Stoerangeln am Fraser River, BC, Kanada

  • Habe gerade einen Bericht eines Riesenstoers in den Medien gefunden - passiert und gefilmt diesen Sommer. Chilliwack ist ungefaehr eine Stunde den Fraser River hoch von Vancouver aus. Ich dachte ich teile das mal mit Euch - das ist was, was ich auch unbedingt noch mal probieren muss und will. Was fuer ein Monster! Hier ist der Zeitungsbericht und Videolink:


    http://metronews.ca/news/vancouver/3...ar-chilliwack/


    Und hier sind noch 2 Videolinks vom Uferangeln auf Stoer in Vancouver.


    http://www.youtube.com/watch?v=hJjSQoq_XWo&feature=plcp


    http://www.youtube.com/watch?v=79O9ld38ysk&feature=plcp


    Viel Spass!

  • Am Sonntag den 17.8. sollte ich also endlich mal wieder die Chance auf Stoerangeln bekommen. Mein Freund Glenn, der im Fraser Valley wohnt und auch ein Jetboot besitzt, hatte mich ueber die letzten Jahre schon zweimal auf die Stoerjagd mitgenommen. Einmal hatten wir fuer ein paar Minuten einen Grossen am Band gehabt bis der Haken loskam. Ich wollte unbedingt so ein Flussmonster mal sehen und befuehlen. Glenn hatte mir spaeter oefters Fotos von seinen gefangenen Stoeren geschickt. Da war alles dabei von kleinen 1 m Babies zu fast 3 m Monstern. Ich waere an dem Sonntag ja schon mit einem Kleineren zufrieden gewesen.


    9:00 Uhr morgens brachen wir das Rotlachsangeln ab und sprangen zu sechst in das Boot. Glenn und Dan hatten die vorherigen beiden Tage schon mal getested und am ersten Tag einen 2 m Stoer erwischt und gestern einen wahrscheinlich noch groesseren verloren. Das war ja verheissungsvoll. In BC muessen alle Stoere wieder schonend freigelassen werden. Es ist eine reine Catch & Release Fischerei. Die Population im unteren Fraser ist durch diese Massnahmen gesund und stabil. Es hat sich trotz der Catch & Release Regeln eine rege Fischerei auf diese groessten Suesswasserfische der Welt aufgebaut. Etliche Guides zwischen Vancouver und Hope bieten ihren Service fuer Einheimische oder Touristen an. Jedes Jahr werden Fische jenseits der 3 m Marke und alle paar Jahre sogar jenseits der 4 m Marke gemeldet. Bei 4 m hat so ein Stoer weit ueber 1000 Pfund auf den Knorpelrippen und kann ueber 150 Jahre alt sein.


    Das Angelgeraet auf diese Uriane ist entsprechend. Fuer mich vergleichbar mit Heilbuttruten und guten Lever Drag Multies. Die Schnur, eigentlich immer Geflochtene, hat mindestens 50 kg Tragkraft, oft 70 kg. Als Koeder verwenden die Experten gerne Lachsrogen, Koederfische oder Lachskadaverstuecke. Die Stoere sind Laichraeuber und laben sich zur Lachsaufstiegs- und laichzeit an toten Lachsen. Sie lauern gerne in Vertiefungen im Haupstrom um sich vor der starken Stroemung zu druecken und sich die abtreibenden Leckereien vors Maul treiben zu lassen. Sie sind aber nicht sehr standorttreu und wandern gerne im Flussgebiet umher. Zeitweise gehen sie auch ins Meer. Gute Stoerloecher beinhalten jedoch haeufig irgendwelche Stoere. Manchal nur einer, manchmal eine ganze Gruppe. Sehr grosse Stoere sind eher einzeln waehrend kleinere in zahlreicheren Gruppen umherziehen. Die Angelei erfolgt vom im Fluss verankerten Boot, oberhalb des vermuteten Unterstandes, und ist praktisch eine schwere Gundangelei mit Naturkoeder wie z.B. auf Leng oder Heilbutt. Soviel zur Theorie.


    Glenn hatte zwei stoergeeignete Loecher direkt gegenueber unserer Lachsinsel ausgemacht. Genau kundschaftete er die Stelle aus bevor er den Anker setzte. Er zeigte mir auf dem Echolot ein grosses Signal in einer Mulde. Stoer oder Baumstamm, meinte er. Im Nu hatten er und Dan die 4 Ruten bekoedert und hinter dem Boot in die Mulde geworfen. Jetzt hiess es warten. Alle 4 Ruten waren mit Lachsrogen in einem Saeckchen am Haken bestueckt. Es dauerte nicht lange da ruckte es leicht an 2 Ruten gleichzeitig. Dan winkte nur ab; “Squawfisch”, meinte er veraechtlich. Diese barbenaehnlichen Koederdiebe hatten eine Vorliebe fuer Rogen und waren eine unangenehme Nebenerscheinung beim Stoerangeln. Aehnlich wie die Dornhaie bei Buttangeln in Victoria, nur dass man hier den Koeder nur aus 7 m Tiefe zum kontrollieren hochholen musste, nicht 100 m!


    Nach einer halben Stunde mahnte Glenn zum Aufbruch. Er ist der Ueberzeugung, dass wenn man nach einer halben Stunde keinen Biss hatte, entweder keine Stoere da waren oder die kein Interesse am Fressen hatten. Die naechste Stelle war mehr zur Flussmitte hin. Glenn ermutigte uns nach “Floaters” Ausschau zu halten – abtreibende Lachskadaver. Meist sah man schon an den Moewen wo etwas herantrieb. Wir sonnnten uns alle in der praechtigen Morgensonne und einige baumelten die Fuesse im kuehlen Flusswasser. Da ruckte ploetzlich eine der Ruten heftiger als bei den Squawfischen. Ein zweites Mal; Dan nahm vorsichtig die Rute aus dem Halter, wartete ein paar Sekunden und schlug ploetzlich an. Rumms, die Rutenspitze wurde ins Wasser gerissen und Dan musste sich festhalten um nicht baden zu gehen. Er uebergab die vollgepannte Rute an Juergen und der stellte sich mit der Rute auf die Verkleidungsbox des Innenbordmotors. Dan hielt ihm am Guertel von hinten fest, so dass er von der Wucht des abziehenden Fisches nicht ins Wasser gerissen wurde.


    Dann liess der Fisch etwas ab und Juergen konnte wieder etwas Schnur gewinnen bis es ploetzlich wieder anders herum ging. Unglaeubig hing Juergen an der Rute festgekrallt und musste mit ansehen wie sein Gegner von der fast zugezogenen Rolle relativ locker Schnur abzog. Es war ein richtiges Tauziehen und Dan ermutigte Juergen immer wieder ordentlich Gegendruck zu machen. “Die Schnur kannst Du mit Deiner Kraft nicht zerreissen und die Rute bricht auch nicht, also gib ruhig Gas!”, meinte er. Nach 10 Minuten kam der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche. Boah, dachten wir alle. Was fuer ein Kaliber! Glenn und Dan erwarteten nun wilde Spruenge aber der Fisch zog es vor wieder tief zu tauchen. Bald hatte Juergen ihn wieder hochgearbeitet und nun tobte er sich noch etwas neben dem Boot aus. Dann griff Dan beherzt in das runde Saugmaul und hielt ihn dort fest. Inzwischen zog Glenn Juergen Landungshandschuhe ueber und erklaerte ihm wie er ihn herauszuheben hatte.


    Juergen packte zu und wuchtete den gut 1,5 m langen Stoer heraus und posierte fuer ein paar Fotos. Waehrend er ihn so hielt, fuehlten wir anderen interessiert ueber den Koerper mit den messerscharfen Schuppenplatten an den Seiten und Ruecken. Wenn der Dich wie eine Katze nur streift, kannst Du Dich direkt im Krankenhaus zum Naehen anmelden, dachte ich nur. Ich befuehlte die 4 starken Barteln ueber dem Maul und die ledrige Haut. Was fuer ein uriges Tier! Sieht man ihm an, dass es diese Kreaturen schon seit Jahrmillionen auf der Erde gibt! Dann liessen Juergen und Dan den Fisch wieder vorsichtig ins Wasser und schoben ihn im Wasser noch ein paar Mal hin und her bis er mit einer zackigen Schwanzbewegung abtauchte. Wir johlten und klatschten uns ab und waren unglaeubig fasziniert von diesem Erlebnis. Glenn bestand auf eine Runde “Fireball” – einem Zimtlikoer, eine Tradition auf seinem Boot immer wenn ein Stoer gefangen wurde.


    Danach wechselten wir die Stelle. Glenn meinte, dass die kleine Mulde jetzt nichts mehr hergeben wuerde nach dem Trubel. Wir fuhren ein paar Kilometer flussab. Unterwegs kescherte Dan einen halb verwesten Lachskadaver aus dem Fluss den er fachgerecht an einen der Haken band. Yikes, das stank! Ob da ein Fisch rangeht? Glenn und Dan waren felsenfest davon ueberzeugt. Die naechste Stelle verliessen wir wieder recht schnell weil dort wohl eine Squawfischkonferenz stattfand. Die naechste Stelle war an einer tiefen Rinne neben einer Steinschuettung am Ufer.


    Juergen, Glenn und Ricardo befanden sich gerade am Bug des Bootes als ich von meinem Sitz die linke aeussere Rute (die Stinkekoederrute!!!) mit einem Ruck nach unten reissen sah. Ohne Vorwarnung, einfach krumm. Und die Schnur lief augenblicklich von der Rolle. Auf meinen Ruf hin sprang Dan hinzu und arbeitete die Rute aus dem Halter und zog die Bremse weiter zu. “Grossfisch, Monster…” meinte er nur und rief Glenn zu dass er sofort den Anker liften sollte und den Fisch jagen muesste. Mittlerweile hatte der Fisch gut 100 m Schnur genommen und rannte auf eine Sandbank mitten im Fluss zu wo auch ein paar festhaengende Baumstaemme herausragten. Wenn er dort hineinschwimmt ist alles verloren!


    Dan hatte nun Hubert die Rute ueberreicht und Glenn dueste dem Fisch hinterher. Hubert musste nun kurbeln wie ein Weltmeister um die Schnur stramm zu halten. Eine unglaubliche Kraft riss immer wieder Schnur von der Rolle und als wir endlich fast ueber dem Fisch waren, ging der auf Tiefe. Es riss Hubert fast ueber Bord und die Rutenspitze war tief im Wasser verschwunden. Hubert musste mit aller Kraft dagegenhalten und dann dagegen ankurbeln. Nach 20 Minuten sah man Hubert an, dass er eine Pause brauchte. Ich uebernahm und das erste Mal in meinem Leben legte ich mein volles Kampfgewicht und meine ganze Kraft in eine Angelrute und verlor trotzdem Schnur von der Rolle. Es war unvorstellbar das das ein Fisch sein sollte, der so eine Kraft aufbrachte. Ich gewann nach und nach wieder ein paar Meter zurueck und uebergab nach einigen Minuten wieder an Hubert. Der legte sich auch wieder voll ins Zeug und nach ca. 30 Minuten tauchte der Fisch das erste Mal an der Oberflaeche ca. 10 m hinter dem Boot auf. Unglaeubiges Staunen und Raunen von Juergen, Ricardo, Hubert und mir. Wir hatten sowas ja noch nie gesehen! Dan und Glenn waren da schon abgebruehter aber wiederholten auch immer wieder “A monster!”. Nach weiteren 10 Minuten hatte Hubert das U-Boot an unser Boot gedrillt. Was nun?


    Dan griff ersteinmal in das Maul in das man ohne weiteres einen Fussball haette stecken koennen. Da lag das Biest nun laengs neben dem Boot; weit ueber 2 m lang und dick wie eine Kuh. Unmoeglich dieses Monster ins Boot zu heben. Aber stranden ging auch nicht weil kein Strand da war. Nur Steinpackung und das andere Ufer war zu weit. Glenn wusste, dass stromab von der Steinpackungsstrecke ein Strand war aber das war ueber 1 km weit weg. Wir wollten es dennoch versuchen ob wir den Stoer soweit stromab schleppen konnten. Dan liess das Maul wieder los und nahm die Rute. Glenn drehte das Boot vorsichtig in die Stroemung. Wir hatten etwa 2-300 m geschafft als der Stoer ploetzlich wieder Wind bekam und sich verabschiedete. Er ging tief dicht neben der Steinpackung und war ploetzlich fest. Dan zog mit allem was er hatte aber konnte nur noch einen Haenger fuehlen. “Baumstamm!”, schrie er und wiess Glenn an die gleiche Strecke wieder zurueckzufahren. Gesagt, getan und tatsaechlich manoevrierte Dan das Vieh wieder aus dem Hindernis heraus und es kam wieder an die Oberflaeche. Glenn entschied nun die Landung in der Steinpackung zu wagen. Nachdem wir den Fisch ein Stueck von dem Unterwasserhindernis weggeschleppte hatten, legten wir in den Steinen an, machten das Boot mit Anker und Leinen fest und kletterten alle auf die Steine am Ufer. Dort zogen wir den mueden Stoer hin, hakten den Haken ab und hoben ihn ein paar Sekunden fuer die Siegerfotos heraus. Was fuer ein Fisch. Man brachte wirklich 3-4 Mann um ihn aus dem Wasser zu heben. Fast eine Stunde hatte es bis zur Landung gedauert! Weil der Fisch soviel durchmachen musste wollten wir uns auch nicht noch mit Messen aufhalten. Ich bin 1.95 m gross und er hatte mit Sicherheit 30 cm mehr als ich. Nach Tabellen koennte er in der 300 Pfund Klasse gelegen haben. Wahnsinn!


    Der Fisch war ruck zuck wieder fit und zog majestaetisch ins truebe Wasser ab. Wir tanzten und groehlten und umarmten uns. Was fuer ein Erlebnis! Und das Juergen und Hubert das auf ihrer einwoechigen Tour bei mir miterleben durften, war klasse! Wir packten das Stoerzeug ein – es konnte nicht mehr besser kommen – nippten an dem obligatorischen Fireball und fuhren dann beschwingt zu unserer Lachsinsel zurueck wo wir noch ein Shorelunch und ein paar Wuerfe auf Rotlachs machten. Ricardo und ich fingen auch noch 2 praechtige Lachse, die noch in unsere Kuehlbox passten. Dann brachte uns Glenn zum Festland zurueck und wir traten unsere verschiedenen Wege an; Juergen und Hubert ihre lange Tour zum Skeena River mit ihrem Wohnmobil, Ricardo und ich zurueck auf Vancouver Island und Glenn und Dan zu ihren Familien in der Stadt.


    Es war einer dieser Angeltage, die wir wohl nie vergessen werden. Besonders die beiden aelteren Herren; das war wohl mehr als sie es sich auch nur ertraeumt haetten. Ich war Glenn sehr dankbar, dass er das fuer uns moeglich gemacht hatte.















  • Diese Woche hatte ich eine unablehnbare Einladung von meinem Freund Glenn im Fraser Valley zur jaehrlichen Angel-Campingparty am Harrison River bekommen. Eine etwa 20koepfige Maennergruppe trifft sich dort seit Jahren im Herbst fuer eine Woche auf dem Flussgrundstuecks eines gemeinsamen Freundes. Was vor etlichen Jahren mit Zelten und im Auto pennen anfing, ist nun zu einen regelrechten RV Park angewachsen. Es sammelten sich etwa 5-6 RVs und Campinganhaenger zur einer Wagenburg, in der Mitte wurde ein grosses Partyzelt mit Grills und Raeucheroefen und Kuehlkisten zur Kueche und Bar umfunktioniert und ein Holzbeauftragter brachte eine Pickupladung Feuerholz fuer das ewig brennende Lagerfeuer. Jeder brachte was Festes oder Fluessiges fuer die Allgemeinschaft – wer sagt denn Kommunismus funktioniert nicht?! Einige der Beteiligten kannte ich schon von meiner Teilnahme vor 3 Jahren, andere von meinem Fishing Derby in Victoria und andere durch meine Arbeit. Die meisten waren auch begeisterte Angler – einige allerdings mehr auf die Geselligkeit und abendliche Party eingestellt.


    Ich stiess am Donnerstag Mittag zu der Truppe die schon seit Mittwoch vor Ort war. Die Fangberichte waren nicht sehr rosig – dennoch freute ich mich ungemein auf was da so kommen wuerde. Grossflussangeln ist selten bei mir angesagt – auch schon wegen der mangelnden Gelegenheiten im Sueden von Vancouver Island. Dann ist so eine Jetboattour auf einem Fluss immer schon ein Erlebnis in sich selbst. Vor 3 Jahren hatten wir kapitale Chum (Hundslachse) und auch Chinook gefangen; ich sogar an der Fliegenrute. Es ist eine extreme Herausforderung an Material und Angler solche 20 – 40 Pfund Brocken am Fliegengeschirr zu drillen. Ich kann mich noch gut an gebrochene Ruten und zerfetzte Fliegenschnuere erinnern. Aber letztlich hoffte ich auch auf eine Gelegenheit auf Stoer zu fischen. Wenn die Lachse zum Laichen ziehen, ist Hochsaison fuer die Stoere im Frasereinzugsgebiet. Der Harrison River, ca. 1,5 Stunden oestlich von Vancouver, ist ein grosser Nebenfluss des Frasers. Eigentlich aendert sich der Name dieses Fraserzulieferers mehrfach denn er kommt aus dem Kuestengebirge kurz hinter Whistler – und heisst dort Birkenhead River. Dieser ergiesst sich in den legendaeren Lillooet Lake welcher zum Lillooet River wird, der sich wiederum in den riessigen Harrison Lake ergiesst. Aus dem See windet sich schliesslich der Harrison River zum Fraser River hin. Weil das gesamte Harrison Flusssystem fuer Fische manoevrierbar ist, ziehen die Lachse also bis zum Birkenhead River durch beide Seengebiete hindurch. Auch Stoere sind im gesamten Fluss-Seengebiet vorhanden.


    Die Naehe zur Metropole Vancouver hat natuerlich Auswirkungen auf die Anglerdichte – vorallem an Stellen die leicht zugaengig und von den Strassen erreichbar sind. Mit einem Jetboat hat man natuerlich die Gelegenheit sich weiter flussauf den Massen zu entziehen und eine einsame Insel im Fluss oder eine abgelegene Uferstrecke zu erreichen. Zum Stoerangeln braucht man sowieso ein Boot.


    Das Wetter war sonnig aber windig – es pfiff ganz schoen das Flusstal hinunter. Aber ausser dem Werfen beim Fliegenfischen sollte uns das beim Flussangeln nicht weiter stoeren. Der Wasserstand war eigentlich perfekt nach den paar Regenfaellen in den letzten Wochen. Da es aber seit Tagen trocken war, war das Harrison Wasser glasklar. Die Chinooks sollten im vollen Zug sein und die Hauptmasse der Chum musste gerade in den Fluss hineinmarschieren. Auch ein paar Cohos sollten im Fluss sein – wenn es denn welche gaebe dieses Jahr. Wie schon in meinen anderen Lachsberichten von Vancouver Island angedeutet, es scheint ein schlechtes Jahr fuer die Silberlachsstaemme im Sueden BCs zu werden. Irgendetwas hat im Ozean nicht gepasst und die Cohos muessen aeusserst widrige Umstaende angetroffen haben. Eine ungewoehnlich warme Meeresstroemung, die in diesen Sommer im Nordpazifik vorherrschte, scheint darauf hinzudeuten.


    Jedenfalls hatten die Angler nur den einen oder anderen Chum erwischt und zwei noch ziemlich blanke Exemplare auch gleich in den Raeucherofen gehaengt. Ausserdem wurde mir von schoenen Kehlschnittforellenfaengen berichtet – Beifang beim Blinkern auf Cohos. Ein riessiger Chinookkadaver, mindestens 50 Pfund schwer am Flussufer deutete jedoch an, was im Fluss sein Unwesen trieb. Stoer hatte noch keiner versucht bis ich ankam. Glenn kam wieder rein als ich meine Ankunft textete und holte mich und Mike ab. Glenn war fuer alles bereit und ueberliess es Mike und mir was wir beangeln wollten. Da Lachs nicht so toll zu laufen schien, entschieden wir uns fuer Stoer. Nach meinem letztjaehrigen Stoererlebnis mit Glenn und meinen deutschen Gaesten, war ich heiss auf ein neues Dino-abenteuer!


    Glenn fuhr uns nur etwa 5 Minuten flussab hinter einen Brueckenpfeiler. Hier hatte der Fluss ein tiefes Loch ausgewaschen und die Stoere konnten vor der Stroemung geschuetzt im Loch liegen und warten bis Futter (Laich und Lachskadaver) dahinein gespuelt wuerde. Wir ankerten direkt stromauf vom Loch und konnten so die 3 Koeder direkt vom Heck in die tiefe Stelle einwerfen. Als Koeder verwendeten wir Lachseiersaeckchen und einen Koederfisch. Dann begann das Warten. Wir hatten uns noch nicht einmal richtig vorgestellt, als es an der rechten Laichrute anfing zu zuppeln. Es sah mehr nach einem Rotauge aus aber Glenn war sich sicher, dass hier ein Stoer am Werke war. Mike und ich schauten uns zweifelnd an. Ploetzlich schlug Glenn an und die Rute bog sich beachtlich durch. Gibt’s doch gar nicht! Ich uebernahm die Rute von Glenn und der Tanz begann! Der Fisch katapultierte sich gleich erst einmal 2 Mal voll aus dem Wasser.


    Damit wusste ich nun schon mal mit wem ich es zu tun hatte – ein etwa 1.7 m langes Kraftpaket. Es ist immer wieder verblueffend wie stark diese Tiere sind. Ich hing mit beiden Armen an der Rute lehnte mich mit meinem vollen Kampfgewicht in das Geraet um den Fisch Stueck fuer Stueck zum Boot zu pumpen. Dazwischen bekam der Fisch immer wieder den Kopf gedreht und zog unaufhaltsam ab. Ein alter Pfahlstumpf schaute ca. 30 m neben dem Boot aus dem Wasser heraus und der Stoer zog paar Mal genau daraufhin. Bloss nicht dahin lassen, da waren wir uns einig. Es gelang und nach etwa 10 Minuten Drill hatte ich den Fisch am Heck und Glenn holte ihn kurz auf die Motorandeckung im Boot wo wir den Haken entfernen und die Urigkeit dieser Tiere kurz bewundern konnten. Mike hatte noch nie einen Stoer live gesehen – er war ein Gebirgsbachangler. Nach nicht mal 30 Sekunden im Boot liessen wir ihn wieder schwimmen.


    Wow, das ging schnell! Ich war ziemlich kaputt vom Drill. Glenn bekoederte neu und wir feuerten die 3 Ruten wieder aus. Ein Siegerbier und wir zeigten uns gegenseitig die Fotos vom Drill als Glenn ploetzlich wieder aufsprang und die Mittelrute anschlug. Rumms, wieder krumm die Rute und Glenn meinte nur „Big Fish!“. Das gibt’s doch gar nicht! Mike war nun dran und er verschuettet gleich sein Bier im Eifer. Er stoehnte als der Fisch stur wie eine Eisenbahn die Schnur von der Rolle zu. „Da machst Du ja gar nichts mehr!“, meinte er. Glenn und ich holten die anderen 2 Ruten ein und die beiden Driftsaecke. Dann holte Glenn den Anker ein und meinte, dem Fisch muessten wir mit dem Boot folgen. Mike hing sich voll rein, verlor aber immer noch viel mehr Schnur als er gewann. Dann kam die Schnur ploetzlich flach und wir sahen ein Monster durch die Oberflaeche brechen. Da wird einem ja himmelangst wenn man so ein ueber 2 m langes Tier sich voll aus dem Wasser katapultieren und sich dann mit einem Getoese wieder hineinstuerzen sieht! Wie soll man sowas an Rute und Rolle baendigen?


    Nach 15 Minuten war noch gar nichts entschieden; der Fisch blieb jetzt stur am Boden und verlangte Mike alles ab um ihn auch nur zentimeterweise zu bewegen. Ich uebernahm fuer ein paar Minuten um Mike eine kleine Pause zu goennen. Nach einer halben Stunde stand der Fisch direkt unter dem Boot in etwa 5 m Tiefe. Wir waren schon etliche 100 m weit abgetrieben. Glenn steuerte uns an allen Hindernissen vorbei wobei immer Glueck dazugehoerte, dass der Stoer nicht in einen versunkenen Baum etc. reinschwamm. Mike war nun bereit den Kampf zu Ende zu bringen. Er kam und waelzte sich ein paar Mal wuchtig an der Oberflaeche hinter dem Boot und zog kurz wieder ab und hing unter dem Boot. Er war auch muede, das merkte man. Dann hatten wir ihn endlich muede am Boot. Er war sicher 2 m lang und viel zu schwer um ihn in das Boot zu bringen – was auch nicht gut fuer solch grosse Fische ist. Leider war auch kein guenstiges Ufer zum stranden in Sicht. So bewunderten und betatschten wir den Burschen nur kurz im Wasser neben dem Boot bis Glenn ihn vom Haken befreite. Majestaetisch zog er wieder in die Tiefe ab! Gluecklich und ziemlich fertig packten wir ein um zum verabredeten Grillen ins Camp zu kommen. Auf der Heimfahrt begegneten wir Kelly und Joey in einer Flussbucht auch im Drill. Wir beobachteten die beiden eine Weile und feuerten Kelly an der Rute an. Das konnte aber noch eine Weile dauern und wir wollten nicht im Weg sein, so fuhren wir bald weiter.


    Es wurde ein geselliger Abend mit vielen Fischgeschichten und natuerlich Luegen. Kelly zeigte stolz die Fotos von seinem 2,20 m langen Stoer den er endlich zum Strand gezogen hatte. Frischer Raeucherlachs machte die Runde ums Lagerfeuer und frischgrillte Forellen. Nach einigen Bierchen machte ich mich auf mein Nachtlager in meinem Truck.


    Ich hatte mich mit Glenn und Mike fuer 7:00 Uhr frueh verabredet. Wir wollten eine Morgenlachstour den Fluss hochwaerts machen. Nach einem coolen Fruehstueck mit Schweinebraten und Raeucherlachs donnerten wir den Fluss hoch. Es waren schon eine Menge andere Boote unterwegs und die unteren Flussufer teils dicht bevoelkert mit Anglern. Je hoeher wir kamen, desto einsamer wurde es. Wir landeten an einer Kiesinsel und schwangen alsbald unsere Ruten. Wir versuchten Bodendriften, Posenangeln und Blinkern. Glenn hatte bald einen starken Gegner am Band, der jedoch nach kurzem Kampf wieder ausstieg. Ich verbuchte einen kurzen Ruck in der Rute ansonsten blieb ich Schneider. Mike hatte auch kein Glueck. Ein paar Fliegenangler auf der anderen Flussseite landeten inzwischen ein paar schoene Chum. Die fischten die etwas langsamer stroemende Innenkurve waehrend wir die schnelle Aussenkurve hatten. Zwar sprangen monstroese Lachse auch auf unserer Seite, aber wir vermuteten bald, dass die Hauptwanderrinne der Lachse auf der anderen Flussseite verlief. Nun ja, man kann nicht immer Glueck haben. Wir genossen einen tollen Sonnenaufgang im Flusstal zu Fuessen des Kuestengebirges, hatten Adler und Otter um uns herum zu beobachten und einmal, als ich so im knietiefen Wasser stand und Wurf um Wurf taetigte, schwamm mir doch ein stattlicher aber schon sichtlich geschwaechter Chum-Milchner direkt zwischen meine Beine und ruhte sich dort, etwas von der Stroemung geschuetzt, aus. Cool!


    Dann juckte uns wieder das Angelfieber und beschlossen wieder auf Stoer zu probieren. Vielleicht ging ja wieder was! Als wir an unserer gestrigen Stelle an der Bruecke ankamen, sassen dort schon 2 andere Boote – eins von unserer Truppe. Glenn fuhr weiter flussab zur Muendung des Harrison in den Fraser. Dort hatten wir schon mal vor 3 Jahren probiert und waehrend ein Guideboot 30 m neben uns Stoer auf Stoer fing, hatten wir so dicht daneben keinen einzigen Biss. So wichtig war die richtige Platzierung an den Stoerstellen. Es war sowieso eine interessante Stelle diese Flussmuendung. Das glasklare Wasser des Harrison mischte sich hier mit den lehmtrueben Fluten des Frasers in einer toilettenspuelungsartigen Strudelstroemung. Mal war das Wasser klar und gruen und mal braun und trueb um das Boot herum. Glenn ankerte an zwei Plaetzen und wir angelten jeweils 20 Minuten an jeder Stelle ohne Erfolg als Glenn diese Stelle aufgab und weiter in den Fraser hineinfuhr.


    Er beobachtet konzentiert das Echolot und fand ein 10 m tiefes Loch unterhalb einer Halbinsel in den Strom hinein. Das Loch war vielleicht 20 m lang und 10 m breit und rings herum war das Wasser nur 5 m oder flacher. Auf der Uferseite hin ragten mehrere versunkene Baumreste aus dem Wasser. Bald waren unsere 3 Koeder wieder im Wasser. Auf einmal bekamen wir Besuch von einem anderen Boot – Fischereiaufsicht! Angellizenzen! Mike hatte seine im Camp vergessen – dank Technologie konnten die Officer das jedoch online abfragen und gaben ihm nur eine freundliche Warnung, dass die Lizenzen bei sich getragen werden muessen. Alles klar! Waehrend wir mit den Officern verhandelten, bekamen wir einen Biss. Leider kamen wir zu spaet zur Rute. Die Officer legten ab und wuenschten uns viel Erfolg und ermahnten uns die Stoere vorsichtig zu behandeln. Gut, dass die so aufpassen – waere schade wenn es dem Weissen Stoer wie dem Europaeischen Stoer erginge.


    Als ob dieser unerwartete Besuch der Startschuss gewesen war, nun brach die Hoelle oder besser gesagt der Stoerhimmel ueber uns herein. Was nun folgte war eine der verruecktesten Angeleien die ich je erlebt habe. Nur 10 Minuten nach dem Behoerdenbesuch ruckelte eine der Ruten los und Glenn schlug an und war am Fisch. Diesmal drillte er und wir konnten nach etwa 20 Minuten einen etwa 1.8 m Stoer landen. Kaum waren die Ruten wieder 5 Minuten im Wasser – Biss! Ich sah es zuerst und schlug an – Fisch! Der war auch nicht klein – auch irgendwo zwischen 1,5 und 2 m Laenge. Dann war Mike dran – seiner war aber wirklich klein – vielleicht 70 cm – richtig niedlich so ein kleiner Stoer! Wir hatten kaum Zeit ein Bier zu oeffnen – Glenn sprang auf, schlug an; „Big, big Fish!“ meinte er nur als er die Rute zu Mike reichte. Ich holte die anderen Ruten ein und die Driftsaecke, Glenn holte den Anker ein. Mike stoehnte nur und wurde bedenklich wegen des rasanten Schnurverlusts. Mike zog die Rollenbremse fester und der Fisch zog doch tatsaechlich das Boot eine ganze Strecke die Bucht hoch. Dann warf Glenn den Motor an und jagte dem Fisch hinterher. Der Fisch stand tief und liess sich nicht hochbewegen – so hart Mike auch zog. Nach 20 Minuten konnte Mike nicht mehr und ich uebernahm. Unvorstellbar die Kraeft dieses Fisches! Jetzt jagte der Fisch stromab und wir fanden uns bald 1 km flussab nahe 2 anderen verankerten Booten. Dann ging es wieder flussauf. Nach 30 Minuten hatten wir noch keinen entscheidenden Vorteil erzielt und ich uebergab erschoepft an Glenn und uebernahm das Steuer.


    Glenn murmelte was von der Mutter aller Stoere und mindestens 3,5 m lang – aber noch hatten wir keinen Blick auf unseren Gegner werfen koennen. Wenn wir ihn doch bloss mal zu sehen bekaemen! Komisch, dass er nicht gesprungen war bisher. Ploetzlich gab der Fisch wieder Gas und die Schnur zog hart unter das Boot. Glenn wollte parieren und die Rollenbremse verringern um die Rute ins Wasser gesteckt um das Heck des Bootes herumzufuehren. Irgendwie ueberschlug sich die Multirolle jedoch und ploetzlich hatte sich die Schnur auf der Rolle verheddert – und der Fisch zog immernoch unaufhaltsam ab. Glenn ging fast ueberbord als er an der Rute festhielt und um Hilfe rief. Ich drehte den Motor auf und jagte dem Fisch hinterher um den Druck von der Rute wegzunehmen. Als Glenn die Rute wieder aus dem Wasser herausbekam und sich sammeln konnte, bemerkten wir, dass die Rutenspitze gebrochen war – etwa 10 cm fehlten und tanzten auf der Schnur. Die Schnur war aber immer noch verheddert und Glenn arbeitete fieberhaft den Fitz zu beseitigen. Ich hielt das Boot im Schritt mit dem davonschwimmenden Fisch um Glenn die Chance zu geben die Schnur schlaff zu haben. Wenn nun der Schonhaken herausfiel, so konnten wir das auch nicht aendern.


    Endlich schaffte es Glenn und die Schnur konnte wieder abziehen. Er kurbelte an und der Fisch war noch da. Mike uebernahm wieder und Glenn knipste mit der Zange die Rutenringe der abgebrochenen Rutenspitze auf um dieses Hindernis zu beseitigen. Was fuer eine Gong Show! Glenn uebernahm jetzt wieder das Steuer und war ueberzeugt, dass das der groesste Fisch seiner Stoerkarriere war – bisher zumindest. Und er hatte schon fast 3 m lange Dinos gestrandet! Mike muehte sich und pumpte weitere 10 Minuten ohne das wir den Fisch zu sehen bekamen. Ich uebernahm wieder gerade recht zu einer weiteren brutalen Flucht. Ploetzlich zitterte die Rute unter dem Druck – Glenn krauste bedenklich die Augenbrauen – war der Fisch etwa in ein Hindernis hineingeschwommen? Es fuehlte sich komisch an und ich zog mit aller Gewalt – ein Ruck und die Schnur wurde schlaff. Oh, nein! Wir stoehnten auf aber ploetzlich war der Widerstand wieder da und das Zittern weg. Ha! Was auch immer das gewesen war, es war losgerissen. Glenn fuhr uns direkt ueber den Fisch und ich zog mit allem was ich noch in den Armen hatte. Der Fisch kam nicht hoch. Glenn uebernahm und zog auch voll an und die Rute war kurz vorm Bersten. Wir vermuteten, dass der Fisch immer noch um einen Ast oder Baumstamm hing aber wir konnten nicht mehr herausfinden von welcher Richtung er etwa hindurchgeschwommen war. Es musste jetzt und hier enden – entweder gelang es uns den Fisch mit Gewalt hindurchzuziehen oder das Geschirr riss. Es geschah das letztere. Nach 45 Minuten Drill riss das Vorfach und wir fielen erschoepft und enttaeuscht auf unsere Sitze. Was fuer ein Wahnsinnsdrill. Haetten wir ihn wenigstens mal zu sehen bekommen!


    Glenn brachte uns wieder zum Ankerplatz und wir legten nun nur noch 2 Ruten aus. Ich sagte Mike, er waere dran – ich waere zu fertig noch so einen Dino zu drillen. Denkste. Es dauerte vielleicht 10 Minuten bis die rechte Rute hart abzog – direkt hinter mir – also schnappte ich mir die Rute. Nach dem gerade Erlebten fuehlte der sich an wie ein Baby – ich meinte zu Glenn, dass wir nicht den Anker lichten muessten. Dann sprang der Bursche ploetzlich und mir wurde klar, dass der auch um die 2 m Laenge hatte. Unglaublich. Aber der Fisch hier war beherrschbar auch wenn meine Arme nun zu brennen anfingen. Ich rehabilitierte mich fuer den vorherigen Verlust und brachte den Stoer nach etwa 15 Minuten zum Boot wo er noch im Wasser abgehakt wurde. Ich fiel total fertig auf meinen Sitz, verschlang mein Wasser und eine Cola und massierte mir meine Unterarme.


    Waehrend dessen hatte Glenn wieder bekoedert und eingelassen. Und wie es kommen musste, Minuten spaeter ruckte es an der Koederfischrute und Glenn schlug an und war am Fisch. „Schwerer Fisch“ meinte er nur, als er die Rute Mike uebergab. Und wieder begann der Tanz. Ich wuenschte Mike viel Glueck – hatte nicht vor nochmal selbst in das Geschehen einzugreifen. Alles Geraet rein, und bald war klar, der musste wieder verfolgt werden. Ich kann schon gar nicht mehr alles im Detail wiedergeben weil es mit den anderen Drills verschwimmt, aber dieser Fisch zog wieder unaufhaltsam flussab, fand auch ein Unterwasserbaum aus dem wir ihn aber unter groesster Anstrengung wieder herausmanoevrieren konnten – einmal rissen Aeste ab und wir konnten die Schnur daraus befreien. Dann schoss er weiter stromab direkt zwischen die beiden anderen verankerten Boote. Wir glaubten den Fisch schon sicher verloren aber diesmal hatten wir Glueck und holten ihn von direkt unter der Ankerleine eines Bootes hervor. Die anderen Angler winkten uns viel Glueck zu!


    Inzwischen hatte ich wieder die Rute von Mike uebernehmen muessen, der am Ende mit seinen Kraeften war. Da wir an dem einen verankerten Boot gerade vorueber waren und nun auf das zweite zudrifteten, setzten wir alles auf eine Karte. Glenn fuhr uns langsam Richtung Ufer hin – von den Booten weg und ich zog die Bremse total zu, setzte mich auf die Motorabdeckung und stemmte mich mit den Fuessen an der Reling ein und hielt die Rute mit allem was ich noch uebrig hatte. Langsam schleppten wir den Stoer nun Richtung Ufer. Noch nicht ganz da, da zog er noch einmal unaufhaltsam davon und wenn ich nicht die Rute verlieren wollte oder selber baden gehen wollte, musste ich die Bremse oeffnen. Als nun der Fisch wieder Schnur nahm, stoppte die Schnurabgabe ploetzlich. Die Schnur hatte sich durch den uebermaessigen Druck tief in die drunterliegende Schnur eingegraben und lief nun nicht mehr frei ab. Wieder mussten wir panisch roedeln um das zu reparieren bevor wir etwa das ganze Geraet verlieren wuerden. Ging gerade nochmal gut. Weiter Richtung Ufer schleppten wir das Tier und hofften einen zur Landung geeigneten Platz zu finden. Nicht wirklich – alles steinig und felsig am Ufer. Musste trotzdem gehen. Als Glenn und Mike das Boot am Ufer vertaeut hatten, pumpte ich den Stoer Meter um Meter heran. Er war nun auch fertig und hing nur noch schwer in der Schnur. Dann schnappte sich Glenn die Schwanzwurzel und Mike schob den Fischkopf zwischen Boot und Ufer. Der Schonhaken hing sauber im Maulwinkel. Erstaunlich das der bei den ganzen Kapriolen festgehalten hatte. Aber Stoere haben ein sehr ledriges Maul und wenn ein Haken einmal tief sass, kam er wohl kaum noch von selber wieder heraus.


    Wir schossen ein paar Siegerfotos mit dem Fisch nur knapp ueber die Wasseroberflaeche gehoben und ich liess ihn schliesslich wieder hinter dem Boot frei. Recht kraeftig und zuegig zog er schnell davon sobald er seine Freiheit spuerte. Zaehe Biester diese Stoere!


    Wir klatschten uns ab, Mike und ich waren voellig fertig und ueberwaeltigt von dieser Angelei. Das war ja nicht mehr normal 5 oder mehr von solchen Monstern in ein paar Stunden zu fangen. Wir hatten ja zweimal solange gedrillt wie eigentlich auf Bisse gewartet. Ich kann es heute noch kaum fassen, was wir dort erlebt hatten – voellig verstoert! Ich musste mich beeilen um noch meine Spaetfaehre zurueck zur Insel zu bekommen. Ich glaube nicht, dass Mike an diesem Abend nochmal eine Angelrute angefasst hatte. Bin mal gespannt, was Glenn mir noch vom folgenden Tag berichten wird.































  • Einfach nur GEIL !!!!!!
    Ich muss mal bei dir vorbei kommen. Die Angelei is bestimmt willenlos.
    Is ja nicht weit weg von Südhessen. :lol:

    Wir müssen eindeutig aufhören so wenig zu angeln !!!


    P.S.: Diese Info wurde auf 100% recycelten Datensätzen geschrieben und ist nach der Löschung sämtlicher Buchstaben und Zahlen erneut verwendbar.

  • Wie jedes Jahr im Oktober haben sich letzte Woche einige hartgesottene Angler am Harrison River im Fraser Valley getroffen. Der harte Kern sind so 20 Maenner um die Firma Corix herum; Mitarbeiter, gute Kunden, Zulieferer und einfach Freunde, die sich von Mittwoch bis Sonntag an einem privaten Flussgrundstueck in der Naehe der Muendung des Harrison’s in den Fraser treffen. Das Grundstrueck ist unbebaut und mehrere Hektar gross, vor dem Deich gelegen und daher wohl auch fuer Bebauung nicht geeignet. Der Besitzer ist ein Freund eines der Corix Angestellten und stellt sein Grundstueck fuer dieses jaehrliche Zusammenkommen gerne zur Verfuegung. Er bekommt auch Gegenleistungen; die Truppe hat ihm ueber die Jahre ein klasse Rundgazebo mit Feuerplatz gebaut wo man auch bei Regen mit 30 Mann bequem ums Feuer, trocken und ueberdacht, sitzen kann. Auch ein Plumsklo mit Versickerungsfeld wurde angelegt. Ausserdem ein brauchbarer gemauerter Feuergrill. Daher kann ich schon verstehen, dass er die Truppe gerne jaehrlich beherbergt.


    Als ich vor ca. 4 Jahren das erste Mal zu diesem Treffen eingeladen wurde, kamen die meisten noch in Zelten, mit vielleicht einem alten Wohnmobil oder einem Campertruck. Ich und mein Freund Glenn schliefen damals meist hinten in unseren SUVs auf Isomatrazen. Mittlerweile sieht dieses Treffen wie ein Showraum eines RV Herstellers aus; die tollsten und neuesten und groessten Wohnanhaenger mit Slideouts und allem Zip und Zap! Wo nur der ganze Wohlstand auf einmal herkam? Corix und Freunden muss es wohl ganz gut gehen!


    Normalerweise sind dann auch 4-6 Boote dabei, die die ganze Belegschaft dann zu den Fischen bringt. Fokus der Angelei ist Stoer und Lachs, wobei um diese Zeit hauptsaechlich Chum (Hundslachs) im Harrison ziehen. Hin und wieder geht noch ein Chinook an den Haken. Fuer die Cohos (Silber) ist es meist noch ein bisschen frueh. Praktischerweise sind immer ein oder zwei Meisterkoeche dabei die koestliche Gelage (Maennerfood!) herzaubern. An fluessiger Nahrung aller Art mangelt es sowieso nie; die Abende am Feuer werden oft lang und fuer einige Teilnehmer ist dieser Teil auch das Highlight und Angeln nur eine Nebensache. Die Mengen an Feuerholz die in diesen Tagen durchgehen, sind auch sehr beachtlich. Einer hat es sich als Ziel gesetzt, jedes Mal einen halben Wald mitzubringen. Er kommt jedes Jahr mit einer LKW Ladung von bestem Feuerholz an und das Feuer brennt praktisch non-stop von Mittwoch Nachmittag bis Sonntag Mittag.


    Ich kenne die Jungs von meinem Fishing Derby an dem einige der Truppe regelmaessig teilgenommen hatten. Daher bin ich eingeladen. Ausserdem ist mein Freund Glenn ein guter Kunde von Corix und daher auch mit von der Party. Seit letztem Jahr kommt auch unser gemeinsamer Freund Carl und Glenn’s Freund Jason mit. Wir 4 machen dann die Crew auf Glenn’s Jetboot aus. Carl und ich sind die einzigen Teilnehmer von Vancouver Island, sozusagen die Exoten. Alle anderen kommen aus der Umgebung von Vancouver und muessen nicht den langen Weg mit Faehre einplanen. Carl und ich stiessen erst am Freitag zur Truppe. Da war die Party schon fest im Gange. Wir kamen zu spaet fuer jegliches Angeln am Freitag aber puenktlich zum Beginn des Festgelages. Glenn’s grosser Wohnanhaenger war auch gleich die DJ Station und so ging es laut und froehlich zur Sache. Es waren einige schoene Lachse gefangen worden, lernte ich. Auch einige grosse aber schon sehr dunkle Chinooks. Die Stoere waren wohl sehr zickig; am Mittwoch waren wohl noch welche gehakt worden aber seitdem nicht mehr. Die Fluesse waren noch extrem niedrig; es hatte immer noch nicht richtig geregnet. Der Regen war aber unterwegs und sollte am Sa Nachmittag ueber uns hereinbrechen.


    Ich entzog mich noch vor Mitternacht dem Gelage; ich hatte vor frueh aufzustehen und zu angeln! Wir verabredeten uns um 7:00 Uhr. Um 7:30 Uhr war ich in voller Watmontur umgezogen und fertig gefruehstueckt und gepackt. Jason kam schwer hoch aber um 8:00 Uhr duesten wir 4 als erste Gruppe ab. Glenn wollte gleich seine guten Stoerloecher abklopfen. Wir ankerten erst an der Harrison River Muendung in den Fraser. Das ist immer eine interessante Stelle – dort mixt sich die braune Schlammflut des Frasers mit dem ginklaren Wasser des Harrison. An den Grenzzonen gibt es sehr interessante Wasserfaerbungen. Uns gegenueber lagen eine Menge Lachsangler mit Booten vor Anker. Auch ein paar Uferangler sah man fleissig werfen. Hier und da sah man einen Lachs springen oder finnen. Aber es blieb ruhig. Nur ein paar Pike Minnows oder Maraenen knabberten an unseren Koeder (Lachseier), blieben aber nicht an den sehr grossen Stoerhaken haengen.


    Nach einer Weile hatte Glenn genug und wir fuhren weiter raus in den Fraser. Ich hatte diesen Strom noch nie so klein gesehen. Einige Inseln waren jetzt Teil des Ufers und ganze Flussarme lagen trocken. Wir brauchen Regen, wie auch die deutschen Fluesse, wie ich gelesen habe! Eine weitere, eigentlich vielversprechende, Stelle brachte keine Stoerbisse. Glenn gab aber noch nicht auf. Wir fuhren nun den Harrison herauf und ankerten direkt vor unserem Camp. Wir standen in ca. 3m tiefen Wasser und ich konnte den Grund gut sehen. Hier und da sah man mal einen Lachs durchhuschen. Hinter dem Boot wurde es etwas tiefer und dort lagen unsere 4 Koeder. Ich stand gerade am Bug und suchte den Flussgrund nach Fischen ab als ich Rufe von hinten hoerte. Glenn rief “Nimm es, schlag an, los!”. Jason folgte wohl und hakte etwas, uebergab die Rute aber an Carl, der noch Stoerjungfrau war.


    Jetzt ging die Post ab und ein Stoer kam vielleicht zur Haelfte etwa 20 m hinter dem Boot aus dem Wasser geschossen. Woah! Der war ganz ordentlich und Carl musste sich kraeftig dagegen lehnen. Die Bremse sang auf und der Fisch zog etliche Meter davon. Wir holten alle anderen Ruten ein und machten Carl Platz. Der pumpte aechzend und verlor dann doch wieder die gerade gewonnene Schnur. Aber der Fisch zog nicht zu einer der ganz langen Fluchten davon und so blieben wir vorerst vor Anker. Nach 10 Minuten schwerstem Tauziehen brachte Carl den Fisch erstmalig in die Naehe des Bootes. Und jetzt erfuhr ich warum Glenn so gerne im Harrison Stoere angelt, in dem glasklaren Wasser konnte man den Fisch nun unter und neben dem Boot beobachten. Eine ganz klasse Show! Im Fraser sieht man die Fische erst wenn sie an der Oberflaeche sind. Faszienierend zu sehen wie der Stoer unter dem Boot am Grund hing und den Kopf nur hin und her schuettelte und dann wieder herumwirbelte. Dann wurde der Fisch endlich muede und kam hoch. Carl wollte gerne ein Foto mit seinem ersten Stoer haben und so zog Glenn den Anker ein und fuhr zu einer Sandbank etwa 100m flusshoch. Dort sprangen dann alle ins flache Wasser und landeten den Stoer. Vorsichtig streichelte Carl seinen Fang und bewunderte diese uralte Gattung. Faszinierende Tiere! Dann durfte er wieder abziehen. Wir schaetzten ihn auf ca. 1,8m Laenge.


    Wir drifteten wieder zur Fangstelle zurueck und warfen den Anker. Jetzt war ich dran! Nach einer halben Stunde kam allerdings Wind auf und drueckte das Boot hin und her, was keine guten Bedingungen zum sensiblen Stoerangeln sind. Denn so gross auch die Stoere sind, die Bisse sind oft sehr vorsichtig, schleienaehnliches Herumgenibbel das manchmal in einem Abzug endete, oft aber muss man auf Verdacht anschlagen. Wenn die Ruten von Wind und Drift herumgeruettelt werden, kam man die Bisse nicht richtig wahrnehmen und die Stoere moegen es auch nicht wenn der Koeder sich viel bewegt. So packten wir das Stoerzeug ein fuer heute und fuhren den Fluss hoch zu den Lachsstellen. Hier war man ein wenig windgeschuetzter und beim Lachsangeln ist Windstille auch keine Voraussetzung.


    Ich packte meine #8 Fliegenausruestung aus, die anderen 3 Maenner benutzten Driftangelzeug. Glenn ist ein ausgesprochener Fuchs an der Driftangel und es dauerte nicht lange bis er ein paar furchterregende Chum hakte. Auch einen sicherlich ueber 30 pfunedigen Chinook brachte er ins Flache. Alle Fische gingen wieder in den Fluss zurueck. Er ermahnte uns jedoch ein Chumweibchen der Eier wegen zu behalten (bester Stoerkoeder). Den Fisch selber konnten wir dann im Camp raeuchern. So sein Auftrag an uns.


    Ich fischte am weitesten stromauf an einer Stelle wo eine Kiesschwelle im Wasser lag. Jeweils davor und hinter der Schwelle tummelten sich etliche Chum. Ich warf meine Fliege an dem extrem schnellsinkenden Vorfach etwas stromauf von der Schwelle und liess die Fliege auf die Fische vor der Schwelle zutreiben. Fasste keiner zu, trieb die Fliege ueber die Schwelle in ca. 1 m tiefem Wasser. Dort spuerte ich wie die Fliege an den Kiesbrocken zeitweise kurz haengen blieben und weiter polterte. Dann fiel die Fliege in den Gumpen hinter der Schwelle direkt vor die Nasen der dort stehenden Lachse. So hatte ich zwei Chancen einen Biss zu bekommen. Es stellte sich heraus, dass weit auswerfen gar nicht noetig war, besonders wenn ich foulhaken vermeiden wollte. Denn ein paar Mal als ich die Fliege vielleicht 20m hinausgefeuert hatte und am Ende der Drift einstrippte, pakte der Haken eine Rueckenflosse eines Chum. Der Kampf mit einem foulgehaktem 20 Pfund Chum im schnellfliessenden Fluss ist nur noch brutal und nicht gut fuer’s Geraet. Einmal riss mir das Sinkvorfach und zweimal die Fliege ab.


    Daher warf ich bald nur noch kuerzer und behielt die Fliege fast noch im Auge. So konnte ich das Foulhaken zu allermeist verhindern und zuschauen wenn ein Lachs auf die Fliege reagierte. Zweimal langte ein Weibchen zu als die Fliege dicht daran vorbeidriftete. Die erste durfte wieder schwimmen, das zweite Weibchen war prallvoll mit Eiern und ich dachte an Glenn’s Wunsch und nahm sie mit. Dann schnappten noch ein paar feiste Maennchen zu. Die Drills waren super hart und verlangten mir und dem Geraet alles ab. Eigentlich sollte man besser mit #10 Geraet anruecken aber dann wird man noch schneller vom Werfen des schweren Zeugs muede. Es war ein besonderer Genuss die ganze Angelei praktisch auf Sicht zu machen. Da sieht man mal genau wie wenig die Lachse eigentlich auf Koeder reagieren und nur hin und wieder einer, dem man das Federvieh genau vor die Schnautze driftet, dann aus Aerger zuschnappt. Ohne eine dichte Formation der Lachse wuerde man nicht viel fangen. So hatte ich nach etwa 5 gelandeten und bestimmt noch 7-8 halbgedrillten und verlorenen oder abgerissenen Lachsen lange Arme und machte Schluss. Seltsamerweise konnte unser Stoerfaenger vom Vormittag, Carl, keinen Lachs vorweisen. Auch Jason’s Ausbeute war mager. Die Fische waren nicht sehr aggressiv heute und man musste an der richtigen Stelle sein, so mein Fazit.


    Wir fuhren zu einem spaeten Mittagessen ins Camp – geraeucherter Truthahn! Man merkte dann auch schon, dass das Wetter umschlug. Der Wind wurde immer kraeftiger und der blaue Himmel war weg. Der Wind aus den Bergen war kalt und roch nach Feuchtigkeit. Bald wuerde der Regen kommen!


    Wir fuhren am spaeten Nachmittag nochmal zu den Lachsstellen. Ich fand wieder eine schoene Stelle, beobachtete eine Menge Adler auf der anderen Seite und hakte wieder ein paar Chum. Wieder waren auch ein paar foulgehakte dabei. Das liess sich einfach nicht ganz vermeiden, wie es schien. Bald war der Wind so stark, dass mir die Fliege beinahe wieder ins Gesicht zurueckflog. So hatte das keinen Sinn mehr. Wir brachen ab und besprachen unser weiteres Programm. Eigentlich wollten wir alle nochmal Stoerangeln aber bei solchen Windverhaeltnissen hatte das hier wohl keinen Sinn. Glenn meinte, im Fraser nahe seines Hauses waeren wir viel windgschuetzter als hier am Fusse der Berge. So beschlossen wir noch heute unser Camp abzubrechen und zu viert bei Glenn in Maple Ridge zu uebernachten um dann So frueh nochmal auf den Fraser zu kommen.


    Auf der ca. einstuendigen Fahrt zu Glenn fing es an zu schuetten. Gute Entscheidung! Die ganze Nacht kam es wie aus Kuebeln aber puenktlich zum Fruehstueck hoerte der Regen auf. Auch der Wind legte sich komplett. Wir liessen das Boot in Mission in den Fraser und Glenn’s Sohn Cody chauffeurte uns zu einem Hotspot, vor der Stave River Muendung. Dort warfen wir Anker an einem tiefen Loch. Zu unserem Erstaunen lief die Stroemung stromauf – starke Flut im Meer! Sehr komisch wenn der Fluss verkehrt herum fliesst!


    Wieder fanden uns die kleineren Bodenfische zuerst und waren an den beiden Eierkoedern am herumnuckeln. Dann ruckte die Rute mit einem Neunaugenkoeder los und Glenn schlug an. Die Rute bog sich gewaltig und er reichte sie gleich mir zu. Oha, der Zug war gewaltig und ich musste mich einstemmen und passte erst einmal die Bremse an. Im selben Moment wurde die Schnur immer flacher und ein Monsterfisch schoss voll aus dem Wasser und landete mit einem Riesenschwall wieder im Wasser. Wow! Leider hatte keiner schon die Kamera fertig. Um mich herum war geschaeftiges Treiben um das Deck zu raeumen, mir den Sissiguertel umzuschnallen und den Anker zu lichten. Das war ein grosser Stoer! Den kann man nicht mal eben ans Boot zerren. Die erste Flucht riss vielleicht 100m Schnur ab. Nicht panisch aber schnell und kontinuierlich. Cody fuhr nun dem Fisch hinterher und ich gewann Schnur zurueck. Dann waren wir ueber dem Fisch. Ich fuehlte ein paar leichte Rucke aber ansonsten stand der Fisch recht still am Grund. Ich ruckte an und zog was das schwere Geschuetz hergab um ihn wieder in Bewegung zu kriegen. Da! Ein, zwei schwere Kopfstoesse die mich einen Meter hin und zurueck zogen und jetzt sausste er wieder unaufhaltsam los.


    Es ist ein seltsames Gefuehl wenn man an einer Angelrute etwas dran hat, dass deutlich staerker ist als man selber. Man fuehlt sich so hilflos, klein, unbedeutend… Als er anhielt versuchte ich seinen Kopf zu drehen und Druck zu machen. Ich wollte den Drill so kurz wie moeglich halten. Ich konnte vielleicht 20 Minuten alles reinlegen und ihn dann mit meinen letzten Kraeften landen oder ich konnte mit ¾ Kraft fuer eine Stunde an ihn angekettet sein und dann voellig am Ende sein und vielleicht sogar noch die Rute an einen meiner Kumpels abgeben muessen. Das letztere wollte ich mir ersparen! Ich brachte den Fisch ein paar Meter hoch, dann gings wieder runter. Mal auf die linke Seite des Bootes, dann wieder rechts. Mir wurde heiss in der Neoprenhose und meine Vorderarme schmerzten schon. Ich zog die ganze Zeit mit allen 130 Pfund der Schnurtragkraft und immer noch kein Zeichen des Aufgebens. Nach vielleicht 15 Minuten gewann ich das erste Mal richtig Schnur zurueck und ich bekam den Fisch in Sichtweite neben dem Boot. Wow, ein massiver Kopf von vielleicht 70x50cm tauchte auf und schon zog er wieder ab. Aber jetzt nicht mehr sehr weit und ich bekam ihn wieder hoch. Vielleicht sprang er nochmal?


    Der Stoer war noch nicht richtig muede, das merkte man - mit welchem Elan er immer wieder umdrehte und davonflog. Aber ich hatte die Bremse fast ganz zu und liess ihn nicht mehr weit weg. Cody manoevrierte das Boot jetzt Richtung flaches Ufer zu und ich zog den Fisch langsam mit. Hoffentlich waren keine Hindernisse wie Baumstaemme im Wasser in Ufernaehe. Waere schade den jetzt noch zu verlieren! Ging aber alles glatt! Unser Boot lief auf sandigen Grund und ich sprang hinaus und drillte das letzte Stueck vom Strand aus. Das U-Boot kam heran. Unfassbar, der war ueber 2 m lang und kraeftig gebaut! Vielleicht 400 Pfund? Er war jetzt ganz ruhig und Glenn schnappte sich die Schwanzwurzel. Ich griff in das Ruesselmaul, nahm den Haken heraus und hielt ihn so fest. Jason musste noch dazu kommen um ihn fuer ein Foto ein Stueck ueber Wasser zu hieven. Wir packten zu und hoben an, und in diesem Moment hatte der Stoer genug und schlug mit dem massigen Kopf um sich. Keine Chance ihn so zu halten und ich liess los und der Stoer wand sich aus den Griffen an Bauch und Schwanz und stob davon. Was fuer ein Tier! Naja, wir hatten ein paar brauchbare Fotos und so waren wir ueber den schnellen Abgang nicht enttaeuscht. Wir klatschten uns ab und ich setzte mich strahlend und kaputt auf die Bootsbank. Mein Tageswerk war getan.


    Nur 15 Minuten nach dem wir wieder an der Stelle sassen und die Ruten auslagen, ruckte wieder die Fleischrute an und Carl hing ploetzlich wieder am Fisch. Auch wenn dieser mit vielleicht 1.2m ein kleinerer Stoer war, machte er ordentlich Rabatz, sprang zweimal und zog ordentlich an der Rute. Wir liessen ihn aber im Wasser und hakten ihm neben dem Boot ab. Schoen! Kurz darauf schlug Jason an und hing auch an einem Fisch. Der war wieder ein paar Zentimeter kleiner als Carls und daher nicht mehr ganz so sportlich. Aber selbst ein Kleinstoer mit reichlich einem Meter Laenge ist immer noch ein stattlicher Fisch ueberhaupt! Dann war erstmal Ruhe. Es hatte sich wohl da unten herumgesprochen, dass hier erfahrene Angler am Werke waren. Glenn setzte uns nochmal zu einer anderen Stelle um und dort fing Cody noch einen richtig niedlichen Stoer von vielleicht 60 cm. Dann machten wir Schluss denn die Insulaner mussten noch die Faehre kriegen.


    Ein toller Ausflug und ein fantastischer Stoer-Sonntag. Vier Stoere an einem Tag sind fuer einen Amateurangler bei unguenstigen Wetter-und Stroemungsbedingungen eine klasse Ausbeute. Die Groessenvielfalt zeigt einen gesunden Mix der Stoerpopulation, was hoffen laesst, dass die Dinos auch noch Zukunftgenerationen erfreuen laesst. So ein Stoerdrill ist schon brutal und man sollte physisch fit sein sonst kommt man schnell an seine Grenzen. Diese Angelei ist wohl das naechst Beste nach Big Game nur ohne grosse Duenung oder Wellengang. Mit einem Guideboot ist es aber kostenmaessig mit offshore Big Game vergleichbar. Ohne Boot allerdings nicht durchfuehrbar.

  • Dreamworker: es ist schon ziemlich schweres Geschuetz aber kein Big Game Zeug. Eher mit Heilbuttgeraet vergleichbar. Glenn hatte Shimanoruten ca. 2.4 m, 30-100lbs, mit Daiwa Saltiga 2-Gang Rollen (fantastische aber auch nicht billige Rolle!), 130lbs Geflochtene. Die Ruten muessen eine sensible Spitzenaktion haben um die feinen Bisse gut anzuzeigen. Aber sie muessen auch praktisch unzerbrechlich sein. Wir haben uns voll reingehaengt.

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