C&R bei Forellen

  • Servus


    ich weiß das die Diskussion relativ häufig geführt wird und vielleicht auch schon ein bisschen abgedroschen ist, aber trotzdem würde mich mal interessieren wie ihr zu dem Thema, besonders im Bezug auf Forellen steht.


    Eigentlich komme ich darauf, weil mittlerweile in fast jedem x-beliebigen YouTube-Video zum Forellenangeln die Fische zurückgesetzt werden und das ganze als schonende oder natürliche Fischerei angesehen wird.


    Klar, der Fisch überlebt das angeln (meistens) und auch viele andere Angler "können den später nochmal fangen", aber ist das wirklich der Sinn der Sache? Einen Fisch zu fangen, um ihn vor die Kamera zu halten ist doch alles andere als waidgerecht. Damit fange ich den Fisch ja nur zu meinem Spaß und zur Belustigung von Leuten, die das dann angucken.
    Man schießt ja auch nicht auf Rehe mit Betäubungspfeilen um sie zu fotografieren, ins Internet zu stellen und dann wieder laufen lassen. Das widerspricht einfach dem Sinn der Sache, zu mindestens meiner Meinung nach.


    Ausnahmen von der Regel finde ich aber durchaus sinnvoll. Wenn ich im September eine 50er Bachforelle voller Laich fange setz ich die höchstwahrscheinlich zurück, es gibt für mich durchaus vertretbare Gründe einen gefangenen Fisch zurückzusetzen, allerdings muss der halt sinnvoll sein.


    Fische nur zu fangen, um sie wieder zurückzusetzen und sich selbst auf die Schulter zu klopfen für schonende Fischerei ist in meinen Augen deshalb widersprüchlich. Wie Pilzesucher die keine Pilze essen und vegatrische Jäger, gibts alles :)


    Was mir auch ziehmlich missfällt, ist die Art, wie gefangene Fische zurückgesetzt werden. Der Fisch "muss natürlich mit der Hand gelandet werden, das ist viel schonender".
    Richtig, aber um das zu tun muss man das entweder können oder den Fisch drillen bis er keine Power mehr hat. Man sieht in den schon angesprochenen Videos recht häufig, wie auch kleinere Fische vollkommen unnütz minutenlang gedrillt werden um sie dann beim 3 ten Versuch mit der Hand zu landen. Ist vielleicht auch nur ne persöhnliche Macke von mir, aber ich versuche die Drills immer kurz und schmerzlos zu halten und den Fisch mit beherztem Einsatz in den (gummierten) Kescher zu bugsieren. Wenn ich wirklich einen Fisch zurücksetzen will kann ich dann mit hoher Sicherheit sagen, dass er noch genug Kraft hat um das problemlos wegzustecken.


    Das ist in etwa meine Meinung dazu, und jetzt würde mich mal interessieren wie ihr das seht?

  • An meinem Forellenbach setzte ich auch viele Fische zurück, da wir einen ziemlichen Engpass an größeren Forellen haben. Es werden etliche Forellen zwischen 20cm und 30cm gefangen, die ich, wie viele andere Vereinsmitglieder auch, zurücksetze. Den Drill (Wenn man es so nennen kann) halte ich immer so kurz wie möglich, und ich kann echt nicht verstehen, wie manche Leute einen Fisch dieser Größenordnung sonderlich lange "drillen" kann. Bei mir ist es eher ein Einkurbeln mit etwas Widerstand.


    Besatzfische wie Saiblinge oder Regenbogenforellen entnehme ich grundsätzlich, da sie jedes Jahr neu besetzt werden und für den Fluss keine große ökologische Bedeutung haben. Bei den besetzten Bachforellen (Fische von 40-60cm) entscheide ich die Entnahme nach der aktuellen Jahreszeit und nach dem Gewässerabschnitt in dem ich sie gefangen habe: Da mein Fluss in einem Abschnitt gestaut und dieses Staugebiet von 2 Wehren begrenzt wird, ist es den Fischen dort nicht möglich zu den Kiesbänken im Oberlauf aufzusteigen. In diesem Gebiet entnehme ich auch besetzte Bachforellen grundsätzlich, da sie nichts zum Populationsaufbau beitragen können.

  • Ich denke da hat jeder Angler seine eigene Meinung zu.
    Ich frage mich nur gerade wie man kleine Fische minutenlang "drillen" kann. Das ist doch meistens eher ein reinkurbeln mit ein bisschen Widerstand und gezappel...
    Aber einigermaßen ausgedrillt muss ein Fisch schon sein, sonst zappelt er beim Haken raus machen so. Danach halte ich ihn im Wasser immer noch kurz fest, bis er wieder bei Kräften ist und davon düst ;)

  • Das Thema ist tatsächlich abgedroschen...aber da Du gefragt hast, will ich auch antworten.


    Auf der ganzen Welt werden täglich unzählige Fische nach dem Fang wieder freigelassen. Überall, wo dies schon länger praktiziert wird, sind die Bestände in der Regel ausgezeichnet und die Sterblichkeitsrate dadurch nicht nachweislich gestiegen. Es gibt Gegenden und Gewässer, wo C&R sogar ausdrücklich vorgeschrieben ist. Wer sich nicht daran hält, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.


    Nur in Deutschland wird dieses Vorgehen kritisch gesehen und die vielfach erwünschte catch & kill Mentalität hier führt dazu, dass unsere Fischbestände zumeist alles andere als gesund sind. Viele Gewässer würden ohne massive künstliche Besatzmaßnahmen längst fischleer sein, da die Entnahmemenge die natürliche Nachwuchsrate deutlich übersteigt.

    Ich suche immer alte ABU Angelrollen, Kartons und Papiere sowie Werbematerial.
    Ich freue mich über Angebote aller Art per PN oder Mail. Danke

  • Es gibt da kein Schwarz oder Weiss, es kommt auf die Umstände darauf an. Wenn man an einem Gewässer mit weitgehendem Naturbesatz fischt, dann wird man die Forellen zurücksetzen, wenn man weiss, dass diese Grösse in der Alterspyramide schlecht vertreten ist. Ist dies nicht der Fall, dann wird man m a s s v o l l entnehmen. Übergrosse Fische wird man in solchen Gewässern kaum finden, sollte es dennoch der Fall sein, dann gehören die ebenfalls entnommen. Die Art der Fischerei spielt auch eine Rolle - beim Fliegenfischen mit angedrücktem Haken wird der Fisch kaum verletzt und zurücksetzen ist da kein Problem. Auch beim Spinnfischen mit Einzelhaken und angedrücktem Widerhaken ist dies meist möglich. Und wer nicht weiss, wie man mit einem Fisch beim Drill oder beim Zurücksetzen umgeht, der sollte entweder gleich in eine Teichwirtschaft gehen, wo generelle Entnahmepflicht herrscht oder das Fischen sein lassen. Wobei man wenigstens hoffen darf, dass auch in einer Teichwirtschaft die Fische wenigstens sachgemäss getötet werden.

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