Meine (Angel-)Kindheit in Kirgistan

  • Da ich momentan etwas Zeit habe, wollte ich euch etwas über ein Land schreiben, welches ihr im bestem Fall aus den Nachrichten (meist keine positiven) kennt. Da ich dort aufgewachsen bin und auch meine ersten anglerischen Schritte unternommen habe, kann ich euch etwas drüber erzählen, da es ein sehr interessantes Land ist, wo es auch tolle Angelplätze gibt (oder gab). Falls es welche nicht interessiert, so seid fair und erspart mir bitte blöde Kommentare.


    Also, ich wurde im Oktober 1985 in Preshewalsk, dem heutigen Karakol, geboren, Karakol liegt auf Fusse des (für mich) schönsten Gebirgssees den ich bisher geshen habe, der See heißt Yssyk Kul. Der See ist ca 200 km lang, ca 60 km breit und ca 700 m!!! tief. Da der See keinen Abfluss besitzt ist der See leicht salzhaltig, dadurch friert er auch im Winter nicht zu und übersetzt heisst der See "warmer See". Und genau an diesem See unternahm ich meine ersten Schritte, ich kann mich gar nicht dran erinnern wie alt ich da überhaupt war, ich denk mal so 3 bis 4 Jahre. Da bin ich mit meinem Opa, meinen Vater und Cousin und Schwester zum angeln gefahren, nicht nur einmal, sondern öfters. Das war in der Nähe des Ortes " Tosor" (wer es mal auf Google Earth nachgucken will). Geangelt haben wir auf eine endemische Felchenart. Unser Angelgerät war sehr premitiv, einfach eine lange Angelschnur, am Ende kam ein schweres Bleigewicht vor dem Blei kammen noch drei bis fünf Haken und fertig war die Montage. Als Köder (da gab es keine fertige Hegene) nahmen wir kleine gelbe Raupen, die wir vorher auf Pappeln einsammelten, genau wie Grashüpfer, Würmer und auf Maden. Die Köder zogen wir der länge nach auf die Haken, die Fische bißen manchmal so vorsichtig und zaghaft, dass man teilweise die Hakenspitze auch noch verstecken musste. Dann wurde die ganze Montage rausgeworfen auf Spannung gebracht, die Biserkennung erfolgte über den Zeigefinger, die Kunst bestand dadrin den richtigen Zeitpunkt abzuwarten so das an allen Haken ein Fisch hing, was auch häufig funktionierte. Mein Cousin, meine Schwester und ich machten immer ein Wettbewerb draus, wer die meisten Fische fing (meistens fing ich die meisten, hatte die meiste Geduld :o ). Und wenn wir doch mal keine Lust aufs angeln hatten, dann sind wir schwimmen gegangen, der See hat glasklares türkisses Wasser. Meist blieben wir dort auf zwei Tage und übernachteten in Zelten, was für uns Kinder ein riesen Abenteuer war. Abends saßen wir beim Lagerfeuer grillten die gefangenen Fische und Speck (Grillfleisch konnten wir nicht mit nehmen, da wir keine Möglichkeit hatten es zu kühlen) und guckten auf den sternklaren Himmel, so viele Sterne wie dort habe ich schon lange nicht mehr geshen (dort war die Lichtverschmutzung nicht so extrem wie in Europa). Gefangen haben wir dort genug. Obwohl mein Vater und Opa berichteten, dass in den sechzigern und siebzigern die Fänge noch größer ausfielen. Das hatte, wie so oft in sowietischen Ländern, viele Gründe, zum einen gab es keinerlei Kontrollen statt, die Fischerflotten fingen einen Großteil mit Netzen und zum anderen wurden auch fremde Fischarten in den See eingesetzt Zander und Regenbogenforellen, die die Felchenbestände stark dezimierten :( .
    Trotzdem war es toll und diese Zeit prägte mich für mein ganzes Leben. Doch leider ging es dem Land nach dem Zusammenbruch der Sowietunion gar nicht gut und aus diesem Grund sind wir aus Kirgistan ausgewandert, das war im Jahre 1994 und seitdem war ich leider auch nicht dort gewesen. Meine Oma und Opa sind zusammen mit meiner Tante und meine Cousins nach Russland ausgewandert. Vor zehn Jahren, bei unserem vorletzten Besuch habe ich meinem, mittlerweile verstorbenen Opa, versprochen, dass ich da noch mal hinfahre und noch mal angel.


    Mittlerweile gibt es dort noch weniger Fische und ich habe auch gehört, dass dort man 5 Jahre nicht mehr angeln darf, damit sich die Fischbestände etwas erholen können.


    So ich hoffe ich konnte euch mal ein wenig über Angelmethoden aus anderen Ländern berichten. Falls es einer mal dorthin fahren möchte, so soll er das auf jeden Fall machen, das Land bietet einem echt viel, man kann dort super wandern, am See entspannen, auf Bergsteigen auf über 7.000 m hoche Berge, usw. Man darf nur nicht eine so tolle Infrastruktur erwarten, so wie in Europa. Aber wer ein Abenteuer sucht ist dort genau richtig. Falls einer noch mehr Informationen sucht, kann mich gerne fragen, ich würde sehr gerne behilflich sein.


    Hoffe es hat euch gefallen


    MfG Horst_Günther

  • Ich habe leider keine Digitalen Fotos, meine Eltern haben aber noch welche ( natürlich keine digitalen) vielleicht kann ich die einscannen!
    Ich denke nicht, dass sich die Menschen dort an das Angelverbot halten werden, die haben dort leider ganz andere Probleme!

  • Hallo mein name ist Christoph, ich bin Angelanfänger und interessiere mich sehr für alles ums Angeln herum. Ihre Geschichte ist sehr schön, ich wäre auch gerne mit der Angelei aufgewachsen.

    Momentan bin ich in Bischkek und werde hier auch noch bis September bleiben, das heißt ich werde auch mal einen Angelausflug zu Issyk-Kyl machen. Nur muss ich mich noch mit den Fischarten und den Gewässern vertraut machen. Zum Beispiel scheinen mir die Nebenflüsse des "Chui" recht flach zu sein und ich bin mir nicht sicher mit welcher Technik ich hier anfangen soll.

    MfG Christoph

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