So, der erste Heilbuttrip des Jahres stand am Samstag an. Die Saison war zwar schon seit dem 1.3. offen aber da wir bei dieser Fischerei sehr gezeiten- bw. stroemungsabhaengig sind, hatte sich leider noch keine Wochenendgelegenheit dazu ergeben. Ich war sehr neugierig wie sich die 2019 Heilbuttsaison so abzeichnen wuerde weil die Butte letztes Jahr wie vom Erdboden verschwunden gewesen waren und selbst die Topguides Schwierigkeiten gehabt hatten, regelmaessig einen Butt pro Tag zu finden. Ueber unser aktives hiesige Anglerforum hatte ich schon erfahren, dass zwar einige Butte seit Monatsanfang gefangen worden waren, aber auch einige enttaeuscht leer heimgefahren waren. Also schluessig waren die Meldungen noch nicht; nur selber versuchen wuerde eine Antwort geben.
Samstag war beste Stroemung, was schwache Stroemung bedeutet, von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr und es war so gut wie kein Wind bei Sonne und 17 Grad angesagt. Besser geht es ja kaum! Aber normalerweise sind solche Tage nicht die besten Fangtage; es waere ja wohl dann zu viel des Guten wenn auch noch gut gefangen wuerde bei sonst perfekten Bedingungen. Sauwetter ist normalerweise Fangzeit, wenn mmann sich seine Fische bei Regen und Wellen verdienen muss! Um also einen wahrscheinlichen Schneidertag etwas unterhaltsamer zu machen, lud ich gleich 3 meiner langjaehrigen Angelfreunde ein, die schon oft in meinen Berichten aufgetaucht sind: Carl, Dave und Jerrod. Dave hat sowieso kein eigenes Boot und ist damit immer auf eine Einladung zum Meeresangeln von uns angewiesen, Jerrod war mit seiner Familie letztes Jahr nach Nanaimo gezogen und damit auch nur noch ein seltener Gast in Victoria und Carl war dieses Jahr ueberhaupt noch nicht auf’s Wasser gekommen. Somit waren alle 3 Feuer und Flamme. Und vielleicht war ja doch ein Butt in der Gegend unterwegs.
Wir trafen uns 8:30 Uhr an der Victoria Bootsrampe und ich hatte da das Boot schon im Wasser und startklar. Bei gleisender Sonne fuhren wir ueber eine ruhige See ca. 15 Minuten zum Mud Hole, ein etwa 100 m tiefes Plateau mit schlammig-sandigen Untergrund. Hier jagten die Butt bei bestimmten Stroemungskonstellationen. Ich hatte mir ueber die Jahre eine Tabelle mit meinen Buttfaengen (Lachsfaengen uebrigens auch) bei verschiedenen Gezeiten aufgeschrieben und habe nun 3 Stellen die an unterschiedlichen Gezeiten regelmaessig funktionieren. Es ist faszinierend wie berechenbar Fische sein koennen. Letztes Jahr war dann aber alles anders und es ging fast nichts – egal wo. Warum auch immer.
Wir benutzten heute nur mein Geraet; ich hatte den Jungs gesagt, dass sie Ihr Zeug zuhause lassen sollten. Mit 4 grossen Kerlen an Bord mussten wir Platz sparen. Dave brachte ein paar Heringe als Koeder mit und ich hatte noch ein paar Lachsfetzen vom Filetieren meiner letzten Lachsfaenge. Der Yamaha Aussenborder musste ganz schoen arbeiten um uns 4 schwere Kerle ins Gleiten zu kriegen. Nach 15 Minuten Fahrt waren wir da und suchten uns einen Platz zwischen 12 anderen schon verankerten Booten. Das Mud Hole ist mehrere Quadratkilometer gross und ich habe an allen Ecken schon Butte gefangen, daher war es mir nicht so wichtig wo genau wir ankerten. An meinen beiden anderen Stellen war das schon wichtiger weil diese Stellen mehr an Struktur wie Unnterwasserberge etc. gebunden waren. Aber das war das schoene und stressfreie am Mud Hole; du ankerst da irgendwo, brauchst Dir keine Sorgen machen, dass der Anker oder das Angelgeraet am Boden festhaengt und auch die Tiefe ist sehr uniform.
Wir bestueckten schnell die 2 Ruten mit einem leckeren Hering-Lachs-Doppelpack, schmierten das Ganze noch mit dem beruehmten “Butt Juice” ein, und ab gingen die Koeder nach unten. Die Ruten wurden in stabile Rutenhalter gesetzt und dann fing die lustige Maennerrunde an. Wir hatten uns viel zu erzaehlen und verarschten mal den einen oder den anderen zur Belustigung aller. Eine Stunde passierte nichts an den Ruten. Jerrod textete mit einem anderen gemeinsamen Bekannten, Graham, der gleichzeitig an einer anderen Stelle auf Butt ansass. Mal sehen wer die bessere Entscheidung getroffen hatte. Spannend wurde es als ein grosses Containerschiff aus dem fernen Nebel auftauchte und knapp ausserhalb der Fahrtrinne auf die aeussere Menge der verankerten Heilbuttangler zubretterte. Er hupte wiederholt und das sah fuer einige Boote ganz schoen knapp aus. Das Schiff bestand aber auch partout auf seinen Kurs aber wir sahen auch keines der Angelboote den Anker lichten. Wir waren weiter drinnnen und ausser Gefahr aber von den aeusseren Booten werden sich wohl einige in die Hosen gemacht haben als der Riese dicht an ihnen vobei fuhr. Wie dicht konnten wir von uns nicht gut erkennen aber das sah schon besorgniserregend aus.
Auf einmal sprang Carl an mir vorbei zur Backbordrute. Die hatte einige kraeftige Verneigungen gemacht. Er kurbelte an und die Rute war krumm. Es hing was dran, aber was? Der Fisch machte nicht die bekannten Hammerstoesse eines kaempfenden Heilbuttes. Aber fuer einen Dornai schien mir die Rute zu krumm. Vielleicht ein Rochen? Nach einiger Zeit hatte Carl das Geschirr oben und ein richtig stattlicher Dornhai tauchte auf. Der war ueber einen Meter lang. Naja, das Gute daran war, dass wir jetzt wussten, dass die Duftspur funktioniert hatte. Das Schlechte war: nun war wohl Ende mit Ruhe und wir muessten nun wohl regelmaessig Koeder kontrollieren; kein reiner Spass bei 100 m Tiefe. Und tatsaechlich kamen nun noch 3 oder 4 weitere Dornhaie hinzu. Dann riss es ploetzlich sehr hart an der Backbordrute. Das war kein Hai, das roch nach Butt. Dave war da und zog an. Der hing!
Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und haemmerte typisch in die Rute. Buttalarm, und 4 alternde Maenner waren ploetzlich giddy wie kleine Jungs. Ich machte die Harpune klar. Dave brachte den Fisch nun ruhig und stetig hoch. Wir konnten den Fortschritt gut am Echlot beobachten und riefen Dave die Tiefenzahlen zu. Bei 50 m gab der Butt nochmal Gas aber schaffte es nicht mehr bis zum Grund. Ab da ging es nur noch nach oben. Da tauchte der Schatten im Wasser auf, kein Riese aber doch ein guter Fisch vonn reichlich 20 Pfund vielleicht. Das Harpunieren hatte ich trotz der langen Durststrecke offensichtlich nicht verlernt denn es klappte perfekt beim ersten Stoss. Als wir den Fisch ausblutend sicher vertaeut hatten, klatschten wir uns alle hoch erfreut ab! Es gab wieder Heilbutte und wir wuerden alle zumindest ein schoenes Filetstueckchen mit nach Hause bringen! Aber geht da noch mehr?
Schnell war auch diese Rute wieder am Grund. Wenn man einen Butt faengt, sind normalerweise noch andere vor Ort. Die jagen in kleinen Trupps, besonders die Halbbstarken. Ich sass vorne im Kapitaenssitz und schaute gerade aufmerksam von einer Rutenspitze zur anderen als wieder die Backbordrute ohne irgendeine Vorwarnung ploetzlich in die Knie ging. Einfach brutal nach unten gezogen, so dass die Rutenspitze fast im Wasser war als die Rolle widerwillig Schnur hergab. Ich rief und zeigte auf die Rute. Carl schnappte sich die Rute und ich schnallte ihm den Gimbal um. Der Fisch schien richtig Betrieb zu machen und Carl musste mehrmals wieder hergeben, was er schon gewonnen hatte. Wieder so bei 50 m legte der Butt einen Endpurt ein und ging nochmal 30 m runter. Aber Carl legte sich ins Zeug und hatte den Butt dann bald am Boot. Ich stiess mit der Harpune zu, landete aber diesmal ein bisschen zu dicht am Kiemendeckel denn ich spuerte wie die Harpunenspitze auf der Unterseite nicht ganz durchkam. Ich blieb aber ruhig und drueckte nochmal kraeftig nach und dann kam die Spitze auch durch. Vertaeuen, Kiemen durchschneiden und dann mit den Kumpels lachen und jubeln. Mensch, wer haette das gedacht, eine schoene Dublette hing hinten am Boot! Jerrod textete aufgeregt Graham, der noch nichts vorzuweisen hatte.
Wir versanken wieder ein bisschen in Gespraeche als die Steuerbordrute abzog. Das gibt’s doch gar nicht! Carl war als erster dabei und riss die Rute raus zog an – Fish On. Dann uebergab er die Rute an Jerrod. Der war augenblicklich verbluefft denn die Rolle war eine Linkshaenderrolle. Ich kurbele lieber links und so hatte ich mir versuchsweise mal eine linke Multirolle geholt. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten kam Jerrod aber ganz gut damit klar. Langsam und stetig kurbelte er den Fisch hoch. Ich war mir nach einer Weile gar nicht mehr sicher ob das ein Butt sein wuerde aber dann wachte der Fisch auf und zog mit einem Spurt direkt bis zum Grund zurueck. Wir Zuschauer johlten los als die Rolle laut sang und feuerten Jerrod an. Schliesslich kam auch dieser Butt herauf und ich war nun schon voll eintrainiert an der Harpune. Ruck zuck hingen bald 3 Butte am Seil am Boot. Unglaublich! Und es war erst 11:30 Uhr. Alle 3 die gleiche Groesse. Sollten wir etwa noch unser Limit kriegen heute, mit 4 Leuten? Vor 2-3 Jahren noch waren Multi-Butttage keine Seltenheit aber nach letztem Jahr?
10 Minuten spaeter zuckte wieder die Backbordrute und ich war nun zur Stelle. Leider stellte sich dieser Biss als ein laestiger Hai heraus. Ich war noch mit dem Wiederbekoedern beschaeftigt, da rangen ploetzlich laute Schreie hinter mir und Carl sprang wieder unnachahmlich diagonal quer ueber das Deck zur Steuerbordrute. Die war naemlich schon wieder bedenklich krumm. Ich fass es nicht! Noch unglaeubig kopfschuettelnd dastehend hatte mir Carl ploetzlich die Rute in die Hand gedrueckt und Dave den Gimbal umgeschnallt und nun war ich dran! Das war ein Butt, keine Frage, ich spuerte die typischen Schlaege. Aber ich merkte auch schnell, dass das ein kleinerer war. Ein paar Minuten spaeter hatte ich ihn hochgepumpt und diesmal schwang Carl das Gaff. Auch dieser Butt, etwas kleiner als die andern 3, bit the dust! Wir grinsten von Ohr zu Ohr – keiner von uns hatte damit gerechnet, jeweils mit einem ganzen Butt nach Hause zu kommen! Es war erst Mittag und wir waren maxed out, am Fanglimit! Es waren doch noch 2 Stunden mit bester Gezeit!? Eigentlich kann man jetzt nicht aufhoeren zu angeln! Wer weiss ob man so einen Tag jemals wieder erlebt! Aber wir waren am Limit und Grundangeln auf Heilbutt war nicht die beste Methode fuer Catch & Release. Alle Butte bis auf einen hatte hungrig geschluckt gehabt – das war auch nicht immer so! Manchmal beissen die Butte knapp und spielen auch erst ein bisschen damit herum. Alle Bisse heuten waren hammerhart und ohne Zoegerung.
Wir beschlossen noch zur Constance Bank zum Lachsangeln zu fahren. Vielleicht gab es ja den Fruehlings-Grand Slam! Die 10 minuetige Fahrt zur Bank war bei diesen fast sommerlichen Wetterbedingungen erfrischend. An der Bank fanden wir schon etliche Boote beim Schleppen, einige auch vor Anker auf Butt. Wir fingen auf der tiefen Seite des Drop Offs an zu fischen. Dave hatte meinen gruen-glow Coho Killerblinker fuer seine Rute ausgesucht. Carl fand etwas anderes in meiner Koederkiste. Nach etwa 30 Minuten ruckte Dave’s Rute los und Dave war hellwach gleich dabei. Und tatsaechlich brachte er bald einen ordentlichen 5-6 Pfund Winter Chinook ans Boot den Carl sicher kescherte. Was soll man sagen? Eigentlich waren wir sprachlos ueber solch einen Erfolg heute. Es blieb zwar weiterer Erfolg aus bis wir um 14:00 Uhr einpackten aber das war schon ein aussergewoehnlicher Erfolg heute. Jerrod zog ueber Text noch Graham auf, der als Schneider auch zur Rampe zurueck unterwegs war.
Wir hatte allerlei Arbeit am Filetiertisch und hatten auch allerlei Fragen zu beantworten von staunenden, neugierig schauenden Anglerkollegen. Es waren zwar noch andere Fische gefangen worden, z.B. kam ein Guide mit 3 Butten rein, auch ein paar Chinooks waren gefangen worden, aber ein richtiger Erfolgstag war es wohl fuer die meisten nicht gewesen, wenn man mal von den haeufigen Sonnenbraenden absah. War das nun alles Glueck bei uns gewesen? Wir waren an keiner Geheimstelle gewesen, wir waren dagewesen, wo die anderen auch waren. Zur gleichen Zeit. Hatten wir irgendwelche Kleinigkeiten anders und richtig gemacht an denen es bei anderen Anglern gemangelt hatte? Schwer zu sagen, es schien zu einfach heute; es klappte einfach wie am Schnuerchen. Und das mit 3 guten Freunden zu teilen, einfach fantastisch! Ein Tag, den ich nicht vergessen werde!

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