„Von Glück und Pech“ - Vorbereitung einer Wels-Tour

  • Diesmal war mein Hauptanliegen eine Welstour in Venezuela auf die Beine zu stellen und zu testen.
    Grund hierfür war, das es dort weltweit die größten und artenreichsten Welse gibt. Das Zielgebiet hatte ich schon lange im Auge – ein ziemlich verzweigter Flussabschnitt des Orinoco, wo mehrere Flüsse einmünden. Mein Problem war allerdings, dass ich vom Wallerfischen sowieso nicht sooo viel Ahnung habe und außerdem dort noch niemand großartig auf die Bartelträger gefischt hat. Somit konnte ich auf keinerlei Wissen zugreifen. Fakt war aber, wenn da Typen wie Riesenantennenwels, Redtail, diverse Panzer-, Tiger- und Spatelwelse ihr Unwesen treiben, ist das allemal einen Versuch Wert.
    Also peppte ich mein Equipment auf „Stronger“ und los ging es. In der nächstgrößeren Stadt (Ciudad Bolivar) griff ich mir eine Art „Taxilenker“ und dirigierte ihn mithilfe meines Navi´s in die entsprechende Gegend. An den Imbissständen an der Straße erkundigte ich mich nach Fischern aus der Nähe und deren durchschnittliche Fänge in der letzten Zeit. Schließlich bekam ich den entscheidenden Tipp. Nach ca. einer halben Stunde Offroad fand ich die beschriebene Stelle. Hm, ein Flussabschnitt wie viele andere auch in Venezuela. Na gut, vielleicht ein paar Felsen und Gumpen mehr als üblich. Der ansässige Fischer sagte mir aber dann, dass man zu den eigentlichen Spots nur mit dem Boot kommt – aha, hätte ich mir auch denken können, schließlich ist das ja überall in Venezuela so. Also schnell einen Preis ausgehandelt (Köder hatte ich schon vorher organisiert) und los ging es. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt kamen wir an eine relativ große Stromschnelle mit riesigem Auslaufbecken. Nachdem ich die Ruten montiert und den Grund „abgeklopft“ hatte, ging ein Köderfisch und die 3 Tage alte Haut eines Huhnes (wenn ich an den Geruch denke, würgt es mich jetzt noch) baden. Die Montage hielt die Köder ca. 30 cm über dem Grund. Eigentlich wollte ich nebenher zum Zeitvertreib noch ein bisschen Spinnfischen, aber ich kam noch nicht einmal zur Rutenmontage, als die erste Grundrute (Hühnerhaut) mit einem mächtigen Hieb aus der Halterung gerissen wurde. Die Bremse war zwar nicht allzu stark eingestellt, aber stark genug, um meiner Rute einen „Wandertag“ zu bescheren. Nach einigen hektischen Sätzen hatte ich sie eingefangen, legte die Kampfbremse um und schlug an. Die Bremse kreischt wie verrückt und ich habe die schlaue Idee, sie fester einzustellen. Nach einem kurzem, aber Kraft fordernden Kampf setzte ich mich unfreiwillig auf meinen Hintern – Schnurbruch :(
    Naja, wird wohl nicht der einzige Interessent gewesen sein. Noch beim neu montieren bemerkte ich, wie es an der anderen Rute zupfte. Da es in Venezuela gewöhnlich nicht „zupft“ sondern knallt, wenn ein Fisch den Köder nimmt dachte ich, da werden wohl die Piranhas mal wieder genüsslich den Fisch runterfressen und holte die Schnur ca. 2 Meter ein. Beim ablegen
    der Rute gab es wieder einen unglaublichen Hieb. Allerdings hatte ich diesmal die Rute noch in der Hand und legte mich mit ihm an. Dieser war nicht so groß wie der erste, aber durchaus ein beachtlicher Kämpfer. Dank meines starken Equipments hatte ich ihn dann auch nach kurzer Zeit gelandet. Ein schöner Morocoto von ca. 7 - 9 kg! Schnell Fotoapparat raus und... Sch...!!!!!!!!!!!!!!!!! :bang: Der Akku hing noch am Netzteil in der Posada (ca.160 km entfernt) zum laden und der Reserveakku lag brav in der Ladegerättasche daneben. Am liebsten hätte ich mich in den A... gebissen. Handy lag auch im Gepäck, da man ja im Busch sowieso kein Netz hat. :rumms: Ich war so sauer, das ich meinen Kram zusammenpackte und mich von dem Fischer zur Unterkunft fahren ließ. Schon bei der Einfahrt in das Gelände fiel mir dessen (sogar für karibische Verhältnisse) außergewöhnliche Schönheit auf. Bei einem Rundgang war dann schließlich meine schlechte Laune völlig weg. Ein absolutes Juwel in der tiefsten Wildnis! Mitten an der Gabelung zweier Flüsse stand da ein Traum von Lodge, in der weder Pool, noch Aircondition in den Zimmern fehlte. Durch ihren indianischen Baustil passt sie sich wunderbar in die Umgebung ein. Dort musste man sich einfach wohlfühlen. Am nächsten Morgen ging es wieder an dieselbe Stelle. Beim montieren der am Vortag „abgerissenen“ Schnur fiel mir deren platte Bruchstelle auf. Aha, nix mit abgerissen, durchgebissen - ergo Stahlvorfach! An diesem Tag fraßen mir dann wirklich die Piranhas permanent den Köderfisch herunter. Auch meine Idee, diese am Haken zu „montieren“ (ähnlich wie Naturköder beim Offshorefischen) brachte nichts. Die Biester fraßen nun den Köder bis zum Kopf ab und für DEN interessierte sich dann natürlich niemand mehr. Meine verbliebenen 5 Fische gingen dabei drauf und ich beschloss, mir mit Spinnfischen Fetzenköder zu beschaffen. An einer geeigneten Stelle badete ich einen kleinen Suspenser und bereits nach kurzer Zeit hatte ich einen brachialen Biss. Er hing!!! :dance: Meine 270-iger Bodden spezial bog sich wie eine Straßenlaterne und reichte die mächtigen Schläge an mein Handgelenk durch. Was für ein Brocken! Tja, ca. 60 Sekunden durfte ich ihn dann auch spüren... Mein erster Gedanke: ausgeschlitzt! Nö, der hintere Drilling war mitsamt Sprengring komplett verschwunden und vom vorderen waren zwei Schenkel gerade wie ein Lineal. Dazu möchte ich anmerken, dass ich außer bei Rapalla und Illex, bei sämtlichen Wobblern die Ringe durch „Profisprengringe“ und die Haken durch „Gamakatsu“ ersetzt habe. Das Problem ist, das auch diese Firmen beim Material nicht zaubern können und zu große Haken und Ringe das Laufverhalten der Wobbler dermaßen beeinflussen, das sie nicht mehr fängig sind. Leider ging an diesem Tag, außer zwei ernstzunehmenden Fehlbissen nichts mehr. Am nächsten Tag musste ich leider schon sehr früh abreisen, um meine Gäste in Caracas abzuholen, sodass mir kein weiteres Probefischen mehr möglich war. Nachdem ich meinen Angelgästen von der Stelle erzählt hatte, wollten sie diese unbedingt kennenlernen. Also wurde die Tour kurzerhand ein wenig umgestellt und wir fuhren für zwei Tage dort hin. Von der Lodge waren sie ebenso begeistert wie ich und mit den Angelplätzen waren sie auch mehr als zufrieden. Seltsamerweise hatten wir kaum Bisse. Hm, also Nachtfischen! 6 Ruten und nicht ein „Zupferle“??? :8+ Natürlich, Vollmond! Es war zum verzweifeln. In der zweiten Nacht dann Neumond; aber jetzt! Nachdem wir den Tag mit mäßig erfolgreichen Spinnfischen auf Payara, Morocoto und Co und reichlich relaxen zugebracht hatten, freuten wir uns auf das Nachtfischen. Gegen halb sechs wurde es mit einem mal dunkel und ein schweres Gewitter ging nieder. Wir fuhren trotzdem zum Treffpunkt, an dem der Fischer uns mit dem Boot abholen wollte. Es regnete immer noch wie aus Kannen. Nachdem wir am Treffpunkt eine reichliche Stunde mit dem Fischer und ein paar seiner Freunde auf besseres Wetter gewartet hatten und dabei die Haut einer ca. 6 Meter langen Schlange vorgeführt bekamen (die frecherweise den Hund gefressen hatte und dafür mit der Materialfunktion für Stiefel und Handtaschen bestraft wurde), beschlossen wir die Aktion „Nachtangeln“ abzubrechen. Bei jedem Blitz sah man, das der Himmel immer noch Pechschwarz war. Selbstverständlich hörte der Regen auf, kaum das wir wieder in der Lodge waren. Da wir es uns aber bereits abgewöhnt hatten, uns über IRGENDETWAS zu ärgern, widmeten wir uns einigen Cuba Libres. Am nächsten Tag ging dann doch noch einiges. Wir fuhren einige vielversprechende Stellen ab und erlebten wieder etliche brachiale Attacken, bei denen auch das Eine oder Andere an Equipment auf der Strecke blieb. Schließlich konnte unter anderem ein beachtlicher Peacock Bass
    nach „Schwimmeinsatz“ gelandet werden und einige Morocotos ließen sich auch anschauen.
    Fazit: das es dort etliche sehr große Fische gibt steht fest! Ergo: dort bin ich sehr bald wieder und nehme mir ausreichend Zeit.


    Petri Heil und Tight Lines
    euer Axel
    Piratas Caribenos
    Abenteuerfischen.com



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