Leibesvisitationen - Eure Meinung ist gefragt!

  • Gestern Nacht hatte ich die zweifelhafte Ehre, einer Razzia mit Schwerpunkt Drogenfahndung beiwohnen zu dürfen.
    Ist schon beeindruckend mit welcher Verachtung der Bürgerrechte die Staatsgewalt sich dabei mit „Ruhm“ bekleckert.
    Überfallartiges Eindringen von geschätzten 50 Männern (und paar Frauen) in schwarzen Strampelanzügen,
    bewaffnet mit Maschinenpistolen, Schäferhunden, Schlagstöcken und Videokameras
    Strategische Besetzung sämtlicher Räume, keiner der Anwesenden darf den Platz verlassen,
    das Rauchen und Trinken ist einzustellen. Sämtliche Ausweise werden eingesammelt, die Daten gesichert,
    Videoaufnahmen von sämtlichen Anwesenden gemacht …


    … und dann geht’s ab zur Durchsuchung und Leibesvisitation (!)
    Auf meine Frage, auf welcher gesetzlichen Grundlage man die Hose vor Beamten herunterlassen müsse
    wurde mir vom Einsatzleiter erklärt, dass es grundsätzlich, ohne zusätzliche Verdachtsmomente, der Polizei gestattet ist,
    Leibesvisitationen durchzuführen, wenn man sich an einem „verruchten Ort“ befindet. Notfalls mit körperlicher Gewalt.


    Zu den verruchten Orten gehören übrigens nicht nur, wie in diesem Fall, zwielichtige Etablissements
    sondern auch Diskotheken und, man höre und staune, Bahnhöfe und eventuell auch öffentliche Plätze(!)


    Das heisst im Klartext:
    Niemand ist, egal an welchem öffentlichen Ort, davor gefeit, sich vor Polizeibeamten nackt ausziehen zu müssen
    und sämtliche Körperöffnungen zur Inspektion zur Verfügung zu stellen.


    Ach ja – in München ist es übrigens gang und gebe, Jugendliche beim Verlassen eines bekannten großen Partyareals
    dieser Prozedur hinter VW-Bussen auf offener Strasse zu unterziehen.


    Ebenso wurden in der Vergangenheit sogar Besucher von Fußballstadien zu diesem unfreiwilligen Striptease gezwungen.
    Das waren allerdings keine Hooligans wie man vermuten könnte, sondern minderjährige Jungs und Mädels,
    die als verdächtig auffielen weil sie unverdächtig (!) aussahen und wegen der Unverdächtigkeit (!)
    eventuell verbotene Gegenstände unerkannt ins Stadion schmuggeln könnten.


    Mich würde mal Eure Meinung zu dieser, in meinen Augen, staatlichen Willkür interessieren,
    da in diesem Fall ja das Totschlagargument für staatliche Überwachungsarbeit
    „Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten“ nicht greift,
    da es für den braven Bürger als äusserst demütigend empfunden werden dürfte,
    wenn man nicht gerade über eine ausgeprägte exibitionistische Ader verfügt.

  • Entschuldige Peter, aber wenn ich meine ehrliche Meinung zu dem von dir geschriebenen hier äußern würde, wäre ich wohl nicht mehr viel länger Mitglied des Forums und du müsstest mich sperren.
    Meine Reaktion auf diese "Behandlung" würde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu meiner sofortigen Inhaftierung führen!

  • Das ist eben die staatliche Gewaltenteilung. Der Staat teilt dem Bürger seine Gewalt mit.


    Ich halte es mit Onkel Tom und schreibe jetzt auch nicht, was von solchen Maßnahmen und Dienern dieses Staates halte.

  • Zitat

    Zu den verruchten Orten gehören übrigens nicht nur, wie in diesem Fall, zwielichtige Etablissements


    Nanu, Peter, wo hast du dich denn da rumgetrieben?


    Nichtsdestoweniger hast du recht: Was da mitunter an staatlicher willkür passiert, ist einer Demokratie nicht mehr würdig!
    Auch die Staatsgewalt sollte sich an die Verhältnismäßigkeit der Mittel halten.
    Razzien in einschlägig bekannten Szenemilieus sind OK.
    Aber auf offener Straße? An jedem öffentlichen Ort?

  • Also mir ist das nicht nur einmal in den frühen 90ern passiert, als die Techno Szene ihren Höhepunkt feierte. Man hat sich schnell daran gewöhnt. In Neuss kannte ich die Bullen schon mit Namen, ziemlich albern die ganze Aktion.


    Gefunden haben sie nie was, aber fühlten sich verdammt wichtig. Ich hab mir immer nen Spaß draus gemacht, sie richtig blöd aussehen zu lassen. Der Widerstand des kleinen Mannes - nach ein paar Malen hatten sie dann keinen Bock mehr mit mir zu spielen, schade eigentlich, ich fand sie immer ganz putzig in ihren Sondereinsatzklamotten.


    Sahen immer aus, als würde bald ein Krieg ausbrechen. Und die Köter, die sie immer mit dabei haben, das war ein Spaß: "Sorry, aber keine Hunde in mein Auto, ich habe eine Hundehaarallergie!" Dann rückten immer gleich 3-4 Mann mit Latexhandschuhen an und haben gaaaaanz genau gesucht. Die waren sich sicher, was zu finden. Ich liebe es, in traurige Männeraugen zu sehen :D


    Lass ihnen doch ihren Spaß, irgendwie müssen sie schließlich auch ihr Geld verdienen, denn arbeitslos können sie als Beamte ja nicht werden ;-)

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Hi! Wir haben in der BRD doppelt so viele Polizisten je Einwohner wie die Niederländer - aber nur halb so viele Lehrer.... .
    Wir leben doch nicht in einem Polizeistaat..... oder!?
    Petri!
    Taxler; sei froh das man Dich nicht erschossen hat - kommt ja auch öfter vor als man denkt .. .

  • Zitat von rhinefisher

    ... sei froh das man Dich nicht erschossen hat - kommt ja auch öfter vor als man denkt .. .


    Ich bin froh dass sich von denen keiner selbst erschossen hat ...
    ... das kommt ja auch öfter vor als man denkt :badgrin:

  • Bei einer Demo in den 60 er Jahren, schaute mir auch einmal ein Untersuchungsbeamter ins Achterdeck.
    Glaubte wohl er findet ein Mitglied der damaligen Terrorszene.
    Danach hatte er eine Gasvergiftung und vier Wochen die Gelbsucht.

  • Also, ich sag da jetzt besser auch nichts, bin auch Onkel Toms Meinung. Wurde am Samstag erst von so nem "Wegelagerer in grün" aufgehalten und angeschnautzt. Kein "Guten Morgen", kein Ausweis usw. Hab dann mal nett nachgefragt, und dann wär er fast geplatzt. Schade eigentlich... |:p

  • Wir können ja noch froh sein, dass Rolling Wolli (der mit dem AOK-Chopper) nicht alles darf, was sich so in seinem hassenden Hirn entwickelt!


    Da könnte man vermutlich nackt in den Flieger steigen und müsste neben den Unterhosen auch das Testament am Counter abgeben, weil die latente Gefahr besteht, dass er der Luftwaffe Feuerbefehl erteilt.

  • Beim Grenzübertritt zur Niederlande (20 km ) oder auf dem Rückweg haben wir öfters mal einen kleinen Stopp der Behörden erdulden müssen. Drugwipe und Leibes incl. Die Jungs haben sich aber immer korrekt verhalten. Auch die Niederländer sind immer Freundlich und Fair gewesen. Hier im Grenzgebiet hat man sich ein bisschen an die Drogenkontrollen gewöhnt. Die Beamten schauen sich die LEUTE erstmal genau an bevor Sie zu weiteren Maßnahmen greifen. Auch bei mir (Langhaarig und ein paar Tatoos)- Wahrscheinlich haben sie etwas mehr Übung mit der Materie.

  • Schlimm war es in den 70ern zur Hochzeit der RAF, wenn man da mit dem PKW angehalten wurde, dann schaute man direkt in den Lauf einer Maschinenpistole. Das war garantiert unangenehmer als sich die Hämorrhoiden massieren zu lassen :oops:

  • Unfreundliche Polizisten gab es immer, gibt es immer und wird es immer geben. Das ist aber wohl in jedem Beruf so!
    Die schlechtesten Erfahrungen im Tonfall habe ich übrigens mit dänischen und spanischen Polizisten gemacht, die fragen nicht nach Sonnenschein!


    Gruß donlotis

  • Mir hat damals einer dieser Ordnugshüter erklärt, dass manche Kollegen bei solchen Aktionen gerne ihre Frustrationen abbauen.
    Und das alles völlig legal, wenige Jahrzehnte nach dem braunen Supergau.
    Die Menschen ändern sich nicht, nur die Jahreszahl.

  • Bevor ich mich zu äusserungen hinreissen lasse, würde ich von Peter gerne wissen, wo und in welchen zusammenhang diese "razzia" stattgefunden hatte...
    Ist ja nicht so, dass die Polizei ohne weitere verdachtsmomente so einen aufwand betreibt... Und schimpfen könnt ihr soviel Ihr wollt, richtig oder nicht, sei mal dahingestellt, aber wen ruft Ihr denn an, wenn Ihr einen Unfall hattet, oder euch Schaden droht... bestimmt nicht die heilsarmee....

  • Ich wurde auch schon oft gefilzt und sogar schon auf der Wache verprügelt aber was soll man machen - jjaja , jetzt sagen welche " Anzeigen " hahaha , die schützen sich doch gegenseitig !!! alles schon erlebt.....

    Im Endeffekt kann man nix dagegen machen und wer sich aufregt - auch wenn man ein reines Gewissen hat - bekommt es besonders nett verpasst .
    Und wenn nix gravirendes gegen einen vorliegt wird solange gesucht bis was gefunden wurde und wenns nur der fehlende Verbandkasten ist.


    Ich nenne das WILKÜR

  • Zitat von achimx

    Bevor ich mich zu äusserungen hinreissen lasse, würde ich von Peter gerne wissen, wo und in welchen zusammenhang diese "razzia" stattgefunden hatte...
    Ist ja nicht so, dass die Polizei ohne weitere verdachtsmomente so einen aufwand betreibt....


    Das ist eigentlich nicht der Punkt des Anstosses dieser Diskussion, sondern lediglich ein Erlebnis,
    dass bei mir die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel aufgeworfen hat
    und mich dazu befleissigt hat um die Meinung der Community dazu zu bitten.


    Es geht hier bei der Frage nicht um die erlebte Razzia (die war bestimmt berechtigt - oder auch nicht)
    sondern um die Frage der Leibesvisitation an sich, als jederzeit anwendbares legitimes Mittel der Polizei
    an jedem x-beliebigen Ort und jeder x-beliebigen Person zu jeder x-beliebigen Zeit.


    Man kann jede Fragestellung versuchen zu realativieren - ...
    ... jedoch auch einfach seine persönliche Meinung dazu zu äussern.


    Also Achim - ... was ist Deine persönliche Meinung zu Leibesvisitationen an unverdächtigen Bürgern,
    die in ner Disco waren, am Bahnsteig stehen oder einfach nur ein Fussballspiel gucken wollen?

  • Nun denn Taxler, so hatte ixh das nicht aus deinem Posting herausgelesen... Ich hatte es so verstanden dass es im besonderen um diesen Fall ging... Sorry dafür...

    Zitat

    Also Achim - ... was ist Deine persönliche Meinung zu Leibesvisitationen an unverdächtigen Bürgern,
    die in ner Disco waren, am Bahnsteig stehen oder einfach nur ein Fussballspiel gucken wollen?


    Ist auch wieder so eine Sache... ich kenne das z.Bsp. bei Fussballstadien, dort soll damit verhindert werden dass waffen und wurfgeschosse mit ins stadion gebracht werden, dort geht die Polizei nach Ihrer "Nase", müssen Sie denn ja auch, sagt ja keiner freiwillig "hier, hier, ich hab was dabei"... in den fällen find ich dach in Ordnung, geht ja auch um die eigene sicherheit...


    Ich glaube, dass kann man nicht so festlegen, ausserdem gibts bei der Polizei eben auch solche und solche... Wie das eben so ist im Leben...
    Gott sei dank musst ich eine Erfahrung in der Richtung wie sie hier einige schon geschildert haben, noch nicht machen...

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