nicht? Meine Privatansicht dazu lautet allerdings: Ich finde, im Winter sollte man die Viecher ganz in Ruhe lassen und ihnen einen Pause gönnen. Aber das ist, wie gesagt, meine Privatmeinung.


    Der Aufwand technischer Art und auch der Aufwand, Kunstköder sinnvoll einzusetzen, sowie der dazu unbedingt nötige Einsatz von Gehirnschmalz ist zweifellos erheblich größer. Und anstrengender ist es auch. Das muss dann jeder selbst wissen, was ihm lieber ist. Beides ist ok. Aber mit Kunstködern lassen sich Situationen ausnutzen und Dinge machen, die per Ansitz überhaupt nicht möglich sind.


    Ansitz heißt im Wesentlichen: Warten bis einer mehr oder weniger zufällig vorbeischwabbelt. Ausnahme: Angeln mit Segelpose, aber da ist man sehr vom Wind abhängig. Dafür hat man dann viel Zeit, um sich ein bissi auszuruhen und Fünfe gerade sein zu lassen. Das hat auch was. Und wenn die Pose endlich ins Tanzen kommt nach Stunden, ist das auch ein Thrill.


    Spinnfischen ist flexibler und vielfältiger und natürlich auch hektischer unter Umständen. Gibt Leute, die das mögen, ich zum Beispiel. Mit den modernen Methoden haben sich die Möglichkeiten gewaltig verbreitert, wenn man sie sachgerecht einsetzt. Und das nach und nach zu lernen - fertig wird man damit nie - ist doch eine spannende Sache. Finde ich jedenfalls, denn ich mag es, Abwechslung zu haben und Probleme zu lösen. Gibt nichts Befriedigenderes, als wenn man die richtige Lösung für eine ganz bestimmte Situation findet - manchmal durch Zufall, manchmal aber auch nicht. Der Fang selbst ist dann fast schon nicht mehr so wichtig und sozusagen bloß noch der Abschluss. Danach kann man eigentlich einpacken und zufrieden nach Hause gondeln, um den Angeltag Angeltag sein lassen, denn die Wiederholung macht's nicht mehr besser.


    Ist auch schon mal vorgekommen, dass mein Angeltag zehn Minuten dauerte - Devise: einer reicht für heute, auch wenn's kein Meter war, denn übermorgen kommt auch noch ein Tag, und fürs Gewässer und die Bestände ist's eh besser so. Man kann ja stattdessen noch ein bissi übers Wasser schwabbeln und gucken, ob sich was Neues findet fürs nächste Mal. Ob mit oder ohne Echolot, ist Geschmackssache oder gewässerspezifisch, das wäre dann sozusagen der Entspannungspart. Manche Leute spielen eben gerne Schach, andere finden Würfelspiele schöner. Ok in beiden Fällen und kein Grund, sich darüber moralingetränkt auszulassen, denn uneigennützig sind auch die Motive der erklärten Saubermänner niemals.


    Scheiße ist bloß eine Mentalität, die den Hals nie voll genug kriegen kann. Oder die Kühltruhen. Das allerdings gehört jetzt beerdigt, denn dieses Land heißt nicht Kanada oder Schweden, also ist hierzulande auch erheblich mehr an Beschränkungen nötig, am besten freiwilliger Art. Und auch das ist ein wohlverstanden eigennütziger Satz, aber einer mit dem schönen Wörtchen Selbstverantwortung dahinter.

  • Dann will ich auch noch was dazu schreiben, da ich beides gemacht habe, Köfi und Kunstköder. Mit Kunstködern fange ich mehr Hechte in der Meterklasse als früher mit Köfis.


    Allerdings nicht mit irgendwelchen Kunstködern, sondern mit dicken Brocken. Die Größten wiegen über 400g und sind etwa 40cm lang, und unter 30cm hänge ich kaum was dran, wenn ich gezielt auf die Großen aus bin. Ausnahme: Ab November bis zum Saisonende fangen Köfis deutlich besser, wenn's um die großen Viecher geht. Aber in der warmen Jahreszeit sind (große) Kunstköder eindeutig überlegen.


    Am Rand mag das anders sein, jedenfalls in stark befischten Gewässern. In der Uferzone fliegen den Viechern - allerdings stehen da eh meist nur die Kleineren - eben jeden Tag die Kunstköder um die Ohren in vielen Gewässer, denn da angeln nun einmal die Allermeisten. Irgendwann werden's dann halt vorsichtiger, und so kann es durchaus passieren, dass Kunstköder dort schlechter funktionieren. Aber das Freiwasser ist ein ganz anderes Kapitel, denn da werden sie viel weniger beharkt, weil das Gros der Angler immer nur am Rand klebt.


    Andererseits: In kleinen Vereinstümpeln von wenigen Hektar, die gewöhnlich heillos überfischt werden, würde ich wohl auch eher mit Köfis angeln, allerdings nicht Ansitz, sondern Spinnfischen. Aber in einigermaßen guten, größeren Hechtgewässern, wo die Bestände noch nicht vollends platt gemacht worden sind, würde ich Kunstköder (fast) immer vorziehen. Einfach weil die unter solchen Verhältnissen viel mehr bringen über die meiste Zeit der Saison. Und in den verbliebenen Topgewässer - ein paar davon gibt's ja immerhin noch in Deutschland - sowieso.


    Und ansonsten ist das auch davon abhängig, zu welchem Anglertyp man gehört. Manche sitzen halt gern, andere wollen Bewegung. Ist doch nur gut, wenn für jeden gesorgt ist. Ich bin jedenfalls für jeden Ansitzangler dankbar, so kommt man sich nicht in die Quere. Besonders dann nicht, wenn man weg bleibt vom Rand - eh nicht gerade der beste Ort über die meiste Zeit der Saison, um auf Hecht zu angeln, vor allem nicht mit Kunstködern.

  • Übrigens gibt es dazu mehrere wissenschaftliche Untersuchungen. Deren ziemlich plausibles Resultat unterm Strich: Bei hohem Befischungsdruck sind Naturköder besser, bei geringem Befischungsdruck verhält es sich umgekehrt. Ist aber das Gewässer hinreichend groß, gibt es dort zwar Stellen, speziell die Randzone, welche zuverlässig immer starkem Befischungsdruck ausgesetzt sind, jedoch auch solche, wo das kaum oder gar nicht nicht der Fall ist.


    Außerdem ist Kunstköder nicht gleich Kunstköder. Sicher hat man schlechte Karten, wenn man in der Uferzone eines stark befischten Gewässern mit den Ködertypen fischt, die die Mehrheit verwendet. Aber ganz anders schaut die Sache aus, wenn man an solchen Stellen etwa mit einem möglichst naturgetreuen, eher unauffällig gefärbten Swimbait mit eher sparsamer Aktion aus Weichplastik fischt. Darauf fallen sie nämlich auch dann noch herein, wenn sie auf einen Mepps und dergleichen schon lange nicht mehr hereinfallen.


    Wer in stark befischten Gewässern an den "Vorzugsstellen" der großen Mehrheit mit Kunstködern angeln will, sollte sich möglichst genau angucken, was besagte Mehrheit eigentlich so fischt. Um genau das dann nicht zu fischen, sondern etwas, das keinerlei oder jedenfalls nur wenig Ähnlichkeit damit hat in Bezug auf Optik, Laufverhalten und auch Größe. Wenn erst jeder Zweite einen "Real Eel" in der Box hat, wird der ganz schnell eine Lusche werden. Denn die Modeköder von heute sind zuverlässig die Mepps 3 von morgen. Da kann man fast schon die Uhr nach stellen.


    Zum Beispiel sind die Fangergebnisse (auf Hecht) mit Minnows heute lange nicht mehr so überwältigend gut an diversen Gewässern, wie das der Fall war, als hierzulande noch kaum einer wusste, was ein Minnow überhaupt ist. Dazwischen liegen etliche Jahre, jetzt sind das bloß noch Durchschnittsköder. Man könnte hier wie in anderen Fällen auch dieses Zitat bringen: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."


    Und besonders anfällig gegen Überfischung sind Hardbaits. Man muss nur einmal gesehen haben, wie an stark befischten Stellen selbst schon kleinere Viecher einem solchen Bait folgen, ihn kurz mit der Schnauze antippen, um die Konsistenz zu prüfen, und dann in aller Seelenruhe abdrehen, weil sie sich eben nicht mehr vergackeiern lassen von dem Schwindel, der ihnen täglich um die Ohren fliegt.


    Ganz so dämlich, wie Manche glauben, sind die Viecher nämlich nicht. Diejenigen, die den üblichen Abschlagorgien entgingen, sind durchaus clever - je höher der Befischungsdruck, desto mehr. Solche durch allerlei schlechte Erfahrungen gewitzten Exemplare mit Kunstködern zu fangen, ist nicht leicht. Es geht zwar, aber dazu muss man einiges anders machen als der Rest der Veranstaltung, nicht bloß in Bezug auf die Köderwahl. Und bisweilen wird man sich dann wundern, was auch an stark befischten Stellen stehen kann an Großen und sogar Kapitalen, von denen jene, die den immer gleichen Stiefel herunter fischen, gar nicht mitkriegen, dass sie da überhaupt stehen. Denn die fallen eben nicht mehr herein auf das, was ihnen täglich präsentiert wird.


    Gibt ein Gewässer, wo ich jahrelang immer wieder an einer gewissen Stelle fischte, ohne auch nur einen blassen Schimmer davon zu haben, dass da zuzeiten immer mal wieder ein Kapitaler steht. Der Zufall machte es, um der Wahrheit die Ehre zu geben, dass ich es eines Tages schnallte. Und danach wurde auch ziemlich bald klar, warum die sich dort hinstellen, sogar unter hohem Befischungsdruck. Nur kann man da alles vergessen, was man so für richtig hielt bis dahin. Mit den gewässerüblichen 08/15-Methoden kriegt man sie nicht, das ist völlig chancenlos. Denn die kennen sie alle auswendig. Aber wenn man kapiert hat, wie (und wann) man sie kriegen kann, dauert der Angeltag keine drei Würfe. Und dennoch kriegt man dann einen gehörigen Respekt vor diesen Viechern, denn dämlich sind die weiß Gott nicht. Sonst wären sie auch nicht so alt geworden in einem solchen, für jedermann mit Fischereischein zugänglichen Gewässer samt dem sattsam bekannten, notorischen Quantum an Abschlag- und Tiefkühltruhenexperten anbei.


    Hoher Befischungsdruck macht was mit einem Gewässer. Er verändert es, denn er wird mit der Zeit sozusagen zu einer Eigenschaft des Gewässers selbst. Die Natur passt sich daran an, wie sie es immer getan hat, und zwar schneller, als man denken mag. Auf einen kleinen Tümpel von wenigen Hektar mehrere hundert Angler pro Saison loszulassen, kann gar nicht funktionieren. Ein solches Gewässer ist so hoffnungslos überlastet, Lichtjahre jenseits jeder natürlichen Regenerationskapazität, dass es schon fast zum Gotterbarmen ist. Wie man das überhaupt ignorieren kann mit zwei fest zugekniffenen Augen, das allerdings ist schon ein wahres Meisterwerk an virtuoser Verdrängungskunst.

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