Fliegenfischen in Montana

  • 26./27.6.2019, Montana


    So, diesmal ein Bericht von einer etwas anderen Art. Das letzte Juniwochenende war die letzten Jahre immer fuer den Nootka Sound Trip mit meinen Jungs und ggf Freunden vorgesehen. Das war immer ein tolles Ereignis und meistens auch anglerisch ein Highlight des Jahres. Im Winter hatten meine Jungs, Ricardo und Alexander und deren Freund Alec jedoch eine andere Idee ausgekocht. Alec hatte naemlich zu Weihnachten ein Buch “Die 50 besten Fliegenfischerziele in Amerika” geschenkt bekommen und fleissig darin gelesen. Montana, der US Bundestaat in den Rocky Mountains suedlich der kanadischen Grenze hatte eine ganze Liste von Fluessen die die Top 50 machten. “Vielleicht koennten wir ja einen Fliegenfischurlaub in Montana statt Nootka Sound machen?”, war der Vorschlag. Hm, das waere schon mal eine interessante Abwechslung, dachte ich. Aber an welchen Fluss bei dieser Vielfalt?


    So verabredeten wir uns in den Weihnachtsferien zu einem Diskussionsabend bei uns zu Hause, an dem jeder von uns 1 bis 2 Fluesse, die wir individuell recherchiert hatten, vorstellten, mit allen Vor-und Nachteilen. Natuerlich hatten wir uns zu dieser Zeit auch nochmal den Hollywood Klassiker “Aus der Mitte entspringt ein Fluss” angesehen und ich selber hatte den Blackfoot River, an dem der Film spielt, auf meiner Praesentationsliste neben dem weltberuehmten Madison River. Alexander stellte den fantastischen Beaverhead River vor, Alec hatte den Big Hole und den Jefferson River, und Ricardo den Bighorn River. Die Diskussion dauerte den ganzen Abend; wie sollte man bei solch fantastischen Forellenfluessen eine Entscheidung treffen? Wir wollten auf jeden Fall unser Driftboot mitnehmen, was bei allen diesen Fluessen ein grosser Vorteil war um an die Fische heranzukommen. Wir benutzten eine Bewertungstabelle um uns die Entscheidung leichter zu machen; Anfahrtdauer, Unterkunftsmoeglichkeiten, Bootzugang und Flussicherheit (wir waren ja noch Driftbootanfaenger!), Fischdichte, Artenvielfalt, Umgebung…), alles gute Entscheidungskriterien!


    Und trotzdem war es schwer; der Blackfoot River aus dem Film war der einzige unserer Fluesse, der noch in den Pazifik floss. Daher hatte er noch Cutthroat Forellen neben Bach- und Regenbognern. Dafuer war er an einigen Stellen recht wild und wir muessten gut aufpassen, das Boot rechtzeitig vor gefaehrlichen Stromschnellen und Faellen zu landen. Alle anderen Fluesse waren Zufluesse des Yellowstone Rivers, der in den Missouri floss welcher wiederum nach vielen hunderten Kilometern in den Mississippi muendete. Der Big Hole River war in malerischer Berglandschaft und hatte nicht nur Bach-Regenbogenforellen sondern auch als einziger Fluss Aeschen. Auch sehr interessant. Der Madison River war leicht zu befahren und hatte dicht am Highway viele Unterkunfts- und Versorgungsmoeglichkeiten. Der Beaverhead River war voll mit riesigen Bachforellen und sehr produktiv aber auch der kleinste und bei Niedrigwasser muesste man das Boot schon mal portagieren. Der Jefferson River entsteht aus dem Zusammenfluss des Big Hole and Beaverhead und noch eines Flusses und war einer der groessten die wir in Erwaegung zogen. Und dann kam Ricardo mit dem Bighorn River. Der war nun schon im suedoestlichen Montana; nochmal 6-7 Stunden weiter weg. Aber, er ist als einer der Top 3 Forellenfluesse in Nordamerika gefuehrt. Dieser Praeriefluss hat schon Legendenstatus durch seine extraorbitante Fischdichte. In seinen besten Jahren (2016-2017) hatten die Erhebungen bis zu 12000 Forellen pro Flussmeile ergeben. Das sind unglaublich viele Fische fuer ein Forellengewaesser. Zum Vergleich, unser produktivster Fluss auf Vancouver Island (ausserhalb der Lachswanderung) hat wohl so 500-800 Forellen pro Meile (1.7 km).


    Bootszugang zum Bighorn war fantastisch, in Fort Smith, einem winzigen Anglerort auf einem Indianerreservat gab es 4 (!!) grosse Angelshops, die auch Boote verleihen und Huetten am Fluss vermieten. Der Fluss, als maeandernder Praeriefluss, war einfach zu driften und durch einen Stausee oberhalb Fort Smith war der Wasserstand reguliert. Ich quaehlte mich mit der Anfahrtzeit, die sich auf fast 2 volle Tage erhoehen wuerde aber die Jungs waren aus dem Haeuschen mit der Aussicht auf so viel Fisch und auch die Chance auf richtig grosse Brocken. Jedes Jahr gibt der Bighorn Bach-und Regenbogenforellen um die 10 Pfund her. Das an der Fliegenrute! Wow!


    Damit war es also beschlossen, wir wuerden vom 26.6. bis 3.7. an den Bighorn River, Montana fahren; 3400 km Rundstrecke! Die dann folgenden Wochen verbrachten wir mit weiteren Recherchen wie man am Bighorn zum Erfolg kommt. Da der Flusspegel vom Talsperrenauslass bestimmt wird, sind die natuerlichen Insektenzyklen hinueber und es gelten andere Regeln an diesem Fluss im Vergleich zu den freifliessenden Fluessen nebenan. Der Staudamm war aber auch erst der entscheidende Faktor der den Bighorn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Vor 1967, als die Talsperre fertiggestellt wurde, war der Bighorn River ein Warmwasserfluss mit Fischarten wie Schwarzbarsch, Hecht, Zander und Karpfen. Ab 1967 aenderte sich das schlagartig als kaltes Tiefenwasser vom Grundablass der Talsperre in den Fluss floss. Die Wassertemperatur sank gewaltig, besonders direkt unterhalb des Sees, und Forellen zogen ein und fanden fantastische Verhaeltnisse vor. Durch die Kalksteinformationen hat das Flusswasser einen hohen pH Wert und eine hohe Alkaliniaet, ausserdem einen hohe Naehrstoffgehalt, was zusammen zu einer enormen Produktivitaet fuehrt. Ein hohes Wasserinsektenaufkommen stuetzt dabei die hohe Fischdichte. Der Bighorn River wird nicht besetzt; die Bach-und Regenbogenforellenpopulation traegt sich komplett selber. Nebenbei gibt es noch Mountain Whitefish (Maraenen/Felchen aehnlich), Barben, und immer noch Karpfen, ein paar Hechte, Barsche, Zander und Welse.


    Ich buchte uns ein Ferienhaus direkt neben dem einen Angelshop (das wird teuer!) und kommunizierte fleissig mit dem Besitzer. Da es im Juli in Montana typischerweise recht heiss wird, machte ich mir Sorgen wegen unseren Neoprenwathosen die wir normalerweise hier am Pazifik tragen. Der Angelshopbesitzer machte mir sehr gute Preisangebote fuer gute atmungsaktive Wathosen von der Firma Simms. Ricardo, Alex und ich nahmen das auch gleich in Anspruch. Ricardo und ich nutzten die Wochen bis zum Urlaubsanfang um etliche Fliegen zu binden. Ricardo war besonders eifrig und startete eine regelrechte Massenproduktion. Er band tolle Muster und vorallem super kleine, die ich nie hingekriegt haette. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie man mit 2-3 mm kleinen Fliegen 50 cm Forellen fangen koennte. Ich band lieber Grashuepfer und Kaefer. Die freifliessenden Fluesse (freestone rivers) des Yellowstoneeinzugsgebietes waren beruehmt fuer ihren Lachsfliegenschlupf (salmon fly) im Juni/Juli. Die Lachsfliegen sind uebergrosse Steinfliegen deren Larven bis zu 8 cm lang sein koennen. Wenn man den Schlupf erwischt, kann man Sternstunden mit grossen Trockenfliegen erleben. Leider haben die regulierten Fluesse wie der Bighorn diese Insekten nicht.


    Neben dem umfangreichen Fliegenarsenal, verfeinerten wir auch unser Geraet um auf die Umstaende optimal vorbereitet zu sein. Alec, Ricardo und ich hatten jeweils eine 3m #5 Fliegenrute mit ordentlicher Rolle und Spulen mit Schwimm und Sinkschnur. Alexander hatte eine #7 mit den ensprechenden Schnueren. Sinktips in allen Sinkklassen hatte ich auch besorgt. Dann die verjuengenden Vorfaecher in mehreren Klassen und Laengen. Bissanzeiger, Magenpumpe und und und. Fuer unser 14 Fuss Driftboot hatte ich Hueftstuetzen gebastelt, die helfen sollen wenn man stehend durch unruhiges Wasser schippert, so dass man nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Ich montierte auch ein paar Dosenhalter und Stauoptionen. Ausserdem hatte ich den 3m Rudern einen neuen Epoxidlack gegoennt. Fuer den Anhaenger hatte ich eine Ersatzradnabe mit allen Lagern besorgt und natuerlich ein Ersatzrad. Die kleinen Haengerraeder wuerden sich millionenfach drehen muessen auf dieser Moerdertour!


    Endlich war es dann soweit und am 26.6. um 4:00 Uhr morgens fuhren wir das Gespann zur Faehre von Victoria nach Port Angeles in Washington State, auf der Olympic Halbinsel. Von dort ca. 1,5h nach Tacoma, suedlich von Seattle, wo uns etwas Berufsverkehr aufhielt und von dort durch das Kuestengebirge. Schon auf dieser Strecke ueberquerten wir einige tolle Fluesse auf den Freeway-Bruecken – schon mal ein Vorgeschmack! Hinter dem Kuestengebirge (die Amis nennen das die Cascades) ging es dann auf die Interstate 90, die fast durch die halbe USA fuehrt. Darauf ging es erstmal stundenlang durch die Wuesten-Steppengebiete zwischen dem Kuesten- und dem Rocky Mountain Gebirge. Das zog sich endlos hin; es war auch heiss hier und die Landschaft gab nicht viel dem Auge her. Am Nachmittag hielten wir dann kurz in Spokane, ganz im Osten von Washington. Kurz dahinter ging es dann nach Idaho hinueber und damit in die Rockies. Hier wurde die Landschaft endlich wieder abwechslungsreich – es ging bergauf und wir schlaengelten uns durch herrliche, bewaldete Taeler. Grosse Stausseen waren mal auf der einen oder der anderen Highwayseite. Gegen Abend durchbrachen wir dann endlich die Staatsgrenze zu Montana. Hier wurden wir gleich mal zu einer Bootsinspektion herausgezogen. Die passen auf, dass man keine Algen oder Muscheln einschleppt. Ging ganz flott, bekam eine Plombe ans Boot und waehrendessen hatten die Jungs schon den Bach nebenan ausgespaeht und kamen ganz aufgeregt zurueck. Ein herrlicher Gebirgsfluss und gleich am Weg stand schon ein Flugangler mit krummer Rute und einer guten Forelle am Band. Na so begruesst also Montana seine Anglergaeste! Cool! Die Aufregung der Crew stieg.


    Da wir 1 Stunde durch die Zeitumstellung verloren war es schon fortgeschrittener Abend als wir in Missoula, das Fliegenfischer-Mekka in Westmontana ankamen. Hier trafen sich der beruehmte Blackfoot River mit dem unteren Clark Fork River und formierten einen ansehnlichen Strom voller Fische. Alles das Wasser floss weiter unten wiederum in den Columbia und damit in den Pazifik. In Missoula fanden wir ruckzuck ein halbwegs billiges aber sauberes Motel mit Fruehstueck, schoben uns noch schnell ein paar Pizzastuecke ein und fielen dann todmuede in die Kojen. Nach dem Fruehstueck gings dann wieder auf die Strecke. Der Highway fuehrte jetzt immer im Tal des Clark Fork Rivers hinauf. Wir konnten die Verwandlung des grossen Flusses in einen mittleren Gebirgsfluss und schlieslich in einen herrlichen Bach im Verlaufe einiger hundert Kilometer mitverfolgen. Traumhafte Stellen an denen wir mit grossen Augen gegen die Autoscheibe gedrueckt mitfieberten. Ganz selten sah man mal einen Angler im Boot oder vom Ufer aus. Aber was dann kam, sollte das alles noch in den Schatten stellen.


    Wir ueberquehrten gegen Mittag die Kontinentenscheide und von nun an floss alles Wasser zum Altantik, besser gesagt zum Golf von Mexiko. Schneebedeckte Gipfel towerten neben uns als wir das Hochgebirge verliessen und in die Vorberge und halbe Prairielandschaft einfuhren. Eine faszinierende Landschaft mit vielfaeltigen verwitterten Felsenformationen, tief eingeschnittenen Flusstaelern und teilweise Canyons und dann wieder rollende Grashuegel soweit mal sehen kann mit Waeldchen entlang der Fluesse und Baeche. Und diese gab es in Unmengen hier! Wo nur das ganze Wasser herkam? Alle gefuehlte 10 Minuten kamen wir ueber einen Fluss oder Bach der wie aus einem Hochglanzangelmagazin aussah. “Schoenster Fluss der Welt”, dachte man. 10 Minuten spaeter: “Ach, der ist ja noch schoener!”, und weitere 10 Minuten spaeter: “Und der ist noch mal viel schoener!”. Ein Traumgewaesser nach dem anderen. Einige erkannten wir aus unseren Recherchen; wir kreuzten den Jefferson, den Madison dann den Gallatin River, an dem die Angelszenen im Film “Aus der Mitte …” gedreht wurden und endlich den Yellowstone River, der hier schon ein beachtlicher Strom war. Nach langer aber kurzweiliger Fahrt kamen wir endlich in Billings an, den letzten richtigen Ort bevor wir im Niemandsland untertauchen wuerden. Hier gingen wir nochmal zum Essen aus und fuellten dann unsere Kuehltruhe mit Lebensmitteln. Dann ging es die letzten 1,5 Stunden nach Fort Smith.


    Wir ueberquerten jetzt ein paar Praeriebaeche die lehmig trueb angeschwollen waren. Autsch, so soll unser Bighorn aber lieber nicht aussehen. Die Jungs wurden ganz unruhig. Wenn das nur kein Reinfall wuerde nach dieser Strapaze! Endlich, nach einer weiteren Stunde ueberfuhren wir die erste Bruecke ueber den Bighorn. Wow! Der war groesser als erwartet! Und er war angeschwollen. Der Highway ging jetzt im weitlaeufigen Bighorntal entlang, durch die huegelige Praerie. Wir kreuzten etliche Nebenbaeche, die alle trueb liefen. Hier musste es tuechtig geregnet haben! Hoffentlich war der Bighorn unterhalb der Sperre klar! Wir hielten kurz an der 13 Mile Bootsrampe an um uns fuer spaetere Bootsfahrten zu orientieren. Meine Frau Marion, die auch dabei war, musste uns ja an den Take-Outs immer abholen. Die Bootsrampe war klasse; grosser Anhaengerparkplatz, Toiletten. Die 3 Mile Rampe hatte gleiche Bedingungen. Das Wasser war sehr kalt!


    Dann kamen wir nach Fort Smith. Wir schuettelten die Koepfe ueber die vielen Angelshops mitten in der Praerie mit nichts ringsherum. Kein Restaurant, kein Laden, keine Tankstelle, nur 4 grosse Angelshops, viele Driftboote (Mietboote) standen herum und einige Gaestehaeuser und Huetten direkt um die Angelshops. Wir hatten eines dieser Gaestehaeuser, ein Mobilhome aber geraeumig fuer uns 5 und mit Klimanalage; es war 35 Grad! Zum Angeln war es schon zu spaet, aber wir nahmen schon mal erste Tagestipps from Vermieter entgegen, kauften uns unsere Angellizenzen fuer 10 Tage (US$80 pro Person fuer ganz Montana) und fuhren dann zum Erkunden an die Einlassrampe direkt unterhalb des Vorsperrenauslasses und auch nochmal an der 3 Mile Station, die wir fuer den ersten Morgen geplant hatten. Die ersten Kilometer unterhalb der Sperre sollten die fischreichsten sein, weil dort das Wasser am kaeltesten war. Allerdings waren die Bedingungen nicht ideal, der Talsperrenbetreiber hatte als erstes Wasserkraftstromerzeugung und dann Bewaesserungsmanagment auf dem Programm und betrieb den Auslass dementsprechend. Optimale Fischereibedingungen unterhalb spielen da nur zweite Geige. Obwohl mir die Lokalen spaeter erklaerten, dass da jetzt ein Gremium mit allen Nutzern gegruendet wurde und Wasserwirtschaftsentscheidungen zusammen und mit Kompromissen getroffen wurden und seitdem die Bedingungen wieder besser werden.


    Aber momentan war der Auslass hoch und der Fluss angeschwollen, allerdings immernoch ziemlich klar. Die Fische bissen gut, versicherte man uns, sie waren nur ueber eine groessere Wasserflaeche verteilt, was das auffinden schwieriger machte. Ab etwa Mile 10 kamen die ersten Nebenbaeche rein, die durch kuerzliche Gewitterregen stark angetruebt waren und auch den Bighorn truebten. Daher riet man uns die Angelei in den oberen Gefilden zu betreiben. An der 3 Mile Station konnte Alec es nicht lassen seine Rute schon mal rauszuholen und ein paar Wuerfe zu probieren. Ich lief mit Marion den Fluss ein Stueck aufwaerts und ich schaute gebannt in die Gumpen und Kehrstroemungen. Schoene Forellen huschten weg, ich sah auch 2 mittlere Karpfen im Uferschlamm gruendeln. Also Fische gab es! Jetzt war es schwer ruhig einzuschlafen!

  • Der Moment, dem wir 4 schon seit Wochen entgegengefiebert hatten, war da! Wir liessen unser Driftboot an der Einlassrampe unterhalb der Sperre in den Bighorn River! Unsere Erkundungen hatten ergeben, dass schon direkt vor der Rampe gute Forellen stehen konnten. So waren die Ruten schon startklar und alsbald wir vom Ufer ablegten und ich mich in die Ruder haengte, fingen die Jungs an zu fischen. Es wurde schnell klar, dass es eine Herausforderung werden wuerde, vom Boot aus mit 3 Ruten gleichzeitig zu angeln ohne sich zu vertueddeln. Ich liess uns ein Stueck am Ufer abtreiben und liess die Jungs Richtung Ufersaum werfen. Nichts. Kein Anfasser hier. Auf dem anderen Ufer sah ich eine schoene Kehrstroemung mit ueberhaengenden Bueschen. Das sah fischig aus! Ich legte mich das erste Mal richtig in die Riemen um quer ueber den Strom zu kommen. Ging ganz gut und ich kam ungefaehr wie erhofft heraus. Ca. 7 m vom Ufer liess ich den Anker runter und der hielt auch prompt an der Stroemungskante.


    Alec wiess aufgeregt ins Wasser, da standen Fische fast unter dem Boot in etwa 2 m Tiefe. Also Fische waren da. Was frassen sie? Jeder montierte eine andere Fliege und die Jungs bearbeiteten das Wasser. Etwa 15 m stromab sah man ploetzlich eine Menge Fische an der Oberflaeche schnappen. Alec und Ricardo hatten im Nu eine Trockenfliege dran. Etwas schnappte nach Alec’s Grashuepfer aber blieb nicht haengen. Mist! Ueberall um uns herum frassen jetzt Fische oder sprangen sogar. Aber die Jungs kriegten keine Bisse. Alex machte mal Pause und ich schwang eine grosse Koederfischfliege ins Wasser. Auch nichts. Das kann’s doch nicht geben, so viele aktive Fische um uns herum und keine Abnehmer! Dann war ploetzlich Ricardo’s Rute krumm und es wurde laut im Boot. Vorsichtig drillte Ricardo den Fisch und Alec kescherte bald eine kleine Barbe heraus. Nanu? Das war aber nicht der Zielfisch! Aber wie immer musste natuerlich Ricardo das exotische Zeug fangen. Er freute sich trotzdem ueber unseren ersten Bighorn Fisch. Aber einer Barbe konnte man nicht den Magen pumpen um herauszufinden was die Forellen fressen.


    Wir versuchten es noch eine Weile, konnten das Raetsel aber nicht loesen. Dann zog ich den Anker ein und liess uns weiter treiben. Schliesslich hatten wir noch 5 km Flusstrecke vor uns und wir hatten einen Abholtermin mit Marion an der 3 Mile Station. Die unterspuelten Ufer mit ueberhaengenden Gestruepp sahen perfekt aus fuer Forellenunterstaende und tatsaechlich, ploetzlich war Alec am Fisch. Ich konnte nicht sofort ankern und musste erst eine passende Landestelle am Ufer finden und so vergingen noch paar bange Minuten bis wir den Fisch endlich im Kescher hatten. Eine schoene Regenbognerin, noch mit Laichfaerbung, ueber 40 cm lang. Klasse. Ich stahl der Forelle ihr Fruehstueck und schau’ mal an, nur kleines Gemuese wie kleine Suesswassershrimps (Scuds und Sow Bugs genannt). Duzende davon, klar sonst wird ein ordentlicher Fisch ja auch nicht satt von solchen Kruemeln. Ricardo und Alex montierten daraufhin kleinere Fliegen. Alec und ich trauten dem Ganzen noch nicht und blieben bei groesseren Fliegen.


    Ich kreuzte wieder den Fluss und steuerte auf eine Insel zu. Dort landeten wir und stiegen aus um die Stellen um die kleine Insel herum watend zu erkunden. Jetzt konnten wir uns auch verteilen und zu viert gleichzeitig fischen. Alec und Alex waren schon halb um die Insel rum als ich laute Rufe hoerte. Hoffentlich kein Notfall, dachte ich erst, aber da sah ich schon Alex winkend auftauchen – Alec hatte was Grosses dran, aber keinen Kescher dabei. Mann-o-mann, da hatten wir schon 2 Kescher im Boot um immer einen davon dabei zu haben und die Jungs haben das wieder vergessen. Also eilte ich zum Keschereinsatz. Als ich an der Stelle ankam, sahen mir schon lange Gesichter entgegen. Verloren. Nun ja, Jungs, ein bisschen planen und mitdenken waere hilfreich. War wohl ein schoener Fisch gewesen; an einem Streamer. An also, grosses Zeug geht doch auch!


    Mehr wollte hier aber nicht beissen, trotz einwandfreier Stellen um die Insel herum. Wir drifteten weiter und warfen so ziemlich alles in alle moeglichen Flussrichtungen. Keine weiteren Fische! Wir kamen nahe zur 3 Mile Station und ich wollte gut aufpassen, dass wir nicht vorbeidrifteten. Das waere fatal da wir keinen Motor und damit keine Moeglichkeit hatten, wieder stromaufwaerts zu kommen – die naechte Bootslandestelle waere 17 km stromab! Direkt vor der 3 Mile Station lagen 3 oder 4 Inselchen die den Fluss in mehrere Arme teilten. Zwischen den letzten beiden Inseln bearbeitete ein anderes Driftboot eine Kehrstroemung und die Crew war am Fisch – non stop! Ich betrachtete mir die Ruder- und Steuertaktik des Guides und wie er die Stelle anfuhr und reihte mich dann in das Karusell ein. Die Jungs warfen ihre Fliegen fleissig ein. Das andere Boot machte nach gefuehlten 6 Fischen vor unserer Nase Schluss und fuhr zur Landestelle. “Kommt Jungs, wir koennen hier nicht ganz leer ausgehen nach dieser Vorfuehrung!”, spornte ich meine 3 Schuetzlinge an. Bei der zweiten Umkreisung der Stellen rummste es ploetzlich in Ricardo’s Rute und die Spitze ging bis ins Wasser. Na also! Jetzt mal sehen ob wir die landen koennen! Ich ruderte uns rueckwaerts in ruhigeres Wasser und liess den Anker ab. Ricardo drillte seinen Gegner gefuehlvoll. Ein gelblicher Schatten tauchte vor uns auf – Bachforelle! – rief Alec. Nach 2-3 Minuten konnte er Ricardo’s Fisch keschern. Geht doch! Klasse! Wir klatschten uns alle ab. Da lag unsere erste Bighorn Bachforelle im Kescher, 40 cm lang und wieder nur Kleinzeug im Magen. Nicht zu fassen!


    Dann machten wir Schluss, Marion winkte schon ungeduldig da wir etwas verspaetet waren. 3 Fische gelandet, einen verloren und paar verpasste Bisse. Nicht schlecht aber auch nicht toll. Irgendetwas machten wir noch falsch. Am Nachmittag machten wir die gleiche Drift noch einmal – wieder mit maessigem Erfolg. Am Abend streiften wir durch die Angelshops, holten uns mehr Tips und winzige Fliegen. Angeblich muss man hier mit Bissanzeiger und 2 Fliegen am Vorfach fischen. Und unbedingt in Bodennaehe es sei den ein Schlupf passierte. Das war ganz neu fuer uns. Nun ja, wir hatten noch 3 Tage Zeit das Bighorn-Raetsel zu loesen! Schoen war es allemal und das Boot funktionierte prima und ich wurde immer sicherer mit der Ruderei. Morgen sollten auch mal die Jungs abwechselnd an die Ruder!

  • Der zweite Tag unseres Montana-Abenteuers stand an! Heute sollte der Knoten platzen und die Bisse wie Maschinengewehrfeuer kommen! Wir hatten heute die lange Drift bis zur 13 Mile Station geplant da Marion, unser Anhaengertaxi, den Tag in Billings verbringen wollte. Ich hatte mir die 13 Mile Station im Mobil-GPS eingespeichert damit wir nicht ausversehen daran vorbeifuhren. Wer weiss wo dann der naechste Abholplatz waere! Dieser mittlere Abschnitt des Bighorns soll sehr veraestelt sein.


    Wir waren wieder das erste Boot auf dem Wasser obwohl es schon 7:30 Uhr war als wir slippten. Die Guides hier fuhren kaum vor 8:00 Uhr morgens raus. Eine faule Zunft wenn ich das mal mit den Pazifik-Lachsguides vergleiche. Wir hatten heute jeder das fuer uns neue, aufgemotzte Geschirr dran; Schwimmschnur, dann 3 m 3X verjuengtes Vorfach mit verschiebbarer Pose, 2 Bleischrote unten am Knoten, dann etwa 40 cm Fluoro, dann die erste Fliege (Groesse 16-20 Sow Bug) dann nochmal 40 cm Fluoro und dann eine winzige Midget Fliege (18-22). Das waere momentan die Erfolgsmontage bei dem hohen Wasserstand. Da dann mal los. Ricardo ruderte heute zuerst.


    Wieder bearbeiteten wir aufmerksam die ersten Stroemungskanten und Ufersaeume. Alec hatte einen Biss und kurz Kontakt aber der Haken kam wieder los. Auch ich meinte ein-zweimal Bisse zu haben, konnte aber keinen rechtzeitigen Anschlag setzen da ich zu viel Schnurbogen draussen hatte. Wir drifteten im tieferen Wasser und warfen Richtung Ufer. Ricardo war nicht der begabtestes Ruderer; wir verpassten die schoene Kehrstroemungsstelle am anderen Ufer weil er die Abdrift vollkommen falsch berechnet hatte. Alexander kaempfte mit seinem neuen Geschirr und kam nicht richtig klar. Es war auch nicht einfach eine Fliegenschnur mit Pose, Schrotblei und 2 Fliegen an einem langen Vorfach sauber auszuwerfen. Das Geschirr vertueddelte sich sofort wenn man nicht ganz genau aufpasste beim Wurf. Ausserdem kam Alex immer wieder mit einem von uns anderen Anglern ins Gehege. Als er dann einmal zu weit warf und seine ganze Montage im Ufergestruepp abriss, hatte er erstmal genug.


    Wir machten wieder einen Ausstieg an der ersten Insel. Hier installierte ich fuer Alex wieder eine neue Montage und ermunterte ihn es nur weiter zu probieren. Ich watete schliesslich bis unterhalb der Insel und warf meine Fliegen zu einer verdaechtigen Stelle. Wenn ich eine Forelle waere, wuerde ich dort unter dem ueberhaengenden Busch sitzen. Tatsaechlich sah ich ploetzlich ganz in der Naehe einen grossen Fischruecken auftauchen und ein Maul nach etwas schnappen. Immer wieder warf ich dorthin und liess meine Fliegen ueber diese Stelle driften. Nichts. Zwei Guideboote kamen an uns vorbei. Das eine fing beim driften vor uns 2 schoene Forellen. Das zweite ankerte in der Stroemungsberuhigung direkt am unteren Inselzipfel und die 2 Gaeste, ein Paar, war sofort am Fisch. Das gibt’s doch gar nicht. Von was ich beobachten konnte, benutzten die Angler genau unsere Montage: lange Vorfaecher und Pose. Etwas verbittert fuhren wir weiter.


    Ich ruderte jetzt wieder; Ricardo gab die Ruder gerne wieder ab. Wieder drifteten wir einen vielversprechenden Ufersaum entlang. Hier standen auf jeden Fall Fische; Alec und Ricardo, die vorne im Boot standen, sahen auch mehrere davonhuschen als wir drueberdrifteten. Ploetzlich ein Laut von Alexander hinter mir – er schlug hart an und seine #7 Rute war krumm. Haenger? Nee, das ist Fisch! Im naechsten Moment sang seine Rollenbremse als ein feister Fisch stromauf sausste. Der musste gut sein! Ich konnte hier aber weder landen noch ankern. “Alex, Du muss den Fisch dirigieren bis wir an eine ruhigere Stelle kommen!”, rief ich. Alex stoehnte etwas auf; der Fisch wollte wohl nicht mitkommen. Er war schon weit in seiner Backingschnur. Jetzt zog er die Bremse an und der Fisch setzte sofort zu einem gewaltigen Luftsprung an. Wow! Eine halbmetrige Bachforelle schoss anderthalb Meter aus dem Wasser und schlug laut klatschend auf und raste sofort wieder weg von uns.


    Ich musste mich jetzt auf’s Bootsteuern konzentrieren; ich peilte eine Kiesbank an. Alec rief ploetzlich: “Alex, Dein Fisch geht in die Uferbuesche, zieh’ hart an!”. Kurz darauf kam ein Seufzer von hinten – Fisch weg! Vorfach gerissen! So ein Mist, armer Alex, dachte ich nur! Der war bedient und machte erstmal Angelpause. Wieder waren seine beide Fliegen weg und ich musste neu montieren. Dann zogen wir weiter. An einer kleinen Bachmuendung hinter einer weiteren Insel rief Alec ploetzlich “Fish on!”. Na endlich! Wieder suchte ich eine Lande-oder Ankerstelle. Erst 50 m weiter war so eine Gelegenheit. Inzwischen musste Alec seinen Fisch von den anderen Angelschnueren fern halten und zweimal von unter dem Boot wiederhervorholen. Der Fisch war wir auf Steroids und sausste immer wieder ums Boot herum. Endlich landete das Boot und Ricardo konnte Alec’s Forelle keschern. Wieder ein schoener Regenbogner ueber 40 cm. Die Magenpumpe bestaetigte wieder das winzige Kruemelmenue. Wir hatten das richtige Zeug dran, keine Frage. Aber irgendetwas passte noch nicht ganz. Vielleicht angelten wir zu tief? Immerhin sahen wir immer mal Forellen an der Oberflaeche schnappen?


    Alec hatte bis jetzt die groessten Fische gehabt und war damit Fuehrer in der Mones Cup Wertung. Ich vergebe diese Trophaee mehrmals im Jahr wenn wir gemeinsame Angeltouren machten. Alle 3 waren schon namentlich auf dem Pokal, auch Alec’s juengerer Bruder Owen einmal. Aber Alec hatte die meisten Plaketten dran, dicht gefolgt von Alex. Ricardo stand auch ein oder zweimal drauf, aber weil er ja immer nur das exotische Zeug fing und sich nie an den Plan hielt, angelte er immer am Pokalgewinn vorbei. Mittlerweile war das natuerlich nur noch ein zusaetzlicher Spass – vor noch nicht allzu langer Zeit hatte die Jungs diesen Pokal noch richtig ernst genommen und waren harte Konkurrenten gewesen. Ich war immer der Schiedsrichter und bestimmte die Regeln; manchmal setzte ich den groessten Fisch als Gewinner an, manchmal die meisten Fische, aber auch schon mal wer die meisten verschiedenen Arten fing auf einem Trip. Was gerade so passte. Hier am Bighorn hatte ich festgelegt, der groesste Fisch gewinnt.


    Wir stiegen an einem Wiesenufer aus, welches an einer Innenkurve lag. Das Wasser sah zwar nicht super fischig aus, aber wir hatten gestern dort andere Angler Fische fangen sehen. Alexander kaempfte wieder mit einem heillosen Schnurfitz. Ich ging am weitesten stromauf wo hinter einem kleinen Strauch, der ins Wasser ragte, eine kleine Gumpe war. Ich warf meine Fliegen dorthin und nach nur 1-2 Sekunden riss meine Pose nach unten. Verbluefft schlug ich an und fuehlte Widerstand. Aber die Schnur bewegte sich nicht von der Stelle – also Haenger – aber dann kam langsam Bewegung in die Sache. Oha, doch Fisch! Jetzt zog mein Gegner aus der kleinen Gumpe heraus in die harte Stroemung. Ich gab Schnur nach und lief am Ufer mit. Gerade stolperte ich in das Uferwasser hinein da wurde die Schnur schlapp. Arrggghhh. Immernoch kein Bighorn Fisch fuer mich! Jetzt hatte ich natuerlich alles vergrault an dieser kleinen Stelle. Bald fuhren wir weiter. Alexander hatte keine Geduld mehr mit seinem Tueddel und machte Pause. Nun fuhren wir zwischen den Inseln an der 3 Mile Station durch. Hier beackerten wir wieder die erfolgreiche Stelle von gestern. Wir stiegen auch an einer Insel aus und wateten in verschiedene Richtungen. Alexander nahm nur den Kescher mit und kam mit mir. Wir fanden eine seichte Bucht und wateten durch. Am anderen Ufer stutzte ich kurz und deutete fuer Alexander vor uns zum Ufergrass. Dort gruendelten einige fette Karpfen zwischen Wasserpflanzen im schlammigen Grund. Cool zuzusehen! Wir scheuchten die Gruppe auf als wir weitergingen. Ich machte ein paar erfolglose Wuerfe auf der anderen Seite. Ricardo auf der anderen Seite hatte wohl einen kurzen Fischkontakt aber keine erfolgreiche Landung. Dann mahnte ich zum Aufbruch. Wir hatten schon die halbe Zeit verbummelt aber noch nicht ein Viertel der Strecke gemeistert.


    Alexander ruderte jetzt und machte das auch klasse! So kam auch ich mal zum Driftangeln. An einer Stroemungskante, an der wir vorbeisaussten, riss meine Pose nach unten und ich setzte instinktiv den Anschlag! Fish On! Eine schoene Bachforelle kam kurz zur Oberflaeche, waelzte sich und zog dann wieder ab hinter das Boot. Ricardo kramte gerade den Kescher heraus als ich ploetzlich keinen Widerstand mehr fuehlte. Mist! Ausgeschlitzt! Bei diesen winzigen Haken aber auch kein Wunder – wie soll man denn damit einen vernuenftigen Fisch in der Stroemung drillen? – der winzige Haken sank ja kaum durch die Haut im Fisch! Wir hatten aber auch ein Pech heute!


    Wir drifteten weiter – jetzt durch uns unbekanntes Terrain. Etwa nach der Haelfte der Strecke landeten wir an einer Insel welche einen traumhaft schoenen Nebenarm in Bachgroesse bildete. Hier machten wir Mittag. Alec versuchte mal paar Wuerfe mit der Spinnrute – vielleicht konnte das ja was produzieren. Am Bighorn waren alle Kunstkoeder erlaubt. Aber darauf standen die Forellen auch nicht. Es war bruetend heiss in der Mittagsonne und wir waren froh um unsere atmungsaktiven Wathosen. Die Jungs setzten sich ins flache Wasser um sich abzukuehlen. Ein anderes Driftboot kam den Nebenarm runter und wie um uns zu aergern, hakten die Insassen doch tatsaechlich einen Fisch vor unserer Nase. Das war dann doch demoralisierend! Die einzige Befriedigung war, dass sie diesen Fisch auch nicht landen konnten sondern verloren.


    Wir mussten nun metern und beschlossen kaum noch anzuhalten. Wir wollten Marion nicht lange warten lassen und wir hatten noch etliche Kilometer vor uns. Der Fluss wurde nun breiter und hatte mehr und mehr Inseln. Alec ruderte/steuerte nun ein Stueckchen und machte das auch gut. Dann uebernahm ich mal wieder. Ich suchte mir die Flussarme mit den schnellsten Stroemungen – ich wollte mich mal testen und das Boot auch. So richtige aufregende Stromschnellen gab es hier aber nicht. Zwei dreimal hatten wir vielleicht 1 m stehende Wellen fuer eine 30-40 m Strecken aber ohne irgendwelche Hindernisse im Fluss. Das war einfach zu navigieren so lange man den richtigen Eintrittswinkel hatte. Das Boot laechelte wohl nur ob dieser kleinen Herausforderungen. Bei etwa 10 Miles floss Soup Creek rechts hinzu und der Name des Baches war passend – von Regenabfluss angetruebt, sah das Bachwasser wie truebes Seifenwasser aus. Es war aber eine schoene Stelle zum Landen und so machten wir eine Pinkelpause. Alec und Ricardo wollte gerne mal den Bach erkunden und schnappten sich das Boot und ruderten stromauf. Ich hatte den Jungs ein Funkgeraet mitgegeben so dass wir kommunizieren konnten. Es dauerte nicht lange da meldete Alex, der bei mir geblieben war, dass die Jungs angeblich einen Fisch gefangen haetten. In dieser trueben Bruehe? “Die veralbern Dich doch nur!”, meinte ich. Wir wollen Fotobeweis!


    Nach einer halben Stunde kamen die Jungs wieder. “Na was habt Ihr denn gefangen?”, fragte ich und die Burschen grinsten. Raus kam das Handy und ein grosser silbriger Fisch im Kescher war da auf dem Foto. Alex war aus dem Haeuschen, “Es stimmt, doch!”. “Na mal ganz ruhig! Warum habt Ihr denn den Fisch nicht mal aus dem Kescher geholt fuer’s Foto?” Grinsendes Schulterzucken. “Und was ist das ueberhaupt fuer ein Fisch? Und an Fliege gefangen?”. Wieder nur vielsagende Blicke. Ich zoomte mal in das Foto – das war ein Goldeye, cool ausehender Fisch, einem Rotauge sehr aehnlich. Wirklich gross und fett fuer diese Art, die ich auch nur von Bildern her kannte. “Den habt Ihr doch niemals mit der Fliegenrute gefangen!”, meinte ich. Ok, ok, brach es aus den Bengeln heraus, Ricardo hatte die Wasserleiche mit dem Kescher rausgeschoepft – anfassen wollten sie den Kadaver nicht! “Entlarvt, Ihr Betrueger! Seid Ihr etwa luegende Angler, oder was?!”.


    Die letzten Kilometer waren mehr Sightseeing als ernsthaftes Fischen. Wir hatten die Hoffnung etwas verloren, genossen aber die herrliche Flusslandschaft. Wir sahen einen riessigen Weisskopfseeadler, etliche Fischadler und auch ganze Gruppen von Pelikane. Hin und wieder schreckte uns mal eine Kuh auf, die den Kopf durch die Ufervegetation steckte als wir dicht am Ufer vorbeihuschten. Das GPS mahnte mich, dass wir dicht an der 13 Mile Station waren und ich hielt mich ganz rechts im Fluss um es ja nicht zu verpassen. Dann sahen wir schon unser Taxi und den Parkplatz. Damit endete eine wunderschoene Flusstour, die uns allerdings an unseren Angelfertigkeiten zweifeln liess. Was ist zu tun um hier zum Erfolg zu kommen? Fische waren da und bissen auch; andere Angler fingen gut. Ein Guide muss her, beschlossen wir.


    Zurueck am Haus gingen wir zum benachbarten Angelshop. Ich sprach gleich einen der baertigen Gestalten an, die davor sassen und Bier tranken. Frage war, konnte man einen Guide so kurzfristig fuer morgen bekommen? Kein Problem, aber normalerweise nur 2 Gaeste. Ich schlug vor mit meinem Boot hinterher zu fahren, aber das hielten die nicht fuer praktisch. Machte auch Sinn, man kann ja nicht an jeder Stelle mit 2 Booten gleichzeitig ankern. Fuer einen Aufpreis koennten sie ein Boot fuer 3 Gaeste organisieren. Ok, gebucht, 8:00 Uhr morgens am Shop! Bester Guide in der Gegend! Ich schlug meinen Jungs vor, dass ich zurueck bleibe aber Alex war eh etwas demoralisiert und konnte sich gut vorstellen mal auszuschlafen und einen Tag am Haus zu bleiben. Ok, dann fahre ich als 3. Gast mit morgen! Ricardo und Alec, unsere Supermarktmillionaere, versprachen was zum Preis dazuzugeben.

  • Puenktlich um 8:00 Uhr trafen wir unseren Guide George vor dem Bighorn Angelshop. George war ein freundlicher und erfahrener Guide am Bighorn und versprach uns Fisch! Das klang doch schon mal gut. Er ging mit uns durch das Geraet und mich machte schon ein paar Notizen von seinem Setup: er montierte staerkere Vorfachschnur (ich nahm 4 Pfund, er 6 Pfund Tragkraft – anscheinend waren die Forellen nicht sehr schnurscheu), er hatte die Pose ganz oben am Vorfachanfang was von Pose bis untere Fliege etwa 3,5 m Abstand waren. Dann war der Abstand zwischen Bleischrot und erster Fliege und zwischen erster und zweiter Fliege noch kuerzer als bei uns (25 cm statt 40 cm, jeweils). Sollten solchen kleinen Unterschiede so eine grosse Rolle spielen? Die Fliegenmuster waren die gleichen.


    Wir liessen sein Adipose Glasfiberboot am Damm ins Wasser und ab gings. Er wollte nur 2 Leinen im Wasser sehen beim Driften. Aber wir wuerden oefter an Land gehen, so dass auch der Dritte zum Angeln kam. Gleich nach dem Einlassen schob George unser Boot dicht ans Ufer und driftete nur ganz langsam in zentimetertiefem Wasser waehrend Ricardo und Alec Richtung tiefes Wasser warfen. Das war anders! Alec hatte einen Biss aber verschlief den Anschlag. George meinte, die Forellen spukten die Fliegen blitzschnell wieder aus, daher bei jedem Zoegern der Pose sofort anschlagen auch wenn es oefter nur Bodenkontakt des Bleies waere. Anschlaege sind billig, war sein Motto! Gut gesagt! Als wir erfolglos durch die Stelle durch waren, hing er sich in die Riemen und ruderte ganz am Ufer 30 m wieder gegen die Stroemung zurueck. Aber auch die 2. Drift durch diese Stelle brachte keinen Fisch.


    Dann ging es zur anderen Seite. Wieder schlich George super dicht vor den Uferbueschen lang und hiess den Jungs raus zu werfen. Ohne Rueckraum waren Rollwuerfe angesagt. Auch nicht einfach mit der Montage. Aber George war schon zufrieden wenn die Pose auch nur 2 m neben dem Boot trieb. So dicht am Boot? Alecs Pose ging unter, Anhieb, Fish On! Yahoo! Die Rute bog sich beachtlich – kleine Fische schien es hier nicht zu geben! Da wir so dicht am Ufer trieben, hatte George das Boot auch ruckzuck gelandet – auch ein Vorteil dieser Taktik! Er kescherte eine herrliche Regenbogenforelle fuer Alec. Na also! Reichlich 45 cm lang, seine Mones Cup Fuehrung gefestigt! Schoen!


    Kurz darauf verpasste Ricardo seinen ersten Fisch heute; stieg direkt nach dem Anschlag wieder aus. Passiert, meinte George nur. Dann kreuzten wir den Fluss und Alec riss die Rute an. Fish on! Als wir an der Insel landeten, konnte George auch Alecs naechsten Regenbogner landen. Hier stiegen wir aus und auch ich konnte ein paar Wuerfe machen. Alec fing am oberen Ende des vielversprechendes Runs eine mittlere Bachforelle. Die war mit knapp 40 cm noch einer der kleinsten Fische bisher! Ricardo und ich gingen leer aus. Dann ging es weiter. Wieder ankerte George an einer Stelle, an der wir bisher immer vorbeigefahren waren. Zwei Kiesbaenke formten bei dem hohen Wasserstand zwei ganz seichte Inselchen und forcierten das Wasser drumherum, was ziemlich schnelle Rinnen erzeugte. George war der Meinung, dass diese Rinnen beiderseits der Kiesbank gute Stellen waren. Mal sehen!


    Alec hattes es wohl drauf und war gleich wieder am Fisch. Eine richtig fette Regenbognerin die seinem Geraet im schnellen Wasser alles abverlangte! Ricardo war auf der anderen Seite und rief ploetzlich auch nach dem Kescher. Das ging ja wie beim Bretzelbacken auf einmal. Ich kescherte Ricardo’s Fisch nach hartem Drill. Eine unglaublich fette Regenbognerin und mit 47 cm der neue Wertungsfuehrer! Wow! Ich kam kaum selber zum Angeln zwischen Fotografieren und Keschern. Macht nichts!


    Alec ueberliess mir seine Stelle und schob sich weiter stromab. Da, ein Ruck an meiner Schnur Anschlag, ein kurzes Kopfschuetteln – weg. Ich hab’ einfach kein Glueck! Dagegen Alec war schon wieder am Fisch und der schoss immer weiter stromab. Er rannte dem Fisch regelrecht der Kiesbank entlang hinterher, bekam ihn aber nicht mehr zurueck. Er aergerte sich maechtig, er dachte, dass das die erneute Fuehrung gewesen waere. Dann fuhren wir weiter. Wieder schlichen wir die Ufer entlang und sowohl Ricardo als auch Alec konnten eine schoene Bachforelle landen. Alec machte mal Pause und liess mich probieren und tatsaechlich war nun auch bei mir der Bann gebrochen: meine Pose riss runter und der Anschlag sass und das wonnige Ziehen am anderen Ende signalisierte einen Fisch und keinen Haenger! Die vielleicht 38 cm Bachforelle schoss zweimal voll aus dem Wasser – aber diesmal sass der Haken wohl gut. So akrobatisch hatte ich Bachforellen noch nie erlebt. Im Schnitt sprangen die hier mehr als ihre Regenbogengenossinen. Komisch. Vorsichtig holte ich mir meine erste Bighornforelle aus dem Kescher den mir George hinlangte. Feine Sache!


    Wir stiegen wieder an einer unscheinbaren Stelle aus; eine Innenkurve mit einer langezogenen Rieselstrecke. Hier sollen Fische stehen? Wir verteilten uns und warfen fleissig. Hier musste man auf Zack sein mit Schnurverbessern denn eine Drift dauerte nur paar Sekunden durch die schnelle Stroemung. George meinte, das Schnurverbessern waere sehr wichtig um wenigstens fuer 2-3 Sekunden den Fliegen zugfreie Drifts zuermoeglichen. Ein Schnurbogen, der die Fliegen aufhaelt, wuerde die Koeder vollkommen uninteressant fuer die Forellen machen. Interessant! Wir gaben uns Muehe. Ploetzlich riss Ricardo seine Rute hoch und die war krumm! Fish on! Da er noch einige Schnurschlaufen um seine Beine treiben hatte konnte er erstmal nur Schnur mit der Hang einstrippen als der Fisch auf ihn zukam. Er rannte rueckwarts ins Flache um Spannung halten zu koennen und wechselte sich mit Mund und Hand ab die Schnur einzustrippen. Ein komischer Anblick!


    George kam mit dem Kescher aber der Fisch hatte andere Plaene. Jetzt raste er raus ins schnelle Wasser und die Schnurschlaufen flogen nur so raus bis Ricardo den Fisch auf der Rolle hatte und bald in der Backing-Schnur war. Die schnelle Stroemung trieb den Fisch schnell flussab so dass Ricardo und George auf Wanderung gingen. Bald waren sie um die Flussbiegung hinter einigen Bueschen verschwunden. Das wollte ich sehen! Also legte ich meine Rute ins Boot und hechelte hinterher. Hinter der Biegung standen beide in etwas ruhigerem Wasser – hier konnte man landen aber weiter runter wurde es super schnell. Wenn der Fisch dort reinging war er sicher weg! Ricardo zog was das Zeug hergab. Hier kam ihm zugute, dass George staerkere Vorfaecher benutzte. Jetzt sprang der Fisch – oha, das war ein Brocken. Sogar George wurde aufgeregt! Ricardo kriegte ihn nun ins ruhige Wasser und George langte mit dem Kescher zu – verpasst. Nochmal, wieder buchste der Fisch im letzten Moment aus – so ging das noch 2-3 Mal und ich konnte Ricardo innerlich stoehnen hoeren. Dann hatten sie ihn. Was fuer ein Prachtfisch! 51 cm und prall gefuellt. Bis auf Steelheads war das die schoenste Regenbogenforelle, die ich bis jetzt je gesehen hatte. Die hatte sicher 5 Pfund. Ricardo strahlte und George klopfte ihm freundlich auf die Schulter und gratulierte ihm zu dem 20 inch plus Fisch. Das war unbestritten die neue Fuehrung im Mones Cup.


    Mehr konnten wir allerdings nicht aus dieser Stelle herauskitzeln. Die Zeit wurde auch knapp. Wir fuhren weiter. Da wir uns dem Ende naeherten, erlaubte George uns allen 3 gleichzeitig zu fischen waehrend wir drifteten. Wir riefen uns zu wenn einer von uns einholte und zum Werfen schwang. So vermieden wir Verhedderungen. Einmal trieben unsere Posen friedlich Seite an Seite nur um die 3 m neben dem Boot. Meine Pose war in der Mitte. Ein Ruck an meiner – Anschlag, nichts, dringelassen, wieder hielt die Pose kurz an – Anschlag, Widerstand, Fish on! Papa kann’s doch noch! Der Fisch sprang sofort, direkt neben dem Boot, und zwar ueber Ricardos Schur und war damit natuerlich sofort verheddert. Ricardo liess blitzschnell Schnur raus um ihn nicht zu behindern. Jetzt sprang der Fisch wieder und zwar Richtung Boot und landete ungelogen fast im Boot! Wir hoerten den Aufprall - aber nicht dass das den Fisch betaeubt haette! Nein, der schoss jetzt unter dem Boot durch, kam drueben wieder raus und sprang wieder!? Was?! Ein heilloses Schnurdurcheinander bis ich mein Rute und Schnur auf die anderen Bootsseite gebracht hatte. Ich konnte auch keine Schnur mehr geben – alles verknotet vor meinen Fuessen. Was fuer ein Durcheinander. George ergriff dass Vorfach und wollte den Fisch in den Kescher ziehen – der Fisch sprang wieder – traf George beinahe am Kopf und landete dann – im Kescher! Unfassbar! Wir groelten und johlten nach diesem Spektakel! Was es alles gibt!


    Der Haken war schon raus, George holte die schoene Regenbognerin im Laichkleid aus dem Kescher – gute 46-47 cm lang, und liess sie frei. Sie schoss davon als waere nie was passiert. Ich war fertig, mein Tueddel wuerde einige Zeit dauern und ich sagte George er solle nur weiterfahren und die beiden Jungs koennten die letzten paar Minuten noch angeln. Mit 3 gleichzeitig ging es einfach nicht von Boot. Ich hatte mein Tageswerk damit auch vollbracht – einen verrueckteren Fisch gab’s eh nicht mehr.


    Ich beobachtete wie George die Inselstellen vor der 3 Mile Station anfuhr und abruderte. Ricardo und Alec fingen beide noch einen Fisch und damit waren wir voll zufrieden. Wir halfen George noch beim Bootherausholen und quatschten noch auf der Heimfahrt – ich lud ihn zum Lachsangeln auf Vancouver Island ein, etwas von dem er schon lange traeumte. Wir verabschiedeten und bedankten uns herzlich und er wuenschte uns noch viel Glueck fuer unseren letzten Tag morgen.


    Dann war Mittagsruhe. Aber nicht fuer lange. Marion wollte auch mal den Fluss vom Wasser sehen und da ja nur wir beide einen Fuehrerschein hatten um den Anhaenger herumzufahren, blieb ich am Nachmittag zurueck und die Jungs (alle 3) fuhren mit Marion die 3 Meilenstrecke. Als sie ablegten, kam ein Guide zur Rampe mit einem Paehrchen als Gaeste. Waehrend sie das Boot bereitmachten, sah ich eine dunkle Front ueber die Berge am Horizont kommen. Ich fragte den Guide, der ja unbedingt ein erfahrener Lokalpatriot war, wie schlimm das werden konnte. Er zuckte nur die Schultern und wiegelte ab und stieg in Shorts und Flip Flops ins Boot. Ok, wenn der nicht besorgt ist um sich und seine Gaeste, dann wird es wohl nicht so schlimm werden, dachte ich. Ich haette die Jungs ja noch zurueckpfeiffen koennen, sie waren hoechsten erst 30 m weg.


    Ich fuhr zum Haus zurueck und raeumte bisschen auf. Es wurde ploetzlich dunkel draussen. Als ich vor die Tuer ging, zog eine beaengstigende Front am Himmel auf. Oje. Unser Vermieter kam vorbei und ich sagte, dass die Jungs mit Marion zu einer Spazierfahrt draussen waeren. Viel Glueck meinte er besorgt. Nur Minuten spaeter fiel die Temperatur um mindestens 10 Grad und Sturm setzte ein. Die Baeume um das Resort waren horizontal gebogen und ein Regen wie ein Wasserfall kam runter. Dann ein Gewitter das sich gewaschen hatte – ich hoffte nur die Bande war vom Fluss runter und irgendwo in Sicherheit. Es dauerte wohl 15 – 20 Minuten und dann riss der Himmel wieder blau auf als waere nie was passiert. Wow, das war schon krass. Obwohl die Jungs und Marion noch nie bei 3 Mile sein konnten, selbst wenn sie durchgefahren waeren, machte ich mich schon auf den Weg. Die wuerden in keiner guten Verfassung sein bei ihrer Ankunft, da war ich mir sicher. Hoffentlich nichts schlimmeres!


    Als ich den Feldweg zur Bootsrampe einfuhr war ploetzlich alles weiss um mich herum und das Auto schlingerte. Ich stieg aus und stand zentimetertief auf Hagelkoernern von walnussgross bis golfballgross. Oje, die Armen! Der Parkplatz an der Rampe war weiss. Nur ein anderes Auto mit Haenger stand dort – musste dem Guide gehoeren. Als ich naeher an dem Auto vorbeikam, sah ich, dass es total zerstoert war vom Hagelschaden. Die Fenster waren noch heile aber jedes Blechteil total zerbeult. Auch Du Sch….! Jetzt wartete ich unruhig und ziemlich bange. Ca. 30 Minuten spaeter sah ich sie kommen – alle aufrecht, Gott sei Dank. Aber schlotternd wie die nassen Ratten und entweder stumm vor Schock oder unablaessign quasselnd. Als die Blitze kamen sind sie noch rechtzeitig ans Ufer gekommen und hatten das Boot festgemacht, aber es waren dort gerade keine Baeume in der Umgebung. Als dann der Hagel niederschlug hatten sie nur paar stachelige Straeucher als Schutz. Die Schuhe ueber den Kopf gehalten und zusammengerollt wie die Rollmoepse mussten sie den Hagel ueber sich ergehen lassen. Marion hatte einige blaue Flecken an Arm und Bein davongetragen. Alex hatte ein Loch in seine nagelneue Wathose gerissen. Aber sonst sind sie nochmal glimpflich davongekommen.


    Besonders im Vergleich zu dem Guideboot, dass dann auch gleich anlegte. Ich weiss nicht wie man als Guide so unverantwortlich und naiv sein kann aber die 3 waren durch den Sturm hindurch auf dem Fluss geblieben und waren absolut verpruegelt worden. Davon mal abgesehen, bei Gewitter auf dem Wasser zu bleiben ist schon lebensmuede. Der Mann hatte seine Freundin mit seinem Koerper beschuetzt und sah auf Ruecken, an Bein und Arm aus als haette einer mit einem Baseballschlaeger zugelangt; ueberall blau und blutunterlaufene Flecken, blutige Beulen und der Guide hatte eine Platzwunde an der Augenbraue. Als der dann den Totalschaden an seinem Auto sah, war er ganz schoen bedient. Verdient hatte er es – wie man die Situation als Guide, dem man voll vertraut als Gast, so falsch einschaetzen kann! Unverantwortlich! Die Jungs waermten sich im Auto ruckzuck wieder auf und ich kuemmerte mich um’s Boot. Das war zu einem perfektem Partyboot geworden; etwa 15 cm tief mit Eiswuerfeln am Boden und die Dosenhalter halb voll mit Eis. Wundervoll, Kiste Bier rein und paar Sektflaschen und die Party mit garantiert kalten Getraenken kann starten!


    Schon bald lachten und witzelten wir ueber dieses Abenteuer. Aber das war schon grenzwertig gefaehrlich! Und Marion hatte wohl kein Beduerfnis mehr fuer weitere Boetchentouren. Das Wetter war schon bald wieder heiss und sonnig. Derartige Wetterschwuenge sind wir am Pazifik nicht gewoehnt. Dafuer hatte es heute morgen mal richtig an den Ruten gerappelt. Alec hatte 7 gelandet, Ricardo 4 und ich 2. Das kann sich schon sehen lassen! Worueber wir alle staunten, war die Durchschnittsgroesse der Fische. Wir hatten keinen Fisch unter vielleicht 38 cm Laenge gefangen. Der Durchschnitt lag bei etwa 45 cm. Das war schon enorm. George hatte uns erzaehlt, eine zweijaehrige Forelle waere 30 cm lang. Wahnsinn! Jetzt stand der letzte Tag vor der Tuer und mit unserem neuen Wissen und Selbstbewusstsein sollte da was gehen!

  • Der letzte Tag am Bighorn stand an. Wir waren aufgeregt aber auch schon etwas wehmuetig. Der Wetterbericht sagte Gewitterchancen fuer den Nachmittag voraus. Wenn es wieder richtig schlimm kommen sollte, dann haetten wir zumindest eine Morgendrift schon gemacht. Wir wollten heute frueh und heute nachmittag die 3 Meilendrift jeweils einmal machen. Und das ausgeruestet mit unserem ganzen neuen Wissen von gestern. Wir verkuerzten unsere Fliegen and Bleiabstaende, so wir wir es bei George gesehen hatten. Unsere Posen gingen ganz hoch rauf zum Uebergang Schwimmschnur – Vorfach. Und ich war entschlossen auch die veraenderte Rudertechnik zu probieren. Als wir unterwegs waren, fand ich, dass das Uferrudern gar nicht so einfach war wie George es hatte aussehen lassen da ich staendig mit dem ufernahen Ruder entweder an Steinen oder Ufergestruepp haengenblieb. Wir ankerten wieder an der ersten Insel aber angelten heute vom Boot aus.


    Ricardo vermeldete den ersten Fischkontakt und der hatte es in sich. Der Fisch wollte nicht aufgeben und zog immer wieder Schnur ab. Keine Spruenge – was das wohl war? Nun, es war wieder eine typische Ricardoaktion. Er brachte Alex eine grosse Barbe in den Kescher! Natuerlich! Der Bursche lachte sich kaputt ueber seine aussergewoehnlichen Fischereikuenste! Was wir dann nicht mehr so lustig fanden waren dunkle Wolken die ueber dem Horizont aufzogen. Wir fuhren weiter. An den Kiesbaenken, an denen wir gestern so gut gefangen hatten, wollten wir aussteigen aber nach paar Minuten war schon klar, dass wir wieder in der Einflugschneisse des Wetters waren. Man konnte es von Minute zu Minute fuehlen, da kam was. Wir sprangen wieder ins Boot und waren noch keine 100 m weiter als Wind und Regen einsetzte und Donner grollte. Auf der anderen Flusseite war ein guter Anlegeplatz und dahinter ein Cottonwood-Waeldchen. Bis wir gelandet waren, das Boot fest gemacht hatten und zum Waeldchen hechteten war schon wieder die Hoelle um uns los. Ein Sturzbach fiel vom Himmel und es donnerte und blitzte im Minutentakt. Ich nahm noch schnell ein grosses Handtuch mit und baute uns in einer Astgabel ein bisschen Regenschutz – falls es wieder in Hagel umschlug waren wir so wenigstens ein bisschen geschuetzt. So kauerten wir uns eng zusammen. Ein Guideboot legte hier ebenfalls an und der Guide und seine beide Gaeste suchten hier auch Schutz.


    Zwar pitschnass bis auf die Knochen aber wenigstens mit etwas Gesellschaft und Unterhaltung verweilten wir den Gewittersturm. Als es trocken wurde gingen wir wieder zum Boot. Ich pumpte bestimmt 150 l Wasser raus bevor wir weiterfuhren. Die Jungs bibberten und waren nicht mehr sehr motiviert zum Weiterangeln. Wir beschlossen alles in die Nachmittagtour zu legen. Hoffentlich war die Sturmfront durch fuer heute. Als wir bei den Inseln vor der 3 Mile Station ankamen, machte Alex noch ein paar Wuerfe vor einem Ufergestruepp. Er hatte ja noch keinen Bighorn-Fisch gefangen. Seine Pose wurde wild zur Seite gerissen und er war so perplex dass er gar keinen Anschlag hinbekam. Er war sich sicher das waere ein Haenger und kurbelte nur die Schnur straff. Aber da sausste die Schnur schon in die andere Richtung und die Rute bog sich gewaltig – aber ploetzlich war der Widerstand weg. Der hat aber auch ein Pech, der Junge. Dann landeten wir und fuhren erstmal wieder heim zum Trocknen und Aufwaermen.
    Am Nachmittag war es wieder schoen warm und unsere Sachen trocken. Jetzt kam die letzte Ausfahrt. Es sollten keine Gewitter mehr im Anmarsch sein. Ich liess die aelteren Jungs wissen, dass erste Mission war, dass Alex einen Fisch kriegt. Sie waren einverstanden und wechselten sich beim Driftangeln ab damit Alex durchangeln konnte. Bis zur ersten Insel hatten Ricardo und Alex ein paar verpasste Bisse aber keinen festen Fischkontakt. Wir ankerten wieder unterhalb der Insel und wieder schlug hier Ricardo zu. Und wieder in typischer Manier! Ein starker Fisch liess ihn hoffen und bangen. Wir sahen es paar Mal gelblich aufblitzen – Bachforellen? Wieder eine Barbe etwa? Als Alec den Fisch im Kescher hatte, schuettelte er nur fragend den Kopf. Ich beugte mich darueber: ein Mountain Whitefish! Also eine Maraene/Felchen und was fuer ein stattliches Exemplar! Unfassbar der Kerl! Er freute sich diebisch und wir bestaunten diese fuer uns neue Fischart. Ich hatte mal vor Jahren ein paar kleine Exemplare dieser Gattung in einem kleinen Fluesschen im Okanagan Valley in BC gefangen. Aber das hier war ja ein richtiger Fisch! Angeblich sollen die auch kulinarisch nicht zu verachten sein. Allerdings hatten wir hier nicht vor Fische zu behalten. Ist aber durchaus moeglich; 5 Forellen pro Tag sind das Limit pro Lizenz, aber nur eine Forelle davon durfte ueber 45 cm sein. Was die Regeln fuer Whitefish waren, wussten wir gar nicht.


    Alex hatte wieder einen Anfasser ohne Glueck und dann wieder einen Moerdertueddel. Ach, Mensch! Wir fuhren erstmal weiter und hielten an der Kiesbank an, die wir heute morgen fluchtartig verlassen mussten ohne geangelt zu haben. Hier verteilten wir uns – Ricardo fischte wieder seine Aussenseite und wir 3 bearbeiteten die Rinne der Innenseite. Und jetzt endlich kam Alexander’s Stunde. Ploetzlich hoerte ich Alec rufen “Alex is On!”. Sofort liess ich alles fallen und schnappte mir den Kescher und rannte die Kiesbank runter. Dort stand mein Kleiner in huefttiefem Wasser und seine gebogene Rute zeigte flussab. Vor unseren Fuessen war eine gute Stelle zur Landung, wenn der Fisch nur nicht in die harte Stroemung der Rinne zurueckschwamm. Alex war ganz vorsichtig – wollte auf keinen Fall Schnurbruch oder Ausschlitzen provozieren. Ich hatte aber unsere Vorfaecher auf 6 Pfund Schnur verstaerkt und meinte er sollte etwas mehr Druck machen damit der Fisch, der jetzt traege im Tiefen stand, wieder in Bewegung kam. Zoegerlich zog Alex ain bisschen haerter. Der Fisch wachte auf und rannte daraufhin noch weiter stromab.


    Wir gingen ein Stueck weiter runter aber viel weiter konnten wir ihm nicht hinterher. Vorsichtig aber bestimmte kurbelte Alex den Fisch wieder weiter heran. Da! Jetzt konnten wir ihn das erste Mal sehen. Ein schoener Regenbogner! Alex zitterten sicher die Knie aber er blieb ruhig. Der Fisch sausste vor uns hin und her und gab mir keine Moeglichkeit mit dem Kescher ranzukommen. Ich musste mich immer wieder abducken, damit ich mich nicht in der Schnur ueber meiner Schulter verfing. Er schwamm zu tief. “Jetzt, zieh an!” rief ich Alex zu, er hob die Rute aber im selben Moment drehte sich der Fisch wieder und riss wieder 5 m Schnur von der Rolle. “Nochmal!”, ermunterte ich Alex. Wieder brachte er den Fisch praktisch vor meine Fuesse. “Jetzt hoch!” und er kam hoch, ich sah die Umrisse und langte mit dem langstieligen Kescher zu. “YES! Wir haben ihn!”
    Ich schleppte den Fisch im Kescher zurueck ins flache Wasser und Alex schaute sich ihn stolz an. Da konnte er auch stolz drauf sein; ein wohlgenaehrter Regenbogner von 46 cm. Klasse gemacht, Alex. Und jetzt war wohl der Knoten geplatzt bei ihm denn keine 10 Minuten spaeter brauchte er wieder Kescherservice. Diesmal hatte er eine wunderschoene Bachforelle von knapp 48 cm im Kescher. Mein lieber Scholli! Muss Ricardo noch um seine Trophaee fuerchten?


    Dann fuhren wir weiter und die Stimmung im Boot war super. Jeder hatte jetzt Fische gefangen und es schien was zu gehen heute! An der langen Rieselstrecke, an der Ricardo seine Grossforelle gestern gefangen hatte, hielten wir wieder an. Wir verteilten uns entlang des Ufers und schwangen aus. Man hatte wirklich nur wenige Sekunden Drift bevor man einholen und wieder stromauf auswerfen musste. “Warum wuerden hier Fische stehen?”, fragte ich mich. Weiter oberhalb war ein Steilufer am Prallhang. Dort war Grass und Gestraeuch, dass sicher allerlei Insekten enthielt und bei Wind ins Wasser bliess. Wir waren hier am Ausgang der Rieselstrecke unterhalb dieses Prallhangs. Die Rieselstrecke war sehr flach und super schnell und bot Fischen keinen Unterstand. Hier vor unseren Fuessen wurde das Wasser allerdings wieder tiefer – Wir standen etwa huefttief im Wasser und kurz vor meiner Rutenspitze war das Wasser vielleicht 1,2 – 1,5 m tief. Aber dieser Tiefenunterschied von vielleicht 50 cm Tiefe weiter oberhalb auf 1,5 m Tiefe hier am Rieselstreckenausgang war wohl schon genug um den Forellen Deckung vor der schnellen Stroemung zu bieten und dabei nach angespuelten Insekten die von der Rieselstrecke ankamen, zu schnappen. Um Deckung zu finden mussten sich die Forellen dabei sicherlich ganz dicht an den Boden anschmiegen. Damit mussten unsere Fliegen auch unbedingt in Bodennaehe driften – die Forellen wuerden in der starken Stroemung nicht einen Meter hochkommen und dabei einen halben Kilometer abzudriften zu riskieren. Da wir unsere Posen nicht noch tiefer stellen konnten, waere es vielleicht besser wir wuerden nicht noch weiter rauswerfen wo das Wasser noch tiefer war und unsere Fliegen bei der Stroemung irgendwo im Mittelwasser drifteten.


    Mit diesen Gedanken ging ich in flacheres Wasser zurueck und blieb etwa knietief im Wasser stehen. Und mein naechster Wurf war nicht 45 Grad raus so weit wie ich kam sondern mehr stromauf. Jetzt musste ich allerdings Schnur einstrippen wie ein Verrueckter denn die Pose kam auf mich zu und trieb direkt unter meiner Rutespitze an mir vorbei. Da konnte ich gut Schnurverbessern und bekam damit nochmal 2-3 Sekunden verzoegerungsfreie Drift. Pose runter, Anschlag – nichts. War das ein Biss gewesen? Nochmal das Ganze. Vor meinen Fuessen unter der Rutenspitze riss die Pose zur Seite, Anschlag – Fish On! Der Fisch kam sofort ins Flache auf mich zu und ich riss die Rute hoch soweit ich kam und strippte wie verrueckt Schnur mit der linken Hand. Der Fisch schoss beinah zwischen meinen Beinen durch bis er nun wieder die Flussmitte anpeilte. Alex kam mit dem Kescher. Nach schoenen Drill konnte ich einen fantastischen Regenbogner von vielleicht 46-47 cm landen. Der hatte einen Rachen, zum Fuerchten! Wie man mit so einem Maul die kleinen Fliegen jagen kann!?


    War das nun Zufall oder hatte ich die Stelle richtig gelesen. Nun mal sehen. Zwei Wuerfe spaeter, ein Ruck, Pose weg, Anschlag, Fish On! Leider stieg der nach paar Sekunden aus. Nach paar weiteren Wuerfen mit der selben Taktik, Fish On! Diesmal landete ich eine etwas kuerzere aber doppelt so fette Regenbognerin. Jetzt hatte ich das Raetsel gelueftet. Ich weihte meine Jungs in meine Taktik ein und sie kamen alle ein Stueck ins Flache und warfen kuerzer und was soll ich sagen? Es rappelte ueberall! Alec landete noch eine 48 cm Grossmaulforelle und kurz darauf eine wunderschoen gezeichnete Bachforelle. Auch Ricardo brachte Fische uns Ufer. Ich fing noch 2 Forellen und verlor mindestens noch 3 weitere. Alex rannte nur noch mit dem Kescher das Ufer hoch und runter und hatte einen solchen Spass dabei, dass er glatt vergass selber zu fischen! Jetzt, am letzten Tag lieferte der Bighorn die Show von der wir wochen- und monatelang getraeumt hatten. Was fuer eine Wahnsinnsfischerei!


    Aber irgendwann muss alles enden, uns lief die Zeit davon, Marion wuerde schon eine halbe Stunde auf uns warten muessen. Es war schwer sich von sowas loszureissen aber wir waren alle sowas von zufrieden im Herzen. Jetzt waren wir wirklich richtig am Bighorn angekommen; wir hatten sein Geheimnis geknackt und die Fische verstanden, und diesmal nicht per Anweisung von einem Guide. Das ist eine tiefe Befriedigung fuer jeden Vollblutangler.


    Zwischen den Inseln vor der 3 Mile Station machten wir noch ein paar Abschlussrunden und tatsaechlich fing Ricardo noch einen Abschiedsfisch – eine schoene Bachforelle. Damit hatten wir heute Nachmittag/Abend noch mehr Fische als mit dem Guide gefangen, und vorallem jeder war daran beteiligt gewesen! Ein fantastischer Abschluss eines tollen Abenteuers und der Fluss verabschiedete sich nochmal in voller Pracht zum Sonnenuntergang!

  • So ganz vorueber war die Angelei noch nicht! Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte Alec noch, vielleicht doch noch in letzter Minute Ricardo den Pokal unter den Finger wegzureissen. Statt einer fruehen letzten Drift am Bighorn am Anreisetag hatten wir uns entschlossen noch an einem oder zweien der traumhaften Fluesse unterwegs anzuhalten und ein paar Wuerfe von Ufer zu riskieren. In der Mitte von irgendwo in Montana, hinter der Kontinentalscheide, kamen wir wieder an dem kleinen Upper Clark Fork vorbei. Alec hatte in seinem Flyfishing Buch ein paar Zugangswegbeschreibungen gefunden und so fuhren wir vom Freeway ab und auf einem Feldweg Richtung Bach. An einer Bruecke stand schon ein Schild des Farmbesitzers “Angler willkommen, parkt hier und hinterlasst keinen Muell, bitte!”. Grosse Klasse!


    Der Clark Fork war hier ein herrlicher Wiesenbach mit einem fantastischen Rieselstrecke-Pool Wechsel. Herrlich unterspuelte Ufer und herrliche Gumpen. Schnell hatten wir die Wathosen und Schuhe herausgekramt ein paar Nymphfliegen an das Vorfach geknuepft und los ging’s. Das war ein Freestone River, hier sollten die Forellen auf groesseren Fliegenmuster beissen. Beim Geraetzusammenbau sah ich auch schon eine Maifliege auf dem Boot landen. Aha, ich wusste was ich dranhaengen wuerde – eine Selbstgebundene! Ich blieb an einer Bachkurve stehen. Ich meinte einen silbernen Blitz an der Stroemungskante gesehen zu haben. Ein paar Wuerfe und rumms, meine Rute war krumm. Alex kam mit dem Kescher. Ein Whitefish! Schau mal einer an! Alec war begeistert, dass wir hier so schnell Erfolg haben sollten und ging mit seiner Rute weiter aufwaerts. Nicht aber bevor er sich aus meiner Fliegenbox die gleiche Maifliegennympfe hatte geben lassen. Ricardo war schon aus dem Blickfeld. Alexander spielte wieder nur Kescherjunge und kam genau richtig als ich den naechsten Whitefish hakte. Toller Spass. Dann rief jemand von flussauf und Alex schoss davon.


    Nach einer Weile marschierte ich auch aufwaerts; eine Stelle war hier schoener als die andere. Ich machte aber nur paar kurze Wuerfe hier und da und wollte zu den Jungs aufschliessen. Als ich bei Alec ankam, empfing mich ein froehliches Laecheln – er hatte gerade eine schoene Bachforelle wieder freigelassen. Dann sah ich an der naechsten Kurve Ricardo mit krummer Rute dastehen und etwas Schweres drillen und Alex hechtete paar Mal mit dem Kescher hinterher. Er blieb mit den Watschuhen dabei im Uferschlamm stecken und fiel der Laenge nach in den Bach. Alle lachten laut auf. Endlich hatte er doch noch Ricardo’s Fisch in den Kescher gekriegt. Eine rekordverdaechtiger Whitefish!


    So schoen der Bach auch war und so kurzweilig die Angelei hier war, wir konnten uns nicht laenger aufhalten und machten uns wieder auf den Rueckweg. Marion hatte genug Geduld gezeigt. Wir machten noch eine kurze Station in einem Ort am Upper Clark Fork. Dort konnte Marion durch die paar Geschaefte bummeln waehrend wir den hier schon etwas breiteren Bach mitten in einem Stadtpark unsicher machten. In einer Bachkurve sahen wir Forellen auf der anderen Seite an der Oberflaeche nach etwas steigen. Sofort pfefferten wir ein paar Trockenfliegen hin, konnten aber keine Abnehmer finden. Und dann passierte es wieder – es grollte am Himmel und die ersten Tropfen fielen schon als wir uns umzogen und das Angelzeug nun endgueltig wegpackten. Dabei kam ein Einheimischer vorbei, bestaunte unser Boot und erzaehlte, dass seine Frau hier gestern auf Fliege eine 66 cm Bachforelle gefangen haette. Ok, es war Zeit zu gehen…noch mehr von solchen Fabelwesen und ich haette auch noch im Hagel die Angelrute wieder ausgepackt! Montana, wir kommen AUF JEDEN FALL WIEDER!

  • Wahnsinn! :clap: :clap: :clap:
    Vielen Dank für diesen tollen Bericht, hab beim Lesen gefühlt selbst im Fluß gestanden! ;)
    USA stehen auch auf meiner Liste, war bisher nur im Transit gen Costa Rica auf Flughäfen dort, aber solange in Washington diese Person da rudert... :no:

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